Im Lichterspiel der Erinnerung von Storyteller_Inc ================================================================================ Kapitel 1: Im Lichterspiel der Erinnerung ----------------------------------------- Es war der 24. Dezember 2011 und Akihikos Blick war starr auf die schneeweiße Torte vor ihm gerichtet, die Shinjirou mitgebracht hatte. Er war nicht in Feierlaune und wahrscheinlich ging es Shinjirou nicht anders, doch dieser wollte immerhin so tun, als drehte sich die Welt noch weiter. Eigentlich tat sie das auch und wahrscheinlich verdankten sie es nur Ihr, die sich für alle geopfert hatte. Wie ein Traum erschien ihm heute noch die Erinnerung an die Dark Hour. „Hör auf, wie ein kleines Baby zu jammern. Sie würde das nicht wollen.“ Wie das scharfe Messer den schneeweißen Kuchen durchschnitt, drang auch der scharfe Ton Shinjirous in seine Gedanken vor und wischte sie wie so oft beiseite. „Unglaublich, dass ausgerechnet ich mit der deprimierendsten Person des Wohnhauses zusammen feiern muss. Hast du keine Freundin?“ Ernst sah Shinjirou seinen alten Freund an, der nur zusah, wie sein Freund ihm ein Stück des schneeweißen Kunstwerkes auf den Teller tat. Akihiko hatte gehört, wie der etwas suspekt aussehende Freund sie am Morgen gebacken und verziert hatte. Immerhin hatte Shinjirou das während seines Krankenhausaufenthaltes nicht vergessen. Seine Manieren allerdings ließen aufgrund seiner ruppigen Art immer noch zu wünschen übrig. Anders als bei Akihiko, der zwar nicht gerade charmant war, aber doch besser überlegte, was er zu wem sagte. „Miki hätte die Torte sicher gemocht.“ Ein Seufzen kam über Shinjirous Lippen. Da waren sie wieder, in der Vergangenheit. Akihiko konnte damit wirklich nerven. „Und Sie hätte es sicher auch gemocht...“ Shinjirou hielt in seiner Bewegung inne und sah zu Akihiko. Dieser Idiot konnte einfach nie die Klappe halten. Natürlich hätte Sie diesen Kuchen gemocht. Wahrscheinlich hätte Sie ohne Probleme zwei Stück gegessen, dabei gelächelt und Shinjirou mit einem Haufen sinnfreier Komplimente in Verlegenheit gebracht. „Meinst du... wir essen die Torte alleine auf?“ Irgendwie war Shinjirou die Lust vergangen hier alleine mit Akihiko zu hocken und in deprimierenden Erinnerungen zu schwelgen. Weder Miki noch Sie gab es mehr, damit mussten sie sich abfinden. „Ob der Kleine eine Date hat?“ Verwundert sah nun Akihiko zu seinem Freund, der sein Stück auf den Teller schaufelte, ihn abstellte und schließlich zu seinem Handy griff. Shinjirou konnte nicht fassen, als die ganze Gang in ihrem Zimmer saß und der Kuchen in gerechte Teile verteilt worden war. Nur noch ein Stück ruhte auf der Platte, ein Stück, das bewies, dass sie nicht vollständig waren. „Du auch Mitsuru?“ Wahrscheinlich war die Anwesenheit von Kirijo Mitsuru die größte Überraschung, denn erst vor kurzem hatte er gehört, dass sie vor allem mit dem Studium und den Angelegenheiten ihrer Firma beschäftigt war. „Takeba hat mich eingeladen. Da konnte ich nicht Nein sagen. Immerhin sind solche Treffen selten geworden.“ Ein Lächeln lag auf dem Gesicht der unterkühlten, ehemaligen Schülersprecherin. In der Tat, solche Treffen waren selten, aber wenn es zu ihnen kam, war es jedes Mal aufs Neue verwunderlich, wie der Rest der Meute davon erfuhr. Er selbst hatte schließlich nur Ken informiert. Doch Shinjirou hatte aufgegeben, zu fragen, wie der Rest davon erfahren hatte. „Habt ihr nichts Besseres zu tun?“ In seiner mürrischen Art hatte sich bei ihm nichts verändert, doch die anderen verstanden bereits, dass er es nicht so meinte. Sie hatte es ihnen schließlich klar gemacht. Aber schön, solange er nicht mit Akihiko alleine sein und dessen Gejammer ertragen musste, war ihm alles recht. Bis auf das eine Stück Kuchen, waren die Teller leer und ruhten in der Spüle, darauf wartend, dass Akihiko oder Shinjirou abwaschen würden. Doch das konnte noch etwas dauern, immerhin waren ihre Freunde noch da und sprachen über die Dinge die sie in der Schule erlebt hatten. Sie alle lebten ihr Leben weiter, aber taten es viel bewusster als zuvor. „Zu schade, dass Sie und Ryoji nicht mehr bei uns sind.“ Es war ein unscheinbarer Satz, der etwas unüberlegt ausgesprochen die Stimmung drückte und eine Schweigeminute einläutete. Niemand wusste, was er sagen sollte. Wie auch? Irgendwie lagen die ganzen Ereignisse immer noch außerhalb ihres Verständnisbereiches. „Wuff!