Die Freiheit zu weinen von Xylune (Naruto x Sasuke) ================================================================================ Kapitel 9: Anders als geplant ----------------------------- Wirre Schatten, sein Großvater winkte ihm zu. Seltsam, er wusste genau, dass es sich nicht um eine reale Situation handeln konnte. Dennoch empfand er so etwas wie Freude. Unbändig und zügellos. "Warum lächelst du?", wollte er rufen, doch es war, als seien seine Stimmbänder plötzlich erfroren und erstarrt. Kein Ton verließ seine Lippen. Ein Traum, dachte er, es musste alles ein Traum sein. Der Gedanke, der ihn unweigerlich dazu zwang, aufzuwachen. Schmerzen, sein Fuß tat weh. Er setzte sich auf und presste, soweit es ihm möglich war, seine Hände auf das Gelenk in der Hoffnung, der Krampf würde verschwinden. Immer mal wieder hatte er diese Probleme - doch gewöhnen würde er sich nie an den Schmerz. Erst jetzt erblickte er die schwarzen Haarsträhnen, die unter der Decke an seiner Seite hervorschauten. Naruto war nicht allein. Eine unbestimmte Furcht ergriff einen Augenblick Besitz von ihm und er malte sich aus, was er tun sollte, wenn es sich um Kankurou handelte, falls er diesen gestern besoffen irgendwo aufgegabelt hatte. Ebenso wenig hätte er sich darauf gefreut irgendein One-Night-Stand hier und jetzt in seiner Wohnung zu begrüßen. Ihm war wirklich nicht danach. Erst, als er zögernd nach der Decke griff, kehrte die Erinnerung langsam zurück. Neben ihm lagen weder Kankurou, noch irgendeiner Unbekannter aus der Kneipe an der Straßenecke. Stattdessen handelte es sich um Sasuke. Dieser hatte sich fest in die Decke eingewickelt und schien auch recht wenig davon zu halten, in nächster Zeit aufzuwachen. Er sah ein wenig jünger aus als sonst, stellte Naruto bei näherer Betrachtung fest. Darüber hinaus wurde ihm in diesem Moment auch bewusst, dass Sasuke an sich ein gleichmäßiges und an sich sogar recht attraktives Gesicht hatte, wären da nicht die finsteren, desinteressierten Augen und diese verbiesterte Miene, die er stetig zur Schau trug. Ergänzend kam noch die zweckmäßige Kleidung hinzu, die zwar nicht unbedingt schlecht aussah, jedoch mit dem Begriff Attraktivität wenig zu tun hatte. Kein Wunder, dass Sakura ihn sich zweimal angeschaut hatte. Ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Zudem er zu wissen glaubte, dass Sasuke weder allzu experimentell veranlagt, noch besonders offen für flüchtige Spielereien war. Sein Ausbruch auf der Feier hatte das Naruto recht deutlich vor Augen geführt. Im Grunde hatte er auch kein Interesse daran. Die letzten Versuche dieser Art hatten Naruto zugesetzt und ihn zusätzlich ermüdet. Er hatte keine Lust, sich mit den Tränen und Sehnsüchten Verflossener auseinanderzusetzen und er suchte auch keine feste Beziehung. "Ist es interessant, mich anzustarren?", erkundigte sich plötzlich eine raue, verschlafene Stimme und Naruto zuckte ertappt zusammen. Er hatte Sasuke unbewusst weiterhin angesehen und war in Gedanken gewesen, sodass er nicht bemerkte, wie sich die Augen des anderen geöffnet hatten und ihn nun vorwurfsvoll anblickten. "Sehr", erwiderte Naruto lapidar und streckte sich. Zögerlich hob sie das Telefon an, um es sofort wieder zurückzustellen. Sie hatte Angst. Der Schmerz in ihrer Brust und der Kloß im Hals ließen sich weder abstellen noch herunterschlucken. Mehr Mut. Das brauchte sie jetzt. Unbedingt. Sie bemühte sich um einen grimmigen Gesichtsausdruck. Jetzt oder nie. Die Nummer, ihre Finger tippten sie ein ohne länger darüber nachzudenken. Nur als sie ihren Blick auf den grünen Knopf mit dem abgebildeten Telefonhörer richtete, hielt sie für wenige Sekunden