V-M4: A Long Way Home von Morbilli (Virus M4 - Ryan & Vik) ================================================================================ Kapitel 3: Der Leibarzt ----------------------- Das Mädchen war schon weiter durch den Regen gelaufen, als sie eigentlich wollte oder eher konnte. Natürlich wollte sie Ryan nicht aufhalten, er schien noch recht gut zu Fuß zu sein. Zwischendurch knickte ihr Bein immer öfter weg, was ihr die Tränen schon fast in die Augen trieb. Zum Glück würde eine vergossene Träne bei dem Regen eh unbemerkt bleiben. Womit hatte sie den Tag verdient? Ihr Bein quälte sie und sie fror richtig. Teilweise hatten sich ihre Muskeln durch ihr leichtes Zittern schon verkrampft. Kurz überlegte Viktoria wie überraschend das alles gekommen war: Heute morgen saß sie noch bei ihrem Konservenfrühstück entspannt in dem verlassenen Haus auf dem Sofa. Auf den Nachtisch, bestehend aus einer Dose Pfirsichen, hatte sie sich besonders gefreut. Als sie gerade den ersten Pfirsich genoss, wurde sie von einem Geräusch aufgeschreckt und eilte zum Fenster. Zuerst hatte sie dem Unbekannten bei seinem Basketballspiel fast schon verträumt zugesehen, bis dieser Idiot genau auf „ihr Haus“ zu rannte. Fluchend war sie in den Flur geeilt und zur Treppe gekrochen. Dort hatte sie ihn misstrauisch das erste mal betrachtet. Er war groß, gut trainiert, hatte kurzes braunes Haar, trug ein schwarzes Hemd und dazu dunkle Jeans sowie Lederjacke. Also äußerlich besaß er keine offen einsehbaren Anzeichen für eine Gang. Als er die Treppe hochspringen wollte, wäre sie fast in Panik geraten und hatte sich so leise wie möglich zurück gezogen. Ihre Pfirsichdose nahm sie zwar mit ins Schlafzimmer, stellte sie jedoch neben der Tür ab, mit der Absicht den Unbekannten eventuell beim Eintreten zu erstechen. Als sie sich mit ihren Dolchen dann doch lieber hinter dem Bett verkroch, bevor er durch die Tür schoss, und sie hörte wie er zu ihr kam, wäre sie fast wieder durchgedreht. Aber ihre Drohung durch die Tür hatte den Typen abgehalten rein zu kommen. Aus Erfahrung hatte sie versucht wieder wie ein Mann oder Junge zu klingen, bevor er auf die Idee kam, ein zartes Mädchen überwältigen zu können. Auch sie hatte sich in dem folgenden Gespräch nach und nach etwas entspannt, auch wenn sie zuerst ziemlich misstrauisch und nervös gewesen war. Ryans scherzhafte Art war ihr da noch ziemlich seltsam vor gekommen, aber irgendwie hatte es ihn schon sympathisch gemacht. Dennoch war sie froh gewesen, das die Tür zwischen ihnen war, als er von seinem „Trupp“ und von „zurückbeordert“ sprach. Immerhin hatte sie nun sicher eine Schusswaffe bei ihm vermutet und gegen die würde sie mit ihren Messern nicht ankommen. Als sie erst einen Schatten an den Balkonfenster sah und dann ein paar Augenblicke später der Rucksack vom regennassen Dach auf den Balkon fiel, glaubte sie wirklich, dass sie soeben in eine Falle geraten war. Ryan platzte rein, schien aber ebenso überrascht, ging sogar auf ihren Vorschlag ein und so flüchtete sie widerwillig mit ihn zusammen aus dem Haus. Zugegeben, seine Frage nach ihren richtigen Namen hatte sie tatsächlich aus dem Konzept gebracht und vor allen Dingen geärgert. Dennoch hatte es sie am meisten überrascht, das er ihr, eine komplett Fremden, die ihm sogar mit den Tod gedroht hatte, noch half und ihre Wunden versorgte, obwohl Verbandsmaterial und besonders das Desinfektionsmittel mittlerweile ein halbes Vermögen wert waren. Als er dann zurück zum Haus ging und das dann auch noch ohne Waffen, bekam sie erst recht ein schlechtes Gewissen und folgte ihm. Wieder überraschte er sie mit seiner Unwissenheit über die Gangs und seiner naiven Art, aber zum Glück war dieser Max scheinbar alleine gewesen. Vermutlich hatte er wirklich zu den Nebelkrähen gehört, aber sie würde es jetzt hoffentlich nie mehr erfahren. Ryans Sturz hatte sie erschreckt und auch wenn sie es eigentlich nicht zulassen wollte, sie machte sich bereits sorgen. Das dies alles andere als gut war, war ihr schmerzlich bewusst. Sie wollte niemanden mehr an sich ran lassen, aber Ryan vertraute sie schon zu viel. Wenn sie in den Park kamen, dann würde sie sich bald von ihm trennen müssen. Aber zuerst müssten sie soweit kommen... Sie wusste nicht wie lange sie nun schon durch diesen Sturm liefen, aber es könnten problemlos ein paar Stunden gewesen sein. Zumindest fühlte es sich danach an. Ihre Kleidung war durchnässt, der Wind wehte ihr dabei erbarmungslos ins Gesicht und ihr Bein tat mittlerweile höllisch weh. Lange hatte sie gezögert, aber schließlich hielt sie es kaum noch aus. „Pause?“, fragte sie knapp nach einer Weile, während sie sich zu ihm umdrehte und seinen Blick suchte. Ryan nickte als Viktoria eine Pause andachte ohne zu zögern. Sie war sehr dankbar, das er zu stimmte und nickte nun ihrerseits Ryan zu. Dennoch lag in ihren Augen etwas entschuldigendes. Sein Blick schweifte über die Häuser um sie herum. Er ging direkt auf eine Reihe von kleinen Mehrfamilienhäusern, durchschritt den Vorgarten auf dem das Gras nur so wucherte, eine halb eingestürzte verrostete Schaukel erinnerte noch an die Vorbesitzer. Die Tür auf die Ryan sich zubewegte hing schon halb aus ihren Angeln, was ein Durchschlüpfen einfach machen würde. Ein Blick in den dunklen Eingangsbereich später, schob er die Tür etwas zur Seite und trat bereits ein. „Wirkt auf mich ziemlich verlassen, wenn du mich fragst...“, seine Stimme war gesenkt, lauschte noch angestrengt während er die Tür für Viktoria noch zur Seite hielt. Dieses mal folgte sie ihm, da sie eh nur noch schleppend hinterher kam. Vorsichtig oder eher langsam humpelte sie herein. Sie schaute sich still um, während ihre Arme noch um ihren Körper geschlungen waren. Im Eingangsbereich lagen einige von der Zeit gezeichnete Jacken auf dem Boden verstreut, schien als wäre diese Familie ziemlich übereilt aufgebrochen, vielleicht wollten sie sich schnell aus der Stadt noch absetzen, bevor alles abgeriegelt werden würde, als die Seuche um sich griff. Durch ein lästiges Piksen meldete sich auch das Gefühl in Viks eiskalten Händen wieder zurück. Ihr leichtes Zittern war auch der Grund dafür, warum sie ihre Dolche nun nicht zog. Im Moment wäre sie Ryan keine Hilfe. Dennoch lauschte sie und hörte nichts außer den Dauerregen und das Donnergrollen von draußen. „W... wwir sollten uns ... um...sehen...