Fachidiot von JiskahRedHood (Die Schmieden von Dravasuum) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Ein warmer Sommerwind streichelte das saftig grüne Gras. Es bog sich wiegend hin und her unter der sanften Liebkosung. In dem fruchtbaren Tal lag ruhig und still das Dorf Tion. Eine Stille die nicht zu dem sonst so lebhaften Ort passte, wo um diese Zeit für üblich reger Handel auf dem Marktplatz getrieben wurde. Genau dieser Marktplatz lag nun vor den fremden Besuchern, einer Janama, zwei Ellydren und einem Menschen aus einer anderen Welt. Ihre Gesichter waren starr vor Grauen. Alle Pfade des kleinen Dorfes die sie bestritten hatten, waren menschenleer. Keine Geräusche erfüllten die Luft außer dem Rauschen des Windes. Nun wussten sie wo all die Bewohner geblieben waren. Auf dem gesamten Platz war kein einziger Pflasterstein mehr zu erkennen, er wurde überall von zerrissenen Körpern verdeckt. Arme und Beine lagen wild verstreut, Dinge die niemand der Besucher erkennen wollte lagen auf den Waren der verschiedenen Verkaufsstände. Blut war in den Rinnsalen zwischen den Steinen getrocknet, und leblose Augen starrten Philipp an. Ihm drehte sich der Magen herum, doch er konnte den Blick nicht abwenden. Noch nie hatte er solch eine grausame Tat gesehen. Es wirkte als hätte man alle Bewohner hier versammelt, sie in Stücke zerfetzt und auf einen blutigen Haufen geworfen. Lilly schluchzte laut neben ihm, sie war die erste die aus ihrer Starre erwachte und einige Schritte nach vorn taumelte. Ihr Bruder Ooku hielt sie an der Schulter fest und ließ seinen Blick über die mit Blut bespritzten Häuserwände gleiten. „Wir sollten von hier verschwinden.“ Lilly schüttelte den Kopf, Tränen sickerten ihre Wangen hinab. Sie streifte die Hand ihres Bruders ab und ging noch zwei kleine Schritte. „Shorana hat uns doch gewarnt sie würde die Menschen bis zur Mittagsstunde verschonen. Es ist noch Morgen! Wieso hat sie diese grausige Tat nur begangen?“ Xiis Fuchsschwanz peitschte hin und her, leise fauchte sie vor Wut. „Shorana ist eine Hexe! Was glaubt Ihr, können wir auf ihre Versprechen geben Lilly? Jedem hier war klar das wir in eine Falle laufen, und wir sollten schnell von hier verschwinden! Seht Ihr nicht wie diese Menschen zugerichtet sind? Die verätzten Stellen an ihren Leibern sprechen Bände. Also lasst uns...“ Xii konnte ihren Satz nicht zu ende bringen, da drang ein gequältes Stöhnen aus der Menge. Lilly zögerte keinen Augenblick und stürmte nach vorn, leise Flüche verfolgten sie als Ooku und Xii sich darauf vorbereiteten jeden Moment angegriffen zu werden. Philipp rannte ihnen nur nach, weil er nicht allein und schutzlos sein wollte. Das Grauen wurde noch schlimmer, je näher er ihm kam. Er erkannte unter den Toten Frauen und Kinder, niemand war verschont geblieben. Nochmal erklang das gequälte Stöhnen und Lilly entdeckte einen Mann der sich regte. Ihre Füße färbten sich rot als sie durch all das Blut rannte, und sich neben dem Verletzten auf die Knie sinken lies. Behutsam legte sie ihm eine Hand auf den Kopf, er öffnete seine Augen und blinzelte zu der Ellydre auf. Eines seiner Beine war knapp über dem Knie abgerissen worden, er presste beide Hände auf eine Bauchverletzung aus der noch immer Blut hervor quoll. Er war den Toten schon näher als den Lebenden, dennoch schenkte Lilly ihm ein warmes Lächeln und sprach ihm in sanften Ton zu. „Bewegt Euch nicht. Ich werde Eure Wunden heilen, und dann bringen wir Euch an einen sicheren Ort.“ Bevor ihre Begleiter Einspruch erheben konnte, sprach der Mann mit kaum vernehmbarer Stimme zu ihr. Seine Hände zitterten und es kostete ihn viel Kraft seine Gedanken in Worten zu formen. „Sie... sie kamen... und trieben uns wie... Vieh vor... sich her. Alle. Hier her. Dann... stürzten sie sich auf uns.“ Seine Augen weiteten sich vor Schreck und ein heftiger Ruck ging durch seinen Leib bevor er weiter sprach. „Faulvaruls! Aus... der Hölle. Töteten alle... zeigten... keine Gnade. Die ganze Zeit... hörte man ein Lachen... das einer... Frau. Die ganze Zeit...“ Unter großer Anstrengung gelang es ihm einen Finger zu heben, er deutete eine breite Straße entlang die sich in einer Biegung hinter den Häusern verlor. „Zogen nach Norden... dort... liegt Larn. Bitte... helft ihnen... bevor... sie... wie... uns...“ Seine Worte brachen ab und der Mann erschlaffte in Lillys Armen. Sie schloss seine Augen und atmete tief durch, doch erneut suchten sich Tränen den Weg an ihren Wangen hinab. Mit bebenden Schultern erhob sie sich langsam und ließ den Blick über all jene schweifen die an diesem Morgen so sinnlos ihr Leben gelassen hatten. Sie wischte sich die Tränen mit dem Unterarm vom Gesicht und ballte die Hände zu Fäusten, sie sah zu der Straße auf die der sterbende Mann gezeigt hatte. „Gehen wir.“ Während Ooku noch der Mund offen stehen blieb, so hatte sich Xii bereits an die dummen Aktionen ihrer Freundin gewöhnt, was noch lange nicht heißen würde das sie mit ihnen auch einverstanden war. „Ooku! Xii! Wir können diese Menschen nicht ihrem Schicksal überlassen! Sie brauchen Hilfe wenn Shorana mit ihren Bestien auf dem Weg dorthin ist. Noch ist es vielleicht nicht zu spät.“ Ihr Bruder machte einen Schritt vor und schüttelte den Kopf während sein Blick über den Marktplatz wanderte. Jeder Muskel an ihm zeugte von großer Anspannung, dann sagte er etwas mit dem wohl niemand gerechnet hatte. „Mir ist egal was das Schicksal für die Menschen bereit hält, aber ich kann nicht tolerieren das sie ihr Leben so sinnlos verwirken. Shorana will etwas von uns, und tötet nur zum Spaß. Wenn ich etwas noch weniger leiden kann als die Menschen, ist es das Morden am Vergnügen. Lasst uns gehen, und ihr zeigen mit wem sie sich angelegt hat.“ Bevor sie den Schauplatz des Grauens verließen verharrte Philipp vor einem Schwert das auf dem Boden lag. Kein Tropfen Blut klebte daran. Es lag weit abseits des Kampfgeschehens. Entweder es wurde von einem fliehenden Feigling fallen gelassen, oder der Besitzer war gar nicht erst dazu gekommen es zu benutzen. Zögernd hob er das Schwert von den kalten Pflastersteinen auf, hier war sowieso niemand mehr dem es dienen konnte, und so würde er Shorana nicht wieder unbewaffnet entgegen treten. Es war schwer, und er konnte sich nicht vorstellen das er in der Lage war es im Kampf zielsicher zu schwingen. Aber einen Versuch war es wert. Die Gruppe ließ den Ort Tion hinter sich, ihn und sein grausiges Geheimnis. Philipp war der einzige der immer wieder einen Blick zurück warf. Was er dort gesehen hatte, würde er wohl niemals wieder vergessen. Er fühlte Trauer für all die Menschen und Wut das Shorana ihnen das angetan hatte nur um sie zu sich zu locken. Die Erinnerung an seinen Traum der letzten Nacht wurde plötzlich wieder greifbar nahe, er wusste was diese Leute in ihren letzten Minuten durchlebt hatten. Wie es war wenn sich die Klauen dieser Bestien in das Fleisch gruben und ihr ätzender Speichel die Haut zerfraß. Ein eisiger Schauer ließ ihn frösteln, er beschloss wieder seinen Blick nach vorn zu richten. Es dauerte nicht lang da ließen sie die fruchtbaren Täler hinter sich zurück und blickten den steilen Klippen einer engen Klamm entgegen. Nach Rechts und Links war kein weiterer Weg durch das Bergmassiv zu sehen, die Faulvaruls mussten also durch diese Klamm weiter gegangen sein. Niemandem wahr wohl dabei diesen Weg zu beschreiten, aber wenn sie den Tod aufhalten wollten, den die Hexe Shorana den Menschen sandte, so mussten sie es wagen. Mit klopfenden Herzen ließen sie sich von den steilen Hängen umarmen und betraten den schmalen Pfad, der nur einen Meter breiter war als die Fahrrinne der Handelskarren die sich in den Boden gegraben hatte. Links von ihnen befand sich die glatte Felswand an der kleine Rinnsale aus Wasser hinab liefen. Zu ihrer Rechten fiel der Pfad steil ab und einige Meter unter ihnen führte ein Bach hindurch, dessen Rauschen fast jedes andere Geräusch das sie von sich gaben, übertönte. Philipp dachte daran dass das Tal ein idyllischer Platz zum Leben gewesen sein musste. Der kleine Bach verließ das Bergmassiv und bildete viele kleine Bachläufe die sich durch die Wiesen schlängelten. Er schluckte und versuchte das Echo des Bildes von Tions Marktplatz aus seinen Gedanken zu verbannen. „Dieser Weg sieht mir nicht so sicher aus. Ich kann mir kaum vorstellen, würde ich die Radspuren nicht sehen, das dies hier eine Handelsroute ist.