Unspoken von abgemeldet (Manche Erinnerungen bleiben unausgesprochen) ================================================================================ Kapitel 1: Lavendel ------------------- Nachdem Malak zum Palast zurückgekehrt war, erstattete er dem Pharao gleich Bericht über der Übeltäter. Selbstverständlich ließ er den Teil raus, bei dem er das Überleben des Diebes gesichert hatte. "Und Ihr habt ihn entkommen gelassen!? Ihr seid wahrhaftig enttäuschend Malak!", rief Seth spöttisch. Jener konnte es sich mal wieder erneut nicht verkneifen, ein übles Wort über andere fallen zu lassen. Wie jämmerlich, dachte sich Malak nur. Alles was er wollte, war die Aufmerksamkeit des Pharaos, aber so sehr sich Seth auch bemühte, das Augenmerk seines Herren war stets auf Meister Mahad gerichtet. Ein Mann ebenso meisterhaft, wie auch menschlich und Seth würde auf ewig in seinem Schatten stehen. "Enttäuschend ist wohl eher Lord Seth, dass die Zahl Eurer Männer stetig bei Euren Einsätzen sinkt, während ein jeder meiner höchstens mit einer Verletzung davon kommt!" Seth knurrte leicht, doch versuchte sich zu besänftigen indem er zum Pharao blickte. "Ihr könnt meine Aufgabe nicht mit Eurer vergleichen! Was sind schon ein paar Gräber im Gegensatz zu-" "Seth! Hütet Eure Zunge! Die Seelen der Toten, sind ebenso zu Ehren und schützen wie die Seelen der Lebenden", unterbrach der Pharao ihn nun. Genau das war Seths Schwäche. Sein Hochmut übertraf manche Male seinen Verstand und hatte Malak bewusst provozieren wollen. Und nichts war demütigender für Seth als von seinem Herren belehrt zu werden. Sofort senkte er den Kopf und verfiel in peinliches Schweigen. "Verzeiht mein Pharao. Das war unbedacht..." Der Scharm stand Seth förmlich ins Gesicht geschrieben, ganz zu Malaks Vergnügen. Seine Schwester schien nur vorwurfsvoll den Kopf zu schütteln und Karim kämpfte wohl schwer dagegen an nicht Freude an Seths Demütigung zu haben. "Malak! Ihr dürft Euch nun zurückziehen und ausruhen. Mahad wird diese Nacht die Führung übernehmen", sprach der Pharao nun weiter, und Mahad nickte als man seinen Namen erwähnte. "Habt Dank mein Pharao", sprach Malak bevor er sich erhob und in seine Gemächer zurückzog. Auf dem Weg entlang der langen Flure begegnete er Seth, welcher ihn bewusst anrempelte. "Das wird ein Nachspiel haben, das sag ich Euch", knurrte Seth ihn an. Malak wiederum hob nur die Schultern an und schüttelte den Kopf. "Das höre ich heute nicht nur aus eurem Mund Lord Seth. Vielleicht solltet Ihr weniger Zeit damit verbringen, mit den Fehlern anderer Eure Unvollkommenheit zu verleugnen." Seths Zähne knirschten, doch er durfte sich nicht dazu treiben lassen, Böses zu tun. "Ich nehme keine Ratschläge von einem Niemand entgegen. Ihr seid noch nicht mal des Priesteramtes würdig. Euren Titel habt ihr doch nur eurer Schwester und eurem Milchbruder zu verdanken. Euer Vater muss schrecklich darunter leiden, eine solche Schande als einzigen Sohn zu haben. " Malak schloss die Augen. Sein Mund wurde ganz trocken für einen Moment. Seth hatte es nicht so beabsichtigt, aber er traf in Malaks Herzen eine Stelle die schwärzer hätte nicht sein können. Wie sollte er es wissen... Wie sollte irgendwer es überhaupt wissen? "Oh da schweigt er nun. Wo ist Eure Selbstsicherheit Malak? Es muss wehtun die Wahrheit aus dem Mund eines Außenstehenden zu hören." Malak sammelte sich. "Oh weh die Götter scheinen wohl nicht jeden zu begnadigen. Ihr solltet froh sein, dass Euer Vater schon längst verstorben ist, so muss er nicht jeden Tag mit der Schande Leben, dass sein geliebter Sohn nicht mehr als ein Schatten in den Augen des Pharaos ist." Seth verlor die Beherrschung und holte zum Schlag aus, doch