Wolfskinder von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 2: Part I: Der erste Tag -------------------------------- Crocodile war unfassbar erleichtert, als Doflamingo endlich wieder zurückkehrte. Rasch nahm der Wolf seine menschliche Gestalt an und reichte die große Einkaufstüte, deren Henkel er einen Moment zuvor noch zwischen den Zähnen gehabt hatte, an seinen Partner weiter. Neugierig sah Crocodile hinein. Einige der Dinge, die Doflamingo mitgebracht hatte, erkannte er rasch wieder: Schnuller, Windeln und Strampler waren ihm aus dem Fernsehen bekannt. Mit dem Rest wusste Crocodile jedoch nichts anzufangen. Plötzlich war er sehr froh darüber, dass nicht er, sondern Doflamingo die Besorgungen gemacht hatte. Sein Partner schien sich mit der Pflege von Kindern deutlich besser auszukennen als er. "Wir müssen ein Feuer machen und Wasser holen", meinte der Wolf, kaum hatte er Crocodile mittels eines kurzen Kusses begrüßt. "In einem der Nebenräume müsste ich irgendwo einen Topf haben. Am besten wir machen uns so schnell wie möglich ans Werk." Verwundert zog Crocodile eine Augenbraue hoch. Er verstand nicht so ganz, worauf sein Partner hinauswollte. "Wozu brauchen wir denn ein Feuer und einen Topf?", hakte er irritiert nach. "Kochen tun doch eigentlich nur Menschen. Aber die Drillinge sind doch Gestaltenwandler." Doflamingo schüttelte den Kopf. "Muttermilchersatz gibt es nur in Pulverform", erklärte er rasch. "Wir müssen das Pulver mit Wasser verdünnen und erwärmen. Danach füllen wir die Milch in die Fläschchen und füttern jeden Welpen einzeln." "Das ist aber ziemlich umständlich", murmelte Crocodile, während er hinüber zu den noch immer friedlich schlummernden Säuglingen sah. "Anders geht es aber nun einmal nicht", erwiderte Doflamingo, der seine Worte trotzdem gehört zu haben schien. "Niemand hat behauptet, dass es einfach wäre, sich um ein Baby zu kümmern. Und wir haben gleich drei davon. Nun, du wolltest sie unbedingt mitnehmen, Crocodile, also müssen wir jetzt auch mit dieser Entscheidung leben. Ich gehe draußen Feuerholz sammeln. Nimm du am besten den Topf aus dem Nebenzimmer und hol ein bisschen Wasser vom Bach. Wir sollten uns lieber beeilen, was das Essenmachen angeht, denn ich weiß nicht, wann die Welpen zum letzten Mal gesäugt worden sind." Obwohl es Crocodile prinzipiell überhaupt nicht passte von seinem Partner herumkommandiert zu werden, widersprach er nicht, sondern nickte nur und machte sich an die Arbeit. Wenn er ehrlich war, dann erschreckte es ihn, mit wie viel Mühe das Aufziehen von Kindern verbunden war. Allein das Füttern der Babies schien echten Aufwand darzustellen. Auch wenn Crocodile es nicht zugab, war er sehr froh darüber, dass Doflamingo ihm zur Seite stand und genau zu wissen schien, was sie beide tun mussten. Er war sich sicher, dass ihm die Säuglinge unter der Hand wegsterben würden, wenn er sich ganz allein um sie kümmern müsste. Als Crocodile in den Wohnbereich zurückkehrte, hatte sein Partner längst ein kleines Feuer entzündet und außerdem ein dreibeiniges Metallgestell aufgebaut, an das sie den mit Wasser gefüllten Kochtopf hängen konnten. Crocodile sah aufmerksam dabei zu, als Doflamingo eine bestimmte Menge Milchpulver in den Topf gab und die Mischung langsam zu verrühren begann. "Woher weißt du, wie man all diese Dinge macht?", fragte er seinen Partner neugierig. "In dem Rudel, das ich früher angeführt habe, hat es viele Kinder gegeben", antwortete Doflamingo schulterzuckend. "Und ich habe oft dabei mitgeholfen sie zu versorgen. Manchmal