nectere von KakashiH ================================================================================ 01 dreamworld ------------- ► nectere ► Genre: Fantasy | Romance | Drama ► Umfang: 15 Kapitel ► Warnungen: Lemon ► Weder "Harry Potter" noch deren Charaktere gehören mir. Die hier erzählte Geschichte ist frei erfunden. Außerdem verdiene ich kein Geld mit dieser Geschichte. ► nectere = verknüpfen   ―—————————————————————————―—————————————————————————   01 dreamworld   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Sie hatten ihn!   Severus wusste es und es gefiel ihm kein bisschen. Was hatte der verdammte Junge sich nur dabei gedacht, einfach hierher zurück zu kommen? Ganz gleich welche Aufgabe Dumbledore auch für ihn hatte, Hogwarts war im Augenblick alles andere als sicher. Und Severus wusste, dass er etwas unternehmen musste, auch wenn er im Augenblick nicht wirklich sagen konnte, wie er es anstellen sollte, dass die Carrow Geschwister ihn gehen ließen, ohne dass seine wirkliche Loyalität aufflog. Dennoch, er musste es einfach versuchen, ansonsten war nicht vorauszusehen, wie diese ganze Geschichte enden würde. Kein wirklich guter Gedanke!   Eilig verließ er sein Büro, um Harry Potter aufzuspüren. Sehr schwer sollte dieses sicherlich nicht sein. Dieser Junge war immer recht leicht zu finden, vor allem nachdem er sich in Gefahr gebracht hatte. Ein Talent, welches Severus ziemlich verabscheute. Immerhin war oft er es, der dann alles wieder zu richten hatte. Beschweren wollte er sich aber dennoch nicht, seinen Schwur nahm er sehr ernst, schließlich war es ihm zu verdanken, dass der Junge ohne seine Eltern hatte aufwachsen müssen. Ein Fehler, den Severus wirklich bereute, nicht nur weil dadurch auch Lily nicht mehr lebte, auch wenn genau dieser Grund es letzten Endes gewesen war, ihn davon zu überzeugen, Harry zu schützen.   Leise lief Severus die langen Flure entlang und es dauerte auch nicht wirklich lange, bis er andere hören konnte. Minerva, wie er sehr schnell herausfand und einen wirklichen Grund für ihre Anwesenheit gab es nicht wirklich. Soweit ihm bekannt war, hatte sie in dieser Nacht keinen Kontrolldienst und damit auch keine Veranlassung dazu,  um diese Zeit das Bett zu verlassen. Was ihm deutlich sagte, dass er bei ihr vermutlich an der richtigen Adresse war. Noch wusste Severus aber auch noch nicht, wie er seine letzte Aufgabe erledigen sollte. Die Letzte, die er von Dumbledore bekommen hatte. Es war eine unangenehme Aufgabe, aber notwendig, soviel hatte er verstanden auch ohne noch mehr Informationen zu bekommen.   Schließlich blieb er stehen und starrte den Gang entlang. Die Stimmen kamen immer näher und Severus war sich absolut sicher, dass Harry bei ihr sein musste, auch wenn er den Jungen nicht sehen konnte, als Minerva endlich in sein Blickfeld geriet. Dennoch, sein Gefühl hatte sich in dieser Hinsicht eigentlich nie wirklich getäuscht.   Minerva hörte ihn. “Wer da?”, hörte er sie fragen und Snape schob sich hinter der Rüstung hervor. “Ich bin es!”, sagte er leise, fixierte aber nicht die Frau vor sich, sondern ließ die Augen über den Platz rechts und links neben ihr wandern. Er spürte es einfach, Potter war hier  und jetzt war vermutlich die beste Gelegenheit um dem Jungen zu sagen was dieser wissen musste. Es ging einfach nicht anders.   Das dann folgende kurze Gespräch war mehr als unangenehm. Nicht erst seit diesem Moment war Snape bewusst, dass die Frau - und vermutlich auch das restliche Kollegium - auf ihn herabblickte. Etwas, dem er im Augenblick keine Abhilfe schaffen konnte und auch gar nicht wollte. Er war sein ganzes Leben lang eher die Person gewesen, auf die man herabschaute. Schon sein Vater hatte es getan und in der Schule war es nicht anders weitergegangen.   “Haben Sie Harry Potter gesehen, Minerva?”, versuchte er es schließlich direkt, bereute diese Frage aber sehr schnell. Die alte Hexe mochte recht sanftmütig sein, wenn man ihr einen Grund dazu gab, aber sie war genauso ein Löwe, bereit anzugreifen, wenn man ihr die Gründe lieferte. Es war schon fast lachhaft, dass sie zu Gryffindor gehörte.   Als Minerva ihn angriff, zog Severus sofort seinen Zauberstab hoch, um sich zu schützen. Etwas unerwartet kam aber ein zweiter Protego von der Seite. Severus hatte es ja geahnt, Harry war hier und steckte unter seinen verfluchten Mantel, der verhinderte, dass man ihn sehen konnte. Dieses änderte sich nun aber zum Glück.   Harry war wirklich in diesem knappen Jahr erwachsen geworden, anders konnte man es kaum beschreiben. Natürlich hatte Severus dieses bereits zu sehen bekommen, als er dem Jungen das Schwert von Godric Gryffindor gebracht hatte. Aber so aus der Nähe sah es wieder ganz anders aus und auch wenn die Ähnlichkeit mit James Potter nach wie vor sehr hoch war, so konnte man mittlerweile auch sehen, dass der Junge sein ganz eigenes Aussehen entwickelt hatte. Eines welches Severus nicht mehr wie in all den Jahren zuvor entweder an die Mutter oder den verhassten Vater erinnerte. Aber darum ging es in diesem Augenblick ja auch nicht. “Mister Potter!”, sagte Snape, als der Junge sich komplett aus seinen Mantel geschält hatte und ihn nun unverhohlen anschaute. Eine Mischung aus Misstrauen aber auch Neugierde war in seinem Gesicht zu erkennen. Eine Kombination, mit der Severus Snape im Augenblick kaum etwas anzufangen wusste. Für einen Augenblick starrten sie sich an, doch dann ließ Harry seinen Zauberstab sinken und hob die freie Hand, um auch Minerva dazu zu bringen, sich zu entspannen. Was sie kurioserweise auch tat, auch wenn ihr Blick nach wie vor scharf auf ihn gerichtet war, voller Misstrauen ihm gegenüber.   “Sir, in den vergangenen Monaten hatte ich einiges an Zeit nachzudenken.”, sagte Harry, was Snape ein leicht verächtliches Schnauben entlockte. Harry Potter und nachdenken war etwas, was sich generell biss. Auch wenn ihm bewusst war, dass er dort nach wie vor mit seinen Vorurteilen urteilte. Aber Harry ließ sich davon nicht wirklich aus der Ruhe bringen.   “Wissen Sie, ich habe so einige Dinge im Nachhinein mit etwas anderen Augen gesehen. Wie diese Situation auf dem Astronomieturm… ich frage mich einfach, warum Dumbledore Sie angefleht hat. Ich kenne Ihre Meinung zu der Thematik, aber mein Gefühl sagt mir ganz klar, dass er Sie nicht um Hilfe in dieser Situation gebeten hat! Es passte einfach nicht, auch wenn ich es damals nicht wirklich erkannt habe.”, erklärte er seinen Standpunkt. Man musste es ihm schon zugestehen, dass dieser Gedankengang durchaus komplex war. Wenn er bei seiner Ansicht zu der Intelligenz dieses Jungen blieb, dann war es nahezu ausgeschlossen, dass er auch nur ansatzweise auf die Idee kam, dass gerade an dieser Situation etwas nicht ganz so war wie es den Anschein gehabt hatte.   Dennoch, Snape schwieg beharrlich. Stattdessen versuchte er Minerva im Blick zu behalten, die trotz allem noch ihren Zauberstab erhoben hatte und die ganze eher ungewöhnliche Situation misstrauisch betrachtete. Severus konnte ihr das nicht verdenken nach allem was in den letzten Monaten geschehen war.   “Dieses ist auch nicht wirklich das Einzige was ich in den letzten Wochen versucht habe genauer zu verstehen! Es sind Kleinigkeiten, die plötzlich keinen Sinn mehr ergeben. Nachdem Dumbledore gestorben ist zum Beispiel… wieso sind Sie einfach gegangen? Es wäre doch ein leichtes gewesen, mich aus dem Weg zu schaffen!”, fuhr Harry fort. Der Junge war vollkommen entspannt. Wie es schien, hatte er sich wirklich einige Gedanken gemacht und wenn Severus den Gedanken zuließ, konnte er dem Jungen eingestehen, dass die letzten Monate gewiss etwas ungewöhnlich gewesen waren. Über Monate auf der Flucht zu sein, dabei etwas zu erledigen, wovon Severus nur ansatzweise eine Ahnung hatte.   “Professor… Sie kannten meine Mutter doch recht gut. Der Patronus meines Vaters war ein Hirsch, nicht wahr? Ich frage mich, ob meine Mutter vielleicht eine Hirschkuh hatte. Wissen Sie, dieser Gedanke hat mich nicht wirklich losgelassen. Als Tonks sich um Remus solche Sorgen gemacht hatte, hatte ihr Patronus sich verändert! Ich frage mich, wer ihr nahe genug war, um ihren Patronus anzunehmen...” Worauf der Junge hinauswollte konnte Severus sich denken. Ein ungutes Gefühl tief in seinem Magen ließ ihn befürchten, dass er hier und jetzt ihm die Dinge mit auf dem Weg geben musste, die man ihm aufgetragen hatte. Was für sich nicht wirklich das Schlimme war, viel schlimmer empfand er es, dass Minerva nach wie vor wie ein Adler versuchte diese Situation zu durchschauen.   Dennoch, Harry musste die Frage die ihm auf der Seele brannte nicht aussprechen. Der Junge war wohl kaum so verbohrt zu glauben, dass seine Mutter diesen Patronus zu ihm geschickt hatte - er hatte es ja auch angedeutet, was er vermutete. In der Welt der Magie mochte einiges möglich sein, dass die Toten zurückkehrten gehörte aber nicht dazu. Und Harry wusste dieses verdammt genau. Nachdem Sirius Black  gestorben war, hatte er sehr verzweifelt versucht Kontakt mit seinem Paten aufzunehmen und war dabei natürlich jämmerlich gescheitert.   Obwohl ihm nicht wohl dabei war, hob Severus Snape seinen Zauberstab und rief seinen eigenen Patronus herbei, ohne Harry dabei aus den Augen zu lassen. Es wunderte ihn nicht wirklich, dass der Junge nicht erstaunt wirkte. Viel mehr schien er damit gerechnet zu haben. Severus fragte sich in diesem Augenblick ganz klar, wie viel der Junge anhand dieser einen Erinnerung wohl verstanden hatte, die er sich ohne seine Zustimmung einfach angeschaut hatte. Etwas, was Severus auch heute noch immense Wut verspüren ließ.   “Mister Potter… erinnern sie sich noch an den Okklumentikunterricht den Sie von mir bekommen haben?”, fragte Snape schließlich, der Idee folgend, wie er seine Informationen an Harry weitergeben konnte, ohne dass alle um sie herum etwas davon mitbekamen. Harry nickte, ein leichtes Grinsen zog sich auf das Gesicht, welches James Potter nicht mehr ganz so ähnlich sah. “Natürlich, Professor!”, erklärte er und hob seinen Zauberstab höher, zeigend, dass er genau wusste was Snape von ihm verlangte.   Für einige Sekunden starrten sie einander an, ehe sie nahezu zeitgleich ihren Zauber aussprachen. Wie auch beim ersten Mal funktionierte es tadellos. Harrys Protego sorgte dafür, dass sein eigener Zauber zurückgeschleudert wurde. Mit Bedacht ließ Snape den Jungen in seine Erinnerungen eintauchen, führte ihn von einem Ereignis zum nächsten. Vertraute Bilder, welche ihn sein ganzes Leben begleitet hatten, wurden ihm erneut gezeigt.   Bilder von Lily, ihrer Freundschaft, seinen Problemen mit Black und Potter. Jahre in Hogwarts, seinem Verrat an Lily und seine Reue die darauf folgte. Er zeigte ihm persönliche Dinge, damit der Junge es verstehen konnte, damit er ihm vertrauen konnte, auch wenn er sich einen kurzen Moment fragen musste, wie weit dieses überhaupt noch notwendig war. Immerhin hatte Potter nach all den Jahren seinen Kopf benutzt und damit Dinge herausgefunden, die ihm ansatzweise vermittelten, wie weit er ihm vertrauen konnte.   Harry verhielt sich tadellos, er versuchte nicht weiter voranzudrücken, um mehr Informationen zu bekommen, als er sie nun willig von Snape geliefert bekam. Vermutlich lag es auch daran, dass der Junge eine ziemliche Niete auf diesem Feld war, zum ersten Mal war der Tränkemeister aber ganz froh darüber. In ihm waren einfach zu viele Dinge begraben, die den Jungen nichts angingen.   Als alles gezeigt worden war was von Relevanz war, drückte Snape den Jungen aus seinem Geist heraus, verschloss diesen um den Zauber zu brechen, der abgeprallt war. Als sie sich wieder direkt anschauten, nickte Harry kurz. “Ich verstehe!”, sagte er mit seltsam belegter Stimme, seufzte leise und fuhr sich dann durch sein eh sehr  zerzaustes Haar. “Wenn ich ehrlich sein soll, ein Stück weit habe ich es bereits gewusst!”, gab er zu. Snape konnte diesem kaum widersprechen, wenn man Harry ansah, war kein Schrecken zu sehen. Der Junge schien sich wirklich mit dem Gedanken schon angefreundet zu haben, sterben zu müssen. Zum ersten Mal seit Harry nach Hogwarts gekommen war, fragte Severus sich, ob er sich wirklich so getäuscht hatte. Vor allem Albus hatte immer wieder betont, dass der Junge nicht so war wie Severus ihn sah. Der Mann hatte ihm vorgeworfen, dass er seinen Blick zu sehr einschränkte, auch wenn er zugegeben hatte, dass es verständlich war, wenn man seine Vergangenheit mit dem Vater des Jungen betrachtete. Nun aber war er sich wirklich nicht sicher, ob er die ganzen Jahre nicht falsch gelegen hatte. Ob sein Schmerz über den Verlust seiner Liebe und der Hass auf seinen Erzfeind seinen Blick nicht doch zu weit getrübt hatten.   Minerva räusperte sich leise neben ihnen. “Was hat das zu bedeuten? Was haben Sie gesehen, Harry?”, fragte sie nach. Aber Harry schenkte ihr nur ein leichtes Lächeln und schüttelte sanft den Kopf. “Es tut mir Leid, Professor McGonagall, aber dieses sind sehr private Gedanken und Erinnerungen. Ich kann nur sagen, dass Snape mir geholfen hat eine Sache zu verstehen die sehr wichtig ist!” Harry blickte dann wieder zu Severus, der Blick war schon fast weich, als er weiter sprach. “Wissen Sie, Sir, ich habe nie mit jemanden über das  gesprochen, was ich gesehen habe, weil ich zu neugierig gewesen bin. Nun, mit Ausnahme von Sirius und Remus, aber dieses war mir persönlich wichtig. Ich wollte es verstehen können!” Für einen Moment schwieg Harry, ehe er deutlich angespannter noch etwas hinzufügte.   “Ich wollte verstehen können, wie er so hatte sein können. Und um ehrlich zu sein, die Antwort die ich bekommen habe, hat mir nicht sonderlich gefallen…”       .           .           .       Die Szene löste sich auf und der schlafende Körper auf dem Bett spannte sich unweigerlich an. Selbst im tiefsten Schlaf kannte er den Schrecken der Szene die dieser folgen würde, etwas was er verfluchte. Keine Nacht in der dieser Traum startete, endete mit einem erholsamen Schlaf. Stattdessen standen Schweißausbrüche auf den Plan und Schmerzen die bereits vor langem sich gelegt hatte. Dennoch, in seinen schlimmsten Träumen konnte Severus Snape nach wie vor die messerscharfen Zähne spüren, die sich vermehrt in seinen Hals bohrten. Er fühlte die Panik die ihn überkam, den bloßen Wunsch dieser Situation entfliehen zu können.   Als die nächste Traumsequenz sich begann zu entfalten, entspannte er sich wieder sichtlich. Sein ganzer Körper verschmolz regelrecht mit der weichen Matratze unter ihm. In dieser Nacht wurde er verschont, seine schlimmsten Erinnerungen wurden übersprungen. Severus konnte selbst im tiefsten Schlaf nicht dankbarer dafür sein.     .           .           .     Um ihn herum war alles dunkel. Seine ganze linke Seite schmerzte höllisch, aber die Gewissheit, dass der Dunkle Lord endlich weg war, erleichterte ihn ungemein. Wirkliches Bedauern musste er auch nicht empfinden, schließlich hatte er all seine Aufgaben erledigt, die er erledigen musste. Harry Potter wusste was ihn erwartete, er wusste wie er den Dunklen Lord endgültig besiegen konnte. Seine Aufgabe war damit erfüllt.   Je länger Severus in der heulenden Hütte lag, umso mehr ebbte der Schmerz ab, bis es nur noch ein dumpfes Pochen darstellte, der mit Leichtigkeit ignoriert werden konnte. Dazu kam das Wissen, dass er selbst im Sterben lag und sobald sein Körper den Strapazen nicht mehr standhalten konnte, würde der Schmerz vollständig verschwinden und er würde ihn nie wieder empfinden müssen.   Es hieß ja immer, dass man in einer Situation wie der Seinen anfing sich Gedanken über sein Leben zu machen, zu Severus’ Erleichterung schien dieses bei ihm nicht der Fall zu sein. Sein Leben war nicht unbedingt etwas, was man noch einmal beleuchten musste. Er war ein Stück weit sogar sehr erleichtert, dass es nun endlich ein Ende haben würde.   Zumindest bis zu den Moment, wo er trotz seines geschwächten Zustands Stimmen hören konnte. Ein stetiges Murmeln, dessen er keine Gesichter zuordnen konnte. Keine wirklichen Worte ausmachen konnte. Wer auch immer zu ihm gekommen war, war zu spät erschienen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er endgültig gehen konnte.   Sanfte, warme Hände waren es letzten Endes, die ihn aus seiner Trance herausholten. Severus hatte nicht die Kraft die Augen zu öffnen, den Blick zu klären und so zu sehen, wer ihm da zu nahe kam. Er war nicht in der Lage sich zu wehren, als sein ganzer Körper regelrecht schwerelos zu werden schien. Sein noch nicht ganz erloschener Verstand begriff sofort, dass man ihn schweben ließ, dass man ihn aus der heulenden Hütte wegholte, an einen Ort brachte den Severus weder sehen wollte, noch wirklich daran denken wollte. Es hatte immerhin keinen Sinn mehr. Er war zu schwach, zu stark verletzt und vor allem hatte er schon längst mit sich und seinem Leben abgeschlossen. Dankbar ließ er letzten Endes die Dunkelheit von ihm Besitz ergreifen.     .           .     Das Nächste was Severus wahrnahm, waren Stimmen die er deutlicher erfassen konnte, die ihm vertraut waren. Oder eine Stimme im Speziellen und dazu Hände, die er nur sehr ungern an seinem Körper spürte, bedeutete es doch, dass er zu schwach war sich selbst zu versorgen. Pomfrey kümmerte sich um ihn, aber egal wie sehr Severus sich bemühte, er hatte nicht die Kraft um sich dagegen zu wehren. Viel mehr fühlte er sich, als wenn jeder Muskel dazu verdammt war schlaff zu bleiben, was sicherlich nicht ganz ungewöhnlich war, wenn man bedachte, wie viel Gift Nagini bei ihrem Angriff wohl in ihn gepumpt hatte. Aber dieser kurze Bewusstseinsmoment reichte auch aus um zu verstehen, dass Severus dem Tod entrissen worden war. Man hatte ihn zurück nach Hogwarts gebracht und sorgte sich um ihn. Ob er deswegen aber dankbar oder wütend sein sollte, konnte er nicht wirklich entscheiden. Viel zu schnell wurde er erneut in die Dunkelheit verfrachtet, wo er nichts spürte und nicht denken konnte.         .           .           .     Nach und nach träumte Snape von den weiteren Geschehnissen. Lediglich hier und da flackerten kurze Bilder und Momente auf, ohne sich zu manifestieren. Dann glitt er in die Tiefschlafphase, die jeden Traum im Keim erstickte. Der ganze Körper entspannte sich vollkommen und erholte sich während der restlichen Nacht.         ***     Es war noch recht früh, als Severus Snape erwachte. Für einen Moment war er etwas orientierungslos, noch immer hatten ihn die verschiedenen Bilder und Emotionen nicht losgelassen, die ihn in seinen Träumen verfolgt hatten. An diesem Morgen war es auch nicht wirklich schlimm, sich noch an den Traum zu erinnern. Dieser Moment, an dem Nagini ihn angegriffen hatte, war ihm ja zum Glück erspart geblieben. Woran er sich aber erinnerte war, wie er im Krankenflügel von Hogwarts kurz genug zu Bewusstsein gekommen war, um realisieren zu können wo genau er sich befand und vor allem, dass er scheinbar dem Tod entronnen war.   Danach hatte er lange Zeit nicht erneut das Bewusstsein wiedererlangt. Wie man ihm hinterher gesagt hatte, war man sich für gute drei Monate nicht sicher gewesen, ob er diesen Angriff wirklich überleben würde. Zu dem Zeitpunkt war er auch schon in das St. Mungos überführt worden, wo man sich viel intensiver mit ihm hatte beschäftigen können. Es hatte gedauert aber nach und nach hatte man ihn darüber aufgeklärt, warum man ihm diese Behandlung zukommen ließ, anstatt ihn direkt nach Askaban zu verfrachten.   In den ersten Tagen war Snape sich nicht wirklich sicher gewesen, ob er Potter dankbar sein sollte, während des finalen Kampfes zwischen ihm und dem Dunklen Lord regelrecht geplaudert zu haben und so auch seine Rolle in diesem Krieg sehr genau zu beleuchten. Ein Teil von ihm hatte sich dagegen gewehrt, nicht umsonst hatte er von Dumbledore verlangt, niemanden zu erzählen, wie sehr er Lily Potter geliebt hatte und damit natürlich auch, welche Rolle er nach ihrem Tod eingenommen hatte. Ein Teil von ihm war aber auch erleichtert gewesen, den Fesseln seiner Vergangenheit mit diesen Ereignissen zu entkommen. Natürlich war er in den Augen mancher nach wie vor ein Todesser, aber der Unterschied lag klar darin, dass er nicht von jedem als dieser eingestuft wurde.   Potter hatte er natürlich auch wieder gesehen, ein Umstand, dem Severus gerne aus dem Weg gegangen wäre. Sein Leben war einfach so negativ verlaufen, seine Abneigung gegen James Potter so verfestigt, dass er kaum gewusst hatte, wie er mit dem Potterjungen umgehen sollte. Er verdankte ihm vieles, ob diese Dinge nun negativ oder positiv waren spielte keinerlei Rolle. Es war dann durchaus erleichternd gewesen, dass Harry nicht zu erwarten schien, dass er etwas sagte. Er war einfach ab und zu aufgetaucht, hatte sich nach seinem Befinden erkundigt und war dann auch recht schnell wieder verschwunden. In Anbetracht ihrer Vergangenheit war dieses wohl das beste Ende was man sich hatte vorstellen können.   Severus schob die Decke zur Seite und schlurfte langsam in das angrenzende Bad. Noch immer war ihm diese Unterkunft nicht so vertraut, wie die in den Kerkern -  in denen er nahezu sein ganzes Leben gelebt hatte. Aber es war auch die Gefühlsebene, die ihn hier deutlich belastete.   Potter war nicht der einzige Besucher gewesen, den er gehabt hatte. Auch Minerva war eines Tages aufgetaucht, nachdem er bereits den größten Teil des Tages wach bleiben konnte und nicht mehr nach wenigen Momenten ermüdete. Die Frau wieder zu sehen, die immerhin auch seine Lehrerin gewesen war, war unangenehm gewesen. Für sie beide, denn Minerva hatte wie alle anderen Potters Ansprache zu Severus Snapes Leben mitbekommen und hatte damit wie viele anderen ihre Ansichten über ihn überdenken müssen. Severus hielt es ihr nicht vor. Ganz im Gegenteil, die Tatsache, dass nahezu alle in ihm den Verräter und den treuen Todesser gesehen hatten bedeutete doch, dass er seine Rolle überzeugend gespielt hatte. Was nach wie vor etwas war, was notwendig gewesen war. Es war nicht auszudenken was passiert wäre, wenn er bei dieser Aufgabe versagt hatte.   Nach den ersten unangenehmen Momenten war es ihnen aber recht leicht gefallen zumindest leichte Konversation zu betreiben. Nur Minervas Information, dass er auch weiterhin Schulleiter von Hogwarts war - dieses Mal sogar auf Befehl des Ministeriums hin, hatte ihn deutlich aus der Bahn geworfen.   Severus machte sich nichts vor, er war ein schrecklicher Lehrer. Die Aufgabe, Kindern die Kunst der Zaubertrankbrauerei beizubringen war eine, die ihm einfach nicht lag. Es sähe gewiss anders aus, wenn er ein Talent vor sich hatte, welches selbst komplexe Erklärungen verstehen und befolgen konnte. Jemanden, der mit Leidenschaft an die Sache ging. Der Großteil der Schüler allerdings war nicht einmal als Mittelmaß einzustufen. Minerva musste ihm erst deutlich machen, dass er als Schulleiter ganz andere Aufgaben hatte, damit er sich genug entspannte um sich damit auseinanderzusetzen.   Snape verspürte wenig Verlangen danach, nach Hogwarts zurückzukehren. Dieser Ort mochte zuerst sein Heim gewesen sein, letzten Endes hatte es sich aber eher als eine Art Gefängnis entpuppt, je größer die Gefahr des Dunklen Lords geworden war und damit natürlich auch die Aufgaben komplexer geworden waren, die er hatte annehmen müssen.   Severus hatte einige Tage gebraucht um zu realisieren, dass kein Albus Dumbledore mehr dort sein würde. Dieser Umstand bedeutete für ihn ganz klar, dass er eine Freiheit erlangt hatte, welche er in seinem bisherigen Leben nie hatte sein Eigen nennen können. Letzten Endes war er zwar nach wie vor mit einem unguten Gefühl aus dem St. Mungos entlassen worden, hatte sich aber dennoch rasch an den Umstand gewöhnen können, welche Position er fortan einnehmen würde.   Seine Rückkehr nach Hogwarts war allerdings nicht wirklich positiv verlaufen. Seine Empfindungen, zumindest streckenweise hinter diesen Mauern gefangen gewesen zu sein, hatten nicht dafür gesorgt, dass der Anblick des alten Schlosses ihn schmerzen würde. Von dem finalen Kampf hatte Severus nichts mitbekommen, entsprechend hatte er auch nur erahnen können, in welchem Zustand sich Hogwarts befand. Auch die Information, dass man bereits seit einigen Monaten daran arbeitete alles wieder zu richten und die größten Schäden bereits beseitigt waren, hatte ihn nicht unbedingt beruhigt.   Snape war Mitte August zurückgekehrt und die Reparaturarbeiten hatten sich fast bis zu den Weihnachtsferien fortgesetzt. Die Schüler waren in dem Jahr ausnahmsweise erst am 01. Oktober zurückgekehrt, schon damit die meisten Dinge erledigt werden konnten, um die Sicherheit der Schüler garantieren zu können und natürlich auch so wenig Einschränkungen wie möglich hinnehmen zu müssen. Wer ebenfalls in diesem Jahr zurückgekehrt war, war das Trio. Granger, Weasley und Potter. Alle drei mit dem Wunsch den Abschluss nachzuholen, welcher ihnen im finalen Jahr verwehrt geblieben war. Und mit ihnen waren viele weitere zurückgekehrt, so dass in Hogwarts weitaus mehr Schüler beherbergt wurden, wie es gewöhnlich der Fall war.   Severus kehrte nach seiner Morgentoilette in sein Schlafzimmer zurück, um sich einzukleiden und dann in den Vorraum zu gehen, wo er für gewöhnlich ein leichtes Frühstück zu sich nahm. In dem Moment wo er diesen Raum betrat, erschien auch sein gewöhnliches Frühstück auf dem kleinen Tisch. Auch etwas, was Severus gewohnt war.   Der Tag, an dem Potter und viele anderen die Schule verlassen hatten - dieses Mal mit einem mehr oder weniger guten Abschluss - war nun schon ganze sieben Jahre her. Und in der Zwischenzeit hatte Snape sich recht gut an seine Rolle gewöhnt.   Von Potter selbst hatte er in all den Jahren nahezu gar nichts mehr gehört, abgesehen davon, was im Tagespropheten zu lesen war. Der Junge hatte schnell geheiratet und war nach wie vor ein Stern in der magischen Welt. Snape war das nur Recht, solange er sich nicht weiter damit befassen musste. Er genoss sein recht ruhiges Leben das er nun hatte. Ein Leben, welches er fast ausschließlich in seinem Büro verbrachte, nur selten unterbrochen von Besprechungen oder Schülern die ihn direkt sprechen mussten. Auch wenn er in letzter Zeit es sich angewöhnt hatte, zumindest bei den Mahlzeiten ebenfalls hinunter in die Große Halle zu gehen.   Während er genießend an seinem Tee nippte, nahm er die Zeitung an sich und überflog die Nachrichten. Die erste Seite war dieses Mal den Änderungen im Ministerium gewidmet, auch dort schien ein regelrechter Umbruch durchgesetzt zu werden. Viele Dinge hatten sich verändert. Was dieses Mal aber mehr seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war die kleine Anzeige direkt unter der Hauptmeldung des Tages.   Inmitten von London hatte ein neuer Club eröffnet, ein weiteres Projekt vom Ministerium. Soweit bisher bekannt war, sollte dieser Club die magische und die Welt der Muggel miteinander verbinden, in einem Umfang, der ihr Geheimnis weiterhin wahren würde, aber dennoch dazu beitragen sollte, die nahezu rassistischen Ansichten einige Magier etwas zu verändern.   Snape hatte dieses Konzept nur am Rande verfolgt. Das Zentrum bildete wohl eine verzauberte Maske, welche jeder Gast tragen musste, wenn er Zugang erlangen wollte. Diese Masken sollten einerseits ihre Magie schützen, zum anderen aber auch dafür sorgen, dass man in der Lage war die richtigen Personen um sich herum zu erkennen, ohne sie wirklich zu erkennen. Ein anonymer Ort, der sowohl Zuspruch wie auch Ablehnung hervorrief. Es gab nach wie vor mehr als genug Zauberer und Hexen, die auf die strickte Trennung ihrer Welt mit der Welt der Muggel pochten. Etwas, was das Ministerium aber nicht wirklich durchgehen ließ.   Um eine weitere Ära mit einem Dunklen Lord vorzubeugen, hatte man beschlossen, etwas für das Verständnis zu tun. Im ersten Schritt waren Flyer rausgegeben worden, wie man sich in der Welt der Muggel kleiden und bewegen sollte, um nicht erkannt zu werden. Und vor gut einem halben Jahr war dann endlich der Club eröffnet worden. Erste Statistiken zeigten deutlich, dass es ein voller Erfolg werden würde. Viele Freundschaften hatten sich entwickelt und ebenso viele Beziehungen waren entstanden.   Wenn Snape darüber nachdachte, was die letzten Jahre für ihn gebracht hatten, war vor allem die neu gewonnene Freiheit ein großer Faktor. Er war endlich frei von Verpflichtungen die ihm mehr als einmal an den Rand dessen gebracht hatten, was er leisten konnte. Und nun wo er diesen Artikel vor sich sah, fragte ein kleiner Teil ihn danach, ob er dort nicht einmal vorbeischauen sollte. Immerhin war er nun frei genau diese Entscheidungen zu fällen und die Anonymität war da eindeutig ein Faktor, der es ihm sogar recht leicht machte, diese Gedanken auch zuzulassen. Das Letzte was er wollte war, dass man ihn erkannte. Snape war nicht wirklich ein sehr geselliger Mensch, aber wie nahezu alle hatte auch er gewisse Bedürfnisse, die er in den letzten Jahren nur in dunklen Seitengassen wirklich hatte erfüllen können.   Mehr hatte er auch nie gewollt. Lily war immer seine große Liebe gewesen und bis zum heutigen Tage hatte sich daran auch nichts geändert, auch wenn er in den ganzen letzten Jahren sich eher an sein eigenes Geschlecht gehalten hatte. Aber Liebe und Lust waren eben zwei unterschiedliche Dinge. Nach all den Jahren war er aber auch an einem Punkt, wo Lily zwar noch in seinem Herzen war und dort auch ein Leben lang bleiben würde, er aber zumindest bereit war voran zu gehen. Eine Beziehung war zwar nicht wirklich das, was er sich dabei ausrechnete, aber einige feste Kontakte, wo er finden könnte was er gerade brauchte, waren wohl nicht zu verachten. Ein weiterer Vorteil wäre ganz eindeutig, dass Minerva ihm dann nicht länger in den Ohren lag, dass er sich in seinem Büro in Hogwarts vergrub und es an der Zeit wäre, wieder in die Welt hinauszugehen.   Damit war die Entscheidung gefallen. Es war ein Glück, dass es noch gut eine Woche bis zum Schulbeginn war und Severus Snape freute sich innerlich sogar darauf, an diesem Abend das nectere zu besuchen und sich ein Bild davon zu machen, ob es sich lohnte ein wenig mehr soziale Kontakte zu pflegen, als er es in seinem bisherigen Leben erlaubt hatte. 02 differently -------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   02 differently   ―—————————————————————————―————————————————————————— Es war ein Handeln rein aus Gewohnheit, welches Severus Snape dazu veranlasst hatte, seine Unterkunft zu verlassen, um zu Hogwarts’ Toren zu laufen, um von dort aus zu apparieren. Jetzt allerdings wünschte er sich ganz klar, einen anderen Weg gewählt zu haben und wenn er den verdammten Kamin hätte benutzen müssen. Eine Art zu reisen, die Severus nicht unbedingt anderen Arten vorzog. Das Problem vom hängen bleibendem Ruß war gewiss nichts für den heutigen Abend. Eine Minerva McGonagall, die ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte, war allerdings etwas, was Severus um jeden Preis hätte verhindern wollen.   “Severus, Sie sagten zwar, dass sie an diesem Abend nicht im Schloss sein würden, allerdings hatte ich da nicht den Eindruck, dass Sie… ausgehen würden!”, sagte sie spitz und blickte ihn mit einer Selbstsicherheit an, die es wohl jedem wahnsinnig schwer machen würde, auch nur zu versuchen, sich irgendwie herauszureden. Severus hatte eigentlich geplant diesen Abend ganz im Stillen, nur für sich zu genießen. Falls es denn etwas zu genießen geben würde. Eine Minerva, die ihn aufs Genauste mit ihrem Blick prüfte war allerdings kein Teil seines Planes gewesen.   Mit deutlicher Anspannung versuchte er ihren strengen Blick zu erwidern. “Sie waren es doch, Minerva, die mir gesagt hat, ich müsse unter Menschen!”, schoss er zurück, hoffend, dass das Thema damit erledigt war. Ihrem triumphierenden Blick nach zu urteilen, lagen seine Chancen sogar besser als gedacht. Erneut ließ sie den Blick über ihn wandern. Severus trug eine schwarze, bequeme Hose und dazu ein weißes Hemd. Dinge, die er eh nahezu immer trug, auch wenn die neue Zusammenstellung - ganz ohne seinen Gehrock - noch ungewohnt war, so war es nichts vollkommen neues.   “Das wurde auch Zeit, Severus!”, sagte sie schließlich in einem Ton, den der Mann nicht wirklich einzuordnen vermochte. Es war Wärme in ihrer Stimme, die er so - zumindest nicht wenn sie mit ihm sprach - noch nie gehört hatte. Sie sorgte deutlich dafür, dass die Anspannung ein wenig aus seinem Körper wich. “Genießen Sie den Abend, Severus!”, fügte sie dann mit einem schmalen Lächeln hinzu, klopfte ihm kurz auf den Unterarm, ehe sie sich weiter in Richtung des Schlosses bewegte. Etwas perplex schaute Severus ihr nach, bis sie im Schutz der Mauern verschwunden war. Erst dann setzte auch er sich wieder in Bewegung, um endlich wegzukommen. Sein Verlangen danach, noch weitere seiner Angestellten zu sehen, die vielleicht ähnlich sinnlose Worte für ihn hatten, war doch relativ gering.   Kaum hatte er die Tore durchschritten, apparierte er.     ***     Severus kam nicht weit vom nectere an und lief das letzte Stückchen. In dem Augenblick wo er den Club erreichte und damit auch die Menge die davor wartete, konnte er den Zauber spüren, der über dem Platz lag. Es war vollkommen egal wie intensiv er versuchte jemanden in der Menge auszumachen, der Zauber verhinderte, dass man jemanden erkennen konnte. Was Severus ein wenig mehr Sicherheit gab näher zu treten und mit den restlichen Menschen um ihn herum darauf zu warten, bis er an der Reihe war. Ein Zauberer war natürlich in der Lage diesen Zauber zu spüren, ein Muggel hingegen wurde schlichtweg so abgelenkt, dass er keinerlei Zeit hatte seiner Umgebung einen intensiveren Blick zu schenken.   Das Schild über dem Eingang war kunstvoll gefertigt worden, auch wenn ein Muggel wohl kaum die beiden Zauberstäbe, die den Namen überkreuzten, erkennen konnte. Wie es aussah, wurde die eingelassene Menge in zwei Gruppen eingeteilt, was durchaus Sinn machte. Wenn Severus seinen Blick schweifen ließ, konnte er erkennen, dass einige eine Maske dabei hatten und diese Personen schienen auch grundsätzlich nach rechts zu gehen, sobald sie das Gebäude betreten hatten, während jene, die ohne Maske waren, nach links geschickt wurden. Severus vermutete, dass er erst einmal eine Maske bekommen musste und dazu hoffentlich auch ein paar Erklärungen. Ganz wohl war ihm bei dieser Sache noch nicht.   Es dauerte auch nicht lange, bis er zur Spitze vorgedrungen war. Der Türsteher musterte ihn wenige Sekunden, ehe er nach links deutete. Dann widmete er sich schon dem nächsten Gast. Severus trat ein und fand sich in einer Halle wieder, die mit dem gleichen Zauber ausgestattet war, wie der Eingang. Er folgte dem linken Weg und traf schließlich auf eine junge Frau, die ihm aufmunternd entgegenlächelte. Wie auch schon der Türsteher, trug auch sie eine Maske.   “Willkommen im nectere!”, begrüßte sie ihn und hielt ihm schließlich einer der Masken entgegen, die er bereits draußen gesehen hatte. “Bitte legen Sie diese Maske an, sie ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Cubs!”   Severus nahm sie an und musterte sie einen Augenblick. Das Material wirkte kühl in seinen Händen, aber auch an ihr konnte er starke Zauber spüren. “Was genau bewirkt sie?”, fragte er deswegen nach, während er sie zögernd anhob und passend über sein Gesicht legte. Sie passte wie angegossen, als wenn man sie extra für ihn angefertigt hatte. Die Frau neben ihm lächelte leicht und deutete in die Richtung, in die die Gäste verschwunden waren, die bereits eine solche Maske hatten.   “Diese Maske gehört nun Ihnen, sollten Sie wiederkommen wollen, bitten wir Sie, sie gut zu verwahren. Hier im nectere wird sie dafür sorgen, dass Sie nicht erkannt werden. Egal wie sehr man sich bemüht, selbst wenn man sich bereits kennt, es ist unmöglich, einander wirklich zu erkennen. Darüber hinaus ist diese Maske in der Art verzaubert worden, dass sie einem hilft, die richtigen Personen zu finden. Menschen die nicht für Sie geeignet sind, sei es aufgrund von Interessen, Geschlecht oder anderen Gründen, werden nicht als Personen wahrgenommen, denen Sie näher kommen wollen. Entsprechend wirken Personen interessant für Sie, die geeignet sind!”, erklärte man ihm.   Severus konnte sich das kaum vorstellen. Sie hatten fast die Tür erreicht, hinter der er bereits gedämpfte Musik hören konnte und soweit er sich erinnerte, waren vor dem Eingang so viele verschiedene Menschen gewesen, dass einzelne Zauber sicher nicht in der Lage waren, die Personen aus zu filtern, die nicht von Interesse waren und jene einem zu zeigen, die es doch waren. Severus war ein guter Zauberer, er wusste wie viel mit simplen und weniger simplen Zaubersprüchen möglich war, die Macht der Maske erschien ihm aber viel zu groß, als dass es möglich wäre.   “Machen Sie sich keine Gedanken, Sir! Die Zauber die auf dieser Maske liegen sind vollkommen in der Lage Ihnen einen angenehmen Abend mit den richtigen Leuten zu verschaffen. Darüber hinaus möchte ich Sie informieren, dass wenn Sie hier jemanden treffen, mit dem Sie sich in einer etwas privateren Runde weiter beschäftigen wollen, dass Sie an der Bar Hilfe finden. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend!” Mit diesen Worten wendete sie sich ab und Severus griff ganz automatisch zu der Klinke, um den Club betreten zu können. Er bemerkte nicht einmal mehr, dass all die Fragen von zuvor unwichtig geworden waren. Er entspannte sich vollkommen und Sorgen die zuvor vorhanden gewesen waren, spielten nun keine Rolle mehr.     ***     Die Musik die Severus entgegen schlug, war laut und hatte einen unglaublichen Bass. Nicht unbedingt das, was der Mann genoss, aber für den Augenblick konnte er dieses tolerieren. Das erste was er wirklich wahrnahm war, dass er keine Frauen sehen konnte. Um ihn herum tummelte sich nur eine bunte Schar von Männern. Große, kleine, blonde und brünette. Solche Merkmale nahm Severus vollkommen klar auf, aber darüber hinaus fiel es ihm wahnsinnig schwer die anwesenden Männer zu erkennen. Die Maske schien wirklich ihren Dienst zu Vollrichten, auch wenn er sich fragte, wieso er nur Männer sehen konnte. Er hatte ja verstanden, dass Personen die uninteressant für ihn waren, ausgeblendet wurden. Allerdings konnte er nicht behaupten, die Gesellschaft alleine von Männern zu bevorzugen. Mit Frauen kam er genauso gut zurecht, meisten sogar besser wie mit Männern.   Den sich bietenden Anblick in sich aufnehmend, bewegte er sich voran, steuerte die Bar an, um sich einen Drink zu genehmigen, während er sich überlegte, ob dieses hier der richtige Ort für ihn war. Er fragte sich wirklich, wie weit er sich hier fallenlassen konnte. An der Bar angekommen, ließ er sich auf einen der Hocker fallen, ohne die Tanzfläche vor ihm aus den Augen zu lassen. Er musste durchaus zugeben, dass der Anblick einer war, der nicht zu verachten war. Eine ganze Menge Körper bewegte sich zu den Rhythmen der Musik, verschmolzen regelrecht zu einer sich wogenden Masse. Manche schienen ähnlich gekleidet zu sein wie Severus selbst es für diesen Abend gewählt hatte, andere waren in Jeans und manche hatten scheinbar im Laufe ihrer Eskapaden auf der Tanzfläche ihre Oberteile entsorgt. Nur sehr schwer konnte er den Blick wieder abwenden, um sich etwas zu Trinken bestellen zu können.   Ein junger Mann stand vor ihm, auch bei ihm erkannte Severus nicht viel mehr, als dass er rötlich-blonde Haare hatte und einen durchaus gut in Schuss gehaltenen Körper. Severus konnte darüber hinaus auch die Magie spüren, die von diesem Mann ausging. Das beruhigte ihn irgendwie, so war es nicht notwendig bei jedem mit dem er vielleicht ins Gespräch kam, vorsichtig sein zu müssen was er sagte. Immerhin hatte er wenig Interesse daran, mit einem Muggel über magische Dinge zu sprechen und da dieses sein Leben war, könnte das hier durchaus passieren.   “Das erste Mal hier?”, wurde er auch sofort gefragt und Severus nickte ihm leicht zu, ehe er sich versuchte weiter zu entspannen. “Entspann dich, Kumpel! Die Meisten die einmal hergekommen sind, kommen öfter wieder!”, erklärte er, während er sich zu Severus beugte, dabei aber die Tanzfläche absuchte. “Sieh mal da auf der linken Seite, erkennst du die beiden?”, fragte er nach und Severus folgte mit den Augen der Richtungsangabe, nur um verwundert die Augenbrauen anzuheben. Dort in der Ecke stand ein Pärchen, das sich entgegen der harten Musik eher sanft zusammen wiegte, zu Klängen, die vermutlich nur die beiden hören konnten. Was aber weitaus verwunderlicher war, war, dass sie anders waren. Severus konnte an ihnen weitaus mehr Merkmale ausmachen, als er es bei anderen Gästen konnte.   “Wieso…”, setzte er an, wusste aber nicht wirklich, wie er diesen Satz enden lassen sollte. Das war aber auch gar nicht notwendig, wie es schien. “Wieso man sie deutlicher erkennen kann? Ganz einfach. Diese beiden gehören untrennbar zusammen. Sie haben sich hier kennen gelernt, direkt am Tage der Eröffnung und sind seit dem jedes Wochenende zurückgekommen. Die Magie der Masken sorgt dafür, dass wir nur erkennen was wir selbst suchen. Dass du die beiden siehst, heißt also klar, dass du einen Mann suchst!”, wurde er aufgeklärt.   Wenn es möglich gewesen wäre, hätte Severus seine Augenbraue noch weiter angehoben. Aber auch ohne diese Geste war scheinbar offensichtlich, was er gerade dachte. Der Mann vor ihm schmunzelte leicht und klopfte ihm dann freundschaftlich auf die Schulter, eine Geste, die Severus nicht wirklich zu schätzen wusste. In Anbetracht ihres Aufenthaltsortes, behielt er seine Meinung allerdings für sich. “Nimm es nicht schwer, viele von uns wissen am Anfang gar nicht so Recht was wir hier suchen. Das erleben wir täglich. Aber wenn du dem ganzen eine Chance gibst, kann es sich nur zu deinem Vorteil entwickeln. Was zu trinken?”   Severus nickte verstehend. “Scotch!”, war seine Antwort ehe er erneut das Paar betrachtete, welches ihm gezeigt worden war. Nur am Rande nahm er wahr, wie ihm sein Drink gereicht wurde. Severus war viel zu abgelenkt. Er verstand es einfach nicht. Er war gewiss nicht hier um sich etwas für die Nacht zu suchen, einen netten Mann der bereit war ihn ranzulassen, dafür war dieser Ort absolut der falsche. In den letzten Jahren hatte er da nicht viel mehr machen können, als in dunklen Gassen zu suchen. Einerseits war Zeit ein Problem, andererseits war Severus sich vollkommen bewusst darüber, dass er gewiss nicht gerade der Traum anderer Männer war. Sein Charakter und wohl auch sein Aussehen sorgten schon dafür. Was ihn nicht sonderlich störte. Dass er letzten Endes auf Männer umgesattelt hatte, war einfach etwas gewesen, was sich so ergeben hatte. Ihm war früh bewusst gewesen, dass beide Geschlechter etwas für sich hatten, aber Frauen hatte er bisher immer als attraktiver empfunden. Gerade deswegen verwirrte es ihn nun extrem, dass er keine Frauen hier sehen konnte, obwohl er genau wusste, dass es welche geben musste.   Mit einem leichten Kopfschütteln verdrängte er die Gedanken und schnappte sich lieber seinen Drink, um dann aufzustehen und sich ein wenig umzusehen. Um solche Gedanken, die seine Interessen betrafen, konnte er sich auch in der kommenden Woche Gedanken machen, wenn er zurück in Hogwarts war und die Ankunft der Schüler vorbereitete. Das war vermutlich ein Thema, mit dem er sich eh auseinandersetzen musste, nun da er die Freiheiten hatte eigene Entscheidungen zu treffen. Zuvor hatte er dazu eben kaum eine Gelegenheit gehabt.     ***     Einige Stunden später konnte Severus seine anfänglichen Zweifel nur noch schwer verstehen. Er hatte sich in der Zwischenzeit mit einigen wirklich gut unterhalten und seit gut einer Stunde war in der Gesellschaft eines Mannes, mit dem ihm scheinbar so einiges verband. Während Severus genießend seinen Drink trank, hatte sein Gesprächspartner sich auf die Tanzfläche begeben, wo er sich sinnlich zu der Musik bewegte und ihm nahezu ununterbrochen Blicke zu warf, die man kaum missverstehen konnte. Das seltsame war, dass Severus zwar erkannte, dass dieser Mann jünger wie er selbst war und dass er dunkle Haare hatte, aber darüber hinaus war alles wie verzerrt. Dennoch störte es ihn nicht. Er konnte nicht leugnen, dass ihm gefiel was er bisher zu sehen bekommen hatte und ein Gefühl sagte ihm, dass diese Nacht noch lange nicht vorbei war.   Als das Lied endete und der junge Mann erneut zu ihm kam, fühlte es sich für Severus einfach richtig an. Es war auch in diesem Augenblick, dass ihm wieder einfiel, dass es hier Möglichkeiten gab, privat sich zurückzuziehen. Und in Anbetracht der späten Stunde, des vollen Clubs und der lauten Musik, fand er diese Idee ansprechend. Sein Gegenüber schien auch nicht abgeneigt zu sein, nach Stunden, die er auf der Tanzfläche verbracht hatte - Severus war dieser eine Mann einige Male aufgefallen - war bei ihm wohl auch ein Level erreicht, wo eine Pause angebracht war. Entsprechend zögerte auch gar nicht, seinen Wunsch in die Tat umzusetzen.   “Komm… soweit ich weiß, kann man sich hier zurückziehen. Langsam wird es doch viel zu laut um sich zu unterhalten!” Obwohl er den Mann nicht klar erkennen konnte, wusste er einfach, dass dieser ihm einen kecken Blick zu warf, ehe er melodisch lachte. “Oh, unterhalten also?”, wurde er gefragt und nicht zum ersten Mal an diesem Abend waren die Worte so unglaublich vertraut und dennoch so fremd für ihn, dass ihm fast schon schwindelig davon wurde. Was natürlich auch an dem Scotch liegen konnte, den Severus an diesem Abend genossen hatte. Er war gewiss nicht betrunken, ganz nüchtern aber auch nicht. Anstatt sich lange mit einer Antwort aufzuhalten, griff er nach der Hand des Anderen und führte ihn zur Bar.   Scheinbar waren sie nicht die Einzigen und als sie endlich nahe genug waren, um den Wunsch auszusprechen, stand auch schon jener Mann vor ihnen, mit dem Severus sich ganz am Anfang dieses Abends unterhalten hatte. Mit einem leichten Lächeln reichte er Severus eine Karte und deutete auf eine Tür die links neben der Bar zu sehen war. “Viel Spaß und ich hoffe wir sehen euch bald wieder!” Mit diesen Worten wurden sie entlassen. Severus steuerte die Tür an und als diese hinter ihnen zu fiel, war es, als wenn sie an einen anderen Ort appariert wären. Die Schritte die sie gingen waren die einzigen Geräusche die noch zu hören waren. Und obwohl Severus zum ersten Mal hier war und keine Ahnung hatte wie es hier wirklich ablief, wusste er ganz genau, welche der vielen Türen er ansteuern musste. Wenig später hatte er mit Hilfe der Schlüsselkarte die Tür geöffnet.   Der Raum der vor ihnen lag war gemütlich. An der linken Wand gab es einen Kamin und davor stand ein breites, einladendes Sofa. Die rechte Seite des Raumes war abgetrennt und dahinter sah Severus die Kante eines scheinbar recht großen Bettes. Etwas überrascht davon, blieb er stehen, sein Gesprächspartner allerdings drückte ihn weiter in den Raum hinein, um dann die Tür hinter ihnen schließen zu können. “Überrascht?”, wurde er gleich auch gefragt und in seiner Unachtsamkeit nickte Severus ehrlich. Der Andere lachte erneut. “Das nectere hat den Sinn die Welt der Muggel mit der unseren zu verbinden. Manche wollen nur reden und manche… mehr!”   Severus verstand dieses durchaus, allerdings hatte er gewiss nicht damit gerechnet, regelrecht Zimmer bekommen zu können, um Sex zu haben. Das Ministerium hatte mit diesem Club doch ganz gewiss nicht im Sinn, so etwas zu fördern. Obwohl Severus sich nach diesem Abend nicht mehr ganz so sicher war, ob er einschätzen konnte, was das Ministerium vorhatte. Dieses ganze Konzept war seltsam, als wenn man versuchen würde Paare zusammenzuwürfeln, damit nicht mehr so viele Singles da waren. Und in Anbetracht dieser Zimmer, musste man sich wohl auch fragen, ob Paare der richtige Ausdruck dafür war, was man hier anstrebte.   “Wenn es dir unangenehm ist, können wir auch gehen. Du weißt, was hier geschieht, geschieht einvernehmlich!”, wurde er aus seinen Gedanken gerissen, doch Severus schüttelte nur leicht den Kopf, ehe er den jungen Mann anschaute. “Das ist es nicht!”, gab er zu. “Ich bin nur etwas überrascht. “Dieses hier schreit ja geradezu danach, dass man Sex hat. Fast wie eine Aufforderung!”, gestand er. Erneut Lachte sein Gegenüber, trat dabei näher an ihn heran, um ihm einige der Haare hinter das Ohr zu zupfen. “Wie sagten sie noch? Die Masken zeigen dir nur das, was interessant für dich ist. Selbes gilt auch für diese Räume!” Severus erschauderte leicht bei der Stimme, die ihm entgegenschlug. Es war nach wie vor ein unglaublich vertrautes Gefühl, aber er konnte partout nicht sagen, wieso es so war.   “Mit anderen Worten, du bist nicht abgeneigt die Worte in etwas handfestere Regionen wandern zu lassen!”, konterte Severus und legte seine Hände auf das Becken des anderen Mannes. Trotz der Maske konnte er das verschmitzte Grinsen sehen. “Ich bin nicht abgeneigt!”, gab dieser zu, was Severus leise schnauben ließ. Das hier erschien schon zu einfach. “Nicht dass ich es nicht zu schätzen wüsste, ohne große Diskussion ans Ziel gelangen zu können. Aber erlaube mir die Frage, ob es bei dir immer so schnell geht!” Severus wollte wissen auf was er sich hier einließ. Vom ersten Eindruck her gefiel ihm der Mann wirklich verdammt gut, aber schon aufgrund seines bisherigen Lebens war er doch recht vorsichtig und misstrauisch.   Der Andere jedoch hob abwehrend die Hände. “Oh, nein, nein! Kein falsches Bild von mir!”, erklärte er, trat aber auch nicht zurück. “Es ist… kompliziert. Man könnte sagen, mein Leben war zu chaotisch. Ich weiß erst seit einer kurzen Weile was ich wirklich will. Aber normalerweise bin ich nicht der Typ, der sich jedem sofort an den Hals wirft. Es liegt einfach an dir, ich kann es nicht erklären, aber ich denke du kannst es dennoch verstehen!”, erklärte er, hob die Hand erneut und ließ einen Finger über die Kante der Maske gleiten. Severus verstand es wirklich, so wie er genau spürte, dass dieser Mann ihm die Wahrheit sagte. Das beruhigte ihn ungemein, es war meistens schwer seine misstrauische Seite unter Kontrolle zu bringen und Severus wusste, dass er sich damit vermutlich einiges selbst verbaute.   Aber heute nicht, heute wollte er sich wirklich vollkommen auf seine Instinkte verlassen und diese sagten ihm klar, dass er mehr als bereit war, diesen Mann ins Bett zu verfrachten und die Situation auszukosten, solange die Nacht noch anhielt. Es war lange her bei ihm, der ganze Krieg und danach seine Position als Schulleiter hatten es ihn nicht unbedingt leicht gemacht, seine eigenen Bedürfnisse mehr zu beachten. Wobei er sich eingestehen musste, dass er eben jene Bedürfnisse in den letzten Jahren nur selten gespürt hatte. Darüber hinaus konnte er auch nicht leugnen, dass er einen Mann wie diesen gewiss nicht so schnell wieder sehen würde.   Die kurz aufkeimenden Gedanken, warum es gerade dieser Mann war, der ihm so gefiel und warum ihm der Gedanke so gar nicht gefallen wollte, in ihm jemanden zu sehen, der alles ansprang was sich nicht schnell genug retten konnte, unterdrückte er so schnell wie sie gekommen waren. Er bemerkte nicht einmal, dass die Zauber die auf den Masken lagen ihn so beeinflussten. Es waren immer nur kurze Empfindungen die durchbrachen, die er aber bereits von sich aus sofort zurück schob. Unter anderen Umständen hätte Severus wohl schon lange das Weite gesucht und die Maske in magischen Flammen aufgehen lassen, um nicht so manipuliert zu werden. Nichts anderes passierte hier und unterbewusst registrierte Severus Snape diese Tatsache sehr deutlich.   Lieber zog er den jungen Mann näher an sich heran. “Vielleicht klingt das Bett doch ganz interessant!”, murmelte er gegen dessen Lippen, ehe er seine eigenen dagegen drückte. Severus Snape war, was Zärtlichkeiten anging, sicherlich nicht der erfahrenste Mensch den es gab. Beziehungen hatte er keine geführt, die einzige die er immer gewollt hatte war eben Lily und diese hatte sich für jemand anderen entschieden. So sehr er diese Tatsache bedauerte, er konnte es nicht ungeschehen machen. Für lange Zeit hatte er gar keine Bedürfnisse verspürt, sexuell sich etwas zu entwickeln. Es war erst lange nach dem fatalen Halloween gewesen, dass er angefangen hatte daran etwas zu ändern. Aber dort hatte er sich nie auf tiefere Dinge eingelassen.   Wenn Severus darüber nachdachte, waren seine Erfahrungen im sexuellen Bereich sehr eingeschränkt. Schneller, bedeutungsloser Sex in dunklen Seitengassen um die körperlichen Ansprüche zu befriedigen war eben nichts, was man wirklich als gute Erfahrungen nehmen konnte. Generell konnte man sagen, dass er in der Theorie so einiges wusste, in der Praxis dieses Wissen aber nie hatte austesten können. Entsprechend war es durchaus eine Erleichterung, dass sein Gegenüber ihn regerecht Richtung Bett drängte, wo sie sich zusammen drauf fallen ließen.   Severus löste den eher unschuldigen Kuss, um sich etwas aufzurichten und den Mann anschauen zu können, mit dem er gerade zusammen war. Was er sah gefiel ihm nach wie vor. Mit sicheren Händen griff er zu dem Hemd, welches der Andere trug, um langsam die Knöpfe zu lösen und den Stoff zur Seite zu schieben. Die Haut die er frei legte war makellos und weich, der Oberkörper jung, fest und begehrlich. Severus realisierte immer mehr, dass dieser Mann weitaus jünger war wie er selbst und die Gedanken, dass er vermutlich viel zu alt war, keimten immer wieder auf. Aber so wie er es nicht hinbekam nach dem Namen zu fragen, so war es scheinbar ganz unmöglich nach dem Alter zu fragen.   Unter anderen Umständen, da war Severus sich sicher, würde ein Mann wie dieser ihm sicherlich keinen zweiten Blick schenken. Er kam nicht darum herum in genau diesem Augenblick zu realisieren, dass die Maske die sie nach wie vor trugen, sämtliche äußeren Hemmschwellen beseitigte. Denn anhand dieses Abends konnte er voller Überzeugung sagen, dass sie durchaus zusammen passten. Sie unterhielten sich wunderbar, teilten Ansichten und scheinbar hatten sie eine ähnliche, weniger positiv verlaufene Vergangenheit. Severus wusste es, auch wenn sie - wie bei vielen anderen Dingen - hierbei nicht weiter ins Detail gegangen waren. Aber das Wissen war einfach da, dass sie verstanden, wie es dem jeweils anderen ging.   Für einen kurzen Augenblick konnte Snape auch gar nichts anderes wie Dankbarkeit empfinden, dass er an diesem Abend einen attraktiven jungen Mann haben konnte. Und mit zulassen dieses Gedankens begriff er auch, dass dieses Zimmer wirklich genau auf das ausgelegt war, was er gesucht hatte. Er mochte es nicht realisiert haben, aber er sehnte sich nach so langer Zeit wirklich danach, jemanden spüren zu können. Er mochte nichts festes suchen, aber ab und an gab es eben doch etwas, was er machen musste, um weiterhin zufrieden sein zu können.   Den Moment nun auskosten wollend, ließ er die leicht rauen Fingerspitzen über die Haut wandern, die tatsächlich so weich war, wie sie aussah. Und sie war warm. Eine Wärme, die scheinbar über seine Fingerspitzen direkt in seinen Körper glitt und ihn vollkommen ausfüllte, als wenn er nach Jahren der Kälte zum ersten Mal erneut diese Wärme spüren konnte. Was vermutlich auch irgendwie stimmte. Obwohl es bereits Jahre her war, die sie nun in Frieden hatten verbringen dürfen, hatte die Vergangenheit Severus nicht losgelassen. Nach so langer Zeit war es vermutlich auch nicht sehr verwunderlich, dass es einem schwer fiel.   Es gab keinen Dunklen Lord mehr, er hatte seine Pflicht gegenüber Potter erfüllt und auch Dumbledore war nicht mehr da, um sein Leben zu lenken. Er hatte dieses Leben viel zu lange gelebt und plötzlich ganz auf sich gestellt zu sein, frei zu sein, war doch schwerer zu realisieren gewesen, als er gedacht hatte. Er erinnerte sich, dass er noch im St. Mungos daran gedacht hatte, dass er schnell auf die Beine kommen müsse, um wie er es versprochen hatte, die Schüler von Hogwarts zu schützen. Dass es keine Gefahr mehr für diese gab, hatte er in dem Augenblick kaum aufnehmen können. Und ähnlich hatte es sich mit Potter verhalten, als dieser zurückgekehrt war, obwohl auch er keinen Gefahren mehr ausgesetzt gewesen war. Severus hätte nie gedacht, dass es ihm so schwer fallen würde, den Frieden der sich ausgebreitet hatte, anzunehmen. Aber hier und jetzt wusste er, dass er alles tun konnte was ihm beliebte und genau das wollte er auch nie wieder vergessen.   Er ließ die Finger tiefer gleiten, ohne den Blick von dem Körper abzuwenden. Er konnte mehr als deutlich spüren, dass ihm sämtliches Blut schon lange in tiefere Regionen abhanden gekommen war. Und er konnte deutlich sehen, dass er da nicht der Einzige war. Was machte es schon, hier Sex zu haben? Es war eine einmalige Sache und anschließend würden sie beide ihren Weg gehen und selbst wenn sie sich je erneut sehen würden, würden sie kaum einander als denjenigen erkennen, mit dem sie in dieser Nacht das Bett geteilt hatten. Das Konzept dieses Ladens war wirklich ein Segen und Severus war mehr als bereit, dieser Gelegenheit nachzugeben, um neue Erfahrungen sammeln zu können.   Bevor er allerdings mit den Fingern sich an dem Knopf der Hose zu schaffen machen konnte, richtete der Mann unter ihm sich etwas auf und begann damit, Severus’ Hemd zu öffnen. “Es ist nur fair, wenn wir beide die Kleidung verlieren!”, murmelte der Mann, aber Severus konnte mehr als deutlich die Neugierde in der Stimme hören. Es amüsierte ihn und nahm ihm vermutlich auch den letzten Rest an Anspannung, den er besessen hatte. “In der Tat, sehr fair!”, erwiderte er und schob sich das mittlerweile offene Hemd von den Schultern, um es anschließend achtlos neben das Bett gleiten zu lassen.   Das nächste was er spürte, waren Finger, die über seinen Oberkörper strichen. Severus erschauderte wohlig bei dem Gefühl. Das war auf jeden Fall eine vollkommen neue Empfindung, die er auch nicht als unangenehm einstufen konnte. Ganz im Gegenteil. Er genoss es sichtlich, die weichen Finger spüren zu können, wie sie über seine helle Haut glitten. Und trotz der Maske glaubte er genau erkennen zu können, dass sein Gegenüber von ihm genauso angetan war, wie er es auch war. Severus’ Gedanken zu dem unterschiedlichen Alter schienen in diesem Augenblick keine Rolle mehr zu spielen.   Anstatt sich weiter unnötige Gedanken zu machen, zog er den Mann nach kurzer Zeit wieder zu sich, um ihm einen weiteren Kuss zu rauben. Dieses Mal allerdings beließ er es nicht bei der unschuldigen Variante. Er wollte ihn schmecken, wollte mehr über ihn erfahren, soweit es in dieser doch etwas ungewöhnlichen Situation machbar war. Und er konnte nicht behaupten, dass es ihm nicht gefiel, was sie dann teilten. Während der Kuss von Sekunde zu Sekunde hitziger zu werden schien, drückte Severus eine Hand erneut nach unten, dieses Mal begleitet von einer zweiten, die nicht ihm gehörte. Sie erreichten ihr Ziel nahezu zeitgleich und lösten die beiden Knöpfe von den Hosen, um den störenden Stoff weiter aus dem Weg zu räumen.   Severus konnte sich nicht erinnern, sich je so viel Zeit gelassen zu haben, einfach nur um Sex zu haben. Das hier, das war anders, deutlich anders wie alles was er zuvor sich genehmigt hatte. Es fing schon mit dem jungen, attraktiven Körper an, dem Mann, mit dem er sich über Stunden gut hatte unterhalten können, dann das weiche Bett, Küsse, Berührungen die nicht alleine dafür dienten, so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen. Und in diesem Augenblick wurde Severus noch etwas klar, etwas ganz entscheidendes. Dieser Sex würde von ihnen beiden gewollt sein. Hier wechselte kein Geld den Besitzer, um Befriedigung zu finden.   Diese Gedanken waren so einnehmend, dass Severus nahezu ungeduldig die Hose des Anderen hinab drückte, um sie dann zu den restlichen Sachen irgendwo auf den Boden zu befördern. Sein Gespiele lachte leise. “Ungeduldig, das gefällt mir!”, schnurrte er schon fast und rollte sich etwas zur Seite, um an das Nachtschränkchen ranzukommen. Kurz darauf hielt er in der Hand, was sie brauchen würden. Severus spürte auch den Zauber, den der andere aussprach, um sämtliche Vorbereitungen zu erledigen. Etwas, was Severus sehr begrüßte. Aber wie bei den meisten Dingen hier, konnte er nichts ausmachen, was ihm verraten würde, ob er den jungen Mann kannte oder nicht. Wenn er ehrlich war, wollte er diese Antwort auch schon längst nicht mehr haben. Er war lange genug Lehrer gewesen, die Gefahr war entsprechend hoch, dass dieser Mann einer seiner Schüler gewesen war und Severus glaubte nicht, dass er mit diesem Wissen weiter machen könnte. Und das wollte er, eindeutig!   