Path of the blind von Aoki (Naruto x Sasuke) ================================================================================ Kapitel 2: II. --------------   Die letzte Nacht hatte Naruto schlecht geschlafen. Stundenlang hatte er versucht sich einzureden, dass die Dinge gar nicht so schlimm waren, und dass mit Sasuke alles in Ordnung war, doch seinen Verstand konnte er nicht täuschen. Das, was passiert war, hatte sich unwiderruflich bei ihm eingebrannt. Dieses Bild – Sasuke nackt mit einem anderen, einem erwachsenen Mann, war prägend.   Dementsprechend ermüdet stieg er am nächsten Morgen aus dem Bett im Gästezimmer, in dem er für den kommenden Monat lebte, und ging in das angrenzende Badezimmer, um sich frisch zu machen.   Es war zwar erst acht Uhr morgens, doch er würde in weniger als zwei Stunden bereits im Geschäft sein müssen.   Besonders wohl fühlte er sich bei dem Gedanken nicht, Sasuke alleine zu lassen, denn der hatte samstags natürlich keine Schule und war demnach alleine zu Hause.     Als er fertig war und sich angezogen hatte, stattete er Sasuke einen Besuch ab. Ihn wunderte, dass der Junge scheinbar schon auf war, denn aus dessen Zimmer drangen laute Geräusche. Naruto bildete sich sogar ein, fremde Stimmen hören zu können.   Hatte Sasuke etwa Besuch?   Ganz langsam drückte er die Klinke der Tür nach unten und schob die Tür ein kleines Stück weit auf, um seinen Kopf durch den offenen Spalt zu stecken.   Sasuke war alleine. Saß an seinem Schreibtisch am PC.   Spielte der Junge?   ~Zeit sich die Hände schmutzig zu machen~   Naruto runzelte die Stirn, öffnete die Tür dann jedoch ein weiteres Stück und trat herein.   ~Noxianer, wie ich sie hasse~   „Morgen Sasuke“, begrüßte er den Jungen, der völlig vertieft auf seinen Monitor starrte und wild auf der Maus und Tastatur herumklickte.   ~Immer auf die Umgebung achten~   Da Sasuke ihm nicht antworte, trat Naruto näher an ihn heran. „Ich sagte, guten Morgen Sasuke.“   „Jaja, nicht jetzt.“ Etwas verdutzt über diese schroffen Worte, schluckte Naruto seinen nächsten Satz, mit dem er eigentlich fragen wollte, ob Sasuke mit ihm frühstückte, wieder herunter. Stattdessen beobachtete er Itachis kleinen Bruder dabei, wie der einen Kampf austrug, bei dem man überhaupt keinen Überblick hatte.   „Uhm, welcher von denen bist du?“   „Ezreal.“   „Die mit der Harfe und den Brüsten?“, hakte er nach. Sasuke tippte etwas in die Tastatur ein.   „Hört sich Ezreal etwa weiblich an?“   „Mh, nicht wirklich.“ Da der Junge nichts mehr darauf erwiderte, warf Naruto einen weiteren Blick auf den Bildschirm, wo ein Chatfenster aufblinkte.   ~Drecks KS!~ ~Help Top! Shen stop jungle hlp Sona!~ ~Ey, immer diese dreckigen KSler!~ ~Rammus go mid plz~   Das hatte Sasuke zuletzt geschrieben, doch Naruto verstand davon kein Wort.   „Willst du vielleicht was Frühstücken? Ich könnte uns …-„   „Scheiße!“, zischte Sasuke auf einmal laut auf und tippte sichtlich angefressen auf seiner Tastatur herum, ehe er sich mit einem düsteren Blick zu Naruto herumdrehte.   „Wegen dir bin ich gestorben“, murrte er sofort los, während Naruto abwehrend die Hände hochhob.   „Hey, ich wollte dir nur einen guten Morgen wünschen … und mit dir frühstücken.“   „Keinen Hunger.“ Naruto ließ die Hände wieder sinken.   „Hast du überhaupt geschlafen? Du siehst ziemlich müde aus …“   „Nein.“   „Du warst die ganze Nacht auf?“, meinte Naruto verwirrt, doch Sasuke interessierte es nicht sonderlich, denn er seufzte nur, ehe er sich wieder seinem Spiel widmete und erneut etwas in seinen Rechner eintippte.   ~Alter Mann nervt, ich muss off~   Dass damit eindeutig er gemeint war, war Naruto diesmal bewusst.   Alter Mann also, huh?   Auch wenn Sasukes Vorstellung von ihm ein wenig an seinem Ego kratzte, ließ er sich nichts anmerken, sondern lächelte dem Jungen zu, nachdem der das Spiel beendet hatte.   „Das Spiel ist eh im Arsch. Shen war ein Noob.“ Naruto nickte Sasuke zu.   „Aber sicher, alles was du sagst …“ Und Sasuke rollte mit den Augen.   „Vergiss es einfach. Kannst du dann rausgehen? Ich will mich hinlegen.“   „Du willst jetzt noch schlafen?“   „Jup.“   „Sasuke … es ist hell draußen.“   „Wayne.“   „Was?“, erwiderte Naruto, hörte Sasuke jedoch nur schnauben und beobachtete ihn dabei, wie er die Rollladen zu seinem Fenster herunterließ.   „Ich sagte, Wayne interessiert’s?“   „Was?“   „Mann, Naruto, du bist echt ein alter Sack geworden …“   „Hey!“, empörte der sich. „Ich bin nicht alt! Du musst nur lernen, wieder anständig zu reden!“   „Jaja, kennst du Wayne? Der fährt mit dem Waynetrain zum Whateverest.“   Der Junge machte sich offensichtlich einen Spaß daraus, ihn mit Dingen aufzuziehen, von denen er nicht die geringste Ahnung hatte, weshalb Naruto schnaufend zurück zur Tür lief.   „Dann schlaf eben. Mir egal. Ich bring uns Essen mit. Und nimm diesmal dein Handy mit, wenn du rausgehst. Und keine Partys oder Männerbesuche!