war die Mutter nicht dazu in der Lage ihre Kinder zu stillen; da habe ich dann immer zusammen mit Corazon Pulvermilch aus der Stadt geholt. Du musst dir also keine Sorgen um die Welpen machen, auch wenn du selbst in dieser Hinsicht unerfahren bist. Ich weiß genau, was zu tun ist." Crocodile nickte. Er wusste nicht so recht, was er von den Worten seines Partners halten sollte. Einerseits war er sehr froh darüber, dass Doflamingo sich im Umgang mit kleinen Kindern auszukennen schien, doch andererseits sorgte genau dieser Fakt für ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend. Crocodile wusste, dass sein Partner für lange Zeit in einem großen Rudel gelebt hatte, und er fragte sich manchmal, ob dieser sich nach einer neuen Familie sehnte. Leider konnte er selbst dem Wolf keine Kinder schenken, weil er männlich war. Außerdem wusste Crocodile auch nicht, ob Gestaltenwandler mit unterschiedlichen Tiergeistern überhaupt dazu in der Lage waren sich fortzupflanzen. Adoptivkinder waren also die einzige Möglichkeit, die er Doflamingo anbieten konnte. Doch auch wenn dieser sich im Moment sehr gewissentlich um die Drillinge zu kümmern schien, wusste Crocodile, dass Doflamingo sie nicht behalten wollte. Er hatte bereits mehrmals klargestellt, dass sie beide die Welpen bloß vorübergehend aufnahmen und sich nach einer neuen Bleibe für die Kinder umsehen würden, sobald diese von ihnen aufgepäppelt worden waren. Crocodile biss sich auf die Unterlippe. Er wurde aus seinen bekümmerten Gedanken gerissen, als einer der Säuglinge zu weinen und zu schreien begann. Crocodile sah zu dem kleinen Kind hinüber, doch wusste nicht, was er tun sollte. Hilfesuchend sah er zu seinem Partner hinüber. "Der Erste hat wohl Hunger bekommen", sagte Doflamingo und erhob sich. Er ging hinüber zu dem plärrenden Baby, nahm es sanft in die Arme und wiegte es, während er zu Crocodile zurückkehrte. "Befüll bitte eine der Flaschen mit Milch", bat er seinen Partner. Crocodile, der bloß froh darüber war, dass nicht er das Kind festhalten musste, leistete der Anweisung rasch folge. Aufmerksam sah er dabei zu wie Doflamingo die Temperatur der Milch prüfte und anschließend vorsichtig das Baby zu füttern begann. Kaum hatte der Kleine den Sauger der Flasche im Mund, beruhigte er sich und begann herzhaft zu trinken. Doflamingo lächelte und streichelte den kleinen Säugling sanft. Doflamingo gab es nur ungern zu, doch es war ein sehr schönes Gefühl den Welpen mit der Flasche zu füttern. Der kleine Körper lag schwer und warm in seinen Armen. Lächelnd beobachtete er wie der Welpe gierig die angebotene Milch verschlang. Bei jedem Schluck, den er nahm, wackelten seine winzigen Fellohren ein kleines bisschen. Diese Situation erinnerte Doflamingo an sein altes Leben zurück. In dem Wolfsrudel, das er angeführt hatte, waren nicht bloß die Eltern verantwortlich für die Kinder gewesen. Sie alle hatten sich als eine einzige, große Familie angesehen und darum ganz selbstverständlich bei der Pflege und Erziehung der Welpen mitgeholfen. Noch gut konnte Doflamingo sich daran erinnern wie gerne er früher mit den Kindern gespielt hatte. Wenn sie größer wurden, hatte er sie sogar ab und an mit auf die Jagd genommen. Es war eine unfassbar schöne Zeit gewesen. Als der kleine Gestaltenwandler sein Fläschchen leer getrunken hatte, hob Doflamingo ihn kurz an und klopfte ihm sanft auf den Rücken, damit er aufstoßen und ein Bäucherchen von sich geben konnte. Für dieses Verhalten erntete er einen irritierten Blick seitens seines Partners. "Was