Dünner Draht von KatieBell ([B|V angedeutet]) ================================================================================ Kapitel 1: Für eine bessere Zukunft ----------------------------------- Dünner Draht -Für eine bessere Zukunft- a Oneshot by * Schweiß lief an seiner Stirn entlang und bahnte sich den Weg hinunter über seine Augenbrauen, hinüber zu seinem Nasenbein, nur um dann an der Nasenspitze herunter zu tropfen. Seine Fäuste preschten nach vorne im gleichbleibenden Takt. Sein Stand war fest auf dem Boden gepresst und seine Atmung versuchte er unter Kontrolle zu halten. Es war nicht einfach, da der Saiyajin nun schon seit Stunden dieselbe Haltung beibehielt. Aber Zeit war hier kein Wort. Keine Bedeutung. In einem Raum, dessen Zeit so langsam verging, spielte es keine Rolle, wie lange er nun schon hier in diesem weißen Nichts trainierte. Das einzige Gefühl was ihn ab und an unterbrechen ließ, war der Hunger und der Schlaf, den er notgedrungen einhalten musste. Aber das akzeptierte er. Er würde noch ein paar Fußtritt-Kombinationen ausführen und dann wieder zum Quartier zurückkehren. Seit Vegeta hier war, hatte er sein Zeitgefühl schon völlig verloren. Herrschte hier kein wirklicher Tag und ebenso wenig Nacht. Es war einfach weiß, grell und hell. Entsetzlich hell. Zu viel für seinen Geschmack. Wie sollte er dies nur alles für ein Jahr aushalten? Ausgelaugt schnaufte der schwarzhaarige Saiyajin und nahm nun eine lockere Haltung ein, um sich den weiteren, ausgebrochenen Schweiß mit seinem Arm wegzuwischen. Tief atmete er ein und aus. Vollführte seine letzten Kombinationen, nur um wenige Minuten später den nun endgültigen Rückzug anzutreten. Leise und langsam schritt er auf das Quartier zu, welches nun schon gute acht Monate sein zu Hause mimte. Obwohl,… es war nicht sein richtiges zu Hause. Hatte er überhaupt eines? Nun gut. Er hatte einen Ort, an dem er sich ausruhen konnte. Ein Bett zum Schlafen, das Essen wurde ihm auf einem Silbertablett serviert und er hatte einen Gravitationsraum, der extra nur für ihn angefertigt wurde. Konnte man das zu Hause nennen? Je mehr er darüber nachdachte, fand er seine Beschreibung dazu grotesk. So sehr. Er lebte nun schon seit fast vier Jahren auf der Erde und doch konnte er sie nicht als seine Heimat benennen. Auch wenn es Momente gab, in denen er glücklich schien. Aber doch auch nur… weil es da jemanden gab, der sich um ihn sorgte. Er verteufelte seine Gedanken dafür, dass er wieder an diese eine Frau dachte. Es gab hier Tage, da konnte er alles ausblenden und dann gab es diese Tage,… an denen er an sie dachte. Unaufhörlich. Früher hätte er sich darüber wahrlich amüsiert, wenn er ein Jahr von ihr Abstand halten könnte. Okay, für sie war dieses Jahr nur knappe zehn Minuten lang, aber dies zählte nicht. Nicht hier. Nicht im Raum von Geist und Zeit. Vegeta schüttelte die Gedanken von sich und betrat die Wohnung, in der er nun hauste. Zielsicher schritt er durch den Flur, um zur Küche zu gelangen. Als er dort ankam blieb er abrupt im Türrahmen stehen. Er erhaschte einen gedeckten Tisch. Wieder schnaufte er. Eigentlich war der Plan gewesen, dass er alleine in diesen Raum gehen würde. Aber dieser Junge musste sich einmischen. Er wollte damals keine Diskussion vom