“ Xii zuckte mit den Schultern und warf einen Blick hinab in den kleinen Bach der immer mehr an Fliesgeschwindigkeit zu zunehmen schien. „Die Menschen hier haben vielleicht keine andere Wahl. Man nimmt den ein oder anderen Unfall in Kauf wenn das Gold lockt.“ Als er die fauligen Bretter auf einem Stein unten an dem Lauf des Baches erkannte, verstand er was sie meinte. Hier war sicherlich schon die ein oder andere Kutsche samt Hab und Gut in die Tiefe gestürzt. Nachdem sie einige Minuten den schmalen Pfad entlang gegangen waren wurde er auch schon ein wenig breiter und sie konnten in einigen Metern Entfernung eine stabile Holzbrücke erkennen. Es war nicht das einzige was sie sahen. Der Pfad schlängelte sich aufwärts durch das Gestein und sie konnten in der Ferne die bekannten Silouetten deutlich erkennen. Faulvaruls. Wie erstarrt blieb die Gruppe stehen und Xii legte ihren pelzigen Finger an die Lippen. Jetzt musste ein Plan her, und zwar rasch. So schnell sie konnten huschten sie den Pfad entlang und gingen hinter einer Biegung in Deckung, sie hatten Glück denn die Faulvaruls entdeckten sie nicht. Philipp drückte sich flach an die feuchte Wand und kaltes Wasser tropfte in seinen Nacken. Tiefe Falten überzogen seine Stirn. „Ist euch aufgefallen wie langsam sie gehen? Sie scheinen es nicht eilig zu haben.“ Ooku warf ihm einen finsteren Blick zu, er machte eine wegwerfende Handbewegung und stieß genervt seinen Atem durch die Nasenlöcher aus. „Was tut das zur Sache du Narr? Sie haben ein ganzes Dorf ausgerottet, da liegt es vielleicht nahe das sie erschöpft sind. Viel mehr sollten wir überlegen wie wir die Gelegenheit nutzen um ihnen in den Rücken zu fallen.“ Lilly rieb sich nachdenklich das Kinn und blickte an den steilen Felswänden hinauf. Es gab kein Efeu oder eine andere Pflanze deren Hilf sie erbitten könnte um sie vielleicht in die Höhe zu ziehen. Dazu war sie viel zu feucht und rutschig um daran hinauf zu klettern. „Wir können sie nicht überrumpeln. Alles was wir machen können ist, uns zügig anzupirschen und hoffen das sie sich nicht all zu früh umdrehen. Wobei ich nicht weiß wie gut der Geruchssinn von Faulvaruls ist, und ob sie uns nicht vorher wahr nehmen.“ Philipp warf vorsichtig einen Blick um die Kurve und sah das die Kreaturen aus den Sümpfen der Verbannten langsam voran trotteten. Sein Augenmerk richtete sich auf die stabile Holzbrücke. „Die Brücke! Wenn ihr doch Pflanzen befehligen könnt, lasst sie... ich weiß nicht. Einzustürzen? Sie ist doch aus Holz“ Lilly senkte den Blick und schüttelte den Kopf. „Wir können sie nicht befehligen, wir können ihre Hilfe erbitten. Aber das können wir nur von etwas das noch lebt. Den Bäumen die für diese Brücke genutzt wurden, wurde ihr Leben genommen.“ Xii rümpfte ihre Nase und ballte eine Hand zur Faust. „Schluss mit dem Geschwätz. Wir haben keine Wahl. Nach oben können wir nicht, und unten lauert eine reißende Strömung. Wir müssen ihnen so schnell es geht in den Rücken fallen, wenn wir warten bis sie außer Sichtweite sind, dauert es ewig bis wir sie eingeholt haben. Habt ihr gesehen wie weit geradeaus der Pfad führt? Mein Vorschlag ist, da ich die Schnellste von allen bin, das ich vor renne. Dann falle ich ihnen in den Rücken, und ihr lauft mir einfach so schnell und leise ihr könnt hinterher.“ Ooku knirschte nachdenklich mit den Zähnen, der Plan gefiel ihm ganz und gar nicht, aber hatte er einen besseren? Wütend musste er sich eingestehen das er keinen hatte. Da Xii keine Einwände vernahm, und jeder versuchte einen besseren Vorschlag zu finden, von dem sie wusste das es keinen gab, hüllte sie ihren Körper in bläulichen Nebel und nahm wieder ihre Gestalt als Fuchs an. Ihre Stimme ertönte in den Köpfen der anderen. „Genug gewartet! Wir müssen handeln!“ Ohne auf eine Antwort zu warten sprintete sie um die Kurve, sie musste sich beeilen, bevor die Kreaturen sie wahr nehmen konnten. Der Rest der Gruppe fluchte leise, nun gab es kein Zurück mehr, sie mussten ebenfalls los rennen um Xii beistehen zu können. So schnell sie konnten rannten sie zusammen los und kamen schon nach wenigen Schritten abrupt zum Stillstand. Fast währen sie in Xii hinein gerannt. Bevor jemand fragen konnte wieso sie mitten auf dem Pfad wie angewurzelt stehen blieb, erkannten sie es selbst. Die Faulvaruls waren verschwunden. Einfach vom Erdboden verschluckt. Philipp suchte hektisch die Umgebung ab, sie konnten doch nicht einfach fort sein! Die Steilwände hinauf würden sie selbst mit ihren langen Klauen nicht klettern können. Auch wenn sie in den reißenden Fluss gesprungen wären, und es überlebten, so gab es keine Möglichkeit für sie wieder von dort unten hinauf zu kommen. „Wie ist das möglich?“ Ooku knirschte mit den Zähnen und ließ seinen Blick ebenfalls hin und her schweifen, aber die Kreaturen blieben verschollen. „Sie müssen uns gesehen haben!“ Xii zog ihre Stirn in Falten und ging mit langsamen Schritten vorwärts. „Selbst wenn du Recht hast, wo sind sie geblieben? Es sind Wesen der Unterwelt, aber soweit ich weiß, niedere Diener ohne magische Eigenschaften.“ „Vielleicht wissen wir weniger über sie als uns lieb ist Xii, was wenn sie sich tarnen können?“ Lilly knabberte sich nervös auf der Unterlippe herum und ging ebenfalls ein paar vorsichtige Schritte weiter. Ooku drängte sich an ihnen vorbei und übernahm die Spitze der kleinen Gruppe. „Gehen wir weiter. Wenn wir umkehren können sie uns in den Rücken fallen. Es gibt keinen anderen Weg hier raus. Seid wachsam das wir nicht in ihre plumpe Falle hinein laufen. Selbst wenn sie getarnt irgendwo auf uns lauern, ihr Geruch wird sie verraten. Und dann haben wir noch immer ein Ass im Ärmel.“ Feste legte sich seine Hand um den Kiefernzapfen. Den Zapfen den er von einem Baum direkt vor dem Ort Tion gepflückt hatte. Auch wenn er ihn nicht gerne verwendete, würden es die Umstände verlangen, kam ein Hadern nicht infrage. Mit bedachten Schritten gingen sie den Pfad entlang, Philipp bildete das Schlusslicht, und warf immer wieder einen Blick zurück falls sich doch noch etwas hinter ihnen nähern sollte. Als sie die breite, massive Holzbrücke erreichten, warf Lilly einen prüfenden Blick in die Tiefe. Spitze Felsen ragten aus dem Fluss empor und man musste schon Glück haben, wenn man es denn in Erwägung zog hinein zu springen, nicht von ihnen aufgespießt zu werden oder zumindest beim davon treiben an ihnen zu zerschellen. Hier hatten sie die Faulvaruls zuletzt gesehen, aber es war wohl eher unwahrscheinlich das sie hinab gesprungen waren. Xii reckte die Nase in die Luft und begann leise zu knurren, es war ganz schwach zu vernehmen, aber ihre Nase hatte sie nur selten belogen. „Ihr Gestank liegt in der Luft. Er ist nicht stark, aber ich habe keinen Zweifel.“ „Wir haben sie auch vorhin hier gesehen, du weißt doch wie intensiv der Verwesungsgeruch von ihnen ist. Er wird vielleicht noch immer in der Luft liegen...“ Ooku bereute seinen Irrtum nachdem er ein paar wenige Schritte weiter gegangen war. Nun konnte auch er den unverwechselbaren Gestank deutlich wahr nehmen. Ein grausiges Scharben übertöne das Rauschen des Flusses. Krallen die über die Bretter der Brücke kratzten. Bevor auch nur einer unserer Truppe verstehen konnte was gerade geschah, schlug direkt rechts von Lillys Fuß eine Klaue in das Holz der Brücke. Unter einem erstickten Aufschrei hüpfte sie zur Seite und starrte in zwei leuchtend rote Augenhöhlen. Von allen Seiten her zogen sich Faulvaruls unter der Brücke hervor und leckten sich erwartungsvoll den giftigen Speichel über ihre Mäuler. „Verdammt! Sie müssen sich mit ihren Krallen unter der Brücke festgehalten, und auf uns gewartet haben!