Wolfskinder von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 1: Part I: Die Wölfin ----------------------------- Auch wenn längst die Nacht über den Wald hereingebrochen war und Doflamingo, der neben ihm lag, tief und fest schlief, bekam Crocodile kein Auge zu. Er hatte mehrmals versucht einzuschlafen, doch jedes Mal war ihm das Bild der drei kleinen Säuglinge in den Sinn gekommen. Crocodile fragte sich, ob es den Kindern wohl gut ging und sie noch am Leben waren. Auch wenn er Doflamingos kaltherzige Ansicht ein Stück weit nachvollziehen konnte, hielt er es noch immer für falsch die völlig schutzlosen Kinder einfach allein zurückzulassen. Gesetze der Natur hin oder her: Crocodile wurde von schlimmen Gewissensbissen geplagt. Ihn überkam ein Gefühl, das er nicht so recht beschreiben konnte; es handelte sich vielleicht um eine Art Vorahnung. Aus irgendeinem Grund war er davon überzeugt, dass die drei kleinen Welpen in höchster Gefahr schwebten und er sich lieber auf den Weg machen sollte, um die bemitleidenswerten Dinger zu retten. Einen kurzen Moment lang haderte Crocodile noch mit sich, ehe er sich schließlich vorsichtig erhob. Er bemühte sich darum so leise wie möglich zu bleiben, um Doflamingo ja nicht aufzuwecken. Crocodile war überzeugt davon, dass dieser sein Vorhaben sicherlich nicht gutheißen würde. Nicht, dass er sich davon abhalten lassen würde; immerhin handelte es sich bei dem Wolf nicht um seinen Vorgesetzten, sondern um seinen Partner. Sie waren beide gleichberechtigt und aus diesem Grund stand es Crocodile natürlich auch frei seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Trotzdem weckte er Doflamingo nicht auf. Er hatte jetzt keine Lust auf Streit und lange Diskussionen. Stattdessen wollte er sich lieber so rasch wie möglich auf den Weg machen zu den drei kleinen Kindern, die womöglich dringend seine Hilfe benötigten. Die Nacht war kühl und klar. Crocodile atmete tief ein und aus, als er die Höhle verließ, und nahm anschließend die Gestalt seines Tiergeistes an. Als Katze war er schneller und flinker; außerdem bot ihm sein rabenschwarzes Fell zusätzlichen Schutz in der Dunkelheit. In seinem schnellsten Lauftempo machte Crocodile sich auf den Weg. Doflamingo wachte auf, als er seinen Arm um die Hüfte des Katers, der sich eigentlich neben ihm befinden sollte, legen wollte, diesen jedoch nicht vorfand. Prompt riss er seine Augen auf und hielt in dem Raum der Höhle, den sie als Schlaf- und Wohnbereich nutzten, nach seinem Partner Ausschau. Und auch wenn Doflamingo wusste, dass die Abwesenheit des Katers grundsätzlich noch keinen Grund zur Panik darstellte, fühlte Doflamingo sich beunruhigt, als er Crocodile nicht sofort ausmachen konnte. Womöglich hatte er für einen kurzen Moment die Höhle verlassen, um sich zu erleichtern. Oder er war hinüber zur Speisekammer gegangen, weil ihn nachts eine Heißhungerattacke überfallen hatte und er sich ein Stückchen Rebhuhn gönnen wollte. Trotzdem erhob Doflamingo sich von seinem Schlafplatz und rief den Namen seines Partners. Seine Stimme klang deutlich besorgter als von ihm beabsichtigt. In der Speisekammer hielt Crocodile sich nicht auf, genausowenig in dem Raum der Höhle, durch den ein kleiner, unterirdischer Süßwasserbach floss. Schließlich huschte Doflamingo zum Eingangsbereich der Höhle hinüber. Die Nervosität in seinem Inneren wuchs mit jeder Sekunde, die verging. Am Höhleneingang konnte Doflamingo die noch