Seiltänzertraum von Guardian (Die Suche nach unerhörter Zeit) ================================================================================ Kapitel 1: Winterträume ----------------------- Winter »Es tut mir leid, dass meine Existenz nicht geduldet wird und meine Sehnsucht nur ein Schatten des Lichtes scheint. Warum wurde ich geboren, wenn nicht um glücklich zu sein?«    Dezember Schleichend sickerte die weiße Unschuld in Mutter Erde und setzte so ein kaltes Monument der winterlichen Jahreszeit. Der triste Himmel bedeckte sein Reich und veranschaulichte den Wald in ein dunkles Labyrinth. Kleine Schneeflocken zierten den unebenen Waldweg, umschmeichelten jeden Baum, jede Kiefernnadel und fanden sich überall wieder. Ein Schall von Kälte manifestierte sich durch den Wald, prägte sich in jeder Faser des Lebens und eine ungestüme Macht der Natur waltete mit stetem Verlangen nach dem eigenen Sinn, den Grund für des Seins eines Jeden. Unter anderem kahle Bäume im himmlischen weiß getaucht, deren Zweige den kühlen Schnee mit beachtlichen Eleganz trugen und jede Witterung trotzen würden. Es roh alles rein, einer frischen Brise gleich, von den hohen Bergen in den hintersten Täler, erfrischten in hellen Nuancen und ein Geruch der Bäume prägten jene Zeit. Stille beherrschte diesen Wald und kein laut drang durch das Echo dieses Waldes. Leise, fast ernüchtern schlug mein Herz im Rhythmus zum Zittern meiner erkalteten Gliedmaßen. Wie lange war ich nun hier umhergewandert? Wieso wollte der Schmerz nicht milder werden? Jeder weitere Herzschlag schnürte mir den Atem, erlaubte mir nicht, schneller voranzuschreiten. Die Reise durch den Wald kostete mich Kraft, verlangte meine innere Ruhe. Diese Einsamkeit, unsichtbar, nicht greifbar und doch so intensiv, nahm mir die Sicht auf die wesentlichen Dinge des Lebens. Wir waren einander wie enge vertraute, du, der für mich das größte Rätsel bist und ich, die stets an deiner Seite war und einander nicht verzichten wollten. Ich bin erschöpft, dennoch muss ich weiter voran, kämpfend, mit erhobenen Hauptes und meine Hoffnung zerrte mich wieder in ihre tiefe. Ein schwerwiegender Untergang mit undefiniertem und schmerzhaften Fall meines Herzens. Ich weiß, dass ich niemals mehr bei dir sein kann und doch dreht sich meine Welt nur um dich. Einen zarter Augenblick, ein flüchtiger Moment und alles was mir nun bleibt ist meine Erinnerung. Meine Gedanken fürchten sich vor meiner Träumerei, verängstigt, das eine Illusion geschaffene Existenz eine Welle unmöglicher Taten bewirkt. Es war einmal ein kleiner Traum, so klein, das mein geschundenes Herz wieder zu Leben begann und Hoffnung schöpfte. Wie soll das ein Mensch nur alles ertragen? Eine einseitige liebte hatte keine Funktion ohne ihre Erwiderungen durch Geborgenheit, Liebe und Wärme, doch wie jene endete, war nicht zumutbar und keinesfalls zu empfehlen. »Du bist ein Idiot!«, fluchte ich immer wieder. »Oh, Damon, was hast du nur mit mir angestellt?« Wie lange brauchte ich wohl zum Begreifen, das es längst vorbei war? Ich fühle immer noch wie damals, doch da schienst du mich nie verstanden zu haben. War meine Liebe so durchsichtig, unscheinbar und kaum existent?        JanuarHat das Schicksal es voraus gesehen? Oder war es einfach nur Pech und Idiotie zugleich? Tief in diesem verschneitem Wald, meilenweit fern von Zivilisation, indem ich immer noch alleine schien, mit einem schleichenden Nebel und einer Geräuschkulisse der Tiere als stetiger Begleiter meiner Reise. Vermisst mich auch nur einer? Lautes Schweigen und das Warten wird eine kleine Sterbenszeit. Seufzend richtete ich mein Augenmerk nach vorne und war versucht, mein Verlangen nach jenem Mann zu verdrängen. Wieso musste mein verkrüppeltes Herz jemanden wählen, der vermutlich nie Interesse an meiner Person haben würde? Innerlich