Wolfskinder von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 15: Part III: Großer Bruder ----------------------------------- Er wickelte den kleinen Jungen fest in sein Hemd ein und hob ihn dann vorsichtig am Nacken hoch. Dieser Griff war nicht schmerzhaft für den Welpen, erlaubte es Doflamingo jedoch sich in der Gestalt seines Tiergeistes fortzubewegen, was einen entscheidenden Vorteil darstellte. Je schneller sie beide nach Hause kamen, dachte er sich, desto besser. Der Kleine wehrte sich nicht im mindesten. Vielleicht freute er sich darüber, dass sich jemand seiner angenommen hatte und sich um ihn kümmerte; vielleicht war aber auch einfach bloß zu schwach, um zu protestieren. Doflamingo wusste es nicht. Die ersten vierzig Kilometer brachten sie relativ problemlos hinter sich. Doflamingo war in seinem schnellsten Lauftempo unterwegs; er wollte den kleinen Jungen so rasch wie nur möglich in Sicherheit bringen. Er erweckte insgesamt einen sehr kläglichen Eindruck und Doflamingo befürchtete, dass er nicht überleben würde, wenn er ihn nicht rechtzeitig an einen Ort brachte, wo man ihn gesund pflegte. Trotzdem hielt er an, als er am Wegesrand einen passenden Unterschlupf für den Welpen ausmachte. Ihre Vorräte waren aufgebracht und selbst bei maximaler Geschwindigkeit benötigte Doflamingo mindestens eineinhalb Tage, um die lange Strecke bis zu Laws Höhle zurückzulegen. Wenn er nicht wollte, dass der Kleine ihm unterwegs wegstarb, musste er für ihn (und am besten auch für sich selbst) ein wenig Nahrung beschaffen. Erst dann konnte die Reise weitergehen. Der Welpe zeigte zum allerersten Mal eine echte Reaktion, als Doflamingo ihn sanft in eine Kuhle nahe einem alten Baumstumpf absetzte. Er begann furchtbar zu wimmern und zu fiepen. Verzweifelt streckte er seine kleinen Ärmchen nach Doflamingo aus und sah ihn aus ängstlichen Augen heraus an. Sofort spürte Doflamingo, der sich bisher immer für alles andere als weichherzig gehalten hatten, wie sich ein schmerzhafter Knoten in seinem Magen bildete. Anscheinend befürchtete der kleine Junge, dass er nun wieder zurückgelassen werden würde. "Keine Angst", sagte Doflamingo und strich dem Welpen zärtlich über sein hellbraunes Haar. "Ich komme gleich zurück. Verstehst du mich, Kleiner? Ich besorge uns beiden etwas zu essen und danach bin ich wieder da. Es ist alles gut." Doflamingo konnte nur schwer einschätzen, ob der Junge ihn verstand oder nicht. Der Nachwuchs von Wölfen lernte im Regelfall deutlich früher zu krabbeln und zu laufen als menschliche Kinder, dafür war es umgekehrt, was die sprachliche Entwicklung anging. Während sich die meisten Menschenskinder im Alter von etwa zwei Jahren schon ganz gut verständigen konnten, hatte es bei Wölfen keinen Seltenheitswert, wenn sogar Dreijährige noch kein einziges Wort von sich gegeben hatten. Doflamingo selbst hatte im Alter von etwa eineinhalb Jahren zu sprechen begonnen; sein Bruder Corazon jedoch erst mit vier Jahren. Er war ein echter Spätentwickler gewesen; aber nicht einmal sein langsamer Bruder war allzu stark aus dem Rahmen gefallen. Doflamingo erinnerte sich noch gut daran, dass seine Mutter oft scherzhaft gemeint hätte, Corazon würde sich sein erstes Wort für einen ganz besonderen Moment aufheben. "Ich bin gleich wieder da", wiederholte Doflamingo zur Sicherheit noch