Der geschenkte Tag von Guardian (Das Leben einer Katze) ================================================================================ Mein Leben, meine Geschichte ---------------------------- Ich liebe Dich Ich liebe dich. Ich weiß auch, dass es dir genauso geht. Wie sollte es auch anders sein? Du lässt mir meinen Freiraum, lässt mich sein und bist immer für mich da. Schon als ich klein war habe ich festgestellt, dass du mich liebevoll umsorgst, mir Nahrung und Getränke stellst und täglich mit mir spielst. Jede Minute in der ich mit dir kuscheln darf, bereitet mir große Freude. Ich hatte, noch bevor ich bei dir landete, immer große Angst, wurde gequält und das Leben war mir nicht besonnen, bis du mich bei dir aufnahmst. Erst Wochen später konnte ich erkennen, dass du das Beste bist, das mir je geschehen konnte. Auch jetzt erblicke ich, wie du mich schelmisch anlächelst und versuchst, mich mit Minze zu locken und ich verliere, tapse schließlich mit meinen kleinen Pfoten zu dir. Sieh, da ist auch meine große Schwester. Ihr ergeht es wie mir, wenn ich dich erblicke muss ich schnurren, vor Freude, vor Leben und wünschte, es würde nie enden. Was wir nicht mögen, ganz gewiss und dessen bist du dir immer bewusst, ist das Baden. Igitt, Wasser! Aber du legst uns manchmal rein, nimmst uns mit in die Dusche und ehe wir uns versehen, kommt das komische Zeug von oben herab. Es fühlt sich komisch an, glitschig und richtig unangenehm. Okay, das gebe ich zu, danach riechen wir gut, das Fell glänzt und es fühlt sich später, lange später, wenn wir trocken sind, wirklich toll an. Aber muss das sein?    3 Jahre späterWow, wir sind umgezogen. Es ist noch schöner und größer geworden, auch mehr Raum zum Spielen, Toben und Gegenstände zu Boden werfen. Ach, es ist immer wieder lustig dir zuzusehen, wie du uns einen Vortrag darüber hältst, dass man keine Pflanzen von den Regalen schubsen, Bücher als Schlafgemach missbrauchen darf und noch weniger, dass man nicht einfach mitten im Weg herumliegen soll, da du uns versehentlich übersehen könntest. Ist schön öfters vorgekommen, aber der Schmerz war kaum zu spüren und war es auch jedes Mal wert, denn irgendwie müssen wir dir doch zeigen, das es uns noch gibt. Du vergisst das nie, denn jedes Mal werden wir gekuschelt, sobald du uns erblickst und nichts zu tun hast. Meine große, mittlerweile dicke Schwester ist gemein, da sie dir jedes Mal in den Finger beißt, nur ich nicht. Aber du bist glücklich, das erkenne ich und macht auch mich somit glücklich. Ich liebe dich noch immer. Lustig ist auch, immer wieder, wenn du am Laptop sitzt und viel schreibst. Ich kann es zwar nicht lesen, doch manchmal erzählst du uns, was du da niedertippst und bist immer gut gelaunt darüber. Manchmal, wenn wir gerade Zeit dafür haben, setzten wir uns einfach auf deine Maschine und wollen mitschreiben, weil der Laptop so schön warm ist. Du lachst immer und setzt uns schließlich wieder auf den Boden. Doch wir haben Ausdauer und können das noch etliche Male tun, es ist immer wieder lustig. Fütterst du uns jetzt bitte? Oh, deine neuen Vorhänge sind auch super, fühlen sich geschmeidig unter den Pfoten an, worin die Krallen sehr gut hängen bleiben und dein Gemäcker ist immer wieder herzzerreißend. Wir lieben dich auch hier noch. Ab und zu bringst du dann einen Mann mit ins Bett. Wir tolerieren zwar seine Besuche, aber mögen müssen wir ihn nicht, oder? So manch einer sieht toll aus, spielt und kuschelt auch mit uns, doch mit dir ist es immer noch am schönsten. Letztens war auch ein Mann dabei, der uns nicht mochte und uns versucht hatte zu treten. Ich habe gesehen, das du traurig darüber warst, doch dir zuliebe hätten wir ihm verziehen. Du wurdest darüber sehr wütend und hast den bösen Mann fortgejagt, was uns dann doch glücklicher gemacht hatte. Du hast ihm noch hinterher geschrien: »Wer meine Katzen nicht leiden kann, braucht auch mich nicht lieben!