recht frische Fährte des Katers ausmachen; vermutlich hatte er ihre Behausung vor nicht mehr als fünfzehn Minuten verlassen. Doflamingo brauchte weniger als drei Sekunden, um die Entscheidung zu treffen seinen Partner zu verfolgen. Er ahnte bereits, wohin dieser verschwunden war. Sicherlich wollte er nach den drei Welpen sehen, die sie am vorherigen Tag gefunden hatten. Doflamingo seufzte leise, ehe er sich verwandelte und rasch der deutlichen Fährte des Katers folgte. Er hielt Crocodiles Verhalten für völlig übertrieben und verantwortungslos. Außerdem machte Doflamingo sich große Sorgen um diesen. Er befürchtete, dass die Mutter der Welpen inzwischen zurückgekehrt sein könnte. Vermutlich würde sie nicht sonderlich erfreut reagieren angesichts eines Fremdlings, der sich ihrem Nachwuchs näherte. Sie würde in Crocodile eine potenzielle Gefahr sehen und diesen schlimmstenfalls angreifen. Auch wenn der Kater nun schon seit zwei Jahren draußen im Wald lebte, besaß er nur wenig Kampferfahrung. Gegen einen fremden Gestaltenwandler kam er niemals an; schon gar nicht gegen eine ausgewachsene Wölfin. Angesichts dieses beunruhigenden Gedankens beschleunigte Doflamingo sein Lauftempo. Er hoffte bloß, dass sein Partner klug genug sein würde, um sich bedeckt zu halten. Und falls die Wölfin ihn dennoch bereits bemerkt haben sollte, hatte Crocodile sich in der Gestalt seines Tiergeistes hoffentlich auf den nächstliegenden Baum gerettet. Im Gegensatz zu Katzen konnten Wölfe nämlich nicht klettern. Dort wäre sein Partner sicher bis Doflamingo eintraf, um die Situation zu regeln. Bald schon erreichte er die Stelle, an dem Crocodile gestern seinen kuriosen Fund gemacht hatte. Der Kater saß auf dem von bunten Blättern übersäten Waldboden und schien auf die Kuhle zu starren, in der die drei Welpen lagen und aus der leises Weinen zu vernehmen war. Doflamingo prüfte sorgsam die Umgebung. Abgesehen von seinem Partner und den Welpen konnte er momentan keinen anderen Gestaltenwandler ausmachen. Also nahm er kurzerhand wieder seine menschliche Gestalt an und huschte rasch zu Crocodile hinüber. Doflamingo hatte vor diesem einen langen und sehr ernsten Vortrag über Sicherheit zu halten. Er hielt es für absolut inakzeptabel, dass der Kater sich einfach mitten in der Nacht und ohne im Bescheid zu geben davongestohlen hatte. Konnte sich Crocodile denn nicht denken, dass er sich Sorgen machen würde? Gerade wollte Doflamingo den Mund aufmachen, als er in seiner Bewegung stockte. Er warf einen Blick hinüber zu der kleinen Kuhle, in der sich die drei wimmernden und weinenden Welpen befanden. Nur wenige Schritte von dieser Stelle entfernt lag der Kadaver eines Wolfes auf dem Waldboden. Der Körper des armen Gestaltenwandlers war mit blutigen Bisswunden und anderen schlimmen Verletzungen übersät. Vermutlich war die Wölfin nicht sofort gestorben. Blutspuren in einigen Metern Entfernung deuteten darauf hin, dass sie sich weit geschleppt hatte, ehe ihre vielen Wunden sie schließlich dahingerafft hatten. Doflamingo musste schlucken. Seit jeher lebte er in der freien Wildbahn; den Anblick von toten oder verletzten Tieren und Gestaltenwandlern war er vom Kindesalter an gewöhnt. Doch diese arme Wölfin, die so schrecklich zugerichtet neben ihren drei kleinen Kindern lag, ließ auch ihn nicht kalt. Doflamingo kam nicht umhin Mitleid für die Wölfin zu empfinden. Sie musste gestorben sein in dem Glauben, dass auch ihre völlig