MIЯRORS von irish_shamrock (Hogwarts - Alice & Frank Longbottom) ================================================================================ Kapitel 1: Mirrors ------------------ М І Я R О R Ѕ Halloween... Jener Tag vor Allerheiligen und ein Freudenfest für Hexen und Zauberer. Man verabschiedete nicht nur den Sommer, sondern zelebrierte diesen Tag, der seinen Ursprung im Keltischen hatte und als Totenfest, oder „Fest der Toten“ bekannt war. Doch nicht jeder Zauberer, oder gar jede Hexe war diesem Datum wohlgesonnen. Jedes Jahr aufs Neue, graute es Alice Watson davor. Denn zu jener Zeit, so der Glaube der Kelten, gelang es den Seelen der Verstorbenen auf der Erde zu wandeln. Eine Vorstellung, die der junge Frau, trotzt der Tatsache, dass sie die Gabe der Magie beherrschte, nicht behagte. Zwar hatte sich Alice mit den Jahren auch an die im Schloss umher schwebenden Geister gewöhnt, und grüßte sie, wenn auch verhalten, aber wenn es ihr möglich war, verzichtete sie auf ein Zusammentreffen. Ein unmögliches Unterfangen. Auch mied Alice an diesem Tage vor allem Spiegel, galten diese als Portal zur „anderen Seite“. Zwar war sie schon als kleines Mädchen mit den Mythen, Legenden, Sagen und nicht zuletzt mit Zauberei in Berührung gekommen, doch die Worte ihrer Oma blieben ihr für ewig im Gedächtnis. „Zieh bunte Ringelsöckchen an – aber von jedem Paar eine“ - Alice tat es, jedes Jahr. „Verzichte auf etwas Rotes – das zieht das Böse an“ - Alice mied zu jener Zeit ihre Lieblingsfarbe, auch wenn es ihr schwer fiel. „Meide Spiegel – sie sind das Transportmittel zwischen dem Hier und Jetzt und der ´anders Welt´“ - Auch daran hielt sich Alice und dafür nahm sie selbst die „Unmöglichkeit“ ihrer Haarpracht in Kauf. Amüsiert besah sich Lily Evans das jährliche Spektakel, das ihre beste Freundin wie ein Ritual befolgte. Sorgsam legte die junge Hexe mit dem frechen Kurzhaarschnitt erst eine grün-gelb-geringelte Socke auf ihr Bett, eher dieser eine orange-blaue Strumpfware folgte. Alice hob den Blick und wirkte zerknirscht. Seit fünf Jahren nun war sie im Hause Gryffindor, dessen Farben Golden und Scharlachrot auf Wappen, Banner und den Krawatten schimmerten. „Dann lass sie weg, ach Alice“, stöhnte Lily halblaut und strich sich eine Strähne ihres roten Haares aus dem blassen, hübschen Gesicht. „Jedes Jahr das selbe, hm?“ Ein schwerer Seufzer verließ Alice' Lippen, ehe sich ihre Augenbrauen zweifelnd zusammenschoben. „Alice“, hob Lily erneut an, „es ist Halloween. Da schnappt jeder über und keiner wird merken, dass deine Krawatte fehlt.“ „McGonagall schon“, wieder seufzte Alice auf und schüttelte den Kopf, da die Professorin für das Fach Verwandlung stets sehr streng wirkte, und als Hauslehrerin der „Löwen“ Gryffindors ein besonderes Auge auf ihre Schützlinge warf. „Wenn es keinem anderen auffällt, ihr garantiert.“ „Gutes Argument“, murmelte Lily und legte sich grübeln den Zeigefinger ans Kinn. „Aber du gehst schon jedem Spiegel aus dem Weg, und das schon heute, wo doch erst Morgen der 31. ist.“ Alice zuckte die Schultern. Ihrer Meinung nach war Vorsicht besser als Nachsicht. „Denk dran, dass du mich morgens ins Bad lotsen musst“, gebot die junge Hexe ihrer Freundin und wie üblich lachte Lily ihr glockenhelles Lachen. „Am Liebsten würde ich diesen Tag unterm Bett oder im Schrank verbringen.“ Offenbar hatte die Panik vor dem bestehenden Datum bereits zugeschlagen, denn Alice wirkte von Minute zu Minute angespannter. „Alice“, mahnte Lily, als beide nebeneinander hergehend die Marmortreppe hinunterstiegen, um in der Großen Halle zu Abend zu essen. „Du machst dich jedes Jahr aufs Neue verrückt. - Achtung!“ Lily duckte sich mit Alice am Arm nach unten weg, und wich so einem surrenden, im Zick-Zack umher flirrenden Etwas aus, das schwer nach einem misslungenen Fluch aussah. „Lasst den Blödsinn!“ Der autoritäre Ton in ihrer Stimme zeigte Wirkung, und die Zweitklässler, eindeutig aus Slytherin, ließen das schwirrende Ding abrupt verschwinden. „Du liebst deinen Job als Vertrauensschülerin, was Evans?“ Alice zuckte zusammen, während sich Lily, mit den Händen in den Hüften, zu der Stimme umdrehte, die sie hinter sich vernommen hatte. „Zu meinem Glück ist Remus ein zuverlässiger Partner, im Gegensatz zu dir, Potter!“ Mit einer erhobenen Augenbraue nahm das Mädchen dem jungen Mann den Wind aus den Segeln. James Potter zog an ihnen vorbei, fuhr sich lässig durch das rabenschwarze, nach allen Seiten abstehende Haar und verzog seine Lippen zu einem kessen Grinsen. „Wie es Remus und Peter mit einem wie dir aushalten?