Babysitten für Fortgeschrittene von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 10: Cliquen Krieg ------------------------- Es war leicht, in den Keller zu gelangen, fast schon langweilig. Ein Mädchen-Lächeln für den Mann hinter der Eisentür, schon war ich im dichten Gedränge des Clubs und spürte, wie nicht wenige Männer meinem temporären Körper in den Kleidern begutachteten, die ich extra hierfür besorgt hatte. Der Türsteher gehörte auch zu den Interessierten, doch ich ignorierte ihn wie die anderen Männer. Zum Flirten war ich sicher nicht hier. Befriedigt stellte ich fest, dass nicht so viel los war wie bei meinen Kämpfen, als ich mich (mühsam wegen der schmalen Frauenschultern) zur Bar durchkämpfte. Zum Glück war Hikari nicht hier. Meine Tarnung war zwar gut, aber sie war intelligenter als die meisten Gorillas, die hier arbeiteten, und kannte mich inzwischen ein wenig. Es wäre möglich, dass sie meine Spionageaktion aufdeckte. „Bier“, befahl ich, sobald der Barkeeper sich zu mir bequemte. Auch er musterte das schwarze Tanktop, unter dem sich meine Kurven abzeichneten, mit gewissem Interesse. Nach Narutos Kommentar hatte ich diesen Körper ein wenig üppiger ausgestattet, wenn auch nicht mit so übertriebenen Brüsten wie sein Sexy-no-Jutsu. Er war es auch, der mich auf die Idee gebracht hatte; mein Besuch bei ihm in dieser Gestalt hatte gezeigt, dass niemand die dunkelhaarige Frau, als die ich gerade am Tresen lehnte, mit mir in Verbindung brachte, wodurch sie sich perfekt für mein momentanes Anliegen im Kampfring eignete. „Trinken hübsche Mädchen nicht eher Cocktails?“, fragte der Barmann grinsend, als er mir meine Flasche hinstellte. „Einen herzustellen, würde dich nur überfordern.“ „Versuch es.“ „Glaub mir.“ Ich ließ ein herablassendes Lächeln aufblitzen und nippte an meinem Bier. „Ich bin anspruchsvoll.“ „Kann ich mir vorstellen.“ Der Blick des Barkeepers war eindeutig interessiert, was mich wunderte, da er sonst Hikari nachlief wie ein dressiertes Hündchen. Aber sie war nicht da, also nahm er wohl mit mir Vorlieb. Schmeichelhaft. Ich machte nicht mal Anstalten zu bezahlen. Naruto hatte nicht gelogen: Die Frau, die ich gerade verkörperte, war schön, und schöne Frauen zahlten nicht. Ohne meinen kleinen Verehrer weiter zu beachten wandte ich mich um und legte die Unterarme auf den Tressen, um das Publikum und die Tänzerinnen im Käfig beobachten zu können. Ihre Plastiktitten schimmerten im Licht und das blondierte Haar schwang wie das Pendel eines Hypnotiseurs von einer Seite der schmalen Rücken auf die andere… Sie sahen aus, als wäre Narutos Sexy-no-Jutsu-Form ihr Vorbild gewesen, aber sie wären an der Nachahmung gescheitert. Verärgert runzelte ich die Stirn. Ich wollte nicht die ganze Zeit an den Hokage denken, den ich seit der Krankenhaus-Szene nicht mehr gesehen hatte. Er tauchte zwar immer wieder bei meiner Wohnung auf, aber ich weigerte mich, ihn zu sprechen und ließ ihn von Takeshi wegschicken. Aus meinen Gedanken konnte ich ihn leider nicht so leicht verscheuchen wie von meiner Haustür. Es war doch alles ganz hervorragend gelaufen. Wieso hatte er alles kompliziert machen müssen? Davon abgesehen, dass es rein gar nichts brachte, jetzt mit dieser festen Beziehungskiste anzufangen. Wohin sollte das bitte führen? Er war immer noch der verdammte Hokage und ich nur kein Staatsfeind mehr, weil er es so wollte. „Wann geht es los?“, wollte ich vom Barmann wissen, der immer noch hinter mir herumlungerte. Er sah auf seine Armbanduhr (Meine war zu groß für ein Frauenhandgelenk, außerdem erinnerte sie mich zu sehr an den, dessen Namen ich nicht mehr denken wollte) und antwortete: „Paar Minuten noch. Aber ich weiß nich, ob das was für dich ist. Einer der Kämpfer hat seinen letzten Gegner ins Koma geschlagen, was man so hört.“ Das nun nicht, aber fit war Takeshi auch noch nicht wirklich. Ich musste ihn immer wieder vom Training abhalten, jetzt, wo er aus dem Krankenhaus entlassen war, denn er sah nicht ein, dass diese Pause ihm gut tat. Außerdem behinderte ihn das angebrochene Handgelenk, aber er sagte, er könne ja den Rest seines Körpers trainieren. Bisher gehorchte er mir zwar noch, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich nicht mehr zügeln konnte. Ich fragte mich wirklich, woher er diese Sturheit hatte. Gerade war ich auf der Jagd nach dem, der ihm das angetan hatte. Der Fleischberg, wie ich ihn inzwischen insgeheim nannte, war genau, wie Takeshi ihn beschrieben hatte: Über zwei Meter groß, nur Muskeln. Ich hatte ihn beobachtet seit dem Kampf, und heute würde ich, verkleidet als Frau, seine Technik im Ring ansehen. Für jeden Tag, den der Junge im Krankenhaus verbracht hatte, würde ich dem Fleischberg einen Knochen brechen. Der Moderator, Mamoru, trat in den Käfig und vertrieb die Tänzerinnen daraus. Sie wirkten tatsächlich beleidigt, als bemerkten sie nicht, mit welch gelangweilten Blicken man sie beobachtete. Nein, das Publikum war nicht für nackte Haut hier - Noch nicht – Sondern für andere, blutigere Spektakel, und die versprach die aufgeputschte Stimme des Ansagers in den höchsten Tönen. „Hochverehrte Damen, Liebe Gäste!“ Er begrüßte die Leute wie ein Zirkusdirektor und sie kamen näher, um ihm aus der Hand zu fressen. Selbst ich spürte den Sog Richtung Arena, wenn auch aus einem anderen Grund als die Schaulustigen. Ich wollte sein, wieso diese Leute in lustvoller Erwartung schauderten, wen sie anbeteten und fürchteten gleichermaßen. Vor allem aber wollte ich den Fleischberg in die Finger bekommen. So hoffte ich, sein Gegner würde nichts taugen, damit ich im Halbfinale Gelegenheit hatte, ihm die verdiente Abreibung zu verpassen. „Heute dürfen wir Ihnen eine ganz besondere Vorstellung bieten! Ein wenig verspätet, denn langsam ist der Hokage etwas geizig mit dem Urlaub seiner Leibgarde, aber hier ist nichtsdestotrotz… Kitsune!“ Die Käfigtür öffnete sich und ins Rampenlicht schlenderte eine völlig in schwarz gekleidete Gestalt, unter deren Kapuzenpulli lag, was das Publikum den Atem anhalten ließ; Eine ANBU-Maske verhüllte das Gesicht des Neueinsteigerst. Ohne Mamorus Ankündigung hätte ich nicht mehr daran gedacht, aber so erinnerte ich mich an den blonden Mann, mit dem Giro letztens gesprochen hatte. Das musste er sein, obwohl nur wenige Strähnen des kurzen Haares unter den Kopfbedeckungen hervorlugten. Alles an der Haltung des Mannes strahlte aus, dass ihm weder Publikum noch Scheinwerfer etwas ausmachten, und schon gar nicht der Fleischberg, der kurz nach ihm in den Ring stieg. Mühsam riss ich den Blick von meinem Kollegen los und betrachtete das Gesicht des Mannes, der Takeshi so zugerichtet hatte. Wie schon bei ihrem Kampf stellte ich fest, dass der Fleischberg gutaussehend war, mal von den zu dichten schwarzen Augenbrauen abgesehen, aber das besänftigte den Hass nicht, der bei seinem Anblick in mir aufloderte. Ich wollte, dass er gewann, nur, damit ich ihn besiegen konnte. „Die Regeln kennen ja alle; Keine Jutsu, keine Waffen, keine Morde.