Zaun brechen, also gab er nach. Mittlerweile bereute er es, denn er wurde einfach nicht warm mit ihm. Er konnte absolut nichts mit diesem Jungen anfangen, auch wenn er doch irgendwie sein Sohn sein sollte. Biologisch gesehen. Selbst wenn er in einer komplett anderen Zeit aufgewachsen war, in einem anderen Universum… einer alternativen zu dieser hier. Dies war auch so ein Punkt, über was er sich so seine Gedanken machte. Viel zu viele, um ehrlich zu sein. Er erinnerte sich noch genau an den Zeitpunkt, als er erfuhr, dass dieser Junge sein Sohn aus der Zukunft war. Er konnte es im ersten Moment nicht fassen und doch ergab alles plötzlich einen Sinn. Die Tatsache, dass er sich in ein Super Saiyajin verwandeln konnte. Diese Aura, die seiner so ähnelte. Seine Kleidung, die vor allem das Zeichen der Capsule Corporation trug… er wollte den Gedanken nicht fortsetzen, denn schon wieder kam ein Bild der Blauhaarigen in ihm auf. Kaum zu fassen, dass dies alles schon Jahre zuvor feststand und dabei dachte er, er könnte sein Schicksal selbst bestimmen. Es war fast frustrierend. Zurück im Hier und Jetzt ging er auf den gedeckten Tisch zu und ließ sich auf seinen Stuhl nieder. Er hatte schon wieder für ihn mitgekocht, obwohl er es ihm untersagt hatte. Dieser Junge suchte auch regelrecht den Kontakt zu ihm. Doch der Vollblutsaiyajin hielt sich tapfer und zerstörte jede Annährungen sofort wieder, auch wenn er sich dabei manchmal etwas schlecht fühlte. Wusste er doch von seiner Zukunft und der Tatsache, dass er ihn – also sein anderes Ich, nie wirklich kennengelernt hatte. Denn ihn gab es in seiner Zeitlinie nicht mehr. Er hatte den Kürzeren gezogen, gegen diese Cyborgs. Auch so ein Fakt, den er nicht verstand. Wie konnte es sein, dass er dort gestorben war? Ja gut, sie wussten nichts von dem Angriff der Cyborgs und doch kannte er sich. Er würde nie aufhören zu trainieren. Niemals. Das Kämpfen hielt ihm am Leben. Es war seine Bestimmung. War er vielleicht einfach zu schwach gewesen? Völlig in seiner Welt gefangen, nahm er eher abwesend die Stäbchen in die Hand und begann zu essen. Die Schüssel Reis war im nu verspeist und auch die anderen Leckereien, die sein Zukunftssohn gekocht hatte, waren innerhalb weniger Minuten verschwunden. Er lehnte sich in die Stuhllehne zurück und schloss für einen Augenblick seine Lider. Er hatte so viele Fragen. So viele Unklarheiten, die er eigentlich lösen könnte, wenn er nur diesen Jungen fragte. Doch sein Stolz verbot es ihm sich mit dem Halbsaiyajin abzugeben. Er fühlte sich wie zwischen zwei Stühlen. War es denn falsch, über etwas nachzudenken, über etwas nachzufragen, was jetzt nicht mehr von Belang war? Er gab es nur ungern zu, aber die verschiedenen Fragen quälten ihn. Besonders dann, wenn er aus der Ferne den Fliederhaarigen beobachtete. Immer dann, wenn der Schwarzhaarige sich sicher sein konnte, dass er nichts davon mitbekam. Er hatte ihn schon oft zugesehen, wie er trainierte und ohne es wirklich zu wollen, hatte er Abstriche gezogen zwischen Baby Trunks und dem erwachsenen Abbild davon. Beide hatten dieselbe Aura, die sie umgab. Sie hatten dieselben Augen- und Haarfarbe. Sie waren eins zu eins gleich. Bis auf das Alter und die Größe. Aber was ihm wirklich auffiel war sein