Sick Desire von KateBerrie (my love is bad for you !) ================================================================================ Prolog: Verlorenes Gold ----------------------- Weiße Schneeflocken fielen vom Himmel, glitten durch die kalte Winterluft langsam auf die Stadt herab und bedeckten unweigerlich immer mehr die Straßen, die Dächer der Häuser in Tokio und auch ihr schwarzes Haar. Doch sie schien ihre Umgebung, die wahrlich einem weißen Teppich glich, gar nicht wahrzunehmen. Sie stand, ohne jegliche Bewegung, mitten im Schnee. Hinter ihr befand sich einige Meter entfernt eine Hauptstraße, die natürlich, um diese Uhrzeit, voll befahren war, doch auch dies schien sie nicht zu stören. Ihr Blick war wie festgeklebt, richtete sich nur auf eine bestimmte Sache, eine bestimmte Stelle auf der Wiese, für sie war es das Wichtigste auf der Welt ... Ein viereckiger Stein ragte aus der Schneemasse heraus, die aber das Meiste vergraben hatte. Ein goldener Schriftzug war halb zu erkennen, aber nicht zu entziffern. Im Moment war sie die Einzige, die wusste, was dort eingemeißelt war. Kein Wunder, wenn man daran dachte, dass sie jeden einzelnen Tag seit einem Jahr hier stand. Wegen ihm. Wie lang ich wohl schon hier stehe, fragte ich mich still, und wandte meine Augen keine Sekunde von dem Grab ab. Wohl schon eine ganze Weile, beantwortete ich mir meine Frage selbst, da außer mir ja niemand hier war. Mein dunkelblauer Mantel, der mir bis zu den Knien ging, wärmte mich gar nicht mehr, meine Finger zitterten und waren schon fast unterkühlt, genauso wie meine Beine, die in den dunkelbraunen Stiefel steckten, doch sie waren von dem Schnee umhüllt und so wurden sie mit der Zeit durchnässt und froren. Ich spürte die Schneeflocken, die auf mein Haar fielen, sie immer mehr in Anspruch nahmen und sie weiß werden ließen. Es war mir egal. Beinahe alles war mir egal, nur um eins kümmerte ich mich, um dieses Grab, das Grab, dass ich selbst errichtet hatte, zusammen mit meiner Familie. Inuyashas Grab. Der Tag an dem er gegen Naraku verloren, und uns alle verlassen hatte, insbesondere mich, war der schlimmste in meinem Leben gewesen ... *Vor etwa einem Jahr im mittelalterlichen Japan* „Inuyasha!“ Kagome schrie ihren ganzen Kummer hinaus, Tränen liefen ihr über die Wange als sie den Hanyou regungslos am Boden liegen sah, neben ihm das zerbrochene Schwert seines Vaters, Tessaiga. Kagome rannte auf ihn zu, ließ sich neben ihn fallen, direkt in die große Blutlarche, die sich um Inuyasha herum ausgebreitet hatte. Seine Augen waren leer, der wundervolle goldene Glanz in ihnen, den sie so liebte, war verschwunden. Zitternd krallte sie sich mit ihren Händen, an seiner roten Kleidung fest, schluchzte und weinte bitterlich, unweigerlich durchnässten ihre Tränen sein Oberteil. Kagomes Herz zersprang in viele kleine Stücke, genauso wie das Shikon no Tama damals, als sie es mit ihrem Pfeil getroffen hatte. Der Anfang ihrer Reise mit Inuyasha. Narakus widerliches Lachen hallte augenblicklich durch die Gegend. Er wusste, dass er gewonnen hatte und es war die reinste Genugtuung gewesen, seinen hasserfüllten Gegner tot zu sehen. Sein Plan war aufgegangen. Endlich! Shippo stand nun traurig neben Kagome, betrachtete sie mitfühlend, aber auch Inuyasha sah er fassungslos an. Er wollte nicht glauben, was er selber eben mitangesehen hatte. Miroku und Sango waren geschwächt vom Kampf und lagen ebenfalls geschlagen auf dem Boden. Kirara versuchte Sango wachzubekommen, indem sie ihre Wange mit ihrer Nase anstupste und miaute. Doch es half alles nichts. Die Augen der DÄmonenjägerin öffneten sich nicht. „Kagome.“, flüsterte Shippo und im rollte eine Träne die Wange hinunter. Doch Kagome reagierte nicht, weinte weiter, sie wusste, dass Inuyasha nicht nur geschlagen, sondern, dass sein Leben von diesem Widerling Naraku ausgehaucht worden war. Er war zu stark für ihn gewesen. Ihr geliebter Inuyasha hatte verloren! Sie konnte und wollte es einfach nicht wahrhaben, doch die Realität traf sie knallhart, stieß ihr gnadenlos ein Messer in den Bauch, und verletzte sie beinahe tödlich. * * * * * „Inuyasha.“ schluchzte ich nun und meine Sicht verschwamm allmählich, Tränen kullerten langsam über meine kalten Wangen, seinen Grabstein konnte ich kaum noch erkennen. Warum nur? Fragte ich mich und vergoss noch mehr salzige Flüssigkeit, die aus meinen Augen kam. Langsam sackte ich zusammen, da meine Beine nicht mehr wollten und fiel kniend in den Schnee. Nie im Leben hatte ich auch nur den Gedanken daran verschwendet, dass dich Naraku besiegen könnte .. und doch .. und doch hatte er es geschafft. Inuyasha ! Kapitel 1: Neues Leben (?) -------------------------- 3 Jahre später ... Ich öffnete meine Augen. Tiefe Dunkelheit umgab mich und mein Kopf schmerzte, als hätte mir jemand etwas gegen den Kopf geschlagen. Ich wusste nicht wo ich war, die wenigen nächtlichen Lichtblicke, die mir das Fenster mithilfe des Mondscheines gab, brachten mir auch nichts. Angestrengt suchte ich den Raum ab und kam wenige Momente später zu dem Entschluss, dass ich mich mitten in einem Wohnzimmer befand, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es war ruhig, einzig mein flacher Atem hallte förmlich durch die vier Wände. Meine Hände lagen auf der Stuhllehne, als ich sie aber bewegen wollte, um aufzustehen, konnte ich es nicht. Sofort bemerkte ich die Seile, die ich nun in meinem Blickfeld erkennen konnte. Panik überkam mich. Warum war ich gefesselt auf einem Stuhl, in einem fremden Wohnzimmer? Und was noch viel wichtiger war. Befand ich mich allein hier, festgebunden auf diesem Stuhl? Mit aller Kraft zog und rüttelte ich mit meinen Händen. Ein leiser Seufzer entfuhr mir, weil die Seile sich keinen Millimeter gelockert hatten. Zugleich setzte ein brennender Schmerz an meinen Handgelenken ein. Wie lang ich wohl schon hier war? Trauer und Angst überschwemmten mich, ich fing an leicht zu zittern. Was wenn ich hier nicht mehr frei kam? Mama, Opa, Sota. Sie machten sich bestimmt schon große Sorgen, wenn ich länger unauffindbar war. Sie würden mich bestimmt suchen, aber andererseits ... Wer würde mich schon finden können? Inuyasha könnte es, mit seiner unglaublichen Spürnase. Nein! Verdammt, nicht an Inuyasha denken. Selbst er kann mir nicht helfen, nicht mehr. Er ist weg. Warum muss ich ausgerechnet jetzt an ihn denken? Ich wollte doch damit aufhören, ihn zu vermissen. Akzeptieren, dass er gestorben war, nicht mehr bei mir war. „Na bist du endlich wach?“, schreckte mich eine tiefe Stimme aus meinen Gedanken. „Wer ist da?“, sprach ich deutlich in den Raum. Ich hatte zwar Angst, aber das würde ich demjenigen bestimmt nicht zeigen. Außerdem war ich mutiger und stärker als vor einigen Jahren. Das mittelalterliche Japan hatte ich geprägt und mir gezeigt ich konnte stark sein und mich verteidigen, wenn diese Fesseln bloß nicht wären ... „Das hat dich nicht zu interessieren.“, bekam ich meine Antwort, die mich aber keineswegs zufrieden stellte. „Was willst du von mir? Wo bin ich? Und fesseln hättest du mich auch nicht unbedingt müssen.“ Der menschenähnliche Schatten kam näher, bis er vor mir stand und nahm mein Kinn mit Daumen und Zeigefinger in seine Fänge. „Überlass das mal mir.“, meinte er kalt. „Ich will ja nicht das mein kleines Vögelchen davon fliegt.“ Ein ebenso kaltes Lachen folgte seinen Worten. Ich erschauderte, versuchte aber sogleich seinem Griff zu entkommen, indem ich meinen Kopf hin und her bewegte. Vergebens ... „Also sag mir, wo du es versteckt hälst.“, forderte er und sah mich direkt dabei an. ich konnte meine Augen noch so anstregen in dieser Dunkelheit etwas zu sehen, erkannte aber nur stechende rote Augen und eine Silhouette. Ein Dämon, fragte ich mich stumm. Das konnte aber nicht sein, es gab in dieser Zeit doch gar keine mehr, nicht seit ich damals das Juwel geläutert hatte. „Ich weiß nicht, was du meinst.“, antwortete ich verunsichert. Ich wusste doch nicht mal wer er ist, woher sollte ich dann wissen, was er suchte. „Lüg mich nicht an!“, schrie er und nicht mal eine Sekunde später, traf mich ein weiterer Schmerz. Diesmal an meiner Wange. „Ich spüre die Präsenz des magischen Artefaktes. Es ist bei dir, also sag mir wo es ist.“, knurrte er gefährlich. Verzweiflung machte sich in meinem Herzen breit. Ich hatte doch gar keine Ahnung und ich war mir sicher, dass er länger keine Geduld mehr haben würde. Ein gespielter Seufzer entfuhr dem Fremden. Ich wagte nicht ihn anzusehen, lieber wartete ich angespannt darauf, was er weiter tun oder sagen würde. „Du machst mir mehr Probleme, als ich gedacht habe.“, sprach er. „Da muss ich wohl doch meinen Plan ändern. Ich frage dich aber dennoch ein letztes mal. Wo ist das Artefakt?“ „Ich weiß es nicht.“, gab ich kleinlaut zu. „Na schön.“, entgegnete er kühl. „Du wolltest es ja so.“ Daraufhin folgte das Geräusch, einer Klinge und ich wusste jetzt war es vorbei. Er stach mitten in mein Herz und sein widerliches Lachen und meine schmerzerfüllten Schreie begleiteten mich in eine noch schlimmere Dunkelheit .. * * * * * Kagome stöhnte genervt auf, als das laute Klingeln ihres Weckers in ihre Ohren drang. Sie wollte nicht aufstehen, wollte nicht in die Universität gehen, sich ihrem neuen Alltag stellen. Doch die mittlerweile junge Frau wusste das sie es musste und so beugte sie sich dem Willen ihres Weckers. Sie schlug förmlich die Decke von ihrem zierlichen Körper weg und richtete sich auf, danach schaltete sie den Störenfried aus. Es war wie ein richtiger Segen, als er endlich aufhörte nervtötend zu piepsen. Langsam erinnerte sie sich auch wieder an diesen seltsamen Alptraum. Es hatte sich so echt angefühlt. Wurde sie langsam verrückt? Bedeutete dieser Traum etwas? Der Mann wollte in ihrem Traum ein Artefakt von ihr, doch sie besaß keines. Verwirrend. Kagome schüttelte ihren Kopf wild von links nach rechts und sprach sich selber zu, dass sie es vergessen sollte. „Kagome?“, rief eine weibliche Stimme nach ihr. Es war Rika. „Bist du wach oder hast du lieber deinen Wecker getötet, um wieder friedlich im Bett liegen zu können?“ Die Angesprochene musste schmunzeln, bei der Bemerkung ihrer Mitbewohnerin. Anscheinend kannte sie Kagome einfach zu gut, oder aber auch die unzähligen Male, in denen sie einfach den Wecker von ihrem Nachttisch geworfen hatte und danach wieder seelig ins Reich der Träume gewandert war, hatten Rika davon überzeugt, dass Kagome in diesem Sinne ein gemütlicher Mensch war. Die mittlerweile 20-Jährige hatte sich schließlich von ihrem Bett, das direkt an der Wand gegenüber der Türe stand, erhoben und steuerte auf ihren Kleiderschrank zu, der schräg gegenüber von ihrem Bett stand, also direkt neben der Tür, die zum Flur führte. Es war nicht sonderlich warm draußen, was auch kein Wunder zu dieser Jahreszeit war, also entschied sich Kagome für eine schwarze Jeans, ein weißes Top und einen kuscheligen lilafarbenen Cardigan, den sie darüber anzog. Zufrieden mit ihrer Wahl, verließ sie ihr Zimmer und betrat das Bad, welches gleich nebenan an war. Sonderlich groß war es nicht, aber es bietete alles, was man heutzutage eben brauchte. Das Bad war weißgefließt und eher rechteckig, an der Wand gegenüber des Eingangs war ein Fenster, rechts daneben befand sich eine Badewanne, die Rika und Kagome mit einem Duschvorhang auch als Dusche nutzen konnten, wenn es mal durch den stressigen Unialltag, gerade in der Früh oft, schnell gehen musste. Gegenüber war das Waschbecken, zudem sich die Studentin jetzt begab, um sich fertigmachen zu können. Nach Kagomes kurzer morgentlicher Routine im Bad, begab sie sich in das Wohnzimmer, was wohl der größte Raum in ihrer kleinen Zweier-WG war. Allerdings wurde er auch als Küche genutzt, was man unschwer an der offenen Küchenzeile erkennen konnte. Auch eine Essecke musste Platz finden, was den Raum zusätzlich etwas in seiner Größe einschränkte. „Da bist du ja endlich.“,kommentierte Rika Kagomes Auftauchen und trank danach aus ihrer Tasse, den heißen Kaffee, den sie wirklich brauchte, um die Tage und Nächte, des vielen Lernens überstehen zu können. Zudem hatte Rika auch noch einen Nebenjob, als Kellnerin, um überhaupt ihre Ausgaben decken zu können. „Hier Kaffee für dich.“ Rika reichte ihrer Mitbewohnerin eine zweite Tasse, die sie nun in der Hand hielt. „Beeil dich etwas. Ich will nicht wieder zu spät kommen.“ meinte sie dann noch. Kagome nahm den Kaffee dankend entgegen und nahm zwei große Schlucke daraus. „Hast du heut wieder eine Vorlesung bei diesem Tyrannen?“ wollte sie wissen und sah Rika fragend an. Diese musste kurz auflachen über die Bemerkung ihrer Freundin, antwortete ihr aber dann: „Tyrann ist noch untertrieben. Erinnerst du dich noch, an den Tag an dem ich wiedermal wegen dir zu spät gekommen und ich deswegen auch 10min nach Beginn der Vorlesung einfach so in den Saal geplatzt bin?“ Kagome nickte etwas amüsiert und konnte sich doch nur zu gut an ihre Standpauke und die schlechte Laune von Rika erinnern. „Er hat mich wirklich eine extra Arbeit schreiben lassen!“ Immernoch wütend über diesen Vorfall räumte sie ihre leere Tasse weg. Zu Kagomes Glück hatte sie ihren Rücken zu ihr gewandt, sodass sie ihr unterdrücktes Grinsen nicht bemerkt hatte. Schuldig hatte sich die Studentin schon gefühlt, war es ja auch ihr Verdienst gewesen, doch, dass sich Rika deswegen jetzt wieder aufregte, fand sie ziemlich lustig. „Gehen wir dann?“ die Frage war an Kagome gerichtet, die ihren amüsierten Gesichtsausdruck schnell tarnte, indem sie einen Schluck nahm. Sie nickte und leerte daraufhin hastig ihre Tasse. Beide Studentinnen schnappten sich ihre Taschen, zogen sich geeignete Schuhe und Jacken an, bevor man deutlich das Klacken der Haustüre hören konnte. Kaum hatten Rika und Kagome das Haus verlassen, fing es auch schon an zu regnen. Blödes Herbstwetter! Es schüttete wirklich aus allen Wolken, fast so als würde jemand dort oben im Himmel, dutzende von Wassereimern gleichzeitig ausschütten, natürlich direkt auf Tokio. „Ich bin echt froh, dass du ein Auto hast.“ meinte Kagome zu ihrer Freundin, die neben ihr am Steuer saß, während sie vom Beifahrersitz aus, durch die Scheibe schaute, auf der immer wieder unzählige Wassertropfen prallten. „So ein Auto hat schon was praktisches.“ stimmte sie mit einem Lächeln zu. „Ich bin froh, dass meine Eltern nach vielen Diskussionen eingesehen haben, dass ich ein Auto brauche, allein schon wegen dem Job.“ Kagome kannte Rikas Eltern nicht besonders gut, obwohl die beiden seit der Oberstufe zusammen befreundet waren und sie auch häufig bei ihr war, aber entweder waren sie nie zu Hause oder bemerkten Kagome kaum, was auch auf ihre eigene Tochter zutraf. Die junge Frau verstand wirklich nicht, wie Eltern so sein konnten, aber dadurch schätzte Kagome ihre Mutter noch mehr. „Kagome?“ erklang Rikas Stimme wieder. „Ich bin heute nur bis Mittag in der Uni, weil ich dann arbeiten muss, deswegen kann ich dich nicht nach Hause fahren.“ „Schon okay.“ murmelte die Angesprochene. „Dann nehm ich eben den Bus oder die Bahn.“ „Vielleicht aber fährt dich auch Hojo nach Hause.“ schlug sie der Schwarzhaarigen gespielt unschuldig vor. Hojo, bei diesem Namen platzte Kagome allmählich der Kragen. Sie hatte nichts gegen ihn, er war nett und nebenbei waren sie Kindheitsfreunde, aber Kagome hatte absolut kein Interesse an ihm. Laut seufzte sie auf, ehe sie zum hundersten Mal, die selbe Antwort darauf gab: „Rika, du weißt genau, was ich für Hojo empfinde .. Genau, nichts! Deswegen lass bitte endlich deine Anspielungen.“ „Aber er mag dich wirklich, Kagome!“ protestierte sie. „Er würde dir gut tun, und du sollst ihm ja auch nich gleich um den Hals fallen, aber du könntest wenigstens einmal mit ihm ausgehen“ Ehe Kagome etwas sagen konnte redete sie weiter. „Er ist wirklich nett und glaub mir, oft verstecken sich Gefühle ganz tief im Herzen.“ „Du weißt genau, warum ich keinen Kerl will.“ erwiederte ihre Mitbewohnerin sichtlich niedergeschlagen. Rikas Worte hatten Kagome an Inuyasha erinnert. Sie gab es ja auch zu, dass sie Inuyasha immernoch liebte, auch als ihr endgültig nach über einem Jahr, nachdem er getöten worden war, bewusst wurde, dass er nie wieder zurückkam. Aber gegen Gefühle konnte man nichts tun, oder? So war es einfach und so würde es immer sein, da gab es keine versteckten Gefühle für jemand anderen ... nur für Inuyasha, auch wenn Kagome in den letzten einerhalb Jahren bewusst diese Emotionen verschlossen hatte .. sie kamen einfach immer wieder ! „Inuyasha, oder?“ flüsterte Rika seinen Namen, weil sie wusste, dass ihre Freundin ihn nicht gerne laut hörte. Kagome nickte nur traurig, versuchte sich aber gleichzeitig wieder zu fangen. „Kagome, du musst ihn endlich mal vergessen. Ja er war deine erste Liebe und ja er starb, immerhin kenne ich die Geschichte, aber das Leben muss weitergehen, auch für dich und langsam wird es an der Zeit.“ Rika klang ernst, aber dennoch fühlte sie mit ihr mit, das konnte die Studentin aus ihrer Stimmlage heraushören. „Ich lebe doch.“ widersprach Kagome ihr. „Ich studiere, schließe mich nicht weinend ein und treffe mich mit Freunden.“ „Du lässt aber die Liebe aus.“ „Man liebt eben nur einmal und ich kann nichts dafür, dass das Schicksal so grausam war und mir Inuyasha weggenommen hat!