Waldleben von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Prolog: Part I: Familie ----------------------- „Daddy! Daddy! Sieh mal!“ Crocodile beobachtete amüsiert, wie Zoro mit stolzem Blick seine allerneuste Errungenschaft vor die Nase seines Vaters hielt. Es handelte sich um einen kreisrunden, flachen Stein. Doflamingo tat so als wäre er sehr beeindruckt vom Fund seines Sohnes. „Ein wirklich toller Stein, mein Schatz“, erwiderte er. Seine Stimme klang absolut ernst und Crocodile musste sich die rechte Hand vor den Mund halten, um das verschmitzte Grinsen auf seinen Lippen vor dem kleinen Welpen zu verbergen. „Wo hast du ihn gefunden?“ „Am Kaninchenbau“, antwortete Zoro. „Können wir zum See gehen? Ich möchte den Stein springen lassen!“ Er begann aufgeregt auf der Stelle zu hüpfen. „Bitte, bitte!“ „Von mir aus“, ließ Doflamingo sich relativ schnell erweichen. (Dass er seinen Kindern keinen Wunsch abschlagen konnte, gehörte zu seinen allergrößten Schwächen, fand Crocodile. Damit die Welpen nicht zu sehr verzogen wurden, bemühte er selbst sich darum einen ein wenig strengeren Erziehungsstil an den Tag zu legen.) „Aber hol zuerst deine Geschwister hierher. Wir werden alle zusammen gehen.“ Zoro nickte eifrig und machte sich sofort auf die Suche nach seinen beiden Brüdern und seiner Schwester. Den flachen Stein, auf den er eben noch so stolz gewesen war, ließ er einfach achtlos im Gras liegen. Doflamingo hob ihn melancholisch lächelnd auf und drehte ihn zwischen seinen Fingern. „Woran denkst du?“, fragte Crocodile, während er sich aufrichtete und leise gähnend seine Gliedmaßen streckte. Bis gerade eben noch hatte er auf der Wiese gelegen und die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut genossen, doch ihm war klar, dass es mit der erholsamen Ruhe gleich schon zu Ende sein würde. Vermutlich brauchte Zoro weniger als zwei Minuten, um seine Geschwister zu ihnen zu führen. Die Welpen durften sich außerhalb der Höhle nur in einem kleinen Gebiet frei bewegen; daher liebten sie gemeinsamen Ausflüge zum nahegelegenen See ganz besonders. „Sie werden so schnell groß“, sagte Doflamingo und seufzte leise. „Inzwischen können sie alle laufen und sprechen. Manchmal vermisse ich die alten Zeiten. Erinnerst du dich noch daran, wie klein ihre Händchen und Füßchen waren, als wir sie gefunden haben?“ „Sie sind doch gerade einmal drei, vier Jahre alt“, erwiderte Crocodile. Er konnte die Einstellung seines Partners nicht nachvollziehen. Die Entwicklung ihrer Kinder empfand er überhaupt nicht als traurig oder negativ. Ganz im Gegenteil: „Ich finde es gut, dass sie endlich aus dem Gröbsten raus sind. Oder erinnerst du dich nicht mehr daran, wie viele Windeln wir früher wechseln mussten?“ „Ich glaube, der Rekord lag bei insgesamt zwanzig Mal Wickeln an einem Tag“, gluckste Doflamingo. „Besonders schlimm war es, als wir die Ernährung der Drillinge umgestellt haben.“ „Und als wir versucht haben, Corazon endlich die Windel abzugewöhnen“, fügte Crocodile gedankenverloren hinzu. Ihr ältester Sohn hatte sich auch noch im Alter von drei Jahren beharrlich gegen das Trockenwerden gewehrt; er hatte jedes Mal zu weinen und zu schreien begonnen, wenn sie nach dem Wickeln auf das Anlegen einer neuen Windel verzichtet hatten. „Vielleicht ist es doch nicht so schlecht, dass sie allmählich groß werden“, gab Doflamingo schließlich zu. Er warf einen Blick auf den Stein, den er noch immer in der Hand hielt, und merkte an: „Außerdem liegt noch ganz viel vor uns. Corazon, Mihawk, Monet und Zoro sind lange nicht erwachsen.“ Kaum hatte Doflamingo zu Ende gesprochen tauchte die laute Kinderschar in ihrem Sichtfeld auf; es war als hätte er sie gerufen. Die vier Welpen stürzten sich wild lachend und schreiend auf ihre Eltern. Crocodile umarmte Mihawk und Monet, während er beobachtete, wie sein Partner Corazon liebevoll durch sein hellbraunes Haar fuhr und anschließend Zoro auf seine Schultern hob. „Zum See!“, brüllte der kleine Welpe breit grinsend, während er auf Doflamingos Schultern aufgeregt vor- und zurückwippte. „Ich möchte Steine springen lassen!“ Crocodile kam nicht umhin sich zu wundern, wie stark vor allem Zoro seinem Partner ähnelte, obwohl die beiden überhaupt nicht blutsverwandt waren. Mit ihren blonden Haaren und den blauen Augen sahen alle Drillinge diesem sehr ähnlich (allein Corazon fiel aus der Reihe); doch Zoro war das mit Abstand lauteste, fröhlichste und auch herrischste ihrer vier Kinder. Der Weg zum See war nicht weit. Doflamingo führte seine Familie zu einer flachen Stelle ans Ufer und erlaubte seinen Kindern höchstens bis zu den Knien ins glasklase Wasser zu gehen. Der See war an dieser Stelle nicht tief, doch noch keiner der Welpen konnte richtig schwimmen. Doflamingo war ein Vater, der seinen Kindern viel zutraute und sie ständig ermunterte ihre Grenzen auszutesten, doch natürlich wollte er schlimme Unfälle so gut wie möglich vermeiden. Während sich Zoro, Mihawk, Monet und Corazon sofort auf die Suche nach Steinen machten, die man besonders gut auf der Wasseroberfläche springen lassen konnte, ließen ihre Eltern sich auf dem weichen Gras am Seeufer nieder. Es war gerade Mittag und die Sonne schien angenehm warm auf sie herab. Doflamingo spielte mit dem Gedanken, sich später ebenfalls ins kühle Nass zu begeben und zusammen mit den Welpen ein wenig zu spielen und zu plantschen. Er verhehlte nicht, dass er in seiner Vaterrolle voll aufging: Für ihn gab es nichts Schöneres als Zeit mit seinem Partner und seinen Kindern zu verbringen. „Bleibst du für eine Weile hier?“, fragte Crocodile, während er gleichzeitig Zoro und Monet, die sich fröhlich kreischend gegenseitig mit Wasser bespritzten, im Auge behielt. Obwohl die Frage recht unvermittelt kam, wusste Doflamingo sofort worauf der Kater hinauswollte. Er seufzte leise und erwiderte: „Entspann dich, Crocodile. Es ist so ein schöner Tag; wir sollten ihn nutzen, um ein wenig Zeit mit unseren Kindern zu verbringen.“ „Wenn sie fertig gespielt haben, werden sie Hunger bekommen“, wendete Crocodile ein. „Und in der Speisekammer liegen bloß noch zwei kleine Enten. Das ist zu wenig für ein Mittagessen.“ Doflamingo gab es nur ungern zu, doch er wusste, dass sein Partner recht hatte. Keines ihrer Kinder ernährte sich noch von Milch; inzwischen nahmen sie alle ausschließlich Fleisch zu sich. Und auch wenn es sich bei Doflamingo um einen sehr talentierten Jäger handelte, war es nicht immer leicht, genug Beute für insgesamt sechs hungrige Gestaltenwandler zu erjagen. Crocodile startete zwar ebenfalls regelmäßig Jagdzüge, doch weil er im Gegensatz zum Rest der Familie über den Tiergeist einer Hauskatze verfügte, musste er sich auf kleinere Beutetiere beschränken. Die Kinder freuten sich zwar immer über die delikaten Rebhühner und Baummarder, die ihr Vater mit nach Hause brachte, doch am Ende waren diese bloß etwas für den hohlen Zahn. „Ich werde gehen“, meinte Doflamingo aus diesem Grund. „Ich werde versuchen ein Wildschwein oder ein Reh zu erbeuten. Zusammen mit den beiden Enten können wir davon zwei oder drei Tage lang leben. Währenddessen passt du auf die Kinder auf.“ „Das geht nicht“, erwiderte Crocodile kopfschüttelnd. „Und wieso nicht?“, fragte Doflamingo und zog verwundert eine Augenbraue hoch. Ihm fiel kein legitimer Grund ein, wieso sein Partner nicht dazu in der Lage sein sollte die Welpen zu beaufsichtigen. Die vier Geschwister benötigten im Moment sowieso nur sehr wenig Aufmerksamkeit; sie waren noch immer voll damit beschäftigt möglichst flache Steine zu sammeln und diese übers Wasser hüpfen zu lassen. „Ich kann nicht schwimmen“, gestand Crocodile nach kurzem Zögern. „Ich weiß, dass wir den Kindern verboten haben ins tiefe Wasser zu gehen. Aber falls doch irgendetwas passieren sollte, werde ich nicht dazu in der Lage sein einzugreifen. Es ist viel zu gefährlich. Bleib lieber du hier, während ich auf Jagd gehe. Auch wenn ich mich auf kleine Tiere spezialisiert habe, wird die Beute für das Mittagessen sicher reichen.“ „Und was ist mit heute abend und morgen früh?“, wendete Doflamingo ein. Er war noch immer nicht ganz überzeugt vom Vorschlag des Katers. „Dafür werden wir auch noch ein wenig Fleisch übrig haben müssen.“ (Es hatte sich bei ihnen eingebürgt mittags die Hauptmahlzeit einzunehmen; morgens und abends gab es dann noch ein paar Kleinigkeiten. Nur an wirklich unerträglich heißen Tagen verschoben sie das Essen auf den kühlen Abend.) „Ich kann heute Abend auch noch einen weiteres Mal auf Jagd gehen“, bot Crocodile an. „Oder du übernimmst den zweiten Jagdzug. Die Alternative würde darin bestehen mit den Kindern zur Höhle zurückzukehren. Und schau doch nur, wie viel Spaß sie im Moment haben! Es würde jede Menge Jammern und Weinen bedeuten, wenn wir sie dazu zwingen jetzt schon wieder aufzuhören.“ „Also gut“, ließ Doflamingo sich schlussendlich breitschlagen. Vor allem das letzte Argument hatte ihn überzeugen können: Vermutlich würde er es gar nicht erst übers Herz bringen seinen fröhlich spielenden Kindern zu erklären, dass sie jetzt schon wieder nach Hause gehen müssten. Er liebte es ihnen dabei zuzuschauen wie sie lachend und kreischend im Wasser planschten. „Aber heute Abend werde dann ich jagen.“ Crocodile nickte. Er gab rasch den Welpen Bescheid, dass er für ein paar Stunden fort sein würde, und machte sich anschließend sofort auf den Weg. In der Gestalt seines Tiergeistes schlich Crocodile durch das dichte Unterholz. Es herrschte eine angenehme Ruhe, die nur gelegentlich von Vogelgezwitscher oder im Wind raschelnden Blättern durchbrochen wurde. Crocodile liebte seine Familie, doch er würde lügen, wenn er behauptete, dass er Momente wie diese nicht ebenfalls sehr genoss. Manchmal brauchte er einfach ein klein wenig Zeit nur für sich selbst. Es war nicht immer einfach mit vier kleinen Kindern, die ständig Aufmerksamkeit einforderten. In dieser Hinsicht beneidete Crocodile seinen Partner: Doflamingo schien über schier unendliche Energie-Reserven zu verfügen. Mit den Welpen zu spielen und sich um sie zu kümmern schien ihm nie zu viel zu werden. Crocodile wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihm plötzlich der Geruch von Wildschweinen in die Nase stieg. Bedächtig hob er den Kopf und schnupperte in der Luft. In den letzten Jahren hatte er sich zu einem äußerst talentierten Jäger entwickelt; ihm war sofort klar, dass die Schweine nicht mehr als ein paar hundert Meter entfernt sein konnten. Crocodile wusste von einer kleinen Wasserstelle, die sich etwa einhundertfünfzig Meter in östlicher Richtung befand. Da es heute sehr warm war, vermutete er, dass sich die Tiere dort aufhielten, um zu trinken und sich ein wenig abzukühlen. Crocodile zögerte. Die Kinder aßen sehr gern Wildschwein-Fleisch; Doflamingo brachte es recht oft mit nach Hause. Sein Partner verfügte über den Tiergeist eines Wolfes und es gelang ihm mühelos ein ausgewachsenes Wildschwein zu Tode zu hetzen oder es in einem Kampf zu erledigen. Das größte Tier, das hingegen Crocodile jemals erlegt hatte, war ein Auerhahn gewesen. (Doflamingo war angesichts dieses Fangs sehr stolz auf ihn gewesen und er hatte es nicht übers Herz gebracht dem Wolf zu gestehen, dass der mächtige Vogel einen gebrochenen Flügel gehabt hatte.) Noch nie zuvor hatte er auch nur mit dem Gedanken gespielt ein Wildschwein zu erlegen. Am Ende beschloss Crocodile allerdings doch der Fährte zu folgen. Er wollte sich ein Bild von der Situation vor Ort machen, bevor er entschied wie er weiter vorging. Seine geringe Körpergröße und sein leichter Gang gereichten ihm zum Vorteil: Im Zweifelsfall könnte er einfach vollkommen unbemerkt wieder verschwinden. Auf leisen Sohlen näherte Crocodile sich der Wasserstelle; es hatte in den letzten Wochen nur sehr selten geregnet und der Teich war stark zusammengeschrumpft. Im Grunde genommen handelte es sich bloß noch um eine übergroße, aus Brackwasser bestehende Pfütze. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte Crocodile eine Bache mit insgesamt fünf Frischlingen ausmachen; sie suhlten sich in dem schmutzigen Wasser. Auch wenn die Mutter einen recht erschöpften Eindruck erweckte, war Crocodile trotzdem sofort klar, dass es ihm niemals gelingen würde sie zu erlegen. Dafür war sie einfach viel zu groß und zu mächtig. Bei den fünf Frischlingen hingegen handelte es sich um eine völlig andere Sache. Crocodile ging hinter dem Stamm einer Eiche in Deckung, während er sich überlegte wie er einen der Frischlinge erlegen könnte, ohne es mit der Sau aufnehmen zu müssen. Er kam zu dem Schluss, dass er die Gruppe unbedingt auseinander treiben musste: Nur wenn es ihm gelang einen Frischling von seiner Mutter zu trennen, bestand eine Chance auf Erfolg. Geduldig wartete Crocodile, bis zwei der Frischlinge sich weiter in die Mitte der schlammigen Wasserstelle gewagt hatten. Die beiden kleinen Schweinchen schienen das kühle Brackwasser, das ihnen bis fast zu den Hälsen reichte, sehr zu genießen. Währenddessen huschte Crocodile hinüber zu einem nahegelegenen Johannisbeer-Strauch; er hatte ein paar große Steine gesichtet, die unter den Ästen des Strauches lagen. Ohne seine Deckung aufzugeben, verwandelte Crocodile sich und griff vorsichtig nach einem besonders großen Stein, der zu seinen Füßen lag. Er behielt die Bache, die sich am Rande der Wasserstelle aufhielt, genau im Auge. Es dauerte weniger als fünfzehn Sekunden, bis der richtige Moment gekommen war: Crocodile warf den schweren Stein und traf die Mutter zielsicher an der linken Flanke. Ein paar kleinere Steine folgten rasch. Mit triumphierenden Grinsen beobachtete Crocodile, wie sein Plan aufging: Die Sau schreckte sofort auf und geriet in Panik. Gefolgt von den drei Frischlingen, die sich in ihrer Nähe aufhielten, ergriff sie ohne zu zögern die Flucht. Crocodile nahm die Gestalt seines Tiergeistes an und stürzte sich auf die beiden übrigen Frischlinge. Sie versuchten ihrer Mutter zu folgen, doch waren im schlammigen Wasser viel zu langsam. Die Sau war längst aus ihrem Blickfeld verschwunden, ehe sie den kleinen Teich auch nur verlassen hatten. Es gelang ihnen nicht sie einzuholen. Crocodile tötete den ersten der beiden Frischlinge durch einen gezielten Biss in die Kehle. Er ließ den Körper des kleinen Schweines im seichten Wasser liegen und setzte zur Verfolgung des zweiten Frischlings ein, den er ebenfalls rasch erledigte. In seiner menschlichen Gestalt klemmte sich Crocodile die beiden Schweinchen unter die Arme; breit grinsend machte er sich auf den Rückweg. Er war unfassbar stolz auf seine Leistung und konnte es kaum abwarten die Reaktion von Doflamingo und den Kindern zu sehen. Sicherlich würden sie sehr beeindruckt sein angesichts dieses tollen Fangs. Ungeduldig wartete Doflamingo auf die Rückkehr des Katers; Crocodile war bereits seit Stunden verschwunden. In letzter Zeit bestand dieser immer häufiger darauf die Jagd zu übernehmen. Und wenn Doflamingo ehrlich war, dann vermutete er, dass die Motivation seines Partners nicht bloß darin bestand, ihre Kinder satt zu bekommen. Er ahnte, dass viel mehr dahinter steckte. Ob Crocodile seine Familie manchmal über hatte? Bei diesem Gedanken biss sich Doflamingo auf die Unterlippe. Die Vorstellung, dass sein Partner sich von ihm oder den Welpen genervt fühlte, war extrem verletzend. „Daddy?“ Es war die Stimme seines ältesten Sohnes Corazon, die Doflamingo aus seinen Gedanken riss. „Was ist los, Liebling?“, fragte er und bemühte sich um ein möglichst herzlich wirkendes Lächeln. Er wollte vermeiden, dass die Kinder etwas von seinen Sorgen mitbekamen. Sie alle hatten in ihren kurzen Leben bereits viel zu viel Leid miterlebt, fand Doflamingo. Die Welpen hatten ein Recht darauf nun endlich eine völlig unbeschwerte Zeit zu verleben. „Darf ich mich auf deinen Schoß setzen?“, fragte Corazon und blickte ihn aus großen Augen heraus an. „Natürlich“, antwortete Doflamingo und klopfte mit der linken Hand einladend auf seinen Oberschenkel. Sein ältester Sohn setzte sich auf seinen Schoß und lehnte den Kopf gegen seine nackte Brust. (Sein T-Shirt, das beim Spielen mit den Welpen nass geworden war, hatte er ausgezogen und zum Trocknen über den Ast einer jungen Buche gehängt.) Auch wenn Corazon nun schon seit etwa zweieinhalb Jahren bei Crocodile und ihm lebte, hatten sich einige Dinge kaum verändert: Noch immer war der Schoß seines Vaters Corazons absoluter Lieblingsplatz. Doflamingo kam nicht umhin zu lächeln. Zärtlich fuhr er mit der linken Hand durch das hellbraune Haar seines ältesten Sohnes. Corazon, der zwischenzeitlich wohl eingenickt war, schreckte erst wieder auf, als Monet, die noch immer mit ihren beiden Drillingsbrüdern im Wasser spielte, fröhlich rief: „Papa ist wieder da!“ „Was hat er da mitgebracht?“, fügte Zoro mit verwundert klingender Stimme hinzu. Doflamingo wandte sich um und blickte in die Richtung, in die Monet mit dem Finger zeigte. Crocodile kam auf sie zugelaufen; in den Händen hielt er zwei erlegte Frischlinge. Verwundert zog Doflamingo eine Augenbraue hoch. Er hatte es noch nie zuvor erlebt, dass der Kater sich an solch gefährlichen Beutetieren wie Wildschweinen versuchte. Mit Corazon im Arm erhob sich Doflamingo und folgte den Drillingen, die sich auf ihren Vater stürzten und unbedingt wissen wollten, was dieser erbeutet hatte. Die beiden Frischlinge weckten sofort ihr Interesse. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich genug Fleisch fürs Mittagessen mitbringen werde“, wurde er von Crocodile begrüßt, der ihn auf den Mund küsste und anschließend Corazon durchs Haar wuschelte. „Wie bist du denn an die beiden Schweine gekommen?“, gab Doflamingo zurück. Er freute sich über das Essen, doch er war sich nicht sicher, ob ihm der Gedanke gefiel, dass sein Partner sich mit Wildschweinen anlegte. Immerhin war Crocodile deutlich schwächer als er und verfügte bloß über den Tiergeist einer kleinen Hauskatze. Der Kater wollte gerade antworten, als ihn Mihawk, der an seinem Hemdsärmel zupfte, mit leiser Stimme fragte: „Papa, wann gibt es Mittagessen? Ich habe Hunger.“ „Sofort“, sagte Crocodile lächelnd. „Doflamingo und ich werden gleich damit beginnen das Fleisch vorzubereiten. In ein paar Minuten können wir essen. Gib am besten auch schon Zoro und Monet Bescheid: Wir gehen gleich nach Hause.“ Während Crocodile sich daran machte den beiden Schweinen das Fell abzuziehen und die Organe zu entnehmen, kümmerte sein Partner sich um die Kinder. Er sorgte dafür, dass sie sich abtrockneten und anschließend in frische Kleidung schlüpften. Bei diesem Vorgang wurden die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Welpen besonders deutlich, fand Crocodile: Corazon, der ein sehr ruhiges und anhängliches Kind war, genoss es sehr, als Doflamingo mit einem weichem Tuch sein nasses Haar trocken rubbelte und ihm dabei half ein neues T-Shirt überzuziehen. Zoro, welcher der lauteste und herrischste Welpe des Quartetts war, versuchte Aufmerksamkeit zu erhaschen, indem er Quatsch machte. Monet kicherte fröhlich, als Doflamingo ihr Haar zu einem Zopf flocht. Und Mihawk folgte ganz still der Anweisung seines Vaters; ebenso wie Corazon war er ein ruhiges Kind, allerdings war er deutlich zurückhaltender als dieser. Manchmal wunderte es Crocodile, dass ihre vier Kinder solch unterschiedliche Persönlichkeiten besaßen, obwohl sein Partner und er sich darum bemüht hatten sie möglichst gleich und gerecht zu behandeln. „Du hast mir immer noch nicht erzählt, wie du an die Schweine gekommen bist“, sagte Doflamingo, als sie sich gemeinsam über das Fleisch hermachten. (Es schmeckte hervorragend, fand Crocodile. Viel zarter als das Fleisch ausgewachsener Wildschweine.) „Ich habe sie an einer Wasserstelle etwa fünf Kilometer in östlicher Richtung entdeckt“, erklärte Crocodile zwischen zwei Bissen. Das Interesse des Wolfes machte ihn stolz; allem Anschein nach war Doflamingo sehr beeindruckt angesichts der erjagten Beute. „Gemeinsam mit ein paar Geschwistern und ihrer Mutter suhlten sie sich dort. Mir gelang es die Sau wegzulocken, als die beiden Frischlinge sich in der Mitte des Teiches aufhielten. Im Wasser waren sie zu langsam, um ihr zu folgen, und ich konnte sie problemlos erledigen.“ „Dieses Manöver war sehr riskant“, meinte Doflamingo. Damit die Kinder, die sich im Moment voll und ganz auf das Mittagessen konzentrierten, nichts von ihrer Unterhaltung mitbekamen, sprach er sehr leise, doch trotzdem konnte Crocodile den tadelnden Tonfall deutlich heraushören. „Eine Bache kann extrem gefährlich werden, wenn sie ihre Frischlinge in Gefahr sieht. Stell dir nur einmal vor sie wäre auf dich zugerannt anstatt zu flüchten! Du hättest ernsthaft verletzt werden können!“ „Du übertreibst“, entgegnete Crocodile und zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass der Wolf ihn so niedermachte. Er hatte mit Lob und nicht mit Tadel gerechnet gehabt. „Es war doch bloß ein einziges Tier.“ „Ein Tier, das man lieber nicht unterschätzen sollte“, korrigierte Doflamingo ihn. „Und du bist in der Gestalt deines Tiergeistes sehr klein. Die Bache hätte dich genauso gut auch tottrampeln können.“ „Ich wäre längst auf einen Baum geklettert, bevor sie mich erreicht hätte“, gab Crocodile schnippisch zurück. Dass sein Partner ihn für schwach hielt, ärgerte ihn ungemein. Inzwischen lebte er seit fast fünf Jahren gemeinsam mit Doflamingo im Herzen des Waldes. Allmählich sollte dieser doch begriffen haben, dass er längst nicht mehr die unerfahrene und schwache Hauskatze von damals war! „Trotzdem!“, meinte Doflamingo mit eindringlicher Stimme. „Mir wäre es lieber, wenn du dich auf kleine (und harmlose) Beutetiere beschränken würdest.“ „Ein paar Rebhühner oder Marder hätten aber mit Sicherheit nicht ausgereicht, um die Welpen satt zu bekommen“, wendete Crocodile ein. „Sie alle ernähren sich nun ausschließlich von Fleisch. Und durch die beiden Frischlinge sparen wir uns einen zusätzlichen Jagdzug für das Abendessen. Stattdessen können wir die Zeit miteinander verbringen. Ich verstehe überhaupt nicht, was dein Problem ist!“ „Ist ja gut“, lenkte Doflamingo ein. „Ich habe es nicht böse gemeint. Ich finde es toll, dass ich den Nachmittag mit dir verbringen kann, anstatt für das Abendessen auf Jagd gehen zu müssen. Es ist nur so, dass ich mir Sorgen um dich mache. Wildschweine sind keine harmlosen Tiere. Corazon legte sich einmal mit einem wilden Eber an und.... Nicht du, mein Liebling“, unterbrach Doflamingo sich selbst, als er bemerkte, dass sein ältester Sohn sich angesprochen fühlte und auffordernd zu ihm hinübersah. „Ich spreche von deinem Onkel. Iss ruhig weiter!“ Anschließend wandte er sich wieder an seinen ursprünglichen Gesprächspartner: „Jedenfalls... auch wenn er bereits sechzehn Jahre alt und ein sehr erfahrener Jäger war, setzte ihm der wilde Eber sehr heftig zu. Das Schwein erwischte ihn mit seinen Hauern am Oberschenkel. Wäre nicht ein anderes Rudelmitglied anwesend gewesen, das seine Wunde versorgen konnte, wäre er womöglich gestorben. Ich möchte einfach bloß vermeiden, dass sich ein solches Ereignis wiederholt.“ „Ich verstehe, dass du um meine Sicherheit besorgt bist“, erwiderte Crocodile. „Aber inzwischen habe ich gelernt Situationen hinsichtlich ihrer Gefahr einzuschätzen. Es war alles in Ordnung. Ich schwöre es dir! Also mach dir bitte keine Gedanken, ja?“ Doflamingo seufzte leise und nickte anschließend. Crocodile lächelte und beugte sich zu seinem Partner hinüber, um diesen auf den Mund zu küssen. Als sie sich voneinander gelöst hatten und sich wieder dem Essen zuwandten, fragte Corazon ganz unvermittelt: „Daddy, wie hat Onkel Corazon ausgesehen?“ Überrascht zog Doflamingo eine Augenbraue hoch; ebenso wie Crocodile schien er mit einer solchen Frage nicht gerechnet zu haben. „Warum möchtest du das wissen, Liebling?“, fragte Doflamingo, während er nach einem Stück Fleisch griff. Er aß es nicht; Crocodile vermutete, dass er einfach bloß irgendetwas in den Händen halten wollte, um sich zu beruhigen. „Ihr habt mir seinen Namen gegeben“, antwortete Corazon mit ruhiger und unschuldiger Stimme. „Und ich frage mich warum. Sehe ich so aus wie er?“ Die Welpen wussten darüber Bescheid, dass ihre Eltern Geschwister und Freunde gehabt hatten, die heute nicht mehr lebten und nach denen sie benannt worden waren; doch dass eines der Kinder so präzise nach seinem Namensgeber fragte, war bisher noch nicht vorgekommen. Crocodile blickte zu Doflamingo hinüber. Er wusste, dass der Tod seines jüngeren Bruders diesen noch immer belastete. „Optisch siehst du ihm nicht sonderlich ähnlich“, sagte Doflamingo nach kurzem Zögern. Seine Stimme klang überraschend sanft. „Aber du ähnelst ihm sehr in deinem Verhalten.“ „Was heißt optisch?“, wollte Corazon wissen „Es bedeutet, dass du ihm äußerlich nicht ähnlich bist“, erklärte Doflamingo. „Mein Bruder hatte blonde Haare und blaue Augen, so wie ich. Aber du hast braune Haare und braune Augen. Ihr seid euch in anderen Dingen ähnlich: Zum Beispiel hat Corazon erst sehr spät angefangen zu sprechen, so wie du. Und er war auch genauso liebevoll und freundlich wie du.“ Corazon senkte den Blick. Crocodile war sich nicht sicher, ob diese Antwort seinen ältesten Sohn zufriedenstellte oder nicht. ~ „Wovon hast du geträumt?“, fragte Doflamingo, während er sich wieder hinlegte. Corazon kuschelte sich sofort eng an seinen Körper. Crocodile fühlte sich verletzt, weil sein verängstigter Sohn ausschließlich auf seinen Partner zu reagieren schien. Er wagte es nicht näher an die beiden heranzurücken; auf eine schreckliche Art und Weise fühlte er sich ausgegrenzt. „Von einem Wolf“, antwortete Corazon, der sich in der Nähe seines Vaters sehr wohl zu fühlen schien. Seine Augen waren noch immer nass und rot, doch ansonsten erweckte er inzwischen einen recht gefassten Eindruck. „Er war groß und böse. Ich war allein mit ihm. Um uns herum ist alles dunkel gewesen. Er hat mich angeknurrt.“ (Auszug aus Kapitel 1) bye sb Kapitel 1: Part I: Sorge ------------------------ Bedächtig streifte Crocodile durch die zahllosen Nebenräume und verzweigten Gänge der großen Höhle, die er gemeinsam mit seinem Partner und seinen Kindern bewohnte. Inzwischen nannte er sie bereits schon seit fast fünf Jahren sein Zuhause. Manchmal überraschte es Crocodile, wie schnell die Zeit doch verging. Es kam ihm vor wie gestern, dass Doflamingo sich seiner angenommen und ihn hier gesund gepflegt hatte. Gedankenverloren fuhr Crocodile über die Narben an seinem linken Unterarm. Auch an den Fuchs, der ihn gebissen hatte, konnte er sich noch gut erinnern. Erst das leise Kichern, das dem Anschein nach von einem alten Hirschfell herrührte, holte Crocodile in die Wirklichkeit zurück. Auf leisen Sohlen huschte er zu dem Fell hinüber und zog es mit einem kräftigen Ruck zur Seite - zum Vorschein kamen ein blonder und ein brünetter Junge. „Gefunden“, verkündete Crocodile und grinste verschmitzt. Corazon schob die Unterlippe nach vorne und blickte vorwurfsvoll zu seinem jüngeren Bruder hinüber. „Du hast viel zu laut gekichert, Zoro“, warf er diesem vor. „Wenn du leise gewesen wärst, dann hätte Papa uns nicht gefunden!“ „Stimmt gar nicht!“, erwiderte Zoro und verschränkte die Arme vor der Brust. „Papa ist ein guter Jäger. Er kann jemanden finden, auch ohne ihn zu sehen!“ „Streitet euch nicht“, sagte Crocodile und beugte sich zu seinen Söhnen hinunter. „Helft mir lieber, Monet und Mihawk zu suchen. Die beiden scheinen sich dieses Mal ein wirklich gutes Versteck ausgesucht zu haben.“ „Ich werde sie als Erster finden!“, versprach Zoro sofort mit zuversichtlich klingender Stimme. „Komm schon, Cora! Wir schauen hier drüben nach! Bestimmt finden wir Mihawk und Monet vor Papa!“ Und ehe Crocodile sich versehen hatte, waren die beiden Jungen verschwunden. Er setzte seinen Rundgang durch die weitläufige Höhle fort; während er nach den beiden noch ausstehenden Welpen Ausschau hielt, fragte Crocodile sich, wann Doflamingo zurückkehren würde. Sein Partner war momentan auf Jagd - zum dritten Mal heute und dabei war es noch nicht einmal Nachmittag. Aus irgendeinem Grund schien beim Wolf das Jagdfieber ausgebrochen zu sein. Mit Argusaugen beobachtete Doflamingo den großen Keiler, den er gerade eben ausgemacht hatte. Das Schwein hielt sich am Rande einer Lichtung auf und machte sich über ein wenig Fallobst her. Es hatte ihm den Rücken zugewandt und schien ihn bisher noch nicht bemerkt zu haben. Doflamingo beschloss, diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Er wusste, dass wilde Eber -vor allen Dingen so riesige Exemplare wie dieser hier- durchaus nicht ungefährlich waren, doch er vertraute auf seine langjährige Erfahrung und seine immense Körperkraft. Mit voller Wucht stürzte Doflamingo sich auf das Wildschwein. Er rammte seine mächtigen Pranken in seine Seiten und biss ihm so fest wie er nur konnte in den fetten Nacken. Der Eber wurde panisch und versuchte ihn abzuschütteln, doch Doflamingo krallte sich so fest wie möglich in den Leib des Tieres. Das Fleisch dieses Schweins könnte seine Familie zwei oder drei Tage lang ernähren! Irgendwann brach der Keiler erschöpft zusammen. Ein triumphierendes Gefühl breitete sich in Doflamingos Bauch aus, als er dem Tier die Kehle durchbiss und es somit endgültig tötete. Er packte den Leib des Wildschweins mit seinen Zähnen und machte sich rasch auf den Heimweg. Doflamingo hatte nicht vor seine Jagd nun schon zu beenden. Er plante das Wildschwein Zuhause abzuliefern und dann gleich im Anschluss einen weiteren Jagdzug zu starten. Heute wollte er sich selbst bis an seine alleräußerste Grenze bringen und so viel erjagen wie er nur konnte. Die Vorstellung, dass Crocodile sich mit einer Bache angelegt hatte, um ihre vier Kinder satt zu bekommen, behagte Doflamingo ganz und gar nicht. Auch wenn er wusste, dass der Kater sich inzwischen gut an das Leben in der Wildnis angepasst hatte, betrachtete Doflamingo sich selbst als Hauptversorger der Familie. (Die Beute, die Crocodile mit nach Hause brachte, sah er lediglich als eine Art Zusatz an.) Und dass sein deutlich schwächerer Partner sich in Gefahr begeben musste, um Nahrung herbei zu schaffen, beschämte Doflamingo zutiefst. Aus diesem Grund hatte er sich vorgenommen ihre Speisekammer heute komplett aufzufüllen. Er wollte eine Art Reserve für den Notfall anlegen. Seine Familie sollte unter keinen Umständen Hunger leiden müssen! Doflamingo sah sich in seinem Verhalten bestätigt, als er geschickt einem am Boden liegenden Fangeisen auswich, das vermutlich ein menschlicher Jäger aufgestellt hatte. Es handelte sich um ein schreckliches Konstrukt aus Metall, das zuschnappte, wenn ein Tier oder Gestaltenwandler mit der Pfote oder dem Fuß hineingeriet. Unweigerlich begann Doflamingo sich auszumalen, wie sehr seine Familie leiden würde, wenn er sich eine schwere Verletzung zuzog, weil er zum Beispiel in eine solche Falle geriet. Er könnte wochenlang nicht jagen. Und Crocodile würde es kaum gelingen genug Beute für die gesamte Familie aufzutreiben. Im schlimmsten Fall verhungerten sie alle. Doflamingo spürte, wie sich angesichts dieser Vorstellung ein schmerzhafter Knoten in seinem Magen bildete. Es war definitiv die richtige Entscheidung, dachte er, sich für den Fall der Fälle ausreichend abzusichern. Wenn die Speisekammer gut gefüllt war, hatten weder sein Partner noch seine Kinder irgendetwas zu befürchten - selbst dann nicht, wenn er aufgrund einer Verletzung oder Krankheit eine Weile aussetzen musste. Inzwischen hatte Crocodile alle Welpen aufgespürt und sie dazu bewegen können Mittagsschlaf zu halten. Normalerweise ging dieser Versuch mit einer Menge Jammern und Quengeln einher, doch heute hatte es kein Problem dargestellt die spielmüden und ausgelaugten Kindern ins Bett zu bringen. Selbst Zoro, der sich in letzter Zeit recht häufig gegen seinen Mittagsschlaf zur Wehr setzte, war rasch eingenickt. Leise seufzend verließ Crocodile das Kinderzimmer (so nannten sie den Nebenraum, der als Schlafzimmer für die Welpen genutzt wurde); er hätte ebenfalls gerne eine Pause eingelegt, doch ihm war klar, dass selbst für ein kurzes Nickerchen die Zeit fehlte. Er musste das Mittagessen für die Familie vorbereiten. Üblicherweise nahmen sie ihre Hauptmahlzeit dann ein, wenn die Welpen ihren Mittagsschlaf beendet hatten, und Crocodile wusste aus Erfahrung, dass seine vier Kinder schon bald wieder putzmunter sein würden. Sie verfügten über unfassbar viel Energie und benötigten mit zunehmendem Alter immer weniger Schlaf. Aus diesem Grund spielte Crocodile in letzter Zeit häufig mit dem Gedanken den Mittagsschlaf der Kinder dauerhaft zu streichen; er machte sich eine gedankliche Notiz diese Idee später mit Doflamingo zu besprechen. Kaum hatte Crocodile seinen Gedanken zu Ende geführt, betrat ebenjener in der Gestalt seines Tiergeistes den Wohnbereich der Höhle. Mit seinen scharfen Zähnen hielt Doflamingo ein gewaltiges Wildschwein fest, welches er auf den Boden absetzte, ehe er seine menschliche Gestalt annahm. Er leckte sich über seine blutverschmierten Lippen und verkündete stolz: „Das hier ist der allergrößte Eber, den ich jemals erlegt habe. Sein Fleisch reicht aus, um unsere Familie drei Tage lang zu ernähren.“ Crocodile wusste nicht so recht, was er darauf erwidern sollte. Er näherte sich dem toten Wildschwein und schaute es sich ganz genau an: Der Wolf hatte nicht übertrieben. Crocodile hatte noch niemals zuvor ein solch massiges Schwein gesehen. Die Hauer des Ebers waren beinahe so lang wie sein Unterarm. Unweigerlich musste er an die Geschichte denken, die Doflamingo ihm gestern erzählt hatte: Dass Corazon beinahe gestorben wäre, weil ihn solche Hauer am Oberschenkel erwischt hatten. „Was hast du?“, fragte Doflamingo, der zu bemerken schien, dass Crocodile nicht allzu begeistert war. „Wir haben doch gestern erst darüber gesprochen, wie gefährlich Wildschweine sein können“, antwortete er nach kurzem Zögern. „Wieso musstest du dich ausgerechnet mit einem solch riesigen Tier anlegen? Schau doch nur einmal, wie gewaltig seine Hauer sind!“ „Wir drehen uns mit dieser Diskussion im Kreis“, erwiderte Doflamingo. „Ich habe mich aus demselben Grund wie du mit einem Wildschwein angelegt: Um unsere Kinder zu ernähren.“ „Ich habe mir bloß zwei Frischlinge geschnappt, die vom Rest der Gruppe getrennt waren“, korrigierte Crocodile den Wolf. „Nie im Leben wäre ich auf die verrückte Idee gekommen ein ausgewachsenes Schwein erlegen zu wollen.“ „In der Gestalt meines Tiergeistes bin ich groß und stark“, sagte Doflamingo. „Ich bin in einer völlig anderen Situation gewesen als du.“ „Dein Bruder war sicherlich auch groß und stark“, entgegnete Crocodile mit bitterer Stimme. „Trotzdem hätte ihn der Kampf mit einem Wildschwein beinahe das Leben gekostet! Sich in Gefahr zu begeben, wäre nicht nötig gewesen, Doflamingo! Wir verfügen über mehr als genug Vorräte.“ Doflamingo schüttelte den Kopf. „Unsere Speisekammer ist immer noch nicht voll“, erwiderte er mit ernster Stimme. „Ich werde heute noch zwei oder drei weitere Jadzüge starten. Ich möchte, dass wir für den Notfall abgesichert sind.“ „Was ist nur los mit dir?“, fragte Crocodile. Er konnte den plötzlichen Wahn seines Partners überhaupt nicht nachvollziehen. Normalerweise ging jeder von ihnen höchstens ein- oder zweimal pro Tag auf Jagd. „Nichts ist mit mir los“, sagte Doflamingo. „Ich möchte einfach nur sichergehen, dass meine Familie versorgt ist. Ich meine... In letzter Zeit ist unsere Speisekammer ständig leer gewesen. Damit wir mehr Zeit für die Welpen haben, sind wir immer nur dann auf Jagd gegangen, wenn es wirklich notwendig war. Aber das ist nicht richtig! Stell dir nur einmal vor, mir würde irgendetwas Schlimmes zustoßen. Ich könnte mich zum Beispiel verletzten oder krank werden. Ein solcher Zwischenfall würde eine schlimme Katastrophe für unsere Familie darstellen! Deswegen möchte ich einen Vorrat anlegen; du und die Kinder sollt für den Fall der Fälle abgesichert sein.“ „Ich verstehe deine Sorge“, gab Crocodile zu. Er zögerte für einen kurzen Moment, ehe er hinzufügte: „Aber es gibt auch eine andere Möglichkeit, um Vorräte anzulegen.“ „Eine andere Möglichkeit?“, hakte der Wolf nach und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Früher mussten wir nicht so oft jagen, weil wir die Pulvermilch für die Drillinge immer in der Stadt besorgt haben“, erklärte Crocodile. Er sprach mit zaghafter Stimme, weil er sich nicht sicher war, was Doflamingo von seinem Vorschlag halten würde. „In der Stadt gibt es mehr als genug Futter. Es hält sich sehr lange, weil es in Tüten und Dosen verpackt ist. Ideal, um einen großen Vorrat anzulegen.“ „Nein!“, erwiderte Doflamingo sofort mit energisch klingender Stimme. „Nein, nein, nein! Ich möchte nicht, dass meine Kinder sich von Hundefutter ernähren! Das ist nicht gut für sie! Sie sind noch sehr klein und sollten ausschließlich frisches Fleisch zu sich nehmen!“ „Es wäre doch nur für den Notfall“, versuchte Crocodile seinen Partner zu überzeugen. „Sicher essen die Kleinen lieber Hundefutter als zu verhungern.“ „Um für einen etwaigen Notfall gerüstet zu sein, lege ich ja momentan einen Vorrat an“, meinte Doflamingo. „Wenn unsere Speisekammer gut gefüllt ist, müssen wir uns um solche Dinge keine Sorgen machen!“ „Du weißt genauso gut wie ich, dass die Speisekammer bald wieder leer sein wird“, redete Crocodile auf den Wolf ein. „Wir sind zu sechst, Doflamingo! Das Fleisch wird innerhalb weniger Tage verbraucht sein. Willst du etwa jede Woche einen neuen Vorrat in dieser Größenordnung anlegen? Das ist unmöglich, wenn du auch noch ein wenig Zeit für mich und die Kinder übrig haben möchtest.“ „Sie werden krank, wenn sie sich von Hundefutter ernähren“, wendete Doflamingo ein, doch Crocodile spürte bereits, dass der Widerstand seines Partners immer schwächer wurde. „Die Menschen fügen viele Zusatzstoffe hinzu, die nicht gut für die Welpen sind. Sie sind noch im Wachstum und brauchen vernünftige Nahrung.“ „Man wird von Hunde- oder Katzenfutter nicht krank“, versuchte Crocodile ihn zu überzeugen. „Ich habe mich den größten Teil meines Lebens davon ernährt und mir geht es wunderbar.“ „Du sahst nicht sonderlich gesund aus, als ich dich damals aufgegriffen habe“, erwiderte Doflamingo und verzog den Mund. „Deine Rippen und Hüftknochen waren überdeutlich zu erkennen. Und du hast erst ein vernünftiges Körpergewicht erreicht, als ich begann dich mit meiner Beute zu versorgen.“ „Ich war so dünn, weil ich tagelang nichts gegessen hatte; du hättest an meiner Stelle nicht anders ausgesehen“, meinte Crocodile. „Verdammt, Doflamingo, jetzt hör doch auf irgendwelche Gründe an den Haaren herbeizuziehen! Futter aus der Stadt zu besorgen ist unsere einzige Möglichkeit, wenn wir abgesichert sein wollen, ohne die Kinder vernachlässigen zu müssen. Ich bin mir sicher, dass es ihnen nicht schaden wird. Außerdem handelt es sich ja nur um eine Reserve. Wir können weiterhin wie gewohnt auf Jagd gehen und die Welpen mit frischem Fleisch füttern.“ „Also gut“, gab Doflamingo sich schließlich geschlagen. „Wenn wir das Hundefutter wirklich nur als Reserve für den absoluten Notfall besorgen, bin ich einverstanden. Morgen früh werde ich mich auf den Weg in die Stadt machen.“ „Es reicht, wenn du übermorgen gehst“, sagte Crocodile und griff nach der Hand seines Partners. „Du solltest zu Kräften kommen, bevor du losziehst. Komm, hilf mir das Mittagessen vorzubereiten. Die Kinder werden jeden Moment aufwachen.