Gestaltenwandler von kleines-sama (DoflamingoxCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 12: Part III: Verlust und Gewinn ---------------------------------------- Mach dir nichts draus", versuchte Doflamingo seinen Partner aufzumuntern. "Du bist noch Anfänger. Bald wirst du ein Tier erlegen, da bin ich mir ganz sicher. Du darfst dich nur nicht entmutigen lassen." Es war ihr sechster gemeinsamer Jagdzug und noch immer hatte Crocodile kein einziges Tier erlegt, was diesen sichtlich frustrierte. "Das Rebhuhn hättest du doch beinahe schon gehabt!" "Beinahe hilft mir nicht weiter", erwiderte Crocodile niedergeschlagen. "Für meinen Magen ist es ein riesiger Unterschied, ob ich ein Tier fange oder es nur beinahe schaffe." "Für deinen Magen macht es doch überhaupt keinen Unterschied", lenkte Doflamingo ein. "Schließlich brauchst du nicht zu hungern, nur weil deine ersten Jagdversuche nicht erfolgreich gewesen sind. Ich habe mehr als genug für uns beide erbeutet. Also mach dir darum bitte keine Gedanken, ja?" Leider erzielten seine tröstend und ermutigend gemeinten Worte nicht die Wirkung, die er beabsichtigt hatte. Stattdessen wirkte Crocodile nur umso verzagter. "Ich wünschte, ich wäre ein so talentierter Jäger wie du", meinte er mit resignierter Stimme. "Du ziehst einmal auf Jagd und kommst mit, was weiß ich, einem Reh, einem Wildschwein und drei Enten nach Hause. Ich verstehe einfach nicht, was ich falsch mache. Schließlich befolge ich doch deine Anweisungen. Aber trotzdem entwischt mir jedes Tier. Nicht einmal dieses blöde Rebhuhn habe ich erbeuten können." "Es ist reine Erfahrungssache", redete Doflamingo auf den verzweifelten Kater ein. "Bei meinen ersten Jagdzügen bin ich auch nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, Crocodile. Wir üben morgen einfach weiter und irgendwann erlegst du ein Tier, da bin ich mir hundertprozentig sicher." "Wer hat dir eigentlich das Jagen beigebracht?", fragte der Kater interessiert nach. "Meine Mutter", antwortete Doflamingo und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme sich belegt anhörte, als er von ihr sprach. Seine Mutter war eine wundervolle Frau gewesen und die Erinnerung an sie schmerzte ihn jedes Mal, obwohl ihr Tod nun schon bereits einige Jahre her war. "Es tut mir leid", hörte er Crocodile rasch sagen, der wohl bemerkte, dass er mit seiner Frage einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. "Ich habe nicht beabsichtigt..." "Ist schon gut", lenkte Doflamingo rasch ein. Er wollte nicht, dass sein Partner sich schuldig fühlte, denn immerhin war er für die Dinge, die geschehen waren, nicht verantwortlich. Die Schuld am Tod seiner Mutter trug allein Law, dieser Verräter. "Darf ich fragen, was passiert ist?" Doflamingo zögerte einen Moment lang, ehe er sagte: "Ich möchte lieber nicht darüber reden, Crocodile. Ich weiß, dass du es gut meinst, aber ich möchte einfach nur vergessen, was geschehen ist. Nun da Law tot ist, gibt es keinen Grund mehr, um mich daran zurückzuerinnern." "Aber es quält dich immer noch", bohrte der Kater unerbittlich nach. "Vielleicht hilft es dir ja mit mir zu sprechen. Mir hat es auch sehr weitergeholfen, als ich dir von Zoro und Mihawk erzählen konnte. Wir sind doch jetzt ein Paar, nicht wahr? Da sollte man es dem Anderen doch sagen, wenn man irgendetwas auf dem Herzen hat, oder nicht?" Doflamingo fuhr sich mit der linken Hand durch sein kurzes, blondes Haar. Er wusste nicht so recht, was er auf diese Aussage erwidern sollte. Er war sich dessen bewusst, dass sein Partner es nur gut mit ihm meinte, doch er musste diesem auch verständlich machen, dass er wirklich nicht über seine Vergangenheit reden wollte. Schließlich sagte er: "Zoros und Mihawks Tod ist noch nicht lange