Auf den zweiten Blick von Seira-sempai ================================================================================ Kapitel 71: Shoppingausflug --------------------------- Fünf Tage vor Weihnachten ging Luca dann mit seinem Vater, der sich extra dafür freigenommen hatte, einkaufen. Nina begleitete sie, würde aber eher zurückkehren, da sie sich am Abend mit ein paar Freundinnen auf dem Weihnachtsmarkt treffen wollte. Glühwein trinken und Waffeln essen, hatte sie gemeint. Sebastian, der ständig in Peters Nähe war, fuhr sie zum Möbelhaus. Glücklicherweise bestand Peter dann darauf, dass sich Sebastian ein paar Stunden frei nehmen konnte. Er würde ihn anrufen, wenn er sie wieder abholen sollte. Der Mann verschwand in Richtung Weihnachtsmarkt. Als Luca das Möbelhaus betrat, wäre er am liebsten wieder umgekehrt. Das lag aber keinesfalls an einer schlechten Atmosphäre oder so, er hatte nur die Preisschilder bemerkt. Bis jetzt war ihm noch nicht klar gewesen, wie viel Geld man für Möbel ausgeben konnte. Die Kataloge, die ihm sein Vater gegeben hatte, enthielten keine Preisangaben. Nina schien sein Unwohlsein bemerkt zu haben, denn sie lächelte ihn freundlich an. „Mach dir keinen Kopf. Dein Vater kann sich das locker leisten. Außerdem möchte er nicht, dass du minderwertige Sachen bekommst.“ Sie hatte leicht reden. „Ikeamöbel hätten es auch getan“, murmelte er leise, was Nina zum Lachen brachte. „Jetzt sei doch nicht so“, mischte sich auch Peter in ihr Gespräch ein, „Du weißt, dass es mich nicht stört, Geld für dich auszugeben. Dein Zimmer soll dir am Ende ja gefallen und hier ist die Auswahl einfach größer. Außerdem ist die Qualität nicht mit Ikea zu vergleichen. Dort gibt es nur Massenware.“ Darauf erwiderte Luca nichts mehr. Er wusste auch nicht, was er sagen sollte. Es wäre unhöflich, noch weiter auf Billigmöbel zu bestehen. Aber er fühlte sich zwischen dem vielen teuren Zeug auch nicht wirklich wohl. Zwar hatte er sich langsam an Peters Haus gewöhnt, aber jetzt, wo er die Preise sah, wurde ihm erst klar, wie teuer die ganze Einrichtung wirklich gewesen sein musste. „Was wird eigentlich aus den Sachen, die jetzt in dem Zimmer stehen?“, fragte er nach einer Weile. „Die teilt Hans auf die anderen Gästezimmer auf“, antwortete Peter. Der Siebzehnjährige war erleichtert. Wenigstens wurden sie nicht weggeworfen oder so. Das wäre wirklich Schade um die Möbel gewesen. Sie waren noch so gut wie neu. In der Abteilung für Schlafzimmer hielten sie an und begannen, sich die Möbel genauer zu besehen. Luca fand auch recht schnell ein Bett, das ihm gefiel. Es hatte die gleiche Größe wie das von Nicholas, war wegen der Bettkästen etwas höher und hatte die gewünschte weiße Farbe. An Kopf- und Fußenden war es mit grünem Plexiglas besetzt. Aber es war nicht irgendein grün. Es war die Farbe von Nicholas‘ Augen. Durch den weißen Untergrund wirkte es allerdings ein ganzes Stück heller. Der Nachttisch war ebenfalls bereits zum Bett, was Luca sehr praktisch fand. Er hatte die gleiche Höhe wie die Kästen und konnte unter das Bett geschoben werden, wenn er nicht gebraucht wurde. Als er um das Bett herumlief, fiel ihm allerdings auf, dass sich Kästen und Nachttisch an beiden Seiten befanden. Er würde es also nicht in die Ecke stellen können, aber das war nicht weiter tragisch. Peter freute sich. „Das ging aber schnell. Nina braucht immer Stunden, bis sie etwas findet, was ihr gefällt.“ Sofort kam einer der Verkäufer auf sie zu. „Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“ „Wir hätten gerne dieses Bett hier und passende Möbel dazu“, sagte Peter. Der Verkäufer deutete auf die umstehenden Möbel. „Diese hier gibt es in mehreren Farben, wie sie an der Tafel sehen können. Schauen Sie sich ruhig um. Wir haben nicht von jeder Farbe alles hier, können es aber problemlos nachbestellen. Das würde dann aber so zwischen drei und fünf Wochen dauern.