25 Ways to meet someone von Jyll ================================================================================ Kapitel 10: Playboy vs. Bunny ----------------------------- Der Nicht-Playboy:     „Du hast was getan?!“ Uruha verdrehte die Augen zur Decke und seufzte. „Dich angemeldet.“ „Angemeldet.“ „Ja, auf einer Plattform.“ „Was für eine Plattform?!“, knurrte Reita. Er würde ihm gleich den Hals umdrehen, sobald Uruha dieses eine Wort wiederholen würde. „Auf einer Dating Plattform!“ Uruha lächelte ihn ungetrübt an und ignorierte die zitternden Hände, die kurz vor seiner Kehle schwebten. „Ich bring dich um. Ich schwöre, ich erwürge dich mit blossen Händen!“ Reitas Stimme vibrierte. „Ach spars dir. Du bist angemeldet, Punkt. Wird Zeit, dass du wieder an den Start gehst!“ „Was soll das denn wieder heissen?“ „Reita! Es ist jetzt fast drei Jahre her. Du solltest dich wieder mit anderen treffen.“ „Darf ich das nicht entscheiden?“ „Natürlich nicht. Du hast keine Ahnung von deinem Leben!“  Uruha grinste, angelte sich die Chipspackung vom Couchtisch und stopfte sich ein paar der Süchtigmacher in den Rachen.     Drei Stunden später schloss Reita die Zimmertür langsam hinter sich. Uruha war gerade gegangen, hatte ihm aber einen Zettel in die Hand gedrückt mit der Adresse, dem Benutzernamen und dem Login. Reita blieb an der Tür stehen, kniff die Augen halb zusammen, zielte und warf den Papierknäuel in seinen Müllkorb neben dem Schreibtisch. Danach schmiss er sich aufs Bett, wobei eine Wolke von Staub aus der Matratze trat. Reita hustete trocken. Selbst sein Bett wies ihn darauf hin, dass schon ewig nichts mehr unter dieser Decke lief.   Er starrte an die Wände. Weisse Ränder zogen sich an manchen Stellen entlang. Vor einem halben Jahr etwa hatte er alle seine Poster entfernt. Die hatten auch schon ewig da gehangen und die Musik der Bands hörte er sich grösstenteils gar nicht mehr an.   Vielleicht konnte er das Konto ja löschen. Dann wäre das Problem gelöst. Und er würde Uruha einfach irgendeine Lüge erzählen. Das wäre ja nicht das erste Mal. Reita hatte einfach kein Bock darauf, dass sein Name und seine restlichen Personalien – wie er Uruha kannte, sicher auch noch intime Details – im Internet standen. Und dann auch noch bei einer Seite bevölkert von lauter Verzweifelten.   Reita sprang auf die Beine, ging rüber, kramte zwischen dem Papier und glättete den kleinen Zettel wieder, weil er ihn ja wütend zerknüllt hatte. Die Schrift war noch gut lesbar, also öffnete er seinen Laptop und setzte sich grummlig hin. Sobald sein Desktop aufleuchtete, war das Internet fix geöffnet. Reita tippte konzentriert die IP-Adresse ein. Dann weiter zur Anmeldung. Alles war schon in rot und mit Herzchen gehalten. Ätzender gings nicht.   Jetzt kam der Benutzername. Reita sah wieder auf den Zettel, die Finger auf der Tastatur.   Playboy_Reita   Oah ne. Warum nicht gleich: Zuhälter_Reita? _Bodenstrich_ Reita_? Der verarschte ihn doch total. Memo an mich selbst: Uruha killen.   Reita gab den Namen ein, knirschte mit den Zähnen und sah sich das Passwort an.   Baldwerdeichflachgelegt     Das stand da jetzt nicht ernsthaft, oder?!   Reita sprang von seinem Stuhl auf. „Alter, ich bring dich um!“ Er stürzte zu seinem Handy. Aber durch die Sattelitenverbindung würde er Uruha nur schwer töten können. Fluchend warf er das Teil wieder aufs Bett. Er musste dieses Konto auf der Stelle löschen!   Reita hämmerte das Passwort ein, dabei flog der Tastaturknopf ‚L‘ raus. Murmelnd schob er ihn wieder an Ort und Stelle und klickte auf ‚Login‘.   Kurz darauf war er auch auf seinem Profil. Uruha hatte ein Bild aus dem letzten Jahr gewählt. Sie waren an einem Ausflug gewesen. Es war nicht das Beste, aber Uruha hatte weit peinlichere Bilder von ihm, also blieb Reita erst mal ruhig.   Uruha hatte sein volles Geburtstagdatum veröffentlich, was Reita wiederum nervte. Die Blutgruppe stand da, Musik, wobei das teilweise gar nicht stimmte. Sein Parfum. Woher wusste Uruha das überhaupt? Reita zerstörte seinen Iro,  während er durch scrollte, was Uruha noch so alles verraten hatte.   