inne, bevor sie ihn entschlossen betätigte. Es musste sein. Eine Stimme, die längst vergessen war, meldete sich am anderen Ende. Sie klang kaum anders als damals. "Kushina Uzumaki hier", sagte sie mit fester Stimme, "wir müssen uns unterhalten." Erneut zu spät. Ausdruckslos musterte Obito die große Uhr über der Tür. Ein leises Bimmeln ertönte. Die Tür. Obito richtete sich auf und betrachtete die junge Frau, die soeben seinen Laden betreten hatte. Anstatt sich umzusehen, ging sie geradewegs auf ihn zu, bis sie schließlich direkt vor ihm stehenblieb. "Sind Sie Obito Uchiha?", fragte sie und sah ihn prüfend an. Ein eigenwilliger Anblick. "Ich denke schon", erwiderte Obito und lehnte sich über den Tresen, der sie voneinander trennte, "und mit wem habe ich es zu tun?" "Sakura Haruno", antwortete sie fast schon automatisch und blickte nach links und rechts, "ich vermute mal Sasuke ist nicht hier." "Nein", sagte er schlicht. Die Situation hatte etwas Merkwürdiges an sich. Er wusste sie nicht zu deuten. "Wundert mich eigentlich nicht", entgegnete sie schelmisch lächelnd, "er ist vermutlich ziemlich fertig gerade." Obito hob eine Augenbraue und erwiderte ihr Lächeln schließlich. Langsam versprach die Sache interessant zu werden. "Was habt ihr denn miteinander zu tun?", erkundigte er sich daher. Die Mittagspause konnte ruhig noch einige Minuten länger warten. "Das ist eigentlich keine lange Geschichte", meinte Sakura und erzählte in kurzen Sätzen von ihrer und Sasukes erster Begegnung. Obito hörte ihr aufmerksam zu und stellte im Laufe der Erzählung für sich fest, dass zwischen seinem Neffen und dieser jungen Frau keine allzu spannende Beziehung bestand. Im Gegenteil, sie schienen einander nur flüchtig zu kennen. Umso seltsamer kam es ihm demnach vor, dass sie hier und jetzt vor ihm stand. "Und was führt dich heute hierher?" Abwartend blickte er sie an. "Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich neugierig." Das Thema war am gestrigen Abend zufällig aufgekommen. Sasuke hatte in zwei oder drei belanglosen Sätzen erwähnt, wo er derzeit nebenbei arbeitete und dass es sich um die Buchhandlung seines Onkels handelte. Strenggenommen hatte Sakura ihm diese Worte regelrecht aus der Nase gezogen, von sich aus erzählte er nämlich augenscheinlich ungern etwas über sein eigenes Leben. Als sie dann am drauffolgenden Nachmittag in die Stadt ging um einige Besorgungen zu machen, hatte sie auch die unscheinbare Nebenstraße passiert, in der sich der Buchladen angesiedelt hatte. Für einen Augenblick hatte sie gezögert, sich dann jedoch zusammengerissen und die Tür geöffnet. Was sie hier zu finden hoffte, wusste sie selbst nicht so genau. Womöglich war es, weil sie so erstaunt gewesen war, als sie zuvor ausgerechnet Sasuke bei Naruto daheim angetroffen hatte. Schließlich kannten sich die beiden doch kaum. Dachte sie näher über ihre Handlungen nach, kamen sie ihr im Nachhinein ziemlich absurd und unsinnig vor. Unweigerlich dachte sie an eine Situation, in der sie sich vor einigen Jahren befunden hatte. Mit vierzehn oder fünfzehn. Zu der Zeit hatte sie sich zum ersten Mal in einen Jungen aus einer Parallelklasse verliebt. Kotetsu. Eines Tages stand sie dann an der Supermarktkasse vor seiner Mutter, die die Waren über den Scanner zog. Es war ein merkwürdiges Gefühl gewesen. Diese Frau kannte sie nicht und auch Sakura hatte sie nur an ihrem ungewöhnlichen Nachnamen und an der Ähnlichkeit zu ihrem Sohn erkannt, die unverkennbar war. Sakura war nervös gewesen und zugleich beflügelt. Sie hatte nach dem Bezahlen noch eine Weile am Rand gestanden und der Kotetsus Mutter zugesehen. Und darüber nachgedacht, wie