“, fragte Lily kopfschüttelnd, doch kam dies eher einer rhetorischen Frage gleich, denn beide kannten die Antwort. „Weil sie mich mögen, Evans, genau wie du, Alice und Frank“, gab James zum besten und legte der jungen Hexe einen Arm um die Hüfte. Lilys Miene verschob sich zu einem einsichtigen Lächeln, während Alice die Augen verdrehte. Wie lang der Potter-Spross wohl noch brauchen würde, bis Lily Evans ihn endlich erhörte, konnten wohl nur die Sterne wissen. Sich von dem Schauspiel abwendend, meisterte Alice die letzten Meter bis zur Großen Halle allein und ließ sich, nach betreten des hiesigen, saalähnlichen Raumes, zwischen Frank Longbottom und Remus Lupin am Haustisch der Löwen nieder. Während sie dem Vertrauensschüler zu ihrer rechten ein Lächeln schenkte, kam Alice nicht umhin zu bemerken, dass dieser ebenso blass und kränklich aussah, wie sie, hätte sie nicht diese panischen, roten Flecken am Hals und auf den Wangen gehabt, die ihrer faden Erscheinung Abhilfe schafften. „Geht das schon wieder los?“, ließ Frank verlauten und blickte neben sich. Verdutzt legte Alice den Kopf schief und auch Remus schien sich nicht sicher, wem der beiden die Frage galt. Doch zu Remus Erleichterung richtet der blonde Zauberer seinen Fokus auf den Neuankömmling. „Frank“, mahnte Remus beschwörend und schüttelte sacht den Kopf. „Hektische Pusteln, Watson? Wie jedes Jahr, um diese Zeit - die gerade für solche wie uns gemacht ist?“ Der offenkundigen Provokation Frank Longbottoms antwortete Alice mit Schweigen. Stur starrte das Mädchen auf den Teller vor sich. Ein Schnalzen der Zunge folgte, ehe Frank den letzten Rest seines Puddings löffelte. Wortlos, und dem Versuch erliegend, den Jungen neben sich zu ignorieren, griff Alice beherzt nach Braten und Kartoffelpürree, während Remus Lupin versuchte, die gespannte Stimmung ein wenig aufzulockern. Gerade hatte sich Alice wieder soweit beruhigt, als James Potter, mit Lily und Sirius Black an den Tisch kam. Einen kurzen Blick auf die junge Hexe werfend, ließ sich Lily neben Remus auf den freien Platz nieder, während Potter und Black dem Gespann gegenüber saßen. „Wo ist Peter?“, fragte Lily und suchte die Tafel nach dem letzten Mitglied der eingespielten Truppe ab. „Der versteckt sich bestimmt im Klo, oder in der Bibliothek, oder im Besenschrank“, lachte Sirius auf und strich sich eine der dunklen, dicken Locken aus der Stirn. Der einer Maus nicht unähnlich sehende Peter Pettigrew galt als Angsthase unter den jungen Männern, die sich selbst als „Herumtreiber“ bezeichneten. „Peter hat Panik vor Halloween. Das ist eine Tatsache, leider“, meinte Sirius erneut und schaufelte sich großzügig Bratensauce über seine Kartoffeln. „Da ist er nicht der Einzige“, ließ Frank verklingen und deutete neben sich, so dass Alice alarmierend zusammenfuhr. „Ich bin so aufgeregt“, der Black'sche Spross ließ vom Befüllen seines ohnehin schon randvollen Tellers ab und rieb sich die Hände. „Halloween ... Geister, Kürbisse ... auf jeden Fall wird unsere Party der Knaller!“ James Potter entfloh ein lautes Lachen und selbst Remus' Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als er das Funkeln bemerkte, dass sich an jenen Tagen in Sirius' Augen stahl. Der Junge war zu dieser Jahreszeit einfach nicht zu bremsen, in seiner Euphorie und seinem Tatendrang. „Denkt dran, dass ihr richtig schön schaurig ausseht!“, befahl Sirius und deutete auf die Gruppe vor sich. „Hey, James, gehst du wieder als Kopfloser, so wie letztes Jahr? Lass dir mal was neues einfallen, sonst spricht Sir Nick kein Wort mehr mit dir. Der war letztes Jahr schon ... pikiert.“ „Ich gehe als Mumie“, meinte James und zuckte die Schultern. „Klopapier gibt’s ja hier genug.“ „Ja, aber dann nimm das weiße, weiche und nicht das graue, das dir den Hintern aufribbelt!“, feixte Sirius und Frank prustete in seinen Becher Kürbissaft. „Du meinst, mir den Arsch aufreißt.“ Selbst Rermus Lupin hatte mühe, sich bei den Worten seines Kameraden zu beherrschen, während Lily dem Gesagten nur mit dem Schütteln des Kopfes folgte. Zufrieden mit sich und der heraufbeschworenen Heiterkeit am Tisch, lenkte der junge Potter-Spross das Gespräch alsbald in eine andere, düstere Richtung. „Wisst ihr, wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück“, ließ James lässig verlauten, kratzte sich grinsend am Hinterkopf und ignorierte den eindringlichen Blick Lilys. „James“, spie Lily empört aus, „hör auf! Du machst Alice noch Angst! Das sind Ammenmärchen, lass das!“ Verdutzt riskierte der Potter-Spross einen Blick auf das Mädchen. Alice' Körper wackelte bedrohlich, ehe er gänzlich zu beben begann. „Nein ... nein, ich ... ich hab schon Angst. Vor allem“, hörbar schluckte Alice an dem Kloß in ihrer Kehle, ehe sie mit krächzender Stimme fortfuhr: „Vor Käfern, Maden, Mäusen, Meerschweinchen ...