her. Du brauchtest jemanden, dem du dich anvertrauen konntest, um über dieses schreckliche Ereignis hinwegzukommen. Die Vernichtung meines Rudels liegt nun allerdings schon einige Jahre zurück. Es gibt für mich keinen Grund, um in der Vergangenheit zu leben. Also lass uns diese Sache bitte einfach vergessen, ja?" "Aber vielleicht..." "Verdammt nochmal, ich habe nein gesagt, Crocodile!" Anscheinend hatte er sich ein wenig im Tonfall vergriffen, denn er sah, dass Crocodile eingeschnappt die Lippen aufeinanderpresste und die Augenbrauen zusammenzog. Außerdem verschränkte er die Arme vor der Brust und ging absichtlich zwei Schritte weiter vor, damit Doflamingo nur noch seinen Rücken sah. Doflamingo seufzte leise auf, beschloss allerdings nicht auf das störrische Verhalten seines Partners zu reagieren. Die Erinnerung an seine Mutter hatte seine Laune getrübt und er hatte im Augenblick keine Lust auf irgendwelche Diskussionen oder sogar ein Streitgespräch. Er würde es ein andern Mal wiedergutmachen, dass er sich eben im Tonfall vergriffen hatte. Immer wieder fragte Crocodile sich, was damals nur mit Doflamingos Rudel geschehen war. Noch immer verweigerte der Wolf jede Aussage zu diesem Kapitel seines Lebens. Zwar beschimpfte er ihn kein weiteres Mal, doch er wies ebenso freundlich wie unerbittlich jeden Versuch, mehr über seine Vergangenheit zu erfahren, ab. Crocodile ärgerte und verletzte dieses Verhalten ungemein. Schließlich hatte auch er dem anderen Gestaltenwandler von seinem Leben in der Vorstadt und dem Tod seiner beiden Brüder erzählt. Er hatte auf irgendeine verquerte Art und Weise das Gefühl, ein Recht auf diese Geschichte zu haben. Es war Abend und draußen regnete es in Strömen. Crocodile und Doflamingo hatten es sich im Bett gemütlich gemacht und bekamen von dem schlechten Wetter kaum etwas mit. Gemeinsam verzehrten sie ein paar Wiesel und Marder, die der Wolf am Tag zuvor erbeutet hatte. Insgesamt war die Stimmung sehr gut. Crocodile fragte sich, ob dies wohl ein guter Moment war, um Doflamingo erneut auf sein ehemaliges Rudel und seine Mutter anzusprechen. Einerseits wollte er den anderen Gestaltenwandler nicht in eine unangenehme Lage bringen, doch auf der anderen Seite brannte er geradezu darauf, dessen Geschichte zu erfahren. In letzter Zeit war er oft durch die große Höhle gestreift und hatte sich die vielen leerstehenden Räume angeschaut. Er hatte gehofft, einen Hinweis darauf zu erhalten, was damals geschehen war, doch hatte keinen finden können. Doflamingo war und blieb also seine einzige Möglichkeit, um etwas über Vergangenheit zu erfahren. Crocodile bentzte seinen Handrücken mit ein wenig Speichel und rieb sich diesen über die Narbe in seinem Gesicht. Auch wenn die Verletzung längst verheilt war, bemühte er sich aus Gewohnheit darum, diese Stelle so sauber wie möglich zu halten. Vor allen Dingen wenn er unschlüssig oder nervös war, neigte er zu dieser Art von Putzverhalten, auch wenn er sich dessen selbst nicht ganz bewusst war. "Ist etwas nicht in Ordnung?", hörte er seinen Partner fragen, als er Speichel auch auf die Narben an seinem rechten Unterarm verteilte. Crocodile hielt inne und warf Doflamingo einen verwunderten Blick zu. Er fragte sich, woran dieser so schnell erkannt hatte, dass er sich recht verunsichert fühlte, und ob er ihm die Wahrheit erzählen sollte. Schlussendlich entschied er sich dagegen. Vielleicht sollte er endlich lernen zu respektieren, dass der Wolf nicht über seine Familie sprechen wollte, und diese Sache endlich auf sich beruhen lassen. "Mir geht's gut", antwortete also Crocodile und benetzte erneut seinen Handrücken mit Speichel. "Ich erkenne es genau, wenn du lügst", gab Doflamingo unbeeindruckt zurück. Er rückte ein wenig näher an ihn heran