Wesen. Sein Sohn aus dieser Zeit war – sofern er das beurteilen konnte, stets ein fröhliches Baby. Neugierig, abenteuerlustig,… ein Ansteller, wie es die Blauhaarige mal genannt hatte. Bei diesem Gedanken musste er in sich hinein grinsen. Aber dieser Trunks,… war so anders. Nichts mehr war von dieser Leichtigkeit des Lebens zu sehen. Er war stets ernst, blieb immer hochkonzentriert und versuchte jedes Problem zu umgehen. Und fröhlich sah er auch nicht gerade aus. Ganz im Gegenteil. Jedoch konnte er sich gut vorstellen, wieso er so geworden war. Kurz bevor sie in den Raum von Geist und Zeit gegangen waren, hatte er Mal ein Gespräch zwischen ihm und der Blauhaarigen belauscht. Er sagte, dass er kaum älter als drei Monate war, als die Cyborgs auf der Bildfläche erschienen. Er hatte gar keine Zeit, etwas Fröhliches in seiner Welt zu finden. War diese doch nur von Tod und Schmerz geprägt geworden. Auch wusste der Schwarzhaarige, dass sein Zukunftssohn gerade einmal ein Jahr alt war, als sein anderes Ich gestorben war. Es erinnerte ihn an sich selbst und an seine Vergangenheit. Auch er hatte seinen Vater früh verloren und war damit schneller erwachsen geworden, als es normal der Fall gewesen wäre. In diesem Fall… hatten sie wohl wirklich etwas gemeinsam. – Kein Wunder also, wieso er so geworden war. Müde rappelte sich Vegeta auf und wollte nun endlich ins Bett gehen. Seine Knochen taten ihm schon seit geraumer Zeit weh und jeder Muskel schien ihn zu zerreißen. Er brauchte dringend seinen Schlaf. Er ließ das dreckige Geschirr einfach stehen. Der Junge würde es morgenfrüh bestimmt eh wieder abräumen, ohne darüber ein Wort zu verlieren. Das war das einzige Gute an der Sache. Keiner der ihn aufforderte etwas zum Haushalt dazu zusteuern. Die blauhaarige Frau hatte ihm deswegen meistens eine Standpauke gehalten, wobei er dabei ihre Methoden immer nur belächelt hatte. Herrgott noch einmal! Egal was er dachte, was er tat. Diese Frau war immer noch in seinen Gedanken. War das denn die Strafe dafür, dass er einmal schwach geworden war? Wieder einmal schüttelte er seinen Kopf und betrat das Schlafgemach. Diesen teilte er sich mit dem Zukunfts-Trunks‘. Er hoffte inständig, dass dieser schon schlief. Er wusste nicht warum, aber er hatte eine leichte Vorahnung, dass er es heute ein weiteres Mal probierte an ihn heranzukommen. Doch egal was kam. Er würde es wieder abblocken. Er konnte keine normale Unterhaltung mit ihm führen. Worüber denn bitteschön? Dieser Junge ging ihm doch im Grunde gar nichts an. Doch seine Stoßgebete wurden offenbar nicht erhört, denn als er sich kurz nach seinem Zustand umwandte, sah er ihn in einer sitzenden Position auf seinem Bett verweilen. Der Saiyajin versuchte sein aufkommendes Knurren zu unterdrücken, um bloß keine Aufmerksamkeit zu bekommen. Jedoch war es völlig egal, was er tat. Er hätte auch eine Ki-Kugel abschießen können und Trunks hätte selbst das nicht wahrgenommen. Er saß wie besessen da und starrte gedankenverloren auf etwas, was sich in seinen Händen befand. Vegeta stutzte und legte den Kopf ein wenig schief. War das ein Bild? Gar eine Fotografie? Es sah zumindest so aus von weitem. Vorsichtig trat er an sein Bettgestell und nahm die Bettdecke, um sie aufzuschlagen. Dabei hatte