Rettet Toriko von Edphonse15 ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Save Toriko“ Tief im Dschungel des achten Biotops genehmigte sich ein blauhaariger Delikatessenjäger eines der Schinkenblätter, die reif an einem schmalen Baum hingen. Toriko, so der Name des Delikatessenjägers, war auf Wunsch der IGO (Internationale Gourmet Organisation) – den Betreibern der Biotope – unterwegs. Dieses Mal sollte er jedoch keine Regenbogenfrucht besorgen, obwohl er das gerne täte; sein Auftrag bestand darin, eine seltene Pilzart zu finden, die neuerdings hier zu wachsen begonnen habe. Noch waren nicht genügend Daten vorhanden, um diese neue Pilzart und das Fanglevel (eine Messskala der IGO, um die Fangrate der Zutaten zu ermitteln) bestimmen zu können. Für Toriko war dieser Auftrag nichts ungewöhnliches und er war auch guter Dinge. Neue Zutaten zu finden gehörte schließlich zu seiner Arbeit und seiner Leidenschaft. Der Blauhaarige kämpfte sich gekonnt durch die Horde Troll Kongs (Fanglevel 9), die sich ihm allerdings kaum in den Weg stellten – spürten sie doch die ausgehende Kraft Torikos. Am westlichen Ende des Biotops, gut 100 Kilometer von der Regenbogenfrucht entfernt, wuchs ein kleiner Dschungel, in welchem die Pilze zu finden sein sollen. Der junge Mann setzte seinen Weg unbeirrt fort. Pflanzen stellten sich ihm gleichermaßen in den Weg wie Tiere, doch ließ er sich davon nicht beirren. Kurz vor Sonnenuntergang erreichte er eine kleine Lichtung. Und inmitten dieser sah er die Pilze stehen. Ein ungewöhnlicher Ort, da solche Gewächse in der Regel schattige und feuchte Plätze bevorzugten. „Aber dieser Geruch~“, schwärmte Toriko, wobei ihm bereits das Wasser im Munde zusammenlief. Langsam näherte er sich den Pilzen mit den gelben Hauben, kniete sich dann neben diese und zückte sein Hilfsmittel zur Bestimmung neuer Zutaten – genannt Gourmet Stick. Er setzte das Gerät, das an zwei Essstäbchen erinnerte, an und beobachtete die ihm angezeigten Daten, die über seiner Hand in die Luft projiziert wurden. Werte von Eiweiß, Eisen, Kohlehydraten und mehr wurden ihm gezeigt; schlussendlich auch der Name der Zutat. Dieser blieb diesmal jedoch aus. „Keine Daten?“ Diese neue Zutat musste wirklich Neu sein. Oder die IGO hatte einfach noch keine Zeit, vielleicht auch keinen Grund gehabt es einzutragen. „Egal.“ Nachdem er ein kleines Feuer angefacht hatte, schloss Toriko seine Augen und legte die Hände wie zum Gebet zusammen. „Ich danke allen Zutaten dieser Welt. Itadakimasu.“ Der Delikatessenjäger nahm den Pilz, röstete ihn kurz über offener Flamme und schob ihn sich bald darauf in den Mund. Er kaute einige Male, ließ die Aromen seinen Rachenraum erfüllen und schluckte den Pilz schließlich herunter. „Yummy! Dieses sanfte Aroma mit einem Hauch von Zitrone! Dazu dieses feste Fleisch! Wunderbar!“ Vom Geschmack überwältigt verschlang er noch einige mehr; konnte kaum aufhören. Da er aber noch ein paar für die IGO hatte besorgen sollen, zügelte er seinen Appetit – soweit möglich – und verstaute die übrigen Pilze sicher in der IGO-Frischebox. Bald darauf machte er sich auf den Rückweg, wobei er noch den einen oder anderen Zwischenstopp einschlug und diese oder jene Zutat aß. Fortsetzung folgt... Kapitel 1: Cocos Einsatz ------------------------ Kapitel 1: Cocos Einsatz Seit seinem Auftrag im achten Biotop waren fünf Tage vergangen. Da sich Toriko und Komatsu, Chefkoch im Fünf-Sterne-Hotel „Gourmet“, in diesen Tagen nicht gesehen hatten und Komatsu außerdem ein neues Gericht auf der Karte hatte, lud dieser seinen Freund zu einem Dinner ein. Natürlich lehnte Toriko diese Einladung nicht ab, wie könnte er? Er freute sich auf das neue Menü seines Freundes, der ihm immer wieder die köstlichsten Speisen zubereitete. Einer der Gründe warum er ihn als 'Partner' ausgewählt hatte. „Itadakimasu“, gab Toriko mit ernster, doch gut gelaunter Stimme zu verstehen, ehe er den Löffel in die vor ihm stehende, glasklare „Jahrhundertsuppe“ tauchte und sich diesen genüsslich in den Mund schob. „Yummy!“ Welch ein Genuss. Und das jedes Mal wieder. Komatsu war einfach ein Meisterkoch und keine Sekunde hatte Toriko es bisher bereut, seinem Freund den letzten Tropfen der Suppe damals überlassen zu haben. „Meisterhaft wie eh und je!“ „Danke, Toriko-san.“ Der Dunkelhaarige kam gerade in den Speisesaal zurück, schob vor sich einen kleinen Wagen her. Auf diesem war der nächste Gang angerichtet. Toriko hielt inne, als ihm dieser neuartige Geruch in die Nase stieg – wohl gemerkt, das seine Nase wesentlich feiner war als die eines Hundes. „Was... hast du da?“, fragte er etwas ungläubig, aber doch neugierig. War das neue Menü nicht nur eine neue Reihenfolge? Hatte sein kleiner Freund – an ihm selbst gemessen reichte Komatsu ihm nur bis zur Hüfte – wirklich etwas Neues zubereitet? Er schluckte, konnte seinen Speichelfluss kaum zähmen. „Ja. Man hat einen neuen Fisch gefunden, der in der Tiefsee zu leben scheint. Die Dunkelheit und Tiefe ließen sein Fleisch, ganz ähnlich wie beim Kugelwalfisch, komprimieren. Ein ganz neuer Geschmack, den ich mit einigen Gewürzen richtig zur Geltung bringen konnte. Ich hoffe es schmeckt Ihnen, Toriko-san!