hilflosen Kinder bald vom Tod eingeholt werden würden. Ein solches Schicksal hatte niemand verdient. "Sie ist zu ihren Kindern zurückgekommen", sagte Crocodile, der die Präsenz seines Partners spürte, auch wenn dieser bisher noch keinen einzigen Laut von sich gegeben hatte. Er ging davon aus, dass auch der Wolf geschockt war angesichts des furchtbaren Anblicks, der sich ihnen beiden bot. "Vielleicht hatte sie noch Hoffnung. Sie konnte ihre Kindern nicht einfach im Stich lassen. Schau nur: Sie hat den Marder gegessen, den ich dagelassen habe." Doflamingo sagte nichts, näherte sich jedoch und ging neben ihm auf die Knie. Obwohl Crocodile schlecht wurde von dem grausamen Bild, fühlte er sich nicht dazu in der Lage seinen Blick von der toten Wölfin und ihren Kindern abzuwenden. Er konnte nicht beschreiben, was er im Moment fühlte: Trauer, Wut, Mitleid, Fassungslosigkeit, Scham. Eigentlich hatte Crocodile sich selbst immer für eine sehr charakterstarke und selbstsichere Person gehalten. Er war davon ausgegangen, dass die letzten beiden Jahre, die er gemeinsam mit dem Wolf im Wald verbracht hatte, ihn abgehärtet hätten. Doch im Augenblick fühlte er sich genauso hilflos wie damals, als Smoker gleich vor seinen Augen seine beiden Brüder abgeschlachtet hatte. Crocodile wusste nicht, was er tun sollte. In seiner Brust kämpften viele unterschiedliche Gefühle um die Vorherrschaft, doch sein Kopf war leer. Er spürte, dass Doflamingo einen Arm um ihn legte und sanft drückte. Crocodile lehnte sich in die Umarmung hinein. Es tat gut seinen Partner so nah zu spüren. Sofort fühlte Crocodile sich ein kleines bisschen besser. "Was sollen wir jetzt machen?", fragte er nach einer Weile. "Mit den Kleinen, meine ich. Im Gegensatz zur Mutter scheinen sie soweit unversehrt zu sein. Ich weiß, dass du von der Idee, sie mit nach Hause zu nehmen, nicht begeistert bist, aber wir können sie doch nicht einfach hier zurücklassen. Nicht jetzt, da wir wissen, dass ihre Mutter sich nicht mehr um sie kümmern kann. Was sollen wir bloß tun, Doflamingo?" Verzweifelt sah Crocodile zu seinem älteren Freund hinüber und hoffte, dass dieser eine simple Antwort für dieses Dilemma parat hatte. Im Gegensatz zu ihm selbst schien sich der Wolf recht schnell wieder gefasst zu haben. Er schwieg für eine Weile, ehe er in einem nachdenklich klingenden Tonfall erwiderte: "Wir sollten einen Kompromiss finden, mit dem wir beide zufrieden sind. Von mir aus können wir die Welpen fürs Erste mit unsere Höhle nehmen und sie dort aufpäppeln. Allerdings möchte ich nicht, dass sie für immer bleiben. Sobald sie versorgt sind, sollten wir uns nach einem geeigneten Ort für sie umschauen." "Was verstehst du denn unter einem geeigneten Ort?", hakte Crocodile verwundert nach. Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Das werden wir sehen", meinte er. "Alles der Reihe nach. Zuerst sollten wir die Welpen in unsere Höhle bringen. Die armen Dinger sind ja ganz nackt und wahrscheinlich unterkühlt. Danach besprechen wir Weiteres." Crocodile nickte. Er war sehr froh darüber, dass der Wolf nicht noch einmal darauf bestand, die Kinder ihrem Schicksal zu überlassen. Auch wenn er selbst prinzipiell keine sonderlich sentimentale Person war, hätte er sich nur schwer mit einer solchen Entscheidung anfreunden können. Crocodile war und blieb eben ein Gestaltenwandler, der unter Menschen aufgewachsen war; er tat sich schwer damit den Gesetzen der Natur Folge