Von Schlammblütern und Slytherins von Arcturus (6. Türchen im Fanfic-Adventskalender 2013) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Quidditch!“, fauchte Hermione wütend, kaum, dass Harry seinen Grund für die Sorge um Ron offenbart hatte. „Ist das alles, was Jungs interessiert? Cormac wollte nicht das Geringste über mich wissen, nein, ich bekam nur die ganze Zeit Einhundert Großartige Paraden von Cormac McLaggan nonstop serviert – oh nein, da kommt er!“ Kaum zeichnete sich Cormacs Silhouette hochaufgeschossen gegen die Schar der Besucher von Slughorns Weihnachtsparty ab, war Hermione bereits von Harrys Seite verschwunden. Schneller vermutlich, als Harry hätte bis drei zählen können. Allerdings war das kaum verwunderlich – anscheinend zählte er in Zehner-Schritten. Zehn Punkte für Gryffindor, zwanzig Punkte für Gryffindor, oh nein, jetzt haben die Slytherins den Quaffel – Schnaubend drängte sie sich zwischen zwei Zauberern hindurch, die sie entfernt an Bandmitglieder der Weird Sisters erinnerten. Möglicherweise waren es Mitglieder der Weird Sisters. Ginny hätte ihr da sicher kompetent weiterhelfen können, aber sie hatte weder den Nerv, Ginny zu suchen, die hier sicher auch irgendwo sein mochte, noch die beiden Herren persönlich zu befragen. Sie eilte durch eine Traube schnatternder Hexen, trat aus Versehen einem Zauberer mit einem enorm langen, blonden Bart auf eben diesen und beeilte sich, zu verschwinden. Am anderen Ende von Slughorns magisch vergrößertem Büro blieb sie schließlich stehen und drehte sich um. Harry sah sie nicht mehr, genauso wenig wie die Trelawney oder Luna. Und auch Cormac war weit und breit – Sie erstarrte in der Bewegung, als sie seinen hellen Haarschopf hinter den Hexen aufragen sah, durch die sie sich noch kurz zuvor geschlängelt hatte. Seine Miene hellte sich auf, als er sie ebenfalls bemerkte. Eilig tat sie so, als habe sie ihn nicht gesehen und quetschte sich an einer Frau vorbei, die ihren Fuß auf ihren Stuhl gestellt hatte, statt darauf zu sitzen, und ihrem Publikum mit gewichtigen Gesten von irgendwelchen Heldentaten berichtete, die vermutlich etwas mit Quidditch zu tun hatten – Hermione kannte sie von Ginnys Postern im Fuchsbau und die zeigten bekanntlich entweder die Weird Sisters oder die Holyhead Harpies. Zu spät erkannte Hermione ihren Fehler. Ihr Weg hatte sie zielsicher in eine der Ecken des festlichen Raumes geführt. In eine Ecke, die nicht viel mehr enthielt als einen Tisch und einen anscheinend zu Tode gelangweilten Theodore Nott, der ein Buch mitgebracht hatte und seelenruhig darin las. Skeptisch beäugte sie ihren Mitschüler, der sie nicht zu bemerken schien, und dann die weihnachtliche Decke des Tisches, auf dem er seinen Ellbogen beim Lesen abstützte. Sie war ziemlich lang und reichte mit ihren Quasten beinahe bis auf den Boden. Ihr Blick glitt zurück zu der Quidditchspielerin. Dann fällte Hermione eine Entscheidung. Sie tat das Unwürdigste, was sie möglicherweise in sieben Jahren Hogwarts tun würde. Sie kroch unter Notts Tisch und hoffte, dass niemand sie bemerkte. Ein auf Hochglanz polierter Lederschuh, der tastend in ihre Rippen stieß, versetzte ihren Hoffnungen einen derben Tritt. „Granger?“, hörte sie Notts Stimme über dem Tisch. Verdammt. „Ich bin gleich wieder weg“, japste sie, „versprochen!“ Sie wollte noch etwas sagen, doch durch den dünnen Spalt, den die Tischdecke über dem Boden frei ließ, sah sie ein Paar Beine auf sie zukommen, das ihr erschreckend bekannt vorkam. Direkt vor ihr blieb es stehen. Nur der Vorhang aus rot und grün glitzernden Quasten trennte sie. Sie schluckte. „Hey, du da“, dröhnte Cormacs Stimme keinen Augenblick später, „hast du Hermione Granger gesehen?