He's My Best Friend von King_of_Sharks (~JeanxMarco~) ================================================================================ Kapitel 2: Good Waifu~ ---------------------- Marco zog sich seine Schuhe aus und stellte sie ordentlich im Eingangsbereich ab, ehe er sich zu Jean ins Wohnzimmer gesellte. „Meinst du nicht, dass du dir wenigstens die Schuhe ausziehen solltest?“, merkte er vorsichtig an, da Jean seinen Kopf nach hinten gelehnt und die Augen geschlossen hatte. Das tat er immer, wenn er gestresst war und sich ausruhen wollte. Ein missmutiges Grummeln ließ dem Schwarzhaarigen wissen, dass sein Freund in nächster Zeit wohl nicht die Absicht hatte, sich zu bewegen, geschweige denn vorhatte, die Schuhe auszuziehen. Mit dem Brünetten war momentan nicht viel anzufangen, weswegen sich Marco bald wieder erhob und mit einem „Ich mach uns was zu essen“ in der Küche verschwand. Jean stieß einen leisen Seufzer aus, als er Marco in der Küche werkeln hörte. Wie gut, dass er ihn hatte, denn sein Magen knurrte schon wieder und Kochen kam bei ihm nicht in Frage – nicht, ohne dass die Küche danach wie ein Schlachtfeld aussah, genießbar war es eh nicht, was er zubereitete. Etwa eine halbe Stunde später kam Marco mit einem Tablett, auf dem sich zwei Teller befanden, ins Wohnzimmer zurück und stellte es auf dem Tisch vor Jean ab. „Fertig~“, summte er zufrieden und nahm einen Teller, den er Jean reichte, welcher schon zuvor geschnuppert hatte, was für ein angenehmer Duft sich im Raum ausgebreitet hatte. Der Brünette wartete nicht lange und fing schon an zu essen, während sein Freund ihm zusah und hoffte, dass alles okay wäre. Eigentlich war diese Sorge komplett unsinnig, da Jean immer schmeckte, was Marco für ihn kochte und so war es auch dieses Mal. Begeistert blitzten seine Augen schon nach wenigen Bissen auf und er meinte: „Wow, du solltest echt öfter hier kochen! Das schmeckt fantastisch wie immer!“ Die ganzen Ferien über waren Jeans Eltern zu Hause gewesen und da hatte entweder seine Mutter gekocht oder sie hatten sich Essen kommen lassen, das aber nicht im Vergleich zu diesem hier stand. „Ist doch kaum der rede wert“, nuschelte Marco und wurde dabei ein wenig rot, lächelte aber zufrieden. Es gab fast nichts Schöneres, als zu sehen und zu hören, dass Jean sein Essen schmeckte und er ihn lobte. In solchen Momenten fühlte sich der Schwarzhaarige wie auf Wolke Sieben und hätte auch beinah vergessen, dass er selbst ja auch Hunger hatte. So nahm er sich den zweiten Teller und begann auch zu essen. Nachdem sie fertig waren, brachte Marco das Geschirr in die Küche und spülte es gleich, während Jean nun endlich seine Schuhe auszog und dann den Fernseher einschaltete. Langsam war der Brünette wieder runtergekommen und hatte sich eingeredet, dass es gar nicht so schlimm mit Connie und Sasha in einer Klasse werden würde, schließlich hatten sie ihn heute auch nicht geärgert, sie hatten nicht einmal Notiz von ihm genommen. Wenn es weiterhin so laufen würde, konnte das wirklich ein schönes Schuljahr werden. Marco war in seiner Klasse, Reiner und Bertholdt schienen auch in Ordnung zu sein und bisher gab es keine Streitereien. Das war bei Jean - sogar am ersten Schultag – eine Seltenheit, denn seine Heißblütigkeit brachte ihn schnell in Auseinandersetzungen oder fachten sie erst richtig an. Als sich sein bester freund zu ihm gesellte, bemerkte er mal wieder, wie gut es doch war, dass Marco da war. Er sorgte sich immer so gut um ihn, kochte, spülte Geschirr und machte sogar manchmal seine Wäsche. Wenn Jean es sich so genau durch den Kopf gehen ließ, fiel ihm auf, dass er derartige Dinge noch nie für den anderen getan hatte und fühlte sich gleich ein bisschen schlecht. Das veranlasste den Brünetten