Changing Perspectives von Shi-ne (# Sanji x Zorro) ================================================================================ Kapitel 1: I think we need to talk ---------------------------------- Kapitel 01: Sanji war wütend. Er brodelte vor Wut und das Nikotin schien ihn keines Wegs ruhiger zu stimmen. Es war schon die zweite Zigarette, die er sich nach dem Telefonart angesteckt hatte. Seine rechte Hand war fest um einen Schneebesen geschlungen, mit dem er schon seit Minuten auf das Eiweiß einschlug. Es war gar ein Wunder, dass bei seiner Aggression nichts überschwappte. Sein Gesicht war noch immer rot vor Zorn und er fluchte leise vor sich hin. Die Strähnen seines goldblonden Haares fielen ihm ins Gesicht, während er grimmig auf seine Zigarette biss. Dieser dumme, unfähige Marimo! Er hätte sich gar nicht erst die Mühe machen brauchen, ihn anzurufen. Seine meerblauen Augen huschten kurz zu seinem Handy, welches auf dem Tresen lag und endlich aufgehört hatte zu vibrieren. Teilnahmslos wandte er den Blick vom Display ab und machte keine Anstalten nach dem Handy zu greifen. Sanji stand in der Küche des edelen Restaurants All Blue. Normalerweise war Rauchen in der Küche strengstens verboten aber als Besitzer der Gastwirtschaft konnte er sich Ausnahmen erlauben. Es war noch dazu Montag Abend. Das hieß Ruhetag und Sanji war somit der einzige Chef, den die Küche beanspruchte. Dass er an seinem meist einzigen freien Tag in der Woche arbeitete, war selten. Nicht einmal bezahlt werden würde er für das drei Gänge Menü, welches er seit geschlagenen drei Stunden vorbereitete. Das Einzige, was für das große Essen noch fehlte, war der Kirsch-Schokoladenkuchen. "Sanji.", ertönte plötzlich eine neckende Stimme hinter ihm. "Ich glaube, das Eiweiß ist schon seit einer ganzen Weile steif genug." Sanji drehte sich um und knallte die Schüssel geräuschvoll auf den Tresen. Ein schlaues Kommentar hatte ihm gerade noch gefehlt. "Oh~ danke für den verdammten Input!", zischte der Koch. Er war heute sehr leicht reizbar und sein Gegenüber schien nicht überrascht. Er hatte es gar darauf angelegt, ihn aus der Haut fahren zu lassen, wie das immer breiter werdende Grinsen verriet. Ein Mann, mit blau gefärbten Haaren stand im Türamen der großen Küche. Seine Haarpracht war heute zu einer Tolle gestylt, die rauf gegen den Himmel ragte und Elvis spielend in den Schatten stellte. Der Koch hatte den Schiffsbauer schon mit allen möglichen albernen Frisuren gesehen. Diese hier gehörte noch zu den bodenständigsten. Er trug eine Sonnenbrille, obwohl es tiefster November war und einen Pullover, mit einem grauseligen Blumenmuster. Sanji hatte schon lange aufgegeben, den Geschmack seines Freundes in Frage zu stellen. "Du hast angefangen, das Eiweiß zu schlagen, da bin ich grad runter gegangen um nach dem Wasserboiler zu sehen. Ich war sicherlich gute 10 Minuten weg." Der Schiffszimmermann war sehr geschickt mit Technik und konnte so ziemlich alles reparieren, was er mit einem Schraubschlüssel und einem Hammer bearbeiten konnte. Sanji antwortete nicht, sondern wandte sich genervt von dem amüsierten Gesichtsausdruck ab. Er begann die weiße Masse unter den schokoladenbraunen Teig zu rühren. Es entstand eine unangenehme Pause und der Besucher verschränkte die Arme vor der Brust. "Sei nicht böse mit Zorro.", murmelte er, nun sanfter. "Du weißt wie er ist." "Oh das weiß ich nur zur Genüge." "Er freut sich sicherlich über den Kuchen." "Ja, sicher - ein Stück aufheben werde ich ihm bestimmt nicht." "Brauchst du noch Hilfe?" "Nein." "Sicher?" "Ziemlich." Der Blauhaarige seufzte schwer und strich sich über sein spitzes Kinn. "Okay, ich seh' dich dann um acht auf der Party." Sanji riss sich zusammen und schob seinen Frust ein wenig beiseite. Der Schiffsbauer konnte weiß Gott nichts dafür, dass er so verstimmt war. "Sorry.", murmelte er daher und blickte von dem Teig auf, der nun Haselnussbraun war. "Vielen Dank für deine Hilfe Franky. Bis später." Franky lachte nur lauthals und wandte sich ab. "Ach - gar kein Problem. Immer gerne." Er winkte zum Abschied und wirkte ein wenig steif, als er die Küchentür hinter sich schloss. Sanji vergaß immer wieder, dass sein Freund vor Jahren einen schlimmen Unfall hinter sich gehabt hatte und sein Brustkorb voller Metal steckte. Sicherlich würde er sich davon nie ganz erholen. War es richtig gewesen, ihn nach seiner harten, körperlichen Arbeit an der Werft noch in den Keller seines Restaurants zu jagen? Sanji seufzte. Mit einem großartigen Essen würde er ihn versuchen zu entschädigen. Es kam gar nicht in Frage, dass die ganze Kocherei umsonst gewesen sein würde. Niemals würde Sanji Essen verderben lassen, wusste er es viel zu sehr zu schätzten, eine gute Mahlzeit auf dem Tisch zu haben. Immerhin hatte Franky es geschafft, ihn kurz von seiner Wut abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Er erledigte noch einige Handgriffe und schob schließlich den Kuchen in den vorgeheizten Ofen. Erschöpft ging er in die Hocke und beobachtete die Auflaufform, welche in der Hitze des Ofen zu flackern begann. Frankys Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf und er biss sich auf die Unterlippe. Unmöglicher Geschmackssinn hin oder her - Franky hatte Recht. Es hätte ihn gar nicht überraschen sollen, wie der nervige Marimo reagiert hatte. Aber warum war er dann so wütend? Alles hatte damit angefangen, dass er die gleiche Universität besucht hatte wie Monkey D. Ruffy. Dieser Problemstifter hatte das unsagbare Talent, Freunde an den unmöglichsten Orten finden. Und so war es gekommen, dass er sich seinem Segelclub