und begann ihn hinter dem rechten Ohr zu kraulen. "Du spielst mit gezinkten Karten", warf Crocodile seinem Partner vor, während er die angenehme Berührung genoss. Er liebte es hinter den Ohren gekrault zu werden, worüber Doflamingo genau Bescheid wusste. "Der Zweck heiligt die Mittel", erwiderte Doflamingo neckisch. Crocodile seufzte leise, eher er zugab: "Ich habe darüber nachgedacht, dich noch einmal auf dein Rudel anzusprechen. Aber keine Sorge: Diese Idee habe ich wieder verworfen. Ich denke, dass ich mich damit abfinden muss, dass du mich nicht für vertrauenswürdig hältst. Vielleicht können wir ja in ein paar Jahren, wenn wir einander ein wenig besser kennen, mal darüber reden." "Du verstehst das falsch", hörte er Doflamingo sagen, der in seiner Bewegung innehielt. "Ich halte dich selbstverständlich für vertrauenswürdig. Ich erinnere mich bloß einfach nicht gerne an dieses Ereignis zurück. Und ich möchte auch nicht darüber reden." "Diese Ausreden hast du bei mir nicht gelten lassen!", warf Crocodile dem anderen Gestaltenwandler verärgert vor. "Du hast darauf bestanden, dass ich mit dir über meine beiden Brüder spreche. Und dafür bin ich dir sehr dankbar, weil es mir wirklich geholfen hat. Wieso bist immer nur du derjenige, der hilft und tröstet und unterstützt...? Wieso willst du immer nur geben ohne zu nehmen? Wir sind doch jetzt in einer Liebesbeziehung, oder nicht? Wir sind ein Team! Ich verstehe einfach nicht, warum du mir deine Probleme nicht anvertrauen möchtest. Vielleicht geht es dir danach ja ebenfalls besser." "Du hast Recht", meinte zu seiner Überraschung der Wolf und senkte den Blick. "Wir beide sind jetzt ein Paar und sollten wissen, was der Andere durchlebt hat. Es ist nur so... dass meine Vergangenheit mich noch immer verfolgt. Auch wenn ich es nicht möchte, muss ich ständig an meine Mutter, meinen Bruder und die vielen Freunde denken, die ich verloren habe. Es lässt mich einfach nicht los." "Vielleicht lässt es dich los, wenn du dich mir anvertraut hast?", meinte Crocodile mit zärtlicher Stimme. Er beugte sich ein Stück nach vorne und gab seinem Partner einen sanften Kuss auf die Lippen. Doflamingo seufzte. Er fuhr sich mit der linken Hand durch sein Haar, ehe er schließlich tief durchatmete und sagte: "Vielleicht. Ich denke, wir sollten es wenigstens mal versuchen. Ich weiß nicht genau, wie viel dir dieser Verräter Law bereits erzählt hat, darum fange ich einfach ganz von vorne an: Früher habe nicht nur ich allein in dieser Höhle gelebt. Sie gehörte meinem Vater, dem Rudelanführer, und wir wohnten hier mit ungefähr fünfzehn weiteren Gestaltenwandlern, die allesamt den Tiergeist eines Wolfes besaßen. Mein Vater war bereits recht alt gewesen, als er mich zeugte, und irgendwann machte sich das Alter endgültig bemerkbar. Er spürte, dass er bald sterben würde, und verkündete vor seinem Tod, dass einer seinen beiden Söhne seinen Platz einnehmen sollte. Corazon, mein jüngerer Bruder, hatte kein Interesse an der Position als Rudelanführer und meinte, dass ich das Erbe meines Vaters antreten sollte. Er selbst war einige Jahre jünger als ich und hielt sich noch nicht für reif und erfahren genug, um das Rudel zu leiten. Einige Tage nach diesem Gespräch gingen wir gemeinsam auf Jagd. Corazon machte einen Elch aus, die hier sehr selten sind, und wollte ihn erlegen. Er setzte zur Hetzjagd an und verfolgte den Elch, übersah jedoch einen von Sträuchern verdeckten Steilhang. Ich konnte es nicht verhindern. Er stürzte einfach in die Tiefe. Ich bin sofort hinuntergeklettert in der Hoffnung, ihn noch retten zu können, doch er war bereits tot, als ich ihn fand. Zu dieser Zeit führte Corazon eine Beziehung zu Law. Er hielt seinen Partner vor dem Rudel geheim, weil bei uns