“, schlug sie murmelnd vor und ohrfeigte sich in Gedanken für das Stottern. Hier drinnen war es wirklich schon angenehmer. Am liebsten wäre ihr nun ein gemütliches Sofa und am besten gleich noch eine dicke Decke dabei. Sogleich setzte sie sich in Bewegung, um sich etwas umzusehen. Ryan sah sprachlos zu wie sie, am ganzen Körper leicht zitternd, an ihm vorbei schlich und nickte knapp, als sie ein paar Wortfetzen hervor stotterte und schon an ihm vorbei schlurfte. Danach schien er sich zu fangen und wandte sich nach links der Treppe zu. Auf leisen Sohlen sprintete er die Treppe hoch, zwei Stufen gleichzeitig nehmend. Kurz hatte sie ihm noch verwirrt hinterher gesehen. Hatte er oben etwas bemerkt oder warum stürzte er die Treppen hinauf? So leise und vorsichtig es eben ging, mit fast schon klappernden Zähnen und den tropfenden Klamotten, lief Vik den Flur entlang. Zumindest unten könnte sie sich ohne Probleme umsehen. Schon schlich - oder eher humpelte sie zur offenstehenden Tür. Sie führte in ein Wohnzimmer, das durch und durch mit einer dicken Staubschicht bedeckt war. Es gab also keinen Anschein dafür, das in letzter Zeit jemand in diesem Zimmer gewesen war. Die Einrichtung war recht gemütlich mit den dunklen Schränken und dem hellen Teppich. Auch das braune Sofa machte auf sie einen sehr einladenden Eindruck. Sie konnte sich richtig vorstellen, wie Kinder sich Samstagmorgens mit der Bettdecke auf dem Sofa mit einer Tasse Schokolade in der Hand auf das Sofa lümmelten und sich Zeichentrickserien ansahen. Welchen Wochentag hatten sie eigentlich? Viktoria wusste es nicht mehr. So etwas hatte einfach an Bedeutung verloren. Schweren Herzens sah sie nur einen Augenblick auf das Szenario, das sie vor ihrem geistigen Auge so detailliert entfaltete. Nebenbei lehnte sie sich etwas an den Türrahmen, um ihr Bein zu entlasten. Kurz stand sie einfach nur da, sodass sich unter ihr eine kleine Pfütze bildete, als das Wasser aus ihren Haaren und Kleidung tropfte. Erst hastige Schritte von oben, gefolgt von einem abscheulichen Würgen, schreckte sie wieder auf. Das Geräusch hinterließ bei ihr eine Gänsehaut, auch wenn sie diese eh schon hatte und ließ einen Schauer über ihren Rücken laufen. Unsicher drehte sie sich um und versuchte zu lauschen war los war, konnte aber erst nach ein paar weiteren stillen Minuten nur ein leises Krächzen von leeren Wasserleitungen hören. „Ryan?“, rief sie besorgt hinauf. War er das wirklich gewesen? Hoffentlich hatte er kein Blut gespuckt, das wäre sicherlich kein gutes Zeichen. Zumindest waren keine Kampfgeräusche zu hören, also war wohl niemand anderes im Haus. Sie wollte noch etwas abwarten, bevor sie sich unnötig hinaufschleppte. „Oh...“, erst jetzt bemerkte sie das Wasser unter sich seufzte aber dann gleichgültig. Langsam streckte sie ihre steifen Glieder aus, um ihre Muskeln etwas zu lockern, auch wenn sie noch immer zitterte. Warum kribbelten und stachen die Fingerspitzen immer noch so doll? Sie rieb kurz die Hände an einander und hauchte diese sogar kurz an. Ihren Schal nahm sie nun doch ab und wrang einiges an Wasser heraus. Das Haus war eh total verfallen, da hatte sie deswegen kein schlechtes Gewissen. Ihr Blick wanderte gerade zwischen den bequemen Sofa und der Essecke hin und her. Eigentlich wollte sie sich mit den nassen Sachen ungern auf das Sofa setzten, vielleicht war ein Stuhl da besser? Aber sitzen wäre jetzt bestimmt keine schlechte Idee. Sie wollte gerade zum Stuhl gehen, als sie hörte die Ryan die Treppe runter rannte. Sie zog die Stirn in falten, wobei ihre Zähne doch kurz klapperten. Schnell unterdrückte sie zumindest dies, bevor Ryan es noch bemerkte. Ryan betrat das Wohnzimmer, zügelte sein Tempo nun etwas als er Viktoria erblickte. „Oben ist alles leer... Hey Vik, du siehst ja grauenhaft aus“, sagte er angestrengt lächelnd, schritt zu ihr, legte ihr zwei Handtücher über die Schultern und hielt sie kurz fest. Dann rieb er ihr sogar kurz ihre Schultern ehe er sie anschaute. All das sorgte nur dafür, das Vik sich abrupt verkrampfte und ihm wieder sorgenvolle Falten auf sein Gesicht trieb. Ihre Finger krallten sich in den Schal, den sie noch immer in den Händen hielt. Sie hätte ihn ja weggedrückt, aber sie hatte Angst ihm weh zu tun. Nur kurz sah sie in seine Augen, bevor sie wieder schüchtern weg sah. „Na vielen... dd... dank auch. Bist ja ... auch nicht besssser ...“, murmelte sie leicht gespielten schmollend und pickte ihn sehr, sehr zaghaft gegen die Rippen. „Soll ich doch noch nach Streichhölzern suchen für dein Bein? Spaß beiseite, warum hast du denn nichts gesagt?“, fragte er erneut besorgt. „Mir geht‘sss gg... gut... Gib mir nur zehn Minuten“, bat sie leise und vermied es noch immer zu ihm hoch zu sehen. „Klar, Zehn Minuten... Du kannst auch mehr haben, in dem Zustand sollten wir noch warten. Bevor wir uns wieder in diesen Sturm raus begeben“, erwiderte er. Dann fiel Vik ein, was sie eben gehört hatte. Sofort sah sie ihn wieder an: „Ist bei dir alles oo... ook? Ich mein, oben dd... dda... b... bbrauchst du irgendwas?“, fragte sie. Hoffentlich war er auch ehrlich, aber irgendwie glaubte sie da nicht dran. Sie sollten sich hier eine Weile zurück ziehen. Zumindest so lange bis einer von beiden einigermaßen fit war. Es war hier noch immer gefährlich, aber zusammen hatten sie vielleicht eine kleine Chance. Aber Ryan winkte nur knapp ab auf ihre Frage. „Schon okay. Ich halt noch etwas durch, es lässt sich aushalten.“ Vik nickte daraufhin nur. „Den Sturm können wir hier gerne abwarten. Dann sehen wir weiter...“, sagte sie. Mit einen Lächeln versuchte sie ihrerseits seine Sorgen zu lindern, doch ihre Wunde meldete sich mit einem brennenden Pochen. Nur kurz verzog sie das Gesicht. „Ich... ich setz‘ mich mal lieber ...“, sagte sie, deutete mit einen Nicken zum Stuhl und setzte sich sogleich in Bewegung. Während sie zur lang ersehnten Sitzgelegenheit humpelte, legte sie kurz die Handtücher auf den Tisch, stellte ihren Rucksack ab und hing ihre Jacke sowie Schal über eine von den Stuhllehnen. Erst dann sah sie auch wie nass ihr Hemd bereits war. Vom Kragen aus hatte sich das Wasser seinen Weg hinab gesucht. Die weiße Farbe war wohl nicht ganz von Vorteil, war es doch auch leicht durchsichtig geworden. So schlimm war es aber nicht, da sie sich die Brust eh mit einigen alten Verbänden abgebunden hatte. Erst jetzt ließ sie sich müde auf den Stuhl fallen und schloss für einen Moment die Augen. Sitzen war toll, stellte sie fest. Wenn sie saß tat es nicht so weh. Sie nahm danach die Handtücher und legte sich eines über den Schoß, das andere über die Schultern. Ryan zog ebenfalls seine nasse Jacke aus, die ihn bisher gut vor dem Regen geschützt hatte, legte sie über den Tisch, um sie trocknen zu lassen und setzte sich dann auf einen der Stühle neben Viktoria. Dabei stellte er auch den Rucksack neben sich und sah kurz auf ihre durchscheinenden Verbände, ließ es jedoch unkommentiert. „Hast du dir denn etwas gebrochen? Welche Diagnose hat mein Arzt für sich selbst?