“ Nachts lag Doflamingo lange wach. Viele unterschiedliche Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Sein letzter Ausflug in die Stadt war lange her. Weil die Welpen inzwischen keine Pulvermilch und keine Windeln mehr benötigten, gab es auch keinen Grund, um sich regelmäßig auf den Weg dorthin zu machen. Crocodile und er besuchten die Stadt nur noch sehr selten; zum Beispiel um Kleidung oder Verbandszeug zu besorgen (seit Doflamingo den Kater bei sich aufgenommen hatte, legte er Wert darauf, dass für den Ernstfall eine grundsätzliche medizinische Versorgung gegeben war). Doflamingo fragte sich, wo er nach Hundefutter suchen sollte. Er wusste, dass es spezielle Fachgeschäfte für Tiernahrung gab, aber dass auch die meisten Super- und Drogeriemärkte über ein breit gefächertes Angebot verfügten. Es war beinahe Mitternacht, als er sich vornahm, einen am Stadtrand gelegenen Supermarkt zu überfallen. Aus Erfahrung wusste er, dass die Eingangstüre, die aus Glas bestand, nachts nicht durch ein Gitter gesichert wurde. In der Gestalt seines Tiergeistes sollte es ihm relativ leicht gelingen sie aufzubrechen. Es war die müde Stimme seines Partners, die Doflamingo aus seinen Gedanken riss. „Versuch ein bisschen zu schlafen“, murmelte Crocodile. Der Kater lag eingewickelt in ein paar dünnen Decken und warf ihm aus zwei halb geschlossenen Augen einen besorgten Blick zu. „Ich plane meinen Ausflug in die Stadt“, flüsterte Doflamingo und strich seinem Partner zärtlich über den Oberarm. „Stör dich nicht an mir. Schlaf ruhig weiter.“ „Du kannst auch morgen noch Pläne schmieden“, erwiderte Crocodile, der zu Doflamingos Unmut immer wacher zu werden schien. Es war nicht seine Absicht gewesen den Kater aufzuwecken „Jetzt ist Schlafenszeit.“ „Ich kann nicht schlafen.“ „Warum nicht?“ „Weil ich mir Sorgen mache“, gestand Doflamingo. Er wagte es nicht Crocodile in die Augen zu sehen, als er fortfuhr: „Ich habe mich immer darauf gefreut eines Tages Vater zu sein. Ich stellte mir ein paar hübsche Jungen und Mädchen vor, die mich bewunderten. Ich träumte davon mit meinen Kindern zu spielen und ihnen abends Schlaflieder vorzusingen. Niemals hätte ich gedacht, dass es am Ende doch ganz anders wird.“ „Was meinst du damit?“, hakte sein Partner mit skeptisch klingender Stimme nach. „Wir haben doch ein paar hübsche, wohl erzogene Kinder. Du spielst jeden Tag mit ihnen und bringst sie jeden Abend ins Bett. Es ist doch alles genauso wie du es dir vorgestellt hast.“ „Ich liebe meine Kinder“, erwiderte Doflamingo. „Corazon, Zoro, Mihawk, Monet... Sie alle... Ich kann kaum in Worte fassen wie sehr ich sie liebe. Der Gedanke, dass sie wegen mir irgendwann womöglich Hunger leiden müssen... Es ist so unfassbar schwer für vier kleine Kinder zu sorgen, Crocodile...! Ich habe Angst davor ein schlechter Vater zu sein.“ „Was redest du da bloß für Unsinn?“, meinte der Kater und warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Du bist ein wunderbarer Vater, Doflamingo! Du kümmerst dich sehr gut um deine Kinder. Keines von ihnen musste in unserer Obhut jemals hungern oder frieren.“ „Bald müssen sie sich von Hundefutter ernähren, weil ich nicht dazu in der Lage bin genug Nahrung für meine Familie herbeizuschaffen!“ Es überraschte Doflamingo selbst wie beschämt und verzweifelt seine Stimme klang. „So habe ich mir das nie vorgestellt, Crocodile! Ich dachte immer, dass es mir mit Leichtigkeit gelingen würde meinen Vaterpflichten nachzukommen; aber jetzt muss ich feststellen, dass es mir nicht einmal gelingt meine Familie vernünftig zu versorgen!“ „Du bist zu streng mit dir selbst“, versuchte Crocodile ihn zu besänftigen. Doflamingo spürte, dass sein Partner näher an ihn heranrückte und den Kopf gegen seine Brust lehnte. Eines der Katzenohren kitzelte sein Kinn. Es war ein unfassbar schönes Gefühl. „Schließlich konntest du doch nicht ahnen, dass du dich später einmal um vier kleine Welpen auf einmal kümmern würdest. Ganz allein, ohne die Unterstützung deines Rudels. Du gibst dein Bestes, Doflamingo, mehr kann niemand von dir verlangen.“ „Und wenn mein Bestes nicht ausreicht, um dich und die Kinder satt zu bekommen?“ „Wie gesagt, bisher musste keiner von uns jemals Hunger leiden“, erwiderte Crocodile. Doflamingo konnte den warmen Atem des Katers auf seiner Haut spüren. „Außerdem klingt es so als wärst nur du allein für unsere Kinder verantwortlich. Ich bin genauso sehr ihr Vater wie du es bist. Es ist auch meine Pflicht mich um sie zu kümmern. Also lade die gesamte Verantwortung nicht nur auf deine Schultern, Doflamingo.“ „Ich bin mir dessen bewusst, dass du die Kinder genauso sehr liebst wie ich“, erwiderte er, „aber wir befinden uns in vollkommen unterschiedlichen Situationen. Dein Tiergeist...“ Doflamingo kam nicht dazu seinen Satz zu Ende zu führen. Weil er plötzlich das laute Weinen eines der Welpen vernahm, hielt er inne. Einen Moment später tauchte Corazon mit tränenverschmierten Gesicht in seinem Blickfeld auf. „Komm her, mein Liebling“, hörte Doflamingo sich selbst sagen. Er richtete sich im Bett auf und breitete ganz automatisch seine Arme aus. Mit schmerzendem Magen beobachtete Crocodile, wie sich Corazon prompt auf seinen Partner stürzte; der kleine Welpe ließ sich auf dem Schoß seines Vaters nieder und presste seine nasse Wange gegen dessen Brust. Doflamingo fuhr mit der linken Hand durch sein welliges Haar, während er gleichzeitig tröstend seinen Rücken streichelte. Trotzdem dauerte es einige Minuten, bis Corazon sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. „Was ist los?“, fragte Crocodile und bemühte sich um einen möglichst sanft klingenden Tonfall. „Was hast du, Corazon?“ Anstatt ihm zu antworten, drückte der Welpe sein Gesicht noch fester gegen Doflamingos nackte Brust. Mit seinen beiden Händen krallte er sich in dessen Hüfte. Er erweckte einen äußerst verängstigten Eindruck. Unweigerlich fragte Crocodile sich, was nur passiert sein könnte. Corazon hatte sich doch die ganze Zeit über gemeinsam mit seinen Geschwistern im Kinderzimmer aufgehalten. Sein Sohn reagierte erst, als Doflamingo ihn fragte: „Hattest du einen schlimmen Traum, Corazon?“ Der kleine Welpe nickte. Er schwieg für einen Moment, ehe er sagte: „Ich möchte heute Nacht bei dir schlafen, Daddy.“ „Das geht in Ordnung“, meinte Doflamingo. Er nahm des Gesicht seines Sohnes in die Hände und gab diesem einen Kuss auf die Stirn. Crocodile beobachtete, dass Corazon sich sofort sichtlich entspannte. „Wovon hast du geträumt?“, fragte Doflamingo, während er sich wieder hinlegte. Corazon kuschelte sich sofort eng an seinen Körper. Crocodile fühlte sich verletzt, weil sein verängstigter Sohn ausschließlich auf seinen Partner zu reagieren schien. Er wagte es nicht näher an die beiden heranzurücken; auf eine schreckliche Art und Weise fühlte er sich ausgegrenzt. „Von einem Wolf“, antwortete Corazon, der sich in der Nähe seines Vaters sehr wohl zu fühlen schien. Seine Augen waren noch immer nass und rot, doch ansonsten erweckte er inzwischen einen recht gefassten Eindruck. „Er war groß und böse. Ich war allein mit ihm. Um uns herum ist alles dunkel gewesen. Er hat mich angeknurrt.“ Als Corazon sich an den Wolf in seinem Traum zurückerinnerte, brach er unvermittelt erneut in Tränen aus. „I-ich hatte Angst“, schluchzte er und krallte sich mit den Händen fest in Doflamingos muskulöse Oberarme. „Er wollte mich auffres-fressen!“ „Es ist alles gut“, versuchte dieser ihn zu beruhigen. „Du hast bloß schlecht geträumt, Liebling. Niemand wird dich auffressen.“ „Doch, doch, doch!“, erwiderte Corazon mit panischer Stimme. „Er wird kommen und mich holen, Daddy!“ „Dann muss er aber vorher an mir vorbei“, erwiderte Doflamingo, der sich sichtlich anstrengen musste, um Ruhe zu bewahren. Crocodile spürte sehr deutlich, dass der Gefühlsausbruch seines Sohnes nicht spurlos an ihm vorbeiging; er selbst rang ebenfalls um Fassung. Selten zuvor hatte er Corazon in einem solch verängstigten Zustand erlebt. Ihr ältester Sohn war zwar ein scheues, aber grundsätzlich kein sonderlich furchtsames Kind. „Ich bin ein viel stärkerer Wolf als er“, fuhr Doflamingo fort. „Und ich werde dich beschützen. Solange ich bei dir bin, kann dir niemand etwas anhaben.“ „Versprochen?“, fragte Corazon mit leiser Stimme; er klang sehr erschöpft. „Versprochen“, bestätigte Doflamingo und streichelte mit dem Zeigefinger die vor Aufregung gerötete Wange seines kleinen Sohnes. „Und jetzt versuch einzuschlafen, ja? Daddy und Papa werden die ganze Nacht lang bei dir bleiben.“ Als Corazon endlich eingenickt war, konnte Crocodile ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Er hegte den Verdacht, dass dies nicht der letzte Alptraum war, der sowohl Corazon als auch ihn und Doflamingo um den Schlaf bringen würde. ~ Doflamingo hastete auf die gläserne Eingangstüre zu und schlug sie mittels eines gezielten Prankenhiebs ein; rasch quetschte er sich durch das auf diese Weise entstandene Loch. Ein paar Glassplitter stachen in seine Haut, doch weil er sich beeilen musste, machte er sich nicht die Mühe sie herauszuziehen. Doflamingo wusste, dass viele Geschäfte über Alarmanlagen verfügten, die im Falle eines Einbruchs automatisch die Polizei informierten. Ihm blieben nur wenige Minuten. (Auszug aus Kapitel 2) bye sb Kapitel 2: Part I: Verschwunden ------------------------------- Mit gemischten Gefühlen beobachtete Crocodile, wie Doflamingo die allerletzten Vorbereitungen für seinen Ausflug in die Stadt traf. Es war etwa drei Uhr morgens; der Wolf wollte für seinen geplanten Einbruch die frühen Morgenstunden ausnutzten. Crocodile wusste aus eigener Erfahrung, dass um diese Zeit am wenigsten Menschen auf den Straßen unterwegs waren. „Pass auf dich auf“, sagte er, als er seinem Partner den großen Rucksack reichte, den sie für ihre Touren immer benutzten. Der Vorteil bestand darin, dass Doflamingo ihn auch in der Gestalt seines Tiergeistes tragen konnte, was den Transport der gestohlenen Güter erleichterte. „Wenn die Situation zu riskant erscheint, dann komm lieber wieder zurück. So dringend brauchen wir das Hundefutter nicht; wir können es auch einfach ein anderes Mal holen.“ „Mach dir keine Sorgen um mich“, erwiderte Doflamingo und lächelte zuversichtlich. „Ich bin geübt, was Einbrüche in den Supermarkt angeht. Vermutlich bin ich wieder zurück, bevor die Kinder aufgewacht sind.“ „Sei trotzdem vorsichtig“, meinte Crocodile. Wenn er ehrlich war, dann missfiel ihm die Vorstellung, dass der Wolf fortging. Crocodile befürchtete, dass Corazon heute Nacht erneut von schlimmen Alpträumen geplagt werden würde, und er konnte ihn nicht so gut trösten wie sein Partner. Gestern, als sein Sohn so panisch gewesen war, hatte er ausschließlich auf Doflamingos Worte reagiert; ihn hingegen hatte er praktisch ignoriert. „Was hast du?“, fragte Doflamingo, der zu bemerken schien, dass sein Partner sich aus irgendeinem Grund belastet fühlte. „Nichts“, erwiderte Crocodile hastig. Und um so schnell wie möglich das Thema zu wechseln, fügte er hinzu: „Du solltest dich auf den Weg machen, bevor die Sonne aufgeht, Doflamingo.“ Leider ließ sich der Wolf auf dieses Ablenkungsmanöver nicht ein. „Crocodile“, sagte er mit zugleich sanft und ernst klingender Stimme. „Du weißt, dass du mit mir reden kannst, egal worum es geht. Und ich spüre überdeutlich, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Was ist los?“ „Es ist wegen Corazon“, gestand Crocodile schließlich nach langem Zögern. Er schämte sich sehr und musste ein Stück weit seinen Stolz überwinden, um die folgenden Worte auszusprechen: „Vielleicht träumt er heute Nacht wieder schlecht. Was soll ich denn bloß tun, wenn er aufwacht und getröstet werden möchte?“ „Ich verstehe dein Problem nicht so wirklich“, meinte Doflamingo und blickte ihn irritiert an. „Du tust einfach dasselbe wie ich letzte Nacht: Du versuchst ihn zu beruhigen. Nimm ihn in den Arm, streichle seinen Rücken, rede ihm gut zu...“ „Bei mir wird das aber nicht so gut funktionieren!“, erwiderte Crocodile. „Nicht bei Corazon. Ich...“ Crocodile stockte und senkte den Blick. Er war sich nicht sicher, ob er es über sich bringen könnte, seine Ängste auszusprechen. Erst als Doflamingo seine Hand ergriff und sie aufmunternd drückte, meinte Crocodile: „Ist dir nicht aufgefallen, dass er mir gestern Nacht überhaupt keine Beachtung geschenkt hat? Im Gegensatz zu den Drillingen ist Corazon sehr extrem auf dich fixiert, Doflamingo. Er wird in Panik ausbrechen, wenn er feststellt, dass du nicht da bist, um ihn zu trösten!“ „Du übertreibst“, erwiderte Doflamingo kopfschüttelnd. „Ich bin mir sicher, dass Corazon sich bei dir genauso wohlfühlt wie bei mir.“ „Er bevorzugt dich immer!“, wendete Crocodile energisch ein. „Am Anfang habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Ich habe geglaubt, dass sich diese Fixierung mit der Zeit einfach von selbst auflösen würde. Aber das ist nicht geschehen: Inzwischen sind mehr als zweieinhalb Jahre vergangen, seitdem wir Corazon bei uns aufgenommen haben, und noch immer bringt er dir deutlich mehr Vertrauen entgegen als mir. Ich... Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich bei Corazon als Vater versagt habe.“ „Sag so etwas nicht!“, meinte Doflamingo mit scharfer Stimme. „Du bist ein wundervoller Vater, Crocodile. Und ich bin mir wirklich absolut sicher: Corazon liebt dich genauso sehr wie mich.“ „Und warum will er dann immer nur von dir getröstet werden? Immer nur bei dir schlafen? Sich immer nur auf deinen Schoß setzen?“ „Ich war derjenige, der ihn damals gefunden hat“, sagte Doflamingo und berührte zärtlich seine Wange. „Ich war die allererste Person, die ihm Zuneigung entgegengebracht hat. Es ist völlig logisch, dass er sich aus diesen Grund auf mich fixiert hat. Und, nun ja, ich nehme an, dass es einfach sehr lange dauert, bis sich eine solche Einstellung wieder ändert. Du darfst es nicht persönlich nehmen, Crocodile. Wenn du derjenige gewesen wärst, der ihn gerettet hätte, dann wäre es genau andersherum gelaufen und du würdest von ihm bevorzugt werden. Es hat nichts damit zu tun, dass du ein schlechter Vater wärst.“ Crocodile biss sich auf die Unterlippe. Er war sich nicht sicher, ob er den Worten seines Partners Glauben schenken konnte, doch trotzdem trösteten sie ihn. Vielleicht hatte Doflamingo nicht ganz Unrecht und Corazons abweisendes Verhalten lag tatsächlich nicht in Problemen mit ihm als Person begründet. „Mach dir nicht so viele Sorgen, Crocodile“, sagte Doflamingo und küsste ihn auf den Mund. Crocodile schloss seine Augen und ließ sich darauf ein. Die Lippen des Wolfes schmeckten warm und süß. Plötzlich verstärkte sich Crocodiles Widerwille gegen den geplanten Ausflug seines Partners. Viel lieber würde er jetzt ein paar gemeinsame Stunden mit dem Wolf verbringen und dessen trostspendenden Worten lauschen. „In ein paar Stunden bin ich wieder da“, meinte Doflamingo und lächelte ihn aufmunternd an. „Ich bin mir sicher, dass du in der Zwischenzeit gut zurechtkommen wirst. Ich liebe dich, Crocodile.“ „Ich liebe dich auch“, erwiderte er. Mit unwilligem Gesichtsausdruck sah Crocodile dabei zu, wie sein Partner die Gestalt seines Tiergeistes annahm und verschwand. Die ersten Sonnenstrahlen schienen durch die Wipfel der Bäume, als Doflamingo endlich den Wald hinter sich gelassen hatte und die Stadt der Menschen erreichte. Sein Gespräch mit Crocodile hatte ihn zeitlich weit zurückgeworfen. Das war zwar schlecht, doch jetzt, wo er schon einmal hier war, wollte Doflamingo nicht unverrichteter Dinge zu seiner Familie zurückkehren. Der kleine Supermarkt, den er sich für seinen Raubzug ausgesucht hatte, war nicht weit entfernt. Er lag am Rande der Stadt in einer ruhigen Seitenstraße. Es gelang Doflamingo in der Gestalt seines Tiergeistes durch die zahlreichen Vorgärten zu schleichen ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Die meisten Fenster hatten die Rolläden unten oder die Vorhänge zugezogenen; zu dieser frühen Stunde schien niemand unterwegs zu sein. Der Supermarkt lag im Erdgeschoss eines Wohnhauses. Wie Doflamingo es vorausgesagt hatte, wurde die Eingangstüre nicht durch ein Gitter oder Ähnliches versperrt. Es sollte ihm mühelos gelingen sie einzuschlagen und sich auf diese Weise Zugang in das Innere des Geschäfts zu verschaffen. Gedanklich ging Doflamingo ein letztes Mal die Anordnung der Regale durch: Wenn er sich recht erinnerte, dann befand sich die Tiernahrung im dritten Gang links. (Er kannte diesen Supermarkt, weil er hier früher das eine oder andere Mal Windeln und Pulvermilch für die Welpen besorgt hatte.) Doflamingo hastete auf die gläserne Eingangstüre zu und schlug sie mittels eines gezielten Prankenhiebs ein; rasch quetschte er sich durch das auf diese Weise entstandene Loch. Ein paar Glassplitter stachen in seine Haut, doch weil er sich beeilen musste, machte er sich nicht die Mühe sie herauszuziehen. Doflamingo wusste, dass viele Geschäfte über Alarmanlagen verfügten, die im Falle eines Einbruchs automatisch die Polizei informierten. Ihm blieben nur wenige Minuten. Als er das Regal mit der Tiernahrung erreichte, nahm Doflamingo rasch seine menschliche Gestalt an. Wahllos griff er nach einigen Tüten, Dosen und Kartons und stopfte sie in den mitgebrachten Rucksack. Ihm stand nicht genug Zeit zur Verfügung, um einen genaueren Blick auf die Etiketten der Produkte zu werfen. So schnell wie möglich verließ Doflamingo den kleinen Supermarkt wieder. Auch wenn er ein sehr kräftiger und erfahrener Gestaltenwandler war, wollte er es auf eine Konfrontation mit der Polizei nicht anlegen. Weil kein Gesetz ihn schützte, gingen Menschen im Regelfall sehr leichtsinnig mit ihren Waffen um, wenn sie einen wild lebenden Gestaltenwandler entdeckten. Nur allzu gut erinnerte Doflamingo sich noch an den menschlichen Jäger, der einst ohne jeden Grund seinen Partner angeschossen hatte. Crocodile konnte wirklich von Glück sprechen, dass die Gewehrkugel nur eine (wenn auch äußerst schmerzhafte) Fleischwunde verursacht hatte. Und die Wiederholung eines solchen Vorfalls wollte Doflamingo auf jeden Fall vermeiden. Seine angespannte Körperhaltung lockerte sich erst dann wieder auf, als er den Waldrand erreichte. Zwischen den zahlreichen Büschen und Bäumen fühlte Doflamingo sich deutlich wohler als draußen in der Stadt der Menschen. Fröhlich mit dem Schwanz wedelnd durchstreifte Doflamingo den Wald, während er den Geruch von Holz und Erde einatmete. In der Stadt stank es fürchterlich nach Abgasen. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso die Menschen eine künstlich erschaffene Welt der freien Natur vorzogen. Er sah keinen Sinn darin, Bäume zu fällen, um an ihrer Stelle asphaltierte Straßen und Betonhäuser zu bauen. Für nichts und niemanden würde Doflamingo sein Leben im Herzen des Waldes eintauschen. Seitdem der Wolf vor einigen Stunden aufgebrochen war, hatte Crocodile kein Auge mehr zugetan. Ungeduldig wartete er auf die Rückkehr seines Partners und hoffte darauf, dass Corazon heute Nacht durchschlafen würde. Noch immer befürchtete Crocodile, dass es ihm nicht gelingen würde seinen kleinen Sohn zu beruhigen. Wenn dieser (aus welchem Grund auch immer) in Tränen ausbrach, wendete sich dieser im Normalfall nicht an ihn, sondern an Doflamingo. Momentan hatte Crocodile es sich im Eingangsbereich der Höhle -dem Lieblingsplatz seines Partners- gemütlich gemacht hatte. Während er dem Gezwitscher der Vögel lauschte und dabei zusah wie die Sonne immer höher stieg, hielt er gleichzeitig nach einem großem Wolf mit hellem Fell Ausschau. Hoffentlich hatte Doflamingo seinen Ausflug in die Stadt gut überstanden. Es war lange her, seit einer von ihnen beiden das letzte Mal den Wald verlassen hatte. Unbeschreibliche Erleichterung überkam Crocodile, als er zwischen ein paar jungen Ahornbäumen endlich seinen Partner ausmachen konnte. Rasch erhob er sich und lief ihm entgegen. Doflamingo nahm seine menschliche Gestalt an, als er bemerkte, dass er auf ihn zukam. „Geht es dir gut?“, fragte Crocodile, während er seinem Partner den schweren Rucksack abnahm. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zur Höhle. Der Wolf nickte. „Ich habe ein paar Glassplitter abbekommen“, erklärte er, „aber ansonsten lief alles glatt.“ „Glassplitter?“, wiederholte Crocodile und konnte nicht verhindern, dass leichte Besorgnis in seiner Stimme mitschwang. „Sie sind nicht groß“, erklärte Doflamingo und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Stammen von der Eingangstüre. Ich habe sie eingeschlagen, um ins Ladeninnere zu gelangen. Wenn du mir die Splitter aus der Haut ziehst und die Wunden desinfizierst, müssen wir uns keine Sorgen machen, denke ich.“ Kaum hatten sie den Wohn- und Schlafbereich der Höhle erreichte, machte Crocodile sich daran den Verbandskasten hervorzuholen; er wusste, dass dieser unter Anderem auch mit einer Pinzette ausgestattet war. Obwohl Crocodile ahnte, dass die Verletzung seines Partners vermutlich tatsächlich kaum der Rede wert sein würde, breitete sich trotzdem ein ungemütliches Gefühl in seiner Magengegend aus. Er konnte sich nicht daran erinnern, Doflamingo jemals verwundet erlebt zu haben. Als Crocodile die Pinzette und das Desinfektionsmittel zur Hand nahm, wurde ihm plötzlich klar, dass er den Wolf auf eine seltsame Art und Weise immer für unverwundbar gehalten hatte. Dabei war das Leben seines Partners in Wirklichkeit genauso fragil wie seines. „Wir sollten uns gleich daran machen die Beute zu sichten“, meinte Doflamingo mit unbekümmert klingender Stimme, als er sich sein T-Shirt über den Kopf zog. „Du weißt ja aus eigener Erfahrung, dass Einbrüche schnell vonstatten gehen müssen. Ich hatte nicht genug Zeit, um einen Blick auf jedes einzelne Verpackung zu werfen. Womöglich handelt es sich gar nicht ausschließlich um Hundefutter.“ Im Rücken seines Partners steckten eine große und zwei kleine Glasscherben. So vorsichtig wie möglich entfernte Crocodile sie; anschließend desinfezierte er die verletzte Haut. Doflamingo hatte Recht gehabt: Die Wunden waren sehr klein; es bestand kein Grund zur Sorge. Nachdem der Kater die winzigen Verletzungen an seinem Rücken versorgt hatte, griff Doflamingo nach dem Rucksack, den er mitgebracht hatte. Er öffnete den Verschluss und holte die vielen Dosen, Tüten und Kartons hervor, die er bei seinem Ausflug in die Stadt erbeutet hatte. Anschließend warf er einen auffordernden Blick zu seinem Partner hinüber: Da Crocodile den größten Teil seines bisherigen Lebens in der Stadt zugebracht hatte, ging Doflamingo davon aus, dass dieser sich mit von Menschenhand abgepackter Nahrung besser auskannte als er. „Das meiste scheint Hundefutter zu sein“, meinte der Kater, nachdem er die Ware begutachtet hatte. „Wir haben vierzehn große Dosen Nassfutter. Fünf Kartons und zwei große Tüten Trockenfutter. Zehn kleine Tüten Leckerlies. Dazu kommen noch zwei Dosen Nassfutter und sechs kleine Tüten Leckerlies für Katzen. Und eine Flasche Katzenmilch.“ „Katzenmlich?“, hakte Doflamingo irritiert nach. Davon hatte er noch nie gehört. „Was ist das? Milch für Kitten?“ Sein Partner schüttelte den Kopf. „Manche Katzen ernähren sich hauptsächlich von Trockenfutter“, erklärte er. „Damit sie trotzdem genug Flüssigkeit aufnehmen, geben ihnen ihre Besitzer Katzenmilch.“ „Warum trinken sie nicht einfach Wasser?“, wollte Doflamingo wissen. Crocodile zuckte mit den Schultern. „Sie mögen Wasser nicht so gerne, nehme ich an.“ Angesichts dieser verrückt klingenden Erklärung zog Doflamingo eine Augenbraue hoch und warf seinem Partner einen irritierten Blick zu. „Wie kann man denn kein Wasser mögen!?“ „Viele Katzen bevorzugen Katzenmilch, weil sie süßer ist“, gab Crocodile zurück. „Und wenn sie sich erst einmal an den Geschmack gewöhnt haben, möchten sie kein Wasser mehr trinken. Es kommt ihnen danach ganz fad und langweilig vor.“ Doflamingo konnte kaum glauben, was der Kater da sagte. In seinen Ohren klang dessen Erklärung absolut grauenvoll. Er sah ein, dass sich Haustiere oder Gestaltenwandler, die von Menschen als solche gehalten wurden, keine andere Wahl hatten als die Nahrung zu sich zu nehmen, die ihnen vorgesetzt wurde. Doch er konnte nicht verstehen, wieso man klares Wasser freiwillig gegen eine mit künstlichen Geschmacksstoffen versetzte Flüssigkeit eintauschte. Hastig griff Doflamingo nach der mitgebrachten Flasche Katzenmilch. „Was hast du vor?“, fragte Crocodile ihn mit verwundert klingender Stimme. „Ich schütte die Milch weg“, antwortete Doflamingo und machte sich auf den Weg hinüber zum Höhlenausgang. „Es klingt als würde sie süchtig machen. Ich möchte nicht, dass die Welpen so etwas zu sich nehmen.“ „Du übertreibst!“, wendete Crocodile ein; er erhob sich und folgte ihm. „Wenn man Katzenmilch in kleinen Mengen zu sich nimmt, ist sie absolut ungefährlich. Du musst sie nicht wegschütten.“ „Ich möchte lieber kein Risiko eingehen“, erwiderte Doflamingo kopfschüttelnd. „Die Katzenmilch zu entsorgen wäre Verschwendung“, meinte Crocodile, der mit einem unwilligen Gesichtsausdruck beobachtete wie sein Partner den Verschluss der Flasche öffnete. „Ausflüge in die Stadt zu machen ist sehr gefährlich. Denk doch nur einmal an die Verletzung, die du dir zugezogen hast! Wenn du die mitgebrachten Lebensmittel einfach wegschmeißt, ist doch alles völlig umsonst gewesen!“ „Ich habe mich auf den Weg gemacht, um Futter zu besorgen“, erwiderte Doflamingo mit ernster Stimme. Er konnte den Widerwillen des Katers überhaupt nicht nachvollziehen. „Und keine Flüssigkeit, die süchtig macht. Im Gegensatz zu der Nahrung sind wir auf die Katzenmilch überhaupt nicht angewesen. Unsere Höhle wird von einer unteridischen Quelle gespeist. Wir verfügen über mehr als genug Wasser!“ „Aber sie schmeckt sehr gut“, meinte Crocodile. „Ich würde gerne ab und an mal ein paar Schlücke trinken.“ Doflamingo traute seinen Ohren kaum. Er war absolut entsetzt. „Sag mir nicht, du hast dieses furchtbare Zeug früher auch zu dir genommen?!“ „Klar“, erwiderte der Kater mit ruhiger Stimme. „Wie gesagt, in geringen Mengen ist Katzenmilch absolut unbedenklich. Sie schadet überhaupt nicht. Und jetzt, wo wir sie haben, macht es keinen Sinn sie...“ Noch ehe Crocodile zu Ende gesprochen hatte, hatte Doflamingo den Inhalt der Flasche längst ausgeschüttet. Er war erst zufrieden, als die weiße Flüssigkeit bis auf den letzten Tropfen in der Wiese zu seinen Füßen versickert war. „Doflamingo!“, hörte er seinen Partner mit zorniger Stimme zischen. „Was sollte das? Wieso hast du das getan? Hast du mir nicht zugehört? Ich habe doch gesagt, dass ich sie...“ „Du brauchst diese verdammte Katzenmilch nicht!“, erwiderte Doflamingo mit aufbrausender Stimme. „Sie ist nicht gut für dich! Ganz zu schweigen von unseren Kindern!“ „Dein Verhalten ist absolut übertrieben“, meinte Crocodile und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vorsicht ist besser als Nachsicht“, gab Doflamingo keck zurück. In einem etwas ernster klingenden Tonfall fügte er hinzu: „Ich mache mir nur Sorgen. Ich bin auch gegenüber der Tiernahrung, die ich aus der Stadt mitgebracht habe, immer noch sehr skeptisch eingestellt. Sie ist wirklich nur als Reserve für den absoluten Notfall gedacht. Am liebsten wäre es mir, wenn sich dieses Problem von selbst löst, indem wir einfach niemals darauf angewiesen sein werden.“ Crocodile wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als er panisches Geschrei hörte, das aus dem Inneren der Höhle stammte. „Anscheinend ist Corazon aufgewacht“, meinte sein Partner, der sich rasch auf den Weg zurück in den Raum machte, den sie als Wohn- und Elternschlafzimmer nutzten. Crocodile folgte ihm auf dem Fuße. Doflamingo sollte mit seiner Vermutung Recht behalten: Ihr ältester Sohn hielt -mit tränenverschmiertem Gesicht und seinem liebsten Kaninchenfell in der Hand- nach ihnen Ausschau. Als er seine Eltern erblickte, lief er sofort hektisch auf diese zu, wobei er beinahe über seine eigenen Beine stolperte. „Daddy! Daddy!“, kreischte Corazon mit völlig hysterisch klingender Stimme; selbst als sein Vater ihn hochnahm, wollte er sich nicht beruhigen. „Corazon, Liebling“, sagte Doflamingo und streichelte behutsam den Rücken des Welpen. „Ganz ruhig... Ruhig... Was ist passiert? Hast du wieder schlecht geträumt?“ Corazon schüttelte verzweifelt den Kopf. „Es war kein Traum“, sagte er. Er ließ das Kaninchenfell achtlos auf den Boden fallen und krallte sich mit seinen Fingern in die Schultern seines Vaters. „Er war hier, Daddy! Der Wolf war hier!“ „Der Wolf war hier?“, wiederholte Crocodile und zog die Augenbrauen zusammen. Auch wenn er wusste, dass die Worte seines Sohnes nicht wahr sein konnten, breitete sich ein ungemütliches Gefühl in seiner Magengegend ein. Corazon erweckte nicht einfach bloß einen verängstigten Eindruck; er war völlig panisch. „Zoro ist verschwunden“, erklärte Corazon; er klang verängstigt und schien sich zum Sprechen ernstlich überwinden zu müssen. „Der Wolf hat Zoro mitgenommen!“ Crocodile schaute zu Doflamingo hinüber; dieser erwiderte den Blick. In den Augen seines Partners spiegelten sich seine eigenen Gefühle wieder. Plötzlich war alles Anderes vergessen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren hasteten Crocodile und Doflamingo zum Kinderzimmer hinüber. Sie entdeckten Mihawk und Monet, die friedlich schliefen und von dem Trubel, der um sie herum geschah, überhaupt nichts mitzubekommen schienen. Nur der Platz, den üblicherweise Zoro belegte, war leer. „Vielleicht ist er nur mal eben nach draußen gegangen, weil er musste“, meinte Crocodile; seine Stimme klang ungewohnt schwach und dünn. „Er weiß ganz genau, dass er die Höhle ohne unsere Erlaubnis nicht verlassen darf“, wendete Doflamingo ein. „Außerdem haben wir uns doch eben die ganze Zeit im Eingangsbereich aufgehalten. Wir hätten ihn auf jeden Fall bemerkt.“ „Ich war praktisch die ganze Nacht lang wach“, fügte Crocodile hinzu und biss sich auf die Unterlippe. „Er hat auch vorher keine Gelegenheit gehabt, um ungesehen zu verschwinden. Er hätte an mir vorbeikommen müssen.“ „Es sei denn, er hat einen der Notausgänge benutzt“, sagte Doflamingo. „Der Wolf hat ihn entführt“, hauchte Corazon und presste seinen Kopf gegen die Brust seines Vaters. „Er ist in der Nacht gekommen und hat ihn mitgenommen.“ „Corazon.“ Crocodile bemerkte, dass Doflamingo sich ernstlich zusammenreißen musste, um Ruhe zu bewahren. In Panik auszubrechen würde ihren Sohn lediglich noch weiter verängstigen. „Corazon, bitte versuch dich zu erinnern: Hast du irgendjemanden gesehen?“ Corazon schüttelte den Kopf. „Ich habe wieder von dem bösen Wolf geträumt“, erklärte er mit leiser Stimme. „Und als ich aufgewacht bin, war Zoro weg.“ „Diese beiden Dinge müssen nicht unbedingt zusammenhängen...“, warf Crocodile nach kurzem Zögern ein und kreuzte den Blick mit seinem Partner. „Was meinst du damit?“, wollte Doflamingo wissen; die Besorgnis, die in desen Stimme mitschwang, versetzte ihm einen Stich ins Herz. „Ich... also...“ Es fiel Crocodile schwer die richtigen Worte zu finden. „Verdammt, Doflamingo, du weißt doch wie Zoro ist: eigensinnig, neugierig, unvorsichtig... Ich würde vermuten, dass er sich einfach auf eigene Faust davongemacht hat. Und als Corazon wegen seines Alptraums wach wurde, ist ihm Zoros Verschwinden natürlich sofort aufgefallen. Ich meine... Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein fremder Gestaltenwandler in unsere Höhle eingedrungen ist, ohne dass wir davon irgendetwas mitbekommen haben. Mir erscheint es viel wahrscheinlicher, dass Zoro es für einen tollen Spaß hielt einen Ausflug im Alleingang zu unternehmen.“ „Vermutlich hast du Recht“, räumte Doflamingo nach kurzem Zögern ein. „Wenn jemand Fremdes in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden in unsere Höhle eingedrungen wäre, dann müsste ich seinen Geruch noch immer überdeutlich wahrnehmen können. Das ist allerdings nicht der Fall.“ „Nichtsdestotrotz sollten wir uns sofort auf die Suche nach Zoro machen“, meinte Crocodile. Die Aussicht, dass sein Sohn nicht entführt worden war, beruhigte ihn keineswegs. „Dieser Wald ist ein gefährlicher Ort. Vor allen Dingen für einen Dreijährigen, der allein unterwegs ist!“ Doflamingo nickte zustimmend. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagte er und setzte Corazon zu dessen Unmut wieder auf den Boden ab. „Ich werde sofort die Verfolgung aufnehmen. Seine Fährte müsste noch relativ frisch sein. Du bleibst hier bei den Kindern. Kümmere dich um Corazon; versuch ihn zu beruhigen.“ „In Ordnung“, erwiderte Crocodile. Weil er wusste, dass Doflamingo über einen deutlich besseren Geruchssinn verfügte als er, hatte er gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden. Außerdem war nun nicht der richtige Zeitpunkt, um über kleinliche Fragen der Aufgabenverteilung zu streiten. Das einzige, was Crocodile im Moment wollte, war seinen kleinen Sohn wieder in die Arme zu schließen. Er machte sich furchtbare Sorgen und hoffte, dass Zoro nichts Schlimmes zugestoßen war. Doflamingo küsste ihn zum Abschied kurz auf den Mund und fuhr Corazon durch sein welliges Haar, ehe er die Gestalt seines Tiergeistes annahm und sich auf die Suche nach seinem verloren gegangen Sohn machte. ~ Crocodile nickte. Er spürte, dass sich in seiner Kehle ein schmerzhafter Kloß gebildet hatte. Wie sollte er einem vierjährigen Welpen erklären, dass seine ehemalige Familie ihn vollkommen skrupellos zurückgelassen hatte? Wie sollte er ihm klarmachen, dass er seinen leiblichen Eltern offensichtlich überhaupt nichts bedeutet hatte? Dass sie seinem Leben keinen größeren Wert beigemessen hatten als alten Knochen und zerlöcherten Tierfellen? Die Wahrheit würde Corazon doch völlig in die Verzweiflung treiben... (Auszug aus Kapitel 3) bye sb Kapitel 3: Part I: Gefunden --------------------------- Doflamingo verließ die Höhle durch den Notausgang, welcher am nächsten zum Kinderzimmer lag. Dieser Einfall sollte sich sogleich auszahlen: Überdeutlich konnte er die Fährte seines Sohnes wahrnehmen. Doflamingo vermutete, dass Zoro sein Zuhause vor nicht mehr als einer dreiviertel Stunde verlassen hatte. Rasch setzte Doflamingo zur Verfolgung an. Bei Zoro handelte es sich um einen unvorsichtigen, wagemutigen Jungen. Und dieser Wald war ein sehr gefährlicher Ort; eine dreiviertel Stunde stellte für einen Dreijährigen mehr als genug Zeit dar, um in Gefahr zu geraten. Die Fährte des Welpen führte Doflamingo in östliche Richtung. Während er in seinem schnellsten Lauftempo durch das Unterholz preschte, fiel es ihm immer schwerer Ruhe zu bewahren. Zu dieser Jahreszeit waren oft Bachen mit ihren Frischlingen unterwegs; es handelte sich um Tiere, die sich sehr schnell bedroht fühlten. Eine einzige hektische Bewegung seitens Zoro reichte aus, um eine Bache zum Angriff zu provozieren. Und gegen ein wütendes Wildschwein hätte der kleine Welpe nicht die allergeringste Chance. Zoro war ja noch nicht einmal dazu in der Lage die Gestalt seines Tiergeistes anzunehmen. Bei diesem Gedanken lief Doflamingo ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er hoffte von ganzem Herzen, dass er seinen Sohn unversehrt vorfand. Sollte Zoro irgendetwas Schlimmes zugestoßen sein, könnte er sich dies niemals verzeihen. Doflamingo machte sich selbst schreckliche Vorwürfe: Crocodile hatte Recht; er setzte den Kindern nicht genug Grenzen und verzog sie viel zu sehr. Er hätte seinem Sohn absolut unmissverständlich klarmachen müssen, dass dieser sich nicht allein davonmachen durfte. Wenn er ein strengerer Vater wäre und mehr Wert auf Disziplin legen würde, dann hätte Zoro es niemals gewagt auszubüchsen. Die Fährte seines Sohnes wurde immer intensiver. Doflamingo schätzte, dass dieser sich inzwischen nicht weiter als ein- oder zweihundert Meter von ihm entfernt aufhielt. Doch selbst diese Tatsache vermochte ihn nicht zu beruhigen: Ganz in der Nähe befand sich nämlich ein großer Fluss; das Rauschen des Wassers war überdeutlich zu hören. Doflamingo beschloss seine menschliche Gestalt anzunehmen. Er legte seine Hände wie einen Trichter um seinen Mund und rief laut: „Zoro? Wo bist du? Zoro!?“ Auch wenn der Geruch seines Sohnes überdeutlich in der Luft hing, antwortete niemand. Besorgt biss Doflamingo sich auf die Unterlippe und näherte sich dem Flussufer. Jäh wurde ihm wieder bewusst, dass keines seiner Kinder schwimmen konnte. Zoro war doch hoffentlich nicht wagemutig genug gewesen, um ins Wasser zu gehen...? Doflamingo wusste, dass selbst sehr seichte Stellen am Flussufer sich als gefährliche Fallen herausstellen und einen kleinen Jungen in sekundenschnelle mitreißen konnten. Zoro würde es niemals gelingen gegen die reißende Strömung anzukommen... Doflamingo versuchte zu schlucken, doch der schmerzhafte Kloß in seinem Hals hielt ihn davon ab. Unruhig rieb er mit der linken Hand über seinen Kehlkopf, während er verzweifelt nach seinem Sohn Ausschau hielt. Ungeduldig tigerte Crocodile im Kinderzimmer auf und ab; er erwischte sich selbst dabei, wie er die Sekunden bis zur Rückkehr seines Partners zählte. Mit jeder Minute, die verging, wuchs seine Nervosität. Aus eigener Erfahrung wusste Crocodile, dass dieser Wald ein unfassbar gefährlicher Ort war. Hier lebten viele wilde Tiere, für die es ein Leichtes darstellte einen dreijährigen Jungen zu töten. Und auch menschliche Jäger wagten es gelegentlich sich in dieser Gegend herumzutreiben. Es gab so unfassbar viele schlimme Dinge, die Zoro zugestoßen sein könnten... Erst die Stimme seines ältesten Sohnes riss Crocodile aus seinen Gedanken. „Papa“, sagte Corazon, der im Schneidersitz neben seinen noch immer schlafenden Geschwistern saß, „wird Daddy Zoro wirklich wieder zurückbringen?“ „Natürlich wird er das“, erwiderte Crocodile, doch seine Stimme klang so furchtbar halbherzig, dass sie nicht einmal ihn selbst überzeugen konnte. „Und wenn ihn der böse Wolf längst schon getötet hat?“, hakte der Welpe nach. „Daddy ist sehr stark, aber wenn Zoro schon tot ist, kann er nichts mehr tun.“ „Sag so etwas nicht! Daran darfst du nicht denken!“ Um ehrlich zu sein, war Crocodile mit den Ängsten seines Sohnes überfordert. Er war viel zu sehr mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt, als dass er Corazon den Trost bieten könnte, den dieser verdiente. Anscheinend hatte der kleine Welpe noch nicht einmal begriffen, dass es überhaupt keinen bösen Wolf gab, der seinen Bruder entführt hatte. „Wärst du traurig, wenn Zoro stirbt?“ „Natürlich.“ „Und wärst du auch traurig, wenn ich sterben würde?“ Angesichts dieser dubiosen Fragen hielt Crocodile inne und warf seinem Sohn einen skeptischen Blick zu. „Wie kommst du darauf, Corazon?“, wollte er wissen. Bisher war es noch nie vorgekommen, dass sich einer der Welpen in irgendeiner Form für den Tod interessierte. Angesprochener senkte den Blick. Crocodile zählte fast dreißig Sekunden, ehe Corazon mit zaghafter Stimme meinte: „Ich bin gar nicht dein Kind, Papa. Und Daddys Kind bin ich auch nicht, oder?“ Damit hatte er nicht gerechnet gehabt. Crocodile wusste überhaupt nicht, was er auf die Aussage seines Sohnes erwidern sollte. Es dauerte eine Weile, bis er sich einigermaßen wieder gesammelt hatte. Mit der rechten Hand rieb er über die Narbe in seinem Gesicht (für Doflamingo hätte es sich um ein eindeutiges Indiz gehandelt, dass er sich unwohl fühlte) und ließ sich schließlich Corazon gegenüber auf dem Boden nieder. „Wieso glaubst du, dass du nicht unser Kind bist?“, fragte er und bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. Er spürte, dass seinem Sohn dieses Thema sehr wichtig war. „Zwei Männer können keine Kinder machen“, erklärte Corazon. In seinen braunen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Niedergeschlagenheit, Sorge und Verwirrung wieder. „Um Kinder zu machen, braucht man einen Mann und eine Frau.“ Crocodile nickte. „Das ist richtig.