Switch! von Yidas (Im Körper meines Freu... nein, Feindes!) ================================================================================ Kapitel 15: Ich liebte dich --------------------------- Benommen saß ich im Wohnzimmer der Kaibavilla und starrte auf das Telefon. Kaiba saß neben mir. Auf dem Display war eindeutig die Nummer des Krankenhauses zu sehen, welche unaufhörlich blinkte. Sie riefen jetzt schon das vierte Mal an und wieder traute sich keiner von uns beiden ran zu gehen. Ja, ich glaubte sogar, daß Seto genauso beschissene Angst hatte wie ich. Angst vor dem, was derjenige am anderen Ende sagen würde. „Geh ran.“ Der Kloß in meinem Hals war so groß, ich bekam nicht mehr wie ein gepresstes ‚Hallo‘ heraus. „Mr. Kaiba? Wir müssen mit Joey Wheeler sprechen. Es ist dringend.“ „Ja… Moment.“ Ich reichte Seto das Telefon, der es mit zitternden Händen entgegen nahm und es langsam an sein Ohr legte. Ich sah ihn abwartend an, aber als er erstarrte und die Augen schlagartig aufriss, wusste ich, was passiert war. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Solange bis er auflegte und mich ebenfalls geschockt ansah. „Er ist tot.“ Ich sah durch ihn hindurch und spürte mein Herz aussetzen. Es war, als würde ich in eine tiefe Leere fallen. „Es tut mir leid.“ Ich saß neben einem Mörder. Neben dem Mörder meines Vaters. Und genau dieser grausame Mensch warf anscheinend gerade alles über Bord und nahm mich in den Arm und drückte mich an sich. Ich war so froh, daß Mokuba in der Schule war, dann konnte er nicht sehen, wie sein großer Bruder gerade in den Armen von Joey hing und bitterlichst weinte. Ich wurde nicht gewollt. Von meiner Mutter nicht, mein Vater auch nicht, obwohl er für mich eigentlich hätte sorgen sollen. Stattdessen ertränkte er sich im Alkohol, ließ mich links liegen und wenn er mich beachtete, dann tat er das mit Schlägen. Aber diese schützenden Arme nun um mich herum gaben mir hier und jetzt ein Gefühl von Geborgenheit. Ich fühlte mich beschützt, noch mehr, als eine Hand anfing sanft über meinen Nacken zu streichen. Seto verstand mich wahrscheinlich jetzt besser, als jeder andere. Auch er hatte seine Eltern verloren. Es glich an Ironie, daß ich mich ausgerechnet an ihn schmiegte. Ich ignorierte die Tatsache, daß es mein Körper war, an den ich mich da gerade presste. Es reichte mir zu wissen, daß er darin lebte und er es war, der mich hielt. Es war ein Moment der Schwäche, für Seto und für mich. Wir wussten es beide. Dann löste er langsam seine Umarmung und sah mich an. Mit einem Ausdruck, den ich einfach nicht zu deuten wusste. Ich sah zu ihm hoch, während er mir die Tränen mit den Daumen von den Wangen strich. „Ich werde nicht zulassen, daß dir jemals wieder etwas passiert. Aber dazu musst du lernen mir zu vertrauen.“ Es war, als würde die Zeit still stehen. Ich konnte nicht einmal mehr ausmachen, ob wir noch in der Kaibavilla waren, oder ganz wo anders, als ich plötzlich nicht mehr in meine braunen Augen sah, sondern in die blauen meines Erzfeindes. Er manifestierte sich vor mir wie eine majestätische, silberne Schlange. Erhaben, stolz und anmutig. Ich glaubte ihm, was er zu mir sagte, nickte stillschweigend und konnte diesem Blick nicht länger standhalten. Ich verlor mich in diesem Moment und hoffte irgendwie, daß er nicht so schnell zu Ende war. Seto sah anders aus. Jetzt wo ich mich selbst aufrichtete und mich aus seinen Armen befreite, konnte ich deutlich die etwas dunklere Haut erkennen. Sein Haar war etwas länger, als er es normalerweise trug. Und auch von seinem Mantel fehlte jede Spur. Ich lag halb über ihn gebeugt, sah an seinem Hals hinab, über die starke feste Brust. Die Narbe war verschwunden. Ungläubig hob ich eine Hand und strich über genau diese Stelle. Ohne Scheu, ohne Hemmungen, als würde