“ , fragte sie und stütze ihren Kopf auf ihrer Hand ab und hoffte mit einen leichten Schmunzeln auf eine kleine Erklärung. Sie würde auch nun solange nach bohren, bis sie eine zufriedenstellen Antwort bekommen hatte. Immerhin musste sie ebenfalls wissen, wie viel sie ihm zumuten konnte. Ryan lachte aufgrund der Frage kurz auf, brach damit aber wieder abrupt ab, als ihn scheinbar erneut Schmerzen im Oberkörper durchzuckten. Mit einer Hand hielt er sich seine Seite und warf dabei Viktoria ein beruhigendes Lächeln zu. „Um Gottes Wille, nein nichts gebrochen. Ich glaub ich habe mir eine oder zwei Rippe geprellt. Nichts schlimmes es sticht nur etwas wenn ich Lachen muss, für mich also wohl ein Todesurteil...“, erklärte er. Es beruhigte Viktoria zusehends, das es sich nur um ein paar Prellungen handelte. Seine Erklärung ließ sie kurz erleichtert mit kichern. „Oh das tut mir Leid, dann werde ich versuchen dich weniger zu foltern. Nicht das du dich wegen mir doch noch zu Tode lachst“, scherzte sie dann doch noch frech. Vermutlich hatte sie einfach überreagiert, denn allgemein schien es ihm ja ganz gut zu gehen. Mit einem Lächeln schüttelte er knapp den Kopf. „Foltere mich ruhig weiter, ohne Lachen würd‘ ich wohl genauso zu Grunde gehen. Wäre sicher aber auch eine interessante Bezeichnung auf dem Totenschein.“ Vik wollte schon was erwidern, aber als Ryans Gesichtsausdruck ernst wurde, sah sie ihn kurz fragend und verwirrt an. Was hatte er den oben gemacht? Er schwieg eine Weile und haderte offensichtlich mit sich, bis er zögerlich zu erzählen anfing: „Oben hab ich noch einen Zurückgebliebenen gefunden... Er war schon zu Grunde gegangen.“ Sein Blick schweifte kurz durch das Zimmer, bevor er weiter sprach, „und wie man wohl kaum überhört hatte, bekam mir der Anblick nicht allzu gut.“ Er grinste etwas beschämt und fragte wohl um das Thema zu wechseln: „Was sagt dein Bein, darf ich nochmal sehen?“ Leicht geschockt sah sie ihn nach seiner Erklärung an. Ein bisschen bleich war sie ebenso geworden, denn natürlich dachte sie sofort an den Virus. „Wie nah warst du dran?“, fragte sie plötzlich und Ryan senkte knapp seinen Blick. „Nicht nah! Mit meiner Hand vielleicht 20 Zentimeter oder mit dem Kopf noch weitaus ferner“, brach es quasi aus ihm hervor und es hatte einen Klang als würde er sich zu verteidigen versuchen. „Ich denke nicht das ich nah genug war, um irgendetwas einzuatmen... wirklich...“, fügte er noch hinzu. Viks Frage war nicht böse gemeint, sie hatte auch nicht unbedingt Angst sich nun von ihm anzustecken. Immerhin war ihre ganze Familie damals daran gestorben und sie hatte bisher keinerlei Anzeichen von dem Virus, was aber nicht unbedingt heißen musste, das dies so blieb. Weshalb das so war, konnte sie nicht sagen. „Ist schon okay, ich glaub dir“, warf sie ein. Er brauchte sich vor ihr nicht zu rechtfertigen. Allein für Ryan hoffte sie einfach, das alles gut gegangen war. Auch wenn er erklärte, dass er weit genug weg gewesen wäre, blieb ein flaues Gefühl im Magen. Sie wünschte wirklich niemanden auf diese Art zu sterben. „Ich mein, ich hoffe du bist okay... ich mein...“ sie zögerte kurz, ob sie es erzählen sollte, sprach aber dann doch weiter: „Ich war bei dem Ausbruch oft ... in der Nähe von Betroffenen. Bisher ist mir nichts passiert.“ Seine Hand fuhr bei ihrer Erklärung unwillkürlich zu seinem Bein an dem er das Messer führte. „Ich auch bereits einmal als ich in diese Stadt zurückgekehrt bin und zwei mal auf den Weg hierhin... Ich hatte keine Chance etwas für sie zu tun...“ Die kleine Handbewegung von Ryan entging ihr nicht. Hatte er mit dem Messer einige Leute schon erlöst? Sie wollte darauf aber lieber nicht eingehen, bevor sie auch bei ihm alte Wunden auf riss. Schweigend zog sie einen weiteren Stuhl heran, legte ihr Bein darauf ab und krempelte die Hose etwas hoch. Er konnte es sich natürlich gerne ansehen. Vielleicht fand sie dann heraus, warum es plötzlich doch so anfällig war. Er seufzte knapp fing dann an Viktorias Bein abzuwickeln, während er die Stille durchbrach: „Ich hoffe das nie wieder erleben zu müssen.“ „Ich hoffe das auch nicht“, murmelte sie nur und dachte an ihren kleinen Vorsatz. Würde sie an sich das Virus entdecken, dann wollte sie sich lieber gleich die Pulsadern öffnen und das Haus anzünden, in dem sie sich dann aufhielt. Sie wusste ja was auf sie zu kommen würde, das wollte sie auf keinen Fall selbst erleben und die Schuld jemanden angesteckt zu haben würde sie sich dann niemals verzeihen. Jedoch würde sie dafür vermutlich eh zu feige sein. Ein kleiner Funken Hoffnung war auch in ihrem Herzen noch vorhanden, selbst wenn sie das Märchen vom Heilmittel schon lange nicht mehr glaubte. Vermutlich war das Virus zu schnell mutiert. Fertig abgewickelt sah er auf die bereits gerötete Wunde, er tastete sie knapp ab. Erst der stechende Schmerz, gefolgt von einem kurzen Zucken, riss sie aus ihren trüben Gedanken. Gespannt wartete sie auf die neue Diagnose. Hoffentlich nur eine Kleinigkeit und kein verdrehtes Knie, Bänderriss oder sonst was. Ihr wäre lieber wenn er sie für ein Weichei hielt, als das sie sich für die nächsten Monate schonen sollte. Ryan sah zu Viktoria auf. „Scheint sich doch noch leicht zu entzünden, nicht weiter überraschend bei der knappen Wundversorgung, der Belastung und dem Wetter durch welches wir gerannt sind. Ich würde es nochmal säubern, dir ein Rezept für ein Antibiotikum verschreiben und in sieben Tagen schaust du nochmal bei deinem Hausarzt vorbei.“ Ein Lächeln zwang sich auf sein Gesicht. Erleichtert seufzte Vik auf, als es doch 'nur' eine Entzündung war. Den kleinen Anflug an Normalität, den er ihr gerade versuchte vorzugaukeln, zauberte auch ihr ein melancholisches Lächeln auf die Lippen. Aber zu gerne spielte sie dabei mit: „Oh dafür wäre ich sehr dankbar, jedoch hat mein Hausarzt vor einigen Monaten selbst einen ewigen Krankenschein eingereicht. Also wenn du gerade noch Patienten aufnimmst, dann würde ich gerne bei dir unter kommen. Ich bin natürlich seit einiger Zeit Privatpatient und zahle alles sofort... zum Beispiel mit...