Switch! von Yidas (Im Körper meines Freu... nein, Feindes!) ================================================================================ Kapitel 13: Frustration ----------------------- Eine geschlagene halbe Stunde stand ich nun schon hier in der Eingangshalle des Krankenhauses in Domino. Seto wurde heute entlassen und ich war hier, um ihn abzuholen. Es war ein komisches Gefühl zu wissen, daß ich mit Kaiba nun zukünftig, zumindest solange bis das mit dem Jugendamt geklärt war, unter einem Dach leben würde. Gut zugegebenermaßen sein Dach, aber was solls. Ich wusste nur von unserem kurzen Telefonat, daß er mit einem Officer geredet hatte, aber Details verriet er mir da nicht. Aber ich musste es wissen! Immerhin ging es da um mich und ich verfluchte gerade den Tag des Körpertauschs! Kaiba besaß gerade so viel Macht über mich und mein Leben, daß mir elends schlecht wurde. „Was soll der Aufzug Köter?“ Als wäre ihm nie etwas passiert! Scheiß Diva! Sogar in meinem Körper bewegte er sich erhaben, herablassend und stolz. Man sah ihm die schweren Misshandlungen gar nicht an. Und ich gab mir auch noch die Schuld daran! Und wieder bemängelte er meinen Kleidungsstil! Was war bitte an einer leichten Leinenhose, Flipflops und einem Shirt so verkehrt? Der sollte sich mal nicht so anstellen! „Es wird Sommer! Du glaubst doch nicht etwa, daß ich deinen Ledermantel da anziehe. Da geh ich ja ein!“ „Kläff nicht rum, komm mit. Deine Sachen müssen zu mir.“ „Hä?“ „Willst du alleine in der Drecksbude wohnen?“ „Ja sicher! Solange, wie das nicht geklärt ist…“ „Pass auf was du sagst. Im Moment bin ich derjenige, der da lebt!“ Kaiba nahm mir den Wind aus den Segeln indem er einfach in die Limousine stieg und Roland sogar anwies loszufahren. Ey! Das war mein Job! Ich traute mich allerdings nicht, etwas dagegen zu sagen, denn Kaibas Laune schien wirklich auf dem Tiefpunkt zu sein. Da waren die Puppen dran schuld, ganz sicher! Nach mehrmaligen Versuchen, den Auftrag zu stornieren musste auch ein Seto Kaiba einsehen, daß da nichts mehr zu rütteln war. Ich hatte Scheiße gebaut… und wie! Ich wollte gar nicht wissen, wieviel Geldverlust das für die KaibaCorp war. Er sah mich auf den ganzen Weg zu mir nach Hause nicht ein einziges Mal an. Ich fragte mich, ob er mir auswich, oder ob er gerade seine eigene Visage nicht ertragen konnte. Da sah er mal, wie es mir immer ging! Wir kamen an und Seto stieg aus, ich folgte ihm. Blieb aber noch einmal vor der Tür stehen. Es fühlte sich komisch an. Kaiba beschloss einfach, daß ich das alles hier einfach aufgeben sollte. „Nur das Nötigste. Morgen kommt ein Transporter und holt den Rest.“ „Schon klar.“ Er drängte mich fast schon hinein. Ich sah mich um, als wäre ich zum ersten Mal hier, dabei kannte ich dieses Haus in und auswendig. Auch die zahlreichen Verstecke, die ich immer ausgenutzt hatte, damit mein Vater mich nicht im Vollsuff fand. Ich riss mich los von dem vermüllten Anblick und rannte die Treppen hinauf in mein Zimmer, was einem Schlachtfeld glich. Ich ließ Seto einfach stehen. Erst jetzt sah ich, wie es hier nach diesem Kampf zwischen meinem Vater und Kaiba wirklich aussah. Heilige Scheiße! Meine Augen weiteten sich schlagartig. Verwüstung war gar kein Ausdruck! So ziemlich alles war kaputt, auch mein Bett. Mein Schreibtischstuhl lag mitten im Zimmer, die Schulsachen quer auf dem Boden verteilt. Meine Poster hingen in Fetzen von den Wänden und… „…………….