“ „Ich glaube, dass die Drillinge Daddys Kinder sind“, fuhr Corazon fort. „Sie sehen ihm so ähnlich... Sie haben dasselbe Haar und dieselben Augen wie er. Aber ich nicht.“ „Du hast doch gerade erst gemeint, dass zwei Männer keine Kinder machen können“, wendete Crocodile ein. „Wie kommst du dann darauf, dass die Drillinge Doflamingos Kinder sind?“ (Crocodile hatte es sich angewöhnt, seinen Partner immer beim Namen zu nennen, obgleich dieser ihn oft als Papa bezeichnete, wenn er mit den Welpen über ihn sprach.) „Vielleicht hat Daddy sie mit einer Frau bekommen“, erklärte Corazon. „Vielleicht mochte er sie danach aber nicht mehr oder sie ist gestorben. Und dann hat er dich kennengelernt.“ „Du bist älter als Zoro, Mihawk und Monet“, gab Crocodile zu bedenken. „Sie sind schon länger bei euch als ich; auch wenn ich älter bin.“ Es überraschte Crocodile, dass sein Sohn sich dieser Tatsache bewusst war. Doflamingo und er waren stets davon ausgegangen, dass Corazon zu jung gewesen war, um sich an sein früheres Leben zu erinnern. Doch anscheinend hatten sie beide sich in diesem Punkt geirrt. „Du hast recht“, sagte Crocodile. Er sah keinen Sinn darin seinen Sohn anzulügen. „Du bist weder mit Doflamingo noch mit mir blutsverwandt. Aber du bist trotzdem unser Kind. Und wir lieben dich genauso sehr wie wir ein leibliches Kind lieben würden.“ „Ein leibliches Kind lieben würden“, wiederholte Corazon und warf ihm einen verunsicherten Blick zu. „Bedeutet dass, dass die Drillinge auch nicht mit Daddy verwandt sind?“ „Sie sind untereinander verwandt“, erklärte Crocodile, „aber genauso wie du sind sie nicht mit Doflamingo verwandt. Und mit mir auch nicht.“ „Wenn Mihawk, Monet und Zoros nicht Daddys leibliche Kinder sind, warum sehen sie ihm dann so ähnlich? Und warum sehe ich ihm überhaupt nicht ähnlich?“ „Zufall“, antwortete Crocodile wahrheitsgemäß und zuckte mit den Schultern. „Was heißt Zufall?“, wollte sein kleiner Sohn wissen. „Zufall bedeutet, dass Dinge keinen bestimmten Grund haben“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Sie sind einfach wie sie sind. Niemand weiß, wieso.“ Obwohl Corazon nickte, war Crocodile sich nicht sicher, ob der kleine Welpe seine Erklärungen wirklich verstanden hatte. Als dieser eine Weile lang schwieg, fragte Crocodile: „Möchtest du noch mehr wissen, Corazon?“ „Noch viel mehr!“, antwortete Corazon. Er blickte auf die zitternden Hände in seinem Schoß, während er sprach. „Ich möchte alles wissen. Woher ich komme. Wie ihr mich gefunden habt. Und was mit meinen richtigen... also meinen... meinen leiblichen Eltern passiert ist.“ Crocodile nickte. Er spürte, dass sich in seiner Kehle ein schmerzhafter Kloß gebildet hatte. Wie sollte er einem vierjährigen Welpen erklären, dass seine ehemalige Familie ihn vollkommen skrupellos zurückgelassen hatte? Wie sollte er ihm klarmachen, dass er seinen leiblichen Eltern offensichtlich überhaupt nichts bedeutet hatte? Dass sie seinem Leben keinen größeren Wert beigemessen hatten als alten Knochen und zerlöcherten Tierfellen? Die Wahrheit würde Corazon doch völlig in die Verzweiflung treiben... „Wir warten, bis Doflamingo und Zoro wieder da sind“, sagte Crocodile schließlich. Im Augenblick hielt er es für die beste Lösung, dieses Gespräch zu vertagen. Er war sich nicht sicher, ob er es ohne die Unterstützung seines Partners durchstehen könnte. „Und wenn wieder Ruhe eingekehrt ist, beantworten wir all deine Fragen. In Ordnung?“ „In Ordnung“, meinte Corazon und nickte zustimmend. Er hielt für einen kurzen Moment inne, ehe er hinzufügte: „Ich hoffe, Zoro und Daddy kommen bald wieder zurück. Ich mache mir große Sorgen. Hoffentlich geht es ihnen gut.“ „Ich bin mir sicher, dass beide wohlauf sind“, erwiderte Crocodile mit zuversichtlicher Stimme und küsste seinen ältesten Sohn auf die Stirn. „Doflamingo ist ein sehr starker Wolf. Und niemand hat eine bessere Nase als er. Es wird nicht lange dauern, bis er Zoro gefunden hat.“ „Versprochen?“ „Versprochen!“ Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend ging Doflamingo hastig die Uferlandschaft ab und hielt unentwegt nach einem kleinem Jungen mit blondem Haar, spitzen Fellohren und einem hellen Puschelschwanz Ausschau. Er konnte seinen Sohn sehr deutlich riechen, doch gesehen hatte er diesen bisher noch nicht. „Zoro!“, rief Doflamingo laut und blickte sich verzweifelt in alle Richtungen um. An dieser Stelle war das Ufer sehr stark bewachsen. Dichte Büsche und lange Farne versperrten ihm die Sicht. „Zoro? Wo bist du? Daddy ist hier! Komm raus! Daddy und Papa machen sich Sorgen!“ Doch noch immer erhielt er keine Antwort. Seine Sorge wuchs mit jeder Minute. Doflamingo versuchte sich daran zu erinnern, ob er mit seiner Familie jemals in der Nähe dieses Flusses gewesen war. (Wenn die Welpen im Wasser spielen wollten, führte er diese meistens zum deutlich weniger gefährlichen See, der jedoch in einer völlig anderen Richtung lag.) Wie war Zoro bloß auf den Gedanken gekommen ausgerechnet hierher zu gehen? Ein leises Plätschern zu seiner Linken erregte Doflamingos Aufmerksamkeit. Dort stand nah am Ufer eine alte Trauerweide, deren lange Äste fast bis zum Boden reichten. Doflamingo hielt unweigerlich den Atem an, während er den dichten Blättervorhang zur Seite schob. Er verschluckte sich beinahe, als er einen kleinen Welpen entdeckte, der sich am Flussufer hingekniet hatte und seine Händchen immer wieder ins Wasser tauchte. „Zoro!“ Die Erleichterung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Rasch hastete Doflamingo zu seinem Sohn hinüber, hob diesen hoch und presste ihn fest an seine Brust. „Endlich habe ich dich gefunden!“ „Daddy? Was machst du denn hier?“, fragte Zoro mit überrascht und irritiert klingender Stimme. „Was ich hier mache?“, wiederholte Doflamingo und blickte seinem kleinen Sohn sehr ernst ins Gesicht. Kaum war die erste Erleichterung vergangen, spürte er, wie Zorn ihren Platz einnahm. „Die Frage lautet eher, was du hier machst, Zoro! Du weißt, dass du die Höhle ohne Erlaubnis von Papa oder mir nicht verlassen darfst! Hier draußen ist es viel zu gefährlich für dich! Kannst du dir vorstellen welche Sorgen wir uns um dich gemacht haben!? Papa und ich sind wirklich sehr, sehr enttäuscht von dir, Zoro!“ Sein kleiner Sohn senkte beschämt den Blick; Tränen standen ihm in den Augen. „Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen um mich macht“, sagte er und schniefte leise. „Ich wollte, dass ihr stolz auf mich seid.“ „Wenn du möchtest, dass Papa und ich stolz auf dich sind, dann solltest du tun, was wir dir sagen, anstatt dich über unsere Verbote hinwegzusetzen!“, wies Doflamingo den Welpen streng zurecht. „Wie bist du bloß auf die verrückte Idee gekommen wegzulaufen? Wenn du gerne nach draußen gehen möchtest, brauchst du doch bloß nachzufragen! Ich wäre mit dir zum See gegangen, wenn du mir gesagt hättest, dass du im Wasser spielen möchtest!“ „Ich wollte aber gar nicht spielen!“, wendete Zoro ein; obwohl ihm inzwischen Tränen über die geröteten Wangen liefen, schwang dennoch ein wenig Trotz in seiner Stimme mit. „Ich wollte Fische fangen!“ „Fische fangen?“, hakte Doflamingo nach und zog irritiert die Augenbrauen zusammen. „Fürs Mittagessen“, erklärte sein Sohn hektisch nickend. „Ich habe gehört, wie du zu Papa gesagt hast, dass es schwer ist genug Beute für uns alle zu jagen. Deswegen wollte ich helfen! Als ich vor ein paar Tagen im See gespielt habe, habe ich gesehen, dass ganz viele Fische im Wasser schwimmen. Ich wollte welche fangen, damit wir genug zu essen haben! Du und Papa wärt bestimmt stolz auf mich, wenn ich hundert Fischen mit nach Hause bringen würde! Oder tausend Fischen! Oder... oder tausendhundert Fischen!“ Zoros Stimme überschlug sich, während er sprach. Aufgeregt nannte der kleine Welpe immer wieder neue Zahlen, welche dieser für größer als die vorherigen hielt. Die Erklärung seines Sohnes versetzte Doflamingo einen schmerzhaften Stich ins Herz. Zoro hatte mit seinem Verschwinden also überhaupt keine böse Absicht verfolgt. Ganz im Gegenteil: Er hatte Crocodile und ihm bei der Beschaffung von Nahrung für die Familie unterstützen wollen. Die Erkenntnis, dass ihre Kinder anscheinend doch so viel von ihren Sorgen mitbekommen hatten, beschämte Doflamingo. Es war nicht die Pflicht seines dreijährigen Sohnes genug Beute herbeizuschaffen, um alle satt zu bekommen. Doflamingo biss sich auf die Unterlippe. Ihn überkam das Gefühl als Familienvater versagt zu haben. Zoro hätten während dieses Ausflugs alle möglichen schlimmen Dinge zustoßen können... „Bist du immer noch wütend auf mich?“, fragte Zoro, als er seinen Gesichtsausdruck bemerkte. „Nein, bin ich nicht“, antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. „Ich war nie wirklich wütend. Ich habe mir bloß sehr große Sorgen um dich gemacht, mein Schatz. Du musst mir versprechen, dass du nie wieder die Höhle verlässt, ohne vorher mit Papa oder mir zu sprechen!“ „Versprochen!“, meinte Zoro sofort mit ernster Stimme und drückte sein tränennasses Gesicht gegen die Brust seines Vaters. Er erweckte einen völlig aufgelösten Eindruck. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet gehabt, dass sein Verhalten einen solchen Aufruhr auslösen könnte. „Wenn du Fische fangen wolltest“, fragte Doflamingo und setzte seinen kleinen Sohn wieder auf den Boden ab, „wieso bist du dann eigentlich nicht zum See, sondern zum Fluss gegangen? Flüsse sind sehr, sehr gefährlich, Zoro! Ihre Strömung ist unfassbar stark. Selbst ein sehr erfahrener Schwimmer kann in einem Fluss ertrinken, wenn die Strömung ihn mitreißt. Und du kannst noch überhaupt gar nicht schwimmen!“ „Ich wollte eigentlich auch zum See“, antwortete der Welpe mit leiser Stimme und klammerte sich an das rechte Bein seines Vaters. „Aber ich habe mich verlaufen. Irgendwann bin ich dann zu diesem Fluss gekommen. Und da dachte ich mir, dass ich auch hier versuchen könnte ein paar Fische zu fangen.“ „Wie auch immer“, meinte Doflamingo kopfschüttelnd. „Wir sollten uns jetzt am besten so schnell wie möglich auf den Weg zurück zur Höhle machen. Papa und deine Geschwister machen sich sehr große Sorgen um dich.“ Zoro nickte und ergriff Daddys Hand, nachdem er sich die Tränen von den Wangen gewischt hatte. Er fühlte sich furchtbar schlecht wegen der strengen Zurechtweisung, die er eben erhalten hatte. Es war überhaupt gar nicht seine Absicht gewesen, seine Eltern in Sorge zu versetzen und sich selbst Ärger einzuheimsen. Ganz im Gegenteil: Er hatte Daddy und Papa doch nur helfen wollen! Leider musste Zoro feststellen, dass sein Verhalten nicht immer die Reaktion zur Folge hatte, die er sich erhoffte. Vielleicht wäre Daddy nicht ganz so wütend gewesen, wenn es ihm tatsächlich gelungen wäre ein paar Fische zu fangen, dachte sich Zoro, während er an der Hand neben diesem herlief. Doch sein Vorhaben hatte sich als unerwartet schwierig herausgestellt: Zoro war davon ausgegangen, dass er bloß seine Hände ins Wasser tauchen und nach einem nah am Ufer schwimmenden Fisch greifen müsste. Zu seinen Ungunsten machte er jedoch die Erfahrung, dass es sich um unfassbar glitschige und flinke Tiere handelte. Ganz gleich wie fest er auch zugepackt hatte: Sie waren ihm jedes Mal einfach durch die Finger geglitten. Crocodile ließ seine schlafenden Kinder immer mal wieder für ein paar Augenblicke allein, um auf leisen Sohlen hinüber in den Eingangsbereich der Höhle zu schleichen und nachzuschauen, ob sein Partner bereits zurückgekehrt war. Leider wurde er jedes Mal enttäuscht. Crocodile spürte, dass seine Sorge mit jeder Minute, die ereignislos verstrich, wuchs. Ständig nestelte er nervös an seiner Kleidung oder seinen Haaren herum. Während er mit der rechten Hand über die Narbe in seinem Gesicht wischte, drängte sich ihm eine Horrorvorstellung nach der nächsten auf: Doflamingo, der allein zurückkehrte und ihm erklärte, er hätte die Spur ihres Sohnes verloren... Zoro, dessen kleiner Körper von den Hauern eines Wildschweines druchbohrt worden war... Crocodile schüttelte sich. Eigentlich handelte es sich bei ihm um keine sonderlich optimistisch eingestellte oder naive Person, doch im Moment versuchte er trotzdem sich dem Gedanken hinzugeben, dass alles gut werden würde. Der Wolf war ein sehr erfahrener Jäger, redete er sich selbst gut zu, während er sich neben seinen schlafenden Kindern auf den Boden setzte; mit Sicherheit handelte es sich nur um eine Frage der Zeit, bis Doflamingo und Zoro zurückkehren würden. Gerade streichelte Crocodile seiner schlafenden Tochter über ihr Haar, als er Schritte im Eingangsbereich der Höhle hörte. Sofort sprang er auf und verließ hektisch das Kinderzimmer. Ein riesiger Stein fiel ihm vom Herzen, als er sowohl seinen Partner als auch seinen Sohn erblickte; zum Glück erweckten beide einen unversehrten Eindruck. Selbst wenn Crocodile es versucht hätte, wäre es ihm nicht gelungen seine unfassbare Erleichterung in Zaum zu halten. Ohne auch nur einen einzigen Augenblick zu viel verstreichen zu lassen, schnappte er sich Zoro und hob diesen in seine Arme. Crocodile konnte nicht in Worte fassen, wie wunderschön es sich anfühlte die Wärme und das Körpergewicht seines kleinen Sohnes zu spüren. Völlig überwältigt von seinen Emotionen verteilte Crocodile wild Küsse auf das blonde Haar des Welpen und drückte diesen so fest wie nur möglich an sich. „Ich habe ihn etwa zwei Kilometer in östlicher Richtung aufgegriffen“, erklärte Doflamingo ihm. „Er hielt sich im Uferbereich des Flusses auf.“ „Fluss?“ Als dieses Stichwort fiel, wurde Crocodile hellhörig. Aufgeregt wendete er sich an Zoro, den er noch immer im Arm hielt: „Du hast dich in der Nähe des Flusses herumgetrieben?! Verdammt, das ist sehr gefährlich! Du hättest ertrinken können, Zoro! Ich bin wirklich enttäuscht von dir!“ „Es ist schon gut“, schaltete sich zu seiner Überraschung sein Partner ein. „Ich habe bereits mit ihm geschimpft. Wir sollten ihn jetzt am besten ins Bett bringen, damit er die verlorenen Stunden Schlaf aufholen kann. Mihawk, Monet und Corazon schlafen auch noch, nicht wahr?“ Crocodile nickte. „Mihawk und Monet scheinen von dem ganzen Trubel glücklicherweise kaum etwas mitbekommen zu haben“, meinte er. „Und nach einer Weile ist es mir gelungen auch Corazon zu überreden sich wieder ins Bett zu legen.“ Gemeinsam brachten sie Zoro hinüber ins angrenzende Kinderzimmer. Als Crocodile seinen kleinen Sohn mit einem weichen Schaffell zudeckte, sagte dieser mit leiser Stimme: „Tut mir leid, Papa. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.“ Crocodile seufzte leise. Er wusste nicht so recht wie er sich fühlen sollte: Auf der einen Seite war er wütend, weil Zoro aus reinem Wagemut fortgelaufen war, während er auf der anderen Seite einfach bloß wahnsinnige Erleichterung verspürte. Es freute ihn wirklich unfassbar, dass seinem kleinen Jungen zum Glück nichts zugestoßen war. Crocodile musste sich ehrlich eingestehen, dass er sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen konnte als den Tod eines seiner Kinder. Auch wenn sie ihn hin und wieder zur Weißglut trieben, liebte er doch jedes einzelne von ihnen. „Ist schon gut“, meinte er schließlich und küsste Zoro auf die Stirn. „Die Hauptsache ist, dass du unversehrt bist. Versuch jetzt ein bisschen zu schlafen, ja?“ „Kannst du mit Daddy hierbleiben, bis ich eingeschlafen bin?“, fragte Zoro. Crocodile nickte. Als er sich neben seinen Sohn niederließ, spürte er wie sich Corazon, der auf der anderen Seite lag, im Schlaf an seinen Rücken kuschelte. Sofort überkam Crocodile ein unvorstellbares Glücksgefühl. Doflamingo, der sich aus Platzgründen neben Mihawk und Monet hingelegt hatte, warf ihm ein stolzes Lächeln zu und zeigte mit dem Daumen nach oben. Es dauerte nicht lange, bis Zoro eingeschlafen war; sein frühmorgendlicher Ausflug schien den kleinen Welpen doch sehr erschöpft zu haben. Es waren kaum fünf Minuten vergangen, da wurde der kleine Raum nur noch von dem Geräusch gleichmäßiger Atemzüge erfüllt. Es herrschte eine unfassbar friedliche und ruhige Atmosphäre. „Sind sie nicht wundervoll?“, unterbrach Doflamingo nach einer Weile die Stille. Er schmunzelte und streichelte Mihawk, der auf dem Rücken lag und alle Viere von sich gestreckt hatte, zärtlich über den Bauch. „Ich weiß, dass du mir oft vorwirfst ich würde die Welpen aus einer völlig verklärten Perspektive betrachten... Aber im Moment sind sie wirklich einfach nur wundervoll, nicht wahr?“ „Du hast ja Recht“, gab Crocodile zu. Er würde lügen, wenn er behauptete, dass er seine Kinder nicht gerne so nah bei sich hatte. „Vielleicht sollten wir beide mal wieder öfter im Kinderzimmer übernachten“, schlug Doflamingo vor und ließ seinen Blick liebevoll über die drei Welpen schweifen, die schlafend zwischen ihnen beiden lagen. (Die Sicht auf Corazon, der sich noch immer eng an Crocodiles Rücken kuschelte, war für seinen Partner versperrt.) „Von mir aus“, erwiderte Crocodile und gähnte leise. Obwohl die Sonne inzwischen bereits aufgegangen war, spürte er, dass allmählich auch er selbst schläfrig wurde. „Ruh dich aus“, hörte er Doflamingo mit sanfter Stimme sagen. Der Wolf streichelte ihm zärtlich über den Oberarm. „Du warst beinahe die ganze Nacht lang wach und hast dir Sorgen gemacht. Du hast dir ein paar Stunden erholsamen Schlaf redlich verdient.“ Kaum hatte sein Partner zu Ende gesprochen, war Crocodile bereits eingenickt. ~ Um ehrlich zu sein, konnte Corazon überhaupt nicht einschätzen, was ihn heute Abend erwarten würde. Schon seit einer Weile stellte er sich einige Fragen: Woher er kam und wieso er bei Daddy und Papa lebte. Er liebte seine Eltern sehr und konnte sich kein schöneres Zuhause als ihre Höhle vorstellen, doch trotzdem wollte Corazon wissen, warum er nicht bei seinen leiblichen Eltern wohnte. Womöglich, dachte er sich, waren seine Mutter und sein Vater gestorben, als er noch klein war. Oder vielleicht wollten sie ihn nicht bei sich haben, weil er ihnen nicht gefiel. (Auszug aus Kapitel 4) bye sb Kapitel 4: Part I: Zwischen Wahrheit und Lüge --------------------------------------------- „Corazon hat mir ein paar ziemlich unangenehme Fragen gestellt, als du weg gewesen bist, um nach Zoro zu suchen“, sagte Crocodile, während sie gemeinsam ein paar Rebhühnern die Federn ausrupften. Die Welpen machten gerade Mittagsschlaf. Doflamingo hielt in seiner Bewegung inne und blickte zum Kater hinüber; die Besorgnis, die in dessen Stimme mitgeschwungen hatte, war ihm nicht entgangen. „Unangenehme Fragen?“, wiederholte er. Was meinte Crocodile damit? Hatte ihr ältester Sohn wissen wollen, wie genau die Babies gemacht wurden? (Sie hatte ihre Kinder in dieser Hinsicht niemals angelogen, doch das Detailwissen wohlweislich ausgespart). Doflamingo konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht ganz verkneifen: Es wunderte ihn nicht, dass sein prüder und stolzer Partner Fragen dieser Art als unangenehm empfand und nicht so recht wusste, wie er darauf reagieren sollte. „Er hat mich nach seinen leiblichen Eltern gefragt“, erklärte Crocodile und warf ihm einen ernsten Blick zu. Damit hatte Doflamingo nicht gerechnet; sofort spürte er, wie das Lächeln auf seinen Lippen gefror. Erst nach etwa einer halben Minute hatte er sich wieder so weit gesammelt, dass er sich zu einer Erwiderung bereit fühlte: „Woher weiß er denn überhaupt, dass er adoptiert wurde? Über dieses Thema haben wir doch weder mit ihm noch mit den Drillingen jemals gesprochen.“ „Er scheint von selbst darauf gekommen zu sein“, meinte Crocodile, während er dem Huhn auf seinem Schoß gedankenverloren ein paar einzelne Federn ausriss. „Offensichtlich ist Corazon sich über deutlich mehr Dinge bewusst als wir beide angenommen haben. Zum Beispiel erinnert er sich daran, dass die Drillinge schon länger bei uns sind als er.“ „Hat er sonst noch irgendetwas gesagt?“, fragte Doflamingo. Plötzlich konnte er die Besorgnis seines Partners sehr gut nachvollziehen. „Über sein früheres Leben? Erinnert er sich an irgendetwas Bestimmtes?“ Crocodile zuckte mit den Schultern. „Es ist nicht auszuschließen, dass er sich (wenigstens vage) an das eine oder andere Detail erinnert“, antwortete er zögerlich, „aber mir gegenüber hat er nichts weiter erwähnt.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr: „Corazon möchte wissen, woher er kommt. Er hat sehr viele Fragen an uns. Ich habe ihm versprochen, dass wir sie beantworten, sobald wir Zoro gefunden haben und sich die Situation wieder beruhigt hat.“ „Das ist nicht gut“, meinte Doflamingo. In seiner Magengegend breitete sich ein unangenehmes Gefühl aus. „Das ist ganz und gar nicht gut! Verdammt, Crocodile, was sollen wir ihm denn nur erzählen? Er ist doch gerade einmal vier Jahre alt! An der Wahrheit würde er völlig zerbrechen! Aber... aber wir können ihm auch kein Lügenmärchen auftischen... oder?“ „Ich habe keine Ahnung, was wir tun sollen“, gestand ihm der Kater leise seufzend. „Mir war immer bewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Doch wieso muss er ausgerechnet heute schon sein?“ „Wir haben übrigens auch noch ein anderes Problem“, warf Doflamingo ein, um das Thema zu wechseln. Er brauchte ein wenig Zeit, um sich ganz in Ruhe zu überlegen, wie er am besten an seinen ältesten Sohn herangehen sollte. „Die Kinder scheinen mitbekommen, dass es uns immer schwerer fällt genug Fleisch zu besorgen, um alle satt zu bekommen.“ „Tatsächlich?“, hakte Crocodile nach und verzog den Mund. Doflamingo nickte. „Ich habe dir gestern doch erzählt, dass ich Zoro in der Nähe des Flusses aufgegriffen habe, nicht wahr? Zuerst glaubte ich, dass er einfach bloß im Wasser spielen wollte, doch hinterher hat sich herausgestellt, dass er versucht hat Fische zu fangen. Er erklärte mir, er hätte einmal mitangehört, wie wir beide darüber sprachen, dass es schwierig wird die ganze Familie zu ernähren. Zoro hat mit seinem Verschwinden also überhaupt keine böse Absicht verfolgt: Er wollte uns bloß helfen, indem er zusätzliche Nahrung beschafft.“ „Das ist ja schrecklich“, erwiderte Crocodile und senkte den Blick. Doflamingo konnte das Entsetzen seines Partners überdeutlich an dessen Gesichtsausdruck ablesen. „In Zukunft vermeiden wir es am besten über dieses Thema zu sprechen“, schlug Doflamingo vor. „Ich möchte nicht, dass Corazon, Zoro, Mihawk oder Monet sich über solche Dinge Gedanken machen. Sie sollen eine so unbeschwerte Kindheit wie möglich verleben. Und außerdem habe ich nun ja auch das Hundefutter aus der Stadt besorgt. Im Falle eines Engpasses sind wir also definitiv abgesichert.“ „Gute Idee“, stimmte Crocodile ihm zu. Die Tatsache, dass sich die Kinder Sorgen gemacht hatten, schien diesen mindestens ebenso sehr zu beschämen wie ihn selbst. „Corazon und die Drillinge haben bereits mehr als genug schlimme Erfahrungen sammeln müssen. Hier bei uns soll es ihnen an nichts fehlen.“ Das Abendessen war bereits vorüber und die Drillinge waren von Daddy und Papa ins Bett gebracht worden, als Corazon endlich Antworten auf all seine Fragen erhalten sollte. Heute Mittag hatte er nicht sehr oft an das Gespräch gedacht, das Papa ihm versprochen hatte (die Freude über die Wiederkehr seines kleinen Bruders und das viele Spielen draußen auf der Wiese hatten ihn abgelenkt), doch nun spürte Corazon ganz deutlich wie aufgeregt er eigentlich war. Mit seinen Fingern streichelte er immer wieder über sein liebstes Kaninchenfell, das er mit hinüber in den Wohnbereich genommen hatte. Es war herrlich weich und beruhigte ihn ein wenig. Um ehrlich zu sein, konnte Corazon überhaupt nicht einschätzen, was ihn heute Abend erwarten würde. Schon seit einer Weile stellte er sich einige Fragen: Woher er kam und wieso er bei Daddy und Papa lebte. Er liebte seine Eltern sehr und konnte sich kein schöneres Zuhause als ihre Höhle vorstellen, doch trotzdem wollte Corazon wissen, warum er nicht bei seinen leiblichen Eltern wohnte. Womöglich, dachte er sich, waren seine Mutter und sein Vater gestorben, als er noch klein war. Oder vielleicht wollten sie ihn nicht bei sich haben, weil er ihnen nicht gefiel. Auch über die Herkunft seiner Geschwister würde Corazon gern mehr erfahren. Er war sich dessen bewusst, dass Zoro, Mihawk und Monet länger als er bei Daddy und Papa lebten. Wenn er sich anstrengte, dann sah er vor seinem geistigen Auge die drei kleinen Babies, die sie früher einmal gewesen waren. An eine Zeit ohne die Drillinge konnte er sich jedoch nicht erinnern. Corazon fand, dass es sehr nett von Daddy und Papa gewesen war, ihn und seine Geschwister aufzunehmen, obwohl sie überhaupt gar nicht miteinander verwandt waren. Generell mochte Corazon seine Eltern sehr gerne: Daddy war sein Liebling, weil er immer lachte und sehr viel mit ihm kuschelte. Aber auch Papa liebte er; da dieser eine sehr ruhige und besonnene Person war, konnte er sich mit ihm oft viel eher identifizieren als mit Daddy. Ein Lächeln schlich sich auf Corazons Lippen, als er sich daran erinnerte, wie schön es sich angefühlt hatte so eng an Papas Rücken gekuschelt zu schlafen. In dieser Nacht hatte es der böse Wolf nicht gewagt ihn in seinen Träumen heimzusuchen. Mit gemischten Gefühlen betrachtete Crocodile die Gestalt seines ältesten Sohnes. Der kleine Welpe hielt sein Lieblingsfell in den Händen (ein Äquivalent zu der bunten Stoffmaus, die er selbst als Kind besessen hatte) und sah mit großen Augen zu ihm und Doflamingo hinauf. Crocodile kam es so vor als würde Corazons neugieriger Blick ihn röntgen. Er schluckte und senkte den Blick, während er mit der rechten Hand über die Narbe in seinem Gesicht fuhr. Wenn er ganz ehrlich war, dann konnte er sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal in einer solch unangenehmen Situation befunden hatte. Zum Glück übernahm Doflamingo das Wort: „Corazon, Liebling, Papa hat mir erzählst, dass du gerne ein wenig mehr über deine Vergangenheit erfahren möchtest.“ Die Stimmes des Wolfes klang überraschend gefasst und sanft. „Was hältst du davon, wenn du uns zu Beginn einfach einmal erzählst, woran du dich erinnerst? Gibt es irgendetwas, was du noch weißt?“ Ihr Sohn legte den Kopf schief. „Es gibt ein paar Dinge, an die ich mich erinnern kann“, sagte Corazon mit zögerlich klingender Stimme. Er nahm sich selbst ein paar Minuten Zeit, um sich rückzubesinnen. Schlussendlich erzählte er: „Ich habe früher in eine Höhle gewohnt. Aber nicht in dieser hier, eine anderen. Die Wände waren nicht aus Erde, sondern aus Stein.“ Weil er so angestrengt nachdachte, legte Corazon die Stirn in Falten. Er erweckte einen äußerst konzentrierten Eindruck, fand Crocodile. „Und es gab viel mehr Gestaltenwandler als hier“, fuhr er fort. „Viele Männer und Frauen.“ „Sonst noch etwas?“, hakte Doflamingo nach. „Irgendetwas, mein Liebling?“ „Mein Name“, erwiderte Corazon nach einer Weile. „Ich hatte einen anderen Namen. S... Sch... Ch...“ Er probierte verschiedene Laute aus, doch schien mit keinem so recht zufrieden zu sein. „Ich weiß ihn nicht mehr so richtig... Aber das ist nicht schlimm. Ich heiße nämlich sowieso viel lieber Corazon.“ Crocodile erinnerte sich noch gut daran, wie verzweifelt Doflamingo und er versucht hatten den Namen ihres ältesten Adoptivsohns ihn Erfahrung zu bringen. Immer wieder hatten sie den Welpen gefragt, wie er denn hieße. Doch dieser hatte einfach keinen artikulierten Laut von sich geben wollen - weder seinen Namen noch irgendein anderes Wort. Am Ende hatten sie beschlossen den kleinen Jungen neu zu benennen. Der Name Corazon war ein Vorschlag seitens Doflamingo gewesen. Und weil Crocodile die Idee gefiel, die Welpen nach ihren Brüdern zu benennen, hatte er die übrigen beiden Jungen Zoro und Mihawk getauft. Allein Monet fiel aus dem Rahmen: Sie war nach einer guten Freundin Doflamingos benannt worden, die in jungen Jahren verstorben war. Doch obwohl Crocodile wusste, dass ihnen keine andere Möglichkeit geblieben war, hinterließ die Vorstellung, dass die vier Welpen eigentlich ganz anders hießen, immer noch ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend. Welche Namen die Mutter der Drillinge für diese wohl vorgesehen hatte? Nun, sie würden es niemals erfahren. Die arme Wölfin war bereits seit vielen Jahren tot. „Es stimmt, dass du früher einmal woanders gelebt hast“, sagte Doflamingo. Crocodile beneidete seinen Partner um dessen ruhigen Tonfall. Dieses Gespräch dauerte gerade einmal ein paar Minuten an und schon jetzt fühlte er sich völlig fertig. „Weit im Norden bei einem anderen Rudel. Die Höhle, an du dich erinnerst, ist so weit weg, dass man mindestens zwei oder drei Tage bräuchte, um sie zu erreichen.“ „Warum wohne ich jetzt hier?“, wollte Corazon wissen. „Vor etwa zweieinhalb Jahren (also zu der Zeit, als Papa und ich dich bei uns aufnahmen) war ich in dieser Gegend unterwegs. Ich traf auf das Rudel, dem du damals noch angehört hast. Es ging ihnen sehr schlecht: Sie konnten nicht genug Fleisch auftreiben, um alle satt zu bekommen. Noch dazu stand der Winter kurz bevor. Und du weißt ja, dass Schnee die Jagd erschwert. Also wollte das Rudel in eine wärmere Gegend ziehen. Weil du allerdings noch viel zu klein warst, um eine solch lange Reise unversehrt zu überstehen, habe ich dich aufgenommen. Das Rudel ist weitergezogen und du, Corazon, bist zu Papa und mir gekommen.“ Corazon senkte nachdenklich den Blick. Crocodile biss sich auf die Unterlippe. Doflamingo und er waren heute Nachmittag verschiedene Geschichten durchgegangen; sie hatten ihren Sohn weder belügen noch diesen mit der grausamen Wahrheit konfrontieren wollen. Crocodile hoffte, dass die (zumindest in Ansätzen der Wirklichkeit entsprechenden) Erklärung, welche Doflamingo ihrem Sohn gab, diesen zufriedenstellen würde. „Bedeutet das, mein Vater und meine Mutter leben noch irgendwo?“ Es überraschte Crocodile, dass auch Corazons Stimme sehr ruhig klang. Allem Anschein nach war er selbst der einzige in dieser Runde, der sich schrecklich elend fühlte. „Sie sind nicht tot?“ „Das weiß ich nicht“, antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. „Vielleicht sind sie in der Zwischenzeit gestorben, vielleicht auch nicht. Aber wenn sie noch leben, dann wohnen sie jetzt an einem sehr weit entfernten Ort.“ Der kleine Welpe nickte. Er zögerte einen Augenblick lang, ehe er fragte: „Und was ist mit Zoro, Mihawk und Monet? Wie sind sie zu euch gekommen?“ „Papa hat sie gefunden“, erklärte Doflamingo ihm. „In einer kleinen Kuhle im Erdboden. Ihre Mutter ist tot, deswegen kümmern wir uns jetzt um sie. Das war nicht lange, bevor auch du zu uns gekommen bist, Liebling.“ „In Ordnung“, sagte Corazon. Er erweckte einen sehr nachdenklichen Eindruck, doch schien nicht im mindestens so aufgewühlt zu sein wie Crocodile es erwartet hätte. Offenbar nahm sein kleiner Sohn die Erklärung seitens Doflamingo sehr gut auf. „Ich denke, für heute haben wir genug geredet“, meinte sein Partner. Er erhob sich und ging zu Corazon hinüber, um diesen hochzuheben. Wie üblich wehrte sich der kleine Welpe nicht gegen diese Behandlung, ganz im Gegenteil: Er legte den Kopf an die Brust seines Vaters und schloss die Augen. Wieder einmal wurde Crocodile bewusst, um was für ein anhängliches Kind es sich bei Corazon handelte. „Nun ist es aber allerhöchste Zeit fürs Bett“, sagte Doflamingo und trug seinen Sohn hinüber ins Kinderzimmer. „Es war ein langer und anstrengender Tag. Du hast viel gespielt und gelernt. Wenn du noch mehr Fragen hast, kannst du sie mir und Papa auch morgen noch stellen.“ Nachdem er Corazon ins Bett gebracht hatte, kehrte Doflamingo in den Wohnbereich der Höhle zurück. Es überraschte ihn positiv wie ruhig und gefasst sein ältester Sohn mit der Geschichte, die er diesem erzählt hatte, umgegangen war; eigentlich hatte Doflamingo mit einer Menge Weinen und Jammern gerechnet gehabt. „Wie geht es Corazon?“, wollte Crocodile wissen, der auf ihn gewartet hatte. „Hat er noch irgendetwas gesagt?“ Doflamingo schüttelte den Kopf. „Es war alles wie immer“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Ich habe ihn zugedeckt und ihm einen Gute-Nacht-Kuss gegeben. Er hat wenig gesprochen und ist sehr schnell eingeschlafen.“ „Ich hätte nicht erwartet, dass Corazon so ruhig bleibt“, sagte Crocodile nach einer Weile. Er biss sich auf die Unterlippe und warf ihm einen verunsicherten Blick zu. „Ich meine... Immerhin hat er eben zum allerersten Mal von seinen leiblichen Eltern gehört. Er weiß jetzt, woher er kommt und wieso er bei uns lebt. Aber er wirkt überhaupt nicht aufgewühlt.“ „Ich bin auch sehr überrascht“, erwiderte Doflamingo, der seinen Partner gut verstehen konnte. „Aber nun ja, wer weiß wie es aussieht, wenn er erstmal eine Nacht darüber geschlafen hat. Vielleicht verhält er sich morgen ganz anders. Er braucht Zeit, um das neue Wissen zu verarbeiten.“ Crocodile nickte. „Wir sollten ihn in den nächsten Tagen besser im Auge behalten“, schlug er vor. „Einer von uns beiden sollte immer in seiner Nähe sein für den Fall, dass er noch einmal reden möchte. Ich habe das Gefühl, dass dieses Gespräch nicht das letzte gewesen ist, das wir führen werden.“ „Natürlich nicht“, stimmte Doflamingo dem Kater zu. „Wir wussten immer, dass er eines Tages anfangen würde Fragen zu stellen. Es ist völlig verständlich, dass Corazon sich für seine Herkunft interessiert. Er ist nun einmal ein Adoptivkind - mit dieser Bürde muss er leben. Auch wenn wir ihn genauso sehr lieben wie wir ein leibliches Kind lieben würden, können wir sie ihm nicht abnehmen. Er muss seinen eigenen Weg finden, um damit umzugehen.“ Er konnte Crocodile leise seufzen hören. „Hoffentlich lassen sich die Drillinge mit dem Interesse an ihrer Herkunft ein wenig mehr Zeit“, meinte er mit erschöpft klingender Stimme. „Es ist sehr anstrengend sich diesen Fragen zu stellen.“ „Bei den Drillingen wird es einfacher“, versuchte Doflamingo seinen Partner aufzumuntern. „Wir werden uns keine Geschichte ausdenken müssen wie bei Corazon. Ihre Mutter hat sie niemals im Stich gelassen.“ „Als Corazon gefragt hat, ob seine Eltern verstorben sind“, erwiderte Crocodile mit gesenktem Blick, „da ist mir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder wirklich bewusst geworden, dass sie womöglich immer noch leben. In meinen Gedanken habe ich sie immer behandelt als wären sie tot. Dabei werden sie vermutlich in genau diesem Augenblick dieselbe Luft einatmen wie wir. Eine komische Vorstellung, nicht wahr? Stell dir nur einmal vor, Tsurus Wolfsrudel kehrt irgendwann hierher zurück und Corazon trifft auf seine leiblichen Eltern.“ Doflamingo verzog den Mund. „Ich denke nicht, dass wir sie jemals wiedersehen werden“, meinte er. „Inzwischen sind zweieinhalb Jahre vergangen. Wenn sich das Rudel hätte rächen wollen, dann hätte es das längst getan.“ „Hoffentlich behältst du recht“, sagte sein Partner. „Sollten wir jemals erneut auf Tsurus Rudel stoßen, wird es unmöglich werden Corazon vor der grausamen Wahrheit zu schützen.“ „Zebrich dir darüber nicht den Kopf“, meinte Doflamingo. Ihm gefielen die Gedankenspiele des Katers ganz und gar nicht. „Wie gesagt: Ich bezweifle sehr stark, dass wir sie jemals wieder zu Gesicht bekommen werden.“ ~ Gerade kämpfte Doflamingo sich durch dichtes Unterholz, als ihm plötzlich ein alarmierender Geruch in die Nase stieg. Skeptisch hielt er inne. Er legte das Reh auf den Boden ab und reckte seine Nase in die Luft. Nein, definitiv, er hatte sich nicht geirrt: Hier war ein fremder Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes vorbeikommen. Seinem Geruchssinn nach zu urteilen vor nicht mehr als einer Stunde. Ohne einen weiteren Gedanken an das erbeutete Reh zu verschwenden, machte Doflamingo sich sofort auf den Weg nach Hause. In seinem schnellsten Lauftempo schlug er sich durch das Unterholz; den Kratzern, welche kleine Äste und Stacheln von Brombeersträuchern auf seiner Haut hinterließen, schenkte er keine Beachtung. (Auszug aus Kapitel 5) bye sb Kapitel 5: Part II: Gefahr -------------------------- Mihawk zog die Augenbrauen zusammen und biss sich fest auf die Unterlippe, während er hochkonzentriert an seiner Kette aus Grashalmen und Blüten arbeitete. Im Gegensatz zu seinen drei Geschwistern hielt er sich nicht in direkter Nähe zum Höhleneingang auf, sondern hatte sich ein Stück abseits ein ruhiges Plätzchen gesucht. Der kleine Welpe hatte vor die selbstgemachte Blumenkette Papa zu schenken; und er wollte vermeiden, dass dieser sie sah, ehe sie fertiggestellt worden war. Nur am Rande nahm Mihawk das fröhliche Kreischen seiner beiden Brüder und seiner Schwester wahr: Zoro, Monet und Corazon spielten im Moment Fangen. Solange sie nicht die hübschen Blüten zertraten, die er für seine Kette gepflückt hatte, war es ihm gleich. Am Ende gereichte ihm das wilde Spiel seiner Geschwister sogar zum Vorteil: Papa konzentrierte sich hauptsächlich auf die drei anderen Welpen, schenkte ihm hingegen im Augenblick nur recht wenig Beachtung. Daddy war (wie so oft in letzter Zeit) auf Jagd. Als Mihawk seinen Blick zum ersten Mal über die fertige Kette schweifen ließ, überkam ihn mit einem Mal ein unfassbar angenehmes Gefühl: Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelang diese Empfindung als Stolz zu identifizieren. Ein Lächeln schlich sich auf Mihawks Lippen: Wenn er die Kette Papa schenkte, dann würde sich dieser bei ihm bedanken. Vielleicht würde er ihm sogar über sein Haar streicheln oder ihm einen Kuss auf die Stirn geben. Papa und Daddy bedankten sich immer, wenn eines ihrer Kinder ihnen ein Geschenk machte. Doch zum allerersten Mal, dessen war Mihawk sich sicher, würde Papa wirklich beeindruckt sein und sich freuen. Schließlich handelte es sich nicht einfach bloß um einen langen Ast oder einen ungewöhnlich geformten Stein (solche Dinge verschenkten seine Geschwister oft), sondern um eine wunderschöne, selbstgemachte Blumenkette. Mihawk hoffte, dass Papa die Mühe, die er in sein kleines Kunstwerk investiert hatte, zu schätzen wusste. Gerade erhob er sich, als Mihawk ganz in seiner Nähe ein wenig Laub rascheln hörte. Neugierig wandte er sich um (er war erst drei Jahre alt und wusste noch nicht, was Angst bedeutete), doch konnte nichts und niemanden entdecken. Seine Enttäuschung verflog jedoch rasch wieder, als er auf die wunderschöne Kette hinabsah, die er in Händen hielt. Mihawk bewegte sich sehr langsam, als er auf Papa zuging, und bemühte sich darum seine Finger so wenig wie nur möglich zu krümmen: Er wollte sein Geschenk nicht aus Versehen selbst kaputt machen, ehe Papa es zu Gesicht bekommen hatte. Crocodile gähnte leise und verfolgte mit trägen Augen die kraftvollen und ausdauernden Bewegungen der Welpen: Corazon, Zoro und Monet hatten zuerst Verstecken gespielt; inzwischen waren sie allerdings auf Fangen umgestiegen. Mihawk hatte sich von der fröhlich lachenden und kreischenden Gruppe entfernt und beschäftigte sich selbst, doch dieses Verhalten bereitete Crocodile keine Sorgen: Bei Mihawk handelte es sich um ein sehr ruhiges Kind. Er verfügte nicht über weniger Energie als seine Geschwister, sondern setzte seine Talente oft einfach bloß anders ein: Anstatt mit Corazon, Zoro und Monet eine Wasserschlacht zu schlagen, sammelte er zum Beispiel lieber hübsche Muschelschalen oder bunte Steine. Es kam auch nicht selten vor, dass Mihawk die Nähe zu seinen Geschwistern mied und sich stattdessen zu ihm und Doflamingo setzte, um sich Geschichten erzählen oder Kinderreime beibringen zu lassen. Im Gegensatz zu Corazon war er allerdings deutlich weniger anhänglich: Er sehnte sich nicht so oft wie sein älterer Bruder nach körperlichem Kontakt und war auch auf keinen Elternteil in besonderem Maße fixiert. „Papa?