“ ‚Hey, du da‘ schwieg lange. Sie konnte sich förmlich vorstellen, wie der Angesprochene Cormac einmal von oben bis unten mit einem sehr slytherinhaften Blick musterte. „Natürlich“, hörte sie Nott schließlich sagen. „Sie versteckt sich unter dem Tisch.“ Hermione hielt den Atem an. Das konnte doch nicht –! Slytherins! Warum verließ sie sich auch auf Slytherins? Cormac schien so entgeistert wie sie, wenn auch aus anderen Gründen. „Was?“, blaffte er und gab sich keine Mühe, leise zu sein. Keinen Augenblick später sah Hermione, wie sich der Winkel seiner Beine veränderte während er sich hinkniete, zweifelsohne um unter den Tisch zu schauen. Das war freilich, bevor Nott anfing zu lachen. Cormac erstarrte in der Bewegung. „Bei Merlins Bibliothek, McLaggen!“, hörte sie Nott über dem Tisch sagen, „hast du deinen Verstand im Feuerwhiskey gelassen? Niemand mit ein wenig Würde in den Knochen würde sich unter einem Tisch verstecken. Nicht einmal vor dir.“ „Du! Du elender, kleiner Schlangenschleim. Ich mach dich –“ „Sie ist beim Quidditchtisch links. Sah aus, als wolle sie zu diesem Vampir. Du solltest dich beeilen, sonst nimmt er sich den ersten Bissen.“ Cormac verstummte abrupt. Kurz hörte Hermione ihn schnauben, dann kratzten seine Schuhe über das Parkett. Ohne ein Wort des Dankes verschwand er. „Er ist weg, Niemand“, verkündete Nott ein paar Augenblicke später, die sich Hermione nicht traute, hervorzukommen, aus Angst, Cormac würde es sich anders überlegen oder sich einfach nochmal umdrehen. Umständlich robbte sie jetzt doch unter dem Tisch hervor und klopfte sich den Staub vom Kleid, das spätestens jetzt eine gute Wäsche benötigte. Unsicher blickte sie auf, traute sich aber nicht, Nott in die Augen zu sehen. Stattdessen musterte sie die untere Hälfte seines Gesichts, die schmale Nase, die vollen Lippen, den Mundwinkel, den er zu einem spöttischen Lächeln nach oben gezogen hatte. Was ihn amüsierte, brauchte sie nicht zu fragen. Die Antwort lag auf der Hand und lautete vermutlich: alles an ihr. Angefangen bei ihrer ruinierten Frisur, über ihr dreckiges Kleid bis hin zu der Aktion von eben. Was sollte sie jetzt sagen? Danke, dass du mich nicht, wie der Slytherin-Mistkerl, der du eigentlich bist, ans Messer geliefert hast? Wohl kaum. „Weißt du, Granger“, sagte er in ihr Schweigen und richtete damit mehr Worte an sie als in den letzten fünfeinhalb Schuljahren zusammen. Sie fühlte sich dadurch nur noch dümmer. „Eigentlich ging ich davon aus, dass man jene, die man zu einem Fest einlädt, zumindest soweit erträglich findet, dass man es aushält, sich am gleichen Ort mit ihnen aufzuhalten.“ Jetzt blickte sie doch auf. „Jetzt hör mal! Cormac ist nicht so schlecht –“, erwiderte sie brüsk. So wenig sie Cormac auch ausstehen konnte, vor einem Slytherin verteidigte sie sogar den. Nott entlockte das allerdings nur ein müdes Lächeln. „Ist das da Rotwein auf deinem Kleid?“, fragte er, vermutlich einfach nur, um sie zu unterbrechen. Unwillkürlich blickte sie an sich hinunter, um auf Höhe ihres Schienbeines tatsächlich einen großen, dunklen Fleck ausmachen konnte. Sie stöhnte unterdrückt, doch Nott hatte sich längst von dem Fleck abgewandt. „Setz dich.“ Skeptisch sah sie vom Fleck auf ihrem Knie wieder zu ihm. Er lächelte nicht mehr. „Und warum sollte ich das tun?“ „Weil du mir etwas schuldest“, erwiderte er prompt. „Außerdem hält nichts besser nervtötende Gryffindors fern als ein fieser, gemeiner Slytherin.