“           In der Tat fühlte sich Naruto ziemlich alt, als er das Haus verlassen, und den Supermarkt aufgesucht hatte, um zu arbeiten. Er war müde, sein Kopf voll und die Kunden heute scheinbar besonders nervig.   Er beobachtete sie, während er durch die Gänge lief, um hier und dort nach dem Rechten zu sehen, hielt Gespräche mit alten, frustrierten Hausmüttern, half einem Mann aus, das richtige Werkzeug zu finden.   Fiel zwar eigentlich alles nicht mehr in seinen Aufgabenbereichen – Nein, normalerweise hätte Naruto sogar die Freiheit gehabt, an einem Samstag gar nicht zu erscheinen oder nur im Büro zu sitzen, doch irgendwie musste er sich ablenken.   Ablenken von diesem Bild, das immer wieder vor seinem inneren Auge aufflackerte.   Auch gestern hatte er keine Lösung dafür gefunden, wie er es Itachi sagen konnte, ohne dass der ausrastete, oder Sasuke ihn dafür hasste. Es war schon schlimm genug, dass Sasuke sexuell aktiv war – in diesem Alter, wo man eigentlich andere Dinge tun sollte, wie sich auf die Schule zu konzentrieren, doch dass er es auch noch mit älteren Männern trieb, schlug dem Fass natürlich den Boden aus.   „Hey Naruto, alles okay bei dir? Du wirkst so abwesend.“ Die strahlend grünen Augen seiner erst kürzlich eingestellten, fleißigen Mitarbeiterin funkelten ihm neugierig entgegen. Sakura Haruno – für Naruto war sie das Bild von einer Frau, sie war bildhübsch, stets freundlich, zuvorkommend und suchte immer ein Gespräch, wenn sie sich zufällig auf den Gängen begegneten. In letzter Zeit taten sie das sogar erstaunlich häufig.   „Alles gut, nur ein wenig Stress zu Hause. Wie geht’s dir? Hast du den Braten gestern noch hinbekommen?“ Die Frau vor ihm schob sich lächelnd eine ihrer rosafarbenen Haarsträhnen hinters Ohr.   „Ja, er hat ganz toll geschmeckt. Ich hab dir sogar ein Stück mitgebracht, es liegt auf deinem Schreibtisch … im Büro.“ Narutos Augen leuchteten auf.   „Ehrlich?“, hakte er nach. „Wow, das ist echt lieb von dir, Sakura-chan!“ Sein Grinsen war breit, doch auch ihr Lächeln wuchs.   „Gern. Aber jetzt erzähl mal, du sagtest, du hast Stress zu Hause? Wohnst du nicht alleine?“ Ihre Neugierde wurde von Naruto gar nicht als solche aufgefasst, dennoch schrumpfte sein Grinsen ein wenig, ebbte ab, bis dort nur noch ein leichtes Schmunzeln zu sehen war.   „Tu ich, aber ich hab dir doch letzte Woche erzählt, dass ich bald auf den Bruder von meinem besten Freund aufpassen soll … und naja, gestern war der erste Abend.“   Sie machte ein betroffenes Gesicht.   „Und der Abend ist schlecht gelaufen?“ Seufzend sackten Narutos Schultern nach unten.   „Der Abend war die reinste Katastrophe … Er ist einfach heimlich auf eine Party gegangen … und naja, als ich ihn dann gefunden habe, nachdem Itachi mir ausgeholfen hat, musste ich feststellen, dass die Jugend von heute wirklich verdorben ist. Ich meine, stell dir mal vor“, sprudelte es aus ihm heraus, während Sakura aufmerksam zuhörte und immer mal wieder nickte. „Da wurde ich doch tatsächlich von zwei Minderjährigen zu einem Dreier eingeladen. Und Alkohol gab es auch! Aber das ist nicht das Schlimmste gewesen. Ich habe übrigens im Nachhinein die Polizei gerufen.“   „Ja, das ist auch richtig so“, pflichtete sie ihm bei und diesmal nickte Naruto.   „Aber das Schlimmste war, dass ich Sasuke, also Itachis kleinen Bruder, tatsächlich dabei erwischt habe, wie er Sex haben wollte! Kannst du dir das vorstellen? Er ist 16. Ich meine, hey, jeder wie er will, aber er hat natürlich absolut übertrieben, indem er sich dann noch einen Partner geholt hat, der fast doppelt so alt war wie er selbst!“   „Was?“ Geschockt schlug Sakura ihre Hand vor den Mund. „Aber … aber das ist ja schrecklich.“   „Ja! War es auch. Ich hab den kleinen Scheißer natürlich sofort mit nach Hause genommen, der Pädobär konnte leider flüchten …“   „Weißt du denn noch, wie er aussah?“, erkundigte sich Sakura, doch Naruto schüttelte den Kopf.   Er wusste nur, dass er blond war und blaue Augen hatte. Zugegeben, das traf nicht gerade auf viele Menschen in dieser Stadt zu, doch damit zur Polizei zu rennen, war ohnehin schwachsinnig. Er hatte schließlich keinerlei Beweise und bezweifelte, dass Sasuke freiwillig von seinen Eskapaden erzählte.   „Entschuldigen Sie? Wo finde ich denn Hirse?“ Eine ältere Dame unterbrach das Gespräch zwischen ihnen, und Sakura war sofort zur Stelle.   Naruto lächelte, als er ihren präzisen Anweisungen lauschte. Sie kannte sich in diesem Laden ziemlich gut aus, besser, als manch anderer Mitarbeiter, der schon Jahre hier arbeitete.   „Dankeschön“, sagte die alte Frau freundlich, ehe sie in die Richtung abzog, die Sakura ihr genannt hatte.   „Gerne, immer doch.“ Damit richtete Sakura ihre Aufmerksamkeit wieder auf Naruto.   „Hör mal, wenn du Hilfe brauchst oder so … dann … naja, dann biete ich mich gerne an.“ Angesprochener legte den Kopf leicht schief. Irrte er sich, oder war sie irgendwie nervös?   „Das ist lieb von dir, Sakura-chan, aber ich denke, ich schaff das schon.“ Für den Bruchteil einer Sekunde bildete er sich sogar ein, dass sich auf ihrem Gesicht so etwas wie Enttäuschung spiegelte, doch ihr plötzliches Lächeln lenkte ihn davon ab.   „Schön. Dann werde ich jetzt mal wieder weitermachen. Und sag mir Montag, wie der Braten geschmeckt hat, ja?“   „Klar! Und danke nochmal!“ Er blickte ihr noch hinterher, ehe sie hinter dem dritten Regal um die Ecke verschwand.   „Junger Mann! Können Sie mir sagen, wo ich Zitronengras finden kann?“               Nachdem Naruto gemeinsam mit Sakuras Braten den Laden verlassen hatte, um nach Hause zu fahren, holte er unterwegs noch eine große Pizza. Bier für sich, Popcorn und Cola für Sasuke. Damit konnten sie sicher was anfangen. Naruto würde vorschlagen, dass sie sich Filme ansahen, ein wenig miteinander redeten, sich wieder näher kamen.   Vielleicht lag da ja das Problem, dass Sasuke sich zu wenig beachtet vorkam. Und wenn Naruto ihm diese Beachtung schenkte, würde er vielleicht auch einsehen, dass man es nur gut mit ihm meinte.   Zuckerbrot statt Peitsche. Zumindest vorerst.         „Sasuke? Ich bin wieder da“, rief er in den Flur, schlüpfte nebenbei aus seinen Schuhen und lief dann vollbepackt in die Küche, wo entgegen seiner Erwartung das Licht brannte. Aber das war ein gutes Zeichen. Schließlich bedeutete das, dass Sasuke zu Hause war und nicht auf irgendeiner Party, um sich …   „Hey.“ Sasukes genuschelte Begrüßung ließ seinen Blick zur Küchentür wandern, wo der Junge stand und sich mit der Schulter gegen den Rahmen lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt.   „Hey, ich hab uns Pizza mitgebracht. Und Cola. Und Popcorn, also wenn du Lust hast, können wir einen Film schauen? Du darfst auch aussuchen“, schlug Naruto gutgelaunt vor und öffnete dann den Küchenschrank, um Teller herauszuholen.   „Einen Film schauen? Das ist langweilig …“   „Dann schlag du was vor. Willst du was spielen?“   „Sehe ich aus wie zwölf?“   „Sasuke, sein kein Miesepeter“, gab Naruto jammernd von sich, ehe er ein Messer aus dem Messerblock zog, um damit die Pizza zu schneiden. „Ich meine ja nicht, dass wir irgendein Brettspiel spielen müssen, sondern eher Konsole oder so.“   „Oder so?“, erwiderte Sasuke und trat näher an Naruto heran. „Hast du deinen Rechner mit?“   „Nein, aber meinen Laptop.“   „Vergiss es, für LoL bist du eh zu schlecht.“   „LoL?“   „League of Legends“, brummte Sasuke genervt.   „Okay?“   Sasuke seufzte: „Egal, ich such nen Film raus.“ Nachdem der Junge aus der Küche verschwunden war, konnte Naruto sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das hier war doch zumindest schon mal ein Anfang, an dem man ansetzen konnte, auch wenn Sasuke eine kleine Kotzkrücke war.       „Sasuke … das ist ein Horrorfilm.“   „Na und?“ Das kleine Grinsen auf Sasukes Lippen deutete darauf hin, dass er noch genau wusste, dass Naruto Horrorfilme verabscheute. Pardon. Er hasste sie nicht direkt, sondern eher die Wochen danach, die er paranoid durch die Weltgeschichte wandelte, weil Horrorgeschichten ihn immer so sehr fesselten, dass er sie direkt auf das echte Leben übertrug.   Wenn er an den letzten Film dachte, wo eine Frau in einem Haus ermordet wurde, und kurz darauf alle Bewohner, die dort einzogen waren aufgesucht hatte, wurde ihm ganz anders. Er stand selbst eine Woche nach dem Film noch so unter Strom, dass er beim Duschen jedes Mal einen halben Panikanfall erlitt, wenn er nur für kurze Zeit die Augen schloss.   „Bist du etwa ein kleiner Angsthase, Naruto?“ Dass er in der Tat ein Angsthase war, würde er vor Sasuke natürlich niemals zugeben.   „Als ob, mach den blöden Film an, aber du kannst vergessen, dass du heute Nacht bei mir schläfst, weil du so viel Schiss hast!“, entgegnete er, was Sasukes Grinsen breiter werden ließ.   „Sicher doch …“       ~Wussten Sie, dass ein Fluch auf diesem Haus liegt? Die Bewohner, die hier vorher gewohnt haben, haben das am eigenen Leib erfahren. Sie wurden allesamt …-~   Naruto verkniff sich das Bedürfnis, auf seinen Nägeln herum zu kauen, je höher die Spannung stieg.   Eine Familie mit zwei kleinen Kindern war gerade im Begriff dabei, in ein völlig düster wirkendes Haus zu ziehen, da der Preis so niedrig war.   ~Mama, schau mal! Hier im Zimmer liegt eine Puppe!~   Die gruselige Porzellanpuppe, die halb so groß war wie das Kind selbst, ließ Narutos Puls in die Höhe schnellen. Jeder wusste, dass Puppen böse waren! Besonders diese Porzellan-Dinger, die in Häusern zurückgelassen wurden.   „Gott, wenn ich das Kind wär, würd ich die Puppe sofort wegschmeißen!“, kommentierte er die Szene und griff dann nach dem Popcorn.   Sasuke antwortete ihm nicht, und als Naruto zu ihm herüber sah, wusste er auch weshalb. Diese kleine Ratte starrte grinsend auf sein Smartphone und tippte darauf herum.   „Nicht Simsen, du verpasst sonst den Film!