“ Kagomes Stimmung schlug schlagartig um, obwohl sie es gar nicht wollte. Sie wurde wütend, war angefressen, weil niemand ihre Bemühungen schätzte. Es war harte Arbeit gewesen zurück in ihr altes Leben zu finden, in die Rolle des normalen Schulmädchens. Es war so schwer für sie gewesen, die Epoche der kriegerischen Staaten zu vergessen, die Versiegelung des Knochenfressenden Brunnens zu akzeptieren, Inuyashas Tod und ihre Freunde Sango, Miroku, Shippo, einfach alle zurückzulassen, ohne Lebewohl sagen zu können. War das nicht genug? War es nicht genug gewesen, dass sie danach in die Oberstufe ging, ihren Abschluss machte, ihre Freunde aus dieser Epoche wieder sah und immer weniger an Inuyashas Grab stand und auch versuchte kaum mehr Gedanken an die anderen zu verschwenden? „Es tut mir Leid.“ hörte Kagome Rikas reuende Worte. „Ich sollte es besser wissen, aber ich mache mir nur Sorgen, Kagome. Versteh das doch.“ Mit ihren Worten und der ruhigen Stimme ihrerseits, verflog ihr Ansturm an Wut und auch ihr Gewissen sagte der Schwarzhaarigen, dass sie sich beruhigen sollte. „Mir auch.“ gab Kagome kleinlaut zu. Nach einigen Minuten einer stillen Autofahrt, lag Kagome aber noch etwas weiteres auf dem Herzen, beschloss aber die Sache mit ihrem Traum erstmal für sich zu behalten. Wollte sie ihre Freundin, Rika, nicht unnötig belasten. So verbrachten die beiden Studentinnen die restliche Autofahrt damit, schweigend zusammen im Auto zu sitzen. Mittags nachdem Kagome ihre zwei Vorlesungen hinter sich hatte, saß sie nun in der kleinen Cafeteria der Uni und las gerade noch ihre Notizen von heute durch, während die junge Frau eine Kleinigkeit aß, als am Nachbartisch neben ihr zwei Mitstudentinnen Platz nahmen und sich aufgeregt über etwas unterhielten. Erst konnte Kagome nicht feststellen, worum es ging, wollte sie auch einerseits gar nicht, weil es sie eh nichts anging, aber die Beiden waren so laut, dass sie es schlussendlich nicht überhören konnte. „Hast du den Neuen schon gesehen?“,fragte die eine ihre Freundin. Ihre Freundin seufzte nur. „Nein leider nicht.“ meinte diese. „Aber er soll unglaublich gut aussehen, hab ich gehört. Alle Frauen in seinen Kursen haben sich angeblich um den Platz neben ihm förmlich gestritten.“ „Echt?“ war der einzige Kommentar von ihr, die blondhaarig war, wie Kagome festgestellt hatte, nachdem sie kurz aufgeblickt hatte. Die andere hatte schwarze kurze Haare, beide waren in ihren Augen etwas overdressed für die Uni. Kurze Röcke, und Absätze. Der Ausschnitt durfte natürlich auch nicht fehlen. Kagome sah mit einer hochgezogenen Augenbraue wieder zu ihren Papieren. Doch das Geschnattere ging weiter. „Ich würde ihn zu gerne mal sehen.“ schwärmte die Blonde, wie ein Teenie. „Er hat wohl ganz andere Kurse als wir, ich frage mich was er studiert.“ stimmte ihre Freundin mit ein. „Bestimmt nichts kompliziertes.“ hörte man die andere Stimme wieder, die etwas rauer war, als die der Dunkelhaarigeren. Ihre war mädchenhaft und hell. „Männer die gutaussehen, studieren normalerweise gar nicht.“ tratschte sie weiter. Welch Vorurteile die Beiden doch hatten! Fast hätte Kagome auch noch ihren Senf dazugegeben, beließ es aber bei einem stummen Augenrollen. „Das macht ihn ja so besonders, finde ich.“ antwortete die Eine wieder. „Hoffentlich bekommen wir bald mehr Infos, dann schnapp ich ihn mir.“ verkündete die Blonde siegessicher. Wenn sie sich da mal nicht täuschte, dachte sich Kagome heimlich. Die Schwarzhaarige stieß einen enttäuschten Laut aus, ehe sie meinte, dann hätte sie keine Chance mehr. Kagome hingegen reichte es wirklich, so wollte sie ihre freien Minuten nicht verbringen und entschied sich zu gehen. Schnell packte sie ihre Notizen in ihre Tasche, schlang die letzten Bissen ihres Sandwiches hinunter und verließ eilig die Cafeteria. Kagome wollte alleine sein, also hielt sie es für eine gute Idee sich an ihrem altbewährten Rückzugsort zu begeben. Die Bibiliothek. Dort war kaum jemand und sie konnte dem Getuschel über den neuen gutaussehenden Student entkommen. Schnell bog sie um die Ecke des Ganges, bis sie plötzlich mit etwas oder jemanden zusammenstieß. Der Aufprall war überraschend und heftig, sodass die Schwarzhaarige rücklings auf den Boden fiel und sogar ihre Bücher aus der Tasche fielen. Schmerzend und mit zusammengekniffenen Augen rieb sie sich das Hinterteil. Kagomes Stimmung kippte noch mehr in den Minusbereich. „Kannst du nicht aufpassen, Idiot!“ ließ sie ihrer Wut freien Lauf, bis dahin wusste sie ja auch noch nicht, mit wem sie zusammengestoßen war, aber Kagome interessierte es auch nicht. Ohne auch nur auf ihr Gegenüber zu achten, sammelte Kagome ihre Bücher vom Boden auf, um sie wieder in der Tasche zu verstauen und endlich einen ruhigen Ort zu finden. Als die junge Frau gerade nach ihrem Notizheft greifen wollte, sah sie eine zweite Hand, die ebenfalls direkt darauf zu steuerte. Erschrocken wich sie zurück, als die Hand ihre berührt hatte und sah endlich die Person an, die sie diesen ganzen Schlamassel zu verdanken hatte. Kapitel 2: Von Fotos & Erinnerungen zu einer Bitte -------------------------------------------------- Kagomes Herz stoppte für einen Moment, setzte total aus, ihre Augen weiteten sich vor Ungläubigkeit und Überraschung, ihre Hand zitterte leicht, die sie an ihre Brust gepresst hatte, die Berührung war wie ein Stromschlag gewesen. Kurz und intensiv. „Dein Heft.“ murmelte er und sah dabei konsequent weg. Er hatte eine Mütze auf, sodass sie sein ganzes Gesicht nicht wirklich erkennen konnte, sondern nur einige Bruchstücke. Hinzukam, dass er jetzt seinen Kopf auch noch nach unten geneigt hatte, aber diese Stimme. Die Schwarzhaarige kannte sie! Hatte sie schon so oft gehört und sich nach ihr gesehnt. Auch die Berührung, so kurz sie auch gewesen war, schien ihr so vertraut. „Nimm die Mütze ab.“ befahl die junge Frau leise aber bestimmend. Sie wartete, dass er sie abnahm, damit sie sich vergewissern konnte, aber er tat es nicht. „Bitte.“ flüsterte Kagome. Ihre Augen wurden glasig, alte Gefühle überkamen sie, wusste sie doch bereits schon, wer es war. Der Mann schien es gemerkt zu haben, was anderes hatte Kagome auch nicht von ihm erwartet, denn er sah sie an. . „I-Inu .. yasha?“ es kam so leise über ihre Lippen, dass es nur er gehört haben musste, wenn man davon absah, dass außer den Beiden niemand in diesem Flur hier war. Sachte zog er sich die Mütze vom Kopf, nickte dabei und schließlich wandte er seinen Kopf zu ihr. Endlich! Endlich konnte Kagome wieder in diese wunderschönen goldgelben Augen sehen! Gott, wie sehr sie sie vermisst hatte! Doch irgendetwas stimmte nicht, sie sahen so traurig aus. Voller Schuld. Warum nur? „Inuyasha.“ hauchte die Studentin wieder. „Ich dachte du wärst ... tot.“ Das letzte Wort wollte sie nicht einmal aussprechen, aber nach einer Weile und einer großen Überwindung tat sie es schließlich. Es war nur ein erstickender Laut gewesen, aber sie hatte es gesagt. „Kagome.“ hauchte er ebenfalls zurück. „Es tut mir Leid, aber vergiss unsere Begegnung.“ Was hatte er da gesagt? Nein, er hatte nicht gesagt, ich solle ihn vergessen, waren ihre Gedanken, die nur so durch ihren Kopf hallten, das war bestimmt nur ein Traum. Sie befand mich bestimmt noch in der Cafeteria und ist nur eingeschlafen und gleich würde sie wieder aufwachen. Ja das musste es gewesen sein! Es gab keine andere Erklärung dafür, redete Kagome sich selbst ein. Inuyasha würde nie so etwas zu ihr sagen. Nie! Inuyasha, der vorher regungslos abwartete, wie sein Gegenüber wohl reagieren würde, packte sie schließlich sanft. Kagome spürte einen leichten Griff um ihr Handgelenk, danach wurde sie vom Boden hochgezogen und landete in Inuyashas Armen. Es fühlte sich gut an, so warm und geborgen, so ... so echt! Es war doch kein Traum, stellte die Schwarzhaarige nun erleichtert fest. Nur wusste die junge Frau nicht, ob sie darüber glücklich sein sollte. „Vergiss mich, Kagome.“ sagte Inuyasha zärtlich und strich durch ihre langen schwarzen Haare. Diese schüttelte den Kopf. Sie wollte es nicht! „Tu was ich sage.“ flüsterte er und drückte die zierliche Gestalt näher an seinen eigenen Körper. „Vergiss mich! Vergiss alles Kagome. Für dich bin ich immernoch tot, hörst du!“ Seine Stimme verließ mit jedem Wort mehr die Weichheit, stattdessen wurde sie laut und wütend, er schrie sie förmlich an. Zeitgleich stieß der Silberhaarige Kagome von sich weg und die Studentin landete wieder auf dem Boden. Ein ernster Inuyasha sah auf sie wütend hinab. Das war nicht mein Inuyasha, dachte Kagome, während sie ihn betrachtete. In der dunklen Jeans, dem weinroten Hemd und der Lederjacke darüber. „Wir sind uns nie begegnet.“ stellte er noch einmal ernst seinen Standpunkt klar. „Und wenn du nicht vergessen willst, dann werd ich dafür sorgen, dass du es tust!“ Damit ließ er sie allein auf dem kalten Fußboden des Korridors sitzen. „Inuyasha, bitte warte!“, schrie Kagome ihm nach, doch er ignorierte sie. Die Schwarzhaarige konnte jetzt wirklich nicht mehr ihre Gefühle zurückhalten und weinte. Wegen Inuyasha. Wegen dieser Begegnung. Wegen seinen Worten. Aber vorallem weil Kagome sich so bedeutungslos und innerlich leer vorkam. Hatte Inuyasha sie damals angelogen, was seine Gefühle betrafen? Und wie konnte er leben, wenn sie doch bei seinem Tod dabei war? Kagome spürte wie ein tiefer Schmerz ihr Herz einnahm und er sich immer mehr ausbreitete. Inuyasha, du Idiot! Was sollte das nur?, fragte sie sich und stand wieder auf. Eine Stunde später war Kagome bereits wieder zu Hause. Es war ihr egal gewesen, dass sie noch Vorlesungen gehabt hätte. Sie wollte nur zurück in ihr Bett. Die Begegnung mit Inuyasha war einerseits schön gewesen, aber auch verwirrend. Warum lebte er noch? Nicht, das es der Schwarzhaarigen nicht gefiel, aber es war merkwürdig. Sie war doch dabei gewesen, als Naraku ihn besiegt hatte, sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Sie war sogar diejenige gewesen, die ihn begraben hatte. Zwei jahre lang war die junge Frau täglich an seinem Grab gestanden, hatte es gepflegt. Immer neue Blumen hingestellt, im Herbst das Laub weggefegt. Aufgepasst, dass es niemand beschädigte, bis sie der Wahrheit ins Auge blicken musste und jetzt sollte der Hanyou wieder am Leben sein? Unmöglich oder doch nicht? Betrübt drehte die Studentin das Wasser ab, zog den Duschvorhang beseite und schnappte sich ihr zartrosafarbenes Handtuch, welches sie sich gleich um den Körper wickelte. Es hatte sie nicht überrascht, als sie vorhin das Unigebäude verlassen hatte und merkte, dass es weiterhin aus Strömen regnete. Kagome hatte zwar den Bus genommen, wurde trotzdem klitschnass und irgendwann hatte sie auch begonnen zu frieren . Eine Erkältung wollte sie nicht risikieren, deswegen war eine kurze warme Dusche eben genau das Richtige jetzt gewesen. Ihre langen schwarzen Haare rubbelte sie mit einem kleineren Handtuch etwas trocken und begab sich dann wieder in ihr Schlafzimmer. Da die Sachen, die sie heute morgen angezogen hatte, natürlich auch nass waren, musste sie sich etwas Neues heraussuchen. Eine graue weite Joggingshose und ein schwarzes Shirt genügten. Die junge Frau hatte sowieso nicht mehr vor, heute noch rauszugehen. Ihre Stimmung war im Keller. Erst dieser Traum, von dem sie immer noch nich wusste, was er zu bedeuten hatte, wenn er überhaupt etwas bedeutete und dann Inuyasha. Tausende von Fragen schwirrten ihr im Kopf umher. Sie wollte Antworten. Aber würde sie die überhaupt jemals bekommen? Inuyasha hatte sie zwar umarmt, aber er beharrte darauf, das Ganze zu vergessen. Wirklich alles, auch die Zeit damals in den kriegerischen Staaten? Kagome kramte unter ihrem Bett einen weißen Schuhkarton hervor, diesen stellte sie auf ihrem Bett ab und setzte sich sogleich darauf. Schon lange hatte die heutige Studentin ihn nicht mehr geöffnet, geschweigedenn es in Betracht gezogen. Bis auf dem Umzug vor einem Jahr. Da hatte sie ihn zuletzt gesehen, als sie ihn genau unter dieses Bett gelegt hatte. Langsam nahm sie den Pappkartondeckel ab und betrachtete die vielen Fotos darin. Kagome hatte damals einen Fotoapparat in die andere Epoche mitgenommen, um einige Erinnerungsstücke zu sammeln. Ahnte sie doch vor ein paar Jahren schon, dass diese Zeit irgendwann vorübergehen könnte. Gewünscht hatte sie es sich allerdings nie. Das erste Bild, welches sie herausnahm, zeigte Sango, Kirara, Miroku, Shippo, die alte Kaede, einige Dorfbewohner und sie selbst in ihrer Schuluniform. Inuyasha war nicht darauf zu sehen, hatte der Hanyou es doch tatsächlich hinbekommen ein Foto zu schießen. Die Schwarzhaarige schmunzelte leicht. Es war einfach zu komisch gewesen, als sie allen versucht hatte zu erklären, was eine Kamera doch war. Sango und Miroku, sowie Kaede hatten es schnell begriffen, nachdem sie alle Drei aus ihrem Staunen herausgekommen waren. Miroku nannte es ‚Magie‘ und hatte sich gewünscht noch mehr solcher Erfindungen aus Kagomes Epoche sehen zu dürfen. Sango war ebenso begeistert gewesen. Doch Inuyasha verstand, wie so vieles nicht aus ihrer Zeit und behandelte es wie eine Bombe, nicht das er wusste, was dies war, aber er nannte es einen Dämonen, der die Seelen stehlen könnte, wenn man es benutzte, fast so wie Kannas Spiegel. Nach einem klassischen Streit zwischen Kagome und ihm, der mit einem gekonnten „Mach Platz“ ihrerseits endete, gab er schließlich nach und nahm den Fotoapparat in die Hand. Ein zweites Bild, dass Kagome nun betrachtete, zeigte Sango und sie in Badeanzügen, beide sichtlich überrascht. Als die Dämonenjägerin mal Kagome danach ausgefragt hatte, fand sie es ganz praktisch und wollte einen haben, natürlich bereitete die damalige Unterstufenschülerin ihr diese Freude. Leider hatten die beiden Frauen, besonders Kagome nicht damit gerechnet, dass Miroku den Fotoapparat für so etwas ausnutzen würde, um sie beim entspannten Schwimmen an einem heißen Sommertag am See stören und ein Foto davon machen würde. Dem Lustmolch verging aber schnell die Freude, als Sango und Kagome, sowie auch Inuyasha, der das Ganze mitbekommen hatte, durch Kagome und Sangos protestierendem Geschrei, gleich drei kräftige Fausthiebe auf den Kopf bekam. Danach lief der Mönch tagelang mit drei Beulen am Kopf herum. Die Schwarzhaarige wusste eigentlich gar nicht mehr so genau, warum sie dieses Foto aufgehoben und entwickeln lassen hatte, aber auch diese Erinnerung zauberte ihr ein kleines, wenn auch wehmütiges Lächeln auf die Lippen. Auf dem dritten Bild war nur Inuyasha zu sehen, wie er nachdenklich allein auf einem Felsen saß. Kagome erinnerte sich noch gut daran, wie sie es heimlich aufgenommen hatte, als sie auf der Suche nach ihm gewesen war. Es musste kurz nach Kikyos Tod gewesen sein, denn zu dieser Zeit hatte er sich öfters mal von den Anderen abgegrenzt und blieb gerne lieber alleine. Sie hatte sich aber zu ihm gesetzt und eine Weile saßen sie einfach nur so da, Inuyasha hatte sie anfangs nicht einmal angesehen, fast so als wäre sie gar nicht da gewesen. Aber sie war bei ihm geblieben und am Ende, hatte sie ihren ganzen Mut zusammengefasst und hatte seine Hand in die ihre genommen. Erst dann hatte Inuyasha sie angesehen und sogar ein kleines Lächeln für sie aufgebracht, drückte liebevoll ihre Hand und umschlang schließlich seine Finger in ihre. Es war das erste Mal gewesen, dass er sie wieder nach Kikyos Tod angesehen hatte, und ihr mit so einer kleinen Geste gezeigt hatte, dass sie für ihn wichtig gewesen war. Das nächste Foto hatte Sango an einem Morgen gemacht. Kirara und Shippo hatten noch geschlafen, als sie aufwachte und fand es total süß, wie die Beiden sich zusammengekuschelt hatten. Inuyasha hatte das Bild mit einem desinteresierten „Keh“ abgetan. Aber alle wussten, dass Shippo ihm nicht so egal war, wie er immer getan hatte. Kagome glaubte sogar ganz fest daran, dass Inuyasha Shippo als eine Art Sohn oder kleinen Bruder ansah und er ihn beschützen müsste. Kagome seufzte leise auf, als sie die vielen sinnlosen Streitigkeiten in ihr Gedächtnis rief, ständig hatte sie dazwischenfunken müssen, damit Inuyasha Shippo keine Beulen verpasste. Immer hatte sie es zu Shippos Leidwesen leider nicht geschafft. Das letzte Bild, welches die Studentin herausnahm, zeigte sie und Inuyasha. Kagome hatte sich bei seinem linken Arm eingehakt. Seine waren typisch für ihn, jeweils in den anderen Ärmel seines roten Feuerrattenfelles versteckt gewesen. Die damalige Schülerin trug ihre gewohnte Uniform und lächelte glücklich in die Linse. Der Hanyou hingegen sah leicht genervt und mürrisch aus und sah zur Seite. Wenn sie sich richtig erinnerte hatte Shippo dieses Bild von ihnen geschossen. Der kleine Kitsune wollte die Kamera auch mal ausprobieren. Inuyasha hatte sich auch wehmütig Kagomes Vorschlag hin gebeugt. War das nicht ein paar Tage, bevor sie den finalen Kampf mit Naraku hatten?, fragte sich die Schwarzhaarige selbst. Naraku ... wie sehr sie doch diesen Namen verabscheute! schnelll packte sie die Bilder wieder zu den vielen anderen Fotos und verstaute den Karton wieder unter ihrem Bett. Die Erinnerungen taten im nachhinein weh und allmählich bereute Kagome es auch, dass sie diesen blöden Karton mit den Fotos hervorgeholt hatte. Die alte Kaede, die wie eine Großmutter für sie war, Sango die Dämonenjägerin, Shippo der Fuchsdämon, Miroku der lüsterne Mönch, Kirara die niedliche Dämonenkatze, die vielen netten aufmerksamen Dorfbewohner und auch Inuyasha, den sie heute nach drei Jahren