tust du da?", fragte Crocodile mit beinahe schon entsetzt klingender Stimme nach. "Wieso schlägst du ihn denn?" "Es tut ihm nicht weh", beruhigte Doflamingo grinsend den aufgeregten Kater. Wieder einmal wurde ihm deutlich bewusst wie wenig Erfahrung sein Partner im Umgang mit Kindern zu haben schien. Doflamingo fand dessen Unsicherheit ab und an doch ganz schön niedlich. "Man muss Säuglingen nach dem Trinken die Möglichkeit geben, die Luft, die sie mitgeschluckt haben, aus ihrem Bauch wieder herauszulassen. Wenn dir das Klopfen zu brutal erscheint, kannst du auch versuchen den Rücken zu reiben." Doflamingo behielt den Welpen noch für eine Weile im Arm, ehe er hinzufügte: "Jetzt, da er schon wach ist, können wir ihn eigentlich auch direkt wickeln und anziehen. Ich möchte sowieso verhindern, dass die Kleinen uns ins Bett machen; die Sauerei können wir uns getrost sparen. Reichst du mir eine der Windeln hinüber?" Crocodile nickte, griff in die mitgebrachte Einkaufstüte und holte ein Paket Windeln hervor. Es handelte sich um Einwegwindeln, die der Säugling bloß einmal trug und die dann sofort entsorgt wurden. Doflamingo hätte lieber mehrfach benutzbare Stoffwindeln gehabt, doch solche hatte er im Babyfachgeschäft, das er aufgesucht hatte, in der Eile nicht finden können. Stoffwindeln hielt er in ihrer Situation für sinnvoller, da man diese waschen konnte und er also nicht ständig neue besorgen müsste. Hoffentlich würde es ihm bei seinem nächsten Ausflug in die Stadt gelingen welche aufzutreiben. "Schau mir am besten genau zu", wies Doflamingo seinen Partner an, während er das Baby vorsichtig auf seinen Rücken legte. "Ich werde alles Schritt für Schritt machen. Dann kannst du es gleich bei einem der anderen beiden selbst mal versuchen." Crocodile warf ihm einen völlig entsetzten Blick zu. "Ich soll das machen?", fragte er mit ungläubiger Stimme nach. Anschließend schüttelte er hektisch den Kopf. "Das geht nicht! Ich weiß überhaupt man nicht wie man ein Baby wickelt. Oder wie man es füttert. Ich habe von solchen Dingen doch gar keine Ahnung!" "Genau deswegen sollst du mir ja zuschauen", erwiderte Doflamingo grinsend. Die Panik, in die sein Partner momentan ausbrach, amüsierte ihn köstlich. Trotzdem versuchte er ihn zu beruhigen: "Und mach dir nicht so viele Sorgen, Crocodile. Es ist nicht schlimm, wenn es zu Anfang nicht perfekt läuft. Übung macht den Meister. Und außerdem bin ich ja die ganze Zeit über bei dir. Es ist also alles in Ordnung." Einen Säugling zu wickeln war überhaupt nicht schwer, wenn man den Dreh einmal raus hatte. Man legte das Baby auf den Rücken und hob vorsichtig die Beine an, um die Windel unter dem Po zu platzieren. "Du solltest den Kleinen nicht an den Füßen hochziehen", erklärte Doflamingo seinem Partner, der währenddessen sowohl aufmerksam als auch nervös zusah. "Greif unter eines der Beinchen durch und halte das andere am Oberschenkel fest; dieser Griff ist schonender für die Hüfte des Kindes." Nachdem die Windel richtig platziert worden war, schob man den vorderen Teil durch die Beine des Säuglings nach oben zum Bauch. Anschließend mussten bloß noch die Klebestreifen an den Seiten verschlossen werden. "Es ist wirklich nicht schwierig", meinte Doflamingo an den Kater gewandt. Angesichts dessen verunsicherten Gesichtsausdrucks war er plötzlich doch ganz froh darüber, dass sie über Einwegwindeln verfügten. Auch wenn diese angesichts ihrer Lebenssituation prinzipiell nicht sonderlich sinnvoll waren, kamen ihnen doch ihre Zweckmäßigkeit zugute: Sie mussten nicht