Des Sommers müde von Devi ================================================================================ Kapitel 1: Des Sommers müde --------------------------- Weiße, fluffige Schäfchenwolken schoben sich über einen klaren, blauen Himmel, wie er schöner eigentlich nicht hätte sein können. Die Wellen des Meeres rauschten sanft, so als könnte sie nie auch nur ein Wässerchen trüben und ein paar vereinzelt kreischende Möwen gaben dem ganzen erst die Urlaubsatmosphäre. Und dazu gehörte natürlich ebenfalls… „Vorsicht, Gou-chan!“ Mit einem lauten, unbarmherzig eisigen Klatschen wurde Kou aus ihrem dösigen Zustand geweckt und setzte sich blitzartig auf, um eine Handtuch um ihren Körper schlingen zu können, dem es gar nicht gefiel, mitten in seiner ruhigen Routine angegriffen zu werden. Trotzdem war das erste, das Kou danach einfiel nicht etwa eine Beschwerde ob der kalten Dusche „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich Kou nennen sollst?“ „Hoppla, entschuldige!“, meinte Nagisa, der nur seine Badehose trug, schnell und faltete seine Hände, um gemeinsam mit seinem klassischen Hundeblick zu punkten. Rei gesellte sich zu ihm, zupfte sich seine Schwimmbrille ab und ließ sie um seinen Hals baumeln. Mit einem zuvor in Nagisas Eimer getauchten Finger strich er langsam an Nagisas Taille entlang, wobei dem ein dezentes „Iiiiek!“ entfuhr. „Nagisa, es ist in Ordnung, wenn du ein bisschen Meerwasser mitnehmen willst, aber pass auf, wo du langläufst. Es ist ziemlich unheimlich, auf einmal unerwarteterweise von etwas Kaltem getroffen zu werden. Und die Geräusche, die dir dabei entfahren sind auch alles andere als schön.“ „Ich tu’s nie wieder!“ Während Nagisa vorsichtig versuchte, seinen Eimer zu seinem Handtuch zu bringen, gesellten sich nun auch Makoto und Haruka zu der Gruppe. Es war also eigentlich alles wie immer; Abgesehen davon, dass die Jungen heute im Meer trainierten, anstatt das Schwimmbecken ihrer Schule zu nutzen das sie mit eigenen Händen wieder betriebstauglich gemacht hatten. In Anbetracht der voranstehenden Schwimmturniers gegen unter anderem die Samezuka-Schule, war es notwendig, täglich zu trainieren, um besonders Rei vorzubereiten, aber das traf auf Kou nicht zu. Sie war die Managerin des Clubs und interessierte sich natürlich sehr dafür, dass ihre Jungs trainierten und das Turnier bestehen konnten, aber es war genauso wichtig, dass sie alle gemeinsam Spaß haben konnten. Kou stand auf, strich sich ein wenig Sand von den Beinen, die sie davor ein bisschen in warmem Sand vergraben hatte und stand auf. „Ich bin mir eben was zu trinken besorgen“, verkündete sie, „Braucht jemand von euch was?“ „Eine Flasche Wasser wäre nett“, meinte Makoto. „Ich habe mir ein Getränk mitgebracht, danke“, lehnte Rei ab. „Mir bitte eine Limo!“, bat Nagisa. Haruka trank gerade aus seiner mitgebrachten Sportflasche, auf seine Antwort brauchte Kou also nicht zu warten. „Geht klar!“ „Brauchst du Hilfe beim Tragen?“, bot Makoto an. „Ich kann mitkommen, die Flaschen am Strandkiosk sind aus Glas und ziemlich schwer.“ „Das schaffe ich allein, danke!