In der Pfefferküchlerei von Serifeen (oder: Weihnachtsgraus deluxe) ================================================================================ Kapitel 1: Alle Jahre wieder? ----------------------------- In der Pfefferküchlerei- Oder: Weihnachtsgraus deluxe “Wenn ich noch einen einzigen Weihnachtsmann sehe, laufe ich Amok!”, knurrte Leon genervt. Seit September!!! – das musste betont werden- also sage und schreibe drei Monaten war Weihnachtszeug in den Läden. Warum stellten sie es nicht gleich ab Juni rein? Poolparty mit Weihnachtsmännern- klang doch ganz lustig. Aber all das würde ihn vielleicht gar nicht so stören, wenn sein Mitbewohner Ryu nicht schon seit September ebenfalls Weihnachtsstimmung hätte und ihre Wohnung ständig mit neuem blinkendem und glitzerndem Zeug füllen würde. Seit drei Monaten schleppte er ständig neues Zeug an und Leon fragte sich nicht nur, wo zum Teufel er diese, oftmals wirklich schrillen, in neonfarben blinkenden, Teile herbekam, sondern auch, wo er sie noch überall unterbringen wollte. Sogar auf ihrer Toilette hatte ein >We wish you a merry christmas<- singender und dabei mit der Hüfte wackelnder Weihnachtsmann Einzug gehalten. Und der reagierte auch noch auf Bewegungen…. Jetzt konnte er nichtmal mehr in Ruhe sch… Ryu und er wohnten erst seit neun Monaten zusammen, deshalb war es das erste Mal, dass er dieses Grauen miterleben musste. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als das Weihnachten endlich vorbei wäre- auch wenn er fast befürchtete, dass dann Neujahrschweine den Platz der Weihnachtsmänner und Engel einnehmen würden. Leon war einfach kein Wintermensch. Es war kalt, nass, grausig, die Straßen waren glatt und mit Weihnachten hatte er auch noch nie was anfangen können. Seine Familie hatte die Weihnachtsabende eigentlich immer mit Streiten verbracht und er konnte sich nicht daran erinnern, je ein besinnliches, oder auch nur angenehmes Fest gehabt zu haben. Eigentlich hatte er gehofft, dass sein erstes Weihnachten weg von zuhause etwas angenehmer sein würde- und zugegeben Ryu legte es nicht auf Streit an und war auch sonst eher ruhig. Trotzdem war diese Über-Weihnachtslaune unerträglich! Wobei es eigentlich ziemlich niedlich war, wie der andere sich freute- aber konnte er damit nicht vielleicht zwei Monate später erst anfangen? Immerhin hatte Leon es bald hinter sich. Es war bereits der Vorweihnachtsabend und am nächsten Tag hätten sie das verhasste Fest auch erledigt und dann würden die letzten vereinsamten Nachwehen und Weihnachtsdekorationen langsam wieder verschwinden- und er würde dafür sorgen, dass sie hinter Schloss und Riegel kamen und er die Schlüssel dafür hatte. Während er durch die dichtgedrängten Straßen lief- in seiner absoluten Weihnachtsverweigerung hatte er es bis zuletzt herausgezögert ein Geschenk für seinen Mitbewohner zu kaufen. Sie waren zufällig durch Freunde aneinandergeraten und studierten an derselben Universität und aus Kostengründen hatten sie dann eine WG gründen wollen- im Endeffekt war es eher sowas, wie eine perfekte Ehe geworden. Ryu war in vielerlei Hinsicht perfekt. Er sah gut aus, konnte wunderbar kochen und war immer sehr nachgiebig und wusste immer genau, was Leon gerade am meisten brauchte. Er hatte natürlich auch seine Schwächen- putzen war eine davon. Aber irgendwie musste Leon sich ja auch nützlich machen können. Jedenfalls hatte das Zusammenleben von Anfang an perfekt funktioniert und alleine deshalb hatte er beschlossen alle Weihnachtsmänner, Engel, Sternschnuppen, Grippen und sonstiges Zeug einfach hinzunehmen und dankbar dafür zu sein, dass Weihnachten nur einmal im Jahr war. Unwillig lenkte er seinen