aufwändig gefaltet und festgemacht werden. Man musste bloß die Klebestreifen verschließen. Damit sollte der Kater doch zurechtkommen, oder nicht? "Jetzt müssen wir den Kleinen bloß noch anziehen und dann sind wir mit ihm fertig", meinte Doflamingo. Glücklicherweise hatten sich die beiden Geschwister des Jungen, um den sie sich derzeit kümmerten, noch nicht gemeldet; sie schliefen noch immer tief und fest, worüber Doflamingos angesichts des verunsicherten Gesichtsausdrucks seines Partners sehr froh war. Crocodile wäre wahrscheinlich absolut überfordert gewesen mit gleich drei schreienden und weinenden Säuglingen; Doflamingo war sich sicher, dass er rasch in Panik verfallen würde. "Reichst du mir bitte einen der Strampler herüber?", bat er den Kater in einem ruhigen Tonfall. Doflamingo legte viel Wert darauf einen gefassten Eindruck zu erwecken; er hoffte, dass diese Stimmung auf seinen Partner übergehen würde. Crocodile kramte aus der mitgebrachten Einkaufstüte einen Strampelanzug hervor und reichte diesen an Doflamingo weiter. Er hatte bei der Wahl der Kleidungsstücke keinen Gedanken an spezielle Farben verschwendet. Dafür war nicht genug Zeit übrig gewesen und außerdem legten Gestaltenwandler gemeinhin weniger Wert auf solche Unterscheidungen als Menschen. Für sie waren Kinder Kinder - ob nun männlich oder weiblich spielte für sie keine große Rolle. Auf den ersten Blick sahen die drei Welpen, um die sich kümmerten, sowieso nahezu identisch aus. Die beiden Jungen und das Mädchen waren etwa gleich groß, hatten alle dieselbe Hautfarbe und auch dasselbe helle Haar. Auf die Augenfarben hatte Doflamingo in der vielen Hektik nicht geachtet gehabt, allerdings vermutete er, dass sie allesamt blauäugig waren. Die meisten Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes, die über helles Haar (und Fell) verfügten, hatten auch eine helle Augenfarbe. Er selbst stellte schließlich ebenfalls keine Ausnahme dar. Der Strampler, den Crocodile ihm gereicht hatte, war grün-weiß gestreift und verfügte unten über einen einfachen Druckknopf-Verschluss. "Dem Baby einen Strampler anzuziehen ist fast genauso einfach wie das Anlegen einer Windel", versicherte Doflamingo seinem Partner. Er rollte den Stoff auf, dehnte den Kopfausschnitt großzügig und legte den Strampler anschließend um das Köpfchen des Säuglings, indem er diesen leicht anhob. Danach rollte er die Ärmel auf und steckte vorsichtig die kleinen Arme hindurch; dasselbe tat er mit den Beinen. Zuletzt mussten bloß noch die Druckknöpfe verschlossen werden. "Wir dürfen auch nicht vergessen den Welpen ein Paar Söckchen anzuziehen", fügte er hinzu. "Auch wenn Gestaltenwandler zumeist barfuß unterwegs sind, tragen die Kinder so lange Socken, bis sie selber laufen können. Es ist wichtig, dass ihre Füße nicht auskühlen. Hast du alles verstanden, Crocodile?" "Ich denke schon", antwortete der Kater zögerlich. Doflamingo musterte seinen Partner skeptisch. Normalerweise war Crocodile eine sehr selbstsichere und stolze Person. Bisher hatte er ihn nur selten so untypisch zurückhaltend erlebt. "Zumindest theoretisch." "Ich sagte doch bereits, dass du dir keine Sorgen machen musst", meinte Doflamingo aus diesem Grund und strich seinem Partner aufmunternd über den Rücken. "Du sollst doch bloß ein Kind wickeln und anziehen. Ich bin mir sicher, dass du das absolut problemlos schaffen wirst. Du hast schon viel schwierigere Aufgaben gemeistert." "Ich weiß", erwiderte Crocodile ohne den Blick mit ihm zu kreuzen. "Trotzdem bin ich verunsichert. Diese Babies