“, sie zog ihren Rucksack auf den Schoß und fing gleich an zu kramen. Sie legte zwei angefangene Schachteln Antibiotika auf den Tisch sowie eine Dose, die sie eben noch aus dem anderen Haus hatte mitgehen lassen. „... mit Nudeln in Tomatensoße mit Fleischbällchen. Es sei denn das zweite Frühstück ist deinem Magen ebenfalls nicht gut genug...“, sagte sie mit breiten Grinsen und versuchte auch das vorige Thema damit zu vergessen. Viktoria war sich sicher, dass er doch bald wieder Hunger haben würde. Ryan sollte besser jetzt was essen, wer weiß wann sie wieder unterbrochen würden. „Oh Privatpatientin! Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich hätte da noch ein paar Untersuchungen die ich dir empfehlen würde... Kassenpatienten muss ich derzeit leider ablehnen. Ich erreiche einfach keinen bei den Krankenkassen und bleibe meist auf den Kosten sitzen.“ Ein Lachen entfuhr ihm, den auftretenden Schmerz schob er anscheinend so gut es ihm vermochte beiseite und kostete sichtlich die kurze Freude vollends aus. „Aber erst kommt die Arbeit, dann die Bezahlung“, fügte er mit skeptischen Blick auf die Dosen hinzu. Recht amüsiert strahlte auch Viki ihn fast schon an. So einen Kerl hatte sie wirklich lange nicht mehr getroffen. Mal abgesehen davon, das er total selbstlos erschien, behielt er trotz der Umstände noch seinen Humor. Sie stellte den Rucksack wieder auf den Boden und begann mit dem Handtuch ihre Hose etwas trocken zu rubbeln, wobei auch das Handtuch schnell durchnässt war. Ihre Haare mussten auch fürchterlich nass sein. Auch diese versuchte sie nun etwas trocken zu kriegen, wobei sie immer mal wieder mit den Fingern durch die Haare fuhr. Wie eine Vogelscheuche wollte sie vor Ryan nun auch nicht aussehen. Es reichte ja schon, dass er sie vorhin so zerstrubbelt hatte. Ihr war immer noch etwas kalt, aber auch das besserte sich, nachdem sie aus dem Regen und vor allen Dingen aus dem Wind raus war. Zumindest würden die Antibiotika, vorausgesetzt die wären nicht zu lange abgelaufen, sodass man sie noch gefahrlos nehmen könnte, auch gegen eine aufkommende Lungen- und Blasenentzündung helfen. Ryan nahm sich eine der Antibiotika Verpackungen, musterte sie kurz ehe er sie Viktoria wieder zuwarf. „Nimm jetzt am besten schon eine und dann heut‘ Abend eine weitere“, ordnete er an. Viktoria fing ihre Tabletten wieder auf und holte ihre Plastikflasche mit Wasser hervor. „Okay“, bestätigte sie nur, während sie sich brav an seine Anweisungen hielt und eine Tablette mit dem nicht ganz so klaren Regenwasser runter spülte. Nach kurzem wühlen in seinem Rucksack breitete Ryan sein medizinisches Equipment auf dem Tisch aus. Ein recht gut sortiertes Köfferchen gefüllt mit allerhand Verbandsmaterial, Ampullen und Spritzen, jedoch lichtete sich sein Vorrat bereits merklich, waren viele der Fächer bereits leer. Mit einem kurzen Blick auf die Wunde begann Ryan damit Sachen, die er benötigen würde, vorzubereiten. Nebenbei musterte Viktoria beeindruckt seine kleine Sammlung und stellte die Flasche bei Seite und trocknete sich weiter ab. „Als Privatpatientin hast du dir wohl eine kleine Betäubung verdient“, verkündete er. Er zog einige Milliliter in einer Spritze auf ehe er mit seinem Stuhl näher an Viktorias Bein rückte, sich über die Wunde beugte und sie knapp aus dem Augenwinkel beim abtrocknen ansah. „Das wird nur kurz piksen und die Stelle oberflächlich Betäuben.“ Sogleich machte er sich an die Arbeit und injizierte das Mittelchen mit drei Stichen um die Wunde herum, ehe er sich nach kurzem warten damit anfing kleine Splitter mit einer Pinzette zu entfernen. „Betäubung? Willst du mir es doch absägen?“, fragte sie sicherheitshalber mit einer hochgezogener Augenbraue nach, als sie die Spritze sah und sogleich ein wenig das Gesicht zu einer Grimasse verzog, als er sie pieckste, aber Ryan schien nur lächelnd die Splitter zu entfernen. „Auch wenn ich recht froh darum bin, du solltest aufhören deine Sachen an mir zu verschwenden...“, ermahnte sie erneut. Natürlich hatte sie die leeren Fächer bemerkt. Er könnte das Zeug doch sicher selbst gebrauchen früher oder später. Sie fragte sie gerade wo man überhaupt noch Nachschub her bekommen könnte. Die Krankenhäuser und Arztpraxen waren sicher schon geplündert worden. Vielleicht konnten sie später das Haus durchsuchen. Bestimmt fand man hier ebenfalls noch ein paar brauchbare Sachen. Zumindest sah es so aus, als hätte man hier noch nicht alles durchsucht. Mittlerweile waren die Handtücher nasser als ihre Sachen, daher legte sie die nun doch zur Seite und stützte sich auf ihre Hand. Interessiert beobachtete sie Ryan, wie er gekonnt ihr Bein versorgte. Zum Glück spürte sie nicht mehr viel davon, sie wollte gar nicht wissen wie es ohne Betäubung gewesen wäre. „Ein paar weitere Untersuchungen und eine Betäubung, hm?“, kommentierte sie dann doch seine Arbeit. „Ich hoffe du kommst nicht auf falsche Gedanken, bei deinen Doktorspielchen“, sagte sie mit einem frechen Grinsen und hoffte das sie damit nicht zu weit ging. Einerseits hatte sie doch ein ganz kleines, schlechtes Gewissen, wenn sie ihn nun zum Lachen brachte, jedoch hatte sie selbst auch schon lange keine Gelegenheit zum Lachen gehabt. Daher kostete sie es nur zu gerne aus. Auch Ryan musste die Pinzette kurz beiseite legen und versuchte ein Lachen zu unterdrücken, wollte er nicht unbedingt auf die Wunde Lachen. „Doktorspielchen? Na klar, was denkst du den? Von wegen kleine Betäubung, das Zeug haut dich gleich komplett um, schade das du schon dahintergekommen bist.“ Nachdem er auch sein letztes Lachen mit einem Kopfschütteln abschüttelte wandte er sich wieder der Wunde zu, zog dabei einen Splitter nach dem Nächsten hinaus. „Keine Sorge, verschwendet wäre das Zeug erst wenn ich es mit irgendwelchen Junkies tauschen würde, die sich damit höchstwahrscheinlich ins Nirwana schießen würden, so kommt das Zeug wenigstens noch seiner Bestimmung zu gute.