zerbrach die Hoffnung in einem Scherbenhaufen infiltrierter Wut, Naivität und einem eingeschüchtertem Herz voll Liebe. Die Zuflucht war ein Ort, den ich selbst nicht bestimmen konnte. Meine Füße trugen mich, sodass mein Wille meinen Weg automatisch von dem wegtrugen, welches mir unbeschreibliche schmerzen zukommen ließ. Du hast mich verloren, obwohl ich es selbst entschied, doch du hättest mich abhalten können. Ich habe dir oft gesagt, das ich gerne bei dir war, immer wieder, doch meine Worte fanden anscheinend niemals Gehör. Ich liebe dich, doch es ist leider zu spät. Das Pfeifen des Windes schlug blind in mein vermutlich erbleichtes Gesicht. Mein Atem nur ein Hauch von einem Nebel, umringend, um meine noch vorhandenen Wärme. Nichteinmal mehr dein Antlitz und dein Lächeln zauberten in mir wärme empor oder verursachen eine Positive emotionale Regung. Ich war am erfrieren. Kälte, so unscheinbar und grausam zugleich und ihre Schönheit in vollkommener Sanftmut mit ihrer überwältigenden Kraft an Macht. Die Luft so rein, das jeder Atemzug in ihr schmerzte, gleich mit mehreren Akupunkturen in ihren flatternden Lungen. Die Bäume um mich herum regten sich sachte, kaum merklich mit dem Wind und dessen Kieferspitze tanzten seine Melodie, nahm jede Aufmerksamkeit in sich auf. Was würde wohl ein Baum alles erzählen können? »Jeder Tropfen Regen erfüllt mich mit Leben. Die Wolken stets über mich Wachen und weiterziehen, eine Ruhe mich klärt und Geschöpfe gerne meine Nähe wählen (…).«        Februar Mit eisiger Erkenntnis, das die Natur und ihre Urkraft nicht zu trotzen waren, bestieg ich nun mit fester Zuversicht einen kleinen Berg, wissend, das diese Reise eine Fahrt meiner Seele spiegelte in der ich zurück finden müsste. Die Eiseskälte war nicht mehr unerträglich, gab mir nicht mehr das Gefühl von Verlorenheit und Einsamkeit. Der Frühling war bald anwesend, nun war es Zeit den Samen der Hoffnung zu säen. Doch, das wusste ich nur zugute, konnte ich nicht einfach meine Gefühle in eine Richtung zwängen, welche nicht zu bändigen waren. Dass erste, das mir auffiel, war die Tatsache, dass der Frühling sich zuallererst mit seinem Geruch und Farben präsentierte, noch bevor die Tiere sich lebendig geben würden. Zurückblickend erkannte ich, das die Wälder hier verschont gewesen blieben von dem tosenden Krieg in den Städten und Dörfern ihres Landes. Ich sollte mich Glücklich schätzen, begann ich in Gedanken. Schließlich hätte es mich auch schlimmer erwischen können. Ich lebe. Ich lebe und das zählt. Die Taubheit in meinem Herzen verlor sich langsam und taute, samt des kommenden Frühlings, in sich zusammen und wagte den Versuch, Hoffnung lebendig werden zu lassen. Ein Neubeginn mit der Zeit, ein Neuanfang ihrer Gefühle und ein neuer Versuch, das Leben zu überwinden. Nicht alles konnte schlecht sein, redete ich mir ein. Das Zwitschern der Tiere Schall in meine Ohren und erklang wie eine rhythmische Musik. Wieso hast du das getan? Wie Romeo und Julia, dachte ich immer wieder, könnte es bei uns auch sein nur mit dem unterschied, das der Vorhang niemals fallen würde. Doch nun ist Julia allein, einsam in den Schatten verloren gegangen. Das ist die Hölle, erkannte ich gedanklich. Nächtelang erlebte ich jedes Erlebnis, jede verbundene Erinnerung mit dir, doch zurückblickend bleiben mir nur schmerzen. Du bist mein Untergang gewesen (…). Sooft ich mich auch Frage: »Was wäre, wenn (…)?«, keiner würde mir antworten können. Vielleicht sollte ich wirklich einen Schlussstrich ziehen und einen Neubeginn akzeptieren, wissend, dass es harte Arbeit sein würde. Doch was war schon leicht im Leben? Ich wusste nur eines: Wenn das Licht der Liebe nur für sich selbst leuchtete, war es schlichtweg die Finsternis, die in einem innewohnen würde.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)