Horizon von Anyi ================================================================================ Kapitel 1: Blackout ------------------- Paar: Naruto x Sasuke Idee: Anyi Rate: P18-Slash Kurzbeschreibung: Horizon – Ein besonderer Club mit besonderen Menschen, Räumen und Kulissen für interessante Spiele. Naruto Uzumaki stolpert mehr zufällig in eines dieser kleinen Abenteuer, die einem der Club verspricht. Verrufen durch Anzüglichkeiten, Drogen und Sex, versprüht er einen Reiz, dem man sich kaum entziehen kann. Der schöne Schwarzhaarige spielt da nicht nur eine schmückende Nebenrolle, nein – für Naruto ist er der Hauptakt im Horizon und nur am fernen Ende des Horizonts wird sich zeigen, ob es eine glückliche Fügung war, dem Ruf der Verlockung zu folgen. Horizon Kapitel 1 – Blackout Mit dröhnenden Kopfschmerzen schlug Naruto die Augen auf. Fahles Dämmerlicht flutete das Zimmer und seine Augenlider flatterten müde und träge. Die Trockenheit in seinem Hals kratzte, erschwerte mühsam das Schlucken und Naruto wälzte sich mit einem angestrengten Ächzen auf den Rücken. Die weiche, glatte Satinbettwäsche rutschte über seinen Körper, legte seine nackte Brust frei, seinen Bauchnabel und den leichten Flaum von hellem Schamhaar, doch unterhalb der Hüftknochen blieb sie schützend über seinem Geschlecht liegen. Naruto fühlte sich elend, schwach und müde. Seine Glieder schmerzten, befallen von einer seltsamen Taubheit, die sich durch seinen Unterleib, bis hoch zu seinem Mund zog und vor allem sein Kopf dröhnte heftig. Ein schrilles Geräusch hämmerte auf seine Schädeldecke ein wie kleine spitze Eispickel und er schlug erneut, grummelnd und genervt, seine Augen auf. Nicht sehr weit, nur einen kleinen Spalt, ausreichend um die dunkel gestrichene Zimmerdecke zu erkennen, die ihm mehr als unbekannt war. Zahlreiche, kleine weiße Punkte tanzten auf dunkelblauem Grund und er hatte das Gefühl, unter einem rotierenden Sternenhimmel zu liegen, zaghaft beleuchtet von schummrigen Sonnenlicht. Zähe Sekunden vergingen, bevor er begriff, dass das nicht sein Zimmer war. Nicht seine blütenweiße Zimmerdecke, nicht seine warme Baumwollbettwäsche und verdammt nochmal nicht sein großes Bett. Schlagartig richtete er sich auf, stöhnte zeitgleich mit dem pochenden Kopfschmerz auf und griff sich an die Stirn, das nervende Klingeln verstummte. "Fuck, was zur Hölle...", murmelte er verschlafen, unterdrückte den einsetzenden Hustenreiz und versuchte sich unauffällig umzusehen. Seine Nackenmuskulatur rebellierte, war verspannt und verkatert und Übelkeit begleitete den Schwindel, der Naruto zurück auf die nachgebende Matratze zwang. "Scheiße", keuchte er, fühlte sich erschlagen und unwohl, das Sprechen tat unglaublich weh aber schlimmer war das nagende Unwissen über die vergangene Nacht. Unscharfe Fetzen von menschlichen Gestalten zuckten durch seinen Kopf, ergaben kein Bild, nur störende, wirre Erinnerungen, die sich nicht zusammenfügten. Gestückelte Gespräche, eine lebhafte Clubkulisse vermischte sich mit dem plötzlich intensiven Geruch von Alkohol und Schweiß. Naruto würgte, krächzte und schluckte hektisch, ein jämmerliches Wimmern glitt über seine ausgetrockneten Lippen und kurz darauf hörte er das sanfte Rascheln der Bettwäsche neben sich. Im Bruchteil einer Sekunde versteifte er sich, sein Magen schien gefangen in einer Endlosschleife einer Achterbahn und Naruto zog zittrig die Luft in seine Lungen, als er kurz darauf einen blassen Arm auf seiner Brust spürte. Er lag einfach da, schwer und beinahe leblos, drückte ihm mit unangenehmen Gewicht auf die ohnehin schon strapazierten Lungen. "Shit...", hauchte Naruto, erkennend und leichenblass. Der dichte Nebel in seinem Kopf verflog für einen kurzen Augenblick und ließ die Erkenntnis, hier nicht allein zu sein, durch sein Gehirn fluten. Sein Pulsschlag überschlug sich rasend, stolperte in schwindelerregende Höhen, während er zögerlich seinen Kopf zur Seite drehte, nur um im nächsten Moment, schwankend zwischen Schock und Realität, panisch vom Bett zuspringen. Der spitze Schrei hallte ohrenbetäubend laut in seinen Ohren und Naruto wankte gefährlich auf nackten Füßen über den Boden, bis er schließlich mit dumpfen Aufprall fiel und in hockender, lauernder Position auf die Person starrte, die sich langsam – murrend und ebenso verschlafen – von den Kissen erhob. Im Sonnenlicht schimmerndes, schwarzes Haar fiel ihm strähnig in die Stirn, brachte Naruto zum Blinzeln und Schlucken, während sich sein Herzschlag impulsartig erhöhte. Dieses Gesicht … so hübsch und so verdammt … Schlagartig manifestierte sich ein Bild – verrucht, ausdrucksstark, erregend. Dieser Typ hatte selbst nach dem Aufstehen noch eine viel zu gute Ausstrahlung und die schockierende Erinnerung, die sein Gedächtnis flutete, milderte nicht die eintretende Wirkung. Er sah ihn vor sich – nackt und hingebungsvoll. Seine Lippen, sein lustvolles Gesicht, Augen in denen Verlangen stand und beinahe hätte Naruto verräterisch gestöhnt, als sich der himmlisch gutgebaute Kerl auf seinen rechten Arm stützte und müde blinzelnd seinen Blick über Narutos entblößten Körper schweifen ließ. Für Sekunden hielt er die Luft an, starrte zurück und kämpfte verbissen gegen das aufwallende Kribbeln in seiner Magengegend, bis sich die schwarzen, undurchdringlichen Augen endlich abwandten. „Du solltest jetzt verschwinden!“, hallte es bedrohlich kühl, mit kratzig dunkler Stimme durch den Raum und hatte eine spontane Gänsehaut zur Folge. Feine blonde Härchen stellten sich auf und Naruto hatte das Gefühl augenblicklich den Klang von vergangenem Stöhnen in den Ohren zu haben. Blut kitzelte bei diesem Gefühl in seinen Lenden und mit einem Ruck zog sich Naruto eine der Decken über seinen Körper. Das war alles nicht wahr … „Hörst du schwer? Du sollst verschwinden!“, grollte er erneut, tiefer und mit erbarmungslosem Unterton, dass dem Blonden ein empörtes Schnauben entwich. „Was?“, zischte er, blies die Wangen auf und verzog angewidert die Nase. „Ich hab zwar keine Ahnung wer du bist, aber sehr freundlich bist du nicht“, murrte Naruto und erhob sich schwerfällig. Die Decke hielt er bedacht zwischen seinen Fingern, da der Blick des anderen wieder viel zu deutlich auf seiner Haut brannte. „Hm, verschwinde einfach!“, brummte er und drehte sich weg, wieder auf die Seite und zeigte Naruto seinen nackten Rücken. Rötliche Kratzer zierten sein linkes Schulterblatt und er konnte nur erahnen, woher er sie hatte. Wärme stieg in seinen Kopf und Naruto wandte sich eilig ab. Das war bestimmt nur ein schlechter Traum … ganz bestimmt nur ein Traum … „Ähm … Wo …“, er räusperte sich, sichtlich beschämt und sah sich suchend im Zimmer um. Irgendwo hier musste doch seine Unterhose sein, oder wenigstens seine Hose, aber … er fand sie einfach nicht. „Uhh, wo sind meine Sachen?“, fragte er leise, hörte hinter sich ein genervtes Schnaufen. Die Sache war beschissen, richtig beschissen. Was zum Teufel ist hier gestern gelaufen? Dieser unangenehme schwarze Schleier hüllte seine Erinnerung ein, hielt sie gefangen und ließ nur allmählich viel zu kleine Details aufblitzen. „Du nervst!“, kam es monoton vom Bett zurück, bevor es raschelte und Naruto auf einen blanken Hintern sah, der sich in sein Blickfeld schob, ehe er das Schlafzimmer verließ und nach wenigen Sekunden mit einer Handvoll Kleidung zurückkam. Schneller als er schlucken konnte war er wieder im Bett, eingekuschelt unter weichen Decken und Naruto stand da, stocksteif und innerlich verzweifelnd. Verdrängung unmöglich. Er hatte tatsächlich mit ihm … mit diesem Kerl … oh verdammte Scheiße. Dabei war er doch gar nicht … schwul. „Gehst du jetzt endlich? Er wird bald zurück sein, also hau endlich ab!“ „Er?“ Naruto drehte sich abrupt um, glaubte sich verhört zu haben und verstand überhaupt nichts. Von was wurde gesprochen? Warum wurde überhaupt gesprochen? Und wieso stand er hier immer noch splitternackt im Zimmer rum? „Vergiss es und verpiss dich endlich!“ Schwarze Augen durchbohrten ihn fordernd und warnend, erzeugten in ihm ein rebellierendes Verlangen entmachtendes Kontra zu geben. „Was ist eigentlich dein Problem, hä? Bin ich dir plötzlich lästig? Dabei warst du es doch, der mich angebettelt hat dich zu begleiten. Du wolltest doch, dass ich dir hier den Arsch versohle und …“, er hielt stockend inne, als er sich bewusst wurde, dass seine Worte keinesfalls nur eine ausgedachte Retourkutsche waren. „Oh mein Gott“, keuchte er hilflos. Der einsetzende Schwindel ließ seine Knie zittern. „Hast du’s jetzt? Dann kannst du ja endlich gehen!“ Naruto warf ihm einen unwillkürlichen Blick zu – irgendwas zwischen Neugier und Abneigung – und konnte Worte auf seiner Zunge spüren, die er viel zu hastig und ungewollt aussprach, ohne zu wissen warum. „Wer bist du eigentlich? Hast du mir gestern deinen Namen genannt und wo bin ich hier? Ist das deine Wohnung? Kannst du … kannst du dich erinnern, was wir … also du und ich, im Bett und so?“ Naruto sah, wie er genervt die Augen verdrehte, ehe er sich etwas im Bett aufsetzte und seinen Blick erwiderte. „Erstens weiß ich nicht, geht dich aber auch nichts an. Zweitens wirst du sehen, wenn du endlich unten bist und drittens vielleicht, ich kann es mir zumindest denken, also hau endlich ab, bevor …“ Im selben Moment, als seine Worte abbrachen, ging hinter Naruto die Tür auf. Er zuckte zusammen, ertappt und entblößt, beinahe als wäre er derjenige, der hier beim Fremdgehen erwischt wurde und starrte in ein ausdrucksloses Gesicht, dass sich nur für Sekunden auf ihn fixierte, ehe es zu dem schwarzhaarigen Kerl wanderte. „Ernsthaft, Sasuke? Schon wieder? Ausgerechnet hier, in unserem Bett?“ Und schlagartig hatte Naruto das Bedürfnis zu verschwinden. Endlich abhauen, der bedrückenden Situation entfliehen und vergessen. Das hier war alles andere als normal. Da folgte kein Geschrei, kein Donnerwetter oder Streitgespräch. Da folgte gar nichts, nur müde Resignation. „Oh mein Gott, wie siehst du denn aus?“ Kiba, sein bester Freund und Mitbewohner, stand mit schockiertem Ausdruck vor ihm und betrachtete Narutos Aussehen mit wachsender Neugier. Die Fragen, die still durch seinen Kopf zogen, standen ihm wortwörtlich auf der Stirn. Wann hatte er Naruto das letzte Mal mit so zerzaustem Haar gesehen? Wann war er das letzte Mal erst gegen Mittag von einem nächtlichen Clubbesuch nach Hause gekommen und vor allem, wann hatte er ihn das letzte Mal mit so schlechter Laune erlebt, dass er jetzt einfach so von seinem eigentlich immer strahlendem Kumpel grob zur Seite gestoßen wurde? Die Antwort war klar und auf alle Fragen gleich. Es war eindeutig eine Ewigkeit her. Viel zu lange her, um von diesem Anblick nicht geschockt und gleichzeitig fasziniert zu sein. „Ähm, erzählst du mir was du die letzte Nacht …“, seine Frage, auch wenn sie noch so vorsichtig und leise über seine Lippen kam, wurde von einem vernichtenden Blick aus übermüdeten blauen Augen unterbrochen. Kiba schluckte, lächelte verhalten und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Schon klar, ich kann warten!“, sagte er in einem beinahe schadenfrohen Pfeifton, ehe er sich von Naruto abwandte und in seinem Zimmer verschwand. Naruto entwich ein erleichtertes Seufzen, als ihn die gewohnte heimische Ruhe und Gelassenheit umfing und steuerte zielstrebig den kleinen Apothekerschrank an, der an der Wand im Badezimmer hing und hoffentlich eine große Packung von irgendwelchen Schmerztabletten enthielt, die seine dröhnenden Katerkopfschmerzen zum Teufel jagen sollten. Er schluckte gleich zwei und stellte sich anschließend unter die Dusche. Reichlich floss klares, kühles Wasser über seine Stirn, benetzte seine Haut, rann über geschlossene Augen und dämmte den pochenden Schmerz unter der Schädeldecke allmählich ein. Der zarte, blumig frische Geruch des Duschgels umhüllte seinen Körper und feiner Seifenschaum spülte die vermeintlichen Überreste einer Nacht fort, die eindeutig außer Kontrolle geraten war. Naruto war eigentlich nicht der Typ, für ausgelassene und spontane One Night Stands – zumindest nicht mit anderen Männern. Er ging gerne feiern, zog auch gerne mal eine ganze Nacht lang durch Clubs, aber er war nie darauf aus, mit anderen Männern zu schlafen. Und vor allem nicht so wie letzte Nacht mit diesem … Sasuke. Die unklaren Fetzen von Erinnerungen jagten ihm kalte Schauer über den Rücken. Unangenehme, unvorstellbare – absolut nicht denkbare Erinnerungen von Dingen, die er getan und gesagt hatte. Er seufzte leise, griff zum dritten Mal zum Duschgel und begann erneut seinen gesamten Körper einzuseifen, als würden damit auch die ohnehin sehr blassen Erinnerungen verschwinden. Verdammt, er war nicht schwul! Er war alles, aber ganz sicher nicht … „Schwul“, hauchte er mit zittriger Stimme, und erinnerte sich ganz deutlich an das grenzenlose Gefühl der Befriedigung. „Naa, hat dich das stundenlange duschen wieder etwas lebendiger gemacht?