“ „Meerschweinchen?“, skeptisch hob sich eine helle Augenbraue des Jungen gen Norden, ehe es Frank gelang, einen Laut des Lachens gerade noch zurückzuhalten. „Ja, Ratten ... Nager im Allgemeinen. Mich hat mal eine Ratte in die Nase gebissen. Siehst du?!“ Alice deutete auf ihren rechten Nasenflügel, wo sich tatsächlich zwei kleine Abdrückte zeigten. „Das war Mickey, die Ratte meines Bruders.“ „Hast du deshalb eine Kröte mitgenommen?“, fragte Frank und stützte sein Kinn auf die Finger. „Ja“, gab das Mädchen kurz und knapp zurück. „Du bist echt schräg, Alice! Wäre eine Eule nicht auch gut gewesen?“, hakte der junge Gryffindor nach. „Möglich, aber eher nicht“, entgegnete Alice wahrheitsgemäß. „Jetzt sag nicht, du hast auch noch Angst vor Vögeln?“ Allmählich konnte Frank nicht mehr an sich halten. Seine Lippen kräuselten sich bereits zu einem schiefen Grinsen. „Nur vor Tauben“, meinte das Mädchen, ehe Alice beschwörend und flüsternd hinzufügte: „Ratten mit Flügeln!“ Dies war für den jungen Zauberer endgültig der Anlass, in schallendes Gelächter auszubrechen. Während Alice die Röte in die Wangen kroch, und die hektischen Flecken nun nicht mehr zu erspähen waren, ballte das Mädchen die Hände im Schoß zusammen. Abermals, und für Frank unbemerkt, versuchte Remus die Wogen zu glätten, in dem auch er zugab, nicht sonderlich gut auf das Federvieh anzusprechen. Zaghaft, zögerlich, schlich sich ein kleines Lächeln auf das Gesicht der jungen Hexe. Wie auch immer Alice das Abendessen überstanden hatte, sie war froh, endlich in ihrem Schlafsaal im Gryffindor-Turm zu sein, sich in die weichen Kissen zu vergraben und der Hoffnung zu erliegen, vielleicht ein wenig schlafen zu können. Doch je mehr sie sich auf ihr Vorhaben konzentrierte, desto weniger Ruhe fand sie. Immer wieder spukten ihr die Worte ihrer Großmutter im Kopf herum, während Maden und Würmer über ihr Gesicht krabbelten, Ratten an ihren Füßen nagten, quiekten und ihre spitzen, langen Zähne in das zarte Fleisch bohrten. Schweiß gebadet saß sie kerzengerade in ihrem Bett. Das Nachthemd klebte an ihrem Rücken, und ein Schütteln erfasste sie. Alice lauschte, nur die ruhigen Atemzüge ihrer Freundinnen war zu hören. Leise, unverständliche Worte ohne Zusammenhang drangen aus Lilys Mund im Bett neben an. Maggie, die die Stätte rechts neben Alice bezogen hatte, schnarchte grunzend, während Olive im Bett ihr Gegenüber mit der Decke raschelte und June, als fünfte im Bunde, keinen Ton von sich gab. Zögernd setzte Alice erst einen Zeh, dann den gesamten, linken Fuß auf den Läufer vor ihrem Bett, ehe diesem die rechte Gliedmaße folgte. Eiligst warf sie sich ihren Morgenmantel über, schlich zur Zimmertür und öffnete diese, ehe sie dem Raum entschwand. Auf nackten Sohlen huschte Alice in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, sah die letzten Reste der Glut im Kamin glimmen, doch das Turmzimmer war noch immer von Wärme des Feuers erfüllt. Langsam trat sie auf einen der Sessel zu, rollte sich auf der Sitzfläche ein, mit dem Gesicht zum verglühenden Feuer und starrte in die Schwärze des verkohlten Holzes, das nur noch ab und an von roten Funken erhellt wurde. Alice konnte nicht sagen, wann ihr die Augen zugefallen waren, doch als sie ein sanftes Rütteln an ihrer Schulter ausmachte, schreckte sie auf. Vor ihr stand Lily Evans, bereits in Uniform und mit dem Schulumhang bekleidet. Ihr Gesicht zierte Besorgnis und allerhand Fragen. Offenbar hatte Lily bereits den gesamten Schlafsaal auf den Kopf gestellt, um sie zu finden. „Soll ich dich zu Pomfrey bringen?“, bot Lily an, doch Alice schüttelte den Kopf. „Nicht? Dann solltest du dich beeilen.“ Verdutzt und zermürbte rieb sich die junge Hexe die Augen, ehe sie sich aus dem Sessel aufstämmte. Der morgendliche Tumult war noch nicht eingetreten, weshalb also drängte sie Lily zur Eile? „Alice“, setzte das Mädchen erneut an, „es sind schon alle beim Frühstück.“ Verblüffung zierte Alice Miene, als sie hastig die Beine über die Lehne schwang und die Stufen zu den Mädchenzimmern hinauf rannte. Schnell hatten es die Mädchen geschafft, noch ein paar Krümel vom Frühstück zu ergattern, ehe der Zaubertränke-Unterricht sie in die Kerker zwang. Auf das Bändigen ihrer Mähne hatte Alice verzichtet, und auch auf das Binden der Krawatte. Ein klein wenig stolz auf ihre Tat, vermied es die junge Frau jedoch, sich allzu sehr in den Vordergrund zudrängen, denn die Gefahr, dass man sie ohne ihren Binder erwischte, bestand jeder Zeit und lauerte wie eine Katze auf dem Sprunge. „Löwenmutig“, flüsterte Lily ihr zu, während sie sich zum Gewächshaus begaben. „Willst du mir sagen, was dich so durcheinander bringt? Doch wohl nicht die bevorstehende Party heute Abend, oder? Potter und Black kriegen das niemals rechtzeitig fertig.