Blick wieder auf die Schaufenster. Er brauchte unbedingt etwas für Ryu. Aber was konnte er ihm schenken? Obwohl Ryu fast zwei Jahre älter war als er, benahm er sich oft viel kindischer. Hobbys hatte er keine wirklichen- außer kochen- und irgendwie hatte er das Gefühl, dass Ryu keine große Begeisterung für ein weiteres Kochbuch haben würde. Nach drei Stunden wurde es ihm schließlich zu viel und er beschloss nachhause zu gehen. Der nächste Tag war schließlich auch noch ein Tag… und am Weihnachtstag hatten dann die meisten vermutlich schon ihre Geschenke- hoffte er zumindest. Er konnte Ryu ja auch fragen, was er sich wünschte. Als er die Haustüre aufschloss empfing ihn sofort der Duft von frischen Keksen. Er lächelte leicht und zog sich die Schuhe aus, bevor er in die Küche ging. „Willkommen zuhause“, empfing ihn Ryu grinsend, während er ein befülltes Blech in dein Ofen schob. „Hallo“, gab er etwas besser gelaunt zurück. Er mochte Kekse und auch der Anblick von Ryu in Schürze war nicht zu verachten. Wie konnte man nur mit einer pinken, mit Rüschen besetzten Schürze nicht lächerlich wirken, sondern immer noch männlich und vor allem gut aussehen? Das überstieg seinen Verstand und er beschloss nicht weiter darüber nachzudenken. Stattdessen klaute er sich einen der schon fertigen Kekse von einem Blech, das zum Auskühlen draußen stand. „Für welche Armee bäckst du hier eigentlich?“, erkundigte er sich dann, als ihm klarwurde, welche Massen an Keksen da schon ihre Küche fluteten. Das war bereits das achte Blech gewesen. „Ich denke, dass ein bisschen Vorrat nicht schlecht ist“, gab Ryu gelassen zurück. „Willst du bis nächstes Weihnachten einen Vorrat haben?“ Ryu grinste nur leicht und Leon verdrehte die Augen. „Was auch immer… Was wünschst du dir zu Weihnachten?“ Jetzt war genauso gut, wie jeder andere Zeitpunkt. Sein Gegenüber hörte auf den Teig, den er gerade bearbeitet hatte zu kneten und sah Leon einen Moment grinsend an. „Nächstes Weihnachten, oder willst du mir wirklich sagen, dass du es bis zum letzten möglichen Termin hinausgezögert hast?“, fragte er amüsiert nach. „Dreimal darfst du raten“, gab Leon leicht genervt zurück und als sich ihre Blicke trafen blitzte etwas in Ryus Augen auf, von dem Leon nicht wusste, ob es gut oder schlecht war. Dann kam der Schwarzhaarige auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen. Ryu war ungefähr fünf Zentimeter größer, als er und sah ihn immer noch höchst amüsiert aus seinen strahlend grünen Augen an. „Darf ich mir wünschen, was ich will?“ „Ist das nicht irgendwie der Sinn von wünschen?“ Hatte er schon erwähnt, dass Ryu ihm für seinen Geschmack zu nahe war? Wie peinlich wäre es denn bitte, wenn er auf ihn SO reagieren würde und Ryu das bemerken würde. Er wusste ja noch nichtmal, dass Leon schwul war. Gut, er hatte auch nicht das Gegenteil behauptet, aber Leon hatte keinen Grund gesehen es ihm auf die Nase zu binden und sich dann vielleicht deshalb verarschen zu lassen- hatte er alles schon erlebt. Auch, wenn er nicht glaubte, dass Ryu so ein Typ war… man wusste ja nie. Er kam wieder aus seiner kleinen Welt zurück, als er spürte, wie ihm etwas umgehängt wurde und bemerkte, dass Ryu ihm seine Schürze abgetreten hatte. „Fürs erste hätte ich gerne Kekse von dir!