er den Blick auf den Fliederhaarigen gelenkt, um ihn weiterhin zu beobachten. Dieser bewegte sich immer noch kein Stück. Als ob er in eine Art Trance wäre. Oder war er genauso gefangen in seinen Gedanken, wie er? Vegeta setzte sich auf die harte Matratze seines Bettes und sollte sich endlich hinlegen. Doch die Haltung des Halbsaiyajins ließ ihn nicht los. Und auch in ihm bildeten sich wieder diese vielen Fragen über das alternative Universum. Wie der nächste Moment kam, und vor allem weshalb… wusste er nicht. Seine Lippen teilten sich und aus seinem Mund kamen Wörter heraus, die er eigentlich nie loslassen wollte. „Was ist los mit dir?“ Er wollte am liebsten seine Frage zurückziehen. Hoffte ihm nächsten Moment, dass er ihn überhört hatte, doch dem schien nicht so zu sein. Der Junge hob den Kopf und sein Blick fiel auf Vegeta. Er schluckte. Vermutlich sah das Ganze schon auf die eine Art und Weise komisch aus, dass ausgerechnet er das erste Wort erhob nach so einer langen Zeit. Aber es war passiert. Davon würde sein Stolz nun auch nicht zerbrechen, oder? Eine Zeitlang war es still und Vegeta dachte, dass keine Antwort mehr kommen würde. Doch er irrte sich. „Ich…“, begann er und das Foto, welches er in der Hand hatte, glitt ein paar Zentimeter zur Seite, sodass der Schwarzhaarige eine Frau darauf erkennen konnte. – Er schluckte wieder einmal, „…denke nur an Mutter und hoffe, dass es ihr gut geht.“ Natürlich ging es ihr gut, wenn nicht sogar blendend. Vermutlich unterhielt sich das störrische Weib gerade mit ihren Freunden und wartete darauf, dass sie endlich wieder aus diesem Raum herauskommen würden. Genau das sagte er ihm auch und bekam daraufhin nur einen verständnislosen Blick geschenkt. – War das keine gute Antwort gewesen? „Doch nicht…“, sagte er entrüstet und stockte dann aber, „…ich meine, meine Mutter. Aus der anderen Zeitlinie.“ Oh. Ganz toll, Vegeta. Wunderbar ins Fettnäpfchen getreten. „Immerhin bin ich schon so lange hier. Was doch eigentlich gar nicht geplant war. Sie muss sich höllische Sorgen machen, sowie damals, als-“, er brach abrupt ab und hatte sogar seinen Blick gesenkt. „Als?“, sein Mund machte sich selbstständig. Was war nur mit ihm los, dass er auf einmal so redselig geworden war? Doch etwas in seinem Inneren schien ihm zu verraten, dass an dieser Situation nichts Falsches dran war. Trunks fand seine Stimme wieder. Offenbar hatte er abgewogen, ob er weiterreden sollte, oder nicht. „Als ich mich damals aus dem Haus gestohlen habe, um zusammen mit Son-Gohan die Cyborgs aufzusuchen…“ „Der Bengel von Kakarott?!“ – Eigentlich war ihm klar, wer gemeint war, aber doch verstand er den Zusammenhang nicht. „Ja.“, seufzte er, „Er war mein Mentor. Er war sozusagen der Einzige, den ich wirklich kannte. An alle anderen… kann ich mich einfach nicht mehr erinnern.“ Daher wehte der Wind. Vegeta bemerkte sofort, dass seine Worte deprimiert klangen und irgendwie nicht vollständig. Alles was er sagte, klang so niederschmetternd und so… endgültig. „Mutter hatte es immer verteufelt und mir danach eine Standpauke nach der anderen verteilt.“, lächelte er auf einmal, doch zugleich wurden seine Züge wieder ernster, „Und es endete immer damit,… dass sie angefangen hatte zu weinen, als sie sagte, dass sie nicht noch jemanden verlieren möchte, der ihr wichtig ist.