“ Es war ausgerechnet Mihawks Stimme, die Crocodile aus seinen Gedanken riss und aufschrecken ließ. Weil er in der Nacht kaum geschlafen hatte, war er heute unfassbar schlapp. Trotzdem bemühte Crocodile sich darum möglichst freundlich zu klingen, als er erwiderte: „Was gibt es, Mihawk?“ Sein kleiner Sohn konnte schließlich nichts dafür, dass er sich schrecklich gerädert fühlte. „Ich habe ein Geschenk für dich“, verkündete Mihawk und deutete lächelnd auf die Blumenkette, die er in seinen kleinen Händchen hielt. Auch wenn Crocodiles Aufnahmefähigkeit im Moment stark abgemindert war, musste er zugeben, dass Mihawks Geschenk ihn beeindruckte: Die Kette war etwa dreißig Zentimeter lang und bestand aus miteinander verknüpften Grashalmen und Blüten. Für ein gerade einmal dreijähriges Kind handelte es sich um eine hervorragende Leistung. „Vielen Dank“, sagte Crocodile und gab Mihawk einen Kuss auf die Stirn, während er ihm gleichzeitig über den Rücken streichelte. „Möchtest du mir die Kette umlegen?“ Sein kleiner Sohn nickte stolz und legte ihm so vorsichtig wie möglich die bunte Blumenkette um den Hals. „Ich habe sie nur für dich gemacht“, erklärte er mit stolzer Stimme. „Ich habe dich lieb, Papa!“ „Ich habe dich auch lieb, Mihawk“, erwiderte Crocodile und fuhr dem Welpen zärtlich durch sein dunkelblondes Haar. Schwer hechelnd warf Doflamingo einen zufriedenen Blick auf das ausgewachsene Reh, das er soeben erbeutet hatte. Das Tier war schnell gewesen und hatte in dem Versuch seinen Verfolger abzuschütteln viele Haken geschlagen, doch am Ende war es ihm trotzdem zum Opfer gefallen. Die Jagd war anstrengend gewesen, doch sie hatte auch unfassbar viel Spaß gemacht. Doflamingo gönnte sich selbst eine kurze Atempause, ehe er das Reh am Genick packte und sich auf den Heimweg machte. Er konnte es kaum erwarten die Beute seinem Partner und seinen Kindern zu präsentieren. Vom zarten Fleisch des Tieres würde seine Familie einige Tage lang leben können. Gerade kämpfte Doflamingo sich durch dichtes Unterholz, als ihm plötzlich ein alarmierender Geruch in die Nase stieg. Skeptisch hielt er inne. Er legte das Reh auf den Boden ab und reckte seine Nase in die Luft. Nein, definitiv, er hatte sich nicht geirrt: Hier war ein fremder Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes vorbeikommen. Seinem Geruchssinn nach zu urteilen vor nicht mehr als einer Stunde. Ohne einen weiteren Gedanken an das erbeutete Reh zu verschwenden, machte Doflamingo sich sofort auf den Weg nach Hause. In seinem schnellsten Lauftempo schlug er sich durch das Unterholz; den Kratzern, welche kleine Äste und Stacheln von Brombeersträuchern auf seiner Haut hinterließen, schenkte er keine Beachtung. Die Höhle, die er gemeinsam mit seiner Familie bewohnte, war nicht allzu weit entfernt. Während er sich hastig auf den Weg dorthin machte, kamen Doflamingo plötzlich wieder die Worte seines Partners in den Sinn: Stell dir nur einmal vor, hörte er Crocodile mit besorgt klingender Stimme sprechen, Tsurus Wolfsrudel kehrt irgendwann hierher zurück. War heute etwa der Tag gekommen, an dem die Vorstellung des Katers wahr werden würde? Doch warum hatte er dann lediglich den Geruch eines einzigen Gestaltenwandlers wahrgenommen? Jedes Lebewesen verfügte über eine einzigartige, unverwechselbare Duftnote; und Doflamingo war sich absolut sicher, dass bloß ein einziger Gestaltenwandler hier vorbeigekommen war. Handelte es sich womöglich überhaupt gar nicht um ein Mitglied von Tsurus Rudel? Vielleicht hatte die alte Wölfin aber auch einen Späher vorgeschickt, um die Lage zu prüfen, ehe der Rest des Wolfsrudels nachzog. Unbändige Erleichterung überkam Doflamingo, als ihm nach einer Weile endlich auch der Geruch seiner Familie in die Nase stieg. Seine Höhle war nicht mehr weit entfernt. Vermutlich war also weder Crocodile noch den Welpen etwas Schlimmes zugestoßen. Trotzdem beschleunigte Doflamingo auf den letzten Metern noch sein Tempo: Er wollte unbedingt sichergehen, dass wirklich alles in Ordnung war. Bald erreichte er die kleine Lichtung, die sich vor dem Eingang ihrer Höhle erstreckte. Lautes Kinderlachen war zu hören. Doflamingo nahm seine menschliche Gestalt an und legte die letzten Meter mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen zurück. Ein schwerer Stein fiel ihm vom Herzen, als er seine Kinder und seinen Partner erblickte: Corazon, Zoro und Monet spielten auf der Wiese miteinander, während Mihawk sich neben Crocodile, der sich in der Nähe des Höhleneingangs aufhielt, niedergelassen hatte. Alle erweckten einen unbeschwerten Eindruck. „Hallo, Doflamingo“, begrüßte ihn der Kater, als er in seinem Blickfeld auftauchte. Seine Stimme klang verwundert; vermutlich fragte er sich, wieso sein Partner keine Beute mit nach Hause gebracht hatte. (Es kam nur sehr selten vor, dass Doflamingo nach einem mehrstündigen Jagdzug mit leeren Händen zurückkehrte. Selbst wenn es ihm nicht gelang ein Wildschwein oder ein Reh zu erlegen, brachte er meistens ersatzweise ein paar kleine Beutetiere wie zum Beispiel Enten oder Ähnliches mit.) „Hallo, Crocodile“, erwiderte Doflamingo. Dann wendete er sich an seinen Sohn: „Hallo Mihawk, mein Kleiner.“ Bei Mihawk handelte es sich um den Welpen, der damals unter der beidseitigen Mittelohrentzündung gelitten hatte. Weil seine Drillingsschwester und sein -bruder ein Stück größer waren als er, hatte sich bei Doflamingo der Spitzname Kleiner für Mihawk eingebürgert. „Möchtest du nicht hinüber zu deinen Geschwistern gehen und ein bisschen mit ihnen spielen? Ich würde gerne unter vier Augen mit Papa sprechen.“ Mihawk nickte, erhob sich und machte sich ohne ein weiteres Wort auf den Weg zu den anderen Welpen, die anscheinend Fangen spielten. Doflamingo wusste, dass sein kleiner Sohn sich wegen seiner Bitte nicht fehl am Platz vorkam oder verletzt fühlte: Mihawk war einfach bloß ein Kind, das keine unnötigen Worte verlor. „Was ist los?“, wollte Crocodile in einem alarmiert klingenden Tonfall wissen, kaum war der Welpe außer Hörweite. „Ist irgendetwas passiert?“ „Ja und nein“, antwortete Doflamingo und ließ sich neben seinem Partner auf dem Boden nieder. „Nicht weit weg von hier habe ich den Geruch eines fremden Gestaltenwandlers wahrgenommen. Männlich mit dem Tiergeist eines Wolfes. Natürlich habe ich sofort das Schlimmste befürchtet. Ich ließ meine Beute liegen und machte mich auf den Weg hierher. Zum Glück scheint allerdings nichts weiter passiert zu sein.“ „Von einem fremden Gestaltenwandler habe ich überhaupt gar nichts mitbekommen“, gestand Crocodile mit leiser Stimme. „Wie nah ist er denn gewesen?“ „Ziemlich nah“, antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. „Ein schauriger Gedanke.“ Crocodile blickte zu den Kindern hinüber, die noch immer fröhlich miteinander spielten. „Sie haben sich den ganzen Tag lang draußen aufgehalten. Bei der Vorstellung, dass ein völlig fremder, womöglich gefährlicher Gestaltenwandler hier herumgeschlichen hat, wird mir ganz anders. Glaubst du, er gehört zu Tsurus Rudel?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Doflamingo. „Wir sollten auf jeden Fall die Augen offen halten. Am besten bleiben die Welpen in der Höhle, bis wir die Gefahr richtig einschätzen können. Ich möchte kein Risiko eingehen.“ Der Kater nickte. „Das sehe ich genauso“, stimmte er ihm zu. „Die Sicherheit unserer Kinder hat allerhöchste Priorität!“ Am nächsten Morgen hatte Crocodile mit vier missmutigen und trotzigen Welpen zu kämpfen. „Ich finde es doof, dass wir heute nicht draußen spielen dürfen!“, meinte Zoro und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich auch!“, fügte Monet hinzu und schob die Unterlippe nach vorne. Corazon und Mihawk schwiegen, doch erweckten einen nicht minder niedergeschlagenen und verständnislosen Eindruck als ihre beiden Geschwister. Auch wenn Crocodile seine Kinder nur sehr ungern enttäuschte, blieb er konsequent. Immerhin ging es hier um eine Frage der Sicherheit! „Es ist mir egal, was ihr davon haltet“, sagte er in seinem strengsten Tonfall. „Heute bleibt ihr drinnen. Wenn ich euch dabei erwische, wie ihr versucht die Höhle zu verlassen, dann gibt es großen Ärger! Habt ihr das verstanden?“ Unwillig nickten die Kinder. Allein Zoro wagte es ein weiteres Mal Widerworte zu geben: „Wieso dürfen wir denn nicht draußen gehen?“, wollte sein kleiner Sohn wissen. „Der Grund kann euch völlig egal sein“, meinte Crocodile. „Ihr habt Doflamingo und mir zu gehorchen! Egal aus welchem Grund wir ein Verbot aussprechen! Und nun möchte ich keine Widerworte mehr hören!“ Diese äußerst unzureichende Antwort schien die vier Welpen ganz und gar nicht zufriedenzustellen, doch anscheinend erweckte Crocodile einen solch ernsten und autoritären Eindruck, dass keiner mehr aufmuckte. Stattdessen verzogen sie sich leise murrend in einen der Nebenräume. Crocodile seufzte leise auf, als die Kinder außer Hörweite waren. Auch wenn er es gewohnt war die Rolle des strengen Elternteils einzunehmen (Doflamingo brachte es fast nie über sich die Wünsche der Kindern auszuschlagen), fühlte er sich nicht wohl dabei Corazon, Zoro, Mihawk und Monet zurechtzuweisen. Immerhin hatte keiner der Welpen etwas falsch gemacht: Die Anweisung, ihr Zuhause nicht zu verlassen, sollte keine Strafe darstellen, auch wenn sie diese als solche wahrnahmen. „Wie haben die Kinder die Nachricht aufgenommen?“, fragte Doflamingo, als dieser aus einem anderen Gang in den Wohnbereich der Höhle einbog. „Na, was glaubst du?“, gab Crocodile schnippisch zurück. „Sie sind natürlich fürchterlich enttäuscht. Ich konnte ihnen ja noch nicht einmal erklären, warum sie heute die Höhle nicht verlassen dürfen. Sie kommen sich ungerecht bestraft vor.“ „Bestimmt werden sie sich bald wieder beruhigen“, versuchte Doflamingo ihn aufzumuntern. „Versuch einfach sie abzulenken. Spiel Fangen mit verbundenen Augen oder Verstecken mit ihnen.“ „Das sagst du so leicht“, erwiderte Crocodile wenig begeistert. „Es ist kein Spaß sich mit Kindern zu beschäftigen, die sauer auf dich sind.“ Weil ihn diese Aussicht so sehr frustrierte, fügte er hinzu: „Aber dieses Gefühl kennst du ja überhaupt gar nicht. Die Aufgabe, schlechte Nachrichten zu überbringen, überlässt du schließlich immer mir.“ Anstatt auf diesen bösen Seitenhieb einzugehen, wechselte Doflamingo das Thema: „Ich werde mich jetzt sofort auf den Weg machen. Je früher ich weiß, ob der fremde Gestaltenwandler eine Gefahr darstellt oder nicht, desto besser.“ Obwohl Crocodile noch immer verärgert war, sagte er: „Sei vorsichtig, ja? Geh auf keinen Fall ein unnötiges Risiko ein.“ „Mach dir keine Sogen um dich“, erwiderte Doflamingo mit sanfter Stimme. Er ergriff seine Hände und küsste ihn zärtlich auf den Mund; als Crocodile die warme Zunge seines Partners auf seiner Unterlippe spürte, wurde der Ärger in seinem Inneren immer schwächer. Am Ende hatte er sich vollständig in Luft aufgelöst. „Ich werde auf mich Acht geben, versprochen. Außerdem habe ich ja gar nicht vor mich mit dem Fremden anzulegen. Womöglich handelt es sich auch einfach bloß um einen Einzelgänger aus dem Norden, der bald wieder von selbst verschwindet. Ich werde prüfen, was der Fall ist, und mich so schnell wie möglich wieder auf den Rückweg machen.“ „Sei trotzdem auf der Hut“, ermahnte Crocodile den Wolf. „Lass dich ja nicht in eine Falle locken!“ „Natürlich nicht“, versprach Doflamingo. Er warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu, ehe er die Gestalt seines Tiergeistes annahm und die Höhle verließ. ~ Es dauerte nicht lange, bis der andere Wolf auftauchte. Doflamingo saugte scharf die Luft zwischen den Zähnen ein: Der Gestaltenwandler war in der Gestalt seines Tiergeistes fast ebenso groß wie er. Auch in anderer Hinsicht sah dieser ihm ähnlich: Sein Fell hatte eine helle Farbe und seine Augen waren blau. Es handelte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit also wirklich um einen Wolf, der aus dem Norden stammte. Doflamingo sah sich in seiner Theorie immer weiter bestätigt. Doch bei der Augen- oder Fellfarbe handelte es sich nicht um die Merkmale, die Doflamingo als allererstes auffielen: Viel markanter und aufsehenerregender waren die vielen Narben, die den Körper des anderen Gestaltenwandlers bedeckten. Die meisten schienen von Bisswunden und Prankenhieben zu stammen. Viele waren noch nicht vollständig verheilt. (Auszug aus Kapitel 6) bye sb Kapitel 6: Part II: Flucht -------------------------- Doflamingo durchstreifte sein Revier und reckte immer mal wieder seine Nase in die Luft, in der Hoffnung den Geruch des fremden Gestaltenwandlers aufzuschnappen. Da sich dieser seit dem gestrigen Tag nicht mehr in der Nähe der Höhle aufgehalten hatte, hatte sich auch seine Fährte inzwischen wieder verflüchtigt. Faktisch hatte Doflamingo also keinen vernünftigen Anhaltspunkt, um zur Verfolgung des anderen Gestaltenwandlers anzusetzen. Er versuchte diesen Umstand als gutes Zeichen zu deuten: Womöglich handelte es sich bei dem Fremdling tatsächlich bloß um einen Einzelgänger aus dem Norden, der bald wieder verschwinden würde. Doflamingo war kein Feigling: Er war ein starker Gestaltenwandler und ein erfahrener Kämpfer; trotzdem wollte er es auf eine Auseinandersetzung mit dem fremden Wolf nicht anlegen. Solange dieser keine direkte Gefahr für seine Familie darstellte, sah er keinen Sinn darin ihn anzugreifen. Inzwischen hatte sich Doflamingo zwanzig Kilometer in östliche Richtung von seinem Zuhause entfernt; er folgte gerade dem Lauf des Flusses, als ihm plötzlich der Geruch eines Gestaltenwandlers mit dem Tiergeist eines Wolfes in die Nase stieg. Bei dem Fremdling handelte es sich definitiv um denselben, den er auch gestern schon ausgemacht hatte. (Doflamingo besaß ein sehr gutes Gedächtnis; es kam so gut wie nie vor, dass er einen Geruch verwechselte oder sich nicht mehr an ihn erinnern konnte.) Für eine Weile zögerte Doflamingo: Sollte er zur Verfolgung der Fährte ansetzen? Oder heimkehren und seinem Partner erklären, dass der fremde Gestaltenwandler sich weit genug entfernt aufhielt? Obwohl Doflamingo inzwischen sehr stark davon ausgehen, dass es sich bei dem anderen Wolf um einen Einzelgänger auf Durchreise handelte, entschied er sich dazu kein Risiko einzugehen. Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn er sich irrte und der fremde Gestaltenwandler seinen unbeschwert auf der Wiese spielenden Kindern doch noch gefährlich werden würde. (Oder seinem Partner; denn der Kater käme aufgrund seines nachteiligen Tiergeistes gegen einen ausgewachsenen Wolf nie und nimmer an.) Am Ende beschloss Doflamingo die Verfolgung aufzunehmen. Er wollte sichergehen, dass der fremde Gestaltenwandler weiter in Richtung Osten wanderte. Etwa zehn Kilometer in nord-östliche Richtung gab es eine von Menschenhand erbaute, inzwischen jedoch verlassene Brücke, die über den Fluss führte. Wenn der Wolf sie überquerte, sagte Doflamingo sich, dann würde er diese Sache auf sich beruhen lassen. Sollte dieser jedoch wider Erwarten umkehren, würde er sich etwas Anderes einfallen lassen müssen. Eigentlich verbrachte Crocodile sehr gerne Zeit mit seinen Kindern; sie waren allesamt recht unproblematisch und hatten meistens gute Laune. Nur heute war das Gegenteil der Fall: Weil Corazon, Zoro, Mihawk und Monet den ganzen Tag lang drinnen bleiben mussten, waren sie ungemein verärgert und niedergeschlagen. Aus ihrem Frust machten die vier Welpen keinen Hehl: Mit enttäuschten Gesichtern ließen sie sich auf dem Boden nieder und sprachen kein Wort, weder untereinander noch mit ihm. Die fröhliche und entspannte Atmosphäre, die normalerweise herrschte, war vollständig dahin. Crocodile rollte mit den Augen. Er konnte verstehen, dass seine Kinder lieber draußen auf der Wiese oder am See gespielt hätten, doch trotzdem empfand er diese trotzige Reaktion als ein wenig übertrieben. Immerhin war ihre Höhle sehr groß; sie konnten auch drinnen herumtoben und Verstecken oder Fangen spielen. Wahrscheinlich, dachte Crocodile sich, war das verhängte Verbot gar nicht der Hauptgrund für die Enttäuschung der Welpen. Viel eher lag es an der fehlender Rechtfertigung. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass Doflamingo oder er ihren Kindern irgendetwas nicht erlaubten: Doch sie bemühten sich stets um eine vernünftige Begründung. Corazon, Zoro, Mihawk und Monet sollten verstehen, dass die Verbote einem Zweck dienten und nicht einfach willkürlich ausgesprochen wurden. In diesem Fall hatte Crocodile jedoch auf eine Rechtfertigung verzichtet. Er wollte vermeiden, dass die Welpen Angst bekamen. Vor allem Corazon würde vermutlich in absolute Panik ausbrechen, wenn er davon hörte, dass im Wald tatsächlich ein fremder, potenziell gefährlicher Wolf umherschlich. Crocodile wollte seinem ältesten Sohn nicht das Gefühl vermitteln, dessen Alptraum wäre zur Realität geworden. Schlussendlich entschied Crocodile, dass er versuchen würde seine Kinder ein wenig aufzumuntern. „Wollen wir Verstecken spielen?“, fragte er sie und bemühte sich um einen möglichst unbefangen klingenden Tonfall. „Hm-m“, machte Zoro und schüttelte den Kopf. „Ich möchte nach draußen“, sagte Mihawk und sah ihn aus flehenden Augen heraus an. „Ich möchte auch für Daddy eine Blumenkette machen.“ „Wo ist Daddy?“, fragte Corazon und streichelte das Kaninchenfell, das in seinem Schoß lag. „Doflamingo ist jagen“, antwortete Crocodile. „Aber er war doch gestern schon jagen“, wendete Monet ein. „Gestern hatte er einen schlechten Tag“, erklärte Crocodile. „Er konnte nichts erbeuten. Deswegen ist er noch einmal losgezogen.“ „Müssen wir verhungern, wenn Daddy heute auch wieder einen schlechten Tag hat?“, fragte Zoro. Sofort wurde Crocodile an das Gespräch zurückerinnert, das er vor einigen Tagen mit seinem Partner geführt hatte: Doflamingo behauptete, die Kinder würden sich Sorgen machen, weil es ihnen beiden immer schwerer fiel genug Fleisch für die ganze Familie zu erbeuten. Aus diesem Grund hatte sich Zoro davongemacht gehabt: Um zusätzliche Nahrung herbeizuschaffen. „Unsinn“, versuchte Crocodile die Sorgen seiner Kinder zu zerstreuen. „Wir verfügen über einen großen Vorrat. Selbst wenn Doflamingo sehr viele schlechte Tage hintereinander hat, muss keiner von uns hungern.“ „Aber die Speisekammer ist fast leer“, meinte Mihawk. „Daddy hat gestern doch zu dir gesagt, dass nur noch ein paar Rebhühner da sind.“ „Doflamingo war in der Stadt“, erwiderte Crocodile, „und hat dort sehr viel Nahrung besorgt. Unser Vorrat ist also groß genug.“ Es war ihm schrecklich unangenehm, dass Mihawk sein Gespräch mit Doflamingo mitbekommen hatte. Der Wolf war sich unsicher gewesen, ob er nicht noch einen Jagdzug starten sollte, ehe er zur Verfolgung des fremden Gestaltenwandlers ansetzte. Am Ende beschlossen sie beide, dass Letzteres im Augenblick die höhere Priorität hatte. Vor allen Dingen angesichts der Tatsache, dass sie über mehr als genug Hundefutter verfügten. Um das Thema zu wechseln, fügte Crocodile hinzu: „Zerbrecht euch über diese Dinge nicht den Kopf. Lasst uns lieber spielen. Ihr versteckt euch und ich komme euch suchen, ja?“ Leider ließen sich seine Kinder nicht so leicht wie erhofft ablenken. „In den Dosen, die in der Speisekammer stehen, ist Fleisch drin?“, hakte Mihawk mit verwundert klingender Stimme nach. Crocodile nickte. „Genau. Es ist als Reserve für den Notfall gedacht. Darauf können wir zurückgreifen, wenn Doflamingo und ich beim Jagen nicht so viel Glück haben sollten.“ „Aber wird das Fleisch denn nicht schlecht?“, wollte Corazon wissen. „Es ist doch schon ganz schön lange in diesen Dosen drin.“ „Ihhhh!“, machte Monet und verzog das Gesicht. „Verdorbenes Fleisch ist widerlich!“ „Es ist nicht verdorben“, versuchte Crocodile die Welpen zu beruhigen. Um ehrlich zu sein, wusste er selbst nicht so recht, warum das Dosenfutter nicht schlecht wurde. Zwar hatte er sich die ersten beiden Jahrzehnte seines Lebens fast ausschließlich von in dieser Weise verpacktem Fleisch ernährt, doch die Frage, wie es haltbar gemacht wurde, war ihm nie in den Sinn gekommen. Er hatte es nicht anders gekannt: Im Gegensatz zu seinen Kindern war es für ihn völlig normal, wenn Nahrung aus der Dose oder Tüte kam. „Die Dose, in der das Fleisch drin ist, verhindert, dass es verfault. Wenn man sie nicht öffnet, bleibt der Inhalt viele Monate lang haltbar.“ Mit dieser Erklärung schienen sich die Welpen zum Glück zufrieden zu geben. (Worüber Crocodile sehr erleichtert war: Er hätte nicht erklären können, wie genau dieser Vorgang der Konservierung vonstatten ging.) „Schmeckt das Fleisch aus der Dose denn auch?“, fragte Zoro mit skeptisch klingender Stimme. „Mir zumindest schmeckt es sehr gut“, antwortete Crocodile. „Du hast es also schon probiert?“, hakte Mihawk nach. „Ich habe früher selbst in der Stadt gelebt“, erwiderte Crocodile, „und mich lange Zeit nur von Fleisch aus Dosen und Tüten ernährt. Ich finde es lecker.“ „Wirklich?“ Seine Kinder machten große Augen. „Du kommst gar nicht aus dem Wald?“ Crocodile nickte. „Doflamingo lebt seit seiner Geburt hier“, erklärte er. „Aber ich stamme ursprünglich aus der Stadt.“ Plötzlich erweckten alle vier Welpen einen überaus neugierigen Eindruck. Die schlechte Stimmung, die bis vor ein paar Minuten noch geherrscht hatte, schien verflogen zu sein. Crocodile musste ein erleichtertes Seufzen unterdrücken. Er kam mit seinen Kindern deutlich besser zurecht, wenn diese gute Laune hatten. „Warum hast du dein altes Zuhause verlassen?“, wollte Mihawk wissen. „Und wie lange ist das her?“, fragte Corazon mit sehr neugierig klingender Stimme. „Wie ist die Stadt? Welche Tiere gibt es dort? Und wie wohnen die Menschen?“ Zoros sprach so unfassbar schnell, dass Crocodile Schwierigkeiten hatte ihn überhaupt zu verstehen. „Wie hast du Daddy kennengelernt?“, fragte Monet und warf ihm einen gespannten Blick zu. Wie Doflamingo es vorausgesagt hatte, näherte sich der fremde Wolf der Brücke. Es handelte sich um ein sehr altes, von Menschenhand geschaffenes Bauwerk aus Stein. Die Brücke stand schon dort, solange Doflamingo sich erinnern konnte. Und den Gesprächen, die er früher mit seinen Eltern und anderen älteren Rudelmitgliedern geführt hatte, war zu entnehmen, dass sie schon lange vor seiner Geburt erbaut worden war. Da Menschen nie hierherkamen, ging Doflamingo davon aus, dass sie ihre Existenz längst schon vergessen hatten. Stattdessen wurde die alte Brücke von vielen Tieren und Gestaltenwandlern genutzt, welche auf sicherem Wege den reißenden Fluss überqueren wollten. Die Vorstellung, dass der andere Gestaltenwandler freiwillig über die Brücke ging und hoffentlich für immer verschwinden würde, erleichterte Doflamingo. Eine gewaltsame Lösung hatte er von Beginn an vermeiden wollen. Es wäre nicht der erste Wolf in seinem Leben gewesen, den er getötet hätte; doch Doflamingo scheute sich davor, andere Gestaltenwandler umzubringen, wenn diese keine direkte Gefahr darstellten. Außerdem sah er keinen Sinn darin unnötiges Risiko einzugehen. Doflamingo ging in der Nähe der Brücke hinter einem Johannisbeerstrauch in Deckung. Er hatte den fremden Gestaltenwandler eingeholt und wollte hier auf diesen warten. Wenn er sicher war, dass dieser die Brücke überquert hatte, würde er sich auf den Weg zurück nach Hause machen. Unterwegs würde er ein paar Marder oder Rebhühner erbeuten, um seiner Familie mit dem delikaten Fleisch eine Freude zu machen. Ihre Speisekammer war fast leer. Es dauerte nicht lange, bis der andere Wolf auftauchte. Doflamingo saugte scharf die Luft zwischen den Zähnen ein: Der Gestaltenwandler war in der Gestalt seines Tiergeistes fast ebenso groß wie er. Auch in anderer Hinsicht sah dieser ihm ähnlich: Sein Fell hatte eine helle Farbe und seine Augen waren blau. Es handelte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit also wirklich um einen Wolf, der aus dem Norden stammte. Doflamingo sah sich in seiner Theorie immer weiter bestätigt. Doch bei der Augen- oder Fellfarbe handelte es sich nicht um die Merkmale, die Doflamingo als allererstes auffielen: Viel markanter und aufsehenerregender waren die vielen Narben, die den Körper des anderen Gestaltenwandlers bedeckten. Die meisten schienen von Bisswunden und Prankenhieben zu stammen. Viele waren noch nicht vollständig verheilt. Doflamingo wusste nicht so recht, was er von dem Erscheinungsbild des anderen Gestaltenwandlers halten sollte. Auf der einen Seite empfand er Anerkennung; offensichtlich hatte es dieser Wolf erst vor kurzem mit zahlreichen Gegnern aufgenommen und war als Sieger aus dem Kampf hervorgegangen. Auf der anderen Seite war Doflamingo eine sehr misstrauische Person. Dieser Gestaltenwandler hätte Crocodile und den Kindern definitiv gefährlich werden können. Es erleichterte ihn, dass sich dieses Problem von selbst löste, indem der andere Wolf die Brücke überquerte und hoffentlich niemals wiederkehrte. Leider kam es dann allerdings doch ganz anders: Tatsächlich näherte sich der fremde Wolf der steinernen Brücke. Doch anstatt sie zu überqueren, blieb er vor ihr stehen und nahm seine menschliche Gestalt an. Furchtlos ließ er seinen Blick über die Umgebung schweifen. Einen Moment später sagte er mit ruhiger, doch durchdringender Stimme: „Komm heraus, Doflamingo. Ich weiß, dass du hier irgendwo bist. Du brauchst dich nicht zu fürchten: Ich habe nicht vor dich in eine Falle zu locken. Ich möchte einfach nur mit dir reden. Wenn unser Gespräch beendet ist, das verspreche ich dir, werde ich diese Brücke überqueren und für immer verschwinden.“ Damit hatte Doflamingo nicht gerechnet; die Ansage des fremden Gestaltenwandlers nahm ihn den Wind aus den Segeln. Woher wusste dieser überhaupt wie er hieß? Doflamingo zögerte. Sollte er auf die Forderung des Wolfes eingehen? Oder würde ihn Tsurus rachsüchtiges Rudel kampfbereit erwarten, sobald er aus seinem Versteck hervorkam? Verunsichert reckte Doflamingo die Nase in die Höhe: Er konnte den Geruch keines weiteren Gestaltenwandlers wahrnehmen. Offensichtlich waren sie beide allein. Am Ende beschloss Doflamingo das Risiko in Kauf zu nehmen. Er nahm seine menschliche Gestalt an und näherte sich langsamen Schrittes dem fremden Wolf. Jederzeit war er bereit sich wieder zu verwandeln und die Flucht zu ergreifen. Doflamingo war sich dessen bewusst, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. Doch die Neugierde siegte: Er wollte unbedingt herausfinden, woher der andere Gestaltenwandler seinen Namen kannte. Wer war er und was wollte er von ihm? „Bis vor etwa fünf Jahren habe ich gemeinsam mit meinen beiden Brüdern drüben in der Stadt gelebt“, erzählte Crocodile seinen Kindern. „Lange Zeit ging es uns Dreien sehr gut, doch irgendwann gerieten wir in einen Konflikt mit einem Menschen namens Smoker.“ Crocodile hielt für einen kurzen Moment inne. Auf der einen Seite belog er seine Kindern nur ungern, doch auf der anderen Seite wollte er diese mit der grausamen Geschichte über seine Vergangenheit nicht schockieren. Er bemühte sich darum möglichst nah an der Wahrheit zu bleiben, doch sparte das eine oder andere zu brutale Detail wohlweislich lieber aus. „Er konnte Gestaltenwandler nicht ausstehen und es entbrannte ein heftiger Kampf zwischen uns. Leider war Smoker im Vorteil, da er im Gegensatz zu meinen Brüdern und mir über eine Waffe verfügte: Eine schwere Axt.“ „Was ist eine Axt?“, fragte Mihawk mit leiser Stimme. Die vier Welpen hatten sich auf den Boden gelegt und lauschten gespannt seinen Worten. „Eine Axt ist ein Werkzeug aus Metall“, erklärte Crocodile. „ Sie verfügt über ein sehr scharfes Ende. Die Menschen benutzen es, um Holz zu hacken.“ Manchmal vergaß er, dass seinen Kindern die Welt der Menschen praktisch völlig fremd war. Sie wussten zwar darüber Bescheid, dass Menschen in Häusern aus Stein wohnten, neben Fleisch auch andere Nahrungsmittel zu sich nahmen und über keinen Tiergeist verfügten, doch eine wirkliche Vorstellung davon, wie die Menschen lebten, hatten sie nicht. Keiner von ihnen war jemals in der Stadt gewesen; sie kannten diesen dubiosen Ort nur aus den Erzählungen ihrer Eltern. Obwohl es Crocodile manchmal seltsam vorkam, dass seine Kinder nur so wenig von der Gesellschaft wussten, in der er selbst zwei Jahrzehnte lang gelebt hatte, war ihm dies im Grunde doch recht: Corazon, Zoro, Mihawk und Monet sollten in Freiheit aufwachsen. Sie gehörten in den Wald und nicht in die Stadt. „Schlussendlich gelang es meinen beiden Brüdern und mir Smoker zu überwältigen, doch der Preis für unseren Sieg war hoch: Mit seiner Axt hatte er sowohl Mihawk als auch Zoro schlimm erwischt. Leider überlebten sie beide nicht. Nach dem Tod meiner Brüder verließ ich die Stadt und machte mich stattdessen auf den Weg in den Wald.“ „Und im Wald hast du dann Daddy getroffen?“, fragte Monet in einem sehr bedächtig klingenden Tonfall. Crocodile nickte. „Als ich ihm das allererste Mal begegnet bin, war Doflamingo in der Gestalt seines Tiergeistes unterwegs“, meinte er. „Ich habe mich furchtbar erschrocken. Sein Maul war ganz blutverschmiert, weil er gerade erst ein Reh gerissen hatte.“ Sehr lebhaft konnte Crocodile sich noch an die erste Begegnung mit seinem Partner zurückerinnern. Er hatte sofort panisch die Flucht ergriffen. „Hinterher hat er sich allerdings als ein sehr freundlicher und fürsorglicher Gestaltenwandler herausgestellt. Er nahm mich bei sich Zuhause auf, versorgte meine Wunden und gab mir von seiner Beute ab. Mit der Zeit kamen wir uns immer näher.“ „Und seitdem lebt ihr hier in unserer Höhle“, beendete Corazon die Geschichte. „Richtig“, sagte Crocodile und nickte. „Daddy ist ein echter Held!“, meinte Monet mit enthusiastisch klingender Stimme und klatschte in die Hände. „Das stimmt“, pflichtete Zoro seiner Schwester bei. „Er hat Papa gerettet.“ Dann wendete er sich direkt an ihn: „Wärst du gestorben, wenn Daddy dir nicht geholfen hätte, Papa?“ „Vielleicht“, erwiderte Crocodile zögerlich. „Zu der Zeit, als Doflamingo mich aufnahm, tobte ein schlimmer Sturm. Und ihr wisst ja, dass schlechtes Wetter sehr gefährlich werden kann. Hagelkörner, Blitze und herabfallende Äste können schwere Verletzungen verursachen oder sogar zum Tod führen.“ „Dürfen wir deswegen nicht nach draußen?“, fragte Monet. „Wird heute wieder ein Unwetter aufziehen?“ „Das ist nicht unmöglich“, antwortete Crocodile und wich dem Blick seiner kleinen Tochter aus. Bei einem gefährlichen Sturm handelte es sich um die ideale Ausrede, dachte er sich, und beschloss kurzerhand auf den fahrenden Zug aufzuspringen. „Doflamingo und sind uns nicht ganz sicher, was das Wetter angeht. Doch für den Fall der Fälle sollten wir heute lieber drinnen bleiben. Schließlich möchten wir nicht, dass euch irgendetwas zustößt.“ „Daddy ist draußen“, wendete Zoro mit besorgt klingender Stimme ein. „Hoffentlich zieht der Sturm nicht auf, bevor Daddy wieder da ist“, meinte Corazon und klammerte sich an das Kaninchenfell, das er in seinen Händen hielt. „Ich möchte nicht, dass ihm etwas Schlimmes passiert. Ich habe Daddy lieb. Er sollte heute lieber Zuhause bleiben.“ An Doflamingo hatte er gar nicht gedacht gehabt, verdammt! „Macht euch keine Sorgen“, sagte Crocodile und bemühte sich um einen zuversichtlich klingenden Tonfall. „Doflamingo ist ein großer und starker Wolf. Bestimmt kommt er schon bald mit ein paar leckeren Rebhühnern nach Hause.“ „Ich möchte lieber, dass Daddy in Sicherheit ist“, erwiderte Zoro. „Das verstehe ich“, lenkte Crocodile ein. „Mir wäre es auch lieber, wenn er heute Zuhause geblieben wäre. Aber er muss nun einmal jagen.“ „Wir können auch einen Tag nichts essen“, meinte Monet. „Und wir haben ja auch noch das Fleisch aus den Dosen“, warf Mihawk ein. „Ganz ruhig“, sagte Crocodile und bereute es bereits seine Kinder bezüglich des Sturms angelogen zu haben. Er hatte nicht beabsichtigt diese in Sorge zu versetzen. Ganz im Gegenteil: Eigentlich wollte er sie ja beruhigen. „Nun brecht mal nicht in Panik aus. Das Unwetter ist ja noch gar nicht da. Wer weiß auch, ob es heute überhaupt aufziehen wird. Und außerdem ist Doflamingo sehr, sehr stark. Ich verspreche euch, dass er unversehrt wieder nach Hause kommt.“ „Bist du dir sicher?“, hakte Monet nach. „Ganz sicher“, antwortete Crocodile. „Es besteht kein Grund zur Sorge. Bei der Regel, die Höhle heute nicht zu verlassen, handelt es sich lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme. Niemand ist in Gefahr. Auch Doflamingo nicht.“ ~ Als er diese Namen hörte, spannte sich sofort Doflamingos gesamter Körper an. „Was hast du mit ihnen zu schaffen gehabt?“, fragte er und saugte scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „Bist du ihr Verbündeter?“ Sollte der andere Wolf tatsächlich zu Tsurus Rudel gehören, dann sah Doflamingo keinen Grund mehr, wieso er sich noch zurückhalten sollte. Diese furchtbaren Gestaltenwandler hatten geplant seinen Partner zu entführen und die Drillinge zu töten! Und außerdem hatten sie seinen ältesten Sohn völlig skrupellos zurückgelassen! Keiner, der ihrem Rudel angehörte, verdiente etwas besseres als den Tod! (Auszug aus Kapitel 7) bye sb Kapitel 7: Part II: Begegnung ----------------------------- „Woher weißt du, wer ich bin?“, fragte Doflamingo mit zu Schlitzen verengten Augen, während er sich bedächtig dem fremden Gestaltenwandler näherte. Er verspürte keine Angst, doch hielt es für klüger vorsichtig und kampfbereit zu bleiben: Auch wenn sein Gegenüber behauptet hatte, ihn nicht in eine Falle locken zu wollen, traute er diesem natürlich nicht über den Weg. „Das Wolfsrudel, dem einst auch Tsuru, Akainu und die Anderen angehörten, erzählten mir von dir.“ Als er diese Namen hörte, spannte sich sofort Doflamingos gesamter Körper an. „Was hast du mit ihnen zu schaffen gehabt?“, fragte er und saugte scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „Bist du ihr Verbündeter?“ Sollte der andere Wolf tatsächlich zu Tsurus Rudel gehören, dann sah Doflamingo keinen Grund mehr, wieso er sich noch zurückhalten sollte. Diese furchtbaren Gestaltenwandler hatten geplant seinen Partner zu entführen und die Drillinge zu töten! Und außerdem hatten sie seinen ältesten Sohn völlig skrupellos zurückgelassen! Keiner, der ihrem Rudel angehörte, verdiente etwas besseres als den Tod! Doch der fremde Gestaltenwandler schüttelte den Kopf. „Mein Name ist Marco“, sagte er, „und ich gehörte früher einem Rudel an, dessen Revier etwa sieben Tagesmärsche in östliche Richtung lag.“ „Früher?“, hakte Doflamingo skeptisch nach. Noch immer war er sich nicht sicher, was er von seinem Gesprächspartner halten sollte. „Mein Rudel wurde vor drei Jahren vernichtet“, erklärte Marco; Doflamingo spürte, dass der Schmerz, der in dessen Stimme mitschwang, echt war. „Tsuru und ihre Leute fielen bei Nacht über uns her. Sie waren in der Überzahl und unser Rudelanführer war ein bereits sehr alter Wolf. Mir war sofort klar, dass wir keine Chance gegen sie hatten. Trotzdem wollte ich gegen sie kämpfen, notfalls bis ich sterbe. Jedes Mitglied ihres Rudels, das ich mit in den Tod riss, würde meinem Ableben ein wenig mehr Sinn verleihen, dachte ich mir. Doch unserer Anführer befahl mir gemeinsam mit meiner Partnerin zu fliehen. Ich wollte meine Familie nicht im Stich lassen, doch weil meine Partnerin damals hochschwanger war, überwand ich meinen Stolz und wir beide stahlen uns davon.“ Marco hielt für einen kurzen Moment inne und senkte den Blick. „Leider blieb unsere Flucht nicht unbemerkt. Eines ihrer stärksten Rudelmitglieder, ein Wolf namens Akainu, verfolgte uns beide. Ich wies meine Partnerin an weiterzulaufen, während ich versuchte ihn aufzuhalten. Es gelang mir nicht ihn zu töten, doch nachdem ich ihn einige Stunden lang in Schach gehalten hatte, tauchte ein anderer Wolf aus meinem Rudel auf. Sein Name war Ace. Er rief mir zu, ich sollte meiner Partnerin folgen, und stürzte sich auf Akainu. Ich tat wie mir geheißen, doch inzwischen war sie schon lange fort. Ich konnte ihre Fährte nicht mehr wiederfinden.“ „Was ist dann passiert?“, fragte Doflamingo und schluckte schwer. Er ahnte bereits, auf welches Ende diese Geschichte hinauslaufen würde. Allmählich wurde ihm auch klar, um wen es sich bei dem fremden Wolf handelte und wieso er hierher gekommen war. „Ich habe meine Partnerin niemals wiedergesehen“, antwortete Marco. „Tagelang suchte ich nach ihr, doch sie blieb verschwunden. Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass es keinen Sinn machte die Suche fortzusetzen. Ich kehrte zu meinem Rudel zurück, doch der Anblick, der sich mir bot, war schrecklich: Tsurus Rudel hatte meine Leute besiegt. Niemand war mehr am Leben. Kein einziger.“ „Hast du sie gerächt?“ Doflamingo blickte Marco ernst an. „Weil ich wusste, dass ich im Augenblick keine Chance gegen sie hatte, zog ich mich zurück“, erklärte Marco. „Ich ging fort, um Verbündete zu suchen, die gemeinsam mit mir gegen Tsuru und ihr Rudel kämpfen würden. Doch niemand wollte sich mir anschließen. Während ich versuchte andere Rudelanführer zum gemeinsamen Angriff zu überreden, zogen Tsurus Leute vom Osten in den Norden. Dort blieben sie allerdings auch nicht allzu lange, wie ich hörte. Aus irgendeinem Grund verschwanden sie einige Monate nach dem Anschlag auf mein Rudel vollständig aus dieser Gegend. Es dauerte mehr als zwei Jahre, bis ich sie erneut ausfindig gemacht und die umliegend lebenden Wolfsrudel mobilisiert hatte. Gemeinsam attackierten wir sie. Es gelang uns jedes einzelne Mitglied ihres Rudels zu töten. Wir ließen keinen am Leben.“ „Das freut mich zu hören“, sagte Doflamingo. Er meinte seine Worte ehrlich, doch seine Skepsis hatte sich trotzdem noch nicht vollständig aufgelöst.„Aber diese Geschichte erklärt nicht, wieso du meinen Namen kennst und aus welchem Grund du hier bist.“ „Als sie sahen, dass für sie keine Aussicht auf Sieg bestand, begannen einige der Wölfe zu betteln“, sagte Marco. „Sie erzählten mir, dass meine Kinder nicht tot seien. Natürlich glaubte ich ihnen nicht. Ich hielt ihre Worte für dummes Gerede und dachte mir, dass sie alles erzählen würden, um begnadigt zu werden und mit dem Leben davonzukommen. Erst als ich bemerkte, dass ihre Geschichten sich inhaltlich deckten, schenkte ich ihnen Gehör. Tsurus Leute erzählte mir von einem Gestaltenwandler namens Doflamingo, der ihrem Rudel vor etwa zweieinhalb Jahren einen Besuch abgestattet hätte. Er behauptete, im Wald drei Welpen gefunden zu haben. Weil sein Partner und er die Drillinge jedoch nicht aufziehen wollten, suchten sie nach Adoptiveltern, die sich der Welpen annehmen würden. Am Ende wäre dieser Handel jedoch nicht zustande gekommen, meinten die Wölfe. Und weil sie sich schrecklich vor diesem Doflamingo fürchteten, wären sie so weit geflüchtet wie sie nur konnten.“ „Die Drillinge bleiben bei Crocodile und mir!“ Ehe Doflamingo sich versehen hatte, waren ihm diese Worte in einem extrem aggressiv klingenden Tonfall über die Lippen gekommen. „Wir geben sie nicht her! Niemals! Eher sterbe ich als dass ich mich von meinen Kindern trenne! Du wagst es lieber nicht sie mir wegzunehmen! Ich töte dich, ehe es soweit kommt!“ „Papa, wann kommt Daddy endlich nach Hause? Es ist schon spät.“ Während er sprach, knetete Corazon unruhig das Kaninchenfell, welches in seinem Schoß lag. Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. „Es dauert nicht mehr lange“, antwortete Crocodile und streichelte zärtlich das wellige Haar seines ältestes Sohnes. „Ist der Sturm schon aufgezogen?“, hakte Mihawk nach. „Bisher noch nicht“, meinte Crocodile kopfschüttelnd. „Ich habe eben erst nachgesehen: Der Himmel ist klar. Vielleicht haben Doflamingo und ich uns doch geirrt; vielleicht wird es heute überhaupt keinen Sturm geben.