Tod im Turm von Hotepneith (Der28. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 6: Aussagen ------------------- Yuudai warf sich lieber mit der Stirn auf den Boden, als der Erbprinz sein Zimmer betrat. Ach du je... Er kannte ihn schon lange Jahre, genauer, seit er selbst als kleiner Laufbursche hier im Schloss angefangen hatte, und wusste, dass diese etwas angespannte Haltung auf Ärger deutete. Und er hatte schon geglaubt, damit, dass ihn Lord Sesshoumaru wieder an die Arbeit geschickt hatte, sei er raus. Nein, offenbar nicht. Immerhin war Sakura bei dem Hundedämonen, also würde der doch nicht... „Richte dich etwas auf.“ Der Hausmeister gehorchte eilig. „Bericht. Du gingst mit den beiden Kriegern und dieser Frau zum Turm. Fiel dir etwas an ihr auf?“ Ging es auf Selbstmord? Nun ja, aber Lügen war ja unmöglich: „Kameko war sehr aufgeregt, um nicht zu sagen aufgelöst, Euer Lordschaft. Ich vermute, dass sie, hätten sie die Dämonenkrieger nicht festgehalten, sinnloserweise weggelaufen wäre.“ „Ungewöhnlich aufgeregt.“ „In Anbetracht Eurer milden Strafe und dem was sie selbst schon gegen andere Frauen verhängte...ja.“ „Sie war auch gegenüber den menschlichen Dienstboten recht...gefühlsbetont.“ „Im negativen Sinn, Euer Lordschaft. Genaueres kann Euer Lordschaft gewiss Chiyoko sagen....“ Yuudai brach lieber ab, da er schwarze Schuhe direkt vor seinem geneigten Kopf erkannte. „Wenn ich eine Frage stelle wünsche ich eine klare Antwort.“ So leise und so kalt – und eine mehr als eindeutige Drohung: „Ja, Lord Sesshoumaru, natürlich, wie Ihr wünscht. Soweit ich mitbekam, denn die weiblichen Dienstboten gehen mich ja nichts an, zeigte Kameko ein übermäßig betont strenges Benehmen. Jeder kleine Fehler wurde bestraft. Sie...stritt auch mit Yori, die für die Dämoninnen zuständig ist, und auch mit mir. Eigentlich mit jedem.“ „Eine Erklärung?“ „Taro Yamamoto, ihr Ehemann, wird es wissen. Ich habe nur eine Vermutung, Lord Sesshoumaru.“ „Ich höre.“ „Taro war bereits bei Lord Mawashi in dessen Kanzlei und dieser empfahl ihn her. Soweit ich ihn kennengelernt habe ist er ein unauffälliger fleißiger Mann, mit dem niemand Ärger hat. Aus einem, mir nicht bekannten, Grund, wurde seine Frau nicht als gewöhnliche Dienerin eingestellt oder gar nicht, sondern als Vorgesetzte der weiblichen Dienstboten. Aber dieser Entscheid des mächtigen Fürsten wurde selbstverständlich akzeptiert. - Ich vermute, dass ihr dieses neue Amt zu Kopf gestiegen ist, sie nie zuvor in solch einer Lage war, und mit Verlaub auch überfordert.“ Hoffentlich war das jetzt keine Kritik am Herrn gewesen. Der Sohn reagierte auf Beleidigungen seines Vaters recht...final. Wenn sie wirklich überfordert war – warum sollte sie sich umbringen? Und wieso andere Leute schikanieren? Menschen! Das müsste er Sakura fragen. „Über was stritt sich Kameko mit dir?“ Yuudai zögerte: „Das...das ist privat...Ja, ich rede, Lord Sesshoumaru, wirklich, aber....“ Er seufzte: „Sie war eben sehr impulsiv, Euer Lordschaft. Sie...sie hatte mitbekommen, dass meine Ehefrau vor einem halben Jahr starb und wollte...sie...sie bot mir an...“ Ja, was denn? Der Dämonenprinz entsann sich plötzlich, dass sich Menschen immer bei Liebschaften so anstellten: „Sie wollte deine Geliebte werden?“ erkundigte er sich direkt. „Und du hattest keinen Bedarf.“ Ein Gespräch mit dem Ehemann war wohl dringend notwendig. Nun gut, Selbstmord aus enttäuschter Liebe war ihm bei dieser jämmerlichen Spezies ja bereits untergekommen. „Äh, nein, Lord Sesshoumaru. Ich...ich schätzte sie nicht.