“ Komatsu hob den gewölbten Deckel, der das Essen warm hielt, an. Ein hell leuchtendes, weißes Filetstück kam zum Vorschein. Anbei Beilagen, die aber aufgrund der Intensität des Fisches kaum beachtet wurden. Wieder schluckte Toriko. Dieser Geruch! Sagenhaft. Was für ein Fisch mochte das wohl sein? Er erinnerte sich an den Geschmack des Kugelwalfischs, den sie damals zusammen mit Coco – dem Gentlemen der vier Himmlischen Könige und Torikos Kindheitsfreund - in der Höhle gegessen hatten. Wenn dieser hier auch nur annähernd so gut war, dann...! „Ich danke allen Zutaten dieser Welt. Itadakimasu!“ Langsam hob der Blauhaarige sein Besteck, setzte es an dem Filet an und schnitt sich eine Ecke ab. Er spürte genau das komprimierte Fleisch, das vom Tiefseedruck entstanden war. Die Gewürze, so stellte er fest, unterstrichen das Aroma perfekt. Komatsu verstand sein Handwerk wirklich. Die Gabel schob sich Toriko genüsslich in den Mund, kaute es ausgiebig und ließ es sich regelrecht auf der Zunge zergehen. Er spürte jede Faser des Fisches und hatte das Gefühl, mit jedem Bissen von neuer Energie erfüllt zu werden. Tränen stiegen ihm in die Augen, nachdem er das Stück herunter geschluckt hatte. „Lecker“, brachte er mit leiser, nahezu gerührter, Stimme hervor. „Was für ein Genuss.“ Komatsu hatte ihm zugesehen und freute sich über diese Reaktion. Für ihn als Koch war es das wichtigste den Kunden in allen Punkten zufriedenzustellen. Besonders bei Toriko, der alles noch mehr zu genießen schien. Der Schwarzhaarige kehrte vorerst in die Küche zurück um den nächsten Gang vorzubereiten. Nur wenige Minuten später war er damit fertig und ging in den Speisesaal zurück. „Toriko-san. Hier haben wir...“ Ein wenig irritiert sah Komatsu seinen Freund an, da dieser scheinbar mit dem essen aufgehört hatte und beinahe hypnotisch auf seinen Teller sah. „Toriko-san?“ Der Bishokuya reagierte nicht. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in seinen Körper breit. Ein Kribbeln. Nein, ein Stechen? Als würde etwas in ihm zum Leben erwachen... Toriko zuckte zusammen, ließ dabei sein Besteck fallen. Es landete mit einem lauten Klirren auf dem halb vollem Teller. Die anderen Gäste in dem Raum erschraken und sahen unsicher zu dem Mann. „Toriko-san?!“ Schnell eilte Komatsu zu seinem Gast und sah diesen verängstigt an. Ganz blass war er nun im Gesicht und Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Toriko-san?“ So ganz wusste Komatsu nicht, wie er nun reagieren sollte. Unbeholfen hob er seinen rechten Arm und berührte sachte Torikos linken Arm. Der Blauhaarige aber reagierte kaum darauf. Er hatte zwar bemerkt, das Komatsu gekommen war und nun mit ihm sprach, doch war es ihm kaum möglich sich darauf zu konzentrieren und all das zu registrieren. Eine ihm unbekannte Hitze erfüllte seinen Körper mit einem Male. Auch wurden seine Glieder ungewohnt schwer; selbst sein Blick verschwamm. Irgendetwas stimmte nicht. Und das zeigte sich keine Minute später, als Toriko sein Gleichgewicht verlor und seitwärts vom Stuhl zu fallen drohte. Glücklicherweise war Komatsu zur Stelle, doch schaffte er es nicht lange, das Gewicht seines Freundes (etwa 230KG) zu halten und so lagen sie nicht viel später Beide auf dem Boden. „Uh...“, stöhnte der Schwarzhaarige leise und versuchte sich von diesem Gewicht zu befreien; achtete aber darauf, Toriko nicht zu grob anzufassen. „Toriko-san? Toriko-san?!“ Was nun? Was sollte er nun tun? Der Direktor schien schnell reagiert zu haben, da bald ein Teil der Crew in den Speisesaal geeilt kam und den Gast auf eines der Zimmer trug. Dort angekommen legte man den Bishokuya auf eines der Betten. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und mancher Tropfen rann langsam an seinem Gesicht herab. Er schien zu zittern, als fror er. Hatte er sich eine Grippe eingefangen? Aber bis vor kurzem hatte er doch noch ganz normal ausgesehen? „Toriko-san...?“ Komatsu stand neben dem Bett und betrachtete seinen Freund. Nein, das war keine normale Grippe. Hier war etwas faul. Nur was? „Ich...“ Er drehte sich um und sah seinen Chef an. „Ich muss weg!“ Dann lief er los, an seinem Chef vorbei und schließlich aus dem Gebäude. Komatsu war klar, dass das was Toriko zu schaffen machte, keine Krankheit im eigentlichen Sinne war. Lange schon kannte er ihn, aber richtig Krank war er nie gewesen. Dafür war er einfach zu Fit. Hier war sicher mehr im Spiel. Vielleicht, und das vermutete er am ehesten, war der Fisch – dieser weitestgehend noch unbekannte Fisch – ja giftig und es hatte bisher nur niemand gewusst! Und mit Giften kannte sich einer am besten aus: Coco. Und Coco würde Komatsu jetzt aufsuchen. Sicher, zumindest betete er das es so war, konnte er ihm weiterhelfen. Die erste Panik klang langsam ab und doch hörte er sich am Telefon panisch an. Zum Glück hatte er Coco erreichen können und nach einer kurzen Erklärung – wobei er auch erklärte, das Toriko einen noch fast unbekannten Fisch gegessen habe - war dieser schon auf dem Weg. Mit Kiss, seinem Tierpartner (einer Königskrähe; Fanglevel Unbekannt), war er schnell unterwegs und nach nur fünfzehn Minuten in der Innenstadt. Da Coco die Öffentlichkeit weitgehend vermied, und es außerdem für Kiss praktischer war, landete der Schwarzhaarige auf dem Dach des Hotels. Dort wurde er bereits erwartet und zu Toriko begleitet. Mit langsamen Schritten war Coco auf seinen Freund aus Kindheitstagen zugegangen und bedachte mit ernstem Blick dessen körperliche Symptome. Es deutete wirklich alles auf eine normale Grippe hin, aber etwas stimmte nicht. Bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, das Toriko zwar schwitzte, seine Haut aber regelrecht kalt war. Leichte Verfärbungen konnte er an seinem Arm auch finden. Irgendwie kannte er diese Anzeichen, konnte aber nicht genau sagen woher oder was sie waren. „Hm“, bemerkte er und verschränkte die Arme nachdenklich vor der Brust. „Coco-san? Wissen Sie, was er hat?