“ Mamoru sah den Fleischberg an, um ihn an diese letzte Regel zu erinnern und ich fragte mich, was wirklich passiert war bei diesem verfluchten Kampf zwischen ihm und meinem Schüler. „Wer KO geht oder abklatscht, scheidet aus dem Turnier. Alles verstanden? Dann… Kämpft!“ Damit zog er sich aus dem Käfig zurück und wie auf Kommando setzten die Kontrahenten sich in Bewegung, immer im Kreis umeinander. Es wurden immer mehr Runden, bis ich den Fleischberg etwas sagte (Von der Bar aus konnte ich es natürlich nicht hören). Blondies Schultern zuckten, als er lachte, doch dann stieß er sich geschmeidig vom Boden ab und sprang elegant über seinen Gegner. Wie in Zeitlupe konnte ich sehen, wie er den Fleischberg im Flug einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste, dann landete er und die Zeit nahm ihren regulären Fluss wieder auf. Der Große wandte sich um und schlug nach seinem Gegner, aber der duckte sich zur Seite und gab ihm diesmal eine Watschen auf die Backe. Das Publikum lachte, doch da packte der Fleischberg Blondies Arm und drehte sich wie ein Diskuswerfer, nur, dass sein Wurfgeschoss ein Mann war. Blondie krachte mit voller Wucht gegen die Käfigtür. Äußerst schmerzhaft, wusste ich aus eigener Erfahrung, aber er rappelte sich auf als wäre es nichts. Beim Aufprall war seine Kapuze runtergerutscht und sein Raspelkurzes blondes Haar stand ihm um den Kopf wie ein Heiligenschein. Etwas länger würde mir besser gefallen, schoss es mir durch den Kopf. Er fuhr sich durchs Haar, dann spannte er die Schultern an und rannte mit voller Wucht in seinen Gegner. Dieser knickte zwar ein, packte Blondie aber an der Hüfte und riss ihn von den Beinen um sich mitsamt ihm auf den Boden knallen zu lassen. Beide richteten sich nur mühsam wieder auf, aber wieder war Kitsune schneller. Flink wie ein Wiesel war er beim Fleischberg und trat diesem mit voller Wucht in den Magen, sodass er ein paar Schritte zurückstolperte. Noch bevor der Große das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war Blondie bei ihm und versetzte ihm eine Reihe blitzschneller Schläge, die ihn wieder zu Boden zwangen. Der Fleischberg rutschte von ihm weg, um zu Atem zu kommen, aber sein Kontrahent schlenderte ihm nach und packte ihn am Hals, sobald der Käfig die Flucht begrenzte. Inzwischen war jedem im Publikum, das erstaunlich still war, klar, dass Kitsune nur mit seinem Gegner spielte. Mit fast unverschämter Lässigkeit hob der Neue den Fleischberg an der Kehle empor und drückte ihn mit der Hand gegen das Stahlgitter, wobei er die zusehends kraftlosen Schläge ignorierte, die sein Kontrahent austeilte. Irgendwann während des Kampfes war ich an den Rand meines Stuhles gerutscht wie um näher am Geschehen zu sein. Jetzt lehnte ich mich zurück und trank einen Schluck, um meine Enttäuschung runterzuspülen. Diese Art zu kämpfen war nicht normal. Der Neue führte den Fleischberg vor wie einen Stier am Nasenring, und ich hatte die Hoffnung aufgegeben, meinen Schüler rächen zu können, denn es war keine Frage, wer heute gewinnen würde. „Ich gebe auf!“ Sofort ließ Blondie den Koloss los und der sank in die Knie, die Hände schützend um den wunden Hals gelegt. Als der Neuling sich abwandte, wurde mir klar, dass er seinen Gegner nicht nur zur Kapitulation, sondern auch zu deren lautstarker Verkündung gezwungen hatte. Normalerweise reichte Abklopfen, um sich geschlagen zu geben, aber Kitsune hatte seinen Gegner noch weiter erniedrigen wollen. Dieser Mistkerl. Verärgert drehte ich mich zur Bar und bestellte noch ein Bier. Das hätte mein Sieg sein sollen, verdammt. Jetzt hatte ich keine Möglichkeit, es dem Fleischberg heimzuzahlen ohne in seinem Privatleben herum zu pfuschen, und das wollte ich nach Möglichkeit vermeiden. „Was ist dir für ne Laus über die Leber gelaufen?“, erkundigte sich der Barmann, als er mir mein Getränk hinstellte. Sein Blick fiel auf den Käfig. „Haste auf den anderen gewettet?“ „So in der Art.“ Ich nahm einen Schluck und überlegte, was jetzt zu tun war. Natürlich hatte ich mich über das Leben informiert, das der Fleischberg außerhalb des Kampfringes führte. Er hatte eine Tochter, mit deren Mutter er nicht zusammenlebte. Tagsüber arbeitete er in einer Werkstatt, abends als Türsteher. In dieses Leben wollte ich nicht eingreifen, zumal das bedeutet hätte, den Shadow Dance auch in mein eigenes Privatleben zu lassen. Nein, es wäre einfach perfekt gewesen, im Ring gegen ihn anzutreten, aber diese nichtsnutzige Blondine hatte sich ja einmischen müssen. Eine Berührung an meinem Hintern ließ mich aufsehen in das grinsende Gesicht eines der Anzug-Affen, die ich hier schon öfter gesehen hatte, meist mit einem bestenfalls halbnackten Mädchen auf dem Schoß. „Na, Süße? Ich geb dir einen Cocktail aus. Passt eh besser zu so ner hübschen Dame als ein Bier.“ Ich schlug seine Hand weg und sah ihn gelassen an. „Wenn du mich noch einmal anfasst, breche ich dir die Hand“, erklärte ich, woraufhin er erst überrascht schaute, ehe er lachte. „Oho, eine kleine Wildkatze~ Das mag ich.“ Er trat näher und drückte mich mit seinem Körper an die Bar, die Hände zu meinen Seiten auf den Tresen abgestützt. „Komm schon, Baby, es ist nur ein Drink. Und dann wirst du sehen, dass du mich magst…“ Ich rammte ihm die Faust so fest in den Magen wie ich konnte. Wäre ich ein Mann gewesen, wäre er jetzt zusammengebrochen, so aber krümmte er sich nur ein wenig. Mit dem Schmerz sickerte der Hass auf sein einfältiges Gesicht. „Miese Schlampe, das wirst du noch bereuen…“, stöhnte er und griff nach meinem Handgelenk. Er hatte also immer noch nicht genug. Augenverdrehend wollte ich mit losreisen, aber sein Griff war fest wie ein Schraubstock und als ich ihn mit der anderen Hand schlagen wollte, schnappte er sich auch diese. Erneut drängte er mich an den Tresen und seine freie Hand grabschte nach meiner Brust während er seine Lippen auf meine presste. Entsetzten lähmte mich. Hilflos… Ich fühlte mich so hilflos, als er grob die Zunge in meinen Mund zwang. Doch dann erinnerte ich mich daran, wer ich war, und ich wollte ihm gerade das Knie zwischen die Beine rammen, als er unsanft von mir weggerissen wurde. „Was soll der Scheiß? Siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind?“, fauchte der Mann, der gestolpert war und sich jetzt ungehalten den Anzug richtete. Eine Schulter schob sich vor mich und als ich den Blick hob, sah ich nur eine schwarze Kapuze. Ausgerechnet diese Nervensäge muss sich als Held aufspielen, dachte ich verärgert. „Ich glaube, die Lady möchte sich nicht mit dir beschäftigen.“ „Die kleine Schlampe beschäftigt sich mit jedem. Wenn du wartest, kannst du auch noch ran… Aaah! Du verfickter Psycho!