“ Ein Glucksen entkam ihr, während sie Lilys schiefes, schelmisches Lächeln betrachtete. „Gehst du denn hin?“, fragte Alice und hoffte bereits, dass ihre Freundin verneinen würde. Stattdessen zuckte Lily nur mit den Schultern. Auf dem Weg zum Schloss zurück, wartete Frank Longbottom bereits am Eingang zur Großen Halle. Der blonde Gryffindor wirkte nervös. Ein Wesenszug, den man nicht von ihm gewohnt war, kleidetet sich junge Mann meist in Lässigkeit, Esprit und Humor. „Frank?“, fragte Lily und reckte den Hals. „Ist irgendetwas passiert?“ Dieser fuhr zusammen, als er den Klang seines Namens vernahm. „James und Sirius sind bei Dumbledore, mit McGonagall“, ließ er verlauten und konnte seine Enttäuschung beinahe kaum noch verbergen. Alice' Herz hingegen tat einen kleinen Hüpfer. Die Scherzbolde beim Rektor, sowie der missmutige Ausdruck auf Frank Longbottoms Gesicht. Hoffnungsfroh stieß Alice, leise, im stillen und ganz für sich allein, einen Jubelschrei aus. „Oh nein.“ Abrupt schoss Alice' Kopf in Lilys Richtung, denn diese schien ebenso wie Frank nicht sonderlich erfreut über das wahrscheinliche Ausbleiben der Feierlichkeit. Doch zu ihrem Leidwesen würde nichts und niemand einen James Potter, sowie einen Sirius Black davon abbringen, keinen Spaß zu haben. Wie Alice bereits spekulierte, wurde den Jungen das Ausrichten ihrer Party versagt, und nicht einmal im Gemeinschaftsraum der Löwen durfte ausschweifend gefeiert werden. Doch die Enttäuschung hielt nicht lang an, denn James und seine Kumpane hatten bereits eine neue Idee, wie der Abend doch noch viel versprechend werden sollte. „Sobald das Abendessen vorbei ist und alle in ihren Gemeinschaftsräumen sind, geht es los!“, hatte James gemeint und seine Worte klangen geheimnisvoll und verschwörerisch zu gleich. „Eine Mutprobe?“ Alice verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Ach komm schon Watson, das wird lustig!“, lachte Frank, musste sich jedoch in einem Ausbruch der hellen Freude zügeln, da niemand sonst von ihrem Plan erfahren sollte. Alice' Blick huschte zu Remus Lupin, dem vernünftigsten Jungen unter den fünfen, doch dieser zuckte nur die Achseln. Auch für Lily schien den Verlust der Feierlichkeit bereits vergessen, sodass sie sich nun den Ideen der Gruppe zuwenden konnte. „Also“, erhob James Potter seine Stimme, „wir bilden drei Teams. Zwei zweier, und eine dreier Gruppe.“ „Hey, ist es nicht eigentlich keine Mutprobe mehr, wenn du weißt, wer was machen muss?“, merkte Frank an und erntete von Peter ein zustimmendes Nicken. „Und wenn schon“, ließ Sirius übertrieben gelangweilt verlauten, „wir wissen ja selbst nicht, wer in unserem Team ist und auch nicht, welcher Aufgabe wir uns stellen sollen.“ „Und was ist der Preis?“, verlangte Lily zu wissen. „Das hier“, James hielt eine Flasche Elfenwein hoch. Offenbar hatte er diese aus dem Weinkeller seines Elternhauses stibitzt. „Eine Muprobe mit Preisausschreiben?“ Remus schüttelte schnaubend den Kopf. „In Ordnung, und wer lost?“ Sie beäugten einander, amüsiert, kritisch, misstrauisch. Bis ihnen jemand auf der Treppe entgegen eilte. „Ah“, grinste Sirius, „hey, Junebug, hättest du mal zwei Minuten Zeit?“ „Vergiss es, Black“, fauchte June Chamberlaine und war gerade im Begriff, auf das Portrait der Fetten Dame zu zugehen. „Ach bitte, Junenie... Junenie... June“, bettelte der hochgewachsene, junge Mann und strich sich eine schwarze Locke mit einer lässigen Bewegung aus dem Gesicht. Ein resignierter Seufzer entkam den Lippen des Mädchens, ehe sich June zu ihren Klassenkameraden umwandte. Eiligst machte sich der junge Black daran, der jungen Hexe sein Anliegen vorzubringen, und ebenso eilig hatte June aus den ihr dargebotenen Zetteln die Mannschaften zusammengestellt. „Du verrätst uns aber nicht, oder?“ June wandte sich zu Remus um und zuckte die Schultern. „Was auch immer ihr hier treibt, geht mich nichts an“, sagte diese stattdessen. „Du kannst noch mitspielen“, bot Sirius an, doch June schüttelte den Kopf. „Dann nicht.“ „So, dann kann es ja losgehen. Alle bereit?“, verlangte James zu wissen und blickte in die Runde. Als ihm jeder, mehr oder weniger zufrieden mit der Wahl seines Partners, bejahend zustimmte, segnete er den Abend und das bevorstehende Spiel ab. „Und lasst euch nicht von Filch erwischen!“, lachte James auf und zockelte mit Peter und Lily davon. Remus, Sirius, Frank und Alice blieben für einen kurzen Augenblick auf dem Absatz der Treppe stehen, bis sich auch der Vertrauensschüler mit dem schwarzgelockten Draufgänger auf den Weg machte. „Und Watson, bist du nervös, aufgeregt?