“, begrüßte ihn ein sichtlich neugieriger Kiba direkt nachdem er aus dem Bad geschlichen war. Ein feuchtes Handtuch schützte seine Mitte, Tropfen perlten von seinen Haarspitzen auf seine Schultern und Naruto antwortete mit einem kurzen, genervten Blick. „Hast du nicht irgendwas zu tun?“, brummte er verstimmt, spürte nebenbei wie heiser und belegt seine Stimme klang, als Kiba ihm nicht gerade unauffällig über den Flur hinweg bis in Narutos Zimmer folgte. „Nö, heute ist Samstag, was soll man da schon machen?“ „Einkaufen vielleicht?“, entgegnete Naruto zischend, ohne jeglichen Blickkontakt, während er sich neue Unterwäsche aus dem Schrank fischte. „Einkaufen? Ehrlich Mann, das war dieses Wochenende dein Job!“, gab Kiba entrüstet von sich, sein hämisches Lächeln überdimensional groß, als er Naruto leidend aufstöhnen hörte. „Aber keine Sorge, ich hab ja geahnt, dass du nach der Nacht unbrauchbar sein würdest, schließlich warst du heute früh um sechs immer noch nicht zuhause, da hab ich das mal für dich erledigt. Die Rechnung zahlst allerdings du, liegt auf deinem Schreibtisch“, meinte Kiba belustigt, doch Naruto zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Ihm war alles Recht, solange er nicht nochmal losgehen musste um sich mit einem Einkaufwagen durch überfüllte Gänge zu quälen. Also seufzte er leise, schlüpfte in eine lockere Jogginghose und zog sich ein altes, weites Shirt über, ehe er sich unter seine Bettdecke verkroch und Kibas fragende Blicke einfach ignorierte. „Wahnsinn!“, rief dieser vollkommen irritiert aus. „Hast du dir wenigstens die Nummer von der Alten geben lassen? Ich meine, die hat dich ja scheinbar richtig fertig gemacht. Wie hieß sie, wie war sie, was habt ihr alles getrieben und vor allem …“, Kiba sprühte vor unwissender Euphorie und kniete bereits mit geweiteten Augen direkt vor Narutos Bett. „Wo kann ich sie finden? In welchem Club hast du sie gesehen? Wie sah sie aus und hast du jetzt ihre Nummer oder…“ „Jetzt halt doch mal endlich deine Fresse, Mann“, knurrte Naruto dunkel, drückte seine flache Hand geradewegs gegen Kibas Gesicht und stoppte seinen unsinnigen Redeschwall. Das war alles zu viel. Kibas Geschwafel brachte ihm gar nichts. Nur Übelkeit und Gewissheit darüber, dass etwas ganz und gar nicht richtig gelaufen ist. „Ich bin müde und du nervst“, grummelte er und verdrängte das Bedürfnis Kiba von sich wegzustoßen, der jetzt auf einmal schmollend die Lippen vorschob. „Im ernst, Kiba. Ich hab keine Lust jetzt zu reden, also verpiss dich“, sagte Naruto beinahe krächzend, weil ihm die Stimme versagte und drehte sich auf die andere Seite. Für ihn war das Gespräch beendet. Es gab nichts, was Kiba wissen müsste und nichts, was Naruto noch sagen wollte. Das, was letzte Nacht passiert war, gehörte ab jetzt der Vergangenheit an, mit allen schmutzigen Details und demnächst sollte es nie wieder zu solchen Komplettausfällen kommen. Nie wieder! Mit diesem Entschluss schlief Naruto ein. Am frühen Abend weckte ihn sein Magen, der lautstark und beinahe schmerzend nach Aufmerksamkeit verlangte. Selbst das Zusammenkrümmen und Drehen auf die Seite, linderte nicht sein Hungergefühl, sodass sich Naruto gezwungen sah die Augen widerwillig aufzuschlagen und sein warmes Bett zu verlassen. Mit schlürfenden Schritten erreichte er die Küche, wo ihm ein himmlischer Duft von frisch gekochtem Essen entgegenkam. Fast sofort sammelte sich Speichel in seiner Mundhöhle und Naruto stürzte auf die Töpfe zu, riss den Deckel nach oben, um den intensiven Geruch tief einzuatmen und seufzte vorfreudig, als kurz darauf sein Handgelenk festgehalten wurde. „Nicht so voreilig“, flötete Kiba und legte den Deckel zurück auf den Topf. In seinen Augen schimmerte Triumph und der Wille zu siegen. Informationen, mehr wollte er gar nicht. Und er hatte das perfekte Druckmittel, um sie aus dem chaotischen Blondschopf heraus zu kitzeln. Und Naruto ahnte es. Schmollend schob er die Unterlippe vor, blickte sehnsüchtig auf das Essen, das fröhlich weiter köchelte, während Kiba auf einen der Küchenstühle deutete. „Setz dich, wir müssen reden“, sagte er breit grinsend und mit einer seltsamen Betonung, die Naruto unter normalen Umständen zum Lachen gebracht hätte. Aber jetzt, mit der Aussicht auf ein Verhör, das ihm jegliche Einzelheiten aus der Nase herausziehen konnte, brachte er keinen einzigen Ton über seine Lippen. Nicht einmal ein klangloses Schnauben. „Also gut, was willst du wissen?“, lenkte Naruto nuschelnd ein. Egal was Kiba fragen würde, alles erzählen kam gar nicht in Frage. „Als erstes will ich wissen, in welchem Club du warst und dann will ich natürlich alles wissen, was letzte Nacht vorgefallen ist und wieso du heute so durchhängst. Und ich möchte eine wirklich gute Erklärung haben, warum du mich, deinen besten Freund, nicht mitgenommen hast!“, sprudelte es aus Kiba heraus, der es kaum erwarten konnte, endlich alles zu erfahren. Naruto seufzte, warf einen letzten wehmütigen Blick zum Herd und sah schweren Herzens ein, dass es wohl ohne Antworten kein Abendessen geben würde. „Okay, aber wehe ich höre irgendeinen dummen Spruch, dann sag ich gar nichts mehr und verschwinde für die nächsten drei Monate und lass dich allein auf der Miete sitzen, klar?“, meinte Naruto eindringlich und sah seinem Kumpel fest in die Augen, der es mit einem leichten Schmunzeln erwiderte und gewissenhaft nickte. „Klar, ich halt mich zurück, versprochen“, bekräftigte er und rutschte mit einem Stuhl direkt neben Naruto, nachdem er noch Gläser und etwas zu trinken auf den Tisch gestellt hatte. „Also schieß los, ich höre“, grinste Kiba auffällig, übersprudelnd mit Neugier und Vorfreude und nippte an seinem Glas Cola. Ein weiteres, stilles Seufzen folgte, ehe Naruto mit betrübten Blick auf den Tisch starrte und zögerlich nach Worten suchte. Wie, verdammt nochmal, sollte er denn nun anfangen? „Ich war gestern im …“ Naruto atmete so laut aus, dass Kiba reflexartig die Luft anhielt, aus Angst etwas Entscheidendes überhören zu können. „im Horizon …“, nuschelte er leise und Kiba verschluckte sich schlagartig. Er stieß die angehaltene Luft aus seinen Lungen, prustete und schnappte nach frischem Atem und riss die Augen auf. „Du warst … du warst im … wo?“, stammelte er perplex – Fassungslosigkeit so deutlich im Gesicht, dass Naruto unangenehme, peinliche Hitze in seinen Wangen spürte. „Im Horizon, du weißt schon, der Club …“ „Wo sie alle nur hingehen um zu ficken!“, platzte es schrill aus Kiba heraus. Ein hoher Ton, unerwartet und so plötzlich, dass Naruto mit einer heftigen Gänsehaut zusammenzuckte und die aufkeimende Trockenheit wegzuschlucken versuchte. „Ich wusste doch nicht, dass…“ „Meine Fresse, Naruto! Wie naiv bist du eigentlich? Da stehen die Nutten doch schon am Eingang herum, hast du die nicht gesehen?“ Mit jedem Wort, das Kiba aufgebracht hervorstieß, hatte Naruto das Gefühl kleiner zu werden. „So richtig nach Hure sahen die nun auch wieder nicht aus. Freizügiger, aufreizend und naja … okay, vielleicht hätte mich das etwas stutzig machen sollen aber Sai meinte, das wäre vollkommen okay und ein paar Ausnahmen musste es schließlich geben.“ Narutos Stimme klang schwach und verhallte in der Stille der Küche, bis Kiba ein lachendes Schnaufen entwich. „Sai? Du warst mit Sai dort? Oh Mann, du bist sogar noch dämlicher als ich dachte. Sai ist pervers, Naruto. Der Kerl steht auf diesen Club, schleicht sich hinter den Vorhang, nur um anderen beim Vögeln zusehen zu können, damit er sich darauf einen runterholen kann und du gehst auch noch freiwillig mit ihm dahin!“ Naruto blinzelte beschämt. Allein die Vorstellung, dass das, was Kiba sagte, könnte wahr sein, jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. „Jetzt sag mir bitte nicht, dass du da irgendeine Nummer zusammen mit Sai abgezogen hast? Bitte, Naruto, das hast du doch nicht, oder?“ Flehend trafen Kibas Augen auf Narutos, forderten stumm eine Erklärung. Doch Naruto zuckte nur unwissend mit den Schultern. Er wusste es nicht. Er wusste gar nichts, nur dass es nicht Sai war, bei dem er am Morgen aufgewacht war. Und das war leider nur zu einem sehr geringen Teil beruhigend. „Ich hab keine Ahnung, was genau im Club passiert ist. Ich weiß gar nichts mehr. Wir waren an der Bar, haben ab und zu getanzt und uns mit anderen unterhalten und ich…“, flüsterte Naruto, sah den Vorhang, diesen schwarzhaarigen Sasuke und schluckte schuldbewusst. „Und ich glaube, ich bin hinter diesen Vorhang gegangen und das nicht allein“, murmelte er und Kiba stieß erschrocken die Luft aus. „Aber nicht mit Sai, oder?“, fragte Kiba mit erstickter Stimme nach. Dass Naruto dort scheinbar noch seinen Spaß mit jemanden hatte war ja nicht das Problem. Das konnte Kiba ihm auf keinen Fall verübeln, wenn er ehrlich war, dann war er sogar ein wenig stolz auf ihn, dass er endlich mal wieder jemanden rangelassen hatte, allerdings nur, wenn es sich bei diesem Jemand nicht um Sai handelte. „Ähm …“, räusperte sich Naruto. In seinen mangelhaften Erinnerungen erschien ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch Sasuke. Von Sai keine Spur. „Ich glaube nicht, dass Sai dabei war“, sagte er leise, kniff die Augen zusammen und versuchte sich zu konzentrieren. Irgendwas musste ihm doch einfallen. Irgendwas, aber er konnte sich nicht einmal daran erinnern was genau er überhaupt getrunken hatte. „Fuck, ich hab nen totalen Filmriss, Kiba“, seufzte er schließlich und ließ seinen Kopf auf den Tisch fallen. Das war scheiße, diese Lücken machten ihn verrückt, auch wenn er beschlossen hatte sie einfach zu ignorieren und zu vergessen, es funktionierte ja doch nicht. Er wimmerte leise, schluchzte und fühlte sich mit einem mal wieder so elend, dass er sich am liebsten in irgendeinem dunklen Erdloch verkriechen würde. Da half es nicht einmal, dass sich Kiba zurückzog und ihn für eine Weile allein in der Küche zurückließ. „So ein Mist“, hörte Naruto ihn durch den Flur rufen, doch bewegen tat er sich nicht. Es war so erniedrigend. Was wäre, wenn er da noch mit anderen rumgemacht hatte, als nur mit Sasuke? Was, wenn doch noch Sai dabei gewesen war? Was wenn … oh Gott. Übelkeit überschlug sich, sein Magen rebellierte und Naruto schluckte verbissen die Panik weg. „Ja Mann, ist gut, ich habs ja verstanden. Du bist ein perverser Irrer, Sai. Vergiss es einfach, ja … JA…“, schrie Kiba und stampfte kurz darauf wieder in die Küche. „Der Idiot kann nicht helfen. Hat sich gerade tierisch darüber aufgeregt, dass man ihn aus dem Club geworfen hat, nur weil er mal an einem Höschen von einem Mädchen riechen wollte. Er hat wohl erstmal Hausverbot, aber eine gute Nachricht gibt es, er war ganz sicher nicht mit dir hinter dem Vorhang“, erklärte Kiba atemlos und musterte das Elend vor sich. Es schien ihn nur milde zu beruhigen. „Okay, Naruto. Weißt du wenigstens bei wem du gelandet bist? Wo bist du heute Morgen aufgewacht?“, bohrte er weiter, jetzt mit einem winzigen Hauch von Mitleid in der Stimme. Sofort fingen Narutos Wangen wieder an zu glühen, sein Herz begann schneller zu schlagen und sein Mund war erneut staubtrocken. „Wohnung, ganz in der Nähe des Clubs“, murmelte er beinahe unverständlich, doch Kiba hörte es. „Und wer war noch da?“ „Niemand“, erwiderte Naruto schnell, verdrängte das hübsche Gesicht von Sasuke und schluckte hektisch. Kiba sah ihn für einige Sekunden skeptisch an, fast so, als suche er nach einer Lüge, ehe er schließlich seufzend ausatmete und nickte. „Gut, dann bleibt uns keine andere Wahl!“, sagte er beschließend, stand auf und ging zu dem Topf, wo das heutige Abendessen immer noch leise vor sich hin köchelte und nahm ihn von der heißen Herdplatte. Narutos Augen verfolgten ihn zweifelnd, neugierig und mit einer Spur Argwohn. „Wir werden jetzt was essen, uns anschließend fertig machen und dann gehen wir zusammen in diesen Club. Vielleicht weckt eine erneute Konfrontation ja deine Erinnerungen“, sagte er und klang sogar richtig begeistert von seinem Vorschlag. Naruto hingegen wurde blass – leichenblass. „Keine Sorge, ich passe auf, dass du nicht wieder abstürzt.“ Mit einem Zwinkern stellte Kiba seinem besten Freund einen vollen Teller vor die Nase. Gefühlte Stunden hatte Naruto damit verbracht auf Kiba einzureden, nach Gründen zu suchen um ihm den Clubbesuch auszureden, doch vergeblich. Sein närrischer Kumpel ließ nicht locker, schien felsenfest von seinem Vorhaben überzeugt und blieb sogar zur Beobachtung mit im Badezimmer, während Naruto sich ein wenig aufhübschen sollte. „Ich weiß echt nicht, was das bringen soll, Kiba“, murrte Naruto zum wiederholten Male an diesem Abend und schmierte sich widerwillig das Gel in die Haare. „Wenn wir es nicht wenigstens versuchen, wird sich nichts ändern, also mach endlich, ich will langsam los.