“ Komatsu stand neben ihm und blickte nervös zwischen seinen Freunden hin und her. „Tut mir leid, Komatsu-kun. So genau kann ich dir das leider auch nicht sagen. Aber ich kenne ein Buch, in dem ich vielleicht etwas herausfinden kann.“ „Bitte! Sehen Sie nach. Das sieht nicht gut aus...“ Als ob er es ahnte, das Toriko eventuell dem Tode nahe war. „Ich werde nachsehen. Ich melde mich bei dir, sobald ich mehr weiß.“ Damit trennten sich vorerst ihre Wege. Kurz bevor der Mann aber aufbrach, kam Komatsu noch einmal auf ihn zu. Ihm war eingefallen, das Toriko von einem Pilz erzählt hatte. Das er vor wenigen Tagen eine neue Sorte gefunden und zur IGO gebracht hatte. Und auch, das er noch untersucht werde. Mehr hatte Toriko nicht erwähnt gehabt. Aber vielleicht hängte das ja zusammen? Jedenfalls hatte Komatsu für einen Moment gedacht, das vielleicht der Pilz daran Schuld sei, doch konnte Coco ihm nichts dazu sagen. Einerseits weil er den Pilz nicht kannte. Und Andererseits, weil die IGO selber noch nichts zu wissen schien. Dann aber machte er sich auf den Weg; wenngleich mit neuem Unbehagen. Coco war zu der großen Bibliothek der Gourmetstadt gegangen. Dort hatte er früher viel Zeit zu Studienzwecken verbracht. Auch wenn das bereits gut zehn Jahre her war, so kannte er doch noch viele Bücher und deren Inhalt. Insbesondere jene, die sich mit Giften beschäftigten. Das war schließlich sein Leben. So betrat er das große, eher in die Tiefe als in die Höhe gebaute, Gebäude und ging zielstrebig ins unterste Stockwerk. Dort fand sich Literatur wieder, die eher selten von normalen Bürgern gelesen wurde und eher als Fachwerk galt. Geheim war die Abteilung nicht, doch würde sie auch nicht jeder betreten können. Da Coco aber zu den vier himmlischen Königen gehörte, war das kein Problem für ihn. Viele Bücher fand man hier und jedes Einzelne von ihnen trug eine dicke Staubschicht. Der Raum war bald nicht mehr mit frischer Luft gefüllt. Im Gegenteil. Schnell wurde die Luft trübe. Dennoch war der Raum gut beleuchtet und so konnte Coco sich weiterhin auf die Bücher konzentrieren. Etwas zu finden, von dem man nur am Rande etwas wusste, war jedoch unglaublich schwierig. Und obwohl er die Werke alle schon mindestens einmal gelesen hatte, fand er keine Krankheit und keine Beschreibung eines Giftes, das zu hundert Prozent zu Torikos Symptomen passte. Aber es musste doch einen Hinweis geben! Irgendeinen. Nach knapp einer Stunde hatte Coco die meisten Bücher durch, nahm eine Hand voll mit nach oben und kehrte mit ruhigen Schritten zum Hotel zurück. Gute Neuigkeiten hatte er allerdings nicht dabei und das konnte man Komatsu ansehen. „Aber das kann doch nicht sein!“, rief er bestürzt aus. „Es muss doch irgendetwas geben!“ Coco atmete tief ein, schüttelte verneinend den Kopf und schloss kurz die Augen. „Es tut mir leid. Ich habe leider nichts gefunden, das ganz genau passt...“ Das konnte doch nicht sein? Wie konnte es sein, das ein Fisch einen erwachsenen, kräftigen Mann so einfach ausknockte? „Naaaaaaaah!“, schrie Komatsu, heulte los und lief aus dem Zimmer. Wenn das so weiterging, würde Toriko vielleicht sogar sterben! „Waaaaaah!“ Coco war ihm gleich hinterher gegangen und fand seinen kleinen Freund daher vor dem Hotel stehend wieder. „Wir werden ihn schon wieder Fit bekommen“, versuchte Coco ihn aufzumuntern, doch wollte Komatsu nicht aufhören zu weinen. „Aber wie?! Ich... Ich...!“ Als wiche alle Kraft aus seinen Beinen sank der Schwarzhaarige auf die Knie, schlug ein paar Mal mit der Faust auf den Boden. „Toriko-san...! Toriko-san! Aaaaaah!“ Komatsu war schon immer sehr nah am Wasser gebaut gewesen – so kannte man ihn. Und doch war dieser Anblick sehr schmerzhaft. Es zeigte, wie gern er Toriko hatte und diesen nicht verlieren wollte. „Hör mal, Komatsu-kun“, begann Coco mit leiser Stimme und legte ihm seine freie rechte Hand auf die Schulter – in der anderen hielt er noch immer die alten Bücher. „Ich habe hier vielleicht einen Hinweis.“ Schniefend horchte der Schwarzhaarige auf und sah den Mann an. „Einen... Hinweis?“ „In einer alten Schrift wird eine Wurzel erwähnt, die eine seltene Krankheit abklingen lassen kann. Ich weiß zwar nicht sicher, ob ich mit meinem Verdacht richtig liege, doch wäre das einen Versuch wert. Allerdings...“ Er stockte kurz, ehe er weitersprach. Sein Gesicht sah ernst aus. „Allerdings ist es schwierig an diese Zutat zu gelangen. Und gefährlich könnte es auch sein.