Farbpalette von Little-Cherry (Die Farben der Gefühle) ================================================================================ Kapitel 4: Blau --------------- 4. Blau   Vier Monate war es nun her. Vier Monate lang hatte er sie nicht mehr gesehen. Vier Monate lang hatte er ihre Stimme nicht mehr gehört. Vier Monate lang träumte er in der Nacht von ihrem Streit. Vier Monate lang vermisste er sie nun schon. Vier Monate lang sagte er sich, dass es der richtige Weg gewesen war. Vier Monate lang zweifelte er an seinen Worten. Vier Monate lang lenkte er sich mit Arbeit ab. Vier Monate lang versuchten seine Freunde ihn aufzumuntern. Vier Monate lang war er nun von ihr getrennt und seine Sehnsucht nach ihr wuchs mit jeder Nacht, in der er alleine in dem Hotel schlief, mehr. Nachdenklich lag Shikamaru auf dem Dach seines Hotels und starrte hinauf in den Himmel, um die Wolken zu beobachten, doch der Himmel war von grauen Wolken verhangen, sodass er keinen Anfang und kein Ende sehen konnte. Wie vermisst er doch den blauen Himmel zwischen seinen weißen Wolken… Irgendwie erinnerte ihn das ganze Gebilde an seine Beziehung, seine verlorene Beziehung. Die dicken, dunklen Wolken hingen so dicht vor seinen geliebten weißen Wolken mit dem blauen Himmel wie Temaris krankhafte Eifersucht über ihre Liebe. Es war ein seltsamer Vergleich und doch war Shikamaru klar, dass er damit gar nicht so falsch lag, wenn er das alles genauer betrachtete, auch wenn ihn dies unglaublich traurig stimmte… Er liebte Temari, keine Frage. Ihre Eifersucht konnte nichts an seinen Gefühlen für sie ändern. Wie sollte es auch. Sie war die Liebe seines Lebens gewesen, obwohl sie absolut nicht dem Ideal seiner perfekten Frau entsprach, aber das war egal gewesen, denn er war glücklich, sie waren glücklich. Es tat ihm in der Seele weh, dass sie ihre Vergangenheit noch immer nicht überwunden hatte, dass sie noch immer so sehr ihr Leben beeinflusste, immerhin war es nun über fünfzehn Jahre her, dass ihre Brüder sie verlassen hatten. Ja, er wusste, was damals passiert war, als sie alle noch kleine Kinder gewesen waren und er wusste, dass es sie verfolgte. Oft genug hatte er sie zu den Gräbern ihrer Brüder begleitet, um das in ihr lesen zu können. Das war auch der Grund gewesen, warum er so lange bei ihr geblieben war, warum er ihre Eifersucht bis zum Äußerste ertragen hatte, warum er die Fragen und Rufe seiner Freunde ignoriert hatte. Er wollte ihr einfach nicht noch mehr Leid zufügen, weil er sie liebte. Dass es nun sie beide waren, die litten, ernüchterte ihn. Shikamaru seufzte und wand seinen Blick vom Himmel ab, um auf die sich vor ihm ausbreitende Landschaft zu richten. Es brachte ihn so oder so nicht weiter. Schlimmer noch, es erinnerte ihn noch mehr an seine Situation und seine Sehnsucht nach dem, was er hatte, nach Temari. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. In diesen Momenten überlegte er immer, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er bei ihr geblieben wär. Es hatte nichts verändert. Er war nicht glücklicher, nicht zufriedener mit der Situation. Im Gegenteil, es machte ihn unglücklich zu wissen, dass es Temari nun schlecht ging und dass das allein seine Schuld war, wobei er sich nicht sicher war, ob es ihr mit ihrer Eifersucht wirklich besser gegangen war. Vielleicht aber hätten sie zusammen eine Lösung finden können. Mit ein bisschen Nachdenken hätte er sicher eine Lösung gefunden, mit der sie beide glücklicher wären als jetzt, zumindest redete sein Herz ihm das seit Monaten ein. Wieder seufzte er. „Ich denke, du hast das Richtige getan!“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihm. Überrascht drehte er sich um und blickte in die braunen Augen seines Gegenübers. Mit diesem Besuch hatte er nun wirklich nicht gerechnet. In den vier Monaten waren viele gekommen, um zu sehen wie es ihm ging. Sie alle hatten dasselbe gesagt. Sie alle fanden, dass es richtig war. Er war sich mittlerweile nicht mehr so sicher, wenn er an seine Sehnsucht dachte. Dass sie nun aber hier vor ihm stand und auch der Meinung war, dass es richtig war, verwirrt ihn, immerhin war sie Temaris beste Freundin. Musste sie da nicht auf der Seite seiner Ex-Freundin sein? Warum War sie überhaupt hier? Sicher war sie nicht freiwillig gekommen. Neji hatte sie sicher zu ihm geschickt, damit sie nach ihm sah, da er gerade auf einer Geschäftsreise war, dabei musste sie ihn dafür hassen, dass er Temari so sehr verletzt hatte, doch sie blickte ihn vollkommen aufrichtig an. Es war ihr ernst. Shikamaru verstand gar nichts mehr. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich irgendwann noch mal verwirrt sehen würde“, lachte sie herzlich, wobei sie ihn frech angrinste. Shikamaru wusste nicht wieso, doch es erinnerte ihn ein wenig an Temari. An die Zeiten, in denen sie sich noch liebevoll geneckt hatten. „Ich habe einfach nicht erwartete das aus deinem Mund zu hören, TenTen“, erwiderte er schließlich. TenTen nickte nachdenklich und machte einen Schritt auf ihn zu. Dabei ließ sie ihn keine Sekunde aus den Augen. Es wirkte fast so als würde sie versuchen in ihm zu lesen. „Es stimmt aber. Es war besser für dich“, meinte sie seufzend und schloss die Augen, „und auch für sie.“ Shikamaru sah sie verwirrt an. Er verstand nicht so recht, warum seine Trennung von Temari für sie besser gewesen sein sollte. Im Gegenteil, er war davon überzeugt, dass es sie verletzt hatte, dass es sie in ihrer Verlustangst nur noch mehr gestärkt hatte. Und auch ihm ging es nicht gerade besser. Als er noch mit ihr zusammen war, war er sauer und verletzt, jetzt war er verletzt und kam fast um vor Sehnsucht, weil ihn einfach alles an ihre Zeit erinnerte. Es war zum Verrückt werden. Warum sollte es ihnen beiden also besser gehen? Auch TenTen bemerkte die Verwirrung auf Seiten des Naras und sie musste sich eingestehen, dass sie sich vielleicht nicht ganz klar ausgedrückt hatte. „Du hast ihr damit geholfen, ihre Verlustängste abzulegen, zumindest indirekt“, erklärte TenTen seufzend und setzte sich auf eine Bank des Daches. „Du hast natürlich Recht. Nachdem du dich von ihr getrennt hattest, ging es ihr wirklich nicht gut und es war wirklich viel Arbeit sie davon zu überzeugen, dass sie etwas ändern muss. Du hast sie damit wirklich sehr verletzt, aber ich verstehe, dass du keine andere Wahl hattest. Wir haben ja alle gesehen, wie es euch beide Stück für Stück zerstört hat. Es war wirklich traurig…“ „TenTen komm bitte zum Punkt“, unterbrach Shikamaru die Braunhaarige, wobei er sich zu ihr auf die Bank setzte. Was sie da sagte, interessiert ihn wirklich. Er wollte wissen, wie es ihr nun ging. Noch immer machte er sich Sorgen um seine Temari. So war das nun mal bei ihnen… „Frag mich jetzt bitte nicht, wie ich es geschafft habe, ich weiß es nicht mehr so genau. Das einzige, was ich weiß, ist, dass es ziemlich anstrengend war, aber ich hab es geschafft, Temari davon zu überzeugen, dass sie mal zu einem Therapeuten gehen sollte. Der Hilft ihr Momentan dabei ihre Verlustängste Stück für Stück zu überwinden“, berichtete sie dem Nara lächelnd. Er konnte sehen, wie froh sie war, dass es funktioniert hatte. Doch ohne es zu merken, legte sich auch auf Shikamarus Lippen ein sanftes Lächeln. Sein Herz fühlte sich plötzlich so viel leichter an als noch vor wenigen Minuten. Er vermisste Temari zwar noch immer und sehnte sich mit jeder Faser seines Körpers nach allem an ihr, doch es erfüllt ihn mit Freude, dass es ihr mittlerweile besser ging, dass es etwas gebracht hatte. So machte für ihn die Zeit der Trauer, der Einsamkeit und der Sehnsucht einen Sinn, auch wenn er genau wusste, dass es wohl noch für sehr lange Zeit so bleiben sollte, doch es war von einer Sekunde auf die nächste erträglicher geworden, was noch lange nicht hieß, dass es einfach war. Wie von selbst wanderte sein Blick hinauf in den Himmel. Und da! Tatsächlich konnte er plötzlich einen kleinen Riss in den Wolken, ein kleines Stückchen Blau entdecken. Der Himmel schien heute wohl wirklich seine Beziehung widerspiegeln zu wollen. Blöd nur, dass Blau, die Farbe des weiten Himmels, ihn an seine unerträgliche Sehnsucht erinnerte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)