“, stichelte Frank und konnte den freudigen Adrenalinstoß, der durch seinen Körper rauschte, nicht unterdrücken, geschweige denn das breite Grinsen verbergen, welches Grübchen in seine Wangen zauberte. Die junge Hexe jedoch schüttelte den Kopf, nahm ihm den Zettel aus der Hand und faltete diesen nochmals auseinander. „Begib dich in die Kerker und versuche einen Mondstein aus dem Vorrat Slughorns zu stehlen, ohne erwischt zu werden“, las sie murmelnd, ehe Alice ihren Fokus auf Frank richtete, der mit dem Zeigefinger in sein Ohren pulte. „Das wäre wirklich etwas für Lily gewesen. Du bist ekelig, Frank Longbottom!“ Wo auch immer Frank den Ohrenschmalz abwischte, wagte sich Alice lieber nicht vorzustellen. Wortlos stiegen beide erst die Momortreppe hinab, leise und wachsam, ehe sie sich in Kerker und Keller des Schlosses vorwagten. Die Fackeln in den Halterungen an den Wänden ließen die Schatten jener Gestalten, die noch in den Gängen umher wanderten, länger werden. Nur ab und an flackerte ein Licht auf, beinahe so, als wäre ein Hauch vorüber gegangen. Alice wagte nicht, sich schutzsuchend an Franks Pullover festzuklammern. Zwar schlotterten ihr die Knie, doch über ihren Schatten würde sie nicht springen. Die Kerker, ohnehin schon finster und Furcht erregend, kam ihr nun, mit diffusen Lichtern, noch unheimlicher vor. Von den Schlossgeistern einmal abgesehen. „Hast du das gehört?“, fragte sie zögernd. „Was denn? Da war nichts“, bemerkte Frank und stiefelte weiterhin und ungerührt die Gänge entlang. Vor dem Klassenzimmer für Zaubertränke hielt er inne. „Puh“, entließ er die angehaltene Luft aus seinen Lungen, „keine Slytherins, kein Peeves, kein blutiger Baron.“ „Lass das!“, forderte Alice. „Hör auf!“ „Du hast echt Angst, oder? Hast du wieder diese zwei-verschiedene-paar-Socken-Macke?“, fragte Frank und kicherte. „Das ist keine Macke!“, fauchte Alice plötzlich und wirkte eher entrüstet, als verängstigt. „Woher weißt du das überhaupt? Hat Lily dir etwa erzählt ...?“ „Was? Nein, beruhig' dich. Kann sein, dass ich das mal irgendwo aufgeschnappt habe, beim Mittagessen, oder so.“, entgegente er und wischte seine Worte mit einer Handbewegung fort. Beinahe schien es, als wäre ihm der Fauxpas entgangen. „So eine Frechheit!“, zischte Alice hinter ihm. „Man belauscht keine Menschen. Oder Tiere ... Wesen im Allgemeinen. Das ist unhöflich!“ Ein schnalzender Laut folgte, ehe sich Frank zu ihr umwandte. Sein Blick war abschätzig und offenbar scherte er sich nicht darum, welches Benehmen das Mädchen als angemessen erachtete. Alice verstummte, trat von einem Bein aufs andere, ehe sie seinem Blick auswich und sich stattdessen in den Kerkern umsah. „Ich könnte einfach reingehen“, bot Frank an. „Oder soll ich lieber klopfen?“ Noch ehe Alice den Mund für eine Antwort öffnen konnte, hatte Frank bereits seine Hand zur Faust geballt und sachte gegen das Holz der Tür geschlagen. Sie warteten, und warteten. Nach zwei Minuten regte sich jedoch noch immer nichts auf der gegenüberliegenden Seite. „Vielleicht ist er noch nicht da“, spekulierte Alice vorsichtig. „Ja, oder er ist ... anderweitig beschäftigt“, entgegnete der junge Gryffindor, ehe er seinen Zauberstab auf das Schlüsselloch richtete. „Frank“, entkam es dem Mädchen erschrocken, „was machst du da? Das ist Einbruch und Diebstahl und ...“ Mit einem leisen, gemurmelten „Alohomora“ sprang die Tür einen kleinen Spalt auf. „Ziemlich unvorsichtig“, bemerkte der junge Mann und eine helle Augenbraue wanderte skeptisch zum Haaransatz. „Es stiehlt uch niemand aus Slughorns Büro!“, fauchte Alice zischend. „Wenn uns jemand sieht!“ „Du willst dich also als Wachposten zur Verfügung stellen, Watson?“, provozierte er und die Hexe schnappte entrüstet nach Luft. „Und mich von Filch zum Nachsitzen verdonnern lassen, auf gar keinen Fall!“, knurrte Alice und huschte noch vor ihm in den Raum. Horace Slughorn hielt wahrlich Ordnung in seinem Chaos aus Flaschen, Töpfen und Tigelchen. Während Frank vor der Tür Wache hielt, suchte Alice den Vorratsschrank ab. Als sie fand, wonach sie suchte und rüttelte sie an den Knaufen der Glasvitrine, doch nichts rührte sich. „Frank ... Frank?“, rief sie in flüsterndem Ton in die Dunkelheit. „Was?“, fauchte dieser zurück, behielt jedoch die Tür im Auge und lauschte den, sich eventuell annähernden Schritten. „Der Schrank“, gab Alice zurück, „er geht nicht auf.“ „Dann versuch's mit Alohomora“, zischte er. „Witzig, du Scherzkeks. Es funktioniert trotzdem nicht“, meinte die junge Hexe. Wieder ertönte ein schnalzender Laut und durchbrach die Stille. Frank schlicht auf sie zu, mit dem Zauberstab den Weg beleuchtend. „Dann geh du zur Tür“, befahl er und für wenige Sekunden geschah rein gar nichts. „Hör zu, ich versuche den Schrank aufzukriegen, aber dafür musst du Schmiere stehen.