“ Ooku fackelte nicht lange bis sich alle Faulvaruls an den Brückenrändern hinauf gezogen hatten. Er streckte die Hand aus und rief einen knappen Befehl. Ein heftiger Windstoß wirbelte von seiner Hand aus auf zwei der Kreaturen zu und stieß sie zurück. Sie fanden keine Zeit mehr sich fest zu halten, schon hatte die Böe sie hinab in die Tiefe befördert. Ein greller Aufschrei ertönte bevor das Wasser sie mit sich von dannen riss. Xii verwandelte sich in ihre menschliche Form und brannte einem weiteren Angreifer mit ihrem blauen, magischen Feuer das Fleisch von den Knochen. Jeder von ihnen kämpfte gegen den Brechreiz an den der faulige Gestank dieser Kreaturen mit sich brachte, Philipp versuchte durch den Mund zu atmen, aber selbst dabei wurde ihm speiübel. Mit aller Kraft hob er sein geborgtes Schwert an, jetzt musste es nur noch den Faulvarul treffen der sich hinter ihm bereit machte und den Knochenkamm an seiner Kehle zum klackern brachte. Ein Geräusch das immer wieder sein Blut gefrieren ließ. Das Wesen stieß einen keckernden Laut aus, so als ob es ihn auslachen würde. Es leckte sich über die grünen Fänge und preschte voran. Philipp schlug sein Herz bis zum Hals, er versuchte einen festen Stand zu finden und schwang das Schwert über seine Schulter. Doch noch bevor der Faulvarul ihn erreicht hatte, schossen an dem Gesichtsfeld des Menschen dünne Ranken vorbei. An ihren Enden spalteten sie sich auf und umfassten den gesamten Kopf des Varuls. Wütend kreischte er auf und versuchte durch Schläge seiner Fänge die Ranken zu durchtrennen. Philipp warf einen Blick über seine Schulter und erblickte Lilly die mit ausgestrecktem Arm auf den Faulvarul deutete. Nun erkannte er die Ranken wieder, es waren jene, die sich immerzu um ihre Hände, Arme und Beine geschlängelt hatten. Der Mensch hatte sie lediglich als Dekoration angesehen, bis er eines besseren belehrt wurde. Die sonst so feinen Ranken waren viel dicker geworden und bildeten einen dichten Strang mit der sie den Faulvarul in ihrer Gewalt hielt. Mit ihrer Freien Hand stabilisierte sie ihren überwucherten Arm und schleuderte ihn zur Seite. Der Faulvarul schrie wütend auf als seine Füße den Boden verloren, erst als sich unter ihm nur noch das tosende Wasser befand lösten sich die Schlingen um sein Gesicht und er fiel hinab. Sein Schrei erstickte als man das Brechen seiner Knochen an einem der spitzen Steine hören konnte. „Philipp! Ist alles in Ordnung?“ Lillys Brust hob und senkte sich unter tiefen Atemzügen als sie ihn besorgt betrachtete. Von einer Frau gerettet... Der junge Mann ließ die Schwertspitze sinken als er erkannte das keine Faulvaruls mehr übrig waren. Seine Begleiter hatten sie alle unschädlich gemacht, ohne das er seinen Beitrag hatte leisten können. Er kam sich so nutzlos vor. Sonst war doch er immer der große Held in den unzähligen Videospielen gewesen. Er war es, der unter seinen Freunden immer auf Platz Eins war, ungeschlagen. Doch in der Realität zeigte sich wohl das all die Zeit die er vor dem Computer verbracht hatte nutzlos gewesen war. „Philipp?!“ „Ja, schon gut. Mit mir ist alles in Ordnung.“ Xii und Ooku lauerten noch immer in Angriffsposition, sie trauten der Stille um sich herum nicht. Ooku ging an den Rand der Brücke, der widerwärtige Gestank war verschwunden. Dennoch wollte er nichts dem Zufall überlassen und hangelte sich an dem Geländer hinunter. „Hier ist niemand mehr, wir haben sie wirklich alle besiegt!“ Xii ging ein paar Schritte die Brücke entlang und starrte in den schmalen Streifen des Himmels hinauf, der durch die engen Felswände zu sehen war. Wie angespannt sie wirklich war, konnte man daran erkennen wie ihr flauschiger Schwanz immer hin und her zuckte. „Das war zu einfach. Die Falle zu plump. Ich kann mir nicht helfen aber ich traue dem ganzen irgendwie nicht.“ Als hätte jemand nur auf ihre skeptischen Worte gewartet, erfüllte ein dunkles Gelächter die Klamm, dazu wurde es von spöttischem Applaus begleitet. Alle Köpfe reckten sich in die Höhe, eine Frau trat dicht an den Rand der Klippe und blickte auf die Truppe hinab. Noch immer lachte sie höhnisch. „Shorana!“ „Einem schönen Schauspiel durfte ich da beiwohnen. Wirklich unterhaltsam. Schade nur das ich dafür ein paar meiner kleinen süßen Babys opfern musste. Nun gut, so sei es. Jeder Zeit kann ich neue kleine Schätzchen zu mir rufen.“ In Shoranas rechter Hand verweilte der Stab Morendras, spielerisch drehte sie ihn in ihrer Handfläche immer wieder im Kreis. Ookus Augen verengten sich vor Zorn, das Heiligste seines Volkes in ihren Fingern zu sehen machte ihn rasend. Noch viel schlimmer war der Gedanke daran das sie ihn für ihre dunklen Machenschaften ausnutzen wollte. „Du verdammte Hexe! Wer gibt dir das Recht das älteste Relikt unseres Volkes zu stehlen? Gib ihn uns sofort zurück. Du kannst seine Macht sowieso nicht heraufbeschwören.“ „Um eines direkt klar zu stellen kleines Waldwesen, ich bin keine Hexe, sondern eine Hexenmeisterin. Zudem muss ich dich weiter belehren das ich sehr wohl etwas mit eurem kleinen Stöckchen hier anfangen kann.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem grausamen Grinsen. „Alles was ich dafür brauche ist die Seele einer Ellydren. Je mehr, desto besser. Eigentlich sollte ich mich wohl bei dir bedanken das du freiwillig zu mir gekommen bist, das erspart mir die Mühe noch mehr von euch aus dem ewigen Hain zu locken. Euch brauche ich auch nur im ersten Moment lebend, bis Morendras hier eure Seele absorbiert hat. Dann seid ihr nichts mehr als eine Hülle und euer Körper stirbt. Hat mir mein Freund hier verraten.“ Sie klopfte auf einen Lederbeutel den sie sich über die Schulter gehangen hatte. Was sich dort drin befinden könnte war aufgrund der Entfernung nicht auszumachen. Lilly wich ein paar Schritte zurück, ihr Gesicht wurde weiß wie frischer Schnee. Für das Volk der Ellydren gab es unter natürlichen Umständen keinen endgültigen Tod, wenn die eigene Lebenszeit zu ende war, übergab man seinen Leib dem Symbionten, man starb nicht, sondern wechselte in eine andere Art des Daseins. Wenn dann irgendwann auch die Kraft des Symbionten verbraucht war und die Pflanze oder der Baum zu Grunde ging, entstand aus dessen Samen wieder neues Leben. Es war ein ewiger Kreislauf der niemals endete. Wenn aber ein Ellydre gewaltsam ums Leben kam, oder man ihn seiner Seele beraubte, war er für immer verloren. Man verschwand einfach, ohne Möglichkeit der Rückkehr. Das war die schlimmste Vorstellung für einen Ellydren, das man von dieser Welt ging, allein, ohne den Zauber des neuen Lebens schenken zu können. Lilly ballte ihre kleinen Hände zu Fäusten und trat wieder einen Schritt nach vorn. „Shorana hör doch auf mit diesem Wahnsinn! Du willst die Sümpfe der Verbannten über das ganze Land ausbreiten? Willst du das wirklich? An diesem dunklen Ort können die Menschen nicht überleben. Irgendwann wärst du ganz allein. Niemand mit dem du Reden könntest würde noch existieren. Alles Leben, was sich den Sümpfen nicht anpassen kann, stirbt. Das gesamte Gleichgewicht der Welt würde auseinander brechen.“ Die Antwort auf ihre kleine Predigt bestand lediglich aus einem höhnischen Gelächter. Shorana hob einen Arm und warf einen Blick über ihre Schulter. „Flammenwächter! Holt sie euch!“ In dem Augenblick als sich ihr Arm nieder senkte, prasselten kleine Geröllbrocken hinab in die Tiefe. Ein lautes Donnern übertönte das Rauschen des Flusses und der Himmel verdunkelte sich. Ein riesiger Fels stürzte hinab in die Tiefe und prallte abwechselnd rechts und links an den rutschigen Steilwänden ab. Xii stürzte nach vorn, sie musste Lilly beschützen! Eine Hand packte in letzter Sekunde ihren Oberarm und riss Xii grob nach hinten. „Ooku! Lasst mich los verdammt!