Switch! von Yidas (Im Körper meines Freu... nein, Feindes!) ================================================================================ Kapitel 21: Das Immer --------------------- „Geht’s?“ „Ich bin nicht aus Zucker, Joey.“ Es war der Tag von Setos Entlassung aus dem Krankenhaus. Er musste von nun an eine Reha machen, damit er sich von der Operation vollständig erholen konnte. Was für unseren Bürohengst hieß, Füße still halten! Schon nach ein paar Tagen, nach seinem Erwachen fragte er mich allen Ernstes nach seiner Firma! Ging dem nichts anderen durch den Kopf? Z.B. das mit uns! Warum ließ er das so offen im Raum stehen? Ich konnte das einfach nicht verstehen! Die Situation hatte sich grundliegend geändert. Wir stritten zwar noch, aber da ging es eher darum, weil Diva meinte, er würde wieder arbeiten gehen wollen. Am liebsten schon im Krankenhaus! Ich wollte ihm am liebsten eine reinschlagen! Er tat das alles nur ab indem er sagte, ich solle mich nicht aufführen wie seine Ehefrau. Ich geb dem Ehefrau! Momentan liefen wir gerade zur Limousine. Roland wartete bestimmt schon seit gefühlten Stunden. Seto war einfach noch nicht so schnell unterwegs. Sein Körper war noch immer geschwächt und abgenommen hatte er auch. Stützend lief ich an seiner Seite und buxierte ihn nun auf den Rücksitz. Die Kaibavilla war nicht weit von hier. Wir saßen doch recht schweigend nebeneinander. Ich musste das unbedingt ändern. „Slade hat angerufen. Der Fall liegt bei den Akten als abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine Verhandlung, weil die Notwehr offensichtlich war.“ „Gut so, es war auch nichts anderes.“ Ich wollte Seto das nicht so ganz glauben. Als er seine Aussage machte, zeigte er keine Spur von Reue oder Schock. Die Wahrheit kannte nur er, und ich dachte sie mir einfach. Es schien selbstverständlich für Seto zu sein, daß ich jeden Tag bei ihm war. Er fragte mich nicht einmal, warum. Das war auch in Ordnung, gäbe es da nicht diese vielen ungeklärten Dinge zwischen uns. Die Kaibavilla erstreckte sich vor uns und direkt vor ihr stand Mokuba, der strahlte, wie eh und je. Natürlich warf er sich sofort in Setos Arme und dieser drückte ihn so fest an sich, daß man meinen könnte, er wollte ihn nie wieder loslassen. Warum machst du das nicht bei mir? „Großer Bruder! Endlich! Willkommen zu Hause.“ Seto lächelte und wuschelte Mokuba durch die schwarzen langen Haare. Die beiden sahen so glücklich aus. Wirklich. Und Setos Lächeln, zauberte mir selbst auch eines auf die Lippen. Normalerweise würde er das in meiner Anwesenheit nicht tun. Dahingehend waren wir also schon mal ein Stück weiter. Ich kannte ihn. Wusste, wie er wirklich war. „Seto, du musst noch was essen. Und dich ausruhen. Ich hab dir was auf dein Zimmer bringen lassen!“ „Danke, Mokuba.“ Mokuba ahnte wahrscheinlich, daß Seto sich sonst sofort seinen Laptop schnappen würde. Um ehrlich zu sein, hatte ich mit dem Wuschelkopf eine Absprache, nämlich Seto mit unserem Verhalten quasi dazu zwingen Ruhe zu geben und die Finger von der Arbeit zu lassen. Ich begleitete Seto hoch in sein Zimmer und Moki hatte nicht gelogen. Hier stand so viel Essen, daß eine Armee davon satt werden würde! „Wow. Wer soll das alles essen?“ „Fang an und schau wie weit du kommst.“ „Ey! Vergleich mich nicht schon wieder mit einem Hund.“ „Habe ich nicht.“ „Hä?“ Perplex sah ich Seto an, der gerade vor seinem Bett stand und sein Hemd gegen ein bequemeres Shirt tauschte. Auch etwas, was anders war. So´n Ding würde er sonst zu Hause auch nie tragen! Über die Schulter hinweg sah er mich an und grinste süffisant. Ich war verwirrt. Und er auch, als er die Puppe wahrnahm, die da auf seiner Kommode stand. „Was sucht das Monster hier?!