25 Ways to meet someone von Jyll ================================================================================ Kapitel 1: Soccer ball & Salad bar ---------------------------------- Der Zuschauer: Ruki sass auf der Tribüne seiner Schule und sah hinunter auf den schlammigen Platz. Die noch grünen Grasflecken lagen wie Inseln im vom Regen braunen Meer. Oder auch Fussballplatz genannt. Wahlweise konnte man allerlei Sportarten darauf betreiben, aber gerade trainierte ihre Fussballmannschaft, die sich allgemeiner Beliebtheit erfreute. Sport interessierte Ruki nur mässig. Er selbst beteiligte sich jedenfalls nicht. Er war in der Musik AG, so kam er um den Zusatzsport herum. Aber auf den oberen Rängen der Tribüne hatte man einen guten Ausblick und wenn kein richtiges Spiel, sondern nur Training lief, hatte es auch kaum Leute hier. Nur heute schien das anders. Vor allem viele Mädchen waren da. Ruki wunderte sich und setzte sich eine Reihe hinter die obersten besetzten Ränge, um aufzuschnappen, warum das heutige Training so interessant war, ohne mit den Frauenhäusern reden zu müssen. „…ja, mein Typ eigentlich nicht…“ Ruki spitzte die Ohren etwas besser, um die kleine Blonde und die Vollschlanke aus seiner Parallelklasse vor ihm belauschen zu können. „Was?! Nur weil du auf schwarzhaarig stehst!“ „Ach ne…aber das Band…vielleicht ist er kriminell?“ Welches Band? Vielleicht sprachen die Mädels doch von was ganz anderem. Ruki sah kurz zu den herumrennenden Kerlen unten auf dem Platz. „Ach was! Das ist doch aufregend! Er ist voll geheimnisvoll und so!“ „Ja, niemand weiss was über ihn!“ Oke, sie sprachen anscheinen von einem Kerl. Vielleicht spielte der ja gerade Fussball und deshalb waren so viele hier. Komissar Takanori. Zumindest wäre es eine schlüssige Erklärung. „Eben! Und heiss ist er auch!“ Die Damen vor Ruki schmachteten vor sich hin. Der Kleine verdrehte die Augen. Ein neuer Schüler? Mitten im Schuljahr? Ungewöhnlich. Und uninteressant. Ruki gähnte und musterte die Strichmännchen. Ihm kamen alle bekannt vor. Sein Blick schweifte über die Ersatzbank. Moment. Der Typ, der gerade aufstand, um ausgewechselt zu werden, den kannte er nicht. Aber irgendwas war komisch. Was hatte der im Gesicht? Ein Verband? Ein Stoffstreifen? Ruki prustete ungewollt los. Was war das denn?! Als er lauter lachte, drehten sich die zwei Mädchen erbost zu ihm um. „Belauscht du uns etwa?!“, keifte die Blonde. Ruki schüttelte lachend den Kopf. „So eine Frechheit! Hältst du dich etwa für etwas Besseres? Du bist kleiner als wir und hast ne Brille! Reita ist ja wohl viel heisser als du!“ „Reita?“ Ruki wischte sich über das tränende Auge. „Ja! Reita ist so männlich und gross und-…oh er spielt!“ Sie zeigte hektisch aufs Spielfeld. Ruki sah dem Finger nach. Dieser…‘Reita‘ war schnell. Man kam mit den Augen fast nicht nach. Und den Ball hatte er auch im Besitz. Und ein Tanga im Gesicht. Ruki lachte wieder los. Die Mädchen standen empört auf. „Komm wir feuern ihn unten an! Dann wird er auf uns aufmerk-sam!“ Sie trippelten die Seitentreppe aus Metall runter und stellten sich an den Spielfeldrand. Rui blieb glucksend sitzen. Zum Schiessen. Den Geschmack der Mädchen würde er nie verstehen. Er widmete sich seinen Blättern auf dem Schoss und kritzelte da ein neues Wort hin und strich dort eines weg. Es war erstaunlich schönes Wetter, nachdem es gestern noch so gestürmt hatte. Ruki war bei Unwetter kreativer. Heute ging es eher schleppend. So ohne Sonnenbrille bekam er fast Kopfschmerzen. Die Hitze brannte auf sie runter und verwandelte das Metallgestänge der Tribüne in nervige Sonnenspiegel. Ruki grummelte leise und kniff die Augen zusammen, aber konnte die dünnen Bleistiftstriche auf dem gleissenden Papier nicht mehr lesen. Mittagszeit eben. Ruki hob den Kopf, schirmte die Augen mit der Hand ab. Das Spiel schien zu einem Ende zu kommen. Die meisten Menschen waren aufgestanden und auch runter an den Spielfeldrand gegangen, um das Finale von dort zu beobachten. Ruki blieb