“ Komatsu hatte sich mittlerweile wieder einigermaßen beruhigt und sah Coco nun mit großen Augen an. Eine Wurzel, die helfen könnte Toriko zu retten? Wenn einer sich mit Giften auskannte, dann war es Coco. Er war schließlich der giftigste Mann der Welt und gegen viele hunderte Gifte immun. Und wenn er eine Ahnung hatte, dann vertraute er ihm. „Gehen wir!“, gab Komatsu mit sicherer Stimme wieder, wischte sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln und sah den Größeren entschlossen an. „Bitte, Coco-san!“ Natürlich würde Coco gehen und nach der Zutat suchen. Keine Frage. Es wunderte ihn auch nicht, das Komatsu mitkommen wollte. So war er. Und nach all den Abenteuern und Strapazen, die er mit Toriko mitgemacht hatte, war es auch nicht verwunderlich, ihn so zu sehen. Um dem Ausflug gewappnet zu sein, rüstete sich der Chefkoch mit verschiedenen Sachen aus – darunter auch seine Atemmaske und natürlich sein ewiger Begleiter: Melks Küchenmesser (Melks Tochter, von der dieses Messer war, war ein Schmied höchster Klasse). Keine zehn Minuten später befand er sich wieder vor dem Hotel. „Kiss!“ Er pfiff nach seinem treuen Partner und bald darauf waren sie auf dem Weg. Unterwegs, wobei sie viele Länder überflogen, erzählte Coco ihm von seinen Recherchen und den anstehenden Gefahren, die unweigerlich auf sie 'warteten'. So befand sich jene Zutat, um genauer zu sein ein Wurzelgemüse, ähnlich Rettich, auf dem Rücken einer urzeitlichen Echse. Alten Zeichnungen nach waren sie dessen Hörner und nur schwer erreichbar, da dieses Tier sehr angriffslustig war. Das Fanglevel wurde auf über 60 geschätzt, aber sicher sagen konnte das keiner, da sie bislang kaum einer zu Gesicht bekommen hatte. Auch, und das betonte Coco mit verhaltener Stimme, wohnte diese Echse in einer Höhle, die sich auf dem Gipfel einer großen Gebirgskette befand. Sie zu finden war schon nicht einfach; sie zu erklimmen noch um einiges schwieriger. „Ich war schon im Himmel, da macht mit eine Klettertour wenig aus“, erklärte Komatsu und sah weiter nach vorne, wobei er fast nur Cocos Rücken im Blick hatte. „Wir müssen diese Wurzel finden!“ „Ja“, bestätigte der Bishokuya und Wahrsager und war erneut erstaunt über Komatsus Mut. Etwa eine Stunde waren die Drei unterwegs gewesen, als sie besagten Gebirgskamm erreichten. Auf halber Höhe – was bei 3900 Metern sein dürfte – landeten sie auf einem Felsvorsprung. Coco wusste, das Kiss höher fliegen konnte, doch wollte er ihn nicht den Gefahren aussetzen. So ließ er seinen Freund weiterziehen, während sie sich daran machten den Berg zu erklimmen. Vorsorglich zog sich der Chefkoch bereits seine Atemmaske (in die er ein Sauerstoffblatt legte) an und bereitete sich mental auf das Erklimmen vor. Es war für ihn nicht das erste Mal, das er einen Berg bestieg – Gott, er hatte sogar schon übergroße Pflanzen, Treppen und Wasserfälle überstanden. Komatsu hoffte nur, das sie nicht auf etwas trafen, das ihre Kräfte bei weitem überstieg. Natürlich vertraute er Coco und dessen Fähigkeiten, aber sollten sie hier scheitern, was würde dann aus Toriko werden? Langsam aber stetig kam das kleine Team voran. Immer höher kamen sie und mit jedem Meter wurde die Luft um sie herum spürbar dünner. Dank intensiven Trainings war es für Coco noch nicht allzu problematisch und Komatsu hatte die Maske. Noch war alles gut. Doch je länger sie brauchten, desto unsicherer wurden sie. Keiner von ihnen wusste genau, wo sich die Höhle befand, in der die gesuchte Zutat war. Eine Echse in einer Berghöhle war schon ungewöhnlich genug. Noch dazu war dieser Berg sehr weitläufig. Was war, wenn sie von vornherein an der falschen Stelle suchten? Was, wenn sie vielleicht den ganzen Weg bereits umsonst gemacht haben? Versteckte sich das Tier wirklich hier? War es nicht vielleicht doch weiter unten anzutreffen? Oder... existierte es überhaupt noch, wenn es nur eine alte Sage war? Viele Gedanken schossen Komatsu durch den Kopf, doch ans Aufgeben dachte er nie. Er war sich sicher diese Zutat zu finden. Und wenn er den ganzen Tag brauchte. Er musste einfach. Coco sah den jungen Chefkoch zu, wie dieser sich anstrengte und alles dafür tat, um an diese Wurzel zu gelangen. Das er für ihren Freund so weit ging, rührte ihn regelrecht. Toriko war ihm scheinbar wirklich sehr ans Herz gewachsen. Und eben deswegen würde er ihm weiter helfen. Solange, bis es ihm wieder besser ging und wieder der war, der Toriko nun einmal war. Eine kalte Böe fegte über ihre Köpfe hinweg. Mit Müh' und Not schaffte es Komatsu noch, sich an dem kleinen Felsvorsprung, den er gerade erreicht hatte, festzuhalten, während Coco seinerseits versuchte Komatsu zu schützen. Dabei hörte er ein dumpfes Geräusch. Ein Pfeifen? Es kam aus der Nähe. Doch woher kam es? Nachdem der Wind nachgelassen hatte blickte der Schwarzhaarige auf. Oben aber war nicht zu sehen – außer der Felswand, dem blauen Himmel und vieler Wolken, die sie umgaben. Als er dann aber zur Seite blickte, entdeckte er in der Ferne einen dunklen Fleck. Er konnte nicht genau erkennen, was es war, doch ahnte er, das sie richtig waren. „Komatsu-kun“, sagte er und stütze den Schwarzhaarigen, der sich auf dem Felsvorsprung kurz ausruhte. „Sieh mal dort rüber.“ Dabei zeigte Coco auf die dunkle Stelle. „Was ist das?