Warme, geschickte Hände an seinem Glied waren es, die ihn aus seinen kurz abgedrifteten Gedanken holten. Wann genau er die Hose verloren hatte, wusste er nicht einmal, aber er vermutete, dass der Zauber von zuvor auch dieses erledigt hatte. “Gib her, ich mache das!”, zischte er schließlich ungeduldig und nahm dem Anderen das Gummi ab, um sich dieses überrollen zu können.   Weitere Worte waren dann auch nicht notwendig. Severus kniete sich zwischen die einladend gespreizten Beine und bereitete den Mann vor sich eher eilig vor, ehe er den jungen und ganz offensichtlich willigen Körper für sich einnahm. Die Hitze und Enge die ihn umgab, war atemberaubend, auch deswegen war es vermutlich nicht weiter verwunderlich, dass er nicht sehr lange brauchte, um seinen Orgasmus zu erreichen. Aber wenigstens dachte er nicht nur an sich, sondern half letzten Endes auch nach, damit sein Sexpartner ebenfalls kommen konnte. Das war ihm in dieser Situation einfach wahnsinnig wichtig.   Nachdem Severus ein wenig sich beruhigt hatte, zog er sich zurück und säuberte sie mit einem schnellen Zauber. Dann suchte er sich seine Sachen zusammen, um sich wieder anziehen zu können. Die Situation war eine seltsame, es war viel intimer wie er es gewohnt war, entsprechend erschien es ihm nahezu schon unmöglich, sich nun an zuziehen und dann zu verschwinden. Allerdings schien der junge Mann mit dem er die letzten Stunden verbracht hatte nichts anderes zu erwarten.   Als sie beide wieder angezogen waren, blickten sie sich noch einmal an. Severus war nicht unbedingt gut mit Worten, entsprechend erleichternd war es für ihn auch, dass dieses wieder einmal nichts auszumachen schien. “Ich habe den Abend wirklich genossen… vielleicht sieht man sich ja mal wieder!”, sprach der fremde, junge Mann, ehe er sich vorbeugte und Severus noch einen letzten Kuss gab. Im nächsten Augenblick apparierte er. Severus selbst brauchte einige Sekunden, ehe er es dem Anderen gleich tat.     ***     In Hogwarts angekommen, zog Severus sich die Maske vom Gesicht und betrachtete sie einen Augenblick. Er war unschlüssig, was er damit anstellen sollte. Letzten Endes verbuchte er den Abend aber eindeutig als Erfolg, auch wenn er keine Ahnung hatte, mit wem er gerade Sex gehabt hatte. Was aber wohl nichts neues war. Falsch kam es ihm in dieser Situation aber dennoch vor. Es war einfach weitaus intimer gewesen, wie alles was er zuvor erlebt hatte.   Diese Empfindungen von sich schiebend, machte er sich auf den Weg zu seinen privaten Räumen, wobei er dankbar dafür war, dass das neue Schuljahr noch nicht begonnen hatte. Es gab jetzt mitten in der Nacht keine Schüler, die unerlaubterweise auf den Gängen rum lungerten und auch keine Lehrer, die versuchten eben jene zu finden. Und damit gab es auch keine Minerva McGonagall, die ihm vielleicht ein wenig zu nahe treten könnte, indem sie ihn nach dem Erfolg dieses Abends ausfragen könnte. Im Augenblick war Severus viel zu zufrieden, als dass er sich eine Ausrede einfallen lassen wollte.   Als er dann in seinen privaten Räumen angekommen war, legte er die Maske sorgfältig auf seinen Schreibtisch. Auch wenn er sich noch mit allem gegen den Gedanken wehrte, so wusste er schon jetzt, dass er sie irgendwann ganz sicher erneut brauchen würde. Nun aber war er weitaus zu zufrieden und vor allem zu befriedigt, um den seltsamen Abend zu verarbeiten. Indem er alle Gedanken energisch von sich schob, ging er in sein Schlafzimmer, zog sich erneut aus und schlüpfte unter die vertraute Decke. Es dauerte nicht lange, bis er in einen komplett traumlosen Schlaf versunken war.     ***     In einem kleinen Apartment, mitten in London, landete ein junger Mann. Kaum angekommen, zog er sich die Maske vom Gesicht, die er bis gerade eben getragen hatte. Ungebändigtes braunes Haar und intensive, grüne Augen kamen zum Vorschein.   Harry fuhr sich zufrieden durch sein Haar und verstaute die Maske die er getragen hatte sicher in seinem Nachtschrank. Dieser Abend hatte sich für ihn sehr gelohnt und so war es für ihn ein leichtes, entspannt in sein Bett zu fallen und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht sich zu entspannen. Ein Teil von ihm hoffte, den fremden Mann vielleicht noch einmal wieder zu sehen. Er hatte es wirklich sehr genossen, die Anonymität, die Gespräche und natürlich auch den Sex. Für ihn war es nicht unbedingt leicht, raus zu gehen und seine Sexualität auszuleben.   Wie er schon gesagt hatte, es war kompliziert. Nicht nur, dass er Harry Potter war, der Auserwählte, der den dunklen Lord besiegt hatte. Nein, er war auch Ginny Potters Mann, zumindest wenn es nach dem ging, was die Presse wusste. Genau deswegen war das nectere ideal für ihn. Er konnte raus finden was er wollte und konnte dabei auch sicher sein, dass niemand ihn erkennen würde. Und diese beruhigenden Gedanken waren es genauso wie der sehr befriedigende Sex zuvor, die es ihm leicht machten, in einen erholsamen Schlaf zu fallen. 03 denying ---------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   03 denying   ―—————————————————————————―————————————————————————— Konzentriert wanderten Severus’ Augen über die Liste der neuen Schüler, die schon bald ihre Ausbildung in Hogwarts beginnen würden. Soweit waren dort keine Auffälligkeiten zu verzeichnen, keine Namen die irgendwie bekannt waren. Etwas anderes hatte er aber auch nicht wirklich erwartet. Bis die ersten Kinder aus der Kriegsgeneration alt genug waren um Hogwarts zu besuchen, würden noch ein paar Jahre vergehen. Zum Glück, denn Severus hatte im Augenblick eher wenig Interesse daran, sich mit den Weasley Kindern, Potters Nachwuchs oder gar Malfoys Spross auseinandersetzen zu müssen. Auch wenn er in seiner jetzigen Position nur wenig Kontakte dazu haben würde. Dennoch, in den vergangenen Jahren hatten sich in Hogwarts so einige Dinge verändert, der Kontakt zu den Eltern war da nur eine Sache, die mittlerweile neu war.   Ruhig legte er das Pergament zurück auf den Schreibtisch, nur um sich den anderen Schriftstücken zu widmen, die sich auf der blanken Platte türmten. Jedes Schuljahr erwarteten ihn die gleichen Briefe. Fragen, Sorgen die Eltern von Erstklässlern ihm zukommen ließen und natürlich Fragen bezüglich des Personals.   Positiv war auf jeden Fall, dass der Fluch, der auf dem Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste gelegen hatte, gebrochen war. Hogwarts konnte nun mit Stolz behaupten, schon im dritten Jahr den gleichen Lehrer vorweisen zu können. Ein dezenter Lehrer. Natürlich ginge es besser, aber Severus war schon froh, dass die jährliche Suche der Vergangenheit angehörte. Es gab nicht mehr viele Möglichkeiten, diese Stelle anständig zu besetzen.   Neu war in diesem Jahr auf jeden Fall Longbottom. Severus dachte durchaus amüsiert auf dieses Vorstellungsgespräch zurück. Er musste bei dem Jungen einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen haben, was Severus zum Teil durchaus Recht war. Longbottom war eine absolute Niete in Tränke, eine Tatsache, an der Severus nach wie vor einiges bemaß. Aber er war sich auch sicher, dass das nervöse Gestammel ihm gegenüber irgendwann der Vergangenheit angehören würde. Ein kleiner Fortschritt war ja zum Glück auch schon spürbar. Bei der Versammlung des Kollegiums am Abend zuvor hatte Neville es vorgezogen seinem Blick auszuweichen, was ihn in die glückliche Lage gebracht hatte ganze Sätze raus zu bringen.   Severus wusste durchaus, dass es ihm nicht so eine Freude machen sollte, die Früchte seines jahrelangen Unterrichts zu sehen. Auf der anderen Seite konnte er aber nach wie vor nicht behaupten, dass sein Leben mit Freude gefüllt war. Der Job des Schulleiters verlangte ihm einiges ab, Freizeit hatte er nahezu keine und auch sonst gab es nahezu nichts, was ihm wirklich Freude bereiten konnte.   Andererseits musste er gerade in diesem Kontext an die eine Nacht denken, die er im nectere verbracht hatte. Severus dachte oft an diese Stunden zurück, ein Umstand, der ihn immer wieder zu dem Punkt brachte, wo er sich fragte, ob er einen zweiten Besuch vielleicht doch in Betracht ziehen sollte. Das Problem dabei war aber hauptsächlich, dass es weniger das nectere für sich war, an das er denken musste, sondern an den jungen Mann, den er dort hatte haben können.   Es war frustrierend, nahezu jede Nacht, wenn Severus in seinem Bett lag und zur Ruhe kam, konnte er die weiche Haut sehen und riechen. Seine Fingerspitzen kribbelten vor Verlangen, eben jene Haut erneut spüren zu können. Und das war einfach ein Problem. Das Letzte was Severus wollte war, sich noch einmal abhängig zu machen. Er hatte eindeutig aus den vergangenen Jahren gelernt, in denen er unter Dumbledore versucht hatte sein Versprechen zu erfüllen, den Potterjungen zu schützen. Heute jedoch war das Gefühl von Verpflichtung ein eher negatives.   Hogwarts war dort vermutlich eine der wenigen Ausnahmen. Severus wusste, dass wenn er nach wie vor als Lehrer hier arbeiten müsste, dass er schon vor langer Zeit seine Koffer gepackt hätte. Aber sein Versprechen, die Schüler Hogwarts’ zu schützen, war das einzige, welches er nach wie vor erfüllen wollte. Freiwillig!   Und genau das war sicherlich ein Teil des Problems. Severus fühlte sich zu dem jungen Mann hingezogen, ganz gleich wie wenig er über diesen wusste. Die Tatsache, dass er sich an jede Sekunde in dessen Gesellschaft erinnern konnte, dass die Bilder in seinen Kopf ihn erhitzten und ihn nicht nur einmal in den letzten Tagen dazu getrieben hatten Abhilfe verschaffen zu müssen, sprach deutlich für sich. Aber als Schulleiter war man auch nicht ganz so frei, wie man es manchmal vielleicht wollte. Selbst wenn er bereit wäre diesen jungen Mann zu finden, herauszufinden wer hinter der Maske steckte und mit Glück vielleicht so etwas wie eine Beziehung aufzubauen, so war seine Arbeit ein weiterer Faktor, der es ihm unmöglich machte, ein solches Ziel zu verfolgen. Severus konnte sich auch kaum jemanden vorstellen, der bereit wäre auf so vieles zu verzichten. An erster Stelle stand aber da ganz klar er selbst. Severus war nicht bereit, seine Freiheit erneut aufzugeben!   Die mittlerweile vertrauten Gedanken vertreibend, legte Severus das Pergament – auf  welches er gestarrt hatte – zurück auf den Tisch und erhob sich dann. Es war Zeit diesen Tag zu beenden und sich zurückzuziehen. Es würde immerhin nicht mehr lange so ruhig in Hogwarts sein und ehe er sich versah, würde er erneut mit Rumtreibern zu tun haben, Scherzkeksen und allerlei anderen Schülern, die in Regelmäßigkeit zu ihm geschickt wurden, um sie unter Kontrolle zu bekommen. Er wollte die letzte Ruhe vor dem Sturm lieber genießen, so wie es ihm am liebsten war.     ***   Die Geräuschkulisse in der großen Halle war kaum auszublenden. Nach den Ferien war dieses immer ein Problem, wenn die älteren Schüler zurückkehrten und einander von den Erlebnissen  der vergangenen Wochen erzählten. Zu Severus’ Leidwesen konnten diese Berichte nicht warten bis alle sich in ihre Gemeinschaftsräume zurückgezogen hatten. Und mitten drinnen stand ein Haufen ängstlicher Erstklässler, die sich mit riesigen Augen umschauten.   Zum Glück war es McGonagall, die die Erstklässler zusammen hielt und mit der Zeremonie begann. Wie auch schon in den ganzen letzten Jahren, hörte Severus nur mit halbem Ohr hin, während der sprechende Hut sein neustes Lied anstimmte. Die Zeiten waren ruhig und es war wohl eher ausgeschlossen, dass in diesem Jahr vor einer Gefahr gewarnt wurde. Alles was Severus in diesem Augenblick interessierte war, dass sie schnell das Fest hinter sich brachten und er in die Stille seines Quartiers zurückkehren konnte.   Erst als ein Kind nach dem nächsten vortrat, lenkte er seine Aufmerksamkeit erneut auf die Zeremonie vor sich. Obwohl er nicht mehr der Hauslehrer von Slytherin war, konnte er die alte Angewohnt noch immer nicht ablegen, zu schauen, wer genau in sein Haus sortiert wurde. Slytherin war nun mehr denn je ein Haus welches Probleme machte, allerdings ganz anders wie man ihnen noch vor einem Jahrzehnt angedichtet hatte.   Natürlich war es vollkommener Humbug, dass alle die in Slytherin sortiert wurden, das Potential hatten böse zu werden. Im Grunde musste man sich wohl kaum wundern, dass in der Tat ein großer Teil der dunklen Magier Britanniens aus diesem Haus kam. Schon die Jüngsten wurden mit Vorurteilen konfrontiert und mussten stets um Anerkennung kämpfen. Und selbst wenn sie entsprechende Leistungen im Leben brachten, wurden sie mit Argwohn überschüttet. Generell war aber nicht zu leugnen, dass dieses Potential – den dunklen Künsten zu verfallen – in jedem Magier schlummerte. Ganz gleich aus welchem Hause dieser kam.   Die Probleme in dieser Zeit allerdings waren wohl eher dem Argwohn verschuldet, der nach wie vor durch den Krieg über dem Hause Slytherin schwebte. Nicht selten waren gerade Erstklässler alles andere als glücklich, in dieses Haus einsortiert worden zu sein. Natürlich gab es Ausnahmen, Kinder aus Familien mit langen Traditionen, die über Generationen hinweg alle in das gleiche Haus gekommen waren. Jene Kinder waren aber auch ganz anders mit den Häusern aufgewachsen, von ihnen wurde regelrecht erwartet in das Haus zu kommen, in dem die Eltern und viele Generationen vor diesen alle gewesen waren.   Als endlich das letzte Kind in sein Haus sortiert worden war, hob Severus die Hände und klatschte mit den restlichen Magiern um ihn herum. Erst dann richtete er sich auf, um an das Rednerpult zu treten und dort eine kleine Ansprache zu halten, so wie es in jedem Jahr Brauch war. Und als er den Blick über die ihm zugewandten Gesichter schweifen ließ, kam er nicht darum herum zu erkennen, dass das Misstrauen aus den Blicken der Schüler verschwunden war.   Endlich! All die Generationen die vor dem Krieg an dieser Schule gewesen waren, jene die ihn in der Rolle des treuen Todessers gesehen hatten, waren mittlerweile fertig mit ihrer Ausbildung. Severus entspannte sich deutlich.   „Willkommen zum neuen Schuljahr…“         ***     Seit dem Einschulungsfest war über eine Woche vergangen und Severus hatte sich mit Leichtigkeit in die Routine zurückgezogen, die der Posten als Schulleiter ihm bot. Lediglich an drei Zeiten des Tages verließ er den Schutz seines Büros, um mit den restlichen Bewohnern von Hogwarts zum Essen zu gehen. Die restliche Zeit über kümmerte er sich um den Papierkram, beantwortete Fragen von Ministerium oder besorgten Eltern und zu seinem Bedauern hatte er auch schon einige spezielle Schüler, die vermutlich dieses Büro einige Male sehen würden bis sie ihren Abschluss in der Tasche hatten.   Die Abende verbrachte er dann gerne in seiner eigenen Unterkunft, mit einem Wein und einem guten Buch. Manchmal braute er auch Tränke, gerade was die Krankenstation anging, so ließ er es sich nicht nehmen, diese bestens auszustatten. Trotz allem liebte er das Brauen und es war eine deutliche Erleichterung in diesen Tagen, dass er es keinen inkompetenten Schülern beibringen musste. Es war wieder etwas, was alleine ihm gehörte und was ihm so manches Mal dabei half zur Ruhe zu kommen.   Was aber auch sein größtes Problem im Augenblick war.   Zu seinem Unwillen kam es nicht selten vor, dass seine Gedanken zu jenen Abend zurück schweiften, wo er im nectere gewesen war und dort einen – zugegebenermaßen – angenehmen Abend verbracht hatte. Und dabei meinte er gewiss nicht nur den Ausgang dieses Abends. Er erwischte sich immer häufiger dabei, dass er an die Gespräche zurück dachte und zu seinem Leidwesen blieb es nicht dabei. Nahezu immer wanderten die Gedanken einfach weiter, bis zu dem Moment, wo sie sich in diesem angenehmen Zimmer hatten fallenlassen. So sehr Severus es auch wollte, er konnte nicht leugnen, dass er mehr wollte.   Und genau da lag sein größtes Problem.   Dieses… Verlangen hatte fast die gleichen Ausschweifungen wie sein früheres Leben. Severus fühlte sich zu etwas gedrängt, was er im Grunde nicht wollte. Aber auch das war im Grunde nur dir halbe Wahrheit. Er wollte zurückgehen und er wollte diesen jungen Mann erneut sehen und am Besten auch erneut ins Bett bekommen. Nur leider drifteten seine Gedanken weiter ab und zu simplen, lockeren Sex gesellte sich ein Wunsch nach mehr.   Er wollte wissen wer dieser Mann war, was nicht nur daran lag, dass jedes Mal wenn er an diesen Abend zurückdachte, ihn das Gefühl von etwas Vertrautem überkam. Es war zum Verzweifeln, er wusste tief in sich verdammt genau wen er vor sich hatte, aber egal wie energisch er versuchte dieses Gefühl, diese Gedanken und damit die Antworten seiner Fragen, an die Oberfläche zu holen, sie entglitten ihn jedes Mal aufs neue.   Severus war sich mittlerweile sicher, dass die Zauber die auf der Maske lagen daran nicht unschuldig waren. Das war auch der Grund gewesen, dass er eben diese Maske aus seinem Schlafzimmer verbannt hatte. Erfolglos! In seinem Drang nach Antworten war er sogar so weit gegangen, die Maske aus Hogwarts zu verbannen, das Einzige was es ihn aber gebracht hatte war, dass er den Gedanken kaum ertragen hatte, damit die Möglichkeit weggegeben zu haben, diesen jungen Mann – oder einen anderen, er wollte sich schließlich nicht an jemanden binden – ohne diese Maske nicht erneut sehen zu können.   Und damit schloss sich der Kreislauf. Severus versuchte wirklich sich jeden Gedanken und jedes aufkommende Gefühl dieses Mannes gegenüber zu unterdrücken. Aber egal wie sehr er es versuchte, der Erfolg war non existent. Irgendetwas schien ihn wie magisch anzuziehen und Severus war sich nicht sicher, wie weit er diese Tatsache tolerieren konnte. Und nicht einmal die Momente, in denen er sich nicht mehr wehren konnte und den Gefühlen nachkam, indem er sich die Erleichterung verschaffte, die er nach den Bildern brauchte, die ihm durch den Kopf schossen, milderten das Gefühl an etwas gefesselt zu werden, woran er nicht gefesselt werden wollte.   Und dennoch stand er wieder einmal mitten in der Nacht in seinem Schlafzimmer und starrte die dunkle Maske an, die wieder auf seinem Nachtschrank lag. Es wäre so unglaublich leicht sie zu nehmen und an diesem Wochenende erneut los zu gehen, in der Hoffnung ihn – oder besser noch, jemand anderen – zu treffen und den anstrengenden Träumen und dem Verlangen welches tief in ihm rumorte endlich Futter zu geben und es damit im Keim zu ersticken. Severus konnte und wollte so nicht weiter machen. Er hatte die Nase voll davon aufzuwachen, hart und verlangend, nur mit der eigenen Hand als Gesellschaft, die wohltuend aber einfach nicht ausreichend war.   Aber obwohl er mehr als bereit war endlich nachzugeben, schnappte er sich die Maske und schob sie – wie einige Male in der letzten Woche – in die Schublade des kleinen Schränkchens. Er wusste, dass sie nicht lange dort bleiben würde, aber das Gefühl es selbst in der Hand zu haben war doch erleichternd. Und damit war er auch endlich wieder in der Lage zurück unter die Decke zu schlüpfen.   Die Maske des nectere blieb nur wenige Minuten versteckt. Unfähig sich dagegen zu wehren, zog Severus sie wieder hinaus, legte sie auf die glatte Oberfläche und starrte sie in einem Mix aus Verzweiflung, Verlangen und Verachtung an, bis ihm endlich wieder die Augen zu fielen und er in einen leichten, von sehr anregenden Träumen durchzogenen Schlaf glitt.     ***     Dröhnende Bässe erfüllten Harrys Körper, während er sich zu der Musik bewegte, die ihn umschwirrte. Es tat gut, unglaublich gut sich so gehen lassen zu können, ohne an irgendetwas denken zu müssen. Freiheit pur! Sein Körper schmerzte auf eine angenehme Art und Weise, jeder Muskel schien zum zerreißen gespannt zu sein und doch war es Glück, was ihn vollkommen ausfüllte. Ganz anders wie ähnliche Momente, wo bei ihm nicht minder weniger alles angespannt gewesen war. Aber an die Momente wollte er nicht denken. Es war vorbei, endgültig und auch wenn es gedauert hatte, so konnte er endlich er selbst sein. Hier wurde nichts von ihm erwartet.   Er spürte, wie sich ein weiterer Körper an ihn heran schob, wie starke Hände sich von hinten auf sein Becken legten, ihn lenkten, wie ein starker Oberkörper sich an seinen Rücken schmiegte. Aber irgendwie… es war nicht das Richtige, ganz gleich wie sehr er es genoss, so frei zu sein. Niemand wusste wer er war, wenn ihn hier jemand antanzte, war es weil man in ihm nicht Harry Potter sah. Und dennoch, seit er vor einigen Wochen diesen einen Mann getroffen hatte, erschien es ihm, als wenn alle anderen nichts weiter waren wie Statisten.   Trotz allem ging er auf die offensichtlichen Avancen ein, er tanzte, er redete, er trank. Aber mehr nicht. Es war ein seltsames Gefühl, vertraut und doch unglaublich verwirrend. Zu seinem Leidwesen allerdings war der Fremde nicht erneut ins nectere gekommen und Harry war – bis auf an dem Wochenende das der einen Nacht gefolgt war – an jedem Freitag hergekommen, in der Hoffnung, ihn wieder sehen zu können. Warum genau wusste er aber auch nicht, es war einfach etwas da gewesen, was ihn anzog und was er klar ergründen wollte.   Als das Lied endete, schenkte Harry seinem Tanzpartner ein Lächeln. „Sorry, für mich wird es Zeit!“, sagte er anschließend und ignorierte die Enttäuschung, die trotz der Masken zu erkennen war. Aber das Letzte was er machen würde war, sich zu etwas hinreißen zu lassen, hinter dem er nicht stand. Das hatte er lange genug gehabt, als Dumbledore im Hintergrund die Fäden gezogen hatte und ihn wie eine Marionette gelenkt hatte, damit er tun konnte, was er eben hatte tun müssen.   Harry konnte nicht leugnen, dass er all diese Dinge so oder so getan hätte. Er konnte einfach nicht anders und auch heute wäre es nicht anders. Auch das war ein Grund, warum er diese Anonymität so sehr genoss. Direkt nach dem Krieg hatte man ihm regelrecht an den Fersen gehangen und ganz gleich wo er hingegangen war, was auch immer er gemacht hatte, man hatte ihn nicht in Ruhe gelassen. Auch heute war das noch immer ein Problem, er war der Liebling des Propheten und vermutlich würde man auch noch in 100 Jahren Reportagen machen wollen, die zeigten, was der Held der magischen Welt im Augenblick machte. Er hasste es.   Zielstrebig steuerte er den Ausgang an, blieb dann aber noch einmal sehen, um den Blick über die Menge schweifen zu lassen. Er bedauerte wirklich, dass er nicht da war. Das war klar ein Nachteil dieser Masken. Ganz gleich was passierte, einem wurde die Möglichkeit genommen die Person die man sehen wollte erneut zu treffen. Wäre es anders, könnte er nun einfach zu ihm gehen, um herauszufinden, was das zwischen ihnen gewesen war. Woher die Vertrautheit kam, die Harry verärgerte und gleichzeitig anzog. So aber konnte er nur hoffen, dass er durch eine glückliche Fügung ihn noch einmal im nectere zu sehen bekam.   In dieser Woche aber sollte es wohl nicht sein. Harry verließ den Club und apparierte anschließend in die Sicherheit seiner eigenen kleinen Wohnung, ehe er die Maske abnahm und an ihren Platz legte.     ***     Es war Sonntag der 25. September 2005, als Harry Potter in den Fuchsbau apparierte. Kaum kam er an, war ein vielstimmiges „Daddy“ zu hören und zwei kleine Jungen klebten an seinen Beinen, umklammerten diese, mit dem offensichtlichen Wunsch ihn nie wieder loszulassen. Harry lachte leise, bückte sich anschließend und nahm seine beiden Söhne in den Arm.   Harry liebte seine Kinder. Alle drei und wenn er etwas bereute, dann war es, dass er nicht mehr so oft bei ihnen sein konnte wie er es gerne wollte. Die Sache mit Ginny war nicht ganz so einfach und er verstand es auch, dass sie enttäuscht von ihm war und ihn nicht gerne um sich hatte.  Harry hatte sie nie betrogen, war immer ehrlich zu ihr gewesen, aber niemand hörte wohl gerne, dass man sich nicht mehr sicher war, dass das, was man empfand, richtig war. Oder vorhanden.   Als Ginny mit Lily schwanger gewesen war, hätte er eigentlich glücklich sein müssen. Er war es auch gewesen und natürlich hatte er sich auf das dritte Kind gefreut. Aber das nagende Gefühl, dass etwas nicht richtig war, hatte ihn da gar nicht mehr in Ruhe gelassen. Es war kein neues Gefühl, aber bisher hatte Harry es immer wieder unterdrücken können, mit diversen Ausreden von Nervosität und ähnlichem. Aber als Lily unterwegs gewesen war, war das nicht mehr gegangen. Harry hatte seine Frau vor sich gesehen und sich an die eifersüchtigen Gefühle erinnert, die er im sechsten Hogwartsjahr empfunden hatte. Aber von diesem Gefühlen war nichts mehr da gewesen. Stattdessen hatte er für sie ähnlich empfunden wie für Hermine. Kein wirklich gutes Zeichen, das war ihm einfach bewusst gewesen.   Da er nie vor etwas davon lief, hatte er sich entschlossen, ehrlich mit ihr zu sein. Ginnys Wut war nicht ohne gewesen, aber es war besser gewesen, dass sie nahezu sofort ausgezogen und zu ihren Eltern gegangen war. Mit den Kindern. Und es hatte fast zwei Monate gedauert, bis sie wieder mit ihm gesprochen hatte. Molly war vermutlich die treibende Kraft da gewesen, Harry wusste es, auch wenn sie ihm teilweise Blicke geschenkt hatte, die er kaum einordnen konnte. Enttäuschung, Wut und Bedauern waren nur einige der Gefühle gewesen, die er hatte erkennen können. Aber er war dankbar dafür, dass sie ihn kaum anders behandelt hatte.   Geschieden waren sie allerdings noch nicht, es würde wohl auch noch etwas dauern, denn das letzte was sie beide wollten war, dass die Presse diese Tatsache ausschlachtete. Arthur half ihnen, damit die ganze Sache eher im Stillen über die Bühne ging, aber das dauerte eben.   In den ersten Wochen nach dem Bruch war Harry auch etwas verloren gewesen. Immerhin war für ihn lange klar gewesen, dass er Ginny liebte und dass er sie zur Frau wollte. Mit dem Verschwinden dieser Gefühle hatte er nicht wirklich gewusst was er mit sich anfangen sollte. Es war ja auch nicht so, dass ihm Frauen nicht gefielen. Aber er hatte im Laufe der Monate doch erkennen müssen, dass es eben nicht nur Frauen waren, die ihm gefielen. Was er sich aber fragte war, wieso er am Anfang so stark für Ginny empfunden hatte. Er konnte seine damaligen Gefühle nicht als Verliebtheit abtun, auch wenn ihm heute klar war, dass die doch eher schnelle Hochzeit nicht darauf basiert hatte, die Frau die er liebte an sich zu binden. Es war wohl eher der Wunsch nach Normalität und einer Familie gewesen, der ihn so hatte hetzen lassen.   Ändern konnte man es aber nicht mehr und mittlerweile konnte Harry auch sagen, dass er zufrieden war. Mit Ginny mochte es nicht immer leicht sein, aber sie gab sich Mühe ihn nicht zu verurteilen und sie stand ihm nicht im Weg dabei, seine Kinder zu sehen. Wie an diesem Sonntag.   Während Harry sich aufrichtete und seine beiden Jungs mit sich hoch zog, sah er über dessen Köpfe hinweg Molly an, die sein drittes Kind – Lily – auf dem Arm hatte. Sein kleines Mädchen, welches jetzt, mit einem Jahr, schon wahnsinnig viele Ähnlichkeiten mit ihrer Mutter hatte. „Hallo Molly!“, grüßte er die Frau, ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange, auch wenn es dank der beiden Jungs kein leichtes Unterfangen war. Dabei sah er, dass die Küche hinter der Frau leer war. „Ginny nicht hier?“, fragte er deswegen nach und ging an die Frau vorbei, nachdem er auch Lily einen Kuss zur Begrüßung gegeben hatte und ließ sich dann auf einen der Stühle sinken.   Nach all den Jahren war dieser Ort noch immer ein Heim für ihn. Es hatte gedauert ihn wieder herzurichten, aber sie hatten es geschafft und die Wärme und Geborgenheit die er hier von Anfang an gefühlt hatte, war nicht gemindert worden.   „Ginny trifft sich mit jemanden!“, antwortete Molly Weasley und Harry konnte an ihrem Gesichtsausdruck sehen, dass sie alles andere als glücklich darüber war, diejenige zu sein, die ihm diese Neuigkeit übermittelte. „Oh…“, antwortete Harry, schüttelte dann aber den Kopf. „Das ist doch gut, oder?“, fragte er nach und schaffte es dabei mit Leichtigkeit zu lächeln.   Was er sagte, waren keine leeren Worte. Sie hatten damals sich darauf geeinigt, dass sie beide die Möglichkeit hatten andere zu sehen, auch wenn die Scheidung noch nicht rechtskräftig war. Harry hatte kein Interesse daran, Ginny an sich zu binden, obwohl klar war, dass sie irgendwann komplett getrennte Wege gingen. Zumindest soweit das möglich war, wenn man durch drei Kinder an einander gebunden war. Ihr Ziel – da waren sie sich einig – war es aber nicht, sich das Leben schwer zu machen. Mit ihnen hatte es nicht funktioniert und solange neue Partner sich nicht zwischen sie und die Kinder drängten, stand es ihnen beiden frei sich neu zu orientieren. Wenn Ginny jemanden gefunden hatte, mit dem sie es versuchen wollte, war Harry die letzte Person, die ihr dort im Wege stehen würde. Er freute sich sogar für sie.   „Ehrlich Molly, ich habe keine Probleme damit. Ich vermute, Ginny hat dir gesagt, dass wir frei sind. Beide und da sind wir uns einig… mach es ihr bitte nicht so schwer, ja?“ Er kannte Molly, sie hatte sich bei Fleur schon so schwer getan, diese zu akzeptieren. Hermine war Willkommen gewesen, so wie er auch. Er fürchtete aber wirklich, dass sie nicht akzeptieren konnte, dass das zwischen ihnen endgültig vorbei war. Ginny war eben ihr Liebling und Harry wusste, dass sie für ihn ähnlich empfand, auch wenn er keines ihrer Kinder war.   Sie seufzte leise und Harry hoffte, dass sie sich seine Worte zu Herzen nehmen würde. Er wollte wirklich keinen Stress mit Ginny haben und dieser würde ihn erwarten, wenn Molly sich einmischte und versuchte sie irgendwie wieder zusammen zu bringen.   „Wie geht es Hermine und Ron?“, lenkte er das Gespräch dann auf ein anderes Thema, eines wo das Potential nicht so hoch war, sich zu streiten. Er hatte seine Freunde in den letzten Monaten nahezu gar nicht zu sehen bekommen. „Oh, hast du sie gar nicht gesprochen?“, fragte sie deutlich irritiert nach und ließ sich mit Lily auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder. Harry konnte sehen, dass sie das offensichtlich verwirrte, was ihm wiederum nicht gefallen wollte. „Schon eine Weile nicht. Hermine war so beschäftigt und Ron hatte auch selten Zeit!“, antwortete er ihr, entspannte sich aber, als Molly zu lächeln begann.   „Dann solltest du das vielleicht bald nachholen, Harry.“   „Wir waren letzte Woche bei Tante Hermine und Onkel Ron!“, mischte sich nun auch sein Ältester ein und blickte ihn dabei mit Stolz an. Aber noch bevor Molly eingreifen konnte, sprach der fünfjährige Junge schon weiter. „Mum sagt, Tante Hermine bekommt ein Baby!“   Harry war durchaus überrascht, gleichzeitig freute er sich aber auch für seine beiden Freunde. Hermine und Ron hatten sich deutlich mehr Zeit gelassen, Hermine hatte zuerst ihre Ausbildung gemacht um ins Ministerium gehen zu können und Ron war mit ihm im Auroren-Programm gewesen. Allerdings hatte Harry damit nicht lange weiter gemacht. Anfangs war der Gedanke, dunkle Magier wie Voldemort zur Strecke zu bringen sehr stimulierend gewesen. Aber mit der Zeit hatte Harry gemerkt, dass er davon im Grunde, nach allem was er erlebt hatte, die Nase davon voll hatte. Er wollte Normalität und ein ruhiges Leben. Nun wo seine drei Kinder da waren, war er auch nicht mehr gewillt sein Leben zu riskieren und unbewusst wohl auch ihres. Er hatte aus seiner eigenen Vergangenheit durchaus gelernt. Im Grunde musste er auch nicht arbeiten. Er hatte das Vermögen seiner Eltern und auch das der Blacks. Im Moment war er eher dabei seinen Platz zu finden, denn so gar nichts zu machen war auch nichts für ihn.   „Das ist ja schön, James!“, antwortete er dann seinem Sohn.   Als die beiden Jungs schließlich wieder von seinem Schoß rutschten und sich mit anderen Dingen beschäftigten, konnte Harry sich anständig an den Tisch setzen. „Ich war vor einigen Tagen bei Andromeda… Teddy entwickelt sich auch prächtig!“, sprach er weiter und blickte amüsiert auf, als Molly schnaubte. „Der Kleine ist kaum zu bändigen!“, kommentierte sie und Harry musste ihr Recht geben. Teddy hatte Energie für mehrere Kinder, aber ihm persönlich machte das kaum etwas aus.   „Wie sieht es bei George aus?“, war es dann an Molly, Harry zu fragen.   George Weasley hatte noch immer seine Probleme mit Freds Tod. Harry verstand es, aber er wünschte sich, dass sie etwas tun konnten. Es kam nicht oft vor, dass George zu erreichen war, er zog sich oft zurück und das Schlimmste war, wenn er seine Sätze nicht ganz sprach, so wie es früher zwischen ihm und Fred normal gewesen war. Er schaute dann immer wie erschlagen. Sie alle konnten nur hoffen, dass er sich wieder fangen würde. Solange er sie nicht an sich heran ließ, konnten sie ja auch nichts weiter machen.   Der Tag verging dann wie im Fluge. Harry spielte mit seinen Kindern und hörte ihnen zu, was sie von ihrem Alltag mit Ginny erzählten. Harry hörte da gerne zu, es war die einzige Möglichkeit für ihn, weiterhin so nahe an ihrem Leben teilhaben zu können. Als die drei dann schließlich ins Bett gebracht worden waren und Harry mit Molly und Arthur in der Küche saß, kam auch Ginny wieder.   Harry musterte seine Frau, während diese ihre Eltern begrüßte. Sie sah gut aus, glücklich irgendwie. In den ersten Monaten war es ganz anders gewesen und es freute ihn natürlich, dass sie sich langsam wieder zu fangen schien. „Wie ich höre, hast du jemanden getroffen!“, durchbrach er die Stille schließlich, nachdem auch sie sich gesetzt hatte. „Was ernstes?“, fragte er neugierig weiter. Zuerst stutzte Ginny, sah dann aber wohl sein leichtes Schmunzeln und das entspannte sie deutlich.   „Ich weiß nicht.“, antwortete sie dann entspannt. „Könnte sich jedenfalls dazu entwickeln!“, fuhr sie fort, ehe sie ihn deutlich musterte. „Und bei dir? An den Wochenenden bist du ja kaum zu erreichen!“ Es war kein böser Vorwurf, aber Harry wusste, dass sie es versucht hatte. Zum Glück nicht mit ernsteren Hintergrund.   Er aber schüttelte nur den Kopf. „Nichts neues. Ich bin oft im nectere!“   Und das war nicht gelogen. Das mit diesem fremden Mann war nichts ernstes. Wie könnte es das auch sein? Harry hatte jedenfalls nicht vor die Pferde scheu zu machen. Er glaubte kaum noch daran, dass er diesen Mann Widertreffen würde Wenn es ihm ähnlich ergehen würde, hätte er sich schon längst blicken lassen. Darüber hinaus war er nicht auf eine neue Beziehung aus.   Aber er konnte zumindest sich selbst gegenüber nicht vor machen, dass er nicht den Wunsch hegte, herauszufinden, wer hinter dieser einen Maske steckte und was genau es war, was ihn an diesem Mann so faszinierte. Es war eh sehr schwer diese Tatsache zu akzeptieren, wenn man bedachte, wie viel die Zauber die auf den Masken lagen, einen verschleierten. Wie konnte man so viel empfinden für jemanden, den man nicht kannte, nie richtig gesehen hatte und der nichts weiter war wie eine undeutliche Silhouette?! Harry wusste es nicht.   Ginny musterte ihn weiterhin, deutlich forschend, ehe sie den Blick abwendete. „Wir werden sehen. Das Konzept ist ein gutes, vielleicht findest du wonach du suchst!“, erklärte sie. Harry wusste nicht, ob er es abstreiten oder hoffen sollte, dass sie Recht behielt.   Er verabschiedete sich eine Stunde später von den Weasleys und apparierte zurück in seine Wohnung. Er musste zugeben, dass dieser Tag angenehm gewesen war, aber er fragte sich nach den Gesprächen auch, ob er seine Hoffnungen begraben sollte, oder ob er am kommenden Freitag es erneut versuchen sollte, ins nectere zu gehen. Oder besser, dorthin zu gehen mit der Hoffnung, dass er endlich Glück hatte. Als letzten Versuch sozusagen.   Noch während er seinen Blick auf die Maske lenkte, wusste er, dass die Entscheidung eigentlich bereits gefallen war. Er konnte schließlich nicht wissen, wer hinter der Maske gesteckt hatte und fraglich war wohl auch, ob seine Empfindungen die gleichen wären, wenn es anders gewesen wäre. So aber hoffte er ehrlich, dass er Glück hatte, oder aber jemand anderen traf, der ihn ähnlich faszinierte.     ***     Währenddessen lag Severus Snape in Hogwarts in seinem Bett und starrte die Decke über sich an. Ein Monat! Einen ganzen Monat ging es nun schon so und langsam sah man es ihm an. Er entwickelte sich erneut zu seinem alten Selbst zurück, er war schneidend mit seinen Kommentaren, ungeduldig mit den Menschen um ihn herum. Der Gipfel war es eindeutig gewesen, dass Minerva ihn nach dem Abendessen zur Seite genommen hatte, ihm ihren strengen Blick geschenkt hatte und ihm allen ernstes gesagt hatte, dass es ihr egal sei was genau er vor einigen Wochen gemacht hatte, es aber Zeit wäre, dass er es wiederhole.   Ein Teil von ihm schrie ihm regelrecht entgegen, dass sie Recht hatte. Sein Verstand allerdings wehrte sich nach wie vor. Aber er wusste, dass eben jener bröckelte. Er tat es schon lange, mit jedem Mal wo er nachts erwachte, wo er verlangend selbst Hand anlegte, sich berieseln ließ von Erinnerungen und letzten Endes durch all dieses zum Höhepunkt kam, bröckelte jedes bisschen Willenskraft das er besaß mehr und mehr. Er wusste, es war keine Frage mehr danach ob er nachgeben sollte. Er wusste, es war eine Frage nach dem Wann. Und so sehr es ihn auch ärgerte, er wusste genauso, dass er es nicht mehr verhindern konnte. Oder gar wollte, ganz gleich was er sich auch selbst einredete. 04 longing ---------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   04 longing   ―—————————————————————————―————————————————————————— Es war wie beim letzten Mal. Der Bass, die ganze Atmosphäre, sogar die Menge die sich auf der Tanzfläche amüsierte, sich zu den Klängen der Musik bewegten. Schwingende Hüften, rudernde Arme, nie still stehende Beine.   Severus ließ den Blick über die Menge wandern, versuchte bekannte Gesichter zu entdecken, auch wenn dieses schon durch die Masken die sie trugen weitestgehend verhindert wurde. Dennoch, einige erkannte er durchaus. Da war wieder dieses Pärchen, welches ihm am ersten Abend gezeigt worden war. Er mochte nicht genau sagen können wer sich da hinter den Masken verbarg, aber er erkannte die beiden Personen dennoch. Es spielte sich eher auf der Ebne von Empfindungen ab, nicht von Reizen, den Bildern die er im Kopf umsetzte und Bekanntem zuordnete. Es war seltsam, aber auch angenehm.   Mitten auf der Tanzfläche entdeckte er ein weiteres bekanntes Gesicht. Ein junger Mann, sicher deutlich jünger wie Severus es selbst war. Mit nacktem Oberkörper schwang er seine Hüften zu dem schnellen Beat, die Augen geschlossen schien er ganz für sich alleine die Musik zu genießen, auch wenn er natürlich nicht alle war. Eine weitere Person stand hinter ihm, versuchte sich seinen Bewegungen anzupassen, die frechen Finger wanderten über die entblößte Haut und selbst auf diese Entfernung meinte Severus sehen zu können, wie eben jene Haut sich zusammenzog und sich eine feine Gänsehaut bildete. Was natürlich Schwachsinn war. Snape hatte nicht sie Sinne eines Adlers, oder eines ähnlichen Tieres, aber er wusste, dass diese Reaktion kaum als seltsam zu bezeichnen wäre.   Wen er allerdings nicht entdecken konnte, war die Person, nach der er tatsächlich Ausschau hielt. Jener Mann, den er unter allen Umständen wieder sehen wollte, auch wenn es ihm wirklich einiges an Zeit gekostet hatte, sich selbst dieses einzugestehen. Es waren eben doch zwei Dinge, ob man ein Verlangen hegte, diesem aber nicht nachgab, oder aber ob man letzten Endes kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte und regelrecht nachgeben musste.   Für Severus war diese Art von Empfindungen vollkommen neu. Natürlich hatte auch er in seinem Leben so einiges gehabt, was er unbedingt hatte machen oder erreichen wollen. Aber das Gefühl nicht mehr Herr seiner eigenen Entscheidungen zu sein war dennoch ein vollkommen neues und vor allem eines welches er sich nicht auf Dauer angewöhnen wollte. Oder es zulassen wollte. Wozu hatte er all diese Jahre durchgehalten, seine Rolle gespielt und so endlich seine Freiheit erlangt, nur um nun sich in einer ganz anderen Abhängigkeit zu finden?! Aber er wusste auch, dass diese neuen Gefühle ihn nicht mehr in Ruhe lassen würden, bis er ihnen auf den Grund gegangen war und anschließend sich selbst in die Lage befördert hatte, mit ihnen zu arbeiten. In welchem Umfang auch immer. Er wollte einfach wieder seine Entscheidungen alleine treffen können, ohne sich irgendwie in bestimmte Richtungen gedrängt zu fühlen.   Den Blick von der tanzenden Menge abwendend, bahnte er sich seinen Weg zu der Bar, um sich einen kühlen Drink zu holen. Entgegen seines letzten – und ersten – Besuchs, war es dieses mal deutlich voller. Er musste sich zwischen anderen Menschen durchdrängen, etwas was er nicht wirklich gerne tat. Dennoch blieb ihm kaum etwas anderes über, da die Besucher überall stehen blieben, um sich mit jemanden zu unterhalten. Wozu es die Empore gab, war Severus gerade schleierhaft. Ein Blick in dessen Richtung zeigte ihm aber, dass auch dort Hochbetrieb herrschte.   Endlich an der Bar angekommen, entdeckte er gleich ein weiteres bekanntes Gesicht. Wie an seinem ersten Abend, war der junge Mann mit dem rötlich-blondem Haar da, auch wenn dieser gerade offensichtlich alles andere als genug Zeit hatte, um einen kleinen Plausch zu halten. Nicht, dass Severus wert darauf legte. Es war eher die Genugtuung, dass er trotz der Masken wenigstens Kleinigkeiten dennoch erkannte. Das Gefühl so klein gehalten zu werden hatte ihm immerhin gar nicht behagt. Er musste sich aber auch eingestehen, dass es nicht mehr so schlimm war, wie es nach seinem ersten Besuch gewesen war.   Irgendwann zwischen dem ersten Abend und dem heutigen, hatte Severus es regelrecht aufgegeben. Er hatte gewusst, dass er herkommen musste und er hatte sich auch nicht mehr dagegen gesträubt. Gedanken, dass die Magie die auf den Masken lag ihn vielleicht negativ beeinflusste, hatten da gar keinen Platz mehr gehabt. Auch das war etwas, was er ironischerweise mit seinen Emotionen erklären musste. Severus war nicht gut auf der Gefühlsebene, aber er wusste dennoch, dass keine Gefahr von den Masken ausging und dass sie wirklich dazu kreiert worden waren, die Welten zu verbinden, indem sie die anfänglichen Hindernisse auf leichte und doch effektive Art beseitigten. Dass daran nicht unbedingt etwas negatives zu sehen war, wusste Severus. Er hatte schließlich bereits in der ersten Nacht sich eingestehen müssen, dass er ohne die Hilfe der Maske wohl eher nicht in den Genuss eines jungen, fitten Mannes gekommen wäre - und verdammt, er hatte es genossen.   Ein ihm fremder Mann trat an seine Seite und Severus bestellte wie am ersten Abend auch einen Scotch, welcher ihm schnell gereicht wurde. Gedankenverloren nippte er schließlich an seinem Glas und suchte weiter die Menge der Tanzenden ab. Das ungute erste Gefühl, dass der fremde Mann nicht da war, bestätigte sich nur erneut und auch wenn es Severus ärgerte, er war enttäuscht. Es war schwer genug gewesen sich selbst einzugestehen, dass er diesen Mann erneut sehen und auch fühlen wollte. Sich dann durchzuringen herzukommen und ihn nicht zu treffen war durchaus eine bittere Pille, die Severus Snape sich doch lieber erspart hätte. Allerdings war der Abend auch noch jung, es bestanden also Chancen, dass er noch kam, dass Severus doch noch eine Chance bekam, raus zu finden, ob weitere Treffen anstrebenswert waren, oder ob es einfach nur eine einmalige Sache gewesen war. Und so ließ er auch weiterhin seinen Blick über die Menge wandern und ließ ihn hin und wieder auch zum Eingang huschen, in der Hoffnung, nicht umsonst hergekommen zu sein.     ***     Natürlich war er umsonst hingegangen!   Als Severus am nächsten Morgen in seinem eigenen Bett erwachte, war seine Laune auf dem Tiefpunkt. Er hatte es wirklich spät werden lassen, hatte die Hoffnungen aufrechterhalten, dass er vielleicht doch noch Glück haben könnte, aber zu seinem Leidwesen war er wirklich enttäuscht worden.   Es war nun nicht so, dass er sich nicht gut unterhalten hätte. Ganz im Gegenteil. Je mehr der Abend voran geschritten war, umso mehr Männer hatte er kennen gelernt. Einige waren amüsant gewesen, einfach die richtige Gesellschaft um sich entspannen zu können. Andere hatten vor allem Severus Intelligenz angesprochen. Aber ganz gleich wie gut er sich amüsiert hatte, keiner von ihnen hatte ihm das gleiche Gefühl vermittelt, wie jener Mann, weswegen er hingegangen war.   Es war einfach etwas besonderes gewesen. Wie nahezu alles im nectere waren es seine Emotionen, simple Gefühle, die ihn geleitet hatten. Die Gespräche hatten ihn in seinen Bann gezogen, der Körper – trotz der Verschleierung der Masken – hatte ihn erregt, die Möglichkeit auf der Stelle Sex zu haben, in einem geschützten Raum und Rahmen, hatte sich rundum richtig angefühlt. Am Abend jedoch hatte er nicht annähernd ähnliche Empfindungen für die Herren gehabt, die ihm den Abend auf verbale Art amüsiert hatten. Und auch wenn Severus sich deswegen ärgerte, er war unzufrieden, nicht bekommen zu haben was er sich gewünscht hatte.   Er musste sich nichts vormachen, er war klar mit dem Verlangen ins nectere gegangen, den Mann zu finden und sich mit ihm recht zügig zurückzuziehen. Daran war ja auch nichts verwerfliches. Was zwischen ihnen passiert war, war keine Romanze. Nichts was kleine Mädchen sich vorstellten die zum ersten Mal das andere Geschlecht – oder das eigene - entdeckten. Es war lediglich um Sex gegangen, Sex und Befriedigung, ein Moment um Stress abzulassen. Etwas anderes wollte Severus sich auch nicht einreden lassen. Selbst wenn es dazu gekommen wäre, dass sie sich häufiger sahen, war es nichts weiter als Treffen zweier Menschen, die sexuell harmonierten. Ein Ventil für schlechte Tage.   Tage wie dem heutigen, auch wenn eben der Umstand, dass er nicht aufgetaucht war, Grund war, dass Severus ein solches Ventil gebrauchen konnte. Aber er würde einen Teufel tun und sich an diesem Abend noch einmal in diese Bar begeben. Er war immer alleine klar gekommen und er plante gewiss nicht, sich nun zu ändern. Es war, wie schon erwähnt, nur Sex. Es würden andere Gelegenheiten kommen und er würde sie nutzen!   Trotz dieses Willens, sank seine Laune nur noch mehr, als er endlich die Decke zurück schlug und sich für den Tag fertig machte. Es mochte Wochenende sein, während des Schuljahres, wenn Hogwarts voller mehr oder weniger lernwilliger junger Zauberer und Hexen war, konnte er sich nur bedingt zurück ziehen um seine schlechte Laune auskühlen zu lassen. Man erwartete ihn in der großen Halle. Da konnte man wohl von Glück reden, dass es eben wirklich Wochenende war. Das Frühstück war länger und die Halle würde um diese Uhrzeit nicht ganz so voll sein. Junge Leute schienen eine Tendenz dafür zu haben, gerade am Wochenende erst im letzten Augenblick beim Frühstück zu erscheinen, wenn überhaupt. Sicherlich hatten auch sie sich die Nacht weitestgehend um die Ohren geschlagen. Severus war es nur Recht, als er sich langsam anzog und schließlich seine privaten Räume verließ, um sich auf den Weg zu machen.     ***     Scheinbar gab es eine höhere Macht, die ihn heute ganz besonders quälen wollte. Die große Halle war voll! Es gab nahezu keinen freien Platz mehr an den vier Tischen und auch der Tisch für die Lehrer war vollzählig besetzt. Mit einem missmutigen Blick, der durchaus in der Lage war jeden unter die Erde zu bringen, den dieser traf, ging Severus zu seinem eigenen Platz und ließ sich dort nieder. Nahezu sofort spürte er Minervas Blick auf sich, die ihn interessiert und auch missbilligende musterte. Severus wusste verdammt genau wieso das so war, aber es interessierte ihn im Augenblick kein Stück.   „Wieso sind alle hier? Sonst schläft die Bande doch auch den halben Tag!“, grummelte er und ließ den Blick über die Reihe der schwatzenden Schüler wandern, ehe er Minerva anschaute, an die er die Frage gestellt hatte. Die Augenbrauen der Frau huschten ein ganzes Stück nach oben und gaben Severus das Gefühl, ein dummer, kleiner Junge zu sein, weil er keine Ahnung hatte was los war. „Severus… es ist das erste Hogsmeade Wochenende!“, erwiderte sie deutlich verwirt.   Snape stöhnte leise auf. Das hatte er tatsächlich vollkommen vergessen. Zwar war er als Schulleiter nicht mehr mit der leidvollen Aufgabe betraut, die Bande im Blick haben zu müssen, aber auch er hatte an diesem Tag noch etwas vor. Er hatte es tatsächlich vollkommen vergessen, was seiner Laune nicht wirklich gut tat. Severus hatte das Gefühl, dass er sich in seine privaten Räume zurückziehen sollte, bis dieses Wochenende vorbei war. Der Termin für sich war nicht sehr wichtig, eher privater Natur, aber er freute sich kein Stück auf die nächsten 48 Stunden, wenn die Kinder unter Zucker standen.   Hogsmeade Wochenenden verliefen eigentlich immer gleich. Alles ab der dritten Klasse strömte nahezu komplett in das kleine Dorf und deckte sich mit allerlei Schund ein. Heute konnte Severus nur schwer nachvollziehen, wieso er früher genauso erpicht auf diese seltenen Tage gewesen war. Was dann folgte war nichts anderes wie grausame Tortur. Zu viel Zucker, mehr Unsinn wie in der restlichen Zeit, mehr Schüler die sich unerlaubt nachts in den Gängen herum trieben. Und natürlich die Scherzartikel. Zonko’s mochte dicht gemacht haben, aber nach dem Krieg und nachdem alles sich langsam beruhigt hatte, hatte der verbleibende Weasley Zwilling doch noch den Laden aufgekauft und vertrieb nun dort seine Zweitstelle.   Severus hasste es. Bei Zonko’s hatte es schon eine Menge Schund gegeben, aber Weasley trieb das Ganze noch eine Ecke höher. Glück war wohl, dass er nicht selbst in dem Laden arbeitete. Nach allem was Severus gehört hatte, hatte George sich nach dem Verlust seines Bruders nur sehr schwer wieder aufgerappelt. Es hieß, dass er auch heute noch oft genug nicht mit seinem Leben zurecht kam. Severus bedauerte durchaus den Verlust von Fred, in diesem Krieg waren wahrlich genug ums Leben gekommen. Aber er konnte auch nicht behaupten, dass er froh war, dass George sich weit genug hochgerappelt hatte, um die Geschäfte wieder zum Laufen zu bringen. Ein Hogsmeade ohne Scherzartikelladen wäre eindeutig entspannender für alle Beteiligten.   Eine Hand auf seine Schulter ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Minerva hatte sich aufgerichtet, ganz offensichtlich in dem Bestreben das Frühstück für diesen Morgen zu beenden und sich bereit zu machen. Severus hingegen hatte rein gar nichts angerührt. Sein eh nicht sehr ausgeprägter Appetit war ihm mittlerweile ganz abhanden gekommen.   „Es sieht dir gar nicht ähnlich, solche Dinge zu vergessen. Severus!“, sprach sie in einem sanften, fast schon mütterlichen Ton zu ihm. Snape überging die vertraute Art, mit welcher sie ihn ansprach. Es war schon anstrengend genug, auch ohne dass er sich nun aufregte und sie an ihre Position erinnerte. „Vielleicht solltest du dir wirklich durch den Kopf gehen lassen, was ich dir schon einmal gesagt habe. Egal was du gemacht hast, es hat dir gut getan. Heute ist leider von deiner entspannten, zufriedenen Art nichts mehr übrig!“, erklärte sie traurig. Erneut hob sich eine ihrer dünnen Augenbrauen an, was ihrem Blick einen Mix aus Missbilligung und Strenge gab. „Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht habe!“, erwiderte Severus leise, einem Instinkt folgend, wenigstens einen kleinen Teil seines Unbehagens loszuwerden und dann stand er auf und ließ seine Angestellten mit den Schülern alleine zurück. Nein, versucht hatte er es wirklich, aber es hatte einfach nicht sein sollen. Er nahm sich vor, in der kommenden Woche erneut hinzugehen, entgegen des gestrigen Tages allerdings nur um sich neu umzuschauen.     ***     Hogsmeade war wie immer. Ein Gefühl von Nostalgie durchflutete Harry Potter, als er durch das Schaufenster von Georges Laden die Scharr an Schüler sah, die sich an diesem Samstag vergnügten. Auch im Laden war es voll, was der Grund war, warum Harry der Bitte seines Freundes nachgekommen war, an diesem Tag auszuhelfen. An den meisten Tagen war in dem kleinen Dorf immerhin nahezu gar nichts los, aber Hogwarts gab die Termine, an denen die Schüler ins Dorf durften vorzeitig bekannt, so dass alle sich darauf einstellen konnten. Und Harry war gerne eingesprungen. Es machte ihm Spaß und vor allem erinnerte er sich gerne an seine eigene Schulzeit, wo er es gewesen war, der diesen Tagen entgegengefiebert hatte, nur um sich mit Dingen einzudecken, die ihm sonst im Schloss gefehlt hatten.   Er wendete den Blick ab und ging zu einer Gruppe Rawenclaws, die vor dem Aufsteller für Liebestränke standen und scheinbar heiß diskutierten, ob es sich für sie lohnte, diese zu kaufen. „Eine wirklich exzellente Wahl!“, sagte er dann und grinste die Mädchen vor sich an. Natürlich erkannten sie ihn, Harry hasste es zwar, aber er wusste auch, dass genau dieser Umstand Georges Bitte unterstützt hatte. Ein Harry Potter, der verkaufte bedeutete große Einnahmen. Und Harry hatte George einfach nichts abschlagen können. Zumindest für dieses eine Mal hatte er nachgegeben.   Schmunzelnd schaute er den Mädchen nach, welche sich mit dem Trank eingedeckt zur Kasse begaben.   Einmal noch jung sein! Harry hatte in den vergangenen Monaten durchaus öfter diesen Gedanken gehabt, obwohl er nun sicherlich nicht steinalt war. Aber wenn er diesen Gedanken weiter verfolgte, wurde ihm genauso bewusst, dass er nicht wirklich zurück wollte. Sicher, diese Wochenenden waren schön gewesen, aber sein Leben war gewiss keines gewesen, welches er erneut leben wollte. Die ganzen Probleme mit den Dursleys und Voldemort waren Grund genug froh zu sein, dass er seine Jugend heil überstanden hatte und heute ein durchaus anständiger erwachsener Mann geworden war.   Erneut blickte er zu dem Fenster, sah eine vertraute Figur, die mit wehendem Umhang sich einen Weg durch die Schüler bahnte und dabei einen Blick drauf hatte, welcher wohl jeden schnell umbringen konnte. Snape! Unweigerlich musste Harry lächeln. Der Mann hatte sich kaum verändert. Es war mittlerweile eine Ewigkeit her, dass sie Zeit zusammen verbracht hatten. Und Harry war das durchaus Recht, eben auch, weil ihm bewusst war, dass Snape nicht anders empfand.   Nach dem Krieg war es eine seltsame Situation zwischen ihnen gewesen. Einerseits hatte Harry aufgrund all der Erlebnisse Unmengen an Fragen gehabt, auf der anderen Seite war er nicht wirklich gewillt gewesen, so etwas wie eine Freundschaft mit Snape aufzubauen. Es war einfach viel zu viel geschehen. Mittlerweile wusste er allerdings, dass es sehr wohl möglich war, seinen Groll abzulegen.   Harry hatte genug Zeit gehabt um sich selbst deutlich machen zu können, was Snape bewegt haben musste, so zu sein wie er eben war. Harry verstand mittlerweile deutlich besser, welchem Druck der Tränkemeister ausgesetzt gewesen war. Nicht nur, dass er als Spion sein Leben ständig aufs Spiel gesetzt hatte, nein da waren noch Dumbledore gewesen und sein Versprechen, ausgerechnet ihn zu schützen. Harry hatte lange gebraucht um zu verstehen, wie schrecklich es wohl sein musste, den Sohn der Frau um sich zu haben, die man geliebt hatte, welche aber einen anderen gewählt hatte. Noch dazu die Person, die einem das Leben zur Hölle gemacht hatte.   Nur zu gut erinnerte er sich an seinen Fehltritt, als er einfach Snapes Erinnerungen angesehen hatte. Er erinnerte sich zu gut an die Verwirrung, die Fragen die er gehabt hatte. Es war leicht gewesen Remus’ Ausrede anzunehmen, dass man in dem Alter eben ein Idiot sei. Heute wusste Harry, dass es eben nichts weiter als eine Ausrede gewesen war. Sein Vater hatte Mist gebaut, die Motive dahinter mochte er nicht verstehen, aber er verglich es ein wenig mit dem, was zwischen ihm und Malfoy gewesen war. Eine Antisympathie. Was natürlich nicht entschuldigte, was geschehen war. Aber er verstand auch, dass all dieses ihn im Grunde nichts anging. Es waren Vergehen, die sein Vater begangen hatte und nur diesen und Snape ging diese Sache etwas an. Er kam aber nicht darum herum sich durchaus zu fragen, ob der Schulleiter mittlerweile gelernt hatte zu differenzieren. Er selbst war nicht James, ganz gleich wie oft Snape ihn mit diesem auf eine Stufe gestellt hatte.   Snape verschwand in einem der Eingänge und damit wendete auch Harry den Blick wieder ab. Die Seite in ihm, die Gerechtigkeit forderte, hoffte wirklich aus tiefstem Herzen, dass der Mann Frieden gefunden hatte. Er selbst hielt ihm die Dinge die passiert waren nicht mehr vor, er hatte damit abgeschlossen. Und er hoffte durchaus, dass Snape dieses auch hatte tun können.     ***     Fluchend hüpfte Harry auf einem Bein durch das Bad, während er sich das schmerzende Knie rieb. Ein Handtuch war um seine Hüfte geschlungen, ein weiteres lag um seine Schultern, das seine tropfenden Haare nach und nach durchnässte. Er war zu spät dran, viel zu spät für seinen Geschmack.   Der Tag im Laden war natürlich ein Bombenerfolg gewesen und das war auch der Grund, warum George ihn nicht hatte gehen lassen, nachdem er die Tageseinnahmen vorbeigebracht hatte. Zusammen mit einem kurzen Bericht wie es gelaufen war. Natürlich hatte Harry sich gefreut, dass George so munter gewesen war, ja so begeistert und zufrieden. Aber an diesem Abend war es eben doch mehr als ärgerlich. Er wollte ins nectere gehen.   Vorsichtig stellte er das angeschlagene Bein wieder ab und holte tief Luft. Harry wusste gar nicht mehr so genau, wie oft er mittlerweile in den Club gegangen war. Leider erfolglos. Ein Teil von ihm war sich bewusst, dass vermutlich nur er selbst das Verlangen spürte, den fremden Mann erneut wieder zu sehen. Andererseits konnte er auch nicht einfach aufhören hinzugehen. Aus verschiedenen Gründen. Selbst wenn es keine Chance auf Wiederholung gab, so war das nectere an den Samstagen mittlerweile fast schon so etwas wie seine Heimat. Er fühlte sich wohl, er hatte Spaß und das wollte er auch nicht aufgeben.   Mit einem leisen Seufzen begann er endlich damit seine Haare zu trocknen und dann in seine frische Kleidung zu schlüpfen. Die vertraute Maske lag bereits auf der Bettdecke, wartete nur darauf von ihm aufgenommen und aufgesetzt zu werden. Am Anfang war das durchaus ein seltsames Gefühl gewesen, aber seine häufigen Besuche hatten scheinbar dafür gesorgt, dass er sie kaum noch spürte. Auch die Magie, die auf ihr lag, bemerkte er fast gar nicht mehr. Mit einem letzten Blick in den Spiegel nickte er sich selbst zu, griff nach der Maske und apparierte.     ***     Es war voll und laut im nectere. Ein Geruch der kaum zu identifizieren war, lag in der Luft. Ein simpler Mix aus Schweiß, den Eigenduft vieler Menschen und Alkohol. Vor allem die süßen Cocktails waren deutlich zu riechen. Wie eigentlich immer wenn man her kam, wurde einem sofort warm. Die Lichter und die tanzenden Männer heizten den großen Raum auf.   Zufrieden schlenderte Harry durch die Menge, grüßte hier und da bekannte Gesichter. Man merkte deutlich, dass er Stammkunde war. In den vergangenen Monaten, seitdem diese Bar seine Tore geöffnet hatte, war im Grunde kaum eine Woche vergangen, in der er nicht vorbeigeschaut hatte. Er war eben jemand der Gesellschaft schätzte, zumindest wenn sein Name dabei keine Rolle spielte. Und die Masken verhinderten eben das. Hier konnte er sich ganz normal unterhalten, flirten und wenn er wollte auch Sex haben.   Dieser Teil war allerdings in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen, wenn er ehrlich war. Diese eine Nacht hatte bei ihm so einiges verändert und da er aufgepasst hatte, wusste er auch, dass der Mann mit ihm harmonierte. Nicht, dass er die Masken brauchte, um das zu erkennen. Obwohl man sich da vermutlich nicht ganz so sicher sein konnte. Er wusste schließlich nicht wer unter der Maske steckte, vielleicht war es jemand, mit dem er nie zurecht gekommen wäre, wenn seine Identität offen gelegen hätte. Ihm war immerhin bewusst, dass diese Person etwas vertrautes in ihm auslöste. Er wusste, er kannte diesen Mann und wenn er an all jene dachte die er wirklich kannte, dann war da niemand bei, mit dem er sich Dinge vorstellen konnte, die sie getrieben hatten. Es störte ihn aber auch nicht. Schließlich war diese eine Nacht Grund für seine momentane Abstinenz und der einen oder anderen Fantasie, womit er sich die Nächte versüßte.   