es ertönte nichts. Karims Hand hatte gerade noch die Hand des jungen Priesters gehalten. "Lord Seth... Ihr solltet wohl nun zum Pharao. Er wird sicherlich Euren Schutz brauchen, wenn Mahad diese Nacht die Gräber bewacht. Diesen Vorfall sollten wir im Schweigen begraben." M alak schien nicht grade erfreut, dass sein Bruder, zumindest nannte er Karim seinen Bruder, ins Geschehen eingegriffen hatte. Aber er kannte seine Sorge... Er wollte nicht, dass ihn Seth zum Feindbild machte. Seth warf Karim einen verständlichen Blick zu und nickte. "Lord Karim. Lord Malak. Eine angenehme Nacht wünsche ich dann noch." Karim blickte ihm nach bis er außer Sichtweite war. "Musste das sein...? Ihr kennt doch Seth!", sprach Karim seufzend. "Nur weil ich ihn kenne, muss ich das doch nicht erdulden. In ihm fließt noch nicht einmal das Blut eines Adligen und er spielt sich so auf als sei er ein Gott!" "Er schuftete hart, um es so weit zu bringen Meister Malak. Davon abgesehen ist auch mein Blut nicht-" "Sei still! Das will ich nicht hören! Blut hin oder her. Du bist mein Bruder Karim." "Widerspricht Ihr Euch nicht gerade selber?", meinte Karim lachend. Malak verschränkte die Arme und wirkte für einen Moment wieder wie ein Kind. "Vielleicht? Und wenn?" "Eure Stimmen wecken ja den ganzen Palast gleich auf", trat nun auch Isis mit ihrer sanften Stimme dazu. "Ein Glück das Vater noch auf Reisen ist. Er wäre sicher nicht angetan davon. Aber sag kleiner Bruder, wie fühlst du dich." Da war die Ernsthaftigkeit wieder in seinem Gesicht. "Mir fehlt nicht, wenn du das meinst. Ich bin nur etwas erschöpft und verärgert, dass mir der Dieb entkommen ist", log er bewusst ohne auch nur den Eindruck zu hinterlassen, dass nichts davon die Wahrheit war. Isis war eine gute Schwester, sie hatte eine reine Seele und ein sauberes Herz, aber indem sie immer wieder einen Einblick in die Zukunft bekam, verlor sie den Sinn für Realität. Doch dies schien gar nicht einmal so verkehrt. Malak wusste nicht, wie viel sie ertragen könnte. "Ich werde mich nochmal etwas ans Meditieren begeben. Versuche etwas Schlaf zu gönnen, mein Bruder." Ein langes Schweigen entstand zwischen Karim und Malak als sie Seite an Seite, wobei Karim immer einen Schritt hinter ihm war, in Richtung Gemächer ging. Malak legte seinen purpurnen Umhang ab und ließ sich auf sein Bett nieder. In seiner Hand begann er den Dolch, mit welchem er den Dieb am Auge erwischt hatte auf halber Achse zu drehen. "Euer Herz lastet heute schwer Meister Malak", sprach Karim nun leise aus, "schwerer als sonst..." Malak hatte ihn nur eines Blickes aus einem kurzen Augenwinkel gewürdigt. "Sagt dir das deine Millennium Waage?", entgegnete Malak nur trocken. "Nein. Mir scheint nur als haben die heutigen Ereignisse doch an Euch genagt...", versuchte Karim es möglichst vorsichtig zu umschreiben. Er wusste, dass Malak, so viel Disziplin er auch besaß, mit ihm einfach wieder zu dem kleinen verwöhnten Jungen wurde. Und wenn er ehrlich war, war er den Göttern dankbar dafür. "Ich bin schon groß Karim. Zudem mag meine Gestalt mager erscheinen, aber ich halte genug aus. Wenn du nichts mehr zu sagen hast, würde ich gerne etwas schlafen." Malak schloss seine Augen. Ein Signal dafür, dass Karim gehen durfte. Eigentlich stand Karim als Priester in einer höheren Position als er aber jener konnte seine Loyalität der Familie gegenüber, die ihn damals in ihre Obhut nahmen und seine Liebe zu seinem "kleinen Bruder" nicht ablegen. So lastete es auch ihm schwer, Malak langsam aber sicher in die Schatten laufen zu sehen. Es war ein Gespür oder eine Vorahnung... Derweil hatte sich Ra nun auch von Osiris verabschiedet und es herrschte finsterste Nacht