“, schrie der Fremde, als Blondie ihm völlig unvermittelt den Arm herumriss, ihn in den Polizeigriff nahm und so stark anriss, dass ich hoffte, der Arm würde ihm ausgekugelt. So viel Glück hatte ich aber leider nicht. „Entschuldige dich“, knurrte Blondie leise. Kannte ich diese Stimme nicht? Ich konnte es nicht sicher sagen, die Maske verfälschte den Klang zu sehr, außerdem war es hier wahnsinnig laut. „Sofort.“ Einige Tränen traten in die Augen des Anzug-Affen und er winselte auf, als Kitsune noch fester anzog. „Scheiße, was ist los mit dir?!“ „Entschuldige dich.“ Die Stimme war befehlsgewohnt, dennoch wirkte es erneut lässig, als er den Mann auf die Knie zwang. „Es tut mir leid, ok?! Jetzt lass mich los, du Psycho!“ „Na also.“ Man hörte das Lächeln hinter der Maske. Als er losließ, funkelte der Mann uns noch mal an, dann ging er so schnell er konnte zu den Separees, wo seine Spießgesellen warteten. Sie lachten über den Zwischenfall, als hätte ihr Freund nicht gerade eine Frau belästigt. Ekelhaftes Pack. „Geht´s dir gut?“ Ich sah Blondie wütend an und trank ohne eine Antwort mein Bier. „Okey… Wer bedankt sich auch, wenn ihm geholfen wird?“, spöttelte der Mann mit der Maske, der eine Geste in Richtung des Barkeepers machte und ein Bier („Mit Strohhalm!“) bestellte. „Ich hatte nicht um Hilfe gebeten“, zischte ich. „Manchmal braucht man aber trotzdem welche.“ Erneut hörte ich das Lächeln hinter seinen Worten und fragte mich, wieso mir diese Stimme so vertraut war. Wahrscheinlich ein Kollege, mit dem ich früher zusammengearbeitet hatte, ich kam nur nicht drauf, welcher. „Schön, du hast dich als Ritter in der Not aufgespielt. Dann kannst du jetzt ja wieder gehen.“ „Oh, ich glaube nicht, dass der so leicht aufgibt.“ Blondie schob seinen lächerlichen Strohhalm unter die Maske und nickte zu dem Rudel Anzugträger, das inzwischen emsig diskutierte und immer wieder zu uns blickte. „Mit denen werde ich fertig.“ Sie würden sich wundern, wenn plötzlich ein Mann vor ihnen stand. Wenn ich mit ihnen fertig war, würden sie nie wieder eine Frau anfassen, so viel stand fest. „Mein Gott, du kannst ganz schön böse schauen dafür, dass du so hübsch bist.“ Ich zog eine Braue hoch. „Mies.“ Grinsend kratzte Blondie sich am Kopf. „Ich dachte, der wäre gar nicht so schlecht… Sorry, bei so einer Schönheit werde ich einfach nervös.“ Irgendetwas an dem Satz klang in mir nach, aber ich kam nicht darauf, wieso. „Kein Interesse“, klärte ich die Nervensäge auf. „Hm… Hab ich mir schon gedacht. Bei deinem Aussehen und Charme musst du ja praktisch einen Freund haben.“ Ich presste die Zähne aufeinander, denn daran wollte ich jetzt ganz sicher nicht denken. Natürlich bemerkte er meine Reaktion und bohrte nach. „Oh? Ärger im Paradies?“ „Warum sollte ich dir das erzählen?“ „Warum nicht? Du kennst mich nicht und ich dich nicht, also kann ich dir keinen Strick darauf drehen.“ „Wie dreht man aus einer Beziehung einen Strick?“, fragte ich, worüber er lachte. „Sag du es mir. Du willst ja nicht darüber reden.“ Bei dieser altklugen Antwort wandte ich mich ab und sah den Tänzerinnen im Käfig zu: Lange konnte ich nicht mehr bleiben, ich spürte bereits, wie mir das Chakra ausging. Aber für ein Bier würde es noch reichen. „Warum bist du überhaupt hier?“, gab Blondie die Konversationsversuche nicht auf. „Du siehst viel zu edel aus für die Spelunke. Die anderen Mädels sind ganz eifersüchtig.“ „Die hatten gehofft, der Held des heutigen Abends würde sich um sie kümmern. Tu ihnen den Gefallen.“ Ich machte eine Geste, die ihn verscheuchen sollte, aber nur zum Lachen brachte. „Und was, wenn ich mich nur um eine Dame und nicht um Mädels kümmern will?“, flüsterte er, trotz der lauten Musik gut hörbar, und mir lief ein Schauder den Rücken runter. „Dann solltest du dir eine Dame suchen“, erwiderte ich gelassener, als ich mich fühlte, und sah zu ihm auf. Die Schlitze der Maske warfen so dunkle Schatten, dass ich seine Augen nicht sehen konnte. Wieder lachte er und schob den Strohhalm unter die Maske. „Und das sieht lächerlich aus.“ „So? Ist das eine indirekte Aufforderung, die Maske abzunehmen?“, fragte er amüsiert. „Das ist ein Hinweis, dass du so weder Mädchen noch Damen abbekommst. Entweder du spielst den Mysteriösen und hast Durst, oder du zeigst dein Gesicht. Ist doch nicht so schwer.“ „Harte Worte“, stellte er nach wie vor belustigt fest. „Damit werde ich dann wohl leben müssen.“ Und damit schob er sich demonstrativ seinen Strohhalm unter die Maske. Ich verdrehte die Augen und leerte meine Flasche. Zeit zu gehen – Wenn nicht irgendetwas an ihm gewesen wäre, das mich neugierig machte. „Was willst du von mir?“, fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war sehr irritierend, seine Augen nicht sehen zu können, obwohl ich seinen Blick auf mir spürte wie ein Röntgengerät. „Vielleicht spioniere ich vor meinem nächsten Kampf…?“ Ich verengte die Augen zu Schlitzen. War das ein Scherz oder wusste er, wer ich war und was ich hier trieb? Und wenn ja, woher? Mir kam in den Sinn, was Shikamaru und Sakura gesagt hatte; Dass Naruto wissen wollte, was ich tat. Ich trat näher zu Kitsune und funkelte zu seinen Augenschlitzen hoch. „Wenn du wegen des Hokage hier bist, kannst du dich gleich verpissen. Das hier hat nichts mit ihm zu tun.“ „So?“ Es kam mir vor, als benutze er den Strohhalm inzwischen nur noch um mich zu nerven. Diesmal schlürfte er sogar extra laut an der fast leeren Flasche, bis ich sie ihm ungehalten abnahm. Er lachte leise aus seiner Maske hervor. „Keine Sorge, deswegen bin ich nicht hier. Es geht um den Nervenkitzel. Das kannst du nachvollziehen, oder? Deswegen bist du sogar heute hier, oder, Sasuke…?“ Mein Blick verdüsterte sich und ich verschränkte wieder die Arme. „Von wem redest du?“ „Ach komm schon.“ Er trat so nah an mich, dass er mir ins Ohr flüstern konnte. Mir stellten sich jedes Nackenhaar auf, als er hauchte: „Ich erkenne dich, egal wie du aussiehst, Sasuke…“ Bevor er zurückweichen konnte, holte ich aus, rammte ihm die Faust in den Magen und ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Leider hatte mein Schlag stahlharte Muskeln getroffen, sodass Blondie sich wohl kaum so jämmerlich krümmen würde wie der Anzug-Affe, aber wehgetan hatte es sicher. Was bildete er sich auch ein, mir ungefragt so nahe zu kommen? Hatte er nichts aus dem Schicksal des anderen Mannes gelernt? Auf dem Weg durch die dunklen Flure bemerkte ich verwundert, wie mein Herz raste. Es dauerte etwas, bis ich merkte, wieso ich so reagierte, denn Angst war es nicht. Blondie wirkte nicht im Geringsten bedrohlich. Aber sehr erregend. Diese Selbsterkenntnis irritierte mich ein wenig. Es war nicht so, dass ich sonst keine Erregung verspürte, aber normalerweise brauchte es einen größeren physischen Anreiz als eine Hand auf meinem Rücken und ein paar geflüsterte Worte. Noch dazu von