seines eigentlichen Todes wiedergesehen hatte. Sie vermisste sie alle schrecklich! Eine heiße Schokolade hatte Kagome in solchen Situationen schon immer geholfen, deswegen begab sie sich in die Küche und bereitete sich eine große Tasse des warmen Getränkes zu. Danach setzte sich die Studentin auf das gemütliche Sofa, welches komplett weiß war. Nur die weiche hellgraue Decke die auf der Sitzfläche lag und einige Kissen in verschiedenen Grüntönen durchbrachen das perlweiß des Sofas. Kagome trank vorsichtig einen Schluck ihrer schokolade und schaltete auch schon den Fernseher ein. Ablenkung. Sie brauchte einfach Ablenkung von den frischen Ereignissen. Zuerst zappte die Schwarzhaarige gelangweilt durch die Kanäle, in denen nichts besonderes lief. Schließlich blieb sie aber bei den Nachrichten hängen. Eine Kurzmeldung hat uns so eben erreicht. In den vergangenen Tagen häuften sich unweigerlich die Anzahl an Morden in der Großstadt Tokio. Der Täter konnte bis jetzt nicht gefasst werden und laut unseren Informationen hat die Polizei keinerlei Zeugen, Hinweise oder Verdächtige. Die Opfer hatten keine erkennbaren Gemeinsamkeiten, allerdings zählen zu den bisherigen Opfern Sammler antiker Objekte, Mythologen und Schreinbesitzer. Sollten Sie da draußen, etwas dazu wissen oder etwas beobachtet haben, dann melden Sie sich bitte unverzüglich bei der Polizei. Jeder kleine Hinweis kann zur Aufklärung dieser Verbrechen beitragen. Einen schönen Nachmittag und bis zu den nächsten Nachrichten am Mittag. Ihr Kyouta Izama. Kagome war schockiert. Wieso hatte sie nichts davon mitbekommen?, fragte sie sich. Leider konnte die Studentin der Polizei nicht weiterhelfen, aber sie war sich sicher, dass sie diese Geschichte weiterverfolgen würde. Zeitgleich musste sie an ihren Großvater denken. Er führte immer noch den Schrein weiter und pflegte die gesamte Anlage mit ihrer Mutter. Würde der Täter bei Ihnen zuschlagen? Vielleicht sollte sie ihren Großvater warnen. Da fiel es ihr auch sofort weider ein. Sie war schon seit über einer Woche nicht mehr am Higurashi Anwesen gewesen, hatte ihre Mutter und Großvater nicht mehr besucht. Es wurde wirklich wieder Zeit sich blicken zu lassen! Dann könnte Kagome auch ihrer Mutter alles erzählen, dass sie heute Inuyasha wiedergesehen hatte, dass er lebte. Aber gleichzeitig hatte die junge Frau auch Angst, was wenn ihre Mutter ihr nicht glauben würde? Sie für verrückt hielte? Kaum hatte die Studentin diese Gedanken zuendegeführt, schüttelte sie auch schon den Kopf. An so etwas durfte sie gar nicht denken! Ihre Familie würde immer zu ihr halten, egal was auch kommen mag. Schnell sprang die Studentin von dem Sofa auf und lief in ihr Zimmer um sich wieder umzuziehen. Ihren Plan heute nicht mehr die Wohnung verlassen zu wollen warf sie einfach über Bord. Eine Stunde später befand sich die Schwarzhaarige auf dem Schreingelände der Higurashis. Ihr altes Zuhause! Kagome freute sich darauf. Fühlte sie sich doch immer, wenn sie hier war, mehr als Willkommen. Beinahe so als wäre sie nie von hier ausgezogen gewesen. Die junge Frau steuerte auf das Wohnhaus zu, das ihm hinteren Bereich der Anlage gebaut worden war, kam vorbei an dem großen Hauptschrein, in denen die Besucher ihre Gebete aussprechen und kleine Glücksbringer kaufen konnten. Im rechts anliegenden kleinen Büro, stoppte Kagome kurz und sah nach, ob sich ihr Großvater nicht dort aufhielt. Nachdem die jung Frau festgestellt hatte, dass dort niemand war, ging sie weiter den Weg, der mit altweißfarbenen Steinen gepflastert war, weiter. Passierte das kleine Tor, welches den öffentlichen Bereich des Tempels mit dem privaten Familienhaus abgrenzte und entdeckte einige Meter weiter unter dem Goshinboku ihren Großvater, der einige Blätter zusammenfegte, die bereits im frühen Herbstwetter von den Bäumen gefallen waren. Erleichtert darüber, dass es ihm anscheinend gut ging, rief sie nach ihm und sogleich sah er sie strahlend an und rief auch ihren Namen. „Kagome, mein Kind.“, begrüßte er sie, als die Beiden sich gegenüberstanden. „Wie schön, dass du uns mal wieder besuchen kommst.“ „Hallo Großvater.“, erwiderte seine Enkelin. „Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ „Hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?“, meinte der ältere Mann sichtlich verwundert. Nicht, dass er nicht dachte, die Studentin würde sich nicht um ihn Sorgen, doch sie hatte so erleichtert geklungen, was ihn doch überrascht hatte. „Ich habe heute von den Morden erfahren, und um ehrlich zu sein, hatte ich mir schon Gedanken um dich und den Tempel gemacht.“ „Ach was.“, tat er Kagomes Sorgen ab. „Du weißt bei uns ist eh nichts zu holen und außerdem sollte es einer wagen, werde ich ihm einfach eine über die Rübe ziehen.“ Beide lachten auf seine Worte hin. „Ist Mama denn auch da?“, fragte sie keine Minute später. „Sie ist einkaufen.“, beantwortete er ihre Frage und kehrte dabei weiterhin das Laub zusammen. Die Schwarzhaarige schwieg und seufzte leise, war sie doch schon enttäuscht, dass ihre Mutter ausgerechnet jetzt nicht zu Hause war. Sie hätte ihr gerne von den frischen Ereignissen erzählt und sie um Rat gebeten. Der alte Mann hatte ihren Seufzer gehört und wunderte sich. „Wolltest du etwas Bestimmtes von ihr?“, wollte er deswegen wissen. „Nein, eigentlich nicht.“, winkte die Studentin ab. „Ich hatte heute nur einen komischen Tag.“ Kagomes Großvater hörte auf zu kehren und musterte sie genauer. „Was ist passiert, Kagome?“ Kurz überlegte die junge Frau, ob sie es ihrem Großvater erzählen sollte, aber wenn sie einer verstehen würde, dann wohl er, oder? Schließlich hatte er schon an die Geschichten des Juwels geglaubt, als Kagome nicht mal in den Brunnen gezogen worden war von Lady Tausendfuß. Deswegen tat sie es einfach und er hörte ihr aufmerksam zu, während sie von Inuyashas Rückkehr berichtete. „In der Tat sehr merkwürdig.“, bemerkte er dann gedankenverloren. Konnte er sich doch auch keinen Reim darauf machen. „Hätte er damals noch gelebt, hätten wir ihn doch nicht beerdigt und ich glaube kaum, dass wir es nicht bemerkt haben, dass er es tat.“ Kagome nickte zustimmend. „Es wird bestimmt eine Erklärung dafür geben, mein Kind.“, versuchte er seine Enkelin zu tösten. „Er ist eben zur Hälfte dämonisch, da ist alles möglich.“ „Ich hoffe, ich werde ihn nochmal wiedersehen.“, gab die Schwarzhaarige bedrückt von sich. Inuyasha war komisch gewesen. Sie wollte diese Geschichte zwischen ihnen nicht so stehen lassen, jetzt da er doch lebte. „Das wirst du.“, ermutigte er sie. „Du musst nur warten und Geduld haben. Alles klärt sich irgendwann auf.“ „Ich hoffe du irrst dich nicht Großvater.“, stieß sie seufzend hervor. „Kagome.“, meinte Herr Higurashi sichtlich getroffen. „Ich hatte auch mit dem Juwel und dem Brunnen recht.“ „Natürlich, aber jeder kann sich mal irren.“, konterte sie gelassen. „Dein Großvater hat sich noch nie geirrt.“, bestand er darauf. „Ist ja gut.“, meinte sie lächelnd. „Ich denke, ich werde dann mal wieder gehen, Großvater.“ Die Studentin wollte sich schon umdrehen und den Weg, den sie vorher gegangen war zurückgehen, doch ihr Großvater hielt sie auf. „Kagome, warte noch kurz.“, sagte er. „Könntest du etwas für mich erledigen?“ Neugierig wandte sich Kagome wieder zu dem älteren Herren um. Ihr Großvater hatte sie schon lange nicht mehr um etwas gebeten. Sie fragte sich, was es wohl sein könnte. Tempelangelegenheiten, erledigte in der Regel er selbst, oder spannte Souta mit ein, wenn es um Besorgungen ging. „Ich habe bei einer netten Frau einen antiken Gegenstand gekauft und wollte dich fragen, ob du es nicht für mich abholen könntest.“ „Kein Problem Großvater. Ich habe eh nichts wichtiges zu tun. Was hast du denn gekauft?“, fragte Kagome. „Ein wertvolles Artefakt. Ich möchte eine kleine Ausstellung auf die Beine stellen, um einige Besucher anzulocken.“ Er holte aus seiner Hosentasche einen kleinen Zettel heraus und reichte ihn Kagome. Es stand eine Adresse hier in Tokio nicht weit von hier darauf. „Ich werde die Dame anrufen und bescheid geben, dass du vorbeikommst.“ „Gut. Dann mache ich mich gleich auf den Weg.“, erwiderte Kagome und machte auf dem Absatz kehrt. „Sei vorsichtig und bring mir das Ding heil nach Hause!“, rief Herr Higurashi ihr noch hinterher, ehe er sich weiter daran machte, die Tempelanlage zu fegen. Die Schwarzhaarige hingegen verließ den Higurashischrein und begab sich zu ihrem Auftragsziel. Irgendwie war sie schon richtig gespannt darauf, was ihr Großvater wohl da ergattert hatte und vorallem von wem. Kapitel 3: Mörderische Gemeinsamkeiten -------------------------------------- Eine halbe Stunde später war Kagome bei der besagten Adresse dieser Frau, bei der ihr Großvater ein Artefakt gekauft hatte und welches sie jetzt abholen sollte, angekommen. Sie stand nun vor einem rechteckigen Hochhaus, welches eine hellgraue Fassade aufwies und glich die Hausnummer mit dem Zettel ab, um sicher zu gehen, dass sie auch vor dem richtigen Haus stand. Zielsicher ging die junge Frau über den kleinen gepflasterten Weg, was wie eine kleine Promenade wirkte mit dem vielen Grün und den Bäumen, die ebenfalls Spuren des Herbstes hinterlassen hatten und klingelte. Den Nachnamen hatte ihr Großvater nicht notiert, also hatte die Studentin ihn kurzerhand angerufen und nachdem Herr Higurashi sich entschuldigt hatte, sagte er Kagome den Namen der Frau. Nochmal läutete die Schwarzhaarige die Klingel, nachdem sie beim ersten Mal gewartet und niemand aufgemacht hatte. Hatte ihr Großvater nicht gesagt, die Dame wäre zu Hause? Warum machte sie dann nicht auf? Stutzig über diese Tatsache klingelte sie zum dritten Mal, auch diesmal machte nach einigen Minuten keiner auf. Die junge Frau fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Ihren Großvater anrufen, oder woanders klingeln. Aber was würde es schon bringen, erneut ihren Großvater anzurufen, er könnte sowieso nichts machen. Also entschied sich Kagome bei jemanden im Erdgeschoss zu läuten, und es klappte auch. Sofort hörte sie das Summen, öffnete die Glastüre mit dem roten Rahmen und betrat den Hausflur. Dieser war weiß gefliest und die Wände waren in weiß gehalten und nur ein grauer waagerechter Streifen bildete einen kleinen Kontrast dazu. Ein paar Pflanzen schmückten den Eingang ebenfalls. Als sich die Schwarzhaarige so umsah, bekam sie auch mit, wie eine etwas ältere Frau ihre Wohnungstüre öffnete, anscheinend hatte sie ihr aufgemacht und wollte nachsehen, wer denn dort war. „Guten Tag.“, begrüßte Kagome sie freundlich. Die Dame, die ein fliederfarbenes knielanges Kleid und eine graue Strickjacke darüber trug erwiderte ihren Gruß verwundert. „Kann ich Ihnen helfen, junges Fräulein?“, fragte sie dann auch gleich und schaute Kagome mit ihren dunkelbraunen Augen leicht verwirrt an. „Das haben Sie eigentlich schon.“, antwortete Kagome. „Ich wollte zu Frau Moriyama. Sie hat aber nicht aufgemacht und da habe ich bei Ihnen geklingelt, um es mal an ihrer Haustüre zu versuchen.“ „Frau Moriyama?“, wiederholte die Ältere mit gerunzelter Stirn. „Die habe ich heute noch gar nicht gesehen. Normalerweise sehe ich sie jeden Morgen, wenn sie zum Bäcker geht.“ „Ach wirklich?“, erwiderte Kagome. Die Studentin machte sich keine Sorgen darum, es war nicht ungewöhnlich, dass man sich selbst als Nachbarn nicht immer übern den Weg lief. „Ja. Wissen Sie, sie bringt mir immer mein Lieblingsgebäck mit.“, erzählte die Frau weiter. „Sie ist wie eine Enkelin für mich.“ „Das freut mich für Sie.“, gab Kagome ehrlich zurück. „In welchen Stock wohnt Frau Moriyama denn?“ „Im 8. Stock. Ich fürchte aber Sie werden kein Glück haben Fräulein.“ „Meinen Sie?“, fragte Kagome nach. „Ich habe es heute schon drei Mal versucht.“, seufzte die Ältere. „Irgendetwas muss passiert.“ „Malen Sie mal den Teufel nicht an die Wand.“, sagte die Schwarzhaarige scherzhaft. Für sie war es komisch, dass die ältere Dame gleich so übertrieb. Muss wohl so sein, wenn man langsam in ein gewisses Alter kam, dachte sich die Studentin. „Würde ich nie tun.“, erwiderte die Ältere. „Vielleicht haben Sie ja doch Glück.“ „Ich hoffe es.“, meinte Kagome. „Sonst bekomme ich Probleme mit meinem Auftrag.“ Kagome drückte auf den Aufzugknopf und kurz darauf piepste es auch schon. „Auf Wiedersehen und danke, dass Sie mir aufgemacht haben.“, verabschiedete Kagome sich und stieg in den Aufzug ein. Die ältere Dame versicherte ihr noch, dass es keine Umstände waren und verschwand hinter der Türe, in ihr Apartment. Acht Stockwerke höher verließ die junge Frau den Fahrstuhl wieder und befand sich in einem kleineren Flur, der genau wie der Eingangsbereich unten gestaltet war. Links sowie Rechts befanden sich jeweils 3 Türen,eine davon musste Frau Moriyamas sein. Schnell fand Kagome diese auch, es war die Links ganz hinten gewesen. Erst wollte sie wieder klingeln, aber dann dachte sie, sie sollte einfach an die Türe klopfen. So tat die Studentin es auch, wich aber augenblicklich zurück, als sie gemerkt hatte, dass die Haustüre zu Frau Moriyamas Wohnung nur angelehnt war und sich dank ihr einen Spalt weit geöffnet hatte. Still fragte Kagome sich, was dies zu bedeuten hatte, wenn es überhaupt eine Bedeutung gab. Doch keine Sekunde später durchzog ein Gefühl ihren Körper, als hätte man ihr einen Stromschlag verpasst. Sie kannte dieses Gefühl. Es war ihr vertraut. Sie konnte es aber dennoch nicht einordnen, denn da war noch etwas anderes, es fühlte sich fast genauso an, aber die beiden Wahrnehmungen waren dennoch verschieden. Kagome runzelte nachdenkend die Stirn, versuchte herauszufinden, was es sein könnte. Sie dachte verzweifelt nach, aber es brachte ihr nichts. Sie wusste es nicht mehr. Hatte es vielleicht mit ihren damaligen Abenteuern der Sengoku-Zeit zu tun? Hatte sie schon einmal dort etwas ähnliches wahrgenommen? Zwei Dämonenauren? Unmöglich! Wieder zuckte die junge Frau zusammen, diesmal aber, weil sie ein Klirren aus der Wohnung gehört hatte. Es klang wie Glas, das zersprungen war. War dort wirklich jemand? Vielleicht Frau Moriyama, dachte Kagome und betrat schnell die Wohnung, ohne groß darüber nachzudenken. Was sich allerdings bald als Fehler herausstellen sollte. Denn durch den kleinen Flur, lief sie geradeaus durch und fand sich in einem Wohnzimmer wieder. Sofort stach ihr die Verwüstung und Frau Moriyamas Körper in ihr Auge und noch etwas. Ein Fenster stand offen und aus dem Augenwinkel erkannte die Studentin einen Schatten. War das eine Person? Kagome wandte sich dorthin, aber es war schon zu spät, nur einen Bruchteil einer Sekunde konnte sie rosafarbene Haare erkennen. Die Schwarzhaarige rannte zum Fenster und suchte die Umgebung ab. Tatsächlich sah sie die Schattengestalt wieder, wie sie über die Dächer davon hüpfte. Mit einigen Metern Vorsprung sah sie aber noch jemanden. Verfolgte der eine den Anderen? Was sollte das Ganze hier? Verwirrt verließ Kagome das Fenster und widmete sich sofort Frau Moriyama und dem Chaos hier zu. Sämtliche Möbel waren entweder zerstört oder umgeschmissen worden. Einzig und allein das Sofa und der Fernseher standen wohl noch unberührt an ihrem Platz. Die Bücherregale mussten umgeschmissen oder anscheinend in Eile ausgeräumt worden sein. Wirklich alles lag verteilt auf dem Boden. Kagome sah Frau Moriyama sitzend auf einem Stuhl. Die Studentin wusste nicht mal ob sie noch lebte, aber wenn sie nur daran dachte, dass sie Frau Moriyamas Leiche entdeckt haben könnte, dann lief es ihr schon eiskalt den Rücken hinunter. Zaghaft streckte die Studentin ihre rechte Hand nach dem anderen Körper aus, und stoppte schlussendlich an ihrem Hals und versuchte ein Anzeichen zu finden, dass die Frau noch lebte, aber der Puls auf den Kagome so sehr gehofft hatte blieb aus. Irgendwie wunderte es die Schwarzhaarige auch nicht, die große Wunde direkt an ihrem Herzen sprach eigentlich für sich. Sowas konnte keiner überleben. Auf einmal weitete Kagome geschockt ihre Augen. Eine Wunde am Herzen? Das konnte nicht sein! Jetzt fielen der Studentin auch die vielen Parallelen zu ihrem Traum auf. Die Stichwunde am Herzen, Frau Moriyama auf einem Stuhl mitten in ihrem Wohnzimmer gefesselt. Kagome sah sich den Raum noch etwas genauer an und musste mit einem dumpfen Magengefühl erkennen, dass es sogar der selbe Raum sein konnte, wie in ihrem Traum. Natürlich war in ihrem Traum der Raum kaum erhellt gewesen, nur von dem Mondlicht. Aber die Fenster und alles drumherum erinnerten sie stark daran. Sie hatte dieses Gefühl, als wäre sie schon einmal hier gewesen! Aber das konnte doch alles gar nicht sein, dachte Kagome sich und wich einige Schritte von Frau Moriyamas Leiche zurück. Ein regelrechter Sturm von Gefühlen brach auf die junge Frau ein, sie hatte keine Ahnung was sie jetzt tun, was sie sich dabei denken sollte, war das alles hier doch einfach viel zu viel im Moment. Kagome musste raus hier. Weg von diesem Anblick, weg von dieser Wohnung, einfach raus aus diesem Gebäude. So schnell wie ihre Beine sie trugen, verließ sie diesen Tatort. Fast schon energisch drückte sie auf den Aufzugknopf und konnte es kaum erwarten, bis er im 8.Stock hielt und sie einsteigen konnte. Die wenigen Sekunden die die Studentin dort in dem kleinen quadratischen Raum verbrachte, kamen ihr wie Stunden vor. Erleichtert als die metallische Tür wieder zur Seite aufging verließ sie den Fahrstuhl wieder und wollte einfach nur so schnell wie möglich an die frische Luft. Doch der junge Frau wurde ein Strich durch die Rechnung gemacht. „Hallo junges Fräulein.