“ Im Inneren des Saiyajins bildete sich ein dicker Kloß, der sich immer wieder höher in sein Hals drückte. Er wollte das eigentlich gar nicht hören. Es war ja nicht seine Zukunft und doch, war er gespannt darauf, wohin dies alles führte. Und so kam es, dass er das aussprach, was ihn doch schon so lange beschäftigte. „Wie… bin ich gestorben? Weißt du das?“ Die Situation war skurril. Das verriet selbst Trunks‘ Blick. Er hatte wohl genauso wenig mit dieser Frage gerechnet, wie er damals noch. Doch er schien zu überlegen. Ob er es überhaupt wusste? Er war ein Jahr alt. Konnte sich ein Baby an so etwas erinnern? „Nur aus Erzählungen kenne ich einige Bruchstücke davon. Keiner hat mir bisher die ganze Wahrheit erzählt. Weder meine Mutter, noch Son-Gohan.“, sagte er dann nach einer Weile, „Ich weiß nur… dass du eines Nachts still und heimlich gegangen bist und du C-17 und C-18 aufgesucht hast. Du hast… kurz davor die Stufe des Super Saiyajins erreicht. Es gab einen Kampf, den du… dann verloren hast.“ Er schnaufte frustriert auf. Das… waren magere Erzählungen. Das hätte er sich fast selbst aus den Fingern saugen können. Aber, wieso hatte er sich heimlich davon gemacht? Steckte da etwas Sinnvolles dahinter? „Du hast dir wahrscheinlich eine bessere Antwort erhofft, oder?“, lächelte er fälschlicherweise und begann erneut von der Blauhaarigen zu sprechen, „Mutter redet nie davon. Auch, als ich sie darauf angesprochen hatte. Dieses Geheimnis wird sie wohl mit ins Grab nehmen.“ Zum ersten Mal hatte er Mitleid mit diesem Jungen. Obwohl er sehr gut verstand, wieso die Frau, die seine Mutter war, keine Einzelheiten preisgab. Wahrscheinlich kam sie selber noch nicht damit zurecht, dass sein anderes Ich nicht mehr existierte. Es waren Wunden, die sich noch nicht geschlossen hatten und all dies noch einmal wiederzugeben, würden erneut einen enormen Schmerz bei ihr auslösen. So langsam verstand Vegeta, wieso sein Zukunftssohn so in sich gekehrt schien. Wieso er ganz anders war, als den Trunks, den er aus seiner Zeitebene kannte. „Weißt du,… sie hat ein Grab für dich angelegt.“, hörte er ihn dann leise sagen und wieder hob sich der Blick des Fliederhaarigen, „Ich glaube,… sie hat einfach nur ein Ort gebraucht, um trauern zu können.“, sagte er und machte eine Pause, bevor er weitersprach, „Zu Hause kann sie das nicht. Da muss sie immer die Starke bleiben. Und alles nur,… weil sie nicht will – dass ich sehe, wie schlecht es ihr eigentlich geht.“ Vegeta konnte gar nicht richtig deuten, wieso ihn das plötzlich alles so mitnahm. Hatte er sich doch noch vor ein paar Stunden eingeredet, dass es ihm egal sein sollte. Die Gegenwart war dabei sich zu verändern. Es würde nie so weit kommen. Allein schon, weil Kakarott noch am Leben war. Also… wieso tat es ihm weh – zu wissen, dass diese alternative Zukunft verloren schien? „Die meiste Zeit stürzte sie sich in die Arbeit. Die Planung zur Zeitmaschine hatte sie für einen kurzen Moment aufgefangen und ihr wieder Hoffnungen gemacht.“, begann er erneut, „Aber schon nach kurzer Zeit fiel sie wieder in sich zusammen. Sie stand einmal kurz vor einem Burn-Out. Ein halbes Jahr lag sie krank im Bett und einen Arzt zu dieser apokalyptischen Zeit aufzutreiben war gänzlich unmöglich.