“ Naruto stöhnte genervt, fuhr sich einmal mehr durch die Haare als eigentlich nötig und grummelte dann ein unversöhnliches „fertig“ in Kibas Richtung. „Du wirst schon sehen, vielleicht triffst du da ja ein bekanntes Gesicht? Oder der Barkeeper kann dir sagen mit wem du gestern alles abgezogen bist, die wissen ja meistens alles“, sagte Kiba beim Vorausgehen. „Schon klar, die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet heute, einen Tag danach, die gleichen Leute dort sind, liegt nicht einmal bei fünfzig Prozent, du Idiot!“ „Blödsinn. Du bist schon wieder viel zu negativ. Manchmal reicht schon der kleinste Hinweis, um in deinem Gehirn wieder etwas in Gang zu setzen. Ein Lied zum Beispiel, oder…“ „Ja, schon gut, ich hab kapiert, dass du da unbedingt hinwillst“, unterbrach ihn Naruto müde und zog sich seine Schuhe an, griff nach seiner Jacke und ging hinter Kiba die Treppe runter, der ihm über die Schulter hinweg zufrieden angrinste. Kühle Frühlingsluft peitschte stürmisch durch die Straßen, zerzauste Haare und Naruto verfluchte Kiba dafür, dass er ihn bei so einem Sauwetter rausgejagt hatte. Starker Wind presste sich an ihre Körper, erschwerte ihnen das Gehen, sodass sie sich zeitweise seitlich fortbewegen mussten, ehe sie die U-Bahn erreicht hatten und den wilden Windböen entkommen konnten. Sie stöhnten versetzt – erleichtert und angestrengt. Ihre Kleidung war klamm, auf der braunen Lederjacke, die Kiba womöglich noch bis in sein Grab tragen würde, schimmerten ganz leicht ein paar feine Regentropfen. „So ein Mistwetter“, stellte Kiba unnötigerweise fest. „Dabei war heute Morgen noch strahlender Sonnenschein!“ „Hmm“, brummte Naruto nur. Er hatte dem Wetter am Morgen überhaupt keine Beachtung geschenkt – war viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen, die sich in endlosem Gewirr im Kreis gedreht hatten. Und je länger er nachdachte, desto mehr Fragen bildeten sich. Mittlerweile fragte er sich nicht nur, mit wem er alles zusammen war, mit wem er geschlafen hatte, wen er alles geküsst oder angefasst hatte, sondern vielmehr ob er verhütet hatte, welche Positionen Sasuke ihm aufgezwungen hatte, wie und wann er überhaupt vom Club in Sasukes Wohnung gekommen war und am schlimmsten war die Frage, warum es ihm gefallen hatte. „Hey, Erde an Naruto, hörst du mir überhaupt zu?“, rief ihm Kiba mit schriller Stimme ins Ohr, begleitet von einem betäubenden Quietschen der eintreffenden U-Bahn, was Naruto merklich zusammenzucken ließ. „Nein“, sagte er ehrlich und bekam augenblicklich Kibas Faust gegen den Hinterkopf. „Dummkopf, bist du nervös oder was? Sag mir lieber ob meine Frisur noch richtig liegt“, meinte er belustigt. „Sieht aus wie immer, Arschloch!“, gab Naruto desinteressiert zurück und drückte auf den Knopf, um die Türen der Bahn zu öffnen. „Kannst ruhig zugeben, dass du nervös bist. Ich bin auch mega aufgeregt. Da soll ja immer echt heiße Action sein und so … eine Schande, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst.“ Naruto schnaubte und rollte mit den Augen, nachdem er sich auf einen freien Platz fallen gelassen hatte. Wenn Kiba nur wüsste … „Können wir einfach das Thema wechseln?“, fragte er mit abgewandtem Blick und reagierte für die gesamte Fahrt auf nichts mehr, was von Kiba kam. Schweigend liefen sie nebeneinander. Der Wind zog pfeifend durch die dunklen Gassen, die sie als Abkürzung gewählt hatten. Sie waren schmal, umgeben von dicken Häuserwänden, die vor dem ansteigenden Sturm schützten und ihnen das Vorankommen erleichterten, sodass sie schon nach kurzer Zeit in die Nähe des Clubs kamen. Hell beleuchtet blinkte das Clubschild auf und plötzlich fühlte sich für Naruto jeder weitere Schritt schwer und träge an. Trockenheit überfiel seinen Mund, nervöses Magenkribbeln wechselte sich mit krampfartigen Atemversuchen ab. Sein Herz schlug schnell. „Oh mein Gott!“, meinte Kiba fassungslos und mit leichter Euphorie, klatschte in die Hände und strahlte Naruto bis über beide Ohren an. „So geil, sieh mal“, rief er und deutete mit den Fingern nach vorn. „Was ist daran geil?“, hinterfragte Naruto trocken. Seine Stimme schwankte, klang nicht so fest und sicher, wie er erhofft hatte, doch Kiba schien es nicht aufzufallen. Ein Stöhnen folgte, bevor er hektisch auf die kleine Gruppe von Leuten deutete, die etwas abseits vom Club standen. „Da! Siehst du nicht? Scheinbar ist Sai nicht der Einzige, den sie nicht mehr reinlassen.“ Als Naruto seinen Blick auf die Gruppe richtete, runzelte er die Stirn, seufzte kurz und zuckte letztendlich milde interessiert mit den Schultern. Was interessierte ihn denn, welche Halbstarken sich da mit den Securityleuten anlegten? Das war ihm egal, solange er da nicht mit hineingezogen wurde. Kiba hingegen fand es sogar ziemlich lustig. Seine Schritte beschleunigten sich und Naruto überlegte ernsthaft, ob er ihm mit gleichem Tempo folgen sollte oder nicht. Er tat es, und war gleich darauf froh darüber, als er Kibas erstauntes Prusten vernahm. „Woar, Sai? Ist nicht dein Ernst, oder?“, lachte er und Naruto legte ein schiefes Lächeln auf. „Mit Schnurrbart aus dem Zauberladen? Du bist kranker als ich dachte.“ Jetzt musste auch Naruto herzhaft lachen. Das sah wirklich zum Schießen aus. Sais Gespür für eine gute Verkleidung, um sich an der Security vorbeizuschleichen, war alles andere als gekonnt. Es sah billig, lächerlich und vor allem lustig aus. „Was denn? Die haben gesagt, ich sehe so seriös aus. Also versteh ich nicht, warum die mich jetzt nicht reinlassen. Hey, ihr da", rief Sai und drängte sich in eine kleine Gruppe von Männern, und ging in deren Mitte zielstrebig auf den Club zu, nur um gleich darauf eine starke Hand auf seiner Brust zu spüren, die ihn ohne viel Anstrengung auf Abstand hielt. „Sorry, aber du nicht!“, raunte es dunkel durch die Straße und Naruto bekam automatisch eine Gänsehaut. Dunkle, tiefe Stimmen schienen ihm definitiv nicht kalt zu lassen – das war ja schrecklich! „Aber … Aber ich will doch nur wissen, wieso sie immer lächeln, wenn sie unter Ekstase ihrem Höhepunkt erliegen und …“ „Meine Fresse Sai, du bist echt armselig“, meinte Kiba und zog ihn vom Eingang weg, um selbst vorzugehen. „Komm Naruto, wir gehen Mädels abchecken!“, flüsterte er seinem blonden Freund halblaut zu, gerade noch so laut, dass es Sai hörte, der ein wehleidiges Wimmern hervorbrachte. „Waaa wartet, Narutooo, Kibaaa … Nehmt mich mit! Bitte, ich mach auch wirklich nur ein paar Bilder von euch und Facebook erfährt auch wirklich nur das nötigste, BITTE …!“, rief er noch, prallte anschließend erneut gegen den breitschultrigen Kerl und konnte nur noch mitansehen, wie Naruto zusammen mit Kiba hinter roter Beleuchtung verschwand. Kapitel 2: Showdown ------------------- Vorwort: Soo, was kann und will ich euch zu diesem Kapitel sagen … hmhmm ^^ Kleiner (irgendwie unspektakulärer) Sichtwechsel … Kleine Warnung bezüglich der angerissenen Sexszene (Sasuke und Naruto sind noch nicht allein!) Und zu guter Letzt bleibt die Frage: Wer zum Teufel ist Sasukes Freund???? xDD Viel Spaß beim Lesen Anyi 3 Kapitel 2 - Showdown „Wie lange willst du ihn jetzt eigentlich noch anstarren?“ „Ich starre niemanden an“ „Oh Sasuke, du starrst sehr wohl, schon seit einer Stunde!“ „Du solltest weniger trinken, dann kommt weniger Müll aus deinem Mund.“ „Und du solltest lieber aufpassen, wo du deine Augen hast, sonst merkt er noch, dass er beobachtet wird.“ Schon kurz nach Betreten des Clubs war er ihm aufgefallen. Das blonde Haar, der schöne, kräftige Körper – Sasuke war fasziniert, ungewollt zwar, aber wegsehen konnte er trotzdem nicht. Dieser Typ, dessen Namen er vergessen hatte, kreiste um seine Gedanken – pausenlos, die ganze Zeit. „Also jetzt übertreibst du echt!“ Sein Begleiter, Suigetsu, stöhnte genervt und wandte sich um, mit Blick zur Bar, wo er sich ein neues Bier bestellte. „Ich hätte nicht gedacht, dass er schon heute wieder hier auftaucht“, gestand Sasuke mehr sich selbst, als Suigetsu und lächelte leicht, ehe er sein Glas zu seinen Lippen führte. „Dann hast du ihn entweder nicht hart genug rangenommen oder zu hart, sodass er jetzt maßlos verzweifelt ist. Warum sonst wagt er sich erneut in die Höhle des Löwen?“, gluckste Suigetsu dennoch und bekam von dem finsteren Blick, dem ihm Sasuke zuwarf, nichts mit. „Hm, er ist nicht allein“, brummte Sasuke und fixierte erneut den hektisch wirkenden Blondschopf, der von einer Ecke zur anderen gedrängt wurde, mit Stirnfalten in seinem hübschen Gesicht und sich sichtlich unwohl fühlend. Sasuke grinste. Unbeholfenheit hatte ihn schon immer angezogen und mit dem Wissen, was eigentlich in diesem Wunderknaben steckte, steigerte es seine Lust ins Unermessliche. „Dann steht er dir heute wohl nicht zur Verfügung“, kommentierte Suigetsu gelangweilt, nippte zeitgleich an seinem Glas – ein Hauch Überheblichkeit umhüllte seine Person. „Das werden wir sehen.“ „Wow, Sasuke, der gleiche Kerl nochmal? Der hat‘s dir ja echt angetan, hm?“ „Er war … gut“, nuschelte Sasuke zustimmend, ging auf das gespielte Necken seines Nebenmannes kaum ein. Viel eher versuchte er den Blondschopf nicht in der dichten Masse an aufreizend miteinander rummachenden Leuten zu verlieren, wo er gerade von seiner aufgeregt wirkenden Begleitung mit braunem Haarschopf hineingezogen wurde. Die leicht bekleideten Körper schmiegten sich aneinander, suchten nach Nähe und Sasuke konnte beobachten, wie seinem Blonden etwas ins Ohr geflüstert wurde. „Hmm, bist du dir sicher, dass er nicht doch hetero ist? Gestern hat es auch so angefangen“, murmelte Suigetsu neben ihm und lehnte sich gegen den Tresen. Sasukes dunkle Augen verengten sich. „Er denkt es … noch!“, knurrte er tiefschürfend. Was auch immer man ihm zugeflüstert hatte, es hatte dafür gesorgt, dass er sich nun auf die zahlreichen Annäherungsversuche einließ, sich gegen die üppigen, weiblichen Rundungen presste und dabei lächelte, als würde es ihm tatsächlich gefallen. „Und? Wie willst du ihn dieses Mal rumkriegen? Noch hab ich ihn kaum was trinken sehen …“ „Abwarten, die Nacht ist lang genug. Sieh zu und lerne“, sagte er, stellte sein Glas ab und begab sich auf die Tanzfläche, ließ einen verwunderten und neugierigen Suigetsu an der Bar zurück und warf sich mit sicherem Abstand zu Naruto ins unmittelbare Geschehen, auf der Suche nach jemanden – genaugenommen einer Frau, die seinem Glück ein wenig auf die Sprünge helfen sollte. Sasuke sah langes, rotes Haar schon nach kurzer Zeit unter wechselnden, bunten Lichtern schimmern und glänzen – verlockend auffällig, verführerisch, locker und leicht, fein schwebend über der Tanzfläche. Er schmiegte sich an ihren Körper, legte Finger auf warme, nackte Haut – führte sie im Takt der belebenden Musik und streichelte vielversprechend mit dem Daumen über ihren Hüftknochen. Sie reagierte, fügte sich in seine schmeichelnden Bewegungen, kreiste ihr Becken und legte ihren Kopf nach hinten. Auf ihrer blassen Haut spiegelten sich funkelnde Lichtpunkte, ihr schlanker Hals mündete im makellos freizügigen Dekolleté. „Um die Zeit noch hier vorne?“, raunte ihr Sasuke ins Ohr. Seine Hand wanderte über ihre leicht bekleidete Seite, streifte über zuckende Muskeln, ehe er mit seinem Zeigefinger unter den Bund ihrer knappen Hotpants schlüpfte. „Hab noch nichts Interessantes entdeckt“, erwiderte sie schmunzelnd, streifte mit ihren Lippen ganz leicht Sasukes Hals. „Aber du kannst gern nachhelfen“, fügte sie an, verteilte kurze Küsse und genoss Sasukes Hand, die sich auf warmer Haut tiefer unter den wenigen, engen Stoff schob. Er grinste innerlich, drehte sie spielend leicht über den Boden, schob sie in eine Richtung, die er bestimmte, ohne den intimen Kontakt zu verlieren. Sie stöhnte ihm entgegen, biss sich auf die Lippen, als Sasuke seine Finger in geschickten Kreisen auf hochsensiblen Reizpunkten bewegte. „Ich brauche deine Hilfe.“ Sie zuckte über den warmen Hauch seiner Stimme zusammen, kam seinen Bewegungen mit hektischen Atemzügen nach und schlug die Arme nach oben, verkrallte sich mit langen Fingernägeln in seinem Nacken und keuchte. „Wobei?