“, wehrte Kou ab, lächelte aber und lief los. Die Bar war in etwa 200 Meter von den Handtüchern und dem Sonnenschirm des Iwatobi-Schwimmclubs entfernt. Sie war ein bisschen wie eine klassische Strandbar in Hawaii eingerichtet, mit bunten Schirmchen und Lampions und einer freundlichen Bedienung. Gerade stand niemand an, also eilte Kou nach vorne, um für sich und die Jungs Getränke zu holen, genau in diesem Moment wurde sie allerdings grob beiseite gestoßen und konnte sich erst mühselig unter dem Gelächter einiger Teenager wieder aufrichten. „Kannst du nicht aufpassen, Puppe? Hier ist die Schlange, nicht da drüben. Meine Jungs und ich warten schon ne ganze Weile auf nen vernünftigen Schluck zu trinken!“ Vier Kerle standen u sie herum, mindestens 20 Jahre alt, allesamt mit kurzgeschorenen Haaren und hämischem Grinsen auf dem Gesicht. Einer von ihnen trug ein Tattoo in Form eines Drachen auf seinem entblößten Oberarm. Von wegen!, dachte Kou, bestimmt belästigten diese groben Kerle nur die arme Bedienung. Jetzt wer es doch gar nicht mal schlecht gewesen, Makoto dabei zu haben. Zwar konnte der keiner Fliege was zuleide tun, aber dafür würde sich sicherlich niemadn, der ihn nicht kannte, trauen, in seinem Beisein Unruhe zu stiften. „Von wegen“, hörte Kou schräg hinter sich eine raue Stimme, die so klang, als würde sie sich gerade im Stimmbruch befinden. Ein drahtiger Junge mit dünnem Shirt, einem aufgeknöpften Hawaiihemd darüber, kurzen Hosen, einem Strohhut und kurzen, verstrubbelten rotbraunen Haaren blickte die grobe Bande gelangweilt an, wobei seine Stimme einen Hauch von Genervtheit mit sich trug. „Ihr habt doch nur auf einen Moment gewartet, euch dieser jungen Dame nähern zu können. Und jetzt schubst ihr auch noch ein Mädchen rum, das euch wirklich nichts getan hat. Entweder habt ihr einen Hitzeschlag erlitten, in dem Fall würde ich zu einer Weile Ruhe unter dem Sonnenschirm raten, mit viel Wasser. Andernfalls-“ Weiter kam der Junge nicht, denn einer der Typen, der offenbar mit einer kurzen Lunte gesegnet war, schlug bereits nach ihm, erwischte aber nur den Hut, da der Junge sich beinahe augenblicklich in die Hocke begab. Dann richtete er sich ebenso schnell wieder auf, wobei er dem Typen seinen Kopf vor die Nase schlug. „K-Keitaro!“, rief einer seiner Kumpels entsetzt, erweckte aber auch nicht den Eindruck, sich an seiner statt augenblicklich auf den Jungen stürzen zu wollen. „Hört ihr jetzt auf, Ärger zu machen?“, murrte er jetzt und klang fast schon gelangweilt. „Auf dich kommen wir später noch zurück!“, knurrte der Rüpel, der sich jetzt wieder aufgerichtet hatte und sich die leicht blutige Nase hielt – wohl um Blut von seinem Hemd fernzuhalten. „Bist du in Ordnung?“, wandte sich der Junge nun mit einem sanften Blick an Kou und reichte ihr die Hand – wobei Kou erst bewusst wurde, dass sie die ganze Zeit im Sand gesessen hatte. „Ja, alles in Ordnung. Du… warst ziemlich beeindruckend, so gelassen… wie ein Fels in der Brandung.“ „Das? Um ehrlich zu sein…“ er gähnte laut und streckte sich dann „Um ehrlich zu sein war ich müde, weil ich die ganze Nacht geackert hab und wollte ein bisschen schlafen… und bei dem Lärm, den das Gekicher verursacht hat… wie Mädels an der High-School, echt. Es war also eigentlich mehr Müdigkeit als Gelassenheit.“ „Dann… lass mich dir ein Getränk ausgeben, okay? Ich war eigentlich gerade dabei, für meine Jungs was zu holen.“ „Deine Jungs?