“ „ChiChi-chan? Naja… ich dachte wir heben eine auf, wenn du die anderen doch lieber Köpfen willst. Immerhin kann ChiChi-chan nichts dafür, daß ich Scheiße gebaut hab.“ „Du hast Riesenscheiße gebaut! 1,5 Millionen-Scheiße!“ „Willst du mir das echt ewig vorhalten? Ich will nicht streiten!“ Denk doch verdammt nochmal an dein Herz! Ich versuchte mich irgendwie zu bremsen und nicht in alte Muster zu fallen. Das war ganz schön schwer. Aber dann sagte Seto etwas, was ich echt nie für möglich gehalten hätte. „Du wolltest, daß viele Kinder glücklich gemacht werden. Ich habe mich darum gekümmert.“ „Echt jetzt?“ „Ich habe sie dem Waisenhaus gespendet, indem ich und Mokuba waren.“ Ich war fassungslos! Benommen sah ich zu der Puppe, die mich mit ihren Laseraugen irgendwie diabolisch ansah. Mich quasi herausforderte. Blödes ChiChi-chan! „Joey?“ „Hm? Ja?!“ Ich war in Gedanken gewesen und würde von Seto wieder wach gerüttelt. Er stand direkt vor mir, fesselte mich mit seinen Augen und legte eine Hand auf meine Wange, in die ich mich zögerlich hinein schmiegte und die Augen schloss. Ich konnte ihn gerade nicht ansehen und wusste nicht einmal warum. „Weißt du, warum meine Lieblingsfarbe Weiß ist?“ Wenn ich so darüber nachdachte… nein. Ich wusste es nicht. Ich schüttelte den Kopf und traute mich langsam aufzusehen. „Ich wusste es bisher auch nicht.“ Tolle Antwort! „Weil du es warst. Du bist das Licht, nach dem ich immer greifen wollte. Daran habe ich mich festgehalten. Seit damals. Jetzt weiß ich es wieder.“ „Seit Ägypten meinst du.“ Er nickte. Also war ich sein einziger Ausweg aus seiner eigenen Verderbnis. Es tat gut, das zu hören. Ich schloss wieder die Augen und umschlang seine Hand, die auf meiner Wange lag. Es war so ein magischer Moment! Ich wollte nicht, daß er aufhörte. „Und noch was.“ Seto löste sich von mir, setzte sich auf sein Bett und überschlug grazil die Beine, grinste herausfordernd und biss sich dabei auf die Unterlippe. Gerade eben konnte ich ihn nicht einschätzen. Gerade eben war er der Hohepriester und Firmenchef in einem. „Um auf unsere Unterhaltung zurück zu kommen… du findest mich also heiß ja?“ „Ich… ja. Also ich…“ „Und du würdest gerne mit mir schlafen.“ Wie konnte er mich nur so demütigen?! „Dir ist klar, daß ich jetzt nicht wirklich dazu in der Lage bin.“ „Das ist also kein nein.“ Ich hatte meine Sprache wieder gefunden! YAY! Mit einer Schnute verschränkte ich die Arme vor der Brust und trat an ihn heran. Sehr nahe, zu nahe! Aber das war mir so egal! Fordernd stemmte ich links und rechts meine Arme neben ihn. Ich wollte Seto nicht entkommen lassen! „Korrekt. Dem zufolge denke ich, daß wir die kontraproduktive Art in eine Produktive verändern sollten.“ „Merkst du eigentlich, daß du mich schon wieder beleidigst?“ Und wenns nur durch die Blume war! Ich und kontraproduktiv! Der hatte doch keine Ahnung! „Ja. Und ich habe dich da, wo ich dich haben wollte.“ Noch ehe ich etwas erwidern konnte, spürte ich Setos Lippen auf den meinen. Seine Hand in meinem Nacken, die mich bestimmend zu ihm nach unten auf das Bett drückte. Wir lächelten… alle beide. Jetzt war es definitiv perfekt! Perfekt für uns. Ich wusste nicht, in wie vielen Leben wir uns schon über den Weg gelaufen waren, nie gesehen, befreundet, gehasst, oder gestritten haben. Ja vielleicht sogar getötet. Ich wusste nur, daß ich jetzt wo ich nach Jahrhunderten wieder diese Liebe in mir spürte, ihn tatsächlich, wirklich und wahrhaftig, gerettet hatte. Ich spürte es ganz deutlich in meiner Brust. Dieses Mal war es kein Schmerz, der von einem Dolch in meinem Herzen verursacht wurde. Es war die Gewissheit, daß er mich liebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)