angeschlossen hatte, den er mit viel Glück aus dem Boden gestampft hatte. Weiß Gott hatte sich Sanji zuvor nie wirklich fürs Segeln interessiert. Aber Ruffy hatte eine sehr überzeugende Art und konnte Menschen begeistern und mitreißen. Heute bereute er seine Entscheidung, dem Club beigetreten zu sein nicht. Er hatte dort Freunde fürs Leben gefunden. So gute Freunde, dass er heute noch mit einigen von ihnen ein großes Apartment in der Flying Lamp Street, nur hundert Meter von der Promenade entfernt, teilte. Der Club war wirklich ein bunt zusammen gewürfelter Haufen. Da war Tony Chopper, ein Wunderkind, dass schon mit 16 an der Universität Medizin studierte. Nami, die mit Ruffy zusammen Nautik studiert hatte und nun als Navigatoren arbeite. Lysop, der Ingenieur, welcher unglaublich klug jedoch unfähig darin war, seine lange Nase aus Problemen heraus zu halten. Nico Robin, eine rekordbrechende Archäologin. Brock, ein langjähriger Musikstudent, der sicherlich irgendwann einmal sein Studium beenden und mit seiner Musik groß heraus kommen würde. Dann war da natürlich noch der Ex-Schiffsbau- und Meertechnikstudent Franky. Alle hatte er lieb gewonnen, auch wenn sie ihn immer mal wieder in den Wahnsinn trieben. Das Clubmitglied, das ihm jedoch das meiste Kopfzerbrechen breitete war dieser einfältige Marimo. Lorenor Zorro, ehemaliger Sportstudent und heute angehender Kendo Meister. Sie hatten sich weiß Gott schon oft in den Haaren gehabt. Sie waren sich so zahlreich gegenseitig an die Gurgel gesprungen, dass die Streitereien schnell alltäglich geworden waren. Waren ihre Freunde zu beginn noch dazwischen gegangen, hatten sie jetzt nicht einmal mehr einen Blick für ihre Raufereien übrig. Aber dieser Streit war anders gewesen als sonst und Sanji spürte, dass sich etwas an ihrer Freundschaft veränderte. Das waren sie immer gewesen, beste Freunde auch wenn niemand es jemals ausgesprochen hatte. Der Chef hatte immer geglaubt, es würde ihm reichen. Er hatte sich selbst davon überzeugen müssen und jede Gelegenheit genutzt, um Nami oder Robin näher zu kommen. Franky war ihm jedoch schon zuvor gekommen und Nami schien wirklich nicht an ihm Interessiert. Es war bedauerlich, denn der Himmel wusste, Sanji hatte es wahrlich versucht. Es hatte immer wieder Gelegenheiten gegeben, in denen Sanji hätte ahnen können, dass etwas mit seinen Gefühlen für Zorro nicht mehr stimmte. Da war zum Beispiel dieses seltsame Gefühl, wenn er Zorro mit seiner Kendo-Trainingspartnerin Tashigi sah. Seine Brust zog sich zusammen und war seltsam angespannt. Die Beiden verbrachten viel Zeit miteinander, obwohl sie in unterschiedlichen Vereinen waren. Natürlich war das Wort Eifersucht ein rotes Tuch. Sanji hatte es nicht mal gewagt, es in seinen Gedanken zuzulassen und er suchte alle möglichen anderen Gründe, warum er sich so fühlte. Ihn musste etwas an Tashigi selbst stören, vermutete er. Es war nicht ihr Charakter. Sie war eine tolle und sehr arbeitstüchtige junge Frau. Es war etwas anderes und Sanji hatte gar nicht einmal lange gebraucht um darauf zu kommen. Was ihm gewaltig gegen den Strich ging, war die Tatsache, dass Tashigi etwas unglaublich wichtiges mit Zorro teilte. Eine Leidenschaft für etwas, was Sanji niemals verstehen könnte. Kendo - der Schwertkampf, Waffen, Tourniere, Wettkämpfe - wie konnte man nur so besessen davon sein? Genau mit diesem Thema hatte der große Streit angefangen. Zorro trainierte für sein kommendes Kendo Match wie ein Wahnsinniger. Er kam immer spät nach hause und schaffte es vor Erschöpfung kaum mehr die Stufen hinauf in sein Zimmer. Sanji musste es wissen, denn er Bewohnte den Raum unter dem seinen. Der Koch hatte sich wie ein alter Plattenspieler angehört, als er Zorro immer wieder darauf hinwies, dass er es mit dem Training etwas lockerer angehen sollte, bevor er sich noch ernsthaft verletzte. Zorro hatte sich in den letzten Monaten auf so viele Trainingskämpfe eingelassen, dass es eigentlich nichts überraschendes war, als er bald darauf mit einer übleren Prellung ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Sanji war wütend gewesen. Er hatte es vorhergesehen aber der Sturkopf war absolut nicht bereit, auf ihn zu hören. Es hatte Sanji innerlich zerfressen mit ansehen zu müssen, wie sich sein bester Freund zu Grunde richtete. Zorros großes Ziel, sein Lebenstraum war es, der beste Schwertkämpfer der Welt zu werden. Aber für welchen Preis? Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte dann das Telefonat vor einer guten einer halben Stunde. Sanji war schon die ganze Zeit damit beschäftig gewesen, für Zorro eine Überraschungsparty zu schmeißen. Heute war immerhin sein 23. Geburtstag! Es war vier Jahre her, dass sie sich kennen gelernt hatten. Sanji wusste, dass Zorro sehr wegen seines Trainings und seines Nebenjobs, als Verkäufer in einem alten, japanischen Gebrauchtwarenladen eingespannt war. Daher hatte er versucht, den Schwertkämpfer schon vor Wochen auf diesen Abend fest zu nageln. Bei jeder Gelegenheit hatte er ihn daran erinnert, sich ja diesen Termin frei zu halten. Als Zorro ihn dann angerufen hatte und ihm wegen eines Trainingsmatch absagen wollte, obwohl ihm der Arzt strenge Ruhe verschrieben hatte, war dem Chef der Geduldsfaden komplett gerissen. Er war nicht stolz darauf, dass er Zorro angeschrien hatte. Ebenfalls bedauerte er, ihm von seiner Überraschungsparty erzählt zu haben, die nun ziemlich bedeutungslos schien. Es war vielleicht auch nicht die beste Idee gewesen, ihm zu sagen, dass es ihm egal war ob das Geburtstagskind zu seiner eigenen Geburtstagsparty nicht kam. Er würde die Party nicht