diesem Möchtegern Prince Charming. Ich fragte mich, woher diese Reaktion rührte, denn sein gutes Aussehen konnte es ja nicht sein. Klar, er war muskulös, wie alle meine Kollegen, aber sein blondes Haar war mir eigentlich zu kurz und sonst konnte ich nicht viel zu seiner Erscheinung sagen. Es musste also alleine von seiner Ausstrahlung herrühren, die aus einer souveränen, schwebenden Aura von Kraft bestand. Er hatte es verbal mit mir aufgenommen und mir Komplimente gemacht, ohne zu schleimen. Außerdem hatte er mich nicht zu sehr angetatscht, gerade als wüsste er, dass ich das bei Fremden nicht schätzte. Aber das hatte er sich durch die Auseinandersetzung mit dem Wichser vor ihm denken können, und überhaupt; sein Interesse hatte mir als Frau gegolten… Oder? Immerhin hatte er ja scheinbar gewusst, wer ich war. Noch immer verwirrt kehrte ich nach Hause zurück und zog mich aus. Dabei bemerkte ich, dass Kitsunes Geruch an den Kleidern hing und hielt sie mir an die Nase. Der Gestank von Alkohol, Zigaretten und Schweiß überdeckte viel, aber irgendwie kam mir der Duft vage bekannt vor. Kopfschüttelnd schmiss ich die Kleider in den Wäschekorb – Man wusste ja nie, wann man wieder inkognito gehen musste – Und ging schlafen. Ich träumte davon, Sex mit Blondie zu haben und wie er unter seiner Maske hervor lachte: „Das wird deinem Freund aber nicht gefallen“, während er meinen Schwanz ritt. Beim Aufwachen hatte ich Kopfschmerzen. Stöhnend verfluchte ich das billige Gesöff, das Giro seinen Kunden andrehte, und quälte mich aus dem Bett in die Küche. Takeshi war schon wach und schob mir eine Tasse Kaffee hin. Ich brummte meinen Dank und durchsuchte den Apothekerschrank nach einer Aspirin, welche die feste Komponente meines Frühstücks darstellte. Ausgewogene Mahlzeit und so. Mein Blick fiel auf meinen Mitbewohner, der schon wusste, dass er morgens nicht viel sagen sollte, wenn er keinen Ärger wollte. Wie seltsam die fünf Tage gewesen waren, in denen er nicht auf diesem Stuhl gesessen hatte… Natürlich hätte der Junge das Krankenhaus am liebsten noch am selben Tag verlassen, aber die Ärzte wollten ihn weiterhin beobachten. Unter der Androhung, andernfalls ans Bett gefesselt zu werden, war er schließlich geblieben. Jetzt war er bereits ein paar Tage wieder zu Hause, aber so ganz fit war er noch nicht. Ich hätte nie im Leben gedacht, zu solcher Angst fähig zu sein. Als ich Takeshi ins Krankenhaus gebracht hatte, hatte ich unter Schock gestanden, und dann hatte die Sache mit Naruto mich völlig aus der Bahn geworfen. Aber sobald ich zu Hause im Bett lag, ließen mich die Bilder des bewusstlosen Jungen und die ´Was wäre wenn…?`- Gedanken nicht mehr los. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es wäre, sein mürrisches Gesicht nicht mehr zu sehen, seine trotzigen Antworten zu vermissen oder sogar seine dreckige Wäsche nicht mehr regelmäßig auf sein Kopfkissen zu legen, weil er zu lange nicht geputzt hatte. „Was ist?“, fragte genau diese unersetzlich mürrische Stimme, als Takeshi merkte, wie ich ihn anstarrte. Er verzog leicht das Gesicht. „Nur, weil du den Hokage jetzt eine Woche nicht gesehen hast, brauchst du mich nicht anschwulen.“ Und schon waren meine ganzen positiven Gefühle wie weggeblasen. „Ich ´schwule` dich nicht an. Außerdem verbitte ich mir eine solche Ausdrucksweise.“ Unter meinem strengen Blick nickte er und murmelte eine Entschuldigung, obwohl er die Augen verdrehte als er glaubte, ich sähe nicht hin. „Und ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht über Naruto reden will.“ „Musst du ja auch nicht – Aber mit ihm solltest du reden.“ „Hatten wir uns nicht geeinigt, das mit den Beziehungstipps zu lassen?“ „Das mit euch ist was anderes als bei Sakura-san. Ihr solltet das klären.“ Takeshi runzelte besorgt die Stirn, aber ich schnaubte nur. Seit wann brauchte ich jemanden, der sich Sorgen um mich machte? „Nein.“ „Aber… Er ist der Hokage!“, jammerte der Junge, als würde das alle Probleme beseitigen. Tat es aber nicht. Einige der Probleme waren gerade dieser Tatsache entwachsen. „Na und?“ Und wenn Naruto der verdammte Kaiser von China gewesen wäre, es interessierte mich nicht. War ich ein Weib, das einen Versorger brauchte und deshalb auf die Größe des Nestes schielte, wenn es um einen potentiellen Partner ging? Potentiell… Jetzt fing ich selbst schon an, es in Erwägung zu ziehen! Daran war nichts ´potentiell`, sondern einfach unmöglich. Unnötig. Ungewollt. „Aber du magst ihn doch auch“, ließ er Junge nicht locker und mich zusammenzucken. Verdammt, wer bildete er sich zu sein ein? Gimini Grille? „Du brauchst jetzt gar nicht so böse zu schauen.“ Takeshi kam näher, obwohl ich die Arme verschränkte und auch sonst alle Signale sendete, die dieses Gespräch bei jedem anderen beendet hätten. Leider war der Junge ein ausgesuchter Sturkopf. Woher er das nur hatte? „Wenn es nicht so wäre, hättest du ihm längst gesagt, dass er sich verpissen soll und würdest ihn nicht so schmoren lassen. Aber hat er jetzt nicht lange genug bewiesen, dass er es ernst meint?“ Das musste Naruto nicht beweisen, ich wusste es auch so. Der Trottel trug das Herz auf der Zunge und hatte sich auch nie die Mühe gemacht, seine Zuneigung zu mir zu verstecken. Nur war ich wohl Analphabet, wenn es um das Lesen von Gefühlen ging. Ehrlichgesagt hatte ich es auch nie entziffern wollen, das Herz des Mannes, der mich nie aufgegeben hatte. Es war mir zu bunt, zu laut, zu voll mit allem Möglichen – Menschen, Orten, Erinnerungen. Alles, was er zu sehen bekam, schloss Naruto ins Herz und ließ es nicht mehr los, bis sein Inneres einer Rumpelkammer glich. Und diese Rumpelkammer gehörte scheinbar mir. Das warme Gefühl, das sich bei diesem Gedanken in mir ausbreitete, missfiel mir. Man konnte nur zu leicht verlieren, was einem gehörte. Und wie hätte ich etwas so Großes wie Narutos Herz jemals ersetzen sollen? Nein, da wollte ich es lieber gar nicht erst haben. „Und was machst du, wenn er irgendwann nicht mehr kommt?“, fragte Takeshi in mein Schweigen hinein genau das, worum ich mir Sorgen machte. Irgendwann würde ich Naruto langweilen – Und dann? Ich vermisste ihn ja jetzt schon (Ja, ich hatte es mir eingestanden), wie sollte es da sein, wenn ich ihn als festen Freund verlor? Wenn wir zusammen wohnten, wie er sich das jetzt so romantisch vorstellte, und er dann auszog? Wenn wir heirateten, und er es irgendwann leid war, den Ring eines Mannes zu tragen wie ein Stigma am Finger? Das alles machte mir solche Angst, dass ich nicht darüber sprechen konnte und wollte. „Das ist meine Angelegenheit“, wies ich Takeshi deshalb schroff ab. „Ich kümmere mich darum, sobald ich deine geklärt habe.