sehen so schrecklich winzig und zerbrechlich aus. Ich möchte ihnen nicht wehtun!" "Das wirst du nicht", versicherte Doflamingo seinem Partner. Einerseits fand er die Zurückhaltung seines Partners unfassbar niedlich, andererseits wollte er nicht zulassen, dass dieser sich vor solchen Pflichten drückte. Er war auf die Unterstützung des Katers angewiesen, wenn es um die Pflege der Welpen ging. Und nicht zuletzt war es dessen eigene Idee gewesen die Säuglinge mit nach Hause zu nehmen und sie aufzupäppeln. "Ich bin die ganze Zeit über bei dir, während du dich um den nächsten Welpen kümmerst", fuhr Doflamingo fort. "Selbst wenn etwas schief gehen sollte, bin ich dazu in der Lage sofort einzugreifen. Du musst deine Ängste überwinden. Wir haben uns dazu entschieden die drei kleinen Welpen aufzunehmen, Crocodile; ich kann sie nicht allein pflegen. Sie müssen ständig gefüttert, gewickelt, neu angezogen und auch gebadet werden. Ich bin auf deine Unterstützung angewiesen, wenn wir die Kleinen durchbringen wollen. Und das möchtest du doch, nicht wahr?" Crocodile nickte. Einen Moment lang zögerte er noch, ehe er sich schließlich wieder fasste und einen ein wenig zuversichtlicheren Gesichtsausdruck aufsetzte. "Du hast recht", gab er schließlich zu und warf dem Welpen, den sein Partner im Arm hielt, einen unerwartet zärtlichen Blick zu. "Die Pflege der Babies ist die Aufgabe von uns beiden. Ich kann dich damit allein lassen. Wir haben uns gemeinsam dazu entschieden die Kleinen aufzunehmen, also müssen wir uns auch gemeinsam darum kümmern." Doflamingo seufzte erleichtert auf. Er war froh darüber, dass der Kater endlich Einsicht zeigte. Um ein einzelnes Kind hätte Doflamingo sich mit Müh und Not noch allein kümmern können. Gleich drei Kinder waren als Einzelperson jedoch auf keinen Fall zu stemmen. Es war weder gelogen noch übertrieben gewesen, als er behauptet hatte, er wäre auf die Hilfe seines Partners angewiesen. Sie mussten die Zeit bis zur Abgabe der Welpen gemeinsam meistern. Crocodile bemühte sich darum alles richtig zu machen, während er sich um den zweiten Welpen kümmerte. Doflamingo hielt sein Wort und blieb die ganze Zeit über neben ihm sitzen, um ihm dabei zu helfen. Zu Beginn war Crocodile noch sehr nervös und unsicher, doch recht schnell gewöhnte er sich daran mit dem Säugling zu interagieren und bald schon machte es ihm überhaupt keine Umstände mehr. Als das kleine Mädchen endlich gefüttert, gewickelt und angekleidet war, wollte Crocodile es gar nicht mehr aus den Händen geben. Es fühlte sich unwahrscheinlich gut an den warmen und schweren Körper des Babies festzuhalten und ihm über das weiche, helle Haar zu streicheln. Ihn überkam sogar ein Anflug an Wehmut, als ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, dass Doflamingo darauf bestehen würde die drei kleinen Kinder irgendwann wegzugeben. Unweigerlich begann Crocodile zu überlegen, wie er den Wolf von diesem Vorhaben abbringen könnte. Er selbst hätte jedenfalls kein Problem damit, wenn die drei kleinen Gestaltenwandler dauerhaft bei ihnen einziehen würden. Schließlich hatte Doflamingo doch schon immer Kinder gewollt, nicht wahr? Oft hatte er davon gesprochen ein neues Rudel zu gründen. Und die Welpen besaßen sogar den Tiergeist eines Wolfes. Alles passte perfekt. Crocodile konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wieso sein Partner die Kinder nicht behalten wollte. "Es freut mich, dass dir der Umgang mit den Welpen doch so leicht zu fallen scheint", wurde er in seinen Gedanken von der Stimme Doflamingos