“ Doch der Ellydren dachte nicht daran und zerrte sie ein gutes Stück zurück. Es ertönte ein gewaltiger Knall als der Felsbrocken auf die Brücke stürzte und die massiven Bretter ohne Mühe zerschlug. Holzsplitter stoben in alle Richtungen und regneten einen Augenblick später auf alle Anwesenden nieder. Eine Wasserfontäne schoss in die Höhe, wo vor wenigen Sekunden noch die Brücke als Übergang durch die schmale Klamm gedient hatte. Xii ließ den Arm langsam sinken den sie als Schutz über ihre Augen gelegt hatte. Sie blinzelte einige Male, ihr Herz schlug wie verrückt als sie versuchte etwas durch den feinen Sprühnebel zu erkennen. Das entstandene Loch war enorm und ihr wurde bewusst das Ooku ihr wahrscheinlich gerade das Leben gerettet hatte, diese Distanz hätte sie nicht überwinden können. Zum Glück waren die Stützstreben des Brückenteiles unbeschädigt geblieben auf dem sie standen, sonst wären sie mit in die Tiefe gerissen worden. Dennoch verfluchte sie ihn, ihre Aufgabe war Lilly zu beschützen, und dabei war sie gescheitert. Der feine Wasserdunst legte sich und etwas regte sich auf der anderen Seite. Xii stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus als sie sah das Lilly und Philipp sich hinter der Brücke auf festem Boden, in Sicherheit hatten bringen können. Die Ellydre erhob sich mit wackeligen Knien, neben ihr kam auch langsam der Mensch auf die Beine. Zeit zum durchatmen blieb ihnen keine, schon verdeckten weitere Schatten den Himmel. Unter Shoranas Gelächter stürzten sich Wesen von den Steilhängen in die Tiefe die Lilly noch nie gesehen hatte. Ihre Körper waren von langer, schmaler Gestalt, ähnlich der einer Schlange, nur das sie auf jeder Seite drei Beine besaßen. Den Sprung, den sie in die Tiefe vollführten, bremsten sie in letzter Sekunde ab, indem sie ihre vorderen Beine zur Seite streckten und lederne Segel zum Vorschein kamen. Philipp hatte den absurden Gedanken das sie wie chinesische Drachen aussahen deren Vorfahren ein Verhältnis mit Flughörnchen gehabt haben mussten. Als zwei dieser Kreaturen vor ihnen landeten und ihn aus ihren grünen Reptilienaugen anstarrten, fand er das ganz nicht mehr so amüsant. Erst jetzt, wo er sie aus der Nähe sah, fiel ihm auf das die leuchtend rote Musterung ihrer Haut, keine Musterung war. Venen pulsierten unter der bräunlichen Haut und schienen kein Blut zu transportieren, sondern kochend heiße Lava. Zäh floss die rote Flüssigkeit deutlich sichtbar durch ihren langen Körper der mit Sicherheit gute Sechs Meter maß. Obwohl sie noch sehr weit von ihnen fort standen, konnte er die Hitze spüren die von ihnen ausging. Er bemerkte das auch auf der anderen Seite bei Xii und Ooku ebenfalls Kreaturen landeten. Ganze Sechs an der Zahl. Lilly umschloss mit ihren Fingern noch fester den Kiefernzapfen in ihrer Hand, sie hob den Kopf zu Shorana die noch immer am oberen Rand des Felshanges stand und amüsiert zu ihnen hinab blickte. „Shorana! Lass bitte meine Freunde gehen. Du kannst meine Seele haben. Aber dafür musst du mir versprechen die anderen gehen zu lassen.“ Die Ellydre erntete viele ungläubige Blicke, Shorana aber konnte nur müde lächeln. Die Hexenmeisterin sprang in die Tiefe und sprach einen raschen Zauber. Ihr Körper schien transparent und dunkel zu werden, ganz als ob sie zu einem Schatten ihrer selbst wurde. Direkt hinter den beiden Kreaturen kam sie auf dem Boden auf. Indem sie tief in die Knie ging, federte sie den Sprung ab. Kleine Splitter und Staub wurden aufgewirbelt, die Erschütterung war immens, und doch schien Shorana sich nicht verletzt zu haben. Mit einem breiten Grinsen auf den Zügen erhob sie sich in einer geschmeidigen Bewegung. Ihre Gestalt wurde wieder fester und kehrte in ihre Ursprüngliche Form zurück. „Naives kleines Wesen. Hast du in deinen hübschen Wäldern etwa zu viel der falschen Pilze gegessen? Dein dummer Vorschlag macht doch keinen Sinn.“ Die Hexenmeisterin leckte sich mit ihrer schwarzen Zunge über die Lippen, die kleinen Goldketten die an einem feinen Ring in ihrer Unterlippe befestigt waren, klimperten bei der Bewegung. Philipp jagte ihr Blick einen kalten Schauer über den Rücken, sehr genau konnte er sich noch an die eisige Berührung der letzten Nacht erinnern. „Ich werde alle die ich nicht benötige töten, und mir dann von dir und deinem Bruder einfach holen was ich brauche. Verhandlungen habe ich nicht nötig.“ Lilly schloss ihre Augen, ihr war selbst bewusst gewesen wie dumm ihr Versuch gewesen war, und das Shorana niemals auf ihren Vorschlag eingehen würde, aber es hatte ihr genug Zeit eingebracht ihre Magie zu bündeln. Ihre Knie gaben nach und die ging vor der Hexenmeisterin auf die Knie. Beide Hände legte sie auf den Boden, wölbte sie über den Zapfen in ihrer Hand und legte die Stirn darauf ab. „Shorana. Bitte. Ich flehe euch an... tut das dieser Welt nicht an. Denkt doch einmal an die vielen unschuldigen Seelen die durch euch den Tod finden würden.“ Philipp machte es wütend sie in solch unterwürfiger Pose zu sehen, was dachte sie sich bloß dabei? Shoranas Stimme schnarrte dunkel als würde sie den Anblick der verzweifelten Ellydre genießen. „Oh, daran denke ich fast ununterbrochen. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich es genießen werde in ihrem Blut zu baden! Ihre Schreie werden Musik in meinen Ohren sein. Mit solchen Worten erreichst du gar nichts.“ Shorana hielt inne, sie bemerkte das Lilly ganz leise flüsterte und plötzlich begann etwas unter ihren Händen zu glimmen. Sie bleckte ihre Zähne und durchschaute die Farce viel zu spät, mit dem Stab Morendras deutete sie auf die am Boden kniende Ellydre und brüllte den Kreaturen zu, sie sollten sie in Stücke reißen, aber noch genug an ihr dran lassen das sie überlebte. Fest packte Philipp den Griff seines Schwertes mit beiden Händen als ihre Gegner zum Angriff über gingen, noch einmal würde er nicht versagen. Auch wenn er keine Ahnung hatte von dem was Lilly da tat, er wollte ihr genug Zeit verschaffen es zu Ende zu bringen. Die zwei schlangenähnlichen Wesen bewegten sich auf ihren kurzen Beinen rasch vorwärts und hatten die Ellydre fest als Ziel anvisiert. Mit einem langen Ausfallschritt nach vorn ließ Philipp das Schwert nieder gehen, die eine Kreatur bemerkte ihn noch gerade rechtzeitig und brachte sich mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit, dabei rempelte es gegen die zweite Kreatur. Sie öffneten ihre Mäuler und stießen ein drohendes Fauchen aus, ihre Köpfe zogen sie weit ein und ihre Kehlen blähten sich wie bei einem Frosch binnen Sekunden auf. Eine rote Flüssigkeit stieg in der Blase an und begann zu leuchten. Philipp konnte die Hitze spüren die ihm entgegen schlug. Noch bevor sie ihren Angriff zu Ende führen konnten, begann der Boden unter ihren Füßen zu beben, das schwache Leuchten unter Lillys Händen entlud sich in einem grünen Lichtstrom der in die Höhe schoss und sich immer weiter ausbreitete bis er die Ellydre komplett eingehüllt hatte. Sie sprang auf und trat einige Schritte zurück. Aus dem Zapfen den sie mit sich getragen hatte brachen von allen Seiten Äste hervor die sich windend und drehend immer schneller verformten. Die beiden Wesen der Unterwelt wirbelten mit ihren Köpfen zu dem Lichtstrahl herum und blähten die mit Magma gefüllte Blase noch weiter auf. „Na los! Macht schon ihr dämlichen Biester!“ Shorana wurde zum ersten Mal wirklich wütend, der Zorn entstellte ihr Gesicht zu einer hässlichen Fratze. Ihre Diener zögerten nicht länger und warfen ihre eingezogenen Köpfe nach vorn. Aus ihrem Maul schoss ein kochend heißer Ball aus Lava der mit tausend Funken an der grünen Lichtsäule zerbarst. Shorana konnte nicht glauben was sie sah, die Bälle verpufften wie nichts und aus dem Zapfen wuchs ein riesiger Baum empor. Die Magie der Ellydren war ihr gänzlich unbekannt, dennoch wollte sie kein Risiko eingehen. Sie hob ihre Hand und streckte sie in Richtung des neu gewachsenen Baumes aus. Ein violettes Feuer bildete sich um ihre Finger und züngelte um ihre Hand, doch auch Lilly war nicht bereit ihren Gegner noch einmal zu unterschätzen. Mit beiden Händen entfachte sie einen mächtigen Windstoß der Shorana und ihre beiden Kreaturen nach hinten taumeln ließ. Keine Sekunde zu früh vollzog sich ihr Zauber und der Baum begann zu schwanken. Philipp hätte fast sein Schwert fallen lassen als er sah das aus dem dicken Stamm zu beiden Seiten Arme und Beine heraus brachen. Ein dunkles Stöhnen war zu hören und etliche Blätter fielen auf das feuchte Holz der Brücke nieder. Die Rinde platzte an einer Stelle auf und enthüllte ein Gesicht. „Lilly! Was ist das? Ein Treant?“ Mit einem Lächeln der Zuversicht auf den Lippen schüttelte sie den Kopf und betrachtete das schwindende grüne Licht um den Baumriesen. „Nein, das ist die Seele des Baumes von dem ich den Zapfen lieh. Er hat mein Gebet erhört und will uns helfen.