zu leisten. "Wir sollten unsere Hemden ausziehen", hörte er Doflamingo sagen, der auch gleich seine eigene Anweisung in die Tat umsetzte. "Darin können wir die Welpen einwickeln. Ich werde einen nach dem anderen in unsere Höhle bringen. Du bleibst solange hier und behältst die anderen Welpen im Auge. Geh am besten hinter dem Brombeerstrauch in Deckung. Ich werde mich beeilen." Crocodile nickte und machte sich ebenfalls rasch daran sein Hemd auszuziehen. Sofort stellten sich die feinen Haare an seinen Armen und in seinem Nacken auf. Man spürte sehr deutlich, dass der Winter kurz bevor stand. Auch wenn das Wetter tagsüber noch recht freundlich war, kühlte es in der Nacht deutlich herunter. Trotzdem gab Crocodile sein Hemd gerne her. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie schlimm die armen Babies frieren mussten. Aufmerksam sah er dabei zu, als Doflamingo eines der Kinder hochhob und es in sein Hemd einwickelte. Der Säugling wimmerte und weinte, doch beruhigte sich rasch wieder, als der Wolf ihn zu wiegen begann. Anschließend nahm er ein Stück Stoff zwischen die Zähne, verwandelte sich und machte sich hastig auf den Weg zurück zu ihrer Höhle. Crocodile seufzte leise und breitete sein eigenes Hemd über die beiden verbleibenden Kinder aus. Im Gegensatz zu ihrem Brüderchen schienen sie sich allerdings nicht so leicht beruhigen zu lassen. Ganz gleich wie oft Crocodile auch über ihre kleinen Köpfchen streichelte und ihnen tröstende Worte zuflüsterte, die beiden Säuglinge hörten nicht auf zu weinen und zu wimmern. Unweigerlich fragte Crocodile sich, wieso es seinem Partner so leicht gelungen war das Baby, das er sich für die erste Überfahrt herausgesucht hatte, zu beruhigen. Vielleicht, kam es ihm schließlich in dem Sinn, lag es an dem Umstand, dass sie denselben Tiergeist besaßen wie Doflamingo. Doflamingo hastete dreimal in seinem schnellsten Lauftempo hinüber zu der Stelle, an der die kleinen Welpen und sein Partner auf ihn warteten, und wieder zurück zu der Höhle, die er gemeinsam mit diesem bewohnte. Es war beinahe Morgen, als sich alle fünf Gestaltenwandler endlich der Wärme und Sicherheit ihres Zuhauses erfreuen konnten. Die Welpen hatte Doflamingo in Ermangelung eines Kinderbettes auf dem Schlafplatz abgelegt, den er sich normalerweise mit Crocodile teilte. Die drei kleinen Wölfe hatten sich inzwischen wieder beruhigt und waren nach dem vielen Stress, den ihre Rettung für sie bedeutet hatte, rasch eingeschlafen. Sanft breitete Doflamingo eine wärmende Decke über die schlummernden Geschwister aus und wandte sich dann an den Kater: "Die Arbeit geht gerade erst los. Wir haben noch viel zu erledigen, wenn wir tatsächlich diese drei Welpen aufpäppeln wollen." "Was meinst du damit?", fragte Crocodile arglos nach. Er ließ seinen Blick abwechselnd zwischen den schlafenden Kindern und seinem Partner hin- und herwandern. "Ich muss in die Stadt", erklärte Doflamingo. "Wir benötigen Windeln, Kleidung und vor allem geeignete Nahrung für die Welpen." "Aber wir haben doch genug Fleisch", warf Crocodile irritiert ein. "Und Wölfe sind doch Carnivore, nicht wahr? Können wir ihnen nicht einfach etwas Fleisch klein machen und es ihnen dann geben?" Doflamingo stockte in seiner Bewegung und warf dem Kater einen ungläubigen Blick zu. Zuerst glaubte er, sein Partner würde sich einen blöden Scherz erlauben und ihn auf den Arm nehmen wollen, ehe er feststellen musste, dass dieser seinen