Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 198: Vier Jahre ----------------------- Kapitel 198 - Vier Jahre Als die Oberklassenlimousine endlich vor der Villa hielt stieg Joey aus, blieb stehen, schloss seine Augen und zog die kühle, erfrischende Luft seiner Heimat tief in sich. Er war wieder Zuhause! Nun ja... in seinem ersten Zuhause, dass er in seinem Leben wirklich als solches betrachtet hatte. Nach vier Jahren in New York City betrachtete er auch das als seine Heimat, was der Grund dafür war, dass er sein Haus dort nicht wieder verkauft hatte. "Wow", kam es von Justin, der ihn etwas nach vorne drängte, damit auch er aussteigen konnte. Ihm folgte Brian. "Das hätte ich in Japan jetzt nicht erwartet: Ein Herrenhaus nach europäischem Vorbild." "Mein Adoptivvater stand auf europäische Kultur und Architektur", erwiderte Seto, der gerade durch die große Eingangstür trat. "Herzlich Willkommen in Japan." Dann trat er zu Joey, schlang seine Arme um ihn und küsste ihn, als hätte er ihn seit Wochen nicht mehr gesehen. Tatsächlich waren es nur einige Tage gewesen, doch er hatte früher nach Japan zurück gemusst, um einige Dinge in der Firma vorzubereiten. Joey erwiderte den stürmischen Kuss nur allzu gern und breit lächelnd. "Hallo, mein Drache... ich hab dich vermisst", meinte Joey in einem leisen, fast schon verführerischen Tonfall. Dann sah er, wie eine weitere Person heran trat und schob Seto einfach zur Seite. "Holy... Mokuba, bist du das?" Vor ihm stand ein fast so hochgewachsener 18jähriger Mokuba, mit kurz geschnittenem Haar, der aber noch genauso frech und breit grinste. Tatsächlich war das letzte Treffen fast sechs Monate her. An Weihnachten war er ihm nicht ganz so groß vorgekommen und vor allem hatte er noch seine Mähne gehabt. "Hatte einen Wachstumsschub. War schmerzhaft, hat sich aber gelohnt. Hab Seto fast eingeholt", meinte Mokuba fröhlich, wie eh und je. "Träum weiter, Kleiner", murrte Seto nur. "Serenity, Jack, Marcia und die Zwillinge kommen erst in ein paar Tagen an", informierte Mokuba den blonden Heimkehrer. "Schön... oh, wo hab ich meine Manieren. Moki, dass sind Brian und Justin. Leute, das ist Mokuba, Setos jüngerer Bruder. Aber Finger weg... der ist mit meiner Schwester zusammen", kam es gutgelaunt von Joey. Mokuba begrüßte die beiden. "Die anderen wollten heute Abend noch vorbei kommen und dich willkommen heißen", meinte Mokuba dann, während sie ins Haus gingen. Brian und Justin waren die ersten 'richtigen' Freunde, die Joey in Amerika fand und beinahe wäre die Freundschaft in die Brüche gegangen, bevor sie eine Chance gehabt hatte sich zu entwickeln. Durch einen unglücklichen Zufall hatte Brian eine der sechs DVDs gesehen, die die Gumi damals während Joeys Entführung aufgenommen hatten. Wäre es damals nach Joey gegangen hätte er fluchtartig New York City und die USA verlassen und davon gelaufen. Doch Seto hatte das nicht zugelassen und ein wenig interveniert. So hatten die Freundschaft eine Chance erhalten Bestand zu haben. Und das war auch gut so. Wie Joey heute wusste hatte Seto damals absolut recht gehabt: Wäre er davon gelaufen und hätte sein Studium abgebrochen, dann hätte er es bitterlich bereut. Durch Brian und Justin hatte Joey schließlich weitere Leute aus der schwulen Szene kennengelernt. Sie waren gemeinsam ausgegangen, was Joey am Anfang furchtbar schwer gefallen war, doch nach und nach hatte er mehr Selbstsicherheit aufgebaut. Und schließlich hatte er festgestellt, dass er nicht der einzige aus seinem amerikanischen Freundeskreis war, der Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt gemacht hatte. Irgendwann im vierten Semester hatte Joey angefangen einen Comic - oder war es ein Manga? - zu zeichnen. Am Anfang war seine Mentorin skeptisch gewesen, doch als sie die Thematik erkannte, um die es in dieser Graphic Novel gehen sollte, war sie durchaus aufgeschlossener. Joey hatte den ersten fertigen Band dann auch Kai als pdf geschickt und es Seto bei einem seiner Wochenendbesuche zu lesen gegeben. Es hatte ihn fast zerrissen, als er auf die Meinung der beiden gewartet hatte. Doch unterm Strich fanden sie es ein gutes Werk, mit dem Joey seine eigene Vergangenheit auf eine Weise aufarbeitete, die ihm mehr lag, als zu reden. Als er den Band Ende des sechsten Semesters zur Benotung seiner Mentorin vorgelegt hatte, hatte diese ihn gefragt, wie er auf die Storyidee gekommen war. Da hatte er ihr gesagt, dass er einfach