Second Law von Talisha ================================================================================ Kapitel 1: ----------- "Ist das ihr Ernst? Sind solche Sachen nicht eigentlich Aufgabe der Polizei?" S.H.I.E.L.D.s Direktor Nick Fury musterte die rothaarige Agentin ihm gegenüber kritisch. Wie recht sie da eigentlich hatte und doch jagte nicht nur das FBI diesen verdammten Dieb nun schon seit Monaten. Das war auch der Grund, warum man sich schließlich an S.H.I.E.L.D. gewandt hatte. Seufzend schüttelte Fury den Kopf, schob seinen Stuhl zurück und setzte sich wieder. "Ich bin mir nicht sicher ob sie mir nicht genau zugehört haben Agent Romanoff, aber die Polizei ist mit der Sache heillos überfordert. Dieser Mistkerl ist in den letzten fünf Monaten in einigen der größten und am besten gesicherten Banken der Vereinigten Staaten eingestiegen und das ohne irgendwelche verwertbaren Spuren zu hinterlassen." Fury faltete die Hände, stütze die Arme auf den Tisch und sah die Russin noch einmal eindringlich an. "Und genau deshalb werden SIE sich der Sache jetzt annehmen. Haben sie das verstanden." Welche Wahl bleibt ihr schon? Schließlich widersprach man dem Direktor einer Organisation, zu der neben einem Halbgott auch mehrere Superhelden gehörten, nicht einfach. Natasha atmete tief ein, schloss einen kurzen Moment die Augen und nickte schließlich. "Verstanden. Ich finde diesen Dieb und …" In diesem Moment fiel ihr auf, dass Fury noch kein Wort darüber verloren hatte wie sie im Anschluss vorgehen sollte. Die Rothaarige runzelte die Stirn sie ihren Satz beendete, nicht sicher ob ihre Vermutung korrekt war. "… übergebe ihn anschließend der Polizei?" "Übergeben sie ihn der Polizei, bringen sie ihn eigenhändig hinter Gitter oder erschließen sie ihn von mir aus auch. Es zählt einzig, dass wir ihn aus dem Verkehr ziehen. Die Details der Ausführung überlass ich ihnen. Und jetzt fangen sie an zu packen. Oder gibt es noch Fragen?" Natasha schüttelte kurz den Kopf und erhob sich. "Nein, keine Fragen." Fury nickte und erhob sich ebenfalls. "Gut. In 3 Stunden geht es los." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Clint konnte sich ein amüsiertes Schnauben nicht verkneifen als Natasha ihn über ihren neusten Auftrag informierte. Die Agentin beschwerte sich selten über ihre Arbeit, aber wenn sie es tat dann fast ausschließlich bei ihm. "Und wirst du S.H.I.E.L.D. im Anschluss an diese Mission verlassen und zum FBI gehen? Oder du wärst sicher auch eine tolle Streifenpolizistin." Für diese Reaktion erntete der Blonde auch sogleich einen verärgerten Blick. "Komm schon Tasha. Du musst zugeben die ganze Sache ist schon irgendwie witzig." Natashas Blick wurde bei dieser Bemerkung keineswegs freundlicher. "Ach ja? Ich finde albern trifft es besser." Sie seufzte, schüttelte den Kopf und ihr Ausdruck wurde wieder weicher. "Aber es hilft wohl nicht sich zu beschweren. Ich werde diesen Auftrag so gut und professionell wie möglich durchführen. Und wer weiß, vielleicht will mich das FBI dann wirklich haben." Sie grinste und zwinkerte Clint zu, der sofort auch zu grinsen anfing. Diese gemeinsamen Momente waren für beide immer noch etwas Besonderes. So gut sie auch inzwischen mit den anderen Avengers befreundet sein mochten und so sehr sie ihnen vertrauten, einander vertrauten sie immer noch mehr. "Also dann, ich würde sagen wir sehen uns in ein paar Wochen." Zum Abschied legte die Rothaarige ihrem Freund für einen kurzen Moment die Hand auf die Schulter. Dieser erwiderte die Geste mit einem Lächeln. "Pass auf dich auf Tasha." "Du kennst mich doch." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sieben Wochen. Es hatte Natasha sieben verdammt Wochen gekostet diesem Mistkerl einen Schritt voraus zu sein. Sieben Wochen in denen sie die Arbeit erledigen musste, die eigentlich eine Behörde wie das FBI hätte machen sollen. Das bedeutete, Hinweise zu suchen, diese auszuwerten und sich in dieses Arschloch hinzudenken. Die Rothaarige hatte es satt. Dieser Auftrag langweilte sie und auch wenn sie es nie zugeben würde, er überforderte sie. Schließlich war sie keine ausgebildete Ermittlerin. Was hatte sich Fury nur dabei gedacht ausgerechnet SIE zu schicken? Natasha seufzte und verlagerte ihr Gewicht um es etwas bequemer zu haben. Aber das war jetzt unwichtig. Immerhin hatte sie es wirklich geschafft eine heiße Spur zu entdecken und jetzt war sie hier und wartete auf diesen Dieb wie ein Raubtier auf seine Beute. Sofern sie richtig lag, würde das alles nach der heutigen Nacht vor bei sein und sie könnte endlich nach Hause. Die Agentin musste unwillkürlich lächeln, dass es für sie jemals einen Ort geben würde den sie als Zuhause bezeichnete hätte sie früher nie gedacht. Aber diese Zeiten waren glücklicherweise vorbei. Das waren die Probleme und Ängste einer anderen Frau gewesen, einer die inzwischen nicht mehr existierte. Oder Natasha hoffte zumindest, dass sie nicht mehr zu viel von ihr existierte. Die Person der sie dieses neue Leben verdankte, war inzwischen ihr bester Freund und langjähriger Partner. Der Gedanke an Clint lies die Rothaarige unwillkürlich lächeln. Sie freute sich schon darauf mit dem Blonden zusammenzusitzen und diesen Auftrag auseinander zu nehmen. Und sich auch nicht zu knapp über dessen Sinn oder Unsinn zu beschweren. Auch wenn sich die Agentin lieber die Zunge abbeißen würde als zuzugeben, dass sie den Bogenschützen vermisste, tat sie es doch. Etwas erregte Natashas Aufmerksamkeit und riss sie aus ihren Gedanken. Sie hatte also recht behalten. Ihr Ziel war hier. Langsam und lautlos umrundete Natasha das Gebäude und betrat es durch den Hintereingang. Sie hatte den Grundriss genau in Gedächtnis. Sie würde den Typen von hinten überraschen und die Sache schnell und leise zu Ende bringen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nur ein paar Schritte vor sich im Halbdunkel konnte sie die Silhouette des Räubers ausmachen und musste feststellen, dass sie alle nicht ganz richtig gelegen hatten. Bei ihrem Ziel handelte es sich eindeutig um eine Frau. Sie war relativ groß, schlank und hatte dunkles gelocktes Haar, das ihr fast bis zur Hüfte reichte. Und sie konnte sich ebenso gut lautlos bewegen wie Natasha selbst. Die Agentin ließ den Abzug ihr Waffe, die auf den Rücken der Diebin gerichtet war, klicken. "Stehen bleiben. Nimm die Hände hinter den Kopf und dreh dich ganz langsam um, wenn dir etwas an deinem Leben liegt." Die Dunkelhaarige zuckte sichtbar zusammen als sie Natashas Stimme hört. Sie zögerte ein paar Sekunden, tat dann aber wie ihr befohlen worden war. "Wow. Nicht schlecht. Ich hätte nicht erwartet, dass ihr mich doch noch erwischt, aber alles hat wohl mal ein Ende." Die Frau blickte ins das Gesicht der Rothaarigen und blinzelte irritiert. Im nächsten Moment zeigte sich ein Ausdruck erstaunten Erkennens auf ihren Zügen. "Du … Du bist doch diese S.H.I.E.L.D. Agentin. Romanoff, oder?" Natasha legte ihre Stirn in Falten und betrachtete ihr Gegenüber fragend. Es war nicht ungewöhnlich, dass man sie erkannte seit sie ein Teil der Avengers und damit mehr als einmal in den Nachrichten zu sehen gewesen war. Die Überraschung der anderen verblüffte sie jedoch etwas. "Ganz genau, allerdings tut das hier nicht das Geringste zur Sache. Aber da du schon mal weißt mit wem du es zu tun hast, bist du dir sicher auch im klaren, dass mit mir nicht zu spaßen ist." Die Diebin deutete ein Nicken an. Gleichzeitig lächelte sie aber auch und deutete eine Verbeugung an. "Dann sollte ich mich der Form halber besser auch vorstellen. Du kannst mich Haze nennen." "Lass die Hände oben, oder willst du, dass ich dich erschieße?!" Eine leicht gereizte Reaktion auf die unerwartete Bewegung konnte Natasha nicht unterdrücken. Sie hatte lange genug gebraucht um an diesen Punkt zu kommen und sie verspürte nicht die geringste Lust die frisch gestellte Ganovin eventuell noch entwischen zu lassen. Haze Verhalten hierauf war eindeutig. Jede Spur von Leichtsinn oder Vergnügtheit verschwand aus ihrem Gesicht und sie spannte ihre Körper sichtbar an. "Eigentlich hatte ich sogar gehofft, dass du das tun würdest. Denn weißt du, ich habe nicht die geringste Lust den Rest meines Lebens hinter Gittern zu versauern. Lieber sterbe ich hier und jetzt." Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit schaffte sie es damit Natasha zu irritieren. Sie selbst kannte das Gefühl nicht mehr weiter leben zu wollen. Jedoch hatte sie es nie länger als ein paar Sekunden zugelassen und niemals ernsthaft mit dem Gedanken gespielt ihr Leben zu beenden. "Weißt du überhaupt was du da sagst? Du willst also, dass ich dich erschieße? Um ehrlich zu sein, mir kann das egal sein. Mein Auftrag war nicht dich lebend zu fangen, sondern nur dem ganzen hier ein Ende zu setzen." "Dann tu es schon. Mach der Sache ein Ende, dann hast du deinen Auftrag erledigt und ich muss nicht als Gefangene leben." Diese Frau hatte keine Ahnung was sie da redete, dessen war sich die S.H.I.E.L.D. Agentin sicher. Sie wollte nicht sterben, sie wollte nur unter keinen Umständen eine Gefangene sein und war demnach verzweifelt. Natasha konnte sie verstehen, sie selbst war lange genug nur ein Werkzeug gewesen und konnte es nachvollziehen, wenn jemand nicht in Unfreiheit leben wollte. Zwar waren eine Gefängnisstrafe und ihre eigene Vergangenheit deutlich verschiedene Situationen waren, war ihnen gemein auf einen großen und entscheidenden Teil der eigenen Selbstbestimmung verzichten zu müssen. Natasha musterte ihr Gegenüber eindringlich und seufzte. Auch sie war schon einmal das Ziel eines S.H.I.E.L.D. Agenten gewesen. Clint hatte sich damals anstatt sie zu töten dazu entschlossen ihr eine zweite Chance zu geben und vielleicht verdient die Dunkelhaarige dieses Angebot auch. "Ich mach dir einen Vorschlag. Was hältst du davon, wenn ich statt dich wegzusperren, nun sagen wir dich nur an die Leine lege?" Haze runzelte bei diesem unerwarteten und auch recht unklaren Angebot die Stirn und blickte die Rothaarige verwirrt an. "Ich glaube ich kann dir nicht ganz folgen. Du willst mich nur an die Leine legen? Und was genau stellst du dir darunter vor?" Skeptisch betrachtete die Diebin die andere Frau. Diese sog hörbar die Luft ein du lies sie mit einem erneuten Seufzen wieder entweichen. "Ich nehme dich mit zu S.H.I.E.L.D. und hoffe, dass Fury weder dir noch mir den Kopf dafür abreisen wird. Also? Gefängnis oder S.H.I.E.L.D.? Und vergiss es, erschießen werde ich dich auf keinen Fall." Die andere zuckte kurz mit den Achseln bevor sie antwortete. "Die Entscheidung hast du mir ja quasi schon abgenommen. Ich wähle S.H.I.E.L.D." Langsam löste Natasha ihren Finger vom Abzug ihrer Waffe, hielt diese jedoch weiterhin auf Haze gerichtet während sie die andere Frau umrundete. Mit einer schnellen Bewegung brachte sie die Arme der Diebin auf derer Rücken und legte ihr Handschellen an. Nur weil die Dunkelhaarig auf ihr Angebot eingegangen war, würde sie jetzt sicher nicht leichtsinnig werden. "Also gut, Haze. Dann statten wir dem Direktor von S.H.I.E.L.D. mal einen Besuch ab." Ein leichter Stoß in den Rücken ließ sich die Gefangene in Bewegung setzen. Natasha folgte ihr mit nur einer halben Schrittlänge Abstand zwischen einander. Bevor sie den Ausgang des Gebäudes erreichten, wand sie die Ganovin noch einmal die Frau, die ihr soeben das Handwerk gelegt hatte. "Maya. Mein richtiger Name ist Maya." Gegen ihren Willen konnte sich die Russin ein Lächeln nicht verkneifen. Vielleicht hatte sie ja heute wirklich das Richtige getan und vielleicht machte das die Schwere ihrer Schuld ein wenig geringer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)