Path of the blind von Aoki (Naruto x Sasuke) ================================================================================ Kapitel 1: I. ------------- Sichtlich irritiert überflog Naruto die Liste in seiner Hand. Er las die Anweisungen, Ratschläge und etliche Aufgaben, die ihm sein Freund in Form von einer Notiz auf der Küchenzeile hinterlassen hatte, konnte dabei jedoch nur den Kopf schütteln. Zwar wusste Naruto, dass sein Freund, Itachi Uchiha, schon immer ein ziemlicher Ordnungsfreak gewesen war, doch das hier überschritt schon deutlich die Grenze. Warum hatte er sich gleich dazu bereit erklärt, auf dessen kleinen Bruder und deren Haus aufzupassen, während Itachi aus beruflichen Gründen um die Welt flog? Genau, weil er ein guter Freund war. Doch beim Anblick dieser Liste verflog Narutos Sinn für Kameradschaft ziemlich schnell. ‚Pass auf ihn auf.‘ Hatte Itachi gesagt. Aber das aufpassen beinhaltete, Sasuke auf Schritt und Tritt zu verfolgen, weil der scheinbar immer noch seine kleine pubertäre Phase bewältigen musste, damit hatte er nicht gerechnet. Klar, sie würden für den kommenden Monat gemeinsam unter einem Dach leben, doch Naruto selbst hatte auch Verpflichtungen, die sein eigenes Leben betrafen. Mit 25 Jahren Geschäftsführer eines großen Supermarktes zu sein bedeutete, dass er nicht die Zeit dazu hatte, Privatdetektiv für einen Jungen zu spielen, der ständig rebellierte. „Warum glotzt du so blöd auf das Papier?“ Wenn man vom Teufel sprach. Sasukes liebreizende Stimme drang an Narutos Ohren, und zwang ihn automatisch, ein falsches Grinsen aufzulegen. „Da steht drauf, was wir alles machen müssen“, erwiderte er, und kurz darauf kam Sasuke bereits auf ihn zu und riss ihm den Zettel aus der Hand. „Kannst du vergessen“, schnaubte der Junge und knüllte die Notiz zusammen. „Du wirst mich sicher nicht zur Schule bringen.“ „Hatte ich auch nicht vor“, entgegnete Naruto und nahm Sasuke das Papier wieder aus der Hand. „Allerdings werden wir uns irgendwie arrangieren müssen, damit Itachi uns nicht den Kopf abreißt.“ „Er reißt höchstens dir was ab“, antwortete Sasuke monoton und öffnete dann den Kühlschrank, um sich etwas zu trinken zu holen. Wie aus dem niedlichen, kleinen Jungen so eine Mistkröte geworden war, konnte Naruto sich nicht erklären. Schließlich hatte er als bester Freund von Itachi, Sasuke dabei zugesehen, wie er aufgewachsen war. Er war da, als Sasuke seinen ersten Tag im Kindergarten verbracht hatte und auch, als er eingeschult wurde. Sicher, zwischen ihnen lagen nur knapp neun Jahre, doch Sasuke war für ihn immer wie ein eigener, kleiner Bruder gewesen. Zumindest so lange, bis Sasuke damit angefangen hatte, sich systematisch von allen abzuschotten. Aber wahrscheinlich war das mit 16 Jahren kaum verwunderlich. „Nur eine Phase“, seufzte Naruto leise und glättete das zerknüllte Papier wieder, um sich die einzelnen Punkte einzuprägen. „Was meinst du?“, nuschelte Sasuke, der mittlerweile mit einer Flasche Wasser in der Hand gegen die Küchenzeile lehnte. „Nichts“, log Naruto. „Hast du Lust, heute auswärts zu essen? Oder soll ich lieber was kochen?“, schlug er vor und blickte Sasuke freundlich entgegen. „Keine Ahnung, was du isst, aber ich werde nicht da sein.“ „Aha, und wo bist du heute Abend, wenn ich fragen darf?“, hakte Naruto nach, während seine Finger rhythmisch gegen die Marmorplatte der Küchenzeile trommelten. „Party.“ „Party?“, wiederholte Naruto, und Sasuke sah ihn mit angehobener Augenbraue an. „Ja. Weißt du, was das ist? Das ist das, was junge Leute am Wochenende so machen …“ „Hör auf mich zu verarschen, Sasuke“, murrte Naruto. „Du wirst heute auf keine Party gehen, dein Bruder hat es verboten.“ „Itachi ist aber nicht da“, erwiderte Sasuke gelassen und stieß sich dann von der Küchenzeile ab. „Und demnach kann er es mir auch nicht verbieten.“ „Du hast scheinbar vergessen, dass ich für die nächste Zeit die Rolle deines Bruders übernehme“, stellte Naruto klar und bewegte sich dann auf die Tür zu. „Und deshalb kannst du dir diese Party gleich abschminken. Du wirst heute Abend schön zu Hause bleiben.“ Damit war das Thema für ihn erledigt. Er ließ Sasuke auch gar nicht mehr zu Wort kommen, denn er hatte die Küche bereits verlassen, um in den Flur zu gehen, wo er sich seine Schuhe anzog. Für ein paar Stunden würde die kleine Ratte schon ohne ihn auskommen … und wenn Sasuke brav war, dann würde er ihm sogar was Schönes zu essen mitbringen. Allerdings war es im Haus, als Naruto vier Stunden später zurück war, vollkommen dunkel. „Sasuke?“, rief er in den Flur, während er sich nebenbei die Schuhe auszog, doch auf eine Antwort wartete er vergeblich. Wahrscheinlich war Sasuke gerade dabei, Musik zu hören? Er beschloss, zuerst die Tüte mit dem mitgebrachten Essen in die Küche zu bringen, ehe er einen Blick in Sasukes Zimmer warf. Auch hier war kein Licht an, das Bett war gemacht … wo war der Junge? Dass zu allem Übel auch noch Itachi anrief, versetzte Narutos Laune einen beachtlichen Dämpfer. Er wusste, wenn er jetzt nicht ranging, würde Itachi etwas vermuten. Und das wäre äußerst schlecht, gegeben der Tatsache, dass Sasuke sich ihm widersetzt hatte. „Hey Itachi“, begrüßte er seinen Freund mit gespielt guter Laune, während er die restlichen Zimmer nach Sasuke absuchte, jedoch feststellen musste, dass auch hier nichts zu finden war. „Hallo. Alles okay bei euch?“ „Na klar. Und wie geht’s dir? Gut gelandet? Wie ist das Hotel?“ „Gut, danke. Ist Sasuke da?“ „Eh ja!“, schoss Naruto hervor. „Er duscht gerade.“ „Aha? Um diese Zeit? Sasuke duscht für gewöhnlich nur in der Früh.“ „Uhm, keine Ahnung?“, erwiderte Naruto. „Vielleicht so ein Teenager Ding?“ „Naruto?“ „Ja?“ „Ist Sasuke unterwegs?“ „Ich schwöre dir Itachi, ich hab es ihm verboten! Aber der Junge hört einfach nicht! Der erste Abend und schon baut er Scheiße!“, sprudelte es aus ihm heraus, da es ohnehin keinen Zweck hatte, Itachi zu belügen. Dieser feinfühlige Bastard hatte wahrscheinlich schon gewusst, dass sein kleiner Bruder sich am Wochenende herausschleichen würde. „Auf welcher Party ist er?“, hakte Itachi ruhig nach, was an sich auch ein gutes Zeichen gewesen wäre, denn das hieß zumindest, dass er nicht wütend war. Für Naruto allerdings nur ein milder Trost, denn er hatte schließlich keine Ahnung, wo sich Sasuke aufhielt. Dementsprechend herrschte eine Weile lang Schweigen am Telefon. „Du weißt es also nicht?“, stellte Itachi mit einem Seufzen fest. „Ich hab keine Ahnung …“ „Hol dir einen Stift und Zettel und schreib dir die Adressen auf.“ Und das tat Naruto. Er notierte sich insgesamt fünf Adressen, deren Häuser ganz in der Nähe waren. „Ich werde in ungefähr zwei Stunden zurückrufen, falls du ihn vorher finden solltest, geb mir Bescheid.“ Itachi hatte bereits aufgelegt, bevor Naruto etwas darauf erwidern konnte. Wenn er diesen kleinen Bastard gefunden hatte, dann würde er ihn unter Hausarrest stellen. Sogar zur Schule würde er ihn bringen, denn er hatte nicht vor, es sich mit seinem besten Freund zu verscherzen, weil dessen kleiner Bruder nicht auf ihn hörte. Sasuke hatte zu lernen, dass es gewisse Regeln gab, wenn das zwischen ihnen funktionieren sollte. Und die würde er ganz klar und streng durchsetzen. Die ersten beiden Adressen, die Naruto ablief, führten ins Leere, doch bei der dritten Adresse, keine zehn Blocks von Sasukes und Itachis Haus entfernt, wurde er schließlich fündig. Eine offene Hausparty – Naruto wunderte es, dass bisher niemand die Polizei gerufen hatte, da die Musik erstens laut, und zweitens ziemlich anstrengend war. Teenager tummelten sich bereits im Vorgarten, überall brannte Licht und es roch nach Alkohol und schlechter Luft, wie Naruto feststellte, als er ins Innere des Hauses trat. Die Räume waren völlig überfüllt … wie sollte er Sasuke hier ausfindig machen? War Sasuke womöglich gar nicht auf dieser, sondern einer anderen Party? Als Naruto allerdings eine Klassenkameradin von Sasuke erblickte, atmete er erleichtert aus. „Hey“, machte er auf sich aufmerksam, und das blonde Mädchen, dessen Name ihm entfallen war, blickte ihm entgegen. „Oh, Naruto! Was machst du denn hier? Lust auf Party?“ Sie war eindeutig betrunken. Naruto wusste, dass er eigentlich die Polizei rufen musste, denn Minderjährigen war es nicht erlaubt, Alkohol zu kaufen, oder gar zu konsumieren … dennoch. Er musste zuerst wissen, wo Sasuke war. „Eh, nein“, erwiderte er. „Ich suche nach Sasuke, hast du ihn vielleicht gesehen?“ Das Mädchen kicherte und schlug ihm mit der flachen Hand leicht gegen die Brust. „Sasuke ist oben … aber ich glaube, er hat gerade Sex. Ist vorhin mit jemanden abgezogen. Sowas großes, blondes“, lachte das Mädchen, während Naruto die Augenbraue nach oben zog. Was meinte sie denn bitte damit? Sasuke und Sex? War der Junge womöglich betrunken? Itachi würde ihm den Arsch aufreißen … bevor er ihn wieder zunähte, um ihn dann erneut aufzureißen, wenn er davon erfuhr. Sasuke war schließlich sein kleiner, über alles geliebter Bruder … und Itachi hatte bereits mehrmals deutlich gemacht, dass er allen, die auch nur in Sasukes Nähe kamen, etwas brechen würde. Deshalb war es auch höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen, bevor Sasuke womöglich seine kostbare Unschuld auf einer schäbigen, stinkenden Party verlor. Murrend kämpfte sich Naruto durch das Gewirr von Teenagern, die scheinbar schon alle Hemmungen verloren hatten. Oh ja, er würde nachher, wenn er Sasuke im Schlepptau hatte, schön die Polizei rufen, damit sich diese kleinen Freaks in Zukunft dreimal überlegten, ob sie so öffentlich feiern sollten. Als er die Treppe nach oben stieg, um nach Sasuke zu suchen, kamen ihm zwei Mädchen entgegen, die scheinbar nicht davor zurückschreckten, ihm deutlich zu machen, dass sie ihn attraktiv fanden, indem sie ihn anfassten und gegen das Geländer drückten. Was war denn nun kaputt? Waren die noch bei Trost? „Eh, Mädels? Hey!“ Er umklammerte die Hand einer Brünetten, die einfach so in seinen Schritt gefasst hatte, musste aber zeitgleich noch die Rothaarige davon abhalten, ihre Lippen auf sein Gesicht zu drücken. „Verdammt, hört auf!“ Etwas fester als beabsichtig schlug er Mädchen Nummer eins auf die Finger, und schob dann Mädchen Nummer zwei von sich weg. „Wenn ihr nicht sofort nach Hause geht, werde ich die Polizei rufen!“, drohte er autoritär. Verfehlte nur leider jegliche Wirkung, da die betrunken Mädchen anfingen zu lachen. „Was, bist du etwa die Ordnungspolizei oder was? Mach dich mal locker, wir wollen nur Spaß haben …“ „Ja genau, mach dich mal locker!“ Naruto knurrte, als erneut Finger nach ihm langten, doch er wich ihnen aus, indem er die Treppen weiter nach oben stieg. „Spaßbremse!“, rief ihm die Rothaarige nach, doch Naruto ignorierte sie. Was lief nur bei der heutigen Jugend schief? Als er in dem Alter war … da hatte er ganz andere Dinge im Kopf! Zugegeben, er war auch auf der einen oder anderen Party gewesen … doch in diesem Ausmaß hatte er selbst bis heute noch nicht gefeiert. Er bevorzugte ohnehin lieber einen Abend zu Hause, Bier, eine Spielkonsole … seine Freunde bei einem netten Sit-in. Aber sicher nicht das hier. Und er würde verdammt sein, wenn er zuließ, dass Sasuke noch länger seine Zeit hier verbrachte. Bereits die erste Tür, die er aufstieß, ließ seine Kinnlade nach unten klappen. Drei Mädchen und ein Kerl? Sasuke hatte Glück, dass er nicht der besagte Kerl war, der scheinbar völlig überfordert auf dem Bett lag und herumstöhnte. Nicht unbedingt ein schöner Anblick, dennoch brauchte Naruto ein paar Sekunden, um sich von den Schock zu erholen und auf der Stelle kehrt zu machen, um die weiteren Zimmer zu durchsuchen. Die zweite und dritte Tür, die er öffnete, beinhaltete fast dasselbe Szenario. Teenager, die sich in ihrem Rausch austobten. Wo waren denn bitte die Besitzer dieses Hauses? Und wem gehörte es? Diese Gedanken fanden ein Ende, als er schließlich die vierte Tür aufstieß und etwas erblickte, von dem er nie gedacht hätte, es jemals zu Gesicht zu bekommen. Da war Sasuke. Sein kleiner Sasuke. Mit einem anderen Kerl?! „Sasuke!“, schrillte Naruto völlig fassungslos. Das hier … das hier war nicht möglich, oder? Sasuke … Itachis kleiner, unschuldiger Bruder … hielt einen Schwanz in der Hand? Beziehungsweise, er hatte ihn losgelassen, nachdem Naruto angefangen hatte, zu schreien. Die beiden Jungs, die auf dem Bett gerade voll im Gange waren, blickten schockiert zur Tür, ehe Sasuke aus seiner Starre erwachte und nach der Decke griff, um sich zu bedecken. War Sasuke etwa nackt? „Was ist das hier?“, brachte Naruto hervor. „Was … was macht ihr da?“ Er wusste nicht, wie er diese Situation einordnen sollte. Sasuke … der kleine Junge … trieb es mit einem anderen Jungen? Oder besser gesagt, mit einem Mann? Denn der blonde Typ, der mittlerweile dabei war, völlig panisch seine Sachen anzuziehen, war mit Sicherheit kein Teenager mehr. Gott … Mit einem Mal fühlte Naruto Wut in sich aufsteigen. Hatte dieser Kerl etwa tatsächlich einen Minderjährigen angegrabbelt? „Was soll das?“, zischte Naruto. „Ist er … hey, warte!“ Der Mann war gerade im Begriff, an Naruto vorbeizulaufen, doch Naruto hielt ihn fest. „Ey, lass mich los Mann. Ich hab nichts gemacht, ehrlich!“ „Wie alt bist du?“, forderte Naruto zu wissen, drückte dabei fest in den Arm des Mannes. Er hatte blonde Haare, blaue Augen … „Ich bin 17, ehrlich Mann!“ „Lüg mich nicht an“, knurrte Naruto zurück. „Nein, im Ernst, willst du meinen Ausweis sehen? Warte, ich zeig ihn dir.“ Notgedrungen ließ Naruto den Mann los, doch das war ein Fehler, denn der nutzte natürlich sofort die Chance, um zu türmen. Schneller als Naruto schauen konnte, war der Andere verschwunden. Er überlegte, ob er ihm vielleicht nachlaufen sollte, damit er ihn verprügeln konnte, doch beschloss, es sein zu lassen. Schließlich gab es jetzt andere Sachen, die zu klären waren. Viel wichtigere Dinge, die nach seiner Aufmerksamkeit verlangten. Zum Beispiel die Tatsache, dass Sasuke gerade im Begriff war, es mit einem anderen Typen zu treiben. Allerdings dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis Naruto sich dazu in der Lage fühlte, wieder zu Sasuke zu blicken, der gerade dabei war, sich anzuziehen. „Warum bist du hier?“, zischte Sasuke, sichtlich angefressen über die Gegebenheit, dass Naruto ihn gerade erwischt hatte. „Du hast es mir versaut!“ „Ich hab dir was versaut?“, spie Naruto erbost zurück. „Spinnst du? Du bist 16, Sasuke! Ich hab jedes Recht, dir so etwas zu versauen! Was sollte das überhaupt?“ Naruto gestikulierte mit den Händen. „Bist du dir überhaupt im Klaren darüber, was hier gerade passiert wäre, wenn ich nicht gestört hätte?“ „Ne, weißt du? Ach komm, nerv mich nicht und verpiss dich“, keifte Sasuke, während er nebenbei in seine Schuhe schlüpfte, die vor dem Bett standen. „Verpissen? Tickst du noch ganz richtig? Dein Bruder ist krank vor Sorge, ich bin krank vor Sorge!“ „Aha und weshalb? Weil ich Spaß habe? Tut mir leid, deine Traumblase platzen zu lassen, aber ich bin kein kleines Kind mehr!“ „Du bist 16! Wie alt war er überhaupt? Ist es dein Freund? Woher kennt ihr euch?“ „Du kannst dir das Verhör schenken. Ich ficke mit wem ich will, wann ich will, kapiert?“ Sie standen sich mittlerweile gegenüber, beide schwer am Atmen. Narutos Gesichtsausdruck war wütend, doch Sasukes stand diesen Zügen nichts nach. „Weiß Itachi davon?“, fragte Naruto nach Momenten der Stille, wesentlich ruhiger. Er musste sich dazu zwingen, Sasuke nicht einfach eine Ohrfeige zu verpassen, da der mit den Augen rollte. „Natürlich weiß er nichts davon, du Idiot.“ „Sasuke … nicht in diesem Ton …“, murrte Naruto, seine Wut unterdrückend. „Und in welchem dann? Wie hättest du es gern? Soll ich mich bei dir dafür bedanken, dass du mir die Nummer versaut hast?“ „Sasuke … was ist nur los mit dir?! Du hast Sex! Mit Männern? Mit Männern, die so alt sind wie dein Bruder?“ „Herrgott, bist du eine Nonne oder so? Ja, Naruto. Ich ficke mit Männern. Ich bin schwul und ich liebe es, große Schwänze in den Mund zu nehmen und ich liebe es, gefickt zu werden.“ Narutos Mund stand offen, seine Augen waren geweitet. Er fiel aus allen Wolken. Das, was Sasuke da sagte … was er ihm erzählte. Das war so surreal. Der Junge trat näher an ihn heran. Naruto nahm die Musik im Hintergrund, die lauten Stimmen, nur am Rande bewusst wahr. Worüber er sich allerdings bewusst war, war die Nähe zwischen Sasuke und ihm. „Verstehst du?“, hauchte Sasuke nah an seinem Ohr. „Ich ficke gerne mit Männern. Ich liebe es, Schwänze zu lutschen, bis sie mir ins Gesicht spritzen … und ich alles sauberlecken kann … Das Gefühl, wenn sie bis zum Anschlag in meinem engen Loch stecken … das ist …“ Naruto stieß den Jungen von sich weg. „Bist du komplett wahnsinnig? Warum redest du so? Du bist … du bist so …“ „Anders, als du immer gedacht hast?“, half ihm Sasuke schmunzelnd aus. Naruto war sprachlos. War das hier wirklich Sasuke? Sein kleiner Sasuke? Der, der als kleiner Junge immer zu Weihnachten geweint hat, weil er früher ins Bett musste? Genau der Junge, der, wenn er sich aus der Küche Kekse gemopst hatte, immer seine großen, unschuldigen Augen dazu benutzte, um einer Strafe zu entgehen? „Sasuke … das bist nicht du …“ „Ich bin nicht der, für den du mich hältst.“ „Du bist so … was ist passiert?“, stammelte Naruto. Er konnte es einfach nicht glauben. „Ich bin groß geworden, Naruto.“ Das Grinsen auf den Lippen des Jungens sah seltsam aus. Fast so, als ob er sich wünschte, nicht so gesehen zu werden, wie es jetzt gerade im Moment der Fall war. Doch das war Naruto in diesem Augenblick gar nicht bewusst, da der noch immer damit beschäftigt war, das Geschehen zu verarbeiten. „Wir werden jetzt nach Hause gehen … in Ruhe darüber reden … mit Itachi telefonieren und …-„ „Was?“, unterbrach ihn Sasuke. „Mit Itachi reden? Hast du sie noch alle? Weißt du was passiert, wenn er das rausfindet?“ „Was verlangst du von mir, Sasuke?“, brach es laut aus Naruto heraus, ehe er ruhiger weitersprach: „Was soll ich ihm erzählen? Denkst du, ich kann so tun, als ob das niemals passiert wäre? Ich hatte keine Ahnung, dass du schwul bist … und selbst wenn, das ist egal, aber dass du mit alten Kerlen ins Bett steigst … das geht nicht! Itachi wird ausrasten.“ „Es ist mein Leben, es kann euch egal sein, mit wem ich schlafe oder nicht. Und übrigens, der Typ war erst 28.“ „Sasuke!“, rief Naruto geschockt. „28? Bist du wahnsinnig? Du bist minderjährig, weißt du, was passieren kann? Der Typ ist älter als ich! Wenn das rauskommt, wandert dein Freund ins Gefängnis!“ „Er ist nicht mein Freund …“, murrte Sasuke. „Und du wirst Itachi nichts davon erzählen, Ende.“ „Das hast du nicht zu entscheiden.“ „Und ob! Es ist mein Leben, gottverdammt! Meines, hast du gehört? Und weder du noch Itachi werden mir reinreden. Wenn ihr unbedingt ein Kind haben wollt, dann adoptiert eins, aber lasst mich da raus!“, entgegnete Sasuke aufgebracht und lief dann an Naruto vorbei, um in den Flur zu gelangen. Naruto konnte ihn gerade noch rechtzeitig aufhalten, indem er nach seinem Arm griff. „Du wirst jetzt mit mir nach Hause kommen, hast du verstanden?“ Narutos Stimme klang dunkel, duldete keinerlei Widerworte und hätte er aufgepasst, hätte er sogar bemerkt, wie Sasuke deshalb erzitterte. „Fein.“ Das Schweigen, das während des Nachhausewegs zwischen ihnen herrschte, setzte sich auch fort, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Sasuke verschwand sofort auf sein Zimmer, jedoch nicht, ohne vorher noch mit der Tür zu knallen. Im Ernst, was war nur schiefgelaufen? Hatten Itachi und er nicht ausreichend aufgepasst? Dass Sasuke sich zu Männern hingezogen fühlte, störte Naruto nicht im Geringsten. Er selbst war auch eher ein Typ Mensch, der Geschlechtern neutral gegenüber stand. Bedeutete, er hatte bereits Männer und Frauen an seiner Seite gehabt, war dementsprechend bi-sexuell und nicht festgelegt, was Partnerschaften betraf. Was jedoch gar nicht in Ordnung ging war, dass Sasuke als 16 jähriger Junge die Ansicht hatte, dass es okay war, mit Männern ins Bett zu steigen, die wesentlich älter waren als er selbst. Er wusste, er würde mit Sasuke darüber reden müssen, aber auch Itachi musste es erfahren. Vielleicht würden sie ja gemeinsam einen Weg finden, das ganze ohne großartiges Blutvergießen über die Bühne zu bringen … und Sasuke würde auch ganz sicher wieder normal werden … und Dinge tun, die seinem Alter entsprachen. Sowas wie Konsolenspiele spielen … oder lässig im Zimmer vor dem PC sitzen und die Welt verfluchen … Das alles war auf jeden Fall besser als Sex mit Männern zu haben, die dafür ins Gefängnis wandern konnten. Klar, Sasuke würde bald seinen 17. Geburtstag feiern, doch dann fehlte immer noch ein Jahr, ehe er als erwachsen galt. Als Naruto hörte, dass sein Handy klingelte, schloss er seufzend die Augen. Er würde Itachi einfach zurückrufen … denn er musste ohnehin erst eine andere Sache regeln. Vom Haustelefon aus wählte er die Nummer der Polizei, um die Party zu melden, auf der er vorhin gewesen war. Sicherlich war es nicht gerade cool, doch das war ihm egal. Die ganzen Teenager, die heute Nacht heulend im Bett lagen, weil jemand ihre Party zerstört hatte, hatten es nicht anders verdient. Schließlich war das, was dort stattfand, absolut falsch und verboten. Wenn er nur daran dachte, dass andere Eltern sich nichtsahnend in ihren Häusern aufhielten, während ihre Kinder das Wort Orgie neu erfanden … wurde ihm ganz anders. Nach zehn Minuten war auch dieses Thema erledigt, weshalb er Itachi schließlich anrief. „Ich nehme an, du hast ihn gefunden?“ „Hast du mir ne Wanze verpasst?“, entgegnete Naruto, nicht mal mehr erstaunt über Itachis Fähigkeit, präzise Aussagen von sich zu geben. Er war zu müde dazu. „Wie geht es ihm?“ „Gut … er ist oben in seinem Zimmer.“ „Gibst du ihn mir?“ „Itachi … ich glaube nicht, dass er jetzt mit uns reden möchte …“ „Was hat er angestellt?“ Naruto erschrak fürchterlich, als ihm plötzlich von der Seite das Handy aus der Hand gerissen wurde. Sogar ein ziemlich unmännlich klingender Schrei verließ seine Lippen. „Hey Itachi.“ Sasuke dieser kleine … dieser kleine Mistsack hatte alles mit angehört. Narutos Augen waren zu Schlitzen verengt, als er Sasuke dabei beobachtete, wie der mit seinem Bruder sprach. Oh, und wie er auf einmal lügen konnte. Wie ein kleines, unschuldiges Kind, das kein Wässerchen trüben konnte. Aber das war Sasuke nicht. Ganz und gar nicht! „Okay, ich werd in Zukunft auf ihn hören. Ja, ich weiß, Itachi … ich werde jetzt auch gleich ins Bett gehen, okay? Ja. Ja. Ist gut, schlaf du auch gut später. Bis dann.“ Sasuke grinste triumphierend, als er Naruto das Handy zurückgab. „Gute Nacht, Naruto.“ Und wollte gerade wieder zum Gehen ansetzen, als Naruto ihn erneut festhielt. „Du weißt, dass ich ihm alles erzählen werde?“ Sasuke entriss sich dem Griff. „Wenn du das tust … dann bist du für mich gestorben, Naruto.“ Es tat weh, Sasuke so sprechen zu hören. Im Ernst. Es tat verdammt weh, so eine Drohung an den Kopf geworfen zu bekommen. Sasuke war schließlich wie sein eigener Bruder! Ein Teil seiner Familie! „Das ist unfair, Sasuke …“ „Was du tun willst auch, also erzähl mir nichts von unfair! Ich habe nur Spaß!“ „Aber es ist kein Spaß, wenn es illegal ist. Gott, Sasuke, weißt du überhaupt, was dir alles passieren kann? Schützt du dich? Weißt du, ob deine Partner noch klar im Kopf sind? Ich meine, sie schlafen mit einem Kind, da können sie nicht mehr richtig ticken!“ Naruto stoppte seinen Redeschwall, als er den verletzten Gesichtsausdruck auf Sasukes Zügen erkannte. „Ich bin kein Kind … und ich schütze mich. Immer. Also halt dich verdammt nochmal aus meinem Leben heraus, du dummer Idiot!“, zischte Sasuke zurück und lief dann endgültig aus der Küche. Was hatte sich Naruto da nur eingebrockt? Das hier war die reinste Katastrophe! Sasuke … sein kleiner Sasuke … war zu so einem Menschen mutiert? Egal wie er es drehte und wendete … er konnte es einfach nicht begreifen. Was er allerdings noch weniger verstand war, dass Itachi scheinbar nichts darüber wusste. Standen sie sich nicht nah genug? Sie alle? Seit dem Tod von Itachis und Sasukes Eltern vor zehn Jahren waren sie sogar noch mehr zusammengewachsen, waren wie eine kleine Familie … Naruto und die Brüder hatten Sommerferien miteinander verbracht, waren gemeinsam mit Itachis und Sasukes Onkel in den Urlaub gefahren … hatten Nächte durchgemacht, um Spiele zu spielen … und jetzt? Jetzt war von dieser Nostalgie, die in Naruto aufkeimte, nichts mehr geblieben. Sasuke hatte zwar schon vor drei Jahren damit angefangen, sich von ihnen zu entfernen, doch sie hatten geglaubt, es sei nur der Eintritt in die Pubertät, ein neuer Lebensabschnitt, den Sasuke bewältigte. Das war es jedoch nicht. Und Naruto hatte es heute Nacht zum ersten Mal bewusst wahrgenommen. Sasuke hatte sich verändert. Ihre brüderliche Freundschaft hatte sich verändert. Er war ein völlig anderer Mensch geworden. Naruto hatte keine Ahnung, wie er es Itachi beibringen konnte, doch noch weniger wusste er, wie er in Zukunft mit Sasuke umgehen sollte. „Fuck.“ Kapitel 2: II. --------------   Die letzte Nacht hatte Naruto schlecht geschlafen. Stundenlang hatte er versucht sich einzureden, dass die Dinge gar nicht so schlimm waren, und dass mit Sasuke alles in Ordnung war, doch seinen Verstand konnte er nicht täuschen. Das, was passiert war, hatte sich unwiderruflich bei ihm eingebrannt. Dieses Bild – Sasuke nackt mit einem anderen, einem erwachsenen Mann, war prägend.   Dementsprechend ermüdet stieg er am nächsten Morgen aus dem Bett im Gästezimmer, in dem er für den kommenden Monat lebte, und ging in das angrenzende Badezimmer, um sich frisch zu machen.   Es war zwar erst acht Uhr morgens, doch er würde in weniger als zwei Stunden bereits im Geschäft sein müssen.   Besonders wohl fühlte er sich bei dem Gedanken nicht, Sasuke alleine zu lassen, denn der hatte samstags natürlich keine Schule und war demnach alleine zu Hause.     Als er fertig war und sich angezogen hatte, stattete er Sasuke einen Besuch ab. Ihn wunderte, dass der Junge scheinbar schon auf war, denn aus dessen Zimmer drangen laute Geräusche. Naruto bildete sich sogar ein, fremde Stimmen hören zu können.   Hatte Sasuke etwa Besuch?   Ganz langsam drückte er die Klinke der Tür nach unten und schob die Tür ein kleines Stück weit auf, um seinen Kopf durch den offenen Spalt zu stecken.   Sasuke war alleine. Saß an seinem Schreibtisch am PC.   Spielte der Junge?   ~Zeit sich die Hände schmutzig zu machen~   Naruto runzelte die Stirn, öffnete die Tür dann jedoch ein weiteres Stück und trat herein.   ~Noxianer, wie ich sie hasse~   „Morgen Sasuke“, begrüßte er den Jungen, der völlig vertieft auf seinen Monitor starrte und wild auf der Maus und Tastatur herumklickte.   ~Immer auf die Umgebung achten~   Da Sasuke ihm nicht antworte, trat Naruto näher an ihn heran. „Ich sagte, guten Morgen Sasuke.“   „Jaja, nicht jetzt.“ Etwas verdutzt über diese schroffen Worte, schluckte Naruto seinen nächsten Satz, mit dem er eigentlich fragen wollte, ob Sasuke mit ihm frühstückte, wieder herunter. Stattdessen beobachtete er Itachis kleinen Bruder dabei, wie der einen Kampf austrug, bei dem man überhaupt keinen Überblick hatte.   „Uhm, welcher von denen bist du?“   „Ezreal.“   „Die mit der Harfe und den Brüsten?“, hakte er nach. Sasuke tippte etwas in die Tastatur ein.   „Hört sich Ezreal etwa weiblich an?“   „Mh, nicht wirklich.“ Da der Junge nichts mehr darauf erwiderte, warf Naruto einen weiteren Blick auf den Bildschirm, wo ein Chatfenster aufblinkte.   ~Drecks KS!~ ~Help Top! Shen stop jungle hlp Sona!~ ~Ey, immer diese dreckigen KSler!~ ~Rammus go mid plz~   Das hatte Sasuke zuletzt geschrieben, doch Naruto verstand davon kein Wort.   „Willst du vielleicht was Frühstücken? Ich könnte uns …-„   „Scheiße!“, zischte Sasuke auf einmal laut auf und tippte sichtlich angefressen auf seiner Tastatur herum, ehe er sich mit einem düsteren Blick zu Naruto herumdrehte.   „Wegen dir bin ich gestorben“, murrte er sofort los, während Naruto abwehrend die Hände hochhob.   „Hey, ich wollte dir nur einen guten Morgen wünschen … und mit dir frühstücken.“   „Keinen Hunger.“ Naruto ließ die Hände wieder sinken.   „Hast du überhaupt geschlafen? Du siehst ziemlich müde aus …“   „Nein.“   „Du warst die ganze Nacht auf?“, meinte Naruto verwirrt, doch Sasuke interessierte es nicht sonderlich, denn er seufzte nur, ehe er sich wieder seinem Spiel widmete und erneut etwas in seinen Rechner eintippte.   ~Alter Mann nervt, ich muss off~   Dass damit eindeutig er gemeint war, war Naruto diesmal bewusst.   Alter Mann also, huh?   Auch wenn Sasukes Vorstellung von ihm ein wenig an seinem Ego kratzte, ließ er sich nichts anmerken, sondern lächelte dem Jungen zu, nachdem der das Spiel beendet hatte.   „Das Spiel ist eh im Arsch. Shen war ein Noob.“ Naruto nickte Sasuke zu.   „Aber sicher, alles was du sagst …“ Und Sasuke rollte mit den Augen.   „Vergiss es einfach. Kannst du dann rausgehen? Ich will mich hinlegen.“   „Du willst jetzt noch schlafen?“   „Jup.“   „Sasuke … es ist hell draußen.“   „Wayne.“   „Was?“, erwiderte Naruto, hörte Sasuke jedoch nur schnauben und beobachtete ihn dabei, wie er die Rollladen zu seinem Fenster herunterließ.   „Ich sagte, Wayne interessiert’s?“   „Was?“   „Mann, Naruto, du bist echt ein alter Sack geworden …“   „Hey!“, empörte der sich. „Ich bin nicht alt! Du musst nur lernen, wieder anständig zu reden!“   „Jaja, kennst du Wayne? Der fährt mit dem Waynetrain zum Whateverest.“   Der Junge machte sich offensichtlich einen Spaß daraus, ihn mit Dingen aufzuziehen, von denen er nicht die geringste Ahnung hatte, weshalb Naruto schnaufend zurück zur Tür lief.   „Dann schlaf eben. Mir egal. Ich bring uns Essen mit. Und nimm diesmal dein Handy mit, wenn du rausgehst. Und keine Partys oder Männerbesuche!“           In der Tat fühlte sich Naruto ziemlich alt, als er das Haus verlassen, und den Supermarkt aufgesucht hatte, um zu arbeiten. Er war müde, sein Kopf voll und die Kunden heute scheinbar besonders nervig.   Er beobachtete sie, während er durch die Gänge lief, um hier und dort nach dem Rechten zu sehen, hielt Gespräche mit alten, frustrierten Hausmüttern, half einem Mann aus, das richtige Werkzeug zu finden.   Fiel zwar eigentlich alles nicht mehr in seinen Aufgabenbereichen – Nein, normalerweise hätte Naruto sogar die Freiheit gehabt, an einem Samstag gar nicht zu erscheinen oder nur im Büro zu sitzen, doch irgendwie musste er sich ablenken.   Ablenken von diesem Bild, das immer wieder vor seinem inneren Auge aufflackerte.   Auch gestern hatte er keine Lösung dafür gefunden, wie er es Itachi sagen konnte, ohne dass der ausrastete, oder Sasuke ihn dafür hasste. Es war schon schlimm genug, dass Sasuke sexuell aktiv war – in diesem Alter, wo man eigentlich andere Dinge tun sollte, wie sich auf die Schule zu konzentrieren, doch dass er es auch noch mit älteren Männern trieb, schlug dem Fass natürlich den Boden aus.   „Hey Naruto, alles okay bei dir? Du wirkst so abwesend.“ Die strahlend grünen Augen seiner erst kürzlich eingestellten, fleißigen Mitarbeiterin funkelten ihm neugierig entgegen. Sakura Haruno – für Naruto war sie das Bild von einer Frau, sie war bildhübsch, stets freundlich, zuvorkommend und suchte immer ein Gespräch, wenn sie sich zufällig auf den Gängen begegneten. In letzter Zeit taten sie das sogar erstaunlich häufig.   „Alles gut, nur ein wenig Stress zu Hause. Wie geht’s dir? Hast du den Braten gestern noch hinbekommen?“ Die Frau vor ihm schob sich lächelnd eine ihrer rosafarbenen Haarsträhnen hinters Ohr.   „Ja, er hat ganz toll geschmeckt. Ich hab dir sogar ein Stück mitgebracht, es liegt auf deinem Schreibtisch … im Büro.“ Narutos Augen leuchteten auf.   „Ehrlich?“, hakte er nach. „Wow, das ist echt lieb von dir, Sakura-chan!“ Sein Grinsen war breit, doch auch ihr Lächeln wuchs.   „Gern. Aber jetzt erzähl mal, du sagtest, du hast Stress zu Hause? Wohnst du nicht alleine?“ Ihre Neugierde wurde von Naruto gar nicht als solche aufgefasst, dennoch schrumpfte sein Grinsen ein wenig, ebbte ab, bis dort nur noch ein leichtes Schmunzeln zu sehen war.   „Tu ich, aber ich hab dir doch letzte Woche erzählt, dass ich bald auf den Bruder von meinem besten Freund aufpassen soll … und naja, gestern war der erste Abend.“   Sie machte ein betroffenes Gesicht.   „Und der Abend ist schlecht gelaufen?“ Seufzend sackten Narutos Schultern nach unten.   „Der Abend war die reinste Katastrophe … Er ist einfach heimlich auf eine Party gegangen … und naja, als ich ihn dann gefunden habe, nachdem Itachi mir ausgeholfen hat, musste ich feststellen, dass die Jugend von heute wirklich verdorben ist. Ich meine, stell dir mal vor“, sprudelte es aus ihm heraus, während Sakura aufmerksam zuhörte und immer mal wieder nickte. „Da wurde ich doch tatsächlich von zwei Minderjährigen zu einem Dreier eingeladen. Und Alkohol gab es auch! Aber das ist nicht das Schlimmste gewesen. Ich habe übrigens im Nachhinein die Polizei gerufen.“   „Ja, das ist auch richtig so“, pflichtete sie ihm bei und diesmal nickte Naruto.   „Aber das Schlimmste war, dass ich Sasuke, also Itachis kleinen Bruder, tatsächlich dabei erwischt habe, wie er Sex haben wollte! Kannst du dir das vorstellen? Er ist 16. Ich meine, hey, jeder wie er will, aber er hat natürlich absolut übertrieben, indem er sich dann noch einen Partner geholt hat, der fast doppelt so alt war wie er selbst!“   „Was?“ Geschockt schlug Sakura ihre Hand vor den Mund. „Aber … aber das ist ja schrecklich.“   „Ja! War es auch. Ich hab den kleinen Scheißer natürlich sofort mit nach Hause genommen, der Pädobär konnte leider flüchten …“   „Weißt du denn noch, wie er aussah?“, erkundigte sich Sakura, doch Naruto schüttelte den Kopf.   Er wusste nur, dass er blond war und blaue Augen hatte. Zugegeben, das traf nicht gerade auf viele Menschen in dieser Stadt zu, doch damit zur Polizei zu rennen, war ohnehin schwachsinnig. Er hatte schließlich keinerlei Beweise und bezweifelte, dass Sasuke freiwillig von seinen Eskapaden erzählte.   „Entschuldigen Sie? Wo finde ich denn Hirse?“ Eine ältere Dame unterbrach das Gespräch zwischen ihnen, und Sakura war sofort zur Stelle.   Naruto lächelte, als er ihren präzisen Anweisungen lauschte. Sie kannte sich in diesem Laden ziemlich gut aus, besser, als manch anderer Mitarbeiter, der schon Jahre hier arbeitete.   „Dankeschön“, sagte die alte Frau freundlich, ehe sie in die Richtung abzog, die Sakura ihr genannt hatte.   „Gerne, immer doch.“ Damit richtete Sakura ihre Aufmerksamkeit wieder auf Naruto.   „Hör mal, wenn du Hilfe brauchst oder so … dann … naja, dann biete ich mich gerne an.“ Angesprochener legte den Kopf leicht schief. Irrte er sich, oder war sie irgendwie nervös?   „Das ist lieb von dir, Sakura-chan, aber ich denke, ich schaff das schon.“ Für den Bruchteil einer Sekunde bildete er sich sogar ein, dass sich auf ihrem Gesicht so etwas wie Enttäuschung spiegelte, doch ihr plötzliches Lächeln lenkte ihn davon ab.   „Schön. Dann werde ich jetzt mal wieder weitermachen. Und sag mir Montag, wie der Braten geschmeckt hat, ja?“   „Klar! Und danke nochmal!“ Er blickte ihr noch hinterher, ehe sie hinter dem dritten Regal um die Ecke verschwand.   „Junger Mann! Können Sie mir sagen, wo ich Zitronengras finden kann?“               Nachdem Naruto gemeinsam mit Sakuras Braten den Laden verlassen hatte, um nach Hause zu fahren, holte er unterwegs noch eine große Pizza. Bier für sich, Popcorn und Cola für Sasuke. Damit konnten sie sicher was anfangen. Naruto würde vorschlagen, dass sie sich Filme ansahen, ein wenig miteinander redeten, sich wieder näher kamen.   Vielleicht lag da ja das Problem, dass Sasuke sich zu wenig beachtet vorkam. Und wenn Naruto ihm diese Beachtung schenkte, würde er vielleicht auch einsehen, dass man es nur gut mit ihm meinte.   Zuckerbrot statt Peitsche. Zumindest vorerst.         „Sasuke? Ich bin wieder da“, rief er in den Flur, schlüpfte nebenbei aus seinen Schuhen und lief dann vollbepackt in die Küche, wo entgegen seiner Erwartung das Licht brannte. Aber das war ein gutes Zeichen. Schließlich bedeutete das, dass Sasuke zu Hause war und nicht auf irgendeiner Party, um sich …   „Hey.“ Sasukes genuschelte Begrüßung ließ seinen Blick zur Küchentür wandern, wo der Junge stand und sich mit der Schulter gegen den Rahmen lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt.   „Hey, ich hab uns Pizza mitgebracht. Und Cola. Und Popcorn, also wenn du Lust hast, können wir einen Film schauen? Du darfst auch aussuchen“, schlug Naruto gutgelaunt vor und öffnete dann den Küchenschrank, um Teller herauszuholen.   „Einen Film schauen? Das ist langweilig …“   „Dann schlag du was vor. Willst du was spielen?“   „Sehe ich aus wie zwölf?“   „Sasuke, sein kein Miesepeter“, gab Naruto jammernd von sich, ehe er ein Messer aus dem Messerblock zog, um damit die Pizza zu schneiden. „Ich meine ja nicht, dass wir irgendein Brettspiel spielen müssen, sondern eher Konsole oder so.“   „Oder so?“, erwiderte Sasuke und trat näher an Naruto heran. „Hast du deinen Rechner mit?“   „Nein, aber meinen Laptop.“   „Vergiss es, für LoL bist du eh zu schlecht.“   „LoL?“   „League of Legends“, brummte Sasuke genervt.   „Okay?“   Sasuke seufzte: „Egal, ich such nen Film raus.“ Nachdem der Junge aus der Küche verschwunden war, konnte Naruto sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das hier war doch zumindest schon mal ein Anfang, an dem man ansetzen konnte, auch wenn Sasuke eine kleine Kotzkrücke war.       „Sasuke … das ist ein Horrorfilm.“   „Na und?“ Das kleine Grinsen auf Sasukes Lippen deutete darauf hin, dass er noch genau wusste, dass Naruto Horrorfilme verabscheute. Pardon. Er hasste sie nicht direkt, sondern eher die Wochen danach, die er paranoid durch die Weltgeschichte wandelte, weil Horrorgeschichten ihn immer so sehr fesselten, dass er sie direkt auf das echte Leben übertrug.   Wenn er an den letzten Film dachte, wo eine Frau in einem Haus ermordet wurde, und kurz darauf alle Bewohner, die dort einzogen waren aufgesucht hatte, wurde ihm ganz anders. Er stand selbst eine Woche nach dem Film noch so unter Strom, dass er beim Duschen jedes Mal einen halben Panikanfall erlitt, wenn er nur für kurze Zeit die Augen schloss.   „Bist du etwa ein kleiner Angsthase, Naruto?“ Dass er in der Tat ein Angsthase war, würde er vor Sasuke natürlich niemals zugeben.   „Als ob, mach den blöden Film an, aber du kannst vergessen, dass du heute Nacht bei mir schläfst, weil du so viel Schiss hast!“, entgegnete er, was Sasukes Grinsen breiter werden ließ.   „Sicher doch …“       ~Wussten Sie, dass ein Fluch auf diesem Haus liegt? Die Bewohner, die hier vorher gewohnt haben, haben das am eigenen Leib erfahren. Sie wurden allesamt …-~   Naruto verkniff sich das Bedürfnis, auf seinen Nägeln herum zu kauen, je höher die Spannung stieg.   Eine Familie mit zwei kleinen Kindern war gerade im Begriff dabei, in ein völlig düster wirkendes Haus zu ziehen, da der Preis so niedrig war.   ~Mama, schau mal! Hier im Zimmer liegt eine Puppe!~   Die gruselige Porzellanpuppe, die halb so groß war wie das Kind selbst, ließ Narutos Puls in die Höhe schnellen. Jeder wusste, dass Puppen böse waren! Besonders diese Porzellan-Dinger, die in Häusern zurückgelassen wurden.   „Gott, wenn ich das Kind wär, würd ich die Puppe sofort wegschmeißen!“, kommentierte er die Szene und griff dann nach dem Popcorn.   Sasuke antwortete ihm nicht, und als Naruto zu ihm herüber sah, wusste er auch weshalb. Diese kleine Ratte starrte grinsend auf sein Smartphone und tippte darauf herum.   „Nicht Simsen, du verpasst sonst den Film!“, meinte er und langte dann nach dem Handy, um es Sasuke abzunehmen. Der wiederum war davon natürlich gar nicht begeistert.   „Gib mir mein Handy wieder!“, forderte er und versuchte mit seinen Fingern danach zu schnappen, doch Naruto zog es rechtzeitig weg.   „Nichts da.“ Und zum krönenden Abschluss ließ er das Telefon unter seinem Shirt verschwinden und steckte es in den Bund seiner Hose, vorne an seinem Bauch.   „Denkst du wirklich, das hält mich ab?“, fing Sasuke an, und ehe Naruto die Chance hatte, etwas darauf zu erwidern, saß der Junge auch schon auf seinem Schoß. Es ließ Naruto die Augen aufreißen, versetzte ihn in eine Art Starre.   Was zum Teufel tat Sasuke da?!   „Sasuke …“, brachte er heraus.   „Ja?“   „Was machst du da?“ Als Sasuke sich ein Stück weit vorbeugte, lehnte Naruto sich automatisch zurück.   „Ich hol mir mein Handy zurück?“   Sasuke war ihm viel zu nah … beugte sich immer tiefer, und doch konnte Naruto nichts dagegen tun, war immer noch wie gelähmt.   „Siehst du?“ Und als Sasuke ihm auf einmal das Smartphone, das er ihm eben erst abgenommen hatte, vor seine Nase hielt, blinzelte er.   „Huh?“ Dann stieg der Junge abrupt von ihm herunter und setzte sich wieder zurück auf seinen Platz.   „Du siehst du aus, als hättest du noch nie jemanden auf deinem Schoß gehabt. Im Ernst, Naruto, vielleicht solltest du dir eine Frau suchen …“   Gegen seinen Willen spürte Naruto, dass seine Wangen warm wurden. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihm breit.   Dieser kleine Pisser …   „Willst du auch noch was trinken?“ Und doch erwiderte Naruto nichts auf Sasukes Satz, sondern stand auf, um in die Küche zu laufen.   „Ein Bier“, hörte er den Jungen rufen, und diesmal war er es, der die Augen verdrehte.       Für den Rest des Films zwang Naruto sich dazu, seine Aufmerksamkeit auf das Geschehen zu richten, auch wenn er am liebsten Sasuke dafür getreten hätte, da der die ganze Zeit über mit jemandem textete.   „Ich geh auf mein Zimmer“, verkündete Sasuke und stand auf, als der Abspann lief, doch Naruto hielt ihn fest.   „Warte mal. Ich dachte, wir können noch ein bisschen reden?“ Sasuke runzelte die Stirn, setzte sich jedoch wieder, auch wenn es offensichtlich nicht ganz von ihm gewollt wurde, wie sein folgender, genervt klingender Satz deutlich machte.   „Und worüber?“   „Uhm, über dies und das?“   „Okay. Dies ist gut, das ist scheiße. Zufrieden?“   „Komm schon, Sasuke, gib mir eine Chance.“ Sasukes Augen weiteten sich nur für eine Millisekunde, doch Naruto sah es. Zwar wusste er nicht, was er da hineininterpretieren sollte, doch etwas suspekt war es ihm schon.   „Ich wüsste nicht, was wir zu bereden haben.“   „Naja, vielleicht willst du mir ja erzählen, wann du damit angefangen hast, mit erwachsenen Männern zu schlafen?“   „Vergiss es, du rennst dann eh sofort zu Itachi!“ Naruto schüttelte den Kopf.   Natürlich würde er Itachi davon erzählen, doch das würde er Sasuke nicht so ehrlich sagen. Zuerst brauchte er schließlich genügend Informationen.   „Warum willst du das überhaupt wissen? Geilt es dich auf, Sexstories zu erfahren oder was?“   „Mach dich nicht lächerlich, Sasuke … ich sorge mich um dich, das ist alles.“   „Deine Sorge ist aber unbegründet. Kann ich dann gehen?“ Wieder machte der Junge Anstalten sich zu erheben, doch Naruto drückte ihn mit der flachen Hand zurück in das Polster der Couch.   „Nein, du kannst nicht gehen. Erst wenn du mir erzählt hast, wann das angefangen hat.“ Sasuke schnalzte genervt mit der Zunge und verdrehte die Augen.   „Mein Gott, keine Ahnung, irgendwann in den Ferien vor zwei Jahren.“   „Seit du 14 bist?!“ Naruto war schockiert, hatte beide Augenbrauen angezogen.   „Kurz vor meinem 15. Geburtstag. Und ja, seitdem …“   „Wie … wie kam es dazu? Und wer war es?“   „Keine Ahnung, irgendein Kerl auf einer Party …“   „Irgendein Kerl?! Sasuke, was hast du getan?“   „Gefickt.“   „Sprich nicht so!“ Naruto fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Sasuke, das was du da tust, ist illegal. Nicht erlaubt, verstehst du? Eine Menge Leute könnten dafür ins Gefängnis kommen … und du? Itachi würde dich zum Krüppel schlagen, wenn er das wüsste!“   „Aber er weiß es nicht, und genau das ist der springende Punkt. Solange du dichthältst, verändert sich nichts.“   „Ich will aber nicht dichthalten. Nicht bei sowas! Wenn du mir erzählt hättest, dass du heimlich Bier getrunken hast … oder dass du Unterwäsche aus der Umkleide gestohlen hast … dann ja, aber das? Vergiss es.“ Sasukes Lippen waren verzogen.   „Warum? Was ist dein verschissenes Problem? Es ist schließlich nicht dein Schwanz, der in mir gesteckt hat, also reg dich nicht so auf.“   Konnte das hier eigentlich noch schlimmer werden?   Das konnte es offensichtlich, da Itachi just in diesem Moment auf Narutos Handy anrief. Er blickte angespannt auf das Display, ehe er zu Sasuke sah, der ebenso darauf starrte.   „Erzähl es ihm bitte nicht“, kam es leise von dem Jungen, als Naruto das Smartphone in die Hand nahm und abhob.   „Na, wie geht es euch?“   „Hey Itachi! Uns geht es gut, wir haben uns gerade nen Horrorfilm angesehen.“   „Sasuke ist zu Hause?“   „Natürlich ist er das!“   „Mh, gibst du ihn mir?“ Erneut sah Naruto zu Sasuke, blickte geradewegs in diese großen, unschuldigen Augen, die alles andere als unschuldig waren. Und doch … doch war dieser Blick so ausgeprägt, dass Naruto schlucken musste.   „Klar …“ Er hätte nur anfangen müssen zu erzählen, doch er brachte es nicht übers Herz. Nicht, wenn Sasuke ihn so anschaute.   Er reichte ihm das Handy und stand dann auf, um den Tisch abzuräumen.   „Hey Nii-san.“     Es war zum Verrücktwerden. Eigentlich hätte Naruto immun gegen diesen Blick sein müssen, zumal er genau wusste, dass Sasuke ihn nur benutzte und manipulierte! Also warum ließ er sich davon weichklopfen?   Wenn Itachi davon erfuhr, würde er ausrasten. Und wenn er dann noch erfuhr, dass Naruto bereits länger davon wusste … dann war die Hölle los.   Wieder stellte sich Naruto die Frage, weshalb Sasuke sich so verändert hatte. Was war nur mit dem Jungen passiert, dass er bereits mit 14 Jahren sexuell aktiv war?   Als Naruto an sein erstes Mal mit 17 Jahren zurückdachte, presste er die Lippen aufeinander. Er war ein Jahr mit seiner damaligen Freundin zusammen gewesen, ehe sie miteinander geschlafen hatten. Und Gelinde gesagt, war es die reinste Katastrophe gewesen. Sie waren unerfahren, es war schmerzhaft und viel zu schnell vorbei. Die peinlichen Wochen, die darauf folgten und schließlich zur Trennung dieser Teenager-Liebe führten, waren mehr als Grund genug für Naruto, es zukünftig langsamer angehen zu lassen.   Bis zu seinem 22. Lebensjahr hatte er sogar komplett auf Sex verzichtet, ehe er gemeinsam mit Itachi in einem Schuppen gelandet war, wo er eine erfahrene Frau kennengelernt hatte, die ihm für einige Monate lang all das beibrachte, was er heute wusste.   Ein Jahr später führte er dann eine Beziehung zu einem Mann, die über mehrere Monate lang aufblühte, bis sie schließlich ein hässliches Ende fand, da er herausgefunden hatte, dass er nur eine Affäre war. Sie hatten sich in einem Club getroffen, sich sofort verstanden und angefangen, ihre Verbindung Stück für Stück zu vertiefen. Doch auch hier hatte er sich reichlich Zeit gelassen.   „Kann ich jetzt auf mein Zimmer gehen?“ Naruto, der gerade dabei war, den Geschirrspüler zu befüllen, blickte zu Sasuke auf.   „Geh ruhig.“ Der Junge zögerte, drehte sich dann jedoch um und lief zu Tür, wo er nochmal kurz innehielt.   „Danke“, hauchte er über seine Schulter hinweg, ehe er verschwand und Naruto alleine ließ.       Als Naruto einige Stunden später mit dem Rücken auf dem Bett im Gästezimmer lag, starrte er nach oben an die Decke. Im Raum war es dunkel und still, man konnte nichts hören, geschweige denn etwas sehen, und eigentlich waren das die besten Voraussetzungen, um zu schlafen, doch er konnte nicht.   Dieses Mal waren es jedoch nicht die ständigen Gedanken an Sasuke und dessen Veränderung, die ihn vom Schlafen abhielten, sondern viel mehr dieser verdammte Horrorfilm, den sie zuvor gesehen hatten.   Ihm ging das Ende nicht mehr aus dem Kopf. Vorhin, da hatte er es noch verdrängen können, doch jetzt, wo er alleine war, schlich sich immer mehr der gruselige Verlauf in seine Gedanken.   Er zwang sich dazu, seine Augen zu schließen und atmete tief durch. So etwas wie Geister gab es schließlich nicht …   Dennoch saß er zwei Sekunden später aufrecht im Bett, die Hände in der Decke verkrampft. Was war das für ein Geräusch gewesen? Ein Surren? Ein gequältes Stöhnen? Seine Atmung beschleunigte sich, genauso wie sein Herzschlag.   Da war nichts, er bildete sich nur Dinge ein!   Allerdings ließ ihn das nächste Geräusch unwillkürlich wimmern. Oh nein, das war keine Einbildung. Da war etwas. Hier im Haus.   Fieberhaft überlegte er, was er jetzt tun konnte. Wenn hier wirklich etwas war … dann …   Sasuke …   Sasuke lag im Nebenzimmer.   Naruto griff mit rasendem Puls nach seinem Handy, um das Assistenz-Licht zu aktivieren. Fast der gesamte Raum wurde dadurch erleuchtet, und soweit er sehen konnte, war hier nichts Ungewöhnliches.   Woher also kamen dann diese Geräusche?   Aus Sasukes Zimmer?   Der Dielenboden unter seinen Füßen knackte, als er aus dem Bett stieg. Aber das war okay. Schließlich war es Holz. Holz durfte knacken und Geräusche machen.   Ganz langsam drückte er die Klinke der Tür nach unten, nur um keinen Lärm zu machen, und ging dann nach draußen auf den Flur. Auch hier war es dunkel, doch dank seinem Handy konnte er den größten Teil einsehen. Hier hörte er auch wieder ein Surren, es klang fast schon nach einer Vibration, und je näher er Sasukes Tür kam, desto lauter wurde es.   Er atmete noch einmal tief durch, ehe er um den Griff fasste und die Tür zu dem Raum öffnete.   Die Geräusche kamen eindeutig von hier!   „Sasuke?“, flüsterte Naruto in die Dunkelheit und hielt sein Smartphone dann in die Richtung, wo das Bett des Jungen stand und entdeckte, dass er wach war, denn dessen Augen waren weit aufgerissen. Sasuke lag auf der Matratze, hatte eine Decke übergeworfen.   „Was willst du hier?“, antwortete er rau, beinahe heiser. Naruto runzelte die Stirn.   „Ich habe Geräusche gehört … sie kommen von hier.“ Das Surren, das bis eben noch zu hören war, endete damit abrupt.   „Du bist wirklich ein Idiot“, hauchte Sasuke und richtete sich dann auf. Naruto verstand nicht ganz und ging näher an das Bett heran, um sich ans Fußende zu setzen. Warum sah Sasuke denn so angespannt aus? Und warum waren seine Wangen gerötet?   „Hast du Fieber?“, fragte Naruto, ohne auf die vorherige Beleidigung einzugehen und fasste mit seiner Hand an die Wange des Jungen. Der jedoch zog seinen Kopf weg.   „Nein … was willst du hier? Ich will schlafen …“   „Wie gesagt, ich hab Geräusche gehört …“   Sasuke stöhnte entnervt auf: „Mann, bist du wirklich so dumm, oder tust du nur so?“   „Was meinst du?“, murrte Naruto zurück, seine Unterlippe schmollend nach vorne geschoben.   „Egal“, erwiderte Sasuke. „Jetzt sind sie weg, oder? Jetzt kannst du wieder abhauen …“   „Mann Sasuke, du bist wirklich eklig zu mir, obwohl ich dir gar nichts getan habe!“, schimpfte Naruto beleidigt, doch Sasuke ging nicht darauf ein, sondern rollte nur mit den Augen.   „Könntest du mal das verdammte Licht aus meinem Gesicht nehmen?“, forderte er und hielt dann seine flache Hand vor die Quelle, die ihn halb erblinden ließ.   Es dauerte einige Sekunden, ehe Narutos Verstand die Forderung, die schon eher wie ein Befehl klang, verarbeitetet hatte, doch dann schaltete er das Licht aus. Jetzt war es wieder dunkel … und still. Bis auf Sasukes angestrengte Atmung war nichts zu hören.   Moment, weshalb atmete der Junge so schwer?   „Sicher, dass alles okay bei dir? Du atmest so schwer.“   „Naruto … bitte. Ich bin …“ Mitten im Satz brach Sasuke ab.   „Du bist?“   „Herrgott, hast du echt so viel Schiss, dass du einen Teenager nerven musst?“   „Sasuke, ich habe dir bereits zweimal gesagt, weshalb ich hier bin!“   „Und ich habe dir bereits zweimal gesagt, dass du ein Idiot bist.“   „Hast du deine Tage, oder warum bist du ständig so bissig zu mir?“   „Leck mich!“, murrte Sasuke. „Hast du mal auf die Uhr gesehen? Es ist drei Uhr. Geh ins Bett, Naruto.“   „Ich kann aber nicht schlafen …“, antwortete Naruto nach einer gefühlten Ewigkeit leise und spürte kurz darauf, dass sein Nacken warm wurde, da es schon ziemlich peinlich war, zuzugeben, dass er eben doch irgendwie Angst hatte, oder zumindest ein wenig paranoid war.   „Und jetzt?“   „Weiß nicht …“   „Naruto, warum hast du Angst vor Dingen, die es nicht gibt?“   „Ich hab keine Angst! Es ist nur … keine Ahnung, was wäre wenn? Was wäre, wenn es diesen Fluch wirklich gibt?“ Naruto war sich sicher, dass Sasuke erneut die Augen verdrehte, doch sehen konnte er es natürlich nicht, da es nach wie vor dunkel war.   „Sowas gibt es nur in Filmen“, antwortete der Junge, und ließ dann eine kurze Pause entstehen. „Allerdings könnte da schon was dran sein, vor allem hier.“   „Wie meinst du das?“, hauchte Naruto, und hob dann die Füße an, um sich anders hinzusetzen. Seine Füße sollten auf keinen Fall auf dem Boden stehen.   „Wusstest du etwa nicht, dass sich hier auf dem Dachboden eine gesamte Familie erhängt hat? Auch der Besitzer danach hat sich irgendwann da oben erhängt.“   „Erzähl keinen Scheiß!“, brach es ängstlich aus Naruto heraus. „Verarsch mich nicht!“   Als Antwort darauf fing Sasuke an, leise zu lachen.   „Du bist aber leicht zu verarschen …“ Narutos Herz schlug mittlerweile doppelt so schnell als zuvor. Schon alleine diese Vorstellung jagte ihm einen Schauer über den Rücken.   „Und du bist echt ein Arsch.“, brummte er und schlug dann mit der Faust, natürlich nur ganz leicht, gegen die Decke, dort wo er Sasukes Beine vermutete.   „Ich weiß. Dafür sind deine Schläge wie die eines Mädchens“, erwiderte Sasuke und zog dann sein Bein weg. Kurz darauf hörte Naruto allerdings ein unterdrücktes Stöhnen.   „Hab ich dir wehgetan?“, fragte Naruto sofort alarmiert nach und rutschte näher an den Jungen heran. Da seine Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er sogar Umrisse erkennen. Sasukes helle Haut war auch kaum zu übersehen.   „Nein … ich hab nur …“ Wieder sprach Sasuke nicht weiter.   „Irgendwie bist du seltsam“, merkte Naruto an, da ihm das Verhalten des Anderen ziemlich komisch vorkam.   „Ich bin nur müde, das ist alles.“   „Aber du bist gestern die ganze Nacht lang wach gewesen!“   „Und?“   „Ich meine, das ist auch seltsam, am nächsten Tag dann auf einmal einen völlig anderen Rhythmus zu haben …“   „Naruto, was willst du von mir? Soll ich deine Hand halten, bis du eingeschlafen bist?“ Naruto knurrte unterdrückt.   „Ist ja schon gut, ich hab es verstanden …“ Zwar war Naruto jetzt ein wenig abgelenkt, doch er wusste, sobald er alleine war, würde er erneut über den Film nachdenken müssen, deshalb überlegte er, wie er Sasuke subtil dazu bringen konnte, doch noch mit ihm wach zu bleiben. Ziemlich erbärmlich für einen erwachsenen Mann, auf einen Teenager angewiesen zu sein, doch solange niemand davon wusste, war das schon okay.   „Ich hab noch Braten von Sakura im Kühlschrank … willst du … willst du vielleicht ein Stück abhaben?“   „Was?“   „Ich sagte, ich habe noch Braten im Kühlschrank …“   „Du weißt schon, wie spät es ist? Außerdem hab ich bereits gesagt, dass ich …-„   „Ich weiß! Aber ich will den Braten mit dir teilen, jetzt!“   „Naruto …“   „Komm schon, Sakura hat davon geschwärmt!“   „Wer ist Sakura?“   „Eine Mitarbeiterin.“   „Eine Mitarbeiterin macht dir Braten?“   „Ja! Echt süß, oder? Sie ist wirklich toll!“ Während Naruto anfing, über Sakura zu schwärmen, bekam er nur am Rande mit, dass Sasuke auf der Matratze herumrutschte.   „Fein“, unterbrach ihn der Junge schließlich monoton. „Wollen wir dann den Braten essen oder willst du mir gleich noch erzählen, wie gern du sie ficken willst?“   „Sasuke! Sowas habe ich nie gesagt!“   „Hört sich aber so an.“ Damit schlug Sasuke die Decke zur Seite und stand dann vom Bett auf. Er trug eine lange, schwarze Jogginghose.   Wenn sich Naruto nicht irrte, dann benahm sich Sasuke noch seltsamer als zuvor. Fast schon mufflig. Nichtsdestotrotz stand auch er auf und ging zur Tür herüber. Wieder erleuchtete sein Handy den Flur, doch Sasuke stieß ihn einfach zur Seite und machte dann das Licht an.   „Woah Sasuke … du siehst irgendwie sauer aus. Alles okay?“ Sasuke drehte den Kopf zur Seite.   „Tche …“             Als sie gemeinsam in der Küche saßen und darauf warteten, dass das Essen von der Mikrowelle aufgewärmt wurde, musterte Naruto den Jungen versucht unauffällig. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Den Weg nach unten sah es fast so aus, als ob Sasuke Schmerzen hatte. Und das beunruhigte Naruto.   „Warum starrst du mich so an?“, blaffte Sasuke schließlich, der anscheinend mitbekommen hatte, dass er beobachtet wurde.   „Uhm … ich hab nur darüber nachgedacht, was wir morgen machen können …“, redete Naruto sich heraus und ging dann zur Mikrowelle, um den Braten herauszuholen. Er schnitt das große Stück in zwei Teile und verteilte es auf zwei Tellern. „Ich meine, wir können auch mal was draußen unternehmen. Vielleicht in einen Park gehen? Oder ins Kino?“   Sasuke jedoch erwiderte nichts darauf. Stattdessen hörte Naruto wieder ein leises Surren.   War der Kühlschrank vielleicht kaputt?   Schulterzuckend stellte er die Teller samt Besteck auf dem Esstisch ab und holte dann noch zwei Gläser aus dem Schrank, um sie gemeinsam mit einer Flasche Wasser dazu zu stellen.   Sasuke starrte auf die Tischplatte und hatte die Zähne leicht in seine Unterlippe gebohrt.   „Sasuke?“ Als der Junge aufblickte, verengten sich Narutos Augen ein wenig.   Irgendetwas ging hier vor sich, oder?   Das leise Surren, das noch immer zu hören war, irritierte ihn zusätzlich.   „Bist du dir sicher, dass alles okay ist?“, hakte er nach, und Sasuke nickte heftig mit dem Kopf, ehe er Gabel und Messer in die Hand nahm und begann, das Stück Fleisch auf seinem Teller zu schneiden.      „Was hältst du von dem Vorschlag? Wir beide morgen?“   „Klingt gut.“ Wieder klang Sasukes Stimme verändert. Bekam der Junge vielleicht eine Erkältung?   „Schön.“ Als Naruto den ersten Bissen in den Mund nahm, verzog er angewidert das Gesicht. „Herrgott, was ist das?“, presste er hervor. „Das schmeckt …“   „Widerlich“, beendete Sasuke seinen Satz.   Das Essen schmeckte in der Tat absolut ungenießbar. Völlig überwürzt, viel zu zäh!   Hatte Sakura nicht gesagt, der Braten sei ihr gelungen?   „Also eine Köchin ist sie nicht“, meinte Sasuke und schob dann den Teller von sich weg, während Naruto nickte und es ihm dann gleich tat.   „Da muss ich dir zustimmen … das war … urgs.“ Er schenkte sich und Sasuke ein Glas Wasser ein.   „Mh, vielleicht war es auch nur, weil er so lange im Kühlschrank war?“, mutmaßte Naruto und trank dann einen großen Schluck, um den ekligen Geschmack zu vertreiben.   „Vielleicht“, brachte Sasuke hervor. Er hatte den Blick erneut gesenkt, die Arme auf der Tischplatte und die Hände ineinander verschränkt. Narutos Augenbraue wanderte in die Höhe.   „Sasuke? Ich weiß, es hört sich vielleicht nervig an, aber ist wirklich alles okay? Du siehst so … so warm aus.“ Denn das tat er. Seine Wangen waren erneut rosig, die Lippen leicht geöffnet.   „Schon okay“, hauchte der Junge. „Alles gut.“ Und es klang ziemlich heiser, was Naruto dazu veranlasste, aufzustehen und den Tisch zu umrunden, um sich selbst davon zu überzeugen. Er legte eine Hand auf Sasukes Rücken und beugte sich ein Stück herunter.   „Wirklich? Hast du sicher keine Schmerzen?“ Sasuke biss sich erneut auf die Unterlippe, schien sich zunehmend zu verkrampfen.   „Ah …“ Und mit einem mal schoss er nach vorne, halb auf den Tisch. Er krümmte sich über die Platte, die Handflächen nach unten gerichtet, fest auf die Tischdecke gepresst.   Dieser Anblick versetzte Naruto in Panik.   „Sasuke, was ist, was hast du?“, brach es aus ihm heraus und in seiner völligen Überforderung zog er den Jungen kurzerhand in seine Arme. Leider hatte er nicht damit gerechnet, dass Sasuke sich so schwer machen würde und fiel deshalb stolpernd mit ihm nach hinten auf den Boden. Der dumpfe Aufprall presste ihm jegliche Luft aus den Lungen, gerade, da er noch zusätzliches Gewicht auf sich liegen hatte.   Naruto tat der Rücken weh, doch der Schmerz rückte in den Hintergrund, als der Junge sich aufrichtete, halb über ihn gebeugt, und sein Gesicht gegen seine Brust drückte, heftig am Atmen.   „Fuck“, stöhnte er und ließ damit Narutos Herz stolpern.   „Sasuke, rede mit mir, was hast du?“ Er griff nach Sasukes Armen, doch der Junge reagierte nicht. Stattdessen stöhnte er ein weiteres Mal.   „Sasuke?!“   „Nicht reden … bitte …“ Sasuke zitterte, doch Naruto tat genau das, was er sagte. Außer Sasukes angestrengter Atmung und dem lästigen Surren war nichts zu hören. Und das minutenlang.   „Hng …“ Sasuke rückte näher an den Mann, griff mit der rechten Hand nach dessen Hüfte, während er sich mit der anderen neben ihm abstützte. Sein Kopf lag noch immer auf Narutos Brust.   „Sasuke?“, hauchte er, und als der zur Antwort erneut stöhnte, riss Naruto die Augen auf und ließ Sasukes Arme los.   Das, was hier passierte, war nicht das, was er dachte, richtig?   Die Räder in seinem Kopf fingen an zu rattern und je länger er darüber nachdachte, desto mehr ergab das Verhalten des Jungen Sinn. Das Surren, die Vibration … Sasukes seltsames Verhalten im Zimmer, sein halb gekrümmtes Laufen auf dem Weg zur Küche, die roten Wangen …   Und jetzt. Jetzt kniete Sasuke hier halb vor ihm, zitterte, stöhnte.     Das war nicht möglich …   Nein.   Sasuke würde doch nicht …   Als der Junge auf einmal seine Lippen gegen seinen Hals drückte, zuckte Naruto zusammen, verfiel jedoch, wie zuvor am Abend, wieder in eine Art Schockstarre.   Sasuke bekam hier gerade einen Orgasmus. Sasuke bekam … er … das Surren. Das kam von ihm … er hatte …   „Gott, ja“, hauchte Sasuke zittrig und brachte somit Narutos Bauch dazu zu kribbeln. Auch über seine Haut fegte eine leichte Gänsehaut.   Was war hier los?   Was passierte hier?   Reagierte sein Körper gerade wirklich auf Sasuke? Auf die Vorstellung, was hier gerade geschah?   Das war abartig!   „Naruto … ich …“ Der Rest von Sasukes Worten endete in einem lauten Stöhnen, noch enger presste er sich an Naruto heran, griff noch fester mit seinen Fingern in dessen Hüfte. Und Naruto? Der versuchte innerlich ruhig zu bleiben, nicht auszurasten.     Sasukes Atem schlug gegen seine Haut, seine Hand lockerte sich nur langsam. Fast schon erschöpft ließ sich der Junge auf ihm sinken, und plötzlich konnte Naruto dessen noch immer bestehende Härte an seinem Oberschenkel spüren. Das war es. Das war der Beweis.   Sasuke war auf ihm gekommen …   Naruto schluckte, versuchte den Mund zu öffnen, doch kein Laut drang hervor. Geschätzte Minuten vergingen, ehe er dazu in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen.   Sasuke hatte gerade offensichtlich vor ihm masturbiert. Auf ihm. Direkt auf ihm drauf! Und dieses Surren war nichts Weiteres als ein Vibrator!   „Sasuke?“ Jetzt klang auch Narutos Stimme anders. Rauer …   „Ich hab dir gesagt, ich will alleine sein …“, hauchte der Junge. „Aber du wolltest nicht hören …“   Naruto presste die Lippen aufeinander, da es stimmte. Das sollte er nie sehen, denn Sasuke hatte vorher im Zimmer bereits versucht, ihn abzuwimmeln, nur da hatte er nicht verstanden weshalb.   Doch jetzt …   „Du bist selbst schuld, Naruto …“ Abermals schluckte Naruto. Sein Herz raste, kam nur langsam zur Ruhe.   „Ich …“, fing er an, doch unterbrach sich selbst, als Sasuke sich zurückzog und aufrichtete. Er saß direkt zwischen seinen Beinen. Naruto blickte an die Decke, sah auf den hellen Lampenschirm – genau auf den Lampenschirm, den er gemeinsam mit Itachi vor etlichen Jahren bei einem Ausverkauf ergattert hatte, und da er nach wie vor auf dem Rücken lag, zwang er sich dazu, das Licht zu fixieren. Unmöglich konnte er Sasuke jetzt ansehen. Oder gar auf ihn reagieren. Er wusste ja gar nicht wie!   Das, was gerade vorgefallen war, sprengte seinen Horizont.   Doch er musste auch gar nichts mehr sagen, da Sasuke schließlich aufstand. Das Surren des Vibrators verstummte, dann hörte Naruto leise Schritte, die aus der Küche herausführten.   Das hier war zu verstörend, um wirklich darüber nachdenken zu können.   Auch als Naruto hörte, wie oben eine Tür ins Schloss fiel, lag er noch immer an derselben Stelle, im Bauch ein undefinierbares Gefühl.     Kapitel 3: III. --------------- Der Rest des Wochenendes, aber auch die darauffolgende Woche, zog im Schnelldurchlauf an Naruto vorbei. Er und Sasuke hatten sich in den vergangenen Tagen nur selten gesehen, entweder, weil der Junge in der Schule war, oder Naruto in der Arbeit. Allgemein schien Sasuke ihn zu meiden, beziehungsweise mieden sie sich gegenseitig.   Selbst gemeinsames Essen fiel aus, da jeder auf seinem Zimmer saß, sobald sie beide im Haus waren. Itachi rief zwar täglich an, doch verlangte nie danach, seinen Bruder zu sprechen, scheinbar, da er ihn selbst auf dessen Handy erreichte.   Und das half Naruto, die Geschehnisse des letzten Wochenendes zu verarbeiten. Der flüchtige Kontakt zwischen ihnen war okay, da er ohnehin nicht wusste, wie er sich verhalten sollte.   Dieser Vorfall war zwar schon abgefuckt genug, doch die Tatsache, dass sein Körper so auf Sasuke reagiert hatte, war noch viel schlimmer. Zumal Sasuke in seinen Augen nur ein Teenager war. Sicher, der Junge war schon immer hübsch gewesen, ansehnlich … doch konnte Aussehen wirklich so eine Reaktion rechtfertigen?   Naruto wagte es zu bezweifeln.   Warum also hatte er dieses seltsame Gefühl im Bauch, wann immer er an die Laute dachte, die Sasuke von sich gegeben hatte, an das Zittern, das von ihm ausgegangen war?   Das war eine Sache, die Naruto sich nicht erklären konnte – nein, er wollte es gar nicht. Denn je länger er darüber nachdachte, desto mehr fing er an, sich andere Reaktionen vorzustellen. Szenarien, die in seinen Gedanken gar keinen Platz haben durften.   Sasuke war ein Teenager … war wie sein kleiner Bruder. War Itachis kleiner Bruder. Nicht mehr, nicht weniger.           Als er Freitagabend, erschöpft von der Arbeit auf der Couch im Wohnzimmer saß, und sich von dem langweiligen Fernseherprogramm ablenken ließ, zuckte er zusammen, als Sasuke sich plötzlich neben ihn setzte. Das war der erste Tag seit diesem Vorfall, an dem sie sich bewusst gemeinsam in einem Raum aufhielten, und dass Narutos Herz deshalb schneller schlug als gewöhnlich, war demnach kein Wunder.   „Wir müssen reden“, eröffnete Sasuke das Gespräch, hatte den Blick dabei auf Naruto gerichtet, doch Naruto starrte geradeaus auf die Mattscheibe.   „Ja?“   „Ich bin zu einer Party eingeladen und möchte hingehen.“ Jetzt drehte Naruto seinen Kopf allerdings zur Seite und sah den Jungen mit angezogener Augenbraue an.   „Du willst also auf eine Party, obwohl du Partyverbot hast? Interessant.“ Warum er subtil so schnippisch klang, konnte Naruto sich nicht wirklich erklären.     Vielleicht lag es an der Tatsache, dass Sasuke sich erdreistete – nach dem, was passiert war, so zu tun, als sei nichts gewesen.   „Ein Freund hat Geburtstag, es ist mit Itachi abgesprochen.“   „Und weshalb fragst du dann mich?“, entgegnete er und sah den Jungen abwartend an. Wenn Itachi es wirklich erlaubt hatte, dann müsste Sasuke doch nicht mit ihm darüber reden, oder?   „Damit du weißt, dass ich heute nicht da bin.“   „Du willst über Nacht wegbleiben? Weiß Itachi auch davon?“ Naruto sah deutlich, dass Sasuke die Zähne aufeinander biss, da seine Kiefermuskeln hervortraten.   Daher wehte also der Wind.   „Natürlich weiß er es“, brachte der Junge monoton heraus.   „Gut, dann stört es dich sicher nicht, wenn ich ihn anrufe, um mich zu versichern?“   „Du musst Itachi deswegen nicht stören … er hat schließlich genug mit der Arbeit zu tun.“ Dass Sasuke log, war Naruto bewusst. Und dass Sasuke ihm so offensichtlich ins Gesicht log, ließ sogar etwas Wut in ihm aufsteigen.   „Hör auf mich anzulügen“, brummte er verstimmt. „Du wirst nicht dort übernachten, wenn Itachi es nicht erlaubt hat. Was ist das überhaupt für eine Feier? Wirst du dich wieder mit alten Männern vergnügen und Sex  mit ihnen haben?“ Die letzte Frage war heraus, bevor Naruto überhaupt bewusst darüber nachdenken konnte. Und Sasuke reagierte natürlich sofort darauf.   „Hast du irgendwelche Probleme damit, dass ich Gefallen an Sex finde oder bist du einfach nur neidisch?“, zischte er wütend zurück, und aus Narutos Mund drang ein seltsam hoher Laut.   „Sicher doch, Sasuke. Ich bin total neidisch darauf, dass nicht ich derjenige bin, der sich Vibratoren in den Arsch schiebt und während des Essens darauf kommt, während andere Leute mit im Raum sind!“, fauchte er. „Vielleicht solltest du mal langsam damit anfangen, dein Gehirn einzuschalten. Hier geht es einzig und alleine darum, dass du deine Beine für viel zu alte Männer breit machst. Du schläfst mit Männern, die fast doppelt so alt sind wie du, merkst du das überhaupt? Das ist illegal und wird bestraft, und das hat ganz sicher nichts mit Neider zu tun!“   „Oh, Naruto der Moralapostel ist wieder am Start“, warf Sasuke gespielt betroffen zurück. „Komm mir jetzt bloß nicht wieder auf die Tour.“  Doch schon hatte sich sein Gesichtsausdruck wieder verändert, war zu einer zornigen Maske geworden. „Ich bin ein eigenständiger Mensch, der selbst entscheiden kann, was er tut und was er nicht tut, mit wem er fickt und wann er fickt, vielleicht solltest du dir das langsam mal merken.“   „Deine Argumentation ist wirklich wahnsinnig gelungen Sasuke, das beeindruckt mich“, kommentierte Naruto trocken. „Weißt du, du bist ein richtiges, kleines Kind. Du sagst, du bist erwachsen und eigenständig? Nein. Du bist ein egoistisches, kleines verzogenes Kindchen. Wenn Itachi dir nicht den Arsch pudern würde, dann hättest du rein gar nichts. Also erzähl mir nichts von Entscheidungsfreiheit. Im Übrigen würde jedes Gericht das genauso sehen. Du bist und bleibst minderjährig, ob es dir passt oder nicht. Und solange du minderjährig bist, wirst du das tun, was dein Vormund von dir verlangt.“ Naruto stand vom Sofa auf. „Und wenn dein Vormund von dir verlangt, dass du aufhörst, herumzuhuren wie eine billige Straßennutte, dann wirst du das gefälligst tun, verstanden?!“ Eigentlich lag es gar nicht in seiner Absicht, den Jungen so anzufahren, doch er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sasukes kindisches Verhalten machte ihn einfach nur wütend. So sauer, dass er ihn am liebsten auf der Stelle im Keller eingesperrt hätte, um ihn dort zu lassen, bis Itachi wieder zurück war.   „Fick dich“, zischte Sasuke und sprang dann ebenfalls von der Couch auf, allerdings nur, um die Treppen nach oben zu sprinten und seine Zimmertür mit einem lauten Schlag ins Schloss knallen zu lassen.   Ganz toll.   Das hier lief wirklich ganz toll …               Nachdem einige Zeit vergangen war – Naruto saß mittlerweile wieder auf dem Sofa, und sein aufgebraustes Gemüt sich wieder beruhigt hatte, beschloss er, erneut ein Gespräch mit Sasuke zu suchen. Der Junge war nicht mehr nach unten gekommen und hatte auch nicht versucht, das Haus zu verlassen, demnach ging er davon aus, dass er in seinem Zimmer hockte und schmollte. Zugegeben, Naruto hatte etwas übertrieben bei der Ausführung seines Standpunkts, doch irgendwie hatte er sich nicht anders zu helfen gewusst. Schließlich war Sasuke ihm wichtig … er wollte nur das Beste für den Jungen … auch wenn der das anscheinend anders sah.   Er klopfte an der Tür, ehe er sie öffnete und hörte sofort ein lautes: „Raus!“, doch er ignorierte den Wunsch und trat dennoch in das Zimmer ein.   Itachis Bruder saß auf dem Bett, hatte sich an die Wand gelehnt und erdolchte Naruto mit seinem Blick.     Dass er schlechte Laune hatte, bemerkte man sofort. Oh ja, die feindselige Schwingung traft Naruto so ziemlich direkt, doch er versuchte trotzdem ein entschuldigendes Lächeln zustande zu bringen.     „Hör mal, wegen vorhin … das tut mir leid, okay? Ich wollte dich nicht so anfauchen, aber ich hasse es einfach, wenn man versucht, mich anzulügen … und gerade, wenn es Menschen sind, die mir wichtig sind, finde ich es besonders schlimm …“ Diese ehrlich gemeinte Entschuldigung zog allerdings nicht bei Sasuke, denn seine Augen verengten sich noch mehr, seine Lippen waren aufeinander gepresst.   „Kannst du dann gehen? Ich will alleine sein“, knurrte der Junge und verschränkte zusätzlich noch die Arme vor der Brust, um seine Abwehrhaltung deutlich zu machen.   „Sasuke, es tut mir wirklich leid, gewisse Dinge gesagt zu haben.“   „Aha. Danke. Und tschüss.“   Gut, langsam fiel es auch Naruto immer schwerer, seinen Verstand nicht von Wut fluten zu lassen. Es war eine harte Probe seiner Nerven, sich so behandeln zu lassen, wenn er gerade versuchte, alles wieder ins Reine zu bringen. Sasuke zupfte mit seiner bockigen Art wirklich erfolgreich an den Saiten seiner Geduldsvioline.   Er atmete tief ein und wieder aus, ehe er auf das Bett zuging und sich darauf niederließ.   „Sasuke, ich meine es Ernst, ich mache mir Sorgen um dich. Ehrlich … ich will dich nicht dafür verurteilen, ich will nur verstehen, warum du das tust … warum du so …“   „Vorhin klang das aber noch ganz anders“, unterbrach Sasuke ihn monoton. „Wie war das? Du steckst dir während des Essens keine Vibratoren in den Arsch?