absagen, hatte er ihm gesagt. Er würde auch ohne ihn Spaß haben, hatte er gelogen. Dann hatte er aufgelegt und die weiteren drei Anrufe von Zorro ignoriert. Sanji wandte den Blick von dem Schokoladenkuchen ab, von dem er wusste, dass Zorro ihn ganz besonders gerne aß und richtete sich auf. Irgendwie unsinnig, einen Geburtstagskuchen zu backen, wenn das Geburtstagskind nicht kam. Sanji zündete sich eine neue Zigarette an, als plötzlich ein dumpfes Klopfen zu ihm durchdrang. Es kam von der Eingangstür des Restaurants. Laut und bestimmt war es. Drei Schläge. Sanji kannte dieses Klopfen gut, weigerte sich aber, sich irgendwelche Hoffnungen zu machen. Es konnte nicht sein, dass es sich um Zorro handelte. Sicherlich war er gerade in seinen Trainingskampf vertieft und ließ sich die Rübe einschlagen. Bei dem Gedanken wurde er sofort wieder wütend und verließ die Küche. Er durchquerte den leeren Esssaal, in dem etwa 25 Gäste gleichzeitig bewirtet werden konnte. Klein aber fein - irgendwo musste man ja einmal anfangen. Sanji erreichte die Eingangstür und öffnete diese, ohne sonderlich große Erwartungen. Vielleicht hatte Franky irgendetwas vergessen. Aber es war nicht Franky, der vor der Tür stand und ihn aus onyx-farbenen Augen heraus anblickte. Sanji machte vor Überraschung einen Satz. Was zum Teufel machte Zorro hier?! Der Atem seines Gegenübers ging schwer und seine breite Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug. Er trug ein einfaches, weißes Hemd, dass sich schmeichelnd um seinen trainierten Oberköper schloss. Ein schwarzer Schal war um seinen Hals geschlungen. Eine graue Stickjacke lugte unter seinem dunkelgrünen Mantel hervor. Die Hose war schwarz, seine Stiefel aus braunem Leder. Er hatte seine Sporttasche um die Schulter hängen. Sein Moosgrünes Haar, welches ihm den Spitznamen Marimo eingehandelt hatte, war noch ein wenig feucht. Er musste frisch geduscht und damit direkt aus dem Training gekommen sein. Sein schwerer Atem zeugte davon, dass er sich sehr beeilt hatte her zu kommen. War er wirklich gerannt? "Was zum Teufel sollte das?", fuhr Zorro Sanji an, bevor dieser seine Worte finden konnte. "Einfach auflegen und meine Anrufe ignorieren - du bescheuerter, nutzloser Koch." Er trat an Sanji vorbei in die warme Stube. Dabei nahm Sanji den Geruch von frischer Minze war - ja, Zorro war definitiv frisch geduscht. Sanji liebte diesen Geruch, es musste das Shampoo sein. Zum Glück kam ein kalter Windstoß durch die Tür herein gefegt, der Sanji aus seiner Gedankenwelt befreite, bevor er noch tiefer darin abrutschte und ihn schnell die Türe schließen ließ. "Was machst du hier?", fragte Sanji und versuchte so unbeteiligt wie möglich zu klingen. Zorro ließ seine Trainingstasche zu Boden fallen und entledigte sich seines Schals. Sein Hemd besaß zwei Knöpfe, beide waren geöffnet und entböten seinen Hals sowie sein Schlüsselbein. Das Weiß seines Oberteils stand im starken Kontrast zu Zorros natürlich gebräunter Haut. Egal wie selten Zorro der Sonne ausgesetzt war, der Hautton wurde nicht heller und behielt seine natürliche Bräune. Es gab sicherlich viele, die ihn darum beneideten. Der Schwertkämpfer ließ sich den Mantel von den Schultern gleiten und warf ihn achtlos über einen der Stühle. Wie immer sah er gut aus, umwerfend gut möchte man sagen. Zorro war gute zehn Zentimeter größer als Sanji. Er war schlank und gut trainiert, wie man es von einem Hochleistungssportler erwartete. Seine Gesichtszüge waren hart und hochgradig attraktiv. Seine Hautfarbe erinnerte an einen griechischen Gott und seine onyx-farbenen Augen, sowie sein Blick waren hypnotisierend. Es machte Sanji wütend, dass er solch eine attraktive Wirkung hatte ohne scheinbar einen Gedanken daran zu verschwenden. Zorro war nicht eitel, nie gewesen und diese Leichtigkeit, mit der er die Model-Nummer abzog war schier unglaublich. Das schlimmste daran war, dass Zorro durchaus wusste, wie gutaussehend er war. Zum Teufel mit ihm! "Ich hab gehört, hier findet eine Überraschungsparty für mich statt, zu der ich antanzen soll.", antworte er endlich mit seiner tiefen Stimme, die Sanji manchmal dazu brachte, sich auf die Unterlippe beißen zu müssen. Gut - Stimme: Check! Body: Double check. Klar, das sein Charakter dafür total daneben gegangen war. Zorro strich sich über den verspannten Nacken, sah ihn an. Sanjis Augenbraue zuckte. "Ich dachte du hast ein Trainingsmatch.", meinte er Koch. "Ich hatte das Gefühl, jemand wäre sehr gekränkt wenn ich nicht auftauche." "Ich hatte eher den Eindruck, es wäre ihm ziemlich egal ob du hier auftauchst oder nicht!" Sanji war absolut nicht bereit, die Geschichte Ruhen zu lassen. Außerdem glaubte er, dass die Sache einen Haken hatte. Niemals würde Zorro einen Trainingskampf sausen lassen. Sein Gegenüber war erstaunlich ruhig. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn aus seinen dunklen Augen heraus an. Sanji erschauderte. Dieser Blick hatte ihn schon immer nervös gemacht und es war unmöglich zu sagen, was Zorro in diesen Momenten dachte. "Ich habe mich ziemlich beeilt um her zu kommen." "Hm schön - aber unnötig , denn du bist viel zu früh. Fahr nochmal nach Hause. Deine Gäste sind noch nicht hier." Sanji wandte sich ab, nicht bereit sich diese Nummer zu geben, nur um dann wieder enttäuscht zu werden. So wollte er zurück in die Küche gehen, um nach dem Essen zu sehen als Zorro plötzlich sein Handgelenk ergriff. Sanji zuckte zusammen. Wie hatte er die Distanz zwischen ihnen so schnell überwunden? Er blickte den Schwerkämpfer genervt an und versuchte sich von dem verführerischen Minzgeruch nicht aus der Fassung bringen zu lassen. "Was?", fragte er gereizt. Zorros Griff war nicht fest oder schmerzhaft, aber durchaus bestimmt. Anstatt zu antworten zog er Sanji mit einem Mal näher an sich heran. Sanji hoffte, dass es nur Hitze war, keine Röte die ihm in die Wangen schoss. Er war total perplex und die plötzliche Nähe zwischen ihnen ließ sein Herz schneller schlagen. "Ich muss mit dir sprechen, Koch." Zorros Stimme war eine Oktave zu tief, sein Blick zu intensiv, sein Köper zu nahe und sein Geruch zu einnehmend. Der Schwertkämpfer wollte also Reden - wunderbar. Aber musste er es auf so engem Raum tun? Kapitel 2: Blue Doors & Green Cupcakes -------------------------------------- Kapitel 02 Zorro klopfte zwei Mal gegen die blaue Eingangstür des Restaurants. Schließlich ein drittes Mal mit mehr Nachdruck. Er ließ den Arm sinken, atmete schwer aus. Es war Anfang November und ein kalter, beißender Wind wehte durch sein feuchtes Haar. Es war keine gute Idee gewesen, sich nicht die Zeit zu nehmen, es zu trocknen. Der Schwertkämpfer erschauderte leicht und verschränkte ungeduldig die Arme vor der breiten Brust - wartete. Gedankenverloren starrte er die tiefblaue Holztür an. Er liebte diese Farbe. Sie stimmte ihn ruhig, weckte Erinnerung an den letzten Sommer auf dem Meer. Es war die Farbe des Wassers, des Himmels. Eigentlich war Zorro immer davon überzeugt gewesen, dass grün die Farbe war, die ihm am nächsten stand. Nie hatte er das in Frage gestellt, sich sonderlich darüber Gedanken gemacht. Aber seitdem er das erste Mal in die azurblauen Augen des Kochs geblickt hatte, war er sich nicht mehr so sicher, was ihm an Grün eigentlich so gut gefiel. Zorros heißer Atem war in der kalten Novemberluft sichtbar. Er ließ seine Augen über die Details der Tür gleiten. Die Farbe war gleichmäßig auf dem Holz aufgetragen worden. Zorro war schon immer besser darin gewesen, Dinge zu zerstören als sie zu erhalten. Immer. Ein Wunder, dass er diese Tür so gut hinbekommen hatte. Er ließ seinen Blick tiefer gleiten. Plötzlich stach ihm etwas Unangenehmes ins Auge. An eine Stelle begann die Farbe von dem dunklen Holz abzuplatzen. Zorro hob die Hand und strich mit dem Daumen über die Unebenheit. Der braune Fleck zerstörte das Gesamtbild und missfiel ihm ungemein. Seine Augen verengten sich. Als er das erste Mal hier her gekommen und vor dieser Tür gestanden hatte, war diese noch nicht blau gestrichen und es war Frühlingsanfang gewesen. Damals hatte er dem Koch versprochen, ihm bei der Renovierung seiner neu erworbenen Immobilie auszuhelfen. Ein Traum, den sich der Blonde nach langer, harter Arbeit endlich verwirklicht hatte. Noch Tage lang nach Unterschreiben des Mietvertrags, war das Strahlen Sanjis nicht geringer geworden. Er hatte über Tage hinweg gestrahlt. Zorro war am jenem Tag auf der Suche nach dem zukünftigen All Blues zweimal an dieser Tür vorbei gelaufen, fiel das Gebäude nicht sonderlich auf. Es war klein, deutlich kleiner als die breiten, modernen und hohen benachbarten Gewölbe. Das Gebäude war mit Winterjasmin bewachsen, welches sich die weiße Fassade hinauf geschlängelt hatte und deren Blüten gelb leuchteten. Die Schönheit fiel einem auf der belebten Straße erst auf, wenn man sich Zeit nahm und einen Moment inne hielt. Das Gebäude hätte nicht besser zu Sanji passen können. Als er das dritte Mal suchend die Straße herunter gelaufen war, hatte er den Koch schließlich erblickt, der eine Pause von den Renovierungsarbeiten genommen und vor die Tür getreten war. Er hatte unter dem Winterjasmin gestanden, dessen Blüten von seinem goldblondem Haar in den Schatten gestellt worden - eine Zigarette zwischen seinen langen, schlanken Fingern, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Sein Gesichtsausdruck war friedlich. Er war glücklich. Zorro erinnerte sich noch genau als wäre es gestern gewesen. Der Koch hatte an jenem Tag ein tiefblaues Hemd getragen. Ein Windzug war aufgekommen, welcher mit dem blauen Stoff gespielt und sein schweren blonden Strähnen durcheinander gebracht hatte. Es hatte geregnet, gelbe Blüten. Der Koch atmete tief ein, hatte die Augen geschlossen und den Moment genossen. Der Anblick, dieser Moment hatte sich in Zorro eingebrannt und war bis heute nicht aus seinem Gedächtnis erloschen. Die Zeit war stehen geblieben. Reine Schönheit tat sich vor ihm auf, die sein Herz schwerer werden ließ. Der Name des Kochs hatte ihm schwer auf der Zunge gelegen. Ihm war plötzlich einiges klar geworden. Seltsam, dass er so lange gebraucht hatte, es zu erkennen. Die Uhr begann mit einem Mal wieder zu Ticken, sich weiter zu drehen. Sanji hatte geblinzelt, Zorros Blick auf sich gespürt und sich das Haar aus dem Gesicht gestrichen. Als ihre Augen auf einander trafen, war sein strahlendes Lächeln sofort verschwunden. Zorro war es gewöhnt. Sanji lächelte ihn nie an. Sein Lächeln galt immer jemand anderem. Zu Beginn hatte es ihn nicht gestört, mittlerweile begann sich jedoch Neid in ihm anzusammeln. Er war neidisch, neidisch auf jeden, dem Sanjis schönes Lächeln galt. Der Koch senkte den Blick, zog an seiner Zigarette. Sie mich an, hatte sich Zorro damals gesehnt. Sie mich an. Der Moment war schließlich vollkommen erloschen. Damals war eine lange Diskussion darüber gefolgt, ob Sanjis Restaurant zu unscheinbar oder Zorros Orientierungssinn zu katastrophal gewesen war. Dieses Thema war für die ganze kommende Woche aktuell, die die Renovierung andauerte hatte. Einen Tag vor der Eröffnung war Zorro mit einem Eimer blauer Fabre auftaucht. Er hatte die Tür ohne Sanjis Wissen gestrichen. Der Koch hatte die blaue Tür niemals erwähnt. Bis heute war sie nicht überstrichen worden. Ihm musste die Farbe also gefallen haben. Seit dem hatte Zorro das Restaurant niemals mehr unbemerkt passiert. Es stach nun für ihn heraus und er konnte die Schönheit deutlich vor sich sehen. Er hielt inne, erfreute sich an dem Winterjasmin, an der reinen, weißen Fassade und der blauen Tür. Manchmal wünschte der Schwertkämpfer sich, er könnte zu früheren Tagen zurück kehren. Wieder übersehen und an der Tür vorbei schreiten. Es wäre so viel einfacher gewesen. Jeder musste mittlerweile bemerkt haben, dass er den Blick von dem Koch kaum mehr abwenden konnte. Er musste dringend damit aufhören. Zorro schüttelte den Kopf und schnaubte. Es war nicht die Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen. Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere. Sollte heute nicht ein besonderer Tag für ihn sein? Zorro hatte von seinem Geburtstag nie sonderlich viel gehalten. Generell schätzte er Geburtstage nicht sehr und sah in diesen nie mehr als Gelegenheit, sich zu betrinken. Da sein Geburtstag nahe an einem Tag lag, der ihm die Lust aufs Feiern nahm, zog er es vor, im November sein Heimatdorf aufzusuchen. Alleine zu sein. Dieses Jahr hatte sich seine Heimreise wegen eines Turniers verschoben, was dazu geführte hatte, dass er seinem Geburtstag zuhause verbrachte. Hätte Sanji ihn nicht darauf aufmerksam gemacht, er hätte diesen Tag verbracht wie jeden anderen und keinerlei Geschenke oder Geburtstagsgrüße erwartet. Bevor er Luffy kennengelernt und dem Segelclub beigetreten war, hatte Zorro kein festes, soziales Umfeld gehabt. Er hatte sich mit Zwielichtigen Gestalten herum getrieben und sein Geld mit Dingen verdient, die er heute in Frage stellte. Freunde waren kein fester Bestandteil seines Lebens gewesen. Geschweige den jemand, der wusste und als bedeutsam erachtet hätte, wann er ein Jahr älter wurde. Die Restauranttür öffnete sich. Blaue Augen sahen ihm entgegen und wichen dann seinem Blick sofort aus, als sie ihn erkannten. Nichts neues. Dennoch versetzte ihm diese Reaktion einen Stich. Sie mich an, wünschte Zorro tonlos. Er trat schließlich ein. Sie sprachen miteinander. Die Stimmung war angespannt. Zorros Kopf rauschte. Er hatte sich fest vorgenommen, den Koch nicht anzustarren, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Doch nach nur wenigen Sekunden hatte der Schwertkämpfer sein Vorhaben aufgegeben. Es hatte keinerlei Sinn auch nur zu versuchen, Sanjis Erscheinung zu ignorieren. Wie immer war er stylisch gekleidet. Er trug eine etwas enger sitzende, schwarze Hose, schwarze Lederschuhe und einen einfachen, beigefarbenen Pullover mit weitem Ausschnitt. Der Pullover war ihm ein wenig zu groß und die Ärmel reichten ihm fast bis zu den Fingerspitzen. Um seinen Hals hing ein weinroter Schal mit Verzierungen aus Leder. Unter dem roten Stoff blitzte etwas helle Haut hervor und Zorro musste sich zwingen, den Blick abzuwenden. Seine Schwäche für den Koch nahm Ausmaße an, die immer schwerer zu Kontrollieren wurden. Was entschied sich der dumme Koch auch für solch ein süßes Outfit? Der zu große Pullover ließ ihn jünger wirken. Sanji war nicht viel kleiner als Zorro aber deutlich zierlicher und seine Züge weicher. Der Schwertkämpfer versuchte sich auf Sanjis Worte und weniger auf sein Aussehen zu konzentrieren. Hatte Sanji schon immer ein Bild eines Piratenschiffs an der Wand hängen gehabt? Das Gespräch war nicht so gelaufen, wie es sich Zorro vorgestellt hatte. Es war nicht das erste mal, dass die beiden sich stritten. Es kam beinah täglich vor, dass sie sich wegen Kleinigkeiten in die Haare bekamen. Da jedoch keiner von ihnen sonderlich nachtragend war, war ein Konflikt meistens schnell wieder vergessen. Aber diesmal war der Koch nachtragend. Nicht zur Versöhnung bereit. Er schien ernsthaft gekränkt und wandte sich von Zorro ab, um zurück in die Küche zu gehen. Das Gespräch war für ihn beendet. Das goldblonde Haar fiel ihm vor die Augen und verdreckte sein Gesicht. Sie mich an - Ehe es sich Zorro versah, hatte er die Hand nach dem Koch ausgestreckt. Zog ihn zu sich. Erinnerungen überfluteten ihn. Er sah Sanjis Lächeln wieder vor sich, welches er ihm nie schenkte und immer an andere gerichtet war. Zorro wünschte sich sehnlichst, ihm wäre Sanjis Lächeln und wem es galt wieder gleichgültig. Es wäre so viel einfacher gewesen. Es war so selten, dass er dem Koch so nahe vor sich sah. Er hatte ebene, helle Haut und seidiges Haar, in welches Zorro liebend gerne seine Hände vergraben würde. Seine Lippen waren verführerisch und auf Sanjis azurblaue Augen, fiel ein Lichtstrahl, welches sie eisblau erstrahlen ließ. Sie zogen Zorro komplett in ihren Bann. Meerblau traf auf Whiskeybraun. Endlich - endlich sah der Koch ihn an und Zorro konnte den Blick nicht abwenden, wagte es nicht zu blinzeln. Grün - wie war ihm diese Farbe jemals interessant erschienen? Der Schwertkämpfer fluchte innerlich! Es war absolut keine gute Idee gewesen, auch noch Nähe in den ohnehin schon explosiven Mix zu werfen. Sanji schien überrascht über Zorros Handeln zu sein und wenn sich der Schwertkämpfer nicht täuschte, hatte sich sogar eine zarte Röte auf die Wange des Kochs gelegt. Süß, schoss es Zorro unvermittelt durch den Kopf und er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, was den Blonden nur wütender zu machen schien. "Was - ?", stieß Sanji ungeduldig hervor, und versucht wieder Abstand zwischen sie zu bringen. Er wurde jedoch von Zorros bestimmten Griff zurück gehalten. Der Schwertkämpfer wusste aber sehr wohl, dass Sanji sich von ihm lösen könnte, würde er es darauf anlegen. Der Koch war ebenfalls