Ginny war ja auch nicht dumm und selbst sie hatte festgestellt, dass etwas anders war. Die Frau hatte ihn damit aufgezogen, letzten Endes aber auch deutlich gemacht, dass sie hoffte, dass er diesen Mann wieder traf. Harry liebte Ginny, noch immer, wenn auch nicht auf die Art, wie man seine Ehefrau lieben sollte. Oder noch Ehefrau. Dafür, dass es mit ihnen so fatal danebengegangen war, hatten sie doch eine Ebene erreicht, mit der sie alle leben konnten. Er selbst sah seine Kinder, konnte Ginny gegenüber offen und ehrlich sein und dennoch tun und lassen was er wollte. Es gab Paare, da ging es nicht so leicht über die Bühne.   Aber an seine gescheiterte Ehe wollte er an diesem Abend gewiss nicht denken. Er war hergekommen um Spaß zu haben und selbst wenn er nicht auftauchte, so würde er Spaß haben. Die Woche war immerhin lang gewesen und Harry war nicht alt genug um sich an einem Wochenende abends in den Sessel zu hauen und nichts mehr zu machen. Hin und wieder mochte es nett sein, aber sonst zog es ihn doch eher nach draußen und unter Leute.   Kurz darauf hatte er sich einen Drink geholt und stand bei einer kleinen Gruppe. Harry kannte nicht einen der Namen, aber dennoch waren sie sich mittlerweile vertraut. Er wusste zumindest ansatzweise in welcher Branche jeder dieser Zauberer war, kannte das ungefähre Alter und wusste so einige Vorlieben und Abneigungen. Wenn er es nicht besser wüsste, könnte er annehmen, dass es seine Freunde waren, die ihn schon in seiner Schulzeit begleitet hatten. Aber weder Ron, noch Neville noch die Mädels waren in diesem Club. Dennoch war es vertraut zwischen ihnen.   Harry amüsierte sich wirklich. Die Zeit verging wie im Fluge aber egal wie oft er sich auch umschaute, der mysteriöse fremde Mann kam nicht. Was bedauerlich war. Letzten Endes verabschiedete Harry sich von seinen Bekannten, um zurück in sein Apartment zu kommen. Der Abend war auf jeden Fall gut verlaufen, auch wenn sein Wunsch nicht erfüllt worden war. So sehr er sich auch bewusst gemacht hatte, dass er vielleicht nie wieder kommen würde, er konnte dennoch nicht aufgeben zu hoffen.     ***     Severus’ Laune besserte sich nicht wirklich. Hatte er am Anfang noch wirklich miese Laune gehabt, so wandelte sie sich in den kommenden Wochen zu einem Level, welches niemand wirklich einzuordnen vermochte. Es gab Tage, an denen man Snape besser nicht anschaute, Tage wo man sich fragte, ob der Mann Kummer hatte und Tage wie den heutigen, an dem man sich wünschte, irgendetwas tun zu können. Severus’ Laune zog nach und nach die Laune aller um sich herum mit in den Keller.   Während der Sommer sich mittlerweile verabschiedet hatte und die bunten Blätter gemächlich Richtung Boden segelten, stand Snape an dem Fenster in seinem Büro und blickte zum Boden hinab. Er war noch drei weitere Mal in den Club gegangen, mit dem gleichen Erfolg wie beim ersten Mal. Langsam zog das an seinen Nerven. Er konnte sich selbst nicht mehr ausstehen, hinterfraget sein Verlangen danach, diesen einen Mann wieder sehen zu können. Was war anders an ihm? Warum war er so auf ihn fixiert? Der Gedanke für sich gefiel Servus absolut nicht. Es hatte einfach viel zu viel von der Abhängigkeit, die früher sein ganzes Leben dominiert hatte. Er wollte das alles einfach nicht mehr. Auf der anderen Seite war ihm mehr als bewusst, dass er kaum eine Chance hatte. Solange er nicht herausgefunden hatte was genau das war, was ihn so anzog, würde er vermutlich keine Ruhe geben.   Frustriert wendete er den Blick ab, um zurück zu seinem Schreibtisch zu gehen. Es war Samstag, eigentlich hätte er am Abend zuvor in den Club gehen wollen, ein Problem mit einem Hufflepuff allerdings hatte ihm da einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Einerseits war Severus erleichtert, denn anstatt sich vielleicht einen weiteren enttäuschenden Abend anzutun, hatte er mit Eltern Gespräche geführt um Lösungen zu finden. Nicht wirklich eine Alternative für die Chance, dass er vielleicht doch da gewesen war, aber eben auch nicht zu ändern.   Ein leises Klopfen ließ ihn schließlich aufschauen. „Herein!“, bellte er alleine aus Gewohnheit, aber schon im nächsten Augenblick konnte er nur schwer ein genervtes Knurren unterdrücken. Natürlich, niemand anderes wie Minerva McGonagall hatte die Nerven, ihn diese Tage aufzusuchen. Die meisten seiner Angestellten versuchten ihm weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Und die Schüler natürlich auch. Es war kein Geheimnis, dass seine Geduld in diesen Tagen eher kurz war.   Ohne darauf zu warten, dass Severus etwas sagte, überwand die alte Hexe den Abstand zum Schreibtisch, baute sich davor auf und bedachte Severus mit einem strengen Blick.   „Wir… das ganze Kollegium hat beschlossen, dass es Zeit ist, dass du Urlaub machst!“, erklärte sie und hob energisch die Hand, als Severus sich aufregen wollte. „Severus Snape, du magst nicht mehr der kleine Junge sein, aber wir sind auch nicht irgendwelche Fremden für dich!“, erklärte sie energisch. Danach wurden ihre Gesichtszüge sanft und Severus konnte die Zuneigung fühlen, die die Hexe ihm entgegenbrachte. Einer der Änderungen, die eingetreten waren, als er endlich wieder aus dem St. Mungos entlassen worden war. Es war nicht so, dass sie die besten Freunde waren. Aber sie hatten eindeutig eine neue Ebene von Verständnis erreicht. Eine die Severus im Grunde auch nicht mehr missen wollte, ganz gleich wie ungewohnt es am Anfang wohl für sie beide gewesen war.   „Severus, es ist offensichtlich, dass du unzufrieden bist. Du willst darüber nicht reden, das haben wir verstanden!“, sprach Minerva weiter und erst jetzt wurde Snape deutlich, dass seine Angestellten in der Tat versucht hatten raus zu finden, was ihm so auf die Laune schlug. Aber das Letzte was er tun würde war, allen auf die Nase zu binden, dass er wie ein kleiner Schuljunge jemanden begehrte, von dem er im Grunde nichts wusste und ihn nur ein einziges Mal im Bett gehabt hatte.   „Nimm dir die Auszeit. Mach was notwendig ist, um wieder zu dir zu kommen. Du von uns allen bist derjenige, der am Meisten zurückgesteckt hat.“ Severus war machtlos. Er wollte kein Mitleid, aber er wusste auch, dass Minerva ihm keines entgegenbrachte. Die Hexe versuchte lediglich auf ihre Art ihn zu entlasten, ihm eine Chance zu bieten eine Weile auszuspannen und damit sich selbst wieder zu finden. „Dieses Wochenende!“, gab er schließlich nach. Vielleicht tat es ihm wirklich gut.   „Mehr kann ich nicht verlangen!“, erwiderte Minerva noch und schaute dem Tränkemeister und Schulleiter nach, als dieser sich in Richtung seiner privaten Räume bewegte. Ein Gefühl sagte ihr einfach, dass es an der Zeit war, Severus dazu zu bringen, diese Mauern zu verlassen. Wenigstens für diese zwei Tage. Als Severus verschwunden war, wendete auch sie sich ab und machte sich auf den Weg zu ihren Kollegen.     ***     Es war fast wie beim allerersten Mal. Severus stand vor dem Spiegel und prüfte sich kritisch. Seine langen Beine steckten in einer weichen schwarzen Stoffhose und sein Oberkörper war von dem weißen Stoff seines Hemdes verdeckt. Unsicherheit durchströmte ihn, ebenfalls wie bei seinem ersten Besuch des nectere. Severus hatte wirklich lange mit sich gehadert, bisher war er stets an den Freitagen in den Club gegangen, schon weil er beim allerersten Mal ebenfalls an einem Freitag da gewesen war… glaubte er zumindest. Aber selbst wenn nicht, samstags war es nie sehr leicht Hogwarts zu verlassen.   Letzten Endes schüttelte er leicht den Kopf, griff nach seiner Maske und machte sich auf den Weg. Die Gänge waren zu seiner Erleichterung vollkommen leer und auch als er das Schloss verließ und in Richtung Hogsmeade ging, kam ihm niemand entgegen. Direkt hinter der Grenze des Geländes welches zu Hogwarts gehörte, apparierte er, die Maske bereits schützend aufgesetzt.     ***     Severus landete in der gleichen Seitenstraße wie auch all die Male zuvor, um dann den restlichen Weg zu Fuß hinter sich zu bringen. Es war nicht weit. An dem Club angekommen, reihte er sich bei den wartenden Menschen ein, arbeitete sich Stück für Stück nach vorne, bis er letzten Endes es geschafft hatte. Er ging den Weg zu der Tür die ihm bereits vertraut war, öffnete sie und schlüpfte in den dahinter liegenden Raum, hinein zu den mittlerweile vertrauten Gerüchen, teilweise vertrauten Magiern und den Klängen.   Nur eines war anders. Hoffnungen hegte er an diesem Abend keine. Zum einem weil der Tag nicht stimmte, zum anderen war er aber auch an einem Punkt angelangt, wo er es leid war. Während er sich fertig gemacht hatte, war ihm bewusst geworden, dass es ein Ende haben musste. Minerva hatte Recht, seine Laune war unerträglich, selbst Snape hatte wenig Lust auf sich selbst. Dieser Entschluss hatte aber auch etwas Gutes. Ihm hatte dieses Verlangen nicht gefallen, diese Abhängigkeit. Der Club war schließlich voll mit Männern, die genauso gut waren. Und genau das wollte er heute auch verfolgen.   Sicher bahnte er sich seinen Weg zur Bar, grüßte den Kellner mit dem rötlich-blonden Haar, bekam seinen Scotch und verzog sich damit dann an den Rand der Tanzfläche. Er unterhielt sich blendend und das Gefühl, welches ihn in den letzten Tagen und Wochen so belastet hatte, verschwand nach und nach. Es war einfach nur befreiend.   Irgendwann ging er zurück zur Bar, um sich einen neuen Drink zu holen. Allerdings rechnete er nicht mit dem, was passierte, als er zurück zu der Gruppe ging, mit der er sich schon eine ganze Weile unterhielt. Sein Blick huschte nur kurz über die Tanzenden, etwas was er an diesem Abend einige Male getan hatte. Es war durchaus eine Augenweide den Tanzenden zuzusehen.   Dann sah er ihn.   Verwaschene blaue Jeans, Sneaker die schon bessere Tage gesehen hatten, ein helles T-Shirt das an dem Körper hing wie eine zweite Haut, Haare, die kaum wilder sein konnten. Dann öffneten sich die Augen, vertraut und doch unglaublich fremd. Wie in Trance stellte Snape sein Getränk auf den niedrigen Tisch und achtete nicht mehr auf die Leute, mit denen er sich so blendend unterhalten hatte, reagierte nicht auf die Fragen, was los war. Er konnte gar nicht anders. Ganz gleich wie unbegabt er beim Tanzen war, wie ungern er es tat, er betrat die Tanzfläche, hielt den Blick fest, der zuerst Erstaunen und dann Freude gezeigt hatte.   Mit sicheren Schritten bahnte er sich den Weg zwischen den sich bewegenden Körpern durch, wich Paaren aus, jenen die sich wilder bewegten, bis er den jungen Mann erreichte, den er so vehement versucht hatte wieder zu treffen. Vergessen waren seine Vorsätze, es gut sein zu lassen.   Als er ihn erreichte, legte er die Hände auf die schmalen, sich wiegenden Hüften, spürte den attraktiven Körper der sich ihm sofort entgegenbewegte. Wie hatte er annehmen können, es einfach aufzugeben? In diesem Moment war es ihm ein absolutes Rätsel. Es war wie ein Fluch, es zog ihn einfach an und auch wenn er still vor dem Mann stand der seine Gedanken seit Wochen dominierte, konnte er keinen Gedanken dafür aufbringen, einfach zu gehen, so wie er es eigentlich hätte tun müssen, nachdem sein Entschluss gefallen war.   „Ich hab gehofft, dich wieder zu treffen!“   Severus konnte sein Glück nicht fassen, als der junge Mann die Worte aussprach, die ihm selbst auf der Zunge lagen.   „Das beruht eindeutig auf Gegenseitigkeit!“, erklärte er, die Stimme tief und rau von den Dingen die er gerade empfand. Und ohne es wirklich wahrzunehmen, setzte auch sein Körper sich in Bewegung, passte sich den Bewegungen des Partners an, schmiegte sich an den anderen Körper, ohne den Blickkontakt abbrechen zu lassen.   Augen so vertraut und dennoch so fremd. Augen die er in seinen einsamen Nächten gesehen hatte, während seine eigene Hand Erleichterung verschafft hatte. 05 desire --------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   05 desire   ―—————————————————————————―————————————————————————— Harry konnte es nicht fassen. Endlich! Nach langer Zeit, vielen Hoffnungen, tanzte er im nectere und als er die Augen öffnete, sah er ihn. Den Mann, den er unbedingt hatte wieder sehen wollen. Alles in ihm schrie regelrecht danach sofort zu ihm zu gehen, ihn festzuhalten und damit sich selbst die Chance zu geben zu ergründen, was genau das zwischen ihnen war. Aber der Andere war schneller. Er stellte sein Glas ab und kam auf ihn zu.   Harrys Herz klopfte schneller und er spürte sofort das Verlangen welches durch seine Adern floss.   „Ich habe gehofft dich wieder zu treffen!“, sagte er schließlich. Er sah keinen Sinn darin dieses zu verheimlichen, auch weil er spürte, dass nicht nur er so fasziniert war. Etwas war einfach zwischen ihnen, etwas was er nicht verstand aber auch nicht aufgeben wollte.   „Das beruht eindeutig auf Gegenseitigkeit!“, bekam er als Antwort, in einer Stimme, die ihm Schauer über den Rücken jagten. So tief, so rau, ein regelrechter Anturner. Nicht, dass Harry dieses brauchte, ganz im Gegenteil. Er wusste schon längst, dass er auf diesen Mann stand, ganz gleich wie wenig er von ihm wusste. Gut, im Grunde wusste er gar nichts, er kannte den Namen nicht, wusste nicht das Alter oder gar wie dieser Mann aussah. Andererseits beruhte auch dieses auf Gegenseitigkeit und dennoch standen sie jetzt hier mitten auf der Tanzfläche und bewegten sich gemeinsam zu den Klängen der Musik, welche aus den Boxen über ihnen dröhnte.   Harry hob die Arme an, um sie über die Schultern seines Tanzpartners zu legen, um mit den Fingern durch die langen dunklen Strähnen zu fahren, die im Nacken hingen. Er mochte das Gefühl. Das Haar war weich und ließ sich spielerisch um die Finger wickeln.   Ohne dass sie sich groß darauf konzentrieren mussten, fanden sie einen gemeinsamen Rhythmus, wiegten sich zu den Bässen die sie umschmeichelten, auch wenn ihr Takt absolut nicht zu der Musik passen wollte. Stören tat es sie dennoch nicht. Beide hatten etwas derartiges wohl zuvor nie erfahren, dieses Gefühl von Gleichgültigkeit für alles was um sie herum passierte. Sie waren in ihrer ganz eigenen Welt, mit ganz eigener Musik, die einen dazu verleitete die Körper aneinanderzuschmiegen, anstatt wild zu der schnellen Melodie zu zappeln. Was Severus nur recht war. Er mochte diese Art des Tanzens nicht. Wenn schon, dann eher etwas ruhiges, bestenfalls etwas klassisches. Er mochte nicht steinalt sein, aber mit der modernen Musik konnte er nur bedingt etwas anfangen. Sie zu hören war eine Sache, eine ganz andere war es jedoch, sich zu ihr bewegen zu müssen.   Der Mann hielt auch weiterhin den Blickkontakt aufrecht, versank in den Augen, die ihn wie magisch anzogen. Das Gefühl der Vertrautheit versuchte sich ständig vehement an die Oberfläche zu kämpfen, hatte gegen die Zauber die auf der Maske lagen aber keinerlei Chance. Was ein ungewohntes Gefühl war, mit dem Severus noch nicht so recht wusste, wie er damit umzugehen hatte.   Eines war ihm mittlerweile einfach bewusst geworden, diese Vertrautheit die er spürte hatte eine Bedeutung. Eine, bei der ihm nicht so recht klar war, was er davon halten sollte. Ihm war bewusst, dass er diesen Mann kennen musste und das vermutlich auch deutlicher, als er einen Menschen kannte, mit dem er ein oder zweimal Kontakt gehabt hatte. Das Gefühl war einfach zu intensiv, sein Verstand zu erpicht darauf den Zauber zu durchbrechen. Was Probleme mit sich brachte. Severus war nicht gerade scharf darauf, sich auf jemanden einzulassen, den er vermutlich kannte. Besser kannte! Aber solange die Zauber ihre Pflicht taten, konnte er wenigstens versuchen das seltsame Gefühl in sich zu begraben. Damit stand für ihn eigentlich auch schon fest, dass diese… Affäre – oder wie man es sonst nennen sollte – im nectere bleiben würde. Es gab keine Chance, dass sie ihre Treffen auf einen anderen, weniger anonymen Ort verlegten.   Diese Gedanken entglitten ihm aber schneller als er es registrieren konnte, als einer der umliegenden Tänzer ins Straucheln kam und ihm unsanft einen Ellenbogen in den Rücken rammte. Mit einem Keuchen strauchelte Severus einen Schritt nach vorne, ehe er sich wieder fing und dem Übeltäter einen seiner besten Blicke schenkte. Ebene einen von der Sorte, die seine Schüler zu Genüge entgegengebracht bekommen hatten. Nur leider schien auch das als einer der Charaktermerkmale durchzugehen, die wohl von den Masken verschleiert wurden. Ein mehr als lächerliches Grinsen und ein lachendes „Sorry!“ war alles was er entgegen bekam, anstatt der gewohnten unsicheren Blicke. Severus hasste das, konnte aber wohl eher weniger dagegen machen.   „Was hältst du davon, wenn wir an einen etwas ruhigeren Ort gehen?“, schlug er schließlich vor und wendete seinen Blick seinem Tanzpartner wieder zu. Es war hier auf der Tanzfläche viel zu voll für seinen Geschmack, Severus scheute solche Menschenmassen, was ihn doch sich fragen ließ, ob das Blickfeld und damit Teile seiner Gehirnfunktionen wirklich das Einzige waren, was diese Zauber veränderten. So ganz konnte er sich mittlerweile wirklich nicht mehr erklären, wie er sich dazu hatte verleiten lassen können, auf eine überfüllte Tanzfläche zu gehen, in einem Club der moderne Musik spielte, zu welcher er sich nie und nimmer bewegen wollte, wie es scheinbar als angemessen betrachtet wurde.   „Sehr gerne!“, raunte der jüngere Mann ihm entgegen, was Severus Fokus sofort von seinen Gedanken wieder auf ihn lenkte. Eine Welle der Erregung erfasste ihn, ihnen beiden war klar wo dieser ruhige Ort liegen würde und vor allem was sie dort tun würden. Es reichte allerdings ein leichter Blick nach unten um zu erkennen, dass Severus nicht der Einzige war, dessen Gedanken in ganz klare Richtungen gingen. Mehr brauchte es nicht. Snape packte den Mann der ihn in seinen Träumen und Gedanken nicht mehr los ließ und bahnte sich mit ihm Richtung Bar, wo er nur noch dafür sorgen musste, dass sie eines dieser herrlichen Zimmer bekamen. Das schaffte er, daran zweifelte er keine Sekunde.     ***     Kaum fiel die Tür hinter ihnen zu, drückte Severus den jüngeren Mann gegen die nun geschlossene Tür. Ihre Körper schmiegten sich aneinander und was er zuvor in dem blitzenden Licht des Clubs hatte erahnen können, drückte nun deutlich spürbar gegen seinen Unterleib. Ihre Lippen fanden sich und endlich fiel der Druck von beiden ab. Genau das hier war es gewesen, wonach sie sich in den vergangenen Wochen gesehnt hatten. Nähe und unverkennbar eine riesige Portion Leidenschaft.   Harry keuchte verzückt auf, seine Hände krallten sich in den hellen Stoff des Hemdes, welches Severus trug, er war nicht gewillt, den anderen Mann so schnell wieder entkommen zu lassen. Aber auch ihm war bewusst, dass dieses eher kein Wunsch von ihnen war. Es war mehr als offensichtlich, dass ihre Wünsche in die gleiche Richtung gingen und das bedeutete eher das Bett ihr Ziel war, als den Weg wieder hinaus zu gehen und sich dann weg vom nectere zu bewegen.   Auch Severus entspannte sich zusehends. Die Erkenntnis, dass er nicht alleine war, war beruhigend. Was auch immer das zwischen ihnen war, sie teilten das gleiche Verlangen. Nichts wäre schlimmer gewesen, als zuzugeben, wie sehr man auf ein zweites Treffen gehofft hatte, wenn die Person einem gegenüber anders empfand. Eine Schmach, die Severus sich wirklich nicht antun wollte, ganz gleich ob man es sich lediglich selbst gegenüber zugeben musste, oder Dritte als Zeugen involviert waren. Was hier zum Glück nicht der Fall war, wenn man einmal von Minerva absah, die aber hoffentlich nicht ansatzweise genug wusste, um daraus ihre Schlüsse ziehen zu können.   „Komm!“, murmelte er schließlich gegen die Lippen des jungen Mannes, löste den Kuss nur solange wie es nötig war, um dieses eine Wort herauszubringen. Sein Verlangen war einfach zu groß, außerdem war das zwischen ihnen keine Romanze. Es ging um Sex, Zärtlichkeiten waren dabei nur so weit notwendig, wie es angemessen war, um in die richtige Stimmung zu kommen. Und damit hatten sie ganz offensichtlich beide keine Probleme. Er konnte es fühlen, die harte Erregung die gegen seine eigene drückte, sich an ihr rieb in dem Verlangen nach süßer  Erlösung. Sie mussten sich keine Nettigkeiten sagen, sich nicht streicheln, keine zärtlichen Bekundungen von Zuneigung austauschen. All das war nicht notwendig… auch wenn Severus durchaus bei einem dieser Punkte sein Veto einlegen musste oder eher wollte.   Zusammen strauchelten sie durch den Raum und ließen sich anschließend gemeinsam auf das Bett fallen. Severus löste fast augenblicklich den Kuss, richtete sich weit genug auf, um den jungen Mann ansehen zu können. Geschickt schob er das helle Oberteil nach oben und legte die leicht gebräunte und sehr verführerische Haut dabei frei. Er stand auf diesen Körper, stand auf die leichten Muskeln, die weiche Haut. Sie mochten kein Paar sein – was Severus nur mehr als recht war – aber er konnte dennoch nicht widerstehen, seine Finger sanft über die samtweiche Haut wandern zu lassen, jede leichte Kurve nachzufahren und sich dabei zu verdeutlichen, dass er in der Tat das Glück hatte, einen sehr attraktiven und nicht Abgeneigten jungen Mann bei sich zu haben.   Für manche mochte es lachhaft erscheinen, eben weil dieses nicht mehr wie Sex war. Im Grunde war es nur notwendig genug freizulegen, um zur Sache kommen zu können, aber Severus war ausgehungert. Viel zu ausgehungert um so zielstrebig die Befriedigung anstreben zu können. Es war eben so, dass er keine Beziehungen hatte, nie gehabt hatte. Alles was er kannte waren schnelle Nummern, Sex in dunklen Gassen. Der Kontakt zu einer anderen Person mochte befremdlich sein, aber eben auch kein ungutes Gefühl. Ganz im Gegenteil. Severus stand darauf welche Wärme dieser Körper ausstrahlte, wie er sich seinen Fingern entgegen streckte, es versetzte ihn in Ekstase den schnellen Puls zu spüren, wenn er an dem Hals entlang fuhr, das stetige Pochen gegen seine Fingerkuppen hatte etwas faszinierendes. Er wollte das und noch viel mehr, ganz gleich wie sehr sein Kopf sich gegen diese gefährliche Richtung auch wehrte.   Genau aus diesem Grund ließ er sich auch alle Zeit der Welt, schob das Oberteil noch ein Stück weiter nach oben, bis er es über den Kopf ziehen und achtlos neben das Bett fallen lassen konnte. Seine Augen wanderten über den Mann der sich in den Laken vollkommen entspannt hatte, huschten kurz über ein Gesicht welches von der Maske verschleiert wurde und blieben schließlich an Augen hängen, die ihn jedes Mal in seinen Bann zogen. In ihnen konnte er so wahnsinnig viele Emotionen sehen, konnte sie regelrecht in sich widerhallen spüren, als wenn sie miteinander verbunden waren und auf diese Art die Dinge nachvollziehen konnten, die der Gegenpart empfand – eines war ihm absolut klar, dieser Mann war keine Leuchte darin, seine Emotionen zu unterdrücken, sie vor anderen zu verbergen um nicht angreifbar zu sein. Kurz kam in Severus der Gedanke auf, dass die Tatsache, dass er die Emotionen sah, hoffentlich nicht eine weitere Sache war, die die Maske für sie regelte, verwarf aber jeden Gedanken in diese Richtung in dem Moment, wo er die Finger seiner rechten Hand leicht über die Haut am Hals fahren ließ.   Der Puls raste, pochte gegen seine empfindsamen Fingerkuppen. Es war eine ganz eigene Melodie die Stetigkeit vermittelte. Langsam ließ er die Finger weiter wandern, zu den Schultern, deren Verlauf er folgte um dann die Arme hinab zu fahren. Die deutlich fühlbaren Kurven umschmeichelte, welche den Oberarm ausmachten. Es war nicht unnatürlich wie bei fanatischen Sportanhängern. Nicht zu viel, aber eben auch nicht eine gerade Linie die davon zeugte, dass die Person sich gar nicht betätigte. Ganz gleich was dieser Mann auch tat um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, er hielt sich auf jeden Fall fit, was Severus sehr zu sagte, er fand fitte Männer attraktiv, solange sie eben nicht zu fit waren. Denn auch wenn Severus keine Beziehungen hatte, so hatte er doch Augen im Kopf. Er wusste welcher Typ Mann ihm gefiel, ging diesen Empfindungen allerdings niemals nach. Ein leises Lachen war es schließlich, welches ihn ein Stück weit aus seinen Gedanken riss.   „Du magst das!“, stellte der Mann unter Severus fest, ehe der Blick weicher wurde. „Halt dich nicht zurück, ich kann nicht behaupten, dass es etwas unangenehmes ist!“, schnurrte er schon fast, die Stimme samtig, verführerisch, lockend und einladend zugleich. Es war ganz offensichtlich nicht eine bloße Floskel, um Severus bei Laune zu halten, damit sie irgendwann zu den Dingen übergehen konnten, welche sie beide im Kopf gehabt hatten, als sie sich zurückgezogen hatten. Das hier war Vorspiel, welches sie sich trotz allem gönnten und auch hier konnte man deutlich sagen, dass es dem Umstand zu verdanken war, wo sie sich aufhielten. Es mochte um Sex gehen, aber es ging eben auch um guten Sex, der etwas mehr erforderte wie wenige Minuten in denen man einer geraden Linie folgte.   Ohne zu antworten, ließ Severus sich langsam auf den anderen Mann sinken, brachte ihren Unterleib in dichten Kontakt. Das erste, angeregte Keuchen seines Sexpartners für diese Nacht wurde nur dadurch noch gesteigert, das er selbst in eben diesem Moment die Finger mit den Lippen ersetzte. Nippend setzten sie am Hals an, kosteten die warme Haut. Sie war ganz anders als seine eigene. Nicht, das Severus an sich selbst so herumgespielt hätte, aber man wusste eben, wie die eigene Haut war.   Mit dem Gefühl tiefer Zufriedenheit schob er sich langsam nach unten, nippte sich seinen Weg Richtung Brust, ließ hin und wieder die Zunge über die warme Haut gleiten, kostete, spielte und testete. Leicht strich er über die linke Brustwarze, welche sich sofort etwas zusammen zog. Severus wusste, dass jeder Mann dort anders war. Manche spürten etwas, bei manchen erreichte man hier rein gar nichts, während die dritte Fraktion es wohl unangenehm empfand. Sie waren eben keine Frauen, die in diesem Bereich weitaus mehr spürten. Severus ging es jetzt aber weniger darum, hier zu verweilen. Er wollte tiefer, wollte weiter kosten und damit die eigene Erregung weiter anstacheln, Nicht, dass er dieses wirklich nötig hatte, sein Penis pochte schon jetzt unangenehm in der Hose, bettelte regelrecht darum endlich zum Zug kommen zu können. Aber Severus war ein geduldiger Mensch, wenn er etwas hatte, was ihn fesselte, konnte nicht einmal sein sexuelles Verlangen ihn zur Eile antreiben. Und dieser attraktive Körper war eindeutig etwas, was ihn fesselte.   Damit bahnte er sich seinen Weg weiter, lauschte nur am Rande den leisen Geräuschen, die er als zusätzliche Belohnung geschenkt bekam. Das Becken des jüngeren Mannes drückte sich leicht nach oben, bettelte um mehr, leises Keuchen, zustimmendes Brummen und ein scharfes einsaugen der Luft erfüllte immer wieder den Raum. Letzteres vor allem, als Severus probehalber mit den Zähnen leicht über den Hüftknochen fuhr.   Aber ganz gleich wie sehr er dieses Spiel genoss, er wollte mehr. Mit geschickten Händen machte er sich an dem Knopf der Jeans zu schaffen, ehe er versuchte den störenden Stoff hinab zu drücken. Diese Art von Stoff konnte ein wahres Ärgernis darstellen, wie in diesem Fall – er schmiegte sich an den Körper und war damit nicht mit Leichtigkeit aus dem Weg zu schaffen. Severus richtete sich notgedrungen auf, um die Hose besser packen zu können, um sie dann endlich ganz runter zu ziehen und zu dem Oberteil auf den Boden zu befördern. Ungeduldig wiederholte er diese Tätigkeit auch bei sich, befreite sich von der Kleidung, die eh schnell störend im Weg sein würde, ehe er wieder auf das Bett zurück kroch.     ***     Harry wusste mittlerweile gar nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Dieser Mann trieb ihn in den Wahnsinn und das auf eine verdammt gute Art und Weise. Die Finger die über seinen Körper glitten löste eine Welle der Erregung in ihm aus, die leicht rauen Fingerkuppen neckten ihn in einer Art, die Harry eindeutig mochte. Auch wenn er mehr als erpicht darauf war, endlich wieder mit diesem Mann Sex zu haben, so konnte er auch nicht behaupten, dass dieses Vorspiel ihm nicht gefiel. Es war etwas, was sein Verlangen steigerte. Die Finger versprachen ihm Freuden, die er in den ganzen letzten Wochen sich so sehr gewünscht hatte, aber nicht bekommen hatte. Für ihn stand bereits fest, dass er es dieses Mal nicht dem Zufall überlassen wollte und vor allem, dass dieses hier nicht eine schnelle Runde werden würde, nach der sie sich schweigend anzogen und gingen. Er wollte weitaus mehr, er wolle es auskosten, wollte es andauern lassen und am Ende sicherstellen, dass sie sich nicht erneut für Wochen nicht sahen.   Verzückt hob er das Becken an, als der Mix aus Fingern, Zunge und Zähne sich an seinem Hüftknochen zu schaffen machten. Die Luft entwich seinen Lungen mit einem zischenden Laut und nicht zum ersten Mal wünschte er sich, jetzt gerade nicht die enge Jeans gewählt zu haben. Aber zu seiner Erleichterung, schien der Mann auf ihm ähnliches im Sinn zu haben. Schon als der Knopf gelöst wurde, war es eine deutliche Erleichterung, auch wenn es kaum mit dem zu vergleichen war, was er empfand, kaum dass der Stoff endlich weg war und dem noch kleinen Haufen auf dem Boden Gesellschaft leistete.   Leicht stützte er sich anschließend auf seine Ellenbogen, um dem Mann zu zusehen, wie auch dieser sich von der mittlerweile störenden Kleidung befreite, Stück für Stück die darunter liegende Haut frei legte. Harry bekam von diesem Anblick kaum genug. Er mochte den Körperbau. Dieser Mann war schlank, aber nicht schlaksig, trotz seiner recht großen Körpergröße. Stattdessen sah man leicht definierte Muskeln, eine gut ausgebildete Brustmuskulatur, einen flachen Bauch. Sicher, der Kerl war etwas älter, Harry war sich durchaus bewusst, dass ihr Altersunterschied vermutlich so groß war, dass sie fast Vater und Sohn sein könnten, aber wirklich ausmachen tat ihm dieses nichts, auch wenn er wusste, dass er unter anderen Umständen ihn vermutlich nicht einmal in Betracht gezogen hatte, wenn er wirklichen Notstand hatte. Aber im Grunde zählte dieses nicht, ihre erste Nacht war toll gewesen und Harry wusste, dass auch diese nicht schlecht verlaufen würde. Es war einfach eine Gewissheit, die tief in ihm steckte. Darüber hinaus konnte er klar sagen, dass die Maske hier ein Segen gewesen war, ihm war schon einige Male aufgefallen, dass es ihn eher zu Älteren zog, was ohne die Maske sicherlich zu einem Problem geworden wäre. Vielleicht währe unter diesen Umständen ein ausgefülltes Sexualleben nicht möglich gewesen.   Als der Mann zu ihm kam, grinste Harry leicht, streckte die Arme aus, um ihn höher zu ziehen, zu sich, zu einem weiteren Kuss, der ihm genauso den Verstand rauben konnte. Er küsste gut, nicht nass wie manche andere, nicht zu fordernd, aber eben auch nicht so, dass man anfing sich zu fragen, ob der Kuss bezwecken sollte, dass man sich langweilte. Es war eben perfekt.   Nun selbst die Dinge in die Hand nehmend, ließ auch er die Finger auf Wanderschaft gehen, strich mit deutlichem Druck über die Schultern, die Brust, um dann über die Seiten zum Rücken zu wandern. Bereitwillig öffnete er die Beine weit genug, dass der andere Körper dazwischen sinken konnte, damit ihre Erregungen sich aneinander drückten, auch wenn nach wie vor der Stoff der Shorts als Barriere zwischen ihnen lag, was aber auch kaum etwas ausmachte. Dennoch schob Harry die Hände tiefer, bis er den Bund erreichte, nur um auch diese Barriere zu überwinden, bis seine Hand sich auf eine der wohlgeformten Pobacken legen konnte. Instinktiv drückte er leicht, stöhnte verzückt auf, als der Mann reagierte, sich in einem fast schon sinnlichen Tanz versuchte zu entziehen, nur um im nächsten Augenblick sich wieder seiner Hand entgegen zu bewegen.   Ein wenig Reibung war natürlich nett, aber sie beide hatten wohl eindeutig andere Dinge im Sinn. Entsprechend löste Harry den Kuss, packte mit beiden Händen den Stoff und zog ihn so weit nach unten, wie er es aus dieser Position heraus konnte. „Ich habe große Lust dir zu zeigen, was man mit Lippen, Zungen und Zähnen noch so anstellen kann!“, raunte er dann, schenkte dem Mann einen verführerischen und gleichzeitig frechen Blick, erkannte dabei sofort, dass der Andere verstanden hatte und dass die Idee ihm durchaus zusagte. Spätestens als er sich von ihm rollte, neben ihm zum liegen kam und energisch sich aus seiner Shorts wand, wusste Harry, dass sein Gefühl richtig gewesen war. „Lass dich nicht abhalten!“, schlug ihm dann die raue Stimme entgegen. Harry fand, dass sie vibrierte, was ihn leicht erschaudern ließ.   Die Mädels früher hatten oft von solchen Stimmen geschwärmt. Begriffe wie Reibeisenstimme waren da nur wenige, die die offensichtliche Leidenschaft von ihnen, beschrieben hatte. Eine klare Bevorzugung dunkler Stimmen, die einen – wie Hermine einmal zugegeben hatte – wuschig machen konnten. Harry hatte damals kein Wort von dem verstanden, was die Mädels da von sich gegeben hatten, das war noch weit vor der Zeit gewesen, bevor er auch nur ansatzweise realisiert hatte, dass Frauen nicht alles waren, was ihn sexuell in Wallung bringen konnte. Aber hier und jetzt musste er kurz an diesen Abend denken und sich dabei bemühen, nicht amüsiert zu grinsen. Jetzt verstand er durchaus, von was die Mädels damals geredet hatten. Diese tiefe Stimme schoss durch seinen Körper und blieb in seinem Penis hängen, um diesen vor Verlangen pochen zu lassen.   Diese unpassende Gedanken von sich schiebend, schob er sich an dem Mann hinab, bis er sein Ziel erreichte. Der starke Geruch von Erregung schlug ihm hier unten deutlich entgegen, Harry wusste, dass er wohl nicht anders riechen würde. Es war aber auch deutlich motivierend, immerhin war er der Grund dafür, dass diese Erregung aufgekommen war. Mit einer Hand umfasste er schließlich das Geschlecht, ließ die Finger geübt ein wenig hoch und runter gleiten, während sein Blick fasziniert dieses Bild in sich aufnahm. Er konnte die Anspannung in den starken Beinen spüren, die rechts und links von ihm sich ausgestreckt hatten, schenkte diesen aber keinerlei Beachtung. Selbstsicher beugte er sich dann nach einer Weile vor, ließ testend die Zunge über die rosige Eichel wandern und wurde prompt mit einem Geräusch belohnt welches irgendwie ein Mix aus einem Knurren und einem Stöhnen darstellte. Kurz blickte er nach oben, doch alles was er sah, war Verlangen in den vertrauten dunklen Augen, über dessen Herkunft er sich zumindest in diesem Moment keine Gedanken machen wollte.   Ohne es weiter hinaus zu zögern, schloss er die Lippen um die Spitze des Geschlechts, bevor er es tiefer in sich gleiten ließ, kostend und von unglaublicher Neugierde angetrieben. Es kostete ihn nicht einmal eine halbe Minute um zu realisieren, dass er das mochte. Es kam nicht oft vor, dass Harry überhaupt so weit ging, um dieses zu machen war doch Vertrauen notwendig, was man kaum aufbauen konnte, wenn man sich eigentlich nicht kannte. Immerhin konnte er kaum sagen, wo dieser Penis schon alles gewesen war, welche Gefahr von ihm aus ging. Natürlich könnte er ein Gummi nutzen, aber dieser Geschmack war es nicht, der ihn interessierte. Ein erstes deutliches Entgegenkommen des Beckens löschte allerdings jeden weiteren Gedanken aus. Harry war gerne der passive Part, aber er war eher weniger der Mann, der dabei sich dominieren ließ. Er blieb eigenständig und machte nicht alles mit. In diesem Fall jedoch gefiel ihm irgendwie der Gedanke, dem Mann ein Stück weit die Kontrolle ganz zu überlassen – natürlich nur so weit, wie Harry es mit sich selbst vereinbaren konnte.     ***     Severus genoss den Abend sichtlich. Für eine Weile hatte er den jungen Mann machen lassen, ehe die Ungeduld ihn erfasst hatte. Nahezu schlampig hatte er ihn vorbereitet, sich selbst mit einem Kondom geschützt und war in die herrliche Enge gesunken, nach der er sich so gesehnt hatte. Mittlerweile kniete der junge Mann vor ihm, Severus hatte seine Hände an dessen Becken gelegt und versenkte sich nahezu faul immer wieder tief in den Körper, den er ohne Zweifel begehrte, während er ganz ungeniert dabei zuschaute, wie seine Erregung immer wieder tiefer glitt, nur um kurz darauf sich wieder zurückzuziehen.   Auch das hier war eindeutig anders als es bei seinen kurzen Abenteuern auf den Straßen Londons gewesen war. Die Möglichkeit so zusehen zu können, den Anblick zu genießen, gepaart mit dem Hochgefühl, dass alles auf freiwilliger Basis passierte, war überwältigend. Natürlich waren auch seine anderen sexuellen Kontakte freiwillig gewesen, soweit man dieses so bezeichnen konnte, wenn dabei ein paar Scheine den Besitzer gewechselt hatten. Dennoch, ein Unterschied war unverkennbar. Angefangen bei den Küssen, den Berührungen bis hin zu der Dauer und natürlich dem weichen, sauberen Bett welches sie benutzen konnten, anstatt stinkender Gassen, eine Wand zum Abstützen und Sex der selten fünf Minuten dauerte.   „Hmm… mehr!“, schnurrte der junge Mann vor ihm nahezu und Severus kam diesem durchaus gerne nach. Sein Griff festigte sich ein klein wenig, ehe er begann das Tempo ein wenig anzuziehen. Die Belohnung folgte auf dem Fuße, nicht nur, dass der Mann angetan stöhnte, auch die Enge die ihn umschloss wurde noch deutlicher. Interessiert folgte Severus dieser Strategie, folgte den sinnlichen Bewegungen, die ihnen beiden gut taten, sie vorantrieben. Sie wussten beide, dass es nicht mehr wirklich lange dauern würde, trotz allem wollte Severus es auskosten so lange wie er nur konnte. Selbst wenn sie offensichtlich sich einig waren, dass sie in Zukunft diese Treffen wiederholen wollten, so konnten sie sicher nicht voraussagen, ob sie auch zeitlich auf einer Wellenlänge lagen. Immerhin hatte es jetzt auch viel zu lange gedauert, bis sie sich erneut getroffen hatten. Severus hatte eben eine Stellung, die es ihm nicht erlaubte, wann immer er wollte herzukommen. Es würde geplant werden müssen und die Verpflichtungen des Mannes vor ihm kannte er nun einmal nicht.   „Komm her!“, sagte er schließlich selbst, hielt kurz inne, um den Oberkörper des Anderen hoch zu ziehen, bis dessen Rücken sich an seine Brust schmiegte und der Kopf auf seiner Schulter zum liegen kam. Er fühlte die weichen Lippen, die sich nahezu sofort an seinem Hals zu schaffen machten, die Haut liebkosten, bis diese sich leicht zusammenzog. Severus mochte das, auch wenn die vernarbte Haut nach wie vor empfindlich war. Vielleicht war auch genau das der Umstand, der es so angenehm machte, trotz allem war Severus froh, dass dieser Mann das Narbengewebe kaum erkennen können würde. Dass man ihn erkannte, war immerhin noch immer nicht sein Wunsch.   Sich von seinen Gedanken losreißend, bewegte er das Becken ein weiteres Mal, schob sich nach oben und damit tiefer in den Körper hinein. Es war enger wie zuvor und das leise Stöhnen seines Partners zeigte ihm, dass er nicht als einziger so empfand. Schnell baute er einen schnellen, fast schon hektischen Rhythmus auf, immer und immer wieder schob er sich in die köstliche Enge, bis letzten Endes sein Rhythmus vollkommen verloren ging. Fast schon verzweifelt schlang er dann die Arme um den Unterleib des anderen Mannes, unfähig jetzt noch aufzuhören.   Er brauchte nur noch wenige Stöße um endlich den ersehnten Höhepunkt zu erreichen. Er realisierte auch kaum, dass der junge Mann der ihm diese Freude geschenkt hatte, selbst Hand angelegt hatte, um ebenfalls zum Höhepunkt zu erreichen. Erschöpft zog er sich zurück, entsorgte das benutzte Gummi, ehe er sich auf die Matratze fallen ließ, damit sein Atem sich beruhigen konnte, sein Herz, welches einen wahren Marathon in seiner Brust hinzulegen schien. Fast wäre er sogar eingenickt, wäre da nicht eine angenehme Stimme, die ihn im letzten Moment daran hinderte.   „Wehe du verschwindest wieder… ich will das hier auf jeden Fall wiederholen!“     ***     Harrys Wunsch wurde auf jeden Fall erfüllt. Nach der einen Nacht, als sie sich nach so langer Zeit wieder getroffen hatten und eine wirklich anregende Nacht miteinander verbracht hatten, hatten sie noch geredet. Nicht unbedingt über sie oder über persönliche Dinge, aber sie hatten sich dennoch Mühe gegeben, herauszufinden, wie sie sich am besten erneut treffen konnten. Der Mann der ihn so in den Bann gezogen hatte, war leider ein ziemlich beschäftigter Mann, es war alles andere als leicht gewesen, gemeinsame freie Zeiten zu finden. Für sie beide war schließlich klar, dass diese Affäre im nectere bleiben würde, wo sie auch begonnen hatte. Harry war das nur Recht, jedenfalls im Augenblick. Ob es immer so bleiben würde, würde sich zeigen.   Sie hatten sich noch zwei weitere Male getroffen, beide Nächte waren ein absoluter Traum gewesen. Harry hatte sich nie so befriedigt gefühlt, wie er es tat, wenn dieser Mann ihn mit seinem Gewicht in die Matratze drückte. Er genoss es sichtlich und hin und wieder musste er nicht einmal sich selbst helfen, um ebenfalls zum Orgasmus kommen zu können. Ein liebevoller Liebhaber war dieser Mann nicht, aber auch da hatte Harry Verständnis. Er würde es vermutlich nicht anders machen, es ging immerhin nur um Sex und da war bekanntlich jeder sich selbst der Nächste.   An diesem Abend war es wieder soweit, aber Harry war angespannt. Er wusste auch nicht an was es lag, irgendwie schien dieser Mann sich jedes Mal wieder zu distanzieren. An ihren Gesprächen konnte es kaum liegen, während sie im Club waren und sich unterhielten, waren sie auf einer Wellenlänge. Sie hatten Spaß, lachten sogar über gewisse Dinge, wo sie eine Meinung teilten. An dem Sex konnte es auch nicht liegen, Harry spürte doch, dass sie beide nahezu ungeduldig waren, wenn sie den Clubraum hinter sich ließen um eines der Zimmer aufzusuchen. Raven – wie Harry den Mann mittlerweile nannte um ihn irgendwie ansprechen zu können ohne ständig Du sagen zu müssen – ließ keine Sekunde verstreichen. Harry landete eigentlich immer mit der Tür im Rücken, einen erregten Mann vor sich, der sofort begann ihn von seinen Kleidern zu befreien. Sie waren da ähnlich, was dafür gesorgt hatte, dass sie mittlerweile nicht einmal mehr das Bett erreichten. Beim letzten Mal hatten sie sogar drei Runden eingelegt, die erste gleich bei der Tür, die zweite auf der Couch, wo sie sich niedergelassen hatten, um wieder ruhig zu werden und letzten Endes in der Dusche, die sie beide nach ihren Runden gebraucht hatten. Harry genoss es wirklich, aber das Gefühl blieb eben, dass diese Treffen in absehbarer Zukunft zum Scheitern verurteilt waren.   Sex alleine reichte nicht, es wurde immer offensichtlicher, dass der Mensch, den Harry liebend gerne näher kennen lernen wollte, ein Problem hatte, welches Harry aber noch nicht ganz verstand. Bindungsängste vielleicht, auch wenn diese Thematik nie aufgekommen war und Harry auch nicht plante, sie aufkommen zu lassen. Immerhin wussten sie absolut nichts voneinander.   Die trüben Gedanken verscheuchend, betrat er schließlich das nectere, erleichtert, dass Raven an der Bar bereits auf ihn wartete. Allerdings brauchte es keinen Profi und auch keine Masken, um an der Haltung des Mannes zu erkennen, dass dieser sich nicht mehr ganz so wohl zu fühlen schien, wie noch beim zweiten Treffen. Es war schade, aber alles was Harry machen konnte war, zu versuchen raus zu finden, was los war. Denn eines war einfach für ihn klar… er wollte diesen Mann nicht so schnell wieder aufgeben, nicht bevor er nicht raus gefunden hatte, was genau das zwischen ihnen war. Sex alleine war es nämlich nicht, dafür würde er jederzeit seine Hand ins Feuer legen! 06 giving up ------------ ―—————————————————————————―—————————————————————————   06 giving up   ―—————————————————————————―————————————————————————— Die Besuche im nectere waren zu etwas geworden, was Severus gerne tat. Fast schon wie ein Ritual, eines welches er ganz aus freien Stücken gewählt hatte. Dennoch war etwas anders.   Der junge Mann, der es ihm so angetan hatte, war weniger ein Teil in seinem Leben. Ganz gleich wie sehr Severus sich nach diesem verzehrte, seine Entscheidung hatte er ohne irgendwelche Schlupflöcher gefällt. Das ging einfach nicht. Nach so vielen Jahren in denen Abhängigkeiten eine zu große Rolle in seinem Leben gespielt hatten, wollte er nie wieder in eine derartige Situation gleiten, auch dann nicht, wenn sie Entspannung, einen sehr angenehmen Gesprächspartner und verdammt guten Sex für ihn bedeutete. Severus konnte da einfach nicht anders, als selbst dafür zu sorgen, dass Kontakte zu einem Minimum runtergestuft wurden.   Was er mehr schlecht als recht hinbekam, wenn er ehrlich mit sich war. Am Anfang war es fast schon ein leichtes gewesen, dem jungen Mann nicht zu begegnen. Er musste seine Tage in dem Club nur auf den Tag legen, wo dieser generell eher nicht da war. Nur leider hatte er da die Rechnung ohne den anderen Mann gemacht, der letztendlich seine Gewohnheiten verändert hatte. Seit dem war es wie ein Tanz, während Severus ständig den Tag wechselte, wo er das nectere besuchte, schien der andere Mann ihm nachzulaufen. Meistens blieb ihm da nur die Flucht, auch weil der Andere besser darin zu werden schien, sich für den richtigen Tag zu entscheiden.   Es hatte Tage gegeben, wo Severus sich gefragt hatte, ob ein Zauber der Grund war. Mit Magie war bekanntlich nahezu alles machbar, warum also nicht auch, den richtigen Moment herauszubekommen, wo er selbst anwesend war? Dazu musste er ja nicht einmal seinen Namen wissen, oder sonst irgendetwas. Vermutlich reichten schon Formulierungen, die sicherstellten, dass man die Person traf, die man sehen wollte, egal wie wenig man auch von dieser wusste. Es ärgerte Severus, seit dem der Mann ihn mehr und mehr zu treffen schien, war es an ihm immer neue Tage zu wählen, neue Zeiten und teilweise seine Besuche ganz sein zu lassen. Denn mehr wie sofort wieder zu gehen blieb ihm nicht.   Zugeben musste er aber auf jeden Fall, dass dieser Mann nicht aufzugeben schien. Er wurde es nicht müde bei jedem ungewollten Aufeinandertreffen zu versuchen näher zu kommen, was Severus nur weiter ärgerte. Aber tief in sich wusste er auch, dass das nicht der wahre Grund für seinen Ärger war, was nur weiter das anstachelte, was seinen Ärger heraufbeschwor. Es war wirklich zum verrückt werden.     ***     Hogwarts’ Direktor schaffte es – entgegen seiner eigenen Ansicht – das Schuljahr bis zu den Weihnachtsferien unbeschadet zu überstehen. Nicht nur was das Leben in den alten Gemäuern anbelangte, sondern auch in Bezug auf einen gewissen jungen Mann, der ihm auch nach gefühlten Jahren – was in Wirklichkeit nur gute fünf Monate waren – nicht mehr aus dem Sinn ging. Er begrüßte es, als die meisten Schüler endlich ihre Taschen packten und für einen Besuch über die Feiertage den Zug bestiegen und damit vor allem aus seinem Blickfeld verschwanden.   Die Weihnachtszeit war auf Hogwarts eine sehr ruhige Angelegenheit. Es gab nur sehr wenige die in dieser Zeit es nicht vorzogen zurück zu fahren, oder nicht die Gelegenheit hatten. Und alles was Severus an Pflichten zu erfüllen hatte, war zu den Mahlzeiten aufzutauchen und – in seinen Augen – leider auch am Weihnachtstag. Minerva hatte die Tradition am Leben erhalten, auch wenn der Magier keine Probleme damit hätte, Weihnachten erst einmal ganz abzuschaffen. Im Gegensatz zu so mach anderen um ihn herum hatte er keinerlei Bezug zu diesem Fest. Er hatte nie einen gehabt, wenn man einmal von seiner frühsten Kindheit absah. Aber gerade in den Jahren als junger Erwachsener hatte er immer weniger den Sinn gesehen, ein besinnliches Fest zu feiern. Er wusste, das lag nicht nur an der Aufgabe, die er damals zu erfüllen gehabt hatte. Auch nicht an dem Mangel von Freunden oder gar einer Familie. Severus war einfach erwachsen geworden und das Fest hatte damit sich zu einem Konsumorientierten Event gewandelt.   Generell hatte er irgendwann begonnen, diese Tage alleine zu verbringen. Meistens in Spinner’s End, einem der wenigen Orte, an dem er nicht vorgeben musste, etwas oder jemand zu sein, der er nicht war. Aber in diesem Jahr verhielt es sich doch etwas anders.   Die Weihnachtsfeiertage hatte Severus noch schlechtere Laune gehabt wie sonst eh schon, wobei der Grund erneut gewesen war, dass er seine Gedanken absolut nicht disziplinieren und seine Gefühle nicht kontrollieren konnte. Diese Erkenntnis hatte einen wirklich bitteren Nachgeschmack. War er es nicht gewesen, der Potter genau das vorgeworfen hatte? Damals, als es um den Okklumentikunterricht gegangen war? Vergessen hatte er diese Tatsache keinen Tag, alles was Harry anbelangte schwebte seit jeher wie ein Damoklesschwert über seinen Kopf. Der Junge war die Inkarnation seiner Reue, seiner Schuld und auch seiner absoluten Treue.   Aber darum ging es nicht. Es ging um die Tatsache, dass Severus über ein Jahrzehnt lang sich stets unter Kontrolle gehabt hatte. Sowohl was seine Gedanken anging, als auch seine Gefühle. Es war überlebenswichtig gewesen und nun reichte ein junger Mann, den er nicht einmal richtig kannte und ein paar Nächte erfüllenden Sex, um sein ganzes Grundgerüst zum Einsturz zu bringen.   Die Weihnachtstage war Severus somit in Gedanken und Emotionen versunken. Er hatte es nicht geschafft die unliebsamen Gedanken an die wirklich angenehmen Nächte zu beseitigen, was ihn in den klaren Zweifel stürzte, was genau er eigentlich tat.   Ein Fakt war einfach, dass er spürte, dass diese Nächte mehr Bedeutung bekamen als gut für ihn war. Severus wehrte sich mit allem dagegen und zeitgleich war ihm absolut bewusst, dass er im Grunde einen Kampf kämpfte, den er nicht gewinnen konnte. Er wollte mehr von diesen Gefühlen, es ging dabei eben nicht nur um Sex, er fühlte sich einfach mehr und mehr zu diesem fremden, jungen Mann hingezogen. Und er spürte einfach, dass er damit nicht alleine war, was die ganze Angelegenheit nur noch schlimmer machte.   Wie sollte er standhaft bleiben, wenn die Erfüllung seiner derzeitigen Wünsche nahezu auf ihn wartete?! So gut Severus sich bisher durch sein Leben geschlagen hatte, diese Situation überforderte ihn unheimlich. Einerseits wollte er nachgeben und andererseits war ihm viel zu bewusst, dass er sich damit erneut abhängig machte. Ganz gleich, ob es einen ganz anderen Charakter wie in der Vergangenheit hatte, er konnte das einfach nicht zulassen.   Die Feiertage vergingen und das neue Jahr wurde eingeläutet, was bereits bald in dem Ende der Ferien überging und damit auch Severus’ Geburtstag auf den Plan brachte. Die Gedanken die in ihm kreisten hatten allerdings noch kein Ende genommen. Ganz im Gegenteil.   Im Grunde war Severus sich bewusst, dass er sich nur selbst im Wege stand und dass dieses eigentlich kaum notwendig war. Wo lag das Problem, dass er annahm was er bekommen konnte, dabei aber die Kontrolle nicht abgab? Er sah doch mit jedem Besuch, dass der Mann nicht abgeneigt war, ihm auch weiter die Chance zu geben. Er selbst konnte immerhin klar behaupten, dass er einen Teufel tun würde und jemanden nachlaufen, der ihm so extrem und offensichtlich versuchte aus dem Weg zu gehen. Schließlich hatte der Fremde es versucht und wenn er ihm zu nahe gekommen war, hatte Severus ihn mit fadenscheinigen Ausreden abgespeist und schnell das Weite gesucht.   Das traurigste dabei war aber wohl, dass Severus seit dem niemanden körperlich an sich ran gelassen hatte. Er wusste, dass es vermutlich an den verdammten Masken lag, aber jeder sah neben dem jungen Menschen den er einige Male gekostet hatte einfach nur blass aus. Severus leugnete ja auch kein Stück, dass der junge, muskulöse Körper ihn anmachte, genauso wie die Willigkeit, ihm ganz die Führung zu überlassen, auch wenn er hin und wieder selbst genossen und den Anderen hatte machen lassen.   Alles in allem war es perfekt wie es gelaufen war. Warum also hatte er das Gefühl hier in eine Falle zu treten, die ihn erneut in eine Lage brachte, in die er sich nie wieder begeben wollte? Er konnte es nicht einmal sich selbst gegenüber erklären, seine Emotionen nicht in klare Worte fassen, mit denen er arbeiten könnte. Und das Schlimmste, das Verlangen welches er mit jedem nicht verhinderten Aufeinandertreffen empfand schien deutlich anzusteigen.   Natürlich, wer einmal eine verbotene Frucht gekostet hatte, mochte diese nicht mehr missen. Es lag in der Natur eines Menschen an Dingen festhalten zu wollen die einem gefielen und was er und dieser fremde junge Mann teilten gefiel ihm eindeutig.   Seinen Geburtstag verbrachte er letzten Endes im nectere, auch wenn er an diesem Abend nicht in die unangenehme Lage kam frühzeitig wieder verschwinden zu müssen. Seine kleine Besessenheit zeigte sich an diesem Abend nicht. Severus sollte deswegen froh sein, was er aber eher empfand war Unzufriedenheit. Severus wusste selbst wie unausgeglichen und widersprüchlich seine Empfindungen waren, ändern konnte er es aber auch nicht.   Der Abend wurde trotz allem dennoch zu einem entspannendem Event. Severus unterhielt sich gut und verschwand letzten Endes recht ausgeglichen in sein eigenes Bett, auch wenn er nicht unterdrücken konnte, die fehlende Befriedigung selbst zu erfüllen, mit klaren Gedanken an jenen, den er gleichzeitig eng an sich ziehen und möglichst weit von sich weg schieben wollte.     ***     Trotz Severus’ ständig wechselnder Laune pendelte sich in den nächsten Wochen und Monaten ein recht ausgeglichenes Klima in Hogwarts ein. Severus ging eindeutig in seiner Arbeit auf und nahm selbst die unliebsamen Kinder gelassener auf, die mit Streichen und sonstigem Fehlverhalten immer wieder in sein Büro geschickt wurden.   Natürlich fiel das auf. Noch immer brachte man ihn mit eher weniger schmeichelhaften Adjektiven in Verbindung, andererseits schienen nun aber nicht mehr alle ihn mit Blicken entgegenzutreten, die deutlich Angst widerspiegelten. Selbst er bekam aber die teilweise sehr abenteuerlichen Spekulationen der Jugendlichen mit, die versuchten ihn zu analysieren.   Minerva war es aber vermutlich, die den meisten Gefallen an diesen Dingen fand. Nicht selten zog sie ihn wie ein kleines Schulmädchen mit dem neusten Tratsch um seine Person auf. Severus nahm es gelassen, er hatte schon längst aufgehört sich gegen die alte Hexe durchsetzen zu wollen. Dafür war er vermutlich ein gutes Jahrhundert zu jung.   Neben ihren neckenden Kommentaren ließ sie sich aber auch keine Gelegenheit nehmen, ihn intensiv zu mustern und manchmal sogar mit einem guten – wenn auch unwillkommenen – Rat zu beglücken. Diese Frau sah eindeutig mehr als dem Magier lieb war, etwas dagegen unternehmen konnte er aber auch nicht.   Vielleicht wollte er das auch gar nicht. Denn egal wie lästig es auch war, er konnte nicht leugnen, dass er sich selbst in eine Sackgasse manövriert hatte. Seine Instinkte hielten ihn zurück, sein Verlangen strebte jedoch in ganz andere Richtungen. Er war nicht so dumm Minerva auf die Nase zu binden was genau in ihm vor ging, ihre unermüdlichen Versuche ihn zu sozialisieren hatten allerdings trotz allem den Effekt, dass Severus’ Gegenwehr nach und nach in sich zusammen brach.   Im März 2006 warf er letzten Endes den letzten Rest über Board und machte sich auf den Weg ins nectere. An dem Tag, wo er wusste, dass der junge Mann da sein würde. Er hoffte, dass dieser seine Ansichten diesbezüglich nicht verändert hatte.     ***     Trotz der Jahreszeit war es ungewöhnlich warm, entsprechend aufgeheizt war das nectere, als Severus sich durch den Einlass gekämpft hatte und in der Menge an Besuchern untertauchte. Obwohl er in den ganzen letzten Monaten regelmäßig hergekommen war, fühlte es sich nahezu aufregend neu an, wieder hier zu sein.   Entspannt ließ er den Blick über die tanzende Meute gleiten, entdeckte hier und da bekannte Gesichter, die er  in der vergangenen Zeit kennen gelernt hatte. Ab und an ließ er sich dazu herab, dem einen oder anderem ein erkennendes Nicken zukommen zu lassen, während er sich den Weg zur Bar bahnte. Es war voll, obwohl es noch recht früh war, war nahezu kein Durchkommen. Heute störte ihn das allerdings wenig.   Der Mann konnte sich selbst gegenüber eingestehen, dass er nervös war. Er mochte akzeptieren, dass sein Verlangen höher war als ihm lieb war, annehmen, dass er nur hergekommen war um zu sehen, ob er trotz allem eine Chance bekam, es änderte aber nichts daran, dass der andere Mann ihn hier klar in der Hand hatte. Es war an ihm, ob er zuhören wollte und ihm eine Chance geben wollte seine widersprüchlichen Empfindungen in den Griff zu bekommen. Denn eine Garantie gab es nicht, dass Severus letztendlich doch zu dem Punkt kam, wo er sich endgültig dazu entschied auf Abstand zu gehen.   Der Barkeaper trat an seine Seite, schenkte ihm ein nahezu unverschämtes Grinsen, während er ihm wie selbstverständlich den Drink reichte, den er jedes Mal bestellte wenn er hier war. Auch das war ein eher seltsames Gefühl. Er wusste, dass er viel Zeit hier verbracht hatte, dass es allerdings so viel war, dass sich die Angestellten daran erinnerten was er trank, war dennoch irgendwie grotesk.   Severus hatte mit Aufmerksamkeit eh ein deutliches Problem, was aber klar daran lag, dass er positive Aufmerksamkeit nicht unbedingt zu den Dingen zählte, mit denen er in seinem bisherigen Leben oft konfrontiert worden war. Sein Charakter und seine Rolle in dieser Zeit – oder der vergangenen – hatten ihm da klare einige  Chancen genommen. Anders wollte er es aber auch gar nicht. Der Kontakt zu anderen Menschen war noch immer kein sehr leichtes Unterfangen für ihn, alleine kam er meistens eben doch besser zurecht, schon weil es ihm einige Enttäuschungen ersparen würde, auf die er wahrlich verzichten konnte.   „Welch seltener Anblick an diesem Wochentag!“, wurde er auch gleich begrüßt. Severus verzog das Gesicht, nahm den Drink aber dennoch an, während er den Blick wieder zu der Meute lenkte, die sich auf der Tanzfläche abreagierte. Eine Weile lauschte er den Bässen der Musik, an die er sich mittlerweile durchaus gewöhnt hatte, auch wenn sie gewiss nie so weit aufsteigen würde, dass er zugeben konnte, sie zu mögen. Er tat es nicht, aber sie störte und irritierte ihn auch nicht mehr so sehr wie an seinem ersten Besuch hier.   Du bist zu früh!“, meldete sich schließlich die Stimme des Barkeepers erneut. Severus blickte ihn nicht weiter an, er wusste es selbst. „Oder zu spät!“, warf er lediglich ein, was durchaus das widerspiegelte, was er befürchtete. Er hatte Monate gebraucht um an diesen Punkt zu kommen, vielleicht hatte dieser sexy Mann das Interesse verloren. „Oh, das bezweifle ich!“, antwortete man ihm, ein Lachen war deutlich in der Stimme zu hören, was Severus dazu veranlasste, doch den Mann anzuschauen, der ihm bereits das zweite Glas entgegen schob. „Eigentlich sollte ich meinen Mund halten, aber es hat nahezu keine Woche gegeben, wo er nicht hier gesessen und nach dir Ausschau gehalten hat!“   Das war neu und irgendwie konnte Severus dem keinen Glauben schenken. „Woher willst du wissen, dass er nicht nach jemand anderen gesucht hat?“, schoss er entsprechend zurück. „Oh, liegt vielleicht daran, dass er explizit  nach dir gefragt hat. Keine Ahnung was da zwischen euch falsch gelaufen ist, aber wir schließen schon Wetten ab wann ihr endlich aufhört euch so zu verhalten und annehmt, was ihr gefunden habt!“   Trotz der Maske konnte Severus den amüsierten Schalk in den lebhaften Augen erkennen, was ihn nur dazu brachte, ein unzufriedenes Schnauben von sich zu geben. Schockierender Weise begann der Barkeeper daraufhin nur amüsiert zu Lachen. Irgendetwas schien hier eindeutig falsch zu laufen. Severus hatte nie solche Reaktion hervorgerufen, eher das Gegenteil war wohl der Fall. Erneut musste man wohl den Masken die Schuld daran geben, wüsste hier jemand wer er war, vermutlich hätte er dann eine Meute vor sich, die nur das Interesse hegte ihn so weit wie nur möglich fort zu jagen. Denn egal wie Minerva sich ihm gegenüber verändert hatte und durchaus ein paar andere auch, er war nach wie vor der ehemalige Todesser, welcher viel Schaden unter Voldemorts Herrschaft angerichtet hatte. Es zählte eben nicht, dass er einen Großteil dieser Zeit unter Dumbledore gearbeitet hatte und Voldemort damit alles andere als treu ergeben gewesen war.   Ohne zu antworten wendete er sich wieder ab und ließ die Informationen auf ihn wirken.   