“, vernahm sie plötzlich die Stimme der alten Dame aus dem Erdgeschoss. Kagome erschreckte sich schon beinahe und sah die Dame völlig aufgelöst an. Sie wusste gerade gar nicht, was sie erwidern sollte. „Hatten Sie Glück?“, fragte die Dame und musterte sie eingehend. Die alte Frau hatte ein komisches Gefühl, als sie Kagome so sah und fragte sich innerlich, ob sie nicht doch recht gehabt hatte. „Nein leider nicht.“, entgegnete die Schwarzhaarige und bemühte sich normal zu klingen, was ihr aber wohl nicht wirklich gelungen war, denn die alte Dame runzelte leicht misstrauisch die Stirn. „Sie haben also Frau Moriyama nicht getroffen?“, fragte die Ältere nach. „Nein.“, antwortete Kagome knapp und schritt weiter zur Türe. „Es tut mir leid, aber ich muss auch wieder los.“ Damit flüchtete die Studentin weiter aus dem Haus und ließ die alte Dame einfach stehen. Sichtlich erleichtert atmete Kagome durch und entschied sich ein Stückchen von dem Wohnhaus wegzugehen, dabei würde ihr schon einfallen was sie tun sollte. Obwohl es eigentlich auf der Hand lang. Sie musste die Polizei rufen. Doch was sollte sie schon sagen? Sie konnte kaum die Schattengestalten erwähnen, man würde sie für verrückt halten, obwohl es dafür eine Erklärung gab. Dämonen! Irgendwie hatte Kagome damit gerechnet, als sie Inuyasha wiedergesehen hatte. Doch es war trotzdem seltsam, dass auch in ihrer Epoche Dämonen existierten. Hinzukam, was wollten die zwei Dämonen bei Frau Moriyama? Sie war eine einfache Frau, oder vielleicht doch nicht? Wieder etwas, was Kagome nicht wusste. Langsam fragte sie sich, was sie überhaupt noch wusste, oder dachte. Die Schwarzhaarige ging die Straße weiter und seufzte bei diesem Gedanken. Seit Inuyasha wieder da ist, gerät ihr Leben wieder völlig aus den Fugen und das nur an einem Tag. Sie wollte doch nur ihrem Großvater einen Gefallen tun und dieses blöde Artefakt abholen! Warum klappte nicht mal mehr das. Jetzt war sie auch noch an einem Mord beteiligt, den anscheinend Dämonen verübt hatten. Was sollte sie jetzt tun? In diesem Moment wünschte sie sich ihre Freundin Rika wäre hier, sie wusste immer eine Antwort und würde ihr einen Rat geben können. Kagome sah auf das Display ihres Handys das sie kurzerhand aus ihrer Jackentasche herausgenommen hatte und musste feststellen, dass es erst mitten am Nachmittag war. Rika würde noch einige Stunden arbeiten müssen. Ihre Pechsträhne ging wohl weiter. Zudem wartete wohl ihr Großvater darauf, dass sie mit dem Artefakt zu der Tempelanlage zurückkehrte. Langsam schlug ihr Magengefühl um in Kopfschmerzen. Angestrengt wollte die Studentin eine Lösung finden, aber sie zweifelte immer mehr daran, dass es eine gab. Vielleicht sollte sie ihrem Großvater alles erklären. Das wäre wohl das Beste war ihr Gedanke und machte sich so schnell wie möglich auf den Weg. „Kagome da bist du ja wieder.“, sprach Herr Higurashi, als er Kagome sah, wie sie vor der Türe ihres alten Zuhauses stand und er sie geöffnet hatte. Jedoch konnte Kagome kein Lächeln aufbringen, hatte sie doch versagt. „Frau Moriyama ist tot Großvater.“, schluchzte sie aufgebracht. Die Welle brach auf sie herab und spülte alles hervor, was Kagome in der letzten Stunde empfunden hatte. Fassungslos sah ihr Großvater sie an, er verstand ihre Worte nicht ganz. „Ich wollte das Artefakt abholen, und als ich vor ihrer Wohnungstüre stand, war sie offen und dann habe ich sie gesehen.“, erzählte Kagome weiter und einige Tränen kullerten über ihre Wangen, die leicht gerötet waren. „Außerdem waren dort Dämonen Großvater. Ich habe jemanden am Fenster gesehen. Was soll ich jetzt tun?“ Herr Higurashi nahm seine Enkelin erstmal in den Arm und strich ihr beruhigend über die schwarzen seidigen Haare. Danach führte er sie durch den Flur in die Küche. Er machte ihr eine heiße Schokolade, die sie als Kind schon immer geliebt hatte und als er sich dann zu ihr setzte bat er Kagome darum alles ruhig und von vorne zu erzählen. Nach einigen Schlucken, die sie von ihrer Tasse genommen hatte beruhigte sie sich schließlich und versuchte ihrem Großvater zu schildern, was passiert war. „Warum hast du denn nicht die Polizei gerufen Kind?“, war das Erste, was Herr Higurashi dazu sagte. „Ich weiß es nicht.“, erwiderte Kagome kleinlaut. Sie wusste es doch besser, aber in diesem Moment, als sie realisiert hatte, dass Frau Moriyama genau wie sie in ihrem Traum gestorben war, hatte ihr Verstand völlig ausgesetzt. Das wusste ihr Großvater natürlich nicht, hatte sie diese Tatsache verschwiegen. Wollte sie ihm doch nicht noch mehr Sorgen bereiten. „Ändern kann man es jetzt sowieso nicht mehr.“, seufzte er. „Ich werde die Polizei anrufen.“ Die Schwarzhaarige nickte nur stumm. „Mach dir nicht so viele Gedanken Kagome. Die Polizei wird ihre Arbeit tun und es tut mir leid, dass ich dich damit beauftragt habe.“, entschuldigte sich Herr Higurashi. Schuldgefühle plagten ihn, weil seine Enkelin so etwas durchmachen musste wegen ihm. „Du konntest es doch nicht ahnen Großvater.“, meinte Kagome und lächelte leicht, auch wenn sie sich regelrecht dazu zwingen musste. „Mir tut es leid, dass ich das Artefakt nicht mitgebracht habe.“ „Das ist doch jetzt unwichtig.“, stieß Herr Higurashi empört aus. „Stell dir vor der Täter wäre noch dort gewesen und hätte dir auch etwas angetan. Das hätte ich mir nie verzeihen können.“ Die Studentin stand wortlos von ihrem Stuhl auf und nahm ihren Großvater in den Arm. Ihre Sorgen würde sie erstmal beiseite schieben und sich morgen überlegen, was sie tun sollte. Vielleicht könnte sie irgendwie etwas über Inuyasha herausfinden. Er könnte ihr einige Antworten geben, und Kagome hoffte sie würde es auch irgendwie schaffen. War die Uni morgen doch ein guter Anfang, da sie sich dort heute schon über den Weg gelaufen sind. Kapitel 4: Verschiedene Ansichten --------------------------------- Der Abend war bereits eingekehrt auch in der Großstadt Tokio. Die vielen Straßenlaternen, Neonschilder von Restaurants, Geschäften und einigen weiteren Läden leuchteten in der Dunkelheit hell auf, auch konnte man einige Fenster beleuchtet sehen, denn die meisten Menschen waren bereits zu Hause und ließen den Abend gemütlich ausklingen und versuchten sich von dem stressigen Alltag zu erholen. Entweder taten sie dies indem sie vor dem Fernseher saßen und durch die Kanäle zappten, oder lasen vielleicht ein Buch, oder nahmen ein entspanntes Bad. Kagome Higurashi hätte eins dieser Dinge auch gerne getan, als sie so durch eines der großen Fenster der S-Bahn auf die Straßen blickte, die an ihr vorbei zogen. Den restlichen Tag bei ihrer Familie war für die 20-Jährige wie eine Wohltat gewesen. Ihre Mutter, sowie ihr jüngerer Bruder hatten sie herzlich begrüßt, als sie Kagome und ihren Großvater zusammen in der Küche vorgefunden hatten. Frau Higurashi, Kazumi, hatte sich voller Elan an die Zubereitung des Abendessens gemacht. Ihre Tochter hatte ihr dabei helfen wollen, doch Kazumi hatte die Hilfe freundlich abgewiesen, war ihre Tochter nun mal ein Gast, auch wenn sie immer noch zur Familie gehörte. Die vier Familienmitglieder, sowie Hauskater Buyo, der es sich auf Kagomes Schoß gemütlich gemacht hatte und freudig schnurrte, als die Studentin ihn hin und wieder, neben dem Essen kraulte unterhielten sich gesellig dabei, als sie im Wohnzimmer zur Ausnahme mal aßen. Kagomes Mutter hatte ihr Lieblingsessen, traditionellen japansichen Eintopf gekocht. Die junge Frau hatte dieses Essen vermisst und schätzte diese Geste von Frau Higurashi sehr. Sota plapperte stolz über seine Fußballkarriere, wie er es immer nannte. Er spielte seit 2 Jahren im Verein seiner Schule mit und war sogar ziemlich gut, sehr zum Leidwesen seines Großvater. Herr Higurashi wollte immer noch, dass sein Enkel eines Tages die Tempelanlage übernahm, hingegen wollte Frau Higurashi nur dass ihre Kinder glücklich wurden, allerdings bestand sie darauf, dass Sota sich einen zweiten Berufsweg offen hielt. Neben Kagomes Studium, und die Diskussion um Sotas Berufswahl, fanden sich auch weniger belanglose Themen als Gesprächsstoff wieder. Allgemein war es ein erholter Abend für die Schwarzhaarige gewesen. Natürlich hätte es auch anders verlaufen können, wenn Kagome von Inuyasha oder Frau Moriyama erzählt hätte, doch sowohl sie selbst als auch ihr Großvater hatten es für keine gute Idee befunden. Kazumi war sowieso immer sehr besorgt um ihre Familie, das hätte sie wohl verängstigt und ihr unnötige Sorgen bereitet. Erstmal beließ sie es bei einem Schweigen, hatte die Studentin entschieden, war der weitere Verlauf dieser Geschichte doch noch ungewiss für sie. Rika war bestimmt schon zu Hause und wartete bereits auf sie, war Kagomes Gedanke, als sie die restlichen Meter von der S-Bahn zu ihrem gemeinsamen Apartment zurücklegte. Darüber hinaus war sie sich noch gar nicht sicher, ob sie Rika davon erzählen sollte. Ihre Freundin war sicherlich nicht ungläubig und hatte ihr sogar die Geschichten aus der Sengoku-Jidai geglaubt, nachdem sie einige Tage des Verdauens auf sie zugekommen war und mehr darüber erfahren wollte. Rika war fasziniert von der Geschichte Japans und alles Übernatürliche. Doch wie sollte Kagome ihr erklären, dass Inuyasha am Leben war? Der Studentin hatte es schon überrascht, als ihr Großvater verständnisvoll und gelassen geblieben war, doch für Rika waren die Toten eben tot. Es gab nun mal keine Rückweg aus dem Jenseits. Zögerlich sperrte die junge Frau die Türe auf und ließ das Schloss sogleich wieder einrastern, indem sie sie wieder schloss. In der Wohnung war es still. War Rika vielleicht gar nicht da? Die Schwarzhaarige stellte aber dann doch recht schnell fest, dass Licht im Wohnzimmer brannte. Kagome zog ihre Jacke sowie ihre Schuhe aus und ging langsamen Schrittes in das Wohnzimmer. Dort entdeckte sie wirklich die Braunhaarige auf dem Sofa, sie hatte gerade ein Buch in der Hand und war anscheinend vertieft darin. Jedoch als Kagome mitten im Raum stand, sah die Freundin zu ihr auf und ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein Lächeln. „Wo warst du denn, Kagome?“, fragte Rika ruhig. Kagome hingegen wog pro und contra ab und nahm währenddessen auf dem kleinen Hocker, der rechts neben dem Sofa stand Platz. „Spontanes Abendessen bei meiner Familie.“, antwortete sie schließlich. „Wurde auch mal wieder Zeit.“, bemerkte Rika und schloss ihr Buch und legte aus auf den kleinen runden Tisch vor dem Sofa hin, dieser war aus dunklem Holz. „Ist etwas passiert heute?“, fragte Rika dann nach und sah Kagome an und versuchte dabei ihre Reaktion abzuwarten, die auch keine Sekunde später kam. Der 20-Jährige huschte für eine kleine Millisekunde ein fast erschrockender Ausdruck über das Gesicht. „Nein, eher nicht.“, gab sie dann knapp zurück. Irgendwie ahnte Kagome, dass Rika etwas wusste, und sie wusste nicht, ob sie mit der Sprache raus rücken sollte. Freundin war aber doch Freundin, nicht? Warum sträubte sie sich dann so dagegen? „Und warum hast du dann deine ganzen Nachmittagsvorlesungen sausen lassen?“, wollte Rika wissen. Irritiert blickte Kagome sie an, wusste sie bereits von Inuyasha? „W-Woher?“, brachte die Studentin überrascht hervor. Rika hingegen seufzte leise, hatte sie also doch die richtigen Informationen bekommen. Erst wollte die Mitbewohnerin es nicht glauben, da ihre Freundin doch bis jetzt immer alle Vorlesungen besucht und fleißig gelernt hatte. Rika wollte wissen wieso und sie war sich sicher, dass sie das auch heute noch erfahren würde. „Hojo, war im Café und hatte es mir gesagt.“, war ihre Antwort. „Er hätte dich in der Eingangshalle gesehen, wie du raus gelaufen bist und er meinte, du wärst ziemlich aufgebracht gewesen.“ Die Schwarzhaarige nickte stumm, als sie Rikas Stimme nicht mehr vernahm. „Erzählst du mir, was passiert ist?“, sprach Rika ruhig. Sie wollte es gerne wissen, immerhin waren sie doch Freunde und wohnten seit einem halben Jahr zusammen. Ein innerlicher Kampf brach in Kagome aus. Einerseits wollte sie gerne Rika alles erzählen, war sie doch eine Vertraute für sie. Heute Nachmittag war sie sich auch noch sicher gewesen, ihr alles zu sagen, doch mittlerweile hatte sie Zweifel daran. Sie hatte Angst, dass Rika es nicht verstehen, ihr nicht glauben würde. Doch was hatte sie schon zu verlieren? Eigentlich konnte sie doch nur gewinnen und zwar eine Person, die ihr helfen könnte Inuyasha zu finden. Oder? „Du erinnerst dich an Inuyasha.“, fing Kagome zögerlich an. „Ich habe dir doch von seinem Tod erzählt.“ Rika hörte aufmerksam zu und nickte, um ihrer Freundin verstehen zu geben, dass sie ihr folgen konnte. Wohin das Ganze allerdings hinausführen sollte, ahnte sie jedoch noch nicht. „Heute habe ich jemanden getroffen, und ich weiß es klingt total verrückt und ich hatte auch eigentlich mit seinem Tod abgeschlossen.“ Die 20-Jährige stockte in ihren Worten, versuchte es nicht ganz so komisch klingen zu lassen. „Rika, glaubst du an Wiederbelebung oder vielleicht, dass Dämonen trotzdem überleben, auch wenn man sie für tot hält?“, fragte sie daher ihre Freundin direkt heraus. Diese sah sie ohne jegliche Regung in ihrem Gesicht an, und für Kagome schien es so, als würde Rika ihre Frage immer wieder in Gedanken wiederholen. Schweigen breitete sich in der Wohnung aus. Es waren nur wenige Minuten, und in jeder Sekunde in der Rika nichts sagte, fühlte sich unglaublich erdrückend für die Schwarzhaarige an. Rika hatte immer etwas zu sagen gehabt, doch diesmal tat sie es nicht und es war ungewohnt. Eine Reaktion, die sich nicht erwartet hatte. Schwer schluckte Kagome den Kloß in ihrem Hals hinunter und bat Gott, dass ihre Freundin eine Reaktion zeigen sollte. Es war ihr mittlerweile egal welche, nur irgendeine! Kagomes Mitbewohnerin stand stumm von dem weißen Sofa auf und ging ein paar Schritte, ehe sie sich umdrehte und Kagome ansah und ihre Lippen sich ein wenig öffneten. „Ist das dein Ernst?“, sprach sie ruhig und sah sie ernst an. „Mag ja sein, dass ich dieses übernatürliche Zeug faszinierend finde, auch das es Dämonen wirklich gab, aber willst du mir wirklich glaubhaft machen, dass du Inuyasha, den du selbst beerdigt und ihn sterben hast sehen auf einmal wieder da ist?“ Von Wort zu Wort wurde ihre Stimme aufgebrachter. Für Rika war Wiederbelebung ein Schwachsinn. Tote blieben tot, davon war die Braunhaarig überzeugt. Selbst Kagome hatte sein Herz nicht mehr schlagen gehört. „Ja.“, gab Kagome zurück und stand nun schließlich selber auf. „Ich würde dich nie anlügen Rika! Hätte man mir erzählt, dass Inuyasha da draußen irgendwo ist, wäre ich wahrscheinlich genauso verständnislos wie du. Aber ich habe ihn gesehen an unserer Uni, verstehst du das?“ Rika schüttelte energisch den Kopf. Was sollte das? „Du hast dir das bestimmt eingebildet.“, rechtfertigte sie Kagomes Begegnung. „Einer der ihm ähnlich sah.“ „Das stimmt nicht!“, wetterte die 20-Jährige los. „Ich habe mir zwar immer gewünscht, dass Inuyasha wieder lebt, aber mir sowas ausdenken oder ihn gar verwechseln, würde ich nie tun.“ „Ich kenne ihn doch, wie niemand anderes.“, fügte Kagome gehaucht hinzu und zeitgleich dachte sie an den Abend, als er ihre Hand zum ersten Mal von sich aus genommen hatte und sie durch den Wald bei Kaedes Dorf spazieren gegangen waren. „Tut das was zur Sache?“, fragte Rika. „Jeder kann mal jeden verwechseln. Du hast ihn sterben sehen, was kapierst du daran nicht?“ „Gar nichts.“, konterte die Schwarzhaarige. „Ich habe keine Ahnung, was seit heute in meinem Leben vor sich geht. Ich bin als eine normale Studentin zur Universität gegangen und jetzt komm ich als ein reines Chaos zurück!“ „Weil du mit Inuyasha nicht abschließen kannst!“, gab Rika wütend zurück. „Lern endlich einen anderen kennen und verliebe dich neu, wie jede andere Frau auch.“ „Das kann ich nicht.“, konterte Kagome daraufhin und blickte sie mindestens genauso wütend an. „Doch du kannst!“, schrie Rika. „Nur DU willst es nicht!“ „Und du denkst, dass zum Beispiel Hojo der Richtige für mich wäre?“, fragte die Schwarzhaarige ihre Freundin verächtlich. „Genau Kagome.“, gab Rika zurück. „Er wäre wenigstens normal. Er wäre für dich da, ein Fels in der Brandung.“ „Weißt du was Rika.“, fing Kagome zickig an. „Dann nimm du ihn doch. Ich werde Inuyasha finden und mit ihm reden.“ Während Kagome dies gesagt hatte, ging sie einfach aus dem Wohnzimmer hinaus, Rika folgte ihr natürlich und beobachtete wie ihre Mitbewohnerin sauer ihre Jacke und die Schuhe anzog. „Wo willst du jetzt hin?“, wollte sie verwirrt wissen. Kagome sah sie nur gleichgültig an und nahm ihre Schlüssel. „Rausgehen.“, gab sie knapp zurück. „Ich hätte nie mit dir über Inuyasha reden sollen.“ „Kagome warte.