It Happened Late One Evening von Puppenspieler (Monster Tamer Tsuna - frei interpretiert) ================================================================================ X - Die nächste Zeit war turbulent. Der Umzug in die Schule nahm kaum einen Tag in Anspruch, aber damit änderte sich alles. Ihre ganze Operationsorganisation schien sich umzuwerfen, und Juudaime verbrachte Tage damit, mit Hibari die neuen Angriffspläne durchzugehen. Mit dem Disziplinarkomitee hatte sich ihre Angriffskraft fast verdoppelt. Hayato nutzte die Zeit, um sich vertraut zu machen mit der Welt, in der er nun lebte, seine eigenen Waffen den Umständen anzupassen. Früher oder später musste er es tun, nicht wahr? Bianchi stellte sich zu diesem Zweck als genauso wertvolle Verbündete heraus wie Haru, und Hayato verbrachte mehr Zeit mit den beiden Frauen, als er sich im Leben jemals hätte vorstellen wollen. Fast bedauerte er es, seine Schwester bisher immer gemieden zu haben. Beim nächsten Anblick ihrer Kochkünste verwarf er den Gedanken allerdings schnell wieder und er war im Gegensatz sogar froh, als er keine Notwendigkeit mehr dafür hatte, die beiden aufzusuchen. Wann immer er Irie sah, arbeitete der. Mal an dem Kommunikator, mal an anderen Dingen, Hayato hinterfragte es nie so genau. Manchmal sah der Kerl ihn an, als würde er irgendetwas suchen. Vielleicht Unterschiede zu dem anderen Hayato, den er gar nicht kannte? Und ehe er sich versah, fand er sich in der Sporthalle wieder, die sie zu einer Trainingshalle umgemodelt hatten. Hibari war dort. „Werwolf.“ Hibari drehte sich nicht einmal zu ihm um für die Begrüßung. Hayato schnaubte. „Lust auf eine Prügelei?“ Die Antwort kannte er schon längst. Es dauerte ungefähr eine Woche, bis sich ein Trott eingependelt hatte. Ihre abendlichen Runden waren aufgeteilt. Hayato war nicht begeistert, dass er Hibari begleiten sollte, aber er hätte es schlimmer treffen können; mit Bianchi zum Beispiel. Also beschwerte er sich nicht, drehte abends seine Runden, sobald es an ihm war, zusammen mit Hibari und ein paar Leuten, deren Namen er sich nicht merkte. Disziplinarkomitee-Klone, überwiegend, und ein junger Kerl, von dem er sich erinnerte, dass der andere Juudaime ihn vor einer Weile in die Famiglia geholt hatte. Hayato hatte nie groß mit ihm zu tun gehabt. Die Tage verbrachte er, soweit er nicht schlief, weitgehend mit Training. Irie war immer beschäftigt, bei Yamamoto musste man darauf pokern, dass er gerade kein sabbernder, hirntoter Zombie war, sondern zumindest ein klar denkender, und um die Damenwelt machte Hayato insgesamt lieber einen Bogen. Nachdem Juudaime auch immer beschäftigt war damit, die Famiglia und alle Außenposten zu koordinieren, war es eine logische Konsequenz für Hayato, dass es ihn immer wieder hinunter in die Sporthalle zog. Dass Hibari nahezu jedes Mal dort war, war reiner Zufall. Dass Hayato enttäuscht war, wenn er es einmal nicht war, lag nur daran, dass ihm damit ein effektiver Trainingspartner fehlte. „Für einen Werwolf bist du gar nicht schlecht.“ Hayato schnaubte Hibari nur an, doch die Hand, die ihm zum Aufhelfen gereicht wurde, nahm er trotzdem an und zog sich daran hoch. Ihm tat alles weh und seine Rippen waren mindestens geprellt, aber Hibari hatte einen hübschen Kratzer an der Wange, der Hayato versteckt triumphierend grinsen ließ. „Du bist auch nicht besser, Blutsauger.