dazu, sich ein paar Worte zurecht zu legen, während er halbherzig das Geschehen im Fernseher verfolgte. „Du, Marco…“, fing er an und hätte schon beinah nach den ersten Worten den Faden verloren, was durch das fragende Gesicht seines Freundes nicht besser wurde. „Ich wollte mich nur mal bei dir bedanken, dass du das alles für mich machst…“ Na das lief ja ganz toll! Was war er denn? Eine Memme, die den Mund nicht aufbekam, wenn es ernst wurde? Jean riss sich zusammen und wollte gerade fortfahren, als er sah, wie sein Gegenüber selig lächelte und zu ihm sagte: „Das ist doch kein Problem! Du bist schließlich mein bester Freund!“ – „Aber ich hab sowas noch nie für dich getan“, setzte Jean entgegen und war über die Antwort, die jetzt kam, sehr überrascht. „Das stimmt schon, aber du tust anderes für mich“, stellte Marco fest und sah ihm in die Augen. „Du hast mich früher zum Beispiel vor den Leuten beschützt, die mich geärgert haben und hilfst mir, neue Freunde zu finden.“ Diese Ehrlichkeit, das Lächeln und der Augenkontakt brachten Jean dazu – eben so wie sein Gegenüber – rot um die Nase zu werden und zu stammeln: „Das…ist doch selbstverständlich!“ Marco war Jeans Nervosität und die Röte auf dessen Wangen nicht entgangen, doch er sagte dazu nichts. Viel mehr veranlasste es ihn dazu, sich glücklich zu fühlen und sein Herz schneller schlagen zu lassen. Es waren diese Situationen, in denen er dachte, Jean könnte ähnliche Gefühle für ihn hegen, wie er für seinen besten Freund. Doch dann waren da auch wieder solche Momente, wie die, in denen er Mikasa hinterher rannte, wo sich Marco ganz sicher war, dass Jean nichts von ihm wollte und einfach einen guten freund in ihm sah. An Letzteres wollte er im Moment nicht denken und genoss einfach den Moment. Es war wirklich selten, dass sich Jean für irgendetwas bedankte, daher wusste Marco es auch so zu schätzen und war sich sicher, dass sein bester Freund nicht mit jedem so umging. Sie kannten sich einfach schon so lang, dass sie den anderen wirklich in und auswendig kannten – leider nicht körperlich, wie sich eine Stimme im Kopf des Größeren meldete. Der Schwarzhaarige wurde bei diesen Gedanken feuerrot im Gesicht und stand schnell auf. „Ich hab den Herd angelassen!“, rechtfertigte er seine Flucht in die Küche und verharrte in dieser erst mal ein paar Minuten. Jean währenddessen blickte verdutzt drein und hatte ausnahmsweise absolut keinen Plan, was die Aktion von eben zu bedeuten hatte. Sonst wusste er, warum Marco sich wie verhielt, aber momentan war er ihm echt ein Rätsel. Dass sein bester Freund peinlich berührt wegen irgendetwas war, konnte er festmachen, aber weswegen er das war, war ihm schleierhaft. Hatte Jean etwas Falsches gesagt? Eigentlich nicht, wenn er so darüber nachdachte. Ehe sich der Brünette noch weiter Gedanken machen konnte, kam Marco auch schon wieder ins Wohnzimmer. „Hab mich wohl vertan“, gab dieser verlegen zu. „Ich glaub, ich sollte dann mal nach Hause gehen, Nicht dass sich meine Eltern wundern, wo ich bleibe.“ Jean nickte, noch immer nachdenklich und stand auf, um Marco zur Tür zu begleiten. „Also dann bis Morgen“, verabschiedeten sie sich, doch Jean fiel danach noch etwas ein: „Kannst du morgen hier schlafen? Es ist so langweilig alleine Zuhause!“ Marco, der schon am Tor angekommen war, drehte überrascht den Kopf um und antwortet: „Klar, kann ich machen!