« Yeah, das war eine Ansage und sein Gesicht war zu amüsant. Danke, dass du auf unserer Seite bist, das wissen wir zu schätzen und werden auch immer für dich da sein, wenn es mal nicht gut laufen mag, wann immer du uns brauchst.        5 Jahre späterIch bin älter geworden, doch nichts hat sich verändert. Meine Schwester und ich liegen gerade gemütlich in deinem Bett, du neben uns und liest fleißig weiter, wie so oft im Schein der Kerzen. Doch nie vergisst du auch mal einen Arm um uns zu legen und zu kraulen, bis wir glücklich schlafen und daran erinnert werden, wie gut es uns geht. Auch, wenn du tagsüber nicht da bist, weil du arbeiten gehen musst, kommst du immer wieder zu uns zurück, was uns große Freude bereitete. Wie kann man da nicht glücklich sein? Eines Tages wurde meine große Schwester krank. Ich wusste nicht was sie hatte, doch du kümmerst dich liebevoll um sie und brachtest sie dann schließlich fort. Stunden danach kommst du mit ihr wieder, doch deine Augen sind mit Tränen gefüllt und dein Blick wirkte so unendlich traurig. »Pass gut auf deine Schwester auf, ich bin gleich wieder da«, sprachst du leidend und gingst für einen Moment fort, nachdem du meine Schwester vorsichtig in unser Schlafgemach gebettet hattest. Sie spricht nicht mir, schläft sehr viel, wie ich erkennen muss. Ich lehne mich an sie und hoffe, dass es ihr bald besser gehen wird. Ich verstehe nicht, was mit ihr ist. Keiner sagt es mir, keiner konnte es mir erklären. Meine Schwester fühlt sich komisch an, so kalt. Dann kamst du wieder, weinend, sehr traurig und ich wollte dich nur trösten. Warum weinst du nur? Du legtest dich leise zu uns, weintest sehr lange und ich wurde dann auch traurig und erkannte, das es meiner Schwester sehr schlecht ging. Mein Miauen machte die Situation anscheinend schlimmer, den du vergrubst dein Gesicht in das nebenliegende Kissen. Deine Tränen versiegten erst nach Stunden. Plötzlich erkannte ich, das meine Schwester sterben würde. Mir zerriss es mein Herz. Was konnte ich dagegen tun? Meine Schwester blickte mich zum letzten Mal an, schnurrte dankbar und griff geschwächt nach deiner Hand und zeigte dir damit, wie sehr lieb sie dich hat. Dann war es vorbei. Wir waren füreinander da, werden einander nie vergessen. Danke, dass du meine Schwester warst.        8 Jahre SpäterEine zeitlang fühlte ich mich ohne meine Schwester einsam, doch solange du für mich da warst, konnte ich alles ertragen. Es dauerte zwar eine zeitlang, bis ich die Trauer überwunden hatte, das sah ich auch dir an, doch nun geht es uns beiden besser. Doch ich erkenne, das du kaum noch für mich Zeit hast. Liegt das daran, das du mittlerweile einen tollen Mann an deine Seite hast und dein Bauch komisch geschwollen war? Deine Launen sind ziemlich verwirrend, doch hoffe ich, dass es schnell vorbeigeht. Kaum einige Monate später verstand ich, weshalb du warst, wie du bist: Ein Baby. Sahen wir auch mal so