“ Ein Knurren wallte in ihrer Kehle auf, doch Alice fügte sich und trottete zur Pforte. Auf halben Wege jedoch hielt sie inne, wandte sich mit großen Augen zu ihm um. Frank war es gelungen, die verschlossenen Türen zu öffnen. Vorsichtig griff Frank nach einem Mondstein und steckte diesen in die Seitentasche seiner Jeans. Eben noch von Euphorie beglückt, bemerkte er nur am Rande das hartnäckige ziehen, welches ihn weiter in den Raum zog, bis ihn jemand letztendlich hinter das Lehrerpult bugsierte und ihm eine Hand auf den Mund legte, um ihn so zum Schweigen zu bringen. Schritte wurden laut. Langsam waren sie, und träge. Ein Schnaufen ertönte, bis jemand die Tür zum Zaubertränkeklassenzimmer aufstieß. Der schwere Klang, nach Atem ringend, war den jungen Leuten hinter dem Tisch wohl vertraut. „Na so was“, lachte Slughorn auf, „habe ich doch wohl tatsächlich versäumt abzuschließen. So was?“ Alice mochte den Mann, und von Lily wusste sie, dass es sich bei Slughorn wahrlich um den Lieblingslehrer ihrer Freundin handelte. Umso beschämter war sie, so ein böses Spiel mit diesem zu treiben. Doch ganz in Gegensatz zu ihr, hätte sich Lily mit Händen, Füßen und ihrem Zauberstab gewehrt, hätten James, Sirius oder Frank von ihr verlangt, jenen Zauberer zu hintergehen. Die Tür fiel ins Schloss. Ein Klicken erklang. Abgeschlossen. „Und, wie kommen wir jetzt hier raus?“, fauchte Alice und ließ von Frank ab. „Bleib ganz ruhig“, beschwor Frank sie, doch die junge Hexe marschierte im Raum auf und ab. „Ich habe nicht vor, hier zu übernachten. Morgen ist Samstag! Und wenn wir erst am Montag wieder hier raus kommen?“, Alice ruderte wild mit den Armen, beinahe schien es, als wäre sie einem hysterischen Anfall nahe. „Alice“, begann Frank von Neuem, „wenn Slughorn die Tür zugesperrt hat, dann kriegen wir sie auch wieder auf!“ „Und wie?“, knurrte sie in seine Richtung, ehe ihr ein Zischlaut entfuhr und Alice einen spitzen, schmerzverzerrten Schrei ausstieß. „Alles in Ordnung?“, fragte der junge Gryffindor. „Ja“, knurrte sie und rieb sich ihr Schienbein. „Ich bin nur gegen einen Tisch gestoßen.“ „Soll ich mir das ansehen?“, bot der junge Mann an. „Nein, mach lieber die Tür auf!“, forderte Alice und rieb sich die schmerzende Stelle. Mit einem Zucken der Schultern wandte sich der junge Gryffindor wieder der Tür zu. Die Spitze des hölzernen Zauberstabs richtete er auf das Schlüsselloch. Die Sekunden verstrichen, ohne das Frank etwas tat. Sein Blick war angespannt und starr auf die kleine Lichtquelle gerichtet. Frustriert schnaufte er auf und wandte sich zu dem Mädchen um. „Alice“, hob er an, „kennst du einen Zauber, der stärker ist, als Alohomora?“ Verdutzt sah die Hexe auf, rieb jedoch noch immer in flinken Bewegungen über ihr Bein. „Bombada?“, fragte das Mädchen vorsichtig an. „Ich will den Kerker nicht zum Einsturz bringen“, knurrte Frank. „Was ist mit einem Patronus?“, schlug Alice vor. „Wir könnten Lily Bescheid geben, und die geht dann zu Slughorn und ...“ Doch je länger die Gryffindor über ihren Vorschlag nachdachte und diesen zur Sprache brachte, desto mehr kam ihr in den Sinn, dass Frank und sie sich erklären müssten, und der Professor für Zaubertränke wäre sicherlich nicht erfreut, zwei Gryffindor zu sehen, in einem eigentlich verschlossenen Zimmer. „Nein, dumme Idee“, seufzte Alice resigniert und vernahm einen brummenden Laut der Zustimmung. „Davon abgesehen, habe ich nie wirklich einen Patronus zustande bekommen.“ „Nein?“, fragte Frank und drehte den Kopf in ihre Richtung, ehe er mit gemächlichen Schritten auf den Fleck zutrat, wo er das Mädchen vermutete. „Nein. Dafür haben meine glücklichen Erinnerungen leider nie ausgereicht“, fuhr Alice fort, doch in ihrer Stimme konnte Frank keine Spur von Bedauern ausmachen. „Ich bin wohl der größte Angsthase, den es gibt.“ „Also hast du dich damit abgefunden?“, fragte Frank und konnte nicht verhindern, dass Skepsis sich in seine Äußerung stahl. Neben ihm konnte er das schwache Kopfnicken erkennen. Eine Weile schwiegen beide. Frank grübelte über die Worte der jungen Frau, während Alice noch immer über einen möglichen Fluchtweg brütete. „Wovor hast du noch Angst?“ Ein zaghafter Stupser an der Schulter riss das Mädchen aus seinen Gedanken. „Oh, uff, da gibt es eine ganze Menge. Spiegel, an Holloween meide ich Spiegel“, sagte Alice freiheraus. „Ja, ich weiß. Sieht man“, lachte der junge Gryffindor. „Ja, ja, mach dich ruhig lustig, Frank Longbottom. Aber spätestens, wenn die Geister aus der Anderswelt durch einen Spiegel nach dir greifen, bekommst selbst du es mit der Angst zu tun“, ihre gezischten Worte kamen beinahe einer Prophezeiung gleich, dennoch war Frank für die wenigen Lichtquellen im Raum dankbar, denn so konnte Alice wenigstens nicht sein amüsiertes Gesicht sehen. „Ich weiß, dass du gerade grinst!