“, fragte sie atemlos, spürte den Bass der Musik verblassen und konzentrierte sich auf den angenehmen Druck der starken Finger, das leichte massieren und stöhnte über das kurzzeitige Eindringen auf. Sasuke küsste schweigend über ihren Hals, ihr Schlüsselbein und führte seine Finger schneller und präzise – verschob das Reden über sein Anliegen auf später. Ihr Körper war heiß, willig und problemlos auf die schwindelnden Höhen der Lust zu bringen. Er nutzte ihre Hingabe, ihre bedingungslose Offenheit und stieß im schnellen Takt der Musik seine Finger tief in sie, streichelte mit seinem Daumen über empfindliche Stellen und massierte, bis sie heiser stöhnte und zuckend in seinen Armen lag. Sie atmete schwer, fast träge, während Sasuke hinter ihr schluckte, mit wachsamen Augen nach blondem Haar suchte, ihn schließlich heftig flirtend an der Bar fand, und ihr still die Zeit gab, die sie brauchte, um wieder zu sich zu finden. „Sasuke“, schnurrte sie lieblich, wandte sich ihm zu, kostete zufrieden von seinen weichen Lippen, doch Sasuke verengte nur die Augen. Ein verstimmtes, tiefes Brummen vibrierte in seiner Kehle, als er zusah, wie Naruto zurück auf die Tanzfläche gezogen wurde – umgeben von Frauen, die nicht mehr trugen, als ein glänzendes Latexhösschen. Sie dirigierten ihn, verführten ihn und Naruto schien voll darauf einzusteigen. Der glasige Blick, das sanfte Rot auf seinen Wangen und das schüchterne Lächeln auf seinen Lippen – Sasuke spürte das Kribbeln in seinem Bauch, spürte Lust in seinen Lenden und das lag nicht an der weiblichen Hand, die sich in seinen Schritt gelegt hatte. „Hör schon auf, Karin, wir haben nicht mehr viel Zeit“, brummte er und zog ihre Hand zurück. Ihre zierlichen Finger verweilten für einen kurzen Moment in seiner, wirkten dort zart und feingliedrig, nichts was Sasuke als erregend empfand. „Keine Zeit? Die Nacht hat doch erst angefangen“, meinte sie verständnislos. Trotzdem gab sie nach und entfernte sich. Sasuke zu verstimmen lag nicht in ihrer Absicht, ganz und gar nicht, schließlich wollte sie noch mehr von ihm. Mehr als nur seine geschickten Finger. „Du wirst noch deinen Spaß haben, keine Sorge, aber vorher musst du was für mich tun“, grinste er verwegen und ließ den Blonden, der nun scheinbar seit geraumer Zeit auf sich allein gestellt den verruchten Spielchen des Clubs ausgeliefert war, für keine Sekunde aus den Augen. Von seinem Kumpel keine Spur mehr. „Okay, Sasuke“, schnurrte Karin und kämmte mit den langen, künstlichen Fingernägeln durch ihr Haar. Es fiel anmutig auf ihre femininen Schultern. „Siehst du den da? Den Blonden, der die ganze Zeit versucht dem Mädel ins Gesicht, statt auf ihre Titten zu sehen?“, murmelte er träumerisch und Karin folgte seiner Beschreibung. „Ja.“ Sie summte und nickte gleichzeitig. „Gut“, meinte Sasuke. „Ich will ihn.“ Karins Augen fixierten Naruto. In ihrem Kopf hallte Sasukes Aussage Sekunden später immer noch nach. Seine Stimme klang so entschlossen, so voller Lust und Verlangen, dass die Gänsehaut auf ihren Armen kaum zu übersehen gewesen wäre, wenn diese Clubbeleuchtung nicht so miserabel wäre. „Nett“, kommentierte sie den Körper, der in enger Jeans und lässigem Shirt verdammt gut aussah. Sasuke schnaubte jedoch nur ungeduldig. „Ich will, dass du ihn heiß machst, Karin. Mach ihn geil, mach ihn betrunken und vor allem, gib ihm das hier“, knurrte er sehnsüchtig. Das kleine, unscheinbare Fläschchen, das er Karin unter die Nase hielt, verschwand schnell in ihrer Tasche. „Wenn ich es mache, was kommt für mich dabei raus?“, fragte sie nach, war bereits kurz davor sich in die Massen zu stürzen. „Du bekommst was du willst, solange ich das gleiche Recht habe.“ Ihre Augen funkelten begeistert, ehe sich ihr Blick auf Sasukes Schritt legte. „Ich will das“, hauchte sie, streifte verdeutlichend über sein Geschlecht und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Sasuke schmunzelte wissend. Damit hatte er gerechnet. Karin erfüllte jedes Klischee und ihm kam es gerade Recht, solange er sie benutzen konnte wie er es wollte. „Kannst du haben, solange du brav bist und alles tust, was ich von dir verlange.“ „Abgemacht!“ Suigetsu stand neben ihm, summte und schmunzelte, betrachtete mit funkelnden Augen Sasukes ausdrucksloses Gesicht. Eine Maske, sterile Mimik – eingefroren. Und doch schien es unglaublich faszinierend wie beherrscht und scheinbar gleichgültig er die Szene, nicht weit entfernt von ihnen, betrachtete. Dunkle Augen fixierten Karin, und nur wenige Sekunden später hafteten sie an blondem Haar – gierig und lustvoll, das einzige an ihm, das überdeutliches Interesse zeigte. „Wann greifst du ein?“, fragte Suigetsu. Sein Glas war leer und er stellte es nach hinten auf den Tresen ohne den Blick von seinem Kumpel abzuwenden. Hinter der Maske brodelte es. „Wenn sie ihn soweit hat“, murmelte er und verengte minimal die Augen. Karin warf sich mit heißem Hüftschwung in die Mengen, zog den schluckenden Naruto mit sich und gab sich dem anzüglichen Tanzen hin. Ihre Lippen nippten an warmer Haut, ihre Finger, ihre Brust, ihr ganzer Körper ertastete den Blonden und Sasuke konnte von Weitem nur zusehen und die Worte erahnen, die sie ihm mit halb geschlossenen Augen ins Ohr flüsterte. „Sie lässt sich ganz schön Zeit, hm?“, gluckste Suigetsu. „Ich glaube, sie hat ernsthaft Gefallen an deinem Spielzeug gefunden und… oh, wo will sie denn jetzt hin?“ Seine Stimme endete in einem provozierenden Schnurren und Sasuke reagierte. Ein unwillkürliches Knurren entwich seiner Kehle, ehe er sich umdrehte, sein Glas mit heftigen Schwung auf die Theke knallte und Karin folgte, die sich entgegen der Absprache in den ruhigeren Flurbereich zurückgezogen hatte. „Du bist echt heiß, Naruto“, sagte sie lieblich, verrucht und spielerisch, sodass Sasuke abrupt stehen blieb. Im Schutz der Ecke, verborgen vor neugierigen Blicken konnte er lauschen und alles sehen, viel mehr als seiner schon bestehenden Erregung gut tat. „Bevor wir nach hinten gehen, würde ich gerne…“, schnurrte sie und verkrallte ihre Finger in den Bund der engen Jeans. Naruto keuchte, atmete schwer und wurde von ihr erbarmungslos an die Wand gedrückt. „Ich würde gern wissen wie du … wie du schmeckst, Naruto“, hauchte sie verführerisch und Sasuke konnte sehen, wie sich blaue Augen weiteten und Finger sich fest in rotes Haar vergruben. Nur das Gefühl in seinem Magen war seltsam. So seltsam falsch, dass es ihn beinahe wahnsinnig machte. Voller Hingabe, Lust und Verlangen bediente sich Karin, brachte den Blonden unverzüglich zum willenlosen Stöhnen. Ein Geräusch, das Sasuke an seine überreizten Grenzen trieb. Die Hitze in seinem Körper schlug über, füllte die Luft mit Spannung und kaum einen Wimpernschlag später stand er neben Karin. Griff mit groben Fingern in ihr Haar und zog sie weg. Ihren glänzenden Lippen entwich ein überraschter Laut, als sie nach oben sah, direkt in Sasukes funkelnde Augen. „Sas...“, hauchte sie dünn. Er lächelte nur leicht, wischte ihr mit dem Daumen zart über den Mund. Für einen Moment herrschte Stille, nur der Bass der Musik vibrierte in ihren Körpern, während Sasuke stumme Warnungen aussprach, ihr durch intensive, alles vernichtende Blicke vermittelte, dass sie ihren Fehler schon bald bitter bereuen würde. Sie hatte gespielt. Er würde gewinnen. Nur er. „Mach weiter“, raunte er tief, mit Erregung in der Stimme, obwohl es ihm alles andere als leicht fiel ausgerechnet Karin diese Vorzüge zu lassen, doch im Moment war das anders wohl nicht möglich. Narutos erstarrter Blick sprach Bände. Karin verstand, grinste verhalten, überspielte die kurzzeitig aufwallende Unsicherheit und legte erneut volle Lippen auf heißes, zuckendes Fleisch. Naruto riss es schlagartig aus der Starre. Er keuchte, tastete nach der zierlichen Schulter, versuchte sich gegen ihren Druck zu stemmen, doch Sasuke war da. Mühelos fixierte er ihn, sah erschrockene Erkenntnis in den blauen Augen und einen kurzen Moment verspürte er Reue. Für das, was er gestern so schamlos getan hatte. Naruto führte sich auf wie ein neugieriges, leicht zu erschreckendes Reh und plötzlich verstand Sasuke. Er wusste, warum er hier war, sich erneut auf das offene Feld schlich, wo er Freiwild war. Nichts weiter als süßes Futter, das nach Antworten suchte. Er lächelte, als er sich vorbeugte, die Lippen dicht an seinem Ohr. Angenehmer Duft... „Ich weiß, warum du hier bist“, hauchte er ihm zu. Er spürte das Schlucken an seinem Mund, hörte Karin seufzen und erhörte den Druck auf seine Hand, die sich auf Narutos schnell hebenden Brustkorb presste, um ihn an der Wand zu halten. „Du willst wissen, was gestern war“, sagte er mehr feststellend und Naruto nickte kaum spürbar. „Ich zeig es dir“, raunte er heiser, neckte warmes Ohrläppchen mit sanften Zähnen und schlagartig erstarb der Widerstand. Naruto ließ locker, für einen Moment, drehte seinen Kopf in Sasukes Richtung. „Okay“, kam es zittrig, fast gestöhnt über seine Lippen, während benebelnder Alkohol einen rötlichen Schimmer auf seine Wangen legte. In Sasuke triumphierten die zurückgehaltenen Blutkörperchen, die sich allesamt in einer Art Flutwelle abwärts bewegten, direkt in empfindliche Körperregionen. „Karin, wir wechseln“, sagte er zu dem Mädchen, das sofort aufhörte ihren Kopf rhythmisch gegen den Schritt des Blonden zu bewegen. Während Naruto geschockt über Sasukes Wortwahl zwischen den beiden hin und her sah, zeigte Karin nur ein wissendes Schmunzeln. Es war ganz sicher nicht die Rede von Rollentausch. Sie ging vor, mit anzüglich kreisendem Hüftschwung, während Sasuke hilfsbereit – wenn auch ganz sicher nicht uneigennützig – Hand an Narutos Männlichkeit legte, sie sicher wieder in verhüllenden Stoff packte und den Reißverschloss seiner Hose hochzog. „Komm“, meinte Sasuke, suchte aus einem seltsamen Impuls heraus Narutos klamme Finger und spürte nicht zum ersten Mal an diesem Abend ein neues, aufgeregtes Kribbeln, das sich von seiner Hand, bis hinauf zu seinem Herzen zog. Seidenweicher Stoff glitt über seine Arme, als er hinter Karin durch den Vorhang trat. Dahinter lag ein unfassbar großer Raum, verwinkelt und doch so weitläufig, dass es Naruto kurz zum Zögern brachte. Sanftes, animierendes rotes Licht beleuchtete dezent die schmalen Wege, an Matratzen vorbei, Tischen und seltsamen Lederstühlen. Als Sasuke sich vergewissernd umdrehte, bemerkte er das irritierte Blinzeln. Entweder, Naruto kämpfte gerade gegen tausende von plötzlich auftauchenden Erinnerungen oder aber er stellte geschockt fest, dass er von alldem überhaupt nichts mehr wusste. „Ganz ruhig, wir waren weiter hinten“, flüsterte ihm Sasuke zu. Ein scheuer Blick, ein nervöses Schlucken – Reaktionen, von denen er gestern nichts gesehen hatte. Reaktionen, die eine andere Seite zeigten. Die er hervorgebracht hatte und die ihn bis in jede Zelle seines Körpers faszinierten. Karin war längst verschwunden, während Sasuke dem Blonden die Zeit gab sich umzusehen, die Eindrücke zu sammeln und zu verarbeiten. Er wich nicht zurück, schien nichts von dem zu ahnen was kommen würde, als er dicht an Sasuke gedrückt durch den Raum ging. Von gelegentlichem Stöhnen begleitet, nackte windende Körper hinter sich lassend. Sasuke spürte den Zug auf seinem Arm, hervorgerufen durch mehr Abstand, langsamere Schritte, je näher sie der Tür kamen. „Es wird dir gefallen, vertrau mir.“ Sasukes Stimme klang so tief und verrucht wie nur möglich. Er stieß die Tür auf, als kein Protest von hinten kam und zog Naruto hinterher. Dunkelheit vernebelte ihre Sinne. Sasuke war ähnlich blind wie Naruto und dennoch ging er zügig weiter. Das Stolpern hinter sich ignorierte er. Hier drin herrschte nur spannungsvolle Stille. Leises Schnaufen, wohlige Laute aus tiefster Zufriedenheit, kein harter Bass von dröhnender Musik. Nur allmählich klärte sich das Bild. Vor ihnen tauchten schemenhafte Gestalten auf, die sich aneinander rieben, in allen bekannten und unbekannten Stellungen eine Art exotischen Liebesakt vollführten. Naruto schluckte hörbar. „Hier...“, hauchte er in Sasukes Nacken. „Auch“, wisperte er mit verborgenem Schmunzeln zurück. „Aber...“, begann er vage, blieb bei einem weiteren Vorhang stehen und wandte sich mit halb geschlossenen Augen zu Naruto. Er lehnte sich vor, trotz der Anspannung die von Naruto ausging. In seinen Augen stand unschlüssige Abneigung gegenüber auflodernder Leidenschaft. „Hier drin, war es viel interessanter“, beendete Sasuke und verringerte kurzentschlossen auch den letzten Abstand zwischen ihnen. Der folgende Kuss brachte seinen Körper zum Brennen. Es gab nur zwei Möglichkeiten und diese eine Chance. Ablehnung oder Annahme. Und Sasuke vertraute wie immer auf seine ungetrübte Intuition, als er seine Zunge ins Spiel brachte. Narutos Lippen erwiderten tatsächlich, zögerlich und überrascht aber ebenso hitzig. Sasukes Hände legten sich in seinen Nacken, zogen ihn näher, durch den Vorhang und in einen Raum voller versteckter, geheimer Fantasien. Es roch nach Lack und echtem Leder. Rötliche Lampen warfen Lichtpunkte auf beeindruckende, atemraubende Geräte und Spielwiesen, die nichts mehr mit den provisorischen Matratzen vom ersten Raum gemeinsam hatten. Ein namenloser Geheimtipp, von dem kaum einer etwas ahnte. Naruto keuchte in den Kuss, seine Augen waren weit aufgerissen, hafteten an einer unfassbar großen Auswahl an Peitschen und anderen Dingen, für die er keinen Namen fand, doch Sasuke schob sich schnell in sein Blickfeld. Ganz sanft schüttelte er mit dem Kopf, beantwortete stumm Narutos Frage und verwickelte ihn in einen neuen, heißen Kuss. Naruto zu führen war so leicht, so berauschend. Spielend dirigierte er ihn, führte ihn gezielt zu den weichen Federkissen. Ungeduldige Hände zerrten an Stoff, Zungen kämpften verbittert und es fiel beiden kaum auf, dass sich Karin einmischte. Von wegen Hetero. Sasuke sah das Feuer eindeutig in seinen Augen. Glimmende Funken, ein Blickkontakt, der sein Blut zum Kochen brachte. „Sasuke...