“, meinte er weiter.   Naruto musste sein Grinsen unterdrücken, da es ziemlich unangemessen war. „Wie gesagt, es tut mir leid, ich habe überreagiert“, erwiderte er.   „Hast du …“   „Hab ich.“   Damit wurde es still zwischen ihnen. Er blickte Sasuke an, doch der sah nach unten auf seinen Schoß.     „Können wir nicht darüber reden?“, brach Naruto schließlich die Stille, doch Sasuke drückte erneut seine Lippen aufeinander – ein deutliches Indiz dafür, dass er nicht darüber reden wollte. „Ich meine … ich würde gerne wissen, weshalb du das Bedürfnis hast, sowas zu tun …“   „Weil es mir Spaß macht“, murrte der Junge entnervt.   „Dir macht es Spaß, mit viel zu alten Kerlen zu schlafen? Was ist mit Jungs in deinem Alter?“   „Jungs in meinem Alter sind langweilig. Die wissen nicht, was sie tun …“   „Findest du nicht, dass … naja … dass das vielleicht eher an dir liegt und deinem … mhh, Verlangen?“ Sasuke verdrehte die Augen.   „Ich mag Sex, okay? Es macht mir Spaß. Und ich brauche es …“   „Sasuke, Sex zu brauchen hört sich wirklich nicht gesund an …“ Er ließ eine kurze Pause entstehen, bevor er drucksend seine nächste Frage stellte: „Wie oft hast du denn … naja du weißt schon … Sex?“ Schnaubend drehte der Junge seinen Kopf zur Seite.   Irrte Naruto sich, oder waren dessen Wangen gerötet?   „So oft, wie ich kann.“   „Und was bedeutet das konkret?“, hakte er nach.   „Drei, viermal die Woche“, nuschelte Sasuke zur Antwort, und ließ damit Erstaunen auf Narutos Gesicht entstehen.   „Das ist wirklich oft …“, hauchte er verblüfft. „Wie zur Hölle hast du es geschafft, dass Itachi nichts davon mitbekommt?“ Jetzt legte sich ein kleines, selbstgefälliges Grinsen auf Sasukes Lippen.   „Lerngruppen.“   „Lerngruppen?“   „Ja … du weißt schon … man geht zu anderen Leuten, um zu lernen …“, erwiderte Sasuke.   „Du meinst also, dass du deinem Bruder erzählst, du würdest mit anderen lernen, aber in Wirklichkeit hast du Sex?“   „Ja.“   „Woah, Sasuke … das ist … das …“ Naruto schüttelte entrüstet den Kopf. „Sicher, dass Itachi dir das abkauft?“, hakte er nach, da er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass Itachi so leicht hinters Licht zu führen war. Eher im Gegenteil! Itachi roch krumme Dinger bereits zehn Kilometer gegen den Wind, und das immer!   „Er sieht mich nicht so, wie ich wirklich bin, also ja. Und solange meine Noten passen, wird er wohl kaum etwas vermuten …“   „Trotzdem! Weißt du, wie riskant das ist?“ Und schon war Narutos aufbrausende Art zurück. Es war ihm einfach ein Rätsel, wie Sasuke nur so werden konnte.   Was zur Hölle war passiert?   „Ich weiß“, seufzte Sasuke. „Trotzdem brauch ich es …“   „Warum? Was ist daran so toll?“ Natürlich wusste Naruto, wie gut Sex sein konnte – er selbst hatte ja auch schon viel mit seinen ausgewählten Partnern ausprobiert … dennoch.   „Muss ich dir wirklich erzählen, was daran toll ist?“, meinte Sasuke, und der Blick, mit dem er Naruto bedachte, konnte man gut als ‚Das ist jetzt nicht dein Ernst‘ deuten.   „Natürlich weiß ich, dass Sex toll sein kann, aber ich verstehe nicht, weshalb es dir so wichtig ist!“   „Weil es mir ein gutes Gefühl gibt.“     Redete er gerade wirklich mit Sasuke über Geschlechtsverkehr?   Wenn es wenigstens das Gespräch über Blümchen und Bienchen gewesen wäre … aber nein. Sie redeten tatsächlich über Sex! Den richtigen, schmutzigen Sex – von dem Sasuke schon weiß Gott wie viel gehabt hatte.   Okay Stopp … so durfte Naruto gar nicht erst anfangen zu denken. Das war nicht gut …   „Aber es gibt wichtigere Dinge als Sex …“   „Vielleicht“, antwortete Sasuke, diesmal wenigstens mit dem Anstand, rote Wangen zu bekommen.   Gut so, dann war es ihm zumindest genauso unangenehm wie Naruto …   „Sasuke … ich weiß, es steht mir nicht zu, dich danach zu fragen … aber gibt es …“, Naruto befeuchtete seine Unterlippe, „gibt es noch einen anderen Grund, weshalb du so viel Sex hast?“   „Meinst du etwa sowas wie Sexsucht? Probleme wegvögeln?“ Jetzt wurden auch Narutos Ohren warm. „Nein… ich hab nur einfach Gefallen daran gefunden … es fühlt sich gut an.“   „Und … und hast du auch schon einen Partner gehabt?“ Naruto stellte diese Frage, die ihn zwar brennend interessierte, jedoch auch dafür sorgte, dass sich ein schweres Gefühl in seinem Bauch bildete. Es fühlte sich unangenehm an.   „Einmal …“   „Wie lange?“   „Einen Monat … aber er war ein Arschloch … und anhänglich.“   „Wie alt war er?“, hakte Naruto nach, und diesmal ließ Sasukes Antwort ziemlich lange auf sich warten.   „Ich war verliebt …“, hörte er den Jungen dann schließlich leise sagen. „Mit 13 war ich zum ersten und einzigen Mal verliebt … aber daraus ist nie was geworden, weil er älter ist als ich.“ Naruto überlegte, ob er etwas erwidern sollte, doch er schwieg, als Sasuke erneut sprach: „Er hätte mich nie so gemocht, wie ich ihn … also habe ich mich abgelenkt. Zwar war mein erstes Mal beschissen und die darauffolgenden Male auch … aber dann habe ich jemanden kennengelernt, der mir gezeigt hat, wie gut es sein kann …“   „Dein erster Freund?“ Sasuke nickte.   „Er war 30.“ Narutos Augen weiteten sich, und sein Mund klappte unweigerlich auf.   „Du warst wie alt?!“   „15 …“   „Sasuke … das ist … das ist Wahnsinn …“   „Ich weiß. Aber er war für mich da, als es mir beschissen ging … und es war gut, bis er angefangen hat, zu klammern … Er wollte sogar seine Frau für mich verlassen …“   „Du hast mit einem verheirateten Mann geschlafen?!“, platzte es aus Naruto heraus.   Das hier war absolut übel. So übel, dass er am liebsten den Namen des Typens fordern wollte, um zu ihm zu fahren und ihm die Fresse zu polieren. Wie konnte ein erwachsener Mann nur so etwas tun?!   „Ja … aber wie gesagt, nur einen Monat lang …“   „Sasuke … warum?“   „Weil er für mich da war!“   „Aber wir wären auch für dich da gewesen, warum bist du nicht zu uns gekommen?!“   „Damit ihr mich auslacht? Klar, aber sicher doch. Du und Itachi hattet doch nur andere Sachen im Kopf! Außerdem, falls du es nicht verstanden hast, ich wollte Nähe. Liebe. Sex! Und das hätte mir niemand von euch geben können!“ Naruto biss sich auf die Zunge.   Natürlich hatte Sasuke Recht. Das hätten sie ihm wirklich nicht geben können – Nähe ja, aber alles was darüber hinausging …   „Aber du hättest mit uns darüber reden können …“   „Worüber? Dass ich mich, nachdem ich in der Liebe gescheitert bin, an einen alten Sack rangemacht habe, um zu vergessen?“   „Sasuke … du bist 16! Du wirst noch viele Menschen lieben!“   „Denkst du? Denkst du das wirklich, Naruto?“ Sasuke schüttelte den Kopf, auf seinen Lippen lag ein schiefes Schmunzeln. „Dann sag mir, warum dieses Gefühl seit fast vier Jahren immer noch da ist! Und ich immer, wenn ich ihn sehe daran erinnert werde, dass Liebe schmerzt und nicht so einfach verschwindet.“   „Also schläfst du mit anderen, damit du vergessen kannst?“   „Nein. Damit ich vergessen kann, mich schlecht zu fühlen. Es gibt Männer, die mich wirklich wollen … auch wenn er mich nicht will, will mich zumindest jemand anderes.“   Es brach Naruto beinahe das Herz, Sasuke so reden zu hören. Zu erfahren, wie sehr er deswegen litt. Konnte verschmähte Liebe wirklich so ein Muster hervorrufen? Lag hier der Kern? Weil Sasuke nicht das bekam, was er wollte?   „Wer ist es? Kenne ich ihn? Oder Itachi?“ Das Schmunzeln des Jungens wurde zwar breiter, doch sein Blick war von Melancholie gezeichnet.   „Ja“, hauchte Sasuke und wandte seine Augen schließlich von Naruto ab.   „Wer ist es?“ Narutos Herz pochte voller Erwartung. Wer auch immer es war, er kannte ihn. Oder zumindest Itachi kannte ihn. Und dann würde er wiederum eine Verbindung ziehen können. Es war auf jeden Fall jemand, der älter war als Sasuke, richtig? Jemand aus seinem Umfeld, jemanden, den er auch heute noch sah …   „Willst du das wirklich wissen?“ Sasukes Stimme war nur noch ein leises Flüstern. Er klang unsicher. Vorsichtig.   War es jemand von Itachis Freunden? Einer aus ihrem gemeinsamen Freundeskreis?   Kiba? Gaara? Sai? Nein … Sai konnte es nicht sein … er war erst vor einem Jahr zu ihrer kleinen Truppe gestoßen … und Gaara? Nein. Gaara war sicherlich nicht Sasukes Typ … also Kiba?   Naruto schluckte. Wenn es Kiba war …   „Ja“, hauchte er ebenso leise zurück, und als Sasuke wieder zu ihm aufsah, vergaß er sogar zu atmen. Dieser Blick zwischen ihnen war intensiv, nahm ihn vollständig ein. Dieser Blick brachte sein Herz dazu, aus dem Takt zu schlagen und ließ das Blut so schnell durch seine Adern fließen, dass es in seinen Ohren rauschte. Er sah, dass Sasukes Lippen sich bewegten, zwei kleine, geflüsterte Silben formten, die er nicht hörte, aber dennoch verstand. Sie zwangen Narutos Augen unweigerlich dazu, sich zu weiten und seinen Verstand dazu, vollkommen blank zu liegen.   Du.   Du.   Sasukes Lippen waren sein Fixpunkt. Er sah, wie das leichte, kaum sichtbare Schmunzeln verschwand, blickte höher, sah in dessen Augen und erkannte die Ernsthaftigkeit dahinter.   Du …   „Weißt du … in meiner Vorstellung war es genau derselbe Blick …“ Naruto blinzelte, verarbeitete Sasukes Worte viel zu langsam. „In meiner Vorstellung hast du mich genauso angesehen … egal welches Szenario ich durchgespielt habe … es war immer dieser Blick.“   „Sasuke …“ Es war, als würde die Welt um ihn herum gefrieren. Wie ein kalter Schauer brachen diese Erkenntnisse auf Naruto ein. „Das ist nicht wahr …“, hauchte er fassungslos. Und doch konnte er diese Erkenntnisse nicht annehmen. Innerlich kamen sie nicht an ihn heran.   Was Sasuke erzählte, konnte unmöglich der Wahrheit entsprechen.    Er sollte es gewesen sein? Er sollte es die ganze Zeit gewesen sein?! Er selbst war daran schuld, dass Sasuke so war?   „Ich wünschte auch, dass es nicht so wäre.“ Sasukes Stimme klang genauso kalt, wie Naruto sich gerade fühlte. „Glaub mir, ich hab es versucht“, lächelte der Junge freudlos und stand dann vom Bett auf. „Wirklich.“   „Sasuke … ich kann das nicht glauben … wann? Und wieso? Was …“   „Wenn ich es wüsste, dann wäre es nicht so kompliziert, mh?“ Sasuke lief herüber zu seinem Schreibtisch, nahm dort sein Handy in die Hand.   „Aber es ist egal …“ Seinen Rücken hatte er Naruto, der nach wie vor auf dem Bett saß, zugedreht. „Schließlich wirst du mich nie so sehen, wie ich dich sehe … also ist es egal.“ Dann ging er zu seinem Kleiderschrank und zog dort eine schwarze Lederjacke heraus. Naruto beobachtete ihn dabei, völlig wortlos. Er konnte nichts sagen, nichts erwidern … er konnte ja noch nicht einmal klar denken.   „Bis morgen, Naruto …“ Deshalb hielt er Sasuke auch nicht auf, als der sein Zimmer verließ. Er blieb einfach regungslos auf dem Bett des Jungen sitzen, den Blick auf die Tür gerichtet, durch die Sasuke eben gegangen war.             Es dauerte gefühlte Stunden, ehe Naruto sich erhob, nichts fühlend – nichts denkend, und ins Gästezimmer lief, wo er schnurstracks zum Fenster ging, um es zu öffnen und frische Luft hereinzulassen.   Das war sicher nur ein schlechter Scherz. Ein Scherz, um ihn ruhig zu stellen, ihn sprachlos zu machen … damit Sasuke abhauen konnte. Nichts anderes. Genau so musste es sein! Denn erst jetzt wurde Naruto bewusst, was Sasuke zum Schluss gesagt hatte.   Bis morgen …   War Sasuke wirklich so abgebrüht?   Anders konnte es gar nicht sein! Schließlich gab es nie irgendwelche Andeutungen, keine Anzeichen dafür, dass Sasuke so empfand … nur diese Zurückgezogenheit … und die zickige Art. Doch das war es! Und das konnte unmöglich dafür sprechen, dass man verliebt war …   Andererseits …   Sasuke hatte gesagt, dass Naruto diese Gefühle niemals erwidern würde. Und damit hatte er Recht. Denn Naruto empfand nichts für ihn. Und selbst wenn er sich auch nur im entferntesten Sinne vorstellen konnte, etwas, das über Freundschaft hinausging zu fühlen, ging das unmöglich gut. Sasuke war schließlich immer noch ein Kind. Er war der kleine Bruder seines besten Freundes, verdammt nochmal!       Und Itachi … wie konnte er davon nichts mitbekommen?   War er so blind? War Itachi so ahnungslos?   Naruto spürte Kopfschmerzen hinter seiner Stirn entstehen. Es war ein unangenehmes, immer stärker werdendes Pochen, das gegen seine Schläfen drückte, je länger er darüber nachdachte.     Wenn das alles der Wahrheit entsprach – das alles stimmte …   Unmöglich!   Sasuke durfte einfach nicht so empfinden. Das ging nicht. Naruto war doch … er war doch wie sein Bruder, war früher wie sein bester Freund gewesen!         Er wusste, dass er dringend mit Itachi darüber reden musste, doch er hatte keinerlei Ahnung, wo und wie er anfangen sollte.   Das hier war schließlich die reinste Katastrophe!   Denn auch wenn Naruto – gemäß dem Fall, dass Sasuke nicht log, nichts dafür konnte, dass Itachis kleiner Bruder romantische Gefühle für ihn hegte, wusste er bereits jetzt, dass Itachi ihm dafür mindestens eine Teilschuld zuschreiben würde.   Er wusste, dass der Verstand seines Freundes nur so funktionierte, denn Sasuke war in dessen Augen sicherlich nicht selbst dafür verantwortlich, sich verliebt zu haben. Wenn, dann war es die böse Außenwelt, die das kleine, unschuldige Kindchen von rechten Weg abgebracht hatte.   Seufzend drehte Naruto sich zum Bett herum und ließ sich mit dem Gesicht voran auf die Matratze fallen.   Warum ausgerechnet er? Konnte es nicht jemand anderes sein? Oder besser niemand? Ja, niemand wäre am besten. Denn Naruto musste zugeben – nach einiger Überlegung, dass auch er nicht unbedingt erleben wollte, wie Sasuke sich von jemandem wegstehlen ließ.     Sasuke und er … das war völlig absurd! Wie könnten sie? Das war so lächerlich … so abgefuckt irrwitzig, dass Naruto anfing zu glucksen.   Klar … Sasuke und er … was würden sie überhaupt tun können? Händchenhaltend durch die Straßen spazieren? Gemütliche Abende zu Hause? Sex?   Narutos Glucksen wuchs zu einem Lachen heran.   Genau. Sex mit Sasuke … Zwar wollte er nicht wieder an diese Szene in der Küche denken, doch irgendwie konnte er seinen Verstand auch nicht davon abhalten.   Würde … würde Sasuke …   Nein.   Das ging nicht. Das war zu verrückt, zu abgefahren. Und wahrscheinlich auch genau der Grund dafür, dass sein Magen sich flau anfühlte, wenn er daran dachte, was Sasuke auf dieser Party zu ihm gesagt hatte. Von wegen, wie sehr er es liebte … große Schwänze in den Mund zu nehmen …   Narutos Ohren glühten, als er sein Gesicht tiefer in die weichen Laken drückte. Das war so verflucht peinlich, um auch nur im Entferntesten darüber nachzudenken.   Er musste sich ablenken. An Nichts denken … Schäfchen zählen … sich etwas Lustiges vorstellen …           Dass er dabei in eine Art Dämmerschlaf gefallen war, wurde ihm erst bewusst, als es an der Tür klingelte und er deshalb erschrocken die Augen aufriss. Sein Herz klopfte schnell, er blinzelte, während er versuchte, sich im Raum zu orientieren. Es war dunkel, das Fenster war geöffnet.   Und diese verdammte Türklingel. Wer auf immer darauf drückte, hatte keinerlei Anstand.   Wie spät war es überhaupt?     Sein Handy, das weder im Zimmer lag noch in seiner Tasche war, konnte ihm keinen Aufschluss darüber geben, deshalb stand er auf und lief halb verschlafen den Flur entlang, immer in Begleitung der Klingel, die auch dann noch schrillte, als er sie schon längst erreicht hatte.   Er wollte gerade den Mund öffnen, um dem Störenfried seine Meinung zu geigen, doch stattdessen stand er dort und blickte dem Besucher verdutzt entgegen.   Was war hier los? Warum stand ein Polizist vor ihm?   „Sind Sie Naruto Uzumaki?“ Naruto nickte und fast zeitgleich stieg Panik in ihm auf.   „Ist irgendwas passiert? Ist etwas mit Sasuke? Itachi?“   „Sind Sie verantwortlich für Sasuke Uchiha?“ Spätestens jetzt trommelte Narutos Herz bis zum Anschlag. Oh Gott … war Sasuke etwas zugestoßen?   „Ja! Wo ist er? Geht es ihm gut?“, sprudelte es aus ihm heraus, und er war gerade dabei in seine Schuhe zu schlüpfen und nach seiner Jacke zu greifen, als die Stimme des Polizisten innehalten ließ.   „Ihm geht es gut. Er sitzt im Wagen.“ Narutos Arm sank nach unten.   „Im Wagen?“ Der Polizist nickte.   „Ja, wir haben ihn im Park aufgegriffen. Er und ein paar andere Jungs wurden beim Konsum von alkoholhaltigen Getränken erwischt.“   „Was?!“ Narutos Stimme war laut. Er ging einen Schritt über die Türschwelle und blickte zu dem Polizeiauto, das direkt vor der Einfahrt stand.   „Er hat sich betrunken. Und das sogar ziemlich stark. Er konnte mir gerade noch sagen, wo er wohnt und wer sein Vormund ist. Sagen Sie, sind die Eltern des Jungens zu Hause?“, erkundigte sich der Polizist, und die plötzlich aufgeflammte Wut in Narutos Bauch schrumpfte wieder.   „Nein … seine Eltern sind tot.“   „Das tut mir leid“, antwortete der Mann betreten. „Ich werde in diesem Fall davon absehen, Sie zu belangen, jedoch sollten Sie darauf achten, dass er so etwas nicht noch einmal tut.“ Der Polizist, wie auch Naruto wussten beide, dass dieses Gerede nur eine reine Formalität war. Natürlich würde der Junge sich erneut besaufen, natürlich würde er Dinge tun, die Gesetzeshüter nicht gut befanden … und Naruto hatte keinerlei Einfluss darauf.   „Werde ich“, entgegnete Naruto dennoch und lief dem Polizisten dann, als der sich umdrehte, hinterher zu dem Streifenwagen. Sasuke saß halb liegend auf der Rückbank mit einem Grinsen, das sofort verdeutlichte, dass er betrunken war.   „So Kleiner, du bist zu Hause.“ Während der Polizist sprach, half Naruto Sasuke dabei, den Sicherheitsgurt zu lösen. Er griff nach dem Arm des Jungen und stützte ihn als er ausstieg, da er stark schwankte. „Ich würde dir raten, dich in Zukunft von Alkohol und anderen Substanzen fernzuhalten, denn das nächste Mal wirst du nicht so einfach davonkommen, verstanden?“   „Aber sicher, Officer“, lallte Sasuke, noch immer dasselbe, dümmliche Grinsen auf den Lippen.   „Danke nochmal“, murmelte Naruto peinlich berührt und zog Sasuke dann, nachdem der Polizist in sein Auto gestiegen war, in Richtung Haus.   Sobald sie drinnen waren, würde er Sasuke den Arsch aufreißen, ihn ausschimpfen und ihm Hausarrest erteilen, bis Itachi wieder da war! Und zusätzlich würde er gleich noch Itachi anrufen, damit Sasuke sich auch von ihm den Arsch aufreißen lassen konnte!   Er zerrte den Jungen durch die Tür und schlug sie mit dem Fuß zu.   „Hast du überhaupt eine Ahnung, in was für Scheiße du dich geritten hast?“, fing Naruto sofort an und schlüpfte nebenbei aus seinen Schuhen heraus. Sasuke schmunzelte nur, sah dem Anderen zu, ehe Naruto auch ihm aus den Schuhen und der Jacke half.   Gott, hatte der Junge in Alkohol gebadet?   „Hast du irgendwas zu deiner Verteidigung zu sagen?“ Naruto stand neben ihm, hielt ihn am Arm fest, doch Sasuke zuckte nur mit den Schultern.   „Du wirst sowas von auf dein Zimmer gehen und deinen Rausch ausschlafen, und wenn du wieder nüchtern bist, werden wir mit Itachi reden, ich mach das nicht mehr mit. Du benimmst dich völlig daneben!“ Während Naruto seinem Ärger Luft machte, zog er Sasuke in Richtung Treppen und bugsierte ihn nach oben. „Du wirst ab sofort auf keine Party mehr gehen, sondern nur noch zur Schule und wieder nach Hause!“   „Kannst du mal aufhören so zu nerven, Mann?“   „Mann?“, zischte Naruto sauer zurück. „Ich geb dir gleich Mann. Du sitzt verdammt tief in der Scheiße und kannst dich glücklich schätzen, dass ich nicht ganz andere Dinge mit dir mache, mein Freund.“   „Ah … was denn für Dinge? Willst du mich auspeitschen? Mir den Arsch versohlen?“, lallte Sasuke, und gluckste im Anschluss darauf. Mittlerweile waren sie auch schon oben angekommen, was ziemlich gut war, denn Naruto blieb wie angewurzelt stehen und blickte dem Jungen fassungslos entgegen.   „Du bist wirklich …“, brachte er heraus. „Das ist jetzt nicht dein Ernst … wie kannst du nur sowas sagen, nachdem du besoffen von der Polizei aufgegriffen wurdest?! Spinnst du völlig?“ Narutos Gesicht sprühte vor Zorn. Dementsprechend unsanft griff er nach Sasukes Handgelenk und zerrte ihn in dessen Zimmer, schubste ihn aufs Bett und riss das Fenster auf.   „Woah, geht´s auch sanft? Ich hab Kopfweh und mir ist schwindlig, du Penner.“     Naruto atmete tief ein und wieder aus.   Er würde Sasuke jetzt nicht schlagen … nein. Er würde ihm nicht wehtun. Er war schließlich besser als das.   Allerdings hoffte er darauf, dass Sasuke morgen mit einem schönen Kater aufwachte, sich elend fühlte und sich absolut reumütig verhielt. Alles andere würde nämlich dafür sorgen, dass er doch Gewalt anwenden musste.   Als er sich zum Bett herumdrehte, wurden seine Augen unweigerlich größer, da Sasuke gerade dabei war, sich auszuziehen. Und das beinhaltete nicht nur seine Hose und sein Hemd, sondern auch seine verdammte Shorts!   Naruto zwang sich woanders hinzusehen, doch Sasuke hatte sein Starren scheinbar bemerkt.   „Was denn, Naruto? Noch nie einen nackten Mann gesehen?“   „Zieh dir was an!“, blaffte Naruto zurück und lief dann zum Kleiderschrank, um eine Jogginghose und ein frisches Hemd herauszuziehen. Er warf die Sachen seitlich aufs Bett, doch als plötzlich etwas hörte, das er nicht mit dem Anziehen von Klamotten in Verbindung brachte, drehte er sich wieder um.   „Sasuke?“ Der Junge hatte die Augen geschlossen und stöhnte leise. Seine Bettdecke lag über seine Mitte, reichte bis knapp zum Bauchnabel. „Ist alles okay?“ Etwas unsicher trat Naruto an ihn heran. Sasuke würde doch jetzt nicht … nein … Dessen Hände lagen nämlich zum Glück über der Decke, so dass Narutos Verstand sich minimal beruhigte.     Jedoch nicht wirklich viel, da so leider feststand, dass es Sasuke nicht gut ging.   „Hey, ist alles okay? Sasuke?“ Er rüttelte leicht an dessen Schulter, und japste im nächsten Moment erschrocken auf, als Sasuke die Augen öffnete und nach seinem Arm griff.   „Naruto?“ Der Blick des Jungens war verklärt, wirkte benebelt. „Was machst du hier?“   „Uhm … ich wollte dich ins Bett bringen … du bist betrunken, schon vergessen?“ Sasuke fing an zu glucksen, und tat dann etwas, mit dem Naruto ganz sicher nicht gerechnet hätte. Er schlang seine Arme um dessen Nacken und zog ihn zu sich heran.   „Ins Bett bringen?“, hauchte Sasuke, und wenn Naruto nicht daneben lag, klangen diese Worte ziemlich anzüglich. Sie hinterließen geradewegs eine gewaltige Gänsehaut bei ihm.   „Sasuke, was machst du da?“ Narutos Stimme war leise, und als er plötzlich spürte, wie Sasukes Lippen über seine Wange streiften, weiteten sich seine Augen. Er versuchte, sich zurückzuziehen, doch der Junge hing an ihm dran.   „Sasuke!“   „Shh, entspann dich, Naruto …“, flüsterte Sasuke und zog dann mit seinen Zähnen leicht an Narutos Ohrläppchen, ehe er es zwischen die Lippen nahm und ganz sanft daran saugte.   „Äh“, ächzte Naruto, irritiert und verwirrt, da diese Berührung tatsächlich dazu in der Lage war, seinen Magen vibrieren zu lassen.   Das hier war so falsch … absolut nicht richtig …   „Sasuke, hör auf!“ Narutos Stimmlage war beinahe ein Wimmern.   „Warum? Ich will mit dir schlafen, Naruto … ich will, dass du mich fickst … die ganze Nacht lang …“ Naruto schluckte und öffnete den Mund.   Sasuke war wahnsinnig geworden …   Wie konnte er nur so etwas sagen?!   „Komm schon …“ Ein Ruck ging durch Narutos Körper, er schubste den Jungen grob zurück und entfernte sich vorsorglich ein paar Schritte.   Sein Kopf glühte, und als Sasuke anfing zu lachen, kroch die Wärme sogar seinen Nacken entlang.   Das hier … das hier war absolut verrückt!   „Du … du wirst jetzt schlafen, hast du mich verstanden?!“, polterte Naruto so bestimmend er konnte und machte dann auf der Stelle kehrt, um mit heftig rasendem Herzen die Tür hinter sich zuzuschlagen.   Seine Atmung ging schnell, als er neben der Tür die Wand hinunterglitt.   Das war übel. Verdammt übel.   Sein Körper hatte schon wieder auf Sasuke reagiert, aber als ob das nicht schon schlimm genug war, hatte er diesmal sogar den Beweis, der in Form von einer halben Erektion gegen seine Shorts drückte, weil er sich tatsächlich für den Bruchteil einer Sekunde vorgestellt hatte, genau das zu tun, was Sasuke von ihm verlangte.   War Sasuke überhaupt klar, was er damit angerichtet hatte? Dass er Naruto so durcheinander brachte, dass der sogar schon über so etwas nachdachte?   Gott, das war so abgefuckt … und Naruto schämte sich für diese Gedanken.   Er musste dringend … ganz dringend mit jemandem darüber reden. Jemand, der ihm versicherte, dass diese Reaktionen normal waren …   Vielleicht war er nur sensibel?!   Weil er schon länger nicht mehr …   Ja, genau das musste es sein! Es konnte gar nicht anders sein … schließlich war Sasuke immer noch Sasuke! Ein kleines, verzogenes Gör und niemand, der Naruto auch nur im Geringsten reizte!                                 Kapitel 4: IV. --------------     Naruto wusste, dass er nach dieser Nacht nicht mehr so einfach auf Abstand gehen konnte, da Sasuke mit seiner Aktion den Bogen eindeutig überspannt hatte. Betrunken von der Polizei aufgegriffen zu werden war eine Sache, die er auf keinen Fall duldete.   Das Geständnis hingegen … konnte er im Moment nicht an sich heranlassen.   Zumindest vorerst, bis er Sasuke für dessen Handeln bestraft hatte. Es war Samstag – und eigentlich hätte Naruto zur Arbeit gehen müssen, doch er nahm sich kurzerhand frei, um auch ja anwesend zu sein, wenn der Junge aufstand, damit der sich nicht aus dem Staub machen konnte.   Allerdings war Sasuke gegen Mittag noch immer nicht wach, weshalb Naruto, nachdem er sich ausreichend Zeit mit seiner täglichen Routine gelassen hatte, das Zimmer des Jungens aufsuchte.   Das Fenster war noch immer geöffnet, es war ziemlich frisch, doch Sasuke lag zugedeckt auf seinem Bett, tief und fest am Schlafen.   Naruto schloss zuerst das Fenster, ehe er sich vor das Bett stellte und an Sasukes Schulter rüttelte. Fast augenblicklich hörte er ein leises, leidvolles Stöhnen, das dafür sorgte, dass seine Mundwinkel sich nach oben zogen. Er hoffte darauf, dass der Junge einen ordentlichen Kater hatte.   „Aufwachen“, sagte er nicht unbedingt leise, und rüttelte dann noch stärker an der Schulter.   „Geh weg“, murrte Sasuke zur Antwort und zog sich seine Decke über den Kopf.   Pech nur, dass Naruto stärker war und den Stoff mit einem Ruck wegzog. Zwar hatte er nicht bedacht, dass der Andere gestern splitterfasernackt eingeschlafen war, doch er zwang sich dazu, nicht auf die intime Stelle zu blicken, sondern fixierte seinen Blick lieber auf Sasukes Gesicht, das ihm zornig entgegenstarrte.   „Hast du sie noch alle?“ Träge richtete sich der Junge auf. „Bist du irgendwie bescheuert? Gib mir die verdammte Decke!“ Naruto warf die Decke zu Boden.   „Nein. Du wirst jetzt aufstehen, dich duschen, deine Zähne putzen und dann nach unten kommen, ich werde Itachi anrufen.“ Sofort wechselte Sasukes Gesichtsausdruck. Er sah Naruto verwirrt an.   „Warum willst du Itachi-Nii anrufen? Ist was …“ Sasuke brach mitten im Satz ab, zog beide Augenbrauen nach oben, scheinbar, da die Erinnerungen von Gestern endlich aktiv bei ihm aufliefen.   „Mhh, wenn du ihn anrufst, werde ich ihm aber was anderes erzählen … also nur zu, tu dir keinen Zwang an.“ Binnen weniger Sekunden hatte Naruto die Augenbrauen angezogen, denn das Grinsen, das Sasukes Lippen zierte, sah gar nicht gut aus. Der Junge hatte sogar noch den Nerv, seine Arme hinter dem Kopf zu verschränken und sich wieder nach hinten fallen zu lassen. „Itachi wär bestimmt sauer, wenn er erfährt, dass du versucht hast, mich abzufüllen, denkst du nicht?“   „Was?!“, schrillte Naruto. „Das wirst du nicht tun! Hast du sie noch alle? Du … du kleiner …“   „Ich kleiner was? Na? Merkst du, dass du eigentlich überhaupt keine Macht hast?“ Es kostete Naruto sämtliche Willenskraft, nicht auf Sasuke draufzuspringen und ihm eine Ohrfeige zu verpassen.   Das Maß war restlos voll. Noch ein Satz … und dann würde er diese Willenskraft schwinden.   „Du wirst jetzt duschen … und wenn du damit fertig bist, werden wir Itachi anrufen … und du wirst ihm die Wahrheit sagen, sonst werde ich sofort mit ihm reden und ihm alles erzählen.“ Sasuke grinste immer noch, und das, obwohl Narutos Stimme bereits nach einem unterdrückten Grollen klang.   „Und dann werde ich ihm erzählen, dass du versucht hast mich anzufassen.“ Damit riss der dünne Faden, auf dem Sasuke in Narutos Gedanken gewandelt war. Er machte einen Schritt auf das Bett zu, die Hände zu Fäusten geballt, doch Sasuke reagierte rechtzeitig, ehe Naruto die Möglichkeit hatte, ihn zu packen, denn er rollte sich zur Seite, sprang vom Bett auf und fing an zu lachen.    Naruto schnaufte, wollte das Bett umrunden, doch Sasuke sprintete zur Tür und hinaus in den Flur. Dabei war er natürlich noch immer nackt.   Wenn sie jemand bei dieser Interaktion beobachtet hätte … was er hätte derjenige dann gedacht?   Naruto dachte im Moment jedoch nicht daran, sondern folgte Sasuke auf dem Fuß.   „Sasuke!“, brüllte er wütend, doch Sasuke war bereits im Bad und hatte sich eingesperrt. „Mach sofort die Tür auf, du kleiner Mistkerl!“ Zusätzlich schlug er unsanft mit der Faust gegen das Holz. „Wenn du nicht sofort aufmachst, werde ich Itachi anrufen, auf der Stelle!“ Doch selbst diese Drohung zog nicht, denn kurz darauf konnte er gedämpft Wasser rauschen hören.     Naruto zwang sich dazu, tief durchzuatmen, um wieder runterzukommen. Er war so wütend, so verdammt sauer, dass er am liebsten die Tür aufgetreten hätte, um Sasuke die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Doch er tat es nicht. Nein, er ging lieber in die Küche, um sein Handy in die Hand zu nehmen und Itachis Nummer zu wählen.   Dieser kleine Scheißer würde sein blaues Wunder erleben.   „Naruto?“   „Itachi, wir müssen reden!“, platzte es gleich aus ihm heraus, doch sein Freund reagierte kaum darauf, denn er unterhielt sich scheinbar gerade mit jemand anderem.   „Es ist gerade schlecht. Geht es Sasuke gut?“   „Ja. Aber mir nicht. Sasuke ist die Hölle, weißt du, was er gestern angestellt hat?!“   „Kann ich dich zurückrufen? Es ist gerade wirklich schlecht …“   „Itachi, es ist wichtig, er ist völlig außer Kontrolle!“   „Zehn Minuten, Naruto.“ Damit hatte Itachi das Gespräch beendet und hinterließ Naruto mit einem noch größeren Gefühl von Frust im Bauch.   Schließlich war das hier kein Spaß mehr. Sasuke benahm sich so daneben, dass Naruto keine andere Möglichkeit mehr sah, als Itachi von allem zu erzählen. Dabei war es ihm egal, ob Sasuke ihn dafür hasste – oder dass Itachi ihm womöglich die Schuld an allem gab. Genug war genug!   Die zehn Minuten, die Itachi ihm genannt hatte, verflogen in Windeseile, und als Naruto erneut dessen Nummer wählte, ging entgegen seiner Erwartung nur die Mailbox an.   Auch das noch!   Zu allem Übel kam jetzt auch noch Sasuke in die Küche, diesmal jedoch komplett bekleidet und offensichtlich ohne Kater …   „Na, hast du fein gepetzt?“, stichelte der Junge mit einem Schmunzeln und Naruto fühlte sich erneut an die Grenze zum Ausrasten gedrückt.   „Ich werde ihm alles erzählen! Hast du verstanden? Alles. Und dann bist du im Arsch!“, polterte er, doch Sasuke schüttelte nur den Kopf.   „Mach nur. Dann erzähle ich ihm im Ausgleich, dass du mich abgefüllt und angegrabscht hast, so dass ich nichts anderes tun konnte, als zu flüchten … in den Park, wo mich dann die Polizei aufgegriffen hat …“   „Du …“ Naruto war komplett sprachlos.   „Ja. Ich. Das werde ich ihm erzählen, also überleg es dir. Itachi liebt mich mehr als dich …“   „Du bist so ein kleiner Bastard!“ Sasuke zuckte mit den Schultern.   „Vielleicht, aber du auch, weil du alles petzen willst.“   „Weil es verdammt nochmal falsch ist, was du da tust, geht das vielleicht endlich in deinen gottverdammten Dickschädel?!“   „Selbst wenn, es Itachi zu sagen, ist genauso falsch.“   „Und wo bitte ist das falsch? Er ist dein Bruder! Dein Vormund! Er hat die Sorgepflicht für deinen Arsch!“ Sasuke seufzte und öffnete dann den Kühlschrank, um sich eine Flasche Wasser herauszunehmen.   „Ich weiß … aber er soll es nicht erfahren …“, erwiderte er leise. „Nicht so … nicht am Telefon, das wäre unfair …“ Narutos Augen verengten sich. Sasukes Stimme klang anders, reumütiger … doch das war sicherlich nur ein Trick, oder?   „Wenn Itachi-Nii sowas übers Telefon hört, wird er ausrasten … und sofort zurückfliegen … mit unnötigen Sorgen im Kopf … das hat er nicht verdient …“   „Verarscht du mich gerade?“, entgegnete Naruto monoton, und die Finger seiner rechten Hand waren erneut zur Faust geballt. Er hatte sie auf der Küchenzeile abgelegt und musterte den Jungen genau. Wenn das hier wieder eine Show war, dann konnte Sasuke richtig was erleben.   „Nein“, antwortete Sasuke und drehte seinen Kopf dann zu Naruto. Er sah wirklich etwas geknickt aus, sogar so sehr, dass Naruto innerlich mit sich kämpfen musste, nicht auf der Stelle weich zu werden. „Ich meine es ernst, Itachi soll es erfahren … aber nicht am Telefon, okay?“ Sasuke kam sogar ein kleines Stück auf ihn zu, blickte von unten zu ihm herauf, mit großen, unschuldigen Augen.   Verdammt …   Der Junge wusste eindeutig, wie man Leute um den Finger wickelte.   „Wenn er wieder hier ist, wird er alles erfahren, verstanden?“, mahnte Naruto. „Und ab sofort wirst du damit aufhören, dich so zu benehmen, sonst ist das mit dem Warten hinfällig, klar?“ Augenblicklich hellte sich Sasukes Miene auf.   „Okay“, erwiderte er mit einem so niedlich aussehenden Lächeln, dass Narutos Magen anfing zu vibrieren.   Gott, wie schaffte dieser Mistsack das bloß?   „Willst du dann heute was mit mir machen?“, wechselte Sasuke das Thema, so spielerisch leicht, dass Naruto einen Moment lang nur verdutzt starren konnte.   „Uhm …“   „Ich weiß was! Wir gehen einkaufen, ich brauch neue Klamotten … und dann kochen wir was, okay? Und dann schauen wir Filme“, brabbelte Sasuke, während er sich nebenbei Wasser in ein Glas einschenkte.   So einfach war das?   Irgendetwas stimmte nicht … oder?   „Okay …“ Doch Naruto sagte dennoch zu, in der Hoffnung, dass Sasuke diesmal wirklich nichts Linkes im Schilde führte.   „Schön, dann geh ich hoch und hol mein Geld, oder willst du noch was essen?“ Irgendwie gefiel Sasuke Art Naruto nicht im Geringsten. Selbst er merkte, dass hier etwas faul war, also weshalb benahm sich der Junge so … freundlich?   „Geh ruhig … ich warte auf dich …“ Sasuke verließ dich Küche, während Naruto ihm mit zusammengezogenen Augenbrauen hinterher sah.   Etwas lief hier eindeutig falsch. Entweder hatte Sasuke Stimmungsschwankungen, oder er war noch ausgekochter, als bisher angenommen …   Als sich der Gedanke in Narutos Kopf manifestiert hatte, tauchte auch gleich darauf ein weiterer auf.   Sasuke Geständnis … warum hatte der Junge davon nichts mehr gesagt? Und warum benahm er sich mit Ausnahme der kleinen Showeinlage von eben wie gehabt? So, als ob es gestern dieses Gespräch zwischen ihnen niemals gegeben hätte? Wollte er vielleicht, dass Naruto etwas dazu sagte? Hatte er es womöglich sogar vergessen? Das wäre zumindest besser …   Er verdrängte diese Gedanken, als Sasuke mit einem Grinsen wieder zurück in die Küche kam.   „Ich bin dann soweit, wollen wir?“             „Also ich will zuerst hier rein, ich brauch neue Hosen …“ Naruto hörte Sasuke kaum zu, sondern konzentrierte sich eher darauf, nicht mit den ganzen Menschen zusammenzustoßen, die an einem Samstagnachmittag genau dieselbe Idee gehabt hatten, wie Sasuke und er.   Einkaufen in einem großen Center … ganz toll.   „Naruto, komm!“ Angesprochener blickte zur Seite, hin zu dem Laden, vor dem Sasuke stand. Eine bekannte Modekette, mit deren Kleidung sich Naruto jedoch nicht wirklich identifizieren konnte.   Zu ausgefallen … zu schräg. Und wenn Naruto ehrlich war, dann passte dieser Laden auch nicht zu Sasuke.   Allerdings schien der Junge das anders zu sehen, denn er lief zielstrebig durch die einzelnen Gänge, um sich Klamotten zu schnappen.   Naruto beobachtete ihn dabei und hielt sich zurück, doch nach einer halben Stunde wurde er langsam hibbelig.   „Sasuke … willst du überhaupt was anprobieren?“ Er stand neben dem Jungen, der zum gefühlt tausendsten Mal zwei Hosen miteinander verglich.   „Ja, ich werd die beiden anprobieren und dann noch die zwei Shirts. Hier, halt mal.“ Er drückte Naruto zwei Shirts in die Hand, bevor er mit beiden Jeans in Richtung Umkleidekabinen lief.   Diese ganze Prozedur wiederholte sich noch einige Male, bis Naruto schließlich die Faxen dicke hatte.   „Sasuke, wie lange noch?“, hakte Naruto nach, mittlerweile stand er direkt vor der Kabine, in der Sasuke sich gerade aufhielt.   „Ich hab´s gleich. Gib mir mal das blaue Shirt.