“ Nun legte sich die Stille über beide. Viel zu lange für Vegetas Geschmack. Zudem kreisten in seinem Kopf zu viele Gedanken umher. Er dachte an die Blauhaarige, die vermutlich schon vor dem Raum von Geist und Zeit auf ihn wartete. Auch hier begann er Abstriche zu machen. Über die Frau, die er kannte und über die Mutter diesen Jungens. Auch wenn er die andere nicht vom Wesen her kannte, konnte er seine Unterschiede zwischen ihnen ziehen. Allein von Trunks‘ Erzählungen her. Diese hatte wohl merklich mehr mitmachen müssen, als die Blauhaarige hier in dieser Zeit. Und etwas Weiteres fragte er sich. Würde sie – wenn er hier auch sterben würde, um ihn trauern? Würde sie vor Hoffnungslosigkeit zusammenbrechen? Vor innerlichem Schmerz, vor… was auch immer. Er fuhr abwesend mit seiner Hand durch sein schwarzes Haar. Das alles machte ihn fertig. Wahrhaftig und so vollkommen. Er hatte sich früher nie so viele Gedanken um die Blauhaarige gemacht. Vor allem, weil er keine Gefühle zulassen wollte. Denn wenn er sich Gedanken darum machen würde, dann würde er kein Halten mehr finden und die Gefühle würden ihn überschwemmen. – Und verdammt, genau das passierte gerade. Ein Gefühl bäumte sich in seinem Inneren auf und er hatte den Drang, ihr sagen zu wollen, dass er alles dafür tun würde, dass er nicht starb. Dass die Zukunft des Jungen, nicht die ihre sein würde. „Ich langweile dich bestimmt damit.“, hörte er wieder die Stimme von Trunks und er sah zu ihm auf. „Nein.“, sagte er knapp und ehrlich, „Nicht im geringsten.“ „Es… ist seltsam. Ich weiß, dass du von mir nicht viel hältst.“, sagte er dann und seine Worte schienen ihn selbst zu verletzen, „Ich habe mir schon immer gewünscht, dich nur einmal zu sehen. Dich kennenzulernen. Und jetzt, wo es wahr geworden ist, weiß ich gar nicht, wie ich das anstellen soll.“, sagte er weiterhin und musste lächeln, „Mutter hatte mich davor gewarnt, doch ich wollte es nicht wahrhaben.“ Ja, wie stellte man so etwas auch an? Eine gute Frage, wofür er jetzt in diesem Moment keine Antwort besaß. Er dachte an seinen Vater zurück. Auch wenn er erst sieben war, als dieser starb, konnte er sich dennoch gut an ihn erinnern. Doch Trunks war noch ein Baby gewesen. Plötzlich holte ihn eine Bewegung seitens Trunks‘ aus seinen Gedanken. Der Junge stand vor seinem Bett auf und starrte noch einmal auf die Fotografie, bevor er es vorsichtig auf sein Kopfkissen legte. „Ich gehe noch ein bisschen trainieren.“, sagte er knapp, „Jetzt kann ich sowieso nicht mehr schlafen.“, und kaum ein paar Sekunden später war Vegeta wieder alleine. Ruhe. Stille. All das, was er normalerweise bevorzugte. Doch jetzt war irgendwie alles anders geworden. Seine schwarzen Opale wanderten zu Trunks‘ Bett und danach auf sein Kopfkissen hinüber. Aus einem inneren Impuls heraus stand er nun auch von seiner Bridge auf – denn als Bett konnte man das eigentlich ja nicht benennen, und ging mit langsamen und leisen Schritten auf die andere Schlafstätte zu. Davor hielt er inne und einen Moment zuckten seine Finger, bevor er seine Hand nach dem Foto ausstreckte, um es sich genauer anzusehen. Er wandte seinen Körper ein wenig gen Licht, welches durch ein Fenster schien, um die Personen