Liebesbeziehungen zwischen Gestaltenwandlern mit verschiedenen Tiergeistern nur ungern gesehen wurden, doch ich wusste davon. Law wollte nicht verstehen, dass es sich bei Corazons Tod um einen Unfall handelte. Der Kummer ließ ihn völlig verrückt werden. Ich kann nachvollziehen, dass ihn der Tod seines Partners mitgenommen hatte, doch trotzdem rechtfertigt dies auf keinen Fall sein weiteres Vorgehen. Law nahm sich vor, mein gesamtes Rudel auszulöschen, um Corazons vermeintliche Ermordung zu rächen. Er wusste, dass er allein niemals gegen uns ankommen würde, und tat sich aus diesem Grund mit einer Gruppe fremder Gestaltenwandler zusammen. Der Name des Anführers war Luffy, er besaß den Tiergeist eines Affen. Er und der Rest seiner Truppe waren überaus erfahrene Kämpfer, die bereits die halbe Welt bereist hatten. Law tischte ihnen auf, dass er das Opfer in dieser Geschichte wäre und den grausamen Tod seines Partners rächen wollte. Luffy und die anderen Gestaltenwandler nahmen diese Lüge für bare Münze und bildeten gemeinsam mit Law eine Allianz. Bei Nacht griffen sie mein Rudel an. Uns blieb nichts Anderes übrig als um unser Überleben zu kämpfen. Doch die Allianz, die Law gegründet hatte, war zu stark. Zwar mussten auch sie viele Verluste hinnehmen, doch am Ende gelang es ihnen, jedes Mitglied meines Rudels zu töten. Die erste Person, die starb, war meine Mutter. Ich blieb als Einziger übrig. In einem Zweikampf tötete ich Luffy. Anschließend machte ich mich auf die Suche nach seinen Verbündeten und tötete jeden Einzelnen von ihnen. Nur Law konnte ich nicht aufspüren. Ich wusste zwar, dass er für die Vernichtung meines Rudels verantwortlich war, doch er selbst nahm an seinem Rachefeldzug überhaupt nicht teil.Warum, weiß ich nicht. Es nagte an mir, dass ich meine Rache nicht zu Ende führen konnte, doch schlussendlich musste ich einsehen, dass er verschwunden war und ich ihn vermutlich niemals wiedersehen würde. Nun, wie du weißt, habe ich ihn dann doch noch gefunden. Du hast mich direkt zu ihm geführt. Und endlich durfte ich Gerechtigkeit erfahren. Ich bin mir dessen bewusst, dass Rache mir meine Familie nicht zurückbringen kann, doch es hat trotzdem gut getan, Law büßen zu lassen für seine Taten. Endlich kann ich diese Sache hinter mir lassen. Und ich sehe positiv in die Zukunft. Ich habe nun eine neue Familie, um die ich mich kümmern muss. Du bist jetzt meine Familie, Crocodile. Verzeih mir bitte, wenn ich es mit meiner Fürsorge manchmal ein wenig übertreibe, doch du bist das Einzige, was mir noch bleibt. Ich genieße es zu wissen, dass endlich wieder jemand in dieser Höhle auf mich wartet, wenn ich von der Jagd heimkehre. Du ahnst nicht, was für ein wundervolles Gefühl es ist, nach den vielen Jahren der Einsamkeit und Bitterniss endlich wieder die Nähe eines anderen Gestaltenwandlers genießen zu dürfen." "Ich bin sehr gerne für dich da", erwiderte Crocodile mit leiser Stimme. Also hatte auch Doflamingo seine gesamte Familie verloren, genauso wie er selbst. Und auch wenn er seinem Partner dieses grausame Schicksal erspart hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre, tat es doch gut zu wissen, dass er ähnlich Schlimmes wie er selbst erlebt hatte. Crocodile hatte plötzlich nicht mehr das Gefühl, mit seiner Vergangenheit ganz allein fertig werden zu müssen. Er wusste nun, dass Doflamingo sich in ihn hineinversetzen konnte und ihm zur Seite stehen würde. "Nun wissen wir beide über die Vergangenheit des jeweils Anderen Bescheid", meinte Doflamingo. "Ja", entgegnete Crocodile. "Ich denke, dass es eine gute Entscheidung war, uns auszutauschen. Jetzt können wir beide endlich mit diesen furchtbaren Ereignissen abschließen. Du hast Recht: Wir sollten positiv in die Zukunft sehen. Immerhin haben wir beide uns gefunden." Er beugte sich zu seinem Partner hinüber und küsste ihn erneut auf die Lippen. Es war eine sehr angenehme und tröstende Berührung, fand Crocodile. Er hoffte, dass Doflamingo es genauso empfand. Aufmerksam beobachtete Doflamingo seinen fleißigen Schüler. Crocodile hatte die Gestalt seines Tiergeistes angenommen und war hinter einem Farnstrauch in Deckung gegangen. Nicht weit von ihm entfernt tummelten sich drei Waldmäuse auf dem Erdboden. Noch hatten sie den Räuber nicht bemerkt. Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf Doflamingos Lippen, als er dabei zusah wie Crocodile zum Sprung ansetzte und sich auf eine der Mäuse stürzte. Es war ihr achter gemeinsamer Jagdzug und der erste, der für seinen Partner erfolgreich verlief. Stolz hielt Crocodile die kleine Maus zwischen seinen Tatzen fest, ehe er ihr gnädigerweise einen kurzen und schmerzlosen Tod bereitete. Anschließend nam der Kater wieder seine menschliche Gestalt an. Rasch huschte Doflamingo zu ihm hinüber. "Siehst du", meinte er mit beschwingter Stimme und legte die linke Hand auf die Schulter seines Partners. "Ich habe doch gesagt, dass es reine Erfahrungssache ist. Ich freue mich wirklich sehr für dich, Crocodile. Du kannst dir nicht vorstellen wie stolz ich auf dich bin!" "Es ist bloß eine Maus", erwiderte Crocodile bescheiden, konnte ein zufriedenes Lächeln jedoch nicht ganz verbergen. "Beim nächsten Mal werde ich versuchen, ein größeres Tier zu erbeuten." "Nicht so bescheiden", entgegnete Doflamingo munter. "Mäuse können ziemlich schnell sein. Außerdem bist du immer noch ein Anfänger. Du darfst dich ruhig über deinen Fang freuen, finde ich." "Meinst du, es lohnt sich überhaupt sie mitzunehmen?", fragte der Kater schmunzelnd und betrachtete die tote Mause, die vor ihm auf dem Boden lag. Sie maß nur wenige Zentimeter. "Auf jeden Fall", antwortete Doflamingo eindringlich. "Wir sollten sie auf jeden Fall mit nach Hause nehmen. Meine Mutter hat immer zu mir gesagt, dass es Unglück bringt, wenn man seine allererste Jagdbeute liegen lässt." "Dann sollte ich sie tatsächlich lieber verzehren", erwiderte der andere Gestaltenwandler und tat so als nähme er diesen Aberglauben ernst. "Ich möchte ja nicht, dass schreckliches Unglück über mich hereinbricht. Machen wir uns also jetzt auf den Heimweg?" Doflamingo nickte. Anschließend warf er einen Blick auf den Himmel. Noch strahlte dieser blau und wolkenlos auf sie herab, doch er spürte, dass schon bald ein heftiges Unwetter aufziehen würde. "Es wird sowieso gleich anfangen zu regnen", meinte er an Crocodile gewandt. "Wir sollten uns lieber beeilen. Ich möchte nicht nass werden. Und du solltest auch aufpassen, dass du dir keine Erkältung zuziehst. Eine Krankheit ist das Letzte, was du brauchst, wo du dich doch gerade erst von deinen drei schweren Verletzungen erholt hast." "Mach dir keine Sorgen um mich", erwiderte Crocodile und verzog den Mund. Dann fügte er an: "Ich verstehe immer noch nicht, woran du erkennst, dass sich das Wetter ändern wird. Es ist doch ein wunderschöner Tag ohne eine einzige Wolke am Himmel." Doflamingo seufzte und zuckte mit den Schultern. Schließlich meinte er wahrheitsgemäß: "Ich kann es nicht erklären. Ich weiß es einfach. Wahrscheinlich hängt es mit meinen Instinkten zusammen." Diese Antwort schien den Kater seltsamerweise zu missfallen. Er senkte den Blick und zog die Augenbrauen zusammen. Dass er eben seinen ersten erfolgreichen Jagdzug hinter sich gebracht hatte, schien plötzlich vergessen zu sein. "Was hast du?", fragte Doflamingo besorgt nach und fuhr seinem Partner sanft durch das dunkle Haar. Er konnte sich nicht erklären, woher Crocodiles unerwarteter Stimmungswechsel herrührte. Immerhin war vor einer knappen Minute