Der Kerl hatte nicht aufgegeben? Severus freute das natürlich, auf der anderen Seite verstand er es auch nicht. Er hatte mehr als deutlich gemacht, dass er ihn mied und trotz allem schien dieser es nicht begriffen zu haben, oder aber es zu ignorieren. Ihm waren Menschen, die sich so verhielten ein wenig suspekt. Er verstand ihre Denkweise einfach nicht, wo er selbst rational dachte und mit den Dingen arbeitete, die ihm offensichtlich gemacht wurden. Er wusste, dass er nicht so reagiert hätte. Vermutlich wäre er schon beim zweiten Mal auf Abstand gegangen und hätte den Anderen sich selbst überlassen.   Ziemlich genau eine Stunde später – es war schon weit nach 23 Uhr – entdeckte er den jungen Mann endlich, wie er sich seinen Weg durch die Menge bahnte. Severus blieb allerdings an seinem Platz. Es war deutlich zu sehen, dass dieser Mann nach etwas suchte, auch ohne das Gesicht sehen zu können, huschte der Blick dessen über die Menge. Hier und da blieb er einen Augenblick stehen und starrte intensiver in eine Richtung, ehe er weiter ging um erneut kreuz und quer zu schauen.   Dann entdeckte er ihn. Severus wusste es einfach, als der attraktive Mann plötzlich wie angewurzelt stehen blieb und in seine Richtung starrte. Diese Starre hielt allerdings nicht lange an. Dann setzet er sich erneut in Bewegung und lief sehr zielstrebig auf ihn zu. Kurz darauf standen sie sich gegenüber und blickten sich einfach an. Severus wusste nicht so recht wie er reagieren sollte, es gab durchaus einiges was er zu sagen hatte, aber jetzt wo sie sich so nahe waren, war er mehr als nur abgelenkt. Es war vermutlich kein Wunder, dass er letztendlich nach dem Arm des Anderen griff und ihn durch die Masse in den hinteren Teil zog. Diesen Weg waren sie nicht zum ersten Mal gemeinsam gegangen. Erstaunt war er aber dennoch, dass der junge Mann sich nicht wehrte, sondern eilig versuchte ihm zu folgen, scheinbar genauso erpicht darauf ihr Ziel so schnell wie möglich zu erreichen.     ***     Endlich im Schutze des privaten Zimmers fiel die Anspannung von Severus ab. Er verschwendete keine Zeit den jungen Mann den er wirklich begehrte weiter in das Zimmer zu ziehen, bis sie das Bett erreichten, wo er regelrecht über diesen herfiel. Er registrierte, dass der Andere sich nicht wehrte, ganz im Gegenteil, willig empfing er ihn, erwiderte den fast schon stürmischen Kuss, während die langen, schlanken Beine sich um seine Hüften schlangen und ihn deutlich spüren ließen, wie wenig er tatsächlich dagegen hatte, jetzt etwas zu tun, was er ihnen beiden über Monate verwehrt hatte. Severus hinterfragte in diesem Augenblick auch nicht, wie ein Mensch so sein konnte. Sein Verstand versuchte ihm deutlich zu machen, dass es nicht normal war nach einer solchen Abfuhr willig sich an ihn ran zu schmeißen, hatte aber keine wirkliche Chance in der Hitze dessen was in Severus selbst kochte.   Ungeduldig nippte er an der weichen Haut, während eine Hand sich zwischen sie drängte, fahrig die Hose öffnete und energisch nach unten drückte. Zu seiner Erleichterung gesellte sich eine weitere Hand dazu, machte sich an seiner eigenen Hose zu schaffen, während ihre leise und ungeduldigen Laute ihnen wohl zusätzlich einheizten.   „Auf die Knie!“, verlangte er schließlich, drückte die Beine zur Seite und richtete sich letztendlich genug auf, um seine Hose komplett los zu werden, während der junge Mann vor ihm das Becken hob und seine Kleidung mit ein wenig Gewackel endlich aus dem Weg räumte. Das Beste war aber deutlich, dass dieser anschließend sich wie verlangt auf die Knie begab und sich ihm deutlich anbot. Severus konnte es kaum erwarten. Monate hatte er sich selbst gequält, solche Bilder in seinem Kopf gesehen und nur die eigene Hand gehabt um Erleichterung zu finden. Monate in denen sein Verlangen stetig gewachsen war, sodass seine eigenen Grenzen deutlich zu Bruch gegangen waren. Er wollte nicht mehr kontrolliert werden und dennoch ließ er nahezu ohne Gegenwehr zu, dass ein ihm vollkommen unbekannter junger Mann ihn kontrollierte. Seine Lust, sein Verlangen. Es war beängstigend und zeitgleich wollte Severus sich nicht mehr dagegen wehren.   Eilig griff er nach dem Gleitgel und den Kondomen, um sich ungeduldig vorzubereiten. Er konnte einfach nicht mehr warten. Dann endlich glitt er langsam in den Mann, den er wirklich wollte. Ihm war klar, dass dieser das was passierte vermutlich nicht als sehr angenehm empfinden musste. Er war eng und deutlich verspannt, Rücksicht konnte er aber keine darauf nehmen. Erst als er sich komplett in diesen geschoben hatte, beruhigte er sich genug, um ihm wenigstens einen Augenblick zu geben, sich an ihn zu gewöhnen.   Es dauerte nicht lange, bis der Mann von selbst sich versuchte ihm zu entziehen, ehe er sich ihm erneut entgegen drückte. Während Severus zuvor vor allem das Verlangen gehabt hatte diesen Menschen in jeder erdenklichen Art fühlen zu können, trieb ihn jetzt nur das sexuelle Verlangen an, welches er viel zu lange unterdrückt hatte. Seine Hände legten sich auf das Becken des derzeitigen Sexpartners, hielten ihn fest, ehe er sein eigenes Becken langsam zurückzog,  nur um es gleich wieder nach vorne zu drücken.   Es war seltsam und doch unglaublich erleichternd, wie vertraut das Gefühl war, in diesem Mann zu sein. Severus konnte sich in dem Augenblick kaum vorstellen, jemand anderen so nahe zu kommen. Sehnsüchtig lehnte er sich nach vorne, drückte die Lippen gegen den Nacken, während er schnell ein zügiges Tempo vorgab. Er spürte das leichte Beben unter ihm, hörte das verzückte Stöhnen aber was ihm am Meisten gefiel war eindeutig, wie dieser Mann sich ihm genauso energisch entgegen bewegte.   Der Barkeeper musste Recht haben. Auch wenn Severus sich wohl unmöglich verhalten hatte, dieser Mann hatte das Interesse an ihm nicht verloren. Dieser Gedanke machte Angst und zeitgleich erlöste es ihn von so vielen Zweifeln, die er im Grunde sein ganzes Leben schon in sich getragen hatte. Er mochte nicht bereit sein, sich erneut kontrollieren zu lassen, ein Teil von ihm war aber eindeutig bereit dieses Empfinden ein klein wenig zu lockern, um ihnen vielleicht eine Chance auf mehr zu geben. Was genau dieses Mehr war wusste er zwar noch nicht, in diesem Augenblick, wo er diesen Mann haben durfte, spielte das aber auch keine Rolle.   Für Severus zählte in diesem Augenblick eigentlich nur noch, dass er mehr wollte, so viel mehr, bis all die aufgestaute Energie in ihm sich endlich beruhigt hatte und er die Befriedigung erhalten hatte, die er so sehr sich ersehnt hatte. Da waren alle anderen Dinge doch wirklich zweitrangig.     ***     Zwei Stunden später lagen beide schwer atmend nebeneinander in dem breiten Bett. Severus hatte die Augen geschlossen und fühlte sich dabei unglaublich befreit. Was er in den letzten beiden Stunden getan hatte, war der absolute Wahnsinn. Sie mochten beide nur ein einziges Mal gekommen sein, ihr Reizen jedoch hatte eine unglaubliche Befriedigung mit sich gebracht. Wann immer es knapp geworden war, wann immer einer von ihnen kurz vorm Kommen gewesen war, hatten sie die Reize unterbrochen um wieder runter zu kommen. Ganz ohne Worte hatten sie beide dafür gesorgt, dass es nicht so schnell endete.   Der Mann spürte, wie der Mann neben ihm sich auf die Seite drehte, etwas an ihn heran rückte und sich an ihn schmiegte. Auch das störte Severus kein Stück. Instinktiv legte er den Arm um die Schultern des Anderen und vergrub mit noch immer geschlossenen Augen die lange Nase in dem feinen Haar. Es roch vertraut, beruhigend und nach Sex. Ein Mix an Gerüchen der nur weiter dafür sorgte, dass er sich entspannte.   Für Minuten sprach keiner ein Wort, während die beiden Männer sich langsam beruhigten und in einen angenehmen schweren Zustand glitten, den nur befriedigender Sex ihnen geben konnte. Severus spürte, dass er so wie er jetzt war problemlos einschlafen konnte, auch wenn er sonst nie genug Ruhe fand, wenn jemand ihm zu nahe war. Zweifellos ein Überbleibsel aus der Zeit, wo er als Spion tätig gewesen war. Die Seite an ihm, die immer wachsam war, schien nun aber eindeutig einen Ruhepool gefunden zu haben. Ein angenehmes Gefühl.   Severus war fast eingedöst, als ihn eine Stimme aus seinem angenehmen Zustand riss. „Erzählst du mir was los war?“ Eine wirklich gute Frage, eine die er nicht so ganz beantworten konnte. In den letzten Tagen war es ihm immer seltsamer vorgekommen, vor was er so auf Abwehr ging. Dennoch schob er den anderen etwas von sich, um sich in dem breiten Bett etwas aufrichten zu können.   „Es ist kompliziert!“, gab er schließlich zu und strich sich einige der dunklen, langen Strähnen aus dem Gesicht. Diese Masken waren durchaus wahnsinnig sinnvoll, seine Frisur war immerhin etwas, was ihn sonst eigentlich verraten würde. „Du bist nicht jung genug um nicht zu wissen, dass der letzte Krieg vermutlich bei uns allen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat!“, gestand er schließlich, blickte den anderen Mann aber nicht  an, welcher ebenfalls etwas hinauf gerutscht war und ohne Belustigung ein Schnauben hören ließ.   „Glaub mir, ich weiß was dieser Krieg gekostet hat!“, entgegnete er trocken. Severus drehte den Kopf zur Seite um den anderen Mann mustern zu können. Vermutlich war dieser auch mitten drinnen gewesen. Schon am Anfang hatte Severus das Gefühl gehabt, dass dieser Mann nicht alt genug war, um nicht in die Kategorie rutschen zu können, eventuell in Hogwarts als einer seiner Schüler gewesen zu sein. Nicht dass es jetzt noch etwas bedeutete, wo er nicht plante, je herauszufinden, wer genug hinter dieser Maske steckte. Manche Dinge mussten eben nicht genau aufgedeckt werden. Es zählte doch eigentlich nur, dass sie auf einer Wellenlänge lagen wenn es um die sexuelle Komponente ihres Lebens ging.   „Viele Verluste?“, fragte er schließlich nach, ohne den Blick abzuwenden. „Viel zu viele!“, war die Antwort, die er daraufhin leise zurückbekam. Ja, viel zu viele. Severus wusste genau über was dieser Mann sprach. Er hatte ebenso viel zu viel verloren, auch wenn er zu Beginn eh nicht viel besessen hatte. Das Wenige war ihm dennoch fast komplett genommen worden. Severus seufzte leise. Der Krieg war im Grunde das Letzte worüber er reden wollte. Zumindest nicht mit diesem Mann. Da gab es eindeutig bessere Kandidaten, mit denen er offene Dinge verband, die vermutlich irgendwann einfach auf den Tisch kommen mussten. Bis es aber soweit war, wollte er alles an diese Zeit am liebsten vergessen.   „Ich war in einem Konflikt!“, sagte er schließlich und drehte den Kopf wieder weg, um lieber an die Wand gegenüber starren zu können. Er nahm wohlwollend auf, dass der Andere ihn nicht versuchte zu drängen, sondern geduldig schwieg. „Im Grunde kann man das was die letzten Monate geschehen ist darauf reduzieren, dass ich nicht erneut in Situationen gebracht werde, wo ich die Kontrolle verliere!“, gab er schließlich zu. „Ich habe einfach eine Menge Erfahrungen damit und es gefällt mir nicht!“, fügte er schließlich hinzu. Der junge Mann an seiner Seite schwieg eine Weile, ehe er die Hand ausstreckte und die Finger sanft über die Brust des Anderen gleiten ließ. „Das ist verständlich!“, gab er schließlich zu. „Aber das zwischen uns muss nicht darin enden, dass du Kontrolle verlierst!“, gab er weiter zu. „Ganz im Gegenteil. Warum siehst du nicht einfach wo es uns hinführt? Wenn es dennoch zu dem Punkt kommt, wo du dich nicht mehr wohl damit fühlst, kannst du einfach gehen!“ Er zeigte auf seine Maske und lächelte dabei aufmunternd. „Dieses hier sorgt schließlich dafür, dass du problemlos gehen kannst!“, erinnerte ihn dann. Ein Umstand, an den Severus in all den Monaten nicht wirklich gedacht hatte. Auch wenn es keine wirkliche Rolle spielte. Das Problem lag nicht darin, dass man ihn vielleicht kannte. Es lag klar in ihm selbst, in seinen eigenen Konflikten. Dieses behielt er nun aber für sich. Es spielte keine Rolle und es änderte nicht wirklich etwas daran, was zwischen ihnen gerade lief.   Lieber wollte er angenehmere Dinge wieder in den Vordergrund rücken, was er einfach damit tat, dass er den Mann enger an sich zog. „Vermutlich… lass uns lieber über andere Dinge nachdenken!“, raunte er ihm zu, während die Hände schon längst auf den Weg in tiefere Regionen waren.     ***     Als Harry Potter am kommenden Morgen erwachte, war das Bett neben ihm leer. Aber in diesem Fall störte es ihn kein Stück. Er war zufrieden. Unglaublich zufrieden und nach einer Nacht voller Sex auch sehr ausgeglichen. Ein kleiner Zettel neben ihm lenkte schließlich seine Aufmerksamkeit in die Gegenwart zurück. Ein Zettel, mit einer Nachricht die versprach, dass sie sich wieder sehen würden.   Harry verstand die Sorge des älteren Mannes eindeutig. Dieser Krieg hatte bei ihnen allen Narben hinterlassen, niemand wusste das so sehr, wie Harry es tat, der an der Front gestanden hatte und als der gefeiert worden war, der Voldemort die Stirn bieten konnte. Aber er wusste genauso, dass es an der Zeit war voran zu gehen. Projekte wie das nectere waren es, die sie voran trieben und dafür sorgten, die Schrecken der Vergangenheit verblassen zu lassen.   Was er zu dem Mann gesagt hatte, meinte er auch ernst. Ein Teil von ihm war erpicht darauf raus zu finden, wer ihn da so in den Bann zog, aber er war auch geduldig genug, dem Anderen Zeit zu lassen. Früher hatte das anders ausgesehen, aber auch er war in den letzten Jahren gereift. Wenn Zeit das war, was diesen Mann Sicherheit gewinnen ließ, war er bereit diesem diese zu geben.   Denn eines wusste Harry durch die vergangenen Monate ganz genau. Dieser Mensch ließ ihn nicht mehr los. Seine Gedanken waren von dem Fremden permanent erfüllt und wenn es nach Harry ging, würden sie bald diese Masken ablegen und ihre derzeit rein sexuelle Beziehung eine Chance geben, auf andere Ebene zu wachsen. Das bei ihnen war eben mehr wie bloßer Sex. Sie teilten Ansichten, Empfindungen und wie er nun wusste, teilten sie auch negative Erfahrungen. Seine Gefühle sagten ihm einfach, dass das zwischen ihnen eine Chance hatte sehr viel mehr zu werden.   Nun aber war es wohl an der Zeit, dass er endlich die Vergangenheit von sich schob und sich der Gegenwart stellte. Und so drückte er die Decke zur Seite, um seinen noch immer nackten Körper aus dem Bett zu rollen. Entspannt und zufrieden verschwand er daraufhin in dem angrenzenden Badezimmer, wo er sich heiß duschte und anschließend in die Kleidung stieg, die er am Abend zuvor angezogen hatte.   Kurz darauf hatte auch er das nectere verlassen und apparierte in die Sicherheit seines Apartments zurück. Zu seinem Bedauern würde das nächste Treffen wohl ins Wasser fallen. Was er in der letzten Nacht nicht bedacht hatte war, dass Minerva ihn eingeladen hatte. Nun, vielleicht konnte er sich schneller loseisen. Die meisten Lehrer mochten sich auf seinen Besuch freuen, ein gewisser Direkter jedoch griff ihn vermutlich gerne unter die Arme, um ihn so schnell wie es nur ging los zu werden. Und in diesem Fall begrüßte Harry diese Tatsache sogar. 07 burst the bubble ------------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   07 burst the bubble   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Zurück in Hogwarts zu sein, war einerseits ein sehr angenehmes Gefühl. Auf der anderen Seite mochte Harry das Gefühl nicht, den stechenden Blick seines ehemaligen Tränkeprofessors die ganze Zeit über auf sich zu spüren. Es irritierte ihn, denn selbst während seiner Schultage hatte Snape sich nicht so massiv auf ihn konzentriert, wie er es in diesem Augenblick tat.   „Sir, ich dachte die Zeiten wären vorbei, wo sie mich mit Blicken erdolcht haben!“, meinte er schließlich gereizt und blickte Severus direkt in die Augen. Dieses Verhalten war einfach nur irritierend, es war ja wirklich nicht so, dass Harry gerne seinen gesamten Nachmittag hier verbrachte, auch wenn er zugeben musste, dass es angenehm gewesen war, sich mit McGonagall und Flitwick zu unterhalten. Selbst mit Pomphrey und Sprout hatte er anregende Gespräche führen können. Nur Snape war eine richtige Plage.   Begonnen hatte es eigentlich schon direkt als er am Tor angekommen war und Snape es sich nicht hatte nehmen lassen, ihn persönlich auf das Gelände zu lassen. Natürlich nicht ohne einen dummen Spruch über den hohen Besuch. Harry ging das richtig auf die Nerven, er hasste es nach wie vor, welches Theater man wegen ihm machte, dabei war er wie jeder andere Zauberer auch, der einfach ein klein wenig mehr Glück und die richtigen Schutzengel gehabt hatte.   Alles an Snapes Haltung hatte klar gemacht, dass dieser nicht wirklich begeistert davon war, Harry Potter in der Nähe zu haben. Dabei war Harry wirklich der Ansicht gewesen, dass es langsam aber sich besser zwischen ihnen geworden war. Zuvor waren sie wenigstens auf einem recht neutralem Level gewesen, welches nun aber aus nicht ersichtlichen Gründen scheinbar verschwunden war.   „Glauben Sir mir, Mister Potter, nichts würde mir eine größere Freude machen, als meine Blicke in eine andere Richtung dirigieren zu können!“, antwortete der Mann schneidend. Mit anderen Worten, wenn Harry verschwand, war das Problem gelöst. Harry seufzte leise. Er wollte selbst möglichst bald aufbrechen, um sein Date nicht zu verpassen. Einfach war das allerdings nicht. Er war nicht einmal zwei Stunden da und bis er los musste, waren auch noch genug Stunden vorhanden, um nicht zu spät aufzutauchen. Er wollte diesen Lehrern auch nicht vor den Kopf stoßen. Abgesehen von Snapes Gegenwart, genoss er dieses Zusammentreffen ja auch aus vollen Zügen. Selbst die Kinder rückten ihm hier nicht zu Leibe, die neue Generation hatte genug Geschichten über Harry Potter gehört, um ihn als etwas zu nehmen, was nicht zwingend auf ein Podest gestellt werden musste. Und das war ihm mehr als Recht.   „Keine Sorge, Sir! Ich plane nicht, ihre Geduld auf eine zu lange Probe zu stellen. Ich hab selbst noch etwas vor!“, erwiderte er schließlich und nahm den Tee entgegen, den McGonagall ihm reichte. „Husch, Severus! Harry ist unser Gast, langsam solltest du deinen Groll wirklich begraben!“, rügte sie den Schulleiter mit einem harten, unnachgiebigen Gesichtsausdruck. Fast hätte Harry sich an seinem Tee verschluckt, als Snape tatsächlich etwas die Schultern hoch zog, als wenn er ein kleiner Junge wäre, der gerade von den Eltern zurechtgewiesen worden war. Vermutlich war Minerva die einzige Hexe derzeit, die es wagen konnte Snape so anzugehen, ohne mit einem Fluch belegt zu werden.   „Professor, ich bin an Professor Snapes schneidende Kommentare gewöhnt. Groll lässt sich kaum so leicht begraben!“, verteidigte er Snape schließlich. Es war eher ein Reflex. Der Mann hatte viel getan. Für ihn, für die Zauberwelt und niemand dankte es ihm wirklich. Harry verstand die Ablehnung ein Stück weit auch. Er war lange Zeit das Ebenbild seines Vaters gewesen, ein Mann, der Snape sehr übel mitgespielt hatte. Und auch seine Mutter war deutlich in ihm zu erkennen, was bei Snape sicher Wunden aufriss. Harry nahm dem Mann seine Art wirklich nicht krumm. Eher ging er davon aus, dass nach so langer Zeit es kaum möglich war sich vollkommen zu verändern. Er wollte nicht einmal versuchen in Snapes Schuhen zu stecken, vermutlich hätte er es nicht so weit gebracht, wenn er so viel negatives erlebt hätte, dabei war auch sein eigenes Leben alles andere als Zuckerschlecken gewesen.   „Nenn mich Minerva, Harry! Du bist kein Schüler mehr und in einigen Jahren werde ich deine Kinder unterrichten, wie ich dich unterrichtet habe und vor dir deine Eltern und Severus!“, sprach Minerva weiter, schenkte ihm ein Lächeln, ehe ihr strenger Blick erneut zu Snape huschte. Harry musste sich das Lachen verkneifen. Nicht wegen ihrem Blick, sondern weil die Hexe wirklich einige Generationen unterrichtet hatte und vermutlich noch unterrichten würde.   „Kinder, zu denen Mister Potter gewiss gerne zurückkehren würde!“, konterte Snape und wendete den Blick ab, um sich seinem eigenen Tee zu widmen. Die anderen Lehrer seufzten nur leise und schüttelten einstimmig den Kopf. „Ihr Kindsköpfe, könnt ihr nicht endlich Frieden schließen und sei es nur, indem ihr beiden euch nicht ständig angeht?“, fragte Flitwick nach und schenkte Harry ein Lächeln. „Ich hoffe trotzdem, der Familie geht es gut? Sie und Miss Weasley waren sich ja schon immer recht nahe!“, fragte er neugierig nach. „Nervig trifft es eher!“, murmelte Snape, allerdings nicht leise genug, dass die Anwesenden es nicht hätten hören können! „Severus!“, entrüstete Minerva sich erneut und funkelte ihren Vorgesetzten an.   Harry fühlte sich unwohl in seiner Haut. „Ja, es läuft… prima!“, erwiderte er ausweichend und senkte den Blick ein weiteres Mal auf die Tasse, die vor ihm stand. „Sieh an, der Held der Zauberwelt hat Ärger im Paradies!“, kam es postwendend höhnisch von Snape. Als Harry diesen anblickte, erblickte er aber nicht wie sonst den überlegenden Blick, der ihn immer hatte kleiner fühlen lassen, als er eigentlich war. „Nicht wirklich!“, konterte er schließlich ruhig. Was ja auch der Wahrheit entsprach. Der Ärger war bereits verraucht, sie waren auf einem Level, wo kein Ärger mehr vorhanden war. Unangenehm war lediglich, dass alle Menschen die nicht zur Familie gehörten, keine Ahnung hatten. Harry hasste es zu lügen und er tat es nicht gerne. Noch war er aber nicht bereit dieses Geheimnis mit anderen zu teilen.           ***     Severus war alles andere als begeistert, Harry Potter auf Hogwarts zu haben. Eigentlich sollte er seine Zeit nun damit verbringen, sich auf den Abend vorzubereiten, wo er eh nur einmal in der Woche wirklich das Vergnügen hatte, sich gehen zu lassen und etwas zu bekommen, was er wirklich haben wollte. Dass ausgerechnet Potter an seinem freien Abend sich angemeldet hatte, war mehr als nur ärgerlich. Als Schulleiter war er da leider auch nicht in einer Position, sich einfach raus zu ziehen. Wäre es anders, würde er keine Sekunde zögern, sich sofort abzuseilen. Also war alles was ihm blieb, Harry irgendwie dazu zu bekommen, zu verschwinden.   Es war nun auch nicht so, dass er den Jungen wirklich hasste. Ganz im Gegenteil. Zwischen ihnen war es zwar kompliziert, aber ein großer teil seines Grolls war schon lange verschwunden. Harry machte es ihm aber ziemlich einfach, Punkte zu finden, wo sie anecken konnte. Wie sein Beziehungsstatus.   Etwas lag einfach in dem Blick des Jungen, was klar zeigte, dass nicht alles optimal lief. Im Grunde interessierte es Severus nicht, er hatte mit der Beziehung der beiden absolut nichts am Hut. Persönlich fand er aber durchaus, dass es verdammt schnell alles passiert war. Zum Teil verstand er dieses aber ebenso. Hätte Lily ihm damals eine Chance gegeben, er hätte gewiss keine Sekunde gezögert.   Bei Potter war er sich aber ziemlich sicher, dass dieser gerade nicht die komplette Wahrheit sprach, oder aber etwas Entscheidendes verschwieg. Zum Teil machte ihn das durchaus neugierig. Er hatte es nie leiden können, dass Harry Potter stets perfekt dargestellt wurde. Zumindest seit der dunkle Lord nicht mehr unter ihnen weilte. Diese Tatsache war einfach etwas, was zu nahe an James lag, als dass er es einfach ignorieren konnte.   Letzten Endes blieb ihm aber nichts weiter übrig, als den Blick abzuwenden und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er hatte weder die Lust, sich mit Potter auseinanderzusetzen, noch wirklich Interesse daran, Minerva in den nächsten Wochen im Nacken zu haben. Die Frau war noch immer unglaublich behütend, wenn es um einen ihrer Schüler ging und dabei missachtete sie offensichtlich verdammt gerne, dass jener Schüler schon seit Jahren seinen Abschluss in der Tasche hatte.   „Außerdem glaube ich, Professor Snape, dass Sie hier gerade in falschen Erinnerungen schwelgen. Vermutlich meinten sie her Hermine und Ron, die sie mit mir in einem nervigen Zusammenhang betrachten!“, sprach Harry schließlich weiter. Snape presste die Lippen eng aufeinander. Er mochte es gar nicht, wenn man ihn in dieser Art anging. „Wissen Sie, Mister Potter, im Grunde spielt es doch gar keine Rolle, nicht wahr? Wir könnten und genauso darauf einigen, dass ich jeden ihrer kleinen Freunde in diesen Kontext bringen kann und immer richtig damit liege!“, sprach Snape weiter und stellte damit ganz klar eine Herausforderung in den Raum. Dass Minerva scharf die Luft einzog und die meisten seiner Kollegen Kopfschüttelend sie betrachteten, ignorierte er gekonnt.   „Vermutlich!“, erwiderte Harry. Sein Gesichtsausdruck war eindeutig amüsierter Art, was Snape gar nicht gefallen wollte. „So wie vermutlich in den letzten Jahrzehnten jeder Hogwartsschüler – ausgenommen der Slytherins – die Meinung vertritt, dass Sie – trotz Ihres unbestreitbaren Wissens in Ihrem Fachgebiet – der Schrecken sind, der das Fach Tränkebrauen zu einem Alptraum werden ließ. Was Sie vermutlich nicht weniger nervig macht!“   Snape konnte nicht anders, als ein leises Lachen hören zu lassen. „Touché!“   Harry hatte eindeutig Mut, das musste selbst Severus zugeben. Nicht viele seiner ehemaligen Schüler trauten sich, ihm in dieser Art die Stirn zu bieten. Früher hätte er das wohl auch nicht ohne Strafen hingenommen. Irgendwie amüsierte es ihn bei Potter aber auch. Der Junge wurde dabei nicht ungerecht oder beleidigend. Er sprach einfach die Wahrheit. Snape war sich absolut bewusst, dass viele seiner ehemaligen Schüler auch heute noch mit Unbehagen an ihn erinnerten. Eine Rolle, der er immer treu geblieben war, auch wenn sie in letzter Zeit irgendwie ins Wanken geraten war.   Was ihn erneut zu dem Punkt brachte, weswegen er versuchte Potter los zu werden. „Vielleicht sollten wir dieses zum Anlass nehmen, diese Thematik nicht weiter zu vertiefen. Daraus wird vermutlich nichts gutes entspringen!“, schlug er dann vor und lehnte sich leicht in seinem Stuhl zurück, ohne den Blick von dem Jungen abzuwenden. Dessen Augen zogen ihn nach wie vor ihn den Bann und ein freudiges Kribbeln machte sich in seinem Magen bereit, was ihn sichtlich irritierte. Er konnte es absolut nicht einordnen. Darüber nachdenken wollte er allerdings auch nicht.   „Ich stimme Ihnen vollkommen zu, Professor Snape!“   Severus war wirklich verwundert, dass Harry nach seinen Worten sich aufrichtete und sich dann regelrecht eilig von dem Kollegium verabschiedete. Ein Gefühl sagte ihm, dass er nicht der Einzige war, der an diesem Abend noch etwas vorhatte. Severus schob diese Gedanken allerdings schnell wieder von sich. Ihm war es herzlich egal, was Harry noch zu tun hatte, sein eigenes Bestreben war es nur, schnell fertig zu werden und dann ins nectere zu verschwinden. Entsprechend überließ er es seinen Mitarbeitern, den Jungen vom Gelände zu begleiten, während er sich ebenso eilig erhob und in seine Gemächer verschwand.   Es gab jemanden, der auf ihn wartete und Severus konnte es kaum erwarten, seine Zeit mit dieser Person zu verbringen!     ***     An diesem Abend war es Harry, der nicht ganz pünktlich auftauchte, wenn auch nur für einige Minuten. Was allerdings nicht wirklich einen Unterschied machte. Sie fanden sich dennoch verdammt schnell und verloren keine unnötigen Worte, sondern konzentrierten sich lieber darauf, den Abend zu genießen. Viele hatten sie davon schließlich nicht, auch wenn ihnen beiden klar war, dass das ein Umstand war, den sie eher bedauerten. Das zwischen ihnen war irgendwie angenehm, leicht und wohltuend.   Sie mussten nicht lange diskutieren wenn sie zusammen waren, sie taten einfach, wonach ihnen gerade der Sinn stand. Sie unterhielten sich eine Weile, führten Gespräche die vollkommen ungezwungen waren. Sie lachten zusammen. Das mit ihnen war vertraut, sie waren einfach auf einer Wellenlänge.   Irgendwann richteten sie sich dann einfach auf, bahnten sich ihren Weg durch die Menge, um endlich alleine sein zu können. Und sobald sie es waren, fielen sie in Vertrautheit übereinander her. Da waren keine Worte notwendig, beide wussten mittlerweile ziemlich gut, was der jeweils andere wollte. Was folgte waren Nächte in denen es keinerlei Bedeutung hatte, wer sie wirklich waren, was sie in der Öffentlichkeit präsentierten. Sie waren einfach zwei Männer, die Sex genossen und die Welt und damit alle belanglosen Dinge vollkommen ausschlossen. Es ging nur um sie und darum, was sie mit Vergnügen miteinander teilten.   Wenn Severus tief in ihn stieß, wenn seine Finger und Lippen nicht eine Sekunde still hielten und Harrys Körper berührten, als wenn er das wundervollste war, was es auf der Erde gab, schmolz der junge Zauberer regelrecht. Gerade weil der Mann keine Ahnung hatte wen er da eigentlich unter sich hatte, bedeutete es weitaus mehr, als mancher wohl verstehen könnte. Harry war sich immer bewusst gewesen, dass viele nur aufgrund seines Namens versuchten ihm nahe zu kommen. Deswegen war das nectere perfekt für ihn. Hier zählte sein Name absolut nichts und er konnte sich sicher sein, dass dieser Mann ihn wollte, weil er wirklich an ihm interessiert war und nicht an Geschehnissen, auf die er absolut keinen Einfluss gehabt hatte.   Und wenn Harry sich ihm stöhnend hingab, fühlte Severus sich begehrt, ein Gefühl, dass ihm bisher ziemlich unvertraut gewesen war. Niemand hatte je sich die Mühe gemacht, ihn so nahe an sich heran zu lassen, jeder hatte immer nur das offensichtliche gewesen und die Masken, de er nahezu sein ganzes Leben getragen hatte. Außerdem schmeichelte es ihn ungemein, dass ein so junger Zauberer ihm nicht abgeneigt war.   In dieser Nacht, als sie sich in einem sinnlichen Tanz im Bett vereinten, als ihre Körper sich aneinanderschmiegten und zu einem verschmolzen, als Lippen neckten, nippten und küssten, Finger zärtlich über warme Haut fuhren, als leises Stöhnen und Wispern den Raum erfüllten und als sie letztendlich gemeinsam sich dem berauschenden Gefühlen hingaben, realisierten wohl beide, dass die Tiefe ihrer Treffen sich verschoben hatte. Dass Zuneigung erwacht war, die weit über das hinausging, was rein sexuelle Kontakte normalerweise zuließen. Es war schon fast etwas vertrautes, im Nachhinein sich aneinander zu schmiegen, die Decke über sie beide zu ziehen und sich der müden Schwere hinzugeben, die nach jeder gemeinsamen Nacht sie ergriff.   Trotzdem war es auch dieses Mal so, dass Harry alleine erwachte.     ***     Dass sich etwas verändert hatte, spürte vor allem Severus in den beiden darauf folgenden Wochen sehr deutlich. Es war nichts ungewöhnliches, dass er sich jeden Tag der Woche auf den Tag freute, wo er seinen jungen Zauberer wieder sehen konnte. Diese Gefühle waren ihm mittlerweile so vertraut, dass er sich nicht mehr dagegen wehrte, obwohl nach wie vor eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf ihm Warnungen zu zischte, dass er sich erneut in eine Abhängigkeit manövrierte. Trotzdem war es Severus egal. Was sie teilten war zu gut um sich weiter dagegen zu wehren. Severus hatte lange genug ohne Nähe zu einem anderen Menschen gelebt, um sich noch einmal dagegen wehren zu können. Er war regelrecht ausgehungert und nur dieser eine Mensch schien seinen Hunger da stillen zu können.   Neu war allerdings, wie oft er an diesen Mann dachte. Wie oft es ihn richtig anmachte an ihn zu denken und wie oft er das Gefühl von Sehnsucht und Ungeduld fühlte. Dass er im Grunde verloren hatte, war ihm absolut bewusst, als er kurz vor dem nächsten Treffen in seinem Büro saß, an den Sex dachte den sie gehabt hatten und wieder haben würden, sich an die Gespräche erinnerte und daran, wie sehr ihm das Lachen des Mannes gefiel und all das ihn so aufheizte, dass er noch in seinem Büro seine Hose öffnen musste, um sich Erleichterung zu verschaffen. Erleichterung die er erfuhr, während er an diese Augen dachte, diesen sündigen Körper, der ihm mittlerweile fast so vertraut war wie sein eigener.   Severus hatte kein schlechtes Gewissen bei dem was er getan hatte, auch dann nicht, als Minerva kurze Zeit später in sein Büro trat, nachdem Severus sich glücklicherweise bereits wieder hergerichtet und die Spuren seines Treibens beseitigt hatte. Dass sich wirklich etwas verändert hatte, spürte wohl vor allem sie, als sie Severus die Nachricht überbringen musste, dass einige Schüler sich einen Scherz erlaubt hatten, der einen ganzen Teil von Hogwarts unter Wasser gesetzt hatte und als Severus nur mit einem leichten Kopfschütteln sich erhob, um die Sache selbst in Augenschein zu nehmen. Aber all das spielte keine wirkliche Rolle. Severus fühlte sich gut und konnte es kaum erwarten, seinen jungen Zauberer wieder zu sehen. Er wusste einfach, dass es an der Zeit war weiter zu gehen.   Die nagende Stimme, die ihn warnte, dass das nach hinten losgehen würde, ignorierte er dieses Mal gekonnt.     ***     Wieder einmal durchdrangen die Bässe Severus Körper, als er im nectere umherwanderte und sich schließlich an der Br nieder ließ. Sein Stammplatz, wie ihm mittlerweile deutlich bewusst war. Wann immer er herkam, verbrachte er die erste Zeit an der Bar, trank seinen Drink und unterhielt sich mit dem Barkeeper bis sein Date ankam.   Date… irgendwie war diese Bezeichnung nicht mehr ganz richtig. Das zwischen ihnen war seit seinem Rückzug irgendwie anders geworden. Die Dynamik hatte sich zwischen ihnen verändert und Severus war sich sicher, dass es nicht nur ihm so erging. Sie schienen es beide irgendwie zu wissen und der nächste Schritt lag eigentlich ganz klar vor ihnen. Dennoch zögerte Severus, auch wenn seine Entscheidung im Grunde schon längst gefallen war.   Wie so oft war ihm absolut bewusst, dass er es sich im Grunde nur selbst schwer machte. Da war aber eben dieses nagende Gefühl, was in ihm einfach eine Art Starre auslöste. Es konnte nicht gut ausgehen, wenn er offenbarte, wer er hinter der Maske war. Seine Vergangenheit hatte dieses viel zu oft gezeigt und in diesem Fall war es vermutlich noch schlimmer. Trotz des öffentlich bekannt gemachten Wissens über seine Rolle in dem letzten Krieg, gab es eben doch noch genug Zauberer, die ihm nicht über dem Weg trauten. Etwas, was Severus selbst vermutlich auch nicht anders machen würde.   Letzten Endes änderte all dieses aber eben nichts daran, dass ein weitaus größerer Teil von ihm irgendwie wollte, dass die Treffen sich veränderten. Trotz aller Vorsicht war eine Art Abhängigkeit entstanden, nach der der Schulleiter begierig die Finger ausstrecken wollte um sie festzuhalten. Vielleicht war es wirklich nur das Gefühl begehrt zu werden, so bittersüß, wie nichts was er zuvor hatte fühlen dürfen. Vielleicht aber auch die Harmonie, die zwischen ihnen ganz natürlich entstanden war, oder die anregenden Gespräche, die dem Mann endlich einmal das Gefühl gaben, nicht nur von Vollidioten umgeben zu sein.   Aber ganz gleich was es auch war, die Vergangenheit auszublenden war alles andere als einfach. Severus fürchtete tief in sich einfach, dass er alles zerstören würde, wenn er nun einen Schritt weiter ging, auch wenn er gerade bei den letzten Treffen deutlich hatte spüren können, dass der junge Mann mit dem er jede Woche Sex hatte mehr als bereit war. Aber er hatte Wort gehalten. Es ging nach Severus Tempo und nur so weit, wie er selbst bereit war. Ein Gefühl, welches ihm den Druck deutlich leichter machte. Diese nagenden Zweifel sich gegen die enger werdende Bindung zu wehren waren deutlich abgeflaut, sonst wären diese neuen Gelüste vermutlich auch nie entstanden. Es wäre sicher eine Lösung, all das endgültig abzubrechen, aber Severus wusste nicht erst seit dem Zwischenfall in seinem Büro, dass es dafür wohl schon längst zu spät war. Er wollte es nicht beenden, das war eine ganz einfache Tatsache, die er nicht einmal sich selbst gegenüber leugnen konnte.   Als er den jungen Mann dann endlich in der Menge entdeckte, waren sämtliche Zweifel aus seinem Kopf verschwunden. Sein Körper reagierte ganz von alleine, erhob sich und bahnte sich seinen Weg durch die Menge, fing den jungen Mann ab, um ihn mit einem Kuss zu begrüßen. „Komm!“, war alles was er noch vor bringen konnte, ehe sie zusammen ihren Weg in das vertraute Zimmer überwanden. Es war, als wenn Severus auf Entzug war. Nur dass es keine Droge war, keine illegale und schädigende Substanz, die all seinen Verstand kurzzeitig außer Gefecht setzte und ihn damit in einen Rausch versetzte, in dem er nicht wirklich noch mitbekam was passierte. Nein, Severus war jedes Mal bei vollem Verstand und seine Droge war eindeutig die Nähe, die sie teilten. Der wahnsinnig gute Sex, die anregenden Gespräche, all das war ein Bonus, der diese Nähe nur noch verlockender machte.     ***     Im Zimmer angekommen hatte Harry kaum eine Chance, seine Gedanken erneut zu sammeln. Der Mann, der ihn nun schon so lange fesselte, machte sich sofort daran, ihn von seiner Kleidung zu befreien, während er mit den Lippen jede freigelegte Stelle sofort attackierte. In einem Strudel aus aufwallender Lust und dem Verlangen etwas zu der Eile zu sagen, legte er genießend den Kopf in den Nacken. Ein leises Stöhnen entwich ihm. Es tat unglaublich gut, was sie hier teilten und Harry wollte eindeutig mehr davon.   „Du kannst es ja gar nicht erwarten!“, brachte er schließlich hervor, schüttelte leicht den Kopf um den Verstand wieder zusammen zu raffen, um sich dann seinerseits an die Arbeit zu machen, die störende Kleidung weg zu bekommen. Stören tat ihn diese Eile jedenfalls kein Stück. „Deine Schuld!“, wurde ihm geantwortet und für einen Moment blickte Harry sein Gegenüber verdutzt an. Er musste aber nicht wirklich nachfragen. Der Mann vor ihm schien nicht zurückhalten zu wollen, warum er es so empfand. „Du bist schuld, dass derzeit besser niemand in mein Büro kommen sollte, wenn meine Gedanken… abschweifen!“, erklärte er trocken und endlich wurde sein Oberteil komplett von seinem Körper gezogen und landete unbeachtet auf dem Boden.   Harry brauchte einen Augenblick, ehe die Aussage zu ihm durchsickerte. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen, das Bild, welches er gerade vor Augen hatte, war eindeutig anregender Natur. Es nährte Harrys eigenes Verlangen deutlich. „Schade!“, murmelte er dann als Antwort. „Wüsste ich wo du arbeitest, wäre es sicher interessant unter deinem Schreibtisch zu hocken, um dir zur … Hand zu gehen!“, murmelte er. Für wenige Sekunden versteifte sein Gegenüber sich, ehe er sich erneut an die Arbeit machte. Was auch immer da gerade für Unbehagen gesorgt hatte, es war vergangen, ehe es sie beide  davon abhalten konnte weiter zu machen.     ***     Das Rascheln von Kleidern war schnell beendet, was folgte war das leichte Geräusch das entstand, als zwei Menschen sich auf die Matratze des Bettes sinken ließen. Geräusche von Lippen auf warmer Haut, die sich nippend und neckend an dieser entlang tasteten. Das Atmen zweier Menschen, synchron und doch in ihrem Tempo unterschiedlich und immer wieder unterbrochen, um andere Laute von sich geben zu können. Das klicken einer Tube, dessen Deckel geöffnet wurde und schließlich ein erlöstes Stöhnen, als die beiden Menschen sich zu einem weiteren, sinnlichen Tanz vereinten.   Sex war etwas herrliches. Er war Ausdruck von Begehren, von Lust und irgendwie auch von Zuneigung. Severus hatte sich nicht wirklich Zeit lassen können, zu erpicht war er darauf gewesen, sein verlangen, welches er seit einer verdammte Woche mit sich herum trug, befriedigt zu bekommen. Als er dann endlich ganz in dem jungen Mann versunken gewesen war, war es befreiend, vertraut und nicht mehr wirklich wegzudenken gewesen. Und auch wenn er an diesem Abend nicht wirklich lange gebraucht hatte, um seine Erlösung zu finden, war es befriedigender gewesen, als er es sich in der vergangenen Woche auch nur ansatzweise hätte ausmalen können. Etwas war anders. Er wusste es, sein Sexpartner wusste es und dennoch schien keiner von ihnen wirklich in der Lage zu sein, dieses Empfinden in Worte zu fassen.   Erschöpft lag Severus auf der Seite, während seine Finger sanft den Konturen des anderen Körpers folgten. Die Haut war so unglaublich weich, so anziehend, dass Severus sich fragen musste, ob diese nicht Grund für sein verlangen war. Tief in sich wusste er allerdings, dass dieses nicht der einzige Grund war, dazu musste er nicht einmal in die unendlich tiefen Augen seines Gegenübers sehen. Er liebte diese Augen, sie zogen ihn einfach an und er wusste, dass dieser Mensch ihm nicht fremd war. Zum ersten Mal machte ihm dieses Wissen allerdings keine wirkliche Angst.   „Schlaf etwas!“, forderte er dann, zog die Decke über ihre mittlerweile ausgekühlten Körper und genoss nur Sekunden später, wie ein anderer, warmer Körper sich an seinen eigenen schmiegte. Das war eindeutig ein Gefühl, an welches er sich gewöhnen konnte. Eines, was er viel zu lange hatte missen müssen. Eine unglaubliche Zufriedenheit erfüllte ihn, als er dabei zusehen konnte, wie der junge Mann langsam den Kampf verlor, wie die Augen immer schwerer wurden und schließlich zu fielen. Die Atemzüge wurden flacher und der ganze Körper entspannte sich in seinen Armen. Das Letzte was Severus durch den Kopf ging, als auch er sich in den Schlaf gleiten ließ war, dass er nicht gewillt war, das hier aufzugeben. Er würde es vermutlich auch gar nicht mehr können, da musste er sich wirklich nichts vor machen.     ***     Als der nächste Morgen anbrach, deuteten alle Zeichen auf Veränderungen. Langsam schob sich die natürliche Lichtquelle am Himmel empor, färbte diesen zuerst in den unterschiedliches Tönen, ehe sich ein strahlend blauer Himmel über die Stadt zog. Das Wetter schien wirklich herrlich zu werden. In einem Zimmer über dem nectere deuteten die Zeichen allerdings noch mehr auf Veränderung hin, da in dem Bett, in dem in den letzten Wochen nur ein junger Mann alleine erwacht war, noch immer zwei Menschen eng beieinander lagen, noch nicht wirklich bereit, den neuen Tag zu begrüßen.   An diesem Morgen war es Harry, der als erstes erwachte und erstaunt und zeitgleich erfreut feststellte, dass er nicht alleine war. Es war ein wirklich angenehmes Gefühl, in den Armen eines anderen zu erwachen. Eine Einschätzung, die Severus teilte, als er nur kurz darauf sich ebenfalls zu regen begann und langsam wieder zu sich kam.   „Morgen!“, brummte der Mann und fuhr sich durch die lange Mähne, die schlaff sein Gesicht einrahmten. Er gähnte herzhaft, streckte seine Glieder, ehe er sich zufrieden tiefer in die Matratze gleiten ließ. „Komisch, ich dachte immer, du wärst kein Morgenmensch!“, meldete Harry sich amüsiert zu Wort. Der andere sah aber ganz und gar nicht muffelig aus. „Wie kommst du darauf?“, fragte Severus nach, die Stimme deutlich amüsiert.   Der junge Zauberer konnte es nicht wissen, aber im Grunde hatte dieser recht mit seiner Vermutung. Severus wusste aber, dass seine üble Laune am Morgen nur mit den Schülern zu tun hatte. Früher hatte es ihm den Tag bereits verhagelt, sich am Morgen daran erinnern zu müssen, dass er in wenigen Stunden die erste Ladung an Idioten in seinem Klassenraum dabei unterrichten zu müssen, nicht alles um sie herum zu vergiften oder eben in die Luft zu sprengen. Nachdem er nach Hogwarts zurückgekehrt war, war seine schlechte Laune eher Gewohnheit gewesen, als wirklich schlechte Laune, die er seinen Mitmenschen mitteilen musste.   „Weiß nicht!“, antwortete Harry und zuckte leicht hilflos mit seinen Schultern. „Irgendwie ein vertrautes Gefühl!“, gab er zu. Severus nickte leicht, während er den jungen Mann vor sich musterte, die Finger ausstreckte und sanft an der untersten Kante der Maske entlang fuhr. „Vertraut, als wenn man seit Jahren es teilt!“, murmelte er eher zu sich selbst. Er wusste, was der andere Mann meinte. Ihm erging es nicht anders. Wenn er ihn anschaute, wusste er, dass er diese Augen nicht zum ersten Mal sah. Er wusste, dass er diesen Körper – zumindest in der Theorie – bereits kannte. Er hatte sogar eine vage Ahnung, mit welchen Adjektiven er diesen Mann beschreiben konnte.   In seinen Gedanken versunken richtete er sich schließlich in eine sitzende Position auf, ohne den Blick abzuwenden. „Ist es das?“, wurde er schließlich aus diesen Gedanken gerissen. „Das Gefühl des Vertrauten, die Gedanken auslösen, das Geheimnis zu lüften?“ Für einen Moment haderte Severus mit sich, ehe er schwer seufzte. „Teilweise!“, gab er schließlich zu und musterte die vertrauten Augen vor sich ein weiteres Mal. „Ein Teil will die Maske ablegen. Ein anderer Teil wehrt sich dagegen!“, gab er schließlich zu. Seine Gefühle waren wie eine Achterbahnfahrt, es war ein stetiges Auf und Ab aus Verlangen die Wahrheit zu erfahren und ein seltsames Gefühl von Gewissheit, dass das nicht gut gehen konnte.   „Für einige Minuten schwiegen sie sich an. „Du weißt, das Tempo liegt bei dir!“, sagte der junge Zauberer schließlich vor ihm. Severus wog seine Möglichkeiten genau ab. Er hatte die Wahl alles weiter laufen zu lassen wie es war, sich jeden verdammten Tag wie ein Teenager selbst einen runter zu holen und sich zu verfluchen, nicht einfach losgehen und sich den Sex und die Nähe holen zu können, nach der er sich eindeutig sehnte oder aber das Risiko einzugehen.   Risiken war er in seinem Leben oft eingegangen. Einige hatten ihm klar das Leben schwerer gemacht, andere hingegen hatten sich ausgezahlt. Es war nicht ganz einfach, jetzt eine Entscheidung zu fällen. Auf der Anderen Seite war er sich sicher, wenn sein ungutes Gefühl ihn nicht betrog, dass es besser war, das schnell zu erfahren, anstatt sich noch Wochen oder Monate selbst etwas vor zu machen. Die Enttäuschung würde im Anschluss nur noch größer sein.   „Leg die Maske ab!“, verlangte er dann schließlich, nachdem er sich sicher war, das nun durchziehen zu wollen. Gleichzeitig griff er zu dem Rand seiner eigenen Maske, um bei sich das Gleiche zu tun. Zeitgleich zogen sie das einzige Hindernis von ihrem Gesicht, das ihnen verbot einander zu erkennen.   Severus konnte spüren, wie der Zauber um ihn herum sich auflöste, wie seine Sinne begannen schärfer zu werden und er damit endlich erkennen konnte, wen er da mit sich im Bett hatte. Als sein Blick ungetrübt auf den jungen Mann fielen, der ihn genauso entgeistert anblickte, wie er den Blick erwiderte, wünschte er sich, dass er diese Entscheidung nie gefällt hätte. Von allen Menschen die es auf dieser Welt gab, musste es natürlich Potter sein, mit dem er für Wochen dieses Bett geteilt hatte, der Verlangen in ihm ausgelöst hatte, den er viele Nächte vor verzücken unter ihm schreiend gehabt hatte!   „Potter!“, zischte er erbost, als sein Verstand die ganzen Informationen erfasst hatten, die sich ihm hier gerade offenbart hatten. Fassungslos und mit einem hasserfüllten Blick strauchelte er aus dem Bett und raffte eilig seine Sachen zusammen. Er fühlte sich hintergangen, verraten und ziemlich verarscht. Ohne ein weiteres Wort ließ er Harry alleine zurück, um sich eilig in seine Sachen zu schmeißen und so schnell wie es nur möglich war zu verschwinden.     ***       Harry blieb alleine zurück und brauchte eine ganze Weile um wirklich durchsickern zu lassen, was da gerade geschehen war. Die Erkenntnis, dass er seit Monaten Sex mit seinem ehemaligen Professor gehabt hatte, sickerte nur sehr langsam durch. Im ersten Moment war er geneigt, eine ähnliche Reaktion wie sein ehemaliger Lehrer zu zeigen. Es war so unglaublich leicht die Schuld auf den Anderen abzuwälzen und sich selbst in einer Opferrolle zu sehen.   Allerdings hatte Harry sich geschworen, sein Temperament nicht mehr ständig die Kontrolle zu überlassen. In seiner Jugend hatte sie verdammt oft Schaden angerichtet und eigentlich sah er sich selbst nicht mehr als so unreif an, dass er diese Angelegenheit nicht anständig angehen konnte. So schloss er die Augen und atmete ruhig durch, ehe er sie wieder öffnete und deutlich ruhiger die Dinge durchdachte, die er nun zu verarbeiten hatte.   Der Sex, der ihm so unglaublich gefallen hatte, hatte mit Severus Snape stattgefunden. Der Mann, den er mehr wollte wie alles andere war Severus Snape. Die Verbundenheit die er spürte, war mit Severus Snape!   Seufzend fuhr er sich durch das kurze Haar. Egal wie er es drehte und wendete, die vergangenen Monate waren die Besten gewesen, die er erlebt hatte. Trotz der Probleme, als Snape sich zurückgezogen hatte. Er wusste, dass er sich nicht einreden konnte, all das wäre ein Unfall gewesen. So war es einfach nicht und auch wenn Snape gerade wohl jeden Schüler folterte, der ihm über den Weg lief, Harry wusste, dass sie beide gespürt hatten, dass das mit ihnen besonders war.   Der Zauber der Masken war ja auch genau darauf ausgelegt. Zu erkennen, wer zu einem passte. Und sie passten nüchtern betrachtet perfekt zusammen. Snape würde in ihm nie das Wunderkind sehen, welches die restliche Gesellschaft nach wie vor in ihm sah. Und er selbst sah in dem Mann nicht den Todesser den die Mehrheit auch heute noch in Snape sah. Sie waren vermutlich die Mehrheit, die hinter Masken blicken konnten und annahmen, was sie dort sahen. Es war nicht immer so gewesen, aber er musste eben auch zugeben, dass es in letzter Zeit besser geworden war. Ihrer Zankereien hatten nicht mehr dieses verbitterte Gefühl, welches sie in seiner Schulzeit noch gehabt hatten.   Nachdenklich drehte er die Maske in seiner Hand, ehe er sich entschlossen aufrichtete und sich anzog. Snape war schon immer ein Arsch gewesen, ob er Gründe hatte oder nicht, interessierte Harry gerade kein Stück. Er würde nicht tatenlos zusehen, wie er verlor, was er gerade noch gehabt hatte. Snape hatte mit seinem Geständnis, sich einen runter holen zu müssen, wenn er an ihn dachte, eindeutig sein eigenes Grab geschaufelt.   Harry war nicht bereit, ihn davonkommen zu lassen. Er musste dringend mit Hermine reden, wenn jemand wirklich helfen konnte nüchtern einen Plan auszuarbeiten, war es seine beste Freundin.   Entschlossen apparierte er. 08 Stubborn ----------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   08 Stubborn   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Frustriert fuhr Harry sich durch die Haare und blickte dabei seinen besten Freund an, ehe er – zum gefühlten tausendsten Mal – dazu ansetzte die mittlerweile nur zu vertraute Frage zu beantworten, die vor wenigen Sekunden – erneut – von diesem in den Raum geworfen worden war. Dieses Mal allerdings kam Hermine ihm zuvor, welche bisher ruhig in dem Sessel gesessen und dem Geplänkel gelauscht hatte.   Umständlich wuchtete sie sich in eine bequemere Position, eine Hand lag dabei auf ihren mittlerweile ziemlich geschwollenen Bauch, ehe sie tief ausatmete und ihren Mann fixierte.   „Ehrlich, Ron! Du konntest dich damit anfreunden, dass Harry und Ginny sich trennen. Du hast es auch geschafft zu akzeptieren, dass Harry offenbar eher sein eigenes Geschlecht bevorzugt. Meinst du nicht, es ist langsam an der Zeit auch den Rest zu akzeptieren?“, fragte sie tadelnd nach, ohne die Gesichtszüge weicher werden zu lassen. Harry konnte es ihr nicht verdenken. Dieses hier war nicht das erste Treffen, welches stattfand. Ganz im Gegenteil. Seit er den Entschluss gefasst hatte, Snape nicht einfach so entkommen zu lassen, hatte es viele Gespräche dieser Art gegeben, die – leider – oft damit beendet worden waren, dass Ron es nicht über sich brachte, zu akzeptieren was sich ereignet hatte.   Harry hatte sich anfangs durchaus etwas schwer getan, gerade Ron dabei zu haben. Seit Hermine allerdings schwanger war, schien sein bester Freund noch mehr an seiner Frau zu klammern. Es war unmöglich, einen von beiden derzeit alleine zu sprechen. Harry hatte es versucht, letzten Endes war es Rons eigene Schuld, dass er so sehr in sein Intimleben eingeweiht war, wie es nun der Fall war.   „Aber Hermine! Snape!!“, versuchte Ron es ein weiteres Mal, ohne jedoch wirklich Sympathien dafür entgegengebracht zu bekommen. Seit dem Zwischenfall waren mittlerweile Wochen vergangen, Wochen in denen Harry versucht hatte seine ehemaligen Lehrer und leider wohl auch ehemaligen Sexpartner zu erwischen. Aber Snape war gerissen, selbst wenn er sich den ganzen Tag auf Hogwarts aufhielt, war Snape rein zufällig an diesem Tag nicht da und kam auch nicht so bald wieder.   „Hör auf, Ron!“, tadelte Hermine ihren Mann. Harry konnte sehen, dass ihre Geduld langsam an ihre Grenzen kam. „Es spielt doch gar keine Rolle mit wem Harry Sex hat. Es ist ja nicht so, als wenn er uns bittet daneben zu stehen, wenn er diesen Sex hat. Alles was er will ist Hilfe, wie er an Snape ran kommt!“ Ron verzog unwillig das Gesicht, wissend, dass er lieber nicht widersprechen sollte, was ihn allerdings nicht davon abhielt, Harry einen unwilligen Blick zu zuwerfen.   Erneut seufzte er leise. „Hör zu, Ron! Ich kann dir nicht sagen wieso ausgerechnet Snape es sein muss. Aber genauso könnte ich dich fragen, warum Hermine? Solche Dinge sucht man sich doch nicht aus, sie passieren einfach!“ Hermine blickte ihn an und Harry spürte wie die Hitze in ihm aufstieg. Er wusste genau was in seiner Freundin vor ging. Meistens glänzte er ja nicht gerade mit Rationalität, aber auch er hatte sich eben verändert. Die Zeiten, in denen er einfach kopflos los stürmte waren vorbei – oder weitestgehend vorbei.   Theatralisch riss Ron die Hände in die Höhe und warf ihm einen weiteren bitterbösen Blick zu. „Erwarte ja nicht von mir, dass ich freundlicher zu ihm bin. Ja, ich weiß welche Rolle er eingenommen hat, das entschuldigt aber nicht sein komplettes Verhalten!“, erklärte er und ohne dass Harry es wollte, musste er auflachen. Ron hatte seine Momente, in denen er sich wie ein trotziges kleines Kind benahm, dieser Moment war eindeutig einer davon.   „Das erwarte ich auch nicht!“, lenkte Harry schließlich ein und ließ sich erneut auf die Couch sinken. „Alles was ich möchte, ist eine Idee, wie ich ihn erwischen kann.“ Alleine kam er hier einfach nicht weiter. Hermine nickte leicht.   „Snape ist nicht einer der Menschen, die direkt Konfrontationen angehen, wenn er sie vermeiden kann!“, warf sie altklug ein. Harry wusste das, er hatte es von Anfang an geahnt, dass er es nicht leicht haben würde, noch einmal an den Mann ran zu kommen. „Aber sag, Harry, hast du dir das gut überlegt?“, fragte Hermine weiter und musterte ihn dabei aufmerksam.   Harry verzog unzufrieden das Gesicht. Auch diese Frage hatte er schon einige Male gehört, so wie er Hermine kannte, kam sie aber nur immer wieder, weil er ihr bisher keine befriedigende Antwort gegeben hatte. „Natürlich!“, antwortete er deswegen schließlich und fuhr sich ein weiteres Mal durch die eh schon zerzausten Haare. „Es ist nicht so, dass ich mir keine Gedanken gemacht habe. Ich kann auch nicht sagen, wie das Ganze ausgehen wird, ich weiß aber klar, dass es mir keine Ruhe geben wird, bis ich es nicht versucht habe!“ Er wendete den Blick, um Hermine direkt ansehen zu können.   „Da ist einfach etwas. Ich kann es ja selbst nicht einmal richtig einordnen, aber die Zeit mit ihm war besonders. Wir haben uns verstanden als wir nicht gewusst haben, wer der jeweils andere ist. Und diese Nächte…!“ Ein leichtes Grinsen zierte sein Gesicht, als er an diese Nächte zurück dachte. Allerdings brauchte es nicht erst Rons Protest, um sich wieder darauf zu besinnen, dass zu viele Details vermutlich nicht sehr angemessen waren.   „Die Masken des nectere sind dazu da, passende Kontakte zu knüpfen, indem sie jedes Hindernis nehmen. Und es hat gewirkt, Hermine. Er hat mich so akzeptiert wie ich bin und ich habe auch nicht Vergangenes gesehen, wenn wir zusammen waren. Vielleicht habt ihr Recht und ich verrenne mich da in etwas. Vielleicht funktioniert es jetzt nicht mehr, wo wir einen Schritt weiter gegangen sind. Aber wie soll ich das herausfinden und abschließen können, wenn er mir keine Gelegenheit dazu gibt?“ Mehr wollte er doch gar nicht. Alles was er wollte war raus zu finden, was das mit ihnen war und ob es vielleicht etwas Beständiges werden konnte.   Hermines Gesichtszüge entspannten sich. „Ok. Ich kann nicht behaupten, dass ich es verstehe, aber ich sehen, dass du dich nicht komplett gedankenlos in etwas stürzen willst, was dir vermutlich schaden wird!“, erklärte sie und stemmte sich hoch. „Ich werde mir etwas überlegen, einverstanden?“, fragte sie und reichte Ron die Hand, der ebenfalls aufgestanden war.   Harry strahlte. Er hatte gewusst, dass beide nicht viel Zeit hatten. Hermine hatte einen Termin im St. Mungos, dass sie überhaupt vorher vorbeigekommen war, war schon ein ziemliches Wunder. In letzter Zeit fiel es seiner Freundin eben sehr schwer lange auf den Beinen zu sein und das Laufen wurde schnell ermüdend. Etwas, was Harry auch von Ginny kannte. Gewissen Dingen in der Schwangerschaft konnten eben nicht alle Frauen entgehen, aber Harry freute sich dennoch für die beiden, dass es mit dem Nachwuchs endlich geklappt hatte.   „Danke, Hermine!“, sagte er deswegen, sprang auf und umarmte die junge Hexe, ehe er die Freunde zur Tür brachte. Er wusste, dass er sich darauf verlassen konnte, dass Hermine sich Gedanken machen und ihm auf die Sprünge helfen würde, wenn ihr denn etwas einfiel. Und das – da mussten sie sich kaum Sorgen machen – war bei Hermine sowieso garantiert. Es gab vermutlich gar nichts, wo Hermine nicht etwas im Kopf haben würde, wenn sie sich damit beschäftigte. So war sie eben!     ***     Severus’ Laune war wirklich auf dem Tiefpunkt angelangt, als er den langen Gang entlang lief, um zur großen Halle zu kommen. Alles nervte ihn einfach nur noch und egal was er auch tat, die Laune ließ sich einfach nicht heben. Nicht einmal wenn er einen Trank braute, bekam er Ruhe zurück, die er wirklich bitter nötig hatte. Schlimmer war es nur noch geworden, als Potter begonnen hatte, zu versuchen, ihn auf Hogwarts zu erreichen. Nicht, dass er mit etwas anderem gerechnet hatte.   Doch er wusste genauso, dass dieses nicht ganz der Wahrheit entsprach. Nach dem ersten Schock und der damit folgenden Wut hatte er wirklich damit gerechnet, dass er diesen verdammten Jungen nie wieder sehen musste. Da waren sie sich doch ganz gewiss einig. Aber weit gefehlt! Harry hatte ihm Eulen geschickt, war zu Besuch gekommen und hatte ihm damit klar seine Zuflucht genommen. Er wollte so einiges, mit Potter zu sprechen gehörte aber eindeutig nicht dazu.   Anfangs, das musste er sich zur Schande eingestehen, hatte er sogar vermutet, dass der Bengel ihn auf den Arm genommen hatte, sich an ihn ran gemacht hatte um ihn lächerlich zu machen. Eine Sache, die nur so lange Bestand gehabt hatte, wie seine Wut auf dem höchsten Punkt gewesen war. Seit er sich beruhigt hatte, konnte er die Tatsachen nicht mehr so verdrehen, dass er sich mit all dem besser fühlte.   Es gab einfach keine Chance, dass Potter so etwas gedreht hatte. Die Masken hatten gar nicht zugelassen, dass es ein Erkennen gab. Darüber hinaus war Severus sich sicher, dass er gemerkt hätte, wenn der Junge ihm etwas vorgespielt hatte. Was alles irgendwie nur noch viel schlimmer machte. Harry hatte ihre Nächte genauso genossen, wie er es getan hatte, daran gab es nichts zu leugnen. Und was noch viel schlimmer war, ein unrationaler Teil in ihm wollte noch mehr. Wollte nicht aufgeben was er bis vor kurzem gehabt hatte!   Severus rügte sich nicht zum ersten Mal, dass er von Anfang an geahnt hatte, dass diese Idee eine ganz miese war. Hätte er von Anfang an auf sein Gefühl gehört, wäre es erst gar nicht so weit gekommen und er würde nun nicht in diesem Schlamassel aus Wut und gleichzeitigem Verlangen stecken. Es war eine Zwickmühle, der er von Beginn an aus dem Weg hatte gehen wollen. Abhängigkeit, die er nie wieder hatte zulassen wollen.   Natürlich war es nicht mit dem zu vergleichen, was damals mit dem dunklen Lord und mit Dumbledore passiert war, aber auch sexuelle Abhängigkeit war eine Abhängigkeit und demnach etwas, was er unter allen Umständen aus dem Weg gehen musste. Pech war eben nur, dass Harry es sich offenbar in den Kopf gesetzt hatte, mit ihm zu reden, zumindest wenn er den Worten glauben sollte, die dieser in seinen Briefen verwendet hatte.   Zähneknirschend betrat er schließlich die große Halle und bahnte sich seinen Weg zum Lehrertisch. Ein wenig Befriedigung schaffte es ihm durchaus, dass die meisten Schüler verstummten und versuchten sich unsichtbar zu machen. Egal wie viel Zeit verging, zumindest diese Wirkung konnte er noch aufrecht erhalten und so sollte es auch sein.   Innerlich noch immer kochend ließ er sich auf seinen Platz sinken, bedachte dabei seine beiden Sitznachbarn mit einem finsteren Blick, damit diese ebenfalls nicht auf die Idee kamen, ihm heute Abend noch auf die Nerven zu gehen. Es wirkte. Selbst Minerva drehte den Kopf weg und widmete sich lieber ihrem anderen Sitznachbarn.   