“ Erschrocken zuckte die Gruppe zusammen, als Koromaru das Schweigen mit einem Bellen unterbrach. Verwundert sahen sie zu dem weißen Wächter des Tempels, der wie ein Blitz auf die Tür zulief. Und kaum, dass dieses vorfreudige Bellen verklang, läutete es an der Tür. „Habt ihr noch jemanden eingeladen?“, brummte Shinjirou und ging zur Tür. Anhand der Gesichter seiner Freunde, wusste er aber, dass es niemand war, mit dem sie rechneten. Noch dazu war Koromarus Verhalten bedenklich. Mit einem doch recht flauen Gefühl im Magen, öffnete Shinjirou die Tür und konnte seinen Augen nicht trauen, als er jene Personen sah, mit denen sie alle am wenigsten gerechnet hatten. Shinjirou wusste nicht, wie er das Erscheinen dieser beiden Personen deuten sollte, doch sie waren ohne Frage real. „Merry Christmas!“ Noch nie hatte diese Phrase so unwirklich wie jetzt in Shinjirous Ohren geklungen, als der Besucher mit dem gelben Schal sie so freudig heraus posaunte, als wäre es das Natürlichste der Welt. „Ich hoffe nur, wir stören nicht. Sie wollte euch alle unbedingt sehen. Dürfen wir reinkommen? Es ist ziemlich kalt hier draußen.“ Fast wie hypnotisiert wich Shinjirou zur Seite und ließ ihre Besucher hinein. Beide hatten sich nicht verändert. Zumindest nicht äußerlich. Sie war etwas schweigsamer als früher, doch ihr Lächeln, dass sie ihm schenke, war dasselbe. Sanft streichelte Sie Koromaru, der sich an Sie schmiegte und scheinbar nichts Böses wahrnahm, auch wenn ihm wohl bewusst war, wie ungewöhnlich ihr Erscheinen war. „Hey Shinji, wer ist es de-“ Wahrscheinlich hatte Shinjirou zu lange an der Tür verbracht. Akihiko war ihm gefolgt, stockte aber, als er das Mädchen mit der Gekkoukan-Winteruniform sah. Nun verstand er, was seinen Freund so lange aufgehalten hatte. Doch anders als Shinjirou fing er sich schnell, lächelte beide an und wies ihnen den Weg zu den anderen. „Kommt doch rein.“ Dankbar nickte Sie und lief den ihr gewiesenen Weg, dicht gefolgt von dem Schalträger, der ein freudiges „Merry Christmas“ in die Runde warf. Glücklich nahm sie den Bissen des Kuchens entgegen, den Ryoji ihr reichte. Sie sprach nicht, Sie machte keinen Laut, doch die Röte auf ihren Wangen und das freudige Lächeln verrieten Shinjirou, dass es ihr schmeckte. „Ihr schmeckt es!“, verkündete Ryoji für Sie, als hätte man es nicht sowieso schon gemerkt. Schon damals war Sie auch ohne viele Worte ausdrucksstark, doch nie so schweigsam wie heute gewesen. „Was macht ihr hier?“ Junpei war der erste, der sich traute diese Frage zu stellen, denn eigentlich konnte ihr Erscheinen nichts Gutes bedeuten. Erneut schob Ryoji ihr einen Bissen in den Mund, bevor er sich selbst einen genehmigte und diesen nachdenklich, aber genüsslich verzerrte. „Ich weiß es nicht. Aber keine Sorge. Nyx schläft und das Tor ist nach wie vor versiegelt. Wir wissen wirklich nicht, warum wir hier sind, aber Sie wollte euch alle sehen.“ Wie als wollte Sie seine Worte bestätigen, lächelte Sie in die Runde. Sie war zurück, für diesen einen Augenblick war die Gruppe wirklich wieder vollständig. Niemand wollte fragen, wie lange dieser Zauber, dieses Wunder wirken würde, sie waren einfach froh, ein Zeuge dessen zu sein. Sie hatten geredet und gelacht, fast so als wäre nie etwas gewesen. In wenigen Stunden hatten sie vergessen, wie vergänglich ihre Zeit miteinander war. Erst als die Uhr bei der 24. Stunde schlug und ihr fröhliches Lächeln einem traurigen wich, wurde es ihnen wieder bewusst. „Wir müssen gehen.“ Wie als wären sie von Glühwürmchen umgeben, leuchteten ihre Silhouetten auf und zeigten, dass sie nicht einmal mehr die Zeit hatten aus der Tür zu gehen. Kleine Lichtfunken lösten sich aus ihren Gestalten und ließen sie immer durchsichtiger werden. „Danke... Und Merry Christmas...“ Es waren die ersten und letzten Worte, die Sie an diesem Abend sprach, ehe sie noch vor Ryoji verschwand. „Der Kuchen war köstlich“, erklärte der verschwindende Tod und winkte der Gruppe ein letztes Mal zu. Erneut hatten sie jene Personen verloren, die ihnen wichtig gewesen waren, aber sie waren dennoch froh, einfach weil sie mit Ihr zusammen Weihnachten gefeiert hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)