doch noch alles in Ordnung gewesen. Crocodile seufzte und rang einen Moment lang mit sich, ehe er mit leiser Stimme sagte: "Ich hasse meinen Tiergeist. Meine Instinkte sind völlig verkümmert. Es geht nicht nur darum, dass ich nicht wie du das Wetter vorhersagen kann. Auch bei viel wichtigeren Dingen bin ich benachteiligt. Erinnerst du dich noch an unser ersten Aufeinandertreffen? Du warst nur wenige Meter von mir entfernt, eigentlich hätte ich dich wittern müssen; doch mein Geruchssinn ist so furchtbar schlecht ausgebildet, dass ich dich erst im letzten Augenblick bemerkt habe. Wärst du mir feindlich gesinnt gewesen, wäre ich jetzt längst schon tot. Es frustriert mich einfach: Ganz egal wie viel Mühe ich mir auch gebe... ich werde niemals so gut werden wie du. Ohne dich könnte ich im Wald nur schwer überleben. Und daran ist nur mein jämmerlicher Tiergeist schuld. Ich wünschte, ich wäre ein Panther oder zumindest eine echte Waldkatze." "Sag doch so etwas nicht", erwiderte Doflamingo, der sich geschockt fühlte angesichts dieser Beichte. Er hatte zwar gewusst, dass sein Partner mit seinem Tiergeist unzufrieden war, doch er hätte nicht gedacht, dass Crocodile so schrecklich schlecht über diesen sprechen würde. "Mir gefällt dein Tiergeist. Und am Ende spielt es sowieso keine Rolle wie gut du allein im Wald zurechtkommst oder nicht. Ich bin doch für dich da. Und das werde ich auch immer sein. Also zerbrich dir nicht den Kopf über solche Dinge, ja?" "Meinst du wirklich?", hakte Crocodile zaghaft nach. "Natürlich", antwortete Doflamingo sofort und bemühte sich um einen eindringlichen Tonfall. "Ich werde dich nicht allein lassen, das verspreche ich dir. Außerdem denke ich, dass du im schlimmsten Fall auch ohne mich überleben würdest. Inzwischen kannst du ja sogar jagen. Trotzdem hoffe ich, dass es niemals so weit kommen wird. Wir sollten aufhören, über solche Horrorszenarien nachzudenken. Lass uns lieber endlich nach Hause gehen. Deine erste selbst erlegte Mahlzeit wartet auf dich." "Vielleicht hast du Recht", meinte Crocodile. Erleichterung überkam Doflamingo, als er die aufkommende Zuversicht in der Stimme des anderen Gestaltenwandlers wahrnahm. Er selbst konnte nämlich überhaupt nicht nachvollziehen, wieso dem Kater sein Tiergeist so furchtbar zuwider war. Ihm gefiel die kleine, schwarze Hauskatze, in die sich Crocodile verwandelte, wenn er auf Jagd zog. Darum wollte er auch nicht, dass dieser sich deswegen schlecht fühlte. Seine Mutter hatte immer zu ihm gesagt, dass jeder Gestaltenwandler aus einem guten Grund mit seinem Tiergeist gesegnet worden war. Er hoffte, dass auch sein Partner sich irgendwann mit dem seinen abfinden würde. Crocodile verzehrte das Fleisch der Maus, die er selbst erbeutet hatte, in einem einzigen Bissen. Auch wenn er sich Doflamingo gegenüber auf dem Heimweg eher bescheiden und zurückhalten gegeben hatte, musste er doch zugeben, dass er sich sehr über seinen Fang freute. Er war zuversichtlich, dass es ihm bald gelingen würde ein größeres Beutetier zu erlegen. Vielleicht einen Hasen oder Waschbären. Bei diesem Gedanken breitete sich eine angenehme Wärme in seiner Brust aus. Endlich wurde Crocodile nicht mehr von dem furchtbaren Gefühl geplagt, seinem Partner bloß auf der Tasche zu liegen. Zum ersten Mal hatte er selbst ebenfalls etwas zu ihrem Lebensunterhalt beigetragen; auch wenn es sich bloß um eine kleine Maus handelte. Jedenfalls war es ein Schritt in die richtige Richtung. "Hat die Maus geschmeckt?", fragte ihn Doflamingo neckisch, als dieser das glückliche Lächeln auf seinen Lippen bemerkte. "Sie war äußerst delikat", gab Crocodile schelmisch zurück. "Nur ein echtes Talent kann eine so vortrefflich schmeckende Maus erbeuten." Er konnte seinen Partner leise