“ Er winkte noch kurz und machte sich dann auf den Heimweg. Es war eigentlich nichts Ungewöhnliches, dass er bei Jean schlief wenn dessen Eltern nicht da waren, doch seit dem letzten Schuljahr hatte sich in Marco einiges verändert. Er hatte endlich erkannt, dass er auf Männer stand und vor allem, dass er in Jean verliebt war – und das schon seit geraumer Zeit. Es waren mindestens 2 Jahre inzwischen, auch wenn er sich erst den letzten Monat darüber bewusst geworden war. Seit dem tat er sein Bestes, um nicht aufzufliegen und so eine Übernachtung war da nicht gerade hilfreich. Doch der Schwarzhaarige wollte sich auch nicht von Jean zurückziehen, da er den anderen einfach brauchte, zudem es immer Spaß machte, wenn sie bei anderen übernachteten. Da sich die beiden Freunde schon seit dem Kindergarten kannten und es sich damals angewöhnt hatten, in einem Bett zu schlafen, hatten sie dies auch beibehalten. Jetzt ließ Marco schon alleine der Gedanke, in einem Bett mit Jean zu schlafen, die Röte ins Gesicht steigen. Die morgige Nacht würde auf jeden Fall totale Selbstkontrolle von ihm abfordern, wenn er nicht in ein Fettnäpfchen treten und ihre Freundschaft nicht kaputt machen wollte. Zuhause angekommen wurde Marco von seinen Geschwistern Nino und Isabel stürmisch begrüßt, wobei ihm die 11-Jährige um den Hals fiel und er mühe hatte, überhaupt ins Haus zu kommen. Nachdem sie von ihm abgelassen hatten, konnte er seine Schuhe ausziehen, die Tasche in sein Zimmer bringen und sich dann in die Küche zu seinen Eltern setzen, um ihnen von seinem ersten Schultag zu berichten. Er erzählte auch, dass er noch bei Jean gewesen war, was seine Mutter zum Lachen brachte: „Ihr beide hängt echt aneinander wie zwei kelbrige Bonbons! Ich wunder‘ mich ja schon, dass du nicht gleich bei ihm einziehst!“ – „Mama!“, rief Marco empört und wurde dabei wieder ein bisschen rot. Sein Vater fing nun auch an zu lachen und meinte: „Sag ihm, er kann sich ruhig auch mal wieder hier blicken lassen!“ Der Schwarzhaarige war sich nicht sicher, ob seine Eltern ahnten, was in ihm vorging – besonders Mütter sollten da angeblich ein Gespür für haben – und ihm signalisieren wollten, dass es okay war, oder es einfach lustig fanden, ihn rot werden zu sehen. „Ich wird’s ihm ausrichten“, seufzte Marco und ließ die Schultern sinken. „Ach ja übrigens: Jeans Eltern sind mal wieder weg und er hat gefragt, ob ich ihm morgen Gesellschaft leisten will“, fiel ihm dann noch ein, wenn sie schon mal bei dem Thema waren. „Also kommst du morgen dann nicht nach Hause?“, stellte seine Mutter fest und er nickte. „Das ist okay, aber schau, dass du am Mittwoch rechtzeitig hier bist und den Nino und Isabel Essen machst“, meinte sein Vater nur dazu und schlug die Zeitung auf. „Alles klar, mach ich!“, versicherte der Schwarzhaarige erfreut. „Dann kann Jean auch gleich mitkommen wenn er will. So wie ich ihn kenne, wird er nur wieder die Küche in Flammen setzen, wenn du ihn alleine kochen lässt“, lächelte seine Mutter und wies in dem Moment unglaubliche Ähnlichkeit zu ihrem ältesten Sohn auf. „Oder hat er inzwischen einen Kochkurs belegt?“ Das letzte Mal, als Jean versucht hatte, alleine zu kochen, musste tatsächlich die Feuerwehr verständigt werden und um das zu verhindern, hatte Marco sich geschworen, ihn nie wieder alleine ohne Mittagessen zu Hause zu lassen. „Selbst wenn, dann bezweifle ich, dass es etwas genützt hätte…“, gab Marco mit einem gequälten Ausdruck auf dem Gesicht zu und brachte seine Eltern wieder zum Lachen. In dieser Nacht schlief Marco nicht sonderlich gut. Er machte sich einerseits zu viele Gedanken darüber, wie er den morgigen Abend und vor allem die Nacht überstehen sollte und hatte dann sehr interessante Träume, die ihn immer wieder aufkeuchen ließen. Ein Mal wachte er sogar auf und stellte fest, dass er sich eine neue Shorts anziehen musste, da die, die er gerade trug, nun weißliche Flecken trug. „Das darf doch alles nicht wahr sein!“, dachte sich der Schwarzhaarige und zog sich schnell um. „Warum muss es ausgerechnet Jean sein?