über Ägypten. Mit leisem Keuchen und Murren öffnete der junge Dieb langsam die Augen. War er tot? Nein dazu pochte seine Wunde am Auge viel zu sehr. Diese elende Palasthure. Akefia schwor, er würde diesem Mistkerl das Auge rausreißen oder am liebsten beide. Nein doch nur eins, dann konnte er mit dem anderen noch sehen, wie er es mit eigenen Füßen zertrat. Das war gut. Und das war gesund. Langsam bildete sich auch ein klares Bild vor den Augen des Diebes. Zumindest vor einem, da das andere verdeckt zu sein schien. Ein Verband lag um die Hälfte seines Kopfes gewickelt und verdeckte sein Auge beabsichtigt. Ihm war wirklich nicht danach noch drüber nachzudenken welcher Trottel sich die Mühe machte, seine Wunde zu versorgen. Ihm knurrte nur fürchterlich der Magen und er hatte Durst. Großen Durst. Er hätte in eine Taverne gehen können und sich dort etwas stehlen können. Dies wäre zumindest seine einzige Option um diese Uhrzeit. Aber wenn er ehrlich mit sich selber war, was er ohnehin kaum war, so schien er viel zu erschöpft als dass er wirklich noch Kraft hatte sich in die Stadt zu bemühen und dort unter den Trunkbolden noch was zu Essen zu klauen. Akefia hob sich langsam auf beide Beine und bemerkte plötzlich den zugebundenen Sack neben sich. Uh da schien ihm jemand ein Present hinterlassen zu haben. Zu freundlich, dachte sich der Dieb nur als er den Sack öffnete. Brot und zwei Flaschen Wasser! Kein Festmahl aber immerhin! Ohne zu überlegen, ob das Zeug vielleicht vergiftet war, begann er zu essen. Manieren Fehlanzeige! Er hatte seit Stunden nichts gegessen verdammt! Zu Ende gespeist, machte er sich nun auch die Mühe nachzusehen, wo er sich befand. Er kannte diesen Ort. Hier wohnte der römische Schafhirte, den er ab und an beklaut hatte, wenn er mal Lust auf Fleisch gehabt hätte. Aber dieser befand sich nicht zu dieser Season in Ägypten, dessen war sich Akefia sicher. Auch von den Scharfen fehlte nämlich jede Spur. Also war der Hirt wohl nicht sein Retter. Plötzlich stach ihm ein Geruch in die Nase, den er vorher gar nicht bemerkt zu haben schien. Es roch nach Lavendel. Warum roch es denn hier Bitteschön nach Lavendel? Das war einer der teuersten Düfte überhaupt. Nur reiche Bastarde könnten sich das leisten oder gute Diebe. Akefias Nase führte ihn zu dem Sack der eben noch eben ihm gelegen hatte. Er brauchte nicht lange dran zu schnüffeln, dass er wusste, dass das Teil nahezu in Lavendel getränkt war. Der Duft schien ihn gar nicht mal so fremd, als hätte er ihn schon länger in der Nase gehabt. Akefia ließ sich auf das Strohbett des Hirten nieder und starrte zur Decke. Jetzt wo er an die Auseinandersetzung mit der Palasthure dachte, fiel ihm auf, dass es im Grabmal gar nicht mal so modrig gerochen hatte wie erwartet. Da hatte es auch schon nach Lavendel gerochen. Da kam ihm plötzlich ein Gedanke, der ihm gar nicht wohl im Magen wurde. Am liebsten hätte er sein Essen wieder ausgekotzt. Akefia hob seinen Arm und roch an seinem Handgelenk, an welchem dieser Kerl ihn hochgezogen hatte. Lavendel! Sein Gedanke bestätigte sich. Das gefiel dem Dieb gar nicht. Erst wurde er von diesem, diesem man konnte nicht mal Mann sagen gedemütigt und dann hatte er ihn auch noch vom Verrecken bewahrt!? Scheisse! Das war beschissen! Er fühlte sich beleidigt in seiner Ehre als Gauner und Verbrecher. Aber warum zur Hölle hatte der Kerl das gemacht? So wie er das Grabmal mit seinem Leben versucht hatte zu schützen, war es kam zu verleugnen, dass er nicht mehr als einer dieser Arschkriecher des Pharaos war. Was war also seine Absicht? Nun weshalb sich unnötig den Kopf zerbrechen, wenn man doch nachfragen kann. Ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)