How to Save a Life von Schangia (Wichtelgeschichte für Puppenspieler) ================================================================================ Prolog: Tip-off --------------- Er mochte den März nicht. Der März leitete den Frühling ein, verhieß das Ende von Schnee und Kälte und Dunkelheit, machte die Menschen wieder fröhlicher und verdrängte den Winter mit einer so geheuchelten Leichtigkeit, dass ihm beinahe die Galle hochkam. Nein, Hanamiya Makoto mochte den März nicht. Er war ein Winterkind durch und durch. Nur in diesem Jahr erschien ihm der März ein wenig erträglicher, denn wenn die Ältesten an diesem milden Frühlingstag die Mittelschule endgültig verlassen würden, war Imayoshi Shouichi einer von ihnen. Auf diesen Tag hatte er zwei Jahre lang gewartet, und dennoch war er sich ziemlich sicher, dass das undefinierbare Gefühl in seiner Magengegend keine Freude darüber war, ihn endlich los zu sein. Aber darauf kam es nicht an. Hanamiya hatte nicht einmal der Abschlusszeremonie bis zum Ende beigewohnt, sondern hatte einfach nur hinausgewollt um sich daran zu erfreuen, dass er dieses hinterlistige Fuchsgesicht nun nicht mehr sehen, geschweige denn mit ihm reden musste. Gemächlich wanderte er über den Hof, bemerkte beiläufig, dass dieser ohne die vielen Schüler kleiner wirkte als sonst. Je länger er sich draußen aufhielt, desto bewusster wurde ihm, dass der Tag doch nicht so mild war, wie er anfangs vermutet hatte, also steckte er die Hände in die Hosentaschen und versuchte, die auffrischende Brise zu ignorieren. Auch wenn er ahnte, dass diese Ruhe nur von kurzer Dauer war, wusste er sie sehr zu schätzen. »Oi oi, Makoto-chan, wohin des Weges?« Er fluchte und vergrub die Hände tiefer in den Taschen. Diese Stimme würde er überall wiedererkennen. »Verschwinde.« Leise aber zügige Schritte verrieten ihm, dass Imayoshi bald zu ihm aufgeschlossen haben würde, doch er war zu faul, sein eigenes Tempo zu erhöhen. »Ist das die Art und Weise, wie man mit seinem Senpai reden sollte, Makoto-chan?« Imayoshi grinste provokant, als er neben ihm ankam und sich seinem Schritttempo anpasste. Hanamiya hatte sich gerade gut genug unter Kontrolle, um nicht wegen des Spitznamens aufzustöhnen, sondern verdrehte lediglich die Augen. »Ab heute kann ich mit dir reden, wie ich will, Imayoshi.« »Imayoshi-senpai. So solltest du mich nennen, auch wenn heute mein letzter Tag an dieser Schule ist. Noch haben sich unsere Wege nicht getrennt«, konterte er gelassen, so als würde ihn der bissige Unterton in Hanamiyas Stimme nicht stören. Vermutlich störte er sich tatsächlich nicht daran, aber das konnte Hanamiya ja auch egal sein. »Aber bald«, murmelte er eher zu sich als zu Imayoshi, doch dieser hatte es dennoch gehört und war nun so dreist, ihm lachend durch die Haare zu wuscheln. »Nun red keinen Unsinn. Ich werde immer für meinen süßen kleinen Kouhai da sein, wenn er Probleme haben sollte.« Es beunruhigte Hanamiya, dass er nicht wusste, ob das eine Lüge war oder nicht. Er beließ es dabei, die Hand des anderen energisch von sich zu schieben, brachte ein wenig mehr Abstand zwischen sich und den bisher einzigen Menschen, bei dem es ihn weniger unangenehm war als sonst, wenn er ihn berührte. »Darauf kann ich verzichten.« »Oho, so überzeugt?« Imayoshi hob erstaunt eine Augenbraue, sah jedoch davon ab, den Abstand zwischen ihnen wieder zu verringern. Dann lachte er, unbekümmert und leise, und schüttelte den Kopf. »Wie auch immer; noch eine schöne Zeit auf der Mittelschule, Kleiner.« Damit drehte er sich um, winkte noch ein letztes Mal und verschwand dann. Hanamiya sah ihm nicht nach, drehte sich nicht einmal in die Richtung, in die er gegangen war. Auch, als der Wind erneut auffrischte und ein Zittern durch seinen Körper ging, setzte er sich nicht in Bewegung. Erst, als Imayoshi schon lange gegangen war, richtete er den Blick gen Himmel. »Ich habe keine Probleme.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)