“ Als er dann doch die Pinzette wieder zur Hand nahm, war sie doch schon verwundert, wie viele Splitter Ryan noch aus ihren Bein zog. „Das ist auch wieder wahr, die Anzahl der Junkies scheint irgendwie auch zu zunehmen“, überlegte sie. Auch ihr waren schon unheimliche Gestalten begegnet, die gefährlicher wurden, je verzweifelter sie waren. Allein deswegen sammelte sie so viele Zigaretten Packungen wie möglich, um einige immer im Rucksack zu haben und die anderen in einen Versteck zu bunkern. „Nicht immer sind die Süchtigen mit ein paar Zigaretten zu besänftigen“, murmelte sie gedankenverloren für sich. Aber zum Glück war sie bisher immer noch davon gekommen. Ryans kurzen veränderten Gesichtsausdruck konnte sie nicht ganz deuten. Hatte sie was falsches gesagt? Kurz überlegte sie, aber sie kam nicht drauf. Also runzelte sie selbst nur kurz die Stirn und vergaß die Sache dann sofort wieder. „Eventuell kannst du es irgendwann noch gebrauchen. Nicht das du dann irgendwann ohne das Zeug dastehst. Ach, da fällt mir ein, wir sollten das Haus später mal durchsuchen. Es wäre ja möglich, das es hier auch noch Essen oder Medikamente gibt. Zumindest sieht es hier auch noch relativ unberührt aus“, warf sie noch schnell ein, bevor sie es selbst wieder vergaß. Ryan nickte zustimmend zu dem Vorschlag, ohne jedoch seine Arbeit zu pausieren. „Wo hast du das eigentlich gelernt? Ich hab zuerst gedacht du wärst ein Bulle...“, gab sie zu und konnte ihre Augen nicht von seiner Arbeit lassen. Aber Polizisten waren bestimmt nicht so gut in medizinischen Sachen. Ob er eine zweite Ausbildung gemacht hatte? Vorhin hatte er zumindest von 'seinen Trupp' erzählt. Ryan runzelte die Stirn ohne von seiner Arbeit aufzusehen. Kurz biss sich Vik auf die Unterlippe. 'Bulle' hätte sie wohl besser nicht sagen sollen, aber irgendwie war der Begriff für sie geläufiger geworden. „Bulle? Ohje, ich glaube nicht, dass mir die Bezeichnung gefiele wenn ich einer wäre. Nein, ich war beim Militär und dort auch eigentlich nur gelandet weil sie dort die Ausbildung bezahlten.“ Er wandte sich dem letzten Splitter zu, während er weiter erzählte: „Zum Doktor hat es dann auch nicht gereicht und nun bin ich ein waschechter Feldsanitäter.“ Mit einem Seufzen sah er zu Viktoria auf, schenkte ihr ein Lächeln. „Oder eher war ich einer, vielleicht hab ich auch nur deswegen bisher überlebt.“ Sie hätte ja eigentlich selbst drauf kommen können, das er ein Sanitäter war. „Deswegen kannst du das so gut... Warst du ... vorher ... oft im Einsatz unterwegs?“, fragte sie. Nun betrachtete Viktoria Ryan mal genauer und fragte sie wie alt er überhaupt war. Aber Männer mit Bärten konnte sie immer so schlecht einschätzen. Ob er um die 30 war? Vielleicht auch etwas jünger. „Ich hab schon ein paar auf den Buckel, aber ein Großteil der Einsätze waren nur kleine Unterstützungen der Polizei, bei Demonstrationen oder großen Veranstaltungen. Von daher vielleicht ist Bulle gar nicht so verkehrt. Militärische Einsätze bedeutend weniger, die kann man bei mir an einer Hand abzählen“, erklärte er ihr. Viktoria überlegte noch wie alt er sein könnte, als er plötzlich auf sah. Ein wenig fühlte sie sich ertappt und sah selbst wieder auf seine beschäftigten Hände. Seine Antwort half ihrer Frage nicht viel weiter, was jedoch auch nicht weiter schlimm war. „Naja, der Begriff 'Bulle' war ja auch nicht böse gemeint. Ich hör es so zumindest öfter“, versuchte sie sich wenigstens in dem Punkt noch mal kurz herauszureden. „Aber klingt auch sehr interessant und abwechslungsreich, was du gemacht hast.“ Ob es überhaupt okay war ihn daran zu erinnern? Er musste auch nicht weiter darauf eingehen, wenn er es nicht wollte. Sie wollte ja auch nicht immer an Vergangenes erinnert werden, denn damals hatte sie ganz andere Sorgen. Zum Beispiel eine Wohnung zu finden und eine Universität auszuwählen. Sie hätte sogar fast die Stadt noch kurz vor der Katastrophe verlassen. Aber es brachte nichts darüber nachzudenken, also setzte sie wieder ein Lächeln auf. „Es klingt sicherlich aufregend, war es hin und wieder auf jeden Fall auch, aber meistens saßen wir in unserer Stube und haben Karten gespielt, Schwachsinn geredet oder uns über Frauen unterhalten“, sagte er, bevor seine Gedanken merkbar abwanderten und ein fast schon verträumtes Schmunzeln sich auf seinem Gesicht bildete, als er an die 'gute alte Zeit' zurückdachte. Mit einem Schulterzucken schüttelte er seine Gedanken ab. Wie er so über seinen Trupp redete, war es sicher eine schöne Zeit gewesen. Auch sein kleines Lächeln zeugte davon, da wollte Viktoria ihn nicht weiter bei seinen Gedanken stören und schwieg eine Weile. Sie versuchte sich nur Ryan in seiner Uniform mit seinen Kameraden vorzustellen. So ganz gelang ihr das nicht. Irgendwie war alles so unwirklich, alles so weit weg, seit der Virus ausgebrochen war. Und nun saß der Soldat vor ihr und kümmerte sich, um so Kleinigkeiten wie ihr Bein. Ein letztes mal widmete er sich den übriggeblieben, widerspenstigen Splitter und entfernte diesen, der um einiges tiefer im Fleisch gesteckt hatte, während Viktoria das Gesicht leicht verzog. Sie mochte dort kaum zusehen und schaute dann doch demonstrativ in eine andere Richtung. Er hielt den deutlich längeren Splitter kurz in die Luft ehe er mit einer Kompresse die nun etwas stärker blutende Wunde abdrückte. Erst dann sah sie doch wieder hin und zog eine Augenbraue hoch. „Vielleicht hat dieser Übeltäter dich auch noch zusätzlich gepiesackt und die Entzündung provoziert. Immerhin sollte die Betäubung noch ein paar Minuten wirken“, überlegte Ryan „Das Mistding war schuld? Na dann hoffe ich das es nun besser wird“, sagte sie seufzend. Bereits hatte er damit begonnen die Wunde diesmal großzügiger zu desinfizieren solange die Betäubung noch anhielt. Als Viktoria Ryans Bemerkung wieder einfiel, konnte sie der Vorlage nicht widerstehen, auch wenn sie es fast schon bereute, ihn so nur noch mehr Schmerzen zu zufügen. „Soso, ein paar Minuten bevor es mich komplett umhaut oder wie? Das ist aber schon egoistisch, vielleicht hätte ich auch gern was davon gehabt, wenn du über mich herfällst,“ fügte sie kichernd mit einem frechen Zwinkern hinzu und war doch gespannt, ob er darauf noch einging. Seine Augen sahen kurz von seiner Arbeit auf, blickten zwischen immer noch nassen Haaren hindurch überrascht zu Viktoria auf. War sie zu weit gegangen? Zumindest hätte Ryan ihr das nach dem Blick zu urteilen nicht zugetraut. Früher hatte Viktoria solche Spielchen öfters mit ihren Freunden gemacht, natürlich waren die Worte nie ernst gemeint gewesen. Ihr wurde erst jetzt bewusst, wie sehr sie das vermisst hatte. Ihr Kichern gepaart mit der anzüglichen Bemerkung ließ Ryan selbst erneut kurz auflachen und mit einem wohligen Schmunzeln zurück zwinkerte. „Führe mich besser nicht in Versuchung, Vik. Aber ich hab sicher auch ein Gegenmittelchen gegen die Betäubung. Da kommst du dann auch auf deine Kosten.