“ Ihr Helfer schien auch nicht lange zögern zu wollen und schlug mit einem seiner massiven Arme auf den Flammenwächter ein der ihm am nächsten stand. Bei dem Aufschlag auf den felsigen Boden begann alles zu beben. Seine Angriffe waren kraftvoll und zerstörerisch, doch leider etwas zu langsam für die flinken Wesen der Unterwelt. Geschickt wichen sie seinen Armen aus und versuchten seine Verteidigung zu durchbrechen. Philipp konnte auf der anderen Seite der Brücke, wo Xii und Ooku sich befanden ebenfalls eine Säule aus grünem Licht erkennen, hier und da blitzten blaue Feuerbälle auf wenn die Janama zum Angriff über ging. Ihm blieb nur zu hoffen das sie mit sechs der Flammenwächter fertig werden würden. Ein weiterer Schlag auf den Erdboden brachte alle zum Schwanken, einer der Flammenwächter schoss an dem Arm der Baumseele vorüber und schlängelte sich um sein Bein. In windeseile hatte er es geschafft an der Rinde hinauf zu klettern und krallte sich nun mit aller Macht an dessen Rücken fest. Wieder warf der Flammenwächter seinen Kopf in den Nacken und blähte seine Kehle auf wo sich sogleich heißes Magma bildete. Das riesige Ungetüm war schneller als gedacht und schnappte sich die Echse auf seinem Rücken. Eine Pranke aus Wurzeln schloss sich um den schlanken Körper, mit einem festen Ruck riss er ihn fort, unkontrolliert quoll Magma aus seinem Mund und ergoss sich über den Rücken der Baumseele. In den Geruch von brennendem Holz mischte sich ein gequälter Aufschrei, voller Zorn schleuderte er den Flammenwächter vor sich auf den Boden und zermalmte dessen Körper mit seiner gewaltigen Hand. Shorana hob ihre beiden Hände, violette Flammen züngelten um sie herum. Mit einem Finger deutete sie auf Lilly und Flammenball schoss auf die Ellydren zu. Nur knapp wich sie dem Angriff aus, das Feuer streifte ihre Schulter und verbrannte ihre Haut. Auf den Zügen der Hexenmeisterin bildete sich ein Grinsen, sie zeigte mit ihrer zweiten Hand auf die Baumseele und schleuderte auch auf ihn einen violetten Flammenball. Dieser kämpfte noch immer mit dem zweiten Flammenwächter, die heiße Lava die auf seinen Rücken getropft war brannte sich immer mehr in seine Rinde ein und entzündete die mit Blättern bewährten Äste. Shoranas Feuer konnte er nicht mehr ausweichen und wurde von seiner gesamten Kraft getroffen. Taumelnd ging ein einige Schritte zurück, Funken stoben in alle Richtungen und sein gesamter Körper ging in Flammen auf. Seine dunklen Schreie bohrten sich Philipp durch Mark und Bein, denn auch wenn sein Untergang bereits besiegelt war, gab die Baumseele nicht auf und stolperte so schnell er konnte nach vorn. „Nein! Hör auf! Ich gebe dich wieder frei. Kehre zurück zu deinem Platz, vor dem Dorf Tion!“ Lilly lief ihm nach, verzweifelt versuchte sie die Baumseele zu befehligen, sie wollte nicht das er sein Leben her gab. Aber es war, wie sie es Philipp erklärt hatte, sie befahl nicht, sie bat, und ihre Bitte wurde nicht erhört. Der letzte Flammenwächter spie eine weitere Kugel aus Lava auf den brennenden Giganten. Eines seiner Beine pulverisierte bei dem Angriff und heiße Funken flogen in alle Richtungen. Er stürzte, konnte seinen Fall aber noch so weit kontrollieren das sein Körper den Flammenwächter unter sich begrub. Das Wesen war zu langsam um ihm ausweichen zu können, es gab einen letzten Aufschrei von sich bevor jeder Knochen in seinem Leib zerbrach. Auf der Seite wo Xii und Ooku mit einer Überzahl an Flammenwächtern zu kämpfen hatten, sah es bisher gut für unsere Freunde aus. Zwei Gegner waren bereits ausgeschaltet, nun aber schwanden langsam die Kräfte der Baumseele weil er so weit fort seines Körpers war. Ooku beschwor einen Schwarm faustgroßer Stechmücken herauf die über einen Flammenwächter her fielen und ihn lange genug ablenkten das er ihm einen heftigen Windstoß entgegen werfen konnte. Das Wesen fiel kreischend in die Tiefe. Neben ihm explodierte ein Feuerball und ein Schrei gellte durch die Klamm. Xii hatte die kommende Attacke mit einem ihrer magischen Flammenbälle kontern wollen, doch der Aufprall ließ nun einen Glutregen auf sie nieder gehen. Mit ein paar schnellen Schritten zurück wich sie dem Regen aus, ihr Angreifer nutzte die Gelegenheit und stürmte auf sie zu. Mit seinem Schädel voran rammte er die Janama in die Magengrube und stieß sie zu Boden. Tausend Lichter tanzten vor ihren Augen, ihr ganzer Körper war gelähmt von einer Agonie der Schmerzen. Der Flammenwächter sprang auf sie, grub seine Klauen in ihr Fleisch. Weit riss er sein Maul auf, warf ihr seinen glühend heißen Atem entgegen, bereit sie im ganzen zu verschlingen. Xii hatte das Gefühl bei lebendigem Leib zu verbrennen. Gerade als der Flammenwächter seinen Kopf niedergehen ließ, umfasste eine mächtige Pranke die Kreatur und riss sie von Xii runter. Als sie Krallen aus ihr heraus gerissen wurden, schrie sie vor Schmerz auf. Für einen Moment sehnte sie sich nach der erlösenden Dunkelheit, aber ihr Trost blieb aus. Die Baumseele schleuderte das Wesen an eine der Felswände, sein erschlaffter Körper taumelte in die Tiefe. Ooku sah Rot vor Zorn. Er rannte zu Xii hinüber und stellte sich schützend vor sie. Mit einem Blick über seine Schulter sah er das sie noch atmete, aber das es ihr auch sehr schwer fiel und sie wahrscheinlich nicht mehr lange durchhalten würde wenn er nichts unternahm. Einen kleinen Spalt öffnete sie ihre Augen und sah zu ihm auf. „Ooku...“ „Ruhig Xii, ich erledige das. Und dann flicke ich dich wieder zusammen. Du musst mir nur versprechen ein wenig Geduld zu haben. Bekommst du das hin?“ Xii versuchte ihre Augen offen zu halten, aber sie schlossen sich langsam wie von allein. Ihre Mundwinkel deuteten den Hauch eines Lächelns an und sie brachte ein Nicken zustande. Ooku richtete seinen Blick nach vorn, das Blut wich aus seinen Lippen als er sie fest zusammen presste. Dafür sollte Shorana büßen. Lilly hielt sich ihre verletzte Schulter, das brennen der Wunde war fast unerträglich, doch sie wusste das sie keine Schwäche zulassen durfte. Wenn sie hier scheiterte würde das nicht nur ihren persönlichen Untergang bedeuten, sondern auch den ihres gesamten Volkes. Vielleicht sogar des gesamten Kontinents. Sie wusste nicht wem die Hexe ihre Seele verkauft hatte, aber wenn sie Kreaturen der Unterwelt befehligen konnte, würde es jemand mit viel Macht sein. Jemand der ebenfalls in der Unterwelt zu Hause war, und vielleicht durch Shoranas Hilfe in diese Welt gelangen könnte. Fest biss sie sich auf die Unterlippe und starrte wütend zu Shorana die in aller Gemütlichkeit den brennenden Körper der Baumseele umrundete, er lag im sterben und konnte ihr nicht mehr gefährlich werden. „Nun zu dir kleines Mädchen. Hast du nun begriffen das deine kleinen Tricks dich nicht retten können?“ Schnelle Schritte drangen an ihr Ohr, etwas in ihrem Augenwinkel blitzte auf und eine ziemlich rüde Beleidigung flog ihr entgegen bevor die Schwertklinge ihren Hals entgegen sauste. In einer schnellen Bewegung hob Shorana ihre Hand und stoppte damit den Schwerthieb von Philipp. Ihre Finger schlossen sich feste um den Stahl, ein dünnes Rinnsal aus Blut floss daran hinab. Philipp weitete seine Augen und starrte auf ihre bandagierte Hand. Auch wenn er kein Krieger war, diese Attacke konnte man doch nicht einfach stoppen. „Elfenzwirn mein Kleiner. Dünn wie normaler Stoff, nur viel robuster.“ Fester schlossen sich ihre Finger um die Klinge des Schwertes, kleine schwarze Tentakeln, transparent wie ein Schatten, bildeten sich um ihre Hand und wanderten an der Waffe entlang auf Philipp zu. Bevor er den Griff hätte los lassen können, erreichten sie ihn und schlangen sich um seine Arme. Mit einem Schlag wurde ihm eisig kalt, er merkte wie die Welt um ihn herum dunkel wurde und etwas versuchte ihn in diese Dunkelheit zu ziehen. Für den Menschen brauchte sie nichts mehr als billige Tricks, daher war es für Shorana ein leichtes das Hexenfeuer in ihrer anderen Hand erneut zu entfachen und den Flammenball Lilly entgegen zu werfen die gerade dabei war ihrem kleinen Freund zu Hilfe zu kommen. Die Ellydre warf Shorana mit beiden Händen einen heftigen Windstoß entgegen, sie legte alle Kraft hinein und all ihre Entschlossenheit. Shorana riss verwundert ihre Augen auf als es Lilly wirklich gelang den Flammenball zurück zu schleudern, dennoch kam er so weit von seinem Kurs ab das die Hexenmeisterin nicht einmal ausweichen musste. „Das war wohl nichts, jetzt werde ich deinen kleinen Freund hier...