“ Hermione warf ihm einen weiteren skeptischen Blick zu, dann setzte sie sich widerwillig. Für einen Moment schwiegen sie beide. Hermione nutzte den Augenblick, um sich umzusehen. Sie blickte zu Notts Buch, dessen Titel sie nicht lesen konnte, und zu der Schale mit Weihnachtsleckereien, die ebenfalls auf dem Tisch stand, nur um sich dann dabei zu erwischen, wie sie den Raum nach Cormac absuchte. Sie sah ihn nicht, aber das musste nichts heißen. Blieb ihr nur darauf zu vertrauen, dass er einfach diese Ecke nicht wiederfand oder sich zumindest bei dieser Quidditchspielerin festquatschte. Kurz hoffte sie, dass ihr kleiner … ihre kleine Unterstützung für Ron, die dieser im Nachhinein betrachtet wirklich nicht verdient hatte, seinem Orientierungssinn längerfristig geschadet hatte. Obwohl … Sie schielte zu Nott , der in seinem dunklen, teuren Festumhang seelenruhig neben ihr saß. Vielleicht war Cormac doch die angenehmere Festbegleitung. Andererseits – sie kannte McLaggen. Nott kannte sie nicht. Sie wusste nur, dass er ein Slytherin war und in Zaubertränke manchmal über sie lachte. Ansonsten hatte sie sich noch nie eingehender mit dem Jungen beschäftigt. Das Reden – nun gut, das Anfeinden überließ sie Ron und Ginny. Wobei. Das war ein dummes Argument. Ron. Pfft. Ihr Blick huschte, nur im Augenwinkel, wieder zu Nott. Eigentlich wirkte er nicht einmal so furchtbar, wie sie erwartet hätte. Er war groß und hager, fast ein wenig so wie Ron, aber ihm fehlte die linkische Art, die Ron schlaksig wirken ließ. Gleichzeitig fehlte ihm aber auch die arrogante Aura, die Draco Malfoy umlagerte wie eine zweite Haut. Eigentlich wirkte er beinahe erschreckend normal. Ohne seine Schuluniform hätte er ein Ravenclaw sein können – nicht zuletzt wegen dem Buch, dass er zum Feier mitgebracht hatte. Natürlich, es war immer noch möglich, dass es sich um ein aus der Verbotenen Abteilung gestohlenes Exemplar über irgendwelche schwarzmagischen Hexereien handelte, aber die Gefahr war angesichts der vielen Gäste wohl gering. Und es war schon sehr ravenclaw, ein Buch mit zu so einer Veranstaltung zu nehmen und dann auch noch darin zu lesen. Noch ravenclawer wäre es wohl nur, würde er jetzt weiterlesen, doch das tat er nicht. Stattdessen musterte er ebenfalls die anderen Gästen, seine Miene unentwegt und nichtssagend. „Warum hast du mir geholfen?“, fragte sie schließlich. Nun schwenkte sein Blick doch zu ihr. Für einen Moment konnte Hermione verschiedene Antworten greifen, die ihm auf der Zunge liegen mochten, eine abstruser als die andere und keine sonderlich nett. „Weil ich ein fieser, gemeiner Slytherin bin, warum sonst?“, fragte er mit demselben Tonfall, mit dem er bereits Cormac darauf hingewiesen hatte, sie würde sich unter seinem Tisch verstecken. Es war ein Tonfall, der sie misstrauisch werden ließ, jedoch nicht misstrauisch genug, um sich nicht trotzdem angegriffen zu fühlen. „Das habe nicht gesagt“, erwiderte sie brüsk. „Aber gedacht.“ „Nein, habe ich nicht. Ob du es glaubst oder nicht, ich verurteile niemanden aufgrund des Hauses, in dem er ist.“ „Und deshalb fragst du mich, warum ich dir helfe.“ Gegen ihren Willen fühlte sie sich ertappt. Natürlich konnte Nott das nicht sehen, zumindest hoffte sie das, aber nichtsdestotrotz sorgte es dafür, dass ein unangenehmes Gefühl der Scham in ihr aufstieg. „Wenn ich die letzten fünfeinhalb Schuljahre richtig rekapituliere, haben wir noch nie miteinander gesprochen“, fuhr er ungerührt fort. „Nicht zuletzt, weil das bis jetzt deine Freunde und Draco übernommen haben. Dennoch bedankst du dich jetzt nicht etwa bei mir, wie du es zweifellos bei einem Gryffindor, Hufflepuff oder Ravenclaw getan hättest, sondern hinterfragst stattdessen meine Motive. So voraussehend ich dieses Handeln auch finde – Ich denke, es ist legitim, mich darüber zu wundern.“ Spätestens jetzt spürte sie, wie sie rot wurde. Natürlich hätte sie sich bedanken sollen. Warum überraschte es sie überhaupt, dass er sich jetzt daran festbiss? Den Gedankengang hatte sie ihm quasi auf dem Präsentierteller serviert! Beleidigt presste sie die Lippen aufeinander. „Ich muss nicht mit dir reden um zu wissen, dass du im Unterricht über mich lachst.“ Für einen Moment schwieg er, nickte dann aber. „Schuldig im Sinne der Anklage.