“ Bis vor kurzem noch war es Crocodile recht erfolgreich gelungen seine Kinder abzulenken. Nachdem er ihnen von seiner ersten Begegnung mit ihrem Vater erzählt hatte, hatten sie gemeinsam Verstecken und Fangen gespielt. Inzwischen waren die Welpen allerdings müde geworden. Gemeinsam hielten sie sich im Wohnbereich der Höhle auf; Corazon, Zoro, Mihawk und Monet kuschelten sich eng an ihn. Fast jede Stelle seines Körpers hatten die kleinen Gestaltenwandler eingenommen. Zoro und Monet (die beiden hatten wie fast immer am wildesten gespielt und getobt) waren die müden Augen längst schon zugefallen, doch Corazon und Mihawk nutzten die Gelegenheit, um erneut nach Doflamingo zu fragen. „Dürfen wir denn morgen wieder nach draußen?“, fragte Mihawk. „Den ganzen Tag bloß drinnen zu bleiben ist langweilig.“ „So schlimm war es heute doch gar nicht“, versuchte Crocodile seinen Sohn aufzumuntern. „Ganz im Gegenteil: Das Spielen hat sehr viel Spaß gemacht, finde ich.“ „Ich vermisse die Sonne“, erwiderte Mihawk. „Und die Wiese. Ich möchte für Daddy auch eine Blumenkette machen.“ „Ob ihr morgen wieder nach draußen dürft, kann ich euch erst sagen, wenn Doflamingo wieder da ist“, meinte Crocodile ausweichend. „Was das Wetter angeht, kennt er sich besser aus als ich. Falls er Entwarnung gibt, spricht nichts dagegen morgen wieder hinauszugehen.“ „Hoffentlich“, seufzte Mihawk. Seine Stimme klang leise und erschöpft; anscheinend befand auch er sich auf der Schwelle zum Einschlafen. Crocodile gab Mihawk, der rechts neben ihm lag, einen Kuss aufs Haar. Corazon, der sich erneut eng an seinen Rücken gekuschelt hatte, konnte er leider nicht erreichen. „Versucht jetzt zu schlafen“, flüsterte er und schloss selbst die Augen. „Macht euch keine Sorgen um Doflamingo. Ihm geht es gut. Das verspreche ich euch. Wenn ihr morgen aufwacht, ist er mit Sicherheit wieder da.“ „Ganz ruhig“, sagte Marco. Doflamingos Drohung schien ihn überhaupt nicht eingeschüchtert zu haben; er wirkte absolut gelassen. „Ich habe nicht vor die Drillinge zu mir zu holen.“ „Wieso bist du dann hier?“, wollte Doflamingo wissen. Ihn konnten die Worte des anderen Wolfes nicht überzeugen. „Wenn es dir nicht um deine leiblichen Kinder geht, warum hast du dann hunderte Kilometer zurückgelegt, nur um hierher zu kommen? Lüg mich nicht an!“ „Ich habe nicht behauptet, dass es mir nicht um die Drillinge geht“, erwiderte Marco mit ruhiger Stimme. „Doch ich bin nicht hier, um sie zu entführen. Ich wollte lediglich nachsehen, ob es ihnen gut geht.“ „Es geht ihnen hervorragend!“, meinte Doflamingo mit giftiger Stimme. Ihm missfiel die Anwesenheit des anderen Gestaltenwandlers. Er wünschte sich, Marco hätte sich niemals auf die Suche nach Zoro, Mihawk und Monet gemacht. Doflamingo hatte nicht damit gerechnet jemals auf einen leiblichen Elternteil seiner Kinder zu treffen. Er war auf ein solches Treffen überhaupt nicht vorbereitet. Natürlich war er sich dessen bewusst gewesen, dass die Drillinge nicht nur eine Mutter, sondern auch einen Vater haben mussten, doch wenn er ehrlich war, dann hatte er sich über diesen Umstand nie allzu viele Gedanken gemacht. „Das ist mir klar“, gab Marco zurück. „Ich beobachtete sie und deinen Partner eine Weile lang. Alle Welpen erwecken einen gut genährten und unversehrten Eindruck.“ „Natürlich tun sie das!“ Doflamingo konnte nicht anders als die Worten des anderen Wolfes als Vorwurf zu verstehen. „Was denkst du denn von mir? Dass ich meine Kinder hungern lasse oder sie schlage!?“ „Nicht alle Gestaltenwandler erziehen ihren Nachwuchs mit Liebe und Fürsorge“, meinte Marco. Noch immer klang seine Stimme unfassbar ruhig. Er stellte das krasse Gegenteil zu Doflamingo dar, der sich sehr unwohl fühlte und schrecklich aufgewühlt war. „Vor allen Dingen angesichts der Tatsache, dass ihr die Drillinge zuerst weggeben wolltest, war ich sehr besorgt. Doch meine Zweifel haben sich nicht bestätigt: Den Welpen scheint es unter eurer Obhut sehr gut zu gehen.“ „Seit sie bei Crocodile und mir sind, mussten sie nicht einen einzigen Tag lang Hunger leiden“, erwiderte Doflamingo. „Wir haben sie auch niemals frieren lassen oder ihnen wehgetan. Unsere Kinder sind unser ganzer Stolz. Unter keinen Umständen würden wir zulassen, dass es ihnen an irgendetwas fehlt.“ „Das freut mich zu hören“, sagte Marco und lächelte sogar ein klein wenig. Doflamingo knurrte leise. Ihm war sein Gegenüber schrecklich unsympathisch. Er hatte keine Lust mit einem anderen Wolf um seine Position als Vater der Drillinge zu konkurrieren: Zoro, Mihawk und Monet waren die Kinder von Crocodile und ihm, keinem sonst! „Du hast dich ja nun davon überzeugen können, dass es den Drillingen gut geht“, meinte Doflamingo in einem unfreundlichen Tonfall. „Du hast keinen Grund mehr, um dich weiterhin hier aufzuhalten. Also solltest du nun besser verschwinden. Du bist hier nicht willkommen!“ „Sobald unser Gespräch beendet ist, werde ich fortgehen und niemals wiederkehren“, gab Marco mit ruhiger Stimme zurück, „das verspreche ich dir. Wie gesagt, ich habe nicht vor die Drillinge zu mir zu holen. Wegen mir brauchst du dich nicht um deine Kinder zu sorgen.“ „Warum sollte ich deinen Worten Glauben schenken?“, spie Doflamingo dem anderen Gestaltenwandler entgegen. Er spürte, dass er immer gereizter wurde. „Wenn es dir lediglich darum ging, nach den Drillingen zu sehen, wieso hast du dann überhaupt angehalten, um mit mir zu sprechen? Du hättest einfach diese Brücke überqueren können, ohne dass ich jemals erfahren hätte, wer du in Wirklichkeit bist!“ „Wärst du mir nicht gefolgt, hätte ich das auch getan“, antwortete Marco. „Doch nun, da du schon einmal hier bist, wollte ich mir die Gelegenheit nicht engehen lassen allein mit dir zu sprechen.“ „Ich wüsste nicht, worüber wir beide noch reden sollten! Verschwinde endlich! Ich warne dich: Kommst du jemals wieder hierher zurück, droht dir der Tod!“ Doflamingo hatte kein Interesse daran das Gespräch mit dem anderen Wolf fortzuführen. Seiner Ansicht nach hatten sie beide bereits lange genug miteinander geredet. Er wünschte sich einfach bloß, dass Marco fortging und niemals zurückkam. Die Drillinge hatten bereits zwei Eltern; sie brauchten nicht noch ein drittes Elternteil. „Weißt du, wie meine Partnerin gestorben ist?“ Auch wenn die vier Welpen längst schon eingeschlafen waren, lag Crocodile noch sehr lange wach. Vor seinen Kindern hatte er versucht einen selbstsicheren und zuversichtlichen Eindruck zu erwecken, doch um ehrlich zu sein, begann selbst er sich allmählich Sorgen zu machen. Doflamingo war nun schon seit vielen Stunden fort. War es etwa zu einer kämpferischen Auseinandersetzung mit dem fremden Wolf gekommen? Schleppte sich sein Partner womöglich in genau diesem Augenblick schwerverletzt durch den Wald? Allein die Tatsache, dass er damit seine Kinder aus dem Schlaf reißen würde, hielt Crocodile davon ab sich zu schütteln. Noch immer lagen alle vier Welpen sehr nah bei ihm. Corazon kuschelte sich an seinen Rücken, Mihawk an seine Brust und Zoro und Monet hielten jeweils eines seiner Beine fest umklammert. Die Körperwärme, die sie ausstrahlten, und ihr gleichmäßiger Atem beruhigten ihn ein wenig. Vielleicht hat es auch einfach bloß sehr lange gedauert die Fährte des Gestaltenwandlers wiederzufinden, dachte Crocodile sich und streichelte Mihawk gedankenverloren durch sein dunkelblondes Haar. Doflamingo warf ihm oft vor, er wäre paranoid und übervorsichtig. Nichtsdestotrotz wünschte er sich, sein Partner würde endlich nach Hause kommen. Was sollte er bloß Corazon, Zoro, Mihawk und Monet erzählen, wenn ihr Vater weiterhin verschwunden blieb? Immerhin hatte er seinen Kindern versprochen, dass dieser wieder da sein würde, wenn sie am nächsten Morgen aufwachten. Crocodile seufzte leise. Die Welpen liebten Doflamingo mindestens ebenso sehr wie er; sie würden umkommen vor Sorge! Und vermutlich würde es ihm nicht noch einmal gelingen sie über einen längeren Zeitraum abzulenken. Vor allen Dingen dann nicht, wenn sie erneut einen Tag drinnen verbringen mussten, weil sie aufgrund der fehlenden Entwarnung seitens Doflamingo ihr Zuhause immer noch nicht verlassen durften. Gedankenverloren ließ Crocodile den Blick durch den Wohn- Schlafbereich der Höhle schweifen: Nirgendwo war Kinderspielzeug zu sehen. Früher hatte er des Öfteren darüber nachgedacht, ob er nicht in einen Ausflug in die Stadt machen und ein paar Spielsachen besorgen sollte, doch am Ende war aus diesen Gedankenspielen nie etwas geworden. Als Crocodile noch ein Kitten war, hatte er Unmengen an Spielzeug besessen; Tashigi hatte seinen beiden Brüdern und ihm ständig irgendetwas mitgebracht. Noch sehr gut konnte er sich an die bunte Stoffmaus erinnern, die er immer mit sich herumgeschleppt hatte. Oder an das dunkelblaue Wollknäuel, das er gerne die Treppe hinunterstieß. Manchmal hatte er auch gemalt oder ferngesehen. Doch Corazon, Zoro, Mihawk und Monet benötigten solche Dinge eigentlich nicht. Im Regelfall verbrachten sie den ganzen Tag draußen; Stöcke und Steine waren ihr Spielzeug, die Wiese und der See ihr Spielplatz. Die Welpen besaßen so unfassbar viel Freiheit und ihre Umgebung bot ihnen täglich so viel Abwechslung, dass es nie nötig gewesen war sie mit Fernsehsendungen oder Malstiften zu unterhalten. Vielleicht handelte es sich aber trotzdem nicht um eine schlechte Idee, dachte Crocodile sich, das eine oder andere Spielzeug aus der Stadt zu besorgen. Damit die Kinder in Ausnahmefällen (wie diesem hier) nicht sofort zu jammern und zu quengeln begannen. Der heutige Tag war im Großen und Ganzen nämlich beileibe keine schöne Erfahrung gewesen: Alle paar Minuten hatten Corazon, Zoro, Mihawk und Monet gefragt, wann sie denn endlich wieder nach draußen dürften. Crocodile beschloss seine Idee mit Doflamingo zu besprechen, sobald dieser wieder nach Hause gekommen war. Er biss sich auf die Unterlippe. Hoffentlich dauerte es nicht mehr lange. ~ „Hau ab, du verdammter Hund!“, knurrte Doflamingo mit nach hinten an den Kopf angelegten Ohren. „Verschwinde! Lauf so schnell du kannst oder ich bringe dich an Ort und Stelle um!“ Um zu beweisen, dass es sich nicht um eine leere Drohung handelte, nahm Doflamingo die Gestalt seines Tiergeistes an. Knurrend und jaulend rannte er auf den anderen Gestaltenwandler zu. Marco gelang es gerade noch rechtzeitig sich zu verwandeln und schnellen Schrittes die steinerne Brücke zu überqueren. (Auszug aus Kapitel 8) bye sb Kapitel 8: Part II: Schuld -------------------------- Mit dieser Frage hatte Doflamingo nicht gerechnet gehabt. Eigentlich wollte er den anderen Wolf fortscheuchen; ihm lagen bereits ein paar böse Worte auf der Zunge, doch er schluckte sie hinunter. Es verging etwa eine halbe Minute, ehe Doflamingo zu erzählen begann: „Vor zweieinhalb Jahren stieß mein Partner bei der Jagd zufällig auf drei Welpen, die in einer kleinen Kuhle im Erdboden lagen. Sie waren nackt und völlig schutzlos.“ Noch immer hegte Doflamingo keine Sympathien für Marco; doch trotzdem brachte er es einfach nicht über sich ihm seinen Wunsch zu verwehren. Wenn er selbst sich in Marcos Situation befände, dachte er sich, dann würde er auch in Erfahrung bringen wollen, was mit seinem Partner geschehen war. Und mit seinen Kindern. Auch wenn sie alle womöglich längst schon tot waren... Doflamingo wusste aus eigener Erfahrung, wie wichtig es war mit der Vergangenheit abzuschließen, damit man seinen Blick endlich wieder auf die Zukunft richten konnte. „Zuvor hatte ich bereits den Geruch eines weiblichen Gestaltenwandlers mit dem Tiergeist eines Wolfes ausgemacht“, fuhr Doflamingo fort. „Ich ahnte, dass es sich bei diesen Welpen um die Kinder jener Wölfin handelte. Mein Partner wollte sie mit nach Hause nehmen und sich um sie kümmern. Weil ich es jedoch nicht für richtig hielt, sie der Wölfin einfach wegzunehmen, drängte ich Crocodile dazu die Drillinge in Ruhe zu lassen und nach Hause zurückzukehren. Doch bei meinem Partner handelt es sich um eine sehr sture und eigenwillige Person: In der folgenden Nacht schlich er sich heimlich aus unserer Höhle. Als ich sein Verschwinden bemerkte, war mir natürlich sofort klar, wohin er gegangen war; ich verfolgte ihn bis zu jener Kuhle, die wir am Tag zuvor entdeckt hatten.“ Doflamingo hielt für einen Moment inne. Er erinnerte sich noch sehr gut an den Fund der Drillinge; man könnte meinen es wäre erst gestern gewesen. Trotzdem fiel es ihm nicht leicht darüber zu sprechen; immerhin war es Zoros, Mihawks und Monets leiblicher Vater, der ihm zuhörte. Doflamingo senkte den Blick, ehe er fortfuhr: „Die Welpen waren nicht allein: Neben ihnen lag der Kadaver einer Wölfin. Ich weiß nicht, wer sie ihr zugefügt hat, doch ihr Körper war übersät mit Wunden. Wir konnten nichts mehr für sie tun. Nun ja, außer uns um ihre Kinder zu kümmern natürlich.“ Marco war ganz still; er gab überhaupt keinen Ton von sich. Auch sein Gesicht war völlig ausdruckslos. Er wirkte wie versteinert, fand Doflamingo. „Es war ein sehr schockierender Anblick“, fuhr er fort, weil ihn das Schweigen des anderen Gestaltenwandlers bedrückte. „Meinen Partner traf es besonders schwer. Crocodile kommt ursprünglich aus der Stadt und lebte zu diesem Zeitpunkt erst seit zwei Jahren bei mir. Ich spürte überdeutlich, dass ihn dieser furchtbare Anblick sehr stark mitnahm. Ich kann mich auch noch ganz genau an seine Worte erinnern. Sie ist zu ihren Kindern zurückgekommen, sagte er zu mir. Vielleicht hatte sie noch Hoffnung. Sie konnte ihre Kindern nicht einfach im Stich lassen.“ Marco nickte langsam. Doflamingo sah, dass er schwer schluckte. „Vielen Dank“, sagte er mit belegter Stimme, „dass du mir davon erzählt hast. Jahrelang habe ich mich gefragt, was mit meiner Partnerin passiert ist. Ob sie noch lebt oder längst schon tot ist. Nun habe ich endlich Gewissheit.“ „Es tut mir sehr leid.“ Keine Spur von Hohn oder Missgunst schwang in seiner Stimme mit; Doflamingos Worte waren ehrlich gemeint. „Darf ich dir noch eine weitere Frage stellen? Nur noch eine einzige? Danach werde ich für immer verschwinden. Wie versprochen.“ „In Ordnung.“ „Wie heißen sie?“, wollte Marco wissen. „Die Drillinge? Ich habe nur den Namen eures ältesten Sohnes mitbekommen. Corazon, nicht wahr?“ Doflamingo nickte. „Die Drillinge heißen Zoro, Mihawk und Monet“, erklärte er. „Zoro und Mihawk sind die Namen der Brüder meines Partners gewesen. Monet war eine Freundin von mir; sie starb vor vielen Jahren, als sie mich vor einem menschlichen Jäger beschützte.“ „Einer der beiden Jungen hat dunkleres Haar...“, begann Marco. Doflamingo wusste sofort, worauf der andere Wolf hinauswollte. „Der dunkelblonde Welpe heißt Mihawk“, beantwortete er die unausgesprochene Frage. „Zoro und Monet haben hellblondes Haar.“ Bisher verlief die Nacht sehr ruhig. Lediglich das Geräusch von gleichmäßigen, wenn auch rhythmisch sehr unterschiedlichen Atemzügen erfüllte den Wohn- und Schlafbereich der Höhle; es beruhigte Crocodile ein wenig. Müsste er deswegen nicht seine Kinder allein lassen, hätte er sich längst schon auf die Suche nach seinem Partner gemacht. Mit jeder Minute, die verging, ohne dass Doflamingo heimkehrte, wuchs Crocodiles Sorge. Es kam nur äußerst selten vor, dass der Wolf so lange fortblieb. Mihawk, der noch immer an seiner Brust lag, drehte sich im Schlaf mehrmals. Eigentlich war der kleine Welpe weniger wild als seine Geschwister, doch nachts kehrte sich dessen ruhiges Wesen häufig ins Gegenteil um: Wenn Mihawk tief und fest schlief, drehte er sich um die eigene Achse oder schlug um sich. Kaum hatte Crocodile seinen Gedanken zu Ende geführt, spürte er, wie sein Sohn ihm unabsichtlich gegen den Unterbauch trat. Um seine schlafenden Kinder nicht aufzuwecken, saugte Crocodile bloß scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. Auch wenn Mihawk erst drei Jahre alt war, verfügte er über eine immense Kraft. Eigentlich dürfte es ihn nicht wundern, dachte Crocodile, während er sich mit der rechten Hand über den schmerzenden Bauch rieb, dass der kleine Welpe sich heute Nacht besonders wild bewegte. Immerhin hatte er nur wenige Möglichkeiten gehabt, um seine überschüssige Energie loszuwerden. Normalerweise sorgten Doflamingo und er dafür, dass ihre Kinder voll ausgelastet wurden: Jeden Tag gingen sie zum Spielen nach draußen. Corazon, Zoro, Mihawk und Monet durften rennen, springen, schreien und klettern so viel sie nur wollten. Heute jedoch waren die Welpen dazu verdonnert worden drinnen zu bleiben. Und auch wenn die Höhle sehr weitläufig war, konnte sie dem immensen Bewegungsdrang ihrer vier jüngsten Bewohner nicht gerecht werden. „Pass bitte gut auf sie auf“, bat Marco. „Auf sie alle. Lass sie nicht frieren oder hungern.“ „Ich verspreche es“, erwiderte Doflamingo. „Unter der Obhut von Crocodile und mir wird es ihnen an nichts fehlen. Wir lieben unsere Kinder mehr als alles Andere auf der Welt.“ „Du kannst dir nicht vorstellen, wie unfassbar erleichtert ich bin“, meinte der andere Gestaltenwandler. Er schloss seine Augen und atmete mehrmals tief ein und aus. „Die Wölfe, die Tsurus Rudel angehören, erzählten mir schreckliche Dinge über dich. Sie sagten, du hättest vorgehabt den Drillingen das Genick zu brechen, solltest du keine passenden Adoptiveltern finden. Und dass du völlig grundlos einige Mitglieder ihrer Gruppe getötet hättest.“ „Ich töte niemals grundlos“, meinte Doflamingo mit ernster Stimme. „Tsurus Leute haben versucht mich umzubringen. Nachdem ich Akainu, ihr stärkstes Rudelmitglied, erledigt hatte, wollten sie meine Kinder töten und meinen Partner entführen, um mich zu erpressen. Sie haben nichts Besseres als den Tod verdient! Nachdem ich sichergestellt hatte, dass meine Familie in Sicherheit war, kehrte ich zurück, um ihr furchtbares Rudel auszulöschen. Doch sie waren bereits weitergezogen. Das einzige, was sie zurückließen, waren Knochen, zerlöcherte Decken und einen kleinen Welpen. Ich bin froh, dass Tsurus Rudel nun endlich für immer vernichtet worden ist.“ „Sie erzählten mir von ihrem jüngsten Rudelmitglied“, erklärte Marco kopfnickend. „Einen zweieinhalbjährigen Jungen. Irrsinnigerweise gaben sie dir die Schuld an seinem vermeintlichen Tod. Weil du seine Eltern getötet und das Rudel zum Weiterziehen genötigt hast.“ „Ich... habe C-corazons Eltern getötet?“ „Vielleicht haben sie auch gelogen, als sie mir davon erzählten“, gab Marco zu bedenken. „Ich weiß nicht, welche ihrer Geschichten wahr und welche erlogen sind. Jedenfalls erzählten sie mir, dass Corazons Eltern draußen vor der Höhle Wache hielten, während der Rest des Rudels sich beriet. Als andere Wölfe sie ablösen wollten, waren die beiden bereits tot gewesen. Dies war wohl der Moment, in dem Tsurus Rudel beschloss trotz des bevorstehenden Winters weiterzuziehen. Du scheinst ihnen mit diesen lautlosen Morden einen riesigen Schrecken eingejagt zu haben.“ Doflamingo senkte den Blick. Plötzlich kam ihm alles sehr weit weg vor: sein Gegenüber, die Brücke, die Wiese... Selbst die Luft, die er einatmete, kam ihm mit einem Mal viel dünner vor. Für einen Moment glaubte er sogar das Bewusstsein zu verlieren. „Ich... ich wusste nicht, dass es sich bei den beiden Wachen um Corazons Eltern handelte.“ Es überraschte Doflamingo selbst, wie schwach und leise seine Stimme klang. „Ich hegte keinen persönlichen Groll gegen sie... Doch sie gehörten zu Tsurus Rudel und daher wollte ich sie töten... Ich... es ging schnell und schmerzlos vonstatten... Ich quälte sie nicht. Es war vorbei, ehe sie überhaupt begriffen, was mit ihnen geschah.“ „Ich mache dir keinen Vorwurf“, hörte er Marco sagen. „Hättest du die beiden nicht getötet, dann wären sie früher oder später meinen Verbündeten und mir zum Opfer gefallen. Wir ließen keinen am Leben. Ihr Ende ist so oder so absolut unvermeidbar gewesen.“ Die Worte des anderen Gestaltenwandlers stellten bloß einen sehr schwachen Trost dar, fand Doflamingo. Auch wenn die beiden Wölfe Tsurus Rudel angehört hatten... auch wenn sie selbst vermutlich keinen Moment gezögert hätten ihn zu töten... Doflamingo presste die linke Hand auf seinem Mund; ihm war plötzlich speiübel. Das Blut der Eltern seines Adoptivsohnes klebte an seinen Händen! „Du bist ein guter Vater, Doflamingo“, sagte Marco. „Corazon scheint es unter deiner Obhut sehr gut zu gehen. Und vergiss nicht: Du hast zwar seine Eltern ermordet, doch auch sein Leben gerettet. Wenn du dich nicht dazu entschieden hättest ihn aufzunehmen, wäre er mit Sicherheit längst tot. Es zeugt von wahrer Stärke seinen Hass und seine Wut nicht an Unschuldigen auszulassen. Nicht viele Gestaltenwandler würden das Kind ihres Feindes wie das eigene großziehen. Es gibt keinen Grund, wieso du dich schlecht fühlen solltest, Doflamingo. Corazons Eltern haben den Tod verdient.“ „Ich wünschte, ich wäre niemals auf dich getroffen!“ Doflamingo nahm seine Hand vom Mund und warf Marco einen hasserfüllten Blick zu. Er fühlte sich vollkommen verzweifelt. „Ich wünschte, du wärst niemals hierher gekommen. Verschwinde! Und ich warne dich: Solltest du es wagen jemals wieder einen Schritt über diese Brücke zu setzen, dann werde ich nicht nur den Vater meines ältesten Sohnes auf dem Gewissen haben!“ Marco nickte. „Ich habe dir versprochen, dass ich niemals zurückkehren werden“, sagte er. „Und ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Es tut mir leid, dass ich dir so viel Kummer bereitet habe. Das ist nicht meine Absicht gewesen. Ich wollte bloß herausfinden, was mit meiner Partnerin und den Drillingen geschehen ist. Nun da ich weiß, dass es Zoro, Mihawk und Monet gut geht, besteht kein Grund mehr für mich, um zu bleiben. Welches Recht habe ich dir deine Kinder wegzunehmen? Leb wohl, Doflamingo!“ „Hau ab, du verdammter Hund!“, knurrte Doflamingo mit nach hinten an den Kopf angelegten Ohren. „Verschwinde! Lauf so schnell du kannst oder ich bringe dich an Ort und Stelle um!“ Um zu beweisen, dass es sich nicht um eine leere Drohung handelte, nahm Doflamingo die Gestalt seines Tiergeistes an. Knurrend und jaulend rannte er auf den anderen Gestaltenwandler zu. Marco gelang es gerade noch rechtzeitig sich zu verwandeln und schnellen Schrittes die steinerne Brücke zu überqueren. Crocodile lag die ganze Nacht lang wach. Gedankenverloren ließ er seinen Blick durch den Wohn- und Schlafbereich der Höhle gleiten. Seit fast fünf Jahren lebte er gemeinsam mit Doflamingo hier. Sie beide hatten bereits so unfassbar viel zusammen durchgestanden... Bei Crocodile handelte es sich längst nicht mehr die unerfahrene und hilflose Hauskatze, die er die meiste Zeit seines Lebens gewesen war. Inzwischen war er dazu in der Lage sich selbst Nahrung zu beschaffen, im Wald ein Versteck zu finden und Fährten zu lesen. Im Ernstfall käme er auch allein zurecht. Trotzdem konnte er sich ein Leben ohne seinen Partner nicht vorstellen. Doflamingo brachte ihn jeden Tag zum Lachen. Crocodile würde es niemals offen zugeben, doch er liebte die fröhliche und fürsorgliche Art des Wolfes. Bei ihm fühlte er sich immer gut aufgehoben. Hoffentlich hatte ihre gemeinsame Zeit nicht bereits ein Ende gefunden. Die Vorstellung, dass es womöglich zu einem Kampf mit dem anderen Gestaltenwandler gekommen war und Doflamingo gegen diesen nicht ankommen konnte, versetzte Crocodile einen schmerzhaften Stich ins Herz. Was sollte er bloß den Kindern erzählen, wenn ihr Vater nicht heimkehrte? Wie sollte er sie alle versorgen? Das Hundefutter, das Doflamingo aus der Stadt besorgt hatte, würde nicht ewig reichen. Crocodile bemühte sich darum Ruhe zu bewahren. Wie immer war er viel zu pessimistisch eingstellt, versuchte er sich selbst einzureden. Es gab Dutzende gute Gründe für die lange Abwesenheit seines Partners. Womöglich hatte dieser beschlossen noch einen Jagdzug zu starten, ehe er nach Hause zurückkehrte. Oder es war sehr schwierig gewesen die Fährte des fremden Wolfes wiederzufinden. Erst die beiden kleinen Fäuste, die sich schmerzhaft in seinen Rücken krallten, holten Crocodile ins Hier und Jetzt zurück. „Daddy?“, flüsterte Corazon hoffnungsvoll und richtete sich im Bett auf. Glücklicherweise ließ der kleine Welpe seinen Rücken rasch wieder los, weil er mit den Händen stattdessen seine müden Augen rieb. „Noch nicht“, sagte Crocodile und drehte sich herum. Nun lag er mit dem Gesicht zu seinem ältesten Sohn und mit dem Rücken zu Mihawk (der ihm im Schlaf -wie könnte es auch anders sein?- gegen genau die Stelle trat, die Corazon eben gekniffen hatte.) „Wo bleibt er denn?“, wollte Corazon mit niedergeschlagen klingender Stimme wissen. „Ich vermisse ihn.“ „Ich vermisse ihn auch“, gestand Crocodile, während er mit der rechten Hand hinter sich griff, um Mihawks Füße von sich zu schieben, „aber ich bin mir sicher, dass er jeden Moment nach Hause kommen wird. Mach dir keine Sorgen, Cora.“ „Du sagst immer die gleichen Dinge“, warf sein Sohn ihm vor und verzog das Gesicht. „Du lügst, oder? Du weißt selber nicht, wann Daddy endlich wiederkommt.“ „Pass auf, was du sagst“, erwiderte Crocodile in einem scharfen Tonfall. „Tut mir leid“, sagte Corazon rasch und wandte den Blick ab. „Ich wollte nicht sagen, dass du ein Lügner bist, Papa. Aber du machst dir selber doch auch Sorgen, nicht wahr?“ „Ein bisschen“, gestand Crocodile. „Aber ich weiß, dass meine Sorgen sich am Ende als unbegründet herausstellen werden. Doflamingo ist ein starker und schneller Wolf. Er kommt zurecht.“ Und um das Thema zu wechseln, fragte er: „Wieso bist du eigentlich aufgewacht? Es ist noch mitten in der Nacht. Hast du wieder schlecht geträumt?“ Corazon schüttelte den Kopf. „Ich träume jetzt nicht mehr schlecht“, erklärte er. „Überhaupt nicht mehr.“ „Das ist schön zu hören“, sagte Crocodile, doch kam nicht umhin eine Augenbraue hochzuziehen. „Wie kommt es denn, dass deine Alpträume so plötzlich aufgehört haben?“ „Ich verstehe sie jetzt“, antwortete Corazon mit ruhiger Stimme. „Was meinst du denn damit?“, hakte Crocodile skeptisch nach. „Der böse Wolf, vor dem ich mich so sehr gefürchtet habe, ist Daddy gewesen“, erklärte ihm sein Sohn. „Ich bin darauf gekommen, als du mir davon erzählt hat, wie du ihn kennengelernt hast. Als ich ihn das allererste Mal gesehen habe, war er bestimmt auch in der Gestalt seines Tiergeistes unterwegs. Deswegen hatte ich Angst vor ihm. Aber eigentlich gibt es gar keinen Grund, um sich vor Daddy zu fürchten. Er ist lieb und nett und fröhlich. Deswegen träume ich jetzt nicht mehr vom bösen Wolf. Nur noch von einem lieben Wolf.“ „Das freut mich“, sagte Crocodile und fuhr mit einer Hand durch Corazons welliges Haar. Er wollte noch irgendetwas hinzufügen, doch schluckte die Worte hinunter, als er ein paar Geräusche hörte, die aus dem Eingangsbereich der Höhle stammten. Sofort richtete Crocodile sich auf; Corazon folgte seinem Beispiel. Wenige Augenblicke später betrat ein großer Wolf mit hellem Fell den Wohnbereich der Höhle; in seinem blutverschmierten Maul hing der Kadaver eines jungen Hirsches. „Daddy!“, kreischte Corazon quietschvergnügt und lief so schnell auf seinen Vater zu, das er beinahe über seine eigenen Beine stolperte. „Ich habe dich ganz doll vermisst“, sagte der kleine Welpe, während er sich an Doflamingos Vorderbein klammere und sein Gesicht in dessen Fell vergrub. Der Wolf legte den Hirsch auf den Fußboden ab und nahm seine menschliche Gestalt an; Corazon hob er während dieses Vorgangs kurzerhand in seine Arme. „Ich habe dich auch vermisst, mein Liebling“, erwiderte Doflamingo und küsste Corazon auf die Stirn. Crocodile spürte sofort, dass mit seinem Partner irgendetwas nicht in Ordnung war. Hatte es etwa tatsächlich Probleme mit dem fremden Gestaltenwandler gegeben? „Wie geht es dir?“, fragte er und näherte sich Doflamingo. „Gut“, erwiderte der Wolf in einem eher halbherzig klingenden Tonfall. „Ich bin unverletzt.“ Sie umarmten sich und küssten sich auf den Mund, doch sein Partner schien nicht so wirklich bei der Sache zu sein. Er erweckte einen sehr gedankenverlorenen und abwesenden Eindruck. Sofort verstärkte sich Crocodiles Sorge. „Corazon“, sagte er und wendete sich an seinen Sohn, der seinen Kopf in Doflamingos Halsbeuge vergraben hatte, „du solltest dich wieder ins Bett legen. Es ist immer noch mitten in der Nacht.“ „Ich möchte bei Daddy bleiben“, wendete Corazon sofort ein. „Er ist bestimmt auch müde. Können wir nicht einfach alle zusammen schlafen gehen?“ „Es gibt einige Dinge, die ich mit Doflamingo besprechen muss“, erwiderte Crocodile kopfschüttelnd. „Wir werden später nachkommen.“ „Aber ich will nicht!“, gab sein kleiner Sohn wütend zurück. „Ich will bei Daddy bleiben! Er war so lange weg!“ „Morgen wirst du mehr als genug Zeit haben, um mit ihm zu kuscheln und zu reden“, versuchte Crocodile ihn zu besänftigen. „Und nun los, Corazon: Ab ins Bett mit dir!“ Als der Welpe sich über seine Anweisung hinwegsetzte, sah Crocodile keine andere Möglichkeit als unerbittlich durchzugreifen. Er ignorierte Corazons Widerstand und hob diesen kurzerhand aus den Armen seines Vaters (Doflamingo ließ es wortlos geschehen); anschließend trug er seinen Sohn, der wild zappelte und mit den Füßen nach ihm trat, hinüber zum Bett. Es war ein Wunder, dachte Crocodile sich, dass die Drillinge nicht wach wurden bei dem fürchterlichen Lärm, den ihr älterer Bruder verursachte. „Jetzt reicht es aber wirklich!“, meinte Crocodile mit strenger Stimme, als er Corazon absetzte. Damit dieser nicht sofort wieder zu Doflamingo lief, hielt er ihn an den Handgelenken fest. Der Griff war nicht schmerzhaft, doch trotzdem schrie und weinte der Welpe ohne Unterlass. „Mir ist es egal, was für ein Theater du hier veranstaltest“, sagte Crocodile und blickte seinem Sohn tief in die Augen. „Du kannst nicht immer deinen Willen durchsetzen, Corazon. Doflamingo ist nicht nur für dich alleine da. Morgen kannst du mit ihm kuscheln so lange du möchtest, aber jetzt ist Schlafenszeit!“ Es dauerte fast fünf Minuten, bis Corazon sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Crocodile wies seinen Partner mittels einer Kopfbewegung an, in eines der Nebenzimmer zu gehen, ehe er die Handgelenke des Welpen losließ. „Hast du dich jetzt wieder beruhigt?“, fragte er. Corazon nickte langsam. Er schwieg für einen Moment, ehe er in einem kläglich klingenden Tonfall wiederholte: „Ich möchte bei Daddy bleiben.“ „Das verstehe ich“, sagte Crocodile, während er seinen ältesten Sohn zudeckte. „Unser Gespräch wird auch nicht lange dauern, versprochen. Bald kommen Doflamingo und ich zu dir ins Bett. Und morgen hast du den ganzen Tag lang Zeit, um mit ihm zu reden, zu kuscheln und zu spielen. In Ordnung?“ „Hm-hm.“ Corazon schien mit der Situation noch immer nicht zufrieden zu sein, doch gab schlussendlich klein bei. „Gute Nacht“, sagte Crocodile und gab dem kleinen Welpen einen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht, Papa“, erwiderte Corazon. „Bis gleich.“ Doflamingo wartete in einem der zahlreichen Nebenräume ihrer Höhle, während sein Partner den schreienden Corazon ins Bett brachte. Er schluckte schwer und fuhr sich mit der linken Hand durch sein kurzes, blondes Haar. Um ehrlich zu sein, war er mit der fröhlichen Begrüßung seines ältesten Sohnes vollkommen überfordert gewesen. Corazon hatte so glücklich gewirkt; er schien sich über seine Rückkehr unfassbar zu freuen. Doch wie würde er reagieren, wenn ihm offenbart wurde, dass der Mann, den er so sehr liebte, seine Mutter und seinen Vater getötet hatte? Würde sein Sohn ihn... ihn hassen, wenn er davon erfuhr? Unweigerlich spielte Doflamingo mit dem Gedanken, Corazon diese Sache einfach zu verschweigen. Zu wissen, wer seine Eltern ermordet hatte, würde ihm am Ende doch überhaupt nichts bringen, nicht wahr? Außer einer Menge Kummer natürlich. Wahrscheinlich war es nicht nur für Doflamingo, sondern auch für Corazon das Beste, wenn er das Gespräch mit Marco einfach für immer aus seinem Gedächtnis löschte. So tat als hätte es niemals stattgefunden. Als hätte er niemals diese furchtbare Nachricht erhalten... „Doflamingo.“ Es war die leise Stimme des Katers, die ihn aus seinen Gedanken riss. Crocodile hatte einen besorgten Gesichtsausdruck aufgesetzt; er kam auf ihn zu und legte die Arme um ihn. „Was ist los? Ist irgendetwas passiert? Gab es ein Problem mit dem fremden Gestaltenwandler?“ Doflamingo schwieg. Eigentlich wollte er eine Erwiderung geben, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken. Wie sollte er Crocodile bloß erklären, was vorgefallen war? Würde sein Partner sich von ihm abwenden, wenn er erfuhr, was er getan hatte? „Bitte sprich mit mir“, hörte er Crocodile sagen. „Ich mache mir Sorgen, Doflamingo. Du verhältst dich so seltsam. Sag mir bitte, was passiert ist.“ Doflamingo zögerte. Er wich dem Blick seines Partners. Es vergingen mehrere Minuten, ehe er schließlich zu erzählen begann: Dass der fremde Wolf ihn in ein Gespräch verwickelt hätte. Dass sein Name Marco wäre und es sich bei ihm um den leiblichen Vater der Drillinge handelte. Dass er sich auf den Weg gemacht hätte, um nach seinen leiblichen Kindern zu sehen und um zu erfahren, was damals mit seiner Partnerin geschah. Und dass Tsurus Wolfsrudel inzwischen endgültig vernichtet worden war. Dass es sich bei ihm um den Mörder der leiblichen Eltern ihres Adoptivsohnes handelte, ließ er jedoch mit keinem Wort verlauten. Doflamingo hielt es für klüger, diese grausame Wahrheit für sich zu behalten. Er wollte dem Kater diese schlimme Bürde nicht auf die Schultern laden. Er allein sollte sie tragen. ~ „Du wirst nicht schon wieder weglaufen!“, hörte er den Kater sagen. Er stellte sich ihm in den Weg und rückte auch dann nicht zur Seite, als Doflamingo die Gestalt seines Tiergeistes annahm. Absolut furchtlos stand er mit ausgebreiteten Armen vor ihm. „Bleib hier!“, befahl ihm Crocodile. „Lass uns reden!“ Für einen Augenblick spielte Doflamingo mit dem Gedanken, Crocodile wütend anzuknurren und anschließend ungerührt an diesem vorbeizulaufen. Doch kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, wurde ihm klar, um was für ein furchtbares Arschloch es sich bei ihm handelte, sollte er dies tatsächlich tun. Schließlich war es sein Partner, der da vor ihm stand, und nicht irgendein dahergelaufener Gestaltenwandler. (Auszug aus Kapitel 9) bye sb Kapitel 9: Part II: Trost ------------------------- Seit der Begegnung mit dem fremden Gestaltenwandler waren inzwischen mehr als drei Wochen vergangen. Größtenteils war der Alltag wieder eingekehrt: Crocodile und Doflamingo starteten abwechselnd Jagdzüge und verbrachten ihre Freizeit gemeinsam mit ihren vier Kindern. Weil vor ein paar Tagen eine heftige Hitzewelle über sie hereingebrochen war, gingen sie sehr oft hinüber zum See, um sich abzukühlen. Die Welpen liebten es zu plantschen, Muscheln zu sammeln und Türme aus nassem Sand zu bauen. Selbst Crocodile, bei dem es sich (wie bei den meisten Gestaltenwandlern mit dem Tiergeist einer Katze) um eine eher wasserscheue Person handelte, ließ sich zur besonders heißen Mittagszeit dazu herab, gemeinsam mit den Welpen im See zu spielen. „Warum kommt Daddy nicht zu uns ins Wasser?“, wurde er von Corazon gefragt, nachdem er Zoro, den er auf seinen Schultern getragen hatte, wieder auf den Grund absetzte. „Ich denke, Doflamingo ist müde“, antwortete Crocodile ausweichend. „Er war heute sehr lange jagen.“ „Daddy ist in letzter Zeit sehr oft müde“, wendete Corazon ein. „Ist er krank?“, hakte Mihawk mit besorgt klingender Stimme nach. „Nein, ist er nicht“, meinte Crocodile hastig. Er wollte vermeiden, dass seine Kinder sich Sorgen machten. „Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht. Wie gesagt, er ist bloß ein wenig erschöpft, weil er so oft auf Jagd ist.“ „Aber du gehst doch genauso oft jagen wie Daddy“, meinte Corazon in einem ungemein vorwurfsvoll klingenden Tonfall. „Und du bist nicht müde.“ „Das stimmt“, gab Crocodile zu. „Aber Doflamingo und ich jagen auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Er hetzt große Tieren wie zum Beispiel Rehe oder Wildschweine zu Tode, wohingegen ich kleineren Beutetieren auflauere und sie im richtigen Moment mit nur einem einzigen Biss töte. Doflamingos Jagdtechnik ist deutlich kräftezehrender als meine.“ „Was bedeutet kräftezähnend?“, wollte Monet wissen. „Kräftezehrend“, korrigierte Crocodile seine kleine Tochter. „Es bedeutet, dass eine Tätigkeit körperlich sehr anstrengend ist und man sich hinterher ganz erschöpft fühlt.“ „Warum jagt Daddy nicht einfach weniger?“, fragte Zoro. „Dann wäre er auch nicht immer müde.“ „Er muss viel jagen, ob er nun möchte oder nicht“, erklärte Crocodile. „Schließen leben wir von der Beute, die Doflamingo und ich mit nach Hause bringen.“ „Aber wir haben doch das Fleisch aus den Dosen“, wendete Mihawk ein. „Daddy könnte eine Pause machen und wir essen solange das Hundefutter aus der Stadt.“ „Das Hundefutter ist für den absoluten Notfall gedacht“, erwiderte Crocodile. „Wir wollen es nur dann anbrechen, wenn Doflamingo oder ich eine Weile nicht jagen können, weil einer von uns zum Beispiel krank oder verletzt ist.“ „Es ist unfair, dass ihr ganz alleine jagen müsst, obwohl wir alle das Fleisch essen“, meinte Corazon. „Können wir Daddy und dir bei der Jagd nicht helfen?“ Mit dieser Frage hatte sein ältester Sohn die Büchse der Pandora geöffnet: „Oh ja!“, stimmte Monet mit begeistert klingender Stimme zu. „Wir könnten mir dir kommen, wenn du auf Jagd gehst“, schlug Mihawk vor. „Und dann erlegen wir selber Beutetiere“, meinte Zoro und sprang aufgeregt auf und ab. „Wildschweine und Dachse und Rehe! So wie Daddy auch!“ „Nein! Nein, auf keinen Fall!“ Crocodile hatte alle Hände voll damit zu tun, seine von ihrem Plan völlig überzeugten Kinder unter Kontrolle zu halten und auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. „Ihr seid noch viel zu jung, um das Jagen zu lernen!“ „Daddy hat mir erzählt, dass er vier Jahre alt war, als er sein allererstes Tier erlegt hat“, wendete Corazon ein. „Ich bin jetzt vier Jahre alt.“ „Monet, Mihawk und ich sind auch fast schon vier!“, fügte Zoro sofort hinzu. „Im Gegensatz zu euch konnte Doflamingo in diesem Alter allerdings bereits die Gestalt seines Tiergeistes annehmen“, erklärte Crocodile mit unerbittlicher Stimme. Er hielt überhaupt nichts von der Idee seiner Kinder, selbst auf Jagd zu gehen. Ein solches Unterfangen war viel zu gefährlich für so kleine Welpen. „Von euch kann das noch keiner. Und es ist unmöglich ohne Reißzähne und Krallen auf Jagd zu gehen. Also schlagt euch diesen Unsinn gleich wieder aus dem Kopf!“ „Bestimmt dauert es nicht mehr lange, bis ich mich endlich verwandeln werde“, meinte Corazon in einem sehr optimistisch klingenden Tonfall. „Immerhin bin ich der Älteste. Wenn ich die Gestalt meines Tiergeistes annehmen kann... bringst du mir dann das Jagen bei, Papa?“ Crocodile nickte unwirsch. „Aber keinen Tag früher!“ Mit gemischten Gefühlen beobachtete Doflamingo, wie der Kater mit ihren Kindern im Wasser spielte. Es freute ihn, dass seine Familie so viel Spaß hatte und das schöne Wetter ausnutzte. Doch ihm selbst fiel es sehr schwer den Tag zu genießen: Auch wenn ihr Gespräch nun schon einige Wochen zurücklag, ließ ihn die furchtbare Botschaft, die Marco ihm mitgeteilt hatte, nicht los. Jedes Mal, wenn er in das Gesicht eines der Welpen sah, musste er an seine Begegnung mit dem leiblichen Vater der Drillinge zurückdenken. Noch immer konnte er nicht fassen, dass er selbst (mit seinen eigenen Händen!) Corazons Eltern getötet hatte. Crocodile gegenüber behauptete Doflamingo, dass er ein wenig Zeit bräuchte, um das Aufeinandertreffen mit Marco zu verarbeiten. Der Kater bemerkte selbstverständlich, dass mit ihm irgendetwas nicht in Ordnung war, doch mit dieser (ja nur halb erlogenen) Ausrede schien er sich zum Glück zufriedenzugeben. Crocodile gewährte ihm den Freiraum, den er momentan so dringend benötigte, und sorgte auch dafür, dass die Welpen ihn nicht ständig belagerten. Doflamingo wusste, dass seine Kinder darunter litten, dass er ständig auf Jagd war und nur wenig Zeit für sie erübrigte. Vor allen Dingen Corazon, der besonders anhänglich und stark auf ihn fixiert war, kam mit dieser Situation nur sehr schlecht zurecht. Es beschämte Doflamingo, doch gerade die Nähe seines ältesten Sohnes konnte er nur schwer ertragen: Jedes Mal, wenn er ihn Daddy nannte, wurde Doflamingo wieder bewusst, dass das Blut des Mannes, den Corazon einst mit genau diesem Titel angesprochen hatte, an seinen Händen klebte. „Woran denkst du gerade?