Missmutig griff er zu seinem Besteck, nicht ahnend, dass das Übel gerade erst angefangen hatte.     ***     Zufrieden blickte Harry sich um und nickte dann entschlossen, ehe er seinen Koffer aus seiner Tasche zog und ihn wieder auf seine richtige Größe zauberte. Hier würde es sich auf jeden Fall eine Weile aushalten lassen und vielleicht war genau diese Tätigkeit es, die ihn langfristig fesseln konnte. Es wurde ja auch langsam Zeit, dass er herausfand, was er mit seinem restlichen Leben anfangen sollte – unabhängig davon, ob er seinen sturen Exlehrer dazu bekam, sich ihm zu stellen. Oder eher, ihm nicht den Kopf abzureißen, wenn sie sich endlich wieder sehen sollten.   „Ich bin noch immer etwas überrascht, dass Sie dieses Projekt leiten wollen, Mister Potter!“, riss ihn Minervas Stimme aus den Gedanken. Harry drehte sich zu ihr um und lächelte sie offen an. „Oh, Sie wissen doch, McGonagall, dass ich immer in Verteidigung am Besten war. Diese Thematik interessiert mich, auch wenn Auror offensichtlich nicht die richtige Wahl war!“, erklärte er und begann damit, seinen Koffer zu leeren und sich damit häuslich einzurichten. „Aber mich wundert, dass Snape sein Einverständnis gegeben hat!“, fügte er hinzu und schmunzelte die Frau dabei an.   Dass sie das Gesicht verzog, als wenn ihr gerade ein Zahn gezogen worden wäre, war eigentlich Antwort genug. Nein, eigentlich reichte die Tatsache, dass er nun hier war – ein Plan, den Hermine ausgeklügelt hatte. „Wissen Sie, Schulleiter Snape ist derzeit nicht auf Hogwarts. Er hat mir die Entscheidung überlassen, wen wir für diese Stelle einstellen!“, gestand sie dann, ehe ihr Blick deutlich ernster wurde. „Aber was mich eindeutig verwundert, ist die schlechte Stimmung, die zwischen Ihnen beiden herrscht. Es ist kein Geheimnis, dass Ihre Bindung sehr – wie soll ich sagen – unausgeglichen gewesen ist. Aber in letzter Zeit scheint es sogar schlimmer zu sein, als es am Anfang Ihrer Schulzeit gewesen ist!“   Harry zuckte leicht mit den Schultern. „Manche Differenzen lassen sich nicht so leicht aus dem Weg räumen!“, erwiderte er und wendete sich dann ab, um den Koffer fertig auszuräumen. Minerva schmunzelte leicht. „Tatsächlich? Nun, willkommen auf Hogwarts und nennen sich mich ruhig Minerva. Wir werden sehen, wie stark das Gewitter werden wird, wenn Schulleiter Snape wieder zurück ist!“, erklärte sie und Harry lief es dabei eiskalt den Rücken hinunter.   Man mochte es ihr kaum zugestehen, wenn man sie im Alltag so erlebte, aber McGonagall war ganz gewiss keine Hexe, die man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Irgendwie bekam Harry das Gefühl, dass sie zumindest ansatzweise wusste, dass zwischen ihm und Snape etwas vorgefallen war, was dringend gekittet werden musste. Deswegen war er ja hier – auch wenn das Projekt, für welches er eingestellt worden war, ihn genauso reizte.   Schwarze Magie, schwarze Magier waren einfach etwas, womit er sich schon beschäftigte, seit er das erste Mal einen Fuß in diese für ihn damals absolut fremde Welt gesetzt hatte. Früher war seine Meinung, dank diverser äußeren Umstände, deutlich unausgeglichen gewesen. Heute, nach vielen Studien, wusste er es besser. Ein reines Schwarz und Weiß gab es nicht, dieses Denken war einengend und naiv. Und es entsprach einfach nicht der Realität. Der nächsten Generation ein umfassenderes Blickfeld zu lehren war da irgendwie ganz nach seinen Geschmack.   Auch wenn er noch nicht wusste, ob er dazu auch taugte. Lehrer zu sein war schließlich nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Lehrer würde er ja auch nicht sein, zumindest vorerst nicht. Erst einmal war er zur Probe eingestellt, alles Weitere würde sich dann danach zeigen.   Zufrieden legte er die letzten Kleidungsstücke in den neuen Schrank, ehe er noch einmal den Blick schweifen ließ. So konnte er sich wirklich wohl fühlen. Ginny hatte ihn zwar – wie vermutlich alle die eingeweiht waren – für verrückt erklärt so weit zu gehen, aber Harry war nie jemand gewesen, der sich von seinem Weg und seiner Meinung hatte abbringen lassen. Eine Eigenschaft, die ihm oft Probleme gebracht hatte. Dieses Mal hoffte er aber klar, dass es anders werden würde.   Entschlossen zog er die Robe an, die ihn von nun an wohl begleiten würde und verließ seine neue Unterkunft. Es wurde Zeit, sein neues Leben in Angriff zu nehmen!     ***     Als Harry die große Halle betrat, schienen alle Unterhaltungen mit einem Schlag zu verstummen. Dann, nachdem die ersten ihn erkannt hatten, ging ein leises Raunen und Flüstern durch die Schüler. Harry scherte sich nicht darum. Sicher, auch diese Generation kannte ihn weitestgehend, aber man behandelte ihn nicht mehr wie das siebte Weltwunder. Ein wenig Getuschel war deutlich leichter zu ertragen, als das was er als Kind teilweise hatte mitmachen müssen.   Selbstsicher ging er durch den ihm vertrauten Raum, direkt auf den Lehrertisch zu, um sich neben Filius Flitwick nieder zu lassen, welcher ihn mit einem Lächeln und einem Nicken begrüßte. So seltsam es auch war, die große Halle plötzlich aus diesem Blickwinkel heraus zu sehen, so musste Harry doch sich eingestehen, dass es ein sehr angenehmes Gefühl war, dieses Mal am Lehrertisch zu sitzen.   „Wenn ich um Ruhe bitten darf!“, erklang schließlich Minervas Stimme, die sich in der Zwischenzeit erhoben hatte und die Schüler mit einem strengen Blick bedachte. Es dauerte wenige Sekunden, bis das Flüstern eingestellt worden waren und alle die Lehrerin für Verwandlungen anblickten.   „Wie Sie festgestellt haben, sitzt seit heute ein neues Mitglied mit am Lehrertisch. Viele von Ihnen werden Mister Potter sicherlich bereits kennen, sei es aus den Erzählungen Ihrer Eltern oder über Berichte im Propheten. In den kommenden drei Monaten wird Mister Potter das Ihnen bereits angekündigte Projekt leiten. Sie werden also genügend Gelegenheiten bekommen, Ihren neuen Lehrer besser kennen zu lernen!“, stellte die Frau ihn vor. Harry erhob sich kurz und nickte den Schülern zu, versuchte den Applaus aber so gut es ging auszublenden.   Das mochte eine ganz andere Situation sein, derart im Mittelpunkt zu stehen war aber nie etwas gewesen, was er gerne getan hatte. In diesem Fall konnte er aber wohl kaum entkommen. Als er sich wieder auf seinen Platz sinken ließ, widmeten die Schüler sich zum Glück schnell dem Essen das endlich auf den Tischen erschien, was Harry die Gelegenheit gab, sich ebenfalls zu entspannen.   Der erste Teil – Teil von Hogwarts Lehrern zu werden – hatte funktioniert wie Hermine es vorausgesagt hatte. Der schwierige Teil würde auf jeden Fall werden, Snape in einem günstigen Moment zu erwischen und noch schwieriger würde es werden, diesen zum Reden zu bewegen, anstatt von ihm verhext zu werden. Ob es ihm gelang wusste er wirklich nicht, genauso wie er nicht wusste, was letzten Endes aus dieser Sache wurde, wenn er Erfolg hatte. Er wusste nur, dass er die Dinge nicht so stehen lassen konnte, wie sie im Augenblick standen. Das nectere hatte ihnen beiden eine Chance geboten auf etwas unverkennbar angenehmes. Nun war es an ihnen herauszufinden, ob der Zauber zwischen ihnen mit den Masken erloschen war, oder ob sie einen Weg finden konnten, mehr daraus zu machen.   Falls Snape es denn zuließ!     ***     Missmutig lief Severus durch die Gänge, um zu seinem Büro zu kommen. Sein Aufenthalt außerhalb Hogwarts hatte eindeutig viel zu lange gedauert für seinen Geschmack. Er hasste es, mit anderen agieren zu müssen, daran würde sich vermutlich auch nichts mehr ändern. Alles was er nun wollte, war eindeutig, sich in die Ruhe versprechende Abgeschiedenheit seines Büros zurückzuziehen. Ein Unterfangen, was generell nicht all zu schwer umzusetzen zu sein würde. Allerdings hatte er auch nicht damit gerechnet, dass etwas ihn aufhalten könnte, mit  dem er nicht einmal ansatzweise gerechnet hatte, es hier vorzufinden.   „Sie haben durchaus Recht, über den Avada und den Cruciatus müssen wir ganz gewiss nicht diskutieren… aber wie sieht es mit dem Imperius aus? Kann man diesen Fluch wirklich als rein schwarzmagisch einstufen?“   Wie vom Blitz getroffen stoppte Snape seine eiligen Schritte und drehte langsam den Kopf zu seiner Tür, die nur noch wenige Schritte entfernt war. Diese Stimme kannte er eindeutig und er war alles andere als glücklich, sie hier hören zu müssen. Eigentlich war er sich ziemlich sicher gewesen, dass er diesen verdammten Jungen nie wieder zu Gesicht bekommen würde.   Eine Schülerin murmelte etwas, was Snape jedoch ignorierte. Viel mehr war er von dem Gedanken eingenommen, was Potter auf Hogwarts machte und warum er ganz offensichtlich das neue Projekt betreute. Er hatte Minerva freie Hand gegeben, den passenden Lehrer dafür auszusuchen, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie erstens jemanden einstellen würde ohne sein Einverständnis einzuholen und zweitens war Potter auf der Liste der geeigneten Person ganz gewiss nicht weit genug oben, um ihm auch nur eine Chance zu geben.   „Teilweise richtig!“, hörte er Harry wieder sprechen. „In den vergangenen Kriegen wurde der Imperius Fluch eindeutig für nicht gute Dinge missbraucht. Generell kann man durchaus sagen, dass es richtig war, diesen Fluch als unverzeihlich einzustufen. Ich frage Sie aber, was ist, wenn man ihn einsetzt, um jemanden zu helfen? Stellen sie sich vor, eine Person steht in einem brennenden Haus, es gibt keine Möglichkeit, dieses Feuer magisch zu löschen und sie ist so verängstigt, dass er nicht einmal versucht die noch vorhandenen Schneise zu nutzen, um das Gebäude zu verlassen… mit dem Imperius könnte man ihn zwingen diesen Weg zu gehen und ihn damit retten, finden Sie nicht?“   Überrascht blickte Snape weiter die Tür an, ehe er einige Schritte darauf zu ging und sich anschließend gegen die Wand neben der Tür lehnte. Potter hatte eindeutig eine Ansicht, die nicht ganz verkehrt war. Es überraschte Snape, dass der Bengel scheinbar sein engstirniges Denken über die schwarze Magie offenbar etwas überdacht hatte. Wenn er da an früher dachte… nicht, dass Harry den Sectrumsempra nicht liebend gerne genutzt hatte – oder es versucht hatte, als er ihn angegriffen hatte, generell hatte Harry aber stets seine Meinung vertreten, dass die schwarze Magie etwas ganz böses war. Und sein Denken über jene Magie war engstirnig und unreif gewesen. Etwas, woran viele nach wie vor zu knabbern hatten.   In dem Klassenzimmer brach eine rege Diskussion aus, die scheinbar von Harry nicht unterbrochen wurde. Snape war sich nicht wirklich sicher, was er jetzt machen sollte. Von dem kleinen Einblick den er nun bekommen hatte, war durchaus klar, dass Harry eine gute Ansicht hatte und somit die Schüler Hogawarts zum Nachdenken anregen konnte. Sein Status als Kriegsheld war da ganz sicher ein weiterer Bonus. Dennoch, es drehte Snape den Magen um, sich vorzustellen, dass der Mann, dem er so energisch versuchte aus dem Weg zu gehen, nun in Zukunft permanent um ihn herum sein würde.   Irgendwie machte ihn dieser Gedanke sogar ziemlich wütend. Seinen Wunsch, nichts mehr mit Potter zu tun zu haben zu wollen, hatte er mehr als deutlich gemacht. Es war frech und dreist, dass Harry sich nun in Hogwarts einnistete, Snape glaubte keine Sekunde lang, dass Harry keine andere Wahl gehabt hatte. Es gab bestimmt hunderte Angebote für den Helden ihrer Welt, eine Arbeit hier war nicht notwendig, um sein Leben zu bestreiten. Und selbst wenn Harry nicht arbeitete, das Erbe von Black und Potter Senior war gewiss nicht so klein, dass er davon nicht leben könnte.   Je bewusster ihm wurde, dass die Möglichkeit, dass Harry diese Stelle angenommen hatte um an ihn ranzukommen, verdammt groß war, umso wütender wurde Snape. Ein derart unverschämtes Verhalten würde er nicht dulden, nicht von Potter, der wahrlich genug getan hatte. Erst sein Vater, dann der Bengel selbst, der ihm Jahre seines Lebens zur Hölle gemacht hatte. Und als wenn das noch nicht reichte, hatten sie eine Weile eine sexuelle Beziehung geführt, die nicht weiter geführt werden durfte und konnte. Nicht mit ihm!   Snape wusste sehr wohl, dass er in dieser Hinsicht ziemlich verbohrt war, seine Abneigung gegen Potter war aber auch nichts, was er einfach so ablegen konnte. Entsprechend war es vermutlich nicht sehr verwunderlich, dass seine Geduld in dem Moment riss, als man Harrys Stimme ein weiteres Mal lachend durch die Tür hörte, als dieser scheinbar versuchte, die aufgeregt diskutierende Meute wieder unter Kontrolle zu bringen.   Ohne wirklich nachzudenken, stieß Severus sich von der Wand ab, griff nach dem Türgriff und riss die Tür schließlich auf. Nur einen Herzschlag später lag sein wütender Blick auf dem Mann, der in seinen Augen eine verdammt große Schuld an seinem Gemütszustand trug.   „Potter!“, spuckte er regelrecht. Aufmerksamkeit war ihm hier ganz gewiss. Die Schüler hatten sich erschrocken zur Tür gedreht und die zuvor noch regen Diskussionen waren innerhalb einer Millisekunde komplett gestorben. Aber darum kümmerte er sich gar nicht. Es gab eindeutig wichtigeres!   „Können Sie mir erklären, was Sie hier machen?“, fragte er scharf nach. Seine Fäuste ballten sich, auch wenn man das bei den langen Ärmeln seiner Robe nicht wirklich sah. „Snape, ich kann das erklären!“, sagte Harry auch gleich, aber das Letzte was Snape wollte, war sich irgendetwas erklären zu lassen. Die Angelegenheit lag schließlich vollkommen klar vor ihm. Potter hatte sich in seiner Abwesenheit irgendwie hier eingeschlichen, um ihm noch mehr Ärger zu machen. Aber da spielte er ganz gewiss nicht mit.   „Sparen Sie sich Ihre Ausreden!“, grollte er wütend und fixierte Harry. „Ihnen ist bewusst, dass Ihr Arrangement keinen Bestand hat?! Packen Sie ihre Sachen und verschwinden Sie!“  Es war unverkennbar, wie wütend Snape war und wie wenig er Harry in diesem Schloss haben wollte. Hogwarts war sein Heim, das Eindringen des Jungen war absolut nicht tragbar. Dass Harry nun still und heimlich seine Sachen packte und seiner Aufforderung nachkam, war aber vermutlich viel zu viel verlangt. Nicht, dass Snape damit gerechnet hatte.   Sein Gegenüber runzelte ebenso verärgert die Stirn, verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte ihn genauso verärgert. „Beruhigen Sie sich, Snape! Ich mache lediglich meine Arbeit hier und McGonagall hat ihren Segen gegeben!“, beschwerte er sich. Fast wie damals, wie ein kleiner Bengel, der nicht wusste wann es besser war einfach zu schweigen und zu tun, was man ihm auftrug.   „Potter, Sie vergessen, dass ich der Schulleiter bin. Und ich bin mit dieser Personalwahl absolut nicht einverstanden.“, zischte er zurück, sich nicht darum kümmernd, dass die Schüler mittlerweile ihrem Schlagaustausch gespannt verfolgten. Harry schnaubte ungehalten. „Warum bist du so verdammt stur, Snape?“, fragte er nach, sich im gleichen Augenblick bewusst werdend, dass es sicher keine gute Idee war, Snape noch mehr Zündstoff zu geben, indem er ihn so vertraut ansprach.   „Ich verbitte mir eine derart vertraute Anrede!“, donnerte er auch sofort los. „Snape, ich glaube kaum, dass dieses der richtige Ort ist, die Differenzen zu bereinigen!“, unterbrach ihn Harry harsch. Severus wusste, dass dieser eindeutig recht hatte, allerdings scherte er sich kein Stück darum, ob ein paar Teenager mitbekamen, wie er Potter zur Schnecke machte. Es war allgemein bekannt, dass der Held der Zauberwelt niemand war, den Severus leiden konnte. Daran hatte sich auch nichts durch ein paar sehr, sehr angenehme Nächte geändert… auch wenn alle anderen natürlich keine Ahnung hatten, was zwischen ihnen vorgegangen war.   Er wollte zum nächsten Tiefschlag ausholen, hatte aber eindeutig nicht damit gerechnet, dass ihre lautstarke Auseinandersetzung gehört werden könnte und dass Kollegen sich einmischten. Gut, bei Minerva sollte es ihn wirklich nicht mehr wundern, der Blick der ihm entgegen schlug, war dennoch kaum tragbar.   „Was ist hier denn los?“, fragte die Hexe und blickte Severus an, als wenn sie eindeutig an seinem Verstand zweifelte. Wütend knirschte der ehemalige Tränkelehrer mit den Zähnen. „Sehr gute Frage… was macht Potter hier?“, wendete er sich der Frau zu, sie war nicht minder Schuldlos, was Potters Anwesenheit hier anging. „Lass gut sein, Severus. Du weißt genauso gut wie ich, dass Potter bestens geeignet ist, diesen Posten zu belegen. Was ist zwischen euch passiert, dass du so verbissen bist?“, fragte sie nach. Es war kein Geheimnis, wie wenig Severus von Harry hielt, aber bisher hatte er sich dennoch weitestgehend zurückgehalten. Minerva verstand es wirklich nicht.   Es sah aber auch nicht so aus, als wenn einer der beiden ihr antworten wollte. Es war grotesk, wie sie beide so dar standen, vollkommen sich einig, die Arme vor der Brust verschränkt und sie anfunkelnd, als wenn sie sie herausfordern wollten, sie zum Reden zu bekommen.   Wie Kinder! Minerva konnte einfach keinen anderen Vergleich ziehen.     ***     In den darauf folgenden Tagen, wurde die Stimmung auf Hogwarts immer schlechter. Es kam nicht wirklich selten vor, dass Snape und Potter sich zufällig trafen und die Diskussion von neuem begann. Snape hatte es wirklich versucht den Jungen wieder auf die Straße zu setzen, aber Minerva spielte da mit wirklich faulen Tricks. Nicht nur, dass sie Harrys Anwesenheit verteidigt hatte, sie hatte auch die anderen Kollegen auf ihre Seite gezogen, so dass es darin geendet hatte, dass man ihn in die Mangel nahm und versuchte raus zu finden, was genau eigentlich vorgefallen war, dass sein Hass offensichtlich noch gestiegen war.   Er hasste Potter nicht. Sicher, James hatte er gehasst. Der Kerl hatte ihm das Leben zur Hölle gemacht. Harry zu akzeptieren war auch nicht wirklich leicht. Er hatte starke Ähnlichkeit mit seinem Vater, auch wenn Lily ebenfalls deutlich zu erkennen war. Was ihn störte war eindeutig die Leichtsinnigkeit des Jungen. Oder jungen Mannes. Und die Hartnäckigkeit. Eigentlich sollten sie auf einer Wellenlänge sein und Abstand halten, seit sie herausgefunden hatten, wer genau die Person war, mit der sie so oft Sex gehabt hatten.   Am schlimmsten waren aber wohl die gemeinsamen Mahlzeiten. Die Stimmung war gedrückt und selbst die Schüler wagten es kaum noch einen Ton von sich zu geben. Sobald das Essen beendet war, flüchteten die Meisten oftmals ziemlich schnell, um ihnen zu entkommen. Was wohl kaum ein Wunder war. Harry hatte ihm ganz offen den Kampf angesagt und ihm geschworen, nicht eher zu verschwinden, als dass sie ein klärendes Gespräch gehabt hatten. Es war vermutlich nicht notwendig zu erwähnen, dass Sprout diese Kampfansage gehört und Harry für seine Vernunft gelobt hatte.   Vernunft!   Ein Harry Potter war nicht vernünftig. Er war darauf aus, ihm – Severus Snape – das Leben nur noch mehr zur Hölle zu machen. Als wenn es nicht schlimm genug war, dass trotz der Wut und dem Verlangen, Harry raus zu werfen, sein Körper ihn verriet. Er erinnerte sich, wie Harry schmeckte. Erinnerte sich an die weiche Haut, an die Enge die ihn umschlossen hatte, an die Geräusche, an die Gefühle. Es machte ihn wahnsinnig und gleichzeitig verzerrte er sich, was seine Laune nicht besser machte.   Natürlich wusste er, dass er es ändern könnte. Er könnte mit Harry reden, es klären. Aber sein Gefühl sagte ihm eindeutig, dass er dieses Gespräch um jeden Preis verhindern musste. Es würde nichts gutes bringen, wenn er direkt ins Gesicht gesagt bekam, was er eigentlich schon wusste. Sie beide, das war ein Fehler, das funktionierte nicht. Nur wie er Harry das endlich in den Kopf hämmern sollte, war ihm schleierhaft. Dieser hatte noch nie wichtige Dinge behalten, was sein Tränkeunterricht damals deutlich bewiesen hatte.     ***       Ziemlich genau eine Woche nachdem Snape zurück gekommen war, lief er den Gang zur Krankenstation entlang, um einige Tränke vorbei zu bringen, die er auch heute noch zubereitete. Qualität war eben wichtig, außerdem war das Brauen in diesen Tagen eine verdammt gute Möglichkeit, um den Stress zu vergessen, der ihn außerhalb seines Labors und seines Büros erwartete. Denn dort war Potter zum Glück noch nicht eingefallen, etwas was er ihm deutlich hoch anrechnete.   Eigentlich hatte dieser Tag auch recht gut begonnen. Potter war nicht beim Frühstück gewesen und entsprechend war die Stimmung in der großen Halle gewesen. Einigermaßen entspannt.   Dass sein Glück jedoch nicht von Dauer war, merkte er in dem Moment, wo er endlich die Tür sehen konnte, die ihn zu seinem Ziel führen würde. Nur leider ging eben jene gerade auf und niemand anderes als Potter persönlich trat heraus. Ein Stöhnen unterdrückend, ging Severus weiter, ohne den Takt seiner Schritte zu verändern. Er musste nur an Harry vorbei und dann konnte er zurück in die Sicherheit seines Labors und Ruhe finden.   „Severus… warte!“, rief Harry ihn, als Snape gerade an ihm vorbei gehen wollte. Eine Hand schnellte hervor und schon Sekunden später fühlte Severus die warme Hand auf seinem Arm. Ein Schaudern erfasste seinen Körper, bis er sich wieder kontrollieren konnte und die ungebetene Berührung harsch abschüttelte.   Snape war an seinen Grenzen angekommen. Diese ewige Konfrontation war viel zu viel für seine Nerven. Er hatte als Spion gearbeitet, hatte einiges erlebt und ein Potter reichte aus, um ihn an den Rand dessen zu bringen, was er ertragen konnte. Er wollte nur noch, dass es endlich ein Ende fand.   Wütend fixierte er Harry.   „Lass das! Was machst du hier eigentlich? Solltest du nicht bei deiner Frau und deinen Kindern sein? Oder ist es jetzt Mode seine Familie zu betrügen und zu hintergehen?! Werde ich dich so los? Soll ich deiner Frau stecken was du hier treibst?“, fragte er verärgert, dem Wunsch folgend, Harry endlich vom Hals zu haben. Es reichte einfach. Wenn Vernunft nichts brachte, Wut nur auf Gegenwehr stieß, vielleicht erreichte Potters Frau, dass er endlich verschwand.   Womit er allerdings nicht gerechnet hatte war, dass Harry ihn überrascht anblinzelte, kurz verwirrt die Stirn kraus zog, ehe sein Gesicht auf eine Art veränderte, die Snape so gar nicht gefiel. Er konnte den Ärger, der sich anbahnte, bereits riechen.   „Ist das der Grund?“, fragte Harry deutlich ruhiger, fast schon sanft nach, ohne den Blick abzuwenden. „Severus, Ginny und ich sind getrennt. Schon sehr lange. Die Kinder leben bei ihr und ich besuche sie so oft es geht. Sie weiß, dass ich eher auf Männer stehe… dass es nicht bekannt ist, liegt daran, dass wir beide nicht wollen, dass wir oder die Kinder vom Propheten in der Luft zerrissen werden!“   Snape blinzelte verwirrt, als die Information, die Harry ihm hier gerade so frei offenbart hatte, ihre Bedeutung bei ihm ganz entfaltet hatte. Harry war geschieden?! 09 boiling point ---------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   09 boiling point   ―—————————————————————————―————————————————————————— „Richtig, Ginny und ich sind getrennt. Schon eine lange Zeit!“, wiederholte Harry ruhig, ohne den sichtlich verwirrten Mann vor sich aus den Augen zu lassen. War das etwa wirklich der Grund, warum Snape ihm so aus dem Weg ging? Ein Teil von ihm wollte das glauben. Ein anderer Teil kannte diesen Mann mittlerweile gut genug um zu wissen, dass es so simpel nicht sein konnte.   Snape war nie ein einfacher Mensch gewesen und nach dem was Harry mittlerweile über ihn wusste, verstand er es auch zum Teil. Der andere Teil hingegen war deutlich genervt davon, wie anstrengend es jedes Mal war, mit diesem Mann auf einer anständigen Ebene zu kommunizieren. Langsam aber sicher musste Severus doch den Groll unter Kontrolle bekommen haben, oder wenigstens einsehen, dass er nicht sein Vater war.   Für einen Moment wirkte es wirklich so, als wenn es Severus die Sprache verschlagen hatte. Was nicht toll war, aber wenigstens eine Chance, um zu sagen was er zu sagen hatte. Leider hatte er dabei nur erneut die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Schneller als es ihm lieb war, schien Snape sich von dem ersten Schock erholt zu haben, womit  die Verwirrung schmolz und er in gewohnter Art um sich biss.   „Das spielt keine Rolle, Potter!“, bellte er ungehalten, wendete sich in einer fließenden Bewegung ab, die schon immer alle in Erstaunen versetzt hatte und marschierte weiter den Gang entlang. Harry bekam nicht einmal Zeit genug, einen Einwand vorzubringen. „Ihre Tage hier sind gezählt, packen Sie schon einmal Ihre Koffer!“, knurrte der düstere Mann, ehe er hinter der nächsten Ecke verschwand.   Harry seufzte tief. Das war wirklich nicht gelaufen wie er es sich erwünscht hatte, auch wenn seine Zweifel, dass Snape sein Auftauchen hier einfach so akzeptieren würde, von Anfang an vorhanden gewesen waren. Im Augenblick konnte er aber wohl nicht viel mehr machen, als frustriert den Rückzug anzutreten.       ***     Es dauerte nicht wirklich lange, da war die regelrechte Feindschaft die Harry und Snape führten, in aller Munde. Wann immer Harry seine Klasse unterrichtete, wurde er mit allgemeinem Getuschel konfrontiert, welches nach einer Weile dazu überging, dass Schüler zuerst vorsichtig, mit der Zeit aber immer neugieriger dazu trieb Fragen zu stellen. Fragen die er ganz gewiss nicht beantworten wollte.   Mit der Zeit führte es dazu, dass die wildesten Gerüchte kursierten, auch weil Harry sich weigerte, Stellung zu nehmen und bisher offensichtlich noch niemand es gewagt hatte, sein Glück beim Schulleiter zu versuchen. Harry wollte auch nicht, dass einer auf diese Idee kam. Es war schlimm genug, dass das Verhältnis zwischen ihm und Severus so angespannt war, ein Schüler musste in diese Fehde nicht rein gezogen werden, erst recht nicht, weil Harry bezweifelte, dass Snape nachsichtig sein würde.   Wann immer dieser Gedanke aufkam, fühlte er sich unwohl an seine eigene Schulzeit erinnert. Snape mochte vieles sein, ein fairer, rationaler Mann war er aber nicht. Es würde gewiss nichts gutes bringen, wenn einem zu neugierigem Schüler die Zukunft regelrecht versaut wurde, nur weil er die falsche Frage an den falschen Menschen stellte.   Aber auch er hatte immer mehr Schwierigkeiten damit, Ruhe zu bewahren. So kam es, dass er nach einem weiteren Versuch Informationen zu erlangen, seine Schüler zurechtstauchte, sich endlich raus zu halten. Um diesem ganzen Tratsch hoffentlich ein Ende zu bereiten, machte er deutlich, dass Snape und er eine Vergangenheit hatten, die nicht unbedingt auf Freundschaft ausgelegt war und riet seinen Schülern, die Eltern und Großeltern dazu zu befragen. Viele von diesen würden wissen wie Snape damals gewesen war und entsprechend hoffentlich allen Gerüchten genug den Sauerstoff entziehen, dass sie komplett verschwanden.   Am schlimmsten waren aber sicherlich die Mahlzeiten. Wenn sie gemeinsam am groß0en Tisch saßen, die Schüler vor ihnen im Auge behaltend, war die Stimmung dermaßen angespannt, dass von einem entspannten Mahl keine Rede sein konnte. Und diese Stimmung schlug eindeutig über.   Harry konnte sich nicht wirklich an Zeiten erinnern, in denen Mahlzeiten so still und gesittet von sich gegangen waren. Es hatte Tage gegeben, wo die Stimmung getrübt gewesen war, aber niemand hatte regelrecht sein Essen in sich hinein geschaufelt, nur um schnell entkommen zu können.   Die Schüler waren auch nicht die Einzigen, die diese komischen Spannungen spürten. Auch die Lehrer sprachen nur wenig am Tisch, jeder schien in diesen Tagen nur noch auf seinen Teller zu starren. Dass sie nicht bei Tisch sprachen, bedeutete allerdings nicht, dass gar nicht gesprochen wurde.   Neville war der erste gewesen, der seine Nähe gesucht hatte. Am Anfang hatte Harry sich nichts dabei gedacht, waren sie doch Freunde und immer gut miteinander ausgekommen. Es war auch entspannend gewesen, einen Nachmittag in Erinnerungen zu schwelgen und die Situation auf Hogwarts für einen Moment hinter sich zu lassen. Zumindest bis zu dem Punkt, wo Neville selbst diese angesprochen und nachgehakt hatte, was vorgefallen war.   Es hatte sich herausgestellt, dass Neville geschickt worden war, damit man die Situation verstehen und handeln konnte. Harry war am Anfang ziemlich wütend auf seinen Freund gewesen, wie bei vielem anderen hatten die vergangenen Tage aber dafür gesorgt, dass sein Groll geschrumpft war, bis es bei einer Ermahnung geblieben war, sich nie wieder auf so eine Art bei ihm einzuschmeicheln. Neville hatte es versprochen, froh darüber, dass sie wieder miteinander sprachen.   Flitwick war der zweite im Bunde gewesen, der vorsichtig auf ihn zugekommen war, letzten Endes aber mit offenen Karten gespielt hatte, was sein Anliegen war. Genervt hatte Harry auch ihn abgewiesen. Niemanden ging an was zwischen ihm und Snape war – falls denn dort etwas war.   Wann immer Harry den Mann sah, hatte er eine seltsame Mischung an Empfindungen, die er nicht einordnen konnte und die auch nicht so recht zusammenpasste. Zum einem war er verärgert über dessen Sturheit, genervt weil er sich über Snape ärgern musste, gepaart mit einem deutlichen Verlangen ihn besser kennen zu lernen und ihm erneut näher zu kommen. Dieser Mix trieb ihn fast in den Wahnsinn und es wurde nicht besser, wenn er sich erinnerte, was für ein schrecklicher Mensch Snape während seiner Schulzeit gewesen war. Nicht, dass sich daran viel geändert hatte, rein oberflächlich betrachtet war Snape nach wie vor dieser Mensch. Aber schaute man tiefer, erinnerte er sich auch an ihre Gespräche, ihre gemeinsamen Abende und Nächte, die Momente wo Snapes Hände ihn berührt hatten als wäre er das kostbarste was es gab. Dank der Erinnerungen konnte Harry sich zumindest teilweise vorstellen, woher dieser Kontrast kam, der Teil der Snape ohne dessen Fassade und Mauern kennen gelernt hatte, wollte aber eindeutig die neuen, weitaus stabileren Mauern durchbrechen und erfahren, wer Severus Snape nun wirklich war. Was hinter der harten Schale an Demütigung und Verrat verborgen lag.   Mauern waren es dann wohl auch, die die dritte und letzte im Bunde zu ihm getrieben hatte, um wie eine Naturgewalt über ihn hinwegzufegen und Antworten zu verlangen. McGonagall hatte nicht eine Sekunde Zweifel daran gelassen, was sie von ihm wollte. Resolut war sie zu ihm gekommen, mit der Forderung, mit offenen Karten zu spielen. Harry konnte nur vermuten, dass sie es zuvor schon bei Snape versucht hatte, so energisch wie die Frau war und so schlecht Snapes Laune beim anschließenden Abendessen gewesen war. Aber wie bei allen anderen auch, verweigerte er jede Art Auskunft und bat darum, sich aus ihren privaten Angelegenheiten herauszuhalten.   Und genau das war es doch auch, etwas privates, was niemanden sonst anging.     ***     Wochen nach ihrem Zusammenstoß, hatte Severus Snape noch immer keine Ahnung, wie er Potter wieder loswerden konnte. Man mochte meinen, dass es als Schulleiter ein leichtes war, einen ungeeigneten Lehrer raus zu werfen. Aber genau da lag offenbar das Problem.   Potter war nicht ungeeignet, für dieses Projekt hatte er erfrischend offene Ansichten und gestaltete jede Stunde entsprechend lehrreich. Die Idee, die Kinder in Diskussionen zu verwickeln, Zauber und Bräuche von allen Seiten zu beleuchten und ihnen damit die Chance zu geben sich selbst ein Urteil zu bilden, war verdammt gut. Daran ließ sich nicht rütteln. Ein Erfolg war ja auch zu sehen. Längst waren verhärtete Grenzen zwischen Gut und Böse, Schwarz und Weiß deutlich weicher geworden. Potter hatte dabei eindeutig einen guten Beitrag geleistet.   Es änderte aber nichts daran, dass Severus den Jungen aus dem Schloss haben wollte. Das hier war seine Heimat, hier lebte er und das wollte er auch in Frieden machen. Die Jahre in denen sein Leben ihm komplett entglitten war waren vorbei, da war es einfach nur ein Ärgernis, dass das nächste Problem sich regelrecht eingenistet hatte. Aber sowohl der Schulrat, als auch die Kollegen sahen keinen Grund, den Potterjungen wieder raus zu werfen.   Auch Harrys Geständnis, mit der Weasley nicht mehr zusammen zu sein, hatte an Severus’ Ansichten nichts verändert. Es spielte einfach keine Rolle und änderte nichts daran, dass sie weder kompatibel waren, noch dass er selbst sich ein weiteres Mal in eine Rolle begeben wollte, in der er die Kontrolle verlor. Ob dabei seine Erfahrungen mit James eine tragende Rolle spielten, wusste er selbst nicht. Auszuschließen war es aber auch nicht.   Sicher, er sah nicht mehr nur Harrys Vater in dem Jungen und das Ende des Krieges, die endgültige Vernichtung Voldemords und seine neu erlangte Freiheit rundeten das Gesamtbild ab, dass Severus sich deutlich besser fühlte. Aber ganz gleich wie gut das gewesen war was sie geteilt hatten, ein riesiger Teil in ihm wehrte sich mit allem dagegen, was er aufbieten konnte. Genauer analysieren würde er das aber auch nicht. Dazu gab es einfach keinen plausiblen Grund.   Was er sich aber klar wünschte, war die Ruhe zurück zu erlangen, die er gehabt hatte bevor Harry erneut so in sein Leben getreten war. Die Zeiten wo Minerva sich eingemischt, aber auch genauso dezent wieder entfernt hatte, waren vorbei. Er spürte ständig die Blicke der Kollegen auf sich, gerade wenn sie aufeinander trafen und er seinen Zorn nicht im Zaum halten konnte. Harry machte es mit seinen ständigen Widerworten auch nicht besser… da hatte er sich kein Stück verändert. Er war noch immer der sture Kerl, der stets das letzte Wort haben musste. Wie in seiner Kindheit auch schon. Und das ärgerte Severus sehr. Er verstand einfach nicht, warum das Ganze kein Ende haben konnte.   Als er an diesem Abend zum Essen erschien, zögerte er dieses Mal deutlicher, die große Tür zu öffnen, um in gewohnter Manier zum Lehrertisch zu marschieren. Er war so an seinen Grenzen angelangt, dass er sogar daran dachte in Zukunft ganz auf die Mahlzeiten zu verzichten, zumindest in der großen Halle, auch wenn ihm bewusst war, dass er als Schulleiter anwesend sein sollte. Dumbledore hatte das des Öfteren nicht so ernst genommen, der Mann hatte aber auch Ziele verfolgt, die ihnen letzten Endes den Frieden gebracht hatten. Das konnte er nicht ausblenden. Er selbst hatte keine solchen Motive, er war es lediglich leid, Tag für Tag mit dem jungen Mann an einem Tisch zu sitzen, den er einerseits aus tiefstem Herzen verachtete, andererseits aber nach wie vor begehrte. Dieses Tauziehen seiner Gefühle ermüdete ihn immer mehr.   Letzten Endes straffte er sich aber, stieß die Tür auf und marschierte mit finsterem Blick zu seinem Platz, Potter dabei ganz bewusst ignorierend, der natürlich wieder einmal seinen Blick auf ihn gerichtet hatte. Severus sagte sich immer wieder, dass er schon schwierigere Situationen gemeistert hatte. Da musste er nur die Tage, die er seinem Herrn gedient hatte wieder in Erinnerung rufen, auch wenn er das nicht mehr wollte. Er war damals dumm gewesen, unglaublich dumm. Aber Voldemord war eben auch jemand gewesen, der wusste wie man naive Jungen um den Finger wickelte, was man zu sagen hatte um sie in seinen Bann zu ziehen. Auch bei ihm hatte es gewirkt, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo Lily in das Visier dieses Mannes geraten war und er sich geweigert hatte seine Liebe zu verschonen.   Severus kam nicht umhin zu bemerken, dass er offensichtlich in diesem Bereich Pech hatte. Lily hatte er geliebt und sie verloren bevor er auch nur eine Chance bei ihr bekommen hatte. Potter liebte er nicht, da war er sich doch ziemlich sicher, aber auch wenn es ihm widerstrebte, konnte er behaupten, dass er den Jungen begehrte. Und dieses war genauso zum Scheitern verurteilt. Da war es wirklich besser es von vorneherein zu lassen!   „Kümmern Sie sich um Ihr Essen Potter und starren Sie mich nicht so an!“, zischte er schließlich leise, als Harry noch immer zu ihm schaute, anstatt sich seiner Mahlzeit zu widmen. Das kellertiefe Seufzen des Jungen versetzte ihm einen Stich, aber er ignorierte es wie nahezu alles was mit Harry zu tun hatte.     ***     Die Wochen flogen nahezu dahin, etwas ändern tat sich allerdings nicht. Im Laufe der Zeit waren die Schüler deutlich abgekühlt und hatten aufgehört Fragen zu stellen, was zum Glück auch für die Kollegen galt, auch wenn diese nach wie vor angespannt jedes Aufeinandertreffen verfolgten. Man konnte sagen, dass es beiden langsam an die Nieren ging, wie man sie mit Adleraugen bewachte, allen voran Minerva, die sich trotz ihrer ungewohnten Zurückhaltung scheinbar noch nicht geschlagen gegeben hatte. Harry wusste es und Snape wusste es genauso.   Im Laufe dieser Zeit war es auch stillschweigend zu einer Art Waffenstillstand gekommen, zumindest in den Momenten, wo sie nicht alleine waren. Das höchste der Gefühle war da ein leichtes Kopfnicken, eine sichtbare Geste, dass man den anderen gesehen hatte und sich einig war, so schnell es ging das Weite zu suchen um nicht einen weiteren Fehler zu begehen, der die Anderen wieder aktiv auf den Plan rief.   Trafen sie sich allerdings durch unglücklichen Zufall alleine – wie beim nächtlichen Kontrollieren der Korridore, sah es schon ganz anders aus. Dann flogen gezischte Worte, bitterböse Anschuldigungen und verbale Verwünschungen nur so hin und her. Und manchmal war es auch Pech, dass sie nicht so alleine gewesen waren, wie sie gedacht hatten, auch wenn es überwiegend Schüler waren, die plötzlich freiwillig das Versteck aufgaben, um diesem Ansturm an negativen Worten zu entgehen. Junge Schüler! Es war ihr Glück, dass sie dabei nie offen aussprachen was eigentlich das Problem zwischen ihnen war, denn ansonsten würde die Gerüchteküche der Schule nur erneut beginnen zu köcheln und es war abzusehen, dass die ganze Schule wenige Stunden später wusste, dass Snape und Potter Sex gehabt hatten und sich deswegen nun hassten. Severus zumindest wollte dieses verhindern und er wusste durchaus, dass es Harry nicht anders erging.   Ein Umstand, der sein Feuer nur noch weiter schürte, dass ihr Geheimnis eines bleiben musste und eine Wiederholung der Ereignisse um jeden Preis verhindert werden musste. Es war schließlich leicht sich Dinge einzureden und Harrys Schweigen als Interesse ihn zu verheimlichen zu deuten war furchtbar leicht. Leichter als sich der Wahrheit zu stellen, der Beide versuchten irgendwie aus dem Weg zu gehen, zumindest am Tage, wenn es nicht sicher war sich ihr zu stellen, oder wie in Snapes Fall grundlegend, da er nicht erpicht darauf war zu ergründen, was genau Harry für ihn war.   Dieses Schweigen hatte aber doch den Nachteil, dass jede Konfrontation heftiger zu werden schien, als wenn sich in ihnen etwas anstaute, was dringend abgelassen werden müsste. Auch hier war das beiden klar, wo jedes Treffen sie mehr aufwühlte, es war aber auch nicht einfach sich fallen zu lassen und die ganze Wut herauszulassen, wenn Lehrer und Schüler ständig allgegenwärtig zu sein schien. Ihnen war absolut bewusst, dass es im Ernstfall so weit gehen konnte, dass sie ihre Zauberstäbe zogen und andere zu verletzen war nicht in ihrem Sinne.   Minerva schwieg die meiste Zeit, es gab aber auch Zeiten, wo sie beide mit einem Blick bedachte, der sie postwendend zurück in die eigene Kindheit beförderte. Ein unangenehmes Gefühl, für Severus war noch schlimmer, dass die Frau scheinbar begann zu begreifen was geschehen war und deswegen deutlich unzufrieden mit ihrer beider Reaktion zu sein schien. Denn sie war bei keinem milder und strafte auch niemanden mit ihren Blicken mehr wie den anderen. Stattdessen sah es immer so aus, als wenn sie versuchte ihnen zu befehlen, es endlich in den Griff zu bekommen.   Snape hatte es ja auf seine Art versucht. Er hatte Harry ignoriert, ihn angeschrieen, ihm Verwünschungen an den Hals gewünscht, versucht ihn aus dem Schloss zu bekommen und einmal, als er nahe dran gewesen war die Beherrschung zu verlieren, hatte er sogar darum gebeten endlich in Ruhe gelassen zu werden. Erfolglos. Harry blieb stur wie ein Esel oder dumm, wenn man bedachte, dass der Junge wohl am Besten wusste was für ein Leben Severus geführt hatte. Wenn es sein musste, würde er nicht zögern und den Zauberstab gegen diesen Bengel richten, um ihn ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen. Denn im Grunde verband sie nur noch die Schulzeit. Seine Lebensschuld hatte er beglichen, er hatte Harry geschützt wo er nur konnte und der dunkle Lord weilte endlich nicht mehr unter ihnen. Lilys Sohn war sicher, damit war er zumindest von dieser Schuld befreit.   Er erinnerte sich durchaus dunkel an ein Gespräch, das sie mehr oder weniger geführt hatten, als er versucht hatte sich von Naginis Biss zu erholen. Ein Gespräch was ihm auch heute noch unangenehm im Magen lag. Hätte er damals gewusst, dass er überleben würde, er hätte Harry nicht so viele Informationen gegeben, damit dieser ihm vertraute. Es war unangenehm, denn damit war Harry eindeutig die einzige noch lebende Person, die genau wusste welche Dinge er im Leben gesehen hatte. Harry wusste was ihn damals bewegt hatte und welche Schrecken er erlebt hatte. Das einzig gute daran war, dass Snape wusste, dass es Harry nicht zwingend besser ergangen war.   Sicher, der Junge war in der Schule nicht so angeeckt wie er damals, er hatte niemanden gehabt, der ihn systematisch versucht hatte fertig zu machen, wie James es getan hatte. Aber Harry wusste genauso was es bedeutete in einer Familie aufzuwachsen, die einen im Grunde nicht wollte. Snape wusste, dass seine Mutter ihn gewollt hatte, bei seinem Vater sah es allerdings ganz anders aus. Ein Teil von ihm ärgerte sich auch, dass er nahezu genauso verbittert geworden war wie der Mann, der ihn gezeugt hatte.   Harry war da eindeutig besser. Trotz seiner Erfahrungen war er nicht ganz der arrogante Junge, den Snape erwartete hatte. Das konnte er sich selbst gegenüber widerwillig zugeben. Was aber wichtiger war, Harry war nicht so verbittert wie er selbst, obwohl er durchaus Grund hätte. Gerade ihm gegenüber. Der Junge wusste doch, dass er Schuld war, dass seine Eltern gestorben waren, dass Voldemord die Potters zu seinem Ziel auserkoren hatte. Warum Harry trotz allem versuchte an ihn ran zu kommen, war dem düsteren Mann wirklich ein Rätsel.     ***     Die Wochen vergingen weiter und eine Jahreszeit löste die nächste ab, bis es langsam auf den Sommer zu ging und damit das Schuljahr sich endlich dem Ende zu neigte. Harry konnte es auch kaum erwarten. Die letzten Monate waren eine echte Herausforderung gewesen, eine die seinen Entschluss zumindest Teilweise ins Wanken gebracht hatte.   Lichtblicke waren es da gewesen, wie Hermine die Nachricht geschickt hatte, dass ihre kleine Tochter wohlbehalten das Licht der Welt erblickt hatte. Harry hatte diese Gelegenheit sofort wahrgenommen und war Hogwarts Mauern für einige Stunden entflohen, auch wenn er das kleine Mädchen nicht gesehen hatte. Und natürlich war er zu den Geburtstagen seiner Kinder kurz weg gewesen.   Geredet hatte er in diesen Zeiten auch mit seinen Freunden, die natürlich neugierig waren, wie es ihm ergangen war. In Briefen alles niederzuschreiben war einfach zu anstrengend, denn Harry versuchte nach wie vor ein Gleichgewicht zwischen seinem Ärger und der Tatsache, dass Snape so stur war und seine eigenen Gefühle dabei kein Stück sich änderten zu finden. Ein Unterfangen was bei ihm viel Potential hinterließ lange zu reden. Er würde kaum aus dem Schreiben kommen.   Diese Gelegenheiten waren es aber auch, die ihn stets neuen Mut fassen ließen. Hermine war trotz allem rational und hatte aufgehört ihn zu ermahnen, denn selbst sie sah, dass Snape sich ungewöhnlich verhielt. Keiner von den dreien zweifelte daran, dass der Mann die Macht hatte, Harry aus dem Schloss zu verbannen, egal was der Schulrat auch sagte. Dass er es nicht tat und lieber ihren täglichen Streitereien sich fügte sprach einfach für sich.   Manchmal hatte Harry sogar das Gefühl, dass Hermine es genoss diese Regungen zu analysieren, die Harry beschrieb. Mit Ron war es allerdings nicht einfacher geworden. Er hielt sich zwar zurück, sein Missfallen war ihm aber nach wie vor deutlich anzusehen, auch wenn er ein Stück weit resignierte, als Ginny sich irgendwann einmischte und mit Hermine zusammen versuchte Snape zu verstehen. In einem waren sich aber alle einig. Harry sollte auf jeden Fall versuchen eine Verlängerung seines Vertrags durchzubekommen, denn ganz abgesehen von der Sache mit Snape, wusste er einfach, dass ihm die letzten Monate eine wahnsinnige Freude bereitet hatten. Wo er nicht so sicher war, war die Ermahnung der Mädchen, dass er keinesfalls Snape alleine diesen Antrag überreichen sollte. Sie schienen damit zu rechnen, dass der Mann diesen Antrag einfach vernichten würde, um ihn so möglichst stillschweigend für immer los zu werden. Harry war sich da nicht sicher, nicht was Snapes Reaktion betraf, wenn er mit diesem alleine sprach, sondern viel mehr mit der Reaktion, die er unter Zeugen zeigen würde.   Gut eine Woche vor den Sommerferien hatte er allerdings noch immer keine Entscheidung treffen können. Sie waren erneut sehr schlecht aufeinander zu sprechen und die Schüler freuten sich in diesem Jahr vermutlich noch mehr auf die schulfreie Zeit, als es sonst schon der Fall war. Da waren die Ältesten zu beneiden, die ihre Schulzeit beendet hatten und im nächsten Jahr nicht bangen mussten, ob Potter und Snape erneut eine so miese Stimmung verbreiten würden, wie es in diesem Jahr der Fall gewesen war.   Um diese Angelegenheit jedoch nicht auf die lange Bank zu schieben, schnappte er sich einfach das Schriftstück, bei dem Hermine ihm wie so oft mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte und machte sich auf den Weg zur großen Halle, in der Hoffnung, dass der volle Raum verhindern konnte, dass Snape endgültig die Geduld verlor und ihm einen Fluch an den Hals hexte.   Deutlich nervöser wie normalerweise, strebte Harry seinen Platz an. Sein Blick huschte zu Snape, der wie gewohnt diese Geste auffing und sein Gesichtsausdruck sich dabei deutlich verdüsterte. Harry musste leicht schlucken, ein Teil wollte das ganze abblasen, aber in den letzten Stunden hatte er sich durchaus damit auseinandergesetzt, was bei ihm Priorität hatte.   Es ließ sich nicht leugnen, dass er Snape noch immer wollte, auch wenn er wütend auf diesen war und oft genug selbst das Bedürfnis verspürte, ihm einen Fluch anzuhexen. Dass er oft genug an diesen Mann dachte, während er in der Sicherheit seines Zimmers ein wenig Druck abbaute, sprach immerhin für sich. Ihm war aber auch bewusst, dass er den Job den er derzeit hatte mochte. Es war etwas, was er immer geliebt hatte. Teilweise Verteidigung gegen die dunklen Künste, aber auch das Befassen mit Flüchen, die er im Laufe der letzten paar Jahre überdacht hatte und nicht mehr so naiv einstufte, wie er es als Teenager getan hatte. Zu sehen wie er die Kids animieren konnte ebenfalls sich damit auseinanderzusetzen, gefiel ihm einfach.   Gerade dieser Punkt war es wohl auch, warum seine Nervosität nicht ins unermessliche stieg und sein Entschluss im Grunde feststand, dass er es versuchen wollte.. Und er konnte auch nicht leugnen, dass es besser auf diese Art war, als zu versuchen Snape alleine zu erwischen. Bei dem was in den letzten Wochen zwischen ihnen gelaufen war, würde Snape ihm wohlmöglich aus den Weg gehen, bis es an der Zeit war die Koffer zu packen. Es hieß also jetzt oder nie.   Vorerst konzentrierte er sich aber ausschließlich auf das Essen, was diese Mahlzeit ein wenig angenehmer gestaltete als die vorherigen, wo sie immer wieder zu dem jeweils anderen geblickt hatten, was natürlich niemanden entgangen war. Harry mochte das Essen hier. Molly kochte toll und auch Ginny hatte immer gut gekocht. Aber das Essen hier erinnerte ihn an die trotzdem glücklichen Jahre, die er verlebt hatte. Jahre mit Freunden die ihm auch heute noch viel bedeuteten. Jahre in denen er der magischen Welt immer näher gekommen war, die ihm als Kind verwehrt wurde. Heute konnte Harry sich ein Leben als Muggel nicht mehr vorstellen, er war wirklich froh, dass Hagrid ihn damals gefunden und eingeweiht hatte. Daran konnte nicht einmal das letzte Jahr etwas ändern. Oder die letzten beiden Jahre, die ihn anfangs durchaus sehr mitgenommen hatten.   Man verlor schließlich nicht immer einen Mentor und ganz gewiss auch nicht eine ganze Reihe an Menschen, die einem im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen waren. Wie Remus und Tonks. Harry bedauerte so etwas. Teddy hatte eine gute Familie, aber sie ersetzte eben nicht die Eltern. Niemand konnte das, wie Harry durchaus wusste. Molly hatte es ja versucht und sie war nahe dran gekommen. Auch Sirius war zum Teil Ersatz geworden, wenn er nicht mehr James Ersatz in ihm gesehen hätte sondern Harry selbst und wenn er nicht zu früh gestorben wäre. Im Grunde hatten sie kaum Zeit gehabt einander richtig kennen zu lernen.   Bei Snape sah das anders aus. Er selbst konnte Jahre vorweisen. Als Schüler und eben die letzten Monate, wenn man die Zeit im nectere dazu rechnete, wusste er sogar verdammt viel von dem Mann, auch wenn er damals nicht gewusst hatte, mit wem er sprach. Und Severus wusste Dinge über seine Eltern, die Harry genauso interessierten. Dinge die nicht aus Anerkennung ausgesprochen wurden, etwas was Harry auch begrüßte. Die meisten hatten seine Eltern idealisiert und auch wenn Harry sie liebte, ihm war klar, dass Menschen nicht nur gut sein konnten. Aber dieser Wunsch, mehr zu erfahren, war keine treibende Kraft für ihn. Eher ein Bonus, den er sich verdienen konnte.   Als das Essen schließlich sich dem Ende zu neigte, atmete Harry tief durch und zog schließlich die Pergamentrolle hervor, auf der er sein Gesuch sauber notiert hatte. Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, seine Schrift hatte sich eben in all den Jahren nicht wirklich verändert und schon damals hatte er sich einiges deswegen anhören müssen.   „Snape?“, versuchte er schließlich die Aufmerksamkeit des anderen Mannes auf sich zu ziehen, ehe ihm wieder bewusst wurde, dass es kein guter Start war, respektlos an die Sache zu gehen. Das hatten sie in seiner Kindheit zu genüge gehabt und schon damals hatten nahezu alle ihn verbessert, damit er Snape Respekt gegenüber brachte. „Ich meine, Schulleiter Snape?“, wiederholte er sich und schaute so entspannt wie nur möglich zu dem Mann. Selbst auf die Entfernung konnte er sehen, dass dieser alles andere als begeistert war, hier und jetzt angesprochen zu werden. Er ignorierte ihn auch vollkommen – wieder einmal! Aber davon wollte Harry sich wirklich nicht ablenken lassen.   Vorsichtig schob er die Pergamentrolle zu Snape rüber und räusperte sich ein weiteres Mal. „Mein Gesuch, die Stelle auch im nächsten Jahr weiter besetzen zu dürfen!“, informierte er ihn fest, nur um im nächsten Augenblick mit einem Blick konfrontiert zu werden, der vermutlich in der Lage war ohne ein Zutun zu töten. „Warum, Potter?“, zischte Severus. Harry konnte sehen wie die rechte Hand zitterte, wie sie sich in das Tischtuch krallte, als der düstere Zauberer sich von seinem Platz erhob, ohne den wütenden Blick abzuwenden.   „Sir, ich mag die Stelle, ich finde Gefallen daran jungen Zauberern und Hexen die Notwendigkeit näher zu bringen, jeden Fluch und jeden Zauber zu durchleuchten, ehe man ihn in eine Schublade steckt. Und ich meine behaupten zu können, dass ich gut darin gewesen bin, die Schüler anzuleiten!“, erklärte er sich. Endlich hatte er sich im Griff und die Nervosität von zuvor war verschwunden, auch wenn ein schales, ungutes Gefühl in ihm aufstieg, wenn er Snape anschaute.   „Ihr Anstand, Mister Potter, sollte Ihnen raten so schnell wie möglich diese Mauern zu verlassen. Sie sind hier nicht erwünscht und ich meine genau dieses deutlich gemacht zu haben!“, zischte Severus, nur um von einer entrüsteten Minerva unterbrochen zu werden. „Severus Snape, jetzt reicht es aber! Was um Himmels Willen hat Harry dir angetan, dass du derart verbittert und stur bist?!“, warf sie in den Raum und erhob sich ebenfalls. Auf Harry wirkte sie wie eine drohende Naturgewalt, der man besser aus dem Weg ging, wenn man den nächsten Tag erleben wollte. Aber scheinbar empfand Snape etwas ganz anderes, denn dieser ging eindeutig dazu über, die Frau zu ignorieren.   „Mister Potter weiß sehr wohl welcher Erniedrigungen er mich ausgesetzt hat. Ich habe geschwiegen, aber es reicht!“, gab er von sich. Harry sah da einfach nur rot und nach Jahren kam das Temperament wieder durch, welches er ernst versucht hatte unter Kontrolle zu bekommen, nachdem er den Krieg überlebt hatte. „Erniedrigungen? Welche Erniedrigungen, Severus?“, fragte er laut nach, den Mann vor sich wütend fixierend. „Du lässt mir doch keine Wahl. Ich habe versucht alleine mit dir zu reden!“, warf er ein.   „Und ich habe mehr als deutlich gemacht, dass ich keinerlei Interesse an einer Konversation mit Ihnen hege, Potter!“, bekam er auch gleich zur Antwort. Was Harrys Wut nur noch steigerte. „Potter?“, fragte er lautstark nach und schob den Stuhl nach hinten. Schon längst hatte er vergessen wo sie eigentlich waren und dass ein Streit dieser Art nicht angebracht war. Und auch nicht die Worte, die ihm dann in den Sinn kamen. „Hättest du es gewusst, hättest du eindeutig jede Nacht…“, setzte er an, doch ein dröhnendes „Genug“ brachte ihn sofort zum Schweigen. Er war wirklich gewillt gewesen, direkt ihre Nächte zu benennen, etwas was zuvor nie geschehen war, erst Recht nicht in Gesellschaft von anderen.   Was ihm aber erst jetzt bewusst wurde, war dass nicht Snape es gewesen war, der ihn zum Schweigen gebracht hatte. Der Mann stand wenige Schritte vor ihm und wie Harry erkannte, hatte er in der Zwischenzeit seinen Zauberstab gezogen. Wer sie beide aber dazu bekommen hatte zu schweigen, war Minerva selbst.   „Ich bitte Sie alle, sich in ihre Gemeinschaftsräume zu begeben. Wir werden Ihnen bescheid geben, wie der Plan für die kommenden Tage aussehen wird!“, sprach sie schließlich einigermaßen gefasst zu den Schülern, die sich eilig erhoben und die Halle fast schon fluchtartig verließen. Harry wurde sich bewusst, was sie gerade getan hatten, was seine Wut zum Schmelzen brachte. Das war dumm gewesen. Er hätte es anders angehen sollen, von ihm aus die Kollegen bitten ihn zu begleiten, aber hier in der Halle seine Bitte vorzutragen war einfach dumm gewesen.   Dass er recht hatte, erkannte er, wenn er die anderen anblickte. Bei jedem sah er eine Mischung aus Enttäuschung und Sorge, etwas was Harry nicht wirklich gefiel. Lange konnte er sich aber nicht damit befassen. In dem Augenblick wo die Flügeltür hinter dem letzten Schüler zu fiel, hörte er Minerva einen Spruch sagen, den er nicht kannte. Ein Zauber, der wie er schnell lernte, als ein kribbelndes Gefühl seinen Körper erfasste, auf ihn gerichtet war. Erneut wollte er protestieren, scheinbar auch nicht alleine, denn auch Snape hatte seinen Blick nun auf die alte Frau gelenkt. Doch diese kam ihnen deutlich zuvor.   „Meine Herren, Sie lassen mir keine Wahl. Euer betragen in den letzten Wochen ist nicht akzeptabel. Ich weiß nicht was geschehen ist und im Grunde will ich es auch nur wissen um wieder Frieden in diese Mauern zu bringen. Allerdings sieht dieses nun anders aus. Ich gratuliere euch, bis zum Ende der Sommerferien wird dieser Zauber euch daran hindern Hogwarts zu verlassen. Natürlich können ihr versuchen zu verhindern, dass ihr euch begegnet. Aber ich warne euch beide. Testet mich nicht. Solltet ihr euer Problem bis zum Ende der Ferien nicht gelöst haben, werde ich dafür sorgen, dass ihr aneinandergekettet werdet, ganz gleich wer von euch den anderen als erstes einen Fluch aufhetzt!“, erklärte sie verärgert. „Oh und Harry, dein Gesuch wird natürlich angenommen!“, folgte nach einer kurzen Pause süßlich, ehe sie ihren Kollegen zu verstehen gab, dass sie ihr folgen sollten.   „Das kannst du nicht machen, Minerva!“, begehrte Snape auf, schwieg aber sofort wieder, als diese sich mit einem Lächeln noch einmal zu ihm herum drehte. „Severus, ich kann und ich werde.“, war alles was sie sagte, ehe auch sie – gefolgt von den anderen – die große Halle verließ. Zurück blieben nur Harry und Severus, die nicht so recht wussten ob sie Minerva glauben sollten oder nicht. Ein ungutes Gefühl sagte aber beiden, dass die Drohung keine leeren Worte waren. 10 trapped ---------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   10 trapped   ―—————————————————————————―————————————————————————— Für einige Sekunden standen beide wie versteinert an ihrem Platz, ehe sie langsam den Kopf drehten und sich stumm anschauten. Worte waren da vermutlich auch gar nicht notwendig. Ohne Abspreche ruckten ihre Köpfe wieder herum und sie setzten sich zeitgleich in Verbindung, um auf die Tür zu zumarschieren, die sie kurz darauf auch gemeinsam durchschritten. Selbst die langen Korridore gingen sie gemeinsam entlang. Das Bild war grotesk, es war schon fast ein Jammer, dass die Schule wie ausgestorben zu sein schien. Nur die Gemälde, die die langen Flure säumten, drängten sich nahe an ihre Rahmen, huschten von Bild zu Bild, um das seltsame Paar nicht aus den Augen zu verlieren. Was geschehen war, wusste natürlich bereits jeder. Hogwarts war kein Ort, an dem man ein Geheimnis dieses Ausmaßes für sich behalten konnte. Das schien wie eine Naturgewalt zu sein, dass kurz darauf jeder Bescheid wusste.   Zusammen stiegen sie schließlich die Treppen hinauf, bis Harry endlich abbog, um zu seinem Zimmer zu kommen, während Severus auch die letzten Stufen erklomm und sich in den Schutz seines Büros verzog. Er glaubte es nicht. Keine Sekunde glaubte er, dass Minerva so etwas getan hatte. Sie konnte das nicht und ein Teil von ihm redete sich nach wie vor fleißig ein, dass er genug Schrecken verbreitete, dass selbst sie es nicht wagen würde derart in sein Leben einzugreifen.   Aber das ungute Gefühl blieb. Dennoch setzte er sich an seinen Tisch und widmete sich den Unterlagen. Nicht unbedingt seine liebste Beschäftigung, aber es half ihm eindeutig, die Nerven zu beruhigen und wieder zu sich selbst zu finden. Zumindest normalerweise. An diesem Tag schien jedoch gar nichts normal zu sein, wie er schnell frustriert feststellen musste. Ganz gleich wie oft er auch versuchte sich auf das zu konzentrieren, was man von ihm wollte, seine Gedanken schweiften stets zu der Situation zurück, die noch nicht lange genug in der Vergangenheit lag, um sie aus seinen Gedanken verbannen zu können.   Innerlich kochte er noch immer vor Wut. Zum einem weil Harry ihn so versucht hatte gegen die Wand zu drängen, aber auch weil er dreist genug war seine Warnungen in den Wind zu schlagen und um eine Verlängerung zu bitten. Vergessen würde er gewiss auch nicht, was dem Idioten da nahezu entschlüpft war. Diese Tatsache machte Severus sogar am Meisten wütend und hätte Minerva sie nicht zum Schweigen gebracht, hätte er selbst vor den Schülern einen Avada gesprochen, um den Jungen endlich zum Schweigen zu bringen.   Leider war das nicht einfach so dahergesagt. Die Wut hatte sich genug gesteigert, dass er bereit gewesen war, den Bengel endlich aus seinem Leben zu räumen. So etwas kannte Severus nicht. Er hatte so einige in seinem Leben verflucht und durchaus manchmal das Gefühl gehabt, dass es leicht wäre diese für immer los zu werden. Aber nie zuvor hatte er ohne weiter darüber nachzudenken seinen Zauberstab gezogen, um diesem Wunsch nachzukommen. Es erschreckte ihn sehr und führte ihn Unliebsamerweise dorthin zurück, wo er von Anfang an nicht wieder hatte hinwollen.   Seine Freiheit war ihm heilig und Harry nahm sie ihm gerade eindeutig. Ihn noch ein Jahr um sich zu haben würde er einfach nicht heile überstehen, da war er sich vollkommen sicher. Frustriert schob er die Unterlagen von sich, ehe er sich aufrichtete und in seine privaten Gemächer begab, wo er die Robe anlegte, die er sich zuvor bereits rausgelegt hatte. Er wusste einfach, dass er eh keine Ruhe finden würde, ehe er nicht herausgefunden hatte, wie viel von Minervas Worten eine leere Drohung gewesen waren.   Energisch verließ er schließlich sein Büro wieder, um die ganzen Stufen ein weiteres Mal nach unten zu marschieren, ehe er den Weg ansteuerte, der ihn aus Hogwarts raus bringen würde. Zumindest war das der Plan. Er konnte das große Tor bereits sehen, leider sah er aber noch etwas, was ziemlich grotesk aussah.   