einmal. "Du bleibst hier, ja? Hierbleiben. Nicht weggehen. Nur wenn du hierbleibst und auf mich wartest, bekommst du gleich etwas zu essen." Doch trotz seiner Worte weinte der kleine Junge bitterlich, als Doflamingo sich von ihm entfernte. Die lauten Schluchzer versetzten ihm einen Stich mitten ins Herz und er nahm sich vor sich zu beeilen. Um sich die Zeit bis zur Rückkehr seines Partners zu vertreiben, beschäftigte sich Crocodile ausgiebig mit den Drillingen. Das Mädchen und die beiden Jungen schienen gute Laune zu haben und waren sehr aktiv. Sie alle waren inzwischen schon dazu in der Lage sich selbstständig aufzusetzen; neugierig erkundeten sie ihre Umwelt und griffen nach allem, was sie in die Finger bekamen. Crocodile machte sich einen Spaß daraus ihnen irgendwelche Gegenstände hinzustellen, die so interessiert erkundet wurden als handelte es sich dabei um das tollste Spielzeug der Welt. Begeistert betasteten die Welpen ihre Trinkfläschchen, eine verschlossene Dose Pulvermilch, ein kleines Kissen und überhaupt alles, was Crocodile ihnen gab. Häufig nahmen sie die Gegenstände auch in den Mund. Doflamingo hatte ihm erklärt gehabt, dass Säuglinge alles in den Mund nahmen, was sie zu fassen bekamen. Auf diese Weise nahmen sie ihre Umwelt wahr. Erst wenn sie älter wurden, rückten andere Sinne in den Vordergrund. Während Crocodie den Babies beim Spielen zusah, schoss ihm plötzlich durch den Kopf wie schade es doch eigentlich war, dass sie über keine echte Kinderspielsachen verfügten. Noch gut konnte Crocodile sich an die vielen tollen Dinge erinnern, die er als Kitten besessen hatte. Sein Lieblingsspielzeug war eine großes Wollknäuel gewesen, das Tashigi ihm geschenkt hatte. Aber auch Anderes hatte es gegeben: ferngesteuerte Mäuse, quietschende Bälle und Spielhäuschen aus Holz. Manchmal war hier und dort sogar ein bisschen Katzenminze versteckt gewesen. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Crocodiles Lippen, als er daran zurückdachte wie oft er sich mit seinen beiden Halbbrüdern um das viele Spielzeug gestritten hatte. In Momenten wie diesen fehlten ihm Mihawk und Zoro ganz besonders. Vielleicht bekäme er (wenn Doflamingo zurückgekehrt war und sie ihr normales Leben wieder aufgenommen hatten) die Gelegenheit dazu einen Ausflug in die Stadt zu unternehmen und dort ein paar schöne Spielsachen für die Kinder zu besorgen. Da auch schon Crocodiles erster Einbruch absolut probemllos vonstatten gegangen war, sah er überhaupt nicht ein, wieso er sich nicht erneut auf den Weg in die Stadt machen sollte. Doflamingo schien stark zu übertreiben, wenn er davon sprach, wie gefährlich solch ein Diebstahl sein konnte und wie oft er nur um Haaresbreite entkommen war. Bestimmt wollte er sich bloß wichtig machen und mal wieder als Alpha aufspielen. Das sah seinem Partner sehr ähnlich, fand Crocodile und rollte mit den Augen. Obwohl Doflamingo ein erfahrener Jäger war, benötigte er fast eine dreiviertel Stunde, um endlich etwas Essbares ausfindig zu machen. Da nun endgültig die kalte Jahreszeit über sie hereingebrochen war, hielten viele Tiere Winterschlaf. Und diejenigen, die es nicht taten, verkrochen sich in ihren warmen Höhlen und kamen nur dann hervor, wenn es unbedingt sein musste. Doflamingo war also recht froh, als er mit dem Leib eines Kaninchens im Maul endlich zu der