aus? Komisches kleines Wesen. Die kleine schreit des Öfteren, doch ansonsten passe ich manchmal auf den kleinen Menschen auf, was du mir glücklicherweise erlaubst. Jetzt hatte ich drei Menschen, mit denen ich Kuscheln konnte und du hattest nun auch wieder öfters Zeit für mich. Du musst wohl nicht mehr arbeiten, bist daher jetzt länger zuhause, was in mir Begeisterung hervorruft, dein Mann muss aber zum Glück arbeiten. So habe ich mehr von dir und unserem Baby. Wochen später wurde das Baby etwas größer und lebendiger. Ich bin auch immer vorsichtig zu der kleinen, schnurre sie an und sehe, das die kleine sich auch auf mich freut, so wie du es immer tust. Die kleine ist genauso frech wie meine Schwester. Sie zieht manchmal an meinem Fell oder meinem Katzenschwanz, doch ich kann es akzeptieren und verzeihe ihr schnell. Solange du mich nicht fortjagst, ertrage ich alles. Ich liebe dich. Eines Tages ging es dir nicht so gut und du musstest sehr lange Fort, was mich sehr traurig machte. Dein Mann erklärte mir, das du schwer Krank bist und es dauern könnte, bis du wieder hier wärst. Wieso? Das verstehe ich nicht, was passiert mit dir? Ich werde weiterhin gestreichelt, gekuschelt, aber ohne dich ist es nicht dasselbe. Wo bist du nur? Ich vermisse Dich. Der Alltag holte uns ein. Es begann morgens schon. Ich bekam morgens mein Fressen, kuschelte dann einige Minuten und verschwand unterm Esstisch und wurde heimliches von deinem kleinen Menschenkind gefüttert. Dann schlief ich nahe an der Tür, wartend, das du eines Tages kommen würdest, mit deinem Lächeln, deiner Freude. Gegen Mittag wurde ich meistens gebeten nach draußen zu gehen, damit ich wieder das Leben außerhalb erleben könnte. Doch ich wollte nicht. Gegen Abend lag ich wieder an meinem gewohnten Platz, fast alleine, nur dein Mann lag neben mir. Abends, wenn es dunkel war, die Kleine still schlief, erkannte ich, das dein Mann weinte und Dich genauso vermisste, wie ich es tat. Damit wir beide nicht alleine waren, schlich ich auf leise Pfoten auf seine Brust und weinte leise mit ihm. Der Rhythmus blieb derselbe. Drei Monate vergingen, ehe ich dich wieder sah. Das war wieder der glücklichste Moment in meinem Leben. Lass mich niemals mehr alleine, hoffte ich und konnte mich nicht mehr deiner Nähe entziehen. Du sahst wieder richtig gut aus, zwar erschöpft, aber das würde vorbeigehen, erzähltest du mir. Nun waren wir alle wieder Glücklich.        12 Jahre späterIch war nun schon sehr alt, aber du warst immer noch da, weswegen ich dich noch immer liebe. Meine müden Knochen wollten nicht mehr so, wie ich wollte, meine schritte immer sehr langsam, fast schleichend. Meine Essgewohnheiten wurden weniger, aber mir ging es gut. Ich war nur einfach Alt, aber glücklich. Die schönen Jahre, die ins Land gezogen waren, vergingen viel zu schnell. Deine kleine Tochter war süß und nahm mich, wie du auch immer, auf den Arm und schmuste mit mir. Sie war sehr lieb zu mir. Es war schön zu sehen, das wir eine große glückliche Familie waren, immer beisammen sein konnten, selbst dann, wenn du mit uns allen in den Urlaub fuhrst. Was auch immer das sein mochte, es schien dir gut dabei zu gehen. Eines Tages geschah es, das keiner mehr nach Hause kam. Es war ein verregneter Tag mit Donnergrollen, unschön und sah gefährlich aus, weswegen ich dann immer im Haus blieb. Es war merkwürdig, doch keiner kam zu mir und holte mich zu dir. Wieso lässt du mich so