“ Sie stockte als sie das freudige Grinsen auf Lillys Zügen sah, und warf einen Blick über ihre Schulter. Der Feuerball hatte gar nicht ihr gegolten, er schoss hinüber auf die andere Seite der Brücke und traf einen der Flammenwächter. Schreiend und sich windend taumelte er zur Seite und stieß mit einem seiner Mitstreiter zusammen. Sie gruben sich verzweifelt gegenseitig ihre scharfen Krallen in die Haut und Blut aus Lava quoll aus ihren Wunden. Die Baumseele, die Ooku herbei gerufen hatte, holte weit aus und schleuderte die beiden Flammenwächter gegen die glatte Felswand. Zusammen rutschten sie ab und fielen in die tosenden Fluten. Ein Geysir aus heißem Wasserdampf stieg in die Höhe und die Kreaturen waren nicht mehr gesehen. Ooku leckte sich über die Unterlippe, nun sollte der letzte Flammenwächter ein Spiel sein, dann stand nur noch Shorana auf der Liste. Xii und die Baumseele waren schon sehr angeschlagen, aber er würde nicht zulassen das die Hexe noch einen Tag länger Morendras in ihren Händen halten konnte. Lilly würde auch ihre Lektion gelernt haben und endlich einsehen das sie und Morendras in der Sicherheit des ewigen Haines am besten aufgehoben waren. Da war er sich sicher. Shoranas Augen brannten vor Zorn als sie sah das nur noch einer ihrer kleinen Spielzeuge am Leben war. So hatte sie all das nicht geplant. Es sollte ein amüsantes Spiel werden, doch ihre Würfel waren schlecht gefallen. An ihrem Sieg zweifeln würde Shorana dennoch niemals. Ihre Finger öffneten sich und Philipp, der die ganze Zeit versucht hatte sich von ihrem Zauber zu befreien, taumelte nach hinten. Wie eine Peitsche ließ sie die schwarzen Tentakeln seitlich gegen seinen Körper schnellen bevor er wieder einen klaren Gedanken hatte fassen können. Der Schwertgriff entglitt ihm, die Welt um ihn herum drehte sich und ein heftiger Schmerz lähmte seinen Körper als er gegen die Felswand schlug. Jemand rief seinen Namen, er verstand es kaum da ein lautes Tosen alles andere überschattete. Lilly betrachtete wie Philipp reglos am Rand der zersplitterten Brücke liegen blieb, nur eine Armeslänge von dem tiefen Abgrund entfernt. Ihr Blick wanderte zu der anderen Seite wo sie entdeckte das auch ihre beste Freundin schwerverletzt am Boden lag. Ihre Hände zitterten vor Wut, ein Gefühl das für sie vollkommen neu war. Es berauschte sie, und erfüllte sie zeitgleich mit Angst. Lillys Füße handelten ganz wie von allein als sie einen Satz nach vorn machte und auf Shorana zu stürmte. Beide Hände streckte sie nach der Hexe aus und die Ranken, welche sich um ihre Arme schlängelten, schnellten nach vorn um ihre Gegnerin packen. Doch so leicht ließ Shorana sich nicht noch einmal überrumpeln. Sie duckte sich unter dem Angriff hinfort und rollte zur Seite, mit den schwarzen Tentakeln schlug sie nach der Ellydre. Die Ranken von Lilly schlangen sich um die Tentakeln, doch Shorana nutzte es zu ihrem Vorteil und zog so ihre Gegnerin, mit einem festen Ruck, dicht an sich heran. In ihrer zweiten Hand hielt sie noch immer den Stab Morendras und hob ihn hoch in die Luft. Bevor sie ihn auf die Ellydre niedersausen lassen konnte, stockte ihre Bewegung, ganz so, als hielte den Stab irgendetwas fest. Zu Shoranas Überraschung war es eine dicke Wurzel die aus dem Boden geschossen war und sich um den Griff Morendras gewickelt hatte. „Was zum...“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken als weitere Wurzeln aus dem Erdreich brachen und sich um die Beine der Hexenmeisterin wickelten. Um die Finger ihrer linken Hand begann sich magisches Feuer zu bilden, es wurde jedoch im Keim erstickt als die Ranken von Lillys Händen sie vollkommen einhüllten. Voller Zorn bleckte Shorana die Zähne und krallte ihre noch freie Hand feste um Morendras. „Ich werde den Stab in Flammen aufgehen lassen wenn du mich nicht sofort los lässt! Mein Ziel werde ich auch anders erreichen wenn es notwendig ist!“ Auf Lillys Stirn bildeten sich feine Schweißtropfen, ihre Schultern begannen zu zittern, und dennoch hatte sie für ihr Gegenüber ein Lächeln übrig. „Wenn du mich fragst, hast du uns ziemlich unterschätzt. Morendras wird dir niemals gehören.“ Kaum hatte das letzte Wort Lillys Lippen verlassen, entriss jemand Shoranas Händen den magischen Stab. Die Hexenmeisterin sah ihn aus dem Augenwinkel an sich vorbei huschen, wollte ihre schwarzen Tentakeln nach ihm aussenden, doch Lillys Ranken hüllten auch ihre freie Hand im Nu ein. Philipp hielt Morendras fest in beiden Händen, an der Seite seiner Stirn klebte frisches Blut und lief an seinem Gesicht hinab. Ooku hatten gerade den letzten Flammenwächter dort hin geschickt wo er hin gehörte, und atmete erleichtert auf als er sah wie Shorana der Stab entrissen wurde. „Ihr glaubt ich lasse mich von solch mickrigen Wesen wie euch besiegen? Nichts als kleine Würmer seid ihr die ich zerquetschen werde.“ Unter einem lauten Lachen ballte Shorana ihre Kraft in beiden Händen, mit ihrem Feuer würde sie die lästigen Ranken einfach verbrennen. Rasch wurde aus ihrem Lachen ein entsetzlicher Schrei. Lillys Ranken hatten sich noch fester um ihre Arme geschraubt, kleine Dornen schossen hervor und bohrten sich in ihre Haut. Ein Nervengift betäubte die Hexe blitzschnell. „Du verdammte kleine Made! Ich werde dir die Haut in kleinen Streifen vom Fleisch ziehen!“ „Shorana, es spielt für mich keine Rolle wer dir in deinem Leben so viel Leid zugefügt hat, das du solch einen Hass gegen die Menschheit hegst. Aber ich werde dir nicht durchgehen lassen dass du all die unschuldigen Menschen in Tion dem Leben entrissen hast. Auf so sinnlose Weise, nur um uns hier in deine Falle zu locken, und das du meine Freunde verletzt hast.“ Von ihrem Kinn tropfte der Schweiß und ihr ganzer Leib bebte vor Anstrengung, sie würde der Hexe nicht mehr lange stand halten können, doch genau dies beabsichtigte sie auch gar nicht. „Menschen können grausam sein. Doch keiner ist wie der andere. Es gibt so viele schöne Eigenschaften an ihnen. Erinnere dich, das du selbst einer von ihnen warst.“ Die Qual in ihren Zügen ebbte ab, sie lächelte voller Zuversicht und Güte. „Was du getan hast, kann ich dir nicht verzeihen Shorana, niemals. Nichts kann ungeschehen gemacht werden, aber ich möchte das du Gutes über diese Welt bringst, mehr Gutes als du Schlechtes getan hast.“ Langsam schlossen sich ihre Augen und sie setzte zu einem Singsang an, der jedem der es hörte, das Herz schwer werden ließ. „Bin kein Henker, bin kein Richter, bin kein Schenker, kein Vernichter. Kann es nicht nehmen, ohne zu geben, alles worum ich bitte, ist dein Segen. Leih mir Gabe und Verstand, zeige was uns einst verband. Verblasse Erinnerung und Wissen, tiefe Leere hinterlässt kein Vermissen. Schuld ist es die bleibt, nun und für alle Zeit. Drum verschließe sicher und fest, das Herz für des Lebens Rest.“ Philipp hielt noch immer mit beiden Händen Morendras fest und war bereit ihn jeder Zeit zu nutzen um dieser verfluchten Hexe den Schädel einzuschlagen. Sein Kopf dröhnte und ihm war noch immer als würde jemand versuchen ihn in die Benommenheit zu zerren, aber er würde Lilly diesen Kampf nicht alleine austragen lassen. Plötzlich drangen panische Rufe an sein Ohr und er sah zu dem erschrockenen Gesicht von Ooku hinüber. Er rief Lilly zu, sie solle sofort aufhören. Auf und ab laufend versuchten sie eine Möglichkeit zu finden den riesigen Spalt zu überbrücken, aber für einen Sprung war es viel zu weit. Ooku überlegte ob die Baumseele ihn nicht rüber werfen könnte, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering war das er es schaffte, am liebsten würde er das Risiko eingehen um seine Schwester von der Dummheit die sie gerade begann, abzuhalten. Er könnte sie mit einem Windstoß oder einem Schwarm Insekten aufhalten, aber er wollte auch nicht riskieren das Shorana diese Situation für einen Gegenangriff nutzte. Lilly sang immer weiter die traurige Melodie von vorn, ihre Ranken leuchteten in einem grünen Licht und überall bildeten sich kleine weiße Blüten. Shoranas wütende Schreie waren verstummt, ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Körper zuckte unkontrolliert. Ooku nagte auf seiner Unterlippe herum und verfluchte seine Schwester. Er schrie über das tosende Wasser hinweg. „Philipp! Töte Shorana! Egal wie, aber beeile dich. Lilly wendet einen Zauber an der Shorana die Lebenszeit die sie bereits gelebt hat, entzieht. Für jedes Jahr das sie ihr nimmt, gibt sie eines ihres eigenen Lebens her.