beharrlich sitzen. Das ging ihn alles nichts an. Er ordnete seine Blätter so gut es ging. Dabei dachte er über seinen Status als Einzelgänger nach und bereute es nicht; Allein schon wenn er diesen Weiber zusah. Von denen wurde er glücklicherweise in Ruhe gelassen. Aber er bereute, keine Sonnenbrille mitgebracht zu haben. Ruki packte sein Kribbelzeug in die Tasche und stand auf. Unten war derweil Jubel aufgebrandet und wieder abgeklungen, die Fussballer waren am abziehen, im Anhang ihre jeweiligen Freundinnen oder die eine oder andere Schwärmerin. Manchmal auch beides. Ruki nahm langsam einen Tritt nach dem anderen, damit möglichst kaum noch Leute da waren und er ohne Rempeln am Platz entlang konnte. Bis er unten war, standen tatsächlich nur noch der Coach, die zwei Zicken von vorhin und dieser Unbekannte dort. Während die Mädchen auf den Kerl warteten, lauschte der nur den Anweisungen des Coachs und bedankte sich für das Lob. Ruki wurde gleich schlecht. Er lief an den Weibern vorbei, gerade als der Unbekannte sich umdrehte und, den Ball in den Händen, gehen wollte. „He!“ Zu Rukis grösster Überraschung lief der Neue gleich darauf neben ihm. Anscheinend hatte er die zwei Mädels auf der Seite gelassen und war achtlos an ihnen vorbei. Ruki sah zur Seite, lief aber weiter. „Du hast das ganze Spiel über auf der Tribüne gesessen!“ Ruki hob eine Augenbraue. „Fein beobachtet!“ Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er die Aufmerksamkeit von jemandem erregt hatte. Und vor allem wie denn überhaupt? „Stehst du auf Fussball?“ Ruki schüttelte kurz und knapp den Kopf. „Oh…okay, dann vielleicht auf eine der Zuschauerinnen?“ Ruki sah ihn nur ungläubig an und schnaubte spöttisch. „Ist einer deiner Freunde Spieler?“ „Nein, ich mag bloss die Aussicht…“ Ruki brach ab. Das würde zu Missverständnissen führen. „Nicht auf den Platz! Auf das Gelände! Und normalerweise ist auch Ruhe auf der Tribüne.“ Reita hatte bereits angefangen zu grinsen. „Klar, klar…schon klar.“ Er zwinkerte ihm zu und spielte mit dem Ball in den Händen. Ruki kam gleich sein Salat hoch. Was war das denn für ein Schnösel? Ging ja gar nicht. „Und du…kommst immer ganz alleine?“, fragte der Sportler verschmitzt. Misstrauisch warf Ruki ihm einen Seitenblick zu. „Was geht dich das an? Überhaupt, kümmer dich um deine Lederkugel und die Weiber mit den Ohnmachtsanfällen, anstatt mich auszufragen!“ Ruki beschleunigte seinen Schritt. Nur Reita hatte längere Beine als er, hatte ihn also schnell wieder eingeholt. „Ich steh nicht so auf Weiber…und Kugeln…naja kommt etwas auf die Kugel an…“ Das Grinsen des Grösseren war so unverschämt, dass Ruki die Luft wegblieb. „Du bist also allein…“ Ruki Augenbrauen trafen sich in der Mitte. „Ja und das gerne, nur fällt das anscheinend so ner Fussballbirne nicht auf!“ „Kann man sich als dein + 1 bewerben?“ „Bitte was?!“ Ruki machte eine Vollbremse und Reita kam die paar Schritte zurück, die er weiter gegangen war. „Dein + 1. Dein Fester. Dein Drachenköpfer. Dein Zwiebelschäler, dein Spinnentöter. Dein Popcornspender, dein Lakenzerwühler.“ Ruki war völlig vor den Kopf gestossen. Von was redete der Verrückte? „Was…ich red kein Lederkugeljargon.“ „…“ Reita hatte den Ball unter den Arm geklemmt und sah ihn wartend an. „…dein Macker…?“ Es vergingen ein paar Sekunden, in der Ruki Gedanken durchraste für die er sonst einige Minuten gebraucht hätte. „Du…willst dich als meinen- “ Er hatte Mühe mit diesem Wort. „ - Macker…bewerben?“ Reita nickte, todernst. Ruki starrte und starrte und starrte. Und dann lachte er. Er lachte, dass die Sonne am Himmel neidisch wurde. Reita lachte nicht, er sah ihn noch ernster an, als zuvor. Und dann hörte Ruki abrupt auf. „Haben die Idioten das Aufnahmeritual geändert?“, fragte er humorlos. „Wer hatte die Idee? War das Takashima? Dem trau ich das voll zu. Haben sie dir noch die Wahl gelassen? Nein, kaum, sie haben dir sicher genau mich raus gepickt! Sehr komisch, ja wirklich.