“ „Du leugnest es nicht mal!“ „Warum sollte ich es auch leugnen?“, fragte er. „Ich lache im Unterricht über dich. Vornehmlich, weil ich dein Verhalten zuweilen einfach zum Lachen ist.“ „Wie bitte?!“ Das war – Hermione öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch keine Töne kamen heraus. Sie erinnerte sich daran, wie die Slytherins, allen voran Draco und Pansy, sie manchmal nachahmten und dabei gackerten, wie Hagrids Hühner. Wie Ron … Getroffen schloss sie den Mund. Finster zog sie die Augenbrauen zusammen und starrte ihn an, doch er hatte nicht einmal den Respekt sie anzusehen. Stattdessen blickte er hinüber zum Quidditchtisch, an dem die Spielerin der Holyhead Harpies gerade zu besonders abenteuerlichen Gesten ausholte. Mittlerweile stand die Frau auf ihrem Stuhl – und zwar nur noch auf einem Bein. Mit dem anderen trat sie nach einem imaginären Klatscher. Ihre Zuschauer in der ersten Reihe duckten sich eilig. Nott seufzte, ohne sich ihr zuzuwenden. „Ich denke, du hast mich sehr wohl verstanden, Granger.“ Natürlich hatte sie das. Es war schwer, diese Bemerkung nicht zu verstehen, wenn die Erinnerung daran, dass der Idiot, von dem sie einmal gedacht hatte, er sei ihr bester Freund, sie noch vor ein paar Stunden im Unterricht zur Belustigung aller nachgeäfft hatte, nur um ihr eins reinzuwürgen. Hermione blinzelte, doch die Erinnerung brannte – nicht nur in ihren Augenwinkeln, sondern, und da war sie sich sicher, auch auf ihren Wangen. „Nicht, dass ich deswegen der Meinung wäre“, warf Nott unvermittelt ein, bevor sie sich endgültig in ihren Zorn auf Ron steigern konnte, „Weasleys Aktion von heute wäre akzeptabel gewesen.“ Schweigen. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er Rons gemeinen Scherz nicht lustig gefunden hatte? Das hatte er gesagt. Sie war sich ziemlich sicher, dass er das gesagt hatte. Skeptisch hob sie die Augenbrauen. „Nicht?“ Kurz zog er den Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln nach oben. „Das Nachäffen war dummdreist, peinlich und symptomatisch.“ Obwohl Hermione ihm sowohl bei dem ‚dummdreist‘ als auch bei dem ‚peinlich‘ zustimmte – wenn auch nur ausgesprochen ungern, immerhin war Ron immer noch Ron, und auch wenn das bedeutete, dass Ron ein Idiot war – irritierte sie das ‚symptomatisch‘ noch weiter. „Wie meinst du das?“ Endlich sah Nott zu ihr, doch sein Blick gefiel ihr nicht. Es war einer dieser Blicke, die sie von jenen Leuten gewohnt war, die oft unangenehme Wahrheiten aussprachen. Ohne sich erneut abzuwenden, griff er in die Schale vor ihnen und zog eine der Nüsse daraus hervor, ohne sie jedoch zu essen. „Ich will damit sagen, dass sein Verhalten in Verwandlung nicht nur als singuläre Aktion als kindisch und unreif zu werten ist, sondern auch als ausgesprochen typisch für ihn. Er ist launisch, reizbar und wird schnell neidisch. Außerdem ist sein Selbstbewusstsein quasi nicht existent –“ Ihre Hand klatschte auf den Tisch, bevor er ganz ausgeredet hatte. „Jetzt hör mal! Wie sprichst du von meinem Freund? Als wenn du ihn kennen würdest!“ Nott zuckte nicht einmal zusammen. Das ärgerte sie. „Dein Freund hat sich dir gegenüber heute benommen wie ein Mistkerl“, antwortete er widerwärtig gelassen. „Und er ist trotzdem noch mein Freund –“ „Was auch nichts daran ändert, dass du diese Eigenschaften furchtbar findest.“ Sie hätte etwas erwidern können. Tatsächlich raunte ihr eine leise Stimme in ihrem Kopf zu, dass sie sogar etwas erwidern musste. Stattdessen presste sie die Lippen aufeinander und musterte mit einem finsteren Blick die Schale mit dem getrockneten Obst. Fast glaubte sie, die Feigen, Nüsse und Datteln starrten zurück. Neben ihr zerkaute Nott mit leisem Knirschen die Nuss. Sie hörte ihn schlucken. „Ich sage nicht, dass er nicht auch gute Eigenschaften hat. Er ist mutig –“ „Ich wette, dafür hast du auch noch eine andere Bezeichnung.