Gewohnheiten von _Delacroix_ ================================================================================ Gewohnheiten ------------ „Ich weiß warum du das immer tust“, flüsterte Kougyoku ohne den Blick von ihrem Spiegelbild abzuwenden. Das musste sie auch nicht, denn Judar hatte das seltsame Talent immer so zu schweben, dass man ihn auch durch den Spiegel gut sehen konnte. Zumindest wenn er nicht gerade einen Pfirsich nach einem zu werfen versuchte. „Du weißt gar nichts, alte Vettel“, tönte er großspurig aber Kougyoku wusste, dass sie sein Interesse geweckt hatte. Rote Augen folgten jetzt jeder ihrer Bewegungen, beobachteten genau, wie sie ihre Haare fertig feststeckte und auch wie sie sich schließlich doch zu ihm herumdrehte. „Weißt du überhaupt wovon ich rede?“, fragte Kougyoku, während sie sich erhob, um ein hübsches blaues Fläschchen mit Duftwasser zu holen, das ihr ein Diener früher am Tag angerührt hatte. Vorsichtig sprenkelte sie ein paar Tropfen auf die Innenseiten ihrer Ärmel, dann vernahm sie sein „Natürlich“, welches das folgende: „aber du wirst es mir sicher gleich noch mal erklären“, Lügen strafte. Sie seufzte. „Ich weiß warum du immer schwebst“, präzisierte sie und ließ die Flasche geübt zwischen einigen Anderen verschwinden, wo die Chance, dass sie Judars Anwesenheit überlebte, ein ganz klein wenig zunahm. Der Magi grinste. „Und warum glaubst du, schwebe ich immer?“ Kougyoku straffte sich, machte einen Schritt von ihren Flaschen weg und musterte ihren Gegenüber. „Das ist doch offensichtlich“, behauptete sie. „Du kompensierst.“ „Ich kompen-was?“ „Du kompensierst“, wiederholte sie das Wort, das sie am Vortag bei Kobun Ka aufgeschnappt hatte, „Du kompensierst damit, dass du so klein bist.“ Für einen Moment starrte Judar sie an, dann begann er zu lachen, kringelte sich in der Luft und wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie schwören können, dass er kurz vor dem abstürzen war. „Das ist nicht lustig“, maulte sie, doch Judar hörte nicht auf. Er lachte und lachte und lachte und wenn sie genau hinsah, konnte sie die Tränen in seinen Augen glitzern sehen. Kougyoku ballte die Hände zu Fäusten: „Hör auf, ich meine das ernst!“, rief sie und endlich schien der Magi sich wenigstens ein bisschen zu beruhigen. „Das du es weißt“, eröffnete er glucksend, „Ich bin nicht klein und selbst wenn ich es wäre: Du bist kleiner als ich.“ Kougyoku stemmte die Hände in die Hüften. „Bin ich gar nicht!“, behauptete sie. „Bist du wohl, Zwerg.“ „Bin ich nicht!“ „Bist du doch.“ „Bin ich NICHT!“ Überrascht von ihrer eigenen Lautstärke schlug Kougyoku die Ärmel vor ihr Gesicht. Bestimmt hatte man sie bis auf den Gang gehört. „Doch das bist du“, widersprach Judar noch einmal. Er klang jetzt näher als zuvor, doch Kougyoku traute sich nicht über ihre Arme hinweg zu spähen. Wenn sie es tat, würde Judar nur sehen, dass sie rot geworden war und dann würde er sich wieder über sie lustig machen. Über die Prinzessin, die sich nicht traute das Wort zu erheben. Die Prinzessin, die sich nicht durchzusetzen vermochte. Die Prinzessin, die sich immer hinter ihren Ärmeln verstecken musste. Das wollte sie nicht. Wirklich nicht. Vorsichtig legte sich eine Hand auf ihre Arme, drückte sie sanft nach unten und zwang sie so, sich wieder zu zeigen. „Ich bin größer als du“, wiederholte Judar ohne auf ihre roten Wangen einzugehen und jetzt, wo er direkt vor ihr stand, sah sie es auch. Es war nicht viel und vielleicht hätte sie es kaschieren können, hätte sie es gewagt, sich jetzt auf die Zehenspitzen zu stellen, aber dafür war es wohl schon zu spät. Würde sie sich jetzt größer machen, Judar würde es merken und ihre Haarschlaufe zählte sicherlich auch nicht zu ihrer Größe dazu. Kougyoku spürte, wie sie noch roter wurde. „Na schön“, räumte sie zerknirscht ein, „aber nur ein ganz kleines bisschen.“ Judar grinste triumphierend. „Klar, Mini-Vettel, nur ein ganz kleines bisschen. Aber weißt du was? Du solltest glücklich drüber sein.“ Für einen Moment sah Kougyoku pures Amüsement in seinen Augen glimmen, dann brachte sie ein „Wieso?“ hervor und riss sich irgendwie von dem ungewohnten Anblick los. Es war selten, dass er nicht von oben auf sie herab sah, aber trotzdem war es kein Grund ihn anzustarren. Es war ganz sicher kein Grund um ihn anzustarren! „Das ist doch offensichtlich“, äffte er sie nach und brachte so ihren neuesten Entschluss zum wanken „wärst du größer, könnte ich das nicht mehr tun.“ Eine Hand löste sich von ihren Armen, senkte sich auf ihren Kopf herab und strubbelte quer durch ihre gerade vollendete Frisur. Sie wollte protestieren, wollte schreien, doch beides blieb ihr ob der ungewohnten Nähe im Halse stecken. „Deine Größe ist perfekt dafür“, raunte Judar ihr entgegen, „Dafür. Und dafür auch.“ Und plötzlich drückte er seine Lippen auf ihre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)