Vorschlag tatsächlich absolut ernst zu meinen schien. Doflamingo musste ein Lachen unterdrücken. Stattdessen wischte er sich mit der linken Hand über den Mund und bemühte sich darum gelassen zu bleiben, um seinen Partner nicht in eine unangenehme Situation zu bringen. "Kinder von Gestaltenwandlern brauchen genauso wie menschliche Kinder Milch, um in den ersten Lebensmonaten zu überleben", erläuterte Doflamingo und kam sich selbst furchtbar dämlich vor, während er sprach. Trotzdem ließ er sich diesen Umstand nicht anmerken. Wieder einmal wusste sein Partner bestimmte Fakten nicht, die er selbst als absolut selbstverständlich ansah, weil dieser anstatt in der freien Wildbahn in einem kleinen Einfamilienhaus in der Stadt großgeworden war. Crocodile trug keine Schuld an seiner eigenen Unwissenheit und deswegen verzichtete Doflamingo auch darauf sich darüber lustig zu machen. "Die Milch erhalten sie von der Mutter; deswegen spricht man auch von Muttermilch. Da die Mutter der Welpen jedoch nicht mehr lebt, brauchen sie einen Muttermilchersatz. Den kann ich in der Stadt bekommen." Crocodiles Gesichtsausdruck klärte sich auf. "Ich werde einen Ausflug in die Stadt machen", fuhr Doflamingo fort, "während du hier bei den Kindern bleibst und auf sie aufpasst." "Wieso solltest ausgerechnet du gehen?", warf Crocodile ein, dem es überhaupt nicht zu passen schien, dass sein Partner über seinen Kopf hinweg irgendwelche Entscheidungen traf. "Ich kann genausogut in die Stadt gehen und dort die Nahrung für die Kleinen besorgen, während du Zuhause bleibst!" Doflamingo rollte mit den Augen. Es war wirklich unfassbar, wie stolz und dickköpfig der Kater ab und an doch sein konnte. Dieses Mal ließ sich Doflamingo jedoch auf keine Diskussion ein. Dafür blieb sowieso keine Zeit; je eher er die nötigen Besorgungen machte, desto besser. "Ich bin schneller", erklärte er seinem Partner. "Und stärker. Im Notfall könnte ich mich besser verteidigen als du. Außerdem weiß ich im Gegensatz zu dir wie der Muttermilchersatz aussieht, den wir benötigen. Es macht viel mehr Sinn, wenn ich gehe und du bleibst. Und nun Schluss! Ich sollte mich lieber beeilen; die Welpen brauchen ihre Nahrung dringend!" Doflamingo gab Crocodile einen kurzen, doch sanften Abschiedskuss, ehe er die Gestalt seines Tiergeistes annahm und sich rasch auf den Weg in die nächstgelegene Stadt machte. Crocodile seufzte leise und wandte den Blick von der Stelle ab, an der sein Partner bis vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Stattdessen ging er zu ihrem Schlafplatz hinüber, den derzeit die Drillinge nutzten, und setzte sich dazu. Er ließ seinen Blick unbehaglich über die kleinen Kinder schweifen. Wenn er ehrlich war, dann hatte Crocodile nicht damit gerechnet mit den Säuglingen allein gelassen zu werden. Er hoffte bloß, dass sie nicht aufwachen würden, ehe Doflamingo zurückgekehrt war. Es ärgerte ihn, dass sein Partner allein losgezogen war. Crocodile wusste, dass Doflamingo mit seinen Worten recht gehabt hatte, doch trotzdem fiel es ihm schwer sich mit der Situation abzufinden. Wieder einmal war ihm vor Augen geführt worden, über welch jämmerlichen Tiergeist er doch verfügte. Crocodile senkte den Blick. Er war kleiner, schwächer und langsamer als der Wolf. Selbst die drei Säuglingen, die derzeit friedlich schlafend neben ihm lagen und kaum größer als dreißig Zentimeter waren, würden ihn eines Tages übertreffen. Eines der Babies