lange alleine? Das hast du nie gemacht, und doch jetzt? Aber ich vertraue darauf, das du mich abholen wirst, wo auch immer du eben sein magst. Schließlich liebst du mich doch auch, oder? Tage später, mein Fressen war aufgebraucht, war noch immer keiner hier. War dir vielleicht etwas passiert? Ich erkannte nur, wie plötzlich Fremde Menschen in das Haus hineinglitten, komisch gekleidet und einfach deine Sachen an sich nahmen, es in Kisten packten oder in den Müll schmissen. Manchmal verstand ich die Worte, die Sie über dich sprachen sehr gut. »Schade um die Familie. Der Autounfall muss schlimm gewesen sein.« Dann erkannte ich eine Person und rannte zu ihr hin und miaute, weil ich wissen wollte, wo du warst und wieso ich noch hier war ohne Dich. Magst du mich nicht mehr? Es war deine Mama, die mich zu sich holen wollte. Ich wollte nicht und wurde so gegen meinen Willen einfach in einen Käfig gesperrt. Ich will nicht, das machte mich wirklich traurig, dass ich einfach von meinem Zuhause fortgerissen wurde. Ich wehrte mich mit all meiner Kraft, doch alles war aussichtslos. Keiner erhörte mein Flehen, keiner erklärte mir, was mit mir geschehen würde und wo meine Familie war. Deine Mutter sprach nur leise: »Es tut mir leid, liebes, aber sie werden niemals mehr wiederkommen. Sie sind nun an einen besseren Ort.« Auch sie weinte, wie ich erkennen konnte. Doch was wollte sie mir da sagen? Ein besserer Ort? Einen Ort, der ohne mich sollte besser sein? Wie konnte das sein? Deiner Mutter kümmerte sich gut um mich, doch das machte mich nicht glücklich. Ich verzog mich in den hintersten Winkel eines Zimmer und blieb für mich alleine, trauerte um deinen Verlust. Ich dachte darüber nach, was der Grund deines Verschwinden sein konnte. Ich vermisste euch alle, am meisten dich. Auf drängen deiner Mutter sollte ich essen, doch nichts schmeckte mir. Ich wollte mich nicht einmal mehr bewegen und blieb, wo ich war. Keiner konnte mir jetzt Freude bereiten, keiner sollte mich je glücklich machen. Tage vergingen und es ging mir körperlich immer schlechter, doch das war mir egal und ignorierte es, soweit, wie es möglich war. Mein Herz war gebrochen, also was konnte schlimmer sein? Deine Mutter nahm mich zu sich, versuchte mir meinen Kummer abzunehmen, doch es brachte nur wenig. Eines Tages wieder, nahm sich mich zu einem Menschen mit, der sehr komisch roch, den ich meistens nur selten besucht hatte, als ich noch bei dir war. Tierarzt, oder so ähnlich. Es sagte, es sah nicht gut aus. Dann kam der Moment, indem ich eine Spritze bekam und wieder mit zum Haus deiner Mutter genommen wurde. Ein zuhause konnte das niemals für mich werden. Ich bemerkte noch oft, wie deine Mutter mit mir um dich und deiner Familie trauerte. Sie fühlte sich genauso alleine wie ich es war. Ich bemühte mich zu Leben, doch es war nicht leicht und dann kam der Punkt, indem ich nicht mehr wollte. So beschloss ich eines Morgens, meinte Augen zu schließen und es zu beenden. Ich spürte, das es an der Zeit war, an jenem Ort zu wandern, an dem ich dich wiedersehen würde. Es war wie eine Erlösung und ich wartete, erinnerte mich an jedes schöne Erlebnis in meinem kurzen Lebens mit dir, bis ich schließlich nicht mehr atmete. Ich liebe Dich, auch wenn du mich alleine gelassen hattest, doch hoffe ich, jetzt gleich, dass ich für immer bei dir sein darf. Danke. Ich liebe Dich.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)