“ Philipp verstand erst nicht was Ooku damit meinte, aber als er in das Gesicht von Shorana sah, traf es ihn wie einen Schlag. Es war viel jünger geworden und schien es auch noch immer zu werden. Lilly würde sie wieder zu einem Kind machen und all die Jahre die sie Shorana wieder neu schenkte, verbrauchte sie von ihrer eigenen Lebenszeit. Er ließ Morendras fallen und lief zu dem Schwert das nur wenige Meter entfernt lag. Klirrend zog er die Spitze über den Boden als er Anlauf nahm, er dachte nur darüber nach das er Lilly retten wollte, und dafür würde er alles tun. Die Ellydre riss die Augen auf als Philipp zu seinem Schlag ausholte. „Nein! Hör auf damit!“ Lilly löste die Ranken die Shorana gefangen hielten und machte blitzschnell einige Gestiken mit ihren Händen. Philipp konzentrierte sich auf den Nacken der Hexe und biss die Zähne fest zusammen, doch nur einen Augenblick bevor die Klinge sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, traf sie auf einen festen Wall aus Ranken die vor ihm in die Höhe schossen. Einige Zentimeter grub sich sein Schwert hinein und blieb stecken. So sehr er sich auch bemühte, er bekam es nicht mehr frei. Shorana nutzte ihre Gelegenheit und riss sich von den letzten paar Ranken los die sie noch an Ort und Stelle hielten, der Riemen des Bündels das sie trug blieb verheddert. Sie zerrte so fest daran das die Naht riss und der Inhalt zu Boden ging. Ein in Leder gebundenes Buch fiel heraus, an vielen Stellen war es sichtlich abgegriffen, an den Ecken waren kleine Winkel aus Silber angebracht. Ein triumphierendes Grinsen lag auf ihren Zügen, während sie sich nach dem Buch bückte. „Danke für die kleine Verjüngungskur! Auch wenn du auf mich nicht den hellsten Eindruck gemacht hast, hätte ich nie gedacht das du so dumm sein kannst!“ Lilly weitete vor Schreck die Augen und keuchte auf, ihre Knie waren weich wie Butter in der Sonne, doch sie hielt sich mit letzter Kraft weiter auf den Beinen. „Philipp. Was hast du getan!? Ich wollte ihr die Unschuld eines Kindes wieder geben, damit sie noch einmal von vorne anfangen kann. Ich wollte ihr die Gelegenheit geben alles wieder gut zu machen...“ „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du kannst doch nicht deine Lebenszeit für jemanden her gebend er ein ganzes Dorf ausgelöscht hat! Sie hat ein schlechtes Herz, das kannst du auch nicht ändern wenn du sie wieder jung machst.“ Shorana leckte sich über die Lippen vor freudiger Erregung, sie hätte fast alles verloren, aber dank dieser Ellydre fühlte sie sich wie neu geboren. Einen Schritt trat sie nach vorn und schlug das Buch auf, eilig blätterte sie ein paar Seiten weiter. Sie wusste, diese Welt würde schon bald ihr gehören. Dann könnte sie ihren Meister herbei rufen und er würde ihr endlose Macht und ein unsterbliches Leben schenken, ganz so wie er es ihr versprochen hatte. Shorana setzte mit ihrem zweiten Fuß auf und ein violettes Hexenfeuer tanzte um ihre Finger, ein groteskes Grinsen überzog ihr gesamtes Gesicht. Diese Maden waren mit ihren Kräften am Ende, es würde für sie ein Hochgenuss sein ihre Schreie über Stunden zu hören. Sie senkte ihren Blick und las etwas in einer fremden Sprache vor. Noch bevor sie noch einen weiteren Schritt machen konnte geriet sie ins Stocken. Irgendetwas hatte sich um ihr Bein gewickelt und hielt sie fest an ihrem Knöchel. Es war eine Wurzel, so dick wie ihr Oberarm, ganz anders als das Rankengeflecht von vorhin. Mit einem Ruck hob sie den Kopf, Lilly starrte ebenfalls auf die Wurzel und weitete die Augen als sie die Magie erkannte. Shorana hatte den zweiten Ellydren vergessen und sah auf die andere Seite der Brücke. Statt die verwundete Janama zu heilen, war er den Rest der Brücke weiter gelaufen bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Dort kniete er nieder und drückte beide Handflächen fest auf den felsigen Untergrund. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt, sein hasserfüllter Blick hatte sich auf die Hexenmeisterin gerichtet. Er stieß einen Schrei aus und presste seine Hände noch fester auf den Boden, plötzlich zerbarst der Grund unter dem Shorana stand und noch mehr Wurzeln schossen hervor. Sie umschlangen ihren Körper bis zur Hüfte in nur einer Sekunde. Gerade als sie das Hexenfeuer auf eine der Wurzeln schleudern wollte, hatte eine von ihnen ihren Arm gepackt. Ein lautes Knacken und ein entsetzlicher Schrei verkündeten den Bruch ihres Knochens. Das Buch glitt aus ihrer Hand, und kam mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Bis hinauf zu ihrem Kinn wickelten sich die Wurzeln. „Nein! Nein! Du verdammter Wurm! Ich werde dich...“ Ookus Stimme donnerte über das tosende Wasser und Shoranas wütende Schreie. „Du wirst gar nichts mehr! Ich bin nicht so gnädig wie meine kleine, naive Schwester! Du wirst jetzt dahin geschickt wo du hin gehörst.“ Die Wurzeln schienen zu pulsieren, der Fels um sie herum bekam Risse und Gesteinsbrocken schoben sich in die Höhe. Die Wurzeln begannen sich ins Erdreich zurück zu ziehen und zogen Shorana mit sich. Lilly machte einen Satz nach vorn und rannte auf Shorana zu. „Hör auf damit!“ Ihr Freund aus einer anderen Welt bekam ihr Handgelenk zu fassen und zerrte sie zurück. So sehr sie es auch mit ihrer verbliebenen Kraft versuchte, sie konnte sich nicht losreißen und musste hilflos mitansehen wie die vor Zorn schreiende Hexenmeisterin in das Erdreich gezogen wurde. Ihre grausamen Augen bohrten sich voller Hass in Lillys Herz. Ein Blick den sie nie vergessen würde. Wo sie noch einen Augenblick zuvor gestanden hatte klaffte nun ein tiefes Loch im Fels. Überall war der Grund von Rissen durchzogen. Tränen sammelten sich in Lillys Augen. An diesem frühen Tag hatten schon so viele Menschen sterben müssen, sie hatte genug vom Tod gehabt und wollte Leben schenken. Ihr Kopf war wie in Watte gehüllt, nur leise drang die Stimme nahe ihres Ohres, zu ihr durch. „Sieh dich doch nur mal um! Denk darüber nach was sie getan hat, und noch tun wollte. Du kannst nicht jeden retten. Was wenn sie ihr Leben neu begonnen hätte, aber wieder nur Unheil brächte?“ Lilly blinzelte und sah hoch in Philipps Gesicht, ihre Knie hatten nachgegeben ohne das sie es merkte. Stumme Tränen rollten an ihren Wangen hinab. Ihr Blick folgte seinem Fingerdeut. Dort wo die Baumseele verbrannt war, zeugte nur noch ein kleiner Haufen Asche von der grässlichen Tat. Der Boden hatte sich schwarz gefärbt und überall sah man verhärtete Lavabrocken, die letzten Zeugen dass vor wenigen Minuten noch Flammwächter hier getobt hatten. Auf der anderen Seite der Brücke war das Chaos noch viel schlimmer. Ihre beste Freundin und Leibwache Xii lag regungslos da. Hinter ihnen in dem ruhigen Tal lag eine Stadt der Toten. All das war das Werk von Shorana gewesen. Ooku hatte Mühe wieder auf die Beine zu kommen und schleppte sich zu der Janama hinüber. Eine Hand legte er Behutsam auf ihre Schulter. Erleichterung machte sich breit als sie sich rührte und kraftlos einen Spalt die Augen öffnete. „Shorana...“ „Es ist vorbei Xii. Sie wird niemandem mehr ein Haar krümmen. Lilly geht es auch gut. Jetzt entspann dich.“ Ooku legte beide Hände auf die schwere Wunde an ihrer Seite und schloss die Augen. „Ewiglich das Grün, klar und reich dein Atem, wohlbehütet im finsteren Grunde, ruht immerdar dein Garten. Kehre ein, mein Geist ist frei, auf das es gibt keine Macht, die uns entzwei. Borge mir Leib und Seele nun. Kenne den Preis, in deinen Armen werde ich ruhn.“ Um seine Hände bildete sich ein grünliches Licht, feine Ranken schlängelten sich um seine Arme und bildeten ein Netz über Xiis Wunde. Ein zarter Windhauch ging durch die Klamm und brachte den Duft von frisch erblühendem Grün des Frühlings mit sich. An einem Ast seines Kopfes erblühte eine strahlend weiße Blume. Als er sie pflückte und an seine Lippen führte wurde sie schwarz. Ohne eine Miene zu verziehen schluckte er die Blüte hinunter und nahm somit das Leid von Xii in sich auf. Ooku schwankte leicht und das grüne Licht erlosch. Kleine, leuchtende Funken stiegen auf und verschwanden. Die Ranken zogen sich zurück, offenbarten sein Werk. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten und sah deutlich besser aus, wenn sie auch noch nicht gänzlich verheilt war. Der Ellydre schluckte träge und flüsterte leise. „Entschuldige, mehr kann ich im Moment nicht für dich tun.