schien aufzuwachen. Seine Augenlider zuckten und seine Lippen bewegten sich, als wollte es brabbeln, obwohl kein Laut zu hören war. Crocodile, der unbedingt verhindern wollte, dass die beiden Geschwisterchen aufwachten, streichelte sanft den hellen Pflaum Haare des Säuglings. Dieses Mal hatte er Glück: Der kleine Gestaltenwandler beruhigte sich rasch wieder und schlummerte friedlich weiter. Crocodile nahm seine Hand nicht sofort weg. Er konnte ein zaghaftes Lächeln nicht ganz unterdrücken. Auch wenn er es nur ungern zugab, erfüllte es Crocodile mit Stolz, dass es ihm doch tatsächlich gelungen war das Baby zu beruhigen. Er kannte sich nicht so gut aus wie sein Partner, wenn es um den Umgang mit Kindern ging, und hatte insgeheim befürchtet, dass die Drillinge ihn schnell überfordern würden und er die Kontrolle über die Situation verlieren könnte. Erfreulicherweise schien dies jedoch nicht der Fall zu sein. Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages erhellten den Himmel, als Doflamingo endlich das gesuchte Babyfachgeschäft erreichte. Der kleine Laden lag am Stadtrand und schien noch nicht geöffnet zu sein; jedenfalls konnte Doflamingo weder Kunden noch Mitarbeiter im Inneren des Geschäfts mit der verglasten Front ausmachen. Vermutlich war es noch zu früh oder es war ein Sonntag. Letztendlich interessierte es Doflamingo nicht. Er war bloß froh darüber, dass er mit so wenig Menschen wie nur möglich in Kontakt kam und schnell seine Besorgungen erledigen konnte. Er brach in das Fachgeschäft ein, indem er eine der Glasscheiben mit einem gezielten Prankenhieb zertrümmerte. Sofort ging ein lauter Alarm los, dem Doflamingo jedoch nicht sonderlich viel Beachtung schenkte. Stattdessen nahm er wieder seine menschliche Gestalt an und machte sich hastig ans Werk. Im Eingangsbereich schnappte er sich eine große Einkaufstasche, in die er so schnell wie möglich alle Utensilien einpackte, welche die Welpen benötigten: Milchpulver, Fläschchen, Windeln, Tücher, Creme, Strampler und auch ein paar Schnuller. Anschließend verschwand er sofort wieder aus dem Babyfachgeschäft. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass es Alarmanlagen gab, die automatisch die Polizei über den Einbruch informierten, und im Augenblick hatte Doflamingo weder Zeit noch Lust, um sich mit bewaffneten Menschen auseinanderzusetzen. Da die Gesetzte der Menschen ihn als Gestaltenwandler nicht schützten, waren Polizisten in der Regel sowieso nicht sonderlich zögerlich und schossen sofort drauf los. Doflamingo nahm den Henkel der Einkaufstüte in den Mund und verwandelte sich. In der Gestalt seines Tiergeistes machte er sich rasch auf den Weg zurück zur Höhle, in der sowohl sein Partner als auch drei sicherlich hungrige Welpen auf ihn warteten. ~ Wortlos nahm Crocodile das Fläschchen entgegen, das sein Partner ihm reichte. Ein seltsames Glücksgefühl breitete sich in seinem Körper aus, als er den kleinen Welpen dabei beobachtete wie er gierig die angebotene Milch verschlang. Seine hellblauen Augen wirkten sehr zufrieden und seine Fellohren wackelten fröhlich im selben Takt wie sein buschiger Schwanz. "Es ist wirklich kaum zu glauben, wie viel Glück diese Kinder gehabt haben, nicht wahr?", hörte er sich plötzlich selbst sagen. "Stell dir nur einmal vor, wir hätten sie nicht gefunden, Doflamingo. Was wohl dann aus ihnen geworden wäre?" (Auszug aus Kapitel 2) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)