“, knurrte das Mädchen, und Frank hatte wahrlich mühe, nicht in Gelächter auszubrechen. "Ach, und dir macht wohl gar nichts Angst?“ „Oh“, spottete der Junge neben ihr, „oh doch. Ich habe Angst vor dem Schwarzen Mann.“ „Frank“, beschwor Alice ihn erneut. „Nein, im ernst. Ich mag keine engen Räume und Schränke schon gar nicht“, gab Frank zu. „Das nennt sich Klaustrophobie", erklärte Alice. „Platzangst. Angst vor beklemmenden Gefühlen.“ „Ja, aber könnten wir für einen Augenblick mal nicht über irgendwelche beklemmenden Gefühle sprechen?! Ich hab Stimmen gehört“, flüsterte Frank und glitt geräuschlos von der Tischkante. Auf leisen Sohlen schlich er abermals zur Tür, Alice blieb ihm auf den Versen. „Wer ist das? Oh, hoffentlich nicht Snape! Oder Filch“, flehte Alice und umklammerte ihren Zauberstab mit festem Griff. Als Frank plötzlich losbrüllte und wild gegen die Tür schlug, versetzte das Mädchen beinahe in eine noch größere Angst. „Sind die Thestrale mit dir durchgegangen?“ Doch noch ehe Frank ihr antworten konnte, klickte das Schloss und beide sprangen in einem Satz nach hinten. „Hat euch Slughorn eingesperrt?“, fragte die Gestalt, während eine Hand die Tür allmählich aufschob. Alice und Frank atmeten befreit auf. Doch jener Retter entpuppte sich als Hausmeister, dessen Grinsen beim Anblick der beiden Eindringlinge immer breiter, und schmieriger wurde. Ein seltsames Schimmern trat in die Augen des Mannes. Zufriedenheit? Gier? Frank schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, während er den klammernden Griff von Alice' Fingern an seinem linken Arm spürte. Ohne nachzudenken richtete die junge Gryffindor ihren Zauberstab auf die Hakennase des Hausmeisters. „Furunculus“, peitschte Alice vor und augenblicklich sprossen auf dem Antlitz des Greises rote Pusteln. „Petrificus Totalus“, rief Frank und Flich kippte hintenüber, während die roten Punkte weiterhin wucherten. „Furunculus? Watson, echt jetzt?“ „Mir ist kein anderer Spruch eingefallen“, murmelte Alice und bedachte den auf den Boden liegenden Mann mit pardonierender Miene. „Bitte entschuldigen Sie.“ „Und jetzt entschuldigt sie sich auch noch“, seufzte Frank, griff sich an die Stirn und schüttelte den Kopf. „Hilf mir!“ Zu erst wusste Alice nicht, was Frank bezweckte, doch als dieser nach den Beinen des Hausmeister griff, und Anstalten machte, ihn an den Füßen in den Raum zu schleifen, packte Alice mit an. Flichs Augen schossen hin und her, während die Ganzkörper-Fluch noch immer seine Wirkung tat. Sie zerrten ihn neben den Stapel Stühle, links neben der Tür. „Bitte, Mister Filch, es tut uns wirklich sehr, sehr leid“, abermals erlag die junge Hexe dem Versuch, einer möglichen Strafe zu entgehen. „Lass den Drachenmist, Watson. Der brummt uns sowieso Nachsitzen, Pokaleputzen und andere Strafarbeiten auf!“, brummte Frank und ließ die verdeckten Hosebeine los, sodass ein plumpsender Laut zuhören war. „Warte!“ Er schob sich an Alice vorbei und kniete sich neben den Kopf des Hausmeister. Erneut richtete Frank den Stab auf den Mann. „Frank, tu' ihm nichts!“, bettelte Alice und die Furcht hallte in ihrer Stimme nach. „Hältst du mich für völlig übergeschnappt, Alice? Ich kann ihn nicht leiden, aber das kann niemand. Trotzdem ist Antipathie noch lang kein Grund, jemandem wehzutun!“, meinte Frank, ehe murmelnd hinzufügte: „Oblivate minimalis“ Verblüfft schnappte Alice nach Luft. „Er wird sich nicht mehr daran erinnern, was innerhalb der letzten zehn Minuten geschehen ist“, erklärte der junge Gryffindor, fasste nach dem Arm des Mädchens, ehe beide den mit Furunkeln übersäten Filch im Klassenzimmer für Zaubertränke zurückließen. „Alice Watson“, lachte Frank auf und bedachte sie mit belustigter Miene, „ich gebe es ungern zu, aber du bist das mutigste Mädchen, das ich kenne.“ „Hast du den Mondstein?“, fragte Alice atemlos, als beide die letzten Meter der Marmor-Treppe hochrannten. „Ups“ Frank hielt plötzlich inne. „Frank!“ Alice griff nach dem Kragen seines Pullovers, doch der schockierte, panische Ausdruck im Gesicht des Jungen schwand, als er lässig in die Hosentasche griff, und den kleinen, perlmutt-schimmernden Kiesel empor hielt. „Mach das nie wieder!“ Frank wich ihrem Klaps aus, ehe er nach ihrer Hand fasste und er Alice die letzten Meter, schwungvoll mit sich zog. „Was soll das denn für eine beknackte Aktion gewesen sein?“, keifte der junge Gryffindor ungehalten, als er Remus und Sirius am Portrait der Fetten Dame stehen sah. „Seid ihr etwa die Ersten?