“ Ich spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte, als ich das sah. In der Ecke bei der Tür die zum Bad führte, sah ich einen Blutfleck. Dort saß Kaiba, als ich ihn fand. Abwesend lief ich darauf zu und ging in die Hocke, hob eine Hand an und wollte es berühren. Es zog mich an, wie ein Magnet. Normalerweise wurde mir schlecht bei sowas, aber hier, wo ich wusste, daß es Setos Blut war, bekam ich das Gefühl, daß sich Tränen in meinen Augen sammelten. Ich sah das Bild wieder vor mir, als ich hier vor ein paar Tagen reingestürmt war und er apatisch hier saß. Ich sein Gesicht in meine Hände nahm, quasi mich selbst anblickte und ihn fragte, was passiert war. Etwas veränderte sich aber, zwar sah ich noch meinen Körper, aber auch plötzlich mich. Mich in meiner normalen Gestalt. Oder nicht? Etwas war anders. Statt einer Verletzung an der Schläfe, war mein ganzes Gesicht blutverschmiert. Ich weinte bittere Tränen. „Warum?“ „Was?“ „Warum?“ Was sollte das? Ich verstand es nicht! Verwirrt wollte ich meine Hand wegziehen. Dieses Bild loswerden, was sicherlich nur eine Halluzination war, aber es griff mich und zog mich hinunter. „Er hat dich verraten. Er war es… nur er. Und das obwohl…“ „Hast du jetzt endlich alles Wheeler?!“ Erschrocken stand ich auf und fuhr herum. Ich brauchte einen Moment wieder zu mir zu kommen, schüttelte den Kopf, konnte meinen Blick aber nicht von Kaiba abwenden. Was war das gerade? Setzte mir der Körpertausch doch mehr zu, als ich gedacht hatte?! „Ich… bin gleich soweit.“ Notdürftig packte ich ein paar Sachen zusammen. Vor allem die, für die Schule, persönlicher Kram, mein Deck (!), ein paar Klamotten, und das Familienfoto von der Pinnwand. Plötzlich sprach Kaiba mich wieder an. „Sicher, daß du das noch brauchst?“ „Ich…“ Ich musste überlegen. Starr richtete ich meinen Blick auf das Foto. Es wurde aufgenommen, genau an dem Tag, als meine Eltern mir sagten, daß sie die Scheidung wollten. Serenity war noch zu klein gewesen, um das zu verstehen. Es tat immer weh, wenn ich das Foto ansah. Ich wollte einfach immer, daß es wieder so wurde wie früher. Aber das konnte ich vergessen. „Du hast recht.“ Ich legte es auf den Tisch und trat zu dem anderen, sah ihn lange an, ehe ich es war, der nun aus dem Haus lief, ohne sich umzudrehen. Für mich würde ein neues Leben anfangen. Ich musste nach vorne sehen. Ich durfte mich nicht an der Vergangenheit festhalten. Da war mir noch nicht klar, wie Unrecht ich damit hatte. Nur, daß es sich nicht um diese Vergangenheit handelte, sondern um eine ganz andere. „Gehen wir.“ Roland fuhr uns nun zur Kaibavilla. Mokubas Begrüßung war fast schon ein Ritual geworden. Wie immer klammerte er sich um meine Beine. Er wusste über alles Bescheid. Zumindest, was die Wohnsituation betraf. Es war später Nachmittag, als wir ankamen und dieses Mal umarmte er auch Seto. Es musste toll für ihn sein. „Joey! Seto hat gesagt, daß du nun eine Weile hier wohnst!“ „Stimmt. Er hilft mir etwas.“ „Fühl dich bitte wie zu Hause! Und Seto regelt das bestimmt auch mit dem Jugendamt. Er kennt sich da echt aus!“ „Lass das mal unsere Sorge sein ja? Wir sehen uns ja sicher beim Abendessen nochmal.“ „Ja!“ Mokuba verschwand im Wohnzimmer, während Kaiba und ich nun hier standen, wie bestellt und nicht abgeholt. „Kaiba? Wie machen wir das eigentlich mit den Zimmern?“ „Wir haben genug.“ „Du weißt, was ich meine!“ „Ich nehme mir ein anderes.