“, rief Rika ihr hinterher, als die Schwarzhaarige bereits den Treppenhausgang hinuntersprintete. War sie so eine schlechte Freundin gerade gewesen, dass Kagome einfach davonlief? Rikas Wut verflog allmählich, als sie die Wohnungstüre schloss und langsam durch den kleinen Flur tapste. Sie versuchte das eben Geschehene nochmal in ihrem Kopf abspielen zu lassen. Ihre Reaktion war für sie richtig gewesen. Kannte sie Kagome doch schon einige Jahren und wusste wie tief der Schmerz saß bei ihr. Die 20-Jährige konnte es sogar verstehen, Inuyasha war eben Kagomes erste Liebe gewesen, doch sie verstand nicht warum Kagome die Liebe wegen ihm aufgab. Für Rika schien es zumindest so. Hatte ihre Freundin doch in den letzten Jahren noch nie ein richtiges Date gehabt, oder gar einen festen Freund. Selbst wenn die Beiden abends mal unterwegs waren, hatte Kagome ständig alles abgeblockt. Sollte Inuyasha wirklich am Leben sein, dann wusste sie, dass Kagome alles daransetzen würde, um mit ihm ein klärendes Gespräch führen zu können und die Braunhaarige musste sich eingestehen, dass sie Angst davor hatte. Sollte Inuyasha ihre Freundin nochmal verlassen, egal auf welchem Wege, würde Kagome es nicht überleben. Ein zweites Mal würde sie ihr wohl kaum über den Schmerz hinweg helfen können. Rika erinnerte sich an die unzähligen Male, an denen sie mit Kagome an seinem Grab gestanden hatte. Stundenlang manchmal, einfach nur weil die Schwarzhaarige nicht gehen wollte. Vor allem im Winter war es für Rika unbegreiflich, waren ihre Füße doch fast immer taub gewesen nach der endlosen Zeit im Schnee. Wahrscheinlich hatte Kagome aber gar nichts mehr wahrgenommen, wenn sie vor seinem Grab gestanden hatte. Laut seufzte Rika auf und öffnete das große Fenster im Wohnzimmer, ehe sie ein wenig kalte Abendluft einatmete und den kleinen Ausblick betrachtete. Eine kleine Nebenstraße führte seitlich des Hauses vorbei, dort parkten auch die meisten Bewohner, ihr Auto stand dort ebenfalls. Gegenüber befand sich noch ein Wohnhaus, das in einem hellen Blau gestrichen war und vereinzelte Bäume brachten in diese Gegend etwas Grün hinein. Rika fragte sich wo Kagome wohl hingegangen sein mag. War es doch schon nach zweiundzwanzig Uhr. Hätte sie nur geahnt, dass Inuyasha zur Sprache käme, hätte sie Kagome nie gefragt was heute passiert gewesen sei. Rika wollte sich nicht streiten, doch ihr Standpunkt war eben nun mal klar für sie. In Sachen Liebe unterschieden sich die beiden Freundinnen wirklich. Seufzend drehte sich Rika vom Fenster wieder weg und nahm ihr Handy aus der Tasche. Sie wusste zwar, dass Kagome nicht rangehen würde, doch sie versuchte es trotzdem bei ihr. Ihre Sorgen waren momentan stärker, als die Auseinandersetzung von gerade eben. Immer noch sichtlich gekränkt stapfte die junge Frau die Straße entlang. Tolle Freundin, dachte sie sich wütend. Ihr war es auch egal, dass ihr Handy gerade klingelte, konnte sie sich doch denken, wer es war. Aber den Gefallen würde sie ihr jetzt bestimmt nicht tun und weiter am Telefon mit Rika diskutieren. Sie stellte es einfach auf lautlos und ging weiter. Ihr war es egal wohin, nur weg aus diesem Wohnviertel, wenigstens für eine halbe Stunde. Kapitel 5: Meine kleine Blüte ----------------------------- Drei ganze Tage später hatte sich die Laune von Kagome nicht wirklich gebessert. Sie war frustriert und war beinahe schon dabei alles aufzugeben. Jeden Tag hatte sie die Gänge und Räume in ihrer Universität abgesucht, hatte nach ihm Ausschau gehalten. Doch nicht einmal eine kleine Spur hatte sie von ihm gefunden. Inuyasha war nicht mehr aufgetaucht und wenn sie mal jemanden gefragt hatte, ob er einen jungen Mann mit auffälligen silbernen Haaren gesehen habe wurde die junge Frau immer wieder enttäuscht. Fast so als wäre er nie dort gewesen. Kagome war überzeugt davon, dass selbst wenn er nur ein einziges Mal sich im Universitätsgebäude aufgehalten habe, hätte sich jemand daran erinnern müssen. Sie begriff es nicht. Zudem war es ihre einzige Chance, ihr einziger Anhaltspunkt ihn wiederzusehen. Die Schwarzhaarige musste es einfach. Die Fragen blieben sonst und wenn sie keine Antworten bekam konnte sie wohl kaum möglich die Sache hinter sich lassen. Eigentlich hatte sie es ja schon fast, doch hatte sie auch nie an Inuyashas Tod gezweifelt und jetzt war dieser Idiot doch am Leben und wühlte dadurch alles wieder auf. Ihre Freundin Rika war auch keine große Hilfe für Kagome, denn nach dem Streit hatten die beiden Freundinnen nicht einmal mehr miteinander geredet. Kagome fuhr mit der S-Bahn zur Uni hin und zurück. Beide Studentinnen hielten sich außerdem jeweils in ihrem eigenen Zimmer auf oder hielten sich nicht in der gemeinsamen Wohnung auf, das war die Taktik für beide momentan. Einfach aus dem Weg gehen. Nicht reden. Kagome war zwar noch immer sauer, dass Rika ihr nicht glaubte, obwohl sie es bei ihren Abenteuern der Sengoku-Jidai tat, doch wünschte sie sich auch, dass sie es verstehen würde, ihr helfen würde. Sie fühlte sich seitdem allein. Die junge Frau brauchte einfach jemanden, der ihr half mit diesen Dingen zurechtzukommen. Doch Rika würde es wahrscheinlich nie können, oder? Vielleicht sollte sie doch einmal versuchen mit Rika zu reden... Kagome seufzte tief, als sie am Nachmittag einfach nach den Vorlesungen nicht die S-Bahn nach Hause genommen hatte und stattdessen in einem kleinen Café saß. Sie musste sich weitere Pläne ausdenken. Aber sie konnte doch sowieso nicht viel ausrichten, war ihr Gedanke. Sie konnte einfach nur abwarten, bis ihr Inuyasha eines Tages wieder über den Weg lief. Würde das überhaupt wieder passieren, fragte sie sich stumm, wohl eher nicht Inuyasha wollte sie nicht in seinem Leben haben, warum auch immer, aber genau das bohrte sich am meisten in ihr Herz und in ihren Kopf. Warum wollte er es so? Warum stieß er sie schon wieder weg? Kagomes Unterlippe bebte allmählich, weil Trauer und Wut in ihr aufgestiegen waren. Sie hatte so viel Kummer wegen ihm gehabt, so viel Leid, und die ganzen Abenteuer mit ihm damals überstanden! Warum sagte er ihr nicht mal, dass er sie verabscheute oder sie nicht mehr mochte? Es war unfair von ihm, sogar mehr als das! Wütend trank die Studentin von ihrem heißen Getränk, das sie sich bestellt hatte, leider verbrannte sie sich dabei ein wenig die Zunge. Den kleinen Schmerz steckte sie dabei regungslos weg. Sie hasste ihr Leben momentan wieder und wollte ihr Glück, dass sie in der Sengoku-Jidai zurücklassen musste oder wenigstens ihr altes langweiliges Studentenleben hier in Tokio zurück. Zudem verfolgte sie regelrecht die Sache bei Frau Moriyama. Es war einfach überall! In den Medien, in der Zeitung, jeder redete davon. Insbesondere weil die Polizei davon ausging, dass es ein weiteres Drama der Mordserie war, allein schon weil in ihrer Wohnung nichts Erkennbares gestohlen worden war und somit es für die Ermittler keinen Raubmord darstellte. Frau Moriyama war außerdem nicht irgendeine Frau. Sie war eine junge erfolgreiche Sammlerin antiker japanischer Artefakten gewesen, es sollte sogar in einigen Wochen eine große Ausstellung im Museum stattfinden. Doch jetzt war sie gestorben, brutal ermordet und niemand wusste, wie es mit den vielen wertvollen Gegenständen weitergehen sollte. Kagome konnte sich keinen Reim darauf machen, selbst wenn die beiden Schatten wirklich Dämonen waren. Was wollten sie dann dort? Warum sollten sie eine Menschenfrau, die keinerlei Bedeutung oder eine Bedrohung für sie war töten? Niedergeschlagen seufzte die Studentin leise auf, weil sie keinen logischen Grund dafür finden konnte. In letzter Zeit fand sie wirklich keinen klaren Gedanken mehr, auf keinen der frischen Ereignisse und es war wirklich frustrierend. Wo blieb ein Engel, wenn man ihn brauchte? Die musste es doch auch geben,oder? Dämonen gab es schließlich auch. Wieder eine ungerechte Sache, wie die Schwarzhaarige es empfand. Das einzige Gute war wirklich, dass sie keinen verrückten Traum mehr gehabt hatte, indem sie erstochen oder sonst auf andere Art und Weise umgebracht worden war. Ein wirklicher Trost war es zwar nicht, denn dafür raubten ihr andere Dinge den Schlaf. Aber es war immerhin etwas. „Warum so traurig, Kagome?“, vernahm Kagome auf einmal eine Stimme direkt neben ihr und als sie mit ihren schokoladenfarbenen Augen aufblickte fand sie ihre langjährige Freundin Yuka vor. „Yuka?“, kam es verwundert über ihre Lippen. Yuka, Eri, Ayumi und sie waren zwar noch gute Freundinnen, doch sie sahen sich kaum, zumindest Eri und Ayumi, da beide lieber im Ausland studieren wollten. Yuka sah Kagome auch recht selten, meistens nur wenn sie sich mal alle paar Wochen über den Weg liefen oder verabredeten, denn Yuka hatte sich gegen ein Studium entschieden und arbeitete und dies nicht gerade knapp. Musste sie doch zwei Jobs annehmen, um über die Runden zukommen, außerdem sparte sie für eine teure Modeakademie, soweit Yukas Standpunkt bei Kagome noch aktuell war. Kagome war aber davon überzeugt, dass Yuka dies noch wollte. Ihre Freundin war ehrgeizig und ließ sich nicht beirren, wenn sie es wollte zog sie es auch durch, egal wie lange es dauern sollte. „Lange nicht gesehen. Was führt dich denn in dieses Café?“ „Das könnte ich dich genauso fragen.“, konterte Yuka lächelnd und nahm ihre Jacke ab, die sie wie Kagome ebenfalls um die Stuhllehne hing, um danach auf dem freien Platz gegenüber von ihrer alten Schulfreundin Platz zu nehmen. „Jetzt starr mich nicht so an Kagome.“, redete Yuka weiter. „Erzähl mir lieber mal was es bei dir so Neues gibt.“ „Ach weißt du.“, fing Kagome hilfesuchend an. Was sollte sie schon erzählen? Hey, hör mal mein Leben läuft total aus dem Ruder genau wie damals als ich mit fünfzehn durch einen Brunnen zwischen zwei Epochen hin und her gereist bin, und jetzt ist mein Lieblingshanyou Inuyasha von den Toten auferstanden, und er behandelt mich genauso wie am Anfang. Ich rede übrigens von dem besitzergreifenden eifersüchtigen brutalen Kerl, den ihr mir immer ausreden wolltet, den ihr dann aber ganz entzückend fandet als ihr ihn kennen lernen durftet. Das Beste kommt aber noch ich war an einem Tatort und habe gemerkt, dass wohl Dämonen die Morde verüben. Eigentlich klang es ganz lustig, wenn Kagome sich dies selbst in Gedanken vortrug, doch laut ausgesprochen würde sie jeder auch Yuka für verrückt erklären. „Ach nichts Besonderes.“, log sie daher. „ Ich lerne für mein Studium, besuche meine Familie, unternehme etwas, dies und das eben. Du hast wohl viel zu tun mit deinen zwei Jobs, oder?“ „Ja es geht.“, ließ sich Yuka nichts ahnend auf Kagomes Themenwechsel ein. „Ich bin zwar total eingespannt, aber in einem halben Jahr kann ich endlich auf diese Modeakademie gehen, und das von meinem eigenen Geld.“, schwärmte Yuka triumphierend und stolz. „Die reichen Barbiepuppen dort können etwas erleben. Ich werde allen dort zeigen, was hart arbeiten wirklich bedeutet. Stipendium oder reiche Eltern sind nicht alles. Ich habe es auch so geschafft.“ Kagome konnte ihrer Freundin wirklich nur beipflichten und sie war mindestens genauso stolz auf Yuka, wie sie es selbst auf sich war. Sie freute sich unheimlich für sie. „Und hast du heute noch Pläne?“, wollte die Schwarzhaarige wissen und trank von ihrem Glas. Yuka hatte sich komischerweise nichts bestellt. Woraufhin Kagome vermutete, dass sie entweder nicht lange blieb oder aber auf jemand anderes warten musste. „Ich bin verabredet.“, antwortete Yuka und sah kurz auf ihre silberne Armbanduhr, die sie am Handgelenk trug. „Er müsste eigentlich gleich kommen.“ „Er?“, staunte Kagome etwas. „Du hast ein Date?“ Langsam wurde die junge Frau neugierig, da Yuka zwar immer zu der Sorte Frau gehörte, die gerne ausging, auch mit Männern, aber seit einem Jahr es nicht mehr tat, wegen zu knapper Zeitplanung. Sie fragte sich welcher Mann Yuka trotzdem überzeugen konnte, mit ihr auszugehen. „Wer ist es denn? Erzähl mir schnell etwas.“, hakte die Studentin weiter nach, da Yuka sie nur leicht überfordert ansah. „Du kennst ihn doch Kagome.“, war Yukas knappe Antwort dazu. „Und wer?“ Jetzt wurde Kagome hellhöriger. Sie wollte es unbedingt wissen. „Da drüben steht er.“, meinte Yuka und blickte links an Kagome vorbei. Die Frau folgte dem Blick ihrer Freundin und sah Hojo am Eingang des Cafés stehen, der sich umzuschauen schien. Wohl auf der Suche nach seinem Date. Yuka. Die 20-Jährige weitete etwas geschockt ihre braunen Augen, als Hojo schließlich auf sie zu kam. Er schien etwas nervös aber dennoch glücklich die wenigen Schritte durch das kleine Café zu gehen. Kagome saß regungslos da, während Yuka ebenfalls strahlend aufstand und Hojo zur Begrüßung umarmte. Kagome sah den feinen Unterschied zwischen einer Freundschaftlichen und einer eher Romantischen und zugleich fragte sie sich heimlich, ob die Beiden sich heute zum ersten Mal auf diese Weise trafen. Die Schwarzhaarige war keinesfalls eifersüchtig, doch hatte Hojo sie nicht all die Jahre immer wieder versucht einzuladen und das letzte Mal vor ein paar Tagen erst. Irgendwie traf sie diese stille Zurückweisung wie ein Schlag in die Magengrube, auch wenn sie es sich gewiss nicht anmerken lassen ließ. Sie hatte immerhin noch nie Gefühle für Hojo gehabt, doch das er gerade Yuka datete machte es irgendwie zu einer komischen Angelegenheit. Nachdem Yuka und Hojo voneinander abließen wandte er sich zu Kagome und begrüßte auch sie in seinem gewohnten Tonfall und die Studentin sagte ihm ebenfalls Hallo. Dabei beließ es Kagome und trank weiter ihr Getränk, zeitgleich setzten sich Yuka und Hojo hin. Etwas verunsichert über die Lage musste Yuka auch sein, denn sie gab ihrer alten Schulfreundin einen verlegenden Blick, der in etwa Entschuldigung bedeuten sollte. „Bist du schon lange hier Yuka?“, fragte Hojo und sah danach auf seine Armbanduhr. „Nein, nein.“, entgegnete sie. „Ich war vielleicht 5 Minuten früher hier, da habe ich Kagome gesehen und keine Angst ich verzeihe dir die kleine Verspätung.“ Ihre Verabredung nickte erleichternd. Kagome gefiel diese Stimmung nicht vielleicht sollte sie lieber gehen. Sie war das fünfte Rad am Wagen und offensichtlich wussten die Zwei nicht, was sie in ihrer Anwesenheit sagen sollten. Ihr Glas war ohnehin leer und sie wollte noch versuchen Rika zu Hause anzutreffen um sich zu versöhnen. „Ich geh dann mal.“, lenkte die junge Frau die Aufmerksamkeit auf sich und stand auf. „Du kannst gerne noch mit uns sitzen bleiben Kagome.“, bemerkte Yuka hastig. Anscheinend wollte sie nicht, dass sich Kagome Fehl am Platz vorkam, doch ihre Freundin hatte sich bereits entschieden. „Ist wirklich schon gut.“, meinte die Schwarzhaarige nahm ihre Sachen und suchte ihren Geldbeutel aus der Tasche heraus. „Ich muss sowieso nach Hause meine Mitbewohnerin wartet auf mich.“ „Zahlt ihr später mein Getränk mit?“, fragte sie gleich damit Yuka nichts erwidern konnte und hielt ihr 500Yen (3,60Euro) entgegen. Nickend nahm Yuka das Geld von Kagome an. „Bist du sicher, dass du gehen möchtest?“, fragte sie nochmal nach. „Ja klar. Mach dir keinen Kopf Yuka, ich melde mich bei dir.“ antwortete Kagome und verließ das Café. Draußen schlug Kagome schon die kalte Luft entgegen und sie machte den Reißverschluss ihrer dunkelblauen Jacke zu. Es war Mitte Herbst und die Blätter verabschiedeten sich allmählich. Das Wetter begeisterte zwar niemanden, aber für Kagome war es gerade eine Befreiung, keine Minute länger wollte sie bei Yuka und Hojo bleiben, auch wenn es ihr Leid tat, dass sich ihre Freundin vor den Kopf gestoßen fühlte, aber sie wollte nicht ihr Date sprengen. Zufall hin oder her. Sie stand einige Schritte von dem Café entfernt und wollte sich gerade auf den Weg machen, da hörte sie hinter sich jemanden. „Kagome!“, hörte sie Hojos Stimme, die nach ihr rief. Warum zur Hölle kam er ihr nachgelaufen? Die junge Frau drehte sich um und wartete darauf, was Hojo von ihr wollte. „Bist du sauer weil Yuka mit mir ausgeht?“ „Nein Hojo.“, sagte sie in ihrer normalen Tonlagen, auch wenn sie sich gerade ärgerte, dass er so etwas dachte. „Ich bin nicht sauer, dass Yuka dich datet. Ich frage mich nur, ob du es auch ernst meinst.“, erklärte sie sich. „Immerhin hast du mich erst vor einigen Tagen versucht einzuladen und jetzt datest du eine meiner besten Freundinnen.“ „Darum geht es auch.“, erwiderte Hojo sichtlich gekränkt. „Ich habe dich seit der Mittelstufe toll gefunden und wollte immer mit dir ausgehen, aber du hast anscheinend nicht einmal gemerkt, dass ich dich mag. Entweder warst du zu blind oder du dachtest wenn du mich ignorierst, dass ich aufgebe. Ich kann dir doch nicht ewig hinterherlaufen, Kagome. Ich bin jung, ich möchte nicht ewig allein sein und bei Yuka habe ich ein gutes Gefühl, es könnte etwas Ernstes werden. Also vergiss es, dass es wegen dir ist und ich werde dich bestimmt nicht mehr um ein Date bitten.“ Mit diesen messerstichenden Worten hielt er wohl das Gespräch für beendet und ging zurück in das Café. Ich hingegen stand wie eine Dumme da und musste erst einmal realisieren, dass der sanfte Hojo mich gerade angeschrien hatte. So kannte ich ihn gar nicht. Seine Worte hatten mich auch verunsichert. Natürlich hatte ich längst bemerkt, dass Hojo mich mochte, doch sie liebte Inuyasha. Das war einfach so. Ich hatte es ja nicht mal selbst bemerkt damals, aber Inuyasha hatte sich in mein Herz geschlichen, da wollte ich Hojo nicht als Trostpflaster nehmen und wenn hielt ich es für eine kleine Schwärmerei seinerseits. Niedergeschlagen seufzte Kagome auf, während sie zur nächsten S-Bahn durch die belebten Straßen ging. Sie wollte sich zu Hause verkriechen, ihr Vorhaben mit Rika zu reden schwand jeden Schrittes. Aber sie wollte es tun, sie musste. Kagome brauchte eine Freundin an ihrer Seite, die über alles Bescheid wusste, das war nun mal Rika und außerdem sind sie so gute Freundinnen geworden in den drei Jahren, dass die Sache mit Inuyasha nicht zwischen ihnen stehen durfte. Das wollte die Schwarzhaarige einfach nicht zulassen. Hoffentlich war Rika zu Hause. Sie vermisste sie, und das obwohl sie zusammen wohnten. Eine halbe Stunde später war Kagome schon fast zu Hause angekommen, denn sie stieg gerade aus der S-Bahn aus und 5min Fußweg standen nur noch zwischen ihr und ihrer Wohnung. In Gedanken überlegte sie sich bereits, was sie Rika sagen sollte, wie sie sie überzeugen konnte. Ob sie überhaupt noch ihren Standpunkt behielt? Sicherlich! Rika war sturköpfig mindestens genauso wie sie selbst. Was sollte sie also tun? Ratlos bog sie in ihre Straße ein und sah schon das Haus, in welchem sich die Wohnung befand. Innerlich sprach sich die junge Frau Mut zu, dass es schon nicht so schlimm sein würde, da rempelte sie auf einmal gegen etwas, als sie den kleinen Weg zur Eingangstüre einbiegen wollte. „Entschuldigung.