Kuhle zurückkehren konnte, in der er den Welpen abgelegt hatte. Erfreulicherweise hatte sich der kleine Junge an seine Anweisung gehalten und das sichere Versteck nicht verlassen. Er lächelte und begann sogar aufgeregt zu hüpfen, als Doflamingo in seinem Sichtfeld auftauchte. Gierig fiel er über das mitgebrachte Kaninchen her, noch ehe Doflamingo dazu kam dem Tier vernünftig das Fell abzuziehen. Doch wenn er ehrlich war, dann konnte er dem Welpen sein Verhalten nicht übel nehmen. In dem Rudel, in dem er aufgewachsen war, dachte Doflamingo bitter, wäre er vermutlich verhungert, wenn er sich nicht sofort auf jedes Stückchen Fleisch gestürzt hätte, das er sah. Er ließ also dem Kind den Vortritt und gab sich mit den Resten zufrieden, die übrig blieben. Der kleine Junge benötigte die Nahrung deutlich dringender als er. Doflamingo warf einen genaueren Blick auf den Welpen und versuchte abzuschätzen wie stark dessen Untergewicht wohl ausgeprägt war. Er kam zu dem Schluss, dass diesem mindestens zwei oder drei Kilogramm bis zu einem gesunden Körpergewicht fehlten. Für einen nicht einmal zweijährigen Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes war das ganz schön viel. "Du kannst schlafen, während ich dich trage", sagte Doflamingo zu dem Jungen, als dieser zu gähnen begann. Er war sich noch immer nicht sicher, ob der Kleine ihn verstand oder nicht (dieser hatte bisher noch keinen artikulierten Ton von sich gegeben), und noch ehe er überhaupt die Gelegenheit dazu bekam etwas zu sagen, hatte Doflamingo ihn erneut am Nacken gepackt. Mit unverminderter Geschwindigkeit setzte er seinen Weg fort. Irgendwann waren die Drillinge spielmüde geworden und eingeschlafen. Mit einem liebevollen Blick musterte Crocodile ihre Gesichter, die unbekümmert und entspannt wirkten. Wieder einmal kam ihm in den Sinn wie viel Glück die Welpen doch gehabt hatten. Wäre er nicht noch rechtzeitig zurückgekommen, um nach ihnen zu sehen, wären sie mit Sicherheit längst tot. Allein der Gedanke an dieses fürchterliche Szenario jagte Crocodile einen kalten Schauer über den Rücken. Während die Kinder schliefen, musste er erneut an seine beiden Brüder zurückdenken. Er wünschte sich, dass er dazu in der Lage gewesen wäre Mihawk und Zoro zu retten. Auch wenn Crocodile sich nicht nach seinem früheren Leben zurücksehnte (er fühlte sich bei Doflamingo sehr wohl), fehlten ihm seine beiden Halbbrüder doch sehr. Selbst Tashigi vermisste er ab und an. Er hasste und verachtete sie dafür, dass sie einem Mann wie Smoker verfiel und sogar duldete, dass dieser ihre geliebten Haustiere misshandelte, doch ansonsten war sie eine sehr liebevolle und fürsorgliche Person gewesen. Nicht einen einzigen Tag lang hatte Crocodile hungern müssen. Bis zu dem Moment, in dem Smoker in ihr Leben getreten war, hatte es ihm und seinen Brüdern an nichts gefehlt gehabt. Sie hatten sozusagen in einem goldenen Käfig gelebt. Crocodile seufzte leise. Ein paar ungeordnete Erinnerungen schossen ihm durch den Kopf: Tashigi, die vom Einkaufen wieder kam und mit den Leckerlies raschelte, die sie mitgebracht hatte. Mihawk, der vor dem Fernseher saß und sich seine Lieblingssendung ansah. Zoro, der sich unerlaubterweise nach draußen in den Garten schlich und ihnen versicherte, er wäre auf jeden Fall wieder da, ehe Tashigi sein Fehlen bemerkte. Ein