“ Wenn es jemand anderes wäre, würde diese Verliebtheit bestimmt schnell abklingen, weil er mit demjenigen nicht fast jede freie Sekunde verbringen würde. Doch da sie nun mal sehr aneinander hingen und sich gern hatten, erschwerte das die Situation für Marco erheblich. Er versuchte noch ein bisschen zu schlafen, was ihm aber nicht gelingen wollte, aus Angst, ihm könnte das Gleiche Missgeschick noch einmal passieren. Am Morgen wies die Region unter seinen Augen dunkle Ringe auf, die man zum Glück von weitem nicht sah und allgemein sah er aus, als hätte man ihn in der Nacht durch einen Wald gejagt. Die Dusche half das zweite Problem zu beheben und den Jungen aufwecken, gegen die Augenringe konnte er aber erst mal nichts unternehmen. Sofern der Schwarzhaarige in der nächsten Nacht besser schlafen würde – was er sehr bezweifelte – würden sich diese schon von alleine auflösen. Zeit zum Frühstücken hatte er dank der Dusche nicht mehr, daher nahm sich der Schwarzhaarige ein belegtes Brot mit und aß es auf dem Weg zu Jean. Dieser brauchte an diesem Morgen länger als am Vortag. Er hatte wahrscheinlich mal wieder zu lange gezockt oder war erst gar nicht schlafen gegangen und um vier morgens auf dem Sofa eingepennt – das war schon passiert und zwar mehrmals. Marco stand im Flur im Haus der Kirschteins und wartete, dass sein bester Freund endlich mal die Treppe herunterkommen würde. Bis die erste Stunde anfangen würde, hatten sie noch etwa fünfzehn Minuten und der Schulweg dauerte von hier aus ungefähr zehn Minuten, was hieß, dass sich Jean beeilen musste. „Wir haben noch 5 Minuten, dann müssen wir spätestens los!“, rief Marco nach oben, für den Fall, dass Jean vergessen hatte, dass die Schule schon so früh anfing. „Ich weiß!“, kam es abgehetzt von oben. „Bin ja gleich fertig!“ Und tatsächlich kam eine halbe Minute später ein zerzaust aussehender Jean die Treppe herunter. Das Hemd stand dieses Mal noch ganz offen und entblößte ein kleines Stück des muskulösen Oberkörpers. Marco starrte für einen Moment zu lang auf die entblößte Haut und merkte erst, dass er Jean anstarrte, als dieser unten angekommen war und die hälfte der Knöpfe zubekommen hatte. „Alles klar bei dir?“, fuchtelte der Kleinere seinem besten Freund vor den Augen herum, woraufhin dieser ein paar mal schnell blinzelte und Jean fragend ansah. „Ähm…ja, klar“, erwiderte er schnell und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Der Brünette hatte nicht mitbekommen, was genau seinen besten Freund dazu veranlasst hatte, so zu starren, weil er selbst noch viel zu müde zum komplizierter Denken war. Nachdem Jean auch die restlichen Knöpfe zugeknöpft– auf die Krawatte verzichtete er – und sich die Schuhe angezogen hatte, sahen seine Haare immer noch wie ein wildes Gestrüpp aus, das Marco nun versuchte, in Ordnung zu bringen, was ihm auch gelang, da er darin gewisser Maßen Übung hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet beiden, dass sie sich sputen mussten, wenn sie nicht schon am zweiten Tag eine Standpauke über sich ergehen lassen wollten. Jean rannte vor und zog Marco hinter sich her, dem Rennen nicht so lag. „Nicht so fest!“, jammerte dieser von hinten und versuchte Schritt zu halten. Als es klingelte, stürmten die beiden durch die Klassenzimmertür und setzten sich – völlig außer Atem – auf ihre Plätze. Marco ließ daraufhin erst mal den Kopf erschöpft auf den Tisch sinken und meinte tadelnd – sofern es in diesem Zustand möglich war – zu Jean: „Das nächste Mal stehst du aber früher auf“ – „Hmmm…aber nur, wenn du mir Frühstück machst“, kam es vom anderen, der verstohlen grinste. Reiner und Bertholdt, die die Konversation der beiden mitbekommen hatten, dachten sich ihren Teil dabei und der Blinde warf dem Großen einen vielsagenden Blick zu, woraufhin dieser nur verständnislos den Kopf schüttelte. Mr. Smith kam mit fünf Minuten Verspätung in der Klasse an und brachte ein Mädchen mit, das ziemlich klein war, blonde Haare hatte und grimmig dreinschaute. Sie stellte sich als Annie Leonhart vor und setzte sich auf den freien Platz neben Bertholdt, ganz hinten im Raum, welcher sie freundlich anlächelte und Reiner meinte: „Also bist du auch hier…das kann ja lustig werden!