durchaus sehr sportlich und hatte in seiner Freizeit an genug Taekwondo Turnieren Teil genommen, um Zorro auf der Hut sein zu lassen. Dennoch blieb der Koch wo er war, blickte ihn an und versuchte zu verstehen, auf was Zorro aus war. Sanji war nicht der Einzige, der Antworten suchte. Zorros Gedanken rasten. Es wäre so einfach, sich in diesem Moment seine Gefühle einzugestehen. Es wäre einfach, sich vor zu beugen und diese süßen Lippen zu kosten, nach denen sich Zorro schon seit Monaten sehnte. Wie sie wohl schmeckten? Der Schwertkämpfer biss sich auf die Unterlippe, versuchte die Sehnsucht zu verdrängen, die in ihm kochte. Sich an das zu erinnern, was wichtig war. Er hatte gute Gründe, seine Gefühle nicht zuzulassen. Gründe, sich hier und jetzt zurück zu halten. Er konnte sich denken, warum Sanji ihm nie lange in die Augen blickte. Ihn nie anlächelte. Er musste es spüren. Menschen waren fragil. Sie waren zerbrechlich. Er würde es kaum ertragen, ein weiteres Leben eines Menschen zu Bruch gehen zu lassen, den er in sein Herz geschlossen hatte. Zorro war schon immer besser darin gewesen, Dinge zu zerstören als sie zu erhalten. Immer. Wie hatte er die blaue Tür nur so gut hinbekommen? Seine Mutter war bei seiner Geburt verstorben. Damit hatte er das Leben seines Vaters zerstört. Seine beste Freundin war vor Jahren verunglückt, wegen einer Bitte, die sie für ihn nachgegangen war. Damit hatte er sein eignes und das Leben einer wunderbaren Familie zerbrochen. Zorro hatte sich geschworen, seine Mitmenschen zu beschützen, mit allem, was er zu geben hatte. Er würde stärker werden und so etwas nie wieder zulassen. Auch wenn es hieß, dass er seine Liebsten vor sich selbst beschützten musste. Niemals würde er erdulden können, dass er etwas so wunderschönes, etwas so reines und fragiles wie Sanji zerbrach ... Er zog es vor alleine zu sein. "Oi, Zorro!", rief Sanji aus. Er verlor langsam seine Geduld. Hitze stieg in ihm auf je länger er von Zorro angesehen wurde. Dieser sprach nicht sondern biss sich sexy auf die Unterlippe. Die Hitze nahm zu. Er versuchte in Zorros Gesicht zu lesen, was in ihm vor ging, fand jedoch keinerlei Antworten. Mit einem mal lockerte sich der Griff um Sanjis Handgelenk. Zorro richtete sich auf, öffnete endlich seine Lippen und stieß schwer die Luft aus seinen Lungen. Langsam begann er das Schweigen zu brechen. Seine Stimme war rau und tief. "Ich wollte mich entschuldigen. - ", murmelte er. Sanji sah sprachlos zu dem Schwerkämpfer auf. Dieser verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust und sah mit intensiven Blick zu ihm hinab. "Ich habe versprochen, mir frei zu halten und ich hatte vor, mein Versprechen zu brechen. Das war falsch und nicht ehrenvoll." Er wirkte so ernst, wie er sprach. Sanji hielt den Atem an. "Bitte verzeih mir." Nun hatte Sanji Angst, dass sein Herzschlag ihn verriet. Er war rot wie eine Tomate und drehte sich rasch zur Seite, um sein Gesicht vor Zorro zu verstecken. Er konnte sich nicht erinnern, das sich dieser Sturkopf jemals bei ihm Entschuldigt hatte. Weiß Gott hatte Zorro oft falsch gelegen und er war immerzu viel zu stolz gewesen, sich dies vor Sanji einzugestehen. 'Bitte verzeih mir', hallte Zorros dunkle Stimme in seinem Kopf wieder. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Der Koch zwang sich locker zu bleiben, sich die Irritation nicht anmerken zu lassen. All seine Wut, all sein Ärger war mit einem Mal verschwunden. Gott - es machte ihn wütend, dass dieser dumme Marimo ihn so leicht hatte mild stimmen können. "Pff!", stieß Sanji trotzig aus und wandte sich Zorro mit patzigem Gesichtsausdruck zu. "Nun machst du ein größeres Drama draus, als es eigentlich ist. Blöder Mooskopf." Er klopfte Zorro mit der Faust gegen die feste Schulter. Der Koch trat an dem Schwertkämpfer vorbei, spürte dessen Blick auf sich. Sein Nacken kribbelte. "Die Entschuldigung ist hiermit angenommen. Ich seh' mal nach dem Essen." Er ließ seinen Worten Taten folgen. "Und wehe, du zerstört dir noch mehr von der Überraschung als ohnehin schon. Die Küche ist für dich Tabu!" Die Küchentür fiel hinter ihm ins Schloss. Das Kribbeln, verschwand nur langsam. Er konnte endlich wieder frei atmen. Eine Hand auf seinen Lippen, eine andere an seinem wild pochenden Herz lehnte er an der Tür und versuchte, seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Scheiße - er war vollkommen durcheinander ! Der Koch brauchte einige Minuten, um sich zu fangen. Er hörte Zorros Stimme dumpf durch das Holz zu ihm hindurch dringen. Er schien zu telefonieren. Vielleicht mit seinem Trainingspartner, um den Kampf abzusagen? Er hatte die Entschuldigung wirklich ernst gemeint und würde bleiben. Ein sanftes lächeln huschte über Sanjis Lippen und er konnte nicht verhindern, glücklich aufzulachen. Er stieß sich von der Tür ab und sah nach dem Kuchen. Er ging in die Hocke und beobachtete den flackernden Teig, der mittlerweile deutlich gewachsen und an Festigkeit gewonnen hatte. Es war das erste Mal, dass er mit Zorro seinen Geburtstag feierte, wurde ihm bewusst. Irgendwie hatte es Zorro immer geschafft, an seinem Geburtstag außer Lande zu sein. Sanji hatte daher etwas ganz besonders machen wollen und war glücklich, dass die Geburtstagsparty nicht komplett ins Wasser gefallen war. Geburtstagsparty ... Moment, hatte er nicht etwas vergessen ... ? Dann brach die Erkenntnis plötzlich über herein und er sprang mit einem Schrei auf. Gott - er war wirklich unglaublich! Wie konnte er so etwas wichtiges nur vergessen? Er lief zum Kühlschrank und holte einen Cupcake heraus, den er heute Morgen gebacken hatte. Er