“, sagte sie sofort und bemerkte, dass sie einen etwas älteren Mann entgegengelaufen war. „Hallo Kagome.“, sagte dieser aber nur mit ernster Miene und schien sich nicht von dem groben Zusammentreffen großartig stören zu lassen. „Du bist richtig groß geworden meine kleine Blüte.“ Seine Miene erweichte bei seinen letzten Worten. Kagome erkannte ihn komischerweise sofort, auch wenn sie in Jahre lang nicht gesehen hatte, fast ihr ganzes Leben nicht, aber seine Stimme war noch die Selbe. „Papa?“, fragte sie entsetzt und verwirrt zugleich. Ihre geweiteten Augen mussten es ihrem Gegenüber auch ziemlich deutlich gemacht haben, wie überrascht sie war. Kagome verstand gar nichts mehr, es war zu viel. Was wollte er hier und vor allem warum war er ausgerechnet jetzt wieder da? Ihre verdammte Pechsträhne schlug wieder zu, wollte sie ihn doch eigentlich nie wieder sehen. Vor allem nicht jetzt! Kapitel 6: Hoffnung gegen Misstrauen ------------------------------------ Als Kagome so in das Gesicht ihres Vater starrte und nicht recht wusste, was sie sagen sollte, kamen ihre verschwommenen Erinnerungen an den Tag zurück, an dem ihr Vater fortgegangen war. An dem er ihre Mutter, Souta und sie verlassen hatte. Kleine Blüte. So hatte er sie immer genannt, und ihr Herz verkrampfte sich schmerzhaft in ihrer Brust, hatte sie diese Worte zuletzt vor 15 Jahren gehört. „Du erkennst deinen alten Vater?“, fragte Takeru Higurashi seine Tochter. Im Gegensatz zu Kagome schien er recht unbekümmert zu sein. Es dauert eine kleine Weile bis sie sich aus ihrer Starre gelöst hatte und nickte ihm schließlich zu. Kagome wollte zwar ein Ja antworten, doch selbst diese zwei Buchstaben blieben ihr wie ein Kloß im Halse stecken. Ihre Gedanken schlugen Karussell. Fragen, die ihr jahrelang im Herzen brannten flammten lodernd wieder auf, wie ein Feuer. Natürlich erkannte sie ihn, sah er doch aus wie auf den alten Fotos im Familienalbum, das sie sich oft angesehen hatte. Lediglich sein Gesicht sah älter aus durch die feinen Falten, die er in den Jahren wohl bekommen hatte. „Deine Mitbewohnerin scheint sehr nett zu sein.“, versuchte es Takeru um Kagome Worte zu entlocken. „Ich habe kurz mit ihr geredet. Warum hast du ihr erzählt du wüsstest nichts von mir?“ In der Tat hatte die junge Frau Rika nie etwas von ihrem Vater erzählt, hatte gemeint sie hätte ihn nie kennengelernt, dabei beließ sie es auch immer. Zu tief traf sie der Abschied damals und aus Trauer wurde oft sehr schnell Wut. Wut die sie langsam überkam. Die Schwarzhaarige schloss ihre Augen, sammelte sich innerlich, ballte ihre Hände zusammen und beschloss endlich sich wenigstens von ihrem Vater Antworten zu holen. „Was hätte ich denn deiner Meinung nach sagen sollen?“, fuhr sie ihn an. „Du hast uns verlassen. Du hast deine Familie verlassen. Denkst du man hängt das gerne an die große Glocke? Ich war 5 Jahre alt damals gewesen!“ „Hat dir Kazumi denn nichts erzählt?“ Takeru blieb ruhig, hatte er doch vorher schon geahnt, dass seine Tochter ihn nicht mit einer liebevollen Umarmung begrüßen würde. „Natürlich hat sie mir gesagt, dass du damals nach Osaka gegangen bist wegen einer Beförderung.“ „Das Angebot in Osaka war eine Top Chance für mich meine Blüte. Ich hatte gehofft du würdest das verstehen, wenn du erst einmal älter wärst.“, verteidigte sich Takeru ernst. „Was soll man daran verstehen?“, fragte Kagome traurig. „Wenn der eigene Vater seine Karriere über die Familie stellt. Du hättest uns besuchen können. Weihnachten, Geburtstage, in den Ferien hätten Souta und ich nach Osaka fahren können, aber du hast dich abgeschottet.“ „Deine Mutter und ich haben beschlossen, dass es so besser ist.“, erklärte Kagomes Vater. „Deine Mutter wollte in Tokio bleiben, euch nicht einfach aus eurem Umfeld herausreißen. Da haben wir beschlossen, das ich alleine gehe.“ „Das erklärt noch lange nicht, warum du uns wenigstens nicht einmal angerufen hast.“ Die junge Frau war enttäuscht, wütend und traurig zugleich. Früher war er ihr Held gewesen, doch jetzt war er nur ein egoistischer Scheißkerl, der alles für einen Job hinter sich gelassen hatte. „Meinst du es war leicht für mich?“, entgegnete Takeru. „Ich habe euch alle vermisst. Kein Tag verging, wo ich nicht an euch gedach-.“ „Spar dir deine Worte.“, fiel ihm Kagome in seinen Satz. „Es interessiert mich nicht, was du in den letzten 15 Jahren gemacht hast. Schließlich war es dir auch scheiß egal!“ Die Studentin hatte genug von seinen Worten, Entschuldigungen und Rechtfertigungen. Stürmisch wollte sie sich an ihm vorbeidrängen um in ihre Wohnung zu flüchten, doch ihr Vater griff sie am linken Oberarm und stoppte sie. „Ich erwarte nicht, dass du mir sofort verzeihst. Mir ist klar, dass es dich verletzt hat, aber ich bin wieder nach Tokio zurückgekehrt und möchte ein Teil deines Lebens werden, wie es sich als Vater gehört.“ „Du warst mein Held.“, antwortete seine Tochter traurig. „Aber du bist es schon lange nicht mehr und nur du hast die Schuld daran.“ Takeru schluckte bei diesem Geständnis leicht, hatte er doch nie geahnt, dass er für sie sein Held gewesen war. „Tu mir einen Gefallen und geh wieder.“, fügte sie nachdrücklich hinzu. „Ich kann nicht gehen.“, erwiderte er ernst. „Ich arbeite hier als Oberkommissar und ermittle in den Mordfällen Kagome.“ Die junge Frau schluckte ebenso schwer bei dieser Erkenntnis, denn sie ahnte allmählich worauf es hier hinauslaufen sollte. Wusste ihr Vater, dass sie bei Frau Moriyama gewesen war? „An deinem Blick deute ich, dass du weißt, was ich noch von dir wissen möchte.“, meinte ihr Vater schließlich. „Ich weiß, dass du bei dieser Sammlerin in der Wohnung warst. Also sag mir, was du dort verloren hattest.“ „Ich war dort nicht.“, log Kagome und sah ihm in die Augen. „Wirklich nicht?“, verzog Takeru keine Miene und hielt Kagomes Blick stand. „Die alte Dame im Erdgeschoss hat dich beschrieben und Fingerabdrücke wurden von dir sicher gestellt.“ Seine Tochter erwiderte nichts bei diesen Beweisen, mit denen ihr Vater sie konfrontierte. „Du hast Glück, dass ich die Ermittlungen leite, sonst wärst du schon längst, als Hauptverdächtige ins Visier geraten meine kleine Blüte. Also sag mir, was du dort gemacht hast und was du gesehen hast, dann brauche ich mir keine Sorgen machen, was passiert, wenn mein Chef die Ermittlungen überprüft und herausfindet, was ich verheimliche.“, forderte Herr Higurashi noch einmal mit Nachdruck seine Tochter auf. Kagome hingegen dachte gar nicht daran ihm etwas zu sagen. Was sollte sie auch erzählen? Dass sie wohl möglich Dämonen gesehen hatte, die wahrscheinlich sogar die Täter waren? „Ich wart dort nicht.“, wiederholte die Studentin aufgebracht und riss sich mit einem Ruck aus dem Griff ihres Vaters los. „Dein Fall interessiert mich nicht.“ „Das sollte es aber, sonst muss ich dich neutral behandeln und dann wärst du meine Täterin, Kagome.“ „Du willst nicht ernsthaft deine eigene Tochter als eine Kriminelle hinstellen?“, fragte Kagome angewidert. „Du lässt mir keine andere Wahl.“, meinte Takeru und durchbohrte sie förmlich mit ihrem Blick. Kopfschüttelnd wandte sich die junge Studentin von ihm ab, anstatt aber zu Rika in die Wohnung zu gehen, entfernte sie sich schnellen Schrittes von ihrem Wohnblock. Kagome konnte es kaum fassen, wie sich ihr Vater gerade verhalten hatte. Erst tauchte er aus dem Nichts hier in Tokio wieder auf, gab sich voller Reue und wollte eine Beziehung zu ihr aufbauen und im nächsten Moment drohte er ihr sie des Mordes zu verdächtigen. Falsch! Er tat es bereits. Kagome war es vollkommen klar gewesen, dass sie gelogen hatte, doch kannte sie keinen Grund warum sie es ausgerechnet ihm auf die Nase binden sollte, warum sie dort war. Die Studentin seufzte schwer, wenn sie daran dachte, wie sie in diese Situation hineingeschlittert war. Harmlos, völlig harmlos wollte sie doch nur ihrem Großvater einen Gefallen tun und jetzt war ihr Leben in chaotische Stücke zerbrochen. Kagome war aufgelöst, das Gespräch hatte ihr den Rest gegeben. Wusste ihre Mutter oder Souta von dem Auftauchen von Takeru? Hatte er wohl möglich die Beiden besucht? Falls ja, dann mussten sie sich ähnlich fühlen wie sie jetzt? Andererseits hätte ihre Mutter Kagome längst angerufen. Kopfschüttelnd bog sie links in eine Straße ein und fand sich 5 Minuten später im Ueno Park wieder. Es war seit sie mit Rika in diese Gegend gezogen war eine Angewohnheit von ihr geworden hierher zu kommen. Entweder im Sommer um auf einer Wiese gemütlich unter einem Baum zu sitzen und ihre Notizen aus dem Studium durchzugehen, oder aber mit einem Eis das Wetter zu genießen und die anderen Menschen zu beobachten oder aber sie kam immer hierher um zu spazieren, oft wenn ihr die Decke auf den Kopf fiel, weil sie zu viel lernte oder aber wie jetzt weil sie nicht wusste, was sie tun sollte. Das war ihre Medizin um mit einer schwierigen Situation umgehen zu können. Am meisten liebte sie die vielen Kirschblütenbäume, die hier schon immer das Markenzeichen des Parkes waren. Im Frühling war es wirklich überwältigend, wenn die Bäume aufblühten und die rosafarbenen Blüten überall erstrahlten. Schon komisch, dachte sich Kagome, während sie langsam durch den Uedo Park ging, früher war ihr Rückzugsort der heilige Baum auf ihrem Familiengelände gewesen und jetzt kam sie hierher. Vielleicht sollte sie einfach aufhören über alles nachzudenken, was ihr hier aber immer besser gelang, je weiter sie voran schritt. Manchmal erinnerte der Park die Studentin an das mittelalterliche Japan. Schließlich gab es hier einige alte Bauwerke, die damals ganz typisch waren. Eine fünfstöckige Pagode der Tokugawa Zeit, ein Abbild des Kiyomizu-dera, auf dessen Gelände es sich des weiteren noch ein alter restaurierter Glockenturm befindet, und ein alter buddhistischer Tempel der Tendai-Richtung mit Inari-Fuchsstatuen, die sie irgendwie immer, wenn sie in diesem Teil des Parks war an Shippo erinnerte. Hier fühlte sich die Schwarzhaarige immer ein wenig in die Sengoku Zeit zurückversetzt, was sich für sie ein wenig wie Balsam für die Seele anfühlte. Die junge Studentin vernahm irgendwann ein dumpfes Rauschen, das wie Wasser klang. Schon komisch, warum im Herbst die Springbrunnen hier alle trotzdem funktionierten, normalerweise drehte man ende Sommer schon das Wasser ab, aber im Ueno Park blieb es immer an. Kagome mochte das riesengroße undefinierte Brunnenbecken in der Mitte des Parks, die vielen Fontänen und die Kirschblütenbäume ringsherum um die gekieselten Wege machte den Ort zu ihrem persönlichen Highlight des Parkes. Kurzerhand hatte sich die Studentin entschlossen auf einen der vielen Bänke Platz zunehmen und eine Weile dem Wasser rauschen zu zuhören. Allerdings zerstreute sich ihr Vorhaben, als ihr neben den wenigen anderen Leuten, die da waren ein einzige Frau auffiel. Sie saß auf einer Bank und blickte sie ruhig an und während Kagome sie ansah, überfiel sie ein vertrautes Gefühl, es war dieses selbe Kribbeln, wie bei Frau Moriyama in der Wohnung. Die Schwarzhaarige wollte unbedingt wissen, wer sie war, fast rennend näherte sie sich der Anderen immer mehr und schneller, bis sie vor ihr stand. Die junge Frau sagte nichts, sie hatte strahlende meerblaue Augen. Leider konnte Kagome ihre Haarfarbe nicht erahnen, denn sie trug einen hellblauen Hoodie, mit dessen Kapuze sie ihre Haare versteckte, dazu trug sie schlichte schwarze Jeans und Schuhe. „Ich habe hier auf dich gewartet, Kagome“, sagte sie nun und nahm langsam die Kapuze von ihrem Kopf und offenbarte ihre langen rosafarbenen Haare, die sich während sie ein wenig den Kopf geschüttelt hatte um ihre Schultern verteilten und ihr vermutlich bis zum Bauchnabel hinunter hingen. Gleichzeitig hatte es bei Kagome Klick gemacht, denn es waren die selben Haare, die sie vor einigen Tagen bei einer der Gestalten in Frau Moriyamas Wohnung gesehen hatte. Was hatte diese Frau damit zu tun? „Du warst in dieser Wohnung.“, konfrontierte sie ihr Gegenüber mit dieser Erkenntnis und wartete eine Antwort ab. „Ja.“, entgegnete sie gelassen. „Du hast mich wohl an den Haaren erkannt.“ Kagome nickte. „Ich bin Kyoko und vielleicht kann ich dir einige Antworten geben.“, meinte die Rosahaarige knapp. Nicht das Kagome keine Antworten haben wollte, doch blieb sie trotzdem misstrauisch, denn sie wusste nichts über Kyoko und von ihren Absichten, aus reiner Freundlichkeit würde sie ihr bestimmt nichts erzählen wollen. „Warum sollte ich dir vertrauen?“, fragte Kagome und musterte sie genau, um in ihrer Mimik etwas Verdächtiges zu finden. „Weil du keine andere Wahl hast, fürchte ich, außerdem steckst du doch in der Klemme oder irre ich mich?“ Die Schwarzhaarige musste es zugeben, eigentlich war es eine ihrer wenigen Optionen in diesem Moment gewesen. „Ich brauche deine Hilfe ebenfalls.“, fügte Kyoko hinzu. „Wir beide haben dieser Frau nichts getan, aber ich weiß, wer es war und auch warum, und weil du eine äußerst starke Miko bist, brauche ich dich, sonst verlieren wir Beide.“ Kagome runzelte fragend die Stirn konnte sie sich nicht wirklich einen Reim darauf machen, was sie meinte, doch sie wollte es herausfinden. Deswegen beschloss sie Kyoko eine Chance zu geben, später würde sie sich Gedanken darum machen, ob sie ihr tatsächlich glauben sollte. „Und was hast du dann dort gemacht und warum wurde Frau Moriyama ermordet und von wem?“ „Ich wollte Denjenigen aufhalten, doch ich kam zu spät.“, antwortete Kyoko. „Frau Moriyama wurde von einem Dämon ermordet, weil sie ein wertvolles Artefakt besaß, das er haben wollte, um mehr Macht zu erlangen.“ „Welches Artefakt?“, wollte Kagome wissen. „Und hat dieser Dämon auch einen Namen?“ „Dafür müsste ich weit ausholen.“ erklärte Kyoko. „Ist dir eigentlich bewusst, dass in dieser Zeit immer noch Dämonen existieren und leben?“ Kyoko sah sie fragend an und Kagome geriet ins Grübeln. Hatte sie es wahrgenommen? Wenn sie ehrlich war, dann nicht, komischerweise hatte sie nie darüber nachgedacht, auch ihre Mikokräfte tief in sich vergraben. Seit Inuyashas Tod vor drei Jahren hatte sie alles abgeschottet, nach und nach. „Ich nehme das mal als ein Nein.“, sprach Kyoko weiter. „Es überrascht mich schon, dass du so blind durch deine Zeit gehst immerhin, hast du damals Naraku besiegt und das Juwel geläutert, sodass es gänzlich aufhörte zu existieren.“ Kagome wurde hellhörig. „Was weißt du von dem Juwel der vier Seelen?“ „Nur das, was die Dämonen sich erzählten. Wie machtvoll es war.“ „Dann bist du also eine Dämonin.“, nahm Kagome an. Kyoko nickte zustimmend. Irgendwie wunderte es Kagome nicht im Geringsten, allein die Haarfarbe und ihre Ausstrahlung machten sie so außergewöhnlich. Irgendwie kam die Studentin der Gedanke, dass wenn Kyoko eine Youkai war und anscheinend gut informiert über diese waren, dass sie vielleicht Inuyasha kannte. Natürlich wäre es ein großer Zufall, aber eine Hoffnung für sie ihn wiederzusehen, deshalb beschloss sie Kyoko zu fragen. „Sagt dir der Name Inuyasha etwas?“ Kagomes Herz schlug deutlich schneller. Kyoko hingegen blickte sie mit verzogener Miene an. Also wusste sie etwas. „Inuyasha ist einer der vier Daiyoukai, natürlich sagt mir der Name etwas.“ Daiyoukai? Die Schwarzhaarige wusste, was es war, aber es verwunderte sie, dass ihr Inuyasha solch eine Position eingenommen hatte, nicht das sie wusste, was dies genau in dämonischer Hinsicht bedeutete, doch sein Vater war Daiyoukai des Westens gewesen. Inuyasha wollte nie wie sein Vater sein, er verglich sich nie mit ihm. Warum trat er also in seine Fußstapfen? Das war doch immer Sesshoumarus Ziel gewesen, deren Vater nachzueifern und irgendwann zu übertreffen. „Insgesamt gibt es 4 Daiyoukais, dessen Stammbäume weit zurückliegen, wie weit kann eigentlich niemand sagen. Jeder ist sozusagen verantwortlich für seine Region, wie ein Anführer ihres eigenen Clans, wie Herrscher. Jedoch bekriegen sie sich nicht. Norden, Osten, Süden und Westen leben schon Jahrhunderte im Einklang miteinander, natürlich gab es auch mal Zeiten, in denen es nicht so war, doch die Derzeitigen einigen sich richtig gut miteinander.“ Aufmerksam nahm die junge Frau jedes Wort auf, kaum zu fassen, dass Inuyasha solch eine Aufgabe angenommen hatte. Eindeutig würde sie ihn fragen, wenn sie ihn jemals wiedersehen würde. „Wie gut kennst du Inuyasha?“, wollte Kyoko dann wissen. „Eigentlich ziemlich gut.“, gab sie schüchtern zu. „Warum?“ „Weil er Derjenige ist, der Frau Moriyama ermordet hat aus reiner Machtgier.“ „Nein hat er nicht.