“ Hibari hob eine Augenbraue, sein Blick eiskalt, aber fast amüsiert, als er sich wieder abwandte. Seit zwei Wochen nun ging es fast jeden Tag so – inzwischen erkannte Hayato ein Muster in Hibaris Fehlen. Immer, wenn sie am Abend die Patrouille machen sollten, blieb ihre Prügelei tagsüber aus. (Auch wenn er das nie zugeben würde, er war dankbar dafür. So zerschlagen wie er war, würde er nachts nicht einmal mehr gegen einen zehn Zentimeter hohen Baumgeist ankommen.) Grinsend griff er nach einer Bombe, die neben Sprengstoffen ein Kraut enthielt, auf das besonders Vampire und andere untote Wesen mit Schwindel und Orientierungsverlust reagierten. Hibari fauchte, als der süßliche Geruch ihn erreichte, doch sein Blick machte klar, dass Hayato damit wohl noch lange nicht gewonnen hatte. Umso besser – so einfach wollte er es auch gar nicht haben. Drei Tage später saß Hayato auf dem Dach des Schulgebäudes, rauchend, den Blick zum wolkenverhangenen Tageshimmel gehoben. Es sah nach Regen aus. „Die Schulordnung verbietet Rauchen, Werwolf.“ Hayato zuckte unbekümmert mit den Schultern, schielte kurz zur Seite. Hibari stand neben ihm, lautlos wie immer. Es musste an diesem Vampirzeug liegen; früher hatte er Hibari zumindest noch gehört. „Ich dachte, ihr Blutsauger vertragt kein Tageslicht?“ – „Kein Sonnenlicht“, präzisierte Hibari einsilbig, verschränkte die Arme vor der Brust. Hayato brummte vage, nahm lieber noch einen Zug von seiner Zigarette. Das sollte er sich merken. Wirklich begeistert sah Hibari zwar auch jetzt nicht aus, aber ob das einfach an seinem Charakter oder an der allgemeinen Helligkeit lag, konnte Hayato nun auch nicht sagen. Vielleicht sollte er es ausprobieren? Langsam stand er auf, klemmte sich die Zigarette zwischen die Zähne und griff nach einer Stange Dynamit. Tageslicht war Hibari zumindest noch egal genug, um ihn recht gnadenlos fertig zu machen. Sie verbrachten den Abend auf dem Dach. Hayato fühlte sich zerschlagen, Hibari sah zerschlagen aus, und sie saßen schweigend nebeneinander, während um sie herum das Horrorspektakel der Nacht lärmte und rumorte. Kein Vollmond, das grausige Jaulen der Wölfe fehlte, doch gelegentlich hörte man andere Laute – gequälte Schreie, dämonisches Kreischen. Es war vertraut geworden in den letzten Wochen, vertraut genug, dass Hayato nicht einmal mehr zusammenzuckte. Gelassen steckte er sich eine Zigarette an, stieß langsam die Luft aus und sah zu, wie die dünnen Rauchfäden in der Nacht verschwanden. „Rauchen ist immer noch verboten, Werwolf“, kommentierte Hibari missbilligend. Hayato schnaubte, drückte seine Zigarette aber aus und steckte den Überrest zurück in die zerknitterte Packung; es war noch zu viel, um weggeworfen zu werden. „Und Vampire auf dem Schulgelände sind erlaubt? Laut welcher Schulordnung?“ Hibaris Blick war Antwort genug – Meiner. Hayato schnaubte amüsiert, lehnte sich schwer zurück gegen den Maschendrahtzaun, der ihn vor dem sicheren Tod rettete. Er spürte Hibaris Blick auf sich, zumindest für einen Moment, dann war das Gefühl vorüber. Er schloss die Augen. Ein vager Geruch nach kaltem Metall hing in der Luft. Er fühlte sich vertrauter an, als er sein sollte. Er stand auf, schob die Hände in die Hosentaschen. Hibari hinter ihm regte sich nicht – zumindest hörte Hayato nichts, aber viel musste das nichts heißen. „Bis morgen, Werwolf“, ließ der Wind die leise Stimme des Vampires herüberwehen, als Hayato schon ein gutes Stück entfernt war. Er grinste, sein Herzschlag beschleunigte sich in freudiger Erregung. Darauf kannst du dich verlassen, Blutsauger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)