gestört, "aber du solltest das Mädchen jetzt zur Seite legen. Wir haben noch ein drittes Kind, das wir füttern, wickeln und anziehen müssen." Crocodile nickte und legte das kleine Mädchen vorsichtig neben seinem Brüderchen ab. Anschließend griff er nach dem einzigen Säugling, um den sie sich bisher noch nicht gekümmert hatten. Wortlos nahm Crocodile das Fläschchen entgegen, das sein Partner ihm reichte. Ein seltsames Glücksgefühl breitete sich in seinem Körper aus, als er den kleinen Welpen dabei beobachtete wie er gierig die angebotene Milch verschlang. Seine hellblauen Augen wirkten sehr zufrieden und seine Fellohren wackelten fröhlich im selben Takt wie sein buschiger Schwanz. "Es ist wirklich kaum zu glauben, wie viel Glück diese Kinder gehabt haben, nicht wahr?", hörte er sich plötzlich selbst sagen. "Stell dir nur einmal vor, wir hätten sie nicht gefunden, Doflamingo. Was wohl dann aus ihnen geworden wäre?" "Das ist eine ziemlich leicht zu beantwortende Frage", erwiderte der Wolf. "Sie wären draußen entweder erforen oder verhungert. Vielleicht wären sie auch einem wilden Tier zum Opfer gefallen. Jedenfalls wären sie mit hoher Wahrscheinlichkeit gestorben." "Wir haben ihnen das Leben gerettet", murmelte Crocodile. "Ich hätte niemals gedacht, dass du eine solch weichherzige Person sein kannst", meinte Doflamingo plötzlich. Crocodile wandte seinen Blick vom Gesicht des Säuglings ab und sah stattdessen zu seinem Partner hinüber. Ihn überraschten dessen Worte. "Was meinst du denn damit?", fragte er nach und zog verwundert die Augenbrauen zusammen. Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Nun ja", meinte er. "Du denkst meistens sehr rational und vorausschauend. Bist ehrgeizig und intelligent. Ich wäre niemals davon ausgegangen, dass dich das Schicksal dreier völlig fremder Welpen in einem solchen Maße berühren würde. Auch nach mehr als zwei Jahren überraschst du mich immer wieder. Hm.... Womöglich handelt es sich bei dieser sanftmütigen Ader um ein Überbleibsel aus deiner Zeit als Hauskatze. " Crocodile wusste nicht recht, was er auf diese Aussage erwidern sollte. Er schwieg eine Weile, ehe er meinte: "Du weißt genau, dass ich es hasse, wenn du mich als Hauskatze bezeichnest. Aber ich vermute, dass du nicht unrecht hast. Mir fällt es schwer einige Gesetze der Natur zu befolgen. Drei völlig hilflose Kinder dem Tod zu überlassen, bloß weil ihre Pflege ein wenig Aufwand bedeutet, kommt für mich einfach nicht infrage. Vielleicht muss ich noch ein wenig mehr Zeit hier im Herzen des Waldes verbringen, ehe ich endlich zu einer echten Wildkatze werde." "Ich habe meine Worte nicht böse gemeint", warf Doflamingo mit zärtlicher Stimme ein. "Mich stört es nicht, dass du ab und an sanftmütig bist. Ich möchte keine kaltherzige Person als Partner haben." Crocodile nickte, doch gab auf diese Aussage keine Erwiderung. Stattdessen legte er das inzwischen leergetrunkene Fläschchen zur Seite und brachte den kleinen Säugling an seine Schulter. Vorsichtig rieb er ihm über den Rücken, damit er aufstoßen konnte. "Du machst das wirklich gut", kommentierte der Wolf den Vorgang. "Ich habe dir doch gesagt, dass es keinen Grund gibt, um sich Sorgen zu machen. Bald schon wird das Füttern der Welpen für dich zu einer einfachen Routine werden. Genauso wie die das Wickeln, Anziehen und Baden. Du wärst ein guter Vater, Crocodile." Crocodile war sich nicht ganz sicher, ob er die Worte seines Partners als schmeichelhaft oder in Verlegenheit bringend empfinden sollte. Schlussendlich entschied er sich