“ Dem Jüngeren fiel das atmen langsam schwerer. Auf welcher Höhe waren sie nun? 5000 Meter? Vielleicht mehr? Er wusste es nicht. Aber um eines war er froh: Bisher waren sie auf keine Monster getroffen. Ein seltenes Glück. Oder auch nicht? Die meisten Tiere fürchteten sich vor Coco und dessen Gift, sodass selbst die größten Monster fernblieben. „Es könnte eine Höhle sein.“ Nachsehen war im Moment die einzige Möglichkeit das herauszufinden. Und eben das taten sie. Wenngleich es schwerer war seitwärts zu klettern als nur stetig nach oben. Mit etwas Mühe, und nachdem noch zwei weitere Windböen über sie hinweggefegt waren, hatten sie den dunklen Fleck erreicht und es stellte sich tatsächlich als Höhle heraus. Eine tiefe Höhle, aus der nichts als Schatten drang – und Stille. „Was ist das?“, fragte Komatsu mit leiser Stimme. Er spürte ein Zittern und eine Gänsehaut. Er ahnte nichts Gutes. „Das werden wir wohl bald herausfinden, oder?“ Coco wusste es nicht. Aber auch er hatte keine gute Vorahnung. Er spürte eine unheimliche Energie aus dem Inneren kommen. Zum Glück aber sah er noch keinen Schatten des Todes über Komatsu. „Gehen wir.“ „Ja.“ Keine zehn Meter waren sie gekommen, als alles um sie herum Schwarz wurde. Kein Lichtstrahl drang ins Innere der Höhle herein. Man konnte auch kaum mehr den Wind pfeifen hören – so als ob dieser Ort alles verschlang. Und hier sollte so eine Echse hausen? Weiter drangen Coco und Komatsu vor. Für Coco war es dank seiner Fähigkeit elektromagnetische Wellen sehen zu können, keine Schwierigkeit hier zu sehen als wäre es Taghell. Anders für Komatsu, doch blieb dieser dicht hinter seinem Freund, sodass ihm die Dunkelheit kaum etwas ausmachte. Nicht zuletzt hatten sie schon vor langer Zeit eine ähnliche Höhle erkundet gehabt. Je weiter sie kamen, desto lauter schien die Umgebung zu werden. Anfänglich war nur hier und da ein von der Decke herabfallender Wassertropfen zu hören gewesen. Doch klang es mittlerweile fast als würde Regen niedergehen. Das dem nicht so war, erklärte sich von selbst. Aber es war ein komisches Gefühl. Auch kühlte die Umgebung spürbar ab. „Alles okay, Komatsu-kun?“, fragte Coco und sah den Kleineren neben sich an. Er schien zu zittern. Ob nun vor Kälte oder vor Angst konnte er nicht genau ausmachen. „A-Alles okay“, gab Komatsu mit schlotternden Zähnen zu verstehen und ging tapfer weiter. Der Gang gabelte sich. Zu ihrer Rechten schien der Gang schmaler zu werden. Auch konnte Coco aus diesem keinerlei Leben feststellen. Dort war es totenstill. Anders auf der linken Seite. Neben kleineren Tieren, die dort zu leben schienen, musste dort auch etwas Großes hausen. Vielleicht die Echse, nach der sie ja suchten. Nach kurzer Absprache gingen sie weiter – den linken Flügel entlang. Mit jedem weiteren Schritt näherten sich die Beiden einer Lichtquelle. Noch war sie sehr schwach, kaum ersichtlich. Aber sie war da. Sonnenlicht? Oder handelte es sich um etwas anderes? Leuchtete etwas, so wie die Leuchtguramis (eine Fischart)? Das Licht aber gab einen kleinen Hoffnungsschimmer. Es zeigte ihnen, das es hier mehr gab als nur Finsternis. Weiter und weiter, mit langsamen Schritten. Dann hielt Coco an, stoppte mit einem ausgestrecktem Arm auch Komastu. „Coco-san?“ Der Koch sah fragend auf. „Psst. Ich höre etwas.“ Aus der Ferne, von dort woher das Licht kam, hörte er etwas atmen. Es war leise, kaum zu hören. Aber es war da. Und was auch immer da atmete, es musste wirklich Groß sein. „Leise“, meinte Coco flüsternd und ging voraus. Komatsu folgte mit etwas Abstand. Der Gang wurde etwas breiter. Dann tat sich eine Höhlung auf. Groß genug um ein Einfamilienhaus unterbringen zu können. Die Wände zierten Kristalle und leuchtende Felsen, während an der Decke etliche Stalaktiten herunter ragten. Direkt vor ihnen sah der Boden aus wie ein See, doch handelte es sich hier scheinbar nur um eine optische Täuschung. Und auf diesem „See“ schlief ein Tier. Im Halbdunkel war kaum erkennbar, wie groß es nun wirklich was. Coco aber schätze es auf mindestens vier Metern Schulterhöhe. Er war mit seinen knapp zwei Metern also weniger als halb so groß. Wenn es nun das gesuchte Tier war, dann würde es schwerer werden als erwartet, um an die Wurzel zu gelangen. Hörner... Stacheln..., dachte sich der Wahrsager und schärfte seinen Blick. Von dem Tier, das tatsächlich einer Echse ähnelte, gingen unterschiedliche Wellen aus. Solche die von Tieren üblich waren, aber auch typisch pflanzliche. Damit war er sich sicher, das sie an der richtigen Stelle waren. Doch was nun? „Coco-san?“ Das sein Freund plötzlich so still geworden war machte Komatsu nervös. Da er auch nicht annähernd so gut sehen konnte, und nur schemenhaft erkannte das da etwas herumlag, war er umso beunruhigter. „Ich glaube, da vorne ist was wir suchen.