seine Erlebnisse darin verarbeitet hatte. Sie war anfangs erst geschockt gewesen, doch dann hatte sie ihm ihren größten Respekt für diesen Mut ausgesprochen. Das hatte ihn soweit gestärkt, dass er ihr sogar seine alten Skizzenbücher aus der ersten Zeit nach der Entführung gezeigt hatte. Die Bilder schockierten sie erst, doch die Ausdrucksstärke imponierte ihr ein weiteres Mal und sie fragte Joey, ob er einige dieser Skizzen in einer Vernissage ausstellen wollte, die sie gerade organisierte. Anfänglich hatte er sofort abgelehnt. Doch als er Seto davon erzählt hatte, hatte dieser ihm Mut zugesprochen. Also hatte er noch einmal darüber nachgedacht. Diese Skizzen, die fast alle nach Albträumen entstanden waren, waren etwas extrem Privates und Joey war sich lange unsicher, ob er diese veröffentlichen wollte. Aber als sein Blick auf die selbstverlegte Graphic Novel fiel wurde ihm bewusst, dass es nichts gab, was er seinen Lesern nicht schon offenbart hatte. Also stimmte er doch noch zu. Zur Vernissage waren Seto und Honda, sowie Jack mit Marcia und Serenity gekommen, aber auch Brian, Justin und seine amerikanischen Freunde. Joey war so nervös gewesen und hätte beinahe vor der Eröffnung die Bilder wieder von der Wand genommen. Doch er musste feststellen, dass sie alle fest verschraubt waren. Aber dann hatte sein Drache ihn beruhigt und ihm Mut gemacht. Tatsächlich brachte ihm diese Studentenvernissage einen sehr positiven Bericht in einem Kunstkritikerblättchen, sowie den Kontakt zu einem Verleger, der so auf Joeys Graphic Novel aufmerksam wurde und sie landesweit publizieren wollte. Nachdem sie sich von der langen Reise erholt und ausgeschlafen hatten war Joey mit Brian und Justin aufgebrochen um ihnen seine Heimatstadt zu zeigen. Gegen Mittag schloss sich Seto an, den sie beim KC-Tower abholten. Dazu hatte Seto ihnen Besucherausweise an der Rezeption hinterlegt, so dass sie durch die Sicherheitskontrollen kamen. Brian und Justin waren vom Ausblick den Setos Büro bot regelrecht überwältigt, gehörte er doch mit zu den höchsten Gebäuden von Domino City. Joey erzählte begeistert von der Highschool, von Duel Monster, sowie den Turnieren im Königreich der Duellanten, so wie dem Battle City Turnier und der dazugehörigen Zeppelinfahrt. Als sie gerade das Büro verlassen wollten klopfte es und Mamoru Ejima kam herein, der sich freute Joey wieder zu sehen. Zwar waren sie die vier Jahre via Skype in Kontakt geblieben, da Joey hin und wieder etwas für ihn designt hatte, doch so von Angesicht zu Angesicht war es doch etwas anderes. Dann fragte sein ehemaliger Abteilungsleiter, wie die Chancen standen, dass ein so renommierter Künstler, wie es Joey jetzt wohl war, noch mal für ihn arbeiten würde. Joey hatte ihn halb geschockt angeschaut und gefragt, was er mit 'renommierter Künstler' meinte. Doch ehe er auch die Frage fertig gestellt hatte wurde ihm klar, dass Mamoru sein Werdegang verfolgt hatte und demnach sowohl von der Graphic Novel, als auch seiner Künstlerkarriere in den Staaten wusste. Sie waren gerade zu viert in ein Café eingekehrt und saßen im Außenbereich, um die angenehme Wärme frühsommerlichen Sonne zu genießen, als Joey seinen alten Namen hörte. "Joey Wheeler?", kam es von einem Mann, der ungefähr so alt wie Seto und er zu sein schien. Doch Joey konnte ihn nicht wirklich verorten. Natürlich wäre es möglich, dass er mit ihnen in einem Jahrgang an der Schule gewesen war und dass er ihn mit 'Wheeler' ansprach, passte auch dazu, denn er bezweifelte, dass außer seinen Freunde jemand von seinem Namenswechsel wusste. "Ja?", meinte Joey schließlich. "Josef Wheeler Junior?", hakte der Fremde noch einmal nach. Seto dämmerte es plötzlich, doch bis er was sagen konnte hatte Joey erneut bestätigt, dass er es war. Der Fremde griff in seine Innentasche und zog... einen Briefumschlag hervor, den er Joey in die Hand drückte. "Dieser Brief gilt hiermit als zugestellt. Ich wünsche noch einen wundervollen Tag", verabschiedete sich der Kurierzusteller, wandte sich ab und ging seines Weges. Etwas perplex sah Joey dem Typen hinterher und dann auf den Brief in seiner Hand. Da wollte wohl jemand sicher gehen, dass er diesen Brief erhielt. Als er ihn umdrehte erstarrte er, denn die Absenderadresse kannte er gut: Es war die seit viereinhalb Jahre unveränderte Adresse des Mannes, der ihn in seiner Kindheit und Jugend durch die Hölle geschickt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)