“ Dabei stupste er Bertholdt in die Seite, woraufhin dieser den Kopf zur Seite drehte und man nicht sah, dass es ihm peinlich war, wenn sein freund so etwas tat. Offenbar kannten sich die drei gut, nach ihren Reaktionen aufeinander zu schließen. Annie lächelte sogar kurz, ehe sich ihre Mundwinkel wieder nach unten klappten, was ihr normaler Gesichtsausdruck zu sein schien. Weder Jean noch Marco kannten das Mädchen und letzterer fragte sich, ob sie einfach nur schüchtern war und diese Schüchternheit mit einer kalten Wand zu verbergen suchte, oder wirklich immer schlecht drauf war. Ihm fiel ein, was Mr. Smith gestern gesagt hatte und nahm sich vor, zu versuchen die Blonde kennen zu lernen. Da sie mit Reiner und Bertholdt befreundet war, dürfte das nicht allzu schwer werden. Gleich in der Mittagspause, in der sich Jean, Marco, Reiner, Bertholdt und auch Annie in eine Ecke auf dem Schuldach verzogen hatten, versuchte der Schwarzhaarige ein Gespräch mit der kleinen Blonden anzufangen. Er fragte sie zuerst, auf welche Mittelschule sie gegangen war, woraufhin sie ihm nur eine knappe Antwort, die lediglich aus dem Namen der Schule bestand, gab und dann weiter aß. So schnell wollte er aber nicht aufgaben und fragte weiter nach, bis sie ihm einen Todesblick zuwarf, ihr letztes Stück herunterschluckte, aufstand und davonging. Die anderen drei Jungs sahen ihr verwundert hinterher und dann zu Marco, fragend, was dieser angestellt hatte, um sie zu vertreiben. „Wow, was hast du denn mit der angestellt?“, staunte Jean nicht schlecht, doch Reiner klärte die beiden auf: „So war sie schon immer. Sie ist allgemein nicht so gut auf Menschen zu sprechen, nicht wahr, Berthl?“ Angesprochener sah auf und nickte kurz, ehe er meinte: „Sie ist auf die gleiche Mittelschule wie ich gegangen, da hat sie auch mit keinem geredet“ Marco war irgendwie erleichtert, das zu hören, fand es aber auch schade, dass sein erster Versuch sie kennen zu lernen gescheitert war. „Ach so, hab mich schon gewundert, seit wann es Marco schafft, Frauen zu vertrieben!“, grinste Jean und knuffte seinen besten Freund in die Seite, woraufhin dieser leise aufquiekte und ein empörtes „Jean!“ ausstieß. Reiner und Jean lachten daraufhin und Bertholdt schlich ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Der Große hatte nie gewusst, wie er mit Frauen – oder allgemein Menschen – reden sollte, weswegen bisher sein einziger Freund Reiner gewesen war. Marco und Jean schienen auch ganz nett zu sein und er fühlte sich in ihrer Gegenwart wohl. „Vielleicht finde ich dieses Jahr ein paar Freunde“, hoffte Bertholdt in Gedanken, aber erinnerte sich gleich an früher, als er versucht hatte, sich einzufügen und kläglich gescheitert war. Man hatte ihn nicht beachtet und so getan, als hätte er überhaupt nicht existiert. Mit der Zeit war er immer verschlossener geworden und hatte mit keinem mehr geredet, abgesehen von seiner Familie und Reiner. Er kannte den Blonden schon ewig, bloß hatten sie früher sehr weit voneinander entfernt gewohnt und konnten sich erst seit Reiner mit seiner Mutter vor drei Jahren in die Gegend gezogen war, regelmäßig sehen. Er wüsste nicht, was er ohne seinen Freund machen sollte, der ihm Halt gab und was das Wichtigste war: ihm das Gefühl gab, nicht umsonst auf der Welt zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)