Nicht weit entfernt stand Harry und tastete scheinbar die Luft ab, ehe er leise schnaufte, einige Schritte zurück ging und dann versuchte durch das offene Tor zu gehen. Aber irgendwie blieb er immer genau davor stehen. Schließlich stemmte er sich sogar mit der Schulter dagegen. Es sah seltsam aus, denn dort war absolut nichts. Technisch gesehen müsste er durch das offene Tor fallen. Severus ahnte, dass in Minervas Worten eine verdammt große Portion Wahrheit mitschwang, dennoch konnte er sich nicht verkneifen, nun den Mund nicht zu halten.   „Sehr nett, Potter! Gedenken sie in Pantomime aufzutreten?“, fragte er spöttisch und verschränkte die Arme vor der Brust, als Harry endlich auf ihn aufmerksam wurde und sich schnaufend vor Wut zu ihm herum drehte. „Versuchen Sie es selbst, Professor!“, erwiderte er sarkastisch und deutete herausfordernd auf das offene Tor. Severus ließ sich trotz seines Gefühls diese Chance nicht entgehen und setzte sich in Bewegung, um dem Jungen zu zeigen, wie man durch ein offenes Tor ging.   Leider gelang es auch ihm nicht. Eine unsichtbare aber deutlich spürbare Barriere schien sie davon abzuhalten, das Schloss zu verlassen. Genau wie Minerva es angedroht hatte. „Das ist alles Ihre Schuld, Potter!“, gab Severus wütend von sich, trat einen Schritt zurück, zückte den Zauberstab und versuchte den Zauber aufzuheben, der sie eindeutig daran hinderte raus zu gehen.   Der Gedanke die nächsten Wochen hier eingesperrt zu sein, war grauenhaft. Wie die Schüler auch, hatte er sich ernsthaft auf eine entspannende Zeit gefreut, weg von Hogwarts und vor allem weg von Potter. Aber weil der Junge seinen Mund nicht halten konnte, schienen sie hier nun fest zu sitzen, ohne die Gelegenheit diesen Mauern zu entkommen.   Hinter ihm schnaubte Harry amüsiert. „Vergiss es, ich habe so ziemlich jeden Spruch versucht, der etwas öffnet, verschwinden lässt, oder sogar zum explodieren bringt. Minerva hat ganze Arbeit geleistet und nur um es klar zu stellen, wärst du bereit gewesen mit mir zu reden, hätten wir dieses Problem jetzt nicht!“, konterte er und verschränkte die Arme genauso vor der Brust wie Severus es getan hatte.   „Womit wir beim Thema wären. Du warst noch nie der Beste darin Zauber anzuwenden, die du nicht lang geübt hast!“, erklärte er spöttisch. „Man sehe deine Ergebnisse in meinem Unterricht!“, fügte er hinzu. Harry schnaufte ein weiteres Mal. „Was hat Zaubertränke damit zu tun? Und deine Sprüche habe ich doch verdammt schnell gelernt.“, konterte er, ehe er sich auf die Zunge bis. Dass er auch nie die Klappe halten konnte.   Etwas anderes hatte Severus aber nicht erwartet. „Ganz einfach, Mister Potter. Wenn ein Zauber nicht hilft, dann ein Trank. Aber so etwas geht nicht in Ihr Spatzenhirn, nicht wahr?“, fragte er nach, eindeutig genießend, dass er gerade die Oberhand hatte. Wenn auch nicht für lange Zeit. Eines der Portraits räusperte sich neben ihnen. „Meine Herren, Professor McGonagall lässt ausrichten, dass nicht mehr viel fehlt, bis sie genug hat!“, wurden sie informiert.   Für einen Moment starrten die beiden das Portrait an, dann sprachen sie zeitgleich was sie gerade im Sinn hatten. „Verräter!“ Während die beiden sich wie schon einmal abwendeten und zurück marschierten, lachte die Figur auf dem Bild amüsiert, um anschließend sich auf den Weg zu machen, um der Professorin Bericht zu erstatten. Hogwarts war ein angenehmer Ort und diese beiden Männer waren derzeit auf jeden Fall das Interesse wert. Nicht nur die Schüler fragten sich, wie es wohl weiter ging, schließlich brachen bald die Ferien an, was bedeutete, dass die beiden wirklich alleine sein würden. Und was sie noch nicht wussten, Minerva McGonagall hatte Pläne, die beide zwang Zeit miteinander zu verbringen. Ob sie es wollten oder nicht. Denn in einem hatte sie Recht, diese Fehde konnte so nicht weiter gehen.     ***   Den Rest des Tages ließen beide sich nicht mehr blicken und auch als der nächste Morgen anbrach, schienen sie diese Meinung noch nicht geändert zu haben. Die Art jedoch, wie sie mit der Situation umgingen, konnte verschiedener nicht sein. Harry zog es vor, wie ein gefangenes Tier in seiner Unterkunft hin und her zu marschieren, während er Zauber im Kopf durchging, die von Hilfe sein konnten. Denn eines war wohl absolut klar, es kam absolut nicht in Frage, dass sie hier die gesamten Sommerferien eingesperrt sein würden. Harry wollte durchaus Zeit mit Snape verbringen, aber nicht auf diese Art. Alles was daraus resultieren würde, war nur weiterer Hass. In seiner Ratlosigkeit setzte er sich schließlich sogar an seinen Schreibtisch, um die Frau anzuschreiben, die ihm hier vermutlich am Besten helfen konnte, ehe ihm einfiel, dass es weitere Wege gab, Hogwarts zu verlassen.   Neuen Mut fassend trat er auf seinen Kamin zu und nahm eine handvoll Flohpulver, um es in die Flammen zu werfen. Dann steig er in die grünen Flammen und nannte sein Ziel. Nichts passierte. Er blieb genau wo er war, was seine Frustration nur noch weiter steigerte. In der Hoffnung wenigstens ansatzweise diesem Ort zu entkommen, stieg er aus dem Kamin, hockte sich davor und hielt nur seinen Kopf in die grünen Flammen, um es ein weiteres Mal zu versuchen. Dieses Mal hatte er Glück.   Sein Pech war nur, dass er weder Hermine, noch Ron entdecken konnte. Das Wohnzimmer der beiden lag in vollkommener Dunkelheit und Harry fiel siedendheiß ein, dass es mitten in der Nacht war. Er verzichtete darauf, nach den beiden zu rufen, nahm sich aber fest vor, es am nächsten Tag noch einmal zu versuchen. Hermine war eben seine letzte Chance, wenn diese Hexe ihm keinen Rat geben konnte, wie man Minervas Fluch lösen konnte, würde er sich mit der Tatsache abfinden müssen, dass er wirklich hier gefangen sein würde. Und ein Fluch war der Zauber auf jeden Fall, eine Qual, die kaum größer sein konnte.   Zeitgleich fand Severus Snape nicht unbedingt mehr Schlaf, stattdessen hatte er sich mit allen Büchern die ihm irgendwie sinnvoll erschienen, in seine privaten Räume zurück gezogen und las sich durch die Flut an Lösungsvorschlägen. Dass ein Gegenzauber eher aussichtslos war, wusste er von Beginn an, er wollte die Möglichkeit aber auch nicht ausschließen, dass er etwas in seiner Wut über diese Situation übergangen hatte. Ein Funke, irgendetwas würde er schon finden, was ihn auf die richtige Spur brachte.   Aber als der nächste Morgen bereits begann, hatte Severus keine weitere Wahl gehabt, als eine handvoll Tränke zu brauen, die vielleicht den Zauber lösen konnten. Und das, obwohl er sich irgendwie bewusst war, dass man Minervas Zauber kaum so simpel aufheben konnte. Dennoch, tatenlos rum zu sitzen war einfach nicht sein Ding. Etwas einfach zu akzeptieren, kam ihm nicht in den Sinn.   Als die Schüler bereits alle beim Frühstück saßen, waren sowohl Severus als auch Harry langsam am Ende ihrer Kräfte. Müde von der durchwachten Nacht und erschöpft durch ihre eigene Art zu versuchen Lösungen zu finden, kam ihnen nicht einmal in den Sinn, sich nun umzuziehen und nach unten in die große Halle zu gehen. Ein Frühstück ohne sie war schließlich kein Weltuntergang. Dachten sie zumindest, bis zeitgleich zwei Elfen bei ihnen erschienen und sie höflich darüber in Kenntnis setzten, dass sie schleunigst beim Frühstück erscheinen sollten, wenn sie es nicht schlimmer machen wollten als es eh bereits war.   Beide stöhnten genervt auf, trauten sich aber nicht so recht die Hexe auf diese Art herauszufordern.     ***     Das Frühstück an diesem Morgen war nicht so angespannt wie es sonst der Fall war. Die Schüler, die den ganzen Tumult mitbekommen hatten, kamen aber nicht darum herum festzustellen, dass beide Kontrahenten nicht anwesend waren. Was mit Bedauern hingenommen wurde. Viele brannten einfach darauf, auch die nächste Runde miterleben zu können, denn egal wie sehr Snape fauchte, es war schon komisch anzusehen, dass Harry Potter dem Mann beinahe dreist die Stirn bot. Viele gab es sicher nicht, die sich das trauten.   Ihnen entging aber auch nicht der angesäuerte Gesichtsausdruck von Professor McGonagall, die ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch trommelte, ehe sie etwas zu den anderen Lehrern sagte und kurz darauf den Raum verließ. Die Meisten gingen davon aus, dass sie nun hoch laufen und die beiden holen würde, wurden aber deutlich enttäuscht, als sie nur wenige Sekunden später erneut zurück kam und mit einem zufriedenen Lächeln sich auf ihren Platz setzte.   Worauf sie warteten, wusste niemand, dass ihr Hunger aber langsam Grenzen erreichte, der nicht zu ertragen waren, spüren hingegen einige. Eine Erstklässlerin am Tisch der Hufflepuffs war es schließlich, welche ihrer Gedanken laut äußerte und nachfragte, wann das Frühstück beginnen würde. „Meine Lieben, ich denke, es wird nicht mehr lange dauern!“, beruhigte die alte Hexe sie, nur um zufrieden in Richtung der großen Tür zu blicken, als diese geräuschvoll aufgerissen wurde. Alle Köpfe wendeten sich den Nachzüglern zu und während Schulleiter Snape und Professor Potter mit verbissenem Gesichtsausdruck zum Lehrertisch marschierten, begriff jeder, dass McGonagall die beiden geholt haben musste. Das Wie spielte dabei keine Rolle, wichtiger war, dass die zweite Runde sicher nicht lange warten würde.     ***     „Ich freue mich, dass Sie uns Gesellschaft leisten konnten, meine Herren!“, verkündete Minerva leise und klatschte in die Hände, sodass endlich die Tafeln gedeckt wurden und Schwärme an Schüler sich über die Mahlzeit hermachten wie ein Schwarm ausgehungerter Heuschrecken.   Severus zog es vor zu schweigen, als er sich an seinem Platz nieder ließ und begann sich wenigstens ein wenig auf den Teller zu tun, um Minervas Wut nicht weiter auf sich zu ziehen. Nach allem was seit dem gestrigen Tag geschehen war, wusste er wirklich nicht was er ihr alles zutrauen sollte. Sicher, sie war nie ein Feigling gewesen und hatte sich auch nie gescheut ihre Meinung deutlich zu verteidigen, dass sie aber einen Zauber anwendete um zwei Personen an das Schloss zu fesseln, damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Bisher war er auch eher der Meinung gewesen, dass seine Angestellten lieber den Kopf einzogen, als sich ihm entgegen zu stellen.   Und Harry schien ähnlich mit der Situation umgehen zu wollen. Was Severus nur Recht war. Er hatte genug Ärger am Hals, mehr konnte er gerade nicht vertragen, wenn er nicht erneut an die Decke gehen wollte. Und das wollte wohl keiner erreichen.   Das Frühstück selbst verlief dann recht ruhig. Die Schüler starrten immer wieder zu ihnen hinauf, aber das war etwas, was Snape mit einem giftigen Blick schnell wieder unterband. Die Lehrer, die rechts und links von ihnen saßen, unterhielten sich hingegen angeregt über Dinge, die Snape nicht einmal mit halbem Ohr verfolgen wollte. Gerade war er nicht in der Stimmung für die neusten Besenmodelle, welche Schüler mit wem gingen, welche Gerüchte draußen kursierten und erst recht nicht, welcher Schüler besonders herausragte. Eigentlich wollte Snape nur zurück in seine eigenen Gemächer, fern ab von Potter und fern ab von jeder Art Lebewesen, welches ihm gerade auf die Nerven gehen wollte.   Als das Frühstück dann endlich ein Ende fand, stand Severus sofort auf, genauso wie Harry neben ihm. Scheinbar hatten sie es beide ziemlich eilig weg zu kommen. Eine schwere Hand auf ihren Schultern stoppte sie allerdings. „Ich erwate Sie zum Mittag, meine Herren. Und bedenken Sie, nicht alles wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Privilegien muss man sich verdienen!“, sprach Minerva leise, ehe sie die Hände weg zog und mit erhobenen Kopf zusammen mit den Schülern die große Halle verließen.   „Entledige mich der Versuchung ihr einen Fluch auf den Hals zu hetzen!“, murmelte Severus leise, nicht wirklich beachtend, dass nur noch Harry neben ihm war und somit der Einzige war, der ihn hören konnte. „Unmöglich, die Versuchung verspüre ich bereits seit gestern!“, kam die leise Antwort zurück.   Nun, es geschahen eindeutig noch Zeichen und Wunder. Zumindest in dieser Hinsicht schienen Potter und er sich ausnahmsweise einmal vollkommen einig zu sein.   „Weißt du Severus, ich will diesen Stress nicht. Ich wäre nicht hier, wenn mir das was passier ist nicht gefallen hätte!“, sprach Harry weiter und zerstörte damit sofort wieder das bisschen an Entspannung, welche Snape gewonnen hatte. „Wie dem auch sei, ich werde versuchen Hermine um Hilfe zu bitten. Versuch dich an deinen Tränken, wenn diese und Hermine nichts ausrichten können, müssen wir wohl versuchen uns bis zum Ende der Ferien nicht gegenseitig das Leben zu nehmen!“   Und damit setzte auch Potter sich in Bewegung, bis Snape alleine zurück blieb. Mit einem leisen Seufzen machte auch er sich daran, endlich zurück zu kommen. Potter hatte eine gute Idee, Granger war intelligent und liebte es Lösungen zu finden. Severus respektierte das und viele Möglichkeiten blieben ihnen nicht mehr, um diesem Fluch zu entkommen. Er würde seinen Teil auch beitragen, ein paar Tränke hatte er noch im Sinn, die auszutesten verlegten sie besser auf das Wochenende, wo nur wenig im Schloss waren. Aber wenn sie versagten, nun dann war er wirklich ohne jede Perspektive und Granger wäre ihre einzige Rettung. Auf Minervas Gnade wagte er nicht einmal zu hoffen, auch wenn ihre Worte Anlass gaben, dass sie mild mit ihnen sein würde, wenn sie es sich verdienten. Nur wie, das war einfach die Frage, denn Snapes Meinung hatte sich nicht geändert. Er wollte Ruhe finden, Potter aus seinem Leben verbannen und endlich voran gehen.     ***     „Hermine?“   So langsam schmerzten Harry die Knie, wie lange er bereits hier auf dem Boden hockte, konnte er nicht einmal sagen. Seine Freundin jedoch ignorierte ihn nun schon eine ziemliche Weile, hatte die Stirn in Falten gelegt und schien angestrengt nachzudenken.   „Hermine!“, versuchte Harry es ein weiteres Mal und endlich schaute die junge Hexe ihn an. Ein wenig schlechtes Gewissen plagte Harry durchaus, die Hexe wirkte müde und erschöpft, was Harry allerdings weniger wunderte. Von seinen eigenen Kindern wusste er nur zu gut, wie anstrengend die erste Zeit war, wenn der Nachwuchs in regelmäßigen Abständen nach Nahrung verlangte und eine komplette Nacht zu schlafen kaum noch möglich war.   „Weißt du, Harry, ich denke dass McGonagalls Plan gar nicht so dumm ist!“, erklärte sie schließlich und alles was Harry übrig blieb, war die junge Frau vor ihm anzusehen, als wenn sie den Verstand verloren hatte. Bitte was? Wie kam Hermine denn darauf, dass es etwas Gutes haben würde, wenn er und Snape Hogwarts nicht verlassen konnten?!   „Nein, denk doch nach, Harry! Du versuchst schon so lange mit ihm zu sprechen, aber er blockt es ab. Und nach dem was du erzählt hast, wird McGonagall es auch nicht dulden, dass ihr euch die ganzen Ferien aus dem Weg geht.“, erklärte sie selbstbewusst. Harry sah deutlich, dass sie von dieser Idee überzeugt war.   „Hermine! Wir werden keine 24 Stunden überleben. Sobald wir alleine sind, wird Snape mir einen Avada an den Hals wünschen und mir ergeht es nicht besser!“, brauste Harry auf, enttäuscht darüber, dass Hermine sich wirklich auf Minervas Seite stellte, anstatt ihm auszuhelfen. Sie schien es nicht einmal in Betracht zu ziehen.   „Das ist Schwachsinn, Harry und das weißt du auch. Warst du es nicht, der unbedingt mit Snape reden wollte, weil du felsenfest davon überzeugt warst, dass etwas zwischen euch ist?“, fragte sie herausfordernd, gab Harry aber keine wirkliche Gelegenheit auch nur ansatzweise etwas zu erwidern. „Sieh es doch einfach als Chance an. Wir haben dir gesagt, dass es nicht leicht werden wird an Snape ran zu kommen und ich muss dich kaum erinnern, woran das liegt, oder? Also, wenn deine Entschlossenheit bereits jetzt so schwach ist, solltest du wirklich von dort weg und zwar endgültig. Deine Entscheidung, ich kläre McGonagall liebend gerne auf was euere Problem ist und bitte sie, den Zauber zu lösen, damit du aus Snapes Leben verschwinden kannst!“   Und mit diesen Worten ließ sie ihn einfach stehen und verließ das Zimmer. Harry blieb perplex zurück und brauchte einige Sekunden, ehe er begriff, dass sie nicht nur wenige Sekunden aus dem Raum gegangen war und wiederkommen würde, sondern nicht im Traum daran dachte ihm auszuhelfen und ihn einfach stehen gelassen hatte. Mit einem Schnauben zog er sich aus den Flammen zurück und richtete sich – nach gefühlten Stunden – endlich wieder auf.   Etwas steif streckte er seine Glieder und versuchte das Gefühl wieder zurück zu bekommen. Er war frustriert, denn obwohl Hermine Recht hatte, dass er hinter dem stehen musste was er wollte – und das tat er eindeutig – er bezweifelte stark, dass sie beide es aushalten würden gezwungenermaßen so aufeinander zu hocken. Das konnte einfach nicht gut gehen. Er selbst wollte ja auch nicht so eingesperrt sein, er wollte raus, Hagrid besuchen, oder Mal eine Runde mit dem Besen drehen.   Bei diesem Gedanken hellte seine Mine sich auf und Harry ging eilig zu dem Fenster, um die Hand heraus zu strecken. Es funktionierte, er konnte sich sogar weit vor lehnen und hinaus schauen, ohne dass irgendetwas ihn daran hinderte. Erpicht seine Theorie zu prüfen, ließ er das Fenster auf und holte eilig seinen Besen, ehe er sein Zimmer verließ und die Tür dabei offen stehen ließ. Dass Schüler auf den Gängen ihn etwas irritiert anschauten, hinderte ihn nicht daran, seinen Besen zu besteigen. Tief holte er Luft, ehe er abhob und sich ganz auf sein Ziel konzentrierte. Das Fenster.   Harry ließ das offene Fenster nicht aus den Augen, während er in einem gemächlichen Tempo darauf zu flog. Nur um festzustellen, dass der Zauber wohl komplizierter war, als er gedacht hatte. Unmittelbar vor dem Fenster stoppte sein Besen und vermutlich war es ganz gut gewesen, dass er nicht ein höheres Tempo hingelegt hatte. Halten hätte er sich bei diesem plötzlichen Stopp vermutlich gar nicht mehr können.   Noch frustrierter wie zuvor stieg er ab und betrachtete das Fenster vor ihm hasserfüllt. Erneut trat er einen Schritt darauf zu, um noch einmal feststellen zu müssen, dass er hindurch greifen konnte. Minervas Zauber schien klar zu unterscheiden was die Intentionen waren. Aus dem Schloss zu schauen war ihnen ja auch nicht verboten worden, lediglich es zu verlassen war ihnen nicht gestattet.   Ein leises Räuspern war es schließlich, welches ihn daran erinnerte, dass er nicht so alleine war wie er es im Augenblick gerne gehabt hätte. Natürlich stand McGonagall an seiner Tür, die Augen funkelten voller Belustigung. „Kreativität war vermutlich schon immer einer Ihrer Stärken, Harry!“, sagte sie schließlich, bevor sie einige Schritte auf ihn zuging. „Aber glauben Sie mir, kein Zauber, keine ausgetüftelte Idee und auch kein Trank wird sie hieraus befreien. Ich wiederhole mich ungern, aber ich habe es Ihnen gesagt, nicht wahr? Privilegien muss man sich verdienen. Warum gehen Sie nicht rauf zum Schulleiter und leiten dieses auch an Severus weiter? Vielleicht hört er dann auf seine kostbaren Zutaten zu verschwenden und Sie können an ihrer Kommunikation weiter arbeiten!“, riet sie ihm, ehe sie sich abwendete und sein Zimmer verließ. Auf dem Flur scheuchte sie die Schüler zurück in ihren Gemeinschaftsraum.     ***     Konzentriert blickte Snape in die brodelnde Masse seines Kessels, ließ das gerade hergestellte Pulver langsam zwischen seinen Fingern herrieseln und damit in den Trank fallen. Er wartete, geduldig, bis die Farbe begann unstabil zu werden, ehe er begann den Trank mit exakten, gleichmäßigen Bewegungen zu rühren. Mit dem Uhrzeigersinn, gegen den Uhrzeigersinn, ganz wie das Rezept es verlangte. Er konnte spüren, wie die Masse sich verdickte. Eine weitere Drehung folgte, ehe er den Holzlöffel vorsichtig aus der Masse zog, die sich zäh von diesem löste und wieder in den Kessel zurück sank.   Dann wartete er, betrachtete die blubbernde Masse eingehend, registrierte wie die Farbe begann sich zu verdunkeln und stellte dann die Hitze runter um den noch unfertigen Trank Zeit zum ziehen zu geben, bis die zähe Masse sich wieder verflüssigt hatte. Zufrieden wendete er den Blick von dem Kessel ab und begann damit, seinen Arbeitsplatz aufzuräumen, als er ein Klopfen vernahm.   Unzufrieden über die Störung legte er die Zutat die er in der Hand hielt zurück auf ihren Platz, um dann zu der schweren Tür zu gehen. Als er sie auf riss, wünschte er sich aber auch sofort, dass er einfach ignoriert hätte, dass jemand zu ihm wollte. „Potter!“, begrüßte er den jungen Mann schneidend und dachte keine Sekunde daran, den Weg frei zu geben, um Harry rein zu lassen. Harry jedoch ließ sich davon nicht abschrecken.   „McGonagall hat mir gerade zu verstehen gegeben, dass nichts was wir tun, ihren Zauber lösen wird. Sie verlangt, dass wir an unserer Kommunikation arbeiten und wünscht sich, dass du aufhörst deine kostbaren Zutaten zu vergeuden!“, teilte Harry ihm mit, die letzten Worte sprach er dabei derart sarkastisch aus, dass kein Zweifel bestand, wie wenig Potter gewillt war hier eingesperrt zu sein. Eine Tatsache, die sie teilten. „Und Hermine spielt das gleiche Spiel. Sie weigert sich zu helfen!“, fügte Harry unzufrieden zu. Snape verzog das Gesicht. Er hatte wirklich angenommen, dass nach dem Fall des dunklen Lords, er in der Lage sei, nie wieder sich jemanden beugen zu müssen.   „Wir werden sehen!“, erklärte er schließlich, nicht wirklich gewillt so einfach aufzugeben. Er würde nicht einfach tatenlos abwarten, bis Minerva genug von ihrem Spiel hatte und sie endlich gehen ließ. „Severus?“, fragte Harry schließlich, was erneut bei Snape Wut entfachte. In Momenten wie diesem wünschte er sich durchaus die Zeiten zurück, wo man ihn mit Respekt angesprochen hatte, auch wenn Harry sich schon immer geweigert hatte, genau dieses zu tun. Dennoch, diese vertraute Anrede ärgerte ihn maßlos. Ehe er jedoch sich aufregen konnte, sprach Harry einfach weiter.   „Ich will noch immer mit dir sprechen, es klären. Aber nicht so, nicht unter Zwang. Wenn McGonagall es durchzieht, lass uns doch einfach einen Waffenstillstand vereinbaren, in Ordnung?“ Snape wusste nicht wirklich was er dazu sagen sollte. Ein Waffenstillstand war nichts, was das Problem für sich aus der Welt schaffen würde und das wussten sie vermutlich auch beide.   „Ganz gleich ob es Minervas Werk ist oder Ihr dreistes eindringen. Zwang spielt bei beidem eine Rolle, Potter. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich keinen weiteren Kontakt wünsche, was Sie in ihrer Vermessenheit allerdings freudig ignorieren!“, erklärte er schneidend, ehe er sich abwendete und die Tür schloss. Das leise, tiefe Seufzen des jungen Mannes entging ihm dabei allerdings nichts. Dennoch änderte es nichts. Energisch schritt er zurück in sein kleines, eigenes Labor, um sich um den Trank zu kümmern. Potter mochte aufgegeben haben, er selbst tat dieses aber noch lange nicht.     ***     Die darauf folgenden Tage bis zum Beginn der Ferien waren vor allem damit geprägt, dass Harry und Snape sich weitestgehend aus dem Weg gingen, ein Umstand, den Minerva McGonagall nicht gerade mit Freude erfüllte. Dazu kam, dass Severus Snape nach wie vor nicht aufgegeben hatte und mit Hilfe seiner Tränke nach Wegen suchte, seinem Gefängnis zu entgehen.   Minerva war nicht dumm. Sie hatte gesehen wie Severus aufgeblüht war, wann immer er das Schloss verlassen hatte und die nun so negative Reaktion auf Harry zeigte ihr deutlich, dass dieser damit zu tun hatte, dass es dem älteren Mann zumindest für eine Weile richtig gut ergangen war. Sie mochte nicht wissen was genau zwischen den beiden geschehen war, doch ahnte sie, dass sie zusammen Zeit verbracht und diese auch genossen hatten, ohne jedoch zu wissen, wer der jeweils andere war.   In diesem Punkt musste sie dann eindeutig Harry Sympathie entgegenbringen. Der junge Mann schien den alten Groll abgelegt zu haben und war bereit die Angelegenheit zu klären, wenn sie sein Auftauchen und die zahlreichen Versuche als Anhaltspunkt betrachtete. Aber Severus war stur wie eh und je.   Minerva wunderte auch dieses nicht sonderlich. Severus hatte selten gutes erlebt, es war sicher schwer dann aus alten Mustern auszubrechen und Neuem eine Chance zu gewähren. Dazu kam eben auch, dass alleine der Name Potter sicherlich nicht für Freude sorgte. Aber genauso wusste sie, dass es an der Zeit war alte Fehden endlich unter Kontrolle zu bekommen, erst Recht wenn zwei erwachsene Menschen vor den Augen zahlloser Schüler ihre Zauberstäbe zogen und dieses gewiss nicht, um dem jeweils anderen eine Freude zu bereiten.   Minerva wusste absolut nicht, ob ihr Weg nun der richtige war, aber sie hielt daran fest. Sie hoffte wirklich, dass beide sich zusammen rissen und einen Weg fanden, der Severus erneut zufrieden machen konnte. Sie würde einiges dafür geben, den bitteren Mann aus seinem selbst gewählten Gefängnis zu befreien, einem welchen er bereits kurz entflohen war, nur um sich erneut dort festsetzen zu lassen. Genau aus diesem Grund hielt sie einfach an ihrem Weg fest und sie war bereit, sich noch viel mehr in das Leben dieser beiden Menschen einzumischen, wenn sie nicht endlich zu einer Einigung kamen. Harry war ein guter Lehrer, sie wollte nicht auf ihn als Kollegen verzichten. Und Severus hatte genauso viel zu geben, wenn er denn zu ließ, dass man hinter seine harte Schale blickte. Dieses war der Grund, den sie auch den Kollegen genannt hatte, als diese erste Zweifel geäußert hatten.   Und daran hatte sich auch nichts geändert, als sie auf den Fluren umher lief, um die Schüler zur Vernunft zu bringen, die hektisch ihre Sachen zusammen suchten und sich von Freunden für die Zeit der Ferien verabschiedeten oder verabredeten. Alle auf Hogwarts waren in Aufbruchstimmung, auch wenn man an diesem Tag Severus und Harry nur kurz beim Frühstück gesehen hatte, ehe sie sich in ihrer Zimmer zurückgezogen hatten.   Entschlossen steuerte sie die Treppen an, um Harry aufzusuchen und ihn darüber in Kenntnis zu setzen, dass sein Kamin auch in den Ferien funktionieren würde. Zumindest in der Hinsicht, dass er Besuch empfangen konnte, denn ihn von seiner Familie fernzuhalten war nicht in ihrem Sinne. Auch wenn sie Vorbereitungen getroffen hatte, damit diese Ablenkungen nicht zu häufig vorkamen.   Anschließend suchte sie auch Severus auf, um ihm noch einmal zu verdeutlichen, in welcher Lage er steckte. Sie wollte ihn nicht demotivieren, auch wenn das wohl kaum noch machbar war. Der Mann war kurz angebunden und offensichtlich extrem angespannt. Trotzdem ließ sie ihn wissen, dass andere zu ihm konnten, auch wenn sie wusste, dass der Mann kaum Bindungen hatte. Dennoch, wenn er etwas brauchte, würde er es bekommen, nur eben das Schloss verlassen war ihm derzeit untersagt.   Mit einem guten Gefühl kümmerte sie sich anschließend wieder um die Schüler, die nach und nach in die Kutschen stiegen, um zum Bahnhof zu kommen, wo der Zug auf sie wartete, der sie zurück zu ihren Familien bringen würde. Als es endlich ruhig im Schloss geworden war, verabschiedete sie sich auch von den Kollegen und machte sich genauso auf den Weg, wobei sie einen kurzen Blick zurück warf. Ihr Gefühl war nicht gut und sie nahm sich vor zwischendurch nach dem Rechten zu sehen, schließlich war auch sie nicht daran interessiert, im neuen Jahr nur noch eine Ruine vorzufinden.  Aber dann verließ auch sie Hogwarts, ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen.     ***     Als Hogwarts still wurde, stand Severus an seinem Fenster und blickte starr auf das Treiben vor dem Schloss. Immer mehr Schüler stiegen in die Kutschen und fuhren weg um ihre Ferien zu genießen. Etwas in ihm sorgte dafür, dass er sich betrübt fühlte. Es war nicht so, dass er die Schüler vermissen würde. Gerade die Ferien waren es doch, die er stets genoss, alleine, in einer Umgebung die ihm zusagte. Er reiste gerne, las gerne ein gutes Buch und genoss es sichtlich, sich nicht um die kleinen Dinge kümmern zu müssen, die sein Beruf mit sich brachte.   Hier nun eingesperrt zu sein war entsprechend doppelt belastend und das Wissen, dass er mit diesem Gefühl nicht alleine war, machte es nicht besser. Es ärgerte ihn, dass seine Versuche so fruchtlos verlaufen waren und er ahnte, dass er etwas übersehen hatte, was diesen Fluch schnell brechen würde. Und dieser Umstand ärgerte ihn nur noch mehr.   Mittlerweile wusste er auch, dass er im Grunde keine Ahnung hatte, wie er seine Gefühle einordnen sollte. Zu lange hatte er eben jene konsequent unterdrückt, wenn man von wenigen Entgleisungen absah. Wie Lilys Tod, der ihn wirklich sehr getroffen hatte. Er wusste auch, dass Harry nicht sein Vater war und genauso war ihm bewusst, dass seine negativen Empfindungen auf etwas zu führen waren, was er wirklich unter Kontrolle bringen sollte. Aber all dieses Wissen nutzte nichts, wenn alles in einem sich dagegen wehrte. Severus fühlte sich in Harrys Gegenwart irgendwie lächerlich. Da waren alte Gefühle von Hass, aber auch Zuneigung, dessen konnte er sich nicht einmal verleugnen. Er hatte die Gespräche genossen, er hatte den Sex genossen und den jungen Mann auf eine Art kennen gelernt, die anders kaum zu erreichen gewesen war.   Mit einem Seufzen wendete er sich von dem Bild draußen ab, um sich zurück zu ziehen. Er war eben wer er war und mittlerweile war er schlicht zu alt um daran etwas zu ändern. Das alles zählte einfach nicht mehr und während ein kleiner Teil in ihm zutiefst bereute, die Maske abgelegt zu haben, so war ihm vollkommen bewusst, dass es anders gar nicht hätte laufen können. Harry hatte etwas in ihm berührt, was kurzzeitig ihm das Gefühl gegeben hatte, dass mehr daraus entstehen konnte.   Aber genauso wusste er, dass die kommenden Wochen zur Hölle werden würden. Denn ganz gleich wie er um sich biss, egal wie unwohl er sich damit fühlte, nun zu wissen, dass er sich ausgerechnet nach dem Jungen sehnte, dessen Mutter er geliebt und dessen Vater er gehasst hatte, er wusste, dass er nicht aus seiner Haut konnte. So wie ihm auch bewusst war, dass Harry dieses nicht konnte. Etwas war zwischen ihnen und dieser Umstand würde diese Ferien zu einer wahren Probe ihrer Zurückhaltung machen. Denn wenn sie erneut aneinander gerieten, würde es einfach nicht gut enden, eben weil sie beide nicht aus ihrer Haut konnten.   Die Sommerferien der Hölle hatten damit begonnen. 11 battlefield -------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   11 battlefield   ―—————————————————————————―————————————————————————— Mit einem frustrierten Seufzen ließ Harry sich tiefer in den Sessel gleiten. Es war so unglaublich öde auf Hogwarts, nun vier Wochen nach Beginn der Ferien und so langsam hatte er wirklich das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauerte, bis er den Verstand verlor und Amok lief. Und er wusste verdammt genau, wo er damit beginnen würde. McGonagall war im Moment die einzige Person, der er eindeutig den Hals umdrehen wollte und das lustige daran war vermutlich, dass Snape mit ihm einer Meinung war.   Sich aus dem Weg zu gehen hatte sich leider als ein Unterfangen herausgestellt, welches nicht realisierbar war. Nachdem die ersten Stunden vollkommener Ruhe verstrichen waren und es Zeit geworden war sich dem leiblichen Wohl zu widmen, hatten sie beide festgestellt, dass Minerva weit mehr getan hatte, als sie in diesem Gebäude fest zu setzen. Denn Essen hatten sie keines bekommen. Nicht einmal eine Bitte an die Hauselfen hatte an diesem Umstand etwas ändern können. Die Regeln waren klar gemacht worden, Essen gab es nur, wenn sie zusammen waren und dabei war es vollkommen egal, wo sie sich befanden.   Am ersten Tag hatten sie wohl beide gezeigt, wie stur sie waren, denn sie hatten sich beide geweigert, dieser neuen Regel Folge zu leisten. Am nächsten Morgen allerdings hatte es schon ganz anders ausgesehen, als sie mit grummelnden Magen sich auf den Stufen getroffen hatten, offensichtlich in dem Versuch den jeweils anderen aufzusuchen um endlich an essbares zu gelangen. Wortlos hatten sie sich anschließend in die große Halle begeben und erleichtert festgestellt, dass dieses scheinbar alles war, was von Nöten war.   Doch sie hatten auch gelernt. Sogar ziemlich viel, auch wenn es an der grundlegenden Situation nichts änderte. Das erste seltsame war passiert, als Severus bei ihm aufgetaucht war, damit sie gemeinsam in die große Halle gehen konnten. Auch wenn der gemeinsame Weg wohl nicht das Anliegen gewesen war, sondern eher die Tatsache, dass sie überhaupt gingen. Zu ihrer Verwunderung war allerdings in dem Augenblick wo Harry die Tür geöffnet hatte, das Essen auf seinem eigenen Tisch aufgetaucht.   Am Anfang hatten sie sich beide keine wirklichen Gedanken darum gemacht, doch die Vorfälle hatten sich wiederholt. Mal war das Essen in der Bibliothek erschienen – als Harry den Mann gesucht hatte, ein weiteres Mal mitten im Gang, als sie versucht hatten raus zu finden, ob es sich hierbei um Zufälle handelte. Spätestens da war ihnen klar geworden, dass die einzige Bedingung beim Essen war, dass sie zusammen waren. McGonagalls Sinn für Humor war etwas, womit sowohl Harry wie auch Severus nichts anfangen konnten.   Allerdings hatten sie von da an auch weitere Dinge gelernt, die generell ihr Leben einfacher machen sollte – wenn sie nicht so verschieden wären. Nachdem ihnen klar geworden war, dass der Schlüssel darin lag, dass sie Zeit zusammen verbrachten, hatten sie versucht gemeinsam das Schloss zu verlassen. Und es hatte funktioniert. Ohne Probleme hatten sie die Mauern die sie gefangen hielten durchbrechen können. Nur leider änderte es nichts an dem Fluch – es war einer, daran gab es keinen Zweifel mehr – den McGonagall auf sie gelegt hatte. In dem Moment wo sie voller Euphorie ihrer Wege hatten gehen wollen, waren sie zurück in das Schloss gezogen worden.   Genau das war nun das Problem. Was brachte es ihnen, Hogwarts zu verlassen, wenn sie dennoch zusammen bleiben mussten? Sie teilten keine Hobbys, Harry war sich nicht einmal sicher, ob Snape Leidenschaften hatte, die er im Augenblick vermisste. Sein Versuch den Mann zu bewegen einen Besen zu besteigen und mit ihm eine Runde zu drehen waren jämmerlich gescheitert. Alles was sie getan hatten, war Hagrid zu besuchen und dieser Besuch war alles andere als entspannend gewesen. Es funktionierte einfach nicht. Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn man sie nicht auf diese Art gezwungen hätte, Zeit zu verbringen.   Leider war das Wissen, dass der Zauber nicht auf dem Schloss, sondern auf ihnen lag, auch nicht förderlich. Sie hatten sich zusammen gesetzt und versucht ihn zu brechen, aber leider schien nichts zu helfen. Mittlerweile gingen sie davon aus, dass ihre Versuche scheitern mussten, weil der Zauber so angelegt war, dass er sich wieder vervollständigte, sobald er bei einem von ihnen gelöst wurde. Eine Lösung, dieses zu umgehen, hatten sie nicht gefunden.   Und selbst jetzt, nachdem seine Kinder wieder abgereist waren, fühlte Harry sich seltsam eingesperrt. Seine Meinung hatte sich nicht geändert, er wollte nach wie vor mit Snape reden, denn seine seltsamen Gefühle für diesen Mann hatten sich nicht verändert. Er wollte ihn und das beschränkte sich nicht nur auf den Sex. Da war eine seltsame Neugierde, mehr erfahren zu können, als Snape bereit war über sich preis zu geben. Ein Wunsch nach Gemeinsamkeit den er nicht einmal bei Ginny so empfunden hatte.   Mittlerweile war ihm vollkommen klar, was der Unterschied zwischen Ginny und Snape war. Snape wollte er wirklich. Der Mann war interessant und zog ihn einfach an. Sicher, Snape war nicht der hübscheste Fisch im Teich, dennoch fand Harry eindeutig, dass Snape weitaus mehr Anziehung auf ihn ausübte, wie andere Menschen. Ginny mochte er wirklich, irgendwie empfand er auch Liebe für sie, aber das war keine, die eine Beziehung aufrecht halten konnte. Nach allem was er erlebt hatte, hatte sein Wunsch nach einer Familie ihn in falsche Richtungen geleitet, auch wenn er nicht alles als falsch ansehen konnte, was daraus entstanden war. Ihre Kinder beispielsweise bereute er kein Stück und egal was auch passieren würde, Ginny und die Kinder würden immer ein Teil seines Lebens sein, aber mittlerweile sehnte er sich auch nach mehr.   Ein Klopfen an seiner Tür riss ihn aus der Starre, in der er, seit seine Kinder abgereist waren, gesteckt hatte. Sein Blick wanderte zu der Tür und auch wenn klar war, wer auf der anderen Seite stand, erwischte er sich bei den ganz natürlichen Gedanken, wer ihn wohl besuchte. „Komm rein!“, rief er schließlich, ohne sich zu bewegen. Snape zögerte, doch schließlich öffnete sich die Tür.   Nein, Snape war niemand dem man Schönheit andichten konnte. Aber trotz seiner Hakennase, der rüden Art und dem missmutigen Blick den er wieder drauf hatte, konnte Harry sich niemand anderen vorstellen, der sein Herz so zum rasen brachte und in ihm ein Verlangen weckte, welches neu und doch vertraut war. Da war einfach mehr zwischen ihnen, Dinge die man nicht am Äußeren ausmachen konnte. Harry genoss sogar die leichten Reibereien – nicht das was in letzter Zeit bei ihnen zum guten Ton gehörte, aber die neckende Art, die Snape gezeigt hatte, bevor sie erfahren hatten wer hinter der anderen Maske steckte. Sie waren beide wohl keine leichten Menschen und brauchten eine gewisse Herausforderung, die viele ihnen kaum bieten konnten.   „Hunger?“, fragte er nach, selbst das leichte ziehen im Magen spürend, während er auf den Platz neben ihm deutete. Und wie zu erwarten, füllte der Tisch sich mit Speisen, die schnell einen angenehmen Duft im Raum verteilten. Es dauerte, doch Snape ließ sich erweichen und nahm ebenfalls Platz.   Das Essen für sich verlief ruhig, da keiner von ihnen gewillt war dieses mit Worten zu überschatten, die das Vergnügen nahmen, einfach eine Mahlzeit zu genießen. Am Anfang ihrer Gefangenschaft war das etwas anders gewesen, doch irgendwann hatten sie stillschweigend Waffenruhe vereinbart und zumindest diese Zeit aufgehört mit neuen Streitereien zu belasten.   Als sie fertig waren, schob Harry seinen Teller etwas von sich und blickte Snape neben sich an. „Ich würde gerne Hermine und Ron besuchen!“, sprach er schließlich, wissend dass Snape nicht freudestrahlend zustimmen würde. Und schon als dessen Gesichtsausdruck sich verdüsterte, wusste er, dass es schwer werden würde, ihn dazu zu bewegen. „Vergessen Sie es, Potter! Ich werde Sie gewiss nicht zu Ihren Freunden begleiten!“, zischte der Mann und funkelte Harry an, als wenn dieser an all seinem Übel Schuld war. Nun daran, dass sie nun so gefangen waren, hatte er wirklich seinen Beitrag geleistet, aber nicht nur er alleine und das wusste Snape nur zu genau.   „Bitte!“, erwiderte er mit Nachdruck. „Ich habe ihre Tochter nicht gesehen und es ist sicher nicht angebracht, mit ihr herzukommen. Eine Stunde, mehr möchte ich doch gar nicht, im Gegenzug können wir im Anschluss etwas machen, was dir am Herzen liegt!“, versuchte er es mit Vernunft, auch wenn ein Teil von ihm lieber reagieren würde wie der Teenager, der er einmal gewesen war. Mit Sturheit und harschen, lauten Worten. Doch wenn er eines gelernt hatte, dann war es, dass er bei Severus nicht weiter kam, wenn er nicht begann irgendwie mit ihm zusammen zu arbeiten.   Snape presste die Zähne derart fest zusammen, dass ein unschönes Geräusch entstand, welches Harry einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. „Eine Stunde!“, wiederholte Harry leise. „Und danach begleite ich dich, ganz gleich was du auch tun möchtest!“ Ein Versuch war es wert. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte war, dass Snapes Gesichtszüge sich entspannten und ein nahezu listiges Lächeln entstand. „Fein!“, erwiderte der Mann. Die Stimme war sanft und dennoch schwang etwas in ihr, was Harry dazu brachte zu schlucken. Das Gefühl, sich selbst ein Grab geschaufelt zu haben war übermächtig.   „Kontaktieren Sie Granger. Morgen nach dem Mittag werden wir sie besuchen!“ Mit diesen Worten wendete Snape sich ab und verließ Harrys private Räume.   Den restlichen Tag hatte Harry das Gefühl, dass er einen riesigen Fehler gemacht hatte. Sein Wunsch Hermine zu sehen war allerdings riesig. Es war lange her, dass er Zeit mit seinen Freunden verbracht hatte und er rechnete es Snape hoch an, dass dieser über seinen Schatten sprang, auch wenn Harry klar war, dass das, was Snape im Anschluss geplant hatte, dieses Gefühl wohl ins Schwanken bringen würde. Seine Meinung ändern wollte er aber auch nicht mehr. Er freute sich, endlich Zeit außerhalb von Hogwarts verbringen zu können.     ***     Ein wenig musste Hermine doch schmunzeln, als ihre Gäste aus dem Kamin stolperten. Snape blickte Harry derart erbost an, wie sie es erwartet hatte. Dennoch war da eine unbedachte Geste, wie Snape Harry am Arm hielt, damit dieser nicht mit dem Gesicht voraus auf dem Boden landete. „Man mag meinen, dass ein erwachsener Mann in der Lage ist, mit dem Kamin zu reisen!“, zischte Snape leise und nahm die Hand weg, als er sicher war, dass Harry nicht sofort zusammen sackte. Hermine lachte leise. „Selbst wenn Harry alt und grau wird, wird er es nicht lernen!“, erklärte sie belustigt, ohne den Blick von den beiden abzuwenden.   Im ersten Moment war sie nicht sicher gewesen, ob sie diese beiden zusammen in ihrem Heim haben wollte. Nicht nur, dass Ron sich nicht hatte frei nehmen können, ihr letzter Stand war gewesen, dass Harry und Snape sich gegenseitig das Leben schwer machten. Nun ging sie dieses nichts an, aber sie konnte klar darauf verzichten, dabei zu sein. Als Snape zu ihr blickte, lächelte sie leicht. Harry war ihr Freund und wenn dieser Snape an seiner Seite haben wollte, würde sie ihn unterstützen wenn sie es konnte. „Abgesehen von dem Besen hasst Harry die magische Fortbewegung… aus gutem Grund wie Sie nun feststellen mussten!“, erklärte sie weiter.   Ein Schnauben von Harry ließ sie ihren Blick zu diesem schwenken. „Es ist nicht meine Schuld, dass es sich so grauenvoll anfühlt!“, protestierte Harry, löste sich endlich von seinem Platz und kam auf die junge Hexe zu, um sie zur Begrüßung in den Arm zu nehmen. „Du siehst gut aus!“, murmelte er leise, ehe er von ihr ab ließ. „Ron ist nicht da?“, erkundigte er sich weiter und Hermine schüttelte leicht den Kopf. „Arbeit und vielleicht ist es auch besser so. Du weißt wie er ist!“   Ron stand hinter Harry, daran gab es nichts zu rütteln, aber er hatte Schwierigkeiten Snape zu akzeptieren. Hermine wollte diese Gelegenheit lieber nutzen um sich selbst ein Bild zu machen und wenn Ron seine Abneigung nicht zügeln konnte, war es einfach besser, wenn er nicht dabei war. Mit einer einladenden Geste deutete sie zu dem Tisch, der bereits gedeckt war. Sie wartete, bis sowohl Harry als auch Snape sich gesetzt hatten, ehe sie ihnen Tee servierte und sich dazu setzte.   In der darauf folgenden Stunde unterhielt sie sich vor allem Mit Harry, wobei sie nicht darum herum kam zu bemerken, dass dieser irgendwie ausgeglichener wirkte. Als gute Freundin hatte sie mitbekommen, wie unzufrieden Harry mit seinem Leben gewesen war, es hatte sich schon fast so angefühlt, als wenn Harry nun nicht so wirklich wusste was er mit sich selbst anfangen sollte, nachdem er seinen ursprünglichen Plan für die Zukunft verworfen hatte.   Aber auch Snapes Verhalten entging ihr nicht. Der Mann blickte die meiste Zeit über finster vor sich hin, doch wenn man ihn direkt ansprach, reagierte er prompt. Was ihr aber auch nicht entging, waren Blicke, die hier und da ausgetauscht wurden. Es war schon belustigend, jeder Blinde konnte sehen, dass da etwas war, wenn die ganze Situation nicht so verfahren wäre, wären diese beiden vermutlich einigermaßen glücklich zusammen.   Natürlich zeigte sie Harry auch ihre Tochter, deswegen war dieser ja ursprünglich gekommen, auch wenn Hermine ahnte, dass mehr dahinter steckte. Harry war kein Mensch, der den ganzen Tag an einem Ort bleiben konnte, ohne sich zu langweilen. Und weil die Situation so verfahren war, war es sicher auch keine Option Snape ins Boot zu holen, um an dieser Situation etwas zu ändern.   Während Harry nun voller Eifer sich mit dem kleinen Mädchen beschäftigte, stand Hermine neben Snape und beobachtete das ganze belustigt. Snape hingegen sah so aus, als wenn er nicht recht wusste, was er von dieser Situation halten sollte. „Harry liebt Kinder, auch wenn er Ginny vermutlich nie so geliebt hat, wie er sollte!“, sagte sie schließlich und blickte den Mann direkt an. „Das da ist der wahre Harry!“, erklärte sie weiter und nickte zu ihrem Freund, der vollkommen abgelenkt war. „Ein Mann dem Familie wichtig ist und der für jene die ihm am Herzen liegen bereit ist nahezu alles zu geben!“ Mit diesen Worten wendete sie sich ab, um ihre Tochter aus Harrys Händen zu retten. Es wurde eh Zeit, dass sie gefüttert wurde und dieses tat sie eindeutig lieber alleine.     ***     Kurz nachdem sie Hermines Heim verlassen hatte, trat Snape aus dem Kamin und wie zuvor auch, versuchte er Harry Halt zu geben, damit dieser nicht auf der Nase landete. Es war wirklich lachhaft, dass ein erwachsener Mann nicht in der Lage war, auf diese Art anständig zu reisen. Normalerweise würde ihn diese Tatsache auch kaum interessieren, dank Minervas Zauber allerdings musste er sicher stellen, dass sie nicht getrennt wurden. Zusammen zu reisen war anstrengend genug, mit jemanden zu reisen der es nicht schaffte anständig aus dem Kamin zu treten hingegen raubte ihm fast den letzten Nerv.   „Wo sind wir?“, fragte Harry plötzlich und schaute sich dabei um. Snape schnaubte nur leise. „Machen Sie sich keine Gedanken darum, Sie werden kaum ein zweites Mal herkommen!“, erklärte er kühl und nickte in Richtung der Tür, welche nicht weit von dem Kamin entfernt war. Kaum öffneten sie diese, bekam Harry wohl einen guten Ausblick darauf, an was für einem Ort sie sich genau befanden.   Vor ihnen lag ein riesiger Platz, gefüllt mit Ständen, an denen die unterschiedlichsten Trankzutaten angeboten wurden. Seltene Zutaten, die man oft nur schwer bekommen konnte. Snape hatte kein schlechtes Gewissen, Harry zu diesem Markt zu führen, ein Stück weit bereitete es ihm sogar Freude, wusste er doch, dass Tränke das Thema war, womit der Junge absolut nichts anfangen konnte. Nachdem er eine Stunde bei Granger und deren Tochter verbracht hatte, war es doch sein gutes Recht, selbst ein wenig Spaß zu haben und auf diese Weise konnte er es sogar verdoppeln. Einerseits indem er vielleicht ein Schnäppchen machte, andererseits aber auch, indem er Harry eine Stunde schenkte, die ihn vermutlich davon absehen ließ, weitere Vorschläge dieser Art zu machen.   Sicher trat er auf den Platz hinaus und steuerte den ersten Stand an, um seine Augen über das Angebot schweifen zu lassen. Um ihm herum herrschte ein wahrer Tumult, Stimmen schwirrten durcheinander, manche handelten, anderer priesen ihre kostbaren Waren an. Von dem Tumult ließ er sich nicht ablenken, bewegte sich lieber durch die engen Reihen, zwängte sich an anderen Zauberern und Hexen vorbei, stets auf der Suche nach Dingen, die ihm weiter helfen konnten. Das hier war seine Welt, egal wie sehr er für gewöhnlich seine Ruhe liebte, auf diesem Markt waren sie alle gleich. Sie alle teilten eine Leidenschaft.   Eine Weile schlenderte er die Stände entlang, ehe er etwas entdeckte, was zwischen Zutaten lag, welche man in jeder Apotheke zu kaufen bekam. Harry hatte er dabei schon fast komplett vergessen, der neugierig an seinen Fersen hing. Sein geübtes Auge schweifte über die Auslage, ehe er nach der Kralle griff, die sein Interesse geweckt hatte. Sofort war der Verkäufer zur Stelle.   „Sehr gute Wahl, die Kralle eines Hippogreif. In heutigen Tagen nicht leicht zu beschaffen!“ Snape reagierte nicht, studierte die Kralle weiterhin, drehte sie leicht, bis das Licht sich an der Oberfläche brach und der schwarzen Kralle einen leicht silbernen Stich verlieh. „Wie viel?“, fragte er schließlich, den nervösen Mann vor sich erlösend, der offensichtlich sehr interessiert daran war, an diesem Tag einen guten Umsatz zu machen.   „4.000 Galleonen!“, kam die prompte Antwort. Snape ließ die Kralle sinken, sein Gesicht verdüsterte sich deutlich. „Ihr scherzt. Eine Kralle eines Hippogreif kann ich in wenigen Stunden besorgen, sie ist nicht mehr wert als 100 Galleonen!“, erklärte er verstimmt. Der Mann vor ihm wurde bleich. „Aber Sir, diese Kralle stammt von einem Jungtier, wertvoller als Krallen von erwachsenen Tieren und deutlich seltener zu beschaffen!“, versuchte er erneut sein Glück.   Snape schnaubte ungehalten. „200 und keine Galleone mehr. Seht, sie beginnt bereits zu trocknen, vermutlich liegt sie bereits seit längerem hier ungeschützt herum. Es wäre nicht verwunderlich wenn ihre Wirkung bereits seinen größten Teil eingebüßt hat.“, fachsimpelte er, deutlich darauf achtend, weiter den Eindruck zu erwecken, als wenn es ihn nicht interessieren würde, ob er den Zuschlag bekam.   Schließlich schüttelte er leicht den Kopf. „Wenn ich es mir recht überlege, eine frische ist mir lieber!“, erklärte er dann abweisend und senkte die Hand, um die Kralle zurück zu legen. „200… einverstanden!“ Snape ließ den Mann zappeln, drehte die Kralle einige Male in der Hand, ehe er zu seinem Beutel griff und das Geld überreichte. „Das nächste Mal sollten sie diese Krallen versiegeln, dann verlieren sie ihren Wert nicht!“, erklärte er und zog ein Glas aus der Tasche, in die er die Kralle vorsichtig gleiten ließ.   Ohne auf Harry zu achten setzte er sich wieder in Bewegung und erkundete den Markt weiter. Er fand einige weitere rare Zutaten, die er geschickt im Preis runter handelte, ehe sie sich auf den Weg zurück machten. Snape musste zugeben, dass er ein wenig beeindruckt war. Natürlich hatte er Harrys Blicke in seinem Rücken gespürt, aber wenn er ehrlich war, hatte er angenommen, dass der Junge seinen Unmut über diesen Abstecher lautstark deutlich machte. Doch nichts dergleichen war geschehen, Harry hatte ihn schweigend beobachtet und war ihm ohne zu Murren gefolgt. Severus wusste wirklich nicht was er davon halten sollte.   Als sie endlich Hogwarts wieder erreichten, wollte er sofort in sein Labor, um sich um die Kralle zu kümmern, die er nun besaß. Harry schien allerdings andere Pläne zu haben. „Hast du es sofort erkannt?“, fragte Harry ihn mit einem Ausdruck in den Augen, den Snape nur als Schalk einordnen konnte. „Habe ich was sofort erkannt, Harry?“, fragte er deswegen nach. Er spürte bereits, wie seine gute Laune begann wieder zu verfliegen. „Die Kralle!“, erwiderte der andere Mann, ehe er leise lachte. „Es ist schon traurig, wie du den Händler übers Ohr gehauen hast!“, erklärte Harry weiter und verschränkte die Arme vor der Brust.   Irritiert blickte Severus Harry weiter an. „Was ist mit der Kralle?“, fragte er weiter nach, nicht wirklich daran glaubend, dass ausgerechnet Harry bemerkt hatte, welchen Fehler dem Händler unterlaufen war. Harry lachte leise. „Ach komm, Severus. Eine Kralle eines jungen Hippogreif? Du weißt genauso wie ich, dass die Krallen eines Hippogreif rein schwarz sind. Krallen eines Drachen hingegen zeigen bei direkter Sonneneinstrahlung den leicht silbrigen Schimmer. Diese Kralle ist weit mehr wert wie der erste Preis, der genannt wurde!“   Verdattert starrte Snape Harry an. „Woher?“, fragte er schließlich nach und verzog unzufrieden das Gesicht, als Harry schnaubte. „Ich mag in Tränke eine Niete sein, aber Drachen bin ich bereits zwei Mal nahe genug gekommen, dass ich jede einzelne Schuppe hätte zählen können!“, kam die prompte Antwort. Snape wusste nicht wirklich, was er dazu noch sagen sollte. Davon abgesehen, dass er nur von einem Zwischenfall wusste, wo Harry Drachen zu nahe gekommen war. Dennoch fasste er sich ziemlich schnell.   „Manchmal sind Sie doch für Überraschungen gut, Potter! Und natürlich habe ich sofort erkannt, um was es sich handelt!“, antwortete er selbst, ehe er sich abwendete und Harry stehen ließ. Snape wollte sich im Augenblick nicht mit dem befassen, was Harry in ihm auslöste. Nichts Gutes würde dabei herauskommen.     ***     Die restlichen Ferien verliefen einigermaßen ruhig und unbewusst schlich sich bei beiden eine Routine ein, mit der sie leben konnten. Viel sprechen taten sie allerdings nicht mehr, auch wenn wohl keiner verleugnen konnte, dass die ruhigen Mahlzeiten und die gelegentlichen Ausflüge in den verbotenen Wald beide sehr genossen. Harry entdeckte in diesen Tagen neue Seiten an dem Mann, so wie Severus auch realisierte, dass Harrys Gegenwart nicht zwingend eine Plage war. Wenn der Junge wollte, konnte er angenehm sein. Es änderte aber auch nichts an der eigentlichen Tatsache, dass sie sich bei dem wichtigsten Thema im Kreis drehten und auf ihre Ansichten beharrten. Vermutlich war auch dieses der Grund, dass sie genau dieses Thema nicht erneut ansprachen.   Als dann endlich der Tag gekommen war, wo die Lehrer morgens zurück kehrten und auch die Schüler am Abend ankommen würden, hatten sie stillschweigend eine Einigung getroffen, sich weitestgehend aus dem Weg zu gehen, soweit dieses machbar war. Ein Umstand, der Minerva McGonagall nicht wirklich zusagte.   In den Ferien war die Hexe zwei Mal bei ihnen aufgetaucht und jedes Mal hatte sie ihren Unmut deutlich gemacht, weil Harry und Severus kein stück voran kamen. Als sie für das nächste Schuljahr allerdings zurück kehrte, war sie nahezu furios. Mit stechendem Blick musterte sie die beiden, ehe sie deutlich machte, dass sie nicht tolerieren würde, welche Übereinkunft ihre ehemaligen Schüler getroffen hatten. „Frieden ist ein guter erster Schritt!“, hatte die erklärt, mit vor der Brust verschränkten Armen. „Aber in Ihrem Fall nicht genug. Werden Sie endlich erwachsen!“   Gelöst hatte sie den Zauber ebenfalls, auch wenn sie gedroht hatte, ihn sofort wieder anzuwenden, wenn sie sich daneben benahmen. Nicht dass Harry dieses plante, diese Ferien waren ihnen wohl beide eine Lehrer gewesen und die nächsten wollten sie eindeutig nicht zusammen auf Hogwarts verbringen.     ***     Es war bereits Anfang Dezember, als Harry auf dem Weg zu seinem Unterricht war. Die letzten Wochen waren auf seltsamer Art und Weise entspannend gewesen und gleichzeitig sehr anstrengend. Es war irgendwie seltsam. Sie hatten versucht sich aus dem Weg zu gehen. Tagsüber war ihnen das auch weitestgehend gelungen, aber in der Nacht, wenn sie die Flure kontrollierten, sah das plötzlich anders aus.   Es war lächerlich, wie oft er nachts Snape über den Weg lief, obwohl sie sicher stellten, dass genau dieses nicht passieren konnte. Es war wie ein Fluch und einen Moment hatten sie auch ernsthaft in Betracht gezogen, dass Minerva ein weiteres Mal sich eingemischt hatte. Da es allerdings keine Anzeichen dafür gab, handelte es sich wohl wirklich um einen reinen Zufall.   Als Harry am Klassenraum für Tränke vorbei kam, blieb er stehen. Snape war in diesem Raum und sprach mit dem Lehrer, die beiden Männer gingen einige Zutaten durch und diskutierten scheinbar, was man mit diesen zu tun hatte. Unweigerlich ließ Harry seinen Blick auf Snapes Hände fallen, die in einer seltsamen Art eine Wurzel aufnahmen, mit den Daumen die Rinde leicht streichelten, ehe sie die Wurzel wieder weglegten.   Ein Schaudern erfasste Harrys ganzen Körper. Er erinnerte sich viel zu deutlich, wie diese Hände sich auf seinem Körper anfühlten, wie sie ihn liebkosten, als wenn er das kostbarste war, was sie je zu fühlen bekommen hatten. Eine Hitze erfasste ihn und für einen Moment war ihm, als wenn er diese Finger erneut auf seiner Haut fühlen konnte.   „Was stehen Sie hier so herum, Potter? Ihre Klasse wartet!“, bellte Snape plötzlich, der offenbar seine Unterhaltung beendet hatte und nun auf dem Weg zurück in sein Büro war. Harry blickte den Mann an, ließ den Blick wieder auf die Hände zurück gleiten, ehe er den Kopf schüttelte und wortlos das Weite suchte.   Es war nicht so, dass Harry sich zum ersten Mal erinnerte. Es gab viele Momente, wo Erinnerungen zurück kamen und langsam aber sicher hatte er das Gefühl, dieses nicht länger ertragen zu können. Ihn interessierte kein Stück was sie wortlos ausgehandelt hatten, mittlerweile konnte er kaum noch ausblenden, dass er diesen Mann wollte. Es war einfach unglaublich lange her und er würde seine Hand dafür ins Feuer legen, dass es Snape nicht anders erging.   Das schlimmste war wohl, dass Harrys Verlangen bei jedem Treffen auf den Kontrollgängen schlimmer wurde. Und Snapes Laune schien genauso zu sinken. Es kam immer wieder einmal vor, dass wenn sie sich am Tag trafen, dass sie bereit waren etwas zu sagen, was sicher nicht einfach so übergangen wurde. Minerva wachte noch immer über sie und auch dieses war etwas, was an Harry Nerven zerrte.   Als er endlich seine Klasse erreichte, flüchtete er sich regelrecht hinein. „Lesen Sie das Kapitel über dunkle Magie und beleuchten Sie in Gruppen wie weit dunkle Magie als böser Zauber gilt und wo die Grenze gezogen werden sollten!“, trug er den Schülern auf, ehe er sich auf seinen Platz setzte. Er war verflucht, er wusste es und wenn es so weiter ging, würde er den Verstand verlieren.     ***       Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest lief Snape wie gewöhnlich die Gänge entlang um Schüler zu finden, die sich nicht an die Regeln hielten. Generell war dieses eine Aufgabe, die nicht unbedingt von ihm selbst ausgeführt werden musste, doch irgendwie bereitete es ihm durchaus Freude, Schüler in Schrecken zu versetzen, wenn sie nachts erwischt wurden. Schüler, die von Hormonen gesteuert wurden, Knutschen war da wohl noch das geringer Übel.   Was Snape aber nicht wirklich behagte und ihm die Lust nahm nachts auf den Gängen zu patrollieren, war der Umstand, dass egal welche Vorsicht er an den Tag legte, Potter ihn immer zu finden schien. Es zerrte an seinen Nerven, denn seit den Sommerferien hatte sich eindeutig etwas verändert. Zuvor war es schon oft genug soweit gekommen, dass er Lust verspürt hatte, wenn er an den jungen Mann mit der Maske gedacht hatte. Nun wo er wusste welches Gesicht sich unter jenen Maske verbarg, konnte er noch so sehr dagegen sein, diese Bindung aufrecht zu halten, sein Körper betrog ihn am laufenden Band, indem er ihm Bilder schickte, denen er sich nicht entziehen konnte.   Auch er war schließlich nur ein Mann und er erinnerte sich viel zu gut, um es ausblenden zu können. Er wusste wie Harrys Körper reagierte, wenn er diesen anfasste. Er kannte die Zonen an denen Potter empfindlich war, wusste welche Töne der Junge von sich geben konnte, aber vor allem wusste er noch immer, wie unglaublich befreiend es gewesen war, sich in diese enge Hitze schieben zu können. Egal wie stur er auch war, er konnte nicht leugnen, dass er gerade in den letzten Wochen einige Male seinen Blick auf eben jenen Hintern gelenkt hatte. Was nicht ungefährlich war, schon weil jedes Mal Erinnerungen ihn regelrecht zu fluten schienen und es schwer war dabei ruhig zu bleiben.   Und es wurde schlimmer, seit sie sich nachts trafen. Diese Möglichkeit, wenn sie alleine waren, niemand der Zeuge werden würde, egal was sie auch anstellten, beflügelte Snapes Fantasie und brachte ihn immer öfter in Verlegenheit. Auf den Gängen konnte er das noch verbergen, seine Robe war schließlich weit genug, aber in allen anderen Situationen war das nicht so einfach möglich. Und das Letzte was er wollte war, dass Harry erfuhr, wie es genau um ihn stand.   „Wie kann es angehen, dass du mich jede Nacht findest?“, fragte er schließlich leise in die Dunkelheit, wissend dass er nicht mehr so alleine war, wie er es gerne gehabt hätte. Wenig später trat Harry aus dem Schatten heraus. Snape musterte ihn. Was er sah, sah er nicht zum ersten Mal. Harry hatte diesen Blick drauf, der ihn schon früher wütend gemacht hatte. Dieser Ausdruck den nur Narren tragen konnten, die sich für unantastbar hielten. Aber gleichzeitig war da etwas, was den Blick deutlich milderte und ganz andere Empfindungen in Severus auslösten. Er spürte mehr und mehr, wie seine Mauern begannen zu schwanken und unter der Last zusammenbrachen, die Nacht für Nacht auf sie einwirkten.   „Ich weiß es nicht!“, gab Harry schließlich leise zu, ehe er den Blick anhob, um den düsteren Mann vor sich anzusehen. „Aber ich weiß, dass es so nicht weiter gehen kann. Es sieht ja fast schon so aus, als wenn wir bewusst die richtige Richtung einschlagen!“, erklärte er weiter, was Severus nur noch mehr verärgerte. „Unsinn!“, donnerte er dazwischen, wissend, dass Harry nicht schweigen würde.   „Woher willst du das wissen?