“ Hoffentlich fragte der Prinz jetzt nicht weiter. Er müsste antworten, aber....Nun ja, das wollte er wirklich nicht. „Du hast nicht gesehen, ob sie ein Messer bei sich trug. Und die Krieger haben sie nicht durchsucht.“ „Nicht in meiner Gegenwart.“ Yuudai atmete auf. Das konnte er wahrheitsgemäß beantworten und war deutlich weniger heikles Pflaster. „Du hast sie zum Turm begleitet, diesen aufgeschlossen.“ „Ja, Lord Sesshoumaru. Dann zündete ich die Kerzen im großen Raum an, nein, zuerst erklärte ich die Innenanlage, ich warnte Kameko auch noch davor, die Lampen aus den Glasstürzen zu entfernen, damit es kein Feuer gäbe. Dann ging ich erst hinein und zündete sie an. Anschließend ging ich wieder aus dem Turm.“ Yuudai zögerte kurz: „Ja, dann sagte ich wörtlich: So, werte Krieger, das war es für mich. Ich schließe in zwei Tagen wieder ab. - Die Dämonen zerrten sie dann an mir vorbei in den Turm, in das große Zimmer. - Ich sah die Beiden erst zwei Tage später, als Eure anbefohlene Strafe vorbei war. Da standen die Zwei im Turm vor dem großen Zimmer und Kameko lag vor ihnen auf dem Rücken, einen Dolch in der Brust. Die Krieger befahlen mir Eure Lordschaft von dem Todesfall zu unterrichten, das tat ich.“ Von diesem Gespräch brauchte er nichts erwähnen, das wusste Lord Sesshoumaru sicher ebenso gut wie er selbst. Wortlos wandte sich der Sohn des Hauses um und ging, gefolgt von einer fast lautlos huschenden Sakura, und Yuudai erlaubte sich erst dann ein gewisses Aufatmen. Taro Yamamoto, der einzeln in einem Zimmer saß, bewacht von einem schweigsamen Wolfskrieger, warf sich eilig vor, flach auf den Boden, als er sah, wer den Raum betrat. Ihm war mitgeteilt worden, dass seine Ehefrau unter äußerst merkwürdigen Umständen zu Tode gekommen war, nun, man Selbstmord annahm, aber sich der Erbprinz höchstpersönlich darum kümmerte. Dessen Ruf war selbst Menschen bekannt, die erst seit zwei Monaten hier arbeiteten. Und Taro, als Mitarbeiter der Kanzlei, hatte ebenso bereits mitbekommen, dass Seine Lordschaft im Auftrag des Fürsten Ermittlungsarbeiten übernahm. „Richte dich etwas auf.“ Sonst würde er noch aus Versehen auf den drauftreten. Vorsichtig zog sich der Kanzleibeamte auf die Knie zurück, wagte jedoch nicht die Hände oder gar den Blick vom Boden zu nehmen. Sein einziger Trost bildete die Tatsache, dass er aus den Augenwinkeln weibliche Kleidung erkannte. Das war sicher die Heilerschülerin – oder Geliebte – des Prinzen. Was, war ihm eigentlich gleich, aber immerhin war das ein Mensch. Womöglich konnte sie ihn verstehen, das dolmetschen oder....irgendwas. „Du bist Taro Yamamoto.“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ „Du weißt, was geschehen ist?“ „Ja. Kameko ist tot, vermutlich durch Selbstmord.“ „Diese Entscheidung überlasse mir,“ kam es prompt eiskalt. „Ja, Lord Sesshoumaru, selbstverständlich...“ beteuerte der Mann. Sakura musterte ihn, so gut es ging. Er war anscheinend etwas jünger, als sie Kameko geschätzt hatte, oder wirkte auch nur so. Seine Haare waren nicht gelockt und er war deutlich höflicher – nun ja, Kameko hatte nicht mitbekommen, dass sie den Erben des Fürsten schubsen wollte. Aber Taro war insgesamt verschreckt. Zugegeben, das war auch sonst wohl fast jeder, der die Ehre eines Einzelgespräches mit Seiner Eisigkeit hatte. Die einzigen Ausnahmen bildeten vermutlich seine Eltern. Mit bekannt dezenter Feinfühligkeit fragte der Erbprinz denn auch: „Bei Mordfällen an Frauen ist es zumeist der Ehemann. Hättest du ein Motiv?“ „Ich?