“ „– und ich bezweifle auch nicht, dass er loyal ist –“ „Und dafür sicher auch.“ Eine der getrockneten Feigen hatte einen besonders grimmigen Blick, doch Hermione blinzelte nicht. Nott lachte leise. „Bin ich damit an diesem Tisch der Einzige, Niemand?“ Hermione seufzte, dann schob sie die Schüssel mitsamt grimmiger Feige weiter von sich weg. „Ich bin nur wütend auf ihn, mehr nicht. Oder redest du so über deine Freunde? Über Malfoy?“ „Dracos Selbstbewusstsein ist nicht größer als Weasleys. Seitdem er atmen und schreien kann, versucht er, das mit forderndem Gehabe und Witzen auf Kosten anderer zu kaschieren. Das funktioniert gut genug, um dich, Granger, zu nerven, aber wenn die Probleme größer werden, ist er schnell überfordert. Das er einer Gründe ist, aus dem deine Freunde Potter und Weasley glauben, Slytherin würde sich einzig über den Rassismus gegen Muggel und Muggelgeborene definieren, ist nur die Spitze des Eisprinzenbergs.“ Hätte Hermione es nicht besser gewusst, sie hätte möglicherweise geglaubt, die elende Feige lache sie über den Rand der Schale hinweg aus. Frustriert wendete sie den Blick endlich von der mit Schneeflocken verzierten Schale ab und Nott zu. „Der Sohn eines Todessers behauptet also, er sei kein Rassist?“ „Die Tochter eines Muggels behauptet, sie sei kein Muggel?“ Statt etwas zu erwidern, biss sie die Zähne zusammen, so, wie sie es manchmal tat, wenn Ron, nun, einfach nur Ron war. Sie hörte, wie ihre Zähne knirschten, und vielleicht hörte er es auch, jedenfalls zog er skeptisch die Augenbrauen in die Höhe. Sie schwiegen. Keiner blinzelte. Schließlich atmete Hermione aus. „Na fein. Eigentlich weiß ich es ja. Es ist nur nicht immer leicht sich daran zu erinnern, dass nicht jeder so ist wie“, sie nickte in keine bestimmte Richtung, „… du weißt schon.“ Es war Nott, der den Blickkontakt endgültig brach. Stumm wandte er den Kopf ab und lehnte sich auf den Tisch. Sein Festumhang raschelte leise, während er erneut in die Schale griff. „Es ist nicht immer leicht, nein zu sagen, wenn … du weißt schon. Deine Eltern ein Ja hören wollen.“ Langsam nickte sie. Für eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen, nur unterbrochen durch leises Rascheln und ebenso leises Knirschen, wenn er sich erneut bei den Nüssen bediente. Vor ihnen tobte noch immer die Quidditchspielerin und möglicherweise robbte Cormac immer noch auf der Suche nach ihr durch die Besucher. Hermione sah all das nicht wirklich. Irgendwann griff auch sie in die Schale, wenn auch mehr aus dem Reflex heraus, überhaupt etwas zu tun. Eher zufällig landete eine der Datteln zwischen ihren Fingern. Sie musterte die schrumpelige Frucht lange. Unnütze Informationen glitten durch ihren Kopf und verschwanden wieder. Eigentlich zur Gruppe der Beeren gehörend. Das große Schwarz-Weiß-Bild einer Dattelpalme im Kochbuch ihrer Mutter. Reich an Vitamin A, B und C und Mineralstoffen wie Phosphor und Kalium. Über 400 Sorten. Bereits seit Jahrtausenden kultiviert und typischer Reiseproviant in Nordafrika. Phoenix dactylifera. Datte auf französisch. Sie seufzte. „Sitzt du deshalb neben ihm? In Zaubertränke?“ Für einen weiteren Augenblick raschelte es nur neben ihr. Das Knirschen blieb aus. „Nein.“ Skeptisch hob sie die Brauen. „Seine Tränke jagen zumindest niemanden in die Luft.“ Hermione stockte. Tatsächlich verschlug ihr diese Antwort kurzzeitig die Sprache. Schließlich atmete sie tief ein und wechselte einen letzten Blick mit der Dattel. „Weißt du, Nott? Ich glaube, du bist das seltsamste Date, das ich je hatte.“ „Danke“, antwortete Nott nach kurzem Schweigen. „Die Dattel würde ich an deiner Stelle trotzdem nicht essen.“ „Nicht?“ „Die werden von Hauselfen geerntet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)