“ Komatsu machte große Augen als er das hörte. Ja? War da vorne wirklich was sie suchten? Ein Glück! Sie hatten von Anfang an den richtigen Weg genommen. Er dankte Gott dafür. Und für seine Gabe – dem „Food Luck“ (Zutaten-Finderglück). Jetzt galt es also. Zuerst mussten sie herausfinden, wo die Hörner waren, die als „Wurzel“ bezeichnet worden waren. Und dann mussten sie sich überlegen, wie sie sie erreichen. Coco erklärte Komatsu, das er nachsehen und versuchen werde, das Horn zu ergattern, während er warten sollte. Noch schlief die Echse, ein kleiner Vorteil für sie. Dann ging Coco voraus; mit vorsichtigen Schritten. Er konnte nicht ahnen, das die Echse einen leichten Schlaf hatte. Und kaum das ein kleiner Kiesel ins Rollen geriet, öffnete das Tier seine Augen. Sofort richtete es sich in voller Montur auf - seine Schulterhöhe lag bei weit über vier Metern – und überragte alles bei weitem, hatte aber noch mehr als genug Platz um sich frei bewegen zu können. Im Moment aber wusste Coco nicht, wie er mit dieser Bestie kämpfen sollte. Mit einem derart großen Tier hatte er nicht gerechnet... [Fortsetzung folgt...] Kapitel 2: Fehlschlag --------------------- Kapitel 2: Fehlschlag   Der Kopf der Echse war breit und auch mit geschlossenem Maul konnte man die langen Zähne deutlich erkennen. Die vier Füße, die sich seitlich am Körper befanden, waren massig, von rötlichen Schuppen übersät und hatten lange, scharfe Klauen. Dazu kamen kleinere Dornen auf den breiten Schuppen, die in bunten Farben zu schillern schienen. Auf dem Rücken zeichneten sich hintereinander aufgereiht Stacheln ab, die vom Kopf bis zum Schwanzende führten und sicherlich dreißig Zentimeter hoch waren. Bestimmt war das Tier an die acht Meter lang, vielleicht auch mehr. Gift aber konnte Coco zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erkennen. [Wasabilisk (Reptil) - Fanglevel 79]   „Mist“, gab Coco leise fluchend zu verstehen und sprang schnell zur Seite, als er eine Pfote auf sich zuschnellen sah. Kaum das er sich wieder aufgerichtet hatte und sich auf einem Knie abstützte, zielte er mit seiner rechten Hand auf das Gesicht der Echse, sammelte eine kleine Menge Gift in seinen Fingerspitzen und spritzte dieses dann gezielt auf dessen Grubenorgane – kleine Zellen, die Echsen als Sinnesorgane benutzten (für ihn Sichtbar wegen der elektromagnetischen Wellen). „Poison Rifle!“ In diesem Moment durchdrang ein Kreischen die Höhle und reflexartig duckte sich Komatsu, der noch immer in dem Gang saß und sich versteckte. Er hielt die Hände über seinem Kopf zusammen und betete darum, das der Kampf schnell beendet wurde. Die Echse bekam die kleine Portion des Giftes ab. Es war punktgenau in ihrem Gesicht – auf den Grubenorganen – gelandet. Nach einem ersten Schrecken, den er mit einem lauten Fauchen verlauten ließ, schüttelte der Wasabilisk seinen Kopf. Es sah aus, als würde sie das Gift auf diese Weise einfach abschütteln wollen. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf Coco und funkelte diesen bedrohlich an. Der Wahrsager erwiderte ihren Blick, wenn auch nicht ganz freiwillig. Ein wenig verdutzt war er, da sein Gift scheinbar keine Wirkung zeigte. Hatte er zu wenig benutzt? Vielleicht nicht getroffen? „Dann anders“, gab er zu verstehen, auch wenn sein Gegenüber das wohl nicht verstand.   Ehe Coco aber agieren konnte, sah er aus dem Augenwinkel den Schwanz der Echse auf sich zurasen. Zu spät, denn er wurde getroffen und mit voller Wucht an die gegenüberliegende Wand geschleudert. Mit einem Ächzen prallte er an das massive Felsgestein und fiel kurz darauf zu Boden. „Ak...“ „Coco-san!“, rief Komatsu laut, der den Aufprall entsetzt mitverfolgt hatte. „Coco-san?!“ Der Schwarzhaarige wollte zu seinem Freund eilen, doch sah er, wie dieser eine Hand hob und ihm mitteilte, das er stehen bleiben solle. „ Bleib in Deckung, Komatsu-kun“, keuchte Coco und richtete sich langsam auf. Kratzer, aus denen langsam Blut trat, übersäten nun seinen Körper. Dazu kam eine schwere Prellung seiner linken Schulter. Wenn mein Gift es nicht betäuben kann..., dachte er sich und fokussierte weiterhin seinen Gegner. Einen grellen Schrei stieß die Echse aus, streckte den Kopf dabei in die Höhe und schlug ihren Schwanz umher. Die Kristalle fingen daraufhin an zu vibrieren. Einige von ihnen, die die an den Wänden gewachsen waren, fielen klirrend zu Boden. Kleine Bruchstücke tänzelten wegen der Schallwelle weiter. Komatsu musste sich die Ohren zuhalten, so laut war der Schrei gewesen. Coco spürte die davon ausgehende Druckwelle deutlich – wurde gar nach hinten gedrückt, konnte sich aber noch auf den Beinen halten. Was für eine Kraft...! Wenn allein die Stimme schon so gewaltig war, wie stark war dann das Tier selbst?   Damit aber durfte sich Coco jetzt nicht aufhalten. Sie brauchten diese Wurzel! Tief atmete der Mann ein, schärfte seinen Blick und musterte den Körper der Echse. Die Stacheln und Hörner. Eines davon musste doch die gesuchte Wurzel... Da! „Komatsu-kun!“, rief der Schwarzhaarige laut, drehte sich aber nicht zum Anderen um. „Auf ihrem Kopf! Da ist die Wurzel!“ In dem Moment schlug der Wasabilisk erneut mit seinen riesigen Vorderpfoten zu, striff dabei Cocos Oberköper und verletzte ihn mit einer diagonalen Schnittwunde, aus der tiefrotes Blut zu fließen begann. Komatsu hatte den Ruf seines Freundes mitbekommen, doch da dieser im selben Augenblick erneut getroffen worden war, reagierte er nicht sofort. Was sollte er nun machen? Wie dort rauf kommen? Er war doch dafür viel zu klein! Tränen stiegen in seinen Augen auf und drohten überzulaufen. „Coco-san...