“ Taros Stimme überschlug sich fast. Nanu, dachte die Heilerschülerin, wohlweislich bemüht eine ruhige Miene zu bewahren: seit wann suchte er nach Motiven, nach dem Warum? Nun gut, bei Selbstmord war das Wie wohl auch überflüssig zu suchen, aber.. Der arme Mann schien ja so schon verängstigt, das musste man doch nicht noch steigern. Oder merkte Lord Sesshoumaru nicht wie eingeschüchtert der war? Unwahrscheinlich. Plante er etwas? Was? „Antworte.“ „Nein, Euer Lordschaft...ich meine...jeder Mensch hat wohl einen Punkt an dem er einen anderen umbringen möchte, aber...Ich war es nicht!“ Ein Schritt des Hundeprinzen auf ihn zu genügte, um Taro erneut flach auf den Boden zu schicken: „Ich schwöre es Euch, ich habe sie nicht umgebracht!“ versicherte er. Aha, dachte Sesshoumaru, zufrieden, dass sein Auf-den-Busch-Klopfen solche Wirkung gehabt hatte. Taro hatte sie nicht umgebracht, da log er nicht – aber er hatte ein Motiv besessen, denn das hatte er bislang nicht verneint. Allerdings auch nicht genannt: „Wusstest du, dass sie mit anderen Männern herumtändelte?“ Auch so ein unmögliches, menschliches Wort, das er ohne die Ermittlungen nicht gekannt hätte – es wäre nie nötig gewesen. Noch ein Grund diese Sache leidig zu finden. „Ich weiß nur, dass Kameko versuchte...ich meine Yuudai....“ Taro richtete sich vorsichtig wieder etwas auf: „Und, ich meine, ehe Euer Lordschaft fragt: ja, sie hätte ihn heiraten können.“ Es half nichts das noch zu verschweigen. Yuudai hatte bestimmt geredet oder würde es noch tun. Oh. Der Hausmeister hatte davon nichts erwähnt - nun ja, er selbst hatte ihn unterbrochen und nach „Geliebte“ gefragt, da sie ja verheiratet war. Hm. Im Notfall müsste er noch einmal mit dem Kerl reden. Lästig. „Hättest du in eine Scheidung eingewilligt?“ Taro warf instinktiv einen Blick zu dem anderen Menschen im Raum, ehe er zugab: „Das...das wäre nicht nötig, Lord Sesshoumaru. Obwohl wir es auch bei Lord Mawashi angaben verheiratet zu sein....“ „Ihr habt es gewagt meinen verehrten Herrn und Vater anzulügen?“ Das klang ruhig - aber scharf wie eine Schwertklinge. Das war eine nicht nur lebensgefährliche sondern eher eine tödliche Lage: „Nein, bitte, hört mich an, Lord Sesshoumaru. Niemand würde es doch wagen oder auch nur vermögen den mächtigen Herrn anzulügen. Er fragte nicht, da er den Bericht Lord Mawashis über uns erhielt.“ Taro spürte, dass ihm der Schweiß über die Stirn lief, auf den Boden tropfte: „Und ehe wir zu den Mawashis gingen hatten wir, also Kameko und ich, uns auf ihren Vorschlag hin auf diese...Unwahrheit geeinigt. Man bekommt leichter Arbeit in einem Schloss, wenn man aus der Fremde ist, zumindest einer von uns und der Andere konnte mitversorgt werden.“ „Was hinderte euch zu heiraten?“ Gab es da eine andere Ehe Kamekos? Irgendwelche andere Gründe? War einer dieser beiden Narren wegen etwas verurteilt und auf der Flucht? Lag darin die Ursache für ihren Selbstmord? „Und eure Papiere habt ihr auch gefälscht.“ „Nein, Euer Lordschaft, das...das Fälschen war nicht notwendig.“ Er wusste, wie Fälscher bestraft wurden, einzig schon die Tatsache, dass sie den mächtigen Herrn des Westens beschwindelt hatten, genügte den Hals zu kosten, oder auch die Schwerter der Krieger an sich ausprobiert zu bekommen, - und jetzt war Kameko tot und er dufte alles allein ausbaden. Aber nicht zu antworten würde nur eine Verschärfung der Strafe bedeuten: „Yamamoto ist unser beider Nachname, zu Recht, denn wir sind aus einer Familie. Kameko war meine ältere Schwester.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)