“ Nina bedankte sich höflich, ehe sie Luca zu den Kleiderschränken zog. Da er sich mit dem Bett schon für einen bestimmten Stil und eine Farbe entschieden hatte, war die Auswahl begrenzt und er hatte schnell die passenden Möbel gefunden. Nina begann, zu planen, was er noch alles brauchte und da sie einen sehr ähnlichen Geschmack hatten, waren sie sich fast sofort einig. Innerhalb weniger Stunden wurde seine ganze Zimmereinrichtung ausgesucht, sogar die meisten Einrichtungsgegenstände bekamen sie hier. Es würde ihnen in den nächsten Arbeitstagen geliefert werden. Da Weihnachten war, dauerte das aber etwas länger, doch das störte nicht. Nur für Teppich und Farbe für die Wände mussten sie in einen Baumarkt fahren. Nina verabschiedete sich, da sie ihre Freundinnen nicht warten lassen wollte und Luca fuhr nur mit seinem Vater und Sebastian, der sie bereits an der Tür erwartete, weiter zu einem Baumarkt. Auch hier wurde er schnell fündig. Er entschied sich für einen dunkelgrün gemusterten, extrem flauschigen Teppich und hellorange Farbe, die laut der Verkäuferin gut zu dem Teppich passte. Sie hatte sie ihm sogar dazu empfohlen. Peter ließ auch das liefern, allerdings noch vor Weihnachten. Er bestellte sogar eine Firma, die kurzfristig den Teppich auslegen sollte. „Die Wände wird Hans dir vorher streichen“, meinte er. Luca nickte nur. Er war überwältigt von dem ganzen Geld, dass Peter ohne mit der Wimper zu zucken für ihn ausgab. „Lass uns noch essen gehen“, wechselte sein Vater das Thema, als sie wieder zu Sebastian, der diesmal auf sie gewartet hatte, in das Auto stiegen, „Ute hat heute ihren freien Tag.“ „Ok“, sagte Luca. Er wunderte sich, was Peter getan hätte, hätte er nicht mit gewollt. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass Ute heute nicht da gewesen war, Klar, der Frühstückstisch war weniger üppig gedeckt, es hatte nur Aufbackbrötchen mit Nutella und Marmelade gegeben, aber das war für sein Verständnis immer noch ein Festessen. „Halt hier am Straßenrand“, wies Peter Sebastian an, „Dann kannst du für heute Schluss machen. Wir nehmen dann ein Taxi.“ Der Fahrer hielt ihnen noch die Tür auf, dann verabschiedete er sich. Der Siebzehnjährige kletterte mehr schlecht als recht aus dem Auto, aber zumindest brauchte er keine Hilfe mehr. Als er es endlich geschafft hatte, reichte ihm sein Vater die Krücken. Luca sah sich um. Er wusste, wo er war, immerhin war hier früher sein Schulbus vorbeigefahren. Die Haltestelle war auch nicht besonders weit entfernt, er konnte sie sogar sehen. Sie standen vor einem Restaurant, dass, wenn man nach der Einrichtung ging, sehr teuer war. Hätte Sebastian nicht vor einem McDonalds oder so halten können? Andererseits konnte Luca sich seinen Vater absolut nicht in einem Fast-Food-Restaurant vorstellen und das lag nicht nur an dem Designeranzug. Sie hatten es kaum betreten, da wurden sie auch schon begrüßt. Allerdings schienen sie nicht die einzigen zu sein, denn vor ihnen stand eine Familie, stehend aus Eltern, Sohn und Tochter. Jedenfalls ging er davon aus, dass es sich um eine Familie handelte. Irgendwie kam ihm der Sohn seltsam bekannt vor. „Peter“, wurde sein Vater von dem Vater freudig begrüßt, „Mit dir habe ich ja gar nicht gerechnet. Was treibt dich hier her?“ „Johann“, grüßte Peter zurück, „Nun, ich würde mal sagen, das gleiche wie dich: der Hunger.“ Der Blick Johanns, zumindest ging Luca davon aus, dass das sein Name war, fiel auf ihn. „Ah“, meinte Peter und lächelte den Mann entschuldigend an. „Ihr kennt euch ja noch gar nicht. Johann und ich arbeiten seit ein paar Jahren zusammen. Sein Unternehmen stellt Schuhe und Taschen zu den Klamotten meines Unternehmens her.“ Er legte Luca die Hand auf die Schulter. Der Siebzehnjährige versteifte sich kurz, schaffte es aber, nicht zusammenzuzucken. Trotzdem war ihm die Situation leicht unangenehm. „Das ist mein Sohn, Luca“, stellte Peter ihn vor. „Du hast einen Sohn?“ Johann schien überrascht, doch Luca achtete nicht weiter auf ihn. Inzwischen hatte sich auch der Rest der Familie zu ihnen umgedreht und als der Blonde das Gesicht des Sohnes sah, hätte er am liebsten die Flucht ergriffen. „Thomas?“, Erschrocken starrte er seinen Mitschüler an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)