“, fragte Alice und sah von einem Jungen zum nächsten. Remus zuckte die Schultern, doch das triumphale Grinsen auf Sirius Gesicht ließ jede Antwort verpuffen. „Und ihr zwei haltet Händchen, ja?“, neckte er. „Erheitert dich das mehr, als dein Sieg?“, fragte Remus und Alice' Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen, als sie den Blick des Vertrauensschülers auffing. Sirius überging den Wortschwall seines Freundes, indem er diesen mit einem Wisch fortfegte. „Was habt ihr stehlen müssen?“, verlangte Frank zu wissen und nickte auffordernd in Remus' Richtung. Dieser zuckte die Achseln und hielt ihm Verwandlung für Fortgeschrittene von Emeric Wendel hin. „Einfach, weil McGonagall nicht da war und Filch auch nigends zu sehen“, gab Remus zu, doch Frank entkam ein unfeiner Laut. „Den hatten wir am Hals“, meinte dieser. „Und Watson hat ihm unbedingt Furunkel verpassen müssen.“ Remus folgte dem verstimmten Blick Franks, doch Alice tat ihre getroffene Entscheidung mit einem Zucken der schmalen Schultern ab. „Die Wände hast du mich ja nicht sprengen lassen“, sagte sie stattdessen. „Und wo ist Filch jetzt?“, fragte Sirius und wirkte plötzlich merklich angespannt. „In Slughorns Klassenzimmer. Ganzkörperbeklammert, mit Furunkeln und ohne Erinnerung an die letzten Minuten“, erwiderte Frank gelassen. „Longbottom“, erhob Remus seine Stimme, „als Vertrauensschüler müsste ich dich eigentlich melden.“ „Was?“ Abrupt schob sich Alice vor Frank, der es mit einem triumphalen Grinsen in Sirius Richtung geschehen ließ. „Dann hänge ich da aber genauso drin. Außerdem müsste man Potter und Black dann auch zum Rektor schicken, immerhin ist dieser Kröterquark auf eurem Mist gewachsen!“ Doch noch ehe sich Alice weiter in Rage reden konnte, hob Remus beschwichtigend die Hände und versuchte ihre Worte einzudämmen. „Nein, Alice, alles in Ordnung. Es würde auch nicht viel bringen, da Lily ebenso in diese Aktion verstrickt ist“, erklärte er und die Zornesröte auf Alice' Wangen schwand allmählich. Mit lautem Gegacker erklomm das Trio, bestehend aus James, Peter und Lily, die letzten Treppen und hielten sich die Bäuche. Peter sackte auf den letzten Metern zusammen, jedoch nicht grölend und feixend, eher, weil ihm die Puste ausging. „Was ist denn mit euch passiert?“, fragte Alice erschrocken und hastete, von Frank ablassend, auf das Mädchen zu. Lily Evans, stets die Stimme der Vernunft und eigentlich jeglichem Spaß abgeneigt, wischte sich grünen Schleim aus den schönen, leuchtend roten Haaren, sowie dem hübschen, mit ein paar Sommersprossen bedeckten Gesicht. Aus James' schwarzer, verstrubbelter Mähne tropften in langen Fäden eine orangefarbene, Masse, die schwer an Sabber eines großen Hundes erinnerte, während Peter einem türkisfarbenen (im wahrsten Sinne des Wortes) Schleimbeutel nicht unähnlich war. „Offenbar hatten die mehr Spaß als wir“, zischte Sirius an Remus gewandt, die Arme vor der Brust verschränkt und die Neuankömmlinge neidisch beäugend. „Wir haben nichts“, lachte James und hielt sich den Bauch. „Pevees hat uns voll erwischt. Und gerade, als wir in die Kerker wollten, um euch zwei zu suchen (sein Blick huschte zu Alice und Frank), weil Evans Sehnsucht hatte, da kam Flich aus Slughorns Klassenzimmer gestolpert, über und über mit Furunkeln und jagte uns nach.“ „Halt die Klappe, Potter! Ich hab mir Sorgen um Alice gemacht“, rechtfertigte Lily den Abstecher in die unteren Gefilde des Schlosses. „Also, um Watson brauchst du dir wohl jetzt keine Sorgen mehr zu machen“, hob Sirius an und deutete mit dem Daumen auf Alice. „Ganz recht“, sagte Alice und auch Frank stimmte dem grinsend zu. „Die Furunkel kamen von ihr. Sie wollte Filch erst in die Luft sprengen ...“, meinte Frank, doch Alice protestierte sofort. „Doch ich konnte sie gerade noch davor bewahren, von der Schule verwiesen zu werden.“ „Wie ritterlich“, stimmte Lily zu, schnappte sich Alice und schlüpfte mit ihr durch das Portraitloch. „Hey Evans“, rief James ihr nach, „wenn du auf so was stehst, dann kann ich das auch machen.“ „Gute Nacht, Jungs“, meinten beide Mädchen und waren alsbald verschwunden. „Du wolltest Filch in die Luft sprengen?“, fragte Lily, als sie sich die letzten Schleimreste aus den Haaren rubbelte. „Nein, Frank übertreibt“, spottete Alice. Als Lily schwieg, sah Alice auf und betrachtete die Spiegelbilder beider vor sich. „Spiegel, hm?“, meinte Lily, während sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen. „Wir haben noch immer Halloween.“ „Und wenn schon“, gab Alice zurück und zuckte die Schultern. „Meine Ringelsocken behalte ich trotzdem an.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)