“ „Oh, ich bin Managerin des Schwimmclubs an der Iwatobi-Schule und bin hier, um das Training der Schwimmer zu überwachen.“ „Und deshalb stehst du hier rum und redest mit mir?“ „Ah…“ Kou blinzelte erstaunt, aber aus den Augen des Jungen – die, wie ihr jetzt auffiel, tiefgrün waren – ließ sich nicht ablesen, ob er scherzte oder nicht. „Okay… stimmt. Danke nochmals, jedenfalls.“ Schnell kaufte Kou die Getränke, um die ihre Jungs gebeten hatten – sich selber kaufte sie eine einfache Flasche Tolvic Sprudelwasser – und wandte sich schon zum Gehen, da hörte sie den Jungen wieder hinter sich reden: „Ich nehm‘ den Grapefruit-Mix, wenn es recht ist.“ Alkohol? „Ja, ich hab meinen Ausweis dabei, hier.“ Dieser Junge war definitiv älter als er aussah. „Und? Ich hab kein Geld bei mir.“ „Oh…“ für einen Moment blieb Kou wie vom Donner gerührt stehen, dann zahlte sie den Drink des Jungen. „Gib mir eine von deinen Flaschen, okay? Ich helf‘ dir tragen.“ Wieder bei den Jungs angekommen stellte Kou fest, dass sich im Moment nur Haruka im Wasser befand. Nagisa schoss freudestrahlend mit einer Wasserpistole auf Rei und Makoto las gerade in einem Buch. „Hey, wir sind hier niht zum Spaß!“, protestierte Kou und schubste Nagisa unbarmherzig ins kalte Wasser. „Ieeh!“ Er tauchte kurz ab und wieder auf und schüttelte sich kurz. „Gou-chan!“ „Wie oft noch- nenn mich nicht Gou! Ich bin Kou, immer noch!“ Makoto blickte von seinem Buch auf und lächelte Kou an, dann stand er auf und trat zu ihnen heran, um Kou die Getränke abzunehmen. „War alles in Ordnung? Sah ein bisschen aus, als hätte es da vorne Trubel gegeben…“ „Ja, alles okay, dieser Junge hier, er-“ Dieser Junge brach auf einmal in ein kurzes, stoßartiges Gelächter aus, versuchte wohl etwas zu sagen, brachte aber kein Wort hervor und brauchte über eine Minute um sich wieder zu beruhigen. Sogar Haruka wandte kurz seinen Blick aus der Ferne in ihre Richtung. „Es ist okay… alles gut, Kou-chan. Ich bin Matsuyama Yori, aber sagt ruhig Yori zu mir. Und ich habe nicht wirklich viel gemacht, die Typen waren echt mickrig. Das war fast schon zu leicht.“ Sein Blick schwenkte nun zu Haruka, der immer noch als Einziger der Truppe im Wasser war, aber immerhin Rei hatte sich nun auch wieder ein Schwimmbrett geschnappt und sich ins Wasser begeben. „Wie ein Delfin im Wasser…“ „Hm?“ „Seine Technik ist wirklich gut“, bemerkte Yori in Bezug auf Haruka, was Kou merkte, als sie seinem Blick folgte. „Ich schwimme selbst auch, nur heute nicht… seid ihr noch öfter hier? Ich bin heute mit meinem Bruder und seinen Freunden da, aber wohne nicht weit vom Wasser…“ Er lächelte Kou an, mit seinem ersten Lächeln heute, das freundlich wirkte. „Ich glaube, ich werde die Fähigkeiten deiner Gruppe mal auf die Probe stellen. Ich komme einfach morgen wieder, ich hoffe, das geht klar, Gou-chan?“ „Hey, für dich gilt genauso; Mein Name ist-“ Sie kam nicht dazu, Yori noch zu korrigieren, denn noch ehe sie weitersprechen konnte, küsste er sie auf die Wange. „Wa-was zum- hey!“ „Dann bis morgen, Kou-chan!