grünes Wollknäuel, das die Treppe hinunterfiel. Die Schublade mit dem Katzenfutter. Frische Blutspritzer auf dem schwarz-weiß gefliesten Fußboden. Mit einer Axt zerschlagene Küchenschränke. Zoros gespaltener Schädel. Seine völlig ausdruckslosen Augen. Sein... sein Gehirn. Reflexartig presste Crocodile sich die Hand auf den Mund und schüttelte heftig den Kopf. Daran wollte er nicht zurückdenken. Armer Zoror. Armer Mihawk. Er vermisste sie so sehr. Wieso nur hatte Tashigi sich in diesen verfluchten Mann verliebt gehabt? Woher kam Smokers Hass auf Gestaltenwandler und warum genoss er es so sehr sie zu quälen? Mihawk, Zoro und er hatten doch niemals irgendjemandem etwas zuleide getan. Es lagen nur noch knapp fünfundzwanzig Kilometer vor ihnen, als es plötzlich wie aus Kübeln zu regnen begann. Doflamingo zog verärgert die Augenbrauen zusammen und erhöhte seine Laufgeschwindigkeit. Durchnässte Kleidung würde dem sowieso schon stark geschwächten Welpen überhaupt nicht guttun. Dieser benötigte dringend ausreichend Nahrung und ein warmes Bett. Ansonsten wurde der kleine Junge wohl doch noch vom Tod eingeholt werden. Ein Szenario, das Doflamingo unter allen Umständen vermeiden wollte. Er atmete erleichtert auf, als er endlich die Höhle erreichte, die er vorübergehend gemeinsam mit seinem Partner und seinen Kindern bewohnte. Crocodile warf ihm einladendes Lächeln zu, das Doflamingos Herz erwärmte. Es gefror jedoch auf seinen Lippen, als er das kleine Bündel bemerkte, das sein Partner bei sich trug. "Was hast du da?", fragte der Kater ihn skeptisch und huschte rasch zu ihm hinüber. "Einen Welpen", antwortete Doflamingo relativ kurz angebunden. "Lass uns später über die Einzelheiten sprechen, ja? Der Kleine ist völlig durchgefroren und halb verhungert. Hast du noch ein paar Vorräte da, die du fertig machen kannst?" Crocodile wirkte sehr erstaunt, doch folgte glücklicherweise seiner Anweisung. Während er einer Ente die Federn rupfte, schälte Doflamingo den kleinen Jungen so schnell wie möglich aus dem nassen Hemd, in das er diesen eingewickelt gehabt hatte, und entsorgte überdies die dreckige Stoffwindel. Er trocknete seinen besorgniserregend schmächtigen Körper ab und wickelte ihn anschließend in ein kuscheliges Schaffell ein. Wieder ließ der Welpe die Behandlung widerstandslos über sich ergehen, obwohl er Doflamingo kaum kannte. Auch den Entenflügel, den Crocodile ihm anschließend reichte, nahm er ohne zu zögern entgegen. "Kannst du mir bitte einmal erklären, woher dieses Kind kommt?", fragte ihn der Kater, während er dabei zusah wie ebenjenes hungrig über das angebotene Fleisch herfiel. "Ich dachte, du wolltest Tsurus Wolfsrudel vernichten." "Das hatte ich auch vor", räumte Doflamingo ein. "Der Kleine hier gehörte zu ihnen." Er konnte Crocodile leise seufzen hören. "Ich kann mir vorstellen, was passiert ist", sagte er. "Du hast es einfach nicht übers Herz gebracht einen Welpen zu töten, nicht wahr? Und darum hast du ihn hergebracht." "Ich bin kein Kindermörder", erwiderte Doflamingo in einem beleidigt und verletzt klingenden Tonfall. Er konnte überhaupt nicht nachvollziehen, dass der Kater seinen Unwillen ein völlig hilfloses Kleinkind skrupellos abzuschlachten als Schwäche auslegte. "Ich habe es nicht böse gemeint", lenkte Crocodile rasch ein, als er bemerkte, dass sein Partner