“ Der Junge wurde rot; er mochte es ebenso wenig wie ich, wenn andere sich um ihn kümmern mussten. Sagen tat er aber nichts mehr, bevor er die Küche verließ und seine Zimmertür hinter sich zuwarf. Ich rieb mir erschöpft über das Gesicht. Wenn sich all diese beängstigenden Zukunftsvisionen mit Naruto nur nicht gleichzeitig so verlockend anhören würden. In den folgenden Tagen trainierte ich eigentlich ständig, wobei ich versuchte, Takeshi von mir fernzuhalten. Ich wollte ihm schließlich nicht schmackhaft machen, im nächsten Jahr wieder am Shadow Dance teilzunehmen. Allerdings war dieser Vorsatz an bedacht der Tatsache, dass wir nach wie vor zusammen wohnten, nicht wirklich umzusetzen. Außerdem vermutete ich, dass der Junge sich nach wie vor Sorgen um mich machte. Das war natürlich lächerlich, es war ja nicht so, als hätte ich Herzschmerz oder sowas. Genau genommen hatte ich beschlossen, sauer auf Naruto zu sein. Wie kam er überhaupt dazu, mir eine Beziehung anzudichten? Normale Menschen redeten über so etwas zuerst mit dem gewünschten Partner. Aber nein, seine Majestät stand über solch unnötigen Konventionen. Verärgert darüber, schon wieder an Naruto zu denken, schnaubte ich und sperrte die Tür zu dem Wohnhaus auf, in dem ich lebte. Dabei fiel mein Blick auf den Briefkasten zu meiner Rechten, den ich schon seit Tagen nicht beachtet hatte. Jetzt öffnete ich ihn und blätterte lustlos durch Prospekte, Rechnungen… Und einen Brief. Auf dem Weg durch das kleine Treppenhaus öffnete ich das Schriftstück und begann zu lesen, als ich vor der Tür stand. Der Inhalt verblüffte mich so sehr, dass ich vergaß, aufzusperren. Die Nachricht war von Chiharu Mimori, die besorgte Mutter, die mich vor einer Weile aufgesucht hatte. Im Namen des Elternbeirates (eine vollständige Unterschriftenliste lag bei) schlug sie mir vor, ein anderes, meinen Fähigkeiten angemesseneres Arbeitsfeld zu suchen. Man wäre der Meinung, es sei zum Besten für sowohl die Ausbildung der Kinder als auch mein berufliches Fortkommen. Für meinen weiteren Werdegang wünsche man mir alles Gute. Gerade so, als wäre mein Abritt schon beschlossene Sache. Als meine erste Verwirrung sich legte, kam die Wut. Ich ging in die Wohnung, nur, um meine Sachen abzulegen, dann verließ ich sie direkt wieder, den Brief im Gepäck. Irgendwie hatte ich mir denken können, dass meine Provokation gegen Frau Mimori und ihre Mutti-Armee nicht ohne Folgen bleiben würde. Wahrscheinlich hatte ich die ganze Sache bereits als unwichtig abgestempelt, nachdem Naruto darüber gelacht hatte, und es verdrängt. Und jetzt zwang sie mich, meinen Liebhaber aufzusuchen, was ich um jeden Preis hatte vermeiden wollen. In den letzten zwei Wochen hatte ich es erfolgreich vermieden, Naruto zu sehen, aber in dieser Angelegenheit blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zu konsultieren. Immerhin war es an ihm, zu entscheiden, wie ich dem Dorf am nützlichsten war. Wäre es nämlich nach mir gegangen, hätte ich den Babysitterjob schon lange an den Nagel gehängt. Gegen den Inhalt dieses Briefes hatte ich also rein gar nichts, sondern nur gegen die anmaßende Art, auf die sich diese Frau Kompetenzen herausnahm, die sie eindeutig nicht hatte. Im Hokage Turm wartete ich nicht darauf, in Narutos Büro gebeten zu werden, sondern trat einfach ein. Er war nicht alleine; das war er so gut wie nie. Jetzt war Sakura bei ihm, und ihre Gesichter erhellten sich praktisch synchron bei meinem Anblick. „Sasuke-kun…“, flüsterte Sakura, trotz ihrer Freude verlegen, doch ich ignorierte sie. „Wir müssen reden“, erklärte ich dem Hokage, indem ich ihm den Brief vorlegte. Dabei wanderte mein Blick über sein Gesicht (Er sah dünner aus) und blieb an seinem Haar hängen. Es stand nicht mehr unbezwingbar von seinem Kopf ab, sondern war auf wenige Zentimeter abgeschnitten worden. Ein Gefühl von Verlust fuhr mir in die Brust; ich hatte es gemocht, die Finger durch seine Haare gleiten zu lassen, die dann noch weiter abstanden als sowieso schon. Das, und seine Hände, die sanft und gleichzeitig fordernd sein konnten. Und seine Augen, die er jetzt nur so wiederwillig von mir abwandte, um den Zettel zu lesen, den ich ihm gereicht hatte. Was wollte er als nächstes abschneiden lassen, dachte ich verärgert, seinen Penis? Naruto runzelte die Stirn, als er zu Ende gelesen hatte. „Was soll das?“ „Ich habe der Rädelsführerin vor ein paar Wochen die Meinung gesagt. Das hat ihr wohl nicht gepasst, und hier siehst du ihre Antwort.“ „Das ist die Frau, die mich letztens schon aufgesucht hat, oder?“ „Was steht denn da?“, mischte Sakura sich ein, als ich nickte. Erneut überging ich sie. „Von mir aus kannst du ruhig tun, was sie will und mich versetzen.“ Narutos Augen wurden hart. „Du bleibst in der Stadt. Punkt.“ So direkt und autoritär hatte er das noch nie gesagt und ich sah ihn kühl an, ehe ich eine Verbeugung andeutete. „Wie Sie wünschen, Hokage-sama“, lamentierte ich, was ihn leicht zusammenzucken ließ. „Sasuke…“ „Du solltest jedenfalls mit Chiharu sprechen. Diesen Ton kannst du dir nicht bieten lassen.“ Naruto sah aus, als wäre ihm der Inhalt des Briefes völlig egal, aber er nickte. „Ich werde mich darum kümmern… Sakura-chan, kannst du uns alleine lassen?“ „Aber ich wollte mit Sasuke-kun sprechen.“ „Ich auch“, beharrte der Hokage. Früher mal hätte sie ihm für den Tonfall eine mitgegeben, aber jetzt stand er als ihr Vorgesetzter vor ihr und strahlte diese Aura von Autorität aus, die ihn manchmal umgab und ich unglaublich sexy fand. Sakura dagegen nickte nur und verließ das Büro. Ich ignorierte ihren Abschiedsgruß, die Hände auf dem Rücken gefaltet, die Haltung militärisch gerade. Wenn Naruto mir Befehle geben wollte, würde ich eben einer seiner Soldaten sein, nicht sein Geliebter. „Hokage?“, fragte ich, als wir alleine waren. Wieder sah er aus, als hätte ich ihn geschlagen. „Bitte mach das nicht, Sasuke…“ Zwar sah ich ihn kühl an, doch ich gab die Militärhaltung auf, um die Arme locker zu verschränken. „Worüber willst du reden?“ „Na, über uns. Du ignorierst mich seit zwei Wochen, und ich verstehe nicht, wieso.“ „Ach, nicht?“, giftete ich. „Bist du tatsächlich der Meinung, ich solle froh sein darüber, dass du alleine entschlossen hast, dass wir eine Beziehung führen? Soll ich dankbar sein, eine gute Partie wie dich abbekommen zu haben, und den Mund halten?“ „So war das nicht gemeint.“ Er stand auf und kam um den Tisch, doch ich machte mit einem Blick klar, dass er mich besser nicht anfasste. „Du weißt so gut wie ich, dass du jeden haben könntest.“ Leider war ich durchaus anfällig für Komplimente – Besonders von Naruto. Aber ich wollte mich jetzt nicht beruhigen. Eigentlich wollte ich dieses Gespräch gar nicht führen. Konnten wir nicht einfach die Tür absperren und auf der Couch vögeln? Aber nein, diese Einfachheit hatte er ja kaputtmachen müssen. „Ja, das weiß ich“, gab ich gereizt zurück. Sonst hätte er über meine Arroganz gelacht, aber jetzt seufzte er nur. „Aber das willst du nicht. Das mit uns geht jetzt mehr als drei Jahre, und war immer exklusiv.