ich es immer tun. Setos Bauch war wohl bemuskelt, sein Körper war schlank und sehnig. Er trug eine seidene weißblaue Gewandung um die Hüften, die weit auf den Boden reichte und diesen bedeckte. Sein goldener Schmuck glänze im fahlen Licht der untergehenden Wüstensonne mit seinen Augen um die Wette. Es war unwirklich. Ich wusste nicht mehr was Traum und Realität war! Gerade eben war es mir aber auch egal. Musternd blicke ich an mir herab. Das war nicht ich und doch fühlte es sich so an. Ich war ähnlich gekleidet wie er. Nur, daß ich weiß trug. Reinstes Weiß. War das nicht Setos Lieblingsfarbe? „Wo bin ich hier?“ Ich wollte es nicht laut sagen, aber Seto legte den Kopf schief und lächelte mich liebevoll und doch irgendwie süffisant an. „Dort, wo du hin gehörst, törichtes Kind.“ „Hast du mir weh getan?“ „Ja.“ „……..“ Und wieso verspürte ich nicht den Drang mich von ihm abzuwenden, wenn es so war? Ich spürte, wie ich wieder begann zu weinen. Wie Enttäuschung sich in meinem Herzen ausbreitete. Aber noch ehe ich in ihr verzweifeln konnte, packte er mich am Kinn und zwang mich ihn wieder anzusehen. „Denk immer daran Horus. Nicht du bist derjenige, der gerettet werden muss… sondern ich.“ „Ich weiß.“ Das konnte kein Traum sein! Es war so real. ER war so real, diese Berührungen waren so echt, daß sie mir eine Gänsehaut bereiteten. Die Hitze in mir schien immer schlimmer zu werden und ich merkte, wie das Leid in mir einen Ausbruch suchte. Fest kniff ich meine Augen zusammen, aus Angst vor dem was nun kommen würde, aber Seth~ kannte kein Erbarmen. Sein heißer, rauer Atem schlug gegen meine Lippen, seine Hände hielten sich in meinen Haaren fest. Erst dachte ich, ich würde ihn festhalten, aber als ich diese bittersüßen Lippen auf den meinen spürte, seine Zunge meine umgarnte und verführte, da wusste ich, daß er es war, der Halt brauchte. Er wusste, daß er längst verloren und verdammt war. Er küsste, als wäre es sein Letzter. Als ich meine Augen wieder aufschlug sah ich an die weiße Decke über mir. Wo war ich? Müde drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah Seto mit Mokuba am Bett sitzen. Mokubas Gesicht erhellte sich sofort, als er sah, daß ich wach war. Also war das doch nur ein Traum gewesen? „Großer Bruder! Endlich bist du wach!“ Oh nein… nein bitte nicht! Ich wollte, daß es vorbei war. Ich wollte aufwachen und meinen Körper wieder haben! „Geht es dir gut? Möchtest du was trinken? Joey hat gesagt, du bist zusammen gebrochen vom Stress. Du darfst nicht so viel arbeiten!“ „Es geht mir gut Mokuba. Joey hat wahrscheinlich Recht. Würdest du mir etwas Wasser bringen?“ „Ja! Ich bin gleich wieder da.“ Als der Kleine die Tür hinter sich schloss, richtete ich mich auf und sah Seto ins Gesicht. Sehr lange. „War das ein Traum? Hast du mich geküsst?“ Setos Haltung spannte sich sofort an, als ich das fragte. Also war da etwas vorgefallen. Es musste einfach so sein! Warum sonst würde er sich so versteifen? Träumte er so wie ich? „Du bist zusammen gebrochen, nachdem du das mit deinem Vater erfahren hast. Ich würde dich in so einer Situation wohl kaum küssen.“ Das war kein Ja und das war kein Nein! Wieso musste er es einem immer so schwer machen? Vor allem jetzt, wo wir doch so viel mehr teilten, wie unsere täglichen Streitereien. Mittlerweile kannten wir uns in und auswendig. Wussten Details voneinander, die so unglaublich privat waren, daß selbst beste Freunde oder kleine Brüder das nicht wussten oder erahnten. Ich senkte den Blick, knautschte die Bettdecke nervös in meinen Fingern. „Angenommen… das hier… wäre bald vorbei… würdest du dann?“ „Vielleicht.“ „Wirklich?“ „So wie ich es sagte.