“, schniefte er und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Toriko-san... Hilfe...“ Toriko aber war nicht da und – im Gegenteil – selber auf die Hilfe Komatsus angewiesen war, durfte er jetzt nicht aufgeben! Wenn sie diese Wurzel nicht bekamen, dann...! Dann... Mit neuer Entschlossenheit wischte sich der Chefkoch die Tränen aus den Augen, legte seinen Rucksack ab und kramte in diesem nach seinem Melk-Küchenmesser. Er erinnerte sich daran, wie er einst ein Monster in die Flucht geschlagen hatte. Vielleicht schaffte er das auch dieses Mal! Mit zittrigen Händen umfasste er den Griff seines kostbaren Messers und schritt langsam, möglichst lautlos, auf das gefährliche Tier zu. Coco sah was Komatsu vorhatte und versuchte seinerseits die Echse abzulenken. Er erhob sich und sammelte erneut Gift in seiner Hand, das er sogleich erhärten ließ und zu einer Klinge umformte. „Poison Sword!“ Fest umfasste er das neu geformte, dunkelviolette Schwert. Er musste das Vieh ablenken. Zumindest so lange, bis Komatsu auf die Echse gelangen und an die Wurzel kommen konnte. Mit festem Blick und trotz des Schmerzes der ihn durchzog, rannte Coco auf die Echse zu. Die aber reagierte sofort und peitschte mit ihrem Schwanz in Cocos Richtung. Der Mann konnte dem gerade noch ausweichen, verlor bei der Landung jedoch den Halt und landete auf den Knien. „Verd-!“ „Shraaaah!“ Wieder ertönte der laute Schrei des Wasabilisken, der sich nun frontal auf den Wahrsager zubewegte. Sie züngelte, als wolle sie Coco inspizieren. Ein Leuchten war in ihren purpurnen Augen zu erkennen. Was hat er vor?, fragte sich Coco und versuchte sich wieder aufzurichten, doch just in dem Moment durchzog ihn ein ihm unbekanntes Ziehen. Er hielt inne. Was...? Sein ganzer Körper fing an zu kribbeln. Lähmung... Aber konnte das sein? Woher sollte das kommen? Oder konnte es sein, dass diese Echse doch giftig war? Aber wann hätte sie...?! Da sich Coco nicht rühren konnte, wurde er ein weiteres Mal mit voller Wucht vom Wasakilisken getroffen und prallte mit lautem Krachen an die hinter ihm liegende Wand. „Akk!“ Für einen Augenblick war es ihm Schwarz vor Augen geworden. Er fing sich aber sofort wieder, doch hatte er in seinen Fingern kein Gefühl mehr. „Coco-san?“, rief Komatsu aufgebracht. Der Kleinere war die ganze Zeit starr vor Schreck gewesen und konnte sich kaum rühren. Das Messer zwischen seinen Fingern vibrierte regelrecht. „Alles okay?!“, fragte er besorgt und wollte ihm schon zu Hilfe eilen, doch hielt ihn ein herabstürzender Felsen davon ab. Gerade noch rechtzeitig hatte er dem Brocken ausweichen können. „Uhh...“ „Komatsu-kun...!“, rief ihm Coco nach, doch war der Wasabilisk schneller. Die Echse hatte sich von Coco abgewandt und richtete den Blick nun auf den am Boden liegenden Mann. „Komatsu-kun!“ Der Chefkoch sah die drohende Gefahr und raffte sich schnell auf, nur um gleich wieder auszuweichen, da der Wasabilisk seine Pfote nach vorne schnellen ließ. Bevor diese aber ihr Ziel traf, zuckte er zusammen, schrie auf und schüttelte sich am ganzen Körper. „Co-Coco-san!“ Trotz der voranschreitenden Lähmung hatte sich Coco vorgewagt und sein Poison Sword gegen den Schwanz des Wasabilisken gerichtet. Auch wenn er wegen der Schuppen keine große Verletzung erreichen konnte, so hoffte er doch etwas von seinem Gift in den Organismus gebracht zu haben. Allerdings war dieser Akt ein wenig zu viel und der Schwarzhaarige sank gleich wieder auf die Knie. „Shaaah!“ Das Gebrüll der Echse wurde immer lauter, wütender. Wie wild schlug sie nun um sich; traf die Wände, die Decke, gar die wenigen noch übrigen Kristalle, welche mit zu viel Schwung nun durch die Luft geschleudert wurden. Panisch hatte Komatsu das Schauspiel vor sich beobachtet. Coco war am Boden und die Echse wütender denn je. Aber so ging das doch nicht weiter! Er musste etwas tun! Er konnte doch nicht weiter tatenlos dabei zusehen, wie sein Freund verletzt wurde. Seinen letzten Mut zusammennehmend raffte sich der Schwarzhaarige auf und hielt sein wertvolles Messer in den Händen. Auf die Echse richtete er die Klinge und sah konzentriert nach vorne. Wie bei der Salamander-Sphynx [Fanglevel 92], damals in der Gourmet-Pyramide, sammelte er seinen Geist und versuchte den Wasabilisk als eine Zutat zu sehen. Denn nur so war es ihm Möglich diesen übermächtigen Gegner in die Flucht zu schlagen. „Raaah!“, schrie Komatsu laut, schwang das Messer mit aller Kraft und verursachte dadurch eine starke Druckwelle, welche die Echse zwar nicht verletzen, aber zumindest ins Taumeln brachte. Ein zweiter Schlag folgte gleich darauf. Dieses Mal verteidigte sich die Echse, welche sich schnell wieder gefangen hatte, mit ihrer Pfote. Aber einen Hieb konnte sie nicht ausführen, da der Schnitt sie traf und ihr eine tiefe Schnittwunde zufügte. „Gut gemacht, Komatsu-kun“, rief Coco vom anderen Ende der Höhle aus. Der Mann hatte sich nun wieder etwas gefangen. Seine Zellen hatten inzwischen ein Gegengift entwickeln können, mit dem er sich langsam wieder erholen konnte. „Zurück!