irrational es doch war, die Mutter ihrer ersten Liebe zu beobachten ohne Sinn und Verstand. Beinahe hatte die junge Frau diese Situation von damals verdrängt. Jetzt jedoch kam es ihr vor, als habe sie sich erst gestern ereignet. Zudem hatte sie das Gefühl, ein Déjà-Vu zu haben. Nicht, dass sie in Sasuke verliebt gewesen wäre. Dafür waren die Begegnungen zumindest Sakuras Meinung nach zu kurz gewesen. Dennoch musste sie einräumen, dass die Möglichkeit bestand, dass sich die Sache zu etwas entwickeln könnte, das ihr nicht so ganz behagte. Eine aussichtslose Entwicklung. Gleichzeitig war sie ein wenig beunruhigt in Hinsicht auf diese plötzliche Nähe, die Naruto und Sasuke zueinander aufwiesen. Sie kannten sich doch kaum - und Naruto war niemand, der Unbekannten die Tür einrannte, wenn es um bestimmte Probleme ging. Vermutlich fühlte sie sich übergangen, obwohl das natürlich ein übertriebener Gedanke war. Wahrscheinlicher war es, dass ihr die Entwicklung nicht so ganz geheuer war und sich Sakura offenkundig fragte, was die Zukunft mit sich bringen würde. "Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Herr Uchiha", murmelte sie schließlich nach einer weiteren, belanglosen Unterhaltung. Auch Obito verabschiedete sich höflich, er spürte, dass er nicht mehr von dem Mädchen erfahren würde zu diesem Zeitpunkt. Noch nicht. Verwundert hatten sie Sakura am Vortag angestarrt, als diese unvermittelt die Szene betrat und rief, dass sich Naruto nicht mit seinem Vater treffen müsse. Naruto war der erste, der sich wieder fing und seine Stimme erhob, um auf die Ansage der jungen Frau zu reagieren. "Was machst du hier? Wovon redest du eigentlich?", fragte er ein wenig perplex und erhob sich von der Couch. "Ich wollte dich nicht drängen, ihn zu treffen", erwiderte Sakura nun mit unerwartet leiser Stimme, "es stand mir nicht zu." Naruto, der sich inzwischen vor ihr aufgebaut hatte, nickte energisch. Er teilte ihre Meinung in der Hinsicht, dass sie nicht das Recht hatte, ihm zu sagen, wie er diese ganze Sache anpacken sollte. Im Gegenteil, es war und blieb seine ganz persönliche Entscheidung. Trost hatte er gesucht, Verständnis und ein offenes Ohr für sein persönliches Dilemma, als er zuvor Sakura nach seinem Heimatbesuch kontaktiert hatte. Seine Erwartungen hatten sich nicht erfüllt. Stattdessen hatte sie ihn mit Vorwürfen konfrontiert und ihn regelrecht dazu gedrängt, etwas zu unternehmen. Es war doch zu seinem eigenen Besten. So hatte sie es formuliert. Für ihn. Alle möglichen Leute in seinem Umfeld schienen sehr genau zu wissen, was für ihn, Naruto Uzumaki, eigentlich das beste war. Nicht nur, dass man ihn jahrelang mit Lügen gefüttert hatte - jetzt glaubten einige von ihnen auch noch, verstanden zu haben, wie es ihm ging und was er als nächstes tun sollte. Dieser Hochmut hatte sein Blut in Wallung gebracht und er hatte all die Wut und Enttäuschung, die er insgesamt verspürte, an seiner besten Freundin ausgelassen. Inzwischen war er zwar zur Ruhe gekommen und hatte auch durchaus verstanden, dass man Sakura kaum etwas vorwerfen konnte, doch ganz beruhigt hatte sich Naruto noch lange nicht. Dennoch war er bereit, ihren Beweggründen zu lauschen. Jetzt. "Warum dann?", erkundigte er sich mit gefasster, wenn auch etwas bedrohlicher Stimme. Die beiden sahen einander abwartend an. Sie hatten Sasuke, der immer noch auf der Couch saß, längst vergessen. Er konnte sich nicht wirklich einen Reim machen aus ihrer Unterhaltung und wusste auch nicht, ob er an dieser Erkenntnis tatsächlich etwas verändern wollte. Trotzdem spürte auch er deutlich die Anspannung, die in der Luft lag. Sakura seufzte hörbar. Es fiel ihr nicht