“ Wir hatten zwar nicht darüber geredet, aber er kannte mich und wusste, dass ich nicht rumvögelte. Es mochte Teil meiner Arroganz sein, aber man musste es sich verdienen, mich berühren zu dürfen. Ich war ein Uchiha und ich war über solche niederen Instinkte wie bloßes sexuelles Verlangen erhaben. Wenn sich jemand das Recht verdiente, mit mir körperlich zu werden beziehungsweise es schaffte, mich zu erregen, konnte er sich etwas darauf einbilden. Mir kam meine Reaktion auf „Kitsune“ wieder in den Sinn und Verärgerung und Scham stiegen in mir auf. So viel zu ´Über solche Instinkte erhaben`. Ich sah aus dem großen Fenster, von dem aus man nur die Dächer des Dorfes sehen konnte. „Vielleicht sollte ich einfach Sakura heiraten…“, murmelte ich, plötzlich einfach nur erschöpft von diesen ganzen Spielchen mit Reputation, Sex und Gefühlen. „Warum sagst du sowas?“, fuhr Naruto mich an und jetzt hatte sich zu seiner Trauer auch Wut in seine Augen geschlichen. „Du weißt, wie viel du mir bedeutest, und… Ich dachte, du empfindest dasselbe.“ Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ich spannte die Schultern an. „Und was soll das sein?“, fragte ich, obwohl ich es ahnte. „Komm schon, Sasuke…“, nuschelte Naruto und fuhr sich durch die Haare, als ich ihn nur auffordernd ansah. Doch dann holte er tief Luft, sah mir fest in die Augen und sagte: „Ich liebe dich.“ Der Knoten in meinem Magen verwandelte sich in Würmer und die krochen mir durch den ganzen Körper. Sakura hatte mir das als Kind mal gesagt, aber das zählte eigentlich nicht, also war das hier mein erstes Liebesgeständnis. Mit 29. Eigentlich peinlich. Naruto lachte traurig. „Ich wusste, dass du so schauen würdest… Als hätte man dir Krebs diagnostiziert.“ Seufzend rieb ich mir die Augen, um diesen Ausdruck aus ihnen zu wischen, der Naruto verletzte. Ich wollte ihm nicht wehtun, eigentlich. Was ich wollte, das war die Frage ohne Antwort. Und vor allem; liebte ich ihn auch? Ich hatte darüber weder nachgedacht, noch wollte ich es tun. Es gefiel mir ja jetzt schon nicht, mir vorzustellen, ihn zu verlieren, wie wäre es da, wenn er offiziell mir gehörte und dann feststellte, mich nicht mehr zu wollen? „Wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte ich nüchtern gegen seine Gefühlsbetontheit. „Du bist der Hokage. Du solltest eine Frau heiraten und Kinder bekommen und… Normal sein.“ Da lachte er auf. „Seit wann bin ich normal? Und seit wann tue ich, was ich sollte?“, wollte er wissen und kam näher. Als ich nicht zurückwich, nahm Naruto meine Hände. „Ich will keine Frau oder ´Normalität`. Ich will dich… Uns. Kinder wären schon schön, aber das muss nicht sein. Wir müssen es nicht öffentlich machen, wenn du nicht willst. Nichts muss sich ändern… Nur verlass mich nicht, Sasuke. Nicht nochmal.“ Das war ein Schritt zu viel, und ich entzog ihm meine Hände. „Ich kann dich nicht verlassen. Wir waren nicht zusammen.“ Sichtlich geknickt lehnte er sich gegen den Schreibtisch und sah mich an wie ein geprügelter Hund. „Ist die Vorstellung, mit mir zusammen zu sein, wirklich so schrecklich für dich?“ Nein, das war sie nicht. Ganz im Gegenteil war Naruto vermutlich der einzige Mensch, mit dem ich es längerfristig aushalten könnte, obwohl er eine Nervensäge war. Aber so einfach ´Ja` sagen konnte ich nicht. Das wäre, egal, was er sagte, der Verlust eines Grades an Freiheit, zu dem ich nicht bereit war. Außerdem war er nach wie vor mein Vorgesetzter. „Ich muss darüber nachdenken“, sagte ich schließlich ausweichend. Er sah zwar traurig aus, akzeptierte aber mit einem Nicken. „Ok…“ „Ich werde jetzt gehen.“ „Ah, eins noch“, hielt er mich auf und ich dachte schon, er würde auf der Beziehung beharren, doch er sagte: „Es geht um Takeshi. Ich denke, es wäre besser, er zöge aus.“ „Und in welche Wohnung?“, fragte ich ein wenig perplex. „Ich habe das geregelt. Ende des Monats zieht er aus.“ „So plötzlich?“ „Ich bitte dich. Dachtest du wirklich, wir hätten innerhalt eines halben Jahres keine Wohnung für mein Mündel gefunden?“ Der Spott machte Narutos Stimme fremd. Er stand auf und stellte sich mit dem Rücken zu mir, um sein Dorf zu betrachten. „Ich habe ihn dir gelassen, weil ich dachte, es tut euch beiden gut, aber wie sich herausstellte, befördert ihr nur das Schlechte im jeweils anderen.“ „So?“, fragte ich kühl. Zuerst hatte er mir den Jungen gegen meinen Willen aufgedrängt und jetzt, da ich mich an ihn gewöhnt hatte, wollte er ihn mir einfach so wieder wegnehmen, das war alles, was ich hörte. „Seit er bei dir wohnt, bist du ein noch größerer Geheimniskrämer. Du ziehst dich von allem zurück. Und Takeshi gebärdet sich wie dein Doppelgänger. Er ist gleichermaßen arrogant seinen Altersgenossen und Vorgesetzten gegenüber, hört auf niemanden und macht nur dumme Sprüche…“ „Das hat er auch davor.“ Nur hatte ihm niemand zugehört, bevor Naruto ihn zu seinem (Und meinem) persönlichen Problem gemacht hatte. „Ihr steht euch zu nahe. Du bist sein Ausbilder.“ Kurz sah ich Naruto nur ungläubig an. Er konnte doch niemandem nahe genug stehen, jeder war sein Freund. Und wenn ich mich gut mit meinem Schüler und Mitbewohner verstand, war das unlauterer Wettbewerb? Unwillkürlich dachte ich wieder an das, was Shikamaru gesagt hatte. ´Er wird nicht die Füße stillhalten, wenn es um dich geht.` Mich… „Du bist eifersüchtig.“ Das war eine Feststellung, keine Frage. Ich nickte zu Chiharus Brief. „Du glaubst den Quatsch.“ Naruto drehte sich nicht um, aber ich sah, wie seine Nackenmuskulatur sich anspannte, sodass das viel zu kurze Haar sich sträubte wie das Fell eines Hundes. Er sah so fremd aus... „Was soll ich denn sonst glauben, Sasuke?“, fragte er. „Ihr habt irgendein Geheimnis – Du gibst dir ja nicht mal Mühe, das zu verbergen. Und er ist ein hübscher Junge.“ "Er ist sechzehn“, erinnerte ich ihn genervt und noch bevor er etwas erwidert konnte, schüttelte ich den Kopf und ging. Das würde ich mir nicht weiter anhören. Natürlich war mir bewusst, dass Naruto das nicht wirklich glaubte. Er war verunsichert von unserer momentanen Situation, das war alles, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, jeden Mist zu reden. Wahrscheinlich würde er sich noch am selben Abend entschuldigen, und vielleicht könnten wir dann etwas Zeit miteinander verbringen, ohne über diesen Beziehungsquatsch oder den Jungen zu reden. Ich vermisste ihn, auch, wenn ich es mir nicht gerne eingestand. Ich erledigte noch einige Angelegenheiten, dann kehrte ich nach Hause zurück. Die Wohnung war leer, und obwohl ich keinen Grund dazu hatte, hatte ich ein ungutes Gefühl bezüglich Takeshis Abwesenheit. Da irrte Naruto sich nämlich: Mein Mitbewohner hatte in den letzten Monaten eine engere Bindung zu seinen Mitschülern aufgebaut und hing viel mit ihnen rum, noch mehr, seit Sakura ihn so hintergangen