“ Mit einem weiteren zurückgehaltenen Auflachen wandte er sich wieder dem Verbinden ihres Beines zu. „Na, dann eben nicht“, sagte sie mit einem breiten Grinsen und einem Schulterzucken. „Du weißt ja gar nicht was du verpasst.“ fügte sie noch mit einen erneuten verführerischen Zwinkern hinzu, worauf hin er ebenfalls grinste. „Ich kann es mir nur allzu gut vorstellen, welch ein Abenteuer du sein kannst. Nur dann würden wir ja niemals zum Park kommen.“ Langsam meldete sich teilweise das Gefühl wieder an. Viktoria war schon gespannt, ob das Laufen ohne die Splitter nun deutlich besser funktionieren würde. Sie musste aber zu geben, dass er als Sanitäter scheinbar sehr gewissenhaft arbeitete, ließ er sich doch nur schwer davon ablenken. Leider ging auch das kleine Spielchen merklich zu Ende, aber genossen hatte sie es von Herzen. „Das stimmt auch wieder. Dann schauen wir eben, was sich beim Park so ergibt“, erwiderte sie noch mit einen scheuen Schmunzeln. „Ich werde dich dran erinnern, wenn wir im Park angekommen sind, hoffentlich ist es dann trockener geworden, sonst würde das eine schmutzige Sache werden.“ Ein knappes Lächeln konnte er sich bei dem schwachen Wortspiel dennoch nicht verkneifen. Scharf sog sie die Luft zwischen den Zähnen ein, nach seiner Bemerkung zum Park. „Also ich weiß ja nicht ob mein neuer Arzt so begeistert davon wäre. Immerhin hat er sich so viel Mühe beim Säubern der Wunde gegeben“, gab sie nachdenklich zu bedenken, konnte aber Grinsen ebenfalls nicht verkneifen. Aber die Bilder die er ihr damit gerade in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie selbst mit einen kleinen Kopfschütteln nicht loswerden. Wiedermal verlegen sah sie kurz auf den Tisch, während sie ihn doch aus den Augenwinkeln noch grinsend ansah. „Na du bist doch Privatversichert, da opfert dein Doc sicher gerne nochmal ein bisschen seines Verbandsmaterials. Gäbe es doch kaum einen besseren Verwendungszweck.“ Sein zurückhaltendes Lachen ließ ihn erneut etwas schmerzvoll zusammenzucken, dennoch grinste er sie weiterhin an. Als er wieder mit dem Verwendungszweck anfing, rollte sie nur kurz mit den Augen. Ja, diese Diskussion hatten sie in der knappen Zeit nun schon des öfteren durch. Also ging sie auf den Punkt schon mal nicht ein. „Na dann lassen wir uns einfach mal überraschen, was im Park so auf uns wartet.Wir könnten uns ja ein sauberes Plätzchen für schmutzige Dinge suchen. Das Problem wird wohl eher, das wir beide uns schonen sollten“, sagte sie mit leichten Bedauern. Aber auch das konnte nicht wirklich überzeugen, bei ihrem Grinsen. Er beendete den Verband zuckte dann kurz mit der Schulter, während er sagte: „Die Entzündung ist lokal bereits da, aber immerhin sollte sie sich nicht mehr verbreiten und nun allmählich wieder besser werden. Also erwarte durch mich keine Wunderheilung.“ „Vielen Dank, das war schon wirklich mehr als ich je erhofft hatte“, gab sie zu. Größere Wunden hatte sie sich bisher glücklicherweise noch nicht zugezogen seit sie alleine war, aber sie wusste, das sie dann maßlos überfordert sein würde. Hauptsache der Tag würde nicht so bald kommen, da ihre Verletzung die nächste Zeit schon schwer genug machen würde. Ryan holte ein weiteres kleines Fläschchen hervor und schüttelte es knapp in seiner Hand, eine klare Flüssigkeit schwamm darin: „Wenn die Schmerzen zu schlimm sind, kann ich dir etwas gegen diese Anbieten, würde aber empfehlen, solang du es aushalten kannst, zu warten bis man ein Nachtlager aufschlagen kann.“ Viktoria sah zu dem Fläschchen in seiner Hand und kurz biss sie sich wieder auf die Unterlippe und entschied, das sie schon genug Hilfe angenommen hatte. „Nein, nein das wird nicht nötig sein. Normalerweise bin ich nicht so eine Heulsuse“, log sie. Eigentlich weinte sie oft, aber meist nur wenn sie alleine war. „Und wer weiß was bis heute Abend schon wieder alles passiert ist ...“, gab sie zu bedenken. Vielleicht wurden sie getrennt oder aber Viktoria ließ ihn irgendwo zurück. Er war zu nett um bei ihm zu bleiben. Auf irgendeiner Weise würde das früher oder später schief gehen, da war sie sich sicher. Also genoss sie den Moment und dachte erst einmal nicht weiter darüber nach, was Morgen auf sie zu kam. Schließlich klopfte er sachte auf ihr Bein, deutlich entfernt von der eigentlichen Wunde und lehnte sich etwas nach der getanen Arbeit in seinem Stuhl zurück und verkündete: „So ich bin fertig, weil du so artig warst kannst du dir vorne am Empfang einen Lutscher mitnehmen.“ Die kleine, vertraute Berührung außerhalb des erwarteten 'Arbeitsbereichs' ließ einen hauchzarten rosa Schimmer auf ihre Wagen erscheinen und ließ sie bei seinen Worten etwas auflachen, wobei leicht verlegen die Hand vor den Mund nahm. Hoffentlich sah man so die Röte nicht so doll. Er fing an sein Equipment eher beiläufig zusammen zu packen, begutachtete ein letztes mal sein Werk ehe er damit begann ihr aufgerolltes Hosenbein wieder runter zu krempeln. Leicht verlegen ließ sie auch zu, dass er ihre Hose wieder richtete. Mit einen kleinen Seufzen stütze sie sich wieder auf ihre Hand, wobei sie selbst noch merke, wie warm ihre Wangen waren. Sie wurde schnell rot, was 'Viktor' auch schon oft in Schwierigkeiten brachte, aber bisher konnte 'er' sich noch immer irgendwie retten. „Auch dafür herzlichen Danke Doc, ich hoffe doch sie haben auch Erdbeer-Lutscher da! Was schulde ich ihnen jetzt? Sind die Nudeln gut genug? Am besten leg ich gleich noch eine Dose oben drauf ...“, sie lehnte sich leicht vor und kramte in dem Rucksack am Boden. Heraus zog sie eine Dose Chili con Carne und stellte sie neben der anderen auf den Tisch. Dessen Anblick ließ Ryan unwillkürlich aufstoßen, dessen Magen scheinbar bei dem bloßen Gedanken an Nahrung wieder rebellierte. Sein eigensinniger Blick auf diese sagte ihr schon alles. Ein Grinsen konnte sie daher nicht unterdrücken. Dennoch war es besser, wenn er etwas aß. Irgendwann würde er die Kraft schon brauchen. Auf einen leeren Magen war eine stressige Flucht nicht gerade angenehm, das wusste sie ja selbst. Anscheinend wusste er das auch, denn schon griff er sich zumindest eine der Dosen, öffnete diese und stellte sie jedoch vor Viktoria. „Machen wir daraus dann doch lieber ein Candle Light Dinner ohne Kerzen, ich freu‘ mich schon wenn ich es schaffe auch nur eine Dose in mir zu behalten.