“ Ruki setzte sich wieder in Bewegung, Reita aber folgte ihm. „Von was redest du da? Aufnahmeritual?“ Ruki kochte vor Wut. Wo war dieses reiche Hurensöhnchen, der ihn als Scherz missbrauchte? „Wahl? Ich komm echt nicht mit.“ Ruki drehte sich wütend zu ihm um. „Ich bin doch nicht bescheuert! Die wollen von dir doch sicher, dass du nen Kerl abschleppst, um richtig in ihr Team aufgenommen zu werden. Wie weit wollen sie, dass du gehst, hm? Nur ein Date oder sollst du mich gleich flachlegen?“ Reita sah ihn an und biss sich langsam auf die Lippe, aber wohl um sein aufkommendes Grinsen zu kaschieren. „Etwas bescheuert vielleicht schon. Ich hab das Aufnahmeritual schon heute Morgen bestanden und dabei ging es um meine Shorts, ein Eimer Eis und eine Katze.“ Ruki runzelte die Stirn. Eine Katze? Was zum Teufel…das arme Vieh! Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, wie dieses Ritual grausam vonstatten hätte gehen können, riss Reita ihn aus den Gedanken. „Ich steh auf dich!“ „Eh…was?“ Ruki kehrte gerade aus der Gedankenwelt zurück. „Ich steh auf dich. Ich find dich echt heiss! Und ein bisschen niedlich.“ Reita grinste wieder so breit und zuckte mit den Schultern. „Also, wie siehts aus? Stellst du Beschützer ein?“ Der Spieler: „Reita?“ „Hmmmmm?“ „Reita, würdest du mal wieder hersehen?“ „Waaas?“ Reita starrte noch immer zur Salattheke und versuchte, nur mit einem Auge zu seinem Teamkollegen zu blicken. „Erde an Reita! Hör auf den Sonderling anzugaffen! Seit wir uns vor zehn Minuten hier gesetzt haben, starrst du ihn an. Sobald du ihn am Buffet entdeckt hattest! Das ist dein erster Tag, und ausserdem hast du gerade dein Aufnahmeritual bestanden. Versau es dir doch nicht gleich wieder!“ Reita riss sich jetzt endlich los. „Wer ist das?!“, fragte er begeistert. „Das da?“ Takashima zeigte mit der Gabel rüber zu dem Kleinen mit dem übergestylten Haar. „Matsumoto. Einsamer Wolf und so. Spricht mit niemandem, hat keine Freunde, macht keinen Sport. Hält sich wohl für was Besseres. Lässt sich nicht mal ärgern, der sieht glatt durch dich durch. Ist in der Musik AG, glaub ich. Keine Ahnung. Ich weiss nur, dass er DIE Spassbremse schlechthin ist!“ „Matsumoto…“, war alles was Reita andächtig wisperte und sah wieder zu dem Kerlchen, der sich jetzt endlich seine Salat zusammengestellt hatte und sich alleine an einen Fenstertisch setzte, wo er in dem Grünzeug rumstocherte. Ein kleiner, süsser Apfelarsch wie von Gott gemeisselt und Strähnen, die ihm in die nussbraunen Augen fielen. Er glaubte jedenfalls, dass sie braun waren. Von dieser Entfernung noch schwer. „Und sein Vorname? Wo wohnt er? Und er ist Single?!“, löcherte Reita seinen Nachbarn. „Sh, nicht so laut! Ich find gewisse Kerle ja auch süss, aber du solltest nicht gleich verkünden, dass du schwul bist und dann noch auf den Giftzwerg abfährst.“ „Giftzwerg? Das Kerlchen ist ein Engel in Teufelchenoptik!“, hauchte Reita verzaubert. Takashima seufzte. „Vorname…irgendwas mit Taka…Adresse steht im Schülerverzeichnis auf dem Sekretariat…und ja, der ist ganz sicher Single!“ Uruha verdrehte kurz die Augen und ass weiter. Hoffentlich gab Reita jetzt Ruhe. „Beeil dich besser, das Training startet in zwanzig Minuten.“ „Hmm…ja, komm gleich…ich muss noch kurz…äh zum Spind.“ Reita stand auf, warf das restliche Essen weg und sah noch wie der Kleine aus der Mensa im Gedränge verschwand. Reita machte einen Abstecher in die andere Richtung. Zehn Minuten später rannte er zu den Umkleidekabinen, kam aber prompt zu spät, weswegen er gleich mal auf der Bank landete. Dort langweilte er sich erst mal gehörig. Die meisten spielten um einiges schlechter als er selbst. Bis er die Tribüne inspizierte und dort, ganz oben seine neue Liebe entdeckte. Er sah beim Fussball zu. Er würde ihm zusehen beim Spielen. Vielleicht fand er Sportler ja doch irgendwie cool. Reita musste sich unbedingt Mühe geben und seine Aufmerksamkeit bekommen. Und dann wollte er ihn ansprechen. Oder vielleicht sprach der Kleine ja ihn an? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)