lachen hören. "Hoffentlich schmecken die nächsten Tiere, die du erbeutest, mindestens ebenso gut. Vielleicht sollte ich dich auf die Marder- oder Rebhuhnjagd abrichten, dann könnten wir uns jeden Tag solche Delikatessen gönnen." "Das ist keine schlechte Idee", erwiderte Crocodile. Eine Aufgabenteilung bei der Jagd wäre womöglich tatsächlich sinnvoll: Der Wolf könnte große Tiere wie Wildschweine oder Rehe erjagen und auf diese Weise ihre Speisekammer füllen, während er selbst sich auf Beutetiere konzentrierte, die zwar kleiner waren, doch dafür besser schmeckten. Er persönlich hätte jedenfalls nichts dagegen jeden Tag ein leckeres Rebhuhn zu verzehren. "Wie wäre es mit einem Nickerchen?", wollte Doflamingo wissen und riss ihn mit dieser Frage aus seinen Gedanken. "Die Jagd war ziemlich anstrengend; wir mussten viel laufen. Da haben wir beide uns ein Mittagsschläfchen redlich verdient, finde ich." "Gerne", antwortete Crocodile unbekümmert, der gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden hatte. Gemächlich ging er zu dem Bett hinüber, auf dem sein Partner es sich gemütlich gemacht hatte, und legte sich neben diesen. Er spürte, dass Doflamingo nah an ihn heranrückte und einen Arm um seine Hüfte legte. Crocodile seufzte heimelig auf und schloss seine müden Augen. Er genoss die angenehme Körperwärme des anderen Gestaltenwandlers sehr. Gerade war an der Grenze zum Einschlafen angekommen, als er seinen Partner mit sanfter Stimme sagen hörte: "Ich finde es schön, dass wir beide inzwischen so gut miteinander auskommen; dass du dich einfach neben mich legen und dich entspannen kannst. Wir haben wirklich große Fortschritte gemacht in letzter Zeit. Vielleicht bist du ja bald so weit, dass wir mehr tun können als bloß zu küssen und zu kuscheln. Natürlich nur, wenn du möchtest. Ich habe gesagt, dass ich dich zu nichts drängen werde, und daran halte ich auch fest." "Vielleicht", erwiderte Crocodile mit schwacher Stimme. Plötzlich war alle Müdigkeit verflogen und auch über seinen erfolgreichen Jagdzug konnte er sich nicht mehr so recht freuen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Doflamingo eine solche Andeutung machen würde. Crocodile wusste nicht so recht, was er von dieser Aussage seines Partners halten sollte. Auf der einen Seite freute er sich darauf, dem Wolf näher zu kommen und intimer mit ihm zu werden... doch auf der anderen Seite jagte ihm dieser Gedanke auch Angst ein. Immerhin wusste er noch immer nicht genau, wie Sex nun funktionierte; er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Sorgen und Ängste breiteten sich in seinem Körper aus; auf einmal spürte er einen dicken Kloß im Hals. Hoffentlich würde er alles richtig machen, wenn es so weit war. Crocodile war eine sehr stolze und ehrgeizige Person. Er wollte sich nicht vor seinem deutlich erfahreneren Partner blamieren. ~ Crocodiles Augen blieben weiterhin geschlossen, während Doflamingos Hände über seinen Rücken, seinen Bauch, seine Brust und seine Oberschenkel fuhren. Die Berührungen waren sehr zärtlich und federleicht. Nicht einen einzigen Augenblick lang fühlte Crocodile sich bedrängt oder drangsaliert. Ganz im Gegenteil: Er wünschte sich sehnlich, dass sein Partner diese Erkundungstour fortführte. Ausgehend von seinem Unterbauch breitete sich nämlich in seinem ganzen Körper ein feuriges Kribbeln aus. Er konnte ein fiebriges Seufzen nicht unterdrücken und biss sich anschließend instinktiv leicht selbst in den Handrücken. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Crocodile durch die Berührungen einer anderen Person erregt wurde, und er wusste nicht so recht, wie er mit dieser neuen und vor allem sehr aufregenden Erfahrung umgehen sollte. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)