“ Mit einem weiteren sanftem Lächeln bedachte er Viktoria, er nickte knapp in ihre Richtung, wollte damit auf den breiten Verband über ihren Brustkorb anspielen. „Genug Gerede von mir, was ist mit dir, 'Viktor'? Was hast du gemacht bevor hier alles den Bach runter ging? Stahlarbeiter? Schlosser? Oder vielleicht Müllmann?“ Er lachte herzhaft auf, stützte mit einer Hand seine Rippen als das Stechen einsetzte, gab es ihm doch wenigstens etwas Erleichterung. Mit einem Seufzen wich sie seinen Augen aus. Es war klar, das so eine Fragen kommen würde. Als sie ihn ein paar Sekunden später wieder ansah, hatte sie wieder ein kleines amüsiertes Lächeln auf den Lippen. „Moment, ich sorge für etwas Kultur, bevor ich darauf eingehe“, sagte sie nur und erhob sich. Mit einer Hand stütze sie sich am Stuhl ab, mit der andern bedeutete sie Ryan sitzen zu bleiben, während er ihr schmunzelnd hinterher sah. „Wenn wir schon ein Dinner haben, dann richtig...“ und noch während sie sprach humpelte sie recht zügig in Richtung Küche. Sie durchstöberte gerade ein paar Schränke und nahm noch sauberes Geschirr heraus, als sie zeitgleich mit lauter Stimme schon zu antworten begann: „Viktor war Chemiefacharbeiter und auf der Suche nach einer Ausbildung als Maler und Lackierer. Seine Familie bestand nur noch aus seinen Dad, der nach der Katastrophe recht schnell drauf ging, genauso wie seine kleine Freundin Mary.... oh hier sollten wir morgen wieder kommen“, bemerkte sie nebenbei, als sie ein paar Essensvorräte fand. Mit dem Teller und Besteck in der Hand kam sie zurück zum Tisch und deckte diesen für sie beide. Auch der Inhalt der Dose wurde schon aufgeteilt, als sie weiter sprach: „Viktoria hingegen suchte gerade nach einer passenden Universität und einer Wohnung für sich und ihren Freund. Denn sie hatte vor Musik und Sport oder Geschichte zu studieren.“ Das Tischdecken fühlte sich seltsam an. So normal, als wäre noch alles in Ordnung, wobei ihre Worte klangen, als würde sie von einer anderen Person reden. Tat sie ja im Prinzip auch. Nichts davon würde sie je erleben. Sie setzte sich nun wieder an den Tisch und wagte es erst jetzt Ryan wieder mit leichten Lächeln anzuschauen. „Was hat mich eigentlich verraten? War meine Stimme zu hoch oder sind meine Haare wieder zu lang geworden? Oder ist es meine gesamte Erscheinung?“ Die Frage interessierte sie brennend, immerhin konnte sie daraus für die Zukunft lernen. Dementsprechend gespannt wartete sie auf seine Antwort. „Und ich habe schon erwartet, dass du nun einen Kerzenleuchter aus deinem Rucksack kramst“, sagte Ryan zuerst, während er nur in seinem Essen stocherte. „Nein, so viel Platz hab ich nun auch nicht im Rucksack und die Kerzen sind zu wertvoll“, warf Vik noch schwach lächelnd ein und betrachtete selbst noch leicht gedankenverloren ihr Essen. Viktoria war ihm sehr dankbar, dass er nicht weiter nach ihrer Vergangenheit fragte. So vieles hatte sie verloren und so vieles vermisste sie schmerzlich. Natürlich ihre Familie und Freunde, aber genauso die Kleinigkeiten: Schokolade, ihren MP3-Player, besonders ihre Violine. Lange hatte sie diese noch mitgeschleppt, bis sie das bereits angeschlagene Musikinstrument auf der Flucht zurück lassen musste und von dem Rand eines Daches sah, wie diese Tölpel sie gänzlich zerstörten. Diese Gang hatte ja gar keine Ahnung welchen Wert eine Violine besaß, ansonsten hätten sie sicher noch einige Güter dagegen eingetauscht. Sie seufzte wieder und verschloss auch diese Erinnerung wieder tief in ihrem Herzen. Sollte Ryan und sie wirklich länger mit einander zu tun haben oder sich gar irgendwann wieder sehen, dann würde sie sicherlich von sich aus etwas mehr erzählen. Aber nun wollte sie weder ihm noch sich die schöne Mahlzeit verderben, auch wenn er noch immer nichts aß. War ihm noch schlecht? Oder sollte sie zuerst essen? Wieder so eine seltsame Situation... Auch sie hatte etwas in den Nudeln rumgestochert, entschied sich aber dann doch ein paar zu essen, während sie auf seine Antwort wartete. Das Essen war zwar kalt, aber es schmeckte ihr dennoch sehr gut. Es war wirklich lange her, seit sie das letzte mal wirklich von einem Teller gegessen hatte. Sie hatte nun eher das Gefühl bei einem Freund zu Hause zu sein und so nett mit ihm zu plaudern. Dann zuckte Ryan knapp seine Schultern, stocherte einmal mehr in seinem Essen herum, ehe er das Besteck wieder beiseite legte und Viktoria anblickte, ernsthaft einige Momente über ihre Frage nachdenkend. „Ich hab dich zuerst für einen Jungen mit ‘ner Zahnspange oder so gehalten. Aber ich denke deine gesamte Erscheinung hat mich zum Zweifeln gebracht.“ Er klopfte sich exemplarisch auf den Bauch. So ganz gefiel ihr die Antwort nicht, konnte sie doch wenig daraus lernen. „Junge mit Zahnspange?“, fragte sie amüsiert und gleichzeitig verwirrt, als er sich auf den Bauch klopfte. „Du bist Körperlich ziemlich fit, aber dein Körperbau ist nun mal weiblich.“ Anschließend ließ er seinen Finger vor ihr Kreisen, zeichnete ihre Gesichtszüge in die Luft und ihre Augen verfolgten seine Fingerspitzen, wobei sie leicht schmunzelte. „Dein Gesicht, deine Lippen, hin und wieder dieses leichte erröten...“, erklärte er und lächelte sie freundlich an zuckte dennoch erneut mit den Schultern. Wie zur Bestätigung lief sie sofort wieder rot an. „Aa... aber ... was kann ich denn noch...?", stotterte sie recht hilflos. „Alles gut kaschiert aber dennoch weiblich. Aber den Ausschlag hat wohl einfach mein Bauchgefühl gegeben. Ich hatte es einfach im Gefühl dass du kein Mann bist...“ Mit einem breiteren Schmunzeln, stocherte er wieder etwas in seinem aufgetischten Essen. „Ziemlich dumme Erklärung, ich weiß, aber meistens kann ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen, aber vielleicht gab auch einfach dein Po den Ausschlag.“ Nun war er es der ihr ein Zwinkern zuwarf, woraufhin sie wieder leicht auflachte. „Mein Po hat mich verraten? Sicher, dass du dich dabei nie irren würdest?