Als er unten angekommen war, stöhnte er erschöpft und fing sofort an, die Einstellungen zu suchen. Irgendwo musste man das doch löschen können. Wenn dies nur schon jemand aus der Schule las. Nicht auszudenken, was die Folgen wären. Die Einstellungen waren schon mal nicht schwer zu finden. Von da öffnete sich jedoch ein ziemlicher Dschungel. Logisch, die wollten ja auch verhindern, dass man wieder ausstieg.   Mit zugekniffenem Mund arbeitete Reita sich durch die einzelnen Abteilungen. Er hatte auch wenig Ahnung von dem Kram. Er benutzte den Laptop fast nie. Das Handy war das einzig halbwegs moderne in seiner näheren Umgebung.   Er hatte vielleicht gerade drei Seiten durchgeklickt, als ein ‚Pling‘ ertönte und Reita zusammen fuhr. Was hatte er denn jetzt gemacht? Er hatte doch gar nichts angeklickt. Erschrocken scannte er die Seite vor sich mit den Augen ab und bemerkte ein Blinken, das vorher noch nicht da gewesen war. Unsicher beförderte er die Maus dorthin und klickte.   „Sie haben 1 neue Nachricht.“   Nachricht? Nachricht?!   „Von Rukilicious.“   Ruk…what the hell? Reita runzelte die Stirn. Schrieb ihm da echt wer. Kaum zu fassen. Jetzt musste er auch noch jemandem ne Abfuhr erteilen.   Reita zögerte eine ganze Weile, doch da er den Löschknopf nach wie vor nicht gefunden hatte, öffnete er sie.   „Rukilicious schreibt…“                           Nichts. Die Nachricht war leer.   Leer? Reita war nun völlig vor den Kopf gestossen. War das irgendwie ein dummes Spiel oder was?   Ohne nachzudenken klickte Reita auf ‚Antworten‘. Und tippte genervt drauf los.       Das Nicht-Häschen:   „Oh nein! Scheisse, Scheisse, SCHEISSE!“ Ruki schlug die Hände vors Gesicht. Oh nein. Er hatte doch gar keine Nachricht schreiben wollen. Das Programm überforderte ihn dermassen. Konnte er das rückgängig machen? Ruki klickte fieberhaft herum. Keine Chance.   ‚Pling‘   Ruki sackte das Herz in die Hose. Er bekam Antwort? Was antwortete man denn auf nichts? Er musste sich entschuldigen. Ja, genau.   Mit einem Klick war die Nachricht geöffnet.     „Playboy_Reita schreibt…“   „Was soll denn die Scheisse? Soll das ein blödes Ritual sein oder warum schickst du mir ne leere Nachricht? Nur zur Info: Ich will nicht auf dieser Webseite sein, ich versuch grad, das alles zu löschen!“     Etwas verwirrt las Ruki die Zeilen nochmals. Zögernd klickte er auf ‚Antworten‘.   „Tut mir Leid, das war ein echtes Versehen! Eigentlich wollte ich deine Seite gerade verlassen, aber ich bin hier neu.“     „Warum, bin ich dir nicht gut genug? Du magst meinen Musikstil nicht und meinen Iro? Und zu gross bin ich auch.   Oke, nur ein Schwachsinniger würde bei dem Profil was von mir wollen…“,   räumte Playboy_Reita am Schluss doch ein.     Hatte wohl schlechte Erfahrungen gemacht. Ruki liess sich mit der Antwort Zeit.   „Das stimmt überhaupt nicht.   Je grösser, desto besser…“     Der Vielleicht-Playboy:   Verwirrt starrte Reita Löcher in sein Zimmer. Das hatte er jetzt auch noch nie gehört. Er wiegte den Kopf hin und her und antwortete erst mal nichts. Dafür ging er sich das Profil seines Gegenübers ansehen. Der hatte viel weniger Informationen, als er selbst, oder besser gesagt, Uruha geschrieben hatte.   Was Reita zuerst ansah und ihn gleich erstaunte, war die Grösse des anderen. Noch nicht einmal 1.60. Noch kleiner als sein Ex. Das Bild gefiel ihm…   „Die Hälfte meines Profils stimmt nicht…ein Freund von mir hat mein Konto erstellt, ohne meine Erlaubnis…“   Reita wollte das einfach mal richtig stellen.       „Haha, bei mir auch. Ich wollte es eigentlich löschen, aber ich glaube, das ist gar nicht möglich. Also habe ich einfach mal die meisten Informationen gelöscht.“     „Verdammt. Ich bin also gezwungen weiter mit dir zu schreiben…?“     „Sieht ganz so aus.“     Jeder andere wäre beleidigt gewesen. Reita erwischte sich beim Grinsen.     „Dann erzähl mir mal etwas über dich…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)