war aus verschiedenen, grünen Teig Schichten gebacken und mit Minze-grünen Zuckerguss überzogen. Drei Marzipan Schwerter ragen aus dem Guss hervor. Perfekte Replika von Zorros geliebter Samurai Schwertern. Sanji platzierte den Cupcake behutsam auf einen Teller, bestreute ihn mit Puderzucker und eilte aus der Küche. Zorro war gerade fertig mit seinem Telefonieren und legte auf, als Sanji aus der Küche stürmte und auf ihn zueilte. Perplex sah der Schwertkämpfer den Koch an, als er ihm mit puderrotem Gesicht den Cupcake unter die Nase hielt. Sanji ließe Zorro gar nicht die Möglichkeit darauf zu reagieren und schrie ihm aus voller Kehle entgehen: " ALLES GUTE ZUM GEBURSTAG ! " Sanji blickte in Zorros Gesicht, der ihn ansah, als hätte man ihn gerade darum gebeten, in einem rosa Tutu auf- und abzutanzen. Sanji wurde zunehmend nervös und unruhig. Vielleicht sollte er sich ein wenig erklären. "Es tut mir so Leid.", stammelte er leise. "Ich wollte dir eigentlich schon heute Morgen gratulieren aber du warst schon weg. Und als du angerufen hast, war ich so böse mit dir... und vorhin... auch... - hm sorry ..." Sanji räusperte sich. Es tat ihm wirklich aufrichtig Leid. Er kam sich gerade wie ein lausiger Freund vor. Streit hin oder her. Es war Zorros Geburtstag und eine Gratulation hatte er verdient. So strafte sich der Koch und blickte dem Mann in die Augen, der ihm das letzte Jahr so oft an den Rande des Wahnsinns getrieben, den er aber dennoch um nichts auf der Welt missen wollte. Diesmal sagte es sanfter mit einem warme Lächeln auf den Lippen. "Happy Birthday Zorro." Zorro sah den Cupcake an. Jäger-, Oliv-, Blass- und Hell-grün. Grün - Angeblich seine Lieblingsfarbe. Er sah seine Schwerter. Liebevoll hergerichtet - identisch. Es sah nach viel Arbeit aus. Zeit, die der Koch für ihn aufgebracht hatte. Unglaublich, was Sanji mit diesen langen, zierlichen Fingern alles zaubern konnte. Noch nie hatte sich jemand so viel Mühe wegen ihm gemacht. Niemals hätte Zorro dies von jemanden erwartet. Er hob den Blick und sah in das Gesicht seines Freundes. Was er da erblickte, ließ sein Herzschlag für einen Moment aussetzten. Sanji strahlte ihn an. Ein liebevolles, ehrliches Lächeln. Eines, welches sich der Schwertkämpfer immer gewünscht, nach dem er sich immer gesehnt hatte. Das beste Geschenk, was man ihm hätte machen können. Das Verlangen den süßen Koch in seine Arme zu schließen und niemals mehr los zu lassen war unerträglich stark. Seine Vorsätze verschwanden und wurden bedeutungslos. Er konnte nicht mehr klar denken. Sanji war unerträglich niedlich. Sein Charakter war so rein, dass es schmerzte. Er bewunderte diesen Mann, respektierte ihn, vergötterte ihn. "Ich muss dir -", setzt er an und wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Sanji wandte den Blick ab. Nein warte!, schrie Zorro innerlich. Sie mich an. Er streckte die Hand nach dem Begehrten aus. Im letzten Moment hielt er sich jedoch zurück. Die Realität brach über ihn zusammen wie ein Kartenhaus. Der Moment war vergangen und seine Vorsätze kehrten mit aller Kraft in sein Bewusstsein zurück. Ihm wurde der Teller mit dem Cupcake in die Hände gedrückt. Seine Hände umschlossen das kalte Porzellan fest. Er würde ihn nicht fallen und zerbrechen lassen. Sanji erwartete kein Dankeschön. Schon immer war der Koch unglaublich selbstlos gewesen. Er ging zur Eingangstür, die Wichtigkeit des Moments nicht erkennend. Wie viel Zorro seine Geste bedeutet hatte. Der Schwertkämpfer senkte den Blick auf den grünen Cupcake. Ob er ihm in blau besser gefallen hätte? Sanji war froh darüber, dass der Moment unterbrochen worden war. Sicherlich hatte Zorro ein böses Kommentar darüber auf den Lippen gelegen, warum seine Gratulation so verspätet gekommen war. Sanji war gerade nicht nach einem weiterem Streit zu Mute. Außerdem fühlte er sich tatsächlich schuldig, so spät dran gewesen zu sein. Der erste Partygast, der sein Gesicht zeigte war Robin. Sie hatte mit Franky gesprochen und war deswegen früher gekommen, um Sanji auszuhelfen, erklärte sie. Sicherlich hatte der Schiffszimmermann die Situationen weit dramatischer beschrieben, als sie tatsächlich gewesen war. Wie immer freute sich Sanji riesig, Robin zu sehen. Seit sie an ihrem Dr. schrieb und nebenbei im National Museum arbeitete, bekam Sanji sie kaum mehr zu Gesicht. Sie war eine der wenigen Archäologinnen, die die alten, neu entdeckten Schriftarttafeln namens Poneglyph entziffern und lesen konnte. Daher war sie Welt weit gefragt und viel beschäftigt. Als Robin bemerkte, dass Sanji gar nicht mehr alleine war, entschuldigte sie sich rasch für ihr zu frühes Erscheinen. Sanji irritierte das ein bisschen. Sie störte überhaupt nicht sondern hatte ihm die Haut gerettet. Noch eine weitere halbe Stunde alleine mit dem Mooskopf und die Situation wäre höchst unangenehm geworden. Dann gratulierte Robin Zorro ebenfalls zum Geburtstag und übergab ihm ein liebevoll verpacktes Geschenk. Der Schwertkämpfer schien den ganzen Trubel um seine Person nicht gewöhnt zu sein, bedankte sich aber höflich. Sanji zog sich daraufhin in die Küche zurück um das Essen vorzubereiten. Die anderen Partygäste kamen bald und wenn es schon keine Überraschungsparty mehr werden konnte, sollte wenigstens die Party stimmen. Nach und nach deckte Sanji den Tisch und drapierte einige kalte Snacks, die er vorbereitet hatte. Dabei ließ er sich von Robin helfen. Zorro hingegen war viel zu sehr mit seinem Cupcake beschäftigt, den er, ganz untypisch, recht langsam aß. Unter anderen Umständen hätte sich Sanji geärgert, dass Zorro wieder einmal eine Ausrede gefunden hatte, um sich