“, flüsterte Karin, rekelte sich aufreizend vor ihm. „Dein Versprechen...!“ Er zögerte, hielt Narutos Blick noch eine Minute länger fest, war gebannt von der Intensität, dass er Karin beinahe wieder vergessen hätte. Bei ihrem Versuch, seine Aufmerksamkeit durch sanftes Streicheln zu erlangen, schmunzelte er. „Ja“, hauchte er zurück. Und in Sekundenschnelle brach das Feuer aus, schlugen Flammen durch den Raum, erfüllte ihn mit Lust, einem fantastischen Duft voller wohliger Ekstase. Stöhnend befand sich Sasuke unter Karin, ihre Knie pressten sich an seine Seiten. Jeder Stoß entlockte ihr ein Wimmern, ein Stöhnen und Keuchen, doch Sasuke hatte nur Augen und Ohren für eins. Für Naruto, dessen schweißnasses Haar gelegentlich über Karins Schulter auftauchte. Es war erregend. Diese Nähe … Die Nähe durch Karin. Nur ein Hauch trennte sie, eine dünne Wand. Er spürte Narutos Kraft, fühlte jedes Pulsieren, während er nichts weiter tat, als Karin zu halten, auf sich, reitend und lustvoll genießend. Stöhnen verhallte, kein Gedanke an den Morgen störte, als er sich fallen ließ. Wie er das erklären sollte? Narutos Küsse machten süchtig. Warum er das getan hatte? Seine Leidenschaft machte wahnsinnig und sie tauschten beides ausgiebig miteinander. Solange, bis die Erschöpfung siegte. Was noch folgen würde? Er wachte früh auf. Früher als gewollt. Fremde Schwere lag auf seinem Körper, strahlte unglaubliche Wärme aus. Sasuke blinzelte, hatte Mühe seinen Körper so zu drehen, dass er sehen konnte, was oder wer da auf ihm lag. Den dünnen Erinnerungen nach konnte es nur einer sein. Naruto. Er hatte ihn mit zu sich genommen, nachdem der Club seinen Reiz verloren hatte. Karin hatte er fortgeschickt und Naruto war ihm bereitwillig gefolgt. Er hatte nicht einmal nachhelfen müssen. Er runzelte die Stirn. Irgendetwas am gestrigen Verlauf war irritierend. Was für Antworten suchte dieser Kerl überhaupt? Sasuke sah an sich hinab. Traf auf entspannt geschlossene Augen, ein friedliches Gesicht, das sich in höchster Zufriedenheit auf seine nackte Brust drückte. Die feinen Narben auf dieser schönen, gebräunten Haut luden ihn ein sie sanft zu berühren. Hier ging es doch nicht mehr nur darum, nachzuforschen was in einer einzigen Nacht geschehen ist, oder? Wäre das der Fall gewesen, hätte er sich doch ganz sicher nicht nochmal auf ihn eingelassen. Bei diesem Gedanken verspürte er ein seltsames Flattern im Bauch. Ein nervöses, von Hoffnung geprägtes Flattern, das sich durch seinen Magen zog und ihn dazu brachte seine Finger von Narutos Wangen zu ziehen. Das Kribbeln ebbte ab. Er schluckte. Naruto faszinierte ihn? – ja! Naruto konnte ihn begeistern, ihn fesseln, mit einem einzigen Blick? – Ja! Naruto weckte in ihm ein Bedürfnis, das tiefer lag, als nur gelegentlicher Sex? Der Blonde auf ihm schmatze verträumt, veränderte seine Position, rutschte von Sasukes Oberkörper und kuschelte sich mit ganzem Gesicht in die weichen Kissen. Lenkte den Uchiha erfolgreich ab, auch auf seinen letzten Gedanken eine Antwort zu finden. Das war absurd. Nach nur zwei Treffen so zu denken. Er hatte kein ernsthaftes Interesse. Keine Lust auf kennenlernen, keine Lust auf Gefühle. Das würde früher oder später nur alles kaputt machen. Jede Beziehung, die zu lange dauerte, verlor irgendwann ihren Reiz. So war das bei ihm. Sobald es offiziell wurde, suchte er was Neues. Ein Teufelskreis, aus dem er keinen Ausweg sah – oder sehen wollte, wie sein bester Freund immer wieder sagte. Als sein Blick zur Uhr ging, quälte sich Sasuke aus dem Bett. Er musste duschen, Spuren vernichten. Naruto ließ er jedoch schlafen, als er sich mit einem Handtuch ins Bad begab. Vielleicht war er verschwunden, wenn er zurück kam? Vielleicht hatte er ja genug Antworten jetzt. Vielleicht... Sasuke seufzte, als ihm bewusst wurde, dass jeder Gedanke bereits mit Naruto verbunden war. Jeder Gedanke, ausnahmslos jeder, beinhaltete Naruto. Ihn besitzen, ihn abhängig machen, seine Liebe gewinnen. Seine übliche Vorgehensweise, warum fühlte sich das dann nur so falsch an, wenn er an Narutos schlafende Gestalt dachte? „Fuck, nicht schon wieder...“, hörte er ihn leise fluchen. Die Bettdecke raschelte, als Sasuke vor seinem Schlafzimmer stand. Mit klopfendem Herzen. Naruto war noch da und er hatte noch eine halbe Stunde, dann würde sein Freund auftauchen. Er würde Naruto erneut sehen. Der Schmerz in seinen Augen war eines der wenigen Gefühle, das er verstand. Angst, Schmerz und schlussendlich Hass. Indizien dafür, dass er jemandem etwas bedeutete. Wie lange dauerte es, bis aus Liebe purer Hass wurde? Seine Gedanken endeten, als Naruto vor ihm auftauchte. Angezogen, mit geweiteten Augen. Er atmete erschrocken ein und zischend wieder aus. „Du gehst schon?“, fragte Sasuke und schob sich an Naruto vorbei in sein Schlafzimmer. Er legte das Handtuch kurzentschlossen zur Seite, das er sich nach dem Duschen um die Hüfte gebunden hatte und zog sich eine frische Boxershort an. Narutos Blicke brannten auf seiner Haut. Er sah nicht weg, ging nicht und still blieb er auch. Nur seine Atmung war schneller. „Vielleicht auch besser wenn du jetzt...“ „...gehst, schon klar“, beendete Naruto und Sasuke zog verwundert eine seiner Augenbrauen nach oben. Klang er etwa wütend? War er vermutlich enttäuscht? Weswegen? Auf sich selbst? Auf Sasuke? Auf den Ausgang der Nacht? Was es auch war, es hielt in nicht davon ab sich umzudrehen und das Weite zu suchen. Dieses Mal schien er kein großes Interesse daran zu haben mehr zu erfahren. Er wollte weg, und das scheinbar so schnell wie möglich. Eine Erkenntnis, die Sasuke seltsam handeln ließ. Unbeachtet fiel das T-Shirt auf den Boden, noch bevor Sasuke den Raum verlassen hatte. Er eilte hinterher, griff nach der Hand und hielt ihn auf. „Warte“, sagte er. Sein Herz rasend. Naruto schenkte ihm einen unsicheren Blick. Man sah ihm an, dass er nichts verstand, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Und aus Sasuke sprach der egoistische Wunsch nach Veränderung. „Ich wollte dir Antworten geben, schon vergessen?“, sagte er und Narutos Augen verengten sich. „Hast du doch, mehr oder weniger, scheinbar gibt es außer der Tatsache, dass wir immer miteinander im Bett landen nichts zu wissen oder was genau fehlt da noch?“, erwiderte er verbittert. Sasuke versuchte es mit einem Schmunzeln. „Einiges, vielleicht... warte...“, deutete er an und kramte aus der Flurgarderobe eine Karte, die er ihm entgegenstreckte. „Ruf mich an, wenn du bereit bist alles zu erfahren.“ Und zum ersten Mal ließ er jemanden gehen, bevor sein Partner aufgetaucht war. Naruto nahm die Karte, verließ Sasukes Wohnung mit schnellen Schritten und in diesem Moment war sich Sasuke nicht einmal sicher, ob sich der Blonde überhaupt nochmal bei ihm melden würde. Sasuke hob das T-Shirt auf, als er wieder in seinem Schlafzimmer war. Seit der Blonde verschwunden war, herrschte Stille in der Wohnung. Kein leises Atmen, kein nerviges Schnarchen. Stille. Leere. Schnell zog er sich das Shirt über und ging in die Küche. Die eingeschaltete Kaffeemaschine vertrieb die Stille. Wenn es zu leise war, kamen Erinnerungen. Frühere Zeiten, eine Kindheit, beherrscht durch Gewalt und Angst. Lähmende Bilder konnten seinen Körper in Sekundenschnelle versteifen. Ihre Intensität war erschreckend. So schlimm, dass Sasuke sie bereits im Keim erstickte. Er saß am Küchentisch, als die Wohnungstür keinen Augenblick später zufiel. Schritte schlurften über den Boden, hielten genau an der Schwelle zur Küche an, doch Sasuke sah nicht hoch. Seine Augen hafteten an dem schwarzen Inhalt seiner Tasse, während der forsche Blick seines Partners auf ihm lastete. Tiefes Einatmen und viel zu ruhiges Ausatmen stand zwischen ihnen, bis Sasuke schließlich etwas sagte. Ohne Reue, ohne einen Funken schlechten Gewissens. "Wie war die Arbeit? Irgendwas vorge..." "Warum tust du das?", wurde er müde unterbrochen. Sein Freund klang erschöpft, resigniert und nicht wirklich erpicht auf lange Diskussionen. "Warum tue ich was?", entgegnete er. Da war keine Spur von einem Schlichtungsversuch. Reine Provokation. Sanfte, beruhigende Worte – Fehlanzeige. Sasuke wählte aus purer Absicht den Weg der Konfrontation. Erst das unterdrückte Schnauben seines Freundes weckte ihn auf. Warmes Blut kitzelte bereits in seinen Adern. "Jetzt tu doch nicht so, als wüsstest du nicht wovon ich rede. Ich hab ihn gesehen ... und gehört." Das vorwurfsvolle Zischen von den Lippen seines Freundes erhöhte rasend schnell seinen Pulsschlag. Eigentlich war es erschreckend, wie sehr er auf die Verletztheit anderer reagierte. Es war falsch, absolut unwürdig. "Wen meinst du? Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst", erwiderte er. Sasuke reizte in vollem Bewusstsein. Die Spannung zwischen ihnen stieg mit jeder Sekunde, wuchs mit jedem weiteren Wort und als er endlich aufsah, in die matten, müden Augen seines Freundes, setzte sein Herz für einen Moment aus. Da war kein Hass. Nur Hilflosigkeit. Nichts weiter als beschissene Hilflosigkeit in seinem Blick. "Halt mich nicht für dumm, Sasuke. Dieser Blonde von gestern hat über die ganze Straße geschrien was du mit ihm gemacht hast. Warum gibst du es nicht einfach zu?" Er schrie nicht und dennoch konnte Sasuke einen Hauch Verbitterung in seiner Stimme erkennen. Einen winzigen, kleinen Hauch von der Richtung, die er wollte. Eine seltsam falsche Richtung, die ihm ein warmes Gefühl gab. In wenigen Schritten stand er vor seinem Partner, legte seine Hände an dessen Gesicht. "Was würde das ändern?", hauchte Sasuke gegen blasse Haut, während er mit seinen Fingern langsam in weiches Haar fuhr. "Es würde so vieles einfacher machen...", kam es mit einem Seufzen zurück. Sein Kopf schmiegte sich an Sasukes Hand, er zog ihn an sich, sah ihm tief in die Augen. Sasuke konnte jeden pochenden Herzschlag spüren. "Es tut weh, Sasuke", flüsterte er, verkrallte Finger in die warme Haut. "Es tut weh dich zu lieben." Seine Worte schwebten schwer im Raum. Ließen Sasuke lautlos schlucken und die Augen weiten, als er hungrige Lippen auf seinen spürte. Grobe, besitzergreifende Küsse, fordernde Hände, markierende, machtvolle Stöße drückten Sasuke zurück ins Bett. Sein Körper erzitterte. Jedes Stöhnen belebte, brachte sein Herz aus dem Takt. Jeder unnachgiebige Schlag, der seine Haut traf, füllte ihn mit einem Gefühl, das er vergessen geglaubt hatte. "Härter ...", keuchte er ergeben, beinahe atemlos. Raue Hände umklammerten seinen Hals, schnürten ihm die Luft ab. Seine ausweglose Lage steigerte die Lust. Muskeln zuckten, seine Lippen brannten. Ihre Körper wälzten sich verschwitzt durch die seidigen Laken, bis Sasuke röchelnd nachgab. Das Feuer in ihm erlosch mit einem einzigen, langgezogenen Stöhnen. Er rollte sich zur Seite, lag auf dem Rücken und tastete mit den Fingerspitzen nach den Stellen an seinem Hals. Es schmerzte, jedes Einatmen tat weh, doch innerlich war er vollkommen ruhig. Ruhig und zufrieden. "Ich versteh dich einfach nicht", hörte er seinen Partner neben sich schwer atmen. "Warum, Sasuke? Warum bringst du mich dazu, dir weh zu tun?", fragte er und der Klang seiner Stimme, diese wehleidige Schuld darin, veranlasste Sasuke dazu aufzustehen. Er machte es kaputt. Das schöne, befriedigte Gefühl mit nur einem Satz zerstört. "Sasuke ..." Sein Name verhallte kommentarlos, während er mit frischer Kleidung die Wohnung verließ. Diese ganze Stimmung war erdrückend. Er brauchte Platz zum Atmen. Über Gefühle reden war noch nie seine Stärke. Warum wurden Beziehungen früher oder später immer kompliziert? Seine unruhigen Gedanken und das unwohle Gefühl in seinem Bauch trieben ihn voran, direkt vor die Tür seines besten Freundes, an dem er sich einfach vorbeischob. "Ja, auch schön dich zusehen, Sas", flötete er sarkastisch, doch der Uchiha gab nur ein mürrisches Schnauben von sich. "Och nee, schon wieder?", fragte Suigetsu ahnungsvoll, als sich Sasuke die Schuhe auszog und sich mit einer Decke der Länge nach auf die Couch warf. Der Schwarzhaarige nickte leicht und drehte sich auf die Seite. Das Leben war beschissen. Lief nicht so wie es sollte. "Ganz ehrlich, Sasuke? Warum machst du das, wenn es dir anschließend dreckig geht?", hakte er nach, doch eine Antwort blieb aus. Das war alles die Schuld dieses dummen ... "Er reagiert falsch...", murmelte Sasuke und hinter ihm seufzte Suigetsu. "Vielleicht weil er dich wirklich liebt?" "Als ob, wie kann man jemanden lieben, der nur verletzt?" "Das ist ne wirklich gute Frage, Sasuke...", stöhnte Suigetsu wenig hilfreich und kurz darauf waren Schritte zu hören, die das Wohnzimmer verließen. Sasuke wusste wieso. Er würde für ihn auf der Arbeit anrufen, ihn krank melden und ihn mit seinem Selbstmitleid allein lassen, bis er einschlief. Und er schlief. Solange, bis ihn sein Handy viel zu früh mit einer unbekannten Nummer auf dem Display wieder weckte. Kapitel 3: Confrontation ------------------------ Kapitel 3 - Confrontation So schnell er konnte, sprintete Naruto die Treppen hinunter, ließ den sauberen, gepflegten Flur hinter sich und stürmte durch die Tür nach draußen. Hektische Atemluft strömte aus seinen Lungen, wurde stockend, als er begann laut zu fluchen. „So ein verdammter Scheißdreck!