“ Eigentlich war Kou dagegen gewesen, heute erneut an den Strand zu fahren. Dieser freche Junge gestern – der ja wohl mindestens 21 sein musste – hatte sie einfach geküsst. Das war sowohl ein Eindringen in ihre Privatsphäre, als auch technisch gesehen illegal. Verständlicherweise war sie daher nicht besonders scharf darauf, ihn wiederzusehen. „Kou-chan! Jungs! Da seid ihr ja wieder, ich hatte mich schon gefragt…“ Da war er wieder. Yori. Kou hatte nicht mal eine Minute lang die Hoffnung haben dürfen, dass sie heute doch nicht mehr auf den Unruhestifter stoßen würde. Sie war ein wenig angespannt, aber immerhin schien er kein schlechter Kerl zu sein, er hatte sie ja immerhin gestern beschützt. „Schön, dass ihr wieder hergekommen seid! Macht es dir was aus, wenn ich mit deinen Jungs ein bisschen schwimme?“ „Was? Äh, nur zu…“, brummte Kou und bemühte sich, den Jungen nicht anzublicken. Yori streifte das Hawaiihemd, das er heute zugeknöpft getragen hatte und sprintete ins Wasser, dicht gefolgt von Haruka, der gar nicht so schnell gucken konnte. Kou war wie vom Donner gerührt – sie hatte etwas gesehen, das da eigentlich nicht hätte- „Yoriko! Verdammt nochmal, hau nicht einfach ab, ohne was zu sagen! Du legst dich doch schon wieder mit Fremden an, oder?“ Ein Junge mit schulterlangen Haaren und ihr sehr vertraut vorkommenden grünen Augen stand auf einmal neben ihr. „Nicht ein einziges Mal kannst du hören!“ Mit einer Kehrtwende und einem Sprint drehte Yori sich im Wasser um und kam zurück, knallrot und mit so einer Wucht, dass sie den Jungen in den Sand stieß. „Ich bin Yori, verdammt nochmal!“ Und ja, wie Kou es sich gedacht hatte – Yori trug einen Bikini. Nicht, dass er – oder eher sie – es nötig gehabt hätte. „Yori? Du bist ein Mädchen?“ „Ja, verdammt.“ Yori seufzte leise. „Und eigentlich auch erst 16. Aber hey, bin ich meinem hübschen Brüderchen nicht umsonst wie aus dem Gesicht geschnitten. „Ich sollte dich beim Kiosk verpfeifen…“, knurrte ihr Bruder, der sich langsam wieder aufrappelte „Wenn du das tust, kommst du selber in größere Schwierigkeiten. Schließlich solltest du auf mich Acht geben, dabei hängst du nur an den Lippen deines Mädels, oder? Micchan. Heh.“ Scheinbar führten die beiden solche Konversationen öfter und scheinbar ging Yori öfter als Sieger hervor, denn mit einem leisen „Tch“ verabschiedete sich ‚Micchan‘ wieder von der Gruppe. Somit wandte sich Yori wieder an Kou. „Siehst du, Kou-chan?“ „Was?“ „Ich bin nicht älter als du. Ich hatte nur Lust auf einen kleinen Drink, das ist alles. Außerdem…“ Sie beugte sich zu Kou vor, genauso schnell wie beim ersten Mal und küsste sie erneut auf die Wange. „Außerdem ist es jetzt nicht mehr komisch, dich zu küssen, oder?“ „Ich, äh-“ „Schon gut.“ Yori lehnte sich an einem Sonnenschirm an, blickte kurz in den Himmel und kicherte dann leise. „Eine Sache würde es wohl einfacher machen.“ Kou blickte Yori erwartungsvoll an, aber Yori zuckte nur kurz mit den Schultern. „Nicht, dass es was verändern würde. Trotzdem, ich hätte Spaß gehabt, das Spielchen noch ein bisschen länger zu spielen.“ „Und deswegen hast du dich mit dem Bikini ins Wasser gestürzt?“, gab Makoto zu bedenken. „Vielleicht… vielleicht wollte ich auch einfach nur so gesehen werden, wie ich bin. Nicht im Geringsten feminin, bloß… bloß… vergiss es“ Yori wandte sich kurz ab und wollte wohl zu ihrem Bruder zurückgehen. „Yori“ „Mh?“ Yori blickte Kou an. „Lass uns… morgen ins Kino gehen, wäre das für dich in Ordnung?“ Ein subtiles Lächeln schob sich über Yoris Gesicht, das sich in Windeseile zu einem Grinsen ausbreitete. „Sehr gern, Kou-chan!