seine Worte in den falschen Hals bekommen hatte. "Ich weiß doch, dass du nicht so kaltherzig bist wie du oft tust. Außerdem hätte ich selbst vermutlich nicht anders gehandelt." "Ich denke, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man nun drei oder vier Kinder großzieht", meinte Doflamingo mit versöhnlicher Stimme und streichelte dem Welpen, der auf seinem Schoß saß, zärtlich durchs Haar. Crocodile zögerte und warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Du möchtest ihn also behalten?", fragte er schließlich. "Dauerhaft?" Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Ich habe ihn nicht gerettet, um ihn nun dem Tod zu überlassen", gab er zurück. "Außerdem möchte ich mich nur äußerst ungern erneut auf die Suche nach einer Adoptivfamilie zu machen. Immerhin haben wir gesehen, was das letzte Mal dabei herausgekommen ist. Und auf eine Wiederholung von Ereignissen dieser Art kann ich gut und gerne verzichten." "Ich habe gegen eine Vergrößerung unserer Familie prinzipiell nichts einzuwenden", meinte Crocodile, der nicht ganz überzeugt wirkte, "aber bei diesem Fall bin ich mir nicht sicher. Hältst du das wirklich für eine gute Idee?" "Wieso nicht? Er sieht bestimmt niedlich aus, wenn wir ihm erst einmal den ganzen Dreck aus seinem Gesicht gewischt haben." "Darum geht es doch gar nicht", warf Crocodile mit ernster Stimme ein. "Sondern, nun ja, um die Umstände." "Die Umstände?" Doflamingo verstand nicht, worauf sein Partner hinauswollte. "Aber es sind doch fast dieselben Umstände wie damals beim Fund der Drillinge." Sein Partner warf ihm einen zweifelnden Blick zu. "Die leibliche Mutter der Drillinge war bereits tot, als wir beschlossen uns ihrer Kinder anzunehmen. Bei diesem Welpen ist es jedoch anders. Was wirst du ihm erzählen, wenn er eines Tages nach seinen leiblichen Eltern fragt? Dass du sie getötet hast? Du höchstpersönlich; der Mann, der ihn großgezogen hat wie seinen eigenen Sohn. Könntest du mit diesem Wissen leben?" Doflamingo riss entsetzt die Augen auf. Nun endlich verstand er, was der Kater meinte. "So ist es nicht gewesen!", sagte er hastig. "Ich habe seine Eltern nicht hingerichtet. Die Wölfe war längst verschwunden, als ich bei ihrer Höhle eintraf." Für eine Weile schwieg Crocodile. Doflamingo war dazu in der Lage die Gedanken seines Partners ganz deutlich anhand dessen Gesichtsausdruckes abzulesen: Zuerst war da Verwirrung. Erst allmählich wurde dem Kater klar, was geschehen sein musste. Als er schließlich begriff, unter welchen Umständen Doflamingo auf den Welpen getroffen war, wurde er schrecklich blass im Gesicht. "Du willst mir doch nicht etwa sagen", fragte er mit fassungsloser Stimme, "dass ihn sein Rudel einfach zurückgelassen hat?" Doflamingo nickte mit ernster Miene. "Ich fand ihn zwischen Müll und alten Knochen. Die Erwachsenen haben ihn dagelassen; genauso wie all die anderen Dinge, mit denen sie nichts anfangen konnten. Wäre ich nicht aufgetaucht, wäre er mit Sicherheit bald gestorben. Er war völlig ausgehungert und stark unterkühlt, als ich auf ihn stieß. Selbst seine Kleidung haben sie ihm abgenommen." "Als ich Aokiji und Kizaru belauschte, sprachen sie darüber die Kinder zurückzulassen", flüsterte Crocodile. "Doch ich habe nie im Leben damit gerechnet, dass sie ihre Worte wirklich ernst meinen. Wie kann man denn bloß so