“ Kaiba saß mit verschränkten Armen und überschlagenen Beinen vor mir auf dem Stuhl. Etwas hatte ihn verändert. Ich bemerkte das nicht seit jetzt, es war schon seit ein paar Tagen so, daß ich den Eindruck hatte. Aber das gerade eben, meinte er das ernst? Ich konnte es nicht glauben, oder vielmehr… vielleicht wollte ich es auch nicht glauben. Auch wenn die Vorstellung schön wäre. Ich hatte Kaiba auf eine andere Art und Weise kennen gelernt. Ich kannte nun den Kaiba hinter dem Geschäftsmann und dem eiskalten Arsch. Er imponierte mir und ich wollte jede Minute, jede Gott verdammte freie Minute mehr von ihm kennenlernen. „Du solltest dich noch etwas ausruhen. Es ist bereits Abend. Hast du Hunger?“ „Nein. Mir ist nicht danach.“ „Dann lass dir was hoch kommen für den Fall der Fälle. Schlaf gut.“ Die Nacht kam und mit ihr wieder ein Traum, den ich in Frage stellen sollte. Einer, der sich in mein Hirn einbrannte und mein ganzes Leben in Frage stellte. Ich schien in einer großen Tempelanlage zu sein. Der Boden war mit feinstem, weißem Marmor ausgelegt. Jeder Schritt war hörbar. So auch unsere. Ich lief neben einem Mann her, der Seto einfach zum Verwechseln ähnlich sah. Ich kannte seinen Namen. Es war Hohepriester Seth. Wir unterhielten uns angeregt, ich konnte aber meine eigenen Worte nicht verstehen, ich spürte nur, daß es sehr vertraut war. Wie alles hier. Ich wusste ganz genau, wo der Garten war, wo welche Palme stand und welcher edle Gepard gleich unseren Weg kreuzen würde. Einer von 8. Seth sah so zufrieden aus. Er lächelte mich an und dann bemerkte ich erst, daß unserer beider Hände miteinander verflochten waren. Seth war eine wunderschöne Erscheinung, er wirkte wilder, aber seine Augen hatten sich nicht verändert. Sie waren so blau wie das Meer. Das war ungewöhnlich für einen Ägypter, genauso wie meine blonden Haare. Licht nannte er mich immer, oder Sonnenkind. Unser Weg führte uns in Seths Gemach, welches über und über mit Stoffen und Kissen dekoriert war. Er lief in die Mitte des Raumes und zog mich an sich. Als wäre es selbst verständlich küsste er mich. Aber dieser Kuss war anders. Er war zart, voller Hingabe und Liebe zu mir. Ich war nicht einmal überrascht, als er das tat. Es beruhigte mich eher. Ich war in der Lage mich fallen zu lassen und alles um mich herum zu vergessen. Ich drängte ihn in Richtung seines Bettes. Übernahm die Initiative, was Seth nur mit einem amüsierten Grinsen über sich ergehen ließ. Wir schienen uns ohne Worte zu verstehen. Es reichte zu wissen, was wir für einander empfanden. Geschmeidig ließ er sich sinken, als ich mich auf seinen Schoß setzte und diesen mächtigen Mann unter mir ansah. Noch stützte sich Seth auf seinen Ellenbogen ab. Er musterte mich, jede einzelne Partie. Meine Augen, mein Haar. Er strich mir die Tunika von den Schultern und fuhr fahrig mi seinen Fingerkuppen über meine nackte Haut. Neugierig und doch wissend um jede Stelle, bei der ich empfindlich reagierte. Ich belohnte ihn mit einem Lächeln, einem Kuss, aus dem Hunderte wurden, die sich über seinen Oberkörper verteilten. Ich liebte diesen Mann. Ich liebte das, was er mit mir tat. Ich liebte ihn so, wie er war. Mächtig, gefährlich und der personifizierte Sturm von Ägypten. Seth drehte den Spieß um, ruckartig richtete er sich auf und positionierte sich über mich. Direkt zwischen meine Beine. Er schob die letzten Reste unserer Gewänder beiseite. Presste seinen Körper an meinen. In diesem Moment war es mir egal, ob es Seth oder Seto war, ja wahrscheinlich waren sie sogar die ein und dieselbe Person. Ich wollte es. Ich schrie so sehr nach ihm, daß es mich schmerzte. Es war, als fieberte ich, mit glasigen Augen sah ich ihn an, hielt inne und er erschrak darüber. Er merkte, daß etwas mit mir anders war. Strich mir liebevoll eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Horus?“ „Halt mich fest... halt mich einfach nur fest.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)