“ Doflamingo schreckte auf; er war so gedankenverloren gewesen, dass er überhaupt gar nicht bemerkt hatte, dass Crocodile sich neben ihn gesetzt hatte. „An nichts Besonderes“, erwiderte er rasch. Leider durchschaute ihn sein Partner sofort. „Lüg mich nicht an“, sagte Crocodile mit sanfter Stimme. „Du denkst wieder an deine Begegnung mit Marco zurück, nicht wahr?“ „So ähnlich“, gab Doflamingo zu. Er ahnte bereits, dass der Kater sich dieses Mal nicht so einfach abschütteln lassen würde. „Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht, wieso dich dieses Gespräch immer noch beschäftigt“, fuhr Crocodile fort. „Ich meine, ich bin auch geschockt gewesen, als du mir erzählt hast, um wen es sich bei dem fremden Wolf in Wirklichkeit gehandelt hat. Ich habe zuvor nur sehr selten einen Gedanken daran verschwendet, dass die Drillinge nicht nur eine Mutter, sondern natürlich auch einen Vater haben. Niemals hätte ich gedacht, dass einer von uns je auf ihn treffen würde. Nichtsdestotrotz... diese Sache ist nun schon mehr als drei Wochen her, Doflamingo. Und noch immer verhältst du dich genauso sonderbar wie am allerersten Tag. Ich finde, dass es an der Zeit ist, allmählich zur Normalität zurückzukehren. Unsere Kinder leiden sehr darunter, dass du dich in letzter Zeit so ungewöhnlich abweisend verhältst.“ „Du verstehst das nicht“, gab Doflamingo kopfschüttelnd zurück. „Du bist nicht dabei gewesen. Du hast ihm nicht in die Augen gesehen. Er hat genau dieselbe Augenfarbe wie Zoro, Mihawk und Monet...“ „Die Kinder fragen ständig, wieso du nicht mit ihnen spielst“, fuhr Crocodile unbeirrt vor. Der Vorwurf, der in seiner Stimme mitschwang, war überdeutlich herauszuhören. „Sie denken oft, dass du wütend auf sie bist oder dass sie einen Fehler gemacht haben. Es fällt mir immer schwerer, Ausreden zu finden und dich in Schutz zu nehmen.“ „Es tut mir leid, dass du und die Kinder unter meinem Verhalten leidet“, sagte Doflamingo. „Aber... du verstehst das wirklich nicht, Crocodile. Du kannst es einfach nicht verstehen. Ich brauche noch ein bisschen Zeit, um wieder zu mir zu finden.“ „Allmählich glaube ich, dass du mir überhaupt nicht alles erzählt hast, was zwischen dir und Marco vorgefallen ist“, meinte Crocodile und warf ihm einen ernsten Blick zu. „Ich spüre, dass du mir irgendetwas verschweigst. Was ist passiert, Doflamingo?“ „Nichts, worüber wir beide sprechen sollten“, erwiderte Doflamingo scharf. Er hatte nicht damit gerechnet ins Kreuzverhör genommen zu werden und fühlte sich durch die Direktheit des Katers in die Ecke gedrängt. Wieso konnte Crocodile ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Er hatte im Moment wirklich keine Lust zu reden. „Du weißt, dass du mit mir über alles sprechen kannst“, sagte Crocodile und warf ihm einen besorgten Blick zu. „Wir beide sind ein Team, Doflamingo. Ich finde es nicht gut, dass du Geheimnisse vor mir hast.“ „Glaub mir“, gab Doflamingo mir gereizter Stimme zurück, „du fändest es gut, wenn du wüsstest, was ich dir verschweige!“ „Also stimmt es!“, erwiderte Crocodile mit ernster Stimme. „Ich möchte jetzt nicht darüber reden“, meinte Doflamingo und wandte den Blick ab. „Ich gehe jagen. Bleib du hier bei den Kindern und gib auf sie Acht.“ „Du wirst nicht schon wieder weglaufen!“, hörte er den Kater sagen. Er stellte sich ihm in den Weg und rückte auch dann nicht zur Seite, als Doflamingo die Gestalt seines Tiergeistes annahm. Absolut furchtlos stand er mit ausgebreiteten Armen vor ihm. „Bleib hier!“, befahl ihm Crocodile. „Lass uns reden!“ Für einen Augenblick spielte Doflamingo mit dem Gedanken, Crocodile wütend anzuknurren und anschließend ungerührt an diesem vorbeizulaufen. Doch kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, wurde ihm klar, um was für ein furchtbares Arschloch es sich bei ihm handelte, sollte er dies tatsächlich tun. Schließlich war es sein Partner, der da vor ihm stand, und nicht irgendein dahergelaufener Gestaltenwandler. Es war nicht Crocodiles Absicht ihn zu provozieren; er wollte mit ihm sprechen, weil er sich Sorgen um ihn machte. Er verdiente es, dass Doflamingo ihn mit Respekt behandelte. Schlussendlich nahm er wieder seine menschliche Gestalt an. Er kreuzte den Blick mit Crocodile, der ihn auffordernd ansah, und nachdem er sichergestellt hatte, dass keines ihrer Kinder in Hörweite war, sagte er: „Ich habe Corazons Eltern getötet.“ Crocodile fühlte sich, als hätte ihm jemand mit voller Wucht in den Magen getreten. Er bekam keine Luft mehr und musste laut husten, ehe er mit ungläubiger Stimme von sich gab: „Was? Was redest du denn da, Doflamingo?!“ Er konnte überhaupt nicht fassen, was der Wolf ihm gerade mitgeteilt hatte. „Du hast schon richtig gehört“, sagte sein Partner. Plötzlich erweckte er einen absolut ruhigen, beinahe schon resignierten Eindruck. „Das Blut von Corazons Eltern klebt an meinen Händen.“ „Aber...“ Crocodile schloss für einen kurzen Moment die Augen, ehe er sein Gegenüber mit einem ernsten Blick fixierte. „Das kann doch überhaupt nicht sein, Doflamingo! Du hast mir erzählt, dass Marco und seine Verbündeten Tsurus Wolfsrudel ausgelöscht haben. Damit hast du doch gar nichts zu tun gehabt!“ Doflamingo schüttelte den Kopf. „Vor zweieinhalb Jahren“, sagte er mit leiser Stimme, „tötete ich insgesamt drei Mitglieder ihres Wolfsrudels. Ich brachte Akainu um, weil er dasselbe mit mir getan hätte, wenn ich ihm nicht zuvor gekommen wäre. Anschließend tötete ich einen männlichen und einen weiblichen Gestaltenwandler, die vor der Höhle des Rudels Wache hielten. Im Dunkeln schlich ich mich an sie heran und ermordete sie so schnell und leise wie möglich. Ich hatte vor, sie alle umzubringen. Dazu kam es allerdings nicht, denn als ich Tsuru und ihre Leute belauschte, erfuhr ich, dass sie Aokiji und Kizaru losgeschickt hatten, um dich zu entführen und die Drillinge zu töten. Sofort ließ ich von meinem ursprünglichen Plan ab und machte mich auf den Weg zurück zu euch. Als ich das zweite Mal versuchte, Tsurus Rudel auszulöschen, waren sie alle längst fort. Das einzige, was sie zurückgelassen hatten, war ein zweieinhalbjähriger Welpe. Da seine Eltern nicht mehr lebten, fühlte sich wohl niemand für ihn verantwortlich. Es ist meine Schuld, Crocodile! Es ist meine Schuld, dass Coarzons Eltern tot sind! Und es ist auch meine Schuld, dass ihn sein Rudel damals zurückgelassen hat!“ Crocodile wollte schlucken, doch er musste feststellen, dass sein Mund staubtrocken war. Nicht einmal unter seiner Zunge befanden sich Speichelreste, die er hätte hervorkramen können. Er hustete laut und fühlte sich als müsste er sich jeden Moment übergeben. „Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll“, fuhr Doflamingo mit verzweifelter Stimme fort. „Sollte Corazon jemals davon erfahren... Verdammt, er würde mich hassen, Crocodile! Ich bin der Mann, der eigenhändig seinen Vater und seine Mutter ermordet hat!“ Crocodile atmete tief ein und aus. Er versuchte sich zu beruhigen und zu fassen, was sein Partner ihm eben erzählt hatte. Es dauerte eine Weile, bis er sich einigermaßen wieder gesammelt hatte. Schließlich sagte er: „Es ist nicht deine Schuld, Doflamingo. Du solltest dir keine Vorwürfe machen.“ „Natürlich ist es meine Schuld“, erwiderte der Wolf kopfschüttelnd. „Wessen Schuld sollte es denn sonst sein? Ich selbst habe sie getötet! Niemand sonst!“ „Sie haben es herausgefordert!“, meinte Crocodile mit eindringlicher Stimme. „Sie haben dich als Erstes angegriffen. Hätten sie dich von Anfang an in Ruhe gelassen, wäre es niemals so weit gekommen. So gesehen ist es ihre eigene Schuld gewesen.“ „Corazons Mutter und sein Vater haben mir nie etwas getan“, hielt Doflamingo dagegen. „Ich habe sie nur ermordet, weil sie zu Tsuru gehörten. Ich kannte sie überhaupt gar nicht.“ „Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie es bei ihnen zugegangen ist?“, versuchte Crocodile seinen Partner zur Vernunft zu bringen. „Wie dieses Rudel mit seinem Nachwuchs umging? Du hast mir erzählt, dass Corazon bereits stark unterernährt war, als du ihn das allererste Mal gesehen hast. Und denk nur einmal daran, was diese Wölfe Marcos Rudel antaten. Und danach dem Rudel, das vor ihnen oben im Norden lebte. Es mag grausam klingen, aber ich bin mir sicher, dass Corazons leibliche Eltern den Tod mehr als verdient haben. Niemand, der Teil von Tsurus Rudel war, ist unschuldig gewesen.“ „Ausgerechnet diese beiden...“, flüsterte Doflamingo, doch Crocodile spürte bereits, dass der Widerstand seines Partners immer schwächer wurde. „Du wusstest nicht, dass es sich bei den beiden Wachen um Corazons Eltern handelte. Und außerdem stellte der Tod seiner Eltern mitnichten einen vernünftigen Grund dar, um ihm den Hungertod zu überlassen. Denk doch nur einmal an dein eigenes Rudel zurück, Doflamingo: Hättest du jemals einen verwaisten Welpen zurückgelassen? Natürlich nicht! Du wärst nicht einmal auf den Gedanken gekommen!“ Crocodile hielt für einen kurzen Moment inne, um tief Luft zu holen. Anschließend fuhr er in einem ein wenig sanfteren Tonfall fort: „Was geschehen ist, war nicht deine Schuld, Doflamingo. Und am Ende ist der Tod seiner leiblichen Eltern vermutlich das Beste gewesen, was Corazon passieren konnte. So hart es auch klingen mag. Sie haben ihn furchtbar schlecht behandelt. Ich meine... dass er bereits zweieinhalb Jahre alt war, als wir ihn bei uns aufnahmen... Es ist kein Wunder, dass wir uns um ein ganzes Jahr verschätzt haben, so mickrig wie er damals gewesen ist. Offensichtlich haben seine Eltern keinen Wert darauf gelegt, ihn mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Ich würde annehmen, dass er fast ausschließlich von den Resten lebte, welche die erwachsenen Gestaltenwandler übrig ließen. Bei uns geht es Corazon viel besser! Unter unserer Obhut musste er nie hungern oder frieren. Du hast ihm nicht den Vater genommen, Doflamingo... Du hast ihm zum ersten Mal in seinem Leben einen Vater gegeben!“ ~ Nur den Bruchteil einer Sekunde später stürzte sich der kleine Welpe auf die Gruppe, ohne ein spezielles Tier im Visier zu haben. Monet schnappte wild zuerst nach dem einen Rebhuhn, danach nach einem anderen. Die aufgeschreckten Hühner stoben hektisch auseinander. Am Ende gelang es der kleinen Wölfin nicht auch nur ein einziges Tier zu erbeuten. Niedergeschlagen nahm Monet ihre menschliche Gestalt an und ließ sich auf dem Waldboden nieder. „Es hat nicht funktioniert, Daddy“, meinte sie mit enttäuschter Stimme, „obwohl ich mir wirklich, wirklich Mühe gegeben habe!“ bye sb Kapitel 10: Part III: Verwandlung --------------------------------- Gemeinsam mit ihrem Bruder Zoro spielte Monet draußen auf der bunten Blumenwiese, die sich vor dem Eingang der Höhle erstreckte. Corazon saß (wie so häufig) auf Daddys Schoß, während Mihawk sich von Papa eine Geschichte erzählen ließ. Auch Monet hörte gerne zu, wenn Papa sich Geschichten ausdachte. Sie mochte seine tiefe Stimme. Manchmal erzählte Papa von kleinen Welpen, die Abenteuer erlebten, oder von Vögeln, die durch die Luft flogen. Ab und an ließ er sich auch eine gruselige Erzählung einfallen. Die Gruselgeschichten waren auch der Grund, warum Monet fand, dass Papa besser erzählen konnte als Daddy. Daddy dachte sich meistens Geschichten aus, die zwar witzig, aber eigentlich ziemlich langweilig waren. Monet hingegen liebte es, wenn sich Gänsehaut auf ihren Armen ausbreitete. „Sieh mal, Monet!“ Es war Zoros aufgeregte Stimme, die sie aus ihren Gedanken riss. „Eine Spitzmaus!“ Monet brauchte nicht lange, um das kleine Tier mit der spitzen Schnauze zu entdecken: Die Spitzmaus krabbelte zwischen den Wurzeln eines nahen Kastanienbaumes umher. Selbstredend machten sich die beiden Geschwister sofort darin, sie einzufangen. Bestimmt würden Daddy und Papa freuen, wenn sie ihnen die Spitzmaus brachte, dachte Monet. Auch wenn ihre Eltern oft versuchten ihr einzureden, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, wusste sie, dass es nicht immer einfach war genug Nahrung für alle herbeizuschaffen. Daddy und Papa gingen ständig auf Jagd; inzwischen kam es nur sehr selten vor, dass beide Zuhause waren. Doch Monet wollte die Maus nicht nur fangen, um ihre Eltern stolz zu machen. Sie freute sich darauf, auch stolz auf sich selbst sein zu können. Schon lange träumte sie davon, selbst auf Jagd zu gehen und ein Tier zu erbeuten, so wie Daddy und Papa es taten. Monet rannte durch das Unterholz und bemühte sich darum die Spitzmaus nicht aus den Augen zu verlieren. Leider war das kleine Tier unfassbar flink. Monet erhöhte ihre Laufgeschwindigkeit; ihren Bruder hatte sie längst schon hinter sich gelassen. Sie konnte die Maus nicht mehr sehen, doch stattdessen nahm sie ihren Geruch überdeutlich wahr. Obwohl sich ihre Beute nicht in ihrem Blickfeld befand, wusste Monet dennoch ganz genau, wo sie sich befand. Sie musste einfach bloß ihrer Nase folgen. Das Unterholz wurde lichter; der Spitzmaus boten sich nicht mehr allzu viele Möglichkeiten, um in Deckung zu gehen. Monet erblickte sie zu ihrer Linken, wie sie sich durch eine Gruppe bunter Stiefmütterchen schlängelte. Ohne auch nur einen Moment lang zu zögern stürzte sie sich auf die Maus. Sie packte sie mit ihrem Maul und zerquetschte sie mit ihren scharfen Zähnen. Erst als sie das Blut in ihrem Mund schmeckte, wurde Monet klar, dass sie zum allerersten Mal in ihrem Leben die Gestalt ihres Tiergeistes angenommen hatte. „Monet? Monet, wo bist du?“ Obwohl sie Papa nicht sehen konnte, nahm sie seine Rufe überdeutlich wahr. Ihr Gehör war viel schärfer als gewöhnlich. Bestimmt machte Papa sich Sorgen um sie, weil sie sich nicht mehr in dem Bereich aufhielt, in dem sie und ihre drei Brüder sich frei bewegen durften. Um die Spitzmaus zu erwischen, war Monet wie im Rausch einfach weitergerannt. Sie legte ihre Beute auf den Waldboden ab und jaulte einmal laut auf, damit Papa auf sie aufmerksam wurde. Monet hoffte, dass er nicht allzu wütend sein würde. Papa war zwar deutlich strenger als Daddy, aber immerhin hatte sie keine böse Absicht verfolgt, als sie sich über das Verbot hinwegsetzte. Crocodile schlug die Hände vor dem Mund zusammen, als er das laute Jaulen seiner Tochter hörte. So schnell seine beiden Beine ihn trugen hastete er durch den Wald. Er konnte es kaum erwarten, Monet in der Gestalt ihres Tiergeistes zu sehen. Schon seit die Drillinge laufen konnte (denn ab diesem Zeitpunkt war die erste Verwandlung grundsätzlich möglich) freute er sich auf diesen Augenblick und fragte sich, wann es endlich so weit sein würde. Crocodile hielt unweigerlich die Luft an, als er die kleine Wölfin erblickte, die neben einer toten Maus auf dem Waldboden saß. Monets Fell besaß dieselbe helle Farbe wie ihr Haar. Und obwohl sie gerade erst drei Jahre alt war, war sie in der Gestalt ihres Tiergeistes fast so groß wie er selbst. „Monet“, flüsterte Crocodile mit schwacher Stimme. Seine Tochter wedelte stolz mit dem Schwanz und gab erneut ein lautes Jaulen von sich. Crocodile konnte nicht länger an sich halten: Sofort nahm er sein kleines Mädchen hoch und vergrub sein Gesicht in ihrem weichen Fell. In seinen Armen verwandelte Monet sich zurück und nahm wieder ihre menschliche Gestalt an. „Ich habe eine Spitzmaus erbeutet, Papa!“, verkündete sie mit stolzer Stimme und strahlendem Gesicht. „Können wir sie mitnehmen und Daddy zeigen? Bitte, bitte!“ „In Ordnung“, meinte Crocodile und hob die tote Spitzmaus auf. Das kleine Ding reichte zwar höchstens für einen Nachmittags-Snack aus, doch er konnte gut nachvollziehen, worum es seiner Tochter ging. Noch ganz genau konnte Crocodile sich daran erinnern, wie sehr er sich gefreut hatte, als es ihm selbst zum allerersten Mal gelang ein Tier zu erbeuten. „Daddy wird unfassbar stolz auf dich sein!“, versprach er, während er sich mit Monet im Arm auf den Weg zurück zur Höhle machte. „Ich kann ein paar Rebhühner riechen“, sagte Doflamingo und reckte die Nase in die Luft. „Sie halten sich etwa einhundert- oder einhundertfünfzig Meter in östliche Richtung auf. Hast du Lust dich heute einmal an einem Rebhuhn zu versuchen, Süße?“ Wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, nickte seine kleine Tochter begeistert. „Oh ja!“, sagte sie und wedelte fröhlich mit ihrem buschigen Schwanz hin und her. „Die Anderen werden sich bestimmt freuen! Vor allem Papa! Er isst ja so gerne Rebhuhn.“ „Also gut“, sagte Doflamingo und nickte. „Du tust genau, was ich dir sage: Wir beide werden jetzt... Monet? Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?“ Seine Tochter wirkte sehr aufgeregt: Gedanklich schien sie sich bereits die begeisterten Gesichter ihres Vaters und ihrer Brüder ausmalen, wenn sie diesen ihr erlegtes Rebhuhn präsentierte. Doflamingo seufzte leise und fuhr sich mit der linken Hand durch sein kurzes, blondes Haar. Vielleicht, dachte er, war es doch keine so gute Idee gewesen, Monet zur Jagd mitzunehmen. Immerhin war sie gerade einmal drei Jahre alt. Und außerdem handelte es sich bei ihr um ein recht unruhiges Kind, das sich nicht lange auf eine Sache konzentrieren konnte. Doch um ehrlich zu sein, hatte Doflamingo einfach nicht widerstehen können. Er war völlig außer sich gewesen vor Freude und Stolz, als Monet sich vor seinen Augen verwandelt hatte. Schon sehr lange träumte er davon, seinen Kindern das Jagen beizubringen. „Ich höre dir zu“, sagte Monet. Sie blickte zu ihm hinauf; noch immer zierte ein aufgeregtes Lächeln ihr Kindergesicht, doch Doflamingo bemerkte auch, dass sie sich ernsthaft darum zu bemühen schien still zu stehen und ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. „Wir verwandeln uns und nähern uns in der Gestalt unseres Tiergeistes den Rebhühnern“, erklärte Doflamingo seiner Tochter. „Es ist wichtig, dass wir beide so leise wie nur möglich sind. Bei Rebhühnern handelt es sich um sehr schreckhafte Tiere, die sofort fliehen, wenn sie ein verdächtiges Geräusch hören. Sobald wir nah genug herangeschlichen bist, suchst du dir ein Huhn aus. Du wartest den richtigen Moment ab und schlägst dann zu. Hast du das verstanden, Süße?“ Monet nickte zögerlich. „Ich denke schon“, sagte sie mit leiser Stimme und senkte den Blick. „Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn es nicht sofort beim ersten Mal klappt“, versuchte Doflamingo das offensichtlich nervöse Mädchen ein wenig zu beruhigen. Er wünschte sich, dass Monet ihren Jagdzug ernstnahm, doch es war nicht seine Absicht gewesen sie zu verunsichern oder einzuschüchtern. „Ein Rebhuhn zu erlegen ist viel schwieriger als eine Maus zu fangen. Das Wichtigste ist, dass du dir Mühe gibst. Versprichst du mir, dass du dir Mühe geben wirst, Süße?“ „Ich verspreche es, Daddy“, sagte Monet und erweckte sofort einen ein wenig zuversichtlicheren Eindruck. „Sehr gut“, sagte Doflamingo. „Dann lass uns loslegen!“ Er nahm die Gestalt seines Tiergeistes an und beobachtete seine Tochter dabei wie sie es ihm gleichtat. Gemeinsam näherten sie sich der kleinen Gruppe Rebhühner. Zu Beginn hielt sich Monet noch sehr nah bei ihm auf, doch schon wenige Minuten später schlich sie mehr oder weniger auf eigene Faust durch den Wald. Doflamingo kam nicht umhin stolz zu lächeln, als er zu dem Welpen hinübersah. Monet war in der Gestalt ihres Tiergeistes bereits ein kleines Stück größer als Crocodile. Es machte ihm wirklich unheimlichen Spaß seiner Tochter das Jagen beizubringen. Er konnte es kaum erwarten, bis auch Corazon, Mihawk und Zoro endlich soweit waren. Bald erreichten sie die Gruppe Rebhühner; es handelte sich um fünf Tiere, die von ihrer Anwesenheit zum Glück noch nichts mitbekommen zu haben schienen. Doflamingo wandte sich Monet zu und nickte. Nur den Bruchteil einer Sekunde später stürzte sich der kleine Welpe auf die Gruppe, ohne ein spezielles Tier im Visier zu haben. Monet schnappte wild zuerst nach dem einen Rebhuhn, danach nach einem anderen. Die aufgeschreckten Hühner stoben hektisch auseinander. Am Ende gelang es der kleinen Wölfin nicht auch nur ein einziges Tier zu erbeuten. Niedergeschlagen nahm Monet ihre menschliche Gestalt an und ließ sich auf dem Waldboden nieder. „Es hat nicht funktioniert, Daddy“, meinte sie mit enttäuschter Stimme, „obwohl ich mir wirklich, wirklich Mühe gegeben habe!“ „Ich kann verstehen, dass du dich ärgerst“, erwiderte Doflamingo mit freundlicher Stimme und setzte sich neben seine Tochter. „Aber du darfst dich von diesem Rückschlag nicht entmutigen lassen, Süße. Jeder fängt klein an. Als ich Papa das Jagen beigebracht habe, lief es am Anfang auch nicht sonderlich gut. Und inzwischen hat er sich zu einem ausgezeichneten Jäger entwickelt. Ich bin mir sicher, dass es bei dir genauso laufen wird. Wenn du fleißig übst, wird eines Tages eine tolle Jägerin aus dir werden.“ Mit seinen Worten schien er Monet glücklicherweise ein wenig aufmuntern zu können. „Wieso konnte Papa denn noch nicht jagen, als er zu dir in den Wald gekommen ist?“, fragte sie interessiert nach. „Hat er denn in der Stadt keine Tiere gejagt?“ Doflamingo schüttelte den Kopf. Er überlegte sich für einen kurzen Moment, wie er Crocodiles ehemalige Lebenssituation beschreiben könnte, ohne seine kleine Tochter zu erschrecken. Schlussendlich sagte er: „In der Stadt ist das Leben ganz anders hier im Wald, meine Süße. Gestaltenwandler dürfen dort nicht jagen. Und sie dürfen sich auch nicht viel bewegen. Sie haben sich in ihrem Lebensstil den Menschen sehr stark angepasst.“ „Papa hat uns erzählt, dass er früher mit seinen beiden Brüdern in der Stadt gewohnt hat“, meinte Monet. „Sie hießen Mihawk und Zoro, genauso wie... naja, genauso wie Mihawk und Zoro eben. Und er hat uns auch erzählt, dass ein böser Mensch namens Smoker seine Brüder getötet hat und er fliehen musste. Sind alle Menschen böse, Daddy?“ „Weder Menschen noch Gestaltenwandler oder Tiere sind grundsätzlich gut oder böse“, erklärte Doflamingo nach kurzem Zögern. Ihm fiel der menschliche Kinderarzt ein, zu dem er einst den kranken Mihawk gebracht hatte. Er hatte sich gut um seinen Sohn gekümmert und sogar angeboten, dass Doflamingo wiederkommen könnte, sollte sich der Zustand des kleinen Welpen nicht bessern. „Der Charakter eines Wesens hat nichts mit der Frage zu tun, welcher Spezies er angehört. Papa hatte einfach bloß das Pech, einem sehr bösen Menschen begegnet zu sein.“ „Ich bin froh, dass Papa jetzt hier im Wald lebt“, sagte Monet gedankenverloren. „Ich habe ihn sehr lieb. Ich würde ihn ganz doll vermissen, wenn er immer noch in der Stadt leben würde.“ „Ich auch“, sagte Doflamingo und fuhr lachend durch das hellblonde Haar seiner kleinen Tochter. „Na, wie ist die Jagd gelaufen?“, fragte Crocodile, als Doflamingo und Monet zurückgekehrt waren. Er hielt sich momentan im Wohnbereich der Höhle auf und zog dem Wildschwein, das der Wolf gestern mitgebracht hatte, das Fell ab. „Ich habe nichts gefangen“, antwortete Monet und ließ sich neben ihm nieder. „Aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Und Daddy hat gesagt, wenn ich fleißig übe, dann werde ich bald auch ein so toller Jäger wie du.“ „Da bin ich mir absolut sicher“, erwiderte Crocodile und lächelte stolz. Es freute ihn zu hören, dass das Jagenlernen seiner kleinen Tochter solche Freude bereitete. „Jagen macht hungrig“, sagte Monet und ließ ihren Blick sehnsuchtsvoll über das Fleisch gleiten, das er in seinen Händen hielt. „Wann ist das Essen fertig, Papa?“ „Es dauert nicht mehr lange. Wenn du möchtest, kannst du deinen Brüdern Bescheid geben.“ Monet nickte und machte sich sofort auf die Suche nach Corazon, Zoro und Mihawk, die draußen auf der Wiese spielten. „Sie hat sich heute wirklich sehr gut geschlagen“, meinte Doflamingo in einem lobenden Tonfall, während er nach einem Stück Wildschwein griff, um seinem Partner beim Vorbereiten des Essens zu helfen. „Ich habe gar nicht erwartet, dass sie gleich bei ihrem ersten Jagdzug erfolgreich sein würde. Aber sie hat sich sehr viel Mühe gegeben. Ich denke, dass mit der Zeit eine wirklich exzellente Jägerin aus ihr werden wird.“ „Monet war bei ihrem ersten Jagdzug erfolgreich“, korrigierte Crocodile ihn. „Es überrascht mich, dass es ihr tatsächlich gelungen ist ein so flinkes Tier wie eine Spitzmaus zu fangen. Und das bei ihrem allerersten Versuch. Weißt du noch, wie lange ich gebraucht habe, bis ich endlich zum ersten Mal etwas erbeutet habe?“ „Sie hat wirklich Talent“, stimmte Doflamingo ihm zu. Crocodile zögerte für einen Moment, ehe er sagte: „Es wäre wirklich toll, wenn Monet sich rasch zu einer erfolgreichen Jägerin entwickeln würde. Wir können jedes zusätzliche Gramm Fleisch gut gebrauchen. Bald werden wir wieder damit beginnen müssen Vorräte für den Winter zu sammeln. Und es ist nicht gerade einfach zu zweit genug Beute für sechs Personen mit nach Hause zu bringen.“ „Ich möchte sie nicht unter Druck setzen“, warf Doflamingo ein und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Monet soll in ihrem eigenen Tempo lernen. Das Wichtigste ist, dass ihr das Jagen Spaß bereitet.“ „So habe ich es nicht gemeint“, meinte Crocodile und rollte mit den Augen. „Ich wollte doch bloß sagen... Nun ja, es wäre einfach nicht schlecht, wenn wir ein bisschen mehr Unterstützung hätten. Wir beide können kaum noch Zeit miteinander verbringen, weil praktisch rund um die Uhr einer von uns unterwegs auf Jagd ist. Mir geht es fürchterlich auf die Nerven, dass wir ständig abwechselnd in Schichten losziehen müssen. Ich hätte gerne mehr Zeit für dich. Und für die Kinder natürlich auch.“ „Ich weiß, was du meinst“, gab Doflamingo zu. Er beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Momentan ist es nicht gerade einfach für unsere Familie zu sorgen. Aber diese Zeit wird bald vorüber sein. Ich bin mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis auch die anderen Welpen sich verwandeln können. Wir beide werden ihnen beibringen zu jagen. Und sobald sich alle Vier zu erfolgreichen Jägern entwickelt haben, müssen wir uns nie wieder Sorgen um die Ernährung unserer Familie machen. Das verspreche ich dir.“ ~ Monet begann sofort laut zu weinen. Sie war es nicht gewohnt, dass Corazon ihr wehtat; eigentlich war er der liebste ihrer Brüder. „Ich habe dir gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst!“, brüllte er mit wütender Stimme und zog ihr an den Haaren. Monet schrie laut auf und versuchte sich aus seinem Griff zu winden, doch je mehr sie sich bewegte, desto stärker schmerzte ihre empfindliche Kopfhaut. Erst als Corazon freiwillig wieder locker ließ, kam sie von ihm los. (Auszug aus Kapitel 11) bye sb Kapitel 11: Part III: Eifersucht -------------------------------- Mit unwilligem Gesichtsausdruck beobachtete Corazon seine jüngere Schwester, die auf Daddys Schoß saß und ihm von ihrem Jagdzug mit Papa berichtete. Er konnte hören, wie sie mit stolzer Stimme von einem Baummarder mit geflecktem Fell sprach, den sie beinahe erbeutet hätte. Daddy lächelte und fuhr Monet mit der linken Hand durch ihr Haar. Sie hatte längeres und helleres Haar als Corazon. „Cora!“ Zoros Stimme veranlasste ihn den Blick von Monet und Daddy abzuwenden. Sein jüngerer Bruder erweckte (wie so häufig) einen ausgesprochen fröhlichen und aufgeregten Eindruck. „Mihawk und ich haben draußen auf der Wiese einen riesigen Käfer gefunden! Er hat sogar Hörner! Komm mit, ich zeige ihn dir!“ Er griff nach seiner Hand, doch Corazon schüttelte seinen Bruder unwirsch ab. „Ich möchte jetzt nicht nach draußen gehen“, sagte er mit missmutiger Stimme und wendete seinen Blick wieder Daddy und Monet zu. Noch immer unterhielten sich die beiden miteinander. „Aber du musst dir den Käfer anschauen!“ Zoro ließ nicht von ihm ab. „So einen großen hast du noch nie gesehen, Cora! Das verspreche ich dir!“ „Ich habe nein gesagt!“ Corazon bemühte sich darum denselben strengen Tonfall anzuschlagen, den auch Papa immer verwendete, wenn er diese Worte aussprach. Anscheinend zeigte seine böse Imitation Wirkung: Zoro streckte ihm die Zunge heraus (eine Geste, die er bei Papa oder Daddy niemals gewagt hätte) und stapfte anschließend enttäuscht davon. Corazon interessierte sich nicht sonderlich für den Missmut seines kleinen Bruders. Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Daddy und Monet. Es war später Nachmittag. Mihawk saß draußen auf der Wiese und hielt nach außergewöhnlichen Käfern Ausschau. Das riesige Insekt, das ihm vorgestern aufgefallen war, hatte seine Neugierde geweckt: Er fragte sich, welche Arten von Käfern, Spinnen und Raupen sich wohl noch zwischen den vielen Grashalmen tummelten. Mit geschärften Blick krabbelte er durch die bunten Blumenwiese und hielt nach Insekten Ausschau. Es dauerte nicht lange, bis Mihawk auf einen großen Schmetterling mit hellblauen Flügeln stieß. Er hatte schon sehr oft Schmetterlinge gesehen und wusste auch, dass diese sich aus Raupen entwickelten. Doch ein solch schönes Exemplar war ihm noch nie untergekommen. Mit vor Staunen leicht geöffneten Mund beobachtete Mihawk das filigrane Insekt: Der Schmetterling saß auf dem Blatt einer Hyazinte, deren Blüte ebenso blau waren wie seine Flügel. Irgendwann flog das hübsche Tier davon. Mihawk versuchte ihn zu verfolgen, doch bald schon war der Schmetterling für immer aus seinem Sichtfeld verschwunden. Mit nach vorne geschobener Unterlippe machte Mihawk sich auf den Weg zu Daddy. Er wollte sich von diesem trösten lassen und hoffte auf eine Geschichte oder ein paar Reime über Schmetterlinge. Vielleicht könnte Daddy ihm sogar sagen, wo die blauen Schmetterlinge lebten. Immerhin war sein Vater viel älter als er und wusste fast alles, was es überhaupt zu wissen gab. „Daddy, Daddy!“, rief Mihawk laut, als dieser in seinem Blickfeld auftauchte. Er hatte sich im Eingangsbereich der Höhle niedergelassen und döste ein wenig vor sich hin, doch schreckte auf, als er die Stimme seines Sohnes vernahm. „Ich habe einen Schmetterling gesehen!“, verkündete Mihawk aufgeregt, während er sich gleich vor Daddys Nase auf dem Boden niederließ. Sein Vater schien seine Begeisterung allerdings nicht so recht teilen zu können. „Wie schön, mein Kleiner“, sagte er und gähnte leise. „Nein, nein, einen besonderen Schmetterling!“, fuhr Mihawk fort. „Er hatte blaue Flügel, Daddy! Ich habe noch nie einen Schmetterling mit blauen Flügeln gesehen. Kannst du mir eine Geschichte über Schmetterlinge mit blauen Flügeln erzählen? Bitte, bitte!“ „Klar, von mir aus“, meinte Daddy, der allmählich wieder wacher zu werden schien; er schüttelte sich kurz, um die Müdigkeit aus seinen Gliedern zu vertreiben. Gerade als er mit seiner Erzählung beginnen wollte, verließ Corazon die Höhle. Da Daddy es sich im Eingangsbereich gemütlich gemacht hatte, kamen die beiden unweigerlich aneinander vorbei. „Corazon, mein Liebling“, sagte Daddy mit freundlicher Stimme, „Mihawk möchte gerne eine Geschichte über Schmetterlinge hören. Hast du Lust mitzuhören? Du darfst sogar auf meinem Schoß sitzen, wenn du möchtest.“ Zu Mihawks Überraschung schüttelte Corazon den Kopf. „Ich gehe lieber zu Papa“, sagte sein älterer Bruder ohne Daddy auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen. „Er kann viel besser Geschichten erzählen als du. Ich möchte jetzt lieber bei ihm sein als bei dir.“ Als Mihawk Daddy ins Gesicht sah, stellte er fest, dass dessen ansonsten allgegenwärtiges Lächeln verschwunden war. Als sie mit dem toten Maulwurf zwischen den Zähnen den Eingangsbereich der Höhle durchquerte, war Monet so stolz auf sich selbst wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie wollten ihren Fang unbedingt Papa präsentieren; leider war dieser nirgendwo zu sehen. Lediglich Corazon hielt sich im Wohnbereich auf. Er saß auf dem Bett ihrer Eltern und streichelte gedankenverloren das weiche Kaninchenfell, das ausgebreitet auf seinem Schoß lag. „Cora!“, rief Monet mit lauter Stimme, nachdem sie ihre menschliche Gestalt angenommen hatte. Mit dem Maulwurf in der Hand hastete sie zu ihrem älteren Bruder hinüber. „Sieh mal, Cora! Sieh mal, was ich erbeutet habe!“ Stolz hielt sie ihm den toten Maulwurf vor die Nase. Doch ihr Bruder schien sich nicht im Mindesten für sie zu freuen. Anstatt sie zu loben, griff er nach dem toten Tier und warf es quer durch die Höhle. „Lass mich in Ruhe!“, meinte er und blickte finster zu ihr hinüber. „Cora!“ Monet musste sich ernstlich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Mit einer solch fiesen Reaktion hatte sie überhaupt nicht gerechnet gehabt. Wieso war Corazon so gemein zu ihr? Sie hatte ihm doch gar nichts Böses getan! Ganz im Gegenteil: Sie hatte ihren großen Bruder mit ihrem tollen Fang beeindrucken wollen. „Du bist ein blöder Idiot! Warum hast du das getan?!“ Anstatt sich bei ihr wegen seines Verhaltens zu entschuldigen oder es wenigstens zu erklären, stand Corazon auf und schubste seine jüngere Schwester, sodass sie mit dem Hintern auf dem Boden aufschlug. Monet begann sofort laut zu weinen. Sie war es nicht gewohnt, dass Corazon ihr wehtat; eigentlich war er der liebste ihrer Brüder. „Ich habe dir gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst!“, brüllte er mit wütender Stimme und zog ihr an den Haaren. Monet schrie laut auf und versuchte sich aus seinem Griff zu winden, doch je mehr sie sich bewegte, desto stärker schmerzte ihre empfindliche Kopfhaut. Erst als Corazon freiwillig wieder locker ließ, kam sie von ihm los. Mit rot angelaufenem und tränenverschmiertem Gesicht rannte Monet aus der Höhle. Sie machte sich nicht einmal die Mühe vorher noch den Maulwurf einzusammeln, den Corazon durch die Gegend geworfen hatte. Stattdessen rief sie so laut wie sie nur konnte nach ihrem Daddy, der draußen auf der Wiese geblieben war, weil er ein wenig mit Mihawk und Zoro spielen wollte. Es dauerte nicht lange, ehe Daddy im Wohnbereich auftauchte. Monet, die immer noch schniefte und einen aufgelösten Eindruck erweckte, hielt er im Arm. Noch bevor Daddy auch nur ein einziges Wort von sich gegeben hatte, war Corazon klar, dass er großen Ärger bekommen würde. Daddy und Papa sahen es nicht gerne, wenn ihre Kinder sich stritten und gegenseitig wehtaten. „Corazon!“, hörte er seinen Vater mit ungewohnt strenger Stimme sagen. „Stimmt es, dass du Monet geschubst und ihr an den Haaren gezogen hast?“ Corazon mochte es nicht, wenn Daddy ihn mit seinem Namen ansprach. Bei Papa machte es ihm nichts aus, weil er alle Kinder bei ihren Namen rief; Daddy hingegen nannte ihn unter normalen Umständen immer Liebling. Doch Corazon ließ sich den Schmerz, den er fühlte, nicht anmerken. Er wollte Daddy diese Genugtuung nicht verschaffen. Er gönnte sie ihm nicht. Er wollte ihn bestrafen. Dafür, dass er ihm in letzter Zeit so wenig Aufmerksamkeit schenkte, während er Monet ständig in den Himmel lobte. Und ein klein wenig wollte er auch sich selbst bestrafen: Dafür, dass es ihm einfach nicht gelang sich zu verwandeln, obwohl er doch viel älter als seine Schwester war. Seit Monet zum ersten Mal die Gestalt ihres Tiergeistes annahm, hatte er es immer und immer wieder versucht gehabt. Ohne Erfolg. Corazon reagierte auf die Worte seines Vaters nicht; weder verbal noch auf irgendeine andere Art und Weise. Er blieb einfach völlig gelassen an Ort und Stelle sitzen und blickte an Daddy vorbei zu dem toten Maulwurf hinüber, der auf dem Boden der Höhle lag. Auch Monet wollte er bestrafen. Es war nicht fair, dass sie vor ihm dazu in der Lage war sich zu verwandeln. Seine Schwester brachte die Reihenfolge völlig durcheinander! Er war der Älteste, nicht sie. „Corazon, ich rede mit dir!“ Daddy ging in die Knie und fixierte ihn mit seinem Blick, doch Corazon gab noch immer keinen Laut von sich. Er wich den Augen seines Vaters aus und starrte stattdessen auf das Kaninchenfell, das in seinem Schoß lag. Corazon wandte den Blick erst dann ab, als er hinter sich ein paar Schritte hörte. Er drehte sich um und erblickte Papa, der von einem anderen Gang in den Wohnbereich der Höhle eingebogen war. In seinen Händen hielt er ein paar feuchte T-Shirts. Vermutlich hatte er sie in der Quelle, die im hinteren Bereich der Höhle verlief, gewaschen. Ein wohliges Gefühl überkam Corazon, als er feststellte, dass der Großteil der T-Shirts, um die Papa sich gekümmert hatten, ihm gehörten. „Was ist denn hier los?“, fragte er und zog verwundert eine Augenbraue hoch. „Monet behauptet, Corazon hätte sie geschubst und ihr an den Haaren gezogen“, erklärte Doflamingo mit vorwurfsvoller Stimme. „Ich versuche gerade die Situation zu klären, aber Corazon gibt kein einziges Wort von sich.“ Corazon hörte Papa leise seufzen. Er legte die feuchten T-Shirts zur Seite, kam auf ihn zu und setzte sich neben ihn aufs Bett. Nach einem kurzen Moment des Zögerns beschloss Corazon sich an ihn anzulehnen und seine Augen zu schließen. Sofort fühlte er sich viel wohler. Eine Weile verging, ehe Papa fragte: „Corazon, möchtest du mir erzählen, was passiert ist?“ Seine Stimme klang freundlich und ruhig, nicht so wie Daddys. „Monet hat mich geärgert“, erklärte Corazon, ohne seine Augen zu öffnen. Er genoss Papas Körperwärme und seinen angenehmen Geruch. „Sie ist gemein zu mir gewesen und hat mit dem Maulwurf angegeben, den sie gefangen hat. Dann bin ich wütend geworden.“ „Stimmt gar nicht!“, hörte er Monet mit empörter Stimme protestieren. „Corazon lügt! Ich habe ihn gar nicht geärgert!“ „Ich bin mir sicher, dass du nicht absichtlich gemein zu ihm warst, Monet“, sagte Papa. „Aber manchmal verstehen die Leute deine Worte ganz anders als du sie gemeint hast. Corazon hatte das Gefühl, dass du ihn niedermachen wolltest. Es ist bloß ein Missverständnis gewesen.“ „Trotzdem darf er Monet nicht einfach schubsen und ihr an den Haaren ziehen!“, wendete Daddy ein. Corazon atmete tief ein und aus. Dass Daddy, der sonst eigentlich immer auf seiner Seite war, nun plötzlich Monet bevorzugte, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich ins Herz. Seit seine jüngere Schwester dazu in der Lage war sich zu verwandeln, hatte sie seinen Platz als Daddys Liebling eingenommen. Corazon fühlte sich verraten. Es kam ihm vor als hätte man ihn einfach ersetzt. „Natürlich darf er das nicht“, lenkte Papa ein. Noch immer klang seine Stimme unfassbar ruhig und gelassen. Sie spendete Corazon ein klein wenig Trost. Wenigstens war Papa auf seiner Seite, dachte er sich. Als sein Vater sich aufrichtete und ihn auf seinen Arm hob, ließ Corazon es widerstandslos geschehen. Er legte sogar seinen Kopf an Papas Brust und lauschte seinem Herzschlag. Noch immer hielt er die Augen geschlossen. „Trotzdem sollten wie diese Diskussion jetzt beenden. Corazon tut es sehr leid, dass er dir wehgetan hat, Monet. Bitte sei nicht mehr wütend auf ihn, ja?