“, meinte er und langte dann nach dem Handy, um es Sasuke abzunehmen. Der wiederum war davon natürlich gar nicht begeistert.   „Gib mir mein Handy wieder!“, forderte er und versuchte mit seinen Fingern danach zu schnappen, doch Naruto zog es rechtzeitig weg.   „Nichts da.“ Und zum krönenden Abschluss ließ er das Telefon unter seinem Shirt verschwinden und steckte es in den Bund seiner Hose, vorne an seinem Bauch.   „Denkst du wirklich, das hält mich ab?“, fing Sasuke an, und ehe Naruto die Chance hatte, etwas darauf zu erwidern, saß der Junge auch schon auf seinem Schoß. Es ließ Naruto die Augen aufreißen, versetzte ihn in eine Art Starre.   Was zum Teufel tat Sasuke da?!   „Sasuke …“, brachte er heraus.   „Ja?“   „Was machst du da?“ Als Sasuke sich ein Stück weit vorbeugte, lehnte Naruto sich automatisch zurück.   „Ich hol mir mein Handy zurück?“   Sasuke war ihm viel zu nah … beugte sich immer tiefer, und doch konnte Naruto nichts dagegen tun, war immer noch wie gelähmt.   „Siehst du?“ Und als Sasuke ihm auf einmal das Smartphone, das er ihm eben erst abgenommen hatte, vor seine Nase hielt, blinzelte er.   „Huh?“ Dann stieg der Junge abrupt von ihm herunter und setzte sich wieder zurück auf seinen Platz.   „Du siehst du aus, als hättest du noch nie jemanden auf deinem Schoß gehabt. Im Ernst, Naruto, vielleicht solltest du dir eine Frau suchen …“   Gegen seinen Willen spürte Naruto, dass seine Wangen warm wurden. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihm breit.   Dieser kleine Pisser …   „Willst du auch noch was trinken?“ Und doch erwiderte Naruto nichts auf Sasukes Satz, sondern stand auf, um in die Küche zu laufen.   „Ein Bier“, hörte er den Jungen rufen, und diesmal war er es, der die Augen verdrehte.       Für den Rest des Films zwang Naruto sich dazu, seine Aufmerksamkeit auf das Geschehen zu richten, auch wenn er am liebsten Sasuke dafür getreten hätte, da der die ganze Zeit über mit jemandem textete.   „Ich geh auf mein Zimmer“, verkündete Sasuke und stand auf, als der Abspann lief, doch Naruto hielt ihn fest.   „Warte mal. Ich dachte, wir können noch ein bisschen reden?“ Sasuke runzelte die Stirn, setzte sich jedoch wieder, auch wenn es offensichtlich nicht ganz von ihm gewollt wurde, wie sein folgender, genervt klingender Satz deutlich machte.   „Und worüber?“   „Uhm, über dies und das?“   „Okay. Dies ist gut, das ist scheiße. Zufrieden?“   „Komm schon, Sasuke, gib mir eine Chance.“ Sasukes Augen weiteten sich nur für eine Millisekunde, doch Naruto sah es. Zwar wusste er nicht, was er da hineininterpretieren sollte, doch etwas suspekt war es ihm schon.   „Ich wüsste nicht, was wir zu bereden haben.“   „Naja, vielleicht willst du mir ja erzählen, wann du damit angefangen hast, mit erwachsenen Männern zu schlafen?“   „Vergiss es, du rennst dann eh sofort zu Itachi!“ Naruto schüttelte den Kopf.   Natürlich würde er Itachi davon erzählen, doch das würde er Sasuke nicht so ehrlich sagen. Zuerst brauchte er schließlich genügend Informationen.   „Warum willst du das überhaupt wissen? Geilt es dich auf, Sexstories zu erfahren oder was?“   „Mach dich nicht lächerlich, Sasuke … ich sorge mich um dich, das ist alles.“   „Deine Sorge ist aber unbegründet. Kann ich dann gehen?“ Wieder machte der Junge Anstalten sich zu erheben, doch Naruto drückte ihn mit der flachen Hand zurück in das Polster der Couch.   „Nein, du kannst nicht gehen. Erst wenn du mir erzählt hast, wann das angefangen hat.“ Sasuke schnalzte genervt mit der Zunge und verdrehte die Augen.   „Mein Gott, keine Ahnung, irgendwann in den Ferien vor zwei Jahren.“   „Seit du 14 bist?!“ Naruto war schockiert, hatte beide Augenbrauen angezogen.   „Kurz vor meinem 15. Geburtstag. Und ja, seitdem …“   „Wie … wie kam es dazu? Und wer war es?“   „Keine Ahnung, irgendein Kerl auf einer Party …“   „Irgendein Kerl?! Sasuke, was hast du getan?“   „Gefickt.“   „Sprich nicht so!“ Naruto fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Sasuke, das was du da tust, ist illegal. Nicht erlaubt, verstehst du? Eine Menge Leute könnten dafür ins Gefängnis kommen … und du? Itachi würde dich zum Krüppel schlagen, wenn er das wüsste!“   „Aber er weiß es nicht, und genau das ist der springende Punkt. Solange du dichthältst, verändert sich nichts.“   „Ich will aber nicht dichthalten. Nicht bei sowas! Wenn du mir erzählt hättest, dass du heimlich Bier getrunken hast … oder dass du Unterwäsche aus der Umkleide gestohlen hast … dann ja, aber das? Vergiss es.“ Sasukes Lippen waren verzogen.   „Warum? Was ist dein verschissenes Problem? Es ist schließlich nicht dein Schwanz, der in mir gesteckt hat, also reg dich nicht so auf.“   Konnte das hier eigentlich noch schlimmer werden?   Das konnte es offensichtlich, da Itachi just in diesem Moment auf Narutos Handy anrief. Er blickte angespannt auf das Display, ehe er zu Sasuke sah, der ebenso darauf starrte.   „Erzähl es ihm bitte nicht“, kam es leise von dem Jungen, als Naruto das Smartphone in die Hand nahm und abhob.   „Na, wie geht es euch?“   „Hey Itachi! Uns geht es gut, wir haben uns gerade nen Horrorfilm angesehen.“   „Sasuke ist zu Hause?“   „Natürlich ist er das!“   „Mh, gibst du ihn mir?“ Erneut sah Naruto zu Sasuke, blickte geradewegs in diese großen, unschuldigen Augen, die alles andere als unschuldig waren. Und doch … doch war dieser Blick so ausgeprägt, dass Naruto schlucken musste.   „Klar …“ Er hätte nur anfangen müssen zu erzählen, doch er brachte es nicht übers Herz. Nicht, wenn Sasuke ihn so anschaute.   Er reichte ihm das Handy und stand dann auf, um den Tisch abzuräumen.   „Hey Nii-san.“     Es war zum Verrücktwerden. Eigentlich hätte Naruto immun gegen diesen Blick sein müssen, zumal er genau wusste, dass Sasuke ihn nur benutzte und manipulierte! Also warum ließ er sich davon weichklopfen?   Wenn Itachi davon erfuhr, würde er ausrasten. Und wenn er dann noch erfuhr, dass Naruto bereits länger davon wusste … dann war die Hölle los.   Wieder stellte sich Naruto die Frage, weshalb Sasuke sich so verändert hatte. Was war nur mit dem Jungen passiert, dass er bereits mit 14 Jahren sexuell aktiv war?   Als Naruto an sein erstes Mal mit 17 Jahren zurückdachte, presste er die Lippen aufeinander. Er war ein Jahr mit seiner damaligen Freundin zusammen gewesen, ehe sie miteinander geschlafen hatten. Und Gelinde gesagt, war es die reinste Katastrophe gewesen. Sie waren unerfahren, es war schmerzhaft und viel zu schnell vorbei. Die peinlichen Wochen, die darauf folgten und schließlich zur Trennung dieser Teenager-Liebe führten, waren mehr als Grund genug für Naruto, es zukünftig langsamer angehen zu lassen.   Bis zu seinem 22. Lebensjahr hatte er sogar komplett auf Sex verzichtet, ehe er gemeinsam mit Itachi in einem Schuppen gelandet war, wo er eine erfahrene Frau kennengelernt hatte, die ihm für einige Monate lang all das beibrachte, was er heute wusste.   Ein Jahr später führte er dann eine Beziehung zu einem Mann, die über mehrere Monate lang aufblühte, bis sie schließlich ein hässliches Ende fand, da er herausgefunden hatte, dass er nur eine Affäre war. Sie hatten sich in einem Club getroffen, sich sofort verstanden und angefangen, ihre Verbindung Stück für Stück zu vertiefen. Doch auch hier hatte er sich reichlich Zeit gelassen.   „Kann ich jetzt auf mein Zimmer gehen?“ Naruto, der gerade dabei war, den Geschirrspüler zu befüllen, blickte zu Sasuke auf.   „Geh ruhig.“ Der Junge zögerte, drehte sich dann jedoch um und lief zu Tür, wo er nochmal kurz innehielt.   „Danke“, hauchte er über seine Schulter hinweg, ehe er verschwand und Naruto alleine ließ.       Als Naruto einige Stunden später mit dem Rücken auf dem Bett im Gästezimmer lag, starrte er nach oben an die Decke. Im Raum war es dunkel und still, man konnte nichts hören, geschweige denn etwas sehen, und eigentlich waren das die besten Voraussetzungen, um zu schlafen, doch er konnte nicht.   Dieses Mal waren es jedoch nicht die ständigen Gedanken an Sasuke und dessen Veränderung, die ihn vom Schlafen abhielten, sondern viel mehr dieser verdammte Horrorfilm, den sie zuvor gesehen hatten.   Ihm ging das Ende nicht mehr aus dem Kopf. Vorhin, da hatte er es noch verdrängen können, doch jetzt, wo er alleine war, schlich sich immer mehr der gruselige Verlauf in seine Gedanken.   Er zwang sich dazu, seine Augen zu schließen und atmete tief durch. So etwas wie Geister gab es schließlich nicht …   Dennoch saß er zwei Sekunden später aufrecht im Bett, die Hände in der Decke verkrampft. Was war das für ein Geräusch gewesen? Ein Surren? Ein gequältes Stöhnen? Seine Atmung beschleunigte sich, genauso wie sein Herzschlag.   Da war nichts, er bildete sich nur Dinge ein!   Allerdings ließ ihn das nächste Geräusch unwillkürlich wimmern. Oh nein, das war keine Einbildung. Da war etwas. Hier im Haus.   Fieberhaft überlegte er, was er jetzt tun konnte. Wenn hier wirklich etwas war … dann …   Sasuke …   Sasuke lag im Nebenzimmer.   Naruto griff mit rasendem Puls nach seinem Handy, um das Assistenz-Licht zu aktivieren. Fast der gesamte Raum wurde dadurch erleuchtet, und soweit er sehen konnte, war hier nichts Ungewöhnliches.   Woher also kamen dann diese Geräusche?   Aus Sasukes Zimmer?   Der Dielenboden unter seinen Füßen knackte, als er aus dem Bett stieg. Aber das war okay. Schließlich war es Holz. Holz durfte knacken und Geräusche machen.   Ganz langsam drückte er die Klinke der Tür nach unten, nur um keinen Lärm zu machen, und ging dann nach draußen auf den Flur. Auch hier war es dunkel, doch dank seinem Handy konnte er den größten Teil einsehen. Hier hörte er auch wieder ein Surren, es klang fast schon nach einer Vibration, und je näher er Sasukes Tür kam, desto lauter wurde es.   Er atmete noch einmal tief durch, ehe er um den Griff fasste und die Tür zu dem Raum öffnete.   Die Geräusche kamen eindeutig von hier!   „Sasuke?