“, rief er ungehalten, stolperte ohne nachzusehen über die Straße und wich nur knapp dem Fahrradfahrer aus, der ihm erschrocken einen Vogel zeigte. „Arschloch“, schimpfte Naruto weiter und stampfte so heftig mit den Füßen auf den Betonboden, dass ihm schon nach wenigen Schritten die Fußsohlen schmerzten. „Verführt mich... benutzt mich … Lässt sich ficken … die ganze Nacht, obwohl er … obwohl … ahhh scheiße verdammt.“ Haare raufend lief er an der roten Ampel vorbei, beschleunigte seine Schritte und ignorierte das alarmierende Quietschen von scharf bremsenden Reifen. Sein aufgebrachter Gemütszustand ließ keinerlei Vorsicht oder Rücksicht zu. Warum war auch ausgerechnet er der Dumme, der schon wieder im fremden Bett aufwachen musste? Warum war er derjenige, der fasziniert war von diesem hübschen Gesicht? Wieso hatte ausgerechnet er an seinen Lippen gehangen, sich mitziehen und küssen lassen? Warum er? Wo er doch beweisen wollte, dass er alles war, aber ganz sicher nicht schwul? Schon wieder war alles aus dem Ruder gelaufen, beschloss Naruto in Gedanken vertieft und stolperte hitzig in die nächste U-Bahn. Dafür, dass es ständig anders ausging, als er es geplant hatte, musste es doch irgendeinen bescheuerten Grund geben. Für eine Akzeptanz der neuesten Ereignisse war jedenfalls zwischen den Ansammlungen von hereinstürzenden Stimmungen kein Platz. Naruto starrte von einem Fensterplatz aus an die schnell vorbeiziehenden Wände der U-Bahntunnel. Registrierte schemenhafte Bildfetzen von Graffiti und als er glaubte, zwischen all dem Geschmiere so etwas Ähnliches wie einen Hund zu erkennen, wusste er, wer an seiner miesen Laune schuld hatte. Nicht etwa Sasuke, der allem Anschein nach genau wusste, wie er seine dämlichen Reize und Vorzüge einzusetzen hatte. Auch nicht unbedingt Naruto selbst, weil er sich einredete, gar keine Chance gehabt zu haben, etwas anderes zu tun als seinen natürlichen Trieben zu folgen. Sondern ganz allein Kiba, sein bester Freund, war schuld, dass auch der gestrige Abend eine riesige Katastrophe war – jedenfalls war das seiner Meinung nach die treffendste Bezeichnung für den Ausgang des Abends. Dieser miese Hund war ein Verräter, ein Vesprechensbrecher und fieser Bastard, der sich einfach verpisst hatte und ihn schutzlos und allein zurückgelassen hatte. Naruto ballte die Hände zusammen, als sich ein tiefes Knurren aus seiner Kehle befreite. Er schlug an der nächsten Haltestelle mit geballter Kraft auf den leuchtenden Knopf, der die Türen öffnete, und rannte hinaus. Bis zu ihrer gemeinsamen Wohnung war es unter normalen Umständen ein Fußmarsch von zwanzig Minuten – Naruto schaffte es in fünf. Heftiges Schnaufen strömte durch seine Lippen, als er pausenlos und mit schmerzhaften Druck seinen Finger gegen die Klingel presste, nachdem er die Treppen zu seiner Wohnung hoch gesprintet war. Kiba, dieser miese Bastard, sollte ruhig merken, wie sauer er wirklich war. Es würde ihm noch leidtun. Irgendwie musste er ihm ja schließlich deutlich machen, dass er sich falsch verhalten hatte. Dass er - wirklich ganz allein er, Schuld an Narutos aussichtsloser Situation hatte. Doch Kibas Reaktion ließ auf sich warten. Es tat sich gar nichts und deshalb erhöhte Naruto nochmal den Druck seines Fingers, der mittlerweile kalkweiß auf dem Knopf lag. Das markerschütternde Läuten schallte durch die ganze Wohnung, drang sogar bis in den Hausflur, selbst die Nachbarn hätte es aus den Betten schmeißen müssen, nur interessierte das Naruto herzlich wenig. Kiba würde bezahlen, und das am besten gleich hier und jetzt, sobald er sich dazu bewogen hatte, die Tür zu öffnen. Dass Naruto selbst einen Schlüssel für die gemeinsame Wohnung in seiner linken Hosentasche hatte, spielte dabei überhaupt keine Rolle. Sämtliche Möglichkeiten, wie er sich bei Kiba angemessen revanchieren, ihm sein absolut mieses Verhalten deutlich machen konnte, schwirrten ihm durch den Kopf und entluden sich schließlich in einem einzigen, kopflosen und kräftigen Schlag, als Kiba verschlafen und durch müde Augen blinzelnd hinter der Tür auftauchte. Mit bahnbrechender Genauigkeit bahnte sich Narutos Faust einen Weg durch den Türspalt und landete gezielt auf Kibas Nase. Es knackte verdächtig und Kiba stolperte laut wimmernd zurück. „Oh Shit, Fuck“, stöhnte er. „Das war dafür, dass du einfach verschwunden bist“, zischte Naruto mitleidlos gegen das irritierte Winseln seines Mitbewohners und stampfte an ihm vorbei, direkt hinein in die Küche, wo er nach einem Glas und einer gekühlten Flasche Cola griff. Kiba folgte ihm keine Sekunde später, immer noch verwirrt und mit abtastenden Fingern an seinem, für ihn sehr wichtigen Riechorgan. „Was bitte war das denn?“, keuchte Kiba sichtlich mitgenommen. Sein gerade erst gewecktes Gehirn schien noch nicht richtig zu arbeiten. Auch für ihn war die letzte Nacht lang gewesen. Sehr lang sogar. Und wenn er ganz ehrlich war, dann wusste er selbst auch nicht mehr so genau, wann und wie er überhaupt nach Hause gekommen war. Nur die geile Schnitte in seinem Bett, die bis eben noch süß neben ihm geschlafen hatte, wies darauf hin, dass er nicht allein aus dem Club abgehauen war. Moment, scheiße ─ Jetzt, genau bei diesem Gedanken, als er auf Narutos Augen traf, die ihn enttäuscht und wütend zugleich ansahen, wurde ihm bewusst, warum er sich mit einer schmerzenden Nase abgeben musste. „Oh … Oh fuck, du … Scheiße, das tut mir leid, ich war so überwältigt und die Mädels waren alle so heiß und du … Mensch Alter, du warst auf einmal irgendwie weg und ich hab dich echt noch gesucht, glaub mir“, fing Kiba an sich hektisch zu verteidigen. Selbst der Schmerz in seiner Nase war plötzlich nicht mehr wichtig. Naruto wieder zu besänftigen war wichtiger als alles andere. Schließlich musste er mit ihm zusammenleben und er wusste nur zu gut, wie unangenehm es mit dem Blonden werden konnte, wenn dieser sich erst einmal richtig mit seiner Wut angefreundet hatte. Das letzte Mal war zwar schon eine Ewigkeit her, aber er konnte sich noch gut daran erinnern, wie lange sie sich angeschwiegen und ignoriert hatten, bevor sich dann ganz plötzlich jede miese Stimmung im Nichts aufgelöst hatte. Und für Kiba waren die Tage der Funkstille die pure Hölle. Das brauchte er ganz sicher nicht nochmal, jedenfalls nicht dann, wenn er noch die Chance hatte, das zu verhindern. „Ich war die ganze Zeit im Club, Kiba. Du warst derjenige, der plötzlich einfach verschwunden war.“ Naruto konterte zischend, während er sich vage daran erinnerte, wie Kiba von einer Sekunde auf die andere plötzlich von der tanzenden Menge verschluckt wurde, nachdem er ihm zugeflüstert hatte, dass er sich einfach ein bisschen treiben lassen sollte, weil schon nichts Schlimmes passieren konnte. Innerlich verhöhnte er Kibas doch recht unsinnige Naivität. Schlimm war das, was schon wieder passiert war zwar nicht, aber es zerrte eindeutig an den Nerven des Uzumakis. „Ehrlich Naruto, ich war nicht weg, hab dich sogar noch gesehen, wie du im Flur mit dieser echt aufreizenden Rothaarigen verschwunden bist. Und da hab ich mich gefreut und ...“ Naruto unterbrach ihn mit einem heftigen Schnauben. Gott, bis zu diesem Zeitpunkt war auch echt alles super gewesen. „Was? War sie echt so scheiße? Alter, das tut mir leid, ich dachte...“ „Darum geht’s nicht, Kiba. Sie war gut, okay? Sie war es nur leider nicht allein!“, gestand Naruto übereilt, völlig überfordert von seinen Gefühlen. Die Wut auf Kiba, die Verständnislosigkeit durch Sasuke, der überraschende Dreier und die Enttäuschung über sich selbst, war im Moment einfach alles zu viel. Seine Augen reibend ließ er sich auf einen der Küchenstühle sinken. „Moment, wie … nicht allein?“, hinterfragte Kiba, der sich blitzschnell und nun auch deutlich wach seinem Freund gegenübersetzte. Ihm war ja mittlerweile bewusst, dass er etwas verpasst hatte, aber in welche Richtung das gehen würde, hätte er nun nicht wirklich gedacht. „Wir waren nicht sehr lange im Flur. Sie hat mir … Naa, sie hat mir einen geblasen bis …“, er stockte, ziemlich unsicher, ob er Kiba nun doch alles erzählen sollte. Wenn er Sasuke jetzt erwähnte, müsste er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zugeben, dass er einen Abend zuvor ebenfalls bei Sasuke abgestürzt war und eben nicht wie Kiba bisher glaubte bei irgendeiner fremden Frau. Dass sein Kumpel die Spannung durch sein Schweigen nur noch steigerte, half den festsitzenden Worten auch nicht schneller über seine Lippen. Im Gegenteil, es schien sich fortwährend eine Schwere auf ihn zu legen, die er nicht einmal mit einem Schluck Cola fortspülen konnte. „Nun sag endlich warum sie dir kein Happy End verschafft hat, Mann. Ist ja nicht zum Aushalten ...“, brach Kiba stöhnend das Schweigen und Naruto atmete hörbar aus. Er senkte den Kopf und sprach leise, beinahe vorsichtig, als würde er austesten wollen, ob es sich tatsächlich nicht schlimm anhörte. „Sie hat aufgehört, weil … ein Typ kam, der uns mit nach hinten genommen hat, durch den Vorhang, weißt du? Und … dann noch ein paar Räume weiter. Sie war irgendwann verschwunden und ich mit ihm allein und dann war sie auf einmal wieder da und wir haben … zu dritt, du weißt schon“, beendete Naruto seine lückenhafte Erzählung, die Kiba mit geweiteten Augen verfolgt hatte. „Ab da ist alles irgendwie … schwammig. Ich weiß, was wir getan haben, aber ich weiß nicht genau wieso. Ich mein, dieser Typ hat ...“ „Wooow, du hattest echt nen Dreier? Mit nem anderen Kerl? Krass...“, platze es aus Kiba heraus, der sich zeitgleich in seinen Stuhl zurück warf. „Sei ehrlich Naruto, warst du in ihm oder er in dir?“ „Weder noch“, meinte Naruto schnell. Das Bild von Sasuke, Karin und ihm, wie sie dort lagen, sich vergnügten und Sasukes Blicke, die er währenddessen erhaschen konnte, erzeugte warme Wangen. Die Erinnerung an die Momente, die er mit Sasuke danach allein verbracht hatte, erzeugte jedoch eine deutliche Gänsehaut auf seinen Armen. „Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt.“ Und mit diesem Satz sprang Kiba auf. Sein Stuhl fiel polternd nach hinten. Eben war er noch erleichtert gewesen, dass Naruto zwar einen Dreier mit einem anderen Kerl hatte, sie aber scheinbar nicht miteinander intim geworden waren, und nun zerstörte er das mit einem einzigen Satz. „Du willst mir gerade nicht ernsthaft erzählen, dass du Sex hattest mit einem anderen Mann?“, schlussfolgerte Kiba und hoffte bis zu dem niederschmetternden Nicken seines Freundes inbrünstig darauf, dass er sich getäuscht hatte. „Doch“, wisperte Naruto, „und das nicht nur einmal“, fügte er hauchend an. Seltsamerweise fühlte es sich für ihn nicht so erschreckend und schlimm an, es jetzt laut zuzugeben, wie er geglaubt hatte. Es war eher eine Form von Erleichterung, die er verspürte. Jetzt war es immerhin raus. Er brauchte sich nicht mehr hinter irgendwelchen Lügen verstecken und konnte sich ganz darauf konzentrieren, sich selbst zu finden. An irgendetwas musste es ja liegen, dass er sich erneut auf Sasuke eingelassen hatte. Und Kiba auf ewig die Schuld dafür zu geben war auch mehr als schwachsinnig. Für den Moment war seine Wut, die er auf Kiba projiziert hatte, ohnehin verflogen. Viel mehr wunderte er sich über Kibas plötzlich zurückhaltendes Schweigen. Eigentlich hatte er vermutet, dass ihm Kiba bei dieser Neuigkeit die übelsten Sprüche und seine tiefste Verachtung entgegenbringen würde – er wusste selbst nicht genau warum er das dachte, aber der Braunhaarige starrte ihn nur wie versteinert an, bis sich eine nachdenkliche Falte über seine Stirn zog. „Das … das heißt vorgestern, da war keine Frau im Spiel, richtig?“, fragte Kiba zögerlich. Seine Stimme klang normal, so wie sie Naruto kannte. Da war nichts Verächtliches. „Richtig“, erwiderte er. „Um ehrlich zu sein … derselbe wie gestern Nacht.“ „Oh ha“, stieß Kiba hervor und ließ sich schwer atmend auf einen anderen Stuhl fallen. „Immerhin versteh ich es jetzt“, murmelte er und Naruto betrachtete ihn fragend. „Naja, dein ganzes Verhalten eben, jetzt macht es immerhin einen Sinn. Ich an deiner Stelle hätte mich vermutlich genauso benommen. Mann shit, du hättest das echt vorher schon sagen müssen, dann wäre ich gestern bei dir geblieben und ...