“ Er reichte dem Jungen das besagte Kleidungsstück durch den geöffneten Spalt des Vorhangs, doch Sasuke nahm es nicht entgegen, sondern zog ihn völlig unvermittelt zu sich hinein. Naruto stolperte halb, fing sich jedoch rechtzeitig und blickte Sasuke verdutzt entgegen.   „Was sollte das?“, fragte er, doch Sasuke zog nur den Vorhang zurecht, damit man nicht sah, dass sie zu zweit hier drinnen waren.   „Du musst mir helfen … die Hose ist eng.“ Das sah Naruto. Die dunkle Hose, die Sasuke sich rausgesucht hatte, war mindestens eine Nummer zu klein!   „Soll ich dir eine neue holen? Größer?“ Der Junge machte ein empörtes Gesicht.   „Willst du etwa sagen, dass ich fett bin? Hilf mir einfach, zieh die Hose hoch.“   „Was?“   „Du sollst mir helfen“, brummte Sasuke und griff dann nach den Shirts die Naruto hielt, um sie an den Haken der Kabine zu hängen, ehe er sich dessen Hände schnappte, um sie auf seine Hüfte zu legen. „Zieh.“   „Sasuke …“ Mit einem Mal wurde Naruto diese Nähe bewusst, die hier zwischen ihnen herrschte. Es fühlte sich seltsam an …   „Mach schon … zieh, so fest du kannst.“ Zögernd kam Naruto dieser Bitte nach, erstarrte jedoch, als Sasuke seine Arme um seinen Nacken legte und sich festhielt. „Noch ein bisschen“, nuschelte der Junge, und sein Atem streifte dabei über Narutos Hals.   Verdammt, was war nur los mit ihm? Warum kribbelte sein verdammter Bauch schon wieder? Das konnte unmöglich normal sein …   „Naruto, komm schon … du musst nur noch ein bisschen fester …“ Abrupt ließ er von Sasuke ab und entfernte sich einen Schritt.   „Vergiss es, die Hose ist zu eng“, murrte er und verließ die Kabine, ohne dem Jungen noch einen Blick zu schenken oder ihn irgendwie zu Wort kommen zu lassen.   Das hier war zu viel. Diese verdammte Nähe war zu viel. Sie löste bei Naruto Reaktionen aus, die einfach nicht sein durften. Nicht bei Sasuke …         Etwa zehn Minuten später – Naruto stand mittlerweile vor dem Laden und musterte vorbeiziehende Passanten, kam Sasuke endlich heraus, die Mundwinkel nach unten gezogen.   „Du hättest mir ruhig helfen können …“ Naruto verdrehte die Augen.   „Klar … du hättest aber auch einfach gleich eine Nummer größer nehmen können …“   „Ich bin nicht fett“, zischte Sasuke und stampfte dann voran, wahrscheinlich, um einen neuen Laden zu suchen. Naruto konnte über diese Reaktion nur staunen. Hatte Sasuke etwa Komplexe?   Dass der Junge nicht fett war, würde sogar ein Blinder bezeugen können. Eher im Gegenteil, Sasuke war schlank … dünner als Naruto, und Naruto war ebenfalls alles andere als fett.   „Warte mal“, rief Naruto ihm nach, hatte ihn aber erst eingeholt, als Sasuke bereits vor dem nächsten Shop stand und ins Schaufenster blickte.   „Sasuke … du bist nicht fett, wirklich nicht … aber die Hose war zu eng.“   „Lass mich.“ Das klang schon eher nach dem Sasuke, den Naruto kannte. Zickig und schlecht gelaunt.   Jap, eindeutig Sasuke Uchiha.   Dieser Umstand zauberte Naruto sogar ein kleines Lächeln auf die Lippen.   „Wie wäre es, wenn wir zu mir in den Supermarkt fahren und uns Sachen für heute Abend besorgen, mh?“, schlug er vor, doch Sasuke drehte nur schnaubend den Kopf zur Seite.   „Keinen Hunger …“   „Sasukeee, sei kein Zicklon und lass uns hier verschwinden … du hast genügend Klamotten …“   „Zicklon?“ Sasuke wandte sein Gesicht zu Naruto. „Was ist denn bitte ein Zicklon?“   „Naja, dasselbe wie ein Mufflon“, meinte Naruto und zuckte mit den Schultern. „Nur eben die zickige Version davon …“   „Aha?“   „Ja, und es gibt noch Hässlon, aber da fällst du raus. Egal was für ein Zick – oder Mufflon du manchmal sein kannst …“   „Naruto?“   „Ja?“   „Halt die Klappe.“ Obwohl Sasukes Worte nicht gerade freundlich klangen, grinste er. Sie beide grinsten.   „Können wir dann?“   „Von mir aus … du Idiotlon.“   „Woah, Sasuke, du hast soeben ein neues Wort erfunden!“   „Und du bist der Einzige, der es tragen darf …“   „Tche …“           Die Fahrt zum Supermarkt dauerte nicht lange und während Naruto das Auto steuerte, drehte Sasuke am Radio herum.   „Wir haben nur Scheiß-Sender“, meckerte der Junge auf dem Beifahrersitz und zog dann sein Handy aus der Jackentasche, um seine Musik anzumachen. Musik, die Naruto mit spontan Tafelkratzen, oder dem Durchstechen von Trommelfellen in Verbindung brachte.   „Das was du da hörst, ist aber auch nicht gerade besser …“ Sasuke gluckste.   „Das ist nur, weil du ein alter Sack bist. Was möchtest du denn hören? Etwas Klassisches?“   „Hey ich bin nicht alt … und nichts gegen Klassik … ich kenne da ein paar sehr schöne Lieder!“, brummte Naruto gespielt beleidigt, grinste dabei jedoch.   „Ja … ich bin mir sicher, aus deiner Zeit gibt es einiges zu berichten.“   „Sasukeee!“ Naruto parkte seinen Wagen auf dem Mitarbeiterparkplatz, direkt neben dem Supermarkteingang. „Wenn du nicht brav bist, dann bekommst du keine Süßigkeiten!“   „Du weißt genau, dass ich Süßigkeiten nicht ausstehen kann“, erwiderte Sasuke unbeeindruckt, machte dann jedoch die Musik aus und schnallte sich ab.   „Umso besser, dann bekommst du nur noch Süßigkeiten von mir.“   „Und wenn ich mich weigere, sie zu essen?“   „Na dann misch ich sie dir irgendwie ins Essen!“ Jetzt schnallte sich auch Naruto ab und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss.   „Du bist wirklich ein Idiotlon, kann das sein?“   „Und damit hast du dein Schicksal besiegelt, Zicklon!“ Wieder grinsten die beiden, stiegen dann aber aus und liefen gemeinsam in den Supermarkt, der wie immer gut besucht war.   Naruto begrüßte eine Kassiererin, die gerade in die Pause ging, während Sasuke gelangweilt hinter ihm stand und seinen Blick ins Leere schweifen ließ. Zumindest solange, bis Naruto ihn direkt ansprach:   „Ah, da ist Sakura, komm Sasuke, ich stell euch vor.“ Sasuke zog eine Augenbraue in die Höhe und blickte in die Richtung, in die Naruto sah.   „Sakura!“, rief Naruto und lief dann auf sie zu, mit einem Lächeln, das Sasuke hinter ihm dazu brachte, die Augen zu verdrehen.   „Hi!“, grüßte sie zurück und auch ihr Lächeln war breit. Ihre Augen funkelten, und durchdrangen Naruto so sehr, dass er sogar für einen Moment den Jungen vergaß, der neben ihm stand und Sakura mit seinem Blick erdolchte.   „Wie geht es dir? Ich hab gehört, dass du dir heute freinehmen musstest? Ist alles okay bei dir?“ Sasuke unterdrückte nur mit Mühe ein Schnaufen.   „Ja! Alles gut, ich war mit Sasuke einkaufen. Das hier ist er übrigens, Itachis kleiner Bruder.“ Naruto drehte sich zur Seite und ihm entging nur knapp das Zucken von Sasukes linkem Auge, als Sakura ihn freundlich begrüßte:   „Hallo, ich habe schon so viel von dir gehört! Freut mich, dich kennenzulernen!“ Sie reichte ihm ihre Hand, doch Sasuke nahm sie nicht an.   „Aha … über Sie weiß ich bisher nur, dass Sie nicht kochen können“, antwortete er stattdessen und sofort darauf weiteten sich Narutos, sowie Sakuras Augen.   „Sasuke!“, fing Naruto auch gleich an, doch Sasuke sah ihm nur mit ausdrucksloser Miene entgegen.   „Tut mir leid, Sakura, ich weiß nicht, wo er seine Manieren gelassen hat … du wirst dich bei ihr entschuldigen, hast du gehört?“, richtete er das Wort an den Jungen, sichtlich peinlich berührt von dessen Unfreundlichkeit.   „Nope, fällt aus wegen Bodennebel“, meinte Sasuke gelassen. „Wenn ich mich dann entschuldigt, ich geh jetzt Einklaufen, bis nachher …“ Und damit lief der Junge einfach an ihnen vorbei.   Zurück blieb unangenehme Stille, die sich zwischen den Übriggebliebenen ausbreitete. Naruto wagte es kaum, Sakura anzusehen, da es ihm verdammt nochmal peinlich war, dass Sasuke so etwas gesagt hatte.   „Ähm … hat er gerade gesagt, dass er Einklaufen will?“, brach Sakura schließlich das Schweigen, und brachte Naruto somit dazu, sie doch wieder anzublicken. Ihre Stirn lag in Falten.   „Einklaufen?“, wiederholte er und sie nickte. „Was bedeutet das?“   „Soweit ich es in Erinnerung habe, bedeutet das, dass er stehlen möchte …“   „Was? Sasuke!“, schrillte Naruto und ließ Sakura kurzerhand ebenfalls stehen, um dem Jungen hinterher zu sprinten.   Wenn Sasuke wirklich vorhatte, hier etwas mitgehen zu lassen, dann würde er ihm eigenhändig die Finger brechen und den Hintern versohlen!   Allerdings fand er ihn recht schnell, jedoch ausgerechnet bei der Abteilung für Kondome, Rasierklingen und Gleitgel.   Das war ein Scherz, oder?   „Sasuke!“, zischte er und griff nach ihm. „Hast du sie noch alle? Was sollte das? Und was sollte diese Aussage mit dem Einklaufen? Du wirst nicht klauen, hast du das verstanden?“ Sasuke blinzelte.   „Huh? Es ist dein Laden, also kann ich mir doch was nehmen, oder?“   „Es ist nicht mein Laden! Ich leite ihn nur!“, erwiderte Naruto aufgebracht, zog noch etwas fester an Sasukes Arm, bis der sich schließlich aus dem Griff befreite.   „Mach doch nicht so eine Welle, Mann. Ich werd schon nichts klauen, also chill.“   „Sasuke … ich meine es ernst. Wenn du klaust, ist unsere Vereinbarung hinfällig!“   „Ich habe doch schon gesagt, dass ich nichts klauen werde, also beruhig dich.“   „Und was sollte das eben? Wieso warst du so frech zu Sakura?“   „Sie steht auf dich.“   „Hah? Was?“ Sasuke verdrehte die Augen. „Sie steht auf dich, Idiotlon. Und das passt mir nicht.“ Naruto schluckte, wandte den Blick von Sasuke ab und sah dann stattdessen auf den Boden. Was der Junge schon wieder redete … Sakura stand auf ihn? Und Sasuke wollte das nicht?   Peinliches Schweigen war die Folge dieser Aussage. Beziehungsweise, Naruto hatte keinerlei Ahnung, wie er darauf antworten sollte, denn immerhin hatte Sasuke gerade zwei Dinge gesagt, mit denen er sich unmöglich auseinandersetzen konnte. Wieder war da diese Erinnerung an das gestrige Geständnis … und jetzt kam noch hinzu, dass der Junge davon ausging, dass Sakura an Naruto interessiert war. Wie schwachsinnig …   Und trotzdem eine doppelt seltsame Situation …   „Ich mag sie nicht. Und ich will nicht, dass sie dir nachläuft und dich anstrahlt … schon gar nicht, wenn ich dabei bin …“, murmelte Sasuke, und scheinbar hatte auch er verstanden, dass er mehr oder weniger verdammt eifersüchtig wirkte, denn seine Wangen waren leicht gerötet.   „Egal, lass uns das Zeug holen und verschwinden“, fügte der Junge hinzu und lief dann weiter neben dem Regal entlang. Naruto hingegen stand noch einige Sekunden länger, ehe auch er sich in Bewegung setzte und Sasuke folgte.       Dass die Stimmung nach diesem Gespräch mehr oder weniger gekippt war, bemerkte Naruto daran, dass Sasuke nur noch einsilbige Antworten gab. Den ganzen Weg durch den Supermarkt schwieg der Junge größtenteils, und auch im Auto redete er nicht. Sogar als sie ausgestiegen waren und die Sachen in die Küche geräumt hatten, war es Naruto, der unsinnige Dinge von sich gab, um die Situation irgendwie zu lockern.   „Weißt du noch, als Itachi mal ausversehen Salz statt Zucker für die Kekse genommen hat und wir daran fast erstickt wären?“, meinte er mit einem gespielten Grinsen, während er die Einkäufe ausräumte und sie verstaute. „Ich weiß noch, wie du in der Nacht deswegen kotzen musstest, weil du sie trotzdem gegessen hast. Und Itachi hat sich über drei Stunden lang bei dir entschuldigt.“   „Naruto.“   „Oder das eine Mal, wo er dir ausversehen Kaffee statt Kakao gegeben hat und du es getrunken hast und danach völlig wild in der Gegend rumgerannt bist. Itachi wollte sogar mit dir ins Krankenhaus fahren, weil du so abgedreht bist.“   „Naruto …“   „Ahh, aber das Beste war, als du im Sommer nachts heimlich in den Pool gestiegen bist, kurz nachdem Itachi ihn frisch gechlort hat. Er hat sogar …-“   „Naruto!“ Angesprochener zuckte zusammen, als Sasukes Flache Hand auf der Küchenzeile aufschlug. Der Junge hatte den Kopf nach unten gesenkt und die langen, schwarzen Haarsträhnen sorgten dafür, dass man sein Gesicht nicht sehen konnte.   „Ja?“, erwiderte Naruto leise.   „Hör auf so zu tun, als ob da nichts ist. Hör auf damit.“   „Was meinst du? Ich …“   „Ja, du. Hör auf damit. Du weißt ganz genau, was ich für dich empfinde, aber du ignorierst es. Kannst du nicht wenigstens seltsam sein? Musst du wirklich so tun, als ob das nie passiert wäre?“   „Sasuke …“   „Gib mir wenigstens eine verschissene Antwort!“ Als der Junge den Kopf anhob, atmete Naruto zittrig aus. Sie blickten sich an, sekundenlang, schweigend, ehe Sasuke erneut sprach:   „Sag mir, woran ich bin. Sag mir, dass ich dumm bin, so zu fühlen, sag mir, dass du genauso fühlst, aber bitte tu nicht so, als wäre gar nichts. Das tötet mich.“ Narutos Augen weiteten sich unwillkürlich. „Sasuke … das ist …“ Der Junge nahm die Hand von der Küchenzeile, blickte dem Anderen gefasst entgegen.   „Ich kann das nicht“, flüsterte Naruto, ehe er den Augenkontakt unterbrach und zur Seite sah. „Ich kann deine Gefühle nicht erwidern, tut mir leid … du bist … wie mein kleiner Bruder … deshalb …“   „Okay“, hörte er Sasuke sagen, so ausdruckslos, dass er innerlich zusammenzuckte. „Ich verstehe.“   „Sasuke, es tut mir wirklich leid, aber ich empfinde nicht …-„   „Lass es“, zischte Sasuke und drehte sich dann herum, um aus der Küche zu gehen.   Es war ein unangenehmes Ziehen in Narutos Brust, als er zusah, wie der Junge sich entfernte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, und sein Verstand begann sich zu drehen.     Sasuke …   Sasuke hatte ihn wirklich dazu gebracht, zu antworten.     Doch weshalb fühlte er sich deswegen so unsagbar schlecht?   Es war schließlich die Wahrheit.   Doch warum fühlte er sich dann so, als ob er innerlich zerfiel?   Warum war es so schmerzhaft?   Seine Hand fuhr an die Stelle, wo das heftige Klopfen entstanden war.   Das hier … das war so …   Narutos Beine bewegten sich, ohne dass er sie aufhalten konnte. Seine Füße führten ihn geradewegs zu Sasukes Zimmer und als er die Tür aufgestoßen hatte, sah er, dass der Junge auf dem Bett saß, die Schultern nach unten gesackt.     „Sasuke …“ Doch Sasuke reagierte nicht und ehe Naruto sich versah, war er zu ihm gelaufen und umfasste dessen Oberarme. „Sasuke …“, hauchte er und als der Andere zu ihm aufblickte, erkannte er deutlich die glasigen Augen, die kurz davor waren, Tränen zu vergießen.   Naruto blickte auch noch immer in diese dunklen, schimmernden Augen, als seine Lippen sich auf die von Sasuke gelegt hatten. Der Junge blinzelte, eine einzelne Träne löste sich und lief über seine Wange. Es schien, als würde die Welt stillstehen. Für einen einzigen, winzigen Moment lang, schien es, als würde gar nichts passieren.   Kein Atemzug, keine Reaktion.   Doch dann … dann überschlugen sich die Ereignisse, als Sasukes Finger über sein Hemd fuhren, dafür sorgten, dass Naruto ergeben die Augen schloss und sich wegtreiben ließ von dem Gefühl, das ihn flutete.   Der Kuss, der zwischen ihnen entstand, war heftig, tief und verlangend. Sasukes Hände wanderten, Naruto drückte ihn auf die Matratze, küsste ihn noch härter. Und das alles binnen Sekunden.   Es war dieses Verlangen, von dem Naruto wusste, dass es unendlich falsch war.   Dennoch … gab er nach.   Solange, bis er den kleinen Laut aus Sasukes Mund kommen hörte, der ihn unsanft zurück in die Realität katapultierte.   Jetzt schlug sein Herz noch stärker, sein Bauch kribbelte, doch er entfernte sich von dieser unsichtbaren Macht, die ihn in einen Sog gezogen hatte.   Hastig richtete er sich auf, stolperte sogar einen Schritt nach hinten, die Augen weit aufgerissen.   Was hatte er getan?   Was zur Hölle hatte er getan?   Er hatte nur mit Sasuke reden wollen … ihm klarmachen wollen, dass es nicht ging …   Und dann küsste er ihn? Einfach so?   Gott, er war krank. So abartig krank …   „Ich …“, stammelte er los. „Ich … oh Gott, Sasuke … es tut mir leid … ich …“ Er lief noch ein paar Schritte zurück, sah, wie Sasuke sich aufrichtete, ebenfalls aufstand und auf ihn zukam.   „Sasuke … das sollte nicht … das … ich …“ Naruto hatte eine Hand von sich weggestreckt, deutete an, dass Sasuke stehenbleiben sollte, doch der Junge tat es nicht. Stattdessen kam er noch näher, viel zu nah – so nah, dass Naruto die Wärme spüren konnte, die von ihm ausging.   Seine Schritte endeten, als er gegen den Schrank stieß.   „Sasuke“, atmete er. „Das geht nicht … das ist … das ist krank …“ Und doch unternahm er nichts, als er erneut Sasukes Lippen auf seinen spürte. Wehrte sich nicht gegen den Griff, als dessen Finger sich in seinen Haaren verfingen und daran zogen.   Im Gegenteil, er erwiderte. Packte den Jungen an der Hüfte, hielt ihn fest, als ihre Zungen übereinander fuhren, einander umkreisten. Er verschluckte das leise Stöhnen, das aus Sasukes Mund wich, drückte ihn noch fester an sich.   Für eine gefühlte Ewigkeit, die nur ein Ende fand, weil das Telefon in Narutos Hosentasche anfing zu klingeln.   Und diesmal drückte er den Jungen entschlossen von sich.   „Fuck“, zischte er und zog mit zitternder Hand sein Handy hervor.   Itachi …   Es war Itachis Name, der auf dem Display blinkte.   Oh Gott … er konnte unmöglich mit Itachi reden … nicht jetzt … nicht nachdem, was er getan hatte.   Doch das er musste auch nicht, da Sasuke ihm das Smartphone einfach aus der Hand nahm und abhob.   „Nii-san.“ Naruto konnte nur starren, denn Sasukes Stimme klang völlig normal, nicht so, wie sein eigenes, schweres Atmen, ausgelöst durch die Panik, die in ihm aufkeimte.   „Ja, Naruto ist gerade in der Dusche … Ja, er hat sich heute freigenommen.“ Der Junge blickte Naruto an, drehte sich dann jedoch um und ging zum Fenster. „Nein, er hat gestern nur eine Packung von mir bekommen ... und war beleidigt. Ich hab ihn erschreckt. Du kennst ihn ja …“   Narutos Finger zitterten immer stärker.   Was, wenn Sasuke Itachi davon erzählte, was gerade eben vorgefallen war? Dann … dann war er tot. Itachi würde ihn umbringen!   „Huh? Nein … ich werd nicht krank, meine Stimme klingt wie immer. Aber jetzt lass uns mal nicht von mir reden, sondern von dir. Wie geht es dir?“       Itachi würde ihn totschlagen …   Er sank an der Tür des Schranks nach unten auf den Boden, da seine Beine sich wie Wackelpudding anfühlten.   „Ehrlich? Ich denke, du solltest es tun. Vielleicht ändert sich ihre Meinung ja noch. Ja. Finde ich auch.“     Das hier war so fernab jeglicher Realität … fühlte sich so surreal an.   Was hatte er nur getan? Wie konnte er nur so etwas tun? Warum hatte er diesem Gefühl nachgegeben, hatte sich davon leiten lassen, von diesen Impulsen, die nichts als Ärger bedeuteten?   Naruto wusste es nicht. Er wusste nur, dass er das, was er während dieser Küsse empfunden hatte, niemals empfinden durfte. Es war falsch, sich zu Sasuke hingezogen zu fühlen – in jeglicher Hinsicht.   „Okay Nii-san, ich dich auch. Und pass auf dich auf. Bis dann.“   Nachdem Sasuke aufgelegt hatte, war es vollkommen still im Raum. Bis auf die leisen Schritte auf dem Holzboden, war überhaupt nichts zu hören.   „Naruto?“ Naruto sah zu dem Jungen auf, der sich vor ihm niederließ und sich vor ihn setzte. „Alles okay?“   „Nein …“, hauchte Naruto brüchig. „Nichts ist okay … absolut gar nichts ist okay … Itachi wird mich umbringen … ich werde ins Gefängnis wandern … und dann …“   „Bullshit. Du wirst gar nichts. Und Itachi wird davon auch nichts erfahren.“ Naruto zuckte zurück, als Sasuke näher an ihn heranrutschte und sich zwischen seinen Beinen platzierte. „Hörst du? Du wirst ihm nichts davon erzählen, genauso wenig wie ich etwas sagen werde …“   Warum zum Teufel war der Junge so unter Kontrolle?! Warum rastete er nicht aus?   „Das ist falsch“, spuckte Naruto, von plötzlicher Wut ergriffen, zurück. „Das ist absolut krank, abartig, verstehst du? Das hier zwischen uns geht nicht. Weder jetzt, noch sonst irgendwann. Das ist … es ist widerlich …“ Sasuke zog scharf die Luft ein und blickte Naruto geschockt entgegen.   „Was?“   „Ich sagte, es ist falsch. Es ist abartig, hast du gehört? Das ist krank, absolut krank!“, wiederholte Naruto diesmal lauter und stützte sich dann mit seinem Arm ab, um aufstehen zu können. „Das hier war ein Fehler. Ein dummer, unüberlegter Fehler, der sich nie wieder wiederholen wird, hast du mich verstanden?!“ Er ließ Sasuke noch nicht einmal die Möglichkeit etwas zu erwidern, sah ihn auch nicht mehr an und verließ das Zimmer mit schnellen Schritten.   Er wusste, dass er Scheiße gebaut hatte – Absolut. Er wusste, dass sein Handeln absolut falsch war und er wusste auch, dass er Sasuke durch seine Worte mit Sicherheit verletzt hatte.   Zum Teufel, sogar seine eigene Brust schmerzte deshalb.   Doch es ging einfach nicht. Es war nicht möglich, und hätte Naruto diese Sache nicht so beendet, dann wären sie unausweichlich auf eine Katastrophe zugesteuert. Und das konnte er nicht verantworten. Nicht für Sasuke –  und nicht für sich.   Es war einfach nicht richtig. Egal, wie er versuchte es auszulegen – es blieb falsch.   Diesmal war er es, der aus dem Haus flüchtete, im Kopf nur einen Gedanken: Er musste dringend mit jemandem reden, und er wusste auch schon, wen er dafür aufsuchen würde.   Diese Person würde ihm helfen können … ganz sicher.       Kapitel 5: V. ------------- Zwanzig Minuten später stand Naruto vor der Tür seines Zielortes und klingelte Sturm. Er hoffte darauf, dass man ihm öffnen würde, denn sein Handy hatte er natürlich nicht dabei und konnte somit auch niemanden anrufen.   „Warum klingelst du Sturm?“ Naruto zuckte leicht zusammen, da die Tür sich lautlos geöffnet hatte und er immer noch am Klingeln war. Mit einem schiefen Lächeln zog er seine Hand zurück.   „Ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“ Angesprochener runzelte die Stirn.   „Mit mir reden?“ Naruto nickte.   „Ja, ich habe ein Problem … und …“   „Bedeutet, du möchtest mit mir über ein Problem reden?“   „Ja … es ist wirklich …“   „Dann bist du offensichtlich verzweifelt.“   „Sai! Hör mir zu, es ist etwas passiert und ich brauche deine Hilfe!“ Sais Lippen zuckten nach oben, als er zur Seite trat und Naruto reinkommen ließ. Es war schon ziemlich verrückt zu hören, dass Naruto ausgerechnet Hilfe bei ihm suchte, denn jeder in ihrem Freundeskreis wusste, dass Sai alles andere als normal war.   Natürlich wusste Sai nicht, dass Naruto ihn gerade deshalb gewählt hatte. Denn wenn Sai ihm bestätigte, dass er verrückt und abartig war, dann musste es stimmen. Mal davon abgesehen, dass Sai sicherlich niemandem etwas davon erzählen würde. Schließlich hatte er selbst genügend Dreck am Stecken.   „Also, dann erzähl mal, wie kann ich dir helfen?“ Sie standen beide im dunklen Flur, und während sich Naruto die Jacke abstreifte und die Schuhe auszog, versuchte er im Kopf geeignete Wörter zu finden, um sein Problem so zu beschreiben, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.   „Wie wäre es, wenn du mich reinbittest und dann …?“, schlug er also vor, und nachdem Sai ihn noch einige Sekunden lang gemustert hatte, nickte er schließlich und ging voran ins schlecht beleuchtete Wohnzimmer.   Die Wohnung war ziemlich klein … und von oben bis unten vollgestopft mit Staffeleien, Bildern, Basteleien und Fotos, aber sie war gemütlich. Zumindest wenn man davon absah, dass die Einrichtung eher so aussah, als sei sie direkt vom Sperrmüll gekommen.   „Setz dich, ich hol was zu trinken“, meinte Sai, und Naruto setzte sich auf dessen Couch, nachdem er etwas Platz geschafft hatte. Die Magazine, die eben noch auf dem Polster lagen, legte er kurzerhand auf den völlig überfüllten Wohnzimmertisch, der bei näherer Betrachtung die Befürchtung aufkommen ließ, dass er gleich zusammenbrach.   „Hier.“ Naruto sah zu seinem Freund auf, der ihm eine Bierflasche entgegen hielt und als er danach griff, spürte er augenblicklich, wie kalt sie war. Doch das war gut. Es gab schließlich nichts über kaltes Bier!   „Danke.“ Naruto nahm einen großen Schluck, nachdem die Flasche geöffnet war und erwiderte erst dann den Blick, der abwartend auf ihm lag.   „Ich habe ein Problem“, fing er an. „Ich hab Mist gebaut … großen Mist.“ Sai hob eine Augenbraue an, nahm ebenfalls einen Schluck aus der Flasche und grinste dann.   „Na, was hast du angestellt? Eine Rechnung zu spät bezahlt? Ein Ticket erhalten?“ Naruto verdrehte die Augen.   „Sai, ich meine es Ernst. Ich habe richtig Scheiße gebaut … ganz große Scheiße …“   „Mh, hast du jemanden umgebracht?“   „Sai!“ Wie Sai so etwas so ruhig aussprechen konnte, war Naruto ein Rätsel.   „Was denn?“   „Hör mir einfach zu, okay?“ Naruto nahm allerding noch einen weiteren, größeren Schluck, ehe er seufzend anfing, zu erzählen:   „Also pass auf, es ist so … du weißt doch, dass ich auf Sasuke aufpasse …“   „Ist ihm was passiert? Dann hast du Recht. Itachi wird dich umbringen …“   „Sai, bitte“, antwortete Naruto entnervt. „Sasuke geht es gut. Ihm geht es sehr gut! Ihm geht es sogar so gut, dass er beschlossen hat, mir das Leben zur Hölle zu machen!“   „Also ärgert er dich?“   „Ärgern ist kein Ausdruck“, gab Naruto zerknirscht zu. „Jedenfalls, es ist so, ich habe Sasuke neulich auf einer Party erwischt, bei der er Sex mit einem alten Knacker haben wollte und ihn daraufhin zurück nach Hause geschleppt. Er hat mir gestanden, dass er schon länger mit älteren Kerlen schläft und hat sich am nächsten Tag einen Dildo in den Arsch geschoben und auf mir masturbiert“, ratterte Naruto herunter, doch Sai unterbrach ihn:   „Woah, warte mal. Warte … ganz ruhig. Er hat was?“   „Ja! Er hat sich einen Vibrator reingeschoben und in der Küche beim Essen masturbiert! Aber das ist nicht das Schlimmste! Das Schlimmste ist, dass er mir gestanden hat, dass er seit vier Jahren in mich verknallt ist und als ich ihm gesagt habe, dass das nichts wird, ist er auf sein Zimmer verschwunden und ich bin ihm nach und dann habe ich ihn geküsst! Und dann hab ich den Kuss unterbrochen und wollte weg und dann haben wir uns wieder geküsst aber dann hat Itachi angerufen!“ Naruto war außer Puste, nachdem er seinen Monolog beendet hatte, doch als er Sai ansah, hielt er den Atem an.   Denn Sai … der Sai, der sonst kaum Regungen zeigte, sah völlig geschockt aus.   „Was?“, krächzte er und Naruto schluckte.   „Ich … ich hab Scheiße gebaut!“   „Naruto … du bist im Arsch …“, erwiderte Sai und kippte sich sein Bier in einem Zug herunter, ehe er die Flasche auf den Tisch knallen ließ und aufstand, um erneut in der Küche zu verschwinden.   Diesmal kam er allerdings nicht mit Bier, sondern mit einer Flasche Whiskey und zwei Gläsern zurück.   „Halt“, brummte Sai dunkel und drückte Naruto ein Glas in die Hand, ehe er den Whiskey öffnete und beide Gläser füllte.   „Trink.“ Naruto tat das, was Sai von ihm verlangte, ziemlich zögernd, doch als er die Flüssigkeit in einem Zug hinuntergekippt hatte, spürte er sofort Leichtigkeit in seinem Bauch. Neben dem widerlich brennenden Gefühl im Hals, versteht sich.   Mit verzogenen Lippen stellte er das Glas ab, doch Sai füllte ihm bereits nach. „Noch einen.“   „Sai … ich weiß nicht …“   „Trink.“       Dieses Spiel wiederholte sich – Naruto hatte keine Ahnung, wie viel er getrunken hatte, doch irgendwann war er so betrunken, dass sich alles um ihn herum drehte. Seine Augen waren schwer, träge … doch irgendwie … irgendwie fühlte er sich gut.   „Du hast also mit Sasuke rumgemacht … du weißt schon, dass das strafbar ist?“, lallte Sai, diesmal sogar mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.   „Hab ich“, nuschelte Naruto und legte dann glucksend den Kopf in den Nacken. „Und weiß ich … aber es war geil.“ Zwar entsprach das, was er erzählte der Wahrheit, doch sie wussten beide, dass er dieses ehrliche Geständnis nur deshalb sagte, weil er betrunken war. Nüchtern hätte er so etwas nämlich niemals zugegeben.    „Ist mehr zwischen euch passiert?“, hakte Sai nach und rutschte dann näher an Naruto heran. „Bist du verrückt? Er ist mein Bruder …“   „Er ist nicht dein Bruder, er ist Itachis Bruder. Und außerdem hast du ihn geküsst.“   „Aber er ist Sasuke. Sasukeh, verstehst du?“, nuschelte Naruto. „Er ist noch so jung … und so klein …“   „Er wird siebzehn.“   „Versuchst du gerade, mich davon zu überzeugen, dass das, was ich gemacht habe, nicht falsch ist?“, grinste Naruto und drehte dann seinen Kopf zur Seite, um Sai zu mustern. Der zuckte jedoch nur mit den Schultern.   „Wo die Liebe hinfällt?“   „Ich liebe ihn nicht …“   „Aber er macht dich geil?“ Naruto schloss für einen Moment lang die Augen – trotz des Schwindels, und dachte nach.   Ja … Sasuke war anziehend. Und er schaffte es auch, gewisse Reaktionen bei ihm auszulösen …   „Ja“, hauchte er also zittrig und hörte Sai kurz darauf glucksen.     „Was ist daran so lustig … ich habe hier ein Problem“, brummte Naruto, grinste jedoch dabei. Irrte er sich, oder war Sai ihm noch näher gekommen?   „Ich denke, du hast nur ein Problem.“   „Sag ich doch …“   „Nein, ich meine ein einziges Problem“, erwiderte Sai, legte seinen Arm dann um Narutos Schulter und verringerte den Abstand zwischen ihnen noch weiter. „Dein Problem ist, dass Itachi dich umbringen wird, wenn er es erfährt … sonst ist da kein Problem.“ Naruto runzelte die Stirn. Das alles ergab überhaupt keinen Sinn für ihn.   „Natürlich wird er mich töten … aber das ist doch nicht das einzige Problem! Das Problem ist, dass ich nicht geil werden darf, wenn Sasuke stöhnt oder mich küsst …“   „Das ist kein Problem. Schließlich ist er nicht unerfahren …“   „Aber er ist minderjährig.“ Sai kicherte erneut.   „Und wenn schon? In zwei Jahren interessiert es niemanden mehr … und bis dahin müsst ihr es einfach nur geheim halten.“   „Aber das ist krank!“, brach es aus Naruto heraus, denn er verstand absolut nicht, wie Sai diese Sache so locker sehen konnte. Selbst in dem Zustand, in dem er sich gerade befand, war es immer noch falsch … falsch, so zu empfinden.   „Darf ich was testen?“, fragte Sai, ohne auf Narutos Ausbruch einzugehen und beugte sein Gesicht näher an das seine Freundes ran.   „Was?“, fing Naruto an, doch er wurde unterbrochen, da Sai ihm einfach seine Lippen aufdrückte. Er riss geschockt die Augen auf, doch hielt Sai auch nicht davon ab, seine Zunge in seinen Mund zu drängen.   Was zum Teufel?   Als er die Situation überriss, drückte er seinen Freund allerdings von sich weg.   „Was sollte das?“   „Ich wollte was testen“, antwortete Sai trocken. „Ich wollte mal sehen, ob du auch geil wirst, wenn ich dich küsse.“ Naruto spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.   „Bist du irgendwie irre oder so? Ich bitte dich … das ist absurd!“ Er griff nach Sais Arm, der nach wie vor auf seiner Schulter lag und entfernte ihn. „Du machst mich nicht geil. Nicht im Geringsten!“ Jeden anderen hätte diese Ehrlichkeit wahrscheinlich hart getroffen, doch Sai brachte sie nur zum Schmunzeln.   „Und wie ist es mit Frauen? Könntest du dir vorstellen, bei einer bestimmten Frau geil zu werden?“   „Was ist das denn für eine bescheuerte Frage?“   „Es ist eine ganz normale Frage.“   „Sai … ich glaube du bist betrunken.“   „Du auch.“   Naruto schüttelte den Kopf und legte ihn kurz darauf zurück in den Nacken, die Augen geschlossen.   Hatte Sai gerade wirklich versucht, ihn mit seiner Zunge zu vergewaltigen?   Und was waren das für dämliche Fragen? Gab es da jemanden? Nein.   Naja gut, vielleicht …   Sakura? Ob er bei Sakura so etwas empfinden konnte? Bestimmt, oder?   War das vielleicht die Lösung?   Dieser Gedankenblitz ließ ihn seine Augen wieder aufschlagen.   „Was, wenn ich sie küsse?“, sprach er seinen Gedanken aus und drehte seinen Kopf wieder in Richtung Sai, der eine Augenbraue angehoben hatte. „Ich meine, wenn ich sie küsse, dann ist alles gut, oder? Sasuke hat gesagt, dass sie auf mich steht … und wenn das stimmt, dann ist alles gut!“   „Wovon redest du?“   „Na von Sakura! Meine Mitarbeiterin!“   „Du willst mit deiner Mitarbeiterin rummachen? Ernsthaft?“   „Als ob das so schlimm wäre! Es ist viel schlimmer, mit dem eigenen Bruder rumzumachen!“   „Er ist aber nicht dein Bruder. Und du würdest so nicht nur ihm, sondern auch ihr wehtun, wenn es nicht klappen sollte.“ Narutos Schultern sackten nach unten.   Diesen Punkt hatte er nämlich nicht bedacht …   Es wäre falsch, Sakura dazu zu benutzen, um zu wissen, woran er war … doch andererseits, wenn es klappte, dann … dann war alles gut, oder?   „Du siehst übrigens bescheuert aus, wenn du versuchst nachzudenken.“   Naruto seufzte. „Das ist alles nicht so einfach! Was soll ich denn machen?“   „Du wirst dir ein Taxi rufen, nach Hause fahren, Itachis Bruder ficken und wenn du danach immer noch geil auf ihn bist, vergisst du die Sache mit Sakura.“   „Das ergibt überhaupt keinen Sinn“, knurrte Naruto zurück. „Und ich werde ganz sicher nicht mit ihm schlafen! Verstehst du? Das ist nämlich das Problem! Ich will nicht mit ihm schlafen, und ich will nicht, dass er mich geil macht!“   „Tut er aber offensichtlich.“   Das hier brachte ihn wirklich kein Stück weiter. Sai redete nur Mist!   „Was, wenn ich einfach nur generell geil bin und er gerade die einzige Person ist, die mich anspricht? Wenn ich mir jemanden suche, der mich befriedigt …“   „Willst du es testen?“, schlug Sai vor, doch schon alleine der Gedanke daran, mit Sai intim zu werden, ließ Narutos Magen unangenehm vibrieren.   „Nein“, murrte er dunkel. „Nein Sai, ich werde es nicht mit dir testen, denn ich kann dir mit Sicherheit sagen, dass du mich nicht geil machst.“   „Dann bist du auch nicht generell geil, sondern geil auf Sasuke. Und vielleicht auf Sakura.“ Naruto atmete tief ein und wieder aus. So langsam spürte er sogar schon, dass sich Kopfschmerzen anbahnten.   „Was hat das damit zu tun? Nur, weil ich mir nicht vorstellen kann, was mit dir zu haben? Und seit wann tickst du überhaupt so? Bist du schwul?“   „Nein“, entgegnete Sai. „Aber ich bin bereit, dir zu helfen.“   „Du bist wirklich ein Freak …“   „Deswegen bist du auch hier, stimmt´s?“, hakte Sai nach. „Du willst von mir wissen, ob du auch ein Freak bist …“   Wenigstens das schien sein Freund verstanden zu haben.   „Sai … ich brauche wirklich Hilfe …“, flüsterte Naruto. „Ich weiß nicht, was ich machen soll … das ist so … das ist alles so krank.“   „Hör auf, es so kompliziert zu machen. Er mag dich und du magst ihn. Wenn es dir ein besseres Gefühl gibt, dann warte eben noch zwei Jahre ab …“   „Aber das ist nicht so einfach! Itachi wird es niemals gutheißen!“   „Muss er doch auch nicht. Er hat darauf doch gar keinen Einfluss.“   Irgendwie hatte Naruto das Gefühl, sich im Kreis zu drehen. Und das lag nicht nur an dem Schwindel des Alkohols, der langsam aber sicher dafür sorgte, dass er müde wurde.   Diskutierte er hier wirklich darüber, mit Sasuke etwas anzufangen, egal was Itachi dazu sagen würde? Deshalb war er doch gar nicht hierhergekommen! Er wollte Bestätigung! Bestätigt werden, dass er krank und abartig war, überhaupt solche Gefühle entwickelt zu haben.   „Übrigens wusste ich gar nicht, dass du auf Kerle stehst. Das hast du mir nie erzählt“, meinte Sai nach einer Weile des Schweigens.   „Ich hatte auch schon länger nichts mehr mit einem Kerl …“   „Interessant. Willst du es nicht doch mit mir testen?“   „Sai …“ Angesprochener gluckste.   „Ist gut, ich hab es verstanden.“     Sie redeten noch ungefähr eine halbe Stunde über mögliche Folgen, über Narutos verquere Gefühle und darüber, was Itachi mit ihm anstellen würde, ehe Naruto aufgab, Sai davon zu überzeugen, dass eine Beziehung oder Sex mit Sasuke absolut falsch war. Denn Sai dachte anders darüber. Er fand es nicht schlimm. Im Gegenteil. Er fand es sogar gut, dass Naruto scheinbar jemanden gefunden hatte, der ihm hinterherlief und ihm seine Gefühle schenkte. Und das schon seit Jahren.     „Wenn du irgendwann doch mal sichergehen willst … dann kannst du jederzeit vorbeikommen.“ Mittlerweile standen sie wieder im Flur, nachdem Sai ein Taxi gerufen hatte, denn Naruto war ziemlich müde geworden und wollte nur noch nach Hause ins Bett.   „Danke, Sai … ich werde darüber nachdenken.“ Natürlich war das gelogen, denn etwas mit Sai anzufangen wäre mindestens genauso verrückt, wie ein Dreier mit Kiba und Itachi in Betracht zu ziehen.   Unvorstellbar …   Er ließ sich von Sai umarmen, ehe er halb aus der Tür fiel und auf das Taxi zusteuerte, das schon auf ihn wartete.   Dieser Besuch hatte ihm nüchtern betrachtet wirklich absolut überhaupt nichts gebracht … schließlich war er jetzt noch verwirrter als zuvor. Und vor allem musste er jetzt darüber nachdenken, wie er Sasuke gegenübertrat, denn so wie er vor einigen Stunden abgezogen war … konnte er mit Sicherheit sagen, dass er Sasuke verletzt hatte und der höchstwahrscheinlich wütend auf ihn war.   Der Junge war vielleicht sogar Boden zerstört, weil Naruto Dinge gesagt hatte, die man leicht missverstehen konnte.   „Wo soll es denn hingehen, Mister?