“ „…“ Wir liefen gerade die Treppen nach oben in Setos Zimmer. Ich blieb mitten auf einem Absatz stehen, weil ich mit dieser Antwort wirklich gar nicht gerechnet hatte. Ich war der festen Überzeugung, Kaiba wollte in sein Eigenes. Dort schlafen, arbeiten und das alles tun, was er sonst auch immer tat. Stattdessen aber führte er sich in seinem eigenen Haus auf, als wäre er nur ein Gast. Ich löste mich aus meiner Starre und rannte ihm hinterher. Knallte die Tür hinter mir zu. „Du musst das aber nicht!“ „Wheeler, schalt doch mal für einen Moment dein Hirn ein! Ich kann hier nicht bleiben! Ich bin du!“ „Ja aber…“ „Es reicht jetzt. Ich will nicht darüber diskutieren. Ich arbeite tagsüber hier, solange ich noch nicht vom Arzt schulfähig gesprochen werde. Nachts schlafe ich in einem der Gästezimmer.“ Es sah Kaiba einfach so gar nicht ähnlich, wie er sich verhielt. Er wirkte irgendwie gedrückt. Trotz der bestimmenden Art irgendwie ergeben und resignierend. Was war nur passiert? „Erzähl es mir. Was ist los?“ Keine Reaktion. „Kaiba ich rede mit dir! Jetzt sag schon!“ Ich sah, wie er sich zu mir umdrehte, mich ansah und dann den Blick abwendete. Auch das war eine untypische Geste! Seit wann konnte er meinen Blick nicht Stand halten? Seit wann war er so schwach? „Ich habe die Polizei über diesen Vorfall informiert und Anzeige erstattet. Gestern Abend noch als die Internetverbindung gekappt war. Ich weiß, daß ich dir versprochen habe, mich da nicht zu tief einzumischen, aber nach diesem Vorfall blieb mir keine andere Wahl. Ich habe meine Aussage gemacht. Das Jugendamt wird sich bald melden und eine Pflegefamilie bekannt geben.“ „…………“ „Ich habe Mouto vorgeschlagen. Ich denke, daß du dort gut aufgehoben bist. Was deinen Vater angeht… der kämpft gerade um sein Leben.“ „WAS?! Und das sagst du mir erst jetzt? Was hast du gemacht?“ „Nur das was er verdient. Joey, es war knapp. Zu knapp. Und ich wollte, daß er dafür bezahlt! Was wenn du das gewesen wärst?! Hättest du dich so ohne weiteres umbringen lassen?! Er sollte büßen dafür, was er mir und dir angetan hat und verdammt nochmal, der Kerl ist es nicht wert, daß du auch nur eine Träne um ihn weinst! Und jetzt heul nicht rum!“ Aber ich tat es. Wie lächerlich musste das aussehen? Klar war das ich, der weinte, aber für jemanden, der nicht wusste was los war, der würde wegen einem weinenden Seto Kaiba gerade vom Glauben abfallen. „Warum… was gibt dir nur das Recht, so über mich zu bestimmen?“ „Es war das Beste so!“ „Ein Scheiß war das! Ich seh ja ein, daß du dich wehren musstest, aber was wenn er stirbt? Was ist dann?“ „Dann hast du ein Problem weniger und kannst hoffentlich bald zum Stachelkopf ziehen.“ „Du hast mich nicht mal gefragt, ob ich das überhaupt will!“ „Jetzt mach dich nicht lächerlich! Es liegt doch nahe, daß das eine gute Lösung ist! Er ist dein bester Freund.“ „Na und?! Muss ich deswegen gleich da einziehen? Es geht ums Prinzip!“ Meine Sicht verschwamm von den ganzen Tränen. Ich strich sie mir wütend weg, wischte sie quer über mein Gesicht und konnte nur schemenhaft erkennen, wie Seto auf mich zukam. Er packte mich am Kragen und drückte mich gegen die nächst beste Wand. Er funkelte mich an, während ich nur Hass gegenüber ihm empfand. Ich war verzweifelt, wehrte mich und schaffte es nicht, mich zu lösen. Mein ganzer Körper zitterte und bebte, aber Setos Griff war so unnachgiebig, daß es kein Entrinnen gab. „Warum Seto? Warum hast du mich verraten?“ Ich sah ihn an, voller Trauer, während mir weiterhin Tränen über die Wangen liefen und plötzlich stockte er. Jetzt war er es, der anfing zu zittern und mich langsam los ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)