“ Xii regte sich unter einem dumpfen Stöhnen und setzte sich auf. Zischend kniff sie ein Auge zusammen und betrachtete das getrocknete Blut an ihrer Seite. „Ihr seid ein Narr. So eure letzten Kräfte zu vergeuden.“ Über Ookus erschöpfte Züge huschte ein Grinsen, er gab einen Laut von sich als müsste er ein Lachen unterbinden. „Ein einfaches Danke hätte mir auch schon gereicht du garstiger Fuchs.“ Lilly lief auf den Rand der Brücke zu und schloss vor Erleichterung einen Moment lang die Augen. Mit beiden Händen fuhr sie sich über das Gesicht und wischte die Tränen fort. „Xii! Ich hatte solche Angst um dich!“ Ihr Bruder kam wieder auf die Beine und funkelte sie zornig an. „Sei bloß still und tu nicht so scheinheilig. Hättest du sie direkt erledigt als du die Zeit dafür hattest, hätte Xii gar nicht erst verletzt werden können. Nicht zu vergessen dass du wertvolle Lebensjahre an Shorana verschwenden wolltest. Hast du es denn jetzt endlich begriffen? Menschen sind schlecht Lilly! Ihre Herzen lassen sich leicht verderben. Willst du etwa jeden wieder zu einem Kind machen, nur um zu hoffen das er in seinem Leben etwas besseres tut? Dein Leben ist nicht unbegrenzt, oder ist es deine Absicht es sinnlos weg zu werfen?“ Stille legte sich für eine Weile lang über den Ort des Gefechtes, dann ballten sich langsam Lillys Hände zu Fäusten. Xii schwankte ebenfalls noch ziemlich, schaffe es aber sich wieder auf den Beinen zu halten. Ihre mit Fell überzogene Hand legte sie auf Ookus Schulter. „Keine Streitereien jetzt. Wir sollten alle froh sein noch zu leben und Morendras dieser Hexe entrissen zu haben. Bringen wir ihn zurück in den ewigen Hain. Zu den Ellydren, denen er gehört.“ „Morendras gehört niemandem.“ Ungläubige Augen starrten auf Lilly. Bevor jemand etwas auf ihre merkwürdige Äußerung antworten konnte, erhob sie selbst wieder das Wort. „Ooku, du predigst mir immer das Beste für unser Volk zu wollen, das ich es bin die verblendet irgendwelchen Phantasien nachrennt. Aber mittlerweile glaube ich das du den Geist unserer Vorfahren vergessen hast.“ Mit fester Hand zeigte sie auf das Loch im Fels, indem Shorana verschwunden war. „Du hast sie getötet. Werden damit all die Menschen in Tion wieder lebendig? Macht was irgendwas wieder ungeschehen, was sie getan hat? Auch in hundert Leben hätte Shorana das nie wieder gut machen können, glaubst du das weiß ich nicht? Aber wieso soll sie denn keine zweite Chance bekommen? Ich wollte auf sie acht geben und mit in unseren Hain nehmen. Wir hätten sie so viel lehren können, und zeitgleich sähe unser Volk das ein Zusammenleben mit Menschen nicht unmöglich ist, das nicht alle schlecht sind, und das wir uns nicht länger vor ihnen verstecken müssen.“ Fassungslos schüttelte Ooku den Kopf und fuhr sich mit einer Hand durch sein blondes Haar. „Ich kann nicht glauben was du da sagst. Bist du noch bei sinnen? Lilly du kannst diese Welt nicht verbessern, indem du einfach nur ganz fest dran glaubst? Hast du etwa vergessen was sie uns angetan haben? Was sie unserem Vater angetan haben? Das kannst du nicht. Du hast es mit eigenen Augen gesehen!“ Philipp ging dicht an Lilly heran und rammte seine Schwertspitze in den Boden. „Du scherst uns schon wieder alle über einen Kamm! Ja, es gibt schlechte Menschen, da scheint es keinen Unterschied zu geben ob sie auf der Erde oder auf Davasuum leben, aber es gibt auch Menschen die nicht aufgehört haben, an das gute zu glauben das in uns ist. Lilly und du, ihr seid beides Ellydren, und doch verschieden wie Tag und Nacht. Ihr seid auch nicht alle gleich.“ Wütend machte Ooku einige Schritte zurück ohne den Menschen aus den Augen zu lassen, er würde der nächste sein der in dem Erdloch verschwand, doch jemand packte sein Handgelenk. Er sah in die hellblauen Augen der Janama, die nur langsam den Kopf schüttelte. „Er ist es nicht wert. Du hast nicht genug Kraft dazu. Außerdem würde dir das deine Schwester nicht verzeihen. Lass uns zurück in den Hain gehen und mit der Hüterin sprechen. Sie wird entscheiden was zu tun ist.“ Lilly wirbelte herum und ging mit langen Schritten auf den Stab Morendras zu. Langsam beugte sie sich zu ihm hinab und umfasste ihn mit beiden Händen. Ehrfürchtig strichen ihre Finger über das knorrige Holz. Ein warmes Gefühl durchströmte ihr Herz, bis in die letzte Faser. So langsam, als wäre die Welt um sie eingefroren, erhob sie sich und betrachtete die klaren Bernsteine. „Morendras hat damals Artham zu sich gerufen. Einen Menschen. Sein Herz war voller Respekt für die Natur und jedes Leben. Sie wollte ihm das Geschenk ewigen Lebens machen, aber Artham lehnte ab. Durch ihre Vereinigung enstanden wir Ellydren.“ Mit einem Ruck drehte sie sich herum, dabei fiel ihr Blick auf das Buch das Shorana hatte fallen lassen. Ohne zu zögern hob sie es auf und drückte es an sich, dann ging sie wieder an den Rand der Brücke und sah zu Ooku und Xii hinüber. „Niemand will an diese Legende glauben, weil sie vielleicht wahr sein könnte. Denn es bedeutet das wir alle zur Hälfte Menschen sind. In unseren Adern fließt nicht nur die Essenz Morendras, sondern auch das Blut Arthams. Wie viel von den alten Legenden wahr ist oder nicht, es spielt keine Rolle. Welche Form das Leben annimmt, spielt keine Rolle. Menschen, Ellydren, Janama, Schattenelfen und so viele mehr, wir sind alle gleich. Nur weil wir anders aussehen oder eine andere Kultur haben, an etwas anderes glauben, macht uns noch lange nicht zu etwas besserem. Wir alle sind ein Teil dieses Lebens. Lieben, weinen, lachen und hoffen auf die gleiche Weise. Genau das wollte Morendras mir zeigen als sie mich in diese fremde Welt geschickt hat. Das weiß ich einfach. Ooku, mir geht es nicht darum das Leben unseres Volkes dafür zu riskieren, damit sie ihr stures Denken ablegen. Ich will das wir unseren Pfad wieder finden. Das wir das Leben bewahren, egal in welcher Form. Das wir wieder lernen wie facettenreich das Leben sein kann.“ Sie streckte ihren Arm, mit dem sie Morendras hielt, zur Seite aus ohne den Blick von ihrem Bruder zu nehmen. Philipp, der direkt neben ihr stand, sah verwundert auf den Stab. Xii spürte wie Ookus Arm vor Zorn begann zu zittern, sie konnte selbst nicht glauben was sie da hörte. Das Lillys Fanatismus in ihren Glauben in das Gute so weit ausgeprägt war. „Lilly! Macht keine Dummheiten! Wir haben die ganze Zeit zu euch gehalten, nun wird es Zeit euren Dickkopf abzulegen. Wir suchen einen Weg euch hier herüber zu bekommen und dann gehen wir zu der Hüterin. Niemand außer ihr kennt Morendras am besten, sie wird jedem von uns zuhören und wissen was richtig und was falsch ist.“ Lilly stieß das Ende des Stabes fest auf den Boden und stemmte die andere Hand in die Hüfte. „Philipp, halt dich an Morendras fest.“ Nach kurzem Zögern tat er, was sie ihm geraten hatte und umfasste mit einer Hand den Stab. Xii und Ooku zogen beide scharf die Luft ein und riefen ihr immer wieder zu sie soll den Stab weglegen. Lilly wusste genau was sie tat, dennoch brach es ihr das Herz sich gegen ihre beste Freundin zu stellen und ihren Bruder. Sie wusste, die beiden wollten ihr nur gutes, aber das war nicht der Weg den sie gehen wollte. „Vergebt mir. Aber ich kann nicht zulassen das wir immer weiter in einer Illusion von einer heilen Welt leben und den Rest sich selbst überlassen. Dafür habe ich schon zu vieles riskiert und mitgemacht. Ich werde wieder kommen wenn ihr eure Meinung geändert habt.“ Lilly schloss ihre Augen und wünschte sich im Stillen von Morendras sie wieder zurück in Philipps Heimat zu schicken, und hoffte das ihr Wunsch erneut, erhört werden würde. Die Bernsteine begannen zu leuchten und ein heftiger Wind zerrte an ihr, ein Lächeln umspielte ihre Züge. Sie war erhört worden. Der Wind übertönte die wütenden Schreie von Xii und Ooku, trug sie von dannen bis sie ganz verstummten. Der Boden unter ihren Füßen verschwand und Philipp krallte sich bereits mit beiden Händen an dem Stab fest. Schwärze hüllte sie ein, da Gefühl in die Unendlichkeit zu fallen war unerträglich. Blitze ohne Donner in allen Farben tanzten um sie herum und verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)