skrupellos sein und einen Welpen völlig sich selbst überlassen? Seine Eltern müssen doch gewusst haben, dass er draußen in der Wildnis absolut keine Überlebenschance hat!" "Sie haben ihr eigenes Wohlergehen über das ihres Kindes gestellt", meinte Doflamingo, der das Entsetzen seines Partners zu gut nachvollziehen konnte. "Eigentlich ist es eine gute Sache, dass der Kleine nun hier bei uns ist. Seinen Eltern scheint er vollkommen egal zu sein. Sie haben ihm weder Liebe oder Zuwendung geschenkt noch ihn mit ausreichend Nahrung versorgt. Schon als ich ihn das erste Mal sah, war er stark unterernährt." "Dann ist es also beschlossene Sache", sagte Crocodile und musterte den Welpen, der sich in dem Schaffell, in das Doflamingo ihn eingewickelt hatte, sehr wohl zu fühlen schien. Doflamingo nickte. "Wenn du keine Einwände erhebst, würde ich den Kleinen sehr gerne als neuesten Zuwachs unserer Familie begrüßen", sagte er und es war das erste Mal seit vielen Stunden, dass er wieder ein echtes Lächeln zustande brachte. Crocodile lächelte zurück. "Ich hoffe, dass er ein guter großer Bruder wird", meinte er und streichelte dem Welpen über sein hellbraunes Haar. "Bisher ist er außerordentlich pflegeleicht gewesen", merkte Doflamingo an. Er war erleichtert darüber, dass Crocodile gegen eine Vergrößerung ihrer Familie nichts einzuwenden hatte und den kleinen Jungen akzeptierte. "Er verhält sich sehr ruhig und quengelt kaum. Allerdings fängt er an zu weinen, wenn man ihn alleinlässt." "Verständlich", hörte er den Kater murmeln. "So ein armer Junge. Ich hoffe, dass er sein altes Leben bald vergisst. Er hätte ein wenig Glück wirklich verdient." "Ich bin mir sicher, dass er bei uns sehr glücklich wird", bestärkte Doflamingo seinen Partner. "Wir bieten ihm nicht nur ein warmes Bett und gutes Essen, sondern auch ein glückliches Familienleben. Er hat nun Eltern, die sich wirklich um ihn kümmern. Und drei Geschwisterchen gleich noch dazu. Ein echtes Zuhause also. Besser kann ein Kind es nicht haben." Crocodile nickte. Er zog sorgenvoll die Augenbrauen zusammen. "Wir müssen ihn aufpäppeln, bevor wir nach Hause zurückkehren", merkte er an. "Er macht einen sehr schwachen Eindruck. Ich glaube nicht, dass ihm so bald eine Wegstrecke von vierzig Kilometern zuzumuten ist." "Wenn er viel schläft und immer ausreichend Nahrung bekommt, wird er in ein paar Tagen sicherlich reisefähig sein", erwiderte Doflamingo recht ausweichend. Er erinnerte sich noch gut daran, dass Crocodile gemeint hätte, er könnte es kaum erwarten diesen Unterschlupf endlich zu verlassen. "Wir sollten nichts überstürzen", warf dieser nun jedoch ein. "Die Gesundheit unserer Kinder hat oberste Priorität." Doflamingo nickte und küsste seinen Partner liebevoll auf den Mund. Einen besseren Vater als Crocodile konnte man sich wirklich kaum wünschen, dachte er. Es rührte ihn, dass der Kater das Wohl der Welpen über sein eigenes stellte. Doflamingo war sich absolut sicher, dass es den Kleinen in ihrer erst vor kurzem gegründeten Familie sehr gut gehen würde. Mit sorgenvollem Gesichtsausdruck musterte Crocodile ihren neuesten Familienzuwachs. Der kleine Junge lag eingewickelt in einer weichen Decke auf seinem Schoß. Er hatte furchtbar zu fiepen und zu weinen begonnen, als Doflamingo ihn hochgehoben und auf seine wackeligen Beinchen gestellt