darauf zu erkennen. Wie gedacht, konnte er sofort die Blauhaarige ausmachen. Sie sah gealtert aus. Ein paar Falten, langes Haar – welches zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, und man sah schon leichte graue Haare. Sie stand lächelnd hinter Trunks und hatte ihre Hände auf seine Schultern gelegt. Er dagegen sah jünger aus, als er es heute war. Vielleicht… gerade Mal elf oder zwölf. Neben den beiden stand noch eine weitere Person, die er zuerst nicht wirklich erkannt hatte. Doch die rote Kampfkleidung verriet ihm seine Existenz nach nur wenigen Augenblicken. Das musste wohl Son-Gohan gewesen sein. Sein Haar war kurz und er war recht groß… Vegeta schätzte ihn auf Anfang 20. Aber so genau konnte er das nicht abschätzen, denn auch wenn er ein Halbsaiyajin war, alterte er womöglich auch langsamer als ein reinrassiger Mensch. Er hatte seinen linken Arm um die Frau gelegt und lachte womöglich dem Fotografen entgegen. Vegeta schüttelte den Kopf, um die wirren Gedanken loszuwerden. Dabei drehte er das Bild kurz um. Vielleicht gab es ja eine Jahreszahl auf der Rückseite. Doch dort war keine. Alles was er zum Lesen bekam, war eine Signatur von Hand geschrieben. »Für eine bessere Zukunft« »Hope« Er erkannte diese Handschrift sofort und diese Tatsache ließ ihn unausweichlich zittern. Es war ihre Handschrift gewesen. „Bulma.“, hauchte er ehrfürchtig. Er legte das Bild schnell wieder an seinen Platz zurück, als ob er sich daran verbrannt hätte. Es war einfach alles so unwirklich. Es brachte ihn durcheinander. Frische Luft. Ja genau. Er brauchte dringend frische Luft, auch wenn das irrational war, denn die Luftdichte im Raum von Geist und Zeit war niedriger, als auf der Erde. Aber diesen Fakt blendete er aus und nun verließ auch er wieder den Schlafbereich. Das grelle Licht blendete ihn für einen Moment und er hob seine rechte Hand, um sich davor zu schützen. Gleich darauf hörte er schon diverse Kampfschreie links von ihm. Ki-Bälle schleuderten durch diese Atmosphäre und er konnte die aufgeregte Aura seines Zukunftssohnes spüren. Er war aufgebracht, oder auch verzweifelt. Vielleicht sogar beides. Eine explosive Mischung. Er sah noch eine Weile zu, bevor er gezielt auf ihn zuging. Trunks bemerkte ihn nicht einmal. Erst als er nicht mehr als einen Meter hinter ihm stand, wandte er sich um und in diesem Moment konnte der Vollblutsaiyajin nur eine einzige Frage stellen. „Wie wär’s mit einem Übungskampf?“ Er sah das überraschte Gesicht des Fliederhaarigen, doch gleich darauf erhellte sich sein Gesicht. „Ja… ja, gerne.“, nickte er lächelnd. Vegeta grinste ihm entgegen. Vielleicht war dies der erste Schritt auf seinen Zukunftssohn zu zugehen. Auch wenn er ihn bisher eher ignoriert hatte, so konnte er nach dieser Unterhaltung zumindest so etwas wie eine Art Verbindung zu ihm herstellen. Ohne dass es Trunks vermutlich vermutete, hatte er die Denkweise des Saiyajins heute komplett auf den Kopf gestellt. Er dachte jetzt ein wenig anders über all diese Dinge die geschehen waren und die, die noch kommen würden. Es war nur ein schmaler Weg, gar ein dünner Draht. Aber einen, den er akzeptierte und gehen wollte. Egal, was kommen möge. Für eine bessere Zukunft. *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)