hatte. Er war sauer geworden, als ich ihn ermahnt hatte, sich bei seinen neuen Freunden nicht zu verplappern. Vielleicht hatte Naruto zumindest in einer Hinsicht Recht. Ich hatte wieder mehr Geheimnisse vor ihm. Es war nur dieses eine, aber es nahm inzwischen so viel Platz in meinem Leben ein, dass es war, als wüsste mein Geliebter praktisch nichts mehr von mir. Kein Wunder, dass ihm das nicht gefiel. Die Wahrheit war, dass ich mir kaum vorstellen konnte, wie es ohne dieses Turnier sein sollte. Mein Mitbewohner würde ausziehen, sodass ich die Abende alleine in meiner Wohnung verbringen würde, sofern mein Hokage mich nicht zwischen zwei Termine quetschen konnte. So war es vorher auch gewesen, doch jetzt kam mir das trostlos vor. Andererseits hatte ich auch keine Lust, mich ständig mit Narutos Freunden zu treffen. Ich hatte mir nie eingeredet, es wären meine Freunde, und es mir auch nie gewünscht. Wir kamen klar, das war alles, und mehr musste nicht sein. Ich hatte noch nie viel Zuspruch gewollt. Der einzige, den ich dauerhaft wollte, war Naruto, aber vielleicht stellten wir uns das auf unterschiedliche Arten vor? Im Moment zeichnete sich das Ende unserer Liaison ab, denn ich wusste, dass Naruto keine halben Sachen mehr wollte. Und wenn ich entschied, ihm nichts Ganzes geben zu können, würde ich gar nichts haben. Ich könnte gehen, bevor es so weit war. Ich wollte nicht, dass er ´Schluss machte`, sofern das bei dem, was wir bisher gehabt hatten, überhaupt möglich war. Lieber würde ich selbst verschwinden. Wie ich es hasste, ständig an ihn zu denken. Ziemlich genervt erledigte ich einigen Papierkram, der noch zu tun war, aber ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Stattdessen formte sich der Gedanke in mir, tatsächlich das Dorf zu verlassen, sobald der Shadow Dance vorbei war. Ich wollte einfach nicht zurück in dieses dröge, ergebene Nichtstun, zu dem Naruto mich gezwungen hatte, und da er wohl auch nicht bereit war, seinen selbsternannten ´Lebensgefährten` (Oder: Schoßhund) loszulassen, blieb mir wahrscheinlich nichts anderes übrig. Es war spät, als ich meine Pflichten erledigt und die Wohnung in Ordnung gebracht hatte. Nur ein Zimmer hatte ich nicht gesäubert, aber es war sowieso leer. Takeshi war noch nicht heimgekehrt. Wir hatten keine feste Vereinbarung über Ausgehzeiten und es war noch nicht Mitternacht, aber das ungute Gefühl von zuvor war zurück. Ich wusste einfach, dass er keine Videospiele mit seinen Freunden spielte. Ich holte mir gerade eine Flasche Wasser aus der Küche, als ich die Haustür leise auf und wieder zugehen hörte. Langsam ging ich zur Küchentür und lehnte mich in deren Rahmen, von wo aus ich beobachtete, wie mein Mitbewohner zu seinem Zimmer schlich. „Wo warst du?“ Takeshi zuckte zusammen, als er meine Stimme hörte. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, sich erklären zu müssen. Nur zögerlich kam er näher, blieb vor mir stehen und rieb sich den Nacken, ohne mich anzusehen. „Ich habe gearbeitet“, gab er dann wiederwillig zu, weil er wusste, dass ich es letztlich sowieso herausfinden würde, wenn er log. „Ich habe dir gesagt, dass ich das nicht möchte.“ „Aber jetzt ist es was anderes!“, platzte er heraus. Er flüchtete sich vor seinen Schuldgefühlen in Wut. Das kannte ich. „Ich habe versagt, da muss ich das Geld halt anders auftreiben, oder?“ Ein wenig überrascht sah ich ihn an. Das war der Grund? Ich hatte gedacht, er wolle mal wieder rebellieren, aber stattdessen trieben ihn Pflichtgefühl und Versagensangst in die Arme dieser Kinderschänder. „Du hast nicht versagt, sondern verloren“, erklärte ich ruhig. „Das ist dasselbe.“ Wie giftig seine junge Stimme klingen konnte. „Nein. Außerdem ist es egal. Ich werde gewinnen, dann ist der größte Teil der Schulden gedeckt. Der Rest…“ „Ich will nicht, dass du für mich zahlst.“ Diesmal verstand ich ihn sogar; Takeshi wollte nicht von mir abhängig sein. Ich hätte es genauso gehalten, aber er war nicht ich, sondern ein Kind, das Hilfe brauchte, und ich würde nicht zulassen, dass er wieder mehr Zeit bei Giro und seinen Spießgesellen verbrachte. Nie wieder würde er des Geldes wegen so zugerichtet sein, solange ich für ihn verantwortlich war. „Das ist kein Geschenk“, erklärte ich Takeshi ruhig. „Du wirst es mir zurückzahlen. Und dafür wirst du dich wohl oder übel in eine leitende Position arbeiten müssen. Du kannst dir mir der Rückzahlung so viel Zeit lassen, wie du willst, aber wehe, es fehlt auch nur ein Yen. Und wehe, du gehst nochmal dort arbeiten.“ Seine Augen wurden ein bisschen glasig, aber er blinzelte die Tränen weg und nickte. „Ich werde dich nicht enttäuschen.“ Im Vorbeigehen wuschelte ich ihm durch die Haare. „Ich weiß“, sagte ich, ohne ihn mein Lächeln sehen zu lassen. Als die Chunin-Prüfungen nahten, war ich in der besten Form seit langem. Muskeln zeichneten sich unter meiner straffen Haut, meine Kondition war hervorragend und meine Kollegen besiegte ich in den Übungskämpfen mit Leichtigkeit. Zu schade, dass diese straffen Muskeln niemand zu Gesicht bekam. Naruto war nicht an dem Abend gekommen, um sich zu entschuldigen, und auch nicht am nächsten Tag. Zuerst war ich irritiert gewesen; er lief mir doch immer nach. Aber inzwischen hatte ich mich damit abgefunden, dass vorbei war, was immer wir da gehabt hatten. Wegen der Prüfungen sah ich ihn öfter, aber er behandelte mich mit derselben kühlen Professionalität wie ich ihn. Takeshi erzählte zwar Gerüchte darüber, dass es unserem Hokage ganz und gar nicht gut ging, aber was ging mich an, wenn er in Besprechungen einschlief oder Gesandte anschnauzte oder seine Regierung Sakura und seinen Beratern überließ? Ich war nicht sein Babysitter. Ich war wohl gar nichts mehr für ihn. Nach ein paar Wochen schmeckte dieser Gedanke immer noch bitter. Umso intensiver beschäftigte ich mich mit dem Shadow Dance. Ich war zwar enttäuscht, von Blondie um die Gelegenheit zur Rache gebracht worden zu sein, aber meinen nächsten Kampf gewann ich trotzdem. Gerne hätte ich mit ´Kitsune` gesprochen, doch er tauchte nicht im Kampfring auf, wenn er nicht selbst in den Käfig stieg. Ich ertappte mich dabei, jeden blonden Kollegen zu scannen und zu raten, ob er der andere Kämpfer sein konnte, der mich so leicht enttarnt hatte, aber es gelang mir nicht. „Vielleicht siehst du ihn jetzt ja wieder“, stichelte Takeshi, als wir mal wieder auf dem Weg ins Casino waren. Es regnete und scheinbar fühlte der Junge sich zwischen den Tropfen sicher, aber ich sah mich aufmerksam um. Sakuras Spionage und Shikamarus Warnung hatte ich noch nicht vergessen. „Könnte sein.“ „Warum interessierst du dich eigentlich so für ihn? Du hast doch höchstens ein paar Worte mit ihm gewechselt“, erinnerte Takeshi mich, dem ich von meinem Ausflug in den Ring erzählt hatte. Ich wartete mit der Antwort bis wir an den Türgorillas vorbei waren und durch die Tunnel gingen. „Er ist ein Kollege und mich interessieren seine Gründe, an dem Turnier teilzunehmen.