vor lästiger Arbeit zu drücken. Meistens entging er seinen Pflichten, indem er zu spät kam, weil er sich mal wieder 'verlaufen' hatte oder verschlief jegliche Aktivitäten. Heute sah der Koch jedoch, anders als sonst, darüber hinweg. Zorro war das Geburtstagskind. Ihm sei verziehen. Als der Tisch fertig gedeckt und Sanji zurück in die Küche ging, erhaschte er noch einen kurzen Blick auf den Schwertkämpfer. Er schob sich gerade das letzte, grüne Stück des Cupcakes in den Mund. Er kaute genüsslich und grinste. Zorros Grinsen war ansteckend und Sanji war überrascht, wie sehr er sich über diesen Anblick freute. Menschen durch Essen glücklich zu machen war schon immer etwas gewesen, was den Koch erfüllte. Schon von Klein auf wusste er gutes Essen sehr zu schätzten. Zorros Grinsen war Sanji mehr als Dank genug. Zufrieden zog er sich in die Küche zurück. Endlich war es an der Zeit, den Kuchen aus dem Ofen zu holen. Sanji hatte einen Schokoladenguss vorbereitet, von dem er eine Fingerspitze kostete. Er liebte Schokolade. Der Guss schmeckte köstlich und er freute sich schon auf die Gesichter seiner Freunde, wenn sie ein Stück von dem Kuchen probierten. Es war eine seiner besten Kreationen! Selbst Zorro, der normalerweise gar nicht so sehr auf Süßes stand, hatte er für seine Desserts begeistert. Hoch konzentriert und sehr sorgfältig begann er die Schokoladenmasse auf dem Kuchen zu verteilen. Sanjis Finger arbeiteten vollkommen ruhig. Als Koch war er schon immer stolz auf seine Hände gewesen, hatten sie ihn bei den vielen, filigranen Tätigkeiten noch nie im Stich gelassen. Sie waren hoch empfindlich und er konnte mit ihnen jedes Lebensmittel ertasten. Die sensiblen Fingerchen leisteten großartige Arbeit in der Küche. Plötzlich öffnete sich die Küchentür. Natürlich erwartete Sanji Robin, hatte er Zorro den Eintritt in die Küche untersagt. Als er aufblickte, wurde er jedoch überrascht. Niemand geringeres als Zorro selbst trat ein, den leeren Cupcake Teller in Händen. Oh fuck you too ! Jetzt war der Nichtsnutz also bereit, einen Finger krumm zu machen? Machte der Schwertkämpfer das etwa mit Absicht? Sanji konnte es nicht fassen. Seine Augenbraue zuckte wütend und machte kurz Anstalten, dem Eintreteden den Schokoladen verschmierten Kochlöffel an den Kopf zu pfeffern. "Scheiße hast du Moos im Hirn, du Volltrottel!", schrie Sanji ihm entgegen. "Ich sagte die Küche ist Tabu!" Der Schwertkämpfer blieb ungerührt. Sanji startete noch den Versuch, den Kuchen mit seinem Köper vor dem Geburtstagskind zu verstecken, was Zorro nur müde eine Augenbraue heben ließ. Es entstand eine lange Pause in der sich die beiden Männer schweigend gegenüber standen bis Zorro schließlich tonlos bemerkte: "Ich hab den Kuchen schon gesehen. Spar dir die Mühe Koch." Der Kochlöffel sauste durch die Luft und verfehlte Zorros Kopf um einen Millimeter. "Ja danke auch. Du bist ein Arsch Zorro." Der Angesprochene grinste nur. Er bückte sich nach dem Kochlöffel und räumte diesen sowie den Cupcaketeller seelenruhig in die Spülmaschine. Sanji wandte sich wütend grummelnd ab und begann den Kuchen mit Kirschen zu verzieren. Schön, dass Zorro das Grinsen nicht vergangen war. Sanji war hingegen gar nicht zum Lachen zu Mute. Noch eine Überraschung war dahin. Er sollte aufhören, es überhaupt zu versuchen. "War der Cubcake wenigstens gut?", fragte er immer noch verstimmt. Schweigen. Sanji bekam keine Antwort. Zwei weitere Kirschen setzte er auf den Kuchen. Immer noch Schweigen. Nun verlor er seine Geduld und wirbelte herum. "Hey du kannst mir wenigstens ant - " Sanji brach ab. Zorro hatte sich unbemerkt genähert und stand nun direkt vor ihm, eine Hand locker in der Hosentasche, die andere nach Sanji ausgestreckt. Dieser wollte zurück weichen, stieß jedoch sofort gegen die Küchentheke. Zorro umfasste Sanjis Hand, beugte sich hinab und führte sie an seine Lippen. Heißer Atem stieß gegen die empfindlichen Fingerspitzen des Kochs. Erst jetzt bemerkte dieser, dass noch Schokolade an ihnen klebte. Sanji war wie vor den Kopf gestoßen. Zu perplex um zu reagieren. Warme Lippen schlossen um seinen Finger und eine raue Zunge fuhr über seine hoch sensible Haut. Es war, als würde ein Stromschlag durch seinen Köper rasen. Die Feinfühligkeit seiner Finger wurden plötzlich zum Nachteil. Ob Zorro dies wusste? Wenn ja, musste er auch wissen, was seine Tat in dem zierlichen Köper des Kochs auslöste. Die Hitze in Zorros Mund ließ Sanji schwindelig und unerträglich heiß werden. Gott war er froh, dass er an der Küchentheke lehnte, setzte er in diesem Moment keinerlei Vertrauen in seine Beine. Zorro ließ von seinem Finger ab und richtete sich auf. Genüsslich und verboten sexy leckte er sich über die Lippen, als hätte er gerade das beste auf Erden gekostet. Seine Augen glänzten golden. Sein Blick so intensiv und dominant, dass er Sanji gar einschüchterte. Schließlich sprach der Schwertkämpfer dunkel: "Der Cupcake war vorzüglich." Er strich sich mit dem Daumen über die Mundwinkel. "Ausgesprochen süß." Sanjis Kopf war leer. Er war unfähig etwas zu erwidern. Sein ganzer Köper kribbelte und ihm war schwummrig als hätte man ihn in Watte gepackt. Zorro sah ihn unentwegt an. Studierte ihn. "Empfindliche Finger, was Koch?", stellte er fest. "Gut zu wissen." Damit wandte sich Zorro amüsiert ab und ließ einen komplett aufgelösten Sanji in der Küche zurück. Die Tür fiel ins Schloss. Das Kribbeln wurde nicht weniger. Oh - Sanji wusste bereits, diesen Abend überstand er nur mit einer guten Packung Zigaretten und eine großen, großen Menge an Alkohol. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)