“ „Wärst du nicht“, fuhr ihm Naruto dazwischen, jedoch mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen. Kiba war wirklich der beste Freund den er hatte. Er reagierte auf Narutos Offenheit vorbildlich und human, genau so wie er es brauchte. Dennoch wusste Naruto, dass auch Kiba sich nicht von heute auf morgen ändern konnte. Selbst wenn er alle Einzelheiten vorher gekannt hätte, wäre der Abend genauso verlaufen, dessen war sich Naruto sicher. „Vermutlich hast du Recht“, stimmte ihm Kiba zu und für einen Moment sahen sie sich einfach nur an. Stumm aber mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, bis sie in gemeinsames Lachen fielen. „Krass, das ist irgendwie voll aus dem Ruder gelaufen, Mann“, lachte Kiba und Naruto antwortete mit einem Nicken. „Und wie geht’s jetzt weiter? Was tust du jetzt? Hast du wenigstens deine Antworten bekommen?“, hakte Kiba nach, die gespannte Stimmung war vollends verflogen. Auch Naruto fühlte sich wohler und selbst nach diesen Fragen schüttelte er nur resigniert mit dem Kopf. „Nicht wirklich. Aber ich finde es heraus“, sagte er entschlossen und grinste Kiba an, „nach dem Duschen.“ Er zwinkerte und stand auf, stellte sein Glas in die Spüle und betrachtete beim Vorbeigehen noch einmal Kibas leicht geschwollene Nase. Seine Mundwinkel zuckten verlegen. „Du solltest sie vielleicht etwas kühlen“, sagte er mit kleiner Reue im Unterton, doch Kiba lachte es nur weg. Es war okay. Solange seine Nase nicht gebrochen war, konnte er mit allem Leben. Hauptsache die Sache mit Naruto war geklärt. Solange jetzt nichts mehr zwischen ihnen stand, war alles gut. „Ach Naruto...“, sagte Kiba dann doch noch zögerlich, bevor der Blonde im Bad verschwinden konnte, „bist du jetzt eigentlich richtig... schwul?“ Naruto schluckte nur auf diese Frage und zuckte automatisch mit den Schultern. „Wenn ich das nur wüsste ...“, meinte er ratlos und betrat das Badezimmer. Kiba ließ er mit nachdenklichem Blick zurück. Eigentlich hatte Naruto vorgehabt sich schnell unter eine heiße Dusche zustellen, die Gedanken im Abfluss versickern zu lassen und das gesamte Wochenende einfach zu vergessen. Doch als er seine Hose auszog, noch einmal die Taschen kontrollierte, ehe sie auf dem Wäscheberg landen konnte, erfassten seine Finger ein dünnes Stück Papier. Noch bevor er drauf sehen konnte, wusste er, was auf dem Kärtchen stand, dass er mit Daumen und Zeigefinger aus seiner Jeanstasche zog. Sasukes vollständiger Name glänzte in dunkelblauer Schrift auf dem weißen Papier und direkt darunter befand sich seine Handynummer. Für einen Moment wunderte sich Naruto, dass er sich den Zettel überhaupt eingesteckt hatte. Vorhin war er immerhin so aufgebracht gewesen, dass es auch gut hätte sein können, dass er ihn einfach in die nächstbeste Mülltonne geschmissen hätte. Nur würde er damit auch die Chance auf Klarheit wegschmeißen – sofern Sasuke überhaupt dazu im Stande war ihm alle Fragen zu beantworten. So ganz sicher war er sich da nämlich nicht. In der letzten Nacht hatte er es immerhin auch schon tun wollen und was hatte er stattdessen bekommen? Nur noch mehr unklare Fragen und wirre Gedanken. Was sollte er jetzt also machen? Erneut eine Konfrontation wagen, dessen Verlauf und Ausgang durchaus wieder in einem waghalsigen Abenteuer enden konnte oder sollte er beginnen mit der Ungewissheit zu leben? Wie lange würde er das schaffen? Naruto war von Natur aus neugierig, demzufolge sah es längerfristig etwas schlecht aus. Diese Erkenntnis war vermutlich auch der Grund dafür, dass er den Zettel vorsichtshalber auf der Waschmaschine deponierte, ehe er sich kurzentschlossen doch ein warmes Schaumbad einließ. Nachdenken konnte er immer noch am besten in einer schönen, erholsamen Wanne mit ganz viel gut riechendem Schaum. Seine Sachen landeten im Wäschekorb, während rauschendes Wasser die porzellanbeschichtete Wanne füllte. Wärme hüllte den Raum in dampfenden Nebel – mit leicht exotischen Duft. Zwei tiefe, lange Atemzüge später glitt Naruto mit den Füßen voran ins wohlig warme Wasser. Es tat gut – umschmeichelt und eingebettet dazuliegen, die Augen zu schließen und einfach mal nichts zu tun. Eins – das musste er sich eingestehen – war eindeutig gut an diesem Wochenende. So anstrengend und nervenaufreibend es auch gewesen war, genauso sehr fühlte er sich aber auch entspannt und befriedigt. Auf körperlicher, sexueller Ebene war da nicht weniger als pure Leichtigkeit. Er fühlte sich in jeder Hinsicht vollkommen ausgeglichen. Und wenn er ehrlich war, dann fühlte er in diesem Ausmaß zum ersten Mal so. Nur der kleine, negative Umstand, dass er noch immer so viele Lücken in seinem Kopf hatte, fügte der Erleichterung einen bitteren Beigeschmack hinzu. Daran musste sich etwas ändern. Das stand so fest, wie die Tatsache, dass er morgen wieder auf der Arbeit erscheinen musste. Genau eine Dreiviertelstunde nachdem Naruto die Wanne verlassen hatte, stand er angezogen und sichtlich nervös in seinem Zimmer. Der Zettel zwischen seinen Fingern, während sich sein Handy vor ihm auf dem Schreibtisch befand. Sollte er es wirklich wagen? Noch einmal ein Treffen mit Sasuke? Vor wenigen Sekunden war er sich noch so sicher gewesen, hatte vor Selbstbewusstsein gestrotzt und nun konnte er sich einfach nicht überwinden. Er wusste nicht einmal richtig wie er überhaupt ein Gespräch beginnen sollte. Klar, er wollte Antworten. Wollte endlich wissen, was genau alles am ersten Abend im Club vorgefallen ist, wollte wissen wie, wann und wieso er bei Sasuke gelandet war, wollte wissen, warum er aus heiterem Himmel so scharf auf den gestrigen Dreier gewesen war und verdammt nochmal, er wollte endlich wissen warum er solche Schwierigkeiten damit hatte, sich an die genauen Einzelheiten zu erinnern. Allerdings … „Naruto?“ Kibas Stimme, begleitet von einem Klopfen an seiner Tür riss ihn aus seinen Gedanken. „Bist du angezogen?“, hinterfragte Kiba mit einem vorsichtigen Hauch von Belustigung in der Stimme. Naruto schnaubte nur und bat ihn herein. Braunes Haar tauchte schon kurz darauf im Türspalt auf, ehe er zaghaft seinen Körper in Narutos Zimmer schob. Kiba ließ sogleich seinen Blick vergewissernd über seinen blonden Freund schweifen, bis er an dem Zettel in seiner Hand hängen blieb. „Sag mal, ist das da ...“, begann er und schnappte ihm Sasukes Nummer sprichwörtlich vor der Nase weg. „Ohooo“, machte Kiba, wedelte mit dem Zettel herum und sah dabei irgendwie alles andere als sehr männlich aus. Naruto verdrehte nur die Augen. Kiba benahm sich schon wieder so lächerlich, schlimmer als sonst, als hätte die vergangene Nacht seinen kompletten Hormonspiegel durcheinander gebracht. „Ja, das ist der Typ“, gab Naruto nach, bevor Kiba erst richtig loslegen konnte. „Und bevor du fragst, ich hatte gerade vor ihn anzurufen“, sagte er und bei Kiba konnte er beobachten, wie er geschockt die Hand sinken ließ und den Mund vor Fassungslosigkeit weit öffnete. „Ach, was du wieder denkst“, stöhnte er kopfschüttelnd und nahm Kiba den Zettel wieder ab. „Ich will von ihm nur wissen, was wirklich alles passiert ist und vielleicht hab ich ja Glück und es war gar nichts Besonderes und er erzählt es mir eben schnell am Telefon“, meinte er gutgläubig. „Ja, natürlich“, erwiderte Kiba, der allem Anschein nach Narutos Optimismus nicht teilen konnte. „Lass mich, was wolltest du eigentlich?“, versuchte Naruto abzulenken und nach einer kurzen schweigsamen Pause entschied sich sein Kumpel scheinbar dafür, diese willkommene Ablenkung anzunehmen. Er holte einmal tief Luft und hielt Naruto ein Prospekt vor die Nase. „Ich wollte dich fragen, ob wir uns heute Abend was vom Italiener bestellen wollen. Der hier soll richtig gut sein. Hinata hat mir neulich davon erzählt, dass sie mit ihrem bescheuerten Cousin dort war, weil ihre Familie ...“ „Ja, bestell uns einfach was“, unterbrach Naruto den offensichtlichen Redeschwall. War ja toll, dass Kiba sich mit ihm unterhalten wollte, aber gerade jetzt hatte er weiß Gott andere Sorgen, um die er sich zunächst kümmern musste. Vorher würde er sich auf gar nichts mehr konzentrieren können. Zum Glück schien Kiba diesen offensichtlichen Wink auch zu bemerken, denn er nickte freudig und verschwand mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Das Prospekt nahm er mit und ließ Naruto alleine, der sich seufzend auf seinen Schreibtischstuhl niederließ. Wenn nicht jetzt, wann dann? Vermutlich würde es nur noch schwieriger werden, je länger er es versuchte herauszuschieben. Nachdenken war ja schön und gut, aber viel mehr Antworten würde er allein auch nicht mehr finden und deshalb griff er – zwar zögerlich aber innerlich gefasst – nach seinem Handy und wählte die Nummer, die gut leserlich unter Sasukes Namen stand. Eine gefühlte Ewigkeit wartete er auf den Freizeichenton und als er ihn schließlich hörte, war er kurz davor sein Handy vor Schreck fallen zu lassen. Gott, warum war er denn plötzlich schon wieder so nervös? Er würde jetzt ja nicht zum ersten Mal mit Sasuke sprechen und trotzdem schien es auf das erste normale Gespräch zwischen ihnen hinauszulaufen – vorausgesetzt der Schwarzhaarige nahm auch endlich mal an. Immerhin lauschte Naruto einem Standardklingelton und nicht irgendeinem veralteten Song aus vergessenen Charttagen, wie es bei Ino oder Sakura der Fall war. „Uchiha?“ Die raue Stimme, die ihm aus seinem Handy entgegenschallte, kam ihm müde und erschöpft vor. Sie klang etwas heiser und dumpf, was aber ausreichte, um Naruto einen angenehmen Schauer über den Rücken zu schicken. Diese Stimme hatte definitiv etwas Verbotenes an sich und stellte sich glücklicherweise nicht als Anrufbeantworter des Uchihas heraus. „Hallo?“, hörte er Sasuke fragen, weil er schlicht und ergreifend einfach nicht wusste, wie er reagieren sollte. Vielleicht wäre ein Anrufbeantworter doch besser gewesen. Er atmete schwer ein, ehe er sich dazu durchrang einfach irgendwas zu sagen. „Ähm ja, hi“, sagte er nicht gerade sehr originell. „Ich … also ich bins, Naruto“, meinte er und am anderen Ende konnte er hören, dass Sasuke tief und erkennend einatmete. Zumindest versuchte er sich das einzubilden. „Naruto, hm?“ „Ja, du hast mir heute Morgen deine Nummer gegeben und ich wollte...“ „Ich weiß, was du willst“, unterbrach ihn Sasuke und Naruto hatte schlagartig das Gefühl ein Déjà-vu zu erleben. Die Tonlage, die er benutzte, um diese paar Worte auszusprechen, war unheimlich ansprechend. Seine ganze Haut fing an zu kribbeln und Sasuke schien sich dieser Wirkung auch deutlich bewusst zu sein. „Ähm okay, also ich will reden, wirklich nur reden“, erwiderte Naruto wohl mehr um sich selbst zu versichern als irgendjemand anderen. Von Sasuke erhielt er darauf nur ein kurzes, dunkles Lachen. „Was anderes hab ich auch nicht gedacht“, sagte er. Naruto schloss ertappt die Augen. Warum rannte er auch ausgerechnet immer in die blödesten Fettnäpfchen? Einfach mal cool bleiben, wieso war das manchmal so schwer? „Gut“, seufzte er. Draußen klingelte es an der Tür und Kibas Stimme hallte durch die Wohnung, ehe er polternd zur Tür rannte. Er hatte Essen bestellt und der Lieferservice war bereits da? Wie schnell ging das denn bitte? Anscheinend hatte Kiba bereits bestellt, bevor er Naruto davon in Kenntnis gesetzt hatte. Sein Auftreten konnte er dann wohl eher als rein platonischen Anstand, der geprägt war von Neugier verbuchen. Keine Minute später pochte es jedenfalls schon drängend an seine Tür, also konnte er eine Aussprache am Telefon wohl vergessen. Verdammter Mist. „Wie es aussieht hast du gerade nicht so viel Zeit, hm?“, bemerkte Sasuke und für den Uzumaki hörte es sich eine Spur zu neckend an. Beinahe so, als wüsste er ganz genau, was Narutos eigentliches Ziel gewesen war. „Scheint so“, atmete er schwer ins Telefon und schon wieder drang ein Lachen an seine Ohren, das ihm die feinen blonden Nackenhaare aufstellte. Wenn das so weiter ging, konnte er sich früher als gewollt von seinem Heterodasein verabschieden. So ganz eingestehen, dass ausgerechnet ein anderer Kerl eine so krasse Wirkung auf ihn hatte, wollte er sich das noch nicht. Allerhöchstens wäre er Bi, nicht mehr! „Kennst du das Kyashii, Naruto?“ Sasuke klang aufregend reizvoll. Außerdem weckte er Narutos Neugier. Das Kyashii war ein Restaurant, von dem er zwar gehört, es aber noch nie besucht hatte. Ohne Tischreservierung ging da gar nichts und selbst wenn doch, konnte sich das Naruto in der Regel nicht leisten. Ein absolutes Feinschmeckerlokal. Sasuke wollte ihn doch nicht wirklich … „Ich kenne es, aber...“ „Gut, dann sehen wir uns morgen Abend? 19 Uhr?