Switch! von Yidas (Im Körper meines Freu... nein, Feindes!) ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Der Sandsturm war unerbittlich, Unsere Pferde kamen nicht gut voran. Sie sackten immer wieder ein und jetzt noch ein Lager aufzuschlagen würde nichts bringen. Die Sicht auf den Tempel verschwand immer mehr. Und durch den ganzen Sand, der uns unbarmherzig ins Gesicht peitschte, bekamen wir es mit der Angst zu tun. Sogar ich. Wir durften auf keinen Fall eine andere Richtung einschlagen, jetzt, wo das Ziel so nahe war. „Horus?“ „Ich bin direkt hinter dir! Keine Sorge!“ Obwohl er schrie, war seine Stimme durch den Wind gedämpft. Sandstürme dauerten im Allgemeinen nicht lange, aber dieser hier schien uns wirklich das Leben schwer machen zu wollen. Trotz aller Widerstände konnte ich nun den steinernen Vorhof des Tempels unter meinen Füßen spüren. Endlich! Wir waren tagelang gereist! Noch immer sagte das Sonnenkind, daß er es einfach nicht für nötig befand, aber ich bestand darauf. Ich wollte mein Vorhaben unbedingt in die Tat umsetzen. Nur zur reinen Sicherheit! „Komm!“ Ich nahm den Blonden bei der Hand, wickelte uns ihn in eine Decke, damit der Sand unsere Haut nicht noch mehr aufriss. „Seth! Ich bin kein Kind mehr!“ „Mund halten.“ „Hmpf!“ Selbst die Pferde waren dankbar, als wir sie in die geschützte Anlage rein führten. Wir befanden uns in einem Tempel des Atemu. Sohn des Ra. Auch ich als Hohepriester musste mir eine Erlaubnis einholen um diesen Tempel überhaupt betreten zu dürfen, aber der Pharao war gnädig mit mir gewesen, als ich ihm darlegte, welches Anliegen ich damit bezweckte. Horus befreite sich aus der Decke, schüttelte seine Kleidung aus und wuschelte sich durch das goldene Haar, was mich zum Grinsen brachte. „Sandstürme machen dir also nichts aus, ja?“ „Tun sie auch nicht. Solange ich nicht den Tempel wie ein dahergelaufener Hund freibuddeln muss.“ Lachend schüttelte ich den Kopf und trat ein mein Pferd heran. Nahm mir den Beutel und schließlich Horus Hand. Ich wollte direkt mit ihm zum Altar und sofort anfangen Ra meine Bitte darzulegen. „Mein Gott hast du es eilig.“ Horus wollte anscheinend nicht verstehen, wie wichtig mir das war. Oder aber, er war selbst besorgt und versuchte die Situation runter zu spielen. Zweiteres war wahrscheinlicher. Er trennte sich kurz von mir, nahm einen großen Schluck Wasser, kam wieder auf mich zu und tränkte seine Hände mit der klaren Flüssigkeit, um sie dann auf meine Wangen zu legen und zart darüber zu streichen. Ergeben schloss ich meine Augen und harrte einen Augenblick. „Seth. Es wird alles gut. Ehrlich!“ Sein Wort reichte mir einfach nicht. Ich wollte eine Bestätigung. Ich wollte Segen, von Ra und von Atemu. Horus Lippen, die nun meine berührten, zwangen mich zur Ruhe und Zuversicht. Er war schon immer der Optimist von uns beiden gewesen. Man musste allerdings dazu sagen, daß er ein Sonnenkind war. Geliebt von den Göttern, geliebt von mir. Wenn ich mich selbst betrachtete, dann sah ich nur das, was mir zugeschrieben wurde. Chaos, Verderbnis und Zweifel. Horus schaffte es auf wunderbare Weise, daß ich das vergessen konnte, wenn ich mit ihm zusammen war. Der Altar war klein, nicht besonders schön, aber heilig. Es war ein Ort der Götter, ein Ort der Magie. Horus und ich konnten es in aller Deutlichkeit spüren. Hier herrschte klare Stille. Der Sturm war nicht mehr zu hören. Kein Skarabäus kreuzte unseren Weg. Nichts. Vorsichtig öffnete ich den Beutel und holte die kleine Kanope heraus. Hielt sich andächtig in meinen Händen und biss mir auf die Unterlippe. Unsere Wünsche hatten wir in ihr verankert. Für jetzt, für die Zukunft. Außerdem auch meine Strafe, die ich mir selbst ausgesucht hatte. Sollte ich ihn je verletzen, dann wollte ich immer dafür büßen müssen. Für das, falls ich den Mächten, die in mir tobten nicht widerstehen konnte. Horus sah mich mitleidig an. Ich hasste es, wenn er mich so ansah. Es zeigte nur, wie schwach ich wirklich war. Er war wirklich der Einzige, der das durfte. „Wir sollten noch eine Nachricht hinterlassen.“ Plötzlich wurde er ernst und nahm die Kanope an sich. Lächelte schwach und strich leicht über sie. „Wie meinst du das?“ „Naja… wie sagst du immer? Für den Fall der Fälle. So können wir uns vielleicht erinnern, wenn der Zauber eines Tages wirken sollte. So als Anstupser.“ Horus wartete nicht auf meine Antwort. Er nahm sich seinen edel verzierten Dolch und ritzte etwas in die Innenseite der Kanope. Ich konnte nicht erkennen was es war, ich vertraute einfach darauf, daß er die richtigen Worte wählte. Er stellte sie auf dem Altar ab, entzündete ein Feuer und ging mit gefalteten Händen in die Knie und betete. Ich tat es ihm gleich. Als wir Ra um Gnade baten, unsere Gebete beendet hatten, verflochten wir unsere beiden Hände. Jetzt hatten wir keine Macht mehr über die Auswirkung und Macht des Zaubers, der in der Kanope inne wohnte. Ra würde den Rest entscheiden, sollte es jemals soweit kommen. Ich sah ihn an. Aus vollster Liebe für ihn. „Was hast du in die Kanope geritzt?“ Fest griff er meine Hand, hob diese an und küsste die Innenfläche, ehe er sich mir um den Hals warf und seinen Körper fest an den meinen schmiegte. Ich hielt ihn… genoss diesen Moment und lauschte seinen gewisperten Worte in meinem Ohr. „Mut zur Wahrheit.“ Da wusste ich, er liebte mich. Es bedurfte keiner Worte mehr. Es reichte zu wissen, was wir für einander empfanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)