“ Naruto nannte dem Fahrer die Adresse, und während das Taxi sich fortbewegte, ging er verschiedene Szenarien durch, die ihn möglicherweise zu Hause erwarteten.   Entweder Sasuke war daheim und schlief, oder er hatte Itachi angerufen und ihm alles erzählt …   Oder aber, er war unterwegs, um sich anderweitig abzulenken von den fiesen Sachen, die ihm vorhin vor den Latz geknallt wurden.   Der letztere Gedanken ließ Naruto innerlich knurren. Nicht, dass ein wütender Itachi nicht schlimm gewesen wäre … aber ein Sasuke, der sich durch fremde Betten vögelte, war weitaus schlimmer.    Denn Sasuke sollte sich niemandem hingeben – nicht, wenn er behauptete, Naruto zu lieben.   „Wir sind da.“ Der Fahrer riss Naruto aus seinen immer wirrer werdenden Gedanken, und nachdem er den Betrag bezahlt hatte, stieg er aus und schwankte auf das Haus zu. Zum Glück hatte er vorhin noch daran gedacht, seinen Schlüssel mitzunehmen, denn sonst hätte er ein ziemlich großes Problem gehabt. Wenn Sasuke nämlich schon schlief, dann hätte Naruto den Teufel getan, und ihn geweckt, da das bedeutete, dass eine Konfrontation bevorstand. Und das wollte er vermeiden. Zumindest solange, bis er wieder nüchtern war.   Doch als er die Tür aufschloss, fiel ihm auf, dass im Wohnzimmer noch Licht brannte. Kein helles Licht, sondern das Licht, das den Raum erleuchtete, wenn man Fernseher sah. Zusätzlich hörte er auch noch gedämpfte Stimmen und Geräusche.   Also war Sasuke da? Und wach?   Vorsorglich zog er sich trotzdem so leise wie möglich die Jacke und Schuhe aus und tapste dann auf Zehenspitzen durch den Flur, hinein in den besagten Raum, wo Sasuke tatsächlich saß. Auf der Couch, eingewickelt in einer Decke.   „Sasuke?“ Der Junge drehte seinen Kopf nur zur Seite, blickte halb über seine Schulter hinweg, ehe er wieder nach vorne sah.   Okay … er war sicherlich wütend. Und Naruto konnte ihm das nicht einmal verübeln.   Er lief auf die Couch zu und setzte sich neben den Jungen, seinen Blick jedoch ebenfalls auf den Fernseher gerichtet.   Lange Zeit war es still zwischen ihnen, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und zu Sasuke herüber sah. Und was er sah, gefiel ihm gar nicht. Denn selbst bei dieser Beleuchtung konnte er erkennen, dass die Augen des Jungens leicht geschwollen waren.   Hatte Sasuke wegen ihm geweint?   „Es tut mir leid“, hauchte Naruto. „Wirklich … es tut mir leid, was ich gesagt habe … ich hab es nicht so gemeint.“   „Du hast getrunken.“ Das war jedoch alles, was Sasuke darauf erwiderte und dafür sorgte, dass Naruto seufzte.   „Ja, ich habe getrunken …“ Wieder wurde es still zwischen ihnen, diesmal jedoch nicht so lange, da Naruto erneut Sprach: „Aber ich habe nachgedacht. Und ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht …“   „Das hast du vorhin bereits erwähnt.“ Täuschte sich Naruto, oder klang Sasukes Stimme leicht kratzig?   „Ich meine damit das, was ich gesagt habe …“ Jetzt drehte Sasuke sich endlich zu ihm und Naruto erkannte deutlich, dass der Junge geweint hatte, denn seine Augen waren gerötet.   „Du hast gesagt, dass es ein Fehler war.“   „Das war es auch … aber ich hätte nicht so reagieren dürfen. Das tut mir leid.“   „Schön für dich.“   „Sasuke, ich meine es ernst, es tut mir leid. Ich finde es nicht abartig, dich zu küssen und widerlich schon gleich dreimal nicht, aber ich finde es krank, dass ich dieses Verlangen habe.“ Sasuke hob eine Augenbraue an.   „Du hast ein Verlangen danach?“ Erst jetzt wurde Naruto bewusst, wie ehrlich er gerade gewesen war. Schließlich hatte er dem Jungen gerade mehr oder weniger gestanden, dass er etwas für ihn empfand …   „Uhm …“   „Also hat es dir gefallen?“   „Ich …“ Warum rutschte Sasuke jetzt näher an ihn heran?   „Du hast also ein Verlangen danach, mich zu küssen?“   „Sasuke … das ist nicht das Thema. Das Thema ist, dass es ein Fehler war. Du bist zu jung für mich … und Itachi ist auch noch da.“   „Und was wäre, wenn ich alt genug wäre? Wäre es dann kein Fehler?“ Unwillkürlich rückte Naruto an das Ende des Sofas.   „Es ist ein Fehler, weil du zu jung bist“, wiederholte er, doch Sasuke schnaubte nur.   „Also wäre es kein Fehler, wenn ich alt genug wäre, interessant …“   „Das hab ich nicht gesagt! Da ist auch noch Itachi! Und außerdem … wie kannst du auf mich stehen?! Ich bin wie dein Bruder!“   „Du bist alles andere als mein Bruder.“ Diese Aussage schmerzte nicht so sehr wie erwartet, doch sie hinterließ dennoch ein seltsames Gefühl in Narutos Magengrube.   „Sasuke … ich kann das nicht.“   „Was kannst du nicht?“   „Das hier.“ Naruto wedelte mit der Hand zwischen ihnen hin und her, zumindest soweit, wie es ihm möglich war, da Sasuke direkt neben ihm war. „Das ist einfach falsch, verstehst du?“   „Wieso ist es falsch? Weil ich zu jung bin? Oder weil du meine Gefühle nicht erwidern kannst?“   „Das alles …“, seufzte Naruto. „Das ist alles so komplett falsch, dass ich überhaupt nicht weiß, wo ich anfangen soll.“   „Dann lass es einfach.“   „Huh?“   „Hör auf, darüber nachzudenken und fühl es einfach. Fühl das, was du vorhin gefühlt hast, als wir …“   „Sasuke … hör auf.“ Naruto drückte mit der Hand gegen die Schulter des Jungen, da der sich zu ihm herübergelehnt hatte, doch Sasuke versuchte gar nicht, ihn zu küssen, sondern lehnte nur mit dem Kopf gegen Narutos Schlüsselbein.   „Sasuke?“, meinte Naruto, spürte jedoch dann, wie warm der Andere war.   Was war hier los?   Mit einer gewissen Vorahnung schob er den Jungen zurück und fühlte mit seiner Handfläche an dessen Stirn.   „Sasuke, du glühst ja förmlich!“ Das stimmte. Sasuke hatte eindeutig Fieber! Und seine Augen … glasig und gerötet … Oh Gott, wurde der Junge krank?   „Nein … ich bin nur müde …“ Wieder ließ sich Sasuke nach vorne fallen, und diesmal schob Naruto ihn nicht von sich, sondern zog ihn noch näher heran. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Sasuke unter der Decke zitterte.   „Sasuke … du hast Fieber! Du bist krank!“   „Danke für diese nutzlose Information …“   „Du musst dich hinlegen! Ich hol Medizin“, erwiderte Naruto mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme, doch Sasuke stöhnte nur entnervt und machte sich extra schwer, so dass Naruto keine Möglichkeit hatte, aufzustehen.   „Bleib einfach hier … und wärm mich …“   „Aber du glühst bereits!“   „Dann mach, dass ich verbrenn … und sei nicht so laut … ich hab Kopfschmerzen …“ Gedanklich wog Naruto die Situation ab. Wenn er mit Sasuke hier sitzenblieb, dann würde das Fieber vermutlich weiter ansteigen … und hoffentlich irgendwann von alleine brechen … doch wenn er jetzt aufstand, dann … dann was?   „Okay … dann warte kurz …“ Er schob den Jungen erneut von sich, ignorierte allerdings dessen Murren und nahm ihm die Decke ab, um so weit wie möglich nach hinten zu rutschen, so dass Sasuke mühelos auf ihm draufliegen konnte, mit dem Kopf direkt auf seiner Brust. Erst dann breitete er wieder die Decke über sie beide aus.   „Und jetzt versuch zu schlafen, okay?“   „Mhmh … bekomme ich einen gute Nacht Kuss?“ Naruto verdrehte die Augen, als Sasuke seinen Kopf anhob und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn.   „Und jetzt schlaf“, sagte er schmunzelnd zu dem Jungen, der sich dann wieder auf seine Brust legte und seufzte.   „Ich hasse es …“, hörte er in allerdings kurz darauf flüstern.   „Was meinst du?“   „Dass ich das, was ich möchte, nicht haben kann …“ Gegen seinen Willen fing Narutos Bauch an zu kribbeln.   „Sasuke …“   „Weißt du, wie oft ich mir vorgestellt habe, dich zu küssen?“ Naruto schluckte. Dieses Gespräch war gar nicht gut …   „Aber ich hab mir nie vorgestellt, dass es so gut ist … wenn er uns nicht gestört hätte … dann …“   „Stopp jetzt, Sasuke. Du sollst schlafen“, brummte Naruto eher halbherzig, da auch er sich wieder daran erinnerte, wie es sich angefühlt hatte, Sasuke in seinen Armen zu halten, ihn zu küssen …   „Ich liebe dich, Naruto. Egal ob du es hören willst oder nicht. Ich liebe dich schon so lange.“   „Sasuke …“ Narutos Herz schmerzte bei diesen Worten, denn die innerlichen Hemmungen stemmten sich gegen die Gefühle, die er dabei empfand.   Wie sie hier lagen, fühlte sich richtig an, auch wenn der Umstand falsch war. Was Sasuke sagte, fühlte sich gut an, auch wenn die Realität es niemals erlaubte.   Sie durften das einfach nicht tun … Sasuke durfte ihn nicht lieben und Naruto durfte niemals erwidern. Auch wenn Sasukes Finger, die über seinen Bauch fuhren, ein wohliges Zittern in ihm auslösten.   Das hier war ein schmaler Grat zwischen Vernunft und Verlangen.  Und sie wandelten auf diesem Pfad, schwankend, obwohl der Wind nur in eine Richtung blies.   Wenn Naruto auf sein Herz hören würde, dann …   Gott, warum löste der Junge nur solche Gefühle in ihm aus?!   War es, weil es verboten war? Lag es vielleicht daran? Gab es irgendeinen kranken Teil in seinem Gehirn, der nur darauf abzielte, auf diese Art und Weise befriedigt zu werden? Oder war es einfach nur, weil er schon so lange alleine war?   „Sasuke … nicht …“, protestierte Naruto leise, als Sasuke seine Finger immer tiefer wandern ließ und über seinen Schritt rieb.   „Shht … niemand wird davon erfahren … okay?“ Seine Atmung beschleunigte sich, als Sasukes Hand mit mehr Druck über seine Mitte fuhr. „Es ist unser kleines Geheimnis … also lass dich fallen und genieß es …“   Warum wehrte er sich nicht dagegen? Warum?! Warum ließ er es zu, dass Sasuke seinen Schwanz massierte? Narutos linker Arm lag über Sasukes Schulter, während sein rechter von der Couch hing.     Das hier war falsch … so falsch, auf jedem Level. Sasuke war zu jung, und Itachi …   „Sasuke, hör auf …“ Er griff unter die Decke und hielt Sasuke am Handgelenk fest. Erst jetzt realisierte er, wie schnell sein Herz schlug und als sich der Junge aufrichtete, und ihn anblickte, hatte er die Befürchtung, es würde gleich durch seine Brust springen.   „Nein …“, hauchte Sasuke zurück und rutschte dann so weit auf Naruto, dass sich dessen Mitte gegen seine drückte. „Weil ich genau weiß, dass du es auch willst.“ Sein Gesicht war direkt über ihm und als Naruto die Augen schloss, spürte er die Lippen des Jungen bereits auf seinen eigenen.   Er wusste, dass er es nicht zulassen durfte, doch er konnte sich nicht dazu bringen, hier abzubrechen. Sasukes Lippen fühlten sich einfach zu gut an – dieses Gefühl … war richtig. Und als Sasuke ihren Kuss vertiefte und zeitgleich gegen sein Becken stieß, stöhnte Naruto leise auf.   Das war auch der Moment, als sein Verstand sich verabschiedete, er nur noch im Stande war zu fühlen, nur noch dieses süchtig machende Empfinden in sich aufnahm, sich davon ausfüllen ließ und erwiderte. Sinnlich und verspielt, leidenschaftlich und wild. Er verlor jegliches Gefühl für Raum und Zeit, existierte nur für diesen Augenblick. Seine Hände wanderten unter Sasukes Shirt, fuhren tiefer, schlüpften in dessen lockere Hose. Er packte zu, nicht fest, doch es reichte, um Sasuke zum Keuchen zu bringen.   Was kümmerte ihn schon die Welt? Oder der Gedanke, dass das hier moralisch gesehen verwerflich war? Wer bestimmte, was man empfinden durfte und was nicht?   In seinem vernebelten Verstand fand Naruto keine Antwort auf diese Fragen.   Doch das war auch nicht wichtig … das alles war vollkommen egal, weil er so fühlte.   Er rückte ein Stück nach oben, und drückte Sasuke schließlich unter sich in die Polster der Couch. Ihre Atmung vermischte sich, so nahe waren sie einander. Links und rechts seine Arme abstützend, blickte er dem Jungen in die Augen.   Warum fühlte sich das hier nur so richtig an?   Den nächsten Kuss, den Naruto initiierte, war verlangend. Sasuke drückte sich gegen ihn, hielt ihn fest und als er spürte, dass der Andere ebenfalls erregt war, gab es kein Halten mehr.         Wann der Punkt gekommen war, wo die Gleichgültigkeit eingesetzt hatte, konnte Naruto nicht genau sagen, doch was er mit Sicherheit sagen konnte war, dass Sasuke unter ihm – vollkommen nackt, wunderschön aussah. Er selbst hatte nur noch seine Boxershorts an, doch warme Finger zupften bereits an dem letzten Stück Stoff herum.   „Naruto … schlaf mit mir …“ Naruto atmete zittrig aus und schloss die Augen, als Sasukes Hand in seine Hose schlüpfte und ihn umfasste.   „Sasuke“, raunte er, ehe er sich von seiner Shorts befreien ließ und erneut einen langen, leidenschaftlichen Kuss von Sasuke forderte. Ihre Erektionen rieben übereinander, Naruto drückte sich fester an den Jungen unter sich.   „Fick mich, bitte.“ Naruto schluckte und drückte sein Gesicht in Sasukes Halsbeuge.   Er wollte es … er wollte es wirklich …   Doch er konnte nicht.   „Kein Sex …“   „Naruto … bitte. Ich brauch dich … ich will dich in mir spüren.“ Sasukes gehauchte Worte, nahe an seinem Ohr, machten die Sache nicht gerade einfacher, doch er wollte nicht, dass das hier zu weit ging. Sie waren ohnehin schon über eine Grenze gegangen, die von vornherein verbotenes Land war …   „Kein Sex, Sasuke“, meinte Naruto, so bestimmend er konnte, und griff dann zwischen sie, um Sasukes Schwanz in seine Hand zu nehmen.   Gott … dass er das tatsächlich tat … war so unfassbar. So unfassbar verrückt und doch … doch war es ein absolut geiles Gefühl, den Anderen stöhnen zu hören.   Unzählige Küsse folgten, auch Sasuke fing an, ihn zu massieren, sie befriedigten sich gegenseitig, küssten sich, trieben sich immer mehr an den Rand einer unsichtbaren Klippe, die sie dazu aufforderte, zu springen.   Doch sie ließen sich Zeit, erforschten sich voller Sehnsucht.   „Naruto … ich komm …“, keuchte Sasuke jedoch irgendwann abgehackt und biss Naruto auf die Unterlippe, während sein Becken sich noch mehr gegen die starke Hand drückte, um den Orgasmus auszukosten, der ihn überrollte. Zwar spürte Naruto Schmerz, da Sasuke nicht gerade sanft war, doch dessen Finger, die immer stärker über seinen Schwanz fuhren, ließen ihn dieses Gefühl verdrängen und sorgten dafür, dass auch er seinen Höhepunkt fand. Er spritze in Sasukes Hand, über seinen Bauch und presste seine Lippen voller Wucht auf die des Anderen, um sein Stöhnen zu dämpfen.       Es war so überwältigend … so befriedigend, doch als die Realität zurückkehrte, entstand ein unsagbar schweres Gefühl in Narutos Magengrube.   Er hatte Sasuke … er hatte ihn angefasst. Wieder. Er hatte ihn geküsst … seinen …   Gott …   „Hör auf, darüber nachzudenken … hör auf“, hörte er Sasuke flüstern, doch er ignorierte ihn und richtete sich auf. Die Spuren von dem, was sie gerade getan hatten, lagen so unmissverständlich und klar vor ihm, dass sein ohnehin schon schnell schlagendes Herz anfing, noch heftiger in seiner Brust zu trommeln.   „Sasuke … ich …“ Der Junge schloss erschöpft die Augen und schlug sich seinen freien Arm über die Stirn.   „Hör auf, Naruto … bitte hör einfach auf damit.“ Der Junge wusste genau, was in Naruto vorging und diese Tatsache erschreckte ihn. Sie machte ihm bewusst, so brutal bewusst, dass er nicht alleine war. Dass er nicht alleine entschieden hatte. Dass auch Sasuke Gefühle hatte, die verletzt werden konnten.   Er erhob sich, auf wackligen Beinen, um ins Badezimmer zu laufen, wo er nach einem feuchten Waschlappen griff und sich säuberte. Dabei vermied er den Blick in den Spiegel, da er nicht sehen wollte, wer er gerade war. Weil er nicht sehen wollte, was für ein Mensch ihm entgegen blickte.   Ein abartiges Subjekt …   Absolut krank …   Er presste die Lippen aufeinander und wusch den Lappen aus, mit dem er dann zurück ins Wohnzimmer ging, um sich vor Sasuke hinzuknien. Der Junge blickte aus halbgeöffneten Lidern zu ihm herüber und ließ ihn gewähren, als er damit anfing, auch ihn zu säubern. Er fuhr über seinen Bauch, über seine Hüfte und griff dann nach seiner feuchten Hand, um auch sie sauberzumachen.   „Du solltest jetzt schlafen“, sagte er leise und griff nach der Decke, die vorhin zu Boden gefallen war. „Du hast immer noch Fieber … und musst dich ausruhen.“ Er breitete den Stoff über Sasuke aus und wollte dann wieder aufstehen, doch er wurde am Handgelenk festgehalten.   „Ich liebe dich wirklich … also bitte … stoß mich nicht weg …“ Naruto öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch es kam nichts. „Bitte … Naruto. Sag mir, dass wir einen Weg finden. Versprich es mir …“   „Sasuke …“   „Ich liebe dich“, hauchte der Junge brüchig, und als Naruto sah, dass Tränen über dessen Wangen liefen, presste er erneut die Lippen aufeinander.   Dieser Anblick schmerzte mehr, als jeder Fausthieb seines bisherigen Lebens.     „Wir finden einen Weg …“, erwiderte er brüchig  und beugte sich dann zu Sasuke, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Und jetzt schlaf … okay?“ Doch Sasuke fing an zu schluchzen.   „Du Lügner …“   „Sasuke.“   „Hör auf, mich anzulügen.“   „Sasuke, ich sagte, wir finden einen Weg, okay? Wir finden ihn!“   Der Junge weinte immer stärker und überforderte Naruto somit restlos.   Was zur Hölle sollte er denn tun?! Wenn er ihm versprach, einen Weg zu finden, dann würde er das auch tun! Selbst … selbst wenn der Weg nicht für sie beide war … er würde eine Lösung finden.   „Sasuke, bitte, hör auf zu weinen … ich verspreche dir, dass wir eine Lösung finden …“ Sasuke drehte seinen Kopf zur Seite. „Hey …“ Doch Naruto griff nach seinem Kinn und drehte ihn zurück. „Hörst du? Wir finden einen Weg …“   „Okay“, hauchte er zurück, doch die Tränen flossen immer noch und brachten Naruto dazu, den Jungen in seine Arme zu ziehen, indem er sich neben ihn legte.   „Beruhig dich …“, flüsterte er und streichelte über Sasukes dunklen Haarschopf, da er sein Gesicht gegen Narutos Brust gepresst hatte.   Das hier war so übel, so schlimm, dass Naruto keinerlei Worte dafür fand.   Auf der einen Seite bereute er, diese Dinge mit Sasuke getan zu haben, doch auf der anderen …   Wenn nur sein Gefühl entscheiden würde, dann gäbe es kein Problem.   Doch Gefühle alleine reichten nicht. Schon gar nicht, um diese Situation zu rechtfertigen.   Sasuke war minderjährig. Er war jung … und zusätzlich noch der kleine Bruder seines besten Freundes. Des besten Freundes, der ihn umbringen würde, wenn er davon erfuhr. Und dazu kam auch noch, dass er Sasuke noch nie aus diesem Blickwinkel betrachtet hatte, sondern eher wie seinen eigenen, kleinen Bruder.   Und jetzt …           Nachdem Sasuke eingeschlafen war – es hatte noch eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis die Tränen versiegt waren, stand Naruto vorsichtig von der Couch auf und zog sich seine Shorts über, bevor er in die Küche ging, um sich etwas zu trinken zu holen. Es war kurz vor sechs Uhr morgens, ziemlich früh, und obwohl Naruto müde war, konnte er nicht einmal daran denken, die Augen zu schließen.   Es gab so viele Dinge in seinem Kopf, die unsortiert herumlagen und dafür sorgten, dass er innerlich aufgewühlt war.   Überwiegend dachte er darüber nach, eine Lösung für sein Problem zu finden, ohne allzu großen Schaden anzurichten.   Wenn er nämlich in Betracht zog, tatsächlich etwas mit Sasuke anzufangen, gab es dennoch Hürden, die sie überwinden mussten. Abgesehen von Itachi und Sasukes Alter, gab es außerdem noch andere Konflikte, wie zum Beispiel die Tatsache, dass er – gemäß dem Fall, eine Beziehung mit Sasuke zu führen, erst lernen musste, den Jungen nicht so zu sehen, wie er es im Moment tat.   Gut, mit der Ausnahme, dass er ihn bereits mehrmals geküsst und angefasst hatte, war es trotzdem seltsam, und fühlte sich merkwürdig an, Sasuke als potentiellen Partner zu betrachten.   Sicher, sie hatten sich immer gut verstanden … und ihre Interessen waren ähnlich … doch reichte das aus? Sasuke war noch so jung, ein Teenager … musste erst noch erwachsen werden …   Naruto zuckte zusammen, als er plötzlich spürte, dass Sasuke sich von hinten an ihn heranschmiegte und drehte sich, in der Hand die Wasserflasche, zu dem Jungen herum.   Er sah völlig fertig aus …   „Warum bist du wach?“, fragte er leise und fasste dann nach Sasukes Stirn, die immer noch ziemlich warm war. Er hatte zudem auch kein Shirt an, sondern nur seine dunkle Jogginghose.   „Durst“, krächzte der Junge zurück.   Naruto nahm ein Glas aus dem Schrank und schenkte ihm etwas aus der Flasche ein.   „Hier“, meinte er, reichte Sasuke das Wasser und beobachtete ihn dabei, wie er trank. „Du solltest dir noch etwas anziehen … damit das Fieber brechen kann …“   „Mhmh“, murmelte Sasuke und stellte sein Glas auf die Anrichte, nachdem es leer war. Dabei erwiderte er Narutos Blick für einen kurzen Moment, sah dann jedoch nach unten. „Tut mir leid wegen vorhin“, nuschelte er und griff mit der rechten Hand um sein linkes Handgelenk. Naruto folgte dieser Bewegung, sah, dass der Junge sich über die Haut rieb. „Ich hätte nicht so emotional reagieren dürfen …“   Er griff nach Sasukes Hand, löste sie von seinem Gelenk und hielt sie locker in seiner eigenen.   „Ist schon okay …“, erwiderte er und zog den Jungen dann näher an sich heran, um ihn zu umarmen. „Es ist nur …“ Sasuke blickte zu ihm auf, „dass ich darüber nachdenken muss.“   „Okay …“, hauchte Sasuke leise, löste sich jedoch kurz darauf wieder aus der Umarmung und drehte Naruto den Rücken zu. „Denk darüber nach …“   Damit lief er aus der Küche und ließ Naruto alleine zurück. Zurück mit dem Gedanken, dass es sich eigentlich viel besser angefühlt hatte, als Sasuke hier war – direkt in seinen Armen.   Kapitel 6: V. [zensiert] ------------------------ Zwanzig Minuten später stand Naruto vor der Tür seines Zielortes und klingelte Sturm. Er hoffte darauf, dass man ihm öffnen würde, denn sein Handy hatte er natürlich nicht dabei und konnte somit auch niemanden anrufen. „Warum klingelst du Sturm?“ Naruto zuckte leicht zusammen, da die Tür sich lautlos geöffnet hatte und er immer noch am Klingeln war. Mit einem schiefen Lächeln zog er seine Hand zurück. „Ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“ Angesprochener runzelte die Stirn. „Mit mir reden?“ Naruto nickte. „Ja, ich habe ein Problem … und …“ „Bedeutet, du möchtest mit mir über ein Problem reden?“ „Ja … es ist wirklich …“ „Dann bist du offensichtlich verzweifelt.“ „Sai! Hör mir zu, es ist etwas passiert und ich brauche deine Hilfe!“ Sais Lippen zuckten nach oben, als er zur Seite trat und Naruto reinkommen ließ. Es war schon ziemlich verrückt zu hören, dass Naruto ausgerechnet Hilfe bei ihm suchte, denn jeder in ihrem Freundeskreis wusste, dass Sai alles andere als normal war. Natürlich wusste Sai nicht, dass Naruto ihn gerade deshalb gewählt hatte. Denn wenn Sai ihm bestätigte, dass er verrückt und abartig war, dann musste es stimmen. Mal davon abgesehen, dass Sai sicherlich niemandem etwas davon erzählen würde. Schließlich hatte er selbst genügend Dreck am Stecken. „Also, dann erzähl mal, wie kann ich dir helfen?“ Sie standen beide im dunklen Flur, und während sich Naruto die Jacke abstreifte und die Schuhe auszog, versuchte er im Kopf geeignete Wörter zu finden, um sein Problem so zu beschreiben, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. „Wie wäre es, wenn du mich reinbittest und dann …?“, schlug er also vor, und nachdem Sai ihn noch einige Sekunden lang gemustert hatte, nickte er schließlich und ging voran ins schlecht beleuchtete Wohnzimmer. Die Wohnung war ziemlich klein … und von oben bis unten vollgestopft mit Staffeleien, Bildern, Basteleien und Fotos, aber sie war gemütlich. Zumindest wenn man davon absah, dass die Einrichtung eher so aussah, als sei sie direkt vom Sperrmüll gekommen. „Setz dich, ich hol was zu trinken“, meinte Sai, und Naruto setzte sich auf dessen Couch, nachdem er etwas Platz geschafft hatte. Die Magazine, die eben noch auf dem Polster lagen, legte er kurzerhand auf den völlig überfüllten Wohnzimmertisch, der bei näherer Betrachtung die Befürchtung aufkommen ließ, dass er gleich zusammenbrach. „Hier.“ Naruto sah zu seinem Freund auf, der ihm eine Bierflasche entgegen hielt und als er danach griff, spürte er augenblicklich, wie kalt sie war. Doch das war gut. Es gab schließlich nichts über kaltes Bier! „Danke.“ Naruto nahm einen großen Schluck, nachdem die Flasche geöffnet war und erwiderte erst dann den Blick, der abwartend auf ihm lag. „Ich habe ein Problem“, fing er an. „Ich hab Mist gebaut … großen Mist.“ Sai hob eine Augenbraue an, nahm ebenfalls einen Schluck aus der Flasche und grinste dann. „Na, was hast du angestellt? Eine Rechnung zu spät bezahlt? Ein Ticket erhalten?“ Naruto verdrehte die Augen. „Sai, ich meine es Ernst. Ich habe richtig Scheiße gebaut … ganz große Scheiße …“ „Mh, hast du jemanden umgebracht?“ „Sai!“ Wie Sai so etwas so ruhig aussprechen konnte, war Naruto ein Rätsel. „Was denn?“ „Hör mir einfach zu, okay?“ Naruto nahm allerding noch einen weiteren, größeren Schluck, ehe er seufzend anfing, zu erzählen: „Also pass auf, es ist so … du weißt doch, dass ich auf Sasuke aufpasse …“ „Ist ihm was passiert? Dann hast du Recht. Itachi wird dich umbringen …“ „Sai, bitte“, antwortete Naruto entnervt. „Sasuke geht es gut. Ihm geht es sehr gut! Ihm geht es sogar so gut, dass er beschlossen hat, mir das Leben zur Hölle zu machen!“ „Also ärgert er dich?“ „Ärgern ist kein Ausdruck“, gab Naruto zerknirscht zu. „Jedenfalls, es ist so, ich habe Sasuke neulich auf einer Party erwischt, bei der er Sex mit einem alten Knacker haben wollte und ihn daraufhin zurück nach Hause geschleppt. Er hat mir gestanden, dass er schon länger mit älteren Kerlen schläft und hat sich am nächsten Tag einen Dildo in den Arsch geschoben und auf mir masturbiert“, ratterte Naruto herunter, doch Sai unterbrach ihn: „Woah, warte mal. Warte … ganz ruhig. Er hat was?“ „Ja! Er hat sich einen Vibrator reingeschoben und in der Küche beim Essen masturbiert! Aber das ist nicht das Schlimmste! Das Schlimmste ist, dass er mir gestanden hat, dass er seit vier Jahren in mich verknallt ist und als ich ihm gesagt habe, dass das nichts wird, ist er auf sein Zimmer verschwunden und ich bin ihm nach und dann habe ich ihn geküsst! Und dann hab ich den Kuss unterbrochen und wollte weg und dann haben wir uns wieder geküsst aber dann hat Itachi angerufen!“ Naruto war außer Puste, nachdem er seinen Monolog beendet hatte, doch als er Sai ansah, hielt er den Atem an. Denn Sai … der Sai, der sonst kaum Regungen zeigte, sah völlig geschockt aus. „Was?“, krächzte er und Naruto schluckte. „Ich … ich hab Scheiße gebaut!“ „Naruto … du bist im Arsch …“, erwiderte Sai und kippte sich sein Bier in einem Zug herunter, ehe er die Flasche auf den Tisch knallen ließ und aufstand, um erneut in der Küche zu verschwinden. Diesmal kam er allerdings nicht mit Bier, sondern mit einer Flasche Whiskey und zwei Gläsern zurück. „Halt“, brummte Sai dunkel und drückte Naruto ein Glas in die Hand, ehe er den Whiskey öffnete und beide Gläser füllte. „Trink.“ Naruto tat das, was Sai von ihm verlangte, ziemlich zögernd, doch als er die Flüssigkeit in einem Zug hinuntergekippt hatte, spürte er sofort Leichtigkeit in seinem Bauch. Neben dem widerlich brennenden Gefühl im Hals, versteht sich. Mit verzogenen Lippen stellte er das Glas ab, doch Sai füllte ihm bereits nach. „Noch einen.“ „Sai … ich weiß nicht …“ „Trink.“ Dieses Spiel wiederholte sich – Naruto hatte keine Ahnung, wie viel er getrunken hatte, doch irgendwann war er so betrunken, dass sich alles um ihn herum drehte. Seine Augen waren schwer, träge … doch irgendwie … irgendwie fühlte er sich gut. „Du hast also mit Sasuke rumgemacht … du weißt schon, dass das strafbar ist?“, lallte Sai, diesmal sogar mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. „Hab ich“, nuschelte Naruto und legte dann glucksend den Kopf in den Nacken. „Und weiß ich … aber es war geil.“ Zwar entsprach das, was er erzählte der Wahrheit, doch sie wussten beide, dass er dieses ehrliche Geständnis nur deshalb sagte, weil er betrunken war. Nüchtern hätte er so etwas nämlich niemals zugegeben.   „Ist mehr zwischen euch passiert?“, hakte Sai nach und rutschte dann näher an Naruto heran. „Bist du verrückt? Er ist mein Bruder …“ „Er ist nicht dein Bruder, er ist Itachis Bruder. Und außerdem hast du ihn geküsst.“ „Aber er ist Sasuke. Sasukeh, verstehst du?“, nuschelte Naruto. „Er ist noch so jung … und so klein …“ „Er wird siebzehn.“ „Versuchst du gerade, mich davon zu überzeugen, dass das, was ich gemacht habe, nicht falsch ist?“, grinste Naruto und drehte dann seinen Kopf zur Seite, um Sai zu mustern. Der zuckte jedoch nur mit den Schultern. „Wo die Liebe hinfällt?“ „Ich liebe ihn nicht …“ „Aber er macht dich geil?“ Naruto schloss für einen Moment lang die Augen – trotz des Schwindels, und dachte nach. Ja … Sasuke war anziehend. Und er schaffte es auch, gewisse Reaktionen bei ihm auszulösen … „Ja“, hauchte er also zittrig und hörte Sai kurz darauf glucksen.   „Was ist daran so lustig … ich habe hier ein Problem“, brummte Naruto, grinste jedoch dabei. Irrte er sich, oder war Sai ihm noch näher gekommen? „Ich denke, du hast nur ein Problem.“ „Sag ich doch …“ „Nein, ich meine ein einziges Problem“, erwiderte Sai, legte seinen Arm dann um Narutos Schulter und verringerte den Abstand zwischen ihnen noch weiter. „Dein Problem ist, dass Itachi dich umbringen wird, wenn er es erfährt … sonst ist da kein Problem.“ Naruto runzelte die Stirn. Das alles ergab überhaupt keinen Sinn für ihn. „Natürlich wird er mich töten … aber das ist doch nicht das einzige Problem! Das Problem ist, dass ich nicht geil werden darf, wenn Sasuke stöhnt oder mich küsst …“ „Das ist kein Problem. Schließlich ist er nicht unerfahren …“ „Aber er ist minderjährig.“ Sai kicherte erneut. „Und wenn schon? In zwei Jahren interessiert es niemanden mehr … und bis dahin müsst ihr es einfach nur geheim halten.“ „Aber das ist krank!“, brach es aus Naruto heraus, denn er verstand absolut nicht, wie Sai diese Sache so locker sehen konnte. Selbst in dem Zustand, in dem er sich gerade befand, war es immer noch falsch … falsch, so zu empfinden. „Darf ich was testen?“, fragte Sai, ohne auf Narutos Ausbruch einzugehen und beugte sein Gesicht näher an das seine Freundes ran. „Was?“, fing Naruto an, doch er wurde unterbrochen, da Sai ihm einfach seine Lippen aufdrückte. Er riss geschockt die Augen auf, doch hielt Sai auch nicht davon ab, seine Zunge in seinen Mund zu drängen. Was zum Teufel? Als er die Situation überriss, drückte er seinen Freund allerdings von sich weg. „Was sollte das?“ „Ich wollte was testen“, antwortete Sai trocken. „Ich wollte mal sehen, ob du auch geil wirst, wenn ich dich küsse.“ Naruto spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. „Bist du irgendwie irre oder so? Ich bitte dich … das ist absurd!“ Er griff nach Sais Arm, der nach wie vor auf seiner Schulter lag und entfernte ihn. „Du machst mich nicht geil. Nicht im Geringsten!“ Jeden anderen hätte diese Ehrlichkeit wahrscheinlich hart getroffen, doch Sai brachte sie nur zum Schmunzeln. „Und wie ist es mit Frauen? Könntest du dir vorstellen, bei einer bestimmten Frau geil zu werden?“ „Was ist das denn für eine bescheuerte Frage?“ „Es ist eine ganz normale Frage.“ „Sai … ich glaube du bist betrunken.“ „Du auch.“ Naruto schüttelte den Kopf und legte ihn kurz darauf zurück in den Nacken, die Augen geschlossen. Hatte Sai gerade wirklich versucht, ihn mit seiner Zunge zu vergewaltigen? Und was waren das für dämliche Fragen? Gab es da jemanden? Nein. Naja gut, vielleicht … Sakura? Ob er bei Sakura so etwas empfinden konnte? Bestimmt, oder? War das vielleicht die Lösung? Dieser Gedankenblitz ließ ihn seine Augen wieder aufschlagen. „Was, wenn ich sie küsse?“, sprach er seinen Gedanken aus und drehte seinen Kopf wieder in Richtung Sai, der eine Augenbraue angehoben hatte. „Ich meine, wenn ich sie küsse, dann ist alles gut, oder? Sasuke hat gesagt, dass sie auf mich steht … und wenn das stimmt, dann ist alles gut!“ „Wovon redest du?“ „Na von Sakura! Meine Mitarbeiterin!“ „Du willst mit deiner Mitarbeiterin rummachen? Ernsthaft?“ „Als ob das so schlimm wäre! Es ist viel schlimmer, mit dem eigenen Bruder rumzumachen!“ „Er ist aber nicht dein Bruder. Und du würdest so nicht nur ihm, sondern auch ihr wehtun, wenn es nicht klappen sollte.“ Narutos Schultern sackten nach unten. Diesen Punkt hatte er nämlich nicht bedacht … Es wäre falsch, Sakura dazu zu benutzen, um zu wissen, woran er war … doch andererseits, wenn es klappte, dann … dann war alles gut, oder? „Du siehst übrigens bescheuert aus, wenn du versuchst nachzudenken.“ Naruto seufzte. „Das ist alles nicht so einfach! Was soll ich denn machen?“ „Du wirst dir ein Taxi rufen, nach Hause fahren, Itachis Bruder ficken und wenn du danach immer noch geil auf ihn bist, vergisst du die Sache mit Sakura.“ „Das ergibt überhaupt keinen Sinn“, knurrte Naruto zurück. „Und ich werde ganz sicher nicht mit ihm schlafen! Verstehst du? Das ist nämlich das Problem! Ich will nicht mit ihm schlafen, und ich will nicht, dass er mich geil macht!“ „Tut er aber offensichtlich.“ Das hier brachte ihn wirklich kein Stück weiter. Sai redete nur Mist! „Was, wenn ich einfach nur generell geil bin und er gerade die einzige Person ist, die mich anspricht? Wenn ich mir jemanden suche, der mich befriedigt …“ „Willst du es testen?“, schlug Sai vor, doch schon alleine der Gedanke daran, mit Sai intim zu werden, ließ Narutos Magen unangenehm vibrieren. „Nein“, murrte er dunkel. „Nein Sai, ich werde es nicht mit dir testen, denn ich kann dir mit Sicherheit sagen, dass du mich nicht geil machst.“ „Dann bist du auch nicht generell geil, sondern geil auf Sasuke. Und vielleicht auf Sakura.“ Naruto atmete tief ein und wieder aus. So langsam spürte er sogar schon, dass sich Kopfschmerzen anbahnten. „Was hat das damit zu tun? Nur, weil ich mir nicht vorstellen kann, was mit dir zu haben? Und seit wann tickst du überhaupt so? Bist du schwul?“ „Nein“, entgegnete Sai. „Aber ich bin bereit, dir zu helfen.“ „Du bist wirklich ein Freak …“ „Deswegen bist du auch hier, stimmt´s?“, hakte Sai nach. „Du willst von mir wissen, ob du auch ein Freak bist …“ Wenigstens das schien sein Freund verstanden zu haben. „Sai … ich brauche wirklich Hilfe …“, flüsterte Naruto. „Ich weiß nicht, was ich machen soll … das ist so … das ist alles so krank.“ „Hör auf, es so kompliziert zu machen. Er mag dich und du magst ihn. Wenn es dir ein besseres Gefühl gibt, dann warte eben noch zwei Jahre ab …“ „Aber das ist nicht so einfach! Itachi wird es niemals gutheißen!“ „Muss er doch auch nicht. Er hat darauf doch gar keinen Einfluss.“ Irgendwie hatte Naruto das Gefühl, sich im Kreis zu drehen. Und das lag nicht nur an dem Schwindel des Alkohols, der langsam aber sicher dafür sorgte, dass er müde wurde. Diskutierte er hier wirklich darüber, mit Sasuke etwas anzufangen, egal was Itachi dazu sagen würde? Deshalb war er doch gar nicht hierhergekommen! Er wollte Bestätigung! Bestätigt werden, dass er krank und abartig war, überhaupt solche Gefühle entwickelt zu haben. „Übrigens wusste ich gar nicht, dass du auf Kerle stehst. Das hast du mir nie erzählt“, meinte Sai nach einer Weile des Schweigens. „Ich hatte auch schon länger nichts mehr mit einem Kerl …“ „Interessant. Willst du es nicht doch mit mir testen?“ „Sai …“ Angesprochener gluckste. „Ist gut, ich hab es verstanden.“ Sie redeten noch ungefähr eine halbe Stunde über mögliche Folgen, über Narutos verquere Gefühle und darüber, was Itachi mit ihm anstellen würde, ehe Naruto aufgab, Sai davon zu überzeugen, dass eine Beziehung oder Sex mit Sasuke absolut falsch war. Denn Sai dachte anders darüber. Er fand es nicht schlimm. Im Gegenteil. Er fand es sogar gut, dass Naruto scheinbar jemanden gefunden hatte, der ihm hinterherlief und ihm seine Gefühle schenkte. Und das schon seit Jahren. „Wenn du irgendwann doch mal sichergehen willst … dann kannst du jederzeit vorbeikommen.“ Mittlerweile standen sie wieder im Flur, nachdem Sai ein Taxi gerufen hatte, denn Naruto war ziemlich müde geworden und wollte nur noch nach Hause ins Bett. „Danke, Sai … ich werde darüber nachdenken.“ Natürlich war das gelogen, denn etwas mit Sai anzufangen wäre mindestens genauso verrückt, wie ein Dreier mit Kiba und Itachi in Betracht zu ziehen. Unvorstellbar … Er ließ sich von Sai umarmen, ehe er halb aus der Tür fiel und auf das Taxi zusteuerte, das schon auf ihn wartete. Dieser Besuch hatte ihm nüchtern betrachtet wirklich absolut überhaupt nichts gebracht … schließlich war er jetzt noch verwirrter als zuvor. Und vor allem musste er jetzt darüber nachdenken, wie er Sasuke gegenübertrat, denn so wie er vor einigen Stunden abgezogen war … konnte er mit Sicherheit sagen, dass er Sasuke verletzt hatte und der höchstwahrscheinlich wütend auf ihn war. Der Junge war vielleicht sogar Boden zerstört, weil Naruto Dinge gesagt hatte, die man leicht missverstehen konnte. „Wo soll es denn hingehen, Mister?