hatte, weil er einen Jagdzug starten wollte; erst als Crocodile sich seiner angenommen hatte, war er wieder ruhiger geworden. Inzwischen war er eingeschlafen. Crocodile konnte nicht in Worte fassen wie sehr ihn das Schicksal des Welpen berührte. Er war unwahrscheinlich froh darüber, dass zumindest die Drillinge noch viel zu klein waren, um sich an ihr früheres Leben zu erinnern. Vermutlich verblasste inzwischen sogar das Bild vom Gesicht ihrer Mutter in ihren Köpfen. Darüber war Crocodile froh; er hoffte vor allem, dass die Kleinen sich nicht an die zerfleischte Leiche der Wölfin erinnern würden. Er selbst hingegen war sich sicher, dass er diesen Anblick niemals wieder vergessen konnte. Doch wenigstens hatte sie ihren Kindern beigestanden; hatte versucht sich so gut wie möglich um sie zu kümmern und sie zu schützen. Dieser kleine Junge hingegen war von seinen Eltern einfach im Stich gelassen worden. Sie hatten ihn zurückgelassen als handelte es sich bei ihm nicht um ihren eigenen Sohn, sondern bloß um unnützen und unzumutbaren Ballast. Crocodile hoffte von ganzem Herzen, dass sich auch das älteste seiner Kinder bald nicht mehr an die Gesichter seiner Eltern erinnern würde. Dass er die Erinnerung an die erste Zeit seines Lebens hinter sich ließ. Und bald schon ein genauso glückliches und zufriedenes Leben wie seine Geschwister führte. Der kleine Junge begann im Schlaf zu wimmern und zu schluchzen. Seine Fellöhrchen zuckten hektisch und sein buschiger Schwanz peitschte ängstlich hin und her. Crocodile fuhr dem Welpen zärtlich durch sein hellbraunes Haar und flüsterte ein paar beruhigende Worte. Schon bald wurde der Kleine viel ruhiger. Er war kein Idiot; Crocodile war sich dessen bewusst, dass die nächste Zeit definitiv kein Zuckerschlecken werden würde. Nun kümmerten sich Doflamingo und er nicht bloß nur um fünf Monate alte Drillinge, die alle paar Stunden gefüttert und gewickelt werden mussten, sondern noch dazu um einen etwa eineinhalbjährigen Welpen, der unter schlimmen Verlustängsten und Alpträumen litt. Vermutlich würden sie in den nächsten Monaten nicht auch nur eine einzige Nacht durchschlafen. Trotzdem bereute Crocodile die Entscheidung nicht, die sein Partner und er getroffen hatten. Doflamingo hatte sich schon immer Kinder gewünscht; wollte ein neues Rudel gründen, nachdem dasjenige, das er einst angeführt hatte, ausgelöscht worden war. Und auch Crocodile hatte nichts dagegen einzuwenden. Seine Sehnsucht nach familiärem Zusammenhalt wurde immer größer. Gerade in letzter Zeit schmerzte ihn die Erinnerung an seine Brüder ganz besonders heftig. Er wünschte sich, dass Mihawk und Zoro hier wären und ihn sehen könnten. Crocodile war sich sicher, dass sie sich für ihn freuen würden. Es war schade, dachte er betrübt, dass die beiden nie die Gelegenheit dazu bekommen würden ihre Neffen und ihre Nichte kennenzulernen. ~ Der ehrfürchtige Gesichtsausdruck, den der Kater aufsetzte, als er den vom Schnee bedeckten Wald sah, amüsierte ihn köstlich. Trotzdem hielt Doflamingo sich zurück und schluckte jeden schnippischen Kommentar hinuter, der ihm auf der Zunge lag. Zwei Jahre lang hatte Crocodile darauf gewartet. Doflamingo wusste, dass er ihm diesen einzigartigen Moment nicht kaputt machen durfte. (Auszug aus dem Epilog) bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)