“, fragte dieser aufgebracht und trat einige Schritte auf ihn zu, bis er seine Hände in der Robe vergraben konnte, damit Snape nicht zurückweichen konnte. „Das was zwischen uns passiert ist, ist mehr als nur Sex gewesen!“, redete er sofort los, Snapes warnendes Zischen einfach ignorierend. „Da ist mehr. Die Gespräche, die mich nie gelangweilt haben, das Verständnis was zwischen uns geherrscht hat. Ich bin nicht hergekommen um dich fertig zu machen, ich will einfach mehr davon, will sehen ob wir irgendwie es richten können, aber langsam bin ich es, der nicht weiter weiß, wenn ich Nacht für Nacht mich daran erinnern muss, wie es zwischen uns war!“   Harry war lauter geworden, seine Stimme zeigte deutlich den Frust, den er spüren musste. Und irgendwie waren genau diese Dinge es, die Snape nur zu gut verstehen konnte. Er fühlte nicht weniger Frust und oft genug hatte er sich gefragt, warum es ausgerechnet Harry sein musste, der so mit ihm harmonierte. Ihre Vergangenheit war zu belastet, als dass es funktionieren konnte. Und dennoch war da etwas, was es ihm unmöglich machte loszulassen. Etwas wogegen er vollkommen machtlos war.   „Sei still!“, verlangte er selbst, mit der Beherrschung ringend, die ihm mehr und mehr entglitt. „Ich kann nicht!“, erwiderte Harry, den Blick nicht abwendend. Snape kannte diese Augen, hatte sie so viele Male in diesem Club gesehen, ohne sie wirklich erkennen zu können. Dennoch hatten gerade diese Augen es ihm irgendwie angetan. Auch Snape erreichte in diesem Moment seine Grenzen. Er spürte, wie der Knoten, der irgendwo in ihm stets existiert hatte sich löste und ehe er sein Handeln durchdenken konnte, hatte er Harry hart gegen die Wand gedrückt und war selbst aufgerückt, bis ihre Körper sich berührten.   Da war nichts mehr, was ihn irgendwie in Schach halten konnte, nur dieses Verlangen, welches er zu sehr unterdrückt hatte. Hätte Harry gehört und den Mund gehalten, hätte er sich wieder gefangen, aber nun war es eindeutig zu spät.   Wie ein Tier das seit Wochen hungerte drückte Snape seine Lippen gegen Harrys und spürte mit Genugtuung, dass dieser sich nicht wehrte. Im Gegenteil. Harry erwiderte diesen Kuss mit der gleichen Ungeduld, die auch in Snape langsam den Siedepunkt erreichte.   Und was das Beste war, dort waren keine Masken, die einen Zauber trugen, der es unmöglich machte zu erkennen, wen genau man da vor sich hatte. Snape konnte alles sehen in diesen Augen, die ihn angezogen hatten. Das Selbe Verlangen, welches auch er spürte und nun wo die Barrieren eindeutig zerbrochen waren, gab es kein Zurück mehr. Ohne es zu realisieren, drängte er den jungen Mann in eine Nische, ohne den Kuss zu lösen. 12 steady --------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   12 steady   ―—————————————————————————―—————————————————————————   So grotesk diese Situation auch war, in diesem Moment konnte und wollte Severus nicht irgendwelche Ketten sich anlegen lassen. Weder jene die andere ihm auflegten, noch die, die er sich selbst oft genug angelegt hatte. Es war ja nicht so, dass er generell voller Reue an die Stunden gedacht hatte, die er mit Harry im nectere verbracht hatte. Ganz und gar nicht. Er hatte diese Stunden genossen nachdem er sich selbst nicht mehr im Wege gestanden hatte, hatte jede Sekunde ausgeschöpft soweit es nur ging.   Fahrig schob er die langen Finger unter das Oberteil, das Harry trug, ohne den Jungen eine Chance zu geben, sich zu entziehen. Nicht dass das notwendig gewesen wäre, wie er sehr wohl bemerkte. Es hatte wenige Sekunden gedauert, bis Harry selbst versucht hatte ihn noch näher an sich zu ziehen und die Geräusche die er selbst erntete, sprachen eindeutig eine deutliche Sprache, die man kaum missverstehen konnte.   Ein unterdrückter, leidender Laut entwich ihm, als er endlich die warme, weiche Haut spüren konnte, die ihn bis in seine Träume verfolgt hatte. Schon damals war ihm einfach bewusst gewesen, was für ein Glück es war, einem jungen Mann so nahe kommen zu können. Snape litt nicht unbedingt an Minderwertigkeitskomplexen, aber ihm war durchaus bewusst, dass er nicht gerade der schönste Fisch im Teich war, dazu musste er nicht einmal seine sonstigen Fehler mit aufzählen, die gerade Zauberer eher auf Abstand gehen ließen, ganz gleich welches Alter sie auch hatten.   Aber eines wusste er, er liebte diese weiche Haut, diesen Körper der sich ihm entgegen streckte und mehr als deutlich zeigte, wie willig er war, dieses mit ihm zu teilen. Und auch wenn Snape lange Zeit nicht hatte ausblenden können, wie schlecht die Chancen im Grunde standen, dass mehr aus ihnen wurde und sei es nur Partner die sich hin und wieder trafen um diese Momente zu teilen, in diesem Augenblick entwichen all die harten Fakten, die gegen eine Widerholung gesprochen hatten. Sie verflüchtigten sich wie bei einem Trank die Wirkung, der zu lange geköchelt hatte und spielten damit einfach keine Rolle mehr.   Für einen Moment löste er den Kuss und riss nahezu ungeduldig an der Kleidung, die das verhüllte, was er sich nicht weiter verwehren konnte. Das leise Lachen, das von Harry kam dämpfte ein wenig von dem was in ihm tobte, doch als geschickte Finger ihm zur Hilfe eilten, den Umhang lösten und schließlich das Oberteil hoch schoben, spielte auch das keine Rolle mehr. Für den Moment konnte Snape akzeptieren, dass dieses Lachen keinen Spott enthalten hatte.   Kaum waren die Barrieren aus dem Weg geräumt, stürzte er sich ein weiteres Mal auf Potter, nahm die Lippen für sich ein, während seine Hände ausgehungert über den Oberkörper fuhren. Es schockierte ihn nicht einmal mehr, wie vertraut die einzelnen Linien waren, die Muskeln und Knochen formten, welche er nachfahren konnte. Es hatte wenige gemeinsame Stunden gebraucht, um sich alles einzuprägen, kein Wunder war es entsprechend, dass Snape sich in seinen schlimmsten Momenten alleine, sich so genau hatte vorstellen können, wie Harry sich anfühlte. Fantasien die ihn in den Wahnsinn getrieben und oft genug dazu genötigt hatten, sich um sich selbst kümmern zu müssen. Am Schlimmsten war es in den Nächten gewesen, wenn Träume ihn pausenlos gequält hatten.   Ohne darüber nachzudenken, ließ er von den Lippen ab, arbeitete sich zum Hals vor, wo er leicht dran saugte und nebenbei den Geruch einsog, der ihm vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen hatte. Diese Masken hatten die Aufgabe, Bindungen zu zeigen, die passten. Auch wenn er nie zugeben würde, dass es funktioniert hatte, dass er im Augenblick derart die Kontrolle verlor zeigte wohl mehr als deutlich, dass Harry ihn ganz gewiss nicht kalt ließ. Da spielte es auch keine Rolle, wer dessen Vater war oder dass er selbst in einem Alter war, um Harrys Vater sein zu können. Das hier zwischen ihnen war rein körperlicher Natur und es war nicht so, dass er sich an einem Kind vergriff. Harry war alt genug um zu wissen, auf was er sich ein ließ.   Energisch ließ er die Hände tiefer wandern, bis er den Gürtel fand, der die weiteren Barrieren aus dem Weg räumen würden. Geschickt öffnete er diesen, genau wie die Hose selbst, um sie dann tiefer zu drücken. Harry war hart und den angestrengten Geräuschen nach zu urteilen, ziemlich heiß. Nicht, dass es Snape da anders erging.   „Du hast zu viel an!“, sagte Harry schließlich rau und fummelte an Snapes Hose rum, während die freie Hand sich unter sein Oberteil schob. Ungeduldig schlug Snape die Hand weg und ließ für einen Moment von Harry ab, um sich selbst genug aus der Kleidung schälen zu können. „Dreh dich um!“, knurrte er ungehalten und packte Harry am Becken, um selbst dafür zu sorgen. Für einen Moment schien dieser protestieren zu wollen, doch ehe Snape genug davon abgekühlt werden konnte, bückte Harry sich und zog etwas aus seiner Tasche, womit Severus nicht wirklich gerechnet hatte.   „Ich bevorzuge den Weg der Muggel hierbei. Es ist schneller!“, stellte er klar. Ein Teil von Snape kam wieder zu sich. Wenn er ehrlich war, hatte er an Verhütung keinen Gedanken verschwendet. Im Club waren Kondome überall vorrätig gewesen, die Magier allerdings waren was das anging eher rückständig. Viele bevorzugten es einfach mit Tränken sich zu schützen. Sowohl vor Krankheiten, als auch vor ungewollten Schwangerschaften. Das wiederum war etwas, was die eigene Lust wohl ziemlich einengte. Snape hatte zwar Tränke auf Vorrat aber ganz gewiss trug er diese nicht mit sich herum. Harry hingegen schien vorbereitet zu sein.   „Was? Hoffnungen darf man doch hegen, oder nicht?“, fragte Harry nach, doch im Grunde interessierte es Snape nicht mehr. Selbst er wusste, dass Muggel oft diese Teile mit sich rum schleppten um im Notfall vorbereitet zu sein. Selbst die jüngere Generation Magier schien langsam aber sicher auf diesen Zug aufzuspringen. Es blieb eben dabei. Kondome waren sicherer und schneller zur Hand. Mit einem leichten Kopfschütteln riss er die Packung auf und registrierte am Rande zufrieden, wie Harry endlich seinem Befehl nach kam, sich herum drehte und sich anschließend mit den Armen an der kalten Wand abstützte.   Als Snape sich das Verhütungsmittel über gerollt hatte, blickte er wieder auf. Die Ansicht die sich ihm bot war mehr als verführerisch. Harry bot sich ihm hier offen an, was er nicht nur an der Pose ausmachte, in der dieser stand, sondern vor allem an dem Blick, den Harry ihm schenkte. Auch wenn dieser Zwischenfall ihn ein wenig gedämpft hatte in seinem Verlangen, kam seine Lust mit einem Schlag zurück. Er wusste gerade nicht einmal mehr, woher er die Meinung hatte, dass Harry die Erlebnisse im nectere bereuen würde und nun kein Interesse mehr an weiteren gemeinsamen Stunden hatte. Dieser Blick verriet ihm einfach das genaue Gegenteil.   Ungeduldig rückte er an Harry heran, packte ihn energisch an den Hüften und begann damit, sich ein weiteres Mal in die vertraute Enge zu drücken.   Es war wie ein Heimkehren!   Snape wusste nicht mehr wirklich wo ihm der Kopf stand, als er sich endlich komplett in Harry geschoben hatte. Sein Penis pochte schmerzhaft und sein Verlangen war riesig, sich sofort unaufhörlich in dieser Enge bewegen zu können. Aber ihm war genauso bewusst, dass er keine Minute durchhalten würde. Deswegen wartete er, wartete lange genug bis er seine Atmung wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, ehe er sich zurück zog, nur um gleich wieder tief in Harrys Innerstes vorzudringen. Der süße Laut, mit dem Harry ihn beglückte, ließ letzten Endes auch die letzten Ketten bröckelnd zerfallen.   Ungehalten begann Snape damit, sich schnell und hart immer wieder in den jungen Mann zu schieben. Er beugte sich nach vorne, presste die eigenen Lippen in den warmen Nacken, um die eigenen Geräusche etwas zu dämpfen, die von ihm kamen, während eine Hand sich vom Becken löste und sich fest auf Harrys Mund legte. So sehr ihm diese Laute gefielen, in einem Schloss, welches von Hormongesteuerten Teenagern belagert wurde, die gerne nachts durch die Gänge wanderten, konnten sie es sich beide nicht wirklich erlauben, derart laut zu sein.   Das leise Wimmern von Harry machte ihn nur noch mehr an, erst Recht weil ihm deutlich bewusst war, dass die Natur dieser Laute in dem lagen, was Harry gerade fühlte. Was er den Jungen fühlen ließ und diese Tatsche gab Snape eine derartige Befriedigung, dass er nicht einmal dann hätte aufhören können, wenn ihr Leben davon abgehangen hätte. Er konnte es einfach nicht und er wollte auch nicht. Wie meistens auch im nectere nahm er sich fordernd wonach es ihm verlangte und so war es vermutlich auch kein Wunder, dass sein Rhythmus schnell aus dem Takt geriet.   Er konnte fühlen, wie Harry mit einer Hand von der Wand abließ, aber noch bevor dieser selbst Hand anlegen konnte, grolle Snape leise gegen den Nacken des Jungen und schob seine noch freie Hand selbst hinab, wo er Harrys Hand ein weiteres Mal weg schlug, um selbst den Penis zu umschließen. Sein Becken zuckte ungeduldig vor und zurück, seine Hand massierte die heiße Erregung und schneller als ihm klar wurde wie nahe sie waren, spürte er wie Harry unter ihm kam. Snape selbst trieb sich einige weitere male tief in den jungen Mann, bevor er energisch die Lippen noch enger gegen Harrys Nacken drückte und damit weitestgehend den erstickten Laut unterdrückte, der ihm entfleuchte, als er endlich kam.   Sekunden standen beide schwer atmend an dieser Stelle und rührten sich nicht. Sie versuchten sich zu beruhigen, auch wenn es schwer für sie war. Letzten Endes war es Snape, der sich endlich zurück zog, das Kondom abstreifte und sich anschließend wieder richtete. Es brauchte nur ein leichtes Zucken mit seinem Zauberstab, damit das benutzte Kondom verschwand und Harry zumindest ansatzweise wieder anständig gekleidet war.   Dann schwiegen sie sich an.   Snape fühlte sich befreit, daran gab es nichts zu rütteln, er empfand das was geschehen war nun aber nicht so, als wenn es etwas zwischen ihnen verändert hätte. In diesem Moment fehlten ihm aber klar die passenden Worte, um seine Gedanken auch mitzuteilen. Irgendwie fühlte er sich, als wäre er gerade in Watte gepackt. Schließlich wendete er sich einfach ab und ließ Harry vollkommen ohne einen weiteren Kommentar stehen. Was er jetzt brauchte, war Zeit um die eigenen Gedanken zu sortieren, entsprechend froh war er auch, dass dieses Mal Harry seinen Verstand benutzte und nicht versuchte ihn aufzuhalten.     ***     Zufrieden ließ Harry sich in sein Bett sinken und blickte an die Decke. Was da gerade passiert war, war … Wahnsinn. Verrückt. Vollkommen dumm!  Natürlich war es dumm, aber gleichzeitig fühlte er sich einfach nur befreit. Er wollte noch immer mit Snape reden, die Dinge klären, aber er konnte nicht leugnen, dass es eine Menge der angestauten Energie von ihm genommen hatte, dass Severus ihn da einfach in die Nische gedrängt und ihn genommen hatte.   Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen, während Harry die Augen einen Moment schloss und sich anschließend auf den Bauch drehte.   Es war so herrlich gewesen, diese langen Finger auf seinem Körper zu fühlen. In den letzten Monaten hatte es durchaus Momente gegeben, wo Harry sich gefragt hatte, ob seine Eindrücke damals im Club Einbildung gewesen waren. Snape hatte sich ihm gegenüber derart abweisen verhalten, dass dieser Gedanke nicht einmal abwegig gewesen war. Aber jetzt … Severus Finger waren wieder genauso verlangend gewesen wie er es in Erinnerung hatte.   Harry hatte das zuvor noch nie erlebt. Niemand, nicht einmal Ginny hatte ihn mit simplen Berührung ein derartiges Gefühl vermitteln können. Snape begehrte ihn, ehrte seinen Körper, wollte ihn haben. Zweifeln konnte er da nicht einmal mehr.   Außerdem, nach dieser langen Zeit, in der er nur die eigene Hand zur Verfügung gehabt hatte, war es unglaublich gut gewesen, endlich wieder richtigen Sex zu haben. Er mochte es, wie Severus sich in ihm anfühlte, wie der lange Penis sein Innerstes reizte, wie der Mann kurz vor dem Orgasmus die Kontrolle verlor und sich schlicht nahm wonach es ihm verlangte. Harry konnte sich da ja auch nicht beklagen. Er kam ganz auf seine Kosten, dieses Mal war es auch keine Ausnahme gewesen.   Mit einem zufriedenen Seufzen richtete er sich wieder auf und begann damit, sich aus seinen Sachen zu schälen, um anschließend nackt ins Badezimmer zu verschwinden. In Gedanken noch bei den Minuten die er gerade verbracht hatte, stellte er das Wasser an und entspannte sich nur noch mehr, als das heiße Wasser endlich seinen Körper entlang rann. Er fühlte, wie sein Körper auf die Erinnerungen reagierte, die ihn so vollkommen ausfüllten, aber gerade war Harry mehr als zufrieden.   Ohne auf sein eigenes Glied zu achten, welches sich leicht verhärtet hatte, wusch er sich gründlich, stellte das Wasser ab und kuschelte sich unter seine Decke, nachdem er sich abgetrocknet hatte.   Noch wusste er nicht, was diese kleine Begegnung mit ihnen machen würde, was sich änderte, aber Harry wusste dennoch tief in sich, dass es keinen Weg zurück gab. Und er wollte es nicht, genauso wie er versuchen wollte wenigstens ein wenig Geduld zu zeigen. Früher oder später würde Severus mit ihm reden und jetzt, wo er das erste Mal Sex mit diesem gehabt hatte, ohne das Masken ihre Sinne benebelten, wusste er, dass er diesen Mann nicht wieder aufgeben wollte. Die Masken mochten geholfen haben, aber der Sex vorhin war genauso atemberaubend gewesen, wie all die Male zuvor im Club.   Entspannt und befriedigt schlief Harry schließlich ein.     ***     Severus warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, als er sich am nächsten Morgen fertig machte, um zum Frühstück zu kommen. Im Grunde sah er aus wie immer, irgendetwas war dennoch anders. Aber egal wie lange er sich auch anstarrte, er konnte beim besten Willen nichts entdecken, was sich verändert haben sollte. Entschlossen trat er von dem Spiegel zurück und verließ kurz darauf seine privaten Räume, um zum Frühstück zu kommen.   In der vergangenen Nacht hatte Severus sich keine wirklichen weiteren Gedanken gemacht, was sein Handeln zur Folge haben würde. Alles was er gefühlt hatte, war eine bleierne Zufriedenheit, die ihn nahezu sofort in einen sehr entspannten Schlaf verfrachtet hatte.   Snape leugnete es auch gar nicht, zumindest nicht sich selbst gegenüber. Er hatte Harry gewollt, genauso sehr wie er es immer im nectere getan hatte. Und in der letzten Nacht hatte er es bekommen. Er hatte auch wenig Ambitionen, nun darüber nachzudenken, was genau es zu bedeuten hatte, dass Harry ihn genauso gewollt hatte, auch ohne Masken. Denn das, da konnte er nichts leugnen, war mehr als offensichtlich gewesen, so wie dieser sich ihm entgegen bewegt hatte.   Letzten Endes spielte es aber wohl kaum eine Rolle. Er hatte sich abreagiert, Druck abgebaut und damit hatte sich diese Sache. Als er aufblickte, entdeckte er Harry. Ein Blick reichte und er wusste, dass sie da wohl ähnlich dachten. Harry nickte ihm zu, ehe er in der großen Halle verschwand und das war etwas, womit auch Severus leben konnte. So straffte er sich noch einmal, ehe er Potter folgte und den Weg zwischen den Haustischen entlang marschierte, um sich kurz darauf auf seinen Platz nieder zu lassen.     ***     Minerva McGonagall blickte auf, als die Tür sich öffnete und ein leises Raunen durch die Schüler ging. Harry schritt durch die Reihen und Minerva konnte nicht verhindern, dass eine ihrer Augenbrauen sich leicht nach oben zog.   Trotz all der Jahre die vergangen waren, war es nicht unnatürlich, dass die Schüler reagierten, wenn der Auserwählte der Zauberwelt sich zeigte. Es war nicht mehr so schlimm wie direkt nach dem Krieg und im Laufe der Jahre würde es wohl ganz verschwinden. Was sie nun so irritierte, war der lässige Gang des Jungen. Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen, als er sich an seinem Platz nieder ließ und allen einen guten Morgen wünschte.   Harry war nun ganz gewiss kein Griesgram, wie ein gewisser Jemand, den Minerva sehr gut kannte. Diese nahezu lockere Art war allerdings auch etwas Neues.   Sie wollte den Kopf schütteln und den Blick abwenden, als sie eine Bewegung wahrnahm, die sie kannte. Wenn man vom Teufel sprach! Aber als sie zu Severus schaute, konnte sie nicht verhindern, dass sich ihr Mund leicht öffnete und sie nur sprachlos auf ihren Kollegen blicken konnte.   Unweigerlich fühlte sich an jene Zeit erinnert, als Severus das Schloss regelmäßig verlassen hatte.   Es war nicht so, dass der Blick des Mannes viel her gab. Noch immer blickte er finster vor sich hin, strafte jeden, der es wagte auch nur in seine Richtung zu blicken. Aber da war auch etwas anderes. Severus war entspannt, auf eine Art und Weise, die seine ganze Ausstrahlung vollkommen veränderte. Erneut wendete sie den Blick Harry zu, schaute ihn fassungslos an, wie er Snape einen Moment musterte, bevor er seinen Blick mit einem weiteren Lächeln auf seinen Teller sinken ließ.   In ihrem Kopf ratterte es. Sie wusste einfach, dass etwas passiert war, was endlich die Dinge ins rechte Lot gerückt hatte. Was war vollkommen egal. Es spielte keine Rolle was genau die beiden trieben, es tat ihnen offensichtlich gut. Und nur das zählte doch. Mit einem spitzbübischen Lächeln widmete auch sie sich ihrem Essen.   Diese Mahlzeit bereitete ihr wirklich Freude, so sehr, dass ihre Kollegen ihr immer wieder verwirrte Blicke zu warfen. Aber das war nicht wichtig. Ganz und gar nicht. Sie wartete, bis die Schüler begannen aus der Halle zu strömen, ehe auch sie sich erhob.   „Meine Herren!“, verkündete sie dann laut genug, dass Harry und Severus sie hören konnten. „Ich freue mich, dass Sie ihre Differenzen beseitigt haben. Ich hoffe, dass Sie weiterhin tun, was auch immer sie getan haben!“, verkündete sie, ehe sie verschmitzt lächelnd aus der halle verschwand.   Endlich konnte Frieden einkehren. Sie hoffte nur, dass ihre beiden Sturköpfe es nicht wieder versauten. Wenn doch, würde sie wirklich andere Seiten aufziehen!     ***     Harry lachte leise, als Minerva aus dem Raum verschwunden war und warf Snape einen amüsierten Blick zu, der ziemlich verstört zur Tür blickte. Diese Frau war wirklich … nun, so genau wusste er auch nicht, was er dazu noch sagen sollte. „Du hast sie gehört!“, sagte er schließlich, bewegte sich auf Snape zu und blieb einen Moment neben ihm stehen. „Sie hat uns die Erlaubnis gegeben, nachts in den Fluren das zu treiben, weswegen wir eigentlich auf Patrouille gehen!“, wisperte er so, dass nur Snape ihn hören konnte.   Dann setzet er sich erneut in Bewegung und folgte den anderen, die bereits die große Halle verlassen hatte, um zu seinem ersten Unterricht zu gelangen. Auch als er dort angelangt war, konnte er die amüsierte Stimmung, die von ihm Besitz ergriffen hatte, nicht wirklich abstellen oder gar unterdrücken.   Es war einfach lustig. Minerva hatte einen scharfen Sinn, aber sie hatte keine Ahnung, was genau sie ihnen da aufgetragen hatte. Im Grunde war es ja auch besser so, denn Harry bezweifelte, dass sie es gut finden würde herauszubekommen, dass zwei Lehrer von Hogwarts Sex in den Gängen hatten. Nein, das war etwas, was eindeutig zwischen ihm und Severus bleiben würde.   Womit er wieder einmal beim Thema war. Als er am Morgen aufgestanden war, hatte sich an seinem entspannten Zustand nichts verändert. Ganz im Gegenteil. Es war ihm blendend gegangen, auch wenn er sich bewusst gemacht hatte, dass Snape vermutlich erneut so abweisend sein würde, wie all die Tage zuvor auch. Mittlerweile war ihm ja auch bewusst, dass der Mann kaum anders konnte, so anstrengend es die meiste Zeit auch sein mochte. Aber das machte nichts.   In dem Moment wo er Snape angesehen hatte, war ihm bewusst geworden, dass es keine Rolle spielte, wie sehr dieser um sich biss. Harry hatte die Bestätigung bekommen, die er benötigt hatte. Er war mit seinen seltsamen Empfindungen nicht alleine und nach der vergangenen Nacht war ihm sehr bewusst, dass dieses Empfinden nichts falsches war.   Irgendetwas war da zwischen ihnen, sie konnten sich wehren, es leugnen, aber es würde nichts ungeschehen machen. Sie mussten nur sehen wie sie es in den Griff bekamen und Harry wollte es nach wie vor versuchen. Es war zwar schwer sich zurück zu halten, aber eine Weile würde er das schon hinbekommen.   Eine seiner Schüler meldete sich und so verscheuchte er die Gedanken, die eindeutig nichts in seinem Unterricht zu suchen hatten, um sich um den Jungen zu kümmern. Dass kurz darauf eine Diskussion mit dem größten Teil der Klasse entstand machte es ihm nur noch leichter und wieder einmal spürte er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er hatte Spaß am Unterrichten und dass man sogar begrüßte, wie er dieses tat, war ein Bonus, den er nicht aufgeben wollte.     ***     Die nächsten Tage auf Hogwarts waren durchaus etwas Besonderes. Die Spannung die vor den Ferien noch geherrscht hatte, war wie mit einem Schlag verschwunden. Besser noch, Snape war entspannter und Potter schien ebenfalls gelöster zu sein.   Natürlich brodelte die Gerüchteküche unter den Schülern. Davon, dass Minerva die beide verhext hatte, bis dazu, dass einer von beiden dem anderen einen Fluch an den Hals gehetzt hatte, war so ziemlich alles dabei. Die Schüler wisperten und rätselten in Gruppen, auch wenn jedes Gespräch sofort verstummte, wenn einer von ihnen sich auch nur ansatzweise näherte. Beide nahmen das mit Belustigung auf, denn es fühlte kaum ein Weg daran vorbei, dass sie dennoch etwas von dem mitbekamen, was man annahm.   „Miss Cork, wenn Sie lieber erörtern wollen, ob Schulleiter Snape eine Kopfverletzung hat und deswegen netter geworden ist, können Sie gerne vor die Tür gehen und ihr Pergament vorher auf meinen Schreibtisch legen!“, mahnte Harry in einer Stunde, sich durchaus darüber amüsierend, wie die Drittklässlerin errötete, aber sofort das Wispern einstellte. Mehr hatte Harry nicht erreichen wollen.   Snape reagierte kaum anders, auch wenn seine Kommentare bei weitem schneidender waren. Zum Wohlbefinden aller ließ er seine Launen aber nicht mehr an Harry aus.   Es dauerte ziemlich genau zwei Wochen, bis sie ein weiteres Mal sich nachts auf den Fluren trafen. Es war einfach, als wenn etwas sie in die richtige Richtung zog, damit sie unweigerlich aufeinander treffen würden. Nicht, dass es Harry störte. Weitaus forscher wie zuvor, blickte er den Mann einfach nur an, ehe er leise schnaubte und von sich aus den Abstand überbrückte. Snape wehrte sich nicht dagegen, als Harry sich an ihn drückte, er versteifte sich lediglich, doch der junge Zauberer brauchte nur wenige Sekunden, bis Snape ihn erneut in eine abgelegene Ecke dirigierte und ihr Spiel vom neuen begann.   Sie wussten beide, dass sie einander wollten und auch wenn sie nahezu gar nicht miteinander sprachen, tat es einfach gut wenigstens den sexuellen Teil wieder zu bekommen. Und wie auch in der ersten Nacht, hinterließen ihre Aktivitäten nichts weiter als Zufriedenheit.   Im Laufe der nächsten drei Monate entwickelte sich daraus irgendwie eine Routine. Alle paar Tage trafen sie sich, Harry war genauso bewusst wie Snape, dass sie automatisch die Gänge ansteuerten, auf denen eher nicht mit Schülern zu rechnen war, wo sie aber dennoch davon ausgehen konnten, den jeweils anderen zu treffen.   Er konnte aber auch nicht leugnen, dass ihm etwas fehlte. Der Sex war gut, sehr gut sogar, denn auch nach dieser Zeit hatte Snape nicht aufgehört, ihn wie in der ersten Nacht zu berühren. Aber sie sprachen noch immer nicht. Was sie teilten war eine rein sexuelle Beziehung und ihm wurde mehr und mehr klar, dass ihm dieses nicht wirklich reichte. Was ihm fehlte, war der schneidende Humor, die gleichen Ansichten, die sie teilten. Was er vermisste, waren die Gespräche, die sie früher geteilt hatten.   Hogwarts hatte sich in den letzten Monaten gewandelt. Der Schnee war gewichen und die Blumen standen bereits in voller Blüte. Die Temperaturen waren gestiegen und damit war es auch irgendwie schwieriger geworden, unbeobachtete Flecken zu erwischen. Mit dem Beginn des Frühlings, schienen auch die Schüler wieder aktiver darin geworden zu sein, die Regeln zu brechen. Etwas, was in zweierlei Hinsicht negativ für sie war. Zum einem mussten sie aufpassen, dass wirklich niemand in der Nähe war, zum anderen kam es gehäuft vor, dass sie, anstatt sich zu amüsieren. Schüler strafen mussten. Das frustrierte sie beide, wie Harry sich bewusst war. Denn in diesen Momenten war auch Snape fast wieder der alte, der um sich biss und jedem das Gefühl gab minderwertig zu sein.   Und nachdem sie es in drei Wochen kein einziges Mal geschafft hatten, sich nahe zu kommen, reichte es dem jungen Mann einfach. Angesäuert suchte er nach Snape und als er diesen gefunden hatte, zog er ihn einfach mit sich mit. „Potter, was?“, protestierte diese, aber Harry schüttelte nur mit dem Kopf. „Komm mit und lass die Schüler Mist bauen. Darum können wir uns später kümmern!“, bestimmte er einfach und zog Snape mit in seine eigene Unterkunft. Er meinte es ernst, er hatte lange genug gewartet!     ***     Snape erging es nicht unbedingt besser. Er war frustriert über den Mangel an Gelegenheiten, den sie in den letzten Wochen gehabt hatten. Ständig kam ihnen jemand dazwischen und so langsam reichte es einfach. Er genoss die sexuelle Beziehung die sie führten, erst recht weil Harry endlich gelernt hatte den Mund zu halten. Nicht, dass genau das ihn nicht hier und da genauso nervte. Aber darum ging es nicht. Was er wollte war ihnen beiden klar und dass sie es nicht bekamen war schlicht etwas, was er nicht wirklich gewillt war zu akzeptieren. Dieses Mal und das war ihm wichtig, hielt er immerhin die Zügel in die Hand. Wenn er nicht wollen würde, würde er es beenden, das war einfach eine Tatsache!   Womit er nun aber nicht gerechnet hatte war, dass Harry ihn einfach mit in seine Unterkunft zerrte. Ein Teil von ihm war das nicht recht, das hier überschritt die nüchterne Distanz, die sie trotz allem gewahrt hatten. Sex in den Unterkünften von ihnen war weitaus intimer, als es in den Gängen sein konnte. Trotzdem kribbelte es ihm irgendwie in den Fingern.   Das letzte Mal, wo er sich wirklich Zeit gelassen hatte, war viel zu lange her. Sein Verlangen danach, Harry anzufassen, bis dieser Wachs in seinen Händen wurde, war enorm. Er wollte sich fallen lassen und sich alles nehmen wonach es ihm gerade stand. Etwas was nur ging, wenn sie abgeschottet von allen anderen waren. Wie eben in diesen Räumen.   Snape ließ den Blick etwas wandern. Er hatte sich nie wirklich hier umgesehen. Harrys Räume waren sauber und überall stapelten sich Bücher. Viele erkannte er auch ohne ihren Buchrücken genau zu studieren. Bände über die verschiedenen Arten der Magie. Dazu kamen Rollen um Rollen an beschriebenem Pergament.   Snape musste gestehen, dass er ehrlich erstaunt war. Er hatte Harry nicht wirklich zugetraut, sich derart intensiv damit auseinander zu setzten, wie er es scheinbar tat. Aber nun wo er es sah, musste er sich eingestehen, dass ihm das gefiel. „Woran denkst du?“, riss ihn eine leise Stimme aus seinen Gedanken und Snape scheuchte die vorherigen Gedanken von sich, ehe er wieder zu Harry schaute, der nur wenige Zentimeter vor ihm stand. „Ich bin … erstaunt!“, gab er zu, setzte sich in Bewegung und überbrückte damit den Abstand, der sie trennte.   Verlangend schob er den Pullover des anderen Mannes nach oben, während er begann, ihn in Richtung des Schlafzimmers zu dirigieren. Snape war sich wirklich nicht sicher, ob sie hier das Richtige taten, aber wenn er ehrlich war, wollte er egoistisch sein und sich einfach nehmen, was er haben wollte. Zu lange hatte er das nicht gekonnt und auch wenn das Gefühl in ihm in den letzten Monaten unausgeglichen geworden war, so wusste er dennoch, dass Harry ihn anmachte und er dieses nicht wirklich aufgeben wollte.   Als sie in dem Schlafzimmer ankamen, drückte er den Jungen auf das Bett, straffte sich selbst und knöpfte sein Oberteil auf. Ein Schauer jagte ihm über den Rücken, als er den Blick auffing, mit dem Harry ihn regelrecht auszog. Es war angenehm und es nahm zum Teil die Unsicherheit von ihm, dass Harry ein Spiel spielte. Natürlich wusste er bereits, dass es nicht so war, aber es war dennoch etwas anderes es irgendwo zu wissen, oder es in einem Blick zu sehen, der eindeutig Verlangen ausdrückte.   Nur am Rande registrierte er, dass es dieses Mal sogar hell war. Etwas, was sie von ihren bisherigen nächtlichen Abenteuern nicht wirklich behaupten konnten. Aber selbst das gefiel ihm. „Zieh dich aus!“, verlangte er dann auch und streifte sich das Hemd ab, um gleich darauf sich an seiner Hose zu schaffen zu machen. Flinke Finger verdrängten ihn und ein weiteres Mal konnte Severus diesen verlangenden Blick genießen, den Harry ihm schenkte. Irgendetwas in ihm fühlte sich an, als wenn es sich löste. Ein Knoten, von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass dieser existierte.   Aber selbst das war nicht mehr von Bedeutung.   Wie ein aufeinander eingestimmtes Triebwerk, schälte Harry ihn aus seiner restlichen Kleidung, ehe Severus dieses auch bei Harry tat. Sie brauchten keine Worte, als sie sich anschließend auf dem großen, einladenden Bett nieder ließen. Sie mussten gar nicht mehr reden, wenn man von den leisen Lauten einmal absah, die entstanden, als Snape endlich wieder seinem Verlangen nachging, Harrys Körper mit seinen Fingern nachzufahren.   Er liebte das. Harry hatte einen guten Körper und wenn dieser sich seinen Fingern entgegen bog, erfüllte ihn das mit einer Genugtuung, die er nur selten verspüren durfte. Harry mochte es offensichtlich genauso von ihm so berührt zu werden, wie er es genoss diesen immer wieder so anzufassen. Sie harmonierten, auch wenn ihre Beweggründe da wohl nicht die gleichen waren. Aber auch das war vollkommen zweitrangig.   Schweigend begaben sie sich in einen sinnlichen Tanz. Sie berührten einander, seufzten leise auf, als etwas sich gut anfühlte, schauten sich an, unfähig wirklich den Blick abzuwenden.   Und auch als Snape sich letzten Endes in die mittlerweile vertraute Enge schob, wendeten sie den Blick nicht ab. Im Einklang bewegten sie sich zu einer Melodie, die niemand hören konnte, die sie dennoch anleitete. Ein sinnliches Fest, das sie voran trieb, ihnen Laute entlockte, die niemand außer ihnen wirklich zu hören bekam.   Und als sie letzten Endes gemeinsam in einem Taumel an Emotionen gemeinsam zerflossen, schien die Welt vollkommen still zu stehen. Es war vollkommen natürlich, dass sie sich schweigend auf die Seite drehten, nachdem ihr Atem sich endlich weit genug beruhigt hatte, genauso wie es nur natürlich war das Licht zu löschen und keinen Gedanken daran zu verschwenden, was genau sie taten.   In diesem Moment gab es nur sie beide, nur das was sie teilten und das Gefühl, das sie verband, dass es schon lange nicht mehr reichte. Sie wollten mehr, auch wenn sie beide nicht in der Lage waren, dieses Empfinden in Worte zu packen. Vielleicht lag es an ihrer Vergangenheit, vielleicht an etwas anderem. Letzten Endes spielte aber auch dieses keine Rolle mehr, als sie langsam in den Schlaf drifteten, den sie nun beide eindeutig brauchten. 13 a new step ------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   13 a new step   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Die gemeinsam verbrachte Nacht war ohne Zweifel angenehm gewesen. Severus hatte sich am Morgen noch immer entspannt gefühlt, auch wenn sie kaum noch ein Wort gewechselt hatten und er sich kurz darauf wieder auf den Weg zurück in sein eigenes Reich gemacht hatte. Dennoch, keiner von ihnen konnte wohl leugnen, dass es ein angenehmes Gefühl gewesen war, nach dem guten Sex den sie geteilt hatten, am Morgen neben dem Anderen aufgewacht zu sein. Zum ersten Mal seit langem – oder vermutlich zum allerersten Mal in seinem Leben – fand  Snape nicht die Energie, um das angenehme Gefühl, welches ihn durchflutete, nieder zu ringen, um das Bild aufrecht zu halten, welches er nahezu sein ganzes Leben seiner Außenwelt präsentierte.   Irgendwie war da etwas in ihm in dieser Nacht geschmolzen. Er fühlte sich nicht einmal mehr so frustriert und unzufrieden wie er es eindeutig zu lange gewohnt gewesen war. Was er allerdings damit anfangen sollte, war ihm auch nicht wirklich bewusst. Es war einfach zu neu für ihn und sich da anzupassen fiel ihm eindeutig nicht gerade leicht.   Der März verging und der April brachte neben einem unstabilen Wetter auch eine Routine mit sich, die Snape nicht mehr missen wollte. Der Kern ihrer Treffen hatte sich eindeutig verändert, es ging nach wie vor um Sex, aber eben irgendwie nicht mehr nur ausschließlich. Sie trafen sich immerhin nicht mehr in den Gängen, sondern vorzugsweise bei Harry, der ihm jedes Mal aufs Neue zeigte, dass er sich darüber durchaus freute. Es war kaum zu glauben, dass es schon beinahe ein Jahr her war, dass sie sich an die Kehle gegangen waren.   Sein Blick huschte zur Seite und musterte den jungen Potter, der sich angeregt mit einem seiner Kollegen unterhielt, während sein Essen langsam kalt wurde. Severus konnte irgendwie nur noch schwer verstehen, wie er in all den Jahren nichts weiter als James in Harry hatte sehen können. Sicher, die Ähnlichkeit war nach wie vor vorhanden, aber mittlerweile kannte er genug Facetten an dem jungen Mann, dass er ihn nur noch schwer mit dessen Vater auf eine Stufe stellen konnte.   Er wusste, dass Harry nicht gut hieß, was sein Vater damals getan hatte. Genauso hatte er herausgefunden, dass Harry den Wunsch hatte, mehr über seine Mutter zu erfahren, wo alle scheinbar nur James wirklich in ihren Erinnerungen zu tragen schienen. Was so nicht ganz stimmte, aber selbst Severus wusste, dass man über Lily nur wenig sagte, außer dass sie eine großartige Hexe gewesen war. Und das stimmte. Aber wie Lily sonst gewesen war, darüber sprach im Grunde niemand.   Mit einem leichten Kopfschütteln wendete er den Blick ab und stocherte lustlos in seinem Essen herum. Seit der Kern ihrer Treffen sich verändert hatte, wusste er nicht mehr so wirklich, was er mit dem was er empfand anfangen sollte. Ein Teil von ihm warnte ihn nach wie vor, sich auf nichts einzulassen. Die Gefahren sich erneut in Fesseln legen zu lassen waren eben nach wie vor vorhanden. Ein weiterer Teil konnte aber kaum leugnen, dass er die Gesellschaft von Harry genoss, auch wenn sie nur wenig miteinander sprachen.   Er fragte sich auch nach wie vor, warum Harry ausgerechnet an ihm interessiert war. Das war etwas, was ihn ebenfalls schon ein ganzes Leben begleitet hatte. Er war alles andere als der schönste Fisch im Teich. Sein Äußeres war abstoßend und sein Charakter alles andere als liebenswert. Er konnte aber auch kaum aus seine Haut und es nagte einfach an ihm, was ein junger, lebenslustiger Mann wie Harry an ihm sah. Seine alten Gewohnheiten mischten sich da zu schnell ein, redeten ihm ein, dass Harry nichts ernstes meinen konnte, auch wenn sein Verstand scharf genug war ihm immer wieder genervt klar zu machen, dass kein Mensch so lange Zeit eine Scharade aufführen konnte, wenn dieser wirklich keine Interessen an ihm hegte.   Es war anstrengend und oft genug Kern dessen, was seine schlechte Laune in den letzten Tagen ausgemacht hatte. Dieses ewige Für und Wieder war einfach nervenaufreibend und Severus würde im Augenblick sehr viel dafür geben, wenn er diese penetranten und gegensätzlichen Gedanken zumindest für eine Weile abstellen könnte. Denn ganz gleich wie lange er auch darüber nachdachte, eine Antwort würde er dadurch auch nicht bekommen und Harry zu fragen stand außer Frage. Er konnte es einfach nicht.   „Du denkst zu viel nach, Severus Snape!“, hörte er eine Stimme neben sich. Überrascht hob er ein weiteres Mal den Kopf, um Minerva anzublicken, die ihn mit einer Mischung aus Belustigung und ernsten Interesse musterte. Sie war noch so ein Teil dessen, was ihn schlichtweg überforderte. Nachdem sie ihn und Harry ans Schloss gefesselt hatte, war ihr Verhältnis irgendwie seltsam geworden. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was ihre Intentionen waren. Schon der Zauber, den sie ihnen aufgelastet hatte, war irgendwie seltsam. Im Grunde hatte sie nur dafür gesorgt, dass sie Zeit zusammen verbringen mussten, denn sonst hätten sie nicht einmal essen können. Er fragte sich einfach, was sie sich dachte. Minerva zu durchschauen war schlichtweg unmöglich und das wurmte ihn. Er hatte fast sein ganzes Leben an der Seite des dunklen Lord verbracht und nie war es ihm so schwer gefallen jemanden zu verstehen wie es bei Minerva der Fall war.   Die alte Hexe seufzte leise. „Warum redest du nicht einfach mit ihm, anstatt das zu tun, was ihr jede Nacht treibt?“, fragte sie schließlich nach. Ihr Blick war musternd und dennoch fühlte Snape das heiße Gefühl, das sich an  seinem Nacken hoch zu den Ohren ausbreitete. Minerva lachte leise. „Glaubst du wirklich es bleibt unentdeckt, wenn du nahezu jede Nacht in Harrys Quartier verschwindest und erst am Morgen wieder raus kommst?“, fragte sie leise, beinahe sanft.   Severus wusste nicht was er dazu sagen sollte. Wenn er ehrlich war, hatte er sich kaum Gedanken darüber gemacht. Er war nachlässig geworden, ein derartiger Fehler wäre ihm damals nicht passiert. Was sicherlich nicht verwunderlich war, denn ihm war sehr bewusst, dass Fehler sein Leben hätten kosten können.   Er fühlte die Hand, die sich auf seine legte. „Warum sollte Harry jede Nacht mit dir verbringen, wenn sein Interesse unehrlich wäre?“, fragte sie nach, drückte seine Finger kurz, ehe die Hand zurück zog. Keine Sekunde zu spät, der Impuls sich dieser Berührung zu entziehen war übermächtig geworden. „Es wird an der Zeit, dass auch du die Vergangenheit hinter dir lässt, Severus. Es ist an der Zeit!“, fügte sie hinzu, ehe sie sich abwendete und sich anderweitig beschäftigte.   Die Vergangenheit hinter sich lassen.   Snape wusste nicht, ob er das konnte. Er wusste nicht einmal wo genau seine Vergangenheit begonnen hatte, was davon er hinter sich lassen sollte. Seine Kindheit, die nie sehr rosig gewesen war? Die Jahre mit seinem Vater, die ihn mehr geprägt hatten als er bereit war zu zugeben? Der Verlust seiner Mutter? Oder doch eher die Freundschaft mit Lily, der ersten Liebe die er noch immer in seinem Herzen trug, die nie erfüllt worden war und letzten Endes sogar die Freundschaft zerbrochen war, die für Jahre der einzige Lichtblick in seinem Leben dargestellt hatte. Vielleicht war es aber auch nur der Moment der Schwäche, den der dunkle Lord genutzt hatte, um ihn auf seine Seite zu ziehen. Dieser Mensch hatte immer gewusst welche Worte er nutzen musste um alle für sich zu gewinnen. Oder viele, bei ihm zumindest hatte es funktioniert.   Die Gedanken abschüttelnd verbrachte er das restliche Essen schweigend und erhob sich schließlich, um zurück in seine eigenen Räume zu kommen. Weg von all dem Trubel, den er derzeit einfach nicht gebrauchen konnte. Weit kam er allerdings nicht. Schnell hatte Harry ihn eingeholt, stand neben ihm und blickte ihn mit einem Mix aus Sorge und Interesse an. „Du hast kaum gegessen!“, stellte er fest. „Ist alles in Ordnung?“, folgte keinen Atemzug später.   Tief in seinem Inneren fühlte Snape das leichte Flattern, während er nickte. Er schaffte es nicht einmal Worte zu formen, um den jungen Mann vor ihm in die Schranken zu weisen. Wortlos löste er sich und sah zu, dass er endlich verschwand. Er brauchte die Abgeschiedenheit seiner eigenen Räume, viel zu viele Dinge geisterten ihm im Kopf herum, die er kaum erfassen und somit auch kaum verarbeiten konnte.   ***   Besorgt blickte Harry Snape hinterher, ehe er sich zusammen raufte und sich auf den Weg zu seiner ersten Stunde machte. Er mochte Snape, daran gab es keinen Zweifel und seit sie die Nächte zusammen verbrachten, fand er mehr und mehr Gründe, die dieses Gefühl untermauerten. Ihm entging aber auch nicht, dass Severus selbst sich begann zurück zu ziehen und er sah deutlich, dass irgendetwas an dem Mann nagte. Was genau es war konnte er zwar nicht sagen, aber im Grunde spielte es auch nur nebensächlich eine Rolle. Wichtiger war einfach, dass etwas da war und dass es sie irgendwie wieder in eine falsche Richtung lenkte.   Auf der anderen Seite waren da ihre Nächte. Noch immer berührte Snape ihn, als wäre er das kostbarste was er je vor sich gehabt hatte. Wenn sie so zusammen waren, konnte Harry in den dunklen Augen die Lust und das Verlangen sehen, es sorgte jedes Mal dafür, dass ein angenehmer Schauer über seinen Rücken rollte, ihn regelrecht überschwemmte, bis er selbst nichts anderes mehr tun konnte, als in diesen Augen, den Berührungen vollkommen zu ertrinken.   Wenn sie schließlich sich vereinten, war es wie ein sinnlicher Tanz. Snape war fordernd im Bett, aber nie dachte er nur an sich. Es kam vor, dass Harry hingehalten wurde und ihm war absolut bewusst, dass Snape dabei nur an sich selbst dachte. Aber nie endete es damit. Letzten Endes kam auch er immer auf seine Kosten und Harry genoss jeden Moment, den er bekommen konnte.   Was allerdings sehr prägend war, waren die Nächte für sich. Wenn sie erschöpft nebeneinander lagen, war eine Distanz nicht zu leugnen. Aber sobald sie dabei waren weg zu schlummern, rückte Snape näher und ließ ihn meistens die ganze Nacht nicht mehr los. Harry spürte einfach, dass all diese kleinen Fragmente ein Bild ergaben, nur leider konnte er es nach wie vor nicht zusammensetzen.   Was daran lag, dass ihre Gespräche nicht so unbefangen waren, wie am Anfang.   „Schlagt eure Bücher auf Seite 225 auf und sucht euch aus der Liste der Heilzauber zwei aus. Erläutert Stichpunktartig ihre Wirkweise und erörtert auf die gleiche Weise, warum der ausgesuchte Zauber zur dunklen Magie gehört. Lasst dabei nicht außer Acht, wo man die Grenze zwischen Nutzen und Schaden ziehen sollte. Ich will eure ehrliche Meinung lesen, keinen Schultext!“, trug er den Siebtklässlern auf und setzte sich auf seinen Stuhl. „Ihr könnt in kleinen Gruppen arbeiten, haltet aber eure Lautstärke etwas zurück! Ihr habt eine Stunde.“, fügte er noch hinzu, bevor er sich dem Buch widmete, welches er vor einigen Tagen geschickt bekommen hatte.   Harry genoss diese Stunden, in denen er eine Aufgabe vor gab, die Schüler daran arbeiten ließ, ehe sie ihre Ergebnisse zusammen trugen. Nicht selten entbrannten danach hitzige Diskussionen, die kaum in die restliche Zeit passten. Was ihm aber am Besten gefiel war eindeutig, dass seine Schüler begonnen hatten nicht mehr in einem starren Raster zu denken. Es gab nicht nur schwarz und weiß und er selbst hatte diese Lektion ebenfalls lernen müssen. Wenn er an sich selbst dachte, in seiner eigenen Schulzeit, war er nicht anders gewesen. Jede dunkle Magie war böse gewesen, Snape war böse gewesen. Daran hatte man bei ihm kaum etwas ändern können. Er war naiv gewesen, heute jedoch sah es etwas anders aus. Er hatte gelernt und das in vielerlei Hinsicht.   Seufzend markierte er einen Absatz, notierte eigene Gedanken dazu. Snape war böse… das war einer der Dinge, die er heute nicht mehr verstehen konnte. Sicher, der Mann war kein Engel, daran gab es nichts zu rütteln. Es hatte Momente gegeben, wo er begonnen hatte zu verstehen, dass man die Welt nicht einfach in zwei Seiten teilen konnte. Aber irgendwie war er zu stur gewesen, um dieses auch ernst zu nehmen. Vielleicht waren auch die weiteren Ereignisse Schuld daran. Gerade wenn es um Snape ging, war ihre Vergangenheit alles andere als rosig. Severus hatte ihm das Leben zur Hölle gemacht, auch wenn er ihm oft genug geholfen hatte.   Harry verstand es zum Teil, ein anderer Teil wusste aber nach wie vor viel zu wenig von dem Mann, um sich ein wirkliches Bild machen zu können. Sicher, er kannte dessen Erinnerungen, die durchaus sehr Aussagekräftig waren. Aber er wusste nicht wie es tief in diesem aussah. Und das war eines der Probleme.   Er konnte nicht leugnen, dass er die gemeinsamen Stunden genoss. Aber irgendwie war es auch nichts ganzes. Wobei Harry nicht wusste was genau er eigentlich wollte. Wie sollte er auch, wenn Severus ihn regelrecht am ausgestreckten Arm verhungern ließ? Wie sollte er sich über seine eigenen Gefühle klar werden, wie sollte er herausfinden was genau er wollte, wenn er keine Gelegenheit bekam alle Seiten kennen zu lernen? Er wusste es nicht und es trieb ihn in den Wahnsinn.   Er mochte Severus. Sehr sogar. Ob es Liebe war, konnte er dabei nicht einmal sagen, Zuneigung war aber eindeutig da. Auch wenn dieses Empfinden noch größtenteils aus der Zeit stammte, als Masken ihr Ich verschleiert hatte. Zu der Zeit hatten sie geredet. Sehr viel sogar. Severus besaß einen ziemlich derbern Humor, den Harry genossen hatte. Außerdem hatten sie in vielen Dingen eine ähnliche Ansicht. Sie dachten bei vielen Dingen einfach sehr gleich. Sie hatten ähnliches erlebt, Verluste erlitten, dunkle Stunden gesehen und dennoch irgendwie nicht aufgegeben.   Harry wusste das einfach. Snape mochte bissig sein und er leugnete auch nicht, dass dieser nicht gerade die Schönheit in Person war. Dennoch fühlte Harry sich mehr zu ihm hingezogen, wie zu irgendeinem anderen Mann sonst. Snape besaß eine Schönheit, die man mit dem Auge nicht erfassen konnte. Sie lag in dem Blick, den dieser ihm schenkte, wann immer sie sich nahe kamen. Sie lag in den Gesten, die grausam sein konnten und dennoch unglaublich zärtlich. Harry ahnte, dass es eher Snapes Charakter war, der ihn anzog.   Natürlich war dieser nicht unbedingt toll, aber er wusste genauso, dass das was die meisten sahen, eine Fassade war. Eine Maske die Severus vor vielen Jahren angelegt hatte und bis heute nicht wieder ablegen wollte. Er hingegen hatte hinter die Maske blicken können und alles was er dort sehen konnte war ein Mensch, der durch die Hölle gegangen war und dennoch er selbst geblieben war. Severus war ehrlich, auf eine Art, die viele nicht einmal erreichen konnten, wenn sie alles andere dafür aufgaben. Und diese Ehrlichkeit, mit all ihren Tiefen, zog Harry mehr und mehr an.   Als die Zeit abgelaufen war, verdrängte Harry seine Gedanken, stand auf und ließ sich auf die Diskussion ein, die die Klasse startete. Er hielt sich weitestgehend heraus, streute lediglich hier und da Kommentare ein, oder hinterfragte die eine oder andere Ansicht. Er liebte das, es machte ihm Spaß und wie zuvor wurde ihm wieder einmal bewusst, wie sehr er es genoss, diesen jungen Hexen und Zauberern zu zuhören, wie sie ihm deutlich machten, wie viel sich in den letzten Jahren verändert hatte.   Als die Stunde schließlich endete, bedauerte er beinahe schon, dass sie nicht mehr Zeit hatten, auch weil es etwas schwierig war, die hitzigen Diskussionen zu beenden. Er musste leise bei dem Gedanken Lachen, dass er sich früher wohl nie hätte vorstellen können, länger in einer Stunde zu bleiben, als es unbedingt notwendig war. Nun, bis auf mit einer Ausnahme. Dennoch scheuchte er seine Schüler aus dem Raum, um die nächste Stunde vorbereiten zu können. Beim nächsten Mal würden sie einfach dort weiter machen, wo sie dieses Mal unterbrochen worden waren.   ***   Es dauerte allerdings bis zum Wochenende, bis Harry es nicht mehr aushielt, Snape zu sehen, wie er im Augenblick war. Es war offensichtlich, dass der Mann tief in Gedanken steckte und Harry fragte sich, was in diesem vor ging. Auf seltsame Weise wollte er Teil daran haben, denn er konnte sich sehr wohl denken, dass er ein Grund dafür war, so oft wie Snape ihm einen undefinierbaren Blick zu warf. Es machte Harry halb Wahnsinnig und es war auch nicht besser damit geworden, dass er Hermine von dem aktuellen Stand in Kenntnis gesetzt hatte und sie um Hilfe gebeten hatte.   Hermine hatte eindeutig einige gute Ansätze, aber Harry wusste eben nicht, ob sie dem entsprachen, was gerade ihr Problem war. Natürlich konnte er sich denken, dass es Severus nicht leicht fiel aus seinen alten Mustern auszubrechen, aber solange er nicht wusste was genau den Mann so beschäftigte, konnte er kaum dessen Bedenken zerstreuen und damit konnten sie auch nicht die nächste Stufe erreichen.   Und genau das war das Problem. Harry wollte weiter gehen. Es reichte ihm nicht mehr sich nahezu jede Nacht zu sehen. Er wollte nicht nur Sex haben, er wollte genauso mit Severus reden, mehr Zeit mit ihm verbringen, ihn richtig kennen lernen. Womit er wohl seine Antwort auf die ursprüngliche Frage schon einmal gefunden hatte. Als alles begonnen hatte, hatte Hermine ihn ja gefragt was genau er wollte. Sex der ihm gefiel, oder eben mehr. Und die Antwort war eindeutig mehr. Was vermutlich in die Richtung Beziehung ging, auch wenn Harry noch keinen Plan hatte, welche Art Beziehung er genau wollte.   Wie sollte er selbst auch diese Antwort finden, wenn er keine Ahnung hatte was Severus selbst wollte? Aber im Grunde war ihm im Augenblick auch wichtiger, dass er endlich ein Teil dessen wurde, was den Mann so zu quälen schien, dass er bereits seit Tagen nahezu wie ein Schatten durch das Schloss wandelte. Harry begann sogar den Blick zu vermissen, den Snape sonst immer drauf hatte. Und genau das war wohl auch der Grund, warum er an diesem Freitagabend nicht wie sonst in die große Halle ging, sondern davor wartete.   Als Severus um die Ecke kam, blickte Harry auf. Ihm entging nicht, dass der Mann einen kurzen Moment in seinen Bewegungen erstarrte, ehe er dennoch geschmeidig weiter ging und damit auf ihn zu kam. Sie blickten sich an, aber Harry rührte sich erst, als Snape nahe genug an ihn heran gekommen war. Seine Augen huschten über Snapes Gesicht, in der Hoffnung dort zu finden, wonach er suchte. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was genau das war.   „Ich wollte mit dir reden!“, begann er das Gespräch, als auch Snape angehalten hatte und ihn abschätzend musterte. „Nicht hier, aber auch nicht bei mir!“, fügte er schließlich hinzu und fuhr sich leicht nervös durch die Haare. Mit Ginny war es damals eindeutig leichter gewesen, auch – oder gerade weil sie es gewesen war, die die Zügel in die Hand genommen hatte. Irgendwie war es ihm nie sehr leicht gefallen, den ersten Schritt zu machen. Zumindest wenn es um Beziehungen ging.   „Geh mit mir aus!“, sagte er schließlich. Über Snapes Gesicht huschte deutliche Überraschung, ehe die Züge wieder hart wurden und er mit dem typischen Schnauben belohnt wurde, welches er nur zu gut aus seiner Kindheit kannte. „Wie stellen Sie sich das vor, Potter? Vielsafttrank?“, fragte er bitter, aber Harry wollte sich davon nicht abschrecken lassen. Selbstsicher schüttelte er den Kopf.   „Harry, Severus!“, sagte er hart. Sie waren eindeutig über die Phase hinweg, wo sie einander mit dem Nachnamen ansprachen und Harry war nicht gewillt, in dieser Sache einen Schritt zurück zu machen. „Und nein. Ich will mit dir ausgehen, reden. Nicht mit dem, dessen Haare du brauchen würdest!“, erklärte er deutlich, ehe er leise seufzte. „Aber mir ist klar, dass es keine Gute Idee ist, wenn andere uns sehen. Zumindest jetzt. Solange nicht offiziell deutlich gemacht wurde, dass Ginny nicht mehr meine Frau ist!“   Das war leider ein Teil seines Lebens, den er nicht wirklich genoss. Es schien egal zu sein wie viele Jahre auch vergingen, die Presse klebte an ihm wie eine Motte dem Licht folgte. Es war anstrengend und gerade in solchen Momenten wie den, in dem er gerade war, war es mehr als ärgerlich. Er konnte nicht einfach tun und lassen wonach ihm stand, ohne es am nächsten Morgen als Titelstory im Propheten wieder zu finden. Es ärgerte ihn, aber ändern konnte er es nicht. „Ich dachte eher an einen Verwirrzauber. Was nicht bedeutet, dass ich ein Problem damit hätte, mich mit dir zu zeigen!“, stellte er deutlich klar. „Aber ich will dich auch nicht in den Fokus dieser Aasgeier schieben!“, folgte deutlich zerknirscht. Das wollte er wirklich nicht.   Harry war auch klar, dass jeder mit dem er nach der offiziellen Ankündigung, dass er und Ginny getrennte Wege gingen, sofort als jemand ausgeschlachtet wurde, der zum Bruch dieser Beziehung beigetragen hatte. Was absolut nicht stimmte. Die Frage war nur, ob diese Personen diesem Druck standhalten konnte. Snape schnaubte belustigt. „Ich habe Jahre unter dem Regime des dunklen Lords gelebt… die Presse kann mir kaum etwas anhaben!“, zischte er, ehe er sich abwendete und Harry einfach stehen ließ.   Seufzend folgte Harry ihm zum Abendessen.   ***   Gewissenhaft zupfte Snape sein Hemd zurecht.   Nachdem Harry ihn das erste Mal um ein … Date gebeten hatte, hatte er sich abweisend verhalten. Was weniger daran lag, dass er nicht einfach nachgeben wollte, sondern viel mehr, weil er nicht gewusst hatte, ob es wirklich eine so gute Idee war.   Natürlich hatten sie sich auch weiter getroffen, Harry hatte ihm aber wenigstens den Gefallen getan, dieses Thema nie in seinen eigenen Räumen anzusprechen. Aber er hatte gefragt. Viele, sehr viele Male und nicht selten hatte das zu einem kleinen, aber hitzigen Streit geführt. Harrys Annahme, dass seine Gegenwehr daran lag, dass sie sich nicht offen zeigen konnten, war allerdings kein Grund dafür.   Snape störte sich ehrlich nicht daran. Er hatte wenig Interesse daran, sich irgendwie in den Fokus der Öffentlichkeit zu drängen. Was ihn abhielt war aber das, was er selbst fühlte. Das, was er in ihnen sah und was er trotz allem nicht wirklich einordnen konnte.   Sie verbrachten Zeit miteinander. Sogar viel Zeit. Außenstehende würden wohl sagen, dass sie schon längst eine Beziehung führten, Severus allerdings konnte das nicht so einfach hinnehmen. Dennoch. In den vergangenen Wochen hatten sie nicht nur Sex gehabt. Es waren auch Gespräche entstanden, die anfangs steif gewesen waren und auch heute kam es noch immer vor, dass sie sich eine halbe Ewigkeit anschwiegen, unwissend was sie nun sagen sollten.   Aber in all diesen Stunden hatten sie vermutlich auch gelernt.   Snape wusste, wie es genau um die Ehe von Harry und Ginny stand. Wie es dazu gekommen war, dass sie entstanden war und warum sie hatte scheitern müssen. Er verstand diese Sehnsucht danach, Stabilität und Normalität zu bekommen, allerdings konnte er auch wohl nicht leugnen, dass die Mehrheit sich deswegen nicht in eine Ehe stürzte, die keinen wirklichen Nährboden hatte.   Er wusste, was Harry an den dunklen Künsten so faszinierte, wie er angefangen hatte sein Denken zu wandeln und Snape musste zugeben, dass ihm dieser Teil gefiel. Es zeigte, dass aus dem frechen, vorlauten Bengel, der ihm so ziemlich jeden Nerv gekostet hatte, den er damals besessen hatte, ein erwachsener Mann geworden war.   Er wusste genauso, wie es in Harry aussah und kannte dessen Unsicherheit, was seine eigenen Gefühle anging. Aber genauso hatte er erfahren, was genau Harry an ihm mochte.   Wenn er sich selbst fragte, was genau er zwischen ihnen sah, wusste er aber noch immer nicht, wie genau er darauf reagieren sollte. Was genau er empfand war ein Wirrwarr aus verschiedenen Emotionen. Er genoss es klar mit Harry zu reden. Ihr Humor war ähnlich und sein Magen flatterte jedes Mal, wenn Harry über einen seiner Kommentare lachte, schmunzelte oder auch nur schnaubte. Es gefiel ihm genauso sehr, wie es ihn verwirrte und Fragen aufwarf, für die er mittlerweile viel zu müde war.   Er geno0ss die intimen Stunden, die sie teilten. Auch wenn sie mittlerweile seit Monaten das Bett teilten, reagierte Harry nach wie vor sehr deutlich auf ihn. Einmal hatte er ihm sogar gesagt, wie sehr er es genoss berührt zu werden, als wäre er das kostbarste, was er je hatte berühren dürfen. Harry hatte keine Ahnung, wie zielsicher er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Er selbst mochte einen abwertenden Kommentar gemacht haben, aber im Grunde stimmte es, was gesagt worden war.   Wie sollte Harry auch verstehen können, wie kostbar es für ihn war? Harry war jung, zu jung vermutlich. Er sah gut aus, dessen musste er sich mittlerweile wohl auch bewusst sein. Er hingegen hatte nie wirklich Glück im Leben gehabt und für ihn war es nahezu ein Wunder, einen jungen, attraktiven Mann so nahe kommen zu können. Selbst jetzt noch, wo Masken nicht mehr sein wahres Ich verschleierten.   Und genau das war wohl das größte Problem. Die größte Unsicherheit, die Snape empfand. Es ging schlicht und ergreifend über seinen Verstand, wie es sein konnte, dass ausgerechnet er jemanden an seiner Seite haben konnte, der gut aussah, scheinbar an ihm interessiert war und das, obwohl er selbst eher zu den Menschen gehörte, die nur das Negative im Leben mitnehmen konnten. Er verstand es nicht. Es wühlte ihn auf, verwirrte ihn und machte es unmöglich, dass er sich fallen lassen konnte.   Auch wenn sie Zeit zusammen verbrachten. Wenn sie redeten. Wenn sie sich Stunden durch die Laken wälzten. Wenn sie sich ansahen und Blicke im Grunde alles sagten. Wenn sie nahezu jede Nacht einschliefen und Harry sich in seine Arme schmiegte als wäre es das natürlichste auf der Welt.   Vermutlich hatte es auch genau deswegen noch gut einen Monat gedauert, bis er endlich zugesagt hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass Harry ihm gesagt hatte, dass in der kommenden Woche die Ankündigung offiziell gemacht werden würde, dass er und Ginny getrennt waren. Ruhe würde dann sicher nicht mehr herrschen und somit war es nahezu die letzte Gelegenheit, die sie hatten.   