“, meinte er weiter, hob die Hände und fokussierte seinen Geist auf seinen nächsten Angriff. Mit restlicher Energie sammelte er in seiner rechten Faust ein besonders starkes, neuartiges Gift, mit dem er den Wasabilisk hoffentlich besiegen können würde. Doch so viel Zeit ließ die Echse dem Mann nicht. Sie richtete sich in voller Größe auf und schlug ihre Pfoten mit aller Kraft auf den Boden. Dieser fing zu beben an und erneut bröckelten Felsen von der Decke herab. Risse taten sich im Fels auf. Wenn sie nicht schnell fertig würden, würden sie in dieser Berghöhle verschüttet! Schnell, dachte Coco und tat sein Möglichstes, solange die Echse mit ihrem Wutanfall beschäftigt war. „Coco-san...“, murmelte Komatsu, der sich – trotz aller Umstände – mutig vorgewagt und hinter die Echse gekrabbelt war. Ein paar der Schwanzschuppen hatten sich gelöst und dienten dem Mann nun als Aufstiegshilfe. Mit zittrigen Händen erklomm er die Echse, die das nicht zu bemerken schien. Bemerk mich nicht!, betete er dennoch und kletterte weiter hinauf. Ein weiterer Peitschenhieb war auf Coco gerichtet und verfehlte diesen nur knapp. Die Verletzung schien der Echse zu schaffen zu machen und auch schien das Gift, das nur langsam wirkte, endlich zu wirken. Eine schwache Lähmung würde sie nun langsamer machen. Vielleicht blieb ihm damit genug Zeit für den nächsten Angriff. Das bereits gesammelte Gift in seiner Faust formte er zu einem Dolch mit einer fast schwarzen Klinge. „Halt dich gut fest, Komatsu-kun!“, rief Coco seinem Freund noch zu, schnellte dann nach vorne und stellte sich direkt unter den Brustkorb der übergroßen Echse. Ohne zu zögern rammte er ihr den Dolch in das rötliche Fleisch. Den Dolch ließ er stecken, während er zurücksprang und so dem Aufbäumen des Wasabilisken auswich. Aus der Klinge trat das Gift schnell aus und verfärbte Augenblicklich die Gebiete drumherum. „Waaah!“, schrie Komatsu laut und hatte Mühe sich festzuhalten. Glücklicherweise waren die Dornen groß genug und er bereits mit solchen Situationen vertraut. Dennoch war es schwer, da die Echse wie wild zu toben begonnen hatte und vor Schmerzen aufschrie. „Hi-Hilfe!“ „Komatsu-kun!“ „Raaaaakh!“ Schreie hallten durch die Höhle, die immer mehr zu bröckeln begann und sicher nicht mehr lange standhalten würde. Sie schlug mit ihrem Schwanz um sich, traf dabei viele Male die Außenwand und riss so ein Loch in den Berg. Rotes Sonnenlicht schien ins Innere und ließ die Kristalle in vielen Farben aufleuchten. „Hiiii!“ Komatsu rannen die Tränen nur so vom Gesicht, doch musste er sich weiter festhalten! Nur ein paar Zentimeter, dann würde er die Wurzel endlich haben! Für Toriko-san! Und egal was es ihn auch kosten mochte – er musste an diese Wurzel gelangen! „Ganz vorne, Komatsu-kun!“ Die Rufe Cocos erreichten den Schwarzhaarigen nur schwer, aber er versuchte dennoch sein Möglichstes und kletterte – trotz der großen Erschütterung – weiter. Es waren nur noch ein paar... Zentimeter...! Ein lautes Poltern war plötzlich zu hören. Das Loch in der Felswand war noch größer geworden und auch die Decke verlor immer mehr an Halt. Unzählige Brocken fielen herab und nicht wenige davon trafen auch den Wasabilisk. Dieser taumelte, konnte sich aber kaum noch aufrecht halten. Das Gift von Cocos Dolch wirkte nun am ganzen Körper. Ihr entwich schnell die restliche Kraft. Als sie dann von einem Felsen am Kopf getroffen wurde, konnte sie sich nicht mehr halten und sank mit voller Wucht zu Boden. Ein Beben erschütterte den ganzen Berg. „Waaah!“ „Beeil dich, Komatsu-kun! Die Höhle stürzt ein!“ „J-Ja!“ Jetzt galt es wirklich schnell zu machen! Bevor sie noch hier verschüttet würden und Toriko die Medizin gar nicht mehr bekommen würde... „Schnell...“, sagte sich Komatsu und streckte sich in voller Länge. „Komm... schon...!“ Nur... noch... ein kleines... Stück...! Dann endlich hatte er das Horn in der Hand. Jetzt musste er es nur noch... „Verzeih mir“, meinte er dabei zur Echse und zog kräftig an dieser Wurzel. „Naaaa komm schon!“ Er musste alles aufbringen, um das Horn aus seiner Verankerung zu lösen. Kaum dass sie freigelegt war, verlor Komatsu den Halt und fiel herab. „Aaaaaaaah! - Uff! Danke, Coco-san!“ Der Schwarzhaarige hatte den Sturz natürlich gesehen und war sofort zur Stelle gewesen, um seinen Freund aufzufangen. „Jetzt aber schnell“, meinte er noch und rannte mit Komatsu aus der Höhle. An der Klippe blieben sie stehen, als ein weiteres lautes Rumpeln ertönte. Besonders große Felsen rollten den Berg herab und begannen den Höhleneingang zu verschütten. Bevor die Beiden jedoch noch zerquetscht wurden, konnte sie sich auf einen naheliegenden Vorsprung retten. Sie sahen zu dem Eingang, der schon gar nicht mehr als solcher zu erkennen war. Nun hatten sie zwar die Wurzel, aber die Echse würde nun da drinnen verschüttet werden. „Lass uns weiter“, meinte Coco mit ernster Stimme und reichte Komatsu seinen Rucksack. „Ja!“, antwortete dieser, nahm den Rucksack entgegen und verstaute darin die Wurzel und sein Messer. Gemeinsam kletterten sie dann etwas hinunter, bis sie zu einem breiten Vorsprung gelangten und Kiss rufen konnten. Der Rückflug bereitete keine Probleme, allerdings waren beide sehr erschöpft. „Halten Sie durch, Toriko-san“, murmelte Komatsu und betete, dass sie ihm mit diesem Horn helfen können würden.     [Fortsetzung folgt...] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)