“, erklärte er dann lächelnd. Als ob sie nicht ohnehin schon genug von den Dingern gehabt hätten. Und dann… was hieß für’s erste?? Aber Leon nickte brav- wenn auch nur, weil er wegen der Nähe zu abgelenkt war, um etwas zu erwidern- und sagte auch nichts, als Ryu ihn mit einer- fast schon beängstigend geübten- Bewegung umdrehte und ihm die Schürze zusammenband. Um ein bisschen Abstand zwischen sie zu bringen, trat er auf den Teig zu, den Ryu stehengelassen hatte und begann ihn zu kneten. Hatte er überhaupt schonmal Kekse gebacken? Nein. Wusste er, was er tun musste? Nein. Hinter sich spürte er eine Bewegung und im nächsten Moment griff Ryu an ihm vorbei und begann ein paar Sachen in den Teig zu mischen. Währenddessen stand er so nahe hinter ihm, dass sie einander berührten. War ihre Küche nicht groß genug, dass er von der anderen Seite mithelfen konnte? Nicht, dass Leon unglücklich war, über die Hilfe, aber…. Ein paar Sekunden später entfernte sich Ryu wieder von ihm und kurz darauf hörte er die Abwasch- vermutlich wusch er sich die Hände. Dann hörte er eine Weile nichts und knetete einfach brav den Teig weiter- er wusste noch nichtmal, was das werden sollte.   Plötzlich spürte er, wie sich eine Hand unter sein Shirt schob und sah leicht verunsichert nach hinten. Was sollte das bitte werden? Er spürte Ryus Atem im Nacken und er wusste, dass er spätestens jetzt dankbar für die Schürze sein sollte- auch, wenn die nicht mehr lange helfen würde, wenn der andere so weitermachte. Ryu grinste leicht. Er hatte natürlich bemerkt, wie Leon auf ihn reagierte und eigentlich seit Wochen nur auf den passenden Moment gewartet. Und wenn der jetzt nich perfekt war, dann wusste er es auch nicht. Seine Hände wanderten tiefer und er bekam die Bestätigung für das, was er stark angenommen hatte. „Liegt das an den Keksen, oder an mir?“, fragte er neckend und Leon schaubte. „Natürlich an den Keksen!“, gab er zurück. Ryu strich ihm, wie zufällig über den Schritt und Leon keuchte unterdrückt auf. „Kannst du das bitte lassen?“ Es hatte keinen Sinn jetzt den Beschämten zu spielen, immerhin schien Ryu es ja darauf anzulegen. „Wieso denn? Willst du mir meinen zweiten Wunsch nicht verfüllen?“ „Und der wäre? Sex während ich die Kekse mache?“ Ryus Grinsen wurde breiter. „Wenn du denkst, dass du dabei noch an die Kekse denken kannst…“ „Du hast das geplant, oder?“, fragte Leon, während er spürte, wie Ryu begann seine Hose zu öffnen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut funktioniert“, gab der Schwarzhaarige zu und platzierte einen Kuss in seinem Nacken, der Leon zum keuchen brachte. „Wie lange weißt du es schon?“ „Ich wusste es nicht, ich habe es vermutet und gehofft. Aber nachdem du so schön reagiert hast- wie soll ich mich da noch zurückhalten?“ Seine Hand ging eine Stofflage tiefer auf Wanderschaft. „Und vergiss nicht auf die Kekse“, hauchte er Leon ins Ohr, aber Leon hatte schon längst keine Nerven mehr für die Dinger und sie wussten beide, dass diese Kekse nie fertig werden würden. Also drehte er sich um und zog Ryu in einen Kuss. „Ich hasse dich!“, sagte Leon. „Ich denke dieses hasst gefällt mir“, gab Ryu zurück und machte da weiter, wo Leon ihn mit seiner Bewegung unterbrochen hatte. Einige Zeit später, nachdem sie erfolgreich den Teig unbrauchbar gemacht hatten, beschlossen sie die Kekse auf das nächste Jahr zu verschieben und verkrümelten sich gemeisam in die Dusche, wo sie genau da weitermachten. Leon wusste, dass sie am nächsten Tag bestimmt nicht aus dem Bett kommen würden. Aber es war immerhin sein erstes wirklich ruhiges und – mehr oder weniger - entspannendes Weihnachtsfest. Er war ja bloß froh, dass Ferien waren… und vielleicht sollten sie sich für ihre Freunde eine andere Geschichte ausdenken, wie sie zusammengekommen waren. So zwischen Mehl, Milch und Lebkuchen in der Küche klang nicht so nach einer großen Lovestory. Wobei… warum eigentlich nicht? Es war schließlich irgendwie wahr….. ~~~ Aber nur irgendwie… xD Frohe Weihnachten! *Kekse verteil* LG Seri Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)