“, flüsterte Naruto in die Dunkelheit und hielt sein Smartphone dann in die Richtung, wo das Bett des Jungen stand und entdeckte, dass er wach war, denn dessen Augen waren weit aufgerissen. Sasuke lag auf der Matratze, hatte eine Decke übergeworfen.   „Was willst du hier?“, antwortete er rau, beinahe heiser. Naruto runzelte die Stirn.   „Ich habe Geräusche gehört … sie kommen von hier.“ Das Surren, das bis eben noch zu hören war, endete damit abrupt.   „Du bist wirklich ein Idiot“, hauchte Sasuke und richtete sich dann auf. Naruto verstand nicht ganz und ging näher an das Bett heran, um sich ans Fußende zu setzen. Warum sah Sasuke denn so angespannt aus? Und warum waren seine Wangen gerötet?   „Hast du Fieber?“, fragte Naruto, ohne auf die vorherige Beleidigung einzugehen und fasste mit seiner Hand an die Wange des Jungen. Der jedoch zog seinen Kopf weg.   „Nein … was willst du hier? Ich will schlafen …“   „Wie gesagt, ich hab Geräusche gehört …“   Sasuke stöhnte entnervt auf: „Mann, bist du wirklich so dumm, oder tust du nur so?“   „Was meinst du?“, murrte Naruto zurück, seine Unterlippe schmollend nach vorne geschoben.   „Egal“, erwiderte Sasuke. „Jetzt sind sie weg, oder? Jetzt kannst du wieder abhauen …“   „Mann Sasuke, du bist wirklich eklig zu mir, obwohl ich dir gar nichts getan habe!“, schimpfte Naruto beleidigt, doch Sasuke ging nicht darauf ein, sondern rollte nur mit den Augen.   „Könntest du mal das verdammte Licht aus meinem Gesicht nehmen?“, forderte er und hielt dann seine flache Hand vor die Quelle, die ihn halb erblinden ließ.   Es dauerte einige Sekunden, ehe Narutos Verstand die Forderung, die schon eher wie ein Befehl klang, verarbeitetet hatte, doch dann schaltete er das Licht aus. Jetzt war es wieder dunkel … und still. Bis auf Sasukes angestrengte Atmung war nichts zu hören.   Moment, weshalb atmete der Junge so schwer?   „Sicher, dass alles okay bei dir? Du atmest so schwer.“   „Naruto … bitte. Ich bin …“ Mitten im Satz brach Sasuke ab.   „Du bist?“   „Herrgott, hast du echt so viel Schiss, dass du einen Teenager nerven musst?“   „Sasuke, ich habe dir bereits zweimal gesagt, weshalb ich hier bin!“   „Und ich habe dir bereits zweimal gesagt, dass du ein Idiot bist.“   „Hast du deine Tage, oder warum bist du ständig so bissig zu mir?“   „Leck mich!“, murrte Sasuke. „Hast du mal auf die Uhr gesehen? Es ist drei Uhr. Geh ins Bett, Naruto.“   „Ich kann aber nicht schlafen …“, antwortete Naruto nach einer gefühlten Ewigkeit leise und spürte kurz darauf, dass sein Nacken warm wurde, da es schon ziemlich peinlich war, zuzugeben, dass er eben doch irgendwie Angst hatte, oder zumindest ein wenig paranoid war.   „Und jetzt?“   „Weiß nicht …“   „Naruto, warum hast du Angst vor Dingen, die es nicht gibt?“   „Ich hab keine Angst! Es ist nur … keine Ahnung, was wäre wenn? Was wäre, wenn es diesen Fluch wirklich gibt?“ Naruto war sich sicher, dass Sasuke erneut die Augen verdrehte, doch sehen konnte er es natürlich nicht, da es nach wie vor dunkel war.   „Sowas gibt es nur in Filmen“, antwortete der Junge, und ließ dann eine kurze Pause entstehen. „Allerdings könnte da schon was dran sein, vor allem hier.“   „Wie meinst du das?“, hauchte Naruto, und hob dann die Füße an, um sich anders hinzusetzen. Seine Füße sollten auf keinen Fall auf dem Boden stehen.   „Wusstest du etwa nicht, dass sich hier auf dem Dachboden eine gesamte Familie erhängt hat? Auch der Besitzer danach hat sich irgendwann da oben erhängt.“   „Erzähl keinen Scheiß!“, brach es ängstlich aus Naruto heraus. „Verarsch mich nicht!“   Als Antwort darauf fing Sasuke an, leise zu lachen.   „Du bist aber leicht zu verarschen …“ Narutos Herz schlug mittlerweile doppelt so schnell als zuvor. Schon alleine diese Vorstellung jagte ihm einen Schauer über den Rücken.   „Und du bist echt ein Arsch.“, brummte er und schlug dann mit der Faust, natürlich nur ganz leicht, gegen die Decke, dort wo er Sasukes Beine vermutete.   „Ich weiß. Dafür sind deine Schläge wie die eines Mädchens“, erwiderte Sasuke und zog dann sein Bein weg. Kurz darauf hörte Naruto allerdings ein unterdrücktes Stöhnen.   „Hab ich dir wehgetan?“, fragte Naruto sofort alarmiert nach und rutschte näher an den Jungen heran. Da seine Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er sogar Umrisse erkennen. Sasukes helle Haut war auch kaum zu übersehen.   „Nein … ich hab nur …“ Wieder sprach Sasuke nicht weiter.   „Irgendwie bist du seltsam“, merkte Naruto an, da ihm das Verhalten des Anderen ziemlich komisch vorkam.   „Ich bin nur müde, das ist alles.“   „Aber du bist gestern die ganze Nacht lang wach gewesen!“   „Und?“   „Ich meine, das ist auch seltsam, am nächsten Tag dann auf einmal einen völlig anderen Rhythmus zu haben …“   „Naruto, was willst du von mir? Soll ich deine Hand halten, bis du eingeschlafen bist?“ Naruto knurrte unterdrückt.   „Ist ja schon gut, ich hab es verstanden …“ Zwar war Naruto jetzt ein wenig abgelenkt, doch er wusste, sobald er alleine war, würde er erneut über den Film nachdenken müssen, deshalb überlegte er, wie er Sasuke subtil dazu bringen konnte, doch noch mit ihm wach zu bleiben. Ziemlich erbärmlich für einen erwachsenen Mann, auf einen Teenager angewiesen zu sein, doch solange niemand davon wusste, war das schon okay.   „Ich hab noch Braten von Sakura im Kühlschrank … willst du … willst du vielleicht ein Stück abhaben?“   „Was?“   „Ich sagte, ich habe noch Braten im Kühlschrank …“   „Du weißt schon, wie spät es ist? Außerdem hab ich bereits gesagt, dass ich …-„   „Ich weiß! Aber ich will den Braten mit dir teilen, jetzt!“   „Naruto …“   „Komm schon, Sakura hat davon geschwärmt!“   „Wer ist Sakura?“   „Eine Mitarbeiterin.“   „Eine Mitarbeiterin macht dir Braten?“   „Ja! Echt süß, oder? Sie ist wirklich toll!“ Während Naruto anfing, über Sakura zu schwärmen, bekam er nur am Rande mit, dass Sasuke auf der Matratze herumrutschte.   „Fein“, unterbrach ihn der Junge schließlich monoton. „Wollen wir dann den Braten essen oder willst du mir gleich noch erzählen, wie gern du sie ficken willst?“   „Sasuke! Sowas habe ich nie gesagt!“   „Hört sich aber so an.“ Damit schlug Sasuke die Decke zur Seite und stand dann vom Bett auf. Er trug eine lange, schwarze Jogginghose.   Wenn sich Naruto nicht irrte, dann benahm sich Sasuke noch seltsamer als zuvor. Fast schon mufflig. Nichtsdestotrotz stand auch er auf und ging zur Tür herüber. Wieder erleuchtete sein Handy den Flur, doch Sasuke stieß ihn einfach zur Seite und machte dann das Licht an.   „Woah Sasuke … du siehst irgendwie sauer aus. Alles okay?“ Sasuke drehte den Kopf zur Seite.   „Tche …“             Als sie gemeinsam in der Küche saßen und darauf warteten, dass das Essen von der Mikrowelle aufgewärmt wurde, musterte Naruto den Jungen versucht unauffällig. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Den Weg nach unten sah es fast so aus, als ob Sasuke Schmerzen hatte. Und das beunruhigte Naruto.   „Warum starrst du mich so an?“, blaffte Sasuke schließlich, der anscheinend mitbekommen hatte, dass er beobachtet wurde.   „Uhm … ich hab nur darüber nachgedacht, was wir morgen machen können …“, redete Naruto sich heraus und ging dann zur Mikrowelle, um den Braten herauszuholen. Er schnitt das große Stück in zwei Teile und verteilte es auf zwei Tellern. „Ich meine, wir können auch mal was draußen unternehmen. Vielleicht in einen Park gehen? Oder ins Kino?“   Sasuke jedoch erwiderte nichts darauf. Stattdessen hörte Naruto wieder ein leises Surren.   War der Kühlschrank vielleicht kaputt?   Schulterzuckend stellte er die Teller samt Besteck auf dem Esstisch ab und holte dann noch zwei Gläser aus dem Schrank, um sie gemeinsam mit einer Flasche Wasser dazu zu stellen.   Sasuke starrte auf die Tischplatte und hatte die Zähne leicht in seine Unterlippe gebohrt.   „Sasuke?“ Als der Junge aufblickte, verengten sich Narutos Augen ein wenig.   Irgendetwas ging hier vor sich, oder?   Das leise Surren, das noch immer zu hören war, irritierte ihn zusätzlich.   „Bist du dir sicher, dass alles okay ist?“, hakte er nach, und Sasuke nickte heftig mit dem Kopf, ehe er Gabel und Messer in die Hand nahm und begann, das Stück Fleisch auf seinem Teller zu schneiden.      „Was hältst du von dem Vorschlag? Wir beide morgen?“   „Klingt gut.“ Wieder klang Sasukes Stimme verändert. Bekam der Junge vielleicht eine Erkältung?   „Schön.“ Als Naruto den ersten Bissen in den Mund nahm, verzog er angewidert das Gesicht. „Herrgott, was ist das?“, presste er hervor. „Das schmeckt …“   „Widerlich“, beendete Sasuke seinen Satz.   Das Essen schmeckte in der Tat absolut ungenießbar. Völlig überwürzt, viel zu zäh!   Hatte Sakura nicht gesagt, der Braten sei ihr gelungen?   „Also eine Köchin ist sie nicht“, meinte Sasuke und schob dann den Teller von sich weg, während Naruto nickte und es ihm dann gleich tat.   „Da muss ich dir zustimmen … das war … urgs.“ Er schenkte sich und Sasuke ein Glas Wasser ein.   „Mh, vielleicht war es auch nur, weil er so lange im Kühlschrank war?“, mutmaßte Naruto und trank dann einen großen Schluck, um den ekligen Geschmack zu vertreiben.   „Vielleicht“, brachte Sasuke hervor. Er hatte den Blick erneut gesenkt, die Arme auf der Tischplatte und die Hände ineinander verschränkt. Narutos Augenbraue wanderte in die Höhe.   „Sasuke? Ich weiß, es hört sich vielleicht nervig an, aber ist wirklich alles okay? Du siehst so … so warm aus.“ Denn das tat er. Seine Wangen waren erneut rosig, die Lippen leicht geöffnet.   „Schon okay“, hauchte der Junge. „Alles gut.“ Und es klang ziemlich heiser, was Naruto dazu veranlasste, aufzustehen und den Tisch zu umrunden, um sich selbst davon zu überzeugen. Er legte eine Hand auf Sasukes Rücken und beugte sich ein Stück herunter.   „Wirklich? Hast du sicher keine Schmerzen?“ Sasuke biss sich erneut auf die Unterlippe, schien sich zunehmend zu verkrampfen.   „Ah …“ Und mit einem mal schoss er nach vorne, halb auf den Tisch. Er krümmte sich über die Platte, die Handflächen nach unten gerichtet, fest auf die Tischdecke gepresst.   Dieser Anblick versetzte Naruto in Panik.   „Sasuke, was ist, was hast du?“, brach es aus ihm heraus und in seiner völligen Überforderung zog er den Jungen kurzerhand in seine Arme. Leider hatte er nicht damit gerechnet, dass Sasuke sich so schwer machen würde und fiel deshalb stolpernd mit ihm nach hinten auf den Boden. Der dumpfe Aufprall presste ihm jegliche Luft aus den Lungen, gerade, da er noch zusätzliches Gewicht auf sich liegen hatte.   Naruto tat der Rücken weh, doch der Schmerz rückte in den Hintergrund, als der Junge sich aufrichtete, halb über ihn gebeugt, und sein Gesicht gegen seine Brust drückte, heftig am Atmen.   „Fuck“, stöhnte er und ließ damit Narutos Herz stolpern.   „Sasuke, rede mit mir, was hast du?“ Er griff nach Sasukes Armen, doch der Junge reagierte nicht. Stattdessen stöhnte er ein weiteres Mal.   „Sasuke?!“   „Nicht reden … bitte …“ Sasuke zitterte, doch Naruto tat genau das, was er sagte. Außer Sasukes angestrengter Atmung und dem lästigen Surren war nichts zu hören. Und das minutenlang.   „Hng …“ Sasuke rückte näher an den Mann, griff mit der rechten Hand nach dessen Hüfte, während er sich mit der anderen neben ihm abstützte. Sein Kopf lag noch immer auf Narutos Brust.   „Sasuke?“, hauchte er, und als der zur Antwort erneut stöhnte, riss Naruto die Augen auf und ließ Sasukes Arme los.   Das, was hier passierte, war nicht das, was er dachte, richtig?   Die Räder in seinem Kopf fingen an zu rattern und je länger er darüber nachdachte, desto mehr ergab das Verhalten des Jungen Sinn. Das Surren, die Vibration … Sasukes seltsames Verhalten im Zimmer, sein halb gekrümmtes Laufen auf dem Weg zur Küche, die roten Wangen …   Und jetzt. Jetzt kniete Sasuke hier halb vor ihm, zitterte, stöhnte.     Das war nicht möglich …   Nein.   Sasuke würde doch nicht …   Als der Junge auf einmal seine Lippen gegen seinen Hals drückte, zuckte Naruto zusammen, verfiel jedoch, wie zuvor am Abend, wieder in eine Art Schockstarre.   Sasuke bekam hier gerade einen Orgasmus. Sasuke bekam … er … das Surren. Das kam von ihm … er hatte …   „Gott, ja“, hauchte Sasuke zittrig und brachte somit Narutos Bauch dazu zu kribbeln. Auch über seine Haut fegte eine leichte Gänsehaut.   Was war hier los?   Was passierte hier?   Reagierte sein Körper gerade wirklich auf Sasuke? Auf die Vorstellung, was hier gerade geschah?   Das war abartig!   „Naruto … ich …“ Der Rest von Sasukes Worten endete in einem lauten Stöhnen, noch enger presste er sich an Naruto heran, griff noch fester mit seinen Fingern in dessen Hüfte. Und Naruto? Der versuchte innerlich ruhig zu bleiben, nicht auszurasten.     Sasukes Atem schlug gegen seine Haut, seine Hand lockerte sich nur langsam. Fast schon erschöpft ließ sich der Junge auf ihm sinken, und plötzlich konnte Naruto dessen noch immer bestehende Härte an seinem Oberschenkel spüren. Das war es. Das war der Beweis.   Sasuke war auf ihm gekommen …   Naruto schluckte, versuchte den Mund zu öffnen, doch kein Laut drang hervor. Geschätzte Minuten vergingen, ehe er dazu in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen.   Sasuke hatte gerade offensichtlich vor ihm masturbiert. Auf ihm. Direkt auf ihm drauf! Und dieses Surren war nichts Weiteres als ein Vibrator!   „Sasuke?“ Jetzt klang auch Narutos Stimme anders. Rauer …   „Ich hab dir gesagt, ich will alleine sein …“, hauchte der Junge. „Aber du wolltest nicht hören …“   Naruto presste die Lippen aufeinander, da es stimmte. Das sollte er nie sehen, denn Sasuke hatte vorher im Zimmer bereits versucht, ihn abzuwimmeln, nur da hatte er nicht verstanden weshalb.   Doch jetzt …   „Du bist selbst schuld, Naruto …“ Abermals schluckte Naruto. Sein Herz raste, kam nur langsam zur Ruhe.   „Ich …“, fing er an, doch unterbrach sich selbst, als Sasuke sich zurückzog und aufrichtete. Er saß direkt zwischen seinen Beinen. Naruto blickte an die Decke, sah auf den hellen Lampenschirm – genau auf den Lampenschirm, den er gemeinsam mit Itachi vor etlichen Jahren bei einem Ausverkauf ergattert hatte, und da er nach wie vor auf dem Rücken lag, zwang er sich dazu, das Licht zu fixieren. Unmöglich konnte er Sasuke jetzt ansehen. Oder gar auf ihn reagieren. Er wusste ja gar nicht wie!   Das, was gerade vorgefallen war, sprengte seinen Horizont.   Doch er musste auch gar nichts mehr sagen, da Sasuke schließlich aufstand. Das Surren des Vibrators verstummte, dann hörte Naruto leise Schritte, die aus der Küche herausführten.   Das hier war zu verstörend, um wirklich darüber nachdenken zu können.   Auch als Naruto hörte, wie oben eine Tür ins Schloss fiel, lag er noch immer an derselben Stelle, im Bauch ein undefinierbares Gefühl.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)