“, protestierte Kagome schnell. Sie konnte es nicht glauben, dass Inuyasha eine unschuldige Menschenfrau töten würde, nicht einmal für mehr Macht, denn wenn er Daiyoukai war, hatte er doch ohnehin mehr macht, als früher. Also warum sollte er so etwas machen? Kyoko seufzte tief und stand dann auf. „Ich weiß wirklich nicht, wie nah du im standest, doch er war es. Er wollte dieses Artefakt und nahm es sich einfach.“ Ungläubig schüttelte Kagome den Kopf und spürte gleichzeitig, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. Kyoko musste lügen eine andere Option gab es für sie nicht. „Inuyasha bringt keine unschuldigen Menschen um.“, sagte sie traurig und trotzig, fast wie ein kleines Kind. „Das glaube ich dir nicht, und ich weiß genau, wenn ich ihn selbst fragen könnte, dann würde er mir die Wahrheit sagen. Nämlich das er es nicht war.“ „Möchtest du ihn treffen?“, fragte Kyoko und sah Kagome mitfühlend an. Still fragte sich Kagome, was in ihr vorging, erfahren würde sie es aber ohnehin nicht. „Ja.“, flüsterte die junge Frau und erwiderte Kyokos Blick. Die Rosahaarige nahm sie an der Hand und bewegte sie dazu sich mit ihr von der Parkbank zu entfernen. Einige Schritte später fragte sich Kagome, was das jetzt sollte und Kyoko schien ihre Frage von ihrer Mimik abgelesen zu haben, da sagte sie schließlich: „Ich weiß wo wir ihn finden können, also komm.“ Trotz der Tatsache, dass Kagome nichts über Kyoko wusste und ihr allgemein einiges nicht an ihr gefiel, ließ sie es zu, dass Kyoko sie aus dem Ueno Park führte und sie wohl an einen Ort bringen wollte, wo sie auf Inuyasha treffen konnte. Ein mulmiges Gefühl überfiel die Studentin, als sie daran dachte, was sie wohl bald erwarten würde. Kapitel 7: Hayado Imperial -------------------------- „Wohin gehen wir denn jetzt eigentlich?“, fragte Kagome Kyoko interessiert, nachdem sie bereits vor einer halben Stunde den Ueno Park verlassen hatten. Die Rosahaarige hatte die Studentin bereits quer durch die Straßen Tokios geführt und blieb seitdem recht schweigsam, was Kagomes Misstrauen ihr gegenüber irgendwie stärkte. Sie hatte Kyoko einiges gefragt, woher sie kam, was sie machte und wollte etwas über ihre Familie wissen, außerdem woher sie Inuyasha genau kannte und woher sie wusste wo er war, doch Kyoko hatte ihr nicht geantwortet. Kagome vermutete, dass Kyoko allgemein nicht redselig war oder aber etwas verheimlichen musste. „Hayado Imperial.“, sagte Kyoko schließlich. „Sagt dir das etwas?“ „Das Hayado Imperial.“, wiederholte Kagome erstaunt. „Natürlich, es ist einer der größten Hotelketten weltweit.“ „Genau. Die Daiyoukais treffen sich immer dort. So weit ich weiß. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie wir in die privaten Räume gelangen sollen.“ „Du meinst solche Konferenzräume, oder?“, hakte Kagome weiter nach. Sie hatte noch kaum darüber nachgedacht, was sie tun sollte, wenn sie dort war. Ihr Wunsch war es zwar Inuyasha wiederzusehen, doch hatte sie sich noch keine Gedanken dazu gemacht, was sie sagen sollte, außer ihre endlosen Fragen zu stellen. „In welcher Beziehung stehst du eigentlich zu dem Daiyoukai des Westens?“, wollte Kyoko wissen. Bei dieser Frage blickte Kagome verdutzt drein und auch ihr Herz schlug auf einmal schneller. Zu welcher Beziehung sie zu Inuyasha stand? Früher hätte sie gesagt, dass sie womöglich so etwas wie ein Liebespaar waren, aber was jetzt zwischen Inuyasha und ihr war, konnte sie nicht so genau definieren. „Wir standen uns mal nahe.“, sagte sie daher. „Ich will dir ja keine Befehle erteilen oder sowas, aber dir würde es besser gehen, wenn du mit ihm nichts mehr am Hut hast.“, meinte Kyoko, während sie mit Kagome rechts in eine Straße einbog. Kagome hingegen dachte nach. Warum gab ihr eine völlig Fremde diesen Ratschlag? Kyoko tat beinahe so, als wäre Inuyasha ein Monster, aber das war er nicht. Kagome kannte zwar den schroffen Inuyasha sehr gut, den sie ganz am Anfang in der Sengokuzeit kennengelernt hatte, aber es war eine Fassade, die Kagome langsam, je mehr sie mit ihm gereist war, aufgebrochen hatte und sein weicher Kern kam immer mehr zum Vorschein. Kyoko musste wohl Horrorgeschichten über die Daiyoukais gehört haben, dachte Kagome sich leise, was sie dazu veranlassen lässt, so zu denken. Die Studentin würde sich aber sicher nicht davon beirren lassen. „Da hinten steht das Hayado Imperial.“, verkündete Kyoko und Kagome sah einige Meter weiter ein beeindruckendes Gebäude. Der Grundriss war eher rechteckig gehalten, und das Hotel musste wohl um die 30 Stockwerke besitzen, denn es ragte hoch empor, auch die komplett vordere Front emponierte mit ihrer kompletten Glasfront. Über der großen Eingangstüre war Hayado Imperial in goldener Schrift mit 4 Sternen unter dem Namen zu erkennen und die Einfahrt, die sich kreisrund von der Straße zum Hotel zog war edel gepflastert, dazu stand in der mitte der Einfahrt ein Springbrunnen mit einer mittelhohen Fontäne, die in einem angenehmen langsamen Rythmus Wasser empor schoss. Links und rechts des Weges erstreckte sich ringsherum um das Gebäude gepflegter Rasen, außerdem zierten in form geschnittene Büsche und blühende lilafarbene Blumen das Grundstück. „Du warst wohl noch nie hier, oder?“, fragte Kyoko Kagome, als diese bermerkte hatte, wie die Schwarzhaarige staunte und das Gebäude betrachtete. „Nein.“, gab Kagome zu. „Ich hatte Fotos in der Zeitung gesehen, aber ich war noch nie persönlich hier.“ „Wir sollten uns einen kleinen Plan überlegen.“, meinte die Dämonin und sah ihre neu gewonnene Partnerin an. „Den brauchen wir doch gar nicht. Wir gehen einfach rein und tun so als wären wir Hotelgäste.“, gab Kagome zurück und machte sich auf den Weg zum Gebäudeeingang. Kyoko folgte ihr sofort, auch wenn sie es lieber gehabt hätte einen Plan vorher zurechtzulegen. Sie war schon ein wenig beeindruckt von Kagome, die beinahe unbekümmert auf den Pflastersteinen lang ging und Kyoko fragte sich, ob Kagome jemals Angst vor Dämonen hatte. Die beiden Türsteher in ihrer dunkelblauen Uniform vor dem Eingang , die auf Kagome völlig undämonisch wirkten, begrüßten die zwei Frauen förmlich und hielten sie keineswegs zu deren Überraschung auf. Unauffällig passierten Kagome und Kyoko die große Drehtüre und staunten abermals über das große Foyer des Hotels. Der Boden erstreckte sich mit hellgrauem Mamorboden, die Wände klassisch in Weiß gestrichen mit einigen dunklen Holzpanelen, die gekonnt Akzente setzten, was beim Empfang unter anderem eingesetzt worden war. Der Empfang war genau gegenüber der Drehtüre, durch die die Beiden gekommen waren, jeweils links und rechts am Ende des Tresens , der außer der Marmoroberfläche in der Farbe Gold gehalten war, mit einer runden weiß gestrichenen Säule abgegrenzt wurde, dahinter hob die Holzwand alles ab. Natürlich war der Empfang mit zwei Damen in ebenfalls dunkelblauer Uniform besetzt, sie schienen beschäftigt zu sein, denn keiner sah zu Kyoko und Kagome herüber, stattdessen tippte die eine fleißig auf dem Hotelcomputer etwas ein und die andere schien Papiere zu sortieren. Kagome sah schließlich nach links und entdeckte viele Sitzmöglichkeiten, wie einige schwarze Ledersofas und Sesseln, die in 3 Sitzgruppen mit jeweils einem runden Glastisch, auf denen immer eine große Vase voller lilafarbener Tulpen stand und einige Zeitschriften lagen, um wohl eventuelle Wartezeiten zu überbrücken. Zudem befanden sich dort zwischen Sitzecke und Empfang drei Türen, die wohl zu den Toiletten und einem Personalraum führten. Zu Kagomes Rechten entdeckte die junge Frau drei Aufzüge, deren äußerer Rahmen im selben dunklen Holz mit einem goldenen Streifen in der Mitte gehalten war. Ebenfalls, was sie ein wenig beunruhigte, waren dort zwei weitere Angestellte des Hotels in gleicher Uniform, die anders als die Empfangsdamen, Kagome und Kyoko beobachteten und wohl darauf warteten, was die zwei Frauen jetzt taten. Kagome rückte einen Schritt näher zu Kyoko und flüsterte leise: „Ich glaube wir müssen zu den Aufzügen, Kyoko.“ „Wäre auch zu einfach gewesen, für meinen Geschmack. Natürlich lassen sie die Aufzüge bewachen und wahrscheinlich finden die Treffen in oberster Etage statt.“, gab diese ebenso leise zurück, denn Kyoko wusste bereits, dass diese Wachposten bei den Aufzügen Dämonen waren, und da das Foyer hallte, mussten sie so leise wie möglich kommunizieren. „Was wäre dein Plan gewesen?“, wollte Kagome wissen. „Denkst du die lassen uns durch?“ „Im Leben nicht.“, erwiderte Kyoko und versuchte dabei sich schnell einen Plan auszudenken, jedoch viel ihr nicht sonderlich viel ein. „Wir könnten versuchen uns als Gäste auszugeben.“, meinte sie schließlich. Zwar war es das nächstliegendste, aber oft war auch genau das, was nun mal schlussendlich funktionierte. Kagome nickte nahm ihren Mut zusammen und marschierte selbstbewusst, wie sie nur konnte in dieser Situation zu den Aufzügen, Kyoko tat es ihr nach und je näher sie kamen, desto mehr hofften Beide, dass es auch funktionieren würde. Die Beiden Männer rührten sich nicht, ließen die Schwarzhaarige und die Dämonin jedoch nicht aus den Augen. Die zwei Frauen standen schließlich da und als Kagome wie selbstverständlich auf einen Knopf drückte, um einen Aufzug zu holen, ergriff einer der Angestellten das Wort. „Seit ihr Gäste?“, fragte er und musterte die Beiden streng. „Ja sind wir.“, gab Kyoko zurück. Kaum hatte sie geantwortet, da versperrte der Andere ihr den Weg und verlangte die Zimmernummer und die dazugehörige Schlüsselkarten. „Wenn ihr keine Gäste seid, dann lassen wir euch nicht durch.“, fügte sein Kollege hinzu. Verdammt, dachte sich Kagome, der Plan lief wohl schief. Warum zur Hölle traf ein Hotel auch solche strengen Sicherheitsvorkehrungen? „Na los.“, forderte er nochmal schroffer auf. „Schlüsselkarten, ansonsten müssen wir euch rauswerfen.“ „Seit wann gibt es so strenge Vorschriften in einem Hotel? Dürfen Leute, die Gäste besuchen wollen auch nicht den Aufzug benutzen?“, konterte Kagome gereizt. Sie wollte in den Aufzug, egal wie. „Wir sind eine exklusive Hotelkette mit vier Sternen, Herr Hayado hat seine Gründe, also geht ihr Zwei jetzt freiwillig oder müssen wir euch hinausbegleiten?“ Der gab mehr als deutlich zu verstehen, dass er seine Anweisungen strikt befolgen würde, ohne wenn und aber. Kyoko fand, dass es schlauer wäre zu gehen. Natürlich gab sie nicht auf, aber Kagome und sie brauchten dringend einen ausgereiften Plan, sie wusste es zwar vorher schon besser, aber irgendwie hatte sie gehofft, dass sie Glück haben würden. Da das Gegenteil eingetroffen war, war ein Rückzug das Beste. Die Dämonin packte ihre Freundin sanft am Handgelenk und wollte sie dazu bewegen, dass sie mitkam und das Hotel verließ, doch Kagome dachte nicht dran. So sanft Kyokos Griff war, so leicht konnte sich Kagome davon befreien und baute sich mutig vor den zwei Dämonen auf. „Es ist mir egal, wer dieser Hayado ist, und was ihr für Anweisungen habt.“, fing sie an. „Ich will hier jemanden treffen, von dem ich genau weiß, dass er hier ist und wenn ihr meint mich davon abhalten zu müssen, dann müsst ihr das schon besser machen. Ich werde nämlich sonst in einen der Aufzüge gehen.“ Kyoko traute ihren Augen kaum, eine normale Menschenfrau, wie Kagome legte sich mit zwei Dämonen an. Hätte ihr jemand von so einer Situation erzählt, hätte sie laut losgelacht und ihn als Spinner betitelt, aber da sie direkt dabei war, sah sie Kagome mit weiten Augen an. Natürlich besaß Kagome Mikokräfte, die sie aber gar nicht mehr richtig einsetzen konnte, also war sie im Endeffekt wehrlos. Auch die zwei männlichen Dämonen sahen die junge Frau vor ihnen an, jedoch eher belustigt. „Du oder ich?“, fragte der Linke. „Ich überlasse dir die Ehre.“, antwortete sein Kollege spottend. Sofort nahm der Sicherheitsbeamte Kagome am Handgelenk und zerrte sie ohne große Mühe durch das Foyer, weg von den Aufzügen. Kyoko eilte hinterher. „Kyoko hilf mir doch.“, wandte sich Kagome etwas lauter als beabsichtigt an die Dämonin, die tatsächlich keine Anstalten machte der Studentin zu helfen. „Kagome wir sollten einfach gehen, okay?“, meinte diese und wandte sich danach an den Angestellten. „Wehe du tust ihr weh.“, drohte sie ihm mit einem durchbohrenden Blick. „Keine Angst, Süße. Deine Freundin bekommt schon keinen Schaden ab.“, grinste dieser und passierte mit der sich wehrenden Kagome die Drehtüre. Die beiden Türsteher draußen staunten bei diesem Anblick, hatten sie die zwei Frauen, doch als vollkommen ungefährlich eingestuft. „Tadashi!“, herrschte ihn draußen sofort eine männliche Stimme an. Der Dämon erkannte sie sofort, konnte sich jedoch nicht vorstellen, warum sein Chef, Herr Hayado ihn so anschnauzen sollte. Schließlich tat er gerade seinen Job. Kagome zuckte bei dieser Stimme zusammen. Wie konnte das sein, fragte sie sich. Diese Stimme kannte sie genauso gut, wie Inuyashas. Kyoko sah stillschweigend zu, kannte sie diesen Dämonen zwar auch, jedoch hatte sie keinerlei Beziehung zu ihm, er war nicht mal eine Bekanntschaft. „Was machst du da?“, fragte Herr Hayado streng und musterte sowohl Kagome als auch Kyoko. „Meinen Job, Chef.“, erwiderte der Dämon und hielt die junge Frau immer noch fest. „Lass sie los.“, forderte er streng auf. Tadashi ließ von Kagome ab, nicht das er sie besonders fest gepackt hatte, aber er war verwirrt, warum sein Chef so wütend war. „Geh auf deinen Posten zurück.“, befahl Hayado ihm. „Und wenn du diese Frau noch einmal grob anpackst, dann bezahlst du teuer.“ Der Dämon, Tadashi genannt, verbeugte sich förmlich vor seinem Chef und betrat das Gebäude wieder, um auf seinen Platz zu gehen. Die zwei Türsteher draußen waren schockiert so wütend hatten sie ihren Arbeitgeber noch nie erlebt. „Koga“, fragte Kagome verwirrt und starrte den Wolfdämon, der vor ihr stand ungläubig an. Koga sah aus wie immer nur hatte er seine Wolfsfellkleidung und Rüstung gegen einen schicken weißen Anzug getauscht, unter dem er ein dunkelblaues Hemd mit passender Krawatte trug. Sein schwarzes Haar war gewöhnlich für ihn zu einem Zopf gebunden und er trug kein Stirnband. Seine blauen Augen blickten die Schwarzhaarige freundlich an. „Kagome, welch Ehre, dass ich dich nochmal sehen darf, seit du in deine Epoche zurückgekehrt bist.“, schleimte er und gab ihr einen Handkuss. Kyoko verzog eine Augenbraue in die Höhe. Es wunderte sie, dass Kagome ihn kannte. „Was machst du hier Koga?“, fragte die Studentin und zog ihre Hand weg und schenkte ihm ein peinlich berührtes Lächeln. „Mir gehört die Hotelkette. Hayado Imperial.“, antwortete er. „Zudem bin ich Daiyoukai des Nordens.“ Kagome staunte. Koga, Daiyoukai des Nordens. Das konnte sie sich nicht sonderlich vorstellen, gleichzeitig rechnete sie sich auch aus wie alt er dann sein musste, selbst als Dämon wäre es übernatürlich. Aber anscheinend machte er keine großen Geheimnisse draus im Gegensatz zu Inuyasha. „Es tut mir Leid, dass dich dieser Idiot so grob behandelt hat.“, entschuldigte sich Koga für seinen Wachtposten. „Schon gut.“, meinte Kagome freundlich. „Wer konnte schon ahnen, dass dir das alles gehört.“ „Wenn du möchtest nehme ich mir Zeit für dich.“, bot der Wolfsdämon an. „Verrätst du mir wer diese Dämonin ist?“, fügte er hinzu und deutete auf die Rosahaarige, die einen Meter von Kagome entfernt stand. „Kyoko, eine Freundin von mir.“, stellte sie ihn vor. „Na dann kommt mal mit.“, wies er die Beiden an und schritt zum Eingang seines Hotels. „Herzlich Willkommen Herr Hayado.“, begrüßten die zwei Empfangsdamen sofort Koga respektvoll. Koga jedoch sagte daraufhin nichts. Die zwei Frauen folgten ihm durch das Foyer zum Aufzug, an denen die beiden Dämonen sie aufgehalten hatten. Diese neigten ihren Kopf nach unten, als Begrüßung ihres Chefs. „Anweisung an euch.“, sagte er im befehlshaberischen Ton. „Das ist Kagome, eine gute Freundin von mir, wenn ihr sie in Zukunft nochmal anpackt, war es das Letzte, was ihr getan habt.“ „Jawohl Chef.“, antworteten Beide im Chor. Danach ging auch schon ein Aufzug auf und Koga, sowie Kagome und Kyoko traten ein. Im Aufzug drückte Koga die letzte Etage und der Aufzug bewegte sich nach oben. „Sag mal Kagome, wenn du nicht wusstest, dass mir das Hotel gehört, was möchtest du dann hier?“, wollte der Daiyoukai des Nordens wissen. Kagome überlegte kurz, ob sie Koga von Inuyasha erzählen sollte, jedoch waren beide anscheinend Daiyoukais und sie mussten wohl oder übel voneinander wissen. Deswegen blieb sie ehrlich, Koga konnte ihr sicherlich helfen. „Ich dachte ich könnte hier Inuyasha finden.“, sagte sie neutral. Der Wolfsdämon schnaubte verächtlich daraufhin. „Dieser Köter.“, witzelte er herablassend. „Er ist hier. Immerhin haben wir gleich ein Meeting.“ Koga sah Kagome in die Augen. „Läufst du ihm immer noch nach?“ Die Schwarzhaarige nickte nur. Koga und Inuyasha konnten sich noch nie leiden, wie Hund und Wolf. Ob es nun an ihr lag, weil Koga Gefühle für sie hegte, wusste sie nicht. Vielleicht verstanden sich Wolf und Hund von Natur aus einfach nicht, wer wusste das schon. „Bitte Koga.“, meinte die junge Frau schließlich. „Ich muss mit ihm reden.“ Der Hotelchef seufzte mitleidig. Er mochte Kagome schon immer, deswegen konnte er ihr auch nie etwas abschlagen. „Na gut.“, lenkte er ein. „ Aber unter einen Bedingung.“ „Die wäre?“, hakte Kagome nach. Sie bekam ein ungutes Gefühl. Kein Date, betete sie innerlich. „Du nimmst meine Einladung zum Abendessen bei mir Zuhause an.