Ein weiteres Mal blickte er in den Spiegel, während er sich fragte, was Harry bloß in ihm sah, ehe er diese trüben Gedanken endgültig von sich schob und seine privaten Räume verließ, um durch die Gänge und Flure nach unten zu kommen, wo Harry bereits auf ihn wartete. Sie brauchten keine Worte zu wechseln. Ein Blick genügte, ehe sie beide ihre Stäbe zogen und einen Zauber auf sie legten, der es anderen nicht möglich machte, sie zu erkennen. Dann setzten sie sich in Bewegung, gingen runter Richtung Hogsmeade, ehe sie apparierten.   ***   Das Restaurant welches Harry ausgesucht hatte, lag mitten in London. Es war nicht unbedingt das feinste Restaurant welches diese Stadt zu bieten hatte, aber ganz gewiss auch keines, das den Eindruck vermittelte, dass es sich hierbei um ein Zwanghaftes Treffen handelte. Die Einrichtung war gemütlich, die kleinen Nischen boten ein hohes Maß an Privatsphäre. Abgerundet wurde das Ganze mit der leisen Musik die im Hintergrund lief und den Pflanzen, die nahezu jede freie Fläche zu bevölkern schien. Vermutlich waren auch gerade sie der Grund, dass man das Gefühl bekommen konnte, ganz alleine zu sein, ohne andere Paare – und es waren überwiegend Paare, wie Severus feststellen musste – um sich herum wahrzunehmen.   Sie ließen sich zu einer der Nischen führen, wo sie sich hinsetzten. „Ich hoffe dir gefällt es hier!“, sprach Harry schließlich und warf ihm einen schmunzelnden Blick zu. „Kurz nachdem wir mit der Schule fertig waren, waren Ron und ich hier… nicht wirklich wissend, wo wir genau rein gelaufen waren!“, gab dieser zu und griff nach der Karte.   Severus tat es ihm gleich, blickte allerdings nicht darauf, was er sich bestellen konnte, sondern ließ noch einmal den Blick schweifen. Er konnte irgendwie verstehen, dass Harry damals kaum gewusst haben konnte, was für ein Restaurant das wohl war. Diese ganze Atmosphäre strahlte mehr als deutlich aus, dass dieser Ort kaum für Familien oder Freunde geschaffen worden war. Er konnte nicht anders, als leicht zu schmunzeln. „Handeln ohne zu Denken … nichts Neues, oder?“, fragte er nach, ehe er die Karte aufklappte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Harry leicht lachte. „Da kann ich kaum widersprechen!“, gab er ehrlich zu, ehe ein Schweigen sich zwischen ihnen breit machte.   Dieses Mal war es allerdings nicht unangenehm. Viel mehr konzentrierten sie sich darauf, was sie an diesem Abend essen wollten, auch wenn eine grundlegende Anspannung nach wie vor in seinen Knochen steckte. Er wusste selbst nicht, wie er das abstellen konnte, denn mittlerweile war ihm absolut klar, dass Harry wirklich mit ihm hier sein wollte.   Dennoch konnte er nicht anders. Nachdem er sich entschieden hatte, legte er die Karte wieder weg und kurz darauf kam ein Kellner, um ihre Bestellung aufzunehmen. Es dauerte auch nicht lange, als ihre Getränke gebracht worden waren. Severus hatte sich für einen Wein entschieden, auch wenn er im Moment nicht abgeneigt war, sich etwas härteres kommen zu lassen. Gerade war ihm vermutlich alles Recht, um diese Anspannung los zu werden.   Harrys Hand, die sich auf seine eigene legte, ließ ihn leicht zusammen zucken. „Severus, entspann dich!“, bat dieser, Snape konnte nur in einer abwehrenden Geste die Schultern etwas hoch ziehen, während er sich der Berührung entzog. „Ich verstehe einfach nicht, was das hier soll!“, gab er bissig zu, auch wenn es ihm eines an Überzeugung kostete. Harry lächelte unsicher.   „Darüber haben wir geredet, oder?“, fragte er nach, ehe er leise Seufzte und sich nervös durch die Haare strich. Erst jetzt fiel Severus auf, dass Harry in etwa so aussah, wie er selbst sich fühlte. „Hör zu, ich habe selbst keine Ahnung wozu das fühlen soll oder kann!“, sagte Harry, bevor er selbst etwas sagen konnte. „Es ist nicht gerade so, als wenn wir keine Vergangenheit haben!“, sprach er dann weiter, wobei sein Blick sich fest auf ihn legte. „Du hast mein Leben komplizierter gemacht als es sein musste. Ich verstehe das, zumindest zum Teil. Es ändert aber nichts daran, dass irgendetwas zwischen uns ist. Ich weiß selbst nicht was, aber ich will es raus finden!“, erklärte er weiter, schwieg allerdings, als ihr Essen gebracht wurde.   Es sah gut aus und Snapes Magen zog sich zusammen. Ihm wurde erst jetzt bewusst, wo er den würzigen Geruch aufnahm, wie hungrig er wirklich war. „Alles was ich weiß ist, dass Sex mir nicht reicht. Er ist toll, ohne Frage. Aber wenn ich ehrlich bin, das drum herum ist für mich das Beste, der Sex eine Beigabe den ich sehr genieße, der aber nicht im Fokus steht!“   Severus schluckte leicht. „Nicht leicht!“, gab er leise zu, ohne den Blick zu heben. „Ich weiß!“, gab Harry ehrlich zu, ehe sie sich daran machten, ihr Essen zu essen, bevor dieses kalt wurde. Für den Augenblick verdrängte Severus jeden anderen Gedanken. Harry hatte ja Recht, genauso wie Minerva. Es wurde Zeit aus der Vergangenheit zu verschwinden. Auch wenn seine Gefühle ihm vermittelten, dass es nicht richtig war. Dennoch, er konnte nicht so weiter machen.   Für einen Moment hob er den Blick, um Harry anzusehen. Er hatte wirklich keine Ahnung wie es gehen sollte. Aber irgendwie schwammen sie auf einer Wellenlänge. Severus empfand ähnlich, egal wie verwirrend es war. Sex war toll, aber es war eben nicht alles und ein Teil von ihm war unglaublich aufgeregt, dass Harry es genauso empfand.   Die Vergangenheit hinter sich zu lassen war aber auch nicht leicht. Sie hatten eine, die nicht wirklich positiv war. Schon deswegen war es wohl eher verwunderlich,  dass sie sich nicht bei jeder Gelegenheit an die Kehle gingen. Wie es funktionieren sollte, dass sie beide voran gingen, war für ihn nicht ersichtlich.   Aber wenn er all diese kleinen Dinge einmal von sich schob, um sie aus der Ferne zu betrachten, wusste er sehr wohl, dass er es wenigstens versuchen wollte. Zu lange hatte er sich hinter Dingen verschanzt, die eigentlich keine Rolle mehr spielen sollten, zumindest nicht aktiv. Sie waren ein Teil von ihm, den er nicht einfach verlieren würde, aber sie waren eben genau das, was Minerva ihm gesagt hatte. Vergangen und vergangenes sollte man nicht als Last mit sich herum tragen.   Ohne dass er es merkte, begann er damit, sich zu entspannen. Und eines konnte er eindeutig sagen, hier mit Harry zu sitzen war nicht unbedingt etwas, wozu er sich zwingen musste. Ganz im Gegenteil. Was machte es schon, wenn er nicht wusste was auf ihn wartete? Es war ja nicht nur hierbei der Fall, sondern in vielen anderen Dingen seines Lebens ebenfalls.   Snape beschloss, für den Moment jeden Gedanken einfach von sich zu schieben und das gemeinsame Essen zu genießen. Gedanken konnte er sich auch hinterher noch machen. Auf die Art verhinderte er zumindest, dass er etwas abblockte, was vielleicht nicht so schlimm war, wie er es sich gerade ausmalte. 14 turning point ---------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   14 turning point   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Letzten Endes war das Abendessen etwas gewesen, was man irgendwo zwischen Unangenehm und Desaster einordnen sollte. Beide empfanden dies auf diese Art.   Es war nicht einmal das Essen für sich gewesen, oder die Gesellschaft mit der sie es zu tun gehabt hatten. Viel mehr lag der Kern des Problems in ihnen selbst, wie sie recht schnell hatten zugeben müssen. Nachdem Harry so offen ausgesprochen hatte worauf er aus war, war es irgendwie verkrampft zwischen ihnen gewesen. Nicht beim Essen selbst, aber mit dem Herunterschlucken des letzten Bissens hatte sich etwas auf sie gelegt, was sie den restlichen Abend nicht hatten abschütteln können.   Entsprechend erleichtert hatten auch beide reagiert, als sie endlich hatten gehen können und sich kurz darauf in der Sicherheit ihrer Unterkünfte befunden hatten. Jeder für sich, obwohl es Anfangs nicht zwingend auf diese Art geplant gewesen war. Es war eben vermessen anzunehmen, dass man ein Problem, welches sie seit Jahren mit sich herum trugen, an einem Abend kitten konnte. Beide mochten es gewusst haben, aber beide hatten diese Tatsache auch unter den Teppich gekehrt, bis sie keine Wahl gehabt hatten, als sich diesen Dingen wieder zu stellen.   ***   Als die Monate langsam vergingen, stellte sich dennoch eine Routine wieder ein. Der Mai wurde von dem Juni abgelöst und ehe sie sich versahen, standen die Sommerferien vor der Tür und der Trubel begann von neuem. Schüler hetzten durch die Gänge und suchten ihre Sachen zusammen. Paare verabschiedeten sich unter Tränen und versprachen sich zu schreiben oder sich auch zu sehen. Die Siebtklässler waren am hibbeligsten, wo sie nun endlich ihre Schulzeit offiziell hinter sich gebracht hatten.   Harry und Severus waren wieder dazu zurück gegangen, überwiegend den intimen Teil ihrer seltsamen Bindung zu genießen. Ein weiteres Date hatte es nicht gegeben, auch wenn sie langsam begannen mehr miteinander zu sprechen. Sie gingen vorsichtig einen Schritt nach dem anderen, ohne sich dafür groß absprechen zu müssen.   Und als der letzte Schüler endlich Hogwarts verlassen hatte, packten auch sie ihre Taschen, in dem Wissen, dass schon bald ein neues Jahr auf sie wartete. Denn trotz der seltsamen Lage zwischen ihnen, hatte Snape letzten Endes der Verlängerung von Harrys Vertrag zugestimmt. Am Anfang etwas brummend, doch letzten Endes hatte er ihn unterschrieben und wortlos auf Harrys Tisch gelegt, als er eine Nacht bei ihm gewesen war.   Und so verließen auch die Lehrer Hogwarts um den kommenden Sommer zu genießen.   ***   Es war bereits Mitte August, als Harry aufgeregt Richtung Wohnzimmer eilte, aus welchem nun Stimmen zu ihm drangen. Er wusste wer angekommen war und es freute ihn ungemein. Kaum betrat er den Raum, liefen seine Kinder freudig jauchzend auf ihn zu, so gut ihre kurzen Beine es eben schafften.   Im Hintergrund hörte er, wie die Tür leise geschlossen wurde, was ihm trotz der Freude ein leises Seufzen entlockte. „War das Snape?“, riss Ginny ihn aus den Gedanken und Harry nickte grimmig. „Er ist noch nicht so weit!“, gab er ehrlich zu und scheuchte seine Kinder weiter in den Raum hinein, ehe er sich schwer auf den Sessel fallen ließ. Vieles hatte sich in den letzten Wochen verändert, auch wenn es nach wie vor kompliziert war. An Snape heranzukommen war eine wirkliche Herausforderung, auch wenn er es wohl als Erfolg verbuchen sollte, dass dieser mittlerweile auch unangekündigt bei ihm rein schneite und die Nacht hier verbrachte.   Ginny lachte leise. „Noch immer der alte Griesgram, oder?“, fragte sie vergnügt nach und lachte nur noch heftiger, als Harry ihr einen dunklen Blick schenkte. „Nein!“, gab er ehrlich zu, ehe er sich durch die eh schon wilden Haare fuhr. „Nur tut er sich schwer sich fallen zu lassen. Es ist nicht leicht, weißt du?“, gab er ehrlich zu.   Die erste Zeit, nachdem seine Trennung offiziell gemacht worden war, war für sie alle schwer gewesen. Es war wirklich nahezu unmöglich gewesen, auch nur einen Schritt zu machen, ohne dass ihm jemand an den Hacken geklebt hatte. Nicht nur ihm, sondern auch Ginny. Dennoch hatten sie beide versucht die Kinder so gut wie es nur ging außen vor zu halten, damit sie von diesem Trubel möglichst wenig mitbekamen.   Ginny nickte leicht und ließ sich auf das Sofa sinken, ihr Blick ruhte auf ihren Kindern, die weiter hinten im Raum waren. Wie so oft ärgerte James Albus und Lily hockte zwischen ihnen und blickte ihre Brüder aus großen Augen an.   „Vermutlich braucht er nur Zeit!“, gab sie nach. Auch für sie war es nicht wirklich verständlich, was aus ihnen geworden war, aber in letzter Zeit wurde es eindeutig leichter. „Ich weiß!“, erwiderte Harry. „Aber ich wünsche mir wirklich, dass er mir eine Angriffsfläche bietet. Nicht mehr lange und das neue Jahr beginnt und noch immer weiß ich nicht wirklich, woran ich bin!“ Ginny grinste leicht. „Vermutlich machst du dir zu viele Gedanken. Er ist oft hier, oder? Und ihr harmoniert… im Bett, denke ich!“, erwiderte sie, auch wenn es ihr nicht leicht fiel, gerade diese Themen offen anzusprechen. „Ich kann schon verstehen, dass er noch nicht so weit ist, sich drei weiteren Potters zu stellen!“, fügte sie dann beruhigend hinzu. „Was zählt ist, dass er es versucht, oder nicht? Also überfahre ihn nicht!“, riet sie ihm, ehe sie sich aufrichtete und sich von ihren Kindern verabschiedete. „Wir sehen uns in einer Woche, Harry! Wenn was ist, melde dich, ja?“ Mit diesen Worten trat sie zurück in den Kamin und war verschwunden.   Sie hatte Recht. Harry wusste es irgendwie. Er musste Snape Zeit geben, aber es war nicht leicht, wenn man das Gefühl hatte, dass man sich jeden Schritt, jedes Wort welches man wählte, erst einmal gründlich überlegen musste. Was er sich wünschte war klar ein Zeichen, eines welches selbst er verstehen konnte und welches ihm irgendwie ein wenig Sicherheit gab, dass er sich nicht total verrannte. Doch so war Severus einfach nicht, er wusste das durchaus.   Seufzend erhob er sich, um sich zu seinen Kindern zu gesellen. Etwas anderes blieb ihm kaum übrig. Er konnte nur abwarten und weiter versuchen irgendwie den Mann kennen zu lernen, der hinter all den Masken steckte, die er schon seit seiner Kindheit mit Snape verband. Vielleicht war es da ganz gut, dass seine Kinder da waren und ihn ein wenig von dem ablenkten, was in seinem Kopf vor ging. Denn noch etwas wusste er, mit James, Albus und Lily hatte man so gut wie keine Zeit, um sich lange Gedanken zu machen.   ***   Erschöpft ließ Harry sich in sein Bett sinken, nachdem er Lily endlich dazu gebracht hatte einzuschlafen. Vier Tage waren die drei nun schon bei ihm und gerade seine Tochter machte es jede Nacht zu einem Abenteuer, ob er es je schaffte selbst ins Bett zu kommen. Lily war aufgedreht, sie plapperte am laufenden Band und egal wie müde sie auch gewirkt hatte, sobald sie ins Bett sollte, schien sie aufgepuscht zu sein und nichts und niemand konnte sie zum Schlafen bringen.   Und Harry hatte nicht einmal ein Ventil. Severus hatte sich nicht mehr gemeldet, seit die drei da waren. Harry verstand es ja, aber gerade in Momenten wie diesem hätte er eindeutig lieber jemanden an seiner Seite, der zumindest nachts dafür sorgte, dass er etwas Entspannung bekam. So aber blieb ihm kaum etwas anders übrig, als sich tiefer in die Kissen zu schmiegen und die Augen zu schließen, in der Hoffnung, selbst in den Schlaf zu finden.   Wie lange Harry dort gelegen hatte, wusste er nicht einmal, als plötzlich die Matratze hinter ihm sich etwas senkte. Erschrocken griff er aus Reflex nach seinem Zauberstab, während er sich bereits herum drehte, bereit sich zu verteidigen. Er hatte nichts gehört, was wirklich seltsam war. Zu seiner Überraschung jedoch befand sich niemand fremdes neben ihm auf dem Bett. Auch nicht eines seiner Kinder. „Leg den weg!“, befahl auch schon die dunkle Stimme, die Harry seit Monaten eine angenehme Gänsehaut verursachen konnte.   „Was machst du hier?“, fragte er leise nach, schielte Richtung Tür, nur um fest zu stellen, dass Snape diese wohl hinter sich geschlossen haben musste. „Nicht, dass es mich stören würde, aber ich habe angenommen, dass du fern bleibst, bis sie wieder weg sind!“, erklärte er sich, während Severus sich aus seinen Sachen schälte. Dieser zuckte leicht mit den Schultern. „James ist sieben, oder?“, fragte er nach und rutschte endlich hinter ihn. „Es ist nicht so, als könnte ich ihn noch lange fern halten. Ich will nur nicht direkt da sein, wenn sie hier sind!“ Der Ton zeigte deutlich, dass es Snape unangenehm war.   Harry rollte sich zu diesem herum und strich vorsichtig die dunklen Strähnen nach hinten, die dem Mann ins Gesicht gefallen waren. „Ich denke nicht, dass sie dich ablehnen würden.“, gab er ehrlich zu. Nicht mehr, wie ihm klar war. Der frühere Snape hatte wohl bei kaum jemanden eine Chance, aber selbst Ron, der unfreiwillig in sie gestolpert war, hatte zugeben müssen, dass Snape sich verändert hatte. Nicht dass es etwas an Rons ablehnende Haltung verändert hatte.   Severus zuckte nur leicht mit den Schultern und Harry beließ es dabei. Sie waren eben noch nicht so weit, es freute ihn mehr, dass Severus zurück gekommen war und sei es nur, um diese Nacht bei ihm zu verbringen. Das für sich sagte doch schon eine ganze Menge aus. „Du bist wirklich der komplizierteste Mann den ich kenne!“, murmelte er gegen die Lippen des älteren Mannes, ehe er ihn in einen Kuss zog und wohlig erschauderte, als lange Finger über seinen Rücken strichen. In genau der Art, die Harry von Anfang an genossen hatte. Als wenn er das kostbarste war, was es gab.   Mittlerweile verstand er sogar das. Es hatte etwas gedauert, aber die wenigen Fetzen die Snape ihm hingehalten hatte, hatten ihn erkennen lassen, dass Severus wirklich unsicher war und zum Teil verstand Harry das auch. Entgegen ihm selbst hatte dieser nicht die Erfahrung gemacht, dass man ihm nach lief, sich ihm aufdrängte. Da war es wohl eher das Gegenteil. Harry hatte es ja irgendwo immer gewusst, aber Snapes Gesicht zu sehen, wann immer diese Themen aufkamen, hatte ihn noch deutlicher erkennen lassen, was es bedeutete.   „Hilf mir zu entspannen!“, murmelte er schließlich leise gegen die Lippen des anderen. Denn genau das war es, was er in diesem Augenblick brauchte, auch wenn er wusste, dass er vermutlich am kommenden Morgen erneut alleine erwachen würde. Aber das war in Ordnung. Das Severus nun hier war, war genau das Zeichen, welches er gebraucht hatte um sich sicher sein zu können, dass er sich nicht verrannte. Mehr hatte er ja auch gar nicht gewollt.   ***   Die restlichen Tage verflogen beinahe und ehe sie sich versahen, stand der Wiederbeginn der Schulzeit erneut vor ihnen.   Nach dieser Nacht, in der Severus Harry besucht hatte, während dessen Kinder im Haus gewesen waren, war er nahezu jede Nacht bei Harry gewesen. Allerdings hatte er eben dieses Haus auch verlassen, bevor die Kinder aufwachten. Er konnte und wollte sich dem einfach noch nicht stellen, nicht solange er selbst nicht so genau wusste, wo sie eigentlich standen und was sie aus dieser Situation machen sollten.   Aber auch nachdem die Schule wieder begonnen hatte, fügten sie sich problemlos in die alte Routine ein. Oder fast die alte Routine. Auffällig war einfach, dass es immer weniger Momente gab, wo sie harsche Worte miteinander wechselten. Statt dessen schlich sich nach und nach eine Vertrautheit ein, die nicht einmal den Schülern entging, welche das Fiasko im vergangenen Jahr miterlebt hatten.   Es waren kleine Gesten, ein Blick, ein Lächeln, Worte die man nicht verstehen konnte und dennoch deutlich zeigten, dass sich etwas verändert hatte. Und nicht nur den Schülern war dieses aufgefallen, sogar den restlichen Lehrern blieb nicht verborgen, dass aus der alten Feindschaft etwas geworden war, was niemand so recht erfassen konnte. Aber beide störten sich nicht daran.   Es ging bereits auf Weihnachten zu, als Severus bei Harry saß und konzentriert in einem Buch blätterte, während Harry einige Hausaufgaben kontrollierte. Es war ruhig und dennoch störte sich keiner daran. Sie hatten nach dem Abendessen wie selbstverständlich den Weg zu Harrys Zimmer genommen und bewegten sich mittlerweile mit einer Selbstverständlichkeit, die noch nicht so vertraut war.   Mittlerweile waren Harrys Räume auch nicht der einzige Ort, an dem sie Zeit zusammen verbrachten. Es hatte gedauert, aber dann hatte Snape dem jungen Mann ebenso erlaubt, sich bei ihm aufzuhalten. Ein Stück weit war dieses auf jeden Fall ein Sieg. Dass Severus Harry in sein privates Reich ließ, bedeutete einfach etwas.   Als es an der Tür klopfte, war es Severus, der ganz selbstverständlich sein Buch zur Seite legte und sich zu der Tür bewegte, um sie zu öffnen. „Wusste ich es doch, dass ich dich hier finde. Severus, ein paar der Erstklässler lassen sich nicht finden!“, prasselte Flitwick gleich auf ihn ein. Severus hob leicht die Augenbraue. Der Gedanke, dass man ihn bereits hier erwartet hatte behagte ihm nicht so ganz, auch wenn er kaum leugnen konnte, dass er sehr viel Zeit hier verbrachte.   „Ich komme!“, sagte er nur neutral und lief hinter dem Lehrer her, der ihn direkt zu den anderen Lehrern führte, die bereits in heller Aufregung waren. Snape stand eher neben sich, lauschte den Worten seiner Mitarbeiter, die ihn in Kenntnis setzten wer genau fehlte und wann man sie zuletzt gesehen hatte.   Er sah, dass auch Harry sich zu ihm gesellte, aber es war das erste Mal, dass er bewusst wahr nahm, dass ein sorgenvoller Blick auf seinem Gesicht lag. Ohne wirklich darüber nachzudenken nickte er ihm zu, ein Versuch ihn zu beruhigen. Sie würden die Bande schon finden, da war er sich vollkommen sicher.   Er sollte Recht behalten. Es dauerte, aber dann fanden sie die vermissten Schüler in den Gängen der Kerker. Sie hatten sich schlichtweg verlaufen und um nicht noch weiter planlos herumzuirren, hatten sie sich in eines der alten Zimmer zurückgezogen, welche heute nur noch als Lager dienten. Letzten Endes waren sie durch die Aufregung und wohl auch durch die Erschöpfung einfach eingeschlafen. Nicht, dass diese Tatsache sie vor eine Standpauke gerettet hatte, dennoch war alles gut ausgegangen.   Was dieser kleine Zwischenfall aber auch zur Folge hatte war, dass Snape sich bewusst geworden war, dass er sich vermutlich nicht ewig davor drücken konnte, irgendwie Kontakt mit Harrys Kindern zu haben. Das war ein Umstand, der ihm nicht wirklich behagte.   Er konnte Mittlerweile kaum noch leugnen, dass er gerne in Harrys Nähe war und dass sie wohl wirklich so etwas wie eine Beziehung führten, auch wenn vieles noch ziemlich neu und ungewohnt war. Dennoch, am Anfang hatten sie nur die Nächte zusammen verbracht, aber mittlerweile verbrachten sie nahezu jede freie Minute zusammen. Es war nicht nur Sex. Sie redeten miteinander, mal mehr und mal weniger und das anfängliche verkrampfte Gefühl schwand langsam. Ihm war bewusst, dass sie sich noch weiter wandeln mussten, wenn sie wirklich diesen Weg weiter verfolgen wollten.   Was genau sein Stichwort war.   Noch immer fiel es ihm schwer zu verstehen, was ein junger, attraktiver Mann wie Harry von ihm wollen könnte. Dieses war etwas, was vermutlich nie ganz verschwinden würde. Dazu war seine Vergangenheit viel zu markant. Ebenso wie es ihm schlicht Angst bereitete, sich in irgendeine Art von Fesseln zu begeben und eine Beziehung zählte eindeutig dazu. Aber mittlerweile war er eben auch nicht mehr in der Lage zu leugnen, dass es ihm gut tat. Lily war noch immer in seinem Herzen, aber was er früher für sie empfunden hatte war heute nur noch ein Schatten einer Erinnerung, welche Harry langsam mehr und mehr verdrängte. Sie würde nie ganz verschwinden, aber wenn es so weiter ging, würde er klar in der Lage sein seine Reue über sein damaliges Verhalten abzulegen.   Es waren die Kleinigkeiten die dafür sorgten. Blicke die sie teilten, leise Worte die sie austauschten und natürlich auch die Stunden die sie mit intimeren Dingen verbrachten. Snape zweifelte immer weniger daran, dass Harry es ernst meinte. Niemand konnte über so einen langen Zeitraum eine Farce aufrecht erhalten, ohne sich mit kleinen Dingen zu verraten. Er sah ja auch die Zuneigung, die Harry empfand, spürte sie jedes Mal wenn sie sich im Rausch ihrer Lust vereinten.   Und genau deswegen musste er wohl sich dringend damit auseinandersetzen, dass Harry nicht alleine war. Es gab drei Kinder, die Harry sehr viel bedeuteten und auf Dauer war es ganz gewiss keine Lösung, jedes Mal sich fern zu halten, obwohl die drei irgendwann in ein Alter kommen würden, wo sie verstehen würden, dass ihr Vater jemand anderen an seiner Seite hatte. So wie Ginny, die sich ebenfalls seit einer Weile mit jemanden traf.   Aber all dieses Wissen änderte nichts daran, dass es ihm schwer fiel sich dieser Situation zu stellen.   ***   Der Februar brachte ungewöhnlich viel Schnee, welcher erst kurz vor Ostern endlich schmolz. Mitte April hatte dann der Frühling endlich sich durchgesetzt und Hogwarts schien in diesem Taumel nahezu unterzugehen. Diese Tage waren es, die Harry davon abhielten, die Abende und Nächte so zu verbringen wie er es am liebsten tat. Nun schlich er statt dessen durch die Gänge, um Schüler einzusammeln und zurück in ihre Zimmer zu schicken.   Es war grotesk, aber Frühlingsgefühle schienen etwas zu sein, was vor nahezu niemanden Halt machte. In keiner anderen Zeit schien so viel los zu sein, wie in jener, wo die Kälte langsam zu einer blassen Erinnerung wurde. Es ärgerte ihn, noch mehr weil er schon genug damit zu tun hatte seinen Unterricht vor- und nachzubereiten. Zeit war eben etwas kostbares.   Dazu kam, dass Severus seit einer Weile seltsam war. Sie sprachen noch immer miteinander und es wurde auch von Tag zu Tag besser. Aber irgendwie erwischte er den Mann immer häufiger tief in Gedanken und es machte ihn schier Wahnsinnig nicht zu wissen, was der Grund dafür war.   Der Mai plätscherte langsam an ihnen vorbei und mittlerweile war wohl auch dem Letzten klar, dass sie zusammen waren. Irgendwie hatten sie es ohne groß darüber nachzudenken fertig gebracht, dass ihre persönlichen Sachen einigermaßen gleichmäßig in ihrer beiden privaten Räume verteilt waren.   An den Hogsmeade Wochenenden trafen sie sich oft außerhalb von Hogwarts, um die Stunden in denen sie nicht hunderte Schüler beaufsichtigen mussten, besser zu nutzen. Vorteilhaft war dabei auch, dass die Presse sich langsam wieder beruhigt hatte, auch wenn sie nach wie vor den Verwirrzauber nutzten. Sie beide waren sich einfach einig, dass sie noch nicht wollten, dass andere sich bei ihnen in irgendeiner Art einmischten.   Es war Anfang Juni, als Harry sich gerade umzog, um seine Kinder zu sehen. Ginny hatte die beiden mit nach London genommen, wo sie gemeinsam Essen wollten, ehe sie schauten wie sie den gemeinsamen Tag weiter verbringen wollten. Entsprechend war er selbst gekleidet, in Jeans und einem leichten Shirt.   Nachdem er fertig war, ging er in sein Wohnzimmer, wo Severus am Schreibtisch saß und einige Unterlagen durchging, welche er am Abend zuvor mit sich gebracht hatte. Da fiel es ihm erneut auf. Ein unsicherer Blick, der zu ihm huschte, nur um gleich wieder abgewendet zu werden. Harry runzelte leicht die Stirn. Das Gefühl, dass ein Teil noch fehlte hatte er bereits seit einer Weile, eigentlich seit Snape begonnen hatte sich irgendwie seltsam zu benehmen. Aber erst in diesem Moment begriff er wohl, um was genau es eigentlich ging.   Mit einem Lächeln setzte er sich in Bewegung, um zu dem Mann zu kommen. Er stellte sich hinter ihn und schlang einen Moment die Arme um Snapes Schultern, auch wenn er sehr genau spüren konnte, wie dieser sich bei der mittlerweile doch vertrauten Geste verspannte. Harry beugte sich hinab und hauchte einen Kuss auf Severus’ Haar. „Du hast Zeit, weißt du?“, sagte er leise und drückte den Mann vor sich.   Und er meinte es ernst. Es brachte nichts, Severus dazu zu drängen sich seinen Kindern und auch Ginny zu stellen. Von einem Gespräch wusste er, dass Severus auch bei ihr nicht so wirklich wusste, wie er mit der Frau umgehen sollte. Was etwas war, was ein allgemeines Problem darstellte. Severus war nicht gerade sehr sozial, was weniger am Willen lag, sondern eher an Erfahrungen die er nicht abstellen konnte. Harry wusste das und auch wenn er gerne helfen würde, dieses waren Dinge, die der Mann alleine hinbekommen musste. Er konnte dabei bleiben, versuchen ihm Sicherheit zu geben – auch wenn Severus wohl nie zugeben würde, dass er es brauchte – aber alles andere musste vom ihm selbst kommen.   Wie so oft, sagte der Mann auch dieses Mal nichts, sondern wand sich aus der Umarmung. „Musst du nicht los?“, kam statt dessen barsch, was Harry mittlerweile aber weit weniger ausmachte wie noch vor einem guten Jahr. Wieder einmal war viel zu viel Zeit vergangen. Es war nicht unbedingt leicht, wie lange sie brauchten, die stetigen Fortschritte jedoch ließen ihn auch jetzt nicht die Hoffnung verlieren, dass sie irgendwann wirklich zusammen sein konnten. Mit allem was dazu gehörte. Und genau das war es, was er wollte.   „Wir sehen uns heute Abend!“, sagte er schließlich nur, ehe er sich abwendete. Er spürte den Blick des Anderen in seinem Rücken, aber dieses Mal drehte er sich nicht herum. Es blieb eben dabei. Severus musste alleine den Entschluss fassen, ihn zu begleiten. Und er hatte mehr als deutlich gemacht, dass er es sich durchaus wünschte. Seine Kinder wussten, dass er jemanden hatte. Nur wen, das hatte er ihnen bisher nicht sagen können. Nicht solange Severus nicht bereit dazu war.   Eilig verließ er das Gelände von Hogwarts, um sich in eine verlassene Gasse in London zu apparieren.   ***   Der Juni brachte ersehnte Veränderungen. Die Prüfungen lagen bereits hinter dem Abschlussjahr und in Hogwarts schlich sich langsam die gewohnte Hektik ein, die jedes Jahr kurz vor dem Schulende zustande kam. Der restliche Unterricht war gemächlicher, bis es an der Zeit war, die Sachen zu packen und sich auf den Weg in den Sommer zu machen. Es war die Zeit, auf die sich nicht nur die Schüler, sondern auch alle Lehrer freuten.   Die ersten Tage der Ferien verbrachten Harry und Severus getrennt. Sie genossen einfach die freie Zeit die sie nun endlich hatten. Doch dann trafen sie sich erneut und verbrachten die Zeit zusammen. Es war eindeutig eine besinnliche Zeit.   Ende des Monats besuchten beide Rumänien, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Harry wollte vor allem Charlie besuchen, den er viel zu selten zu sehen bekam, während Severus diese Gelegenheit nutzte, um einige Zutaten für seine Tränke zu bekommen.   Auf dem Rückweg machten sie noch einige Abstecher, ehe sie endlich wieder Harrys Wohnung aufsuchten. Auch hier hatte sich eindeutig etwas verändert, Ein Teil des Platzes gehörte nun Severus, damit dieser an Tränken arbeiten konnte. Auch wenn der Mann mittlerweile dieses Fach nicht mehr unterrichtete, war es nach wie vor seine Leidenschaft.   Harry selbst konnte mit Zaubertränken nichts anfangen. Er nutzte sie, oft genug sogar sehr gerne, aber sie selbst zu zubereiten war ihm nach wie vor ein Graus. Dafür bemerkte er allerdings schnell, dass es ihm durchaus gefiel, dem älteren Mann zu zusehen, wie er daran arbeitete.   Snapes Bewegungen waren präzise, ruhig und strahlten eine Sicherheit und Routine aus, die Harry dabei nie hatte empfinden können. Es faszinierte ihn, wie Snape eine Wurzel in gleichgroße Streifen schnitt, die Hand dabei in einem stetigen Rhythmus bewegend, welcher keinen Zweifel daran ließ, dass es ihm schlicht im Blut lag. Er musste nicht nachdenken, musste nicht genau schauen um die Zutaten so vorzubereiten, wie sie sein mussten. Harry konnte dem Mann Stunden dabei zusehen und auch wenn Severus am Anfang irritiert reagiert hatte, nahm er seinen Blick mittlerweile gelassen hin.   Der Juli kam wie jedes Jahr, auch wenn er in diesem einen ungewohnte Hitze mit sich brachte, welche beide schnell dazu brachte, nahezu gar nichts mehr zu machen. Stattdessen verbarrikadierten sie sich in der Wohnung, wo die Klimaanlage das Wetter erträglich machte.   Ende Juli kam endlich ein mittlerweile heiß ersehntes Unwetter und mit ihm sank Snapes Laune nahezu ins Bodenlose, obwohl er froh sein sollte, dass die ungewöhnlich hohen Temperaturen endlich zu sinken begannen. Doch ganz gleich wie angenehm das war, eine Tatsache, die er lange genug in den Tiefen seines Bewusstseins vergraben hatte, kam nun wieder an die Oberfläche, ohne einem die Gelegenheit zu bieten, es weiter vor sich hin zu schieben und damit schlicht zu vergessen.   ***   Frustriert legte Severus das Buch zur Seite, welches er gerade gelesen hatte und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Er fühlte sich nicht wirklich wohl in seinen eigenen vier Wänden, viel zu selten war er mittlerweile hier. Wenn man es genau nahm, wohnte er bereits bei Harry, sie hatten sogar – im Ansatz – den Entschluss geäußert, Harrys Wohnung aufzugeben und sich zusammen etwas gemeinsames zu suchen. Auch wenn sie nicht ernsthaft darüber gesprochen hatten, wusste er, dass es Zeit war.   Er konnte sich nicht mehr vor machen, dass das zwischen ihnen nichts war. Sowohl auf Hogwarts, wie nun in den Ferien, verbrachten sie nahezu jede Minuten zusammen und er konnte auch nicht leugnen, dass es funktionierte. Natürlich gab es Zeiten, in denen sie diskutierten, in denen Snape ihm am liebsten den Hals umdrehen würde, aber genauso bewusst war er sich, dass es andersherum nicht anders war. Was sie teilten fühlte sich nicht schlecht an. Ganz im Gegenteil.   Harry zeigte nach wie vor Geduld, auch wenn er nicht alles hinnahm, was er selbst tat. Was auch richtig so war. Nur fiel es Snape eben auch schwer, aus der eigenen Haut zu fahren und weiter zu gehen. Dabei wusste er ganz genau, was noch fehlte.   Erneut nahm er das Buch zur Hand, schlug die korrekte Seite auf, konnte sich auf die Worte allerdings nicht wirklich konzentrieren. Nachdem er den ersten Absatz zum sechsten Mal lesen musste, gab er es auf, legte das Buch wieder zur Seite und erhob sich aus dem Sessel, um in sein Schlafzimmer zu verschwinden. Es dauerte keine Stunde, bis er frisch geduscht und umgezogen das Haus verließ, um sich zu seinem Ziel zu apparieren.   ***   Mit einem Lächeln unterhielt Harry sich mit Hermine, die ihre kleine Tochter im Arm hielt. Im Hintergrund spielten seine eigenen Kinder, während Molly und Ginny in der Küche waren, um das Essen vorzubereiten. Harry durfte nicht helfen, schließlich war dieses sein Tag. Und wenn er ehrlich war, machte ihm dieses auch kein bisschen etwas aus.   Er hatte Spaß, er lachte und war froh, dass all seine Freunde, seine Familie gekommen waren. Mit einer Ausnahme. Severus war nicht dabei. Was ihn durchaus störte. Es wurde einfach Zeit, aber er hatte seine Lektion gelernt. Snape zu drängen brachte nichts als Probleme und so sehr es ihn mittlerweile auch nervte, er versuchte einfach die Geduld zu behalten.   Arthur unterhielt sich mit Bill, während Fleur ihre beiden Kinder bei sich hatte. „An was denkst du?“, fragte Hermine ihn, womit er aufhörte den Blick schweifen zu lassen. Leicht zuckte er mit den Schultern. „Ich bin einfach froh, dass alle hier sind!“, gab er zu. Viel zu lange hatte er auf eine wirkliche Familie verzichten müssen, ein Umstand, an den er sich nur noch schwach erinnern konnte. Alle die hier waren hatten dafür gesorgt, dass er seine eigene Vergangenheit hatte hinter sich lassen können. Gerade nach dem Krieg war das auch notwendig gewesen.   Hermine lächelte leicht und legte ihre freie Hand auf sein Knie, sagte allerdings nichts, ehe sie sich erhob und ihre Tochter an Ron weiter gab. Auch Hermine verschwand in die Küche, um kurz darauf mit den beiden anderen zurück zu kommen und den Tisch zu decken. Mit Magie verstand sich. Obwohl dieser Teil seines Lebens nun vollkommen natürlich geworden war, empfand Harry noch immer wie früher. Er liebte die Magie und wollte sich nicht vorstellen, wie sein Leben ohne sie wäre.   Molly ließ die Speisen herein schweben und schnell war der riesige Tisch, der sein Wohnzimmer derzeit dominierte, gedeckt. Schnatternd ließen alle sich nieder und langten zu. Doch Harry runzelte die Stirn. Ein Prickeln erfasste seinen Nacken und als plötzlich alle Gespräche verstummten, drehte er sich herum. Und da stand er. Etwas verloren in der nun geöffneten Schlafzimmertür stand Severus und blickte ihnen mit einer Mischung aus Trotz und Unbehagen entgegen.   Harry musste nicht wirklich überlegen. Sofort schob er den Stuhl nach hinten und stand auf, um zu dem Mann zu gelangen. Er spürte dessen Blick auf sich und anders wollte er es auch gar nicht haben. Es spielte keine Rolle wie unsicher Severus war, Harry war mehr als bereit an seiner Seite zu sein, bis er sich eingewöhnt hatte. Denn die letzten Monate hatten doch sehr deutlich gezeigt, dass Severus sich verändern konnte, wenn man ihm nur genügend Zeit gab.   Als er ihn erreichte, streckte er sich ihm entgegen um ihm einen Kuss zu geben. Er fühlte die angespannten Muskeln in den Armen, auf die er seine Hände gelegt hatte, aber es war in Ordnung. Hier gab es niemanden, der die Wahrheit nicht kannte. Harry hatte keine Geheimnisse vor den anderen. „Komm!“, sagte er schließlich leise und zog Severus mit sich, wo man eilig und vollkommen selbstverständlich Platz für sie beide machte. Ein weiterer Teller erschien und die Gespräche flammten von neuem auf, als sie sich nieder ließen.   Das Essen verlief gut und Harry nahm mit Genugtuung auf, wie Snape sich langsam aber sich entspannte, je mehr er mit einbezogen wurde. Niemand hielt ihm etwas vor und niemand schloss ihn aus. Etwas anderes hatte er auch nicht wirklich erwartet. Als er offen zugegeben hatte, mit Snape zusammen zu sein – irgendwie – hatte man natürlich mit ihm geredet. Man hatte wissen wollen was passiert war und sie hatten lange über all die Dinge geredet, die zwar in der Vergangenheit lagen, aber aus Mangel an Gelegenheiten nie wirklich geklärt worden waren. Letzten Endes hatte jeder verstanden, dass er nicht zu ließ, dass sich jemand einmischte. Er war erwachsen und er hatte eine klare Entscheidung gefällt. Für Snape und dieses akzeptierte man.   Nach dem Essen sorgte Molly für Ordnung und Harry beobachtete, wie Snape sich zu Bill und Arthur gesellte. Er war deutlich entspannter wie zuvor und hin und wieder huschte ihm sogar ein kleines, kaum sichtbares Lächeln über das Gesicht. Ron hielt sich zurück, verhielt sich aber zum Glück nicht so ablehnend wie Harry es erwartet hatte.   Die Feuerprobe kam dann wohl mit James, der sich schließlich aufraffte und zu Snape ging, welcher sich noch immer mit den anderen Männern unterhielt. Einen Moment hielt Harry die Luft an. Er kannte seinen Sohn, wenn er den Erzählungen glauben konnte, war James Harrys Vater sehr ähnlich. Nicht so grausam, dafür sorgten sie schon, aber James war eben auch jemand, der seine Abneigung nicht gerade versteckte. Wie vor allem Albus immer wieder zu spüren bekam. James Lieblingsopfer wenn es darum ging, jemanden zu ärgern.   Auch Albus erhob sich, um zu seinem Bruder zu gehen. Er war es auch, der als erstes das Wort erhob. „Stimmt es, dass ich meinen Namen von dir habe?“, fragte er neugierig. Einen Moment starrte Severus den Jungen nur an. Sein Blick schweifte für wenige Sekunden zu Harry, doch dann nickte er. James schnaubte. „Harry hat Mum auch gesagt, dass du ein mieser Lehrer gewesen bist und er deswegen Zaubertränke wohl nie mögen wird!“, erklärte er und funkelte den Mann herausfordernd an. Harry selbst verzog leidend das Gesicht. James war in einer Phase, in der er sich weigerte ihn Dad zu nennen. Das für sich war ja noch erträglich, dass ihr Sohn allerdings ein Gespräch zwischen ihnen belauscht hatte, weniger. „James!“, mahnte er diesen deswegen, welcher leicht die Schultern hoch zog, unzufrieden damit, erwischt worden zu sein. Manchmal dachte James eben nicht nach.   Mit dieser Mahnung entspannte die Situation sich allerdings. „Er hat Recht!“, sagte Snape und man hörte ihm an, dass er nicht ganz zufrieden damit war. Aber es war eben auch die Wahrheit. Snape hatte hohe Ansprüche gehabt, doch das rechtfertigte nicht, wie er sie behandelt hatte. Allerdings war das Bevorzugen des eigenen Hauses lange Zeit ein allgemeines Problem gewesen.   Zwischen den dreien entfachte im Anschluss eine kleine Diskussion, wie wichtig man Zaubertränke zu nehmen hatte. Keine wirklich ernste, schon weil zwei noch nicht einmal wirklich eine Ahnung davon hatten. Sie kannten Zaubertränke, sie wussten, dass sie dieses Fach irgendwann belegen würden, aber das war es auch schon.   Es war aber auch nicht wichtig. Für Harry hatte es weitaus mehr Wert, dass Snape sich mit seinen Kindern unterhielt und dabei sogar recht locker wirkte. Er versuchte es und das war doch alles was er gewollt hatte. Wenn sie keinen Kontakt haben wollten, war das in Ordnung, nur sah er es nicht mehr ein, dass sein Partner fluchtartig das Haus verließ, wenn seine Kinder kamen. Sie gehörten alle zu ihm und er wollte weder auf Severus noch auf James, Albus und Lily verzichten. Sie mussten sich damit alle arrangieren und das heute war eindeutig der erste Schritt, es funktionieren zu lassen.   „Er hat sich wirklich sehr verändert!“, sagte Ginny plötzlich zu ihm. Harry hatte nicht einmal bemerkt, wie sie hinter ihn getreten war und nun die Hand auf seine Schulter legte. „Hmm!“, war alles was er dazu sagte, ohne den Blick von denen abzuwenden, die sein Herz für sich gepachtet hatten. „Das ist dein Verdienst, weißt du?“, fragte sie nach und nun blickte Harry sie doch einen Augenblick an, ehe er lächelte.   „Mag sein!“, gab er ehrlich zu. „Aber die Geduld war es eindeutig wert!“, fügte er leiser hinzu.   Und daran gab es nichts zu rütteln. Er hatte einen wunderbaren Menschen an seiner Seite. Snape konnte furchtbar sein, aber all die Momente wo sie zusammen sprachen, wo sie reisten, wo sie Sex hatten waren kostbar für ihn. Und nun wo auch seine Kinder Snape kennen gelernt hatten, konnte ihr Leben hoffentlich beginnen.   Harry glaubte fest daran. 15 moving on ------------ ―—————————————————————————―—————————————————————————   15 moving on   ―—————————————————————————―—————————————————————————   „Dad!“   Ein lautes Klopfen riss Harry aus dem angenehmen Schlaf, den er bis zu diesem Moment hatte genießen können. Ein Klopfen, welches nicht von der Tür zu seinen privaten Räumen kam, sondern eines, welches direkt an der Schlafzimmertür ausgeübt wurde. Sanfte Lippen drückten sich in seinen Nacken, während warme Finger seinen nackten Rücken entlang glitten. „Ich gehe schon!“, murmelte Severus leise gegen seine Haut, ehe die Nähe verschwand. Harry fühlte, wie die Matratze sich unter ihm bewegte, als Snape sich aus dem Bett schälte, während er selbst noch einmal die Augen schloss und versuchte noch etwas Schlaf zu finden.   „Was ist los?“, fragte Severus, nachdem er sich notdürftig etwas angezogen hatte und die Tür zu ihrem Schlafzimmer geöffnet hatte. Schon lange hatten sie keine getrennten Unterkünfte mehr, im Laufe der letzten acht Jahre waren seine Sachen zu Harry gewandert, bis auch er geblieben war. James stand vor der Tür und funkelte ihn an. „Du bist nicht Dad!“, erwiderte er trotzig. Snape seufzte leise. „Nein, aber dein Schulleiter und der Partner deines Vaters. Gewöhne dich daran. Also was ist? Harry schläft noch!“, erklärte er ungeduldig, ohne den Blick von dem Teenager abzuwenden.   James war mittlerweile 15 Jahre alt, leichter war es zwischen ihnen aber nicht wirklich geworden. „Ich will mit Dad sprechen, also lass mich durch!“, verlangte er. Severus seufzte leise, trat ganz aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte. „Er schläft!“, erklärte er deutlich schärfer wie beim ersten Mal. „Wieso kannst du nicht wie deine Geschwister wenigstens ein wenig Respekt zeigen. Wenn nicht mir gegenüber, wenigstens deinem Vater gegenüber!“   James war schwierig. Oft genug musste Snape sich mit dem Jungen befassen und dieser nahm es ihm auch ziemlich krumm, dass er sich bei ihm besonders ins Zeug legte und eher selten dessen Eltern raus hielt, wenn er erneut etwas angestellt und dabei erwischt worden war. Warum der Junge es ihnen allen so schwer machen musste, verstand er wirklich nicht.   James hingegen funkelte ihn wütend an. „Es war deine Idee, oder?“, fragte er nach und Severus konnte die Wut, die der Junge verspürte regelrecht fühlen. Leicht hob er eine Augenbraue an, denn er hatte keinen blassen Schimmer auf was dieser gerade hindeutete. „Dass ich die Ferien bei euch hier verbringen muss, während Lily, Albus und Mom mit den anderen weg fahren!“, erklärte er zischend.   Severus ging ein Licht auf und erneut seufzte er leise. „Du sollst nicht die Zeit mit uns verbringen, sondern wirst lediglich dafür bestraft, was du die letzten beiden Monate angestellt hast!“, erklärte er. Harry hatte es ihm gesagt, sie hatten darüber gesprochen, auch mit Ginny zusammen und obwohl sie alle keine Ahnung hatten, ob es etwas brachte, wollten sie es wenigstens versuchen.   „Hör zu!“, sagte Severus schließlich, ohne den Jungen aus den Augen zu lassen. „Versuche wenigstens, ihre Forderungen zu erfüllen. Entschuldige dich dafür, was du mit Albus getan hast. Und meine es auch so. Hole nach was du in der Schule nicht gemacht hast und warte ab was geschieht. Ich kenne deine Eltern, alles was sie wollen ist, dass du dich vernünftig entwickelst!“ Als James mit den Augen rollte, reichte es aber auch ihm. Ehe er sich eines besseren besinnen konnte, packte er diesen am Oberteil und drückte ihn gegen die gegenüberliegende Wand.   „Du bist unglaublich arrogant, weißt du das?“, fragte er zischend nach, ehe er den Jungen wieder los ließ. „Raus hier!“, kam dann schneidend und er wies auf die Tür. James blinzelte ihn nur irritiert an. „Ich sagte, raus hier. Solange du dich nicht ein wenig zivilisiert benehmen kannst, ändere ich das Passwort.“ Severus meinte es ernst. Er hatte die Nase einfach gestrichen voll. „Das kannst du nicht machen!“, brauste James sofort wieder auf, doch Snape reichte es vollkommen. Er packte den Jungen und schob ihn aus ihrer Unterkunft heraus, ehe er die Tür energisch wieder schloss. Natürlich änderte er das Passwort. Er hatte schlicht keine Lust mehr auf diese Art geweckt zu werden.   Was man allerdings mit dem Jungen machen sollte, konnte er auch nicht sagen. Seufzend fuhr er sich durch die langen Haare, ehe er zurück ins Schlafzimmer ging. „Er ist wütend, oder?“, wurde er von Harry begrüßt, der sich mittlerweile auf die Seite gedreht hatte. Snape nickte leicht und legte sich wieder daneben, schlüpfte mit einem wohligen Seufzen unter die warme Decke. „Du kennst ihn!“, antwortete er trocken. „Ich hab ihn ausgesperrt, bis er sich benehmen kann!“   Sie hatten darüber gesprochen, als James nach Hogwarts gekommen war. Es waren nicht seine Kinder und es war nicht an ihm sie zu erziehen. Severus wollte es auch gar nicht. Aber gerade in James’ Fall hatte er die Freiheit ihn in seine Schranken zu weisen, wenn er es übertrieb. Wie eben in letzter Zeit. Mit Lily und Albus hatte er nicht solche Probleme. Albus war ihm gegenüber offen und Severus unterhielt sich gerne mit dem intelligenten Jungen. Lily hingegen war ihm richtig zugetan, was wohl vor allem daran lag, dass sie Gefallen an Tränke gefunden hatte. Sie kamen wirklich gut miteinander aus.   James hingegen… rebellierte. Anders konnte man es kaum nennen. Er war frech, teilweise sogar richtig respektlos. Er weigerte sich in der Schule mitzuarbeiten, je mehr Ärger er bekam. Ihn einfach machen zulassen war aber auch keine Option. Er spielte Streiche, die deutlich zu weit gingen, zerstörte Schuleigentum – natürlich nicht mit Absicht, wie er immer wieder beteuerte – legte sich mit anderen Schülern an und seit er 15 war, traf man ihn zu oft nach Sperrstunde auf den Fluren. Oft genug mit wechselnden Mädchen. Severus verstand die Sorge der Eltern und da er mit Harry zusammen war, bekam er alles mit. Und selbst er musste zugeben, dass er langsam Magenschmerzen bekam, wenn es um James Sirius Potter ging. Sogar Lily fragte langsam nach, warum James so doof war – ihre Worte, nicht seine eigenen.   Severus wusste es nicht, aber manchmal wünschte er sich durchaus, dass er in den Kopf des Jungen blicken konnte, um ihn irgendwie zu verstehen und eine Antwort zu finden, die ihnen helfen konnte. Alles was sie wollten war doch in Frieden leben zu können. „Er wird sich wieder ein bekommen. Hoffe ich.“, versuchte er Harry irgendwie zu beruhigen. „Schlaf lieber noch etwas, gestern ist es doch spät geworden und heute haben wir zum Glück komplett frei!“   Aber leicht war das eben nicht und Severus empfand dort nicht anders.   Letzten Endes schliefen sie wirklich noch eine Weile, ehe sie sich anzogen und wenigstens zum Mittagessen erschienen. Sofort wanderte Severus Blick zu James, der ihn noch wütender anblickte wie an diesem Morgen. Aber es interessierte ihn nicht mehr. Er hatte ihm oft genug Chancen gegeben. Lily und Albus, die etwas weiter entfernt saßen, strahlten ihm entgegen und hoben die Hand zum Gruß. Snape erwiderte die Geste. Vieles hatte sich verändert und mittlerweile musste er zugeben, dass er sich weitestgehend auch in der Gesellschaft der anderen wohl fühlte.   Natürlich war er oft genug noch wortkarg, aber Harry hielt ihm das nicht vor. Wenn sie alleine waren, spielte das auch keine wirkliche Rolle. Bei Harry konnte er sich mittlerweile gut fallenlassen, ohne dass negative Gedanken aufkamen, die neue Unsicherheiten heraufbeschworen. Irgendwann in den vergangenen acht Jahren hatte er sich in neue Ketten legen lassen, aber dieses Mal fühlte es sich gut an. Dieses Mal hatte er die Ketten selbst gewählt und er bereute es nicht.   Nach dem Essen ging Snape mit Lily zurück in seine Unterkunft. Harry war zurück geblieben, da James sofort auf seinen Vater zu gestürmt war. Severus wusste, dass er bei diesem sein Glück versuchen würde. Sein Pech war nur, dass diese Strafe von Ginny und Harry ausgegangen war. Er würde entsprechend keinen Erfolg haben. Aber Severus wusste genauso, dass Harrys Laune im Keller sein würde, wenn er zurück kam. Da war es wohl ganz gut, dass Lily lediglich ein Buch von ihm haben wollte. Denn was Harry brauchte wenn er mies gelaunt war, wusste Severus. Und das war nichts, was für Lilys Augen bestimmt war.   „James ist ein Idiot!“, sagte die 11-jährige schließlich und Snape lachte leise. „Er ist ein Teenager. Alle Teenager sind Idioten, nimm es ihm nicht so übel!“ Lily blickte ihn mit großen Augen an. „Alle?“, fragte sie nach und folgte ihm in das Wohnzimmer. Snape lachte leise. „Ja, alle. Dein Vater war einer, ich war einer, dein Opa war einer. Da müssen alle durch!“ Zu hoffen war nur, dass James sich wirklich wieder ein bekommen würde. Wenn der Junge ihn nicht mochte, sollte er es ihm eben sagen. Snape konnte damit leben. Womit er weniger leben konnte war, dass der Junge aus diesem Grund Harry das Leben schwer machte.   „Dann werde ich nie ein Teenager!“, sagte Lily überzeugt und Severus lachte leise, während er das Buch aus dem Regal zog, welches sie haben wollte. Er reichte es ihr. „Ich glaube, nur Jungs sind so schlimm.“, erklärte er ihr. Aber Lily schüttelte den Kopf. „Albus ist 13 und benimmt sich nicht so!“, erklärte sie, ehe ihr Blick etwas traurig wurde. „Ich wollte, dass James mitkommt!“, vertraute sie ihm dann an.   Severus konnte gar nicht anders, als ihr leicht durch die Haare zu fahren, während er sich zu ihr hinab beugte. „Warum sagst du es ihm nicht? Er weiß was er dafür machen muss!“, vertraute er ihr an. Aber Lily schüttelte leicht den Kopf. „Mum sagt, dass James lernen muss. Das macht er nie!“, erklärte sie resigniert. Sie drückte das Buch eng an ihren schmalen Körper und wirkte ziemlich verloren. „Versuche es einfach. Oder hat James dich schon einmal so blöd behandelt wie Albus oder alle anderen?“ Er glaubte es nicht und Lilys Kopfschütteln gab ihm da auch Recht.   Man konnte über James sagen was man wollte, Lily lag ihm am Herzen. Sie hatten es deutlich gemerkt, als das Mädchen am Anfang ihres ersten Schuljahres mit einer Ravenclaw in Streit geraten war. Wenn sie alle nichts erreichten, vielleicht konnte Lily etwas bewegen. „Vielleicht!“, antwortete sie schließlich vage, ehe sie sich verabschiedete und Severus alleine zurück ließ.   Dieser setzte sich auf das Sofa und nahm das Buch zur Hand, an dem er am Abend zuvor noch gearbeitet hatte, um dort weiter zu machen. Wenn Harry erst wieder kam, würde er dafür keine Zeit mehr haben.   ***   Gut eine Stunde später öffnete sich endlich die Tür, nur um sofort energisch wieder geschlossen zu werden. Severus hörte die schweren Schritte des anderen Mannes, was Aufschluss genug war, dass er mit seiner Meinung richtig gelegen hatte. Seelenruhig schob er das Lesezeichen zwischen die Seiten, ehe er das Buch zu klappte und es zur Seite legte, um sich dann zu erheben und auf Harry zu zugehen.   „Was hat er dieses Mal versucht?“, fragte er ruhig nach. Seine Finger glitten zu Harrys Nacken, wo sie sanften Druck ausübten und damit die dort angespannten Muskeln bearbeiteten. Harry schnaubte leise und schenkte ihm einen unzufriedenen Blick. „Das übliche also.“, bemerkte Severus, schob sich hinter den anderen Mann, um auch die zweite Hand zu verwenden. Er konnte fühlen, wie die Wut langsam aus Harry wich und wie die Muskeln begannen sich zu entspannen.   „Natürlich. Du bist doch an allem Schuld, wir sind nur zu dumm um es zu sehen!“, schnaubte Harry. Severus kannte auch dieses schon. James genoss es sie gegeneinander auszuspielen und aus einem nicht wirklich verständlichen Grund hatte der Junge sich in den Kopf gesetzt, dass er seine Eltern manipulierte und James nur wegen ihm solche Probleme hatte. Snape verstand es einerseits, andererseits ging es auch ihm langsam tierisch auf die Nerven. Aber es brachte ja nichts.   „Komm mit!“, raunte er leise, beugte sich nach vorne und küsste den Nacken. Er spürte wie Harry erschauderte und genoss diese Reaktion jedes Mal aufs neue. Irgendwann hatte Harry ihm erklärt, dass er es wahnsinnig mochte, wenn er ihn berührte und Severus genoss es genauso. Vermutlich war es egal wie viele Jahre vergingen, für ihn würde es immer wieder ein halbes Wunder sein, dass ein junger attraktiver Mann seine Berührungen nicht nur genoss, sondern sie auch wirklich wollte. Denn auch wenn sie heute keine Masken mehr trugen, reagierte Harry nach wie vor sehr positiv auf diese Nähe.   Und so dirigierte er den jüngeren Mann in ihr gemeinsames Schlafzimmer, wo er sich sofort daran machte, diesen aus seinen Klamotten zu schälen, während er sanft an der frei gelegten Haut nippte. Das erste Keuchen erreichte sein Ohr und kurz darauf fühlte er fordernde Finger, die an seiner eigenen Kleidung zerrte. „Komm schon, zieh das aus!“, forderte Harry, zu ungeduldig um es selbst zu machen. Severus kam diesem nur zu gerne nach, bevor er Harry weiter Richtung Bett dirigierte und sich schließlich über ihm nieder ließ.   Kurz huschte Harrys Blick auf die offene Schlafzimmertür. „Keine Sorge, das Passwort kennen die drei nicht!“, erinnerte er ihn. Seine Finger fuhren die weiche Haut entlang, folgte den Kurven die ihm mittlerweile so vertraut waren. Harry seufzte zufrieden. „Du weißt wirklich am Besten, wie du meine Laune wieder heben kannst!“, gab dieser zu, was Severus leicht zum Schmunzeln brachte. „Reiner Eigennutz!“, gab er zu.   Es stimmte nicht so ganz. Natürlich genoss er es, wenn sie Sex hatten, aber er startete dieses gewiss nicht aus dem Hintergrund, dass er genau diesen nun unbedingt wollte. Sie hatten lediglich festgestellt, dass Sex für sie beide ein gutes Mittel war um Frustration abzubauen. Wenn sie zufrieden die Nachwehen genossen, war der Ärger von zuvor einfach schnell vergessen.   „Lass mich nicht warten!“, verlangte Harry schließlich und versuchte sich unter ihm zu drehen. Doch Severus ließ dieses nicht zu. Energisch drückte er ihn am Becken zurück auf den Rücken. „Ich will es so!“, gab er zu, suchte Harrys Blick und griff mit der freien Hand nach oben, um die Brille aus dem Weg zu schaffen. „Ich will dich ansehen!“, fügte er noch hinzu und legte das Gestell auf den Nachtschrank neben ihnen.   Sie waren vermutlich beide recht offen was ihre Stellungen anging, aber meistens sahen sie sich dabei eben nicht an. Heute wollte Snape es einfach anders haben. Harry nickte leicht, streckte die Arme aus, um ihn näher zu sich zu ziehen. „Lass mich trotzdem nicht warten!“, forderte er, schob die Beine etwas mehr auseinander, damit Severus sich dazwischen nieder lassen konnte.   Ein leiser Spruch genügte, damit er vorbereitet war. Hier drin hatten sie mittlerweile eindeutig Übung, denn ihre Angewohnheit, sich nicht zwingend in die eigenen Räume zu verziehen hatte sich nicht wirklich gelegt. Es kam vor, dass Harry ihn in seinem Büro besuchte und es endete mit Sex auf dem Schreibtisch. Gerade in stressigen Zeiten nutzten sie Gelegenheiten, die sie besser nicht nutzen sollten, aber sie konnten wohl von Glück reden, dass sie bisher nicht erwischt worden waren. Obwohl einige Kollegen ihnen deutliche Blicke schenkten, die ihnen mehr als deutlich machten, dass sie wussten was sie so trieben.   Aber das störte sie beide irgendwie nicht.   Mit einem zufriedenen Seufzen schob er sich in die Enge, die er seit dem ersten Moment an genossen hatte. Harry nahm ihn problemlos auf, drückte sich ihm sogar deutlich entgegen. Dass es so schnell gehen konnte, war wohl eines der angenehmsten Änderungen zwischen ihnen. Sie hatten sich beide untersuchen lassen und wussten, dass sie vollkommen gesund waren. Da gab es eigentlich keinen Grund mehr, auf die Verhütung zu achten. Und Snape genoss auch das sehr. Nicht nur, dass sie überall bereit waren, das Gefühl ganz ohne den störenden Latex eindringen zu können, war eindeutig intensiver. Nicht nur für ihn.   Harry hatte sich irgendwann einmal beschwert, dass das Gefühl des Kondoms nicht sehr prickelnd war. Was letzten Endes auch der Grund dafür gewesen war, dass sie beide sich hatten untersuchen lassen. Mittlerweile genossen sie einfach die neu gewonnene Freiheit.   Langsam bewegte Severus sein Becken und schloss einen Moment die Augen, um das Gefühl vollkommen auszukosten. Er liebte das wirklich, das was sie hier teilten und was sie auch in all den anderen gemeinsamen Minuten teilten. Vor acht Jahren noch hatte es ihm wahnsinnige Probleme gemacht, sich Harrys Familie zu stellen, um ihre Bindung offiziell zu machen. Heute gehörte er einfach dazu und verstand sich mit den Meisten auch recht gut. Selbst mit Hermine, deren Art ihn früher unheimlich gereizt hatte und sogar Ron hatte endlich sich weiterentwickelt. Er war nun klar in der Lage zu trennen, was sein früheres Ich und sein heutiges unterschied. Sie mochten nie beste Freunde werden, aber daran störten sie sich wohl beide nicht besonders.   Harry stöhnte leise auf, schlang die Beine um sein Becken und Snape nutzte diese Gelegenheit, um sich etwas aufzurichten und auf den jungen Mann hinab zu sehen, der mit geschlossenen Augen genoss, was sie hier gerade teilten. Wenn er Harry so sah, musste er sich ernsthaft fragen, was ihn so lange aufgehalten hatte. Wie hatte er wirklich annehmen können, dass Harry ein Spiel mit ihm spielte? Er wusste es wirklich nicht mehr, denn ein Blick in dieses Gesicht reichte, um zu erkennen, dass sie die gleiche Art von Gefühlen miteinander teilten.   Er liebte Harry, liebte ihn auf die gleiche, tiefe Art, wie er Lily geliebt hatte. Seit er diese Erkenntnis realisiert hatte, fragte er sich auch, ob all das was er erlebt hatte, einfach sein Weg gewesen war, um das hier, das was er nun hatte, erreichen zu können. Er mochte kein idealer Liebhaber sein, oft genug war er übellaunig, genervt und abweisend. Aber so wie er nun Harry half Entspannung zu finden, so tat Harry das Gleiche für ihn. Sie stritten und das nicht zu knapp, aber letzten Endes endete es immer damit, dass sie sich mehr oder weniger aussprachen und sich Mühe gaben, voran zu gehen.   Überwältigt von seinen Gefühlen, ließ er sich wieder zurück auf den jungen Mann sinken, seine Bewegungen wurden energischer. Verlangend nach der Euphorie des Höhepunktes trieb er sich tief in seinen Partner hinein, der sich an ihn klammerte, als wäre er sein Rettungsseil.   Aber wenn sie ehrlich waren, war Harry es, der seine Rettung bedeutet hatte. In so vielen Hinsichten, dass er fast geneigt war, die alten, negativen Gefühle komplett zu vergessen. Ohne Harry, der versuchte ihn zu nehmen wie er war, hätte er niemanden an seiner Seite. Ohne Harry wäre er vermutlich nach wie vor der verbitterte alte Mann, der die Schuld seiner eigenen Taten in denen anderer suchte. Und wenn er für das was er nun bekommen hatte sich bemühte sich anzupassen, war das doch ein vergleichsweise lächerlicher Preis.   Harry zog sich so plötzlich um ihn zusammen, dass auch Severus den Höhepunkt nicht mehr zurückhalten konnte. Er schob sich tief in den Mann hinein und ließ einfach los.   Es gab keine Fesseln mehr und diese Tatsache für sich war mehr wert als irgendwer wohl verstehen konnte. Und da änderte auch kein James Potter etwas daran, ganz gleich wie oft er es auch versuchte, Severus würde nicht zu lassen, dass irgendwer zerstörte, was ihm so am Herzen lag.   Zufrieden sackte er zusammen, rollte sich neben Harry, um diesen an sich zu ziehen. Während er bereits langsam weg schlummerte, konnte er den Gedanken nicht unterdrücken, dass er dieses Leben gerne noch weitere acht Jahre festhalten wollte. Oder auch mehr. Mehr war eindeutig nach seinem Geschmack! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)