Zwischen Tag und Nacht von Glasmond ================================================================================ Kapitel 30: Nachspiel --------------------- Ruhe war wieder in Links Heim eingekehrt. Er lag mit seinem Bauch an Midnas Rücken, hielt sie im Arm und liebkoste mit der freien Hand sanft die große Wölbung an ihrem Bauch, unter dessen Haut er immer wieder deutlich die Bewegungen des Kindes spüren konnte. Es war eigenartig. “Du weißt, dass ich bald gehen muss, nicht?”, sagte sie leise. Er schwieg. Er wollte nicht darüber nachdenken. Wollte den Moment so lange genießen, wie es möglich war. Ihn nicht durch Ängste verderben. “Link, darf ich dir etwas anvertrauen?”, fragte Midna zögernd. Er nickte. “Ich habe … ich habe sehr viel Angst. Ich glaube, ich hatte noch nie so große Angst in meinem Leben. Ich möchte Zelda nicht noch mehr beunruhigen, als sie ohnehin schon ist, deswegen halte ich die Gefühle vor ihr größtenteils verschlossen, aber die Wahrheit ist, dass ich die meiste Zeit nicht weiß was ich tue und was geschieht.” Er setzte sich auf. Sie drehte sich um, so, dass er ihr Gesicht sehen konnte. Ihr Augen spiegelten ihre Worte wieder. Sie hatte wirklich Angst. Er streichelte sanft ihren Kopf. “Ich habe sogar Angst vor meinen eigenen Gefühlen. Das, was ich für den Hybrid fühle, für … für … mein “Kind”. Das ist… es ist alles so schrecklich neu. Wir Schattenwesen kennen das Konzept von Eltern nicht, nicht so wie ihr. Wir haben keine Mutter oder Vater, dem wir uns zugehörig fühlen. Wir haben nur … den Kutscher, quasi, die Frau, die uns hilft in unsere Welt zu kommen. Wir vermischen nicht unsere Energien, wir geben Seelen einfach nur einen Körper, weißt du? Dass ich selbst jetzt Mutter werde, das … ich weiß doch gar nicht, was das bedeutet. Ich weiß, dass ich für das Kind sehr viel anders fühle als für die anderen Wesen, die ich zur Welt gebracht habe, aber ich brauche wohl noch sehr lange, um diese Gefühle zu verstehen. Was bedeutet es, ein Elternteil zu sein? Was bedeutet Erziehung? Wie ist es, mit einem Wesen jahrelang nicht richtig kommunizieren zu können? Unsere “Kinder” können von Anfang an sprechen. Man braucht sie nichts lehren. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, mit seinen Nachkommen erst mal nicht sprechen zu können. Ich weiß, Zelda wird mir sehr viel abnehmen. Vermutlich wird sie sogar alles allein machen wollen. Aber ich möchte mich der Verantwortung nicht entziehen, weißt du? Und dann wäre da noch … da wären da noch die Schmerzen. Link, ich habe solche Schmerzen noch nie erlebt. Ich bin nicht wie ihr, ich habe nicht einmal Blut in meinem Körper. Deswegen unterscheidet sich auch unser Schmerz. Und deswegen kann ich nicht deuten ob das, was ich fühle, normal in einer Schwangerschaft ist, oder … problematisch. Ich kann auch niemanden fragen, weil das, was in mir wächst, vollkommen einzigartig ist. Ich habe…. ich habe Angst, dass mein Körper auch gar nicht mehr weiß, wie er ein Lichtwesen auf die Welt bringt. Es liegt Jahrhunderte zurück, dass wir normale Menschen waren, und du hast ja schon gemerkt das an meinem Körper so vieles anders und auch degeneriert ist. Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht, wie das Kind in mir überleben konnte. Aber irgendwie hat es funktioniert. Und ich… ich hoffe einfach darauf dass dies der Wille der Göttinnen war, ihre Zustimmung für meinen Plan, unsere Welten wieder zu einen.” Link streichelte ihr Haar, als die ersten Sonnenstrahlen schon zum Fenster hineinfielen. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er wollte nicht lügen, er wollte sie aber auch nicht demotivieren. Vermutlich wüsste Midna ohnehin alles, was Link ihr sagen könnte. Deswegen konzentrierte er sich darauf einfach nur für sie präsent und empfänglich zu sein. “Danke, Link”, sagte Midna leise nach einigen Minuten Pause, “Das hat gut getan. Dir das alles zu erzählen, meine ich. Und die Vereinigung natürlich auch. Ich bin froh, dass ich dich endlich in mir spüren dürfte, nachdem ich fast ein ganzes Jahr auf deinem Fellrücken verbracht habe.” Uff. Aus irgend einem Grund machte diese Aussage Link mehr an als es sollte. Sie erhob ihren Oberkörper und legte ihm ein kleines Bündel Stoff in die Hände. Es war etwas großes, leichtes darin. “Hier, das habe ich noch für dich.”, sagte sie. Er schlug den Stoff zur Seite. Darunter verbarg sich ein verformter, orangener Kristall mit schwarzen Mustern. Der verfluchte Stein, der ihm zum Wolf machen konnte. “Ich hatte nie richtig Gelegenheit gehabt dir das zu geben. Ich mochte ihn eigentlich gerne bei mir behalten weil er mich so an unsere Zeit zusammen erinnert, aber ich glaube, du kannst mehr damit anfangen.” Sie stand auf und schritt nackt auf die letzten verbliebenen Schatten im Raum zu. Er blickte ihr nach. “Auf bald, Wolf. Wünsch’ mir viel Glück bei der Geburt. Und denk an mich. Vielleicht können wir so etwas ja mal zu dritt wiederholen. Das würde mir sehr, sehr gefallen, du und die Prinzessin, zusammen mit mir…” Sie tauchte in den Schatten unter und ließ ihn zurück. Er folgte ihr in Gedanken, blieb bei ihr, beschützte sie. Genau wie damals... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)