leicht, ihre Motive näher zu beschreiben und sie wusste auch nicht mit Sicherheit, ob sie das überhaupt konnte. Oder ob sie es zumindest so ausdrücken konnte, dass auch Naruto sie vielleicht ein wenig besser verstand. "Du weißt, ich war immer mit Mama allein. Zwar kenne ich meinen Vater, aber an sich hatten wir nie etwas miteinander zu tun", brachte sie leicht nuschelnd mit einem unsicheren Ton in ihrer Stimme hervor, "Ich denke auch nicht, dass mein Vater - oder vielleicht sollte ich ihn Erzeuger nennen - mich besonders mag. Aber ich habe mir öfter als einmal gewünscht, dass das anders wäre, weißt du. Einen Vater zu haben, der einen liebt, der sich für dich interessiert. Jeder verdient das, finde ich. Darum wollte ich, dass du es wenigstens versuchst." Bereits diese wenigen Sätze waren schmerzhaft gewesen. Sie auszusprechen, sie zu denken. Sakura biss sich auf die Lippe und versuchte den schmerzhaften Kloß, der sich in in ihrem Hals gebildet hatte, erfolglos herunterzuschlucken. Doch sie wollte nicht weinen. Schließlich hatte sie es doch akzeptiert. Dass ihr Vater keine netten Worte für sie übrig hatte. Dass er seit Jahren jeden ihrer Geburtstage vergaß. Dass er nie anrief. Trotz allem schmerzte es. Tränen traten ihr in die Augen. Als sie damals Naruto getroffen hatte, war ihr nach einiger Zeit klar geworden, dass sie ein ähnliches Schicksal teilten. Jedenfalls wiesen ihre Familien gewisse Parallelen auf, wenn sie auch immer die Vermutung hegte, dass Naruto viel mehr unter seiner Beziehung zu seinen Eltern litt, als sie selbst. Letztendlich hatte sie immer ihre Mutter an ihrer Seite gehabt, sie sie aufbaute und ihr mehr gegeben und ermöglicht hatte, als einige Elternpaare es bei vielen ihrer Bekannten und Freunde zustandegebracht hätten. Auf der anderen Seite war auch ihr Leben nicht immer einfach gewesen und in all den Jahren konnte sie es nicht akzeptieren und überwinden, dass sie ihrem Vater nichts bedeutete. "Sakura", entgegnete Naruto erstaunlich ruhig, während er seine Hand auf ihre Schulter legte, "ich bin nicht du und das hier ist eine komplett andere Geschichte. Außerdem kann ich nichts vermissen oder betrauern, was nie existiert hat." Kalte Worte, schonungslos vorgetragen. Die junge Frau zuckte zusammen, als sie die Berührung spürte. Beinahe schmerzhaft. Sie sah auf. "Von daher lass das bitte meine Sache sein. In Ordnung?" Eine formulierte Frage, die keine war. Eher ein Befehl. Sakura nickte, sie hatte keine Wahl. Kurz wischte sie sich mit der rechten Hand über ihre Augen. Ob sie nun weinte, schrie oder Naruto in die Arme fiel. Nichts hätte sich verändert. Ihr Blick fiel auf Sasuke, der mit ausdrucksloser Miene den schwarzen Fernsehbildschirm musterte und keine Regung zeigte. Was mochte er nun denken? Dachte er überhaupt etwas oder ging ihn das alles einfach nichts an? Narutos Augen folgten ihrem Blick. Seinen Besucher hatte er ganz vergessen. Er ließ von Sakura ab und setzte sich wieder neben Sasuke, der leicht den Kopf neigte, als die Polster unter Narutos Gewicht ein wenig nachgaben. "Ich habe Durst", sagte Sakura unvermittelt, "möchtet ihr auch etwas trinken?" Nach einem zustimmenden Brummen lief sie in die Küche. Sie rannte regelrecht. "Was denkst du, Sasuke?" Der Angesprochene ließ sich nicht anmerken, dass er zugehört hatte. Dennoch antwortete er Naruto nach einigen Sekunden des Schweigens. "Nichts." Kurz darauf kehrte Sakura zurück und ihr Gespräch verlief im Sande, bevor es überhaupt begonnen hatte. Stattdessen folgte eine belanglose Unterhaltung der nächsten und die junge Frau erkundigte sich nach Sasukes Arbeit, berichtete von ihrem Studium und beschwerte sich über die