Hot Touch von TravelFeet ================================================================================ Kapitel 10: ------------ In der Nacht war ein heftiges Gewitter aufgezogen. Blitze erhellten den dunklen Himmel und wenn es donnerte, hatte Noah das Gefühl, dass die ganze Welt kurz zu beben schien. Naturgewalten waren ihm noch nie geheuer gewesen, leider hatte sich das auch wenig geändert, als er erwachsen wurde. Vor dem Fenster sah er im schwachen Licht, wie die Sträucher draußen hin und her peitschten. Erneut zuckten Blitze und als es das nächste Mal ohrenbetäubend über ihnen krachte und grollte, sprang er aus dem Bett. Es war ohnehin zu schwül und zu laut zum schlafen. Hannah und Paula schafften es irgendwie. Hinter ihrer Zimmertür war alles dunkel und still. Wahrscheinlich hatten sie noch die ganzen zwei Sektflaschen geleert und wussten nicht mal, dass es gewitterte in ihrem beschwippsten, unschuldigen Schlummerschlaf. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte Jan, der an einem Laptop am Couchtisch saß. Noah machte vor Schreck, weil er den Anderen gar nicht bemerkt hatte, einen Satz zur Seite, stieß gegen die Vase auf der Kommode und konnte sie gerade noch auffangen. Er presste die Vase fest an seine Brust, stellte sie schließlich zurück und nickte leicht: „Du etwa auch nicht?“ „Ich könnte schon, ich wollte nur noch etwas arbeiten...“ „um 3 Uhr nachts?im Urlaub“ Statt zu antworten klopfte Jan erst einmal neben sich auf die Couch. Noah kam der stummen Aufforderung nach. Als er sich gesetzt hatte antwortete Jan: „Ich hatte eigentlich keine Zeit für diesen Urlaub... bei mir im Büro stapelt sich die Arbeit, aber Hannah brauchte das und sie war überzeugt, dass du es auch brauchst, sie konnte es nicht ohne mich bezahlen, also habe ich ihr gesagt, dass es kein Problem wäre. Jetzt muss ich das irgendwie ausgleichen.“ „Uff...“, Noah versuchte etwas auf dem Bildschirm des Laptops zu erkennen, wollte sich aber nicht zu offensichtlich davor beugen und lies die Versuche irgendwann bleiben. „Ach ich schaff das und ich mach es gern für sie.“ „Ich glaub so etwas würde nicht jeder Bruder sagen.“, irgendwie kam es Noah vor, als würde er gerade zum ersten mal normal mit Jan reden. Vielleicht war es die Dunkelheit im Wohnzimmer, die ihm Sicherheit gab und ihn ab und zu vergessen lies, wer da so dicht neben ihm saß und wieso er so unerreichbar für ihn war. Dann krachte es wieder ohrenbetäubend und Noah zuckte zusammen. Jan reichte Noah die Weinflasche, die hinter seinem Laptop gestanden hatte: „Es sind keine sauberen Gläser mehr da, aber in Notfällen geht es auch aus der Flasche.“ Noah nahm den Wein und trank einen Schluck, dann lächelte er verlegen: „Das ist mir etwas peinlich...“, sagte er leise. „Muss es nicht. Und das Gewitter wird bald weiterziehen.“, Jans Stimme war so rau und warm wie Whisky und so ruhig, dass er Noah damit einfach ansteckte. „Danke.“ „Schon gut.“ Eine Weile arbeitete Jan weiter, nahm dann seine Brille ab, legte sie auf den Tisch und klappte den Laptop zu. Mit einem Mal war es stockdunkel. „Soll ich das Deckenlicht anmachen?“, fragte Noah. „Der Strom ist ausgefallen. Bin ich froh, dass mein Akku noch voll war, als das passiert ist.“ „Oh man...“ „Kein Grund zur Sorge.“ Noah trank noch zwei große Schlucke Rotwein und seine Augen begannen sich langsam an die Dunkelheit zu gewöhnen. Eine halbe Stunde später war die Flasche Rotwein leer und die zweite angebrochen und im Kamin loderte flackernd ein knisterndes Feuer, das den Raum in ein warmes orange rotes Licht tauchte. Noah war an Jans Schulter eingeschlafen und bemerkte daher leider nicht, wie Jan ihm vorsichtig durchs Haar strich und die Schulter nicht wegzog, als Noah im Schlaf dagegen kippte. Als Noah erwachte war Jan allerdings weg, das Feuer im Kamin erloschen, das Gewitter weg und draußen schien bereits die Sonne. Sein Schädel dröhnte. Für einen Moment wusste er nicht wo er war. Dann erinnerte er sich hier kurz mit Jan geredet zu haben. Oh man wieso hatte er Jan nur wegen dem blöden Gewitter von der Arbeit