“, fragte sie frech. Wer wusste schon wie Ryan wirklich drauf war... „Ja, ganz sicher es muss dein Po gewesen sein, ich gelte quasi als Fachmann“, sagte er überzeugt, schüttelte aber dann lächelnd den Kopf, wobei Vik zufrieden beobachtete wie er endlich seinen Appetit wieder fand und zu essen anfing. Zumindest müsste sie es nicht in ihn reinzwingen. Zur Not hätte sie das sicher auch gemacht, doch nun war sie mit ihren Teller beschäftigt. Doch als er sich zum Po-Fachmann erklärte konnte sie nicht anders als los zu lachen und dabei die Hand vor dem Mund zu halten. „Also ein Po-Fachmann? Ich frag lieber nicht wie man zu diesem Titel kommt oder was man bis dahin alles gesehen haben muss“, scherzte sie. Sie schob sich noch eine weitere Nudel in den Mund, während er weiterhin versuchte zu erklären woran es nun lag, dass er ihr 'Geheimnis' so schnell erraten hatte. Sie nickte nur überlegend und aß selbst weiter. „Nein Quatsch, es waren wohl viele Kleinigkeiten die sich summiert haben. Als die Tür noch zwischen uns war ist deine Stimme hin und wieder hochgerutscht, so dachte ich zuerst an jemanden in der Pubertät, war also schon skeptisch, den Rest hat dann wohl deine Erscheinung gemacht. Aber das Rot im Gesicht steht dir.“ Einen weiteren Biss nehmend, schwieg er notgedrungen, warf ihr währenddessen ein Zwinkern zu. Bevor sie Zeit hatte wirklich zu analysieren, blieb ihr nur der eine Satz in den Ohren hängen: Das Rot im Gesicht steht dir. Das war alles andere als hilfreich, nein sogar kontraproduktiv. Mit richtigen Komplimenten oder Annäherungsversuchen hatte sie immer ein Problem. Beschämt bedeckte sie leicht die Augen mit der Hand und wurde gleichzeitig rot wie eine Tomate. „Du bist schrecklich. Sonst hab ich das besser unter Kontrolle“, gab sie leicht schmollend zu. Sie nahm lieber selbst noch einen Bissen, bevor sie noch was dummes sagte. Sich zu beruhigen schien ja nicht viel zu helfen, ihre Wangen glühten ja schon dauerhaft. Alles seine Schuld! Warum sagte er auch so etwas? Naja gut, sie hatte auch lange niemanden so an sich heran gelassen. Das war wohl ein weitere Grund warum sie so übertrieben reagierte. „Ich kann dir da wenig helfen, ich musste mir keine Gedanken um eine Verkleidung machen, vielleicht solltest du dir einen Schnurrbart ankleben? Aber du weißt ja anscheinend mit diesen scharfen Dingern gut umzugehen, damit dürftest du doch viele in die Flucht schlagen können bevor sie deine Scharade durchschauen“, scherzte er weiter. Sie fing bei der Idee mit dem Schnurrbart an zu kichern, winkte aber bei den Kommentar mit den Dolchen etwas ab. „Ach ne, das meiste hab ich mir in den letzten Monaten selbst bei gebracht. Meist reicht es sie einfach nur zu haben. In einem richtigen Kampf würde ich schnell den kürzeren ziehen“, erklärte sie. Zudem waren die beiden Dolche schon etwas stumpf geworden. Sie müsste sich wohl bald mal darum kümmern. Als er vom Essen wieder aufsah verfiel Ryan in ein Prusten welches er zurückzuhalten versuchte, es sich schlussendlich aber durch ein Verschlucken in ein Gemisch aus Husten und Lachen verschlimmerte, seine Hand stützte erneut seine Rippe fuhr durch das Husten ein ständiger Blitz des abrupten Schmerzes durch seinen Körper. Viktoria verstand zu erst nicht was los war, konnte sich aber schnell vorstellen, das er sich sie gerade mit erwähnten Schnurrbart vorstellte. Ihr grimmiges Lächeln wurde schon bald sehr besorgt. „Ryan?“, fragte sie zögerlich. Sie wusste nicht was sie machen sollte. Er hustete schrecklich und es sah sehr schmerzhaft auf. Sie sprang auf und stellte sich neben ihn, wobei sie gleich über seinen Rücken streichelte. Klopfen wollte sie nun auch nicht, wollte ihm doch nicht noch mehr weh tun. Dennoch beruhigte er sich schnell in ein herzliches Lachen welches Ryan, trotz des Schmerzes, sichtlich genoss. „Okay, lass das besser mit dem Schnurrbart, es sei den du willst mich doch noch ums Eck bringen“, sagte Ryan. Erleichtert atmete sie auf. „Nja, ich glaube das wäre besser“, sagte sie noch leicht besorgt. „Geht‘s wieder?“, fragte sie zur Sicherheit, wobei Ryan sie nur überrascht mit einem Lächeln und Tränen in den Augen zu ihr aufsah. „Entschuldigung... Ich wollte dich nicht beunruhigen... Ich hab mich schon wieder… Ich hab meine Fassung verloren“ , sagte er und atmete kontrolliert zwischen seinen Wörtern ein und aus, presste die knappen Sätze zwischen seinen Atemzügen hervor, während er seinen Oberkörper weiterhin mit einer Hand stützte. Leicht verwirrt und mit deutlich besorgten Ausdruck starrte sie ihn noch eine Weile an. Doch seine Beschwichtigung beruhigten Viktoria sofort. Mal wieder hatte sie überreagiert, wie sie feststellen musste. Mit einer Hand fuhr sie sich kurz durch ihr Gesicht und atmete noch einmal tief durch, wobei gleichzeitig die andere noch immer auf seinen Rücken ruhte. Sie merkte oder eher dachte nicht mal mehr an diese kleine Geste, auch wenn es sie unterbewusst weiter entspannte. „Erschreck‘ mich nicht nochmal so. Ansonsten fall‘ ich noch mit ‘nem Herzinfarkt um“, meinte sie dann mit erleichterten Lächeln. „Ich wollte dich nicht beunruhigen, bei dem Stechen merkt man erstmal wirklich das man noch lebt…Ich weiß dass ich schrecklich bin... aber mit dem Schock hab ich dir die Röte wohl vollends aus dem Gesicht getrieben.“ Sein Lächeln wurde erneut breiter, als er hinzufügte: „Vielleicht krieg‘ ich diese charmante Röte wieder im benannten Park zu sehen, dann ordne ich, wenn wir ein sauberes Plätzchen finden, auch für einen Tag Schonungspause an.“ Das ließ sie nur mit den Augen rollen. „Na anscheinend geht es dir doch zu gut“, meinte sie schon fast genervt auf seinen kleinen Scherz. Mal wieder wurde ihr schmerzlich bewusst, wie dämlich es war, sofort auf zuspringen, wo Ryan doch scheinbar immer noch in der Lage war sie zu ärgern. Sie konnte aber nicht anders, als sein Lächeln frech zu erwidern. „Ich glaube nicht, dass du die dort zu Gesicht bekommst. Ich bring dich ja so schon fast um, da werd‘ ich sicherlich kein weiteres Risiko eingehen. Das würdest du erst recht nicht überleben...“, versprach sie mit kecken Blick. Natürlich würde von ihr aus nichts derartiges vorerst passieren, aber er sollte dennoch nicht glauben das sie sich nur hinter leeren Worten verbarg. Allgemein wusste sie selbst nicht ganz, was sie hier tat. Normalerweise war sie zu Fremden schüchtern und eher das nette, brave Mädchen, wenn sie mal nicht 'Viktor' spielte. Aber bei Ryan blühte sie schon fast auf. Lag es daran, das sie sonst wirklich keine Gelegenheit dazu hatte? Zumindest fühlte sie sich ebenfalls seit langem wieder... menschlich. Waren nicht solche Momente überhaupt der Grund warum sie noch versuchte zu überleben? Ein Stück Normalität, ein kleines Lachen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)