“ Er wollte sich tatsächlich dort mit ihm treffen? In einem Restaurant, wo man gut aß aber sicherlich nicht irgendwelche Sexeskapaden besprach? Worauf wollte der Schwarzhaarige denn jetzt hinaus? „Also ich weiß nicht, ob das so passend ist“, erwiderte Naruto skeptisch, obwohl es ihn unheimlich interessierte wie, es nun im Kyashii aussah. Allein von den vielseitigen Erzählungen her schien es ein unglaublich gutes und ansprechendes Restaurant zu sein. „Vertrau mir, dir wird es gefallen. Ich lad dich ein. Also morgen 19 Uhr?“ „Okay!“ Naruto hatte schnell zugestimmt, war seinem Bauchgefühl gefolgt, ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben. Was sollte in einem seriösen Geschäft auch schlimmes passieren? „Schön, dann bis morgen“, hörte er Sasuke noch sagen, bevor dieser die Verbindung trennte. Naruto hatte nicht einmal die Gelegenheit sich auch von dem anderen zu verabschieden. Sekunden nach dem abrupten Gesprächsende, starrte er noch immer auf das Handydisplay. Das war jetzt nicht wirklich geschehen, oder? Sasuke und er hatten morgen nicht wirklich eine Verabredung im angesagten Kyashii – wohlgemerkt auf Sasukes Rechnung? Woar, mit wem hatte er es denn da zu tun? Das ging alles so schnell, unerwartet und war teilweise so realitätsfern, dass er nur mit dem Kopf schüttelte, ehe er sein Handy in seine Hosentasche gleiten ließ und sich zu Kiba ins Wohnzimmer begab. Auf dem Couchtisch stapelten sich zwei Pizzakartons, darüber ein kleineres Gefäß mit Alufolie bedeckt und zwei Plastikbehälter mit Salat. Naruto betrachtete mit gerunzelter Stirn seinen Freund, der seine Nase bereits tief über einem dampfenden Nudelauflauf hängen hatte. Er hörte ihn genüsslich einatmen und setzte sich direkt neben Kiba. „Erwartest du noch irgendwen zum Essen?“, fragte Naruto schelmisch grinsend, doch Kiba verneinte mit vollem Mund. Er nuschelte ein irritiertes Wieso, woraufhin Naruto nur mit einem einzigen Blick auf das viele Essen deutete. „Schaffen wir schon“, kommentierte Kiba sicher und griff nach dem anderen Auflauf, um ihn Naruto auf den Schoß zu legen. Der Blonde lachte und zog mit hungrigen Augen die Alufolie ab. Es roch herrlich. Wenn es jetzt auch noch schmeckte, war er vollkommen zufrieden. Wer brauchte da schon irgendwelches teures Gourmet-essen. Dass sein Magen bei diesem Gedanken ein kleines, vorwitzig interessiertes Kribbeln absonderte, schob er vorerst weit in den Hintergrund. Auflauf und Pizza reichte für seine Verhältnisse absolut aus. „Und, was ist nun? Erzähl mal“, unterbrach ihn Kiba beim sinnlosen Nachdenken. Der Fernseher strahlte gerade eine dieser nervigen Musikshows aus, wo die Leute leider nur glauben richtig singen zu können. Schlimmer als Katzengejaule. „Was soll ich erzählen?“ Naruto antwortete eine Spur zu abwesend. Andere Gedankengänge zu verfolgen war gar nicht so einfach, wenn man gerade selbst sehr beschäftigt war. Allerdings war Kiba momentan nicht die passendste Wahl für Unaufmerksamkeit. „Oh Mann... Telefon … Sasuke … klingelt da was?“, hakte Kiba ungehalten nach und schmiss die bereits leere Auflaufform zurück auf den Tisch. Im fast identischen Handgriff schnappte er sich einen der Pizzakartons. „Ah, achso“, realisierte Naruto. „Das Gespräch war ganz okay. Er hat mich morgen Abend zum Essen eingeladen“, erklärte Naruto und spürte keine Sekunde später einen abschätzigen, fragwürdigen Blick auf sich. Kiba hatte sogar schlagartig aufgehört sich die Pizzastücke in den Mund zu stopfen. „Keine Sorge, wir gehen ins Kyashii, voll seriös und ohne fragwürdige Absichten“, versicherte Naruto – selbst erstaunt über die Nüchternheit seines Tonfalls. Kiba hingegen wäre beinahe das halb zerkaute Pizzastück wieder aus dem Mund gefallen. Er schluckte gerade noch rechtzeitig. „Sicher?“, hauchte er fassungslos. „Ja, was soll schon passieren?“ „Keine Ahnung, Mann. Ihr trefft euch abends. Das Kyashii ist soweit ich weiß schweineteuer und wer weiß schon, wie der Kerl so tickt. Nachher erpresst er dich mit der Rechnung, die du im Leben nicht bezahlen kannst, nur damit er dich nochmal irgendwo in einer Seitengasse flachlegen kann.“ „Wenn überhaupt, dann wird er wohl von mir flachgelegt. Wenn ich mich nämlich richtig erinnere, steht er eher darauf der Passive zu sein“, erwiderte Naruto plaudernd, mit Blick auf den Fernseher, während es bei Kiba gerade mucksmäuschenstill wurde. Selbst das Atmen schien ihm bei dieser neuen bahnbrechenden Neuigkeit wie weggestorben zu sein. Naruto bemerkte den tieferen Sinn seiner Worte erst, als Kiba notgedrungen heftig wieder nach Luft schnappte. „Wie … bitte?“, hüstelte er verlegen. Mehr als die Hälfte der Pizza lag noch verlockend und duftend im Karton, doch Kiba legte sie dennoch vorerst zur Seite. Das Thema interessierte ihn auf verquere Weise. „Ach, du hast schon richtig gehört. Mein Schwanz war in seinem Arsch, nicht umgekehrt“, gab Naruto beinahe ein wenig genervt zu. Als ob die Rollenverteilung beim Sex das größte und wichtigste Problem wäre. Viel entscheidender war, wie es überhaupt erst dazu kommen konnte. „Na das ist ja prima“, rief Kiba plötzlich begeistert. „Dann kannst du morgen auch ganz beruhigt ins Kyashii essen gehen.“ „Wieso das jetzt auf einmal?“, fragte Naruto, der den überraschenden Sinneswandel noch nicht ganz nachvollziehen konnte. „Na ist doch ganz klar. So wie es aussieht hat er sich eindeutig in dich verguckt und will dich jetzt im ganz großen Stil erobern. Warum sonst so ein Restaurant? Nur um zu reden hätte auch die Dönerbude um die Ecke gereicht. Das, Naruto, ist ein Date. Zwar echt abgefahren und übertrieben, aber ein Date bleibt ein Date.“ Strotzend vor Selbstbewusstsein, und offensichtlich begeistert von seiner Spitzfindigkeit, grinste Kiba und langte erneut und mit einem deutlich zufriedenen Seufzen nach seiner Pizza. Naruto, der nach seinen Worten allerdings noch verstörter und nachdenklicher wirkte, brachte kaum noch etwas herunter. „Du spinnst doch“, murmelte er, während er nur noch lieblos in seinem Auflauf herumstocherte. Obwohl er wusste, dass Kiba mit dieser Vermutung nur im Unrecht liegen konnte, war ihm der Appetit vergangen. Warum das allerdings so war, das würde der Uzumaki wohl erst noch herausfinden müssen. Vielleicht morgen, nach der Arbeit, wenn er sich mit dem Schwarzhaarigen im Kyashii traf. Arbeit hatte normalerweise immer die Macht, einen von unliebsamen, aufreibenden Gedanken abzulenken. Dieses Mal schien das jedoch nicht so ganz zu funktionieren. In wirklich jeder freien Minute schweiften Narutos Gedanken ab. Mal dachte er an das, was Kiba gestern gesagt hatte – was er mittlerweile als totalen Blödsinn empfand. Als ob sich Sasuke wirklich in ihn verliebt hätte. Schwachsinn, immerhin führte er eine Beziehung, was er ja unfreiwillig mitbekommen hatte. Dann jedoch dachte er darüber nach, aus welchen Gründen Sasuke diese scheinbar nicht seltenen Seitensprünge hatte. Würde seine Beziehung gut laufen, bräuchte er ja keinen Sex mit anderen Männern – und Frauen. An diesem Punkt dachte er wieder an Karin und ihre gemeinsame Nacht. Welche Rolle spielte die attraktive Rothaarige? Und Naruto war sich ziemlich sicher, dass sie nicht nur zufällig dort gewesen sein musste. Ihre Worte, ihre Blicke ─ ihr ganzes Verhalten in Bezug auf Sasuke, waren seltsam anders, als er es vorher von ihr wahrgenommen hatte. Irgendwann im Laufe des Tages war er dann so aufgewühlt gewesen, dass er in einem Anflug purer Verzweiflung seinen ganzen Laden auf den Kopf gestellt hatte. Er sortierte Waren, ordnete sie neu, zählte die bunten Lutscher, nur um sie anschließend nach Farben zu sortieren. So verging die Zeit, bis er seine Schicht an einen seiner zuverlässigsten Mitarbeiter abgeben konnte. Pünktlich mit dem Glockenschlag verließ er um fünf das Geschäft, um sich zuhause noch etwas frisch zu machen. Eigentlich bestand ja gar kein Grund darin, sich besonders schick zu machen. Immerhin war das ja nichts Besonderes. Kein Date. Kein Geschäftsessen. Das war gar nichts. Nur ein Treffen, um endlich die offenen – zugegeben immer mehr werdenden – Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen. Was den Uzumaki allerdings nicht daran hinderte, doch noch einmal versichernd einen prüfenden Blick in den Spiegel zu werfen. Er sah gut aus. Nicht zu aufgetragen oder offensichtlich herausgeputzt, sondern schlicht, angemessen und solide gekleidet. Genau so lief er dann auch los – mit einem aufgeregten Magen und einem schwirrenden Kopf. Sasuke sah er bereits vor dem Lokal an der Wand stehen. Er trug einen schwarzen Mantel, passend für die etwas kühle Temperatur, und hatte die Hände in den Taschen. Seine Haltung war gerade und aufrecht, wirkte aber seltsamerweise nicht so steif, wie Naruto es vermutet hätte. Mit jedem Schritt schien seine Nervosität anzusteigen und er hoffte inständig, dass man es ihm nicht anmerken würde, wenn er Sasuke zum ersten Mal richtig bewusst und absichtlich gegenüberstand. „Hey“, brachte Naruto über trockene Lippen, als es keine andere Möglichkeit mehr gab, da sich Sasuke in seine Richtung gedreht und ihn bereits gesehen hatte, noch bevor der Blonde vollends vor ihm zum Stehen gekommen war. „Hi“, antwortete Sasuke. Seine Lippen zierte ein kleines, zaghaftes Schmunzeln und Naruto versuchte automatisch, es irgendwie zu erwidern. „Ich hab uns einen Tisch reserviert, wenn du magst, können wir sofort rein“, sprach der Schwarzhaarige weiter. Seine Stimme war dunkel und trotzdem weich und einschmiegsam. Wenn er sich immer so anhörte, wäre es vielleicht kein Wunder, wenn Naruto wieder … „Okay“, sagte er und folgte Sasuke ins Innere des Kyashii. Augenblicklich fühlte er sich wie in einem dieser geheimen Hinterzimmer eines James Bond Filmes. Saubere, weiß glänzende Tische, Stühle und Bänke, nur beleuchtet durch akzentuiertes, weißes Licht und dem bläulichen Schimmer der riesigen Salzwasseraquarien, die sich an den Wänden durch den ganzen Raum zogen. Es war beeindruckend, stilvoll und atemberaubend. Naruto hielt achtungsvoll den Atem an, bis er mit Sasuke einen Tisch erreichte und er aufgefordert wurde sich zu setzen. Korallen und eine beachtliche Vielfalt an exotischen Fischen befanden sich in den Aquarien. Man kam gar nicht Drumherum sie zu bestaunen. „Es ist schön, oder?“, brach Sasuke die erwartungsvolle Stille. „Ich bin oft hier nur wegen der Atmosphäre. Es wirkt irgendwie beruhigend und entspannend.“ Naruto nickte ihm zu. Hier und da jagten sich verspielt ein paar Fische durchs Wasser und verdammt ja, Sasuke hatte Recht. Seitdem er hier drin war, war seine Nervosität wie weggewischt. In seinem Inneren war alles ganz ruhig und ausgeglichen. Hatte er das etwa beabsichtigt? „Ähm“, räusperte sich Naruto, als ihm auffiel, dass zwar einige Gäste an ihren Tischen saßen und genüsslich speisten, es aber weder eine Speisekarte auf ihrem Tisch noch eine Bedienung in unmittelbarer Nähe gab. Sasuke schien Narutos stummen Gedanken jedoch sofort wahrzunehmen. „Ich hab für uns bereits etwas zu essen vorbestellt“, antwortete er, während sich wenige Minuten später stilles Erstaunen auf Narutos Gesicht abzeichnete, als zwei kunstvoll dekorierte Speisen serviert wurden. Eine Flasche kostbaren Weines rundete dieses Erlebnis ab. Naruto hatte in seinem ganzen Leben noch nie so etwas Fantastisches gesehen, gegessen oder getrunken. Er war hin und weg, hatte sich fest vorgenommen jeden Bissen auf seiner Zunge zergehen zu lassen, was wohl auch der Grund dafür war, dass er Sasuke erst wieder ansprach, als sie die Vorspeise beendet hatten. „Es ist echt der Wahnsinn, dass du mich hierher eingeladen hast, aber wir kennen uns nicht und die Momente, die wir hatten, würde ich nicht gerade als gute Grundvoraussetzung sehen, sich ausgerechnet hier zu treffen. Außer das, was meinem Wissen bisher vorenthalten blieb, ist so gravierend, dass du dich auf diesem Wege versuchst, bei mir einzuschleimen, damit ich dir nicht gleich den Kopf einschlage, wenn du es mir offenbarst“, sprach Naruto mehr neckend und scherzhaft, ein wenig gestellt und als Auflockerung der Situation gedacht, als wirklich ernsthaft, doch Sasuke versteifte sich tatsächlich für eine kleine, unliebsame Schrecksekunde. Vielleicht hatte er damit unbeabsichtigt einen Treffer genau ins Schwarze gemacht. „Ich denke, ich hab dir einiges zu erklären und nicht alles davon wird dir so gut schmecken wie das Essen hier“, gab Sasuke mit einem ehrlichen Seufzen zu. Er fuhr sich in einer lässigen Bewegung durch die Haare, ehe er Narutos Blick suchte. „Das hier, zusammen mit dem vielen Alkohol, den du getrunken hast, ist scheinbar der Grund dafür, dass ich dich rumgekriegt, abgeschleppt und du mit einem Blackout am nächsten Morgen bei mir aufgewacht bist“, erklärte Sasuke monoton, beinahe so, als ginge ihn das plötzlich gar nicht mehr nah und schob Naruto einen weißen Zettel entgegen. Auf diesem Zettel standen genau zwei Begriffe, die seine Gesichtszüge binnen Sekunden versteinern ließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)