“ Das war sogar Teil der Wahrheit. Der Rest davon war, dass ich einer Intuition und persönlicher Neugierde folgte. Irgendetwas der Ausstrahlung dieses Mannes faszinierte mich und das, ohne auch nur ein Mal in seine Augen geschaut zu haben. Vielleicht war es auch der Sexentzug, der mich so neugierig machte, aber Tatsache war, dass ich diesen Fremden erneut sprechen wollte. Da er ja nicht mehr am Turnier teilnahm, durfte Takeshi meinem Kampf zusehen. Mir behagte nicht, dass er dabei wieder bei Giros Gefolge verkehren würde. „Kein Wort über Naruto oder mich. Oder Staatsgeschäfte“, mahnte ich, doch er verdrehte nur die Augen. „Am besten sage ich gar nichts“, murrte er sarkastisch. „Ich bin kein Kind mehr, und du solltest langsam lernen, mir zu vertrauen. Bald sind wir immerhin Kollegen.“ Damit stolzierte er durch die Menge davon und ich sah ihm nachdenklich hinterher. Dass er nicht dumm war wusste ich ja, und auch, dass er Naruto gegenüber loyal war. Nur hatte Giro ihn aufgezogen und ich war nicht sicher, welche Loyalität größer war. Die Lichter gingen aus und ich schob mich in Richtung des Käfigs, noch bevor Mamoru diesen betreten hatte. Das Publikum bemerkte mich und wich flüsternd zurück, doch ich beachtete sie nicht, denn da vor der Arena sah ich, worauf ich gehofft hatte; blondes, eine Spur zu kurzes Haar über einer Fuchsmaske. Die Brille des Moderators glänzte im Spott, als er zu sprechen begann, und er sah aus wie eine Made im Speck. „Willkommen, Ladies and Gentlemen! Wie immer scheuen wir weder Kosten noch Mühen, um Ihnen die größtmögliche Unterhaltung zu bieten, aber die heutige Begegnung ist ein Geschenk von Fortuna selbst! Das Los hat entschieden und schickt zwei unserer spannendsten Teilnehmer schon im Halbfinale in den Ring. Begrüßt mit mir… Kitsune und Sasuke!“ Ich ließ meinem Kontrahenten den Vortritt, der in den Käfig lief wie andere in ihr Schlafzimmer. Mamoru erzählte noch weiter, aber ich hörte nicht zu. Blondie zog meine Aufmerksamkeit an wie ein schwarzes Loch. Seine kräftige Gestalt steckte in einem Sweatshirt, dessen Kapuze er sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Darunter trug er die obligatorische Maske der ANBU. Seine Hände waren von dünnen Lederhandschuhen verborgen. Das einzig offene an ihm war sein Blick, der aus dem Halbschatten der Kapuze hervorleuchtete. Hier, im Scheinwerferlicht der Bühne, sah ich zum ersten Mal Blondies Augen. Sie waren azurblau „Ihr kennt die Regeln. Keine Jutsu, keine Waffen, kein Töten. Alles verstanden? Dann… Kämpft!“, rief Mamoru in meine temporäre Erstarrung. Er zog sich aus dem Käfig zurück… Und ich ging auf ein Knie, eine Hand auf dem Boden, die andere an der Brust, den Blick gesenkt. „Hokage“, sagte ich so, dass nur der Angesprochene es hören konnte. „Steh auf“, befahl er über den Lärm der aufgeregten, verwirrten Menge und Mamorus Erklärungsversuche hinweg. Ich blieb, wo ich war, wo wir beide wussten, dass es mein Platz war. Hätte ich ihn angegriffen, wäre es Hochverrat. Aus dem Publikum waren Pfiffe zu hören und der Moderator zählte wiederwillig die Sekunden bis zu meiner Disqualifikation. „Steh auf, Sasuke. Das ist ein Befehl. Steh auf und kämpfe.“ Mit einem Satz war ich über ihm und holte aus. Für einen Moment blitzten die Augen unter der Maske erschrocken auf, doch dann wich er aus. Bevor er weit kam packte ich sein Bein und riss ihn zurück. Er landete auf dem Bauch und ich sprang auf seinen Rücken. Naruto rollte sich zur Seite, sodass meine Faust hart auf den Boden knallte. Flink tänzelte er zurück, ließ mir Zeit, mich aufzurappeln. „Seit wann befolgst du Befehle, Sasuke? Du hast dich wirklich verändert“, spöttelte er und täuschte einen Tritt an, doch ich fing den Schlag ab und verpasste ihm dafür einen Kinnhacken, der ihn gegen die Käfigwand pfefferte. „Kannst du mich nicht mal hier in Ruhe lassen?“, zischte ich und ging wieder zum Angriff über. Statt zu antworten, lachte Naruto unter seiner Maske. Ein heftiger Schlagabtausch, bei dem wir beide einstecken mussten, trieb uns durch den Käfig. Ich hörte das grölende Publikum nicht, nicht Mamorus Kommentare, nicht mal meinen eigenen Atem. Ich sah nur diese blauen Augen und das Blut an den Verbänden, die sich unsere Arme hochzogen wie eine groteske Abwandlung von Freundschaftsarmbändern. Da sprang Naruto von mir, brachte Abstand zwischen uns, um uns eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Schwer atmend bewegten wir uns im Kreis umeinander. Die Scheinwerfer, die ihn vorher verraten hatten, standen dem Hokage jetzt im Rücken und ließen seine Augen als schwarze Löcher zurück. Hatte ich tatsächlich geglaubt, etwas vor ihnen geheim halten zu können? Plötzlich wieder wütend stieß ich mich vom Boden ab, sprang über ihn hinweg und versetzte ihm noch in derselben Bewegung einen Tritt. Er stolperte einige Schritte zurück, dann ging auch Naruto wieder zum Angriff über. Für die Zuschauer waren die Schläge immer noch nur als Schemen zu erkennen, doch ich spürte, wie wir beide langsamer wurden. Allerdings war mir auch klar, dass keiner von uns aufgeben würde. Irgendwie war klar, warum wir hier kämpften. Ich um meine Freiheit, er um die Beziehung, die er sich wünschte. Wir hatten schon so oft gekämpft, dass wir genau wussten, woran wir beim jeweils anderen waren. Früher hätten wir Jutsu verwendet, aber jetzt wollten wir uns ja nicht töten. Als ich daran dachte, dass er nicht mehr aufstehen könnte, fiel mein Schlag unwillkürlich schwächer aus. Naruto, der unter mir gelegen hatte, nutzte diese kurze Ablenkung, um seine Arme zu befreien. Gerade noch konnte ich mich von seiner Faust weglehnen, wofür ich aber von ihm runterrollen musste. Er rappelte sich auf, sodass wir uns gegenüberstanden. Narutos Maske hatte einiges an Farbe eingebüßt, wie auch seine Kleidung mehrere Risse aufwies. Ich sah kein bisschen besser aus. „Willst du das wirklich?“, fragte er durch den anschwellenden Lärm des ungeduldigen Publikums. Unser Kampf dauerte bereits zu lange, als das sie uns noch ein Pläuschchen oder eine Verschnaufpause gönnen würden. Zur Antwort knurrte ich nur, kämpfte mich auf die Beine und ging wieder auf ihn los. Beinahe synchron rissen wir die Fäuste empor und die Münder zu einem Kampfschrei auf. Nach zwei Schritten waren wir beieinander, ich duckte mich unter seiner Faust weg und rammte meine in Narutos Gesicht. Der hatte das aber wohl kommen sehen, denn er zog das Knie an, das mich voll in die Magengegend traf. Ich sackte nach vorne gegen Naruto und obwohl er selbst halb ohnmächtig in sich zusammensank spürte ich, wie er mich zu stützen versuchte, als wir zu Boden gingen. Idiot, dachte ich, dann wurden meine Gedanken schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)