“ Ein Date! Was sollte Kagome jetzt tun? Sie mochte Koga als Freund, wann kapierte er das endlich? „Ja oder Nein?“, fragte er nach, ehe ein kurzes Klingel ertönte und die Aufzugtür sich wieder öffnete. „Ja.“, gab sie leicht wehmütig zurück. Um Inuyasha zu sehen, würde die Schwarzhaarige beinahe alles tun. Ein Abendessen mit Koga würde schon nicht so schlimm werden, oder? Koga beließ es dabei, hatte er doch bekommen was er wollte, so trat er hinaus in den Flur, der sich nun in der Etage erstreckte. Dunkler Holzboden und weiße Wände dominierten hier. Doch zu seinem Missfallen kam ihm schon ein gereizter weiterer Dämon entgegen, und hinter ihm zwei weitere, die ihn gehetzt verfolgten, um ihn anscheinend zurückzuhalten. Kapitel 8: Nie Geliebt? ----------------------- „Was fällt dir elendiges Wölfchen eigentlich ein uns alle warten zu lassen?“, keifte er Koga an. „Es tut uns leid Koga, wir konnten ihn nicht beruhigen.“, entschuldigten sie sich gleichzeitig. Es waren Ginta und Hakakku. So verrückt das auch alles hier war und Kagome wirklich nicht wusste, warum diese bekannten Gesichter alle hier in ihrer Epoche lebten, war sie doch auch ein Stück weit froh, denn diese Gesichter waren ihr vertraut. Koga würde ihr sicher später Antworten liefern, dachte Kagome sich zuletzt. „Gehen deine widerlichen Köterflöhe wieder Party machen auf deinem verlausten Fell?“, reizte Koga sein Gegenüber abfällig. „Außerdem habe ich Besuch mitgebracht.“ Er trat einen Schritt beiseite, damit Kagome und Kyoko in Inuyashas Sichtfeld gelangen konnten. Kagomes Herz hatte schon bei seiner bloßen Stimme verrückt gespielt und jetzt wo Inuyasha vor ihr stand, war sie beinahe wirklich einem Herzinfarkt nahe. Der Hundehanyou starrte sie mit entgleister Miene, fangte sich aber eine Sekunde später schnell wieder, sodass es fast unbemerkbar blieb und wandte sich an Koga. „Hast du sie noch alle?“, knurrte er den Wolfsdämonen an. „Sie hat nicht das Recht hier zu sein. Sie ist eine normale Menschenfrau, die nichts mit uns Dämonen zu tun hat!“ „Mach mal halb lang Hündchen.“, entgegnete Koga belustigt. „Früher bist du auch mit ihr Gassi gegangen. Was ist nun dein Problem?“ Inuyasha rückte bedrohlich an ihn näher. „Ich war nie mit ihr Gassi.“, widersprach er. „Sie konnte damals die Juwelensplitter aufspüren, das war alles.“ Seine Worte trafen Kagome tief, zwar hatte er anfangs sie als nutzlos abgestempelt, und einige Zeit später schon so etwas mal geäußert, aber es jetzt zu hören, war tausend mal schlimmer als zuvor. Hatte die Schwarzhaarige doch gedacht, er würde sie lieben, zumindest wenigstens gern haben. „Hör zu.“, konterte Koga. „Erstens redest du nicht so über Kagome und zweitens stelle ich dir mein Büro zur Verfügung, damit sie mit dir reden kann. Also tu das gefälligst auch.“ „Du Bettvorleger hast mir nichts zu Befehlen.“, blieb Inuyasha stur. Beide funkelten sich feindselig an, bis Ginta hervor trat. „Koga, die Anderen warten ebenfalls im Konferenzsaal.“, sagte er vorsichtig. „Vielleicht sollten sie die Situation entschärfen, indem sie ihre Anwesenheit bestätigen.“ Koga sah seinen treuen Freund und Untergebenen an. „Kagome ich wünsche dir viel Glück und denk an unsere Abmachung.“, wandte er sich an die junge Frau und nahm erneut ihre Hand. Inuyasha hingegen verabreichte er damit einen Wutanfall, den er prompt an Koga ausließ. „Nimm deine dreckigen Wolfsklauen von ihr weg.“, bellte er und zog Kagomes Hand aus seiner zurück, diese war sichtlich verwundert über sein Verhalten, hatte er sie doch gerade noch ziemlich abfällig behandelt. Vielleicht mochte Inuyasha die junge Frau immer noch, was Kagome langsam dazu veranlasste Hoffnung zu schöpfen. Koga grinste nur leicht, gab ein „Bis dann Kagome“ von sich ehe er am Ende des Ganges hinter der großen Türe mit seinen zwei Begleitern verschwand. Kagome, Kyoko und Inuyasha blieben zurück. Als der Halbdämon jedoch bemerkt hatte, dass er Kagomes Hand hielt, stieß er ihre ruppig von seiner weg. Kagome blinzelte perplex, hatte sie es ebenso wenig gemerkt, bis jetzt. „Wer bist du?“, wollte Inuyasha gereizt wissen, als er seinen Blick auf Kyoko gerichtet hatte. Diese hatte eine Weile einfach nur schweigend zugehört. Schließlich hatte sie damit nichts zu tun und war lediglich hier, weil sie Kagome unterstützen wollte. „Kyoko.“, sagte sie schlicht und hielt seinem Blick stand. „Schön dich zu treffen Daiyoukai des Westens.“ „Ich mag dich nicht.“, erwiderte er hart. „Komm.“, wandte er sich danach an Kagome und deutete auf die erste linke Türe vom Aufzug aus betrachtet. Kagome war verwundert, dass er sie nicht sofort stehen ließ oder sie unsanft in den Aufzug zurück beförderte, also sagte sie nichts und folgte ihm. „Du wartest hier.“, befahl er Kyoko, während Kagome Kogas Büro betrat und Inuyasha die Türe hinter den Beiden schloss. Kogas Büro war wirklich riesig, musste Kagome feststellen, alle Wände bis auf die der Eingangstüre waren vollständig verglast und von hier oben hatte man einen perfekten Ausblick über Tokio. An einer Glasfront stand ein edler Schreibtisch aus dunklem Holz, fast so ähnlich, wie der Flurboden. Dahinter war ein großer schwarzer Ledersessel, auf dem Koga wohl immer saß und davor waren zwei weitere schwarze Ledersessel. Außerdem eine große Sitzecke, mit einem großen rechteckigen Glastisch, auf dem blaue Rosen in einer Vase standen ringsherum in L-Form erstreckte sich eine schwarze Ledercouch, was Kagome sogar überraschte mit blauen und weißen Kissen, die dekorativ platziert waren. „Fertig geglotzt?“, erklang Inuyashas genervte Stimme hinter Kagome. Diese drehte sich empört um. „Warum musst du so ein Arsch sein?“, fragte sie entrüstet. Langsam reichte es der Studentin, sie war nicht hier um sich so von Inuyasha anherrschen zu lassen. „Ich ein Arsch?“, wiederholte er sarkastisch. „Warum musst du so sturköpfig sein?“ Die Schwarzhaarige sah ihn fassungslos an. Sie, sturköpfig? Von wegen! „Warum musst du so dumm sein und dich an eine fremde Dämonin wenden? Warum bist du hergekommen und warum verdammt noch mal lässt du dir von Koga helfen?“, schrie er sie lauter an, als er eigentlich beabsichtigt hatte, doch Inuyasha riss der Geduldsfaden, der bei ihm wirklich nicht gerade lang war. Hatte die Ansage an der Universität nicht gereicht? Warum war er da überhaupt hingegangen, fragte er sich still, während er auf Kagomes Antwort wartete. Wobei er auf seine nicht mal eine Erklärung hatte. „Weil ich dachte, dass ich dich nie wiedersehen würde.“, erwiderte sie im selben Tonfall. „Du bist damals vor meinen Augen gestorben und jetzt stehst du hier in der Neuzeit, in meiner Epoche und lebst. Was denkst du eigentlich wie ich mich fühle, du Idiot?“ Kagomes Wut pulsierte, wie Blut, in jede ihrer Adern. „Wir hätten uns auch nie wiedersehen sollen, du dumme Gans!“, schnauzte er sie an. Er packte sie links und rechts an den Oberarmen und schüttelte sie einmal leicht. „Deine Abenteuer sind vorbei, Kagome.“, redete er weiter. „Du musst nicht mehr kämpfen, oder dich in Gefahr bringen für irgendwelche dämonischen Angelegenheiten. Deswegen habe ich mich nie gemeldet, ich wollte es nicht.“ „Warum?“, fragte Kagome geschockt, konnte sie ganz klar in seinen goldenen Augen Angst erkennen. „Ich habe viel zu oft Angst um dich haben müssen, während wir Naraku gejagt haben, ich dachte du endest wie Kikyo.“ Kagome riss sich bei diesem Namen von ihm los. „Vergleich mich nie wieder mit Kikyo.“, zischte sie hinter zusammen gepressten Lippen hervor. „Ich war nie wie sie und es war mir auch immer egal wie groß die Gefahren waren. Ich wollte nur an deiner Seite sein.“ „Natürlich bist du nicht Kikyo.“, gab er schnell von sich. „Aber ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.“ „Das hast du aber, indem du mich alleine gelassen hast.“, erwiderte sie fast schon traurig. Irgendwie war dieses Gespräch eine pure Achterbahnfahrt für die Studentin, erst war sie erleichtert und glücklich ihn zu sehen, dann wütend, und jetzt traurig. Da fragte man sich doch, was als Nächstes kam. „Ich beschütze dich!“, stritt er ihre Aussage ab. „Du hast nichts mehr an meiner Seite verloren, an der Seite eines Halbdämonen.“ „Daiyoukai.“, korrigierte sie ihn streng. „Du bist doch Daiyoukai des Westens.“ Er fuhr sich genervt durch sein silberfarbenes Haar. „Ja.“, sagte er knapp. „Warum?“, wollte sie ruhig wissen. „Es spielt keine Rolle, du bist kein Teil meines Lebens mehr und ich war in den letzten drei Jahren auch kein Teil von deinem. Du hast doch alles was du immer wolltest.“ Kagome wusste sofort worauf er anspielte. Wie oft hatte sie früher gejammert, dass sie im Unterricht fehlte und ein normales Schulmädchen sein wollte? Für Inuyashas Geschmack wohl zu oft. Dachte er doch tatsächlich, dass dies ihr sehnlichster Wunsch war, aber er irrte sich. „Natürlich wollte ich das immer, aber nach all der Zeit seit ihr alle wie eine zweite Familie für mich geworden, Inuyasha. Du, Sango, Miroku, Shippo, Kaede und alle mit denen ich mich angefreundet hatte. Ich kann euch doch nicht aus meinem Leben streichen.“, versuchte sie ihn zu überzeugen. „Denkst du, wenn ich die Wahl hätte alle Erinnerungen davon zu vergessen, dass ich es tun würde? Das könnte ich nie, denn ich bereue nichts davon!“ Der Daiyoukai des Westens schien von Kagomes Worten recht unbeeindruckt zu sein, denn verzog keine Miene. Zu gern hätte die Schwarzhaarige seine Gedanken lesen wollen. Sie wollte wissen, was er dachte, was jetzt in ihm vor ging, ob er nur eine raue Schale ihr gegenüber zeigte, oder er vielleicht so fühlte wie sie selbst. Sag was, betete Kagome still in ihrem Kopf. Es wäre ihr egal, was Inuyasha sagte, aber er sollte endlich eine Reaktion zeigen. Warum stand er nur wie eine eiskalte Statue da? „Wenn du darauf nichts sagen willst, dann sag mir wenigstens warum du wieder lebst, warum du in dieser Epoche lebst.“, bat sie fast schon verzweifelt. Sie fühlte sich, als würde sie bei jedem Wort gegen eine hart Wand prellen, die unbezwingbar war. „Das geht dich alles nichts an.“ Sie schnaubte genervt. „Sonst noch was? Ich muss zu einem Meeting." Aus seinem Mund klang das so fremd. Kagome konnte sich Inuyasha nicht vorstellen, wie er mit vielen Anderen in einem Raum saß und geschäftliche Angelegenheiten besprach. Dennoch brannte tief in ihr verborgen der Wunsch einmal Inuyasha so zu sehen, außerdem hatte sie wirklich noch eine Frage, die sie mehr als alles andere interessierte. Nämlich das was Kyoko ihr erzählt hatte. Es durfte einfach nicht stimmen. „Du warst in dieser Wohnung der Frau, die ermordet wurde, hab ich Recht?“ „Warum fängst du damit an?“, fragte Inuyasha seufzend. „Selbst wenn ich dort war. Was erhoffst du dir davon?“ „Ich erhoffe mir davon, dass du mir sagst was du mit dem gestohlenen Artefakt willst.“, erwiderte sie schlicht. „Und ob du derjenige warst, der sie getötet hat." Eigentlich wollte sie das gar nicht wissen, doch sie musste, wenn Kyoko recht hatte, dann hatte er einen unschuldigen Menschen getötet. Das könnte sie ihm nie verzeihen. „Für was hältst du mich, Kagome?“, fragte er verächtlich und schockiert. Wie konnte Kagome nur so von ihm denken, fragte er sich getroffen. Das war wie ein Schlag in die Magengegend gewesen. „Ich habe diese Menschenfrau nicht getötet. Ich wollte sie sogar retten!“, sprach er weiter. „Ich habe das Artefakt mitgenommen, aber die Frau hab ich nicht mal berührt. Die war schon tot, als ich dort angekommen bin.“ „Wer hat sie denn dann umgebracht?“, wollte Kagome von ihm wissen. Sie war erleichtert und glaubte Inuyasha, auch wenn er gerade aufbrausend reagiert hatte, war es die erste Gefühlsregung, die sie ihm abgewinnen konnte, seit dieses Gespräch begonnen hatte. „Woher soll ich das wissen.“, schnaubte er. „Wage es ja nicht, auf Jagd zu gehen Kagome. Du bist ein Mensch und solltest dich darum nicht kümmern, nicht mal einen Gedanken daran verschwenden.“ „Warum warst du damals an meiner Uni?“, konterte sie und musterte ihn genau, hatte sie einen leisen Verdacht. „Mein Leben geht dich nichts an.“, herrschte er sie an und schenkte ihr einen wütenden Blick. „Nebenbei bemerkt, hätte ich vorsichtiger sein sollen, dann wärst du nicht in mich hinein gerannt." „Ich bin froh, dass du leichtsinnig warst. Ich wollte dich jeden Tag wiedersehen.“, entgegnete sie ruhig. „Und ich denke, du hast mich die Jahre beobachtet, Inuyasha, gerade weil auch du mich ab und an sehen musstest." Seinem Ausdruck nach zu urteilen, hatte Kagome ins Schwarze getroffen. Er hatte die junge Frau die Jahre beobachtet, auch wenn es nicht jeden Tag war, so hatte er immer gewusst, wenn irgendetwas wichtiges in ihrem Leben passiert worden war. Ob Sehnsucht dabei eine Rolle spielte, konnte Kagome aber nur vermuten. „Es ist mir egal, was du denkst Kagome.“, meinte er neutral. „Ich muss zu einem Meeting, also wenn du sonst keine belanglosen Fragen hast, dann kannst du ja nach Hause gehen.“ „Belanglose Fragen?“, wiederholte Kagome unfassbar. „Du hast mal gesagt, dass du mich liebst. Da wird es doch wohl noch normal sein, dass ich von dir wissen möchte, was bei dir eigentlich los ist.“, fauchte sie ihn an. „Ich weiß nicht was ich denken soll wegen dir, erst stirbst du in meinen Armen und dann tauchst du irgendwann wieder auf und scheinst in irgendwelchen komischen Angelegenheiten zu stecken. Also verlange ich ja wohl nicht all zu viel.“ „Dumme Gans.“, keifte er nur zurück und wandte sich an die Türe. „Ich habe dich nie geliebt, also hau einfach ab.“ Damit verließ er endgültig Kogas Büro und ließ Kagome allein zurück. Inuyasha hatte genug von diesem Gespräch, brachte es ihm doch gar nichts. Er hoffte wirklich nur Kagome würde sich nach seinen letzten Worten nie wieder blicken lassen. Ich habe dich nie geliebt! Hallten Inuyashas Worte immer wieder in Kagomes Kopf nach, während sie stillschweigend mit Kyoko, die nur wenige Schritte hinter ihr nach ging, sich vom Hayado Imperial entfernte. Ihr Herz verkrampfte sich schmerzlich in ihrer Brust zusammen und gleichzeitig fragte sie sich immer wieder, wie er sowas zu ihr sagen konnte und ob es die Wahrheit war. Das Gespräch hatte Kagome kaum etwas gebracht, außer Leid und inneres Chaos. Der Schwarzhaarigen erschien es so, als wäre Inuyasha nicht mehr der, den sie kannte. Kyoko hatte vielleicht Recht mit dem, was sie gesagt hatte, dass sie sich von Inuyasha fern halten sollte. Doch konnte Kagome das so einfach? Sie empfand immer noch etwas für ihn, gleichzeitig war sie in dem Mord verstrickt. Der Besuch ihres Vaters hatte ihr das klar gemacht, wenn sie nicht selbst als Mörderin enden wollte, dann musste sie den wahren Täter finden. Zudem brauchte sie das Artefakt zurück, es gehörte schließlich ihrem Großvater. Er hatte es bei Frau Moriyama gekauft. Das Pech verfolgte sie wirklich. „Kagome?“ Kyoko packte sie sanft an der rechten Schulter, sodass Kagome stehen blieb und sie ansah. „Du weinst.“, stellte die die Dämonin fest. „Dein Gespräch ist wohl nicht so gut verlaufen, wie erhofft, oder?“ Kagome hingegen hob ihre linke Hand an ihr Gesicht und fühlte nun die Tränen auf ihren Fingerspitzen. Sie hatte nicht realisiert, dass sie angefangen hatte zu weinen. Dann schüttelte sie niedergeschlagen Kopf. „Ich verstehe.“, sagte Kyoko mitfühlend. „Vielleicht möchtest du es mir ja erzählen.“ Kagome war nicht nach reden zumute, deswegen schüttelte sie wieder nur den Kopf. Natürlich wollte sie nicht in ihrer Trauer und Verzweiflung versinken, aber sie brauchte etwas Zeit, um damit selbst klar zu kommen. „Sag mal Kyoko.“, fing sie irgendwann mit zittriger Stimme vom weinen an. „Wo wohnst du eigentlich? Und wie kann ich dich erreichen? Schließlich meintest du, dass du meine Hilfe bräuchtest und ehrlich gesagt könnte ich deine auch gebrauchen.“ „Ich habe kein Zuhause.“, antwortete sie. „Wenn ich ehrlich bin dann habe ich bis jetzt die Stadt nach dir abgesucht oder Spuren der Artefakte verfolgt, bis ich dich eben an dem Tag gefunden hatte.“ „Du bist also ganz allein?“, wollte Kagome wissen. „ Keine Familie oder Freunde?“ „Nein. Aber falls du mich brauchen solltest, dann ruf im Ueno Park nach mir.“, meinte Kyoko nur. Kagome blickte bei Kyoko noch nicht durch, wusste sie auch nichts über sie. Dennoch war Kyoko ihr eine Hilfe. Hilfe, die die Studentin jetzt brauchte und wenn Kyoko niemanden hatte, weder Familie noch Freunde, dann musste sie ganz schön einsam sein. Kagome stellte sich vor, wie es wäre allein hier draußen Tag und Nacht durch die momentan kalten Straßen der Stadt zu streifen. Die Vorstellung war schrecklich. Der Schwarzhaarigen kam eine Idee und sie hoffte, dass Rika es ihr nicht übel nehmen würde. „Du kannst mit zu mir kommen, wenn du möchtest.“, schlug Kagome Kyoko vor. Die Dämonin schaute Kagome entgeistert an, hatte sie so ein Angebot nicht erahnen können. „Wenn es dir nichts ausmacht.“, sagte Kyoko. „Überhaupt nicht.“, meinte Kagome daraufhin ehrlich. „Dann lass uns gehen Kyoko. Ich muss zu Hause nämlich noch was erledigen.“ Kagome musste noch mit Rika sprechen, auch wenn sie dafür kaum einen Kopf gerade hatte, aber sie wollte sich versöhnen und wahrscheinlich wollte ihre Mitbewohnerin ebenfalls mit ihr reden nachdem ihr Vater aufgetaucht war. Nickend folgte die Dämonin Kagome und ehrlich gesagt mochte die Rosahaarige Kagome gerne, breitete sich in deren Anwesenheit in ihr ein warmes Gefühl im ganzes Körper aus, seit sie der Frau im Park gegenüber gestanden hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)