“ Yori nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Colabecher, atmete dann betont laut aus und setzte den Becher so heftig auf dem Tisch ab, dass ein paar Tropfen Cola ihren Weg auf das Tischtuch suchten. Bei dem Versuch, selbige hastig mit einer Serviette abzuwischen, bemerkte sie, dass auf Kous Hälfte des Tisches ebenfalls Tropfen geflogen waren, allerding nicht aus ihrem Getränk. „K-Kou, du weinst ja. Ist alles okay?“ „Ja, alles klar. Es ist bloß… der Film war ziemlich traurig.“ „Wieso? Ich meine klar, es war ein Liebesdrama, aber ich fand, das Ende war okay.“ „Sie haben auf den Gräbern der meiden Mädchen Lilien gepflanzt! Inwiefern war das nicht traurig?“ „Im Tod fanden sie endlich das, was sie zu Lebzeiten nicht haben konnte“, erklärte Yori und schlürfte noch einmal kurz an ihrem Strohhalm. „Ich weiß nicht… war das für die beiden nicht die beste Lösung?“ „Aber wenn sie in unserer Zeit hätte leben können… da hätte es doch niemanden mehr interessiert, ob sie zwei Mädchen waren oder nicht. Sie hätten zusammen glücklich werden können.“ „Ich hab eine Menge Filme gesehen und… na ja, wenn du solche Aspekte abänderst, hast du meistens eine hübsche Geschichte, aber weder Spannung noch Drama drinnen. DU weißt mehr oder minder von Anfang an, wie es endet. Im echten Leben müsste es genauso sein, finde ich.“ „Yori… hast du damit schon Erfahrungen gemacht?“ „Ich- ja, ein bisschen. Ich hab meinen ersten Freund vor Jahren kennengelernt, er erschien mir so perfekt, freundlich, sportlich und, und… und sagen wir so, hätte ich vorher gewusst, dass ich nicht die einzige war, die- Ach, lassen wir das. Ich bin mal kurz auf Toilette, okay?“ Sie lächelte Kou an. „Lass uns das Thema wechseln, wenn ich wiederkomme. Nächstes Mal… können wir uns ja eine freundliche Komödie ansehen… wenn du nochmal mit mir ins Kino willst, versteht sich.“ „Müssen wir nicht… ich weiß schon, welchen Film wir uns das nächste Mal ansehen können!“ „Hast du diesen Bizeps gesehen? War das nicht fantastisch?“ „J-ja, ein Schwimmer-Drama… da hätte ich eigentlich auch drauf kommen können…“ Yori war sichtlich überrascht von Kous Wahl, obwohl es gleichzeitig wirklich naheliegend gewesen war. „Aber auch so war er Film gar nicht mal übel. Die Farben waren sehr schön gewählt und die Schauspieler wurden auch sehr schön in Szene gesetzt. Und ich muss sagen, obwohl ich die Geschichte vom Underdog, der erst im Sport seine Bestätigung und na ja, seine Existenzberechtigung findet, schon x-mal gesehen hab… ich fand, sie war recht schön umgesetzt. Besonders der Teil mit seiner Schwester im Koma.“ „Du verstehst wirklich viel von Filmen, oder?“ „Wäre schlimm wenn nicht. Nach der Schule will ich Filmwissenschaft in Amerika studieren, und wenn es soweit ist… werde ich meine eigenen Filme ins Kino bringen.“ Kou blickte Yori mit großen Augen an. „So gut wie du schwimmst hab ich gedacht, dass du vielleicht eher was in der Richtung machst.“ „Enttäuscht?“ „N-nein, ich-“ „Heh, entspann‘ dich, Kou-chan! Ich schwimme, weil es Spaß macht und wenn ich so gut werde, dass ich ein Sportstipendium bekommen kann… das wär natürlich absolute Spitze, findest du nicht?