abhalten müssen. Jan war sicher total genervt von ihm gewesen... Er seufzte. Irgendwie kam es ihm so vor, als könnte er niemals einen guten Eindruck bei Jan machen. Es hatte einfach keinen Sinn. Wieso hatte er ihn nicht einfach arbeiten lassen ? Und dann war er auch noch mitten im Gespräch eingeschlafen ...mit einer Flasche Wein im Arm... Ging es noch peinlicher? Ärgerlich machte er sich im Badezimmer frisch und zog sich neue Klamotten an, dann ging er nach Draußen und legte sich auf eine der Terrassen-Liegen. Für Frühstück war ihm noch viel zu schlecht. Wieso vergaß er immer wieder, dass er Rotwein einfach nicht wirklich vertrug...schon gar nicht zwei, drei Flaschen davon. Vielleicht sollte er dem verdammten Alkohol einfach endlich einmal endgültig abschwören. Derweil saßen Jan und Hannah allein in der Küche, während Paula noch schlief und Noah draußen vor sich hin döste und tranken Kaffee. „Meinst du das ernst?“, hakte Hannah nun schon zum sechsten Mal nach. Jan drehte seine Kaffeetasse in der Hand, die auf dem Tisch ruhte: „Ja, irgendwie mag ich ihn.“ Hannah seufzte leise...dann sah sie Jan ernst an: „Jan.. ich möchte aber, dass du ihm das weder zeigst noch sagst! Du musst das verstehen! Er denkt, dass du eine Freundin hast und das ist auch gut so … Ich mein ich will schon dass er glücklich ist und ich will auch, dass du glücklich bist aber …“ „aber?“ hakte Jan hartnäckig nach, als sie kurz davor war das Thema schnell zu wechseln. „Aber ich glaube nicht, dass Noah auf dich stehen würde.“, log sie schnell,“ Sonst hätte er mich ja wohl nicht vor ein paar Tagen geküsst.“ Als Hannah merkte wie Jan bei diesen Worten die Kaffeetasse so fest umklammerte, dass etwas von der schwarzen Flüssigkeit überschwappte und sie Angst hatte, dass der Griff abbrechen würde, tat es ihr doch etwas leid und sie fügte entschuldigend hinzu: „Und selbst wenn … sorry aber... Noah ist mein bester Freund und du ...bist mein großer Bruder... das wäre merkwürdig wenn da was zwischen euch laufen würde und....ich glaub das würd unsere Freundschaft nur belasten.“ Jan wollte etwas erwiedern, war dann aber zu wütend. Als er kurzentschlossen stürmisch aufstand, kippte sein Stuhl mit einem lauten Knall nach hinten um. „Es ist ja nicht so als hättest du Probleme jemand anderen zu finden Jan. Jemand besseren. Und nicht gerade meinen Besten Freund und wie gesagt... ich glaub er steht eher etwas auf mich ….mein gott selbst wenn du eine Frau wärst, wärst du immer noch viel viel älter...“ „Hör auf. Ich hab dich auch beim ersten Mal schon verstanden.“, brummte Jan, lies seinen Kaffee stehen und Hannah und griff nach den Autoschlüsseln: „Ich fahre in die Stadt!“ Hannah sah ihrem Bruder noch eine Weile hinterher. Sie hatte ihn lange nicht mehr so aufgebracht gesehen. Ob sie auch wirklich das richtige getan hatte? Naja für sie selbst war es das auf jeden Fall. Es war doch alles gut so wie es zur Zeit lief oder nicht? Wieso wollten nur scheinbar alle etwas daran ändern? Hätte sie Jans Geld nicht gebraucht, wäre sie nur mit Paula und Noah hier gewesen, das wäre wahrscheinlich unkomplizierter gewesen, aber das konnte sie ja nicht laut sagen. „Oh man...“, murmelte sie, ehe ihr wieder einfiel, dass sie auch noch einmal mit Noah sprechen musste. Schnell ging sie auf die Suche und fand ihren besten Freund schließlich auf der Terrasse: „Noah nochmal wegen dem Flug....hast du den jetzt wirklich gebucht?“ Noah schüttelte frustriert den Kopf: „Ich wollte es wirklich...aber ich konnte ihn mir am Ende dann doch nicht leisten....“ „Oh das tut mir aber leid.“ sagte sie. „Ja klar. Deswegen grinst du auch so.“, erwiederte Noah erst bissig und musste dann lachen. „Wollen wir mal heute was zu dritt machen? Nur du, ich und Paula?“ „und was ist mit....?“ Sie zuckte mit den Schultern: „Der wollte heute nicht mit uns los.“ Noah verspürte kurz einen Anflug von Traurigkeit, sah dann aber ein, dass es wahrscheinlich das Beste so war und ja auch eigentlich das was er doch gewollt hatte... „Na dann los!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)