“ Naruto nannte dem Fahrer die Adresse, und während das Taxi sich fortbewegte, ging er verschiedene Szenarien durch, die ihn möglicherweise zu Hause erwarteten. Entweder Sasuke war daheim und schlief, oder er hatte Itachi angerufen und ihm alles erzählt … Oder aber, er war unterwegs, um sich anderweitig abzulenken von den fiesen Sachen, die ihm vorhin vor den Latz geknallt wurden. Der letztere Gedanken ließ Naruto innerlich knurren. Nicht, dass ein wütender Itachi nicht schlimm gewesen wäre … aber ein Sasuke, der sich durch fremde Betten vögelte, war weitaus schlimmer.   Denn Sasuke sollte sich niemandem hingeben – nicht, wenn er behauptete, Naruto zu lieben. „Wir sind da.“ Der Fahrer riss Naruto aus seinen immer wirrer werdenden Gedanken, und nachdem er den Betrag bezahlt hatte, stieg er aus und schwankte auf das Haus zu. Zum Glück hatte er vorhin noch daran gedacht, seinen Schlüssel mitzunehmen, denn sonst hätte er ein ziemlich großes Problem gehabt. Wenn Sasuke nämlich schon schlief, dann hätte Naruto den Teufel getan, und ihn geweckt, da das bedeutete, dass eine Konfrontation bevorstand. Und das wollte er vermeiden. Zumindest solange, bis er wieder nüchtern war. Doch als er die Tür aufschloss, fiel ihm auf, dass im Wohnzimmer noch Licht brannte. Kein helles Licht, sondern das Licht, das den Raum erleuchtete, wenn man Fernseher sah. Zusätzlich hörte er auch noch gedämpfte Stimmen und Geräusche. Also war Sasuke da? Und wach? Vorsorglich zog er sich trotzdem so leise wie möglich die Jacke und Schuhe aus und tapste dann auf Zehenspitzen durch den Flur, hinein in den besagten Raum, wo Sasuke tatsächlich saß. Auf der Couch, eingewickelt in einer Decke. „Sasuke?“ Der Junge drehte seinen Kopf nur zur Seite, blickte halb über seine Schulter hinweg, ehe er wieder nach vorne sah. Okay … er war sicherlich wütend. Und Naruto konnte ihm das nicht einmal verübeln. Er lief auf die Couch zu und setzte sich neben den Jungen, seinen Blick jedoch ebenfalls auf den Fernseher gerichtet. Lange Zeit war es still zwischen ihnen, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und zu Sasuke herüber sah. Und was er sah, gefiel ihm gar nicht. Denn selbst bei dieser Beleuchtung konnte er erkennen, dass die Augen des Jungens leicht geschwollen waren. Hatte Sasuke wegen ihm geweint? „Es tut mir leid“, hauchte Naruto. „Wirklich … es tut mir leid, was ich gesagt habe … ich hab es nicht so gemeint.“ „Du hast getrunken.“ Das war jedoch alles, was Sasuke darauf erwiderte und dafür sorgte, dass Naruto seufzte. „Ja, ich habe getrunken …“ Wieder wurde es still zwischen ihnen, diesmal jedoch nicht so lange, da Naruto erneut Sprach: „Aber ich habe nachgedacht. Und ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht …“ „Das hast du vorhin bereits erwähnt.“ Täuschte sich Naruto, oder klang Sasukes Stimme leicht kratzig? „Ich meine damit das, was ich gesagt habe …“ Jetzt drehte Sasuke sich endlich zu ihm und Naruto erkannte deutlich, dass der Junge geweint hatte, denn seine Augen waren gerötet. „Du hast gesagt, dass es ein Fehler war.“ „Das war es auch … aber ich hätte nicht so reagieren dürfen. Das tut mir leid.“ „Schön für dich.“ „Sasuke, ich meine es ernst, es tut mir leid. Ich finde es nicht abartig, dich zu küssen und widerlich schon gleich dreimal nicht, aber ich finde es krank, dass ich dieses Verlangen habe.“ Sasuke hob eine Augenbraue an. „Du hast ein Verlangen danach?“ Erst jetzt wurde Naruto bewusst, wie ehrlich er gerade gewesen war. Schließlich hatte er dem Jungen gerade mehr oder weniger gestanden, dass er etwas für ihn empfand … „Uhm …“ „Also hat es dir gefallen?“ „Ich …“ Warum rutschte Sasuke jetzt näher an ihn heran? „Du hast also ein Verlangen danach, mich zu küssen?“ „Sasuke … das ist nicht das Thema. Das Thema ist, dass es ein Fehler war. Du bist zu jung für mich … und Itachi ist auch noch da.“ „Und was wäre, wenn ich alt genug wäre? Wäre es dann kein Fehler?“ Unwillkürlich rückte Naruto an das Ende des Sofas. „Es ist ein Fehler, weil du zu jung bist“, wiederholte er, doch Sasuke schnaubte nur. „Also wäre es kein Fehler, wenn ich alt genug wäre, interessant …“ „Das hab ich nicht gesagt! Da ist auch noch Itachi! Und außerdem … wie kannst du auf mich stehen?! Ich bin wie dein Bruder!“ „Du bist alles andere als mein Bruder.“ Diese Aussage schmerzte nicht so sehr wie erwartet, doch sie hinterließ dennoch ein seltsames Gefühl in Narutos Magengrube. „Sasuke … ich kann das nicht.“ „Was kannst du nicht?“ „Das hier.“ Naruto wedelte mit der Hand zwischen ihnen hin und her, zumindest soweit, wie es ihm möglich war, da Sasuke direkt neben ihm war. „Das ist einfach falsch, verstehst du?“ „Wieso ist es falsch? Weil ich zu jung bin? Oder weil du meine Gefühle nicht erwidern kannst?“ „Das alles …“, seufzte Naruto. „Das ist alles so komplett falsch, dass ich überhaupt nicht weiß, wo ich anfangen soll.“ „Dann lass es einfach.“ „Huh?“ „Hör auf, darüber nachzudenken und fühl es einfach. Fühl das, was du vorhin gefühlt hast, als wir …“ „Sasuke … hör auf.“ Naruto drückte mit der Hand gegen die Schulter des Jungen, da der sich zu ihm herübergelehnt hatte, doch Sasuke versuchte gar nicht, ihn zu küssen, sondern lehnte nur mit dem Kopf gegen Narutos Schlüsselbein. „Sasuke?“, meinte Naruto, spürte jedoch dann, wie warm der Andere war. Was war hier los? Mit einer gewissen Vorahnung schob er den Jungen zurück und fühlte mit seiner Handfläche an dessen Stirn. „Sasuke, du glühst ja förmlich!“ Das stimmte. Sasuke hatte eindeutig Fieber! Und seine Augen … glasig und gerötet … Oh Gott, wurde der Junge krank? „Nein … ich bin nur müde …“ Wieder ließ sich Sasuke nach vorne fallen, und diesmal schob Naruto ihn nicht von sich, sondern zog ihn noch näher heran. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Sasuke unter der Decke zitterte. „Sasuke … du hast Fieber! Du bist krank!“ „Danke für diese nutzlose Information …“ „Du musst dich hinlegen! Ich hol Medizin“, erwiderte Naruto mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme, doch Sasuke stöhnte nur entnervt und machte sich extra schwer, so dass Naruto keine Möglichkeit hatte, aufzustehen. „Bleib einfach hier … und wärm mich …“ „Aber du glühst bereits!“ „Dann mach, dass ich verbrenn … und sei nicht so laut … ich hab Kopfschmerzen …“ Gedanklich wog Naruto die Situation ab. Wenn er mit Sasuke hier sitzenblieb, dann würde das Fieber vermutlich weiter ansteigen … und hoffentlich irgendwann von alleine brechen … doch wenn er jetzt aufstand, dann … dann was? „Okay … dann warte kurz …“ Er schob den Jungen erneut von sich, ignorierte allerdings dessen Murren und nahm ihm die Decke ab, um so weit wie möglich nach hinten zu rutschen, so dass Sasuke mühelos auf ihm draufliegen konnte, mit dem Kopf direkt auf seiner Brust. Erst dann breitete er wieder die Decke über sie beide aus. „Und jetzt versuch zu schlafen, okay?“ „Mhmh … bekomme ich einen gute Nacht Kuss?“ Naruto verdrehte die Augen, als Sasuke seinen Kopf anhob und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. „Und jetzt schlaf“, sagte er schmunzelnd zu dem Jungen, der sich dann wieder auf seine Brust legte und seufzte. „Ich hasse es …“, hörte er in allerdings kurz darauf flüstern. „Was meinst du?“ „Dass ich das, was ich möchte, nicht haben kann …“ Gegen seinen Willen fing Narutos Bauch an zu kribbeln. „Sasuke …“ „Weißt du, wie oft ich mir vorgestellt habe, dich zu küssen?“ Naruto schluckte. Dieses Gespräch war gar nicht gut … „Aber ich hab mir nie vorgestellt, dass es so gut ist … wenn er uns nicht gestört hätte … dann …“ „Stopp jetzt, Sasuke. Du sollst schlafen“, brummte Naruto eher halbherzig, da auch er sich wieder daran erinnerte, wie es sich angefühlt hatte, Sasuke in seinen Armen zu halten, ihn zu küssen … „Ich liebe dich, Naruto. Egal ob du es hören willst oder nicht. Ich liebe dich schon so lange.“ „Sasuke …“ Narutos Herz schmerzte bei diesen Worten, denn die innerlichen Hemmungen stemmten sich gegen die Gefühle, die er dabei empfand. Wie sie hier lagen, fühlte sich richtig an, auch wenn der Umstand falsch war. Was Sasuke sagte, fühlte sich gut an, auch wenn die Realität es niemals erlaubte. Sie durften das einfach nicht tun … Sasuke durfte ihn nicht lieben und Naruto durfte niemals erwidern. Auch wenn Sasukes Finger, die über seinen Bauch fuhren, ein wohliges Zittern in ihm auslösten. Das hier war ein schmaler Grat zwischen Vernunft und Verlangen.  Und sie wandelten auf diesem Pfad, schwankend, obwohl der Wind nur in eine Richtung blies. Wenn Naruto auf sein Herz hören würde, dann … Gott, warum löste der Junge nur solche Gefühle in ihm aus?! War es, weil es verboten war? Lag es vielleicht daran? Gab es irgendeinen kranken Teil in seinem Gehirn, der nur darauf abzielte, auf diese Art und Weise befriedigt zu werden? Oder war es einfach nur, weil er schon so lange alleine war? „Sasuke … nicht …“, protestierte Naruto leise, als Sasuke seine Finger immer tiefer wandern ließ und über seinen Schritt rieb. „Shht … niemand wird davon erfahren … okay?“ Seine Atmung beschleunigte sich, als Sasukes Hand mit mehr Druck über seine Mitte fuhr. „Es ist unser kleines Geheimnis … also lass dich fallen und genieß es …“ Warum wehrte er sich nicht dagegen? Warum?! Warum ließ er es zu, dass Sasuke ihn dort massierte? Narutos linker Arm lag über Sasukes Schulter, während sein rechter von der Couch hing.   Das hier war falsch … so falsch, auf jedem Level. Sasuke war zu jung, und Itachi … „Sasuke, hör auf …“ Er griff unter die Decke und hielt Sasuke am Handgelenk fest. Erst jetzt realisierte er, wie schnell sein Herz schlug und als sich der Junge aufrichtete, und ihn anblickte, hatte er die Befürchtung, es würde gleich durch seine Brust springen. „Nein …“, hauchte Sasuke zurück und rutschte dann so weit auf Naruto, dass sich dessen Mitte gegen seine drückte. „Weil ich genau weiß, dass du es auch willst.“ Sein Gesicht war direkt über ihm und als Naruto die Augen schloss, spürte er die Lippen des Jungen bereits auf seinen eigenen. Er wusste, dass er es nicht zulassen durfte, doch er konnte sich nicht dazu bringen, hier abzubrechen. Sasukes Lippen fühlten sich einfach zu gut an – dieses Gefühl … war richtig. Und als Sasuke ihren Kuss vertiefte und zeitgleich gegen sein Becken stieß, stöhnte Naruto leise auf. Das war auch der Moment, als sein Verstand sich verabschiedete, er nur noch im Stande war zu fühlen, nur noch dieses süchtig machende Empfinden in sich aufnahm, sich davon ausfüllen ließ und erwiderte. Sinnlich und verspielt, leidenschaftlich und wild. Er verlor jegliches Gefühl für Raum und Zeit, existierte nur für diesen Augenblick. Seine Hände wanderten unter Sasukes Shirt, fuhren tiefer, schlüpften in dessen lockere Hose. Er packte zu, nicht fest, doch es reichte, um Sasuke zum Keuchen zu bringen. Was kümmerte ihn schon die Welt? Oder der Gedanke, dass das hier moralisch gesehen verwerflich war? Wer bestimmte, was man empfinden durfte und was nicht? In seinem vernebelten Verstand fand Naruto keine Antwort auf diese Fragen. Doch das war auch nicht wichtig … das alles war vollkommen egal, weil er so fühlte. Er rückte ein Stück nach oben, und drückte Sasuke schließlich unter sich in die Polster der Couch. Ihre Atmung vermischte sich, so nahe waren sie einander. Links und rechts seine Arme abstützend, blickte er dem Jungen in die Augen. Warum fühlte sich das hier nur so richtig an? Den nächsten Kuss, den Naruto initiierte, war verlangend. Sasuke drückte sich gegen ihn, hielt ihn fest und als er spürte, dass der Andere ebenfalls erregt war, gab es kein Halten mehr.   Wann der Punkt gekommen war, wo die Gleichgültigkeit eingesetzt hatte, konnte Naruto nicht genau sagen, doch was er mit Sicherheit sagen konnte war, dass Sasuke unter ihm – vollkommen nackt, wunderschön aussah. Er selbst hatte nur noch seine Boxershorts an, doch warme Finger zupften bereits an dem letzten Stück Stoff herum. „Naruto … schlaf mit mir …“ Naruto atmete zittrig aus und schloss die Augen, als Sasukes Hand in seine Hose schlüpfte und ihn umfasste. „Sasuke“, raunte er, ehe er sich von seiner Shorts befreien ließ und erneut einen langen, leidenschaftlichen Kuss von Sasuke forderte. Naruto drückte sich fester an den Jungen unter sich. „Fick mich, bitte.“ Naruto schluckte und drückte sein Gesicht in Sasukes Halsbeuge. Er wollte es … er wollte es wirklich … Doch er konnte nicht. „Kein Sex …“ „Naruto … bitte. Ich brauch dich … ich will dich in mir spüren.“ Sasukes gehauchte Worte, nahe an seinem Ohr, machten die Sache nicht gerade einfacher, doch er wollte nicht, dass das hier zu weit ging. Sie waren ohnehin schon über eine Grenze gegangen, die von vornherein verbotenes Land war … „Kein Sex, Sasuke“, meinte Naruto, so bestimmend er konnte, und griff dann zwischen sie. Gott … dass er das tatsächlich tat … war so unfassbar. So unfassbar verrückt und doch … doch war es ein absolut geiles Gefühl, den Anderen stöhnen zu hören. Unzählige Küsse folgten, auch Sasuke fing an, ihn zu massieren, sie küssten sich, trieben sich immer mehr an den Rand einer unsichtbaren Klippe, die sie dazu aufforderte, zu springen. Es war so überwältigend … so befriedigend, doch als die Realität zurückkehrte, entstand ein unsagbar schweres Gefühl in Narutos Magengrube. Er hatte Sasuke … er hatte ihn angefasst. Wieder. Er hatte ihn geküsst … seinen … Gott … „Hör auf, darüber nachzudenken … hör auf“, hörte er Sasuke flüstern, doch er ignorierte ihn und richtete sich auf. Die Spuren von dem, was sie gerade getan hatten, lagen so unmissverständlich und klar vor ihm, dass sein ohnehin schon schnell schlagendes Herz anfing, noch heftiger in seiner Brust zu trommeln. „Sasuke … ich …“ Der Junge schloss erschöpft die Augen und schlug sich seinen freien Arm über die Stirn. „Hör auf, Naruto … bitte hör einfach auf damit.“ Der Junge wusste genau, was in Naruto vorging und diese Tatsache erschreckte ihn. Sie machte ihm bewusst, so brutal bewusst, dass er nicht alleine war. Dass er nicht alleine entschieden hatte. Dass auch Sasuke Gefühle hatte, die verletzt werden konnten. Er erhob sich, auf wackligen Beinen, um ins Badezimmer zu laufen, wo er nach einem feuchten Waschlappen griff und sich säuberte. Dabei vermied er den Blick in den Spiegel, da er nicht sehen wollte, wer er gerade war. Weil er nicht sehen wollte, was für ein Mensch ihm entgegen blickte. Ein abartiges Subjekt … Absolut krank … Er presste die Lippen aufeinander und wusch den Lappen aus, mit dem er dann zurück ins Wohnzimmer ging, um sich vor Sasuke hinzuknien. Der Junge blickte aus halbgeöffneten Lidern zu ihm herüber und ließ ihn gewähren, als er damit anfing, auch ihn zu säubern. Er fuhr über seinen Bauch, über seine Hüfte und griff dann nach seiner feuchten Hand, um auch sie sauberzumachen. „Du solltest jetzt schlafen“, sagte er leise und griff nach der Decke, die vorhin zu Boden gefallen war. „Du hast immer noch Fieber … und musst dich ausruhen.“ Er breitete den Stoff über Sasuke aus und wollte dann wieder aufstehen, doch er wurde am Handgelenk festgehalten. „Ich liebe dich wirklich … also bitte … stoß mich nicht weg …“ Naruto öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch es kam nichts. „Bitte … Naruto. Sag mir, dass wir einen Weg finden. Versprich es mir …“ „Sasuke …“ „Ich liebe dich“, hauchte der Junge brüchig, und als Naruto sah, dass Tränen über dessen Wangen liefen, presste er erneut die Lippen aufeinander. Dieser Anblick schmerzte mehr, als jeder Fausthieb seines bisherigen Lebens. „Wir finden einen Weg …“, erwiderte er brüchig  und beugte sich dann zu Sasuke, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Und jetzt schlaf … okay?“ Doch Sasuke fing an zu schluchzen. „Du Lügner …“ „Sasuke.“ „Hör auf, mich anzulügen.“ „Sasuke, ich sagte, wir finden einen Weg, okay? Wir finden ihn!“ Der Junge weinte immer stärker und überforderte Naruto somit restlos. Was zur Hölle sollte er denn tun?! Wenn er ihm versprach, einen Weg zu finden, dann würde er das auch tun! Selbst … selbst wenn der Weg nicht für sie beide war … er würde eine Lösung finden. „Sasuke, bitte, hör auf zu weinen … ich verspreche dir, dass wir eine Lösung finden …“ Sasuke drehte seinen Kopf zur Seite. „Hey …“ Doch Naruto griff nach seinem Kinn und drehte ihn zurück. „Hörst du? Wir finden einen Weg …“ „Okay“, hauchte er zurück, doch die Tränen flossen immer noch und brachten Naruto dazu, den Jungen in seine Arme zu ziehen, indem er sich neben ihn legte. „Beruhig dich …“, flüsterte er und streichelte über Sasukes dunklen Haarschopf, da er sein Gesicht gegen Narutos Brust gepresst hatte. Das hier war so übel, so schlimm, dass Naruto keinerlei Worte dafür fand. Auf der einen Seite bereute er, diese Dinge mit Sasuke getan zu haben, doch auf der anderen … Wenn nur sein Gefühl entscheiden würde, dann gäbe es kein Problem. Doch Gefühle alleine reichten nicht. Schon gar nicht, um diese Situation zu rechtfertigen. Sasuke war minderjährig. Er war jung … und zusätzlich noch der kleine Bruder seines besten Freundes. Des besten Freundes, der ihn umbringen würde, wenn er davon erfuhr. Und dazu kam auch noch, dass er Sasuke noch nie aus diesem Blickwinkel betrachtet hatte, sondern eher wie seinen eigenen, kleinen Bruder. Und jetzt … Nachdem Sasuke eingeschlafen war – es hatte noch eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis die Tränen versiegt waren, stand Naruto vorsichtig von der Couch auf und zog sich seine Shorts über, bevor er in die Küche ging, um sich etwas zu trinken zu holen. Es war kurz vor sechs Uhr morgens, ziemlich früh, und obwohl Naruto müde war, konnte er nicht einmal daran denken, die Augen zu schließen. Es gab so viele Dinge in seinem Kopf, die unsortiert herumlagen und dafür sorgten, dass er innerlich aufgewühlt war. Überwiegend dachte er darüber nach, eine Lösung für sein Problem zu finden, ohne allzu großen Schaden anzurichten. Wenn er nämlich in Betracht zog, tatsächlich etwas mit Sasuke anzufangen, gab es dennoch Hürden, die sie überwinden mussten. Abgesehen von Itachi und Sasukes Alter, gab es außerdem noch andere Konflikte, wie zum Beispiel die Tatsache, dass er – gemäß dem Fall, eine Beziehung mit Sasuke zu führen, erst lernen musste, den Jungen nicht so zu sehen, wie er es im Moment tat. Gut, mit der Ausnahme, dass er ihn bereits mehrmals geküsst und angefasst hatte, war es trotzdem seltsam, und fühlte sich merkwürdig an, Sasuke als potentiellen Partner zu betrachten. Sicher, sie hatten sich immer gut verstanden … und ihre Interessen waren ähnlich … doch reichte das aus? Sasuke war noch so jung, ein Teenager … musste erst noch erwachsen werden … Naruto zuckte zusammen, als er plötzlich spürte, dass Sasuke sich von hinten an ihn heranschmiegte und drehte sich, in der Hand die Wasserflasche, zu dem Jungen herum. Er sah völlig fertig aus … „Warum bist du wach?“, fragte er leise und fasste dann nach Sasukes Stirn, die immer noch ziemlich warm war. Er hatte zudem auch kein Shirt an, sondern nur seine dunkle Jogginghose. „Durst“, krächzte der Junge zurück. Naruto nahm ein Glas aus dem Schrank und schenkte ihm etwas aus der Flasche ein. „Hier“, meinte er, reichte Sasuke das Wasser und beobachtete ihn dabei, wie er trank. „Du solltest dir noch etwas anziehen … damit das Fieber brechen kann …“ „Mhmh“, murmelte Sasuke und stellte sein Glas auf die Anrichte, nachdem es leer war. Dabei erwiderte er Narutos Blick für einen kurzen Moment, sah dann jedoch nach unten. „Tut mir leid wegen vorhin“, nuschelte er und griff mit der rechten Hand um sein linkes Handgelenk. Naruto folgte dieser Bewegung, sah, dass der Junge sich über die Haut rieb. „Ich hätte nicht so emotional reagieren dürfen …“ Er griff nach Sasukes Hand, löste sie von seinem Gelenk und hielt sie locker in seiner eigenen. „Ist schon okay …“, erwiderte er und zog den Jungen dann näher an sich heran, um ihn zu umarmen. „Es ist nur …“ Sasuke blickte zu ihm auf, „dass ich darüber nachdenken muss.“ „Okay …“, hauchte Sasuke leise, löste sich jedoch kurz darauf wieder aus der Umarmung und drehte Naruto den Rücken zu. „Denk darüber nach …“ Damit lief er aus der Küche und ließ Naruto alleine zurück. Zurück mit dem Gedanken, dass es sich eigentlich viel besser angefühlt hatte, als Sasuke hier war – direkt in seinen Armen. Kapitel 7: VI. -------------- „Wie geht es Sasuke?“   „Besser … er war gestern Nacht zwar ziemlich warm, aber das Fieber ist mittlerweile gesunken.“   „Schläft er? Wart ihr schon beim Arzt?“   „Itachi …“   „Ja?“   „Mach dir keine Sorgen, Sasuke geht es gut …“   „Bist du dir ganz sicher?“   Schnaubend stand Naruto von der Couch auf, auf der er bis eben noch gesessen hatte. Mittlerweile war schon der nächste Abend angebrochen und Sasuke lag schlafend oben in seinem Zimmer.   „Ja, ich bin mir sicher. Er schläft und es geht ihm soweit gut. Ich musste ihn nur zwingen mehr zu trinken.“   „Wie viel hat er getrunken? Hast du ihm Tee gemacht? Ich hab im Medizinschrank noch Fiebersaft. Er hasst ihn zwar, aber wenn du ihn in sein Trinken kippst, wird er ihn schlucken.“ Naruto hustete. Itachi war wirklich unmöglich …   „Itachi … ich verspreche dir, dass es Sasuke gut geht. Er hat nur eine kleine Erkältung.“   „Es könnte auch die Grippe sein.“   „Nein, es ist keine Grippe.“   „Wie verhält er sich sonst? Ist er schlapp? Kann er aufstehen? Isst er?“ Naruto verdrehte die Augen. Wie zum Teufel war er nur davon ausgegangen, dass Itachi ruhig blieb, sobald er erfuhr, dass sein kleiner Bruder krank war?   „Er schläft.“   „Weck ihn, ich will mit ihm reden.“   „Itachi, ich bitte dich. Ich werde ihn nicht wecken, damit du deinen Gluckenmodus ausleben kannst.“   „Ich bin keine … Glucke.“ Itachi spuckte das Wort förmlich in den Hörer.   „Dann benimm dich nicht wie eine. Sasuke hat nur eine Erkältung, okay? Ich kümmere mich um ihn.“   „Wirst du morgen zur Arbeit gehen? Sasuke kann nicht alleine zu Hause bleiben.“ Darüber hatte Naruto auch schon nachgedacht. Zwar war Sasuke nach dem Schlaf am Mittag schon in einigermaßen besserer Verfassung gewesen als in der Nacht, und auch am Nachmittag war seine Temperatur gesunken, doch wirklich wohl fühlte sich Naruto nicht bei dem Gedanken, ihn alleine zu lassen.   „Ich werde mir freinehmen.“   „Hast du noch Urlaub?“   „Itachi … Sasuke wird es morgen wahrscheinlich schon wieder besser gehen.“       Nachdem Itachi ihn noch geschlagene zehn Minuten damit genervt hatte, sich auch ja anständig um Sasuke zu kümmern, feuerte Naruto erschöpft sein Handy auf die Couch, neben der er noch immer stand. Es war ein verdammt unangenehmes Gefühl, in ihrem Gespräch so zu tun, als ob alles in Ordnung war. Denn das war es nicht. Nicht im Geringsten.   Naruto hatte höchstens vier Stunden geschlafen – er war fertig, und das lag nicht zuletzt an diesen Gedanken, die einfach nicht aufhören wollten.   Diese Situation überforderte ihn.   Sasuke und er hatten zwar seit diesem Zwischenfall nicht mehr über dieses Thema geredet, doch es wirkte sich dennoch auf die Stimmung zwischen ihnen aus. Alles war vorsichtig. Als ob sie um etwas Zerbrechliches herumwanderten, das bei nur einer falschen Bewegung zu Bruch gehen konnte.   Dabei war sowieso schon alles kaputt …   Das, was vorher war, existierte nicht mehr. Was sie getan hatten war unwiderruflich.   „Du siehst müde aus.“ Naruto hatte nicht bemerkt, dass Sasuke die Treppen nach unten gekommen war und ihn beobachtete, doch er blickte ihm trotz der Überraschung entgegen und musterte dessen Erscheinung.   „Dasselbe könnte ich auch von dir sagen.“ Sie sahen sich für einige, schweigsame Sekunden an, ehe Naruto erneut sprach: „Ich hab mit Itachi telefoniert …“ Sasukes Gesichtsausdruck wechselte von ausdruckslos zu interessiert. Er hob eine Augenbraue an.   „Und?“   „Ich hab ihm erzählt, dass du krank bist … und er hat natürlich ein Fass aufgemacht.“ Naruto schmunzelte. „Er hat mir gesagt, ich soll mich gut um dich kümmern.“ Sasuke schnaubte und schüttelte den Kopf. Auch auf seinen Lippen lag ein kleines, kaum sichtbares Schmunzeln.   „Ich hab Hunger“, wechselte er allerdings das Thema und ging dann in Richtung Küche, in die Naruto ihm kurz darauf folgte.   „Ich hab vorhin Suppe gemacht, als du geschlafen hast … wenn du willst.“   „Mhmh, okay.“ Naruto öffnete den Schrank, in dem die Teller waren und nahm einen heraus.   „Wie geht es dir? Fühlst du dich schon besser?“   „Mir ist kalt.“ Ohne darüber nachzudenken, fasste er an Sasukes Stirn, nachdem er den Teller auf der Küchenzeile abgestellt hatte.   „Du bist auch recht warm … willst du Fieber messen?“ Sasuke zog beide Augenbrauen nach oben.   „Seh ich so aus?“   „Itachi hat gesagt, ich soll dir Fiebersaft geben …“ Sasuke verzog das komplette Gesicht und brachte Naruto somit zum Glucksen.   „Vergiss es. Eher sterb ich im Fieberwahn.“   „Na komm schon …“   „Nope. Ich will was essen. Keinen Fiebersaft.“   Für den Augenblick gab sich Naruto geschlagen und schöpfte seufzend Suppe in den Teller, ehe er einen Löffel aus der Schublade nahm.   „Willst du oben essen?“   „Ich denke, ich esse im Wohnzimmer.“   „Okay.“ Gemeinsam mit Sasuke ging Naruto wieder zurück ins Wohnzimmer, wo er das Essen auf dem Tisch abstellte und sich auf die Couch setzte, nachdem Sasuke den Fernseher eingeschaltet hatte.   Vielleicht war die Stimmung ja doch nicht so seltsam wie angenommen?   „Ich werde mir morgen freinehmen, damit ich mich um dich kümmern kann.“ Sasuke sah zu ihm herüber.   „Musst du nicht.“ Und widmete sich dann dem Teller, der auf dem Tisch stand. Naruto beobachtete ihn dabei.   „Will ich aber. Ich möchte hier sein für den Fall, dass es dir schlechter geht.“   Damit wurde es wieder still zwischen ihnen, zumindest solange, bis Sasuke damit fertig war, die Suppe zu essen.   „Hat es dir geschmeckt? Willst du noch was?“ Der andere lehnte sich zurück und seufzte.   „Ich bin satt.“   „Okay … willst du noch was trinken? Tee? Brauchst du eine Decke? Oder willst du lieber wieder schlafen?“ Sasuke verdrehte die Augen und legte dann, ohne Vorwarnung, seinen Kopf in Narutos Schoß. Der riss dementsprechend geschockt die Augen auf.   „Uhm … Sasuke?“   „Shht, ich brauche Ruhe …“   „Eh … okay?“   „Kraul mich?“, meinte Sasuke in so einer Tonlage, dass Naruto unweigerlich grinsen musste. Es klang wie eine Frage und ein Befehl zugleich, doch er tat, was gefordert wurde und vergrub seine Hand in dem dicken, schwarzen Haarschopf, der sich wunderbar weich um seine Finger schmiegte.   „Mhh, das ist gut …“, brummte Sasuke und rutschte etwas mehr nach oben, so dass er noch bequemer lag.   Irgendwie … irgendwie war es schön, das hier zu tun. Es fühlte sich entspannt an. Nicht so verkrampft wie angenommen.   „Dir gefällt das, mh?“, fragte Naruto leise und spürte, dass Sasuke nickte. Kaum zu glauben, dass Sasuke so kuschelbedürftig war … die letzten Jahre hatte Naruto zumindest nichts davon bemerkt.   Doch jetzt war auch alles anders, oder?   „Nicht aufhören, okay?“ Naruto kraulte Sasuke weiter, griff jedoch mit seiner freien Hand nach der Decke, die an dessen Füßen lag, um ihn damit zuzudecken. Kurz darauf streichelte er auch noch über seinen Oberarm.   Irgendwie war es seltsam, Sasuke mit dem Wissen anzufassen, dass es etwas Intimes zwischen ihnen gegeben hatte … und sich deshalb aber trotzdem nicht schlecht zu fühlen. Eher im Gegenteil. Das hier fühlte sich gut an. Als ob es das Normalste der Welt war.   „Mhmh, so gut“, hörte er Sasuke murmeln und aus dem Grinsen auf Narutos Lippen wurde schließlich ein Lächeln.   Dieser Kontakt sorgte auch dafür, dass diese schlechten Gedanken in den Hintergrund rückten.       Am nächsten Morgen – sie waren beide auf der Couch eingeschlafen, rief Naruto zuerst bei seiner Arbeitsstelle an und kündigte an, dass er wegen einem wichtigen Termin nicht kommen konnte.   Natürlich hätte niemand etwas gesagt, wenn er die Wahrheit erzählt hätte, doch irgendwie … irgendwie wollte er nicht den Grund nennen, warum er wirklich von der Arbeit fernblieb. Denn Naruto war für gewöhnlich sogar im Laden, wenn er selbst krank war.   Er war gerade in der Küche, um das Frühstück vorzubereiten, als Sasuke sich von hinten an ihn heranschmiegte.   „Morgen“, nuschelte der Junge gegen seinen Rücken und drehte dann seinen Kopf zur Seite. Naruto lächelte.   „Guten Morgen“, erwiderte er und schnitt weiter Äpfel auf, die dann alle in einer Schüssel landeten, wo bereits anderes Obst war.   „Hast du gut geschlafen?“, fragte er Sasuke und drehte sich dann zu ihm herum. Der Junge sah verschlafen aus, aber wesentlich besser als gestern.   „Ja … wann bist du aufgestanden?“   „Vor einer Stunde etwa.“   „Mhm. Hab ich gar nicht gemerkt.“   Naruto grinste. „Du warst ja auch im Traumland.“ Sasuke zog eine Augenbraue in die Höhe.   „Im Traumland?“   „Jap“, nickte Naruto, noch immer grinsend und drehte sich dann wieder herum, um Teller aus dem Schrank zu holen. „Ich hab uns übrigens schon abgemeldet, du bist bis übermorgen entschuldigt“, erzählte er weiter und hörte Sasuke hinter sich brummen.   „Und du? Wirst du noch zur Arbeit fahren?“   „Nein, heute gehör ich nur dir.“ Naruto erkannte erst an der darauffolgenden Stille, was er eigentlich gerade gesagt hatte und spürte prompt eine gewisse Wärme im Nacken.   „Soso.“   „Erm …“   „Klingt gut. Dann werd ich das ausnutzen …“   „Sasuke, du weißt, wie ich das gemeint habe, oder?“ Sasuke lächelte, als Naruto sich erneut zu ihm herumdrehte.   „Klar … deshalb werd ich jetzt duschen gehen. Bis gleich.“ Er hielt Sasuke nicht auf, als der ihm einen Kuss auf die Wange gab, und obwohl er sich dabei unwillkürlich anspannte, genoss er dieses zarte Gefühl von Zuneigung. So lange, bis Sasuke verschwunden war und Naruto sich selbst überließ. Gemeinsam mit diesem schnellen Herzschlag, der ihn wieder daran erinnerte, was hier eigentlich Sache war.   War er wirklich dabei, sich in den Jungen zu verlieben? War das kein Hinweis? Sasukes Berührungen ließen ihn nämlich alles andere als kalt. Sorgten für dieses verdächtige Kribbeln.   Seufzend richtete Naruto den Tisch zurecht und setzte sich dann an seinen Platz, um auf Sasuke zu warten. Es brachte nichts, wenn er darüber nachdachte, oder? Es war ohnehin schon viel zu spät, um sich aus dieser Situation herauszureden oder sie gar ungeschehen zu machen. Er und Sasuke hatten Dinge getan, die man nicht tun durfte. Die niemals hätten passieren dürfen.   Allerdings waren es auch Dinge, bei denen er sich verdammt gut gefühlt hatte.   Wenn er es zuließ … nicht sofort wegschob, dann … dann würden so viele Probleme entstehen, doch auf der anderen Seite … würde er vielleicht nicht nur Sasuke, sondern sich selbst ein Stückchen mehr von diesem Verlangen nehmen können. Vielleicht war es nur eine Phase, die er durchmachen musste. Genauso wie Sasuke. Und wenn diese Phase vorbei war, dann war alles wieder gut, richtig? Dann würde alles wieder so werden wie vorher.         Zwanzig Minuten später saß Sasuke ihm gegenüber, frisch geduscht und in neuen Klamotten. Er sah wirklich besser aus, obwohl ein kleiner Hustenanfall Naruto die Augen zusammenkneifen ließ.   „Es ist alles gut … morgen noch, dann bin ich wieder fit“, versicherte Sasuke, der deutlich sah, dass Naruto sich Gedanken machte.   „Willst du doch lieber zum Arzt? Du musst sowieso, wegen deiner Krankmeldung.“   „Brauch ich nicht. Eine Entschuldigung von dir reicht.“   „Sicher?“   Sasuke nickte und griff dann in die Obstschüssel, um Äpfel und Erdbeeren auf seinen Teller zu packen.   Das Frühstück verlief zum größten Teil schweigend, und als sie fertig waren und Naruto die Küche aufräumte, ging Sasuke zurück ins Wohnzimmer, um sich auf die Couch zu setzen.   Naruto folgte nur wenig später und ließ sich neben dem Jungen nieder.   „Was willst du heute machen? Also ich meine … neben dem Ausruhen? Soll ich dir irgendwas besorgen? Willst du was Bestimmtes essen?“ Sasuke grinste. Weshalb er das tat, wusste Naruto nicht, doch es sorgte für ein seltsames Gefühl in seiner Magengegend.   „Ich hab da was, das ich essen möchte“, fing Sasuke an und rutschte näher an Naruto heran. Der zog die Augenbrauen in die Höhe. Als er dann plötzlich spürte, dass Sasukes Finger sich unter sein Shirt schoben, hielt er die Luft an.   „Eiweiß … gegen Halsschmerzen“, hauchte Sasuke und fing an, leichte Küsse auf seiner Wange zu verteilen.   Eiweiß?   „Huh?“   Sasukes leises, dunkles Lachen klang in seinen Ohren viel zu laut, doch es bewirkte, dass er darauf kam, was wirklich gemeint war, und somit schoss auch sein Puls in beachtliche Höhe.   „Was?“, keuchte Naruto, ziemlich geschockt von diesem Angebot, ließ aber weiterhin zu, dass Sasuke ihn berührte. Sein Mund öffnete sich, er drehte sein Gesicht zu Sasuke und spürte sofort dessen Lippen auf seinen eigenen.   Der Junge hatte die Augen geschlossen, versuchte den Kuss zu vertiefen, doch Naruto starrte ihn nur an. So lange, bis er sich wieder zurückzog.   „Was ist?“, murrte Sasuke, doch Naruto glotzte weiter so, als hätte man einen Sack Mehl über seinem Kopf entleert.   „Ist das dein Ernst?“, fragte er dann schließlich und sah, dass Sasuke die Augen verdrehte.   „Natürlich ist das mein Ernst. Ich will dir einen blasen.“ Narutos Augen weiteten sich.   „Sasuke … das …“, stotterte er, „das ist … nein! Du bist krank und … das ist …“   „Geil?“   Naruto hustete.   „Ich … es … Sasuke, das ist falsch. Du kannst mir keinen … keinen …“   „Blasen?“   „Sag das nicht so!“   „Wie denn dann? Gefallen dir Blowjobs etwa nicht? Jeder mag Blowjobs, Naruto.“ Das wusste Naruto auch selbst, doch nicht jeder wollte einen Blowjob von Itachis kleinem Bruder …   „Das ist absurd. Darüber werde ich nicht mit dir diskutieren. Willst du etwas anderes haben? Tee? Wasser? Einen Keuschheitsgürtel?“   Sasuke lachte auf.   „Klar … aber bitte farblich passend zu deinem. Oh halt, warte, ich glaube der Rost auf deinem ist echt und müsste auf meinem erst ansetzen. Wie lange trägst du ihn denn schon? Nur damit ich in etwa weiß, wie lange es dauert, bis ich auch zur Nonne werde.“   „Das ist nicht lustig!“, kam es entrüstet von Naruto, doch Sasuke lachte weiter.   „Das ist genauso lustig wie die Tatsache, dass du einen Blowjob ausschlägst.“   „Weil es falsch wäre!“   „Du hattest meinen Schwanz in der Hand und ich deinen, da gibt es kein Richtig oder Falsch mehr …“, hielt Sasuke gelassen entgegen und setzte sich dann, ohne Vorwarnung, auf Narutos Schoß.   Der wäre ohnehin nicht dazu in der Lage gewesen, etwas dagegen zu unternehmen, da er gerade dabei war, Sasukes letzten Satz zu verarbeiten.   Oh ja, die Wärme stieg weiter an.   „Sa…Sasuke!“   „Entspann dich einfach, du kleine Jungfrau …“   „Ich bin keine Jungfrau!“, platzte es geistreich aus Naruto heraus, und er wollte gerade erneut ansetzen, um etwas zu sagen, doch Sasukes Mund machte es ihm unmöglich, denn er küsste ihn. Diesmal fordernder und während Naruto seine Hände auf dessen Hüfte legte, um ihn wegzuschieben, verschränkte Sasuke seine Arme hinter seinem Nacken und hielt sich fest. Er biss sogar auf seine Lippe und sorgte somit dafür, dass Naruto den Mund öffnete und der forschen Zunge schutzlos ausgeliefert war.   Gott, wie schaffte der Junge das nur immer, dass sein Verstand sich binnen weniger Sekunden verflüssigte? Und warum erwiderte er so stürmisch wie ein ausgehungertes Tier, das nur darauf gewartet hatte, das hier zu fühlen?       Sie lösten sich nur voneinander, weil das Luftholen schwer geworden war. Beide mit geröteten Wangen, heftig am Atmen.   „Sasuke … du solltest dich wirklich ausruhen …“   „Will nicht.“ Sasukes knappe Antwort wurde von einem weiteren Kuss begleitet, der so wahnsinnig perfekt war, dass Naruto unweigerlich aufstöhnte.   Es war zwecklos … Er würde das hier niemals abbrechen können …   Und diese Tatsache beunruhigte ihn zunehmend.   „Hör auf, ständig darüber nachzudenken, du Idiot“, hauchte Sasuke gegen seine Lippen, ehe er nach dem Saum von Narutos Shirt griff und es ihm mit einem Ruck nach oben über den Kopf zog. Er hatte noch gar nicht die Chance darüber nachzudenken, denn Sasukes Mund lag sofort wieder auf seinem, er drängte sich gegen ihn, noch enger, näher, so nah, dass Naruto das Gefühl hatte, in Flammen zu stehen.   Finger die wanderten, Hitze, die immer weiter anstieg. Naruto war völlig machtlos gegen diese Berührungen – gegen die Laute, die von den sinnlichen Lippen perlten.   „Sas-“   „Shh.“ Sasuke löste sich von ihm, glitt langsam von ihm herunter, kniete sich vor ihm hin.   Und Narutos Herz raste.   Pulsierte heftig in seiner Brust, als er Sasukes Hände dabei beobachtete, wie sie über seine Schenkel fuhren, hoch zu seinem Gürtel.   „Sasuke … das-“ Naruto verstummte abrupt, weil Sasuke mit seinen Fingern über seinen Schwanz streifte.   Wenn er das hier tat. Wenn er das hier wirklich tun würde.   Narutos Mund öffnete sich, seine Lippen entließen einen zittrigen Atemzug der stockte, als Sasuke seine Hose öffnete und direkt nach seiner Erregung griff, um sie herauszuholen.   Eigentlich konnte er nichts dagegen tun, weil sich alles so weit weg anfühlte.   Und als Sasuke von unten zu ihm herauf blickte – mit diesen schönen, großen dunklen Augen, darin ein unverwechselbares Funkeln – war es um ihn geschehen.   Ergeben legte er den Kopf in den Nacken, versuchte einen imaginären Punkt an der Decke zu fixieren, doch kniff dann die Augen zusammen, als Sasukes Zunge seinen Schwanz berührte.   Nur leise war die Stimme in Narutos Kopf, die ihm zuflüsterte, dass das, was er hier tat, vollkommen falsch war. Dass das, was er Sasuke tun ließ, einfach nicht richtig war. Und doch konnte er sich nicht dazu bringen, es abzubrechen. Dafür fühlte es sich einfach zu gut an. So verdammt geil.   Stöhnend fuhr er mit seiner rechten Hand in Sasukes schwarzen Haarschopf, während sich die Finger seiner linken Hand in das Polster der Couch gruben.   „Sasuke“, stöhnte er rau, während der Junge an ihm saugte und gleichzeitig seine Zunge dazu benutzte, um die empfindlichen Nervenenden zu reizen. „Gott, hör nicht auf.“ Er spürte, dass Sasukes Lippen ein Lächeln formten, doch dieses Wissen rückte in den Hintergrund. Alles, was Vernunft betraf, war nicht mehr existent.   Warum auch? Wenn das hier nicht richtig war, was dann? Normen. Moral. Zum Teufel damit. Zum Teufel mit Itachi. Zum Teufel mit der Tatsache, dass Sasuke viel zu jung war.   Denn eines war Sasuke sicherlich nicht. Unerfahren. Dafür war dieses Spiel hier zu geschickt.   Und das Alter war nur eine Zahl. In diesem Fall … richtig?   Keuchend und mit zitternden Fingern rutschte Naruto weiter zurück in das Polster der Couch.   „Sasuke, verdammt … das ist ...“ Er sah zu Sasuke hinab, beobachtete dessen Lippen, seine Augen. „Fuck … ich glaub … ich ...“ Sasuke saugte kräftiger und Narutos Augen weiteten sich. Aktiv waren das vielleicht drei, vier Minuten?!   „Shit“, presste er hervor, versuchte den Jungen von sich zu drücken, doch Sasuke hielt ihm stand. Ließ seine Zunge kreisen, fuhr auf und ab.   Naruto hatte Mühe, das laute Stöhnen zu unterdrücken, als er schließlich seinen Höhepunkt fand – geradewegs in Sasukes Mund, der immer noch an ihm festhielt.   Seine Brust hob und senkte sich schnell, seine Augen waren auf Halbmast, doch er blickte nach unten zu Sasuke, der ihn langsam mit einem letzten Schlucken entließ. Der Junge hatte ein Schmunzeln auf den Lippen.   „Ich hätte nicht gedacht, dass du so süß schmeckst.“ Narutos Wangen brannten nach diesem Satz.   Nur langsam klärte sich der Zustand seines Bewusstseins und als er seine Gedanken wieder fixieren konnte, stieg augenblicklich ein Gefühl von Reue in ihm auf.   Er hatte sich gerade wirklich einen blasen lassen.   „Ich hasse es, wenn du mich so ansiehst“, hörte er Sasuke sagen, doch er erwiderte nichts darauf, sondern musterte den Jungen stumm, als der sich aufrichtete und auf seinen Schoß setzte. Sasukes Arme verschränkten sich hinter seinem Nacken.   „Du siehst gerade so aus, als wärst du lieber woanders … ganz weit weg ...“   „Sasuke ...“ Naruto war es unangenehm, dass der Junge auf ihm saß, weil er noch immer nackt war … und der Stoff von Sasukes Hose gegen seinen Schritt rieb, doch er unternahm auch nichts, um ihn davon abzuhalten, noch näher an ihn heranzurutschen.   „Dabei würde ich mich jetzt gerne von dir ficken lassen, Naruto“, hauchte Sasuke ihm ins Ohr und Naruto keuchte auf.   Das hier war Wahnsinn …   „Sasuke … hör auf so zu sprechen.“   „Wie spreche ich denn, mh?“, erwiderte der Junge und nahm dann Narutos Ohrläppchen zwischen die Zähne. Er saugte leicht daran, ehe er wieder losließ und mit seinen Lippen über Narutos Wange fuhr.   „Wie … wie ein …“   Naruto fasste um Sasukes Hüfte, halb versucht, ihn von sich zu schieben, doch ihm fehlte die Kraft. Stattdessen drückte er seine Fingerspitzen in den Stoff der Hose.   „Wie wer? Mh?“   „Sasuke, das ist Wahnsinn.“   „Ist es … und jetzt, wo ich weiß, dass es dir gefällt, ist es noch viel verrückter.“   Naruto runzelte die Stirn und neigte seinen Kopf leicht zur Seite, als Sasuke Anstalten machte, ihn zu küssen.   „Sasuke, das geht nicht …“   „Du hast doch gesehen, dass es geht.“ Sasuke rückte mit seinem Becken noch weiter nach vorne. „Und weißt du was noch gehen würde? Wenn du mich ficken würdest. Hier auf der Couch.“ Mit einem Ruck schmiss Naruto Sasuke seitlich auf die Polster des Sofas und ehe der Junge sich versah, war Naruto über ihm. Seine blauen Augen funkelten und Sasuke wusste nicht, wie er dieses Funkeln einordnen sollte.   Naruto war wütend, oder?   „Ich werde dich nicht ficken. Verstanden?“ Sasuke schmunzelte.   „Nein?“, hakte er nach und sah, dass Narutos Kiefer sich anspannte.   „Wenn nicht“, fuhr der Junge fort, „dann werd ich mich selbst ficken. Hier vor dir.“   „Sasuke …“ Narutos Augen folgten Sasukes Hand, die sich über seinen eigenen Bauch schlängelte, geradewegs zum Bund seiner Hose, die er dann ein Stück weit nach unten zog, gerade soweit, dass seine Erektion zum Vorschein kam.   Der Blick des Blonden veränderte sich, doch er blieb regungslos. Gefangen in dieser Szene, die sich vor ihm entfaltete.   Sasuke umfasste seinen eigenen Schwanz und spreizte die Beine, zwischen denen Naruto noch immer saß, ein Stückchen weiter.   „Ich werde es mir besorgen“, hauchte der Junge und schlug seinen freien Arm über seine Stirn, die Handfläche nach oben gerichtet.   „Es mir besorgen und dich dabei zusehen lassen, Naruto.“ Nur minimal rutschte Naruto zurück, unfähig, etwas anderes zu tun, als zu starren.   Was tat Sasuke hier?   „Sasuke, hör auf“, erwiderte er und stellte fest, wie halbherzig er eigentlich klang.   Turnte ihn diese Situation gerade wirklich an?   Sasuke hörte nicht auf ihn – im Gegenteil. Der Junge fing an zu stöhnen, seine Lippen waren leicht geöffnet, die Wangen gerötet. Er massierte sich selbst, direkt vor Naruto, fuhr auf und ab, drückte zu.   Fuck …   „Sasuke“, versuchte Naruto es ein letztes Mal, doch dann gab er auf, als der andere seinen Namen stöhnte.   Wie verrückt das hier war …   So surreal, um es überhaupt greifen zu können.   „Fuck, du bist so ...“   Ja, was war er? Naruto konnte in diesem Augenblick unmöglich eine Definition dafür finden und die Lust, die in ihm aufkeimte, ließ seinen Verstand ein weiteres Mal abrutschen in Gefilde, die eigentlich nicht betreten werden durften.   Ohne ein weiteres Wort zog er die locker sitzende Hose von Sasukes Beinen und sah, dass der Junge in seiner Bewegung innehielt. Er blickte zu ihm herunter, aus halbgeöffneten Augen, die Lippen zu einem leichten Schmunzeln verzogen.   Dieser kleine Bastard …   „Ich werde nicht mit dir schlafen, Sasuke … aber ...-“ Naruto sprach den Satz nicht zu Ende, sondern rutschte weiter herunter, um zu verdeutlichen, was er damit meinte.   „Oh Shit“, stöhnte Sasuke auf, als Narutos Zunge ihn berührte und seine Lippen sich um seinen Schwanz legten.   Wie in Trance vollführte Naruto die geübten Bewegungen, berauscht von den Lauten, die Sasuke von sich gab.   Das hier war gut …   Fast schon zu gut. Weil es deutlich machte, wie wenig Macht Naruto besaß, wenn Sasuke sich so verhielt.   Es würde schwer werden. Für sie beide. Und auch für alle anderen, die es betraf. Doch das war jetzt nicht wichtig.   „Naruto!“             „Nicht bewegen“, grummelte Sasuke, nachdem sie eine Stunde später kuschelnd zusammen auf der Couch lagen. Der Fernseher lief leise im Hintergrund und entfernt konnte man Regen hören, der draußen gegen die Fensterscheibe prasselte.   „Ich muss mal …“, murmelte Naruto, der nach ihrem intimen Moment von vorhin beschlossen hatte, vorerst nicht mehr darüber nachzudenken.   Als Sasuke gekommen war … in seinem Mund … waren alle Gedanken, die sich um Richtig und Falsch drehten, wie weggeweht. Er wollte sich nicht mehr damit befassen, wenn das zwischen ihnen sich so gut anfühlte. So richtig.   „Dann mach hier“, gab Sasuke halb weinerlich von sich und Naruto schnaubte.   „Ich werde dich nicht anpinkeln, Sasuke.“   „Schade.“   „Sasukeeee, lass mich aufstehen“, überging Naruto die Antwort des Jungen und zerrte leicht an dessen Arm. Sasuke lag vor ihm, ziemlich nah an ihm dran, so dass er nicht ohne Weiteres aufstehen konnte.   „Steig doch einfach drüber … und klau mir nicht die Wärme … oder weißt du was? Bleib einfach liegen und lass der Natur ihren Lauf ...“   „Vergiss es“, ächzte Naruto, da er sich ziemlich verbiegen musste, um sich aus Sasukes Fängen zu befreien. Er ließ den grummelnden Jungen nur kurze Zeit später zurück und sprintete ins Badezimmer, um seine Blase zu erleichtern, die mittlerweile mehr als voll war. Ein Seufzen kam über seine Lippen, während er zeitgleich den Kopf in den Nacken legte und an die Decke blickte.   Sie hatten es schon wieder getan … sie waren sogar noch weiter gegangen.   Und warum musste er gerade jetzt darüber nachdenken?   „Soll ich halten?“ Naruto erschrak sich fürchterlich, als Sasuke auf einmal neben ihm auftauchte.   Verdammt, wie war er hier hereingekommen, ohne auch nur ein Geräusch zu machen?   Zum Glück war Naruto schon fertig, sonst hätte er mit Sicherheit eine Sauerei verursacht.   Mit versucht entnervt aussehender Miene blickte er dem Jungen entgegen.   „Nein. Ich bin fertig. Und was willst du überhaupt hier? Ich wollte alleine pinkeln.“   „Muss auch“, erwiderte Sasuke grinsend, offensichtlich nicht davon beeindruckt, dass Naruto ihn nicht hier haben wollte.   „Dann warte einfach, bis ich fertig bin.“   „Bist du doch.“   „Sasuke … du weißt genau, was ich meine.“   „Rutscht du jetzt rüber oder muss er erst noch lüften?“ Narutos Mund klappte auf, er sah nur kurz an sich herunter, dann spürte er Wärme im Nacken.   Leise murmelte er Fluchwörter vor sich hin, während er seine Hose schloss und zum Waschbecken trat. Sasukes leises Lachen blendete er dabei aus.                 „Hey Naruto!“ Besagter hatte gerade den Supermarkt betreten, als Sakura bereits auf ihn zugelaufen kam und ihn lächelnd begrüßte.   Nachdem Sasuke ihm heute morgen versichert hatte, dass es ihm wieder besser ging und er morgen wieder zur Schule gehen würde, war Naruto zur Arbeit gefahren, um nach dem Rechten zu sehen.   „Hey Sakura. Na, alles gut?“ Die Frau nickte.   „Ja, und bei dir? Du hattest gestern einen Termin?“ Er lief gemeinsam mit Sakura in die Richtung seines Büros.   „Ja, Familie … aber es hat sich geklärt.“   „Das ist schön.“ Irrte er sich, oder war das hier irgendwie verkrampft?   „Also … ich werde mal nachsehen, was gestern so auf meinem Schreibtisch gelandet ist …“   „Okay“, antwortete Sakura, die Lippen noch immer zu einem Lächeln geformt.   Warum sah sie ihn so seltsam an? So … überfreundlich …   Nichtsdestotrotz erwiderte er diese Geste, ehe er sie zurückließ, um sein Büro zu betreten. Vorsorglich verriegelte er auch gleich die Tür.     Sasuke und er hatten gestern gemeinsam im Gästezimmer geschlafen … Und das natürlich nur, weil Sasuke nicht locker lassen wollte und Naruto schließlich genervt aufgegeben hatte.   Dabei war es – als sie dann endlich im Bett lagen, eng aneinander gekuschelt – wirklich schön. Sasuke in seinen Armen zu halten … war ein angenehmes Gefühl.   Auch wenn es moralisch nicht in Ordnung war …               Den größten Teil seiner Arbeit verbrachte Naruto hinter verschlossener Tür in seinem Büro, doch etwa eine Stunde vor Feierabend beschloss er, im Markt nachzusehen, ob alles in Ordnung war.   Die Kunden waren wie immer anstrengend, die Kassen vollbesetzt – und dann war da Sakura, die scheinbar bewusst nach ihm Ausschau gehalten hatte. Hier in den letzten Winkeln des Supermarktes – da, wo sich selten Menschen aufhielten, kam sie schließlich auf ihn zu.   „Naruto?“, fing sie auch gleich an und strich sich eine ihrer rosa Haarsträhnen hinters Ohr.   „Ja?“   „Ich wollte dich etwas fragen.“   „Ja?“   „Ich … also … ehm“, druckste sie herum und Naruto runzelte die Stirn. Wollte sie ihm sagen, dass sie kündigte? Warum war sie so verkrampft?   „Also ich wollte fragen, ob du vielleicht mit mir ausgehen möchtest?“ Und das war der Moment, wo sich seine Augen weiteten.   Was?   „Eh“, erwiderte er, völlig überrumpelt von ihrer Frage.   Sie wollte mit ihm ausgehen?   „Also ich meine, so … also als Kollegen?“, bot sie an, sichtlich peinlich berührt über seine einsilbige Aussage.   „Eh ...“, machte er erneut, fing sich dann aber. „Ich ...“ oder auch nicht.   „Also Sakura, das ist wirklich lieb von dir, dass du mich fragst … aber ich glaube, das geht nicht.“ Und darüber musste er gar nicht erst nachdenken. Die Antwort auf diese Frage war so eindeutig, dass er sich selbst darüber wunderte.   Hatte er nicht noch vor kurzer Zeit in Betracht gezogen, etwas mit ihr anzufangen?   Hatte er … doch mittlerweile …   „Oh“, antwortete sie und klang dabei ziemlich niedergeschlagen. Auch ihr Gesichtsausdruck deutete darauf hin, dass sie damit nicht gerechnet hatte.   „Du bist wirklich nett, aber ich denke … nein ich weiß, dass wir das nicht tun sollten … du bist eine Arbeitskollegin“, sie verzog die Lippen, doch er sprach weiter: „und ich denke das ist nicht richtig.“   „Okay“, atmete sie zittrig aus und löste damit eine Welle von Schuldgefühlen in Naruto aus.   Doch mehr auch nicht. Er bedauerte es nicht, weil er genau wusste, dass daraus nichts entstehen konnte.   Nicht jetzt … wo er …   „Okay, danke, dass du ehrlich zu mir warst … ich werde dann … ich werde dann weitermachen“, sprudelte es aus ihr heraus und bevor Naruto noch etwas erwidern konnte, hatte sie sich umgedreht, um fast schon vor ihm davon zu sprinten.         Nach diesem Vorfall war von Sakura nichts mehr zu sehen und als Naruto eine Stunde später gemeinsam mit seinem Einkauf den Markt verließ, fühlte er sich ausgelaugt. Von einem eigentlich stressfreien Tag …       Während der Fahrt kreisten seine Gedanken um das, was Sakura heute gesagt hatte, aber auch um Sasuke – überwiegend um Sasuke, der zu Hause wahrscheinlich schon auf ihn wartete.     „Ich bin wieder da!“, rief Naruto durch die Stille des Hauses – er vermutete, Sasuke war in seinem Zimmer –, ehe er mit dem Einkauf in die Küche ging, um ihn zu verstauen.   „Hey.“ Naruto war gerade dabei, Säfte in den Kühlschrank zu räumen, als Sasuke sich von hinten an ihn heranschmiegte.   „Hey“, erwiderte er und drehte sich dann zu dem Jungen um.   Sasuke sah weitaus besser aus als gestern, viel frischer.   „Wie geht’s dir? Hast du dich ausgeruht?“, fragte Naruto nach, doch der andere rollte mit den Augen und antwortete nicht, sondern beugte sich stattdessen nach vorne, um einen Kuss zu fordern.   Wie natürlich sich das hier anfühlte …   Sasukes Finger wanderten über sein Hemd, hoch zu seinem Hals, hinter zum Nacken, bis zum Ansatz seines Haars – Naruto seufzte in ihren Kuss.   Wie perfekt es sich anfühlte, war unbeschreiblich.   „Hab ich“, hauchte Sasuke, nachdem er den Kuss gelöst, und seinen Kopf gegen Narutos Schulter gelehnt hatte. Die Arme des Blonden lagen um seiner Hüfte und diesmal war es an Sasuke, wohlig zu seufzen.   „Ich hab dich vermisst“, sprach der Junge leise weiter und Naruto hätte beinahe erwidert, dass es ihm ebenso ergangen war, doch er konzentrierte sich stattdessen auf das angenehm flaue Gefühl in seiner Magengegend.   Sasuke war schon immer etwas Besonderes für ihn gewesen … doch jetzt? Jetzt war er noch viel mehr als das.   Er war im Begriff, sich zu verlieben. Und dagegen konnte er nicht das Geringste tun.   Doch wollte er das überhaupt noch?   Er blickte nach unten und Sasuke sah zu ihm auf.   „Du bist eindeutig zu hübsch … Sasuke.“ Der Junge schmunzelte.   „Das klingt ziemlich schwul.“ Und Naruto gluckste.   „Und das von dir …“, entgegnete er, ehe er Sasuke ein Stück weit von sich wegschob. „Was willst du essen? Irgendwelche speziellen Wünsche?“ Der Junge schmollte wegen dem Kontaktverlust, doch dann antwortete er:   „Mir egal. Koch irgendwas. Ich will kuscheln.“   „Du bist ziemlich kuschelbedürftig in letzter Zeit …“   „Ich bin immer kuschelbedürftig. Nur jetzt kann ich es endlich rauslassen.“   Naruto schüttelte grinsend den Kopf.   „Ich werd uns was kochen. Du kannst dich ruhig noch etwas ausruhen.“   „Mhmh“, murmelte Sasuke, bevor er sich erneut einen Kuss von den Lippen des anderen stahl, ehe er ihn alleine in der Küche ließ.   Mit stark klopfendem Herzen machte sich Naruto schließlich an die Arbeit.         „Essen ist fertig.“ Naruto stand etwa eine Stunde später im Türrahmen von Sasukes Zimmer. Der Junge saß an seinem Schreibtisch, Kopfhörer aufgesetzt, offenbar konzentriert am Spielen. Er bemerkte noch nicht einmal, dass Naruto sich hinter ihn stellte und ihn dabei beobachtete, wie er sein blondes Männchen durch den Jungel bewegte.   „Fuck“, zischte Sasuke, als ein weiteres Männchen aus den Büschen auftauchte, um seine Figur in einem seltsam aussehenden Krater festzuhalten.   „Drecks Cd.“ Entnervt fuhr sich der Junge über das Gesicht. Er war gestorben – mal wieder.   „Läuft nicht gut?“ Sasuke blickte über seine Schulter hinweg zu Naruto hoch.   „Nein. Jarvan ist ein Wichser.“   „Wer ist Jarvan?“   „Ein Noobjungler. Ständig wartet er, bis ich meine E benutzt hab, um mich dann mit seiner ranzigen Ulti zu trappen.“   Naruto verstand nur Bahnhof, dennoch nickte er.   „Das Essen ist fertig.“   „Kein Hunger.“   „Eh? Ich hab extra gekocht.“   „Ja, aber ich muss Jarvan jetzt erst den Arsch aufreißen, ich brauch mehr Pen.“   „Hä?“   „Naruto, bitte“, antwortete Sasuke halb abgelenkt, während er nebenbei auf seine Tastatur einhackte.   'Noob Support', leuchtete auf dem Bildschirm auf, und danach folgten noch weitere Beschimpfungen, die Naruto die Augenbrauen anheben ließen.   Was war das denn für ein Spiel?   „Gott, ich schwör dir, dieses Match hat mir Krebs verpasst.“   „Sasuke … findest du nicht, dass du übertreibst?“   „Schau dir meine Stats an! Ich kann nicht farmen, weil Caith ne viel größere Range hat und Sona sie ständig hochheilt! Und Soraka heilt mich null. Ständig gammelt sie in der Mitte ab. Drecks Premade.“   „Pre was?“   „Premade Leute! Die sind nur angepisst, weil ich zuerst ADC geschrieben hab.“ Naruto seufzte. Wozu spielte man ein Spiel, wenn man nur schlechte Laune davon bekam?   „Wie lange dauert dein Spiel noch?“ Sasuke war wieder vertieft und antwortete ihm natürlich nicht darauf.   „Fuck yes! Endlich. Endlich ist der Wichser tot!“   Was für ein Spaß … Spaß, dem Naruto nichts abgewinnen konnte.   „Komm dann einfach runter“, sagte er noch, bevor er das Zimmer verließ und zurück in die Küche ging, um den Tisch zu decken. Sasukes Spiel würde hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern.   Während er wartete, checkte er das Displays seines Handys nach neuen Nachrichten, doch da war nichts. Nicht einmal Itachi hatte sich gemeldet. Was ihn verwunderte. Schließlich war sein kleiner Bruder krank …   „Ich werd das Spiel morgen deinstallieren. Pisst mich an. Kannst du dir vorstellen, dass Soraka mir nen Kill geklaut hat?“   Naruto blinzelte, als der wütende Junge die Küche betrat und sich ihm gegenüber niederließ.   „Und das Beste ist, dass sie mir die Schuld dafür geben, weil ich ADC gepicked hab. Kannst du dir das vorstellen?“ Sasuke sprach mehr zu sich selbst, während er sich das frisch gekochte Essen auf den Teller schaufelte.   „Sasuke, ich versteh nur Bahnhof.“   „Egal, ich muss mich auskotzen, sonst bekomm ich HIV-Krebs.“   „HIV-Krebs? Sasuke … über so etwas sollte man keine Scherze machen.“   „Mach ich auch nicht“, spuckte Sasuke heraus. „Mich pisst es an, dass so viele Ranzköpfe in Rankeds rumhüpfen. Ich bin Diamond. Diamond, okay? Wenn ich verliere ist das mehr als nur scheiße. Und dann bekomme ich ausgerechnet die ganzen Bronze V´ler, die mir die Stats versauen!“   „Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn du erstmal Pause machst … so macht es doch keinen Spaß“, meinte Naruto besänftigend, doch Sasuke empfand es scheinbar nicht so.   „Einen Scheiß werd ich. Ich werd den ganzen Bronzlern den Arsch aufreißen! Die sollen das Spiel deinstallieren!“   „Okay …“   „Du nimmst mich nicht ernst, richtig? Du findest das lustig, mh?“   „Siehst du mich lachen? Ich finde das alles andere als lustig“, erwiderte Naruto ruhig und nahm sich dann selbst etwas vom dem Essen. „Schließlich hab ich mich darauf gefreut, nett mit dir zu Abend zu essen …“   Sasukes finstere Miene ebbte ab. Er blickte fast schon schuldbewusst zu dem Blonden, der sich offensichtlich Mühe gegeben hatte.   „Tut mir leid“, nuschelte der Junge und griff dann nach Narutos linker Hand. „Die pissen mich einfach so derb an …“   „Schon okay, lass uns einfach essen.“   „Kay …“           Etliche Stunden später lagen sie gemeinsam in Sasukes Bett aneinander gekuschelt.   „Sag mal, hat Itachi sich eigentlich bei dir gemeldet?“, fragte Naruto in die Stille und spürte, dass der Junge sich in seinen Armen drehte.   „Mh, nö. Bei dir auch nicht?“   „Nein.“   „Ungewöhnlich …“ In der Tat. Itachi hätte sich doch zumindest bei seinem Bruder gemeldet, um sich nach dessen Wohlbefinden zu erkundigen.   „Aber egal“, sprach Sasuke weiter. „Ihm geht’s sicher gut. Vielleicht hat er ja jemanden kennengelernt.“ Naruto schmunzelte daraufhin. Es war dunkel im Raum, doch das Licht von draußen genügte, um Sasukes Gesicht zu erkennen. Auch der Junge grinste.   „Nicht, dass er dir demnächst deine neue Schwägerin vorstellt.“ Sasuke verzog die Lippen und kräuselte die Nase.   „Nix da. Hier ist Weiber-freie Zone.“ Sie schwiegen daraufhin, blickten sich gegenseitig an, solange, bis Sasuke seinen Kopf nach vorne beugte, um Naruto zu küssen. Ein sanfter Kuss, eine federleichte Berührung ihrer Lippen, die dennoch Lust entfachte.   Sasukes Finger streiften durch Narutos Haar, kraulten ihn und Naruto erwiderte, in dem er Sasuke näher zu sich heranzog. Sie vertieften ihren Kuss, ließen ihn leidenschaftlicher werden. Ihre Zungen umkreisten sich gegenseitig – Sasuke stöhnte und Naruto keuchte.   „Naruto“, hauchte der Junge mit halb geöffneten Augen, ehe er sich ein Stück entfernte, um in dieses endlose, funkelnde Blau zu blicken.   „Ich liebe dich.“ Dieser Satz ließ Narutos Herz schneller schlagen. So schnell, dass es aus dem Takt geriet.   „Sasuke …“   „Küss mich.“ Naruto tat genau das. Er ließ sich treiben von dem Gefühl, das tief in ihm entstanden war.   Gott, das hier war so gut. So verdammt gut.   Sasuke unter ihm, er über ihm. So richtig.     „Was zur Hölle?!“ Erschrocken fuhr Naruto zurück und blickte mit schockgeweiteten Augen zur Tür. Das Licht war mittlerweile an.   Nein.   Nein.   Das …   „Was zur Hölle?!“, wiederholte Itachi, der fassungslos zu dem Bett seines Bruders blickte.   Sasukes Augen signalisierten Schock, er war wie erstarrt – genauso wie Naruto.   Was hatten sie getan?!   „Itachi … es ist nicht so …-“ Naruto stammelte, wollte sich aufrichten, doch Itachi machte es ihm unmöglich, da er mit beängstigender Geschwindigkeit auf ihn zustürmte und ihm am Kragen seines Shirt griff.   „Was hast du getan?“, schrie er auf Naruto ein und schleuderte ihn vom Bett herunter.   „Itachi, nicht!“, rief Sasuke dazwischen, doch sein Bruder hörte nicht auf ihn, sondern stürzte sich auf Naruto, der sich gar nicht dagegen wehren konnte.   „Du dreckiger Bastard! Vergehst dich an meinem Bruder?! Hä? Du dreckiger Mistkerl!“, brüllte Itachi, während er zeitgleich Schläge ausführte, die der Mann unter ihm unmöglich abwehren konnte.   Und wenn Naruto ehrlich war, wollte er es gar nicht.   Dieser Moment machte ihm bewusst, dass er jeden einzelnen Schlag verdient hatte.   Itachi hatte Recht.   „Nii-san, bitte hör auf!“, rief Sasuke aufgelöst, fast schon den Tränen nahe, doch Itachi reagierte nicht auf seine Stimme. Er schubste seinen Bruder sogar grob von sich, als der Naruto zur Hilfe eilen wollte.   „Bastard! Du dreckiger Bastard!“, wiederholte Itachi sein Mantra. Er würde nicht aufhören. Niemals. Nicht, nachdem er gesehen hatte, was Naruto seinem Bruder angetan hatte.   „Nii-san, hör auf“, diesmal schluchzte Sasuke und warf sich gegen seinen Bruder, um seinen Arm zu umklammern, „bitte, Nii-san, hör auf. Hör auf. Er hat nichts getan, er hat …-“ Itachis flache Hand traf mit einem ohrenbetäubenden Klatschen auf seiner Wange auf.   „Du wirst dich da raushalten, hast du verstanden?“, zischte Itachi seinem Bruder zu, der ihn wie versteinert ansah.   Noch nie … noch nie hatte sein Bruder ihn geschlagen.   Itachi blickte schwer atmend nach unten in Narutos mittlerweile geschwollenes Gesicht. Er sah in die blauen Augen, die ihm so reumütig entgegen starrten, dass seine Wut erneut aufkochte.   „Du wirst deine Sachen packen und verschwinden. Hast du mich verstanden?“   Naruto antwortete nicht, sondern blickte starr nach oben.   „Hast du mich verstanden? Du wirst verschwinden und nie wieder kommen. Nie wieder. Unsere Freundschaft ist vorbei.“ Itachi erhob sich, blickte angewidert auf seinen ehemals besten Freund hinab, ehe er seinen Bruder grob am Arm nach oben zog.   „Du wirst mitkommen.“ Naruto blieb selbst dann still, als Sasuke ihn mit Tränen in den Augen ansah, fast schon flehend, sich dagegen zu wehren.   Das war es.   Das war es. Es war vorbei.   Dieses Paradies, das keins war, wurde entlarvt. Aufgedeckt.   Und Itachi war der Richter. Er hatte sie beide gerichtet.   War das nicht genau die Strafe, die er verdient hatte?   Naruto war sich nicht sicher, doch was er wusste war, dass es schmerzte. Nicht physisch. Ganz sicher nicht. Denn keiner der Schläge tat so sehr weh wie das Loch, das mit Itachis Worten in seiner Brust entstanden war.   Kapitel 8: VII. --------------- Ich hasse diesen Ort. Angefangen von der ländlichen Gegend, von der das Gebäude umgeben ist bis hin zum Kern, der mit seiner weißen, zum Teil grauen Einrichtung nicht trostloser sein könnte. Ich verabscheue ihn. Diesen Ort, an dem man mich schon seit über einem Jahr gefangen hält.   „Umino lässt nachfragen, ob du deine Abschlussrede schon fertig hast.“ Ich stehe auf dem Balkon meines Zimmers, als mein Zimmergenosse mir diese Frage stellt und ungefragt zu mir nach draußen tritt.   „Sag ihm, dass er mich am Arsch lecken kann.“   „Ich glaube, das wird er nicht tun.“   „Was willst du, Neji?“, zische ich entnervt darüber, dass er meine Ruhe gestört hat.   Über ein verfluchtes Jahr sitze ich schon hier fest – alleine, abgeschottet von der Realität, um lächerliche Benimmregeln zu lernen.   'Damit du ein normaler Mensch werden kannst.'   Das ist Itachis Aussage gewesen, als er mich hierhin abgeschoben hat.   Sunagakures Heim für schwererziehbare Jugendliche.   So heißt dieses Höllenloch, das zu meinem erzwungenen Zuhause geworden ist.   „Ich wollte dir nur ausrichten, was Umino mir aufgetragen hat.“ Ich schnalze mit der Zunge.   „Lass mich in Ruhe.“   Als ob das hier irgendetwas verändern würde. Nichts, absolut gar nichts hat sich geändert.   Gut – ich schlafe mich nicht mehr durch fremde Betten, doch an meinen Gefühlen … hat sich rein gar nichts verändert.   'Du wirst ihn vergessen, hast du verstanden? Du wirst diese Obsession hinter dir lassen.'   Itachis streng gezischte Worte hallen auch noch heute in meinen Ohren wider. Das tun sie beinahe täglich.   Und jeden Tag stelle ich fest, wie falsch mein Bruder damit liegt. Ich kann nicht das zurücklassen, was mich am Leben hält. Das vergessen, was mir nach wie vor wichtig ist. Jeden Tag ein Stückchen mehr.   Nur allein das Wissen, dass Naruto existiert, ist ausreichend genug, um mir die Kraft zu geben, die von Sehnsucht geprägten Nächte zu überstehen.   'Ab sofort wird dieser Name nicht mehr erwähnt.'   Doch in Gedanken spreche ich ihn aus, so oft ich nur kann.   „Ein einfaches Ja oder Nein würde mir schon genügen.“   „Nein, okay? Ich scheiß auf die Abschlussrede. Es sind nur noch zwei Wochen, dann bin ich hier weg.“ Das ist eine Sache, die ich bereits beschlossen habe, seit ich hier angekommen bin. Mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres kann ich nämlich selbst entscheiden, ob ich weiterhin hier bleibe oder dieses Höllenloch verlasse. Und darüber musste ich keine Sekunde lang nachdenken.   'Es wäre besser, wenn du hier deinen Abschluss machst.'   Dieser wertlose Abschluss geht mir am Arsch vorbei. Ich will nur noch zurück. Raus hier. Zurück zu Naruto, zu dem ich seit dieser Nacht keinerlei Kontakt mehr hatte.   'Sollte ich mitbekommen, dass ihr euch austauscht, werde ich sofort die Polizei verständigen, ist das klar?'   Das waren die Worte meines Bruders. Und ich, der anfangs noch mit dem Gedanken gespielt hat, sich dieser Drohung zu widersetzen, habe es schließlich doch akzeptiert. Um Narutos Willen, für den weitaus mehr auf dem Spiel stehen würde.   Denn selbst wenn ich alles abgestritten hätte, es wäre kein schönes Erlebnis geworden, Polizisten und Staat davon zu überzeugen, dass mein Bruder ein Bastard ist, der nur überreagiert. Narutos Name wäre unwiderruflich befleckt gewesen. Etwas, das ich auf keinen Fall wollte und auch nicht will. Nie. Niemals.   Alles was ich tun kann, ist jede Woche einen Brief zu verfassen.   Briefe, die ich niemals abschicke, so gerne ich es auch tun will.   „Du verbaust dir damit die Zukunft.“ Meine Stirn runzelt sich, nachdem Neji diesen Satz ausgesprochen hat.   „Und das weißt du weshalb? Du hast überhaupt keine Ahnung von meinem Leben, also halt lieber die Klappe.“ Woher er den Mut nimmt mich anzugrinsen ist mir ein Rätsel. Doch er tut es. Und ich muss mich wirklich zurückhalten, ihm dafür nicht die Fresse zu polieren.   „Was für ein wütender kleiner Junge du doch bist, Sasuke. Ein wütender kleiner Junge, der zudem noch ziemlich dumm ist, weil er seinen Abschluss aufgibt, nur weil er seinen Bruder hasst.“ Wenn ich nicht wüsste, dass Gewalt hier zu unangenehmen Strafen führt, würde ich es wirklich tun. Ihm so lange in sein Gesicht schlagen, bis meine Hand bricht.   „Halt die Fresse“, zische ich also stattdessen und steige von dem Balkon zurück ins Zimmer, um es im Anschluss zu verlassen, ehe ich doch noch der Versuchung erliege, sein hässliches Gesicht mit meiner Faust zu bearbeiten.   Dieser Bastard weiß überhaupt nichts! Zwar hasse ich diesen Einschnitt in mein Leben, doch ich hasse ganz sicher nicht meinen Bruder. Ich bin nur wütend. Das ist alles. Ich bin wütend, dass man mir ständig vorschreiben will, wie ich mich verhalten soll, was ich fühlen darf und wie mein verficktes Leben auszusehen hat.     Es ist mein Leben.   Und Itachi ... auch wenn er es nur gut meint, macht mit seinem Kontrollzwang alles kaputt.   Eine Tatsache, die er nicht sieht, doch mich mehr belastet, als beruhigt.   Ich habe meinen eigenen Willen. Und ich will endlich frei sein.   „Ah, Sasuke, hat Neji dir schon ausgerichtet, dass-“ Ich sehe Iruka an, doch ich ignoriere ihn und laufe schnurstracks an ihm vorbei. Es ist mir egal, was er mir zu sagen hat. Ich brauche frische Luft, um endlich in Ruhe nachdenken zu können.   Und genau aus diesem Grund verlasse ich das Gebäude, um es zu umrunden. Mein Ziel ist der große Sportplatz, der an die Einrichtung grenzt. Ein Ort, an dem sich außerhalb der Sportstunden nur selten Leute aufhalten – so wie auch heute.   Mit einem Seufzen lasse ich mich auf eine der Banken nieder.   Ob Naruto manchmal an mich denkt? An das denkt, was zwischen uns passiert ist? Oder hat er in der Zwischenzeit jemanden gefunden, mit dem er sein Leben teilt? Das sind Fragen, die ich mir jeden Tag aufs Neue stelle.   Ich sehne mich nach ihm. Nach seiner Stimme, seiner verklemmten Art, seinem Lachen … den Berührungen. Und es drückt in meiner Brust, wenn ich daran denke, dass er womöglich gar nichts mehr von mir wissen will. In dieser Nacht, als er auf dem Boden lag, habe ich an seinem Blick gesehen, dass etwas kaputtgegangen ist. Und ich könnte es ihm nicht einmal verübeln.   'Ich bin enttäuscht von dir, Sasuke. Ich bin so enttäuscht, dass ich dich am liebsten durch die Wand prügeln möchte. Was würden Vater und Mutter von dir denken, wenn sie wüssten, was du getan hast?'   Ich kneife die Augen zusammen, da das Gespräch mit Itachi, das unmittelbar nach dieser Nacht gefolgt ist, sich ebenfalls in meinem Kopf entfaltet, je länger ich über Naruto nachdenke.   'Ich weiß, dass du mich dafür hassen wirst, doch so kann und wird es nicht weitergehen.'   „Hey Sasuke!“ Ich verdrehe die Augen hinter geschlossenen Lidern, ehe ich sie öffne. Man hat es heute wirklich auf mich abgesehen …   „Was“, brumme ich genervt.   „Der Direktor lässt nach dir rufen.“   „Warum?“   „Keine Ahnung, hat er nicht gesagt. Aber da ich mir bereits gedacht habe, dass du hier bist, nachdem Neji dich erfolgreich aus eurem Zimmer vertrieben hat-“   „Ja ja“, unterbreche ich meinen Mitschüler und blicke über die Schulter hinweg zu ihm herüber. Lee … ein seltsamer Zeitgenosse – in vielerlei Hinsicht. Er ist immer höflich – wenn man von seiner nervigen Art absieht – stets zuvorkommend … doch vor allem passt er überhaupt nicht in diese Einrichtung.   „Ich begleite dich!“, bestimmt Lee fröhlich und entlockt mir damit nur ein genervtes Grummeln. Was will der Direktor von mir? Hat Iruka etwa gepetzt? Wenn ja, dann kann er sich die nächsten zwei Wochen darauf einstellen, dass ich ihm sein Leben zur Hölle machen werde.   „Und ich finde, wir sollten noch viel mehr im Sportunterricht machen! Die meisten Schüler sind so wütend! Ich denke, dass ...-“ Das einseitige Gespräch wird von mir ausgeblendet, während wir zurück zum Gebäude laufen. Es interessiert mich nicht, was er sich wünscht. Die Leute hier sind mir genauso scheißegal wie mein Abschluss.   „Okay! Wir sind da!“ Meine Augen weiten sich bei dem kräftigen Schlag, den Lee mir gegen die Schulter drückt. Verdammt, dieser Junge ist der reinste Energieball. Viel zu aufgedreht. Und nervig.   „Okay … bis dann“, bringe ich bemüht neutral vor, ehe ich das Büro, das direkt neben dem Schuleingang liegt, betrete und mich in den Vorraum stelle, wo die Sekretärin des Direktors sitzt.   „Ah, Sasuke, schön, dass du gekommen bist.“ Sie lächelt. Ein Lächeln, das ich gezwungen erwidere, auch wenn ich das Gefühl habe, dass es bei mir gequält aussieht.   „Dein Bruder hat angerufen. Er wird morgen vorbeikommen.“ Ich hebe eine Augenbraue an.   „Warum?“ Die Sekretärin blickt mir verdutzt entgegen.   „Ich weiß nicht, er hat gesagt, wir sollen dir ausrichten, dass er dich besuchen wird. Morgen.“   „Aber es ist mitten in der Woche.“   Ich verstehe es nicht. Itachi hat mich noch nie unter der Woche besucht. Nie. Nur an Wochenenden, und selbst da nur selten. Wenn ich darüber nachdenke, kann ich sogar an zwei Händen abzählen, wie oft mein Bruder hier war.   „Ja, aber ich denke, er hat etwas Wichtiges mit dir zu besprechen.“   „Geht es um den Abschluss? Wenn ja, dann rufen Sie ihn an und sagen ihm, dass sich meine Meinung nicht geändert hat. Er muss nicht extra hierher fahren ...“   „Sasuke, vielleicht solltest du wirklich nochmal darüber nachdenken-“   „Kein Interesse“, unterbreche ich sie schroff und drehe mich herum, um das Büro wieder zu verlassen.                 Was zur Hölle will Itachi von mir?   Diese Frage kreist in meinen Gedanken, als ich am nächsten Tag im Badezimmer stehe und mich im Spiegel mustere. Ich sehe fertig aus. Bin unausgeschlafen. Und verdammt, ich bin neugierig und beunruhigt zu gleichen Teilen.   In weniger als neun Stunden wird er hier sein, um mich zu besuchen. Nur warum?       Der Schultag zieht sich unendlich in die Länge und ich habe das Gefühl, mit jeder Minute müder zu werden. Formeln, Benimmregeln, Ordnungslehre. Dinge, die mich nicht weniger interessieren könnten.   Doch selbst nachdem der verhasste Unterricht zu Ende ist und ich mich zurück auf den Weg in mein Zimmer mache, weicht die Müdigkeit nicht. Und daran ist nur Itachi schuld. Warum muss er mich auch besuchen wollen? Mitten in der Woche …   „Sasuke.“ Mit einem Mal ist von der Trägheit, die sich durch meinen Körper gezogen hat, nichts mehr übrig.   Da ist er. Sitzt auf meinem Bett. Hält Briefe in seiner Hand.   „Itachi.“ Mein Blick fällt auf die Box, die neben ihm steht. Meine Briefbox … „Was“, hauche ich und sehe zurück zu ihm. Er blickt mir mit einem undefinierbaren Ausdruck entgegen .   „Diese Briefe … hast du sie geschrieben?“   „Was zur Hölle wühlst du in meinen Sachen rum?!“, zische ich von plötzlicher Wut ergriffen und gehe auf ihn zu, um ihm das Papier aus den Händen zu reißen.   Er bleibt ruhig. Zuckt nicht einmal mit der Wimper.   „Dein Mitbewohner hat sie mir gegeben.“   Neji ist sowas von tot. Was zum Teufel?!   „Wo ist dieser Ranzwichser?“, keife ich, während ich nebenbei die verstreuten Briefe zurück in die Box lege.   Dass Itachi wirklich meine Briefe gelesen hat, klingt unvorstellbar. Absolut unfassbar.     „Wenn du mit Wichser“, Itachi klingt nicht nicht gerade erfreut, während er das Wort ausspricht, „deinen Mitbewohner meinst, er ist vor ungefähr einer halben Stunde gegangen.“   „Seit wann bist du hier?“   „Seit einer Stunde.“   „Warum liest du meine Briefe?“   „Sasuke, ich …“, fängt er an, presst dann jedoch die Lippen aufeinander.   Das hier ist wirklich eine Katastrophe.   Wenn Itachi nur einen Bruchteil davon gelesen hat … dann …   „Was willst du überhaupt hier? Du besuchst mich nie unter der Woche.“ Bemüht um meine Fassung drehe ich ihm den Rücken zu, um die Box zurück in meinen Schrank zu legen. Da er mir nicht antwortet, drehe ich mich wieder herum. Er ist aufgestanden, steht vor der Balkontür, den Blick in die Ferne gerichtet.   „Ich wollte mit dir darüber reden, was in zwei Wochen passieren wird.“   „Ich werde nicht hierbleiben.“ Er sieht nach wie vor nach draußen.   „Und dein Abschluss?“   „Wenn du wegen dem Scheiß hier bist, dann kannst du wieder fahren. Ich werde nicht hierbleiben, und das ist mein letztes Wort.“ Es vergehen einige Sekunden, ehe sich seine Augen auf mich richten.   „Was sind das für Briefe?“ Diesmal presse ich die Lippen aufeinander.   Es geht ihn nichts an. Absolut gar nichts. Er kann vielleicht meine Umgebung beeinflussen und kontrollieren, doch meine Gedanken … sind frei.   „Welche, die dir egal sein können“, erwidere ich kühl. Meine Hände sind zu Fäusten geballt – meine Finger zittern – ich blicke ihm entgegen, doch Itachi … Itachi lässt sich davon nicht beeindrucken.   „Hast du welche davon abgeschickt?“, fragt er stattdessen, und es klingt so, als hätte er tatsächlich zu viel gelesen.   „Nein.“ Er nickt. Scheint vorerst zufrieden mit dieser Antwort.   „Lass uns etwas essen gehen. Ich möchte mit dir über deine Zukunft sprechen.“         Zwischen uns herrscht Stille. Unangenehme, drückende Stille, die sich hier breitgemacht hat, während wir auf das Essen warten, das er für uns bestellt hat.   „Das Restaurant hat gute Bewertungen“, höre ich ihn ruhig sagen, während mein Blick im Raum umherschweift. Vereinzelt sitzen hier alte Menschen, die wohl gerade von ihrem Bingo-Nachmittag gekommen sind, um sich hier auf den alten Möbeln niederzulassen. Die Einrichtung ist altbacken, erinnert mich an das Mobiliar meiner Großmutter, die schon seit über zehn Jahren tot ist. Und auch die Atmosphäre wirkt einschläfernd. Gleicht einem Begräbnis, das durch das Schlucken von zu vielen Valium-Tabletten verursacht wurde.   „Wir haben also eine gute Wahl getroffen, denke ich.“   „Du hast den Schuppen ausgesucht“, berichtige ich ihn. „Und so wie die Leute hier aussehen, wissen sie höchstens, wie man auf Steintafeln meißelt.“ Als ob die Greise hier in der Lage dazu wären, Bewertungen über das Internet zu verbreiten.   „Du übertreibst“, antwortet er ruhig, und als sich unsere Blicke treffen, verspüre ich das Verlangen, über den Tisch zu springen, um ihn am Kragen seines Hemds zu packen. Wie ausdruckslos er sein kann, ist einfach nur abstoßend. Er will nicht mit mir streiten. Keine Diskussionen führen, so wie damals, als er Naruto und mich erwischt hat. Jetzt spielt er lieber heile Welt. Und das nur, damit ich diesen beschissenen Abschluss mache. Damit ich so funktioniere, wie er es will, so wie er es für richtig hält.   „Ich übertreibe“, wiederhole ich. ich wiederholend. „Weißt du was? Vielleicht übertreibe ich ja wirklich, aber das ist mir egal. Du kannst damit aufhören. Ich werde den Abschluss nicht machen. Ich such mir einen Job und ziehe aus. Dann musst du nicht mehr so tun als ob-“ Das Aufschlagen seiner flachen Hand auf der Tischplatte lässt mich zusammenzucken.   „Es ist nur noch ein Jahr, Sasuke“, erwidert er, sein Blick eindringlich. „Du willst deine Zukunft wirklich wegwerfen, weil du wütend darüber bist, dass ich nur das Beste für dich möchte?“   „Das Beste? Woher willst du wissen, was das Beste für mich ist? Ich war glücklich, Itachi. Okay? Glücklich mit Naruto-“   „Sprich nicht von ihm“, wirft er dazwischen, und es klingt eisig. Doch das ist mir egal.   „Ich werde von ihm sprechen, wann ich will. Oder willst du mir jetzt auch noch vorschreiben, was ich zu denken habe? Du hast entschieden, obwohl du absolut kein Recht dazu hattest! Ich liebe ihn. Ich liebe ihn schon so lange und du hast alles kaputtgemacht!“ Dass meine Stimme bebt, kann ich nicht verhindern. Ich bin aufgewühlt. Wütend und enttäuscht. „Und nur weil du denkst du weißt was gut für mich ist, heißt es noch lange nicht, dass es auch das ist, was mich glücklich macht!“   Seine Augen sind minimal geweitet, doch er erwidert nichts. Starrt mich nur an. Solange, bis ich das Gefühl habe, aufspringen zu müssen. Doch ich tue es nicht. Ich tue gar nichts, da die Bedienung neben uns auftaucht und unser Essen serviert.   Essen, das ich kaum hinunter bekomme, da die Stimmung zwischen Itachi und mir einer Eiszeit gleicht. Er schweigt – ich schweige, da ist nur das Besteck, das über das Porzellan streift und unangenehme Geräusche erzeugt.   „Ich verstehe es nicht“, spricht er leise, seine Gabel über dem Teller haltend. „Was ist passiert, Sasuke? Was habe ich verpasst?“ Ich versuche, das seltsame Gefühl herunterzuschlucken, das einfach nicht weichen will.   Wie meint er das? Spricht er von uns?   „Was habe ich falsch gemacht, Sasuke?“ Wie könnte ich darauf antworten? Wie? Itachi hat nie etwas falsch gemacht. Er hat sich immer um mich gekümmert und dafür gesorgt, dass es mir gutging … nur … nur diese Kontrolle …   „Du hast nichts falsch gemacht“, antworte ich ehrlich. „Du bist nur so …“ Als er aufsieht, blicke ich ihm in die Augen.   „Ich bin?“   „Du bist zu fürsorglich. Zu kontrollierend … ich bin kein Baby mehr.“ Er runzelt die Stirn.   „Zu fürsorglich?“ Ich nicke.   „Ja, du hast mein Leben lang Entscheidungen für mich getroffen, und auch wenn ich dir dankbar dafür bin, dass du für mich da warst … ich bin kein Kind mehr. Ich habe Bedürfnisse … und ich will meine eigenen Entscheidungen treffen.“ Ich fühle mich freier, nachdem ich ausgesprochen habe, was ich empfinde. Sein Ausdruck ist zwar nicht zu deuten, doch ich denke, er hat verstanden, was ich damit sagen will.   „Bedürfnisse“, wiederholt er leise. „Bedürfnisse, die …“ Ich weiß, was er damit meint. Er muss es nicht aussprechen. Ich kann es an seinem Blick sehen.   „Ich liebe ihn.“                   Nachdem Itachi wieder verschwunden ist, liege ich mit offenen Augen in meinem Bett und denke nach, während die Musik leise durch die Kopfhörer in meine Ohren dringt. Unser Gespräch ist nach diesem Zwischenfall in eine völlig andere Richtung verlaufen. Er hat nicht mehr nach meinen Zukunftsplänen gefragt. Mir nur von sich selbst und seiner Arbeit erzählt, und als wir uns voneinander verabschiedet haben, hat er gesagt, dass er mich in eineinhalb Wochen abholen wird.   Aussagen, die einfach nicht zu seinem Verhalten gepasst haben. Itachi ist nicht der Typ, der so einfach aufgibt. Das hat er nie. Er ist ein Mensch, der, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, es auch knallhart durchsetzt.       Die letzten Tage vor meinem Geburtstag verlaufen nicht außerhalb der Norm. Langweiliger Unterricht, ätzende Klassenkameraden, und ein noch ätzenderer Zimmergenosse, der wirklich keine Gelegenheit verpasst, um mir eins reinzuwürgen. Da es aber leider immer noch nicht ratsam ist, sich physisch zur Wehr zu setzen, habe ich mir zum Abschied etwas ganz Besonders für ihn überlegt. Und dabei hilft mir sein geliebtes Shampoo, das in nächster Zeit dafür sorgen wird, seine Haarfarbe zu verändern. Mithilfe von aufhellenden Mitteln, die ich großzügig gegen das nach Blumen duftende Gel ausgetauscht, und zurück an seinen Platz gestellt habe.   Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. Nicht mehr lange … dann bin ich frei.       „Bist du dir wirklich sicher, dass du gehen willst? Du kannst dir auch noch ein paar Tage freinehmen, in Ruhe darüber nachdenken und-“   „Kein Interesse“, unterbreche ich Iruka knapp. Er steht neben mir im Zimmer des Direktors, wo ich Dokumente unterschreibe, die mich offiziell von dieser Anstalt erlösen. Ich bin 18. Seit knapp acht Stunden. Ein letzter Schritt, dann darf ich gehen.   „Sasuke, ich weiß, dass du ein Problem damit hast, dass-“ Mein Seufzen unterbricht ihn.   „Ganz recht. Ich habe ein Problem damit. Aber jetzt ist dieses Problem vorbei. Ich werde nicht hierbleiben, also sparen Sie sich die Ansage. Mein Bruder ist in einer halben Stunde hier, dann bin ich weg und wir alle leben unsere Leben so, wie wir es für richtig halten …“ Ein wenig tut er mir ja schon leid. So wie er dasteht, mit leicht geöffnetem Mund und großen Augen. Leider ist es mir aber überwiegend gleich, weshalb ich eine letzte Unterschrift setze, ehe ich die Papiere der Sekretärin reiche, die mich mit einem nicht gerade freundlichen Blick mustert.   Leider ist mir aber auch das egal.   „Schönes Leben noch …“ Damit verlasse ich das Büro, das ich nie wieder betreten werde. Die Taschen, die ich noch aus meinem Zimmer holen muss vertreiben mir die Zeit, bis mein Bruder mich abholen wird. Von Neji ist nichts zu sehen, was mich aber nicht sonderlich stört, denn so habe ich die nötige Ruhe, um mein restliches Gepäck zu verstauen.   Pünktlich stehe ich zur vereinbarten Zeit auf dem Parkplatz, doch von Itachi fehlt jede Spur. Wo steckt er? Er ist nie zu spät. Nie. Hat er es sich womöglich anders überlegt? Wenn ja, dann wird er seine Eier in Zukunft als Halskette tragen müssen. Dann … dann-   „Ich hab die falsche Ausfahrt genommen.“ Meine Augen weiten sich. „Das Schild war nicht wirklich übersichtlich … und mein Navigationssystem hat den Geist aufgegeben.“ Diese Stimme. Dieser unverkennbare Klang. „Aber fünf Minuten sind zu verzeihen, oder?“ Wenn ich mich jetzt umdrehe … „Oder, Sasuke?“ Mein Herz schlägt schnell, pocht fest gegen meinen Brustkorb.   Ist er es wirklich?   Ich habe das Gefühl, dass eine Ewigkeit vergeht, bis ich es schaffe, über meine Schulter hinweg nach hinten zu blicken.   Und Tatsache. Da steht er. Sein blondes Haar … wild wie immer, seine blauen Augen, die funkeln, sein Lächeln, das dafür sorgt, dass etwas in meinem Bauch zu explodieren droht.   „Naruto“, hauche ich, ehe ich die Kraft dazu finde, mich komplett zu ihm herumzudrehen.   „Jap. Das bin ich.“ Was tut er hier? „Heh. Du fragst dich sicher, warum ich hier bin, mh?“ Ich nicke, denn meine Stimme versagt. „Dein Bruder hat mich angerufen … und mir erzählt, was passiert ist.“ Also ist er hier, um mich davon zu überzeugen, dass ich hierbleiben soll? „Und keine Angst, ich bin nicht hier, um dich davon abzuhalten, zu gehen … ich bin hier, weil ich denke, dass wir reden sollten.“ Liest er meine Gedanken?   „Reden?“ Er nickt, dann kommt er einen Schritt auf mich zu. Einen Schritt, der meinen Puls dazu bringt, noch höher zu schlagen.   „Deswegen bin ich hier. Ich will dich abholen.“ Verwirrt von dieser Aussage runzle ich die Stirn.   „Wieso? Wo ist Itachi?“ Naruto seufzt.   „Itachi hat mich gebeten, dich abzuholen“, erwidert er und kommt noch näher. So nah, dass er mich schon fast berührt. „Happy Birthday, Sasuke.“ Ich erstarre, als er mich umarmt.   Ist das wirklich wahr? Itachi hat Naruto hierher geschickt? Nach all dem, was passiert ist?   „Ist das okay, Sasuke?“ Seine Stimme dringt in mein Ohr. „Wenn ich hier bin? Möchtest du das überhaupt?“   „Ja.“ Meine Finger zittern, als ich nach ihm greife. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben. Ihn hier zu haben, mit dem Wissen meines Bruders. Naruto ist wirklich hier. Umarmt mich, streichelt mir über den Rücken, will mit mir reden.   „Gut. Sonst hätte ich dich vermutlich K.O. geschlagen und verschleppt“, sagt er – es klingt scherzhaft – und entlockt mir damit ein leises Schnauben. Als ob er das jemals tun müsste. Ich würde ihm überall hin folgen. Ohne mit der Wimper zu zucken.   „Idiotlon …“ Er gluckst.   „Hehe. Ich bin noch keine zehn Minuten hier und schon beleidigst du mich. Du hast dich wirklich nicht verändert, mh?“ Dann löst er sich von mir, blickt mir entgegen mit einem Schmunzeln, das ich erwidere.   Es hat sich so viel für mich verändert. Doch meine Gefühle … meine Gefühle sind dieselben.   „Ich würde vorschlagen, dass wir erstmal deine Sachen ins Auto verfrachten … und dann nach Hause fahren.“ Wieder nicke ich, lasse es zu, dass er drei meiner vier Taschen trägt, während ich nur den Rucksack zwischen den Fingern halte.         Ich bin nervös. Aufgeregt. Zwar redet er während der Fahrt, doch nichts an diesem Monolog erinnert daran, was zwischen uns passiert ist. Er erzählt von seiner Arbeit – er ist immer noch Filialleiter – und darüber, wie sehr er sich freut, zwei Wochen Urlaub zu haben. Er hat das Datum extra so gelegt, dass er zu meinem Geburtstag frei hat. Weshalb er es getan hat, sagt er nicht, doch er brabbelt darüber, was er alles unternehmen will.   Wobei Steuererklärungen nicht gerade nach Spaß klingen …   „Erzähl mir von dir, wie ist es dir ergangen?“ Irgendwie ist es seltsam, banalen Smalltalk zu führen, wenn man weiß, wie unsere letzte Nacht verlaufen ist.   „Itachi hat mich hierher abgeschoben, weil er gedacht hat, dass sich etwas an meinem Verhalten ändern wird.“   „Und hat sich etwas verändert?“, fragt er ruhig, ohne mich anzusehen.   „Einiges … aber nicht alles.“ Daraufhin schweigt er. Jedoch nicht lange.   „Was hat sich nicht verändert?“ Dass er mich in diese Situation bringt, etwas zugeben zu müssen, fühlt sich nicht gut an. Weil ich nicht weiß, wie er reagieren würde, wenn ich ihm sage, dass ich noch immer viel für ihn empfinde.   „Ein paar Dinge“, weiche ich also aus und blicke dann nach draußen. Die Gegend verändert sich, wir verlassen diese trostlose Einöde mit jedem Meter, den sein Auto uns fährt.   „Bei mir hat sich auch einiges verändert“, erwidert er und löst damit ein Kribbeln in mir aus. Es ist kein angenehmes.   „Und was?“ Selbst meine Stimme klingt unsicher.   „Ich hab viel darüber nachgedacht, was zwischen uns passiert ist.“ Mit einem Schlucken blicke ich zu ihm zurück. Sein Auto wird langsamer … er fährt rechts ran. Mitten auf der Landstraße. „Und ich glaube, bevor wir weiterfahren, sollten wir darüber reden.“ Ich schlucke das schwere Gefühl in mir herunter, als er sein Gesicht zu mir dreht.   „Das, was damals passiert ist, war nicht richtig.“ Irgendwie wusste ich, dass er das sagen würde. Ich habe es geahnt. Schon tausend Mal habe ich diesen Satz in meinem Kopf gehört – ausgesprochen von seiner Stimme.   „Allerdings war es auch nicht falsch … denn es hat sich gut angefühlt. Richtig.“ Jetzt bin ich verwirrt. „Versteh mich nicht falsch, es war nicht richtig, weil du zu jung warst und alles zu schnell ging, aber das, was passiert ist … war schön. Für mich …“ Er versucht zu grinsen, doch irgendwie sieht es zu erzwungen aus. „Und als Itachi uns erwischt hat, wusste ich, dass das zwischen uns keine Zukunft haben kann“, sagt er, und legt dann eine kurze Pause ein. „Nicht unter diesen Umständen.Wir sind miteinander aufgewachsen … und Itachi ist wie ein Bruder für mich … und du, du warst es auch.“ Kann es ein schlimmeres Gefühl als dieses geben? Mein Herz schlägt schmerzhaft schnell, mein Bauch ist vollkommen verkrampft. „Allerdings … haben sich meine Gefühle für dich verändert. Und je länger ich darüber nachgedacht hab, desto mehr habe ich verstanden, dass ich mehr für dich empfinde als das, was ich für Itachi empfinde.“ Meint er damit … meint er damit, dass er-   „Ich hab mich lange damit auseinandergesetzt. Viel ausprobiert. Versucht zu vergessen, aber es ging nicht, denn egal, was ich versucht habe, du warst immer da.“ Der Knoten in meinem Bauch fängt an sich zu lösen. „Und glaub mir, wenn ich dir sage, dass du ständig in meinem Kopf warst“, sagt er mit einem Hauch eines Lächelns.   „Naruto …“ Er schüttelt den Kopf.   „Ich habe ziemlich lange mit Itachi geredet. Ich habe ihm gesagt, was ich für dich empfinde. Was ich immer noch für dich empfinde …“ Ich entlasse einen zittrigen Atemzug. „Und auch wenn es Zeit braucht, um sich daran zu gewöhnen … ist er bereit, es zu akzeptieren.“ Er atmet tief ein und wieder aus. „Es sei denn, deine Gefühle haben sich verändert … dann ist alles, was ich gesagt habe-“ Ich habe mich bereits abgeschnallt und greife nach seinem Kragen, um ihn näher an mich heranzuziehen.   „Du bist wirklich ein Idiot, wenn du glaubst, dass sich meine Gefühle verändert hätten.“ Ich kann seinen Atem auf meinen Lippen spüren, als ich mich zu ihm beuge, um seine in Beschlag zu nehmen. Sie fühlen sich wunderbar weich an, doch ich komme nicht dazu, diesen Kuss zu vertiefen, da er sich ein Stück weit zurückzieht.   „Sasuke … warte.“   „Worauf?“ Seine Finger streicheln über meine Wange. „Ich hab so lange gewartet, Naruto.“   „Ich will das nicht überstürzen … verstehst du?“, sagt er leise. „Ich will dich kennenlernen … anders kennenlernen. Zeit mit dir verbringen.“ Mein Kopf neigt sich leicht zur Seite.   „Aber wir kennen uns schon so lange …“   „Tun wir, aber nicht so. Ich will das langsam angehen … ich will die Möglichkeit haben, mich daran zu gewöhnen.“ Jetzt runzelt sich meine Stirn.   „Woran gewöhnen? Das, was wir getan haben, geht über das Kennenlernen hinaus und-“   „Ich weiß, Sasuke“, unterbricht er mich. „Ich weiß, was wir getan haben. Aber ich möchte neu anfangen. Deswegen bin ich hier.“ Mit einem Seufzen lehne ich mich zurück in den Beifahrersitz.   „Also immer noch die alte Jungfrau, mh?“ Und ich kann auch nichts dagegen tun, ein bisschen zu sticheln. Doch er scheint es mit Humor zu nehmen, denn er grinst.   „Jup, immer noch genau derselbe wie vor einem Jahr. Und jetzt schnall dich an, wir fahren weiter.“             „Hier wohnst du jetzt?“ Mittlerweile sind zwei Stunden Autofahrt vergangen. Wir stehen in Narutos Wohnung, in die er uns gebracht hat, nachdem ich gesagt habe, dass ich heute nicht unbedingt bei meinem Bruder schlafen will.   Mein Bruder …   Naruto hat mir während der Fahrt alle Details erzählt, die das Gespräch mit Itachi beinhaltet haben. Dass mein Bruder sich bei ihm gemeldet hat, um ein Treffen zu vereinbaren und davon, dass er gleich zur Begrüßung einen Hieb in den Magen bekommen hat, weil Itachi nach wie vor davon überzeugt ist, dass Naruto derjenige ist, der mich verdorben hat.   Wenn er nur wüsste …   „Ich hab ihn zuschlagen lassen, aber nachdem er gesagt hat, ich hätte dich verführt, musste ich so heftig lachen, dass er zur Statue geworden ist.“   Sie haben sich auch über Narutos Gefühle unterhalten und darüber, dass Itachi ihn massakrieren wird, falls er mitbekommt, dass man mir wehtut. Ob Sex-Entzug wohl auch darunter fällt?   „Ja, ich bin vor einem halben Jahr umgezogen. Die Miete ist nur minimal höher, der Platz dafür umso größer.“   „Also kann ich hier einziehen?“ Naruto gluckst.   „Heh. Erstmal nicht. Wer weiß, vielleicht findest du mich auch ganz schrecklich, wenn du erstmal weißt wie es ist, viel Zeit mit mir zu verbringen.“ Ich verdrehe die Augen.   „Ich seh schon, das wird so ne Rentnernummer“, erwidere ich trocken und folge ihm ins Wohnzimmer.   „Ihh, Sasuke“, meint er gespielt angewidert und bleibt dann abrupt stehen, um sich zu mir zu drehen. „Du hast vergessen die Schuhe auszuziehen.“   „Du hast recht, du bist wirklich schrecklich.“   „Heh. Sag ich doch.“   „Aber ich denke, damit komm ich schon klar.“ Sein Lächeln trifft mich unvorbereitet, doch ich erwidere es.   „Das ist gut.“               „Itachi … ich bin dir wirklich dankbar dafür, aber nein.“ Mein Bruder blickt mir wie immer mit ausdrucksloser Miene entgegen. Ich sitze auf der Couch im Wohnzimmer in seinem – nein unserem Zuhause. Einem Haus, das ich seit Wochen nur als Besucher nutze.   „Du weißt schon, dass das Geld irgendwann aufgebraucht sein wird?“   „Ich hab noch mehr als genug. Ich finde schon was … alleine.“   „Hilft Naruto dir dabei?“ Mein Augenrollen ist nicht aufzuhalten. Naruto und Itachi … die größten Nervensägen aller Zeiten. Ständig drangsalieren sie mich mit meiner Zukunft, die ich noch gar nicht geplant habe oder planen will.   „Willst du ein Praktikum im Supermarkt machen? Oder wir gehen zur Jobmesse. Da finden wir ganz sicher was.“   Am liebsten hätte ich Naruto an diesem Tag etwas über den Schädel gezogen, da er mich direkt nach dem Aufstehen am Frühstückstisch damit genervt hat.   „Er hilft mehr als genug.“   „Hm. Habt ihr Sex?“ Meine Augen werden groß.   „Itachi! Hör auf sowas zu fragen!“ Dass meine Ohren brennen, kann ich nicht verhindern. Zumal er damit einen Punkt anspricht, der mich unendlich frustriert. Narutos Kennenlernen … beinhaltet Keuschheit. Nur Gespräche – die, egal wie schön sie auch sind – nie darauf hinauslaufen, dass mehr zwischen uns passiert als ab und an ein wenig Rummachen. Angezogen wohlgemerkt.   „Es ist eine berechtigte Frage.“   „Und weshalb? Bist du mein Zuhälter? Kein Angst, er fickt mich nicht.“   „Sasuke, nicht in diesem Ton“, sagt er streng, doch es ist mir egal. Denn unabhängig davon, wie sehr sich die Situation zwischen uns gebessert hat – jetzt, nachdem er es akzeptiert hat, dass Naruto und ich eine Beziehung führen möchten – stellt er immer wieder seltsame Fragen, die ihn überhaupt nichts angehen.   „In welchem Ton dann? Es geht dich nichts an, Itachi.“   „Also habt ihr Sex?“ Ein entnervtes Stöhnen verlässt meine Lippen.   „Nein. Wir haben kein Sex. Wir holen uns nicht mal einen runter, weil Naruto eine Nonne ist. Ich glaub er hat sogar einen Keuschheitsgürtel, aber wirklich genau kann ich es dir nicht sagen, denn, wie du ja schon weißt, läuft da absolut gar nichts.“ Warum er jetzt schmunzelt, erschließt sich mir nicht. Gut, eigentlich tut es das schon – und es löst das dringende Bedürfnis in mir aus, ihn mit der Wasserflasche zu bewerfen, die ich in der Hand halte – doch ich muss es nicht ergründen.   „Gut.“   „Bis nächste Woche, Itachi …“             Als ich die Tür zu Narutos Wohnung aufschließe – er hat mir vor zwei Wochen seinen Ersatzschlüssel gegeben, für den Fall, dass ich auf Jobsuche gehen möchte – strömt mir augenblicklich ein Duft entgegen, den ich mit Blumen in Verbindung bringe.   Ist er schon zu Hause?   Die Tür zum Wohnzimmer ist einen Spalt weit geöffnet, und als ich sie aufschiebe, weiten sich meine Augen. Überall im Raum verteilt stehen rote Kerzen …   „Ah, du bist schon da!“ Ich erschrecke mich unwillkürlich. „Verdammt, ich wollte den Nachtisch noch fertigmachen …“   „Was ist das?“, ignoriere ich sein Gebrumme und deute auf die Kerzen, die auf dem Wohnzimmertisch stehen. Ich hoffe, er hat keine Rosenblätter verstreut, denn sonst muss ich ihm etwas aufreißen.   Andererseits … wenn er das hier tut … heißt das-   „Ein romantisches Dinner, Sasuke.“ Meine linke Augenbraue zuckt nach oben.   „Romantisches Dinner? Feiern wir etwas?“ Er grinst, dann kommt er auf mich zu. Um den Hals trägt er seine orangene Schürze, die ich, wie ich jedes Mal aufs Neue feststelle, absolut grässlich finde. Rüschen … sie hat Rüschen.   „Jaha, wir feiern heute etwas ganz Besonderes. Aber das bleibt ein Geheimnis … bis wir gegessen haben.“         Ich kann nicht verhindern, dass die Spannung in mir wächst, je weiter sich dieser Abend in die Länge zieht. Wir führen Gespräche, necken uns, essen nebenbei und genießen die Zeit miteinander, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass irgendetwas anders ist. Und das kann nicht nur an der Überraschung liegen, die er mir versprochen hat, wenn ich mein Stück Kuchen aufgegessen habe.   „Also, was feiern wir?“, frage ich schließlich in die Stille, die zwischen uns entstanden ist. Er lächelt, dann greift er nach den leeren Tellern.   „Unsere Beziehung.“   „Unsere Beziehung?“   „Mhmhh, jap. Komm, hilf mir abräumen, dann zeig ich dir die Überraschung.“   Mein Bauch kribbelt so voller vorfreudiger Erwartung, dass ich sogar hinnehme, dass er mich herumkommandiert, während wir das Chaos in der Küche beseitigen.   „Komm mit.“ Und als er nach meiner Hand greift, um mich in Richtung Schlafzimmer zu ziehen, spüre ich mein Herz ganz fest in meiner Brust schlagen.   Wird er … werden wir heute-   „Kommst du?“ Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich stehengeblieben bin. Die Schlafzimmertür ist geöffnet. Und auch hier brennen Kerzen. Allerdings ohne den penetranten Duft. „Ich hab mir gedacht … dass wir …“, fängt er an, doch bricht dann ab und zieht mich stattdessen zu sich heran, um mich kurz darauf so heftig zu küssen, dass ich zusammenzucke.   Was zur …   „Ich will das hier … mit dir, Sasuke. Das alles. Ich will es.“ Wovon redet er? „Und ich denke, du willst es auch.“   „Naruto …“, hauche ich, dann liegen seine Lippen erneut auf meinen. Er greift nach meiner Hüfte, drückt fest zu, schiebt mich in Richtung Bett, während ich meine Arme um seinen Nacken schlinge. Wir werden es wirklich tun. Wir werden wirklich miteinander schlafen.   „Leg dich hin“, sagt er – seine Stimme klingt rau – und ich kann noch nicht einmal etwas erwidern, da schubst er mich auch schon nach hinten. Ich falle, liege auf dem Rücken und blicke ihn an.   Er zieht sein Hemd aus, öffnet dann seinen Gürtel – und ich beiße mir auf die Unterlippe. Mein Schwanz wird bei diesem Anblick fast sofort vollständig hart.   „Jetzt du …“ Ich keuche, als er sich unvermittelt nach vorne beugt, meine Hose öffnet und sie nach unten zieht. Das alles passiert wie in Trance. Überall kann ich seine Finger spüren, bin vollkommen überfordert – gewollt überfordert – und ergebe mich den Gefühlen, die von mir Besitz ergreifen. Seine Küsse bewirken, dass mir schwindlig wird. Diese Hitze zwischen uns …   „Knie dich für mich hin, Sas.“ Seine Stimme klingt dunkel, sie lässt einen angenehmen Schauer über meinen Rücken laufen, als ich das tue, was er von mir fordert. „Gut so … spreiz die Beine … genau so.“ Er dirigiert – ich folge. Seine Handflächen reiben über meinen Hintern, er massiert mich, spreizt mich noch weiter.   „Mhh, so schön“, haucht er, während ich im nächsten Moment laut in das Laken stöhne, da ich seine Zunge an einer Stelle spüre, von der ich nie gedacht hätte, sie spüren zu können. Doch es fühlt sich gut an. Wahnsinnig gut. Und dass er auf einmal anfängt zu saugen, lässt mich noch lauter stöhnen.   „Naruto … Gott …“   „Gefällt dir das, Sasuke?“   „Jaaah …“   „Dann genieß es.“ Das tue ich. Seine Lippen, seine geschickte Zunge, sein Mund. Ich drücke mich ihm entgegen. Stöhne und keuche, als er zusätzlich mit seiner Hand meinen Schwanz umfasst, um ihn zu massieren.   Nie. Niemals hätte ich erwartet, dass er so etwas tun würde.   „Ich hab noch was Besseres …“, sagt er, als er von mir ablässt und sich zurückzieht. Ich bin fast dazu gewillt, ihm zu sagen, dass er nie wieder damit aufhören soll, doch die Neugierde auf das, was er sich ausgedacht hat, überwiegt. „Dreh dich um.“ Wieder tue ich, was er verlangt und drehe mich langsam, mit weichen Knien zu ihm herum. Er trägt keine Hose mehr, seine Shorts ist weg … er ist vollkommen nackt. Und in der Hand hält er einen Dildo.   „Naruto … was“, frage ich verwirrt.   „Ich will, dass du dich vorbereitest. Vor mir.“ Meine Wangen glühen, als er mir das Gleitgel vors Gesicht hält. „Lehn dich zurück und spreiz die Beine, Sasuke.“ Ich schlucke, während ich nach dem Gel greife.   Das ist nicht Naruto … nicht der Naruto, den ich kenne … doch ich muss zugeben, dass es mich unendlich erregt, ihn so dominant zu sehen.   Ganz langsam lehne ich mich zurück, rutsche nach vorne an die Bettkante, ehe ich die Beine anwinkle und ihm den perfekten Blick biete. Das Gel landet auf meinen Fingern, dann lasse ich die Hand wandern, langsam, ganz tief, bis ich selbst in mich eindringe. Naruto keucht, ich beobachte ihn, sehe ihm dabei zu, wie er seinen Schwanz massiert, während ich mich vor ihm vorbereite. Er sieht mich an. Blickt mir geradewegs in die Augen. Die Zähne in die Lippe gebohrt unterdrücke ich mein eigenes Stöhnen, das droht mir zu entweichen.   Das hier fühlt sich so gut an. So gut, dass ich aufpassen muss, nicht von diesem Anblick zu kommen.   „Ich will, dass du dich auf dieses Spielzeug setzt, Sasuke.“ Er lässt von seiner Erektion ab, greift stattdessen nach dem Dildo, der neben mir auf der Matratze liegt. Er führt ihn zwischen meine Beine, geradewegs zu der Stelle, an der meine Finger verharren. „Ich will, dass du dich damit fickst, Sasuke …“ Als er mich küsst, stöhne ich gegen seine Lippen.   Seine Aktionen stehen im völligen Kontrast zu dem Verhalten, das er Tag für Tag vorlebt. Er ist wie ausgewechselt. Doch es ist gut. So verflucht gut. Und als er mit dem Dildo in mich eindringt und gleichzeitig an meiner Unterlippe saugt, werfe ich den Kopf nach hinten.   „Los, Sasuke.“   Ich kann wirklich nicht sagen, was hier passiert, doch das muss ich auch gar nicht. Es passiert einfach. Wie von selbst. Bewegungen, die aufeinander abgestimmt sind, ohne dass sie erzwungen werden müssen. In einem fließenden Vorgang, der mich an die Grenze treibt, bevor wir überhaupt dazu kommen miteinander schlafen.   „Naruto … ich …“   „Noch nicht, Sasuke … noch nicht.“ Ich wimmere, als er nach meinem Arm fasst und das Spielzeug ganz langsam aus mir herauszieht, um es kurz darauf wieder in mich zu schieben. Langsam und tief, hält nur kurz inne, um sich vor das Bett zu knien.   „Ich will alles sehen. Besorg es dir, Sasuke.“ Er drückt den Dildo erneut tief in mich – und diesmal beobachtet er mich dabei, wie ich mich stöhnend und keuchend selbst befriedige. „Genau so, Sas … fühlt sich das gut an?“ Er hat keine Ahnung, wie gut es sich anfühlt.   „Naruto … fick mich.“ Er greift nach meinem Handgelenk, führt mich. Immer tiefer.   „Ich werde dich ficken, Sasuke. Ich werde dich ficken, wenn du soweit bist.“   „Bitte“, hauche ich. „Ich will dich. Jetzt …“ Es ist fast schon schmerzhaft, als der Dildo das nächste mal in mich eindringt.   „Du bist echt ungeduldig.“ Und doch schafft er es, ihn noch tiefer in mich zu schieben.   „Fick mich endlich“, zische ich, und er gluckst.   „Okay, Sasuke.“ Er richtet sich auf, zieht das Spielzeug langsam aus mir heraus. „Du willst gefickt werden? Dann wirst du gefickt.“ Greift nach meinen Schenkeln, drückt sie nach hinten und beugt sich dann über mich.   Ihn so sprechen zu hören …   „Bereit für mich, Sasuke?“ Meine Augen sind geweitet. Er blickt mich an, seine blauen Augen funkeln – selbst in diesem Licht – und als er in mich eindringt und leise stöhnt, verschwimmt meine Sicht.   Es brennt, doch es fühlt sich gleichzeitg so gut an.   Niemals im Leben hätte ich mir erträumt, so empfinden zu können. Das hier ist nicht bloß Sex. Das hier ist so viel besser. So viel gefühlvoller. Erfüllender. Er füllt mich aus. Stoß für Stoß. Wir verschmelzen miteinander. Sind eins. Er und ich.   „Sasuke“, keucht er abgehackt, während ich stöhne. Immer und immer wieder. Und als er sich aus mir zurückzieht und mich mit einem Ruck umdreht, um erneut in mich einzudringen, habe ich das Gefühl, innerlich zu zerfließen.   Er wird schneller. Bewegt sich in mir – ich bewege mich mit ihm, wir schaukeln uns hoch. So heftig, dass meine Augen tränen. Seine Lippen sind an meinem Hals, saugen – er beißt, greift dann nach meinem Schwanz, um ihn heftig zu pumpen.   „Naruto, fuck, bitte, ich-“ Ich komme, bevor ich es aussprechen kann. Mein Mund ist geöffnet, meine Augen aufgerissen, während ich gleichzeitig spüre, wie er sich in mir entlädt.   Es ist ein so überwältigendes Gefühl, dass ich unmittelbar zusammensacke.   Verdammt … so …   „Glaub ja nicht, dass wir schon fertig sind.“ Seine Härte pulsiert in mir. Ich spüre sie zucken. „Wir haben viel nachzuholen …“, haucht er gegen mein Ohr, ehe er mich anhebt und erneut umdreht. Ich kann nicht einmal richtig Luft holen, da liegen seine Lippen schon auf meinen, um mich zu einem leidenschaftlichen Kuss herauszufordern.   Verdammt … er hat recht. Wir sind noch nicht fertig. Das werden wir nie sein. Nicht, wenn es sich so anfühlt.           „Guten Morgen, Schlafmütze.“ Das Erste, was ich bewusst wahrnehme, ist die Wärme, die mich umgibt. Das Zweite ist die Erschöpfung, von der mein Körper befallen ist. Ich bin müde … und möchte schlafen, um mich zu erholen, doch Naruto denkt scheinbar anders darüber. „Ich weiß, dass du wach bist“, flüstert er in mein Ohr, während er mir über den Bauch streichelt. Ich kann dabei seine Erektion spüren, denn er presst sie von hinten an mich heran.   „Leck mich“, brumme ich. Wie kann er jetzt schon wach sein? Wir haben die halbe Nacht miteinander gefickt, ich bin völlig kaputt.   „Gern.. Und danach werd ich etwas anderes mit dir machen.“   „Wieso bist du überhaupt wach? Wir waren die halbe Nacht auf, geh wieder schlafen.“ Er gluckst. Nicht sonderlich laut, doch der Klang ist Gänsehaut-erzeugend. Es klingt dreckig. Als ob er genau weiß, dass er das bekommt was er will, wenn er nicht damit aufhört, seine Hand immer tiefer wandern zu lassen.   „Du bist einfach eingeschlafen, Sasuke … wir waren noch nicht fertig.“ Ich kann mich entfernt daran erinnern, dass ich vor Erschöpfung – egal wie geil es war, von ihm befriedigt zu werden – ein paar Mal die Augen geschlossen habe. Aber eingeschlafen?   „Du lügst. Du bist zweimal gekommen.“   „Ich wollte aber öfter kommen.“   „Naruto, ich bin müde. Und wund.“ Diesmal kichert er.   „Wund? Sasuke, du klingst wie eine alte Frau.“   „Und du gleich wie ein Eunuch, wenn du nicht … Naruto!“ Ich stöhne, als er ohne Vorwarnung in mich eindringt. Dieser …!   „So ist es gut, Sasuke …“ Ich schließe die Augen und drücke mich ihm entgegen, mit dem dumpfen Gedanken daran, möglicherweise ein Monster geschaffen zu haben.   Mein Monster.   „Naruto …“           „Sasuke! Bleib sofort stehen!“ Ich lache. Naruto sieht verdammt witzig aus. Wie der Noob, der er ist. „Lauf nicht ständig weg! Wohin muss ich denn steuern? Sasuke …“ Er ist ein wahnsinnig schlechter Spieler. So schlecht, dass ihn sogar easy Bots töten.   „Toll, jetzt bin ich schon wieder tot“, brummt er und schiebt die Maus von sich weg. „Alles nur deine Schuld! Wieso rennst du auch immer weg?“   „Weil zwei ADCs auf der Botlane schwachsinnig sind.“   „Und wer sagt das?“   „Ist halt so.“   „Ist halt so“, äfft er mich nach. „Weißt du was? Das Spiel ist scheiße.“   „Dein Skill sagt dasselbe.“   „Was?“   „Dein Skill, Naruto, dein nicht vorhandener Skill.“   „Leck mich, Sasuke, echt jetzt!“   Es sind sieben Monate vergangen, seit Naruto auf dem Parkplatz der Einrichtung stand, um mich abzuholen. Sieben Monate, in denen ich verdammt viel über ihn, mich und unsere Beziehung gelernt habe. Naruto, der nach außen hin ein prüder Spießer ist, sich aber zu einem unersättlichen Monster verwandelt, sobald die Tür ins Schloss fällt. Und er ärgert mich. Das tut er sehr oft. Manchmal sogar physisch, indem er mir Streiche spielt, die mich nicht selten zur Weißglut treiben. Wie zum Beispiel das eine Mal, als er morgens einen Sack Mehl über der Badezimmertür befestigt hat, um mich zu weißen … Es war eine ziemliche Sauerei, denn ich habe mich dafür natürlich an ihm gerächt.   „Und wo?“, erwidere ich, wohlwissend, was gleich passieren wird. „Dazwischen?“   „Mindestens eine Stunde lang! Du musst das wiedergutmachen“, sagt er und ich grinse.   „Dass du ein Noob bist?“   „Du und dein Noob. Du bist der Noob“, nuschelt er.   „Sagte er und lag im Dreck.“ Ich springe vom Schreibtisch auf, da ich an seinem fuchshaften Todesblick erkenne, dass er mich gleich jagen wird. Und genau so passiert es. Ich renne – und er ist dicht hinter mir, fluchend und meckernd darüber, dass die Jugend keinerlei Respekt mehr vor dem Alter habe.     Diese Beziehung ist das Beste, was mir jemals passieren konnte. Wir erleben so viele schöne Dinge, und sogar Itachi hat langsam wieder mehr Kontakt zu Naruto. Die Freundschaft zwischen ihnen lebt auf, langsam und stetig.   Und auch wenn Naruto einem die Nerven rauben kann … für nichts auf der Welt würde ich ihn hergeben. Er ist mein.   „Hab dich, du kleiner-“ Ich drehe mich in seinen Armen herum, nachdem er mich zu fassen bekommt und küsse ihn, bevor er den Satz beenden kann.   „Du hast mich“, hauche ich gegen seine Lippen. „Und ich hab dich.“ Meine Stirn lehnt an seiner. Seine Augen sind hell, und als er anfängt zu lächeln, spüre ich meine Liebe wachsen.   Jeden Tag ein bisschen mehr …   „Ich liebe dich, Sasuke.“   Jeden Tag ein bisschen mehr.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)