“ Sie senkte den Blick. „Geld hab ich nicht wirklich, um auswandern zu können und meine Eltern finden die Idee auch nicht allzu toll. Mein Vater besitzt ein aufsteigendes Unternehmen und… er würde mich lieber als Sekretärin dort sehen. Nicht als Chefin, um Himmels Willen, das geht an meinen Bruder. Ich… will manchmal einfach ausbrechen, kennst du das Gefühl?“ „Hast du ansonsten irgendwelche Verbindungen nach Amerika?“ „Na ja, ich hab dort keine Freunde und Kontakte, also… wäre es ein kompletter Neuanfang. Vielleicht finde ich dann sogar die Liebe meines Lebens, ha. Amerika ist ja offener mit solchen Dingen als Japan…“ Sie blickte kurz zu Kou, dann glitt ihr Blick an Kou vorbei, sie legte den Kopf schief und fragte: „Warst du schon mal in dem Sportshop da vorne?“ „Hä?“ Kou wirkte irritiert. „Na dann weiß ich doch, wo wir als nächstes hingehen werden! Komm schon, man kann sich da auch Kataloge angucken und dafür suchen sie sich echt nicht einfach nur hübsche, sondern richtig durchtrainierte Models aus!“ Sie schnappte Kou bei der Hand und zog sie hinter sich her. „Los!“ „Eigentlich hätte es ganz anders laufen sollen“, löste sich Yori aus der Stille, die sie und Kou die vergangenen fünf Minuten umgeben hatte und nur von dem sanften Rauschen der Wellen unterstrichen wurde. „Ich wollte, dass du mich für einen Jungen hältst und dich in mich verliebst. Ich fand dich gleich süß und… na ja, dadurch dass du so über die Muskeln deiner Jungs geschwärmt hast, dachte ich du hättest vielleicht in einem von ihnen einen Favoriten gefunden.“ „Ach was, die vier sind für mich eigentlich mehr wie kleine Brüder die- W-w…“ Kou wurde auf einen Schlag knallrot im Gesicht. „W-W-Was…. Du wolltest dass ich mich… in dich…“ „Ja. Es ist fast schon komisch, oder? Ich hatte noch nicht einmal das Glück, ein Mädchen zu finden, die… so ist wie ich. Ich hatte es aufgegeben. Ich dachte, das würde erst warten müssen, bis ich nach Amerika ausgewandert bin und dann… dann habe ich dich getroffen, Kou-chan.“ Für einen Moment blickte sie Kou sehnsüchtig in die Augen, dann senkte sie den Blick. „Aber es wäre wahrscheinlich besser gewesen, es dir nicht zu sagen. Dann hätten wir wohl weiter ins Kino gehen und rumhängen können. Aber so… na ja, ich glaube, den Plan hab ich dann doch schnell wieder verworfen, wäre ja im Endeffekt eine Lüge gewesen…“ „Ähm… Yori, ich… eigentlich ab dem Moment, den du mich vor den Typen da geschützt hast, ich… ich mochte dich von Anfang an.“ Kou atmete für einen Moment durch, dann blickte sie Yori in die Augen. „Du warst frech, aber offen, von Anfang an. Ich weiß nicht, was ich erwarten kann, wenn ich mit dir unterwegs bin und… ich finde deine Beinmuskulatur erstaunlich definiert!“ „Öhm… dankeschön, schätze ich.“ „Und… wie du auch hab ich gedacht… dass ich nicht zu dir passe. Ich hatte noch nie Gefühle für jemanden, also…“ Kou konnte nicht weiter sprechen, denn jetzt fiel Yori ihr um den Hals und drückte sie fest an sich. „Kou-chan, du… ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll…“ „Ich… auch nicht.“ Für ein paar warme Minuten saßen die beiden nur weiter am Strand, einander umarmend, dann schließlich löste sich Yori kurz und atmete durch. „Yori?“ „Mh?“, sie blickte auf. „Wenn du möchtest, musst du dich dieses Mal nicht auf die Wange beschränken.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)