aktuelle Gesundheitsreform. Naruto hörte zu und machte die eine oder andere Anmerkung, die Sakura wohlwollend kommentierte. Der Dritte im Bunde gab wie auch zuvor nur einsilbige Antworten und verzichtete ansonsten darauf, sich an dem Austausch zu beteiligen. Es interessierte ihn nicht. Nach gefühlten Stunden, die unter Umständen tatsächlich vergangen waren, lehnte Sasuke seinen Kopf gegen die Sofalehne und dämmerte nach wenigen Minuten weg. Im Halbschlaf lauschte er weiter den Stimmen, die erst noch klar und deutlich und später wie ein monotoner Singsang immer leiser zu werden schienen. Bis sie verstummten. Er schlief. "Schläft er wirklich?" Neugierig blickte Sakura zu Sasuke herüber, der inzwischen halb auf der Couch lag und seinen Kopf auf eines der Kissen gebettet hatte, die vor allem zu Dekorationszwecken auf dem Sofa lagen. Die Arme hatte er leicht angewinkelt und wirkte beinahe kindlich durch die entspannten Gesichtszüge und die Schlafposition, die er eingenommen hatte. "Scheint so", entgegnete Naruto und musterte den Schlafenden eingehend. Im Grunde war er darüber erstaunt, dass Sasuke hier einfach so eingeschlafen war, aber vermutlich war er ziemlich müde gewesen und da er sich kaum am Gespräch beteiligt hatte, konnte Naruto auch davon ausgehen, dass ihn Unterhaltung letztendlich erst recht dazu brachte, den Kampf gegen die Müdigkeit aufzugeben. "Ich sollte wohl gehen", fuhr Sakura fort mit einem intensiven Blick auf ihre Armbanduhr. Wie man beim Reden doch manchmal die Zeit vergaß. Aber so war es schon immer mit ihr und Naruto gewesen. Fingen sie erst einmal an, konnten sie nur noch schwerlich aufhören. Vor allem heute nicht. Nach kurzer Zeit verabschiedeten sie sich voneinander. "Ich werde ihn wohl über Nacht hierbehalten", flüsterte Naruto ihr noch zu, bevor er die Wohnungstür hinter sich schloss und den leiser werdenden Schritten im Treppenhaus lauschte. Bis sie gänzlich verstummten. Anschließend widmete er seine Aufmerksamkeit Sasuke und rüttelte diesen sanft an der Schulter, bis ihn zwei zu Schlitzen verengte, schlaftrunkene Augen anblickten. "Ab ins Bett", sagte Naruto und brachte Sasuke tatsächlich dazu, ihm im Halbschlaf bis ins Schlafzimmer zu folgen, in dem er sich dann unbeholfen und ohne weitere Gedanken zu verschwenden aufs Bett fallen ließ, um wieder im Land der Träume zu versinken. Vermutlich würde sich Sasuke morgen nicht mehr daran erinnern. Jedenfalls ging es Naruto häufig so, dass er kurze Wachphasen während des Schlafens später leicht vergaß und während dieser Momente nur einsilbig und sehr langsam auf äußere Eindrücke reagierte. Eine Weile lag er wach, versuchte erfolglos, die Farbe der Decke zu bestimmen. Ziellose Gedanken wanderten in Narutos Kopf umher. An Sakura. An seine Mutter. An Sasuke. An das, was er erfahren hatte über seinen Vater, der keiner war. Bald musste er Entscheidungen treffen. Seine Augen schlossen sich. Ein traumloser Schlaf erwartete ihn. Währenddessen saß am anderen Ende der Stadt ein Mann mittleren Alters auf seinem Bürostuhl und starrte bewegungslos eine leere, weiße Seite auf dem Computerbildschirm an. Zum ersten Mal seit Längerem wusste er nicht, was er schreiben sollte. Vielleicht hätte er es gekonnt, doch irgendetwas in ihm sperrte sich dagegen auch nur einen einzigen Satz zu formulieren. Was er in diesem Augenblick dachte, konnte er nicht beschreiben. Unmöglich. Im Hintergrund sang die Stimme aus der Musikanlage ein einsames Lied. Auch wenn du jetzt am Boden liegst dein Herz ein bisschen friert. Wird jemand kommen der dir Feuer bringt. Lösch´s nicht aus (Silbermond - Es geht weiter) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)