dafür sie als Kompliment anzusehen, denn auf diese Weise waren sie sicherlich auch gemeint worden. "Danke", sagte er darum verlegen und streichelte dem kleinen Baby über sein weiches Haar. Im selben Moment kam ihm jedoch sofort wieder der Gedanke, dass er niemals Vater werden würde. Doflamingo und er waren nicht dazu in der Lage Kinder zu zeugen. Die drei kleinen Gestaltenwandler, die sie aufgenommen hatten, stellte für sie die einzige Möglichkeit dar Kinder großzuziehen. Anscheinend reichten dem Wolf Adoptivkinder jedoch nicht aus. Noch immer schien Doflamingo darauf zu bestehen die Welpen wegzugeben, sobald diese einigermaßen wieder aufgepäppelt worden waren. Crocodile gab es nur ungern zu, doch diese Vorstellung stimmte ihn traurig. Obwohl er die drei Säuglinge erst seit kurzem kannte, waren sie ihm schon über alle Maßen ans Herz gewachsen. Er selbst konnte es sich einfach nicht vorstellen, sie irgendwann wieder wegzugeben. Vermutlich hatte Doflamingo recht: Er war tatsächlich zu weichherzig für das Leben in der freien Natur. "Worüber denkst du nach?" "Ach", meinte Crocodile rasch, der seine bekümmerten Gedanken im Moment nicht mit seinem Partner teilen wollte. "Bloß über passende Namen. Es sind zwei Jungen und ein Mädchen, nicht wahr?" Doflamingo zögerte kurz, ehe er in einem unerwartet ernsten Tonfall erwiderte: "Ich finde, wir sollten ihnen keine Namen geben, Crocodile. Eltern geben ihren Kindern Namen; diese drei kleinen Gestaltenwandler sind jedoch nicht unsere Kinder. Dieses Recht sollten wir lieber den Eltern überlassen, die die Kleinen dauerhaft aufnehmen werden. Alles andere würde es bloß schwieriger für uns machen, wenn wir uns endgültig von ihnen trennen werden. Kannst du das verstehen?" "Hm-hm", machte Crocodile, weil er nicht wollte, dass Doflamingo seine mit Sicherheit belegt klingende Stimme hörte. Er spürte, dass sein Partner näher an ihn heranrückte und sanft eines seiner beiden Katzenohren berührte. Es war das erste Mal seit langem, dass Crocodile diese Berührung als unangenehm empfand; trotzdem ließ er sie zu. "Ich weiß, dass es hart für dich ist", hörte er Doflamingo sagen, "doch es muss sein, Crocodile. Es geht nicht anders. Wir sollten uns nicht zu stark an die Welpen binden. Wir sind nicht ihre Eltern. Und das werden wir auch niemals sein." "Hm-hm", machte Crocodile erneut und wandte sich wieder dem kleinen Baby zu, das er im Arm hielt. Er wurde von zwei hellblauen Augen gemustert. Niedergeschlagenheit und Angst erfüllte Crocodile, als er sich fragte, ob der Wolf sich womöglich von ihm trennen würde, wenn er darauf bestand die Welpen zu behalten. Der Säugling in seinen Armen begann zu wimmern. "Hier, nimm du ihn", meinte Crocodile und gab das Kind an seinen Partner weiter. "Ich weiß nicht, wie man ein weinendes Baby beruhigt. Von solchen Dingen habe ich keine Ahnung. Du musst dich um ihn kümmern." ~ Auch wenn Doflamingo es niemals zugeben würde, fühlte er sich sehr verletzt durch Crocodiles Ablehnung. Es war nicht das erste Mal in ihrer Beziehung, dass der Kater ihm den Sex verweigerte; doch es war das erste Mal, dass er ihn verschmähte, obwohl er eigentlich Lust gehabt hätte. Die Schuld lag Doflamingos Ansicht nach bei den Kindern: Weil sein Partner sich eher den Welpen als ihm verpflichtet fühlte, hatte er ihn abgewiesen. Insgeheim nahm Doflamingo sich vor so bald wie möglich nach passenden Adoptiveltern Ausschau zu halten. Je früher alles wieder zum Alten wurde, desto besser. (Auszug aus Kapitel 3) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)