“ Schon als Zoro am Morgen seine Augen aufschlug, wusste er, dass es heute passieren würde. Er konnte nicht so recht festmachen, woher diese Gewissheit kam - doch er spürte überdeutlich, dass sie da war. Zoro zweifelte nicht an ihrer Echtheit. Manchmal wusste man bestimmte Dinge einfach. Seinen Eltern ging es da nicht anders. Noch sehr gut konnte sich Zoro an ein Gespräch erinnern, das die beiden vor ein paar Tagen geführt hatten: Obwohl ihre Speisekammer fast leer war, hatte Daddy zu verhindern versucht, dass Papa auf Jagd ging. Und als Papa ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen nach dem Grund fragte, da meinte Daddy, er hätte das Gefühl, dass irgendetwas Schlimmes passieren würde, wenn er die Höhle verließ. Eine Vorahnung, hatte Daddy dieses Gefühl genannt. Zoro hatte sich dieses neue Wort ganz genau gemerkt. Schlussendlich war Papa an diesem Tag tatsächlich Zuhause geblieben. Und am Nachmittag sollte sich Daddys Vorahnung bewahrheiten: Es brach ein schweres Gewitter über sie herein. Regen prasselte unaufhörlich auf die Erde und Blitze erhellten im Sekundentakt den wolkenverhangenen Himmel. Heute hatte auch Zoro zum ersten Mal in seinem Leben eine Vorahnung. Er wusste, dass es ihm endlich gelingen würde die Gestalt seines Tiergeistes anzunehmen. Den ganzen Tag lang wartete Zoro gespannt auf die Erfüllung seiner Prophezeiung. Während er mit Mihawk und Monet draußen auf der Wiese spielte (Corazon hielt sich -wie so oft in letzter Zeit- in Papas Nähe auf), schaute er immer wieder an sich herunter, um nachzuprüfen, ob er noch genauso aussah wie vorher oder ob bereits eine Veränderung eingetreten war. Am frühen Abend war es dann endlich soweit: Zoro spielte gemeinsam mit seiner Schwester Fangen. Monet hatte sich verwandelt und lief fröhlich bellend vor ihm her. Zoro war sich dessen bewusst, dass er es in seiner menschlichen Gestalt niemals schaffen würde seine Schwester zu fangen. Erst als er sie eingeholt hatte, wurde Zoro klar, dass sich die Verwandlung auch bei ihm vollzogen hatte. ~ Diesen extrem verletzenden Vorwurf ließ Doflamingo nicht auf sich sitzen: „Was redest du denn da für einen Blödsinn!?“, wollte er mit wütender Stimme wissen. „Ich bevorzuge keines meiner Kinder! Ich liebe sie alle gleichermaßen! Ob Corazon, Zoro, Monet oder Mihawk... ich würde für jeden von ihnen sterben, wenn es sein müsste!“ „Daran zweifle ich auch nicht!“, warf Crocodile rasch ein. Der Kater schien zu bemerken, dass er mit seiner Anschuldigung einen empfindlichen Nerv getroffen habe. „Natürlich weiß ich, dass du sie alle liebst! Nichtsdestotrotz teilst du deine Zeit sehr ungerecht auf die Welpen auf. Du beschäftigst dich ständig mit Zoro und Monet, während du Corazon und Mihawk außen vor lässt.“ (Auszug aus Kapitel 12) bye sb Kapitel 12: Part III: Erkenntnis -------------------------------- Mit zusammengezogenen Augenbrauen beobachtete Crocodile seinen Sohn und seine Tochter, die sich draußen auf der Wiese ein wildes Wettrennen leisteten. Seit auch Zoro die Gestalt seines Tiergeistes annehmen konnte, versuchten die beiden Geschwister sich auf jede erdenkliche Art und Weise zu messen. In den meisten Disziplinen lag Monet weiter vorn. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, dem es bisher noch nicht gelungen war ein Tier zu erbeuten, kehrte Monet auch immer öfter erfolgreich von den gemeinsamen Jagdzügen mit Doflamingo zurück. Noch gut konnte Crocodile sich an das Rebhuhn erinnern, das sie vor ein paar Tagen mit nach Hause gebracht hatte. Während Doflamingo aus seiner absoluten Begeisterung keinen Hehl machte, betrachtete Crocodile diese Entwicklung nicht ausschließlich positiv. Natürlich freute er sich für Monet und Zoro, doch er machte sich auch Sorgen wegen Corazon und Mihawk. Die beiden Jungen erweckten einen sehr eifersüchtigen Eindruck und fühlten sich angesichts der Erfolge ihrer Geschwister stark unter Druck gesetzt. Vor allen Dingen Corazon litt unter dieser Situation. Crocodile konnte es ihm nicht verübeln: Seit es Monet gelang die Gestalt ihres Tiergeistes anzunehmen, verteilte Doflamingo seine Zuneigung sehr ungerecht unter seinen Kindern. Und da sich nun auch Zoro verwandeln konnte, hatte sich die Lage noch einmal drastisch verschärft. Doflamingo verbrachte sehr viel Zeit mit Monet und Zoro; beinahe täglich unternahm er Übungs-Jagdzüge mit den beiden. Die Welpen hingegen, die in ihrer Entwicklung noch nicht so weit fahren, zogen den Kürzeren. Doflamingo war sich vermutlich gar nicht dessen bewusst, dass er zwei seiner Kinder so deutlich bevorzugte. Crocodile wusste, dass er sie alle gleich sehr liebte. Er versuchte lediglich Monets und Zoros Entwicklungsstand gerecht zu werden und sie in dieser neuen Lebensphase zu unterstützen. Dass Corazon und Mihawk sich aus diesem Grund vernachlässigt fühlten, war ihm wahrscheinlich gar nicht klar. Crocodile hatte gehofft, dass sich das Problem mit der Zeit von selbst lösen würde, doch leider schien dies nicht der Fall zu sein. Inzwischen waren etwa sechs Wochen vergangen, seitdem Monet sich zum ersten Mal verwandelt hatte, und noch immer war keine Veränderung in Doflamingos Verhalten zu bemerken. Crocodile bemühte sich zwar darum, Corazon und Mihawk ein wenig mehr Aufmerksamkeit als sonst zu schenken, um das Defizit ein wenig auszugleichen, doch so konnte es auf Dauer natürlich nicht weitergehen. Doflamingo musste auf seinen Fehler aufmerksam gemacht werden. Crocodile nahm sich vor heute Abend ein ernstes Wort mit seinem Partner zu sprechen. Nachdem er alle vier Welpen ins Bett gebracht hatte, kehrte Doflamingo in den Wohnbereich der Höhle zurück. Er leckte sich mit der Zunge über die Unterlippe, als er den Kater erblickte, der es sich auf den vielen weichen Decken und Fellen gemütlich gemacht hatte. Heute hatte Doflamingo besonders gute Laune: Der Jagdzug, den er gemeinsam mit Zoro und Monet gestartet hatte, war sehr erfolgreich verlaufen. Er konnte kaum in Worte fassen wie stolz er auf die Fortschritte seines Sohnes und seiner Tochter war. Und nun, da alle Kinder schliefen und endlich ein wenig Ruhe in die Höhle eingekehrt war, wollte er diesem wunderbaren Tag einen krönenden Abschluss verpassen. Doflamingo näherte sich lüstern grinsend seinem Partner. Er ließ die linke Hand unter sein Hemd gleiten und drückte die Lippen zärtlich gegen seinen Nacken. Leider schien sich Crocodile nicht in der Stimmung für Sex zu befinden. Ohne mit der Wimper zu zucken drückte er ihn von sich fort und meinte mit ernster Stimme: „Wir müssen reden, Doflamingo.“ „Reden?“ Doflamingo presste seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Ausgerechnet jetzt? Können wir das nicht auf später verschieben?“ Er griff mit der Hand noch einmal nach Crocodiles Hemd, doch dieser blockte erneut rigoros ab. „Nein, können wir nicht“, sagte er. „Es ist sehr wichtig. Es geht um die Kinder.“ Sofort wurde Doflamingo hellhörig. „Ist irgendetwas passiert?“, fragte er und konnte nicht verhindern, dass er sich automatisch Sorgen zu machen begann. „Niemand ist krank oder verletzt, wenn du darauf hinaus möchtest“, antwortete Crocodile. „Worum geht es dann?“, hakte Doflamingo nach. „Ich mache mir Sorgen um Corazon und Mihawk“, gestand sein Partner nach kurzem Zögern. Diese Aussage verwunderte Doflamingo nicht. Ihm selbst war auch schon aufgefallen, dass die beiden Welpen sich in letzter Zeit sehr sonderbar verhielten. Vor allen Dingen sein ältester Sohn hatte sich stark verändert: Corazons Fixierung schien von ihm auf Crocodile übergegangen zu sein. Eine Erklärung hatte er für dieses Phänomen allerdings nicht parat. „Ich weiß, was du meinst“, sagte Doflamingo und fuhr sich mit der linken Hand durch sein kurzes, blondes Haar. „Seit ein paar Wochen verursachen sie wirklich eine Menge Probleme. Ständig streiten sie sich mit Zoro und Monet. Dabei hat es sich bei Corazon und Mihawk ja eigentlich immer um relativ ruhige und friedfertige Kinder gehandelt.“ „Ich kann ihr Verhalten sehr gut nachvollziehen.“ Doflamingo warf seinem Partner einen überraschten Blick zu. „Tatsächlich?“ Er selbst hatte jedenfalls überhaupt keine Vorstellung, wieso seine Söhne in letzter Zeit so streitlustig waren. Crocodile nickte. „Sie sind eifersüchtig auf Monet und Zoro. Vor allen Dingen Corazon trifft es hart, dass seine beiden kleinen Geschwister sich vor ihm verwandelt haben. Er denkt, weil er der Älteste ist, müsste eigentlich er als Erster an der Reihe sein. Zum Glück weiß er nicht, dass er nicht nur ein, sondern sogar schon zwei Jahre älter ist als die Drillinge...“ „Es ist ganz normal, dass sie neidisch sind“, erklärte Doflamingo. „Als ich mich das erste Mal verwandelt habe, wollte es mir mein jüngerer Bruder Corazon auch unbedingt nachmachen. Ich weiß noch genau wie enttäuscht er war, als unsere Eltern ihm erklärt haben, dass man sich den Zeitpunkt nicht aussuchen kann. Ich denke, dass hinter dem Verhalten von Corazon und Mihawk etwas Anderes steckt.“ „Sie sind nicht bloß eifersüchtig, weil Monet und Zoro sich bereits verwandeln können“, meinte Crocodile mit ernster Stimme. „Sie sind eifersüchtig, weil du den beiden aus diesem Grund viel mehr Aufmerksamkeit als ihnen schenkst und sie bevorzugst. Corazon und Mihawk fühlen sich von dir vernachlässigt!“ Diesen extrem verletzenden Vorwurf ließ Doflamingo nicht auf sich sitzen: „Was redest du denn da für einen Blödsinn!?“, wollte er mit wütender Stimme wissen. „Ich bevorzuge keines meiner Kinder! Ich liebe sie alle gleichermaßen! Ob Corazon, Zoro, Monet oder Mihawk... ich würde für jeden von ihnen sterben, wenn es sein müsste!“ „Daran zweifle ich auch nicht!“, warf Crocodile rasch ein. Der Kater schien zu bemerken, dass er mit seiner Anschuldigung einen empfindlichen Nerv getroffen habe. „Natürlich weiß ich, dass du sie alle liebst! Nichtsdestotrotz teilst du deine Zeit sehr ungerecht auf die Welpen auf. Du beschäftigst dich ständig mit Zoro und Monet, während du Corazon und Mihawk außen vor lässt.“ „Vielleicht verbringe ich tatsächlich ein klein wenig mehr Zeit mit Monet und Zoro“, räumte Doflamingo ein. Doch um sich zu verteidigen, fügte er hinzu: „Immerhin befinden die beiden sich momentan in einer sehr wichtigen Entwicklungsphase. Ich möchte sie unterstützen und für sie da sein. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich meine anderen Kinder vernachlässige!“ „Ach nein?“ Crocodile warf ihm einen sehr ernsten Blick zu. „Dann sag mir doch bitte, wann du dich das letzte Mal mit Mihawk oder Corazon allein beschäftigt hast?“ Diese Frage zu beantworten fiel Doflamingo nicht schwer. „Ich habe Mihawk eine Geschichte über Schmetterlinge erzählt“, meinte er wie aus der Pistole geschossen. „Er hatte auf der Wiese nämlich ein Exemplar mit blauen Flügeln gesehen.“ „Das ist über einen Monat her.“ „Ich... Nein, das kann noch nicht so lange her sein“, meinte Doflamingo und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich spiele ständig mit Mihawk!“ „Und was ist mit Corazon?“, hakte der Kater nach. „Das ist aber nun wirklich nicht meine Schuld!“ In dieser Hinsicht fühlte Doflamingo sich ungerecht behandelt. „Er will ja überhaupt keine Zeit mehr mit mir verbringen! Jedes Mal, wenn ich mich mit ihm beschäftigen möchte, sagt er mir, dass er jetzt keine Lust hat. Oder dass er lieber zu dir geht. Er ignoriert mich praktisch!“ „Und was glaubst du, woran das wohl liegt?“ Crocodile verschränkte die Arme vor der Brust. „Er denkt, dass er durch Monet ersetzt wurde. Seit sie die Gestalt ihres Tiergeistes annehmen kann, kümmerst du dich nur noch um sie und lässt ihn links liegen. Aus diesem Grund gibt es in letzter Zeit auch so viele Konflikte zwischen den beiden. Corazon ist eifersüchtig auf Monet. Und indem er sich von dir abwendet und stattdessen mich bevorzugt, dreht er den Spieß um. Er hängt bloß so stark an mir, um deine Eifersucht zu wecken und dich für deine Ignoranz abzustrafen.“ „Meinst du das ernst?“ Beschämt senkte Doflamingo den Blick. Aus diesem Blickwinkel hatte er das Problem noch nie betrachtet. Konzentrierte er sich tatsächlich zu stark auf Monet und Zoro? Verletzte er Corazon und Mihawk, indem er ihnen zu wenig Zeit schenkte? Crocodile nickte. „So geht das nicht weiter!“, fuhr er fort. „Wir können nicht darauf warten, bis auch die beiden Jungs endlich dazu in der Lage sind die Gestalt ihres Tiergeistes anzunehmen. Das könnte Jahre dauern! Wir müssen uns darum bemühen unsere Kinder gleich zu behandeln, egal wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Wir verletzen sie, indem wir ihren Wert darauf reduzieren, ob sie schon verwandeln können oder nicht. Corazon und Mihawk brauchen deine Zuneigung genauso sehr wie Monet und Zoro!“ „Es ist nie meine Absicht gewesen jemanden zu bevorzugen“, sagte Doflamingo. Seine Stimme klang schwach und ein bitterer Geschmack lag unter seiner Zunge. „Ich liebe sie doch alle... Natürlich habe ich mich gefreut, als Monet und Zoro gelernt haben sich zu verwandeln, aber auf Corazon und Mihawk bin ich mindestens genauso stolz!“ „Dann zeig ihnen das auch!“, meinte Crocodile und warf ihm einen eindringlichen Blick zu. „Du musst versuchen deine Zeit gerechter aufzuteilen. Es schadet Monet und Zoro nicht, wenn du nicht mehr jeden Tag mit ihnen auf Jagd gehst. Stattdessen solltest du öfter auch etwas mit Corazon und Mihawk unternehmen.“ Doflamingo nickte. Allmählich sah er seinen Fehler ein. „Du hast recht“, sagte er. „So kann es nicht weitergehen. Es ist nur...“ Er fuhr sich verunsichert mit der linken Hand durch sein kurzes, blondes Haar. „Um ehrlich zu sein, mache ich mir um Mihawk keine großen Sorgen. Bei Corazon hingegen ist der Fall völlig anders gelagert. Du weißt doch selbst wie schwierig er manchmal ist, Crocodile... Es wird nicht einfach werden sein Vertrauen zurückzugewinnen. Anscheinend habe ich ihn ja wirklich sehr schlimm verletzt.“ „Ich bin mir sicher, dass wir dieses Problem lösen werden“, sagte der Kater mit zuversichtlicher Stimme. Crocodile griff nach seinen Händen und lächelte ihn aufmunternd an. Sofort fühlte Doflamingo sich ein klein wenig besser. „Corazon liebt dich, genauso wie du ihn liebst. Du bist sein Daddy, Doflamingo! Mit der Zeit werdet ihr wieder zueinander finden.“ „Hoffentlich.“ Doflamingo biss sich selbst auf die Unterlippe. „Ich schäme mich schrecklich, Crocodile. In den ersten zweieinhalb Jahren seines Lebens hat sich niemand so wirklich um ihn gekümmert. Corazon hat es verdient, dass ihm endlich Zuneigung und Aufmerksamkeit geschenkt werden. Doch anstatt mich mit ihm zu beschäftigen, habe ich ihm in den letzten Wochen das Gefühl vermittelt, er wäre meine Zeit und meine Liebe nicht wert. Es ist wirklich kein Wunder, dass er enttäuscht von mir ist. Bestimmt denkt er, dass er mir genauso egal ist wie er seinen leiblichen Eltern egal war. Ich bin wirklich ein furchtbarer Vater! Verdammt, ich... das wollte ich doch nie!“ „Ganz ruhig.“ Crocodiles Stimme klang sanft und nur einen Moment später spürte Doflamingo die warmen Lippen seines Partners auf seinem Mund. Er schloss seine Augen und ließ sich auf den Kuss ein. Als sie sich wieder voneinander lösten, ging es ihm gleich ein klein wenig besser. „Ab morgen werde ich mein Verhalten ändern“, versprach Doflamingo. „Morgen schenkst du deine Zeit unseren Kindern“, meinte Crocodile und lächelte breit. „ Aber heute Abend schenkst du sie mir allein.“ Doflamingo erwiderte das Lächeln des Katers. Ihm war natürlich sofort klar, worauf dieser hinaus wollte. Er ließ seine Hand unter Crocodiles Hemd gleiten; während er über das zarte Narbengewebe streichelte, das die Taille seines Partners zierte, versiegelten sie erneut ihre Lippen miteinander. Zufrieden beobachtete Crocodile den Wolf, der es sich gemeinsam mit Mihawk draußen auf der Wiese gemütlich gemacht hatte und diesem eine Geschichte über eine kleine Raupe erzählte, die mutig ihr Zuhause verließ, um durch die Welt zu reisen und Abenteuer zu bestehen. Mihawk hing mit gespanntem Gesichtsausdruck an den Lippen seines Vaters. Und als die Stelle kam, an der die Raupe sich in einen wunderschönen Schmetterling verwandelte, lachte er fröhlich. „Papa?“ Es war die Stimme seines ältesten Sohnes, die Crocodile aus seinen Gedanken riss. „Was gibt es, Cora?“, fragte er und streichelte dem Welpen durch sein hellbraunes Haar. „Kannst du mir heute zeigen wie man einem Huhn die Federn ausrupft?“ Verwundert zog Crocodile eine Augenbraue hoch. „Wie kommst du denn so plötzlich darauf?“, wollte er wissen, denn eigentlich interessierten sich die Welpen nicht allzu sehr für die Essensvorbereitungen. (Bei diesem Thema handelte es sich übrigens um einen andauernden Streitpunkt zwischen ihm und Doflamingo: Während Crocodile der Ansicht war, dass die Kinder durchaus mithelfen könnten, fand Doflamingo, dass sie dafür noch zu jung wären. „Sie sollen ihre Zeit genießen“, sagte der Wolf ständig. „Später werden sie noch oft genug die Gelegenheit bekommen, um Säugetieren das Fell abzuziehen oder Hühnern die Federn zu rupfen.“) „Ich möchte es lernen, damit ich dir helfen kann“, erklärte ihm Corazon. „Es ist unfair, dass immer nur du und Daddy das Essen vorbereitet. Das Essen ist ja auch für die Anderen. Deswegen möchte ich mithelfen.“ „Das ist wirklich sehr lieb von dir“, sagte Crocodile und nahm seinen Sohn bei der Hand. „Komm, lass uns reingehen. In der Speisekammer liegen noch ein paar Rebhühner. Ich zeige dir wie das Federnrupfen funktioniert.“ Zu zweit machten sie es sich im Wohnbereich der Höhle gemütlich. Obwohl es sich um Corazons allerersten Versuch handelte, schlug er sich sehr gut. Sein kleiner Sohn hatte das Huhn, das auf seinem Schoß lag, etwa zur Hälfte gerupft, als Monet den Raum betrat. Neidisch blickte sie zu ihrem großen Bruder hinüber. „Papa“, fragte sie sofort, „darf ich mitmachen? Ich möchte auch Federn rupfen! Bitte, bitte!“ Crocodile lachte leise und schüttelte den Kopf. Es wundert ihn nicht, dass Monet ihren älteren Bruder nachahmen wollte. „Tut mir leid, Monet“, sagte er und bemühte sich um einen freundlich klingenden Tonfall. „Aber dafür bist du noch ein bisschen zu klein, denke ich. Wenn du so alt bist wie Corazon, dann darfst du es auch versuchen. Versprochen.“ Mit dieser Antwort schien er seine Tochter zwar nicht zufrieden zu stellen, doch am Ende blieb ihr nichts Anderes übrig als sich seinem Willen zu beugen. Mit enttäuschtem Gesichtsausdruck kehrte sich nach draußen zu ihren Brüdern und ihrem Vater zurück. „Danke“, sagte Corazon mit leiser Stimme, nachdem Monet wieder verschwunden war. „Es gibt keinen Grund, um sich zu bedanken“, erwiderte Crocodile. „Du bist älter als die Drillinge, also kann ich dir auch schon ein wenig mehr zutrauen. Das merke ich auch jetzt gerade sehr deutlich: Du machst dich wirklich sehr gut im Federnrupfen, Corazon. Bald schon kannst du es genauso gut wie ich. Dessen bin ich mir sicher.“ ~ Die Schmerzen waren unbeschreiblich! Selbst Crocodile, bei dem es sich um einen sehr tapferen Gestaltenwandler handelte, muss die Zähne aufeinanderbeißen, um nicht in Tränen auszubrechen. „Papa!“, kreischte Corazon, doch Crocodile war so benommen vom Schmerz, dass die erschrockene Stimme seines Sohnes kaum bis zu ihm durchdrang. Es dauerte zwei oder drei Minuten, bis er wieder einigermaßen klar denken konnte. Der Schmerz in seinem Fuß fühlte sich furchtbar an und breitete sich pochend in seinem gesamten Körper aus. (Auszug aus Kapitel 13) bye sb Kapitel 13: Part IV: Schmerz ---------------------------- Allmählich kehrte wieder Ruhe in ihr beschauliches Waldleben ein. Doflamingo hatte sich die Worte seines Partners zu Herzen genommen und bemühte sich darum keinen der Welpen zu bevorzugen. Mit Monet und Zoro unternahm er bloß noch etwa alle drei Tage Übungs-Jagdzüge; auf diese Weise blieben sowohl ihm als auch den beiden kleinen Gestaltenwandlern noch genug Zeit, um sich mit dem Rest der Familie zu beschäftigen. Doflamingos Verhältnis zu Corazon hatte sich inzwischen wieder deutlich verbessert: Sein ältester Sohn wich ihm nicht mehr aus, sondern genoss seine Nähe sichtlich. Allerdings war er nicht mehr so stark auf ihn fixiert wie früher. Dass er in den letzten Wochen viel Zeit mit Crocodile verbracht hatte, schien Corazon gutgetan zu haben: Er ließ sich gerne von diesem hochnehmen und half ihm sehr oft bei zum Beispiel der Vorbereitung des Mittagessens. Als Doflamingo beobachtet hatte, dass sein Partner ihren ältesten Sohn nun im Haushalt mithelfen ließ, war er zuerst sehr skeptisch gewesen. Er vertrat die Ansicht, dass Aufgaben wie die Zubereitung der Mahlzeiten oder das Waschen der Kleidung von den Erwachsenen und nicht den Kindern eines Rudels erledigt werden sollten. Immerhin waren die Welpen noch sehr jung; sie sollten noch keine Verantwortung tragen müssen. Allerdings hatten sich Doflamingos Zweifel recht schnell verflüchtigt: Corazon schien seinem Vater sehr gerne zur Hand gehen. Es schien ihm Spaß zu machen und mit Stolz zu erfüllen. Irgendwann war Doflamingo zu dem Schluss gekommen, dass es wohl in Ordnung war die Kinder in den Haushalt miteinzuspannen, sofern sie es gerne taten. „Doflamingo.“ Es war die gelassen klingende Stimme seines Partners, die Doflamingo aus seinen Gedanken riss. „Was gibt es?“, fragte er und streckte seine beiden Beine ein wenig. Er hatte heute Vormittag einen langen Jagdzug unternommen und es sich danach auf der Blumenwiese vor ihrer Höhle gemütlich gemacht. Nun kribbelten seine Beine ein wenig, weil er so lange in derselben Position gelegen hatte. „Corazon und ich möchten gerne einen kleinen Spaziergang machen“, meinte Crocodile. „Hast du währenddessen ein Auge auf die Drillinge?“ „Einen Spaziergang?“ Doflamingo zog eine Augenbraue hoch. Es kam nur sehr selten vor, dass sie gemeinsam mit Corazon oder Mihawk durch den Wald streiften. Immerhin konnte noch keiner der beiden Welpen die Gestalt seines Tiergeistes annehmen. Crocodile nickte. Er zögerte einen Augenblick, ehe er erklärte: „Zoro und Monet erzählen in letzter Zeit sehr oft von Orten, die Corazon und Mihawk nicht kennen. Du weißt schon: Der große Felsen, das Feld mit den Sonnenblumen oder auch der kleine Bach im Osten. Sie fühlen sich ausgeschlossen, wenn ihre Geschwister von ihren Ausflügen berichten. Deswegen hat Corazon mich darum gebeten heute mit ihm spazieren zu gehen. Ich denke, ich werde gemeinsam mit ihm zum Sonnenblumenfeld gehen. Das ist nicht weit weg und hübsch anzusehen.“ „Das ist eine gute Idee.“ Doflamingo linste unauffällig zu seinem ältesten Sohn hinüber, der sich in einigen Metern Entfernung von ihnen aufhielt und sich ausgelassen mit Zoro unterhielt. „Aber bleibt nicht zu lange weg, ja? Und sorg dafür, dass Corazon sich immer in deiner Nähe aufhält. Du musst auf der Hut sein und darfst ihn nicht aus dem Blick verlieren.“ „Natürlich“, erwiderte Crocodile augenrollend. Diese Reaktion verärgerte Doflamingo ein wenig. „Ich meine es ernst!“, betonte er mit energischer Stimme. Er warf seinem Partner einen eindringlichen Blick zu. „Dieser Wald ist und bleibt ein gefährlicher Ort, Crocodile. Vor allen Dingen für Corazon: Er ist erst vier Jahre alt! Du musst gut auf ihn Acht geben!“ „Inzwischen wissen wir, dass er schon fünf ist“, wendete Crocodile ein. In einem ein wenig versöhnlicher klingenden Tonfall fügte er allerdings hinzu: „Aber ich verstehe, worauf du hinausmöchtest. Mach dir bitte keine Sorgen, Doflamingo. Ich verspreche, dass ich dir Corazon gesund und munter wieder zurückbringen werde.“ „Daran zweifle ich nicht“, sagte Doflamingo mit zärtlicher Stimme und küsste seinen Partner auf den Mund. Er war sich selbst dessen bewusst, dass er gelegentlich dazu neigte mit seiner Fürsorge zu übertreiben. Doch er meinte seine Worte nicht böse: Doflamingo liebte seine Familie mehr als alles Andere auf der Welt. Er wollte bloß sichergehen, dass niemand zu Schaden kam. Er könnte es nicht ertragen den Kater oder einen der Welpen zu verlieren. „Wir sind vor Sonnenuntergang wieder zurück“, versprach Crocodile, als sie sich voneinander lösten. Doflamingo nickte. „Halte immer die Augen und Ohren offen.“ Er erhob sich und schlenderte zu seinem ältesten Sohn hinüber. „Das gilt auch für dich, Corazon“, meinte er und fuhr dem Welpen durch sein weiches Haar. „Sei immer wachsam, ja? Und mach keinen Unfug.“ „Klar“, erwiderte Corazon und lehnte sich in die Berührung seines Vaters. „Versprochen.“ „Wohin gehen wir?“ „Zum Sonnenblumenfeld“, antwortete Crocodile und griff nach dem Unterarm seines Sohnes, ehe dieser vorlaufen konnte und aus seinem Sichtfeld verschwand. Corazon, bei dem es sich eigentlich um ein eher ruhiges Kind handelte, wirkte sehr aufgeregt, beinahe schon übermütig. Unweigerlich fragte Crocodile sich, ob dieser Ausflug tatsächlich eine gute Idee gewesen war. „Corazon, bleib bitte einen Moment stehen“, meinte er und bemühte sich um einen sehr ernst klingenden Tonfall. „Bevor es losgeht, müssen wir beide ein paar Regeln abklären. In Ordnung?“ Sein Sohn hielt kurz inne und wandte sich zu ihm. Als er nickte, fuhr Crocodile fort: „Die erste und allerwichtigste Regel: Du gehorchst mir. Das meine ich wirklich ernst, Cora! Wir sind nicht die einzigen Bewohner dieses Waldes. Wenn man auf einen anderen Gestaltenwandler oder ein wildes Tier trifft, geht es manchmal um Leben und Tod. Deswegen musst du immer tun, was ich dir sage. Und zwar sofort. Zweitens: Du bleibst in meiner Nähe. Damit meine ich nicht Rufweite, sondern Sichtweite. Ich möchte dich jederzeit im Blick haben. Hast du das verstanden, Corazon?“ „Ja“, meinte sein Sohn und setzte eine gewichtige Miene auf. Crocodile unterdrückte einen sorgenvollen Seufzer und ließ den Unterarm seines Sohnes wieder los. Zum Glück schien seine Rede bei Corazon einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben: Tatsächlich blieb der kleine Welpe immer in seiner Nähe und tat nichts Unerlaubtes. „Wie weit ist es noch bis zum Sonnenblumenfeld?“, fragte Corazon nach einer Weile. Sie waren seit etwa zwanzig Minuten unterwegs, doch hatten noch keine sonderlich lange Strecke zurückgelegt. Wenn er durch den Wald streifte, nahm Crocodile im Regelfall die Gestalt seines Tiergeistes an. Als Katze war er deutlich schneller und flinker. In seiner menschlichen Gestalt hingegen kam er sich plötzlich sehr groß und schwerfällig vor. „Es dauert nicht mehr lange“, versicherte Crocodile seinem Sohn und versuchte abzuschätzen, wie lange sie beide wohl noch bräuchten. Er nahm die Zeit, die er in seiner verwandelten Form für den Rest der bevorstehenden Strecke einplanen würde, mal drei. „Etwa eine Viertelstunde, denke ich.“ „Wieso gibt es hier keine Tiere, Papa? Außer ein paar Vögeln habe ich noch gar kein Tier gesehen.“ Corazon richtete den Blick nach oben. In diesem Teil des Waldes standen die Bäume so dicht beieinander, dass ihre Kronen die Sicht auf den Himmel fast gänzlich verdeckten. Nur wenige Sonnenstrahlen erreichten den Boden; daher war es hier sehr dunkel. Für Crocodile war dieser Anblick vollkommen normal, doch plötzlich begann er sich zu fragen, ob sein Sohn sich nicht fürchtete. Auf einen Fünfjährigen wirkte dieser Ort sicherlich sehr einschüchternd. „Tiere haben sehr scharfe Sinne“, erklärte Crocodile dem kleinen Welpen. Um Corazon die Angst zu nehmen, bemühte er sich um eine möglichst freundlich und gelassen klingende Stimme. „Sie können viel besser sehen, hören und riechen als Menschen. Daher wissen sie schon früh, dass du und ich in der Nähe sind, und machen sich davon.“ „Und warum fliegen die Vögel nicht weg?“, hakte Corazon nach. In genau diesem Moment war das helle Gezwitscher einer Amsel zu hören. „Weil sie sich oben in den Bäumen sicher fühlen“, antwortete Crocodile. Bis zum Sonnenblumenfeld war es nicht mehr weit. Sie waren fast schon dort. „Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes können nicht klettern. Und auch wenn sie es in ihrer menschlichen Gestalt versuchen würden, käme sie niemals hoch genug. Die Äste würden unter ihrem Gewicht zusammenbrechen.“ „Aber du kannst gut klettern“, wendete Corazon ein. „In der Gestalt deines Tiergeistes bist du leicht und flink. Du könntest hoch genug klettern, um sie zu erwischen.“ „Vielleicht“, gab Crocodile mit geschmeichelt klingender Stimme zu. Dass Corazon seinen Tiergeist nicht mit Herablassung behandelte, sondern auf die Vorteile zu sprechen kam, freute ihn sehr. (Crocodile hätte es zwar niemals zugegeben, doch es störte ihn gewaltig, dass Monet und Zoro in verwandelter Form bereits so groß waren wie er. Es war ein seltsames Gefühl sich auf derselben Augenhöhe wie die beiden dreijährigen Welpen zu befinden.) „Aber eigentlich lohnt es sich nicht einem Vogel hinterherzujagen. An Amseln und Elstern ist kaum etwas dran.“ „Ich wünschte, ich könnte mich verwandeln“, meinte Corazon und seufzte leise. „Ich möchte auch lernen zu jagen. So wie du und Daddy. Und Zoro und Monet. Wann ist es denn endlich soweit, Papa?“ „Das weiß ich nicht, Corazon“, antwortete Crocodile. Er konnte die Ungeduld seines Sohnes gut nachvollziehen, doch er war sich auch dessen bewusst, dass es absolut unmöglich war die erste Verwandlung absichtlich herbeizuführen. Die Natur ging einfach ihren Weg; man konnte den Prozess nicht beschleunigen, ja nicht einmal vorhersagen. „Wie alt bist du gewesen, als du dich das erste Mal verwandelt hast, Papa?“ „Acht“, antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. „Genauso wie meine beiden Brüder.“ „So alt schon?“, hakte Corazon mit verwundert (beinahe schon entsetzt) klingender Stimme nach. „Daddy hat mir gesagt, dass die meisten Gestaltenwandler sich das erste Mal verwandeln, bevor sie fünf Jahre alt sind.“ „Vielleicht ist es je nach Tiergeist unterschiedlich“, mutmaßte Crocodile. „Du, dein Vater und deine Geschwister seid Wölfe. Ich hingegen verfüge über den Tiergeist einer Hauskatze. Sicherlich gibt es sehr viele Faktoren, die eine Rolle spielen. So ganz genau weiß niemand, wovon die allererste Verwandlung abhängt.“ „Ich habe Angst davor, dass es noch ganz lange dauern wird, bis ich endlich dazu in der Lage bin mich zu verwandeln“, gestand sein Sohn und griff nach seiner Hand. „Bestimmt sind aus Zoro und Monet längst schon tolle Jäger geworden, bevor ich zum allerersten Mal die Gestalt meines Tiergeistes angenommen habe.“ „Mach dir nicht so viele Sorgen“, versuchte Crocodile beruhigend auf den kleinen Welpen einzureden. Der Gedanke, dass Corazon das Gefühl hatte im Schatten seiner Geschwister zu stehen, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich ins Herz. „Vielleicht verwandelst du dich ja schon heute Abend.“ „Und wenn ich mich nie verwandle?“ Corazon ließ seine Hand los und senkte den Blick. „Vielleicht bin ich ja gar kein richtiger Gestaltenwandler. Sondern ein Mensch. Vielleicht wollten mich meine leiblichen Eltern deswegen nicht haben. Vielleicht wussten sie es.“ „Was redest du denn da nur für Unsinn?“ Crocodile kniete sich auf den Boden und nahm das Gesicht seines kleines Sohnes zärtlich in beide Hände. Er blickte ihm tief in seine hellbraunen Augen und sagte: „Natürlich bist du ein richtiger Gestaltenwandler, Corazon. Du hast einen buschigen Schwanz und zwei Fellohren. Man erkennt sofort auf den ersten Blick, dass du kein Mensch bist.“ „Aber ich habe mich noch nicht verwandelt!“ „Du bist erst vier Jahre alt“, wendete Crocodile ein und bemühte sich um einen selbstsicher klingenden Tonfall. „Du hast noch ganz viel Zeit, Corazon. Es gibt überhaupt keinen Grund, um sich schlecht zu fühlen. Und ich bin mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis auch du dazu in der Lage bist die Gestalt deines Tiergeistes anzunehmen.“ „Wirklich?“, fragte sein Sohn nach und blickte ihm verunsichert ins Gesicht. „Wirklich“, sagte Crocodile und küsste Corazon auf die Stirn. Anschließend ließ er ihn los und erhob sich wieder. Er war gerade erst zwei Schritte gegangen, als plötzlich ein schrecklicher Schmerz seinen rechten Fuß erfasste. Crocodile schrie erschrocken auf und konnte nicht verhindern, dass ihm das Bein wegnickte. Als er nach unten sah, entdeckte er ein Fangeisen, das noch halb von Laub und aufgeschütteter Erde bedeckt war. Die spitzen Zähnen hielten seinen rechten Fuß fest umklammert und bohrten sich tief ins Fleisch. Die Schmerzen waren unbeschreiblich! Selbst Crocodile, bei dem es sich um einen sehr tapferen Gestaltenwandler handelte, muss die Zähne aufeinanderbeißen, um nicht in Tränen auszubrechen. „Papa!“, kreischte Corazon, doch Crocodile war so benommen vom Schmerz, dass die erschrockene Stimme seines Sohnes kaum bis zu ihm durchdrang. Es dauerte zwei oder drei Minuten, bis er wieder einigermaßen klar denken konnte. Der Schmerz in seinem Fuß fühlte sich furchtbar an und breitete sich pochend in seinem gesamten Körper aus. „Papa! Papa!“ Corazon krallte sich in seinem Hemd fest und legte den Kopf an seine Brust. Durch den Stoff hindurch konnte Crocodile die Tränen seines Sohnes spüren. Der kleine Welpe weine bitterlich und wirkte völlig verzweifelt. „Ganz ruhig, Corazon“, versuchte er ihn zu beruhigen. Seine Stimme klang heiser; auch wenn Crocodile sich um das Gegenteil bemühte, konnte man den Schmerz überdeutlich heraushören. Er streichelte das wellige Haar seines kleinen Jungen. „Beruhige dich, mein Liebling.“ „Dein Fuß!“, jammerte Corazon und weinte ungerührt weiter. „Papa, dein Fuß!“ „Das ist halb so schlimm“, log Crocodile. „Zuhause verbinden wir ihn und dann ist bald wieder alles in bester Ordnung.“ „Du lügst.“ Corazon wirkte noch immer sehr geschockt, doch allmählich wurde er ruhiger. Inzwischen sprach er in einem entsetzt klingenden Flüsterton. „Du sagst das nur, damit ich mir keine Sorgen mache. Dein Fuß... Papa, dein Fuß... Er ist... er ist... fast ab... Es ist alles voller Blut da unten...“ „Es ist nicht so schlimm wie es aussieht“, sagte Crocodile schweratmend. „Trotzdem müssen wir meinen Fuß verbinden, Corazon.“ „Aber das Verbandszeug ist Zuhause in der Höhle“, jaulte sein kleiner Sohn. „Und du steckst fest. Wir können nicht zurück.“ „Du musst zurückgehen, Corazon.“ Crocodile schickte den Welpen nur ungern allein durch den Wald, doch wenn er hier nicht sterben wollte, sah er leider keine andere Möglichkeit. Corazon gegenüber versuchte er zwar die Situation herunterzuspielen, doch Crocodile war kein Narr: Er wusste, das sein Sohn recht hatte. Die Zähne des Fangeisens durchbohrten seinen Fuß. Wenn ihm nicht rasch jemand zur Hilfe eilte, würde er im besten Fall seinen Fuß verlieren oder im schlimmsten Fall an Ort und Stelle verbluten. „Geh und hol Papa. Er soll den Erste-Hilfe-Kasten mitbringen. Und Werkzeug, um die Falle zu öffnen.“ „Ich... ich weiß nicht, ob ich alleine den Weg finde“, schniefte Corazon und krallte sich noch fester in seine Brust. „Es ist nicht weit“, versicherte Crocodile seinem Sohn. „Wenn du dich beeilst, brauchst du bloß etwa zwanzig Minuten. Lauf geradeaus, bis du den großen Ameisenhügel siehst. Dort biegst du rechts ab. Dann musst du nur noch weiter geradeaus laufen, um die Höhle zu erreichen.“ „Aber... aber ich weiß nicht, wo rechts und links ist!“ Corazon wirkte völlig verzweifelt. „Ich werde mich verlaufen! Und du... und du... dein Fuß... Papa, ich... ich schaffe das nicht...!“ „Doch, das wirst du.“ Erneut nahm Crocodile das Gesicht des Welpen in beide Hände. Sofort spürte er, wie Corazon deutlich ruhiger wurde. Er blickte ihm eindringlich in die Augen und sagte mit fester Stimme: „Du bist ein großer Junge, Corazon. Und ich brauche deine Hilfe. Verstehst du das?“ Sein Sohn nickte. Crocodile ließ ihn wieder los. „Bis zum Ameisenhaufen“, wiederholte Corazon mit leiser Stimme. „Bis zum Ameisenhaufen und dann... und dann...?“ „Bis zum Ameisenhaufen und dann rechts“, erklärte Crocodile. „Das hier ist deine rechte Hand.“ Er nahm die kleine Hand des Welpen in die seine. „Geradeaus. Am Ameisenhaufen dort entlang, wo deine rechte Hand hinzeigt. Und dann weiter geradeaus.“ „Geradeaus“, flüsterte Corazon. „Am Ameisenhaufen rechts. Geradeaus.“ „Genau.“ Crocodile nickte hektisch. „Es ist nicht weit. Sag Doflamingo, ich bin in ein Fangeisen getreten. Los, Corazon! Du musst dich beeilen!“ Corazon ließ ihn los. Ehe er sich auf den Weg machte, drehte er sich ein letztes Mal zu ihm um. „Ich habe dich lieb, Papa“, sagte er. Seine hellbraunen Augen waren tränennass. „Ich habe dich auch lieb, Cora“, erwiderte Crocodile schweratmend. Noch nie zuvor hatte er seinen kleinen Sohn so schnell rennen sehen. ~ „Corazon, Liebling“, sagte er. Obwohl sein Blut so laut in seinen Ohren rauschte, dass er sich einen Moment lang sicher war, sein Herz befände sich nicht in seiner Brust, sondern in seinem Schädel, bemühte Doflamingo sich um einen ruhigen Tonfall. Der kleine Welpe in seinem Arm wirkte sowieso schon aufgewühlt genug; es würde nichts bringen, selbst panisch zu werden und ihn noch weiter unter Druck zu setzen. „Was ist passiert? Und wo ist Papa?“ „E-es ist zu spät“, jaulte Corazon und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. (Auszug aus Kapitel 14) bye sb Kapitel 14: Part IV: Wunde -------------------------- Verwundert hob Doflamingo den Kopf. Er spielte gerade draußen auf der Wiese mit den Drillingen, als ihm plötzlich ein ungewöhnlicher Geruch in die Nase stieg. Nun, der Geruch an und für sich war gar nicht sonderlich ungewöhnlich. Doflamingo witterte seinen ältesten Sohn Corazon. Ungewöhnlich war lediglich, dass dieser offensichtlich allein unterwegs war. Augenblicklich überkam ihn Sorge. Wo war Crocodile? War irgendetwas passiert?! „Zoro, Mihawk, Monet!“ Seine Stimme klang so ernst, dass seine Kinder sofort ihr fröhliches Spiel unterbrachen und ihm verwunderte Blicke zuwarfen. „In die Höhle! Sofort! Keine Widerworte! Bleibt dort, bis ich wieder da bin!“ Er wartete gerade lang genug, um zu kontrollieren, dass alle Welpen seiner Anweisung gefolgt waren, ehe er die Gestalt seines Tiergeistes annahm und sich sofort auf den Weg machte. Es dauerte nicht lange, bis er auf seinen ältesten Sohn stieß. Corazon wirkte völlig panisch und sein Gesicht war tränennass. Als er seinen Vater erblickte, stieß er einen spitze Schrei aus und lief so hastig auf ihn zu, dass er über seine eigenen Beine stolperte. „Ganz ruhig“, sagte Doflamingo, nachdem er seine menschliche Gestalt angenommen hatte. Er nahm den aufgewühlten Jungen hoch und streichelte seinen Rücken, doch Corazon wollte sich einfach nicht beruhigen lassen. „Daddy! Daddy!“, kreischte er mit verzweifelt klingender Stimme. „Ich bin doch hier, Liebling“ Doflamingo wiegte Corazon sanft in seinen Armen. „Ich bin hier.“ „Ich... ich... der A-ameisenhaufen... ich habe ihn gefunden... a-aber ich wusste nicht mehr, wo r-rechts ist... Papa hat es mir gezeigt... Er hat mir meine rechte Ha-hand gezeigt. Aber ich w-war mir nicht mehr sich-sicher... Ich bin links gegangen. Ich... ich glaube, ich bin links gegangen! Es hat zu lange gedauert. Der Fuß! Rechts, nicht links! Daddy...! Daddy, es hat zu lang gedauert!“ Für Doflamingo ergab das nervöse Gestottere seines Sohnes überhaupt keinen Sinn. Nur einer einzigen Sache war er sich sicher: Irgendetwas Schreckliches musste passiert sein. „Corazon, Liebling“, sagte er. Obwohl sein Blut so laut in seinen Ohren rauschte, dass er sich einen Moment lang sicher war, sein Herz befände sich nicht in seiner Brust, sondern in seinem Schädel, bemühte Doflamingo sich um einen ruhigen Tonfall. Der kleine Welpe in seinem Arm wirkte sowieso schon aufgewühlt genug; es würde nichts bringen, selbst panisch zu werden und ihn noch weiter unter Druck zu setzen. „Was ist passiert? Und wo ist Papa?“ „E-es ist zu spät“, jaulte Corazon und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. „Corazon!“ Mit sanfter Gewalt nahm Doflamingo die kleinen Hände seines Sohnes fort und sah ihm eindringlich ins Gesicht. „Corazon, du musst mir erzählen, was geschehen ist. Was ist los? Warum bist du ganz allein unterwegs? Wo ist Crocodile?“ „Du musst Verbandszeug holen“, sagte Corazon, ohne seine Frage zu beantworten. Noch immer schien er nicht gänzlich wieder zu sich gefunden zu haben. Anstatt ihm ins Gesicht zu sehen, während er sprach, fixierte Corazon einen unsichtbaren Punkt in der Luft. Er steht unter Schock, dachte Doflamingo. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Irgendetwas Grauenvolles war passiert. Crocodile war verletzt. Womöglich befand sich der Kater sogar in Lebensgefahr. Doflamingo setzte Corazon auf dem Erdboden ab und nahm die Gestalt seines Tiergeistes an. Einen Moment später packte er den kleinen Welpen mit den Zähnen am Nacken und machte sich hastig auf den Weg zurück zur Höhle. Er musste seinen traumatisierten Sohn in Sicherheit bringen. Anschließend würde er sich sofort auf die Suche nach seinem Partner machen. Der Schmerz in seinem rechten Fuß ließ Crocodile völlig verrückt werden. Auch wenn er in den letzten Jahren bereits die eine oder andere schwere Verletzung davontragen hatte und es sich bei ihm definitiv nicht um einen verweichlichten Mann handelte, fiel es Crocodile furchtbar schwer sich zusammenzureißen. Um zu verhindern, dass er in Tränen ausbrach, musste er auf ein Stück Holz beißen, das er auf dem Boden gefunden hatte. Mehrmals hatte Crocodile versucht das Fangeisen von seinem Fuß zu lösen, doch seine Bemühungen blieben erfolglos. Es handelte sich um eine Gerätschaft aus schwerem Stahl und die spitzen Zähne ließen sich keinen Millimeter bewegen. Die Falle, in die er hineingeraten war, hatte ihn genauso fest im Griff wie das Maul eines wilden Raubtieres. Wo nur blieb Doflamingo? Crocodile konnte nicht einschätzen wie lange er schon wartete. Vielleicht waren bereits mehrere Stunden vergangen, vielleicht aber auch erst einige Minuten. Trotzdem kam er nicht umhin sich Sorgen zu machen: Hatte Corazon sich verlaufen? Irrte sein kleiner Sohn nun allein und orientierungslos im Wald umher? Oder war er vielleicht auf ein wütendes Wildschwein gestoßen, das ihn prompt totgetrampelt hatte? Unruhig biss Crocodile sich auf die Unterlippe. Er zwang sich selbst dazu klar zu denken: Auf dem Weg hierher hatte er keine verdächtigen Gerüche ausmachen können. Weder Wildschweine noch Luchse oder andere potenziell gefährlichen Tiere hielten sich in ihrer Nähe auf. Und wenn Doflamingo nicht das passende Werkzeug besaß, um das Fangeisen zu öffnen? Crocodile schluckte schwer und linste unwillig zu seinem Fuß hinüber. Sein Hosenbein war blutgetränkt. Die spitzen, rostigen Zähne der Falle bohrt sich tief in das Fleisch unterhalb seines Knöchels. Die Wunde musste unbedingt so schnell wie möglich behandelt werden. Wenn der Wolf gezwungen war zuerst noch einen Ausflug in die Stadt zu machen, um das richtige Werkzeug zu besorgen, standen seine Überlebenschancen äußerst schlecht. Würde Doflamingo seinen Fuß abnehmen müssen, um sein Leben zu retten? Plötzlich fühlte Crocodiles Mund sich staubtrocken an und er spuckte das Holzstück aus, auf das er die ganze Zeit über gebissen hatte. Wie sollte er seine Familie ernähren, wenn ihm der rechte Fuß fehlte? Er würde nie wieder auf Jagd gehen können! Crocodile begrub das Gesicht in seinen Händen. Er konnte nicht verhindern, dass er laut zu schluchzen begann. Seine Augen fühlten sich warm und feucht an, doch er zwang sich mit aller Kraft dazu nicht in Tränen auszubrechen. Wo blieb nur sein Partner? Doflamingo setzte Corazon im Eingangsbereich der Höhle ab. Er wollte einen zweiten Versuch starten und noch einmal ganz in Ruhe mit seinem ältesten Sohn sprechen. Dass er herausfand, was mit Crocodile passiert war und wo sich dieser befand, hatte im Augenblick allerhöchste Priorität. „Corazon“, sagte Doflamingo und strich dem kleinen Welpen durch sein hellbraunes Haar. „Cora, mein Liebling. Du musst mir unbedingt erzählen, was los ist. Ich muss Papa so schnell wie möglich finden.“ „Wir waren auf dem Weg zum Sonnenblumenfeld“, erklärte Corazon mit heiserer Stimme. Er erweckte noch immer einen angeschlagenen Eindruck, doch schien sich allmählich wieder zu fangen. „Wir sind am Ameisenhaufen vorbeigelaufen. Wir waren fast schon dort. In der Nähe eines Apfelbaums sind wir stehen geblieben und haben geredet. Und gerade als wir weitergehen wollten, hat Papa plötzlich angefangen zu schreien. Er ist in etwas hineingetreten... Etwas... etwas aus Metall. Es hatte so spitze Zähne wie ein Wolf. Papa konnte nicht weiter, also hat er mich losgeschickt. Er hat zu mir gesagt, dass ich mich beeilen muss.“ Beschämt senkte Corazon den Blick. Seine Augen waren vom vielen Weinen gerötet. „Papa hat mir den Weg erklärt, aber ich habe mich trotzdem verlaufen. Ich... ich bin am Ameisenhaufen falsch abgebogen, glaube ich. Daddy, es tut mir so leid! Ich wollte das nicht!“ „Du bleibst hier“, sagte Doflamingo mit ernster Stimme, kaum dass sein Sohn zu Ende gesprochen hat. „Weder du noch die Drillinge verlassen die Höhle, ehe ich wieder da bin. Ich werde mich sofort auf die Suche nach Papa machen.“ „Er hat gesagt, du sollst den Erste-Hilfe-Kasten mitbringen“, sagte Corazon. „Und Werkzeug, um das... die... die Zähne aus Metall zu öffnen.“ Doflamingo nickte. Die Angst um seinen Partner schnürrte ihm die Kehle zu. Hastig durchquerte er den Wohnbereich; den aufgeregten Fragen der Drillinge schenkte er keine Beachtung. Stattdessen rüstete er sich in einem der Nebenzimmer mit allem aus, was er brauchte: In eine Tragetasche aus Baumwolle packte er sowohl eine stabile Brechstange als auch Verbandszeug und andere Dinge, die er für die Versorgung der Wunde benötigte. Doflamingo wusste, was zu tun war. Es war nicht das erste Mal, dass ein Mitglied seines Rudels mit dem Fuß in ein Fangeisen geriet. Unruhig ließ Crocodile seinen Blick über die Umgebung schweifen. Obwohl die Sonne inzwischen hoch am Himmel stand, war es hier unten am Waldboden noch immer kühl und düster. Nur sehr wenig Licht drang durch die dichten Baumwipfel. Crocodile vermied es hinüber zu dem Fangeisen zu sehen, das seinen Fuß fest umklammert hielt. Dutzende Male hatte er versucht sich selbst zu befreien, doch es war ihm nicht gelungen die spitzen Zähne der Falle auch nur um ein paar Millimeter zu spreizen. Tief bohrten sie sich durch sein Fleisch und seinen Knochen. Es war ein furchtbarer Anblick. Crocodile schreckte auf, als er auf seiner linken Seite ein leises Rascheln im Unterholz hörte. War Doflamingo endlich da? Oder hatte der Geruch des frischen Blutes womöglich einen gefährlichen Räuber angelockt? Crocodile schluckte. Er versuchte gar nicht erst sich aufzurichten. Es würde nichts nützen: Er konnte sein rechtes Bein überhaupt nicht belasten; es würde bloß sofort wieder zusammenknicken. Unfassbare Erleichterung überkam Crocodile, als er einen großen Wolf mit hellem Fell ausmachte. In seinem Maul trug er eine Tasche aus Baumwolle. Crocodile wollte Doflamingos Namen rufen, doch spürte plötzlich, dass er dafür viel zu schwach war. Das lange Warten hatte ihn ausgelaugt. Es war sehr anstrengend gewesen, den Schmerz und die Sorgen zu ertragen. „C-crocodile...“ Seine Worte blieben Doflamingo im Halse stecken. Ihn schockierte der Anblick, der sich ihm bot: Crocodile lag am Boden; sein rechter Fuß klemmte in einem Fangeisen fest. Die spitzen Zähne der metallenen Konstruktion hatten das Fleisch unterhalb seines Knöchels praktisch durchbohrt. Doflamingo schluckte. Langsam ließ er sich neben dem Kater auf dem Erdboden nieder. Er berührte mit seiner Hand eines der spitzen Fellohren seines Partners und sagte: „Ganz ruhig, Crocodile. Ich habe alles hier, was ich brauche, um dich zu befreien und deine Wunde zu versorgen. Du musst keine Angst haben.“ Sein gefasst klingender Tonfall überraschte ihn selbst. Crocodile nickte. „Wie geht es Corazon?“, fragte er mit matter Stimme. „Ganz gut, denke ich“, antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. „Er ist Zuhause. Die Drillinge auch. Um die Sicherheit der Kinder müssen wir uns im Augenblick also keine Sorgen machen.“ Er beugte sich zu dem Fangeisen hinüber, das den Fuß seines Partners fest umklammert hielt, und sah es sich ganz genau an: Es handelte sich um ein sehr altes Gerät. Das Metall rostete bereits. Außerdem waren die Zähne viel größer und spitzer als bei den meisten modernen Fangeisen. Doflamingo vermutete, dass die Falle bereits vor vielen Jahren (vielleicht sogar Jahrzehnten) hier aufgestellt worden war. Früher hatte es in dieser Gegend einige wilde Bären gegeben, auf welche die Menschen gerne Jagd gemacht hatten. „Was ist los?“, fragte Crocodile und griff nach seiner Hand. „Du bekommst das Ding doch auf, nicht wahr? Nicht wahr, Doflamingo?!“ Doflamingo nickte. „Ich denke schon“, sagte er und drückte die Hand des Katers. „Du bist in ein sehr altes Fangeisen getreten. Vermutlich haben die Menschen es für die Bärenjagd verwendet. Mit den Händen allein bekommt man es nicht so leicht auf, aber ich habe eine Brechstange dabei, mit deren Hilfe ich es auf jeden Fall schaffen werde.“ Crocodile nickte; er wirkte besorgt und änsgtlich, aber auch zuversichtlich. Die Worte seines Partners schienen ihn ein wenig zu beruhigen. „Du musst still halten“, wies Doflamingo den Kater an, während er vorsichtig das Fangeisen betastete. „Schrei ruhig, heul, beschimpf mich, wenn du dich dann besser fühlst. Aber beweg deinen Fuß nicht ohne meine Anweisung. Du hebst ihn erst dann an, wenn ich es dir sage. Hast du das verstanden?“ „Ja“, sagte Crocodile. Seine Stimme klang schwach und sein Gesicht war leichenblass. Doflamingo gab sich selbst drei tiefe Atemzüge, ehe er mit aller Kraft, die er aufwenden konnte, die beiden zugeschnappten Teile der Falle spreizte. Auch wenn es sich bei ihm um einen sehr kräftigen Mann handelte, dauerte es mehrere Minuten, bis er den Fuß des Katers von den spitzen Zähnen befreit hatte. Um zu verhindern, dass das Fangeisen erneut zuschnappte, steckte Doflamingo die mitgebrachte Brechstange zwischen die Seiten. „Zieh vorsichtig deinen Fuß heraus“, wies Doflamingo schweratmend seinen Partner an. Crocodile, der sichtlich unter schlimmen Schmerzen litt, nickte und tat wie ihm geheißen. Mit beiden Händen griff er nach seinem malträtierten Fuß und zog ihn behutsam aus der Falle. Ein laut knallendes Geräusch war zu hören, als Doflamingo die Brechstange fortzog und sich das leere Fangeisen wieder schloss. Obwohl er nun endlich von dem schrecklichen Metallkonstrukt mit den spitzen Zähnen befreit worden war, ließen die Schmerzen in Crocodiles rechtem Fuß nicht nach. Eher das Gegenteil war der Fall: Die Entfernung des Fangeisens hatte furchtbar wehgetan und die Blutung verstärkt. Die rote Flüssigkeit lief nun wie Wasser, das aus einer reichen Quelle sprudelte, über sein Bein. Übelkeit bahnte sich den Weg seinen Hals hinauf. Crocodile drehte den Kopf zur Seite und erbrach sich ungeniert auf dem Waldboden zu seiner Linken. Sein Fuß war kaum mehr als solcher erkennbar. Eigentlich handelte es sich bloß noch um eine blutige, fleischige Masse. Die Zähne des Fangeisens hatten sich sowohl durch das Fleisch als auch den Knochen gebohrt. „Ich werde versuchen die Blutung zu stoppen und deinen Fuß verbinden“, sagte Doflamingo und wühlte in der Baumwolltasche, die er mitgebracht hatte, nach Desinfektionsmittel und Verbandszeug. „Zuhause lege ich dir dann eine Schiene an.“ „Eine Schiene?“ Verwundert hob Crocodile den Kopf. Doflamingo nickte. Er tränkte ein sauberes Tuch mit Desinfektionsmittel und säuberte die Wunde am Fuß seines Partners. Crocodile nahm das schmerzhafte Brennen kaum wahr. „Du wirst einige Wochen lang eine Schiene tragen müssen, damit der Knochen gerade wieder zusammenwächst.“ „Aber...“ Crocodile biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick. „Aber... mein Fuß muss nicht abgenommen werden, oder?“ „Nein, auf keinen Fall“, antwortete Doflamingo, ohne in seiner Arbeit inne zu halten. Fachmännisch wickelte er eine Verbandsrolle um den Knöchel seines Partners. „Wenn wir deine Wunde vernünftig versorgen und du dich lang genug schonst, werden keine bleibenden Schäden zurückbleiben, denke ich“, „Bist du dir da sicher?“ „Ziemlich sicher. Ich habe es schon des Öfteren erlebt, dass ein Gestaltenwandler in ein Fangeisen gerät. Solange du dich an meine Anweisungen hältst, sollte der Fuß mit der Zeit wieder vollständig verheilen.“ Crocodile konnte nicht in Worte fassen, wie sehr ihn die Worte des Wolfes erleichterten. Am Ende schien die ganze Situation also doch nur halb so schlimm zu sein. Er war zwar dazu gezwungen sich eine Weile lang zu schonen, doch bald schon würde alles wieder so werden wie früher. Und abgesehen von ein paar Narben an seinem rechten Fuß würde ihn nichts mehr an diesen furchtbaren Unfall erinnern. Ein riesiger Stein fiel Crocodile vom Herzen. „Trotzdem sollten wir diese Situation sehr ernst nehmen.“ Doflamingo schien die medizinische Erstversorgung beendet zu haben und warf ihm einen eindringlichen Blick zu. „Du hast dir eine schwere Verletzung zugezogen, Crocodile. Du darfst deinen Fuß wochen-, vielleicht sogar monatelang nicht belasten. Und damit meine ich nicht bloß, dass deine Jagdzüge ausfallen werden.“ „Ich... darf nicht laufen?“, schlussfolgerte Crocodile und konnte nicht verhindern, dass pures Entsetzen in seiner Stimme mitschwang. Doflamingo nickte. „Du musst deinen Fuß unbedingt ruhig halten, damit die Knochen und Sehnen vernünftig wieder zusammenwachsen können. Wenn du dich an diese Regel nicht hältst, dann kann es im schlimmsten Fall passieren, dass du für immer humpeln wirst. Also halte dich bitte an meine Anweisungen.“ „Aber wenn ich nicht laufen darf“, fragte er, „wie komme ich denn dann zurück zu unserer Höhle?“ „Ich trage dich“, antwortete Doflamingo und noch ehe Crocodile die Gelegenheit dazu bekam eine Erwiderung zu geben, hatte der Wolf längst eine Hand hinter seinen Rücken und die andere unter seine Kniekehlen geschoben. Er gab ein lautes Japsen von sich, als Doflamingo ihn scheinbar mühelos in die Luft hob. Von seinem Partner getragen zu werden war ein weitaus weniger unangenehmes Gefühl als Crocodile erwartet hätte. Er legte seinen Kopf an Doflamingos Brust und lauschte dessen Herzschlag. Der gleichmäßige Takt beruhigte Crocodile ein wenig und tröstete ihn. ~ „So lange noch?“ Enttäuschung und sogar Entsetzen schwangen in Crocodiles Stimme mit. „Aber das geht nicht, Doflamingo! Bald werden wir anfangen müssen Vorräte für den Winter anzulegen. Ohne meine Hilfe wird es dir nicht gelingen genug Tiere zu erbeuten.“ „Du wirst erst dann wieder auf Jagd gehen, wenn deine gesundheitliche Situation es dir erlaubt!“, erwiderte Doflamingo scharf. „Ich werde nicht zulassen, dass du dir deinen Fuß für immer ruinierst!“ (Auszug aus Kapitel 15) bye sb Kapitel 15: Part IV: Frust -------------------------- Es waren fünf Tage vergangen, seitdem Crocodile mit dem Fuß in das Fangeisen geraten war. Und obwohl er sich natürlich darüber freute, dass er befreit worden war und seine Wunde fachmännisch versorgt wurde, konnte Crocodile nicht behaupten mit der momentanen Gesamtsituation sonderlich zufrieden zu sein. Da er nicht laufen durfte, war er dazu verdammt praktisch den ganzen Tag am gleichen Fleck zu verbringen. Von morgens bis abends hielt er sich im Wohn- und Schlafbereich der Höhle auf. Es dauerte nicht lange, bis er begann sich furchtbar zu langweilen. In den letzten Jahren hatte er sich sehr stark daran gewöhnt jeden Tag draußen zu sein; ihm fehlte der Wind in seinem Haar und das Geräusch von summenden Bienen und fröhlich zwitschernden Vögeln. Seine Kinder leisteten ihm häufig Gesellschaft, doch Doflamingo ließ sich nur sehr selten blicken. Weil die Beute ausfiel, die Crocodile üblicherweise mit nach Hause brachte, musste der Wolf viel öfter als sonst auf Jagd gehen, um alle satt zu bekommen. Jedes Mal, wenn Doflamingo die Höhle betrat und den Leib eines Wildschweines oder Auerhahns im Maul hatte, überkamen Crocodile schreckliche Gewissensbisse. Er fühlte sich absolut nutzlos. Nein, schlimmer noch: Er kam sich vor wie eine Belastung. „Die Wunde beginnt allmählich zu heilen“, meinte Doflamingo, während er eine entzündungshemmende Salbe auf den Fuß seines Partners auftrug. „Zum Glück eitert sie nicht. Und da du keine Muskelkrämpfe hast, können wir auch ausschließen, dass du dich mit Tetanus infiziert hast. Wegen des rostigen Metalls hatte ich mir darum große Sorgen gemacht.“ „Gegen Tetanus bin ich geimpft“,warf Crocodile ein und beobachtete wie Doflamingo seinen Fuß neu verband. „Geimpft?“, hakte dieser nach und zog die Augenbrauen zusammen. „Was bedeutet das?“ „Es bedeutet, dass ich kein Tetanus bekommen kann“, antwortete Crocodile. Da er als Hauskatze in der Stadt aufgezogen worden war, stellten Impfungen für ihn eine absolute Selbstverständlichkeit dar. Genauso wie seine beiden Brüder war er bereits als Kitten gegen alle gefährlichen Krankheiten geimpft worden. Dem Wolf hingegen schien dieser Begriff völlig neu zu sein. „Und wie funktioniert das?“, wollte Doflamingo wissen. „Nun ja“, meinte Crocodile, dem plötzlich klar wurde, dass er gar nicht so viel wie gedacht über Impfungen wusste, „man bekommt eine Spritze. Und danach kann man die Krankheit, gegen die man geimpft wurde, nicht bekommen. Alle Gestaltenwandler, die als Haustiere in der Stadt leben, werden geimpft. Bei manchen Krankheiten ist eine Impfung sogar Pflicht.“ „Das ist gut“, meinte Doflamingo. „Ich bin froh, dass wir uns wegen einer Tetanus-Infektion keine Sorgen machen müssen. Das hätte uns gerade noch gefehlt. Jedenfalls scheint dein Fuß gut zu heilen.“ „Wann darf ich wieder laufen?“, wollte Crocodile sofort wissen. Die Worte seines Partners ließen Hoffnung in ihm aufkeimen. Vielleicht würde es ja doch nicht mehr allzu lange dauern, bis er endlich wieder auf Jagd gehen konnte. „Werd nicht gleich übermütig“, warnte ihn Doflamingo. „Nichtsdestotrotz hast du dir eine sehr schwere Verletzung zugezogen. Es wird noch mindestens sieben oder acht Wochen dauern, bis du wieder laufen kannst. Vom jagen ganz zu schweigen.“ „So lange noch?“ Enttäuschung und sogar Entsetzen schwangen in Crocodiles Stimme mit. „Aber das geht nicht, Doflamingo! Bald werden wir anfangen müssen Vorräte für den Winter anzulegen. Ohne meine Hilfe wird es dir nicht gelingen genug Tiere zu erbeuten.“ „Du wirst erst dann wieder auf Jagd gehen, wenn deine gesundheitliche Situation es dir erlaubt!“, erwiderte Doflamingo scharf. „Ich werde nicht zulassen, dass du dir deinen Fuß für immer ruinierst!“ „Aber alleine schaffst du es nicht die Familie zu ernähren!“ Crocodile spürte, dass Verzweiflung ihn überkam. „Du kommst doch jetzt schon mit deinen vielen Jagdzügen kaum hinterher! Wie wird es dann erst im Herbst oder Winter aussehen? Ich kann nicht zulassen, dass meine Familie wegen mir hungert!“ „Was passiert ist, ist nicht deine Schuld.“ Plötzlich wurde Doflamingo wieder ruhiger. Seine Stimme klang noch immer sehr eindringlich, aber auch sanft und zärtlich. „Das Fangeisen, in das du hineingetreten bist, war von Laub und Erde bedeckt. Mir hätte dieser Unfall genausogut passieren können. Also lade die Verantwortung bitte nicht allein auf deine Schultern, Crocodile!“ „Die Frage der Schuld ändert nichts an unserer Situation!“, gab Crocodile zurück. „Ich weiß, dass du ein guter Jäger bist, Doflamingo, aber auf Dauer wird es dir nicht gelingen genug Fleisch für insgesamt sechs hungrige Mäuler zu beschaffen. Was sollen wir denn nur tun? Wenn meine Wunde nicht schnell genug heilt und ich dir nicht dabei helfen kann Vorräte für den Winter anzulegen, werden wir im schlimmsten Fall verhungern!“ „Nun mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand“, versuchte Doflamingo ihn zu beruhigen. „Ich bin mir sicher, dass keiner von uns verhungern wird. Wir müssen lediglich ausreichend Vorkehrungen treffen. In letzter Zeit konzentriere ich mich vor allen Dingen auf sehr große Beutetiere wie Rehe und Wildschweine. Außerdem haben wir noch immer das Hunde- und Katzenfutter, das ich besorgt habe. Ich plane weitere Ausflüge in die Stadt zu unternehmen, um unseren Vorrat an Dosennahrung zusätzlich noch aufzustocken. Auf diese Weise wird es mir gelingen alle satt zu bekommen. Auch den Winter über. Also beruhige dich bitte wieder, Crocodile, ja? Ich kann verstehen, dass du dir Gedanken um das Wohlergehen unserer Familie machst, aber es besteht kein Grund zur Sorge. Wir werden diese Situation in den Griff bekommen, da bin ich mir sicher.“ „Na schön.“ Crocodile senkte den Blick. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Den Worten seines Partners gelang es tatsächlich ihn ein wenig zu beruhigen und aufzumuntern. Plötzlich kam ihm ihre Situation nicht mehr ganz so schlimm wie gerade eben noch vor. „Aber ich kann es trotzdem kaum abwarten, bis ich endlich wieder laufen darf. Es macht mich völlig verrückt den ganzen Tag bloß Zuhause zu sitzen.“ „Daddy!“, hörte Doflamingo seine Kinder fröhlich kreischen, als er in ihrem Blickfeld auftauchte. „Daddy ist wieder da!“ Alle vier Welpen rannten auf ihn zu, umarmten ihn stürmisch und vergruben ihre Gesichter in seinem hellen Fell. Doflamingo legte das Rehkitz, das er bei seinem heutigen Jagdzug erbeutet hatte, auf die Wiese ab und nahm seine menschliche Gestalt an. Lachend hob er Zoro auf seine Schultern und verteilte Schmetterlingsküsse auf das Haar seiner anderen Kinder. Mit dem erlegten Reh in der Hand machte er sich auf den Weg in das Innere der Höhle, um auch den Kater zu begrüßen. Crocodile richtete sich im Bett auf, als er seinen Partner und seine Kinder sah, die in den Schlaf- und Wohnbereich marschiert kamen. Doflamingo begrüßte ihn mit einem Kuss auf den Mund und deutete auf das Rehkitz, das er mitgebracht hatte. „Unser Mittagessen“, verkündete er mit fröhlicher Stimme. „Ich werde mich sofort daran machen dem Kitz das Fell abzuziehen“, erwiderte Crocodile und griff nach dem Leib des Tieres. „Du musst dich nicht hetzen“, sagte Doflamingo. Kaum hatte er sich neben seinen Partner auf das Bett gesetzt, krabbelten sofort zwei der Welpen auf seinen Schoß. Da er in letzter Zeit sehr oft auf Jagd war und seine Familie daher nicht so oft wie sonst sah, genossen seine Kinder jede gemeinsame Minute mit ihm. Doflamingo beugte sich zu Mihawk und Monet hinunter und kitzelte ihre Bäuche. „Ich hetze mich nicht“, meinte Crocodile, „ganz im Gegenteil: Ich bin froh, endlich wieder etwas zu tun zu haben. Allmählich fällt mir wirklich die Decke auf den Kopf. Ich langweile mich den ganzen Tag lang.“ „Vielleicht kann Daddy dich ja nach draußen auf die Wiese tragen, bevor er das nächste Mal auf Jagd geht“, schlug Corazon vor, der seinem Vater bei der Vorbereitung des Mittagessens half. Corazon kümmerte sich sehr gut um Crocodile. Doflamingo war nicht entgangen, dass sich sein ältester Sohn, seitdem der Kater wegen der Verletzung an seinem Fuß nicht mehr laufen durfte, sehr oft in dessen Nähe aufhielt. Er versuchte Crocodiles Hausarrest ein wenig zu versüßen, indem er sich mit ihm unterhielt und sich Geschichten oder Märchen von ihm erzählen ließ. Doflamingo war sehr stolz darauf, dass Corazon so viel Rücksicht auf die schwierige Situation nahm, in der sein Vater sich momentan befand. Vermutlich konnte er besser verstehen, was vor sich ging und wie Crocodile sich fühlte, weil er im Gegensatz zu den Drillingen beim Unfall mit dabei gewesen war. Und außerdem war er ja auch deutlich älter als Zoro, Mihawk und Monet. „Das ist grundsätzlich keine schlechte Idee“, erwiderte Doflamingo. „Das Problem ist nur, dass Crocodile ohne meine Hilfe nicht zurück in die Höhle gelangen kann. Wenn es plötzlich anfängt zu regnen oder Gefahr in Verzug ist, müsste er trotzdem auf meine Rückkehr warten. Er darf seinen rechten Fuß noch immer überhaupt nicht belasten.“ „Ein Paar Krücken würden helfen“, warf Crocodile ein. Er hielt für einen Moment inne und blickte zu Doflamingo hinüber. „Wann wirst du dich das nächste Mal auf den Weg in die Stadt machen?“, fragte er. „Vielleicht kannst du mir ja Krücken mitbringen. Dann könnte ich mich bewegen, ohne dass mein Fuß Schaden nimmt.“ „Wenn du möchtest, kann ich morgen schon gehen“, antwortete Doflamingo. Den Einfall seines Partners hielt er für sehr klug; dass ein so einfaches Hilfsmittel wie ein Paar Krücken dessen Situation deutlich vereinfachen könnte, war ihm bisher noch gar nicht in den Sinn gekommen. „Das wäre wirklich gut“, meinte Crocodile dankbar. „Dann könnte ich endlich wieder nach draußen gehen und den Kindern beim Spielen zuschauen. Ich werde verrückt, wenn ich den ganzen Tag lang in der Höhle bleiben muss.“ Mit seinen Worten hatte der Kater nicht unrecht; auch Doflamingo war bereits aufgefallen, dass Crocodile in letzter Zeit oft schlecht gelaunt war und schnell gereizt wurde. Übel nehmen konnte er diesem sein Verhalten allerdings nicht. Sein Partner tat ihm sehr leid und Doflamingo ahnte, dass er selber vermutlich auch nicht umgänglicher wäre, wenn er in dessen Lage stecken würde. „Ich wollte ja sowieso neues Hundefutter besorgen“, meinte er schulterzuckend. „Es macht mir nichts aus auch nach Krücken Ausschau zu halten. In der Nähe eines Supermarktes im westlichen Teil der Stadt gibt es ein Sanitätshaus. Dort werde ich bestimmt schnell fündig.“ Da sich Doflamingo auf den Weg in die Stadt gemacht hatte, anstatt auf Jagd zu gehen, gab es für Crocodile und die Welpen heute kein frisches Fleisch, sondern Nahrung aus der Dose zu Mittag. Crocodile, der sich den Großteil seines Lebens von Katzenfutter ernährt hatte, störte sich nicht an dem abgepackten und konservierten Fleisch. Für ihn stellten die bunten Dosen und Kartons keinen ungewöhnlichen Anblick dar. Seine Kinder hingegen beäugten und betasteten misstrauisch die fünf Dosen, die Crocodile aus der Speisekammer hervorgeholt hatten. Corazon, Zoro, Mihawk und Monet kannten bloß frisches Fleisch direkt vom erlegten Tier. Die Vorstellung, dass sich in diesen seltsamen, runden Behältern etwas zu essen befand, musste auf sie sehr abstrakt wirken. „Auf dieser Dose ist ein Fisch zu sehen“, meinte Mihawk. „Ist da Fisch drin?“ „Thunfisch“, meinte Crocodile und nickte. „Thunfische sind riesige Fische, die draußen im Meer leben. Sie schmecken sehr, sehr lecker.“ „Wie schaffen es die Menschen so große Fische zu fangen?“, hakte Zoro neugierig nach. „Als ich es versucht habe, konnte ich nicht einmal einen ganz kleinen Fisch fangen. Jedes Mal, wenn ich einen zu fassen bekomme habe, ist er mir wieder durch die Finger geglitten.“ „Die Menschen verwenden große Netze, die sie durch das Meer ziehen, um sehr viele Fische auf einmal zu fangen“, erklärte Crocodile seinem kleinen Sohn. „Manchmal werden sie aber auch in Wassertanks gezüchtet, sodass die Menschen sich nicht einmal die Mühe machen müssen, sie zu fangen.“ „Und was für Fleisch ist in den anderen Dosen drin?“, wollte Monet wissen. „Rind und Huhn“, antwortete Crocodile, nachdem er einen kurzen Blick auf die Etiketten geworfen hatte. (Er konnte zwar nicht lesen, doch erkannte bestimmte Wörter wieder. Er wusste nicht, wie man die Buchstaben aussprach oder wie sie zusammenhingen, doch er merkte sich die Wörter so wie man sich zum Beispiel auch Bilder merkte.) „Rebhuhn?“ Corazon, der besonders gerne Rebhuhn aß, warf ihm einen hoffnungsvollen Blick zu. Leider musste Crocodile ihn enttäuschen. „Nein, es handelt sich um ganz normales Haushuhn“, erklärte er seinem ältesten Sohn. „Die Menschen züchten kaum Rebhühner, weil sie so klein sind. Größere Hühnerarten sind lukrativer.“ „Lukitiver?“, wiederholte Mihawk und zog irritiert die Augenbrauen zusammen. „Lukrativer“, korrigierte Crocodile den kleinen Welpen. „Es bedeutet, dass eine Sache gewinnbringender ist als eine andere. An Rebhühnern ist nur sehr wenig dran, deswegen macht es mehr Sinn, größere Hühnerarten zu züchten. Am Ende bekommt man mehr Fleisch heraus.“ „Vielleicht können wir ja auch Hühner züchten“, warf Corazon ein. „Dann müsste Daddy nicht mehr so oft auf Jagd gehen.“ „Wir könnten uns um die Hühner kümmern“, spinnte Monet enthusiastisch die Idee ihres älteren Bruders weiter. „Wir füttern sie. Und wenn sie groß genug sind, dann töten wir sie. Du könntest uns beibringen wie man die Federn rupft und die Organe entfernt, Daddy. Dann können wir alles selber machen!“ „Ich weiß ja nicht“, meinte Crocodile ausweichend. Er wusste nicht so recht, was er von der Idee seiner Kinder halten sollte. „Hühner zu züchten bedeutet eine Menge Arbeit. Man muss ein Gehege für sie bauen, damit sie nicht fortlaufen können. Und einen Stall für den Winter.“ „Und wenn wir sie drinnen in der Höhle halten?“, wollte Zoro wissen. „Wir haben doch noch ganz, ganz viele Zimmer, die frei sind. Dann müssten wir kein Gehege bauen und auch keinen Stall. In unserer Höhle ist es sicher und die Hühner können nicht fortlaufen.“ „Aber Hühner brauchen frische Luft und Sonnenlicht!“, warf Mihawk sofort empört ein. „Es wäre gemein, sie in unserer Höhle zu halten.“ „Wir könnten ein Außengehege für sie bauen“, schlug Corazon vor. „Dann können die Hühner entweder drinnen oder draußen sein, ganz wie sie möchten.“ „Nun werdet mal nicht übermütig!“, unterband Crocodile die wilde Diskussion seiner Kinder. „Ich glaube, ihr stellt euch das viel zu einfach vor. Sich um Hühner zu kümmern bedeutet eine große Verantwortung zu tragen. Ich weiß nicht, ob ihr dazu schon bereit seid.“ „Du könntest uns doch helfen, Papa“, sagte Corazon. „Dann würdest du dich auch nicht mehr ständig langweilen. Immerhin wird es noch Monate dauern, bis du endlich wieder laufen darfst.“ Crocodile verzog den Mund und warf seinem ältesten Sohn einen eindringlichen Blick zu. Ihm war klar, dass Corazon dieses Argument aus nicht ganz uneigennützigen Motiven nannte. Von all seinen Kindern verbrachte Corazon am meisten Zeit mit ihm; er spürte sehr deutlich, wie sehr die ständige Langeweile seinem Vater auf den Magen schlug. „Ich werde es mir überlegen“, meinte Crocodile zum Schluss. Er würde lügen, wenn er behauptete, dass er auf den schlauen Trick seines ältesten Sohnes nicht hereinfiel. Natürlich gefiel ihm die Aussicht, nicht mehr ständig gelangweilt herumzusitzen, sondern endlich wieder einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. „Heute Abend spreche ich mit Doflamingo über diese Idee. Aber macht euch nicht allzu viele Hoffnungen. Ich verspreche nichts.“ Doch während er die Dosen mit dem Hundefutter öffnete, malte er sich bereits aus, wie er gemeinsam mit seinen Kindern ein paar Hühner fütterte und ihre Eier einsammelte. Vielleicht handelte es sich ja doch gar nicht um einen solch unvernünftigen Einfall. Auf diese Weise könnte er seinem Partner bei der Nahrungsbeschaffung unterstützen, ohne sich weit von der Höhle entfernen zu müssen. Angesichts seines momentanen Handicaps handelte es sich um eine augenscheinlich perfekte Lösung. ~ Inzwischen hatte der Herbst Einzug in den Wald gehalten. Crocodile schloss für einen Moment seine Augen und konzentrierte sich auf den Geruch von Laub und reifen Äpfeln, der in der Luft hing. Ein kühler Windzug fuhr durch sein dunkles Haar. Unweigerlich malte Crocodile sich eine Gruppe Rebhühner aus, die unter der dicken Blätterschicht versuchte ein paar Würmer und Käfer zu picken. Als er sich vorstellte wie er zum Sprung ansetzte und das größte Rebhuhn mit einem gezielten Biss in den Hals tötete, richteten sich die feinen Härchen in seinem Nacken und auf seinen Unterarmen auf. (Auszug aus dem Epilog) bye sb Epilog: Part IV: Herbst ----------------------- Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete Crocodile seine vier Kinder, die fröhlich im bunten Laub spielten. Corazon und Mihawk versuchten Zoro und Monet zu fangen, die beide die Gestalt ihres Tiergeist angenommen hatten. Lautes Lachen war zu hören, als die Welpen durch die auf dem Boden verstreut liegenden Blätter stürmten. Inzwischen hatte der Herbst Einzug in den Wald gehalten. Crocodile schloss für einen Moment seine Augen und konzentrierte sich auf den Geruch von Laub und reifen Äpfeln, der in der Luft hing. Ein kühler Windzug fuhr durch sein dunkles Haar. Unweigerlich malte Crocodile sich eine Gruppe Rebhühner aus, die unter der dicken Blätterschicht versuchte ein paar Würmer und Käfer zu picken. Als er sich vorstellte wie er zum Sprung ansetzte und das größte Rebhuhn mit einem gezielten Biss in den Hals tötete, richteten sich die feinen Härchen in seinem Nacken und auf seinen Unterarmen auf. Es war mehr als zwei Monate her, seitdem Crocodile das letzte Mal auf Jagd gewesen war. Er vermisste das Gefühl von einem allmählich erschlaffenden Körper zwischen seinen Zähnen. Nun da die schwere Verletzung an seinem Fuß beinahe vollständig verheilt war, konnte Crocodile es kaum mehr abwarten endlich wieder auf Jagd zu gehen. Jede Faser seines Körpers sehnte sich danach endlich wieder zu rennen und zu springen. Crocodile fühlte sich extrem unausgelastet. Er verbrachte gerne Zeit mit seinen Kindern und er kümmerte sich auch gerne um die Hühner, die sie sich inzwischen angeschafft hatten, doch trotzdem machte es ihn verrückt den ganzen Tag bloß an einem einzigen Fleck zu verbringen. Unweigerlich fragte er sich, wie er es zwei Jahrzehnte lang in einem nicht mehr als einhundertzwanzig Quadratmeter zählenden Haus ausgehalten hatte. Damals war er wohl tatsächlich eine vollkommen andere Person gewesen. Crocodile griff nach den Krücken, die neben ihm auf der Wiese lagen, und richtete sich auf. Es wurde Zeit das Mittagessen vorzubereiten. Doflamingo würde jeden Augenblick zurückkehren; der Wolf war seit heute früh unterwegs auf Jagd und Crocodile ahnte, dass er sich über ein Paar saftige Hähnchenschenkel freuen würde, wenn er nach Hause kam. Mithilfe der Krücken humpelte Crocodile zu dem Außengehege der Hühner hinüber. Zu Beginn hatten ihn die Krücken furchtbar genervt und die Fortbewegung war ihm sehr schwer gefallen, doch inzwischen hatte Crocodile sich daran gewöhnt. Inzwischen war er auf Krücken beinahe genauso schnell wie früher ohne. Die Hühner kannten ihn und hatten keine Scheu vor ihm. Crocodile suchte sich ein besonders großes Exemplar aus; flink griff er nach dem Tier und drehte ihm in einer geübten Bewegung den Hals um. Es war sofort tot. Gemeinsam mit den Welpen hatte Crocodile ein sehr großzügiges Gehege für die Hühner gebaut. Dass sie genug Platz hatten, um sich zu bewegen und wohlzufühlen, war ihnen wichtig gewesen. Crocodile sah in den Tieren ein notwendiges Mittel, um den bevorstehenden Winter gut zu überstehen; er hatte kein Interesse daran sie zu quälen. Das Außengehege war durch ein Erdloch mit einem Nebenzimmer ihrer Höhle verbunden. Seine Kinder und er hatten den Raum mit viel Heu und ein paar alten Decken ausgestattet. Die Hühner konnten sich aussuchen, ob sie sich drinnen oder draußen aufhalten wollten. (Nachts, wenn es deutlich kühler wurde, zogen sie sich zumeist in das warme und behagliche Innere der Höhle zurück.) Als die Welpen sahen, dass er eines der Hühner getötet hatte und ihm nun die Federn ausrupfte, unterbrachen sie ihr Spiel und kamen zu ihm hinüber. „Darf ich dir helfen, Papa?“, fragte Monet, nachdem sie wieder ihre menschliche Gestalt angenommen hatte. Ihr Atem ging schwer und ihr Gesicht war knallrot; anscheinend hatte sie sehr schnell laufen müssen, damit es ihren Brüdern nicht gelang sie zu fangen. „Natürlich“, antwortete Crocodile und klopfte mit einer Hand auf seinen rechten Oberschenkel. Monet ließ sich auf seinem Schoß nieder. „Denk daran wie es dir gezeigt habe: Die Federn am Rücken zuerst.“ Seine kleine Tochter nickte und machte sich ans Werk. Sie lernte schnell, doch war nicht so geschickt wie Corazon, wenn es ums Federnrupfen ging. Ihr fehlte noch die Übung. Crocodile hatte erst vor zwei Wochen begonnen auch die Drillinge in die Vorbereitungen des Mittagessens einzubinden. Es machte ihm großen Spaß seinen Kindern beizubringen, wie man einem Huhn die Federn rupfte oder einem Säugetier das Fell abzog. Der verführerische Geruch von frischem Hähnchenfleisch stieg Doflamingo in die Nase, als er sich seinem Zuhause näherte. Trotz des schweren Wildschweines, das er mit seinen Zähnen festhielt, verdoppelte er sofort seine Laufgeschwindigkeit. Er war schon seit mehreren Stunden unterwegs und konnte es kaum abwarten endlich ein wenig Fleisch in den Magen zu bekommen. Als er die Lichtung erreichte, die sich vor dem Höhleneingang erstreckte, sah Doflamingo seinen Partner, der sich auf der Wiese niedergelassen hatte und von ihren neugierig dreinblickenden Söhnen umringt wurde. Monet saß auf Crocodile Schoß und rupfte mit hochkonzentriertem Gesichtsausdruck einem Huhn die Federn aus. Doflamingo setzte den Leib des Wildschweines auf den Boden ab und nahm seine menschliche Gestalt an. Breit grinsend huschte er zu seiner Familie hinüber, die ihn fröhlich begrüßte. Corazon kletterte sofort auf seinen Schoß, kaum dass er sich hingesetzt hatte. Zärtlich fuhr er mit der linken Hand durch das weiche und wellige Haar seines ältesten Sohnes. „Wir bereiten gerade dein Essen vor“, meinte Zoro mit stolzer Stimme und deutete auf das inzwischen halbnackte Huhn. „Ich dachte mir, dass du sicher Lust auf einen kleinen Snack hast, wenn du von der Jagd wiederkommst“, erklärte Crocodile. „Das ist sehr lieb“, gab Doflamingo ehrlich erfreut zurück. Er beugte sich zu dem Kater hinüber und küsste ihn liebevoll auf den Mund. Crocodile schloss seine Augen und erwiderte den Kuss. Seine Lippen schmeckten verführerisch süß. Es dauerte noch fast eine dreiviertel Stunde, bis Monet mithilfe ihrer Brüder endlich alle Federn ausgerupft hatten, doch Doflamingo nahm seiner kleinen Tochter die Wartezeit nicht übel. Er wusste, dass Crocodile erst vor etwa zwei Wochen begonnen hatte auch mit den Drillingen das Federnrupfen zu üben. Außerdem freute er sich über die nette Geste fast schon mehr als über das Hühnerfleisch an und für sich. Es war ein wirklich schönes Gefühl, fand Doflamingo, nach Hause zu kommen und von seinem Partner und seinen Kindern begrüßt zu werden. Auch wenn (oder vielleicht gerade weil) er viele Jahre lang ein Leben als Einzelgänger geführt hatte, wusste Doflamingo es wertzuschätzen, wenn jemand Zuhause auf ihn wartete und sich Gedanken um sein Wohlergehen machte. „Essen wir heute das Wildschwein zu Mittag?“, fragte Mihawk mit hoffnungsvoller Stimme und deutete auf das große und schwere Tier, das Doflamingo mitgebracht hatte. Doflamingo nickte. „Von dem Fleisch können wir ein oder zwei Tage lang leben, denke ich.“ „Das ist gut“, meinte Zoro sofort und leckte sich über die Lippen. „Echtes Fleisch schmeckt viel besser als das Zeug aus der Dose.“ (Als er bemerkte, dass Crocodile angesichts dieser Aussage schuldbewusst den Blick senkte, fügte er allerdings hastig hinzu: „Ich mag aber auch das Fleisch aus der Dose. Besonders Thunfisch. Den mag ich am allerliebsten!“) Es war Abend geworden. Crocodile hatte einen unwilligen Gesichtsausdruck aufgesetzt, während er den Verband an seinem rechten Fuß betastete. (Die Schiene musste er zum Glück nicht mehr tragen.) Er konnte es kaum abwarten, bis er die Bandagen endlich ein für allemal ablegen durfte. Sein Verlangen danach zu laufen und zu jagen hatte sich inzwischen in schmerzende Sehnsucht verwandelt. „Du sollst nicht ständig an deiner Wunde herumdrücken!“ Es war die vorwurfsvoll klingende Stimme seines Partners, die Crocodile aufschrecken ließ. Doflamingo hatte eben die Kinder ins Bett gebracht und war nun in den Wohnbereich der Höhle zurückgekehrt. „Sie ist doch fast schon verheilt“, gab Crocodile augenrollend zurück, doch ließ seinen Fuß trotzdem los. „Wir sollten lieber noch ein oder zwei Wochen abwarten“, meinte der Wolf und setzte sich neben ihn aufs Bett. „Wenn du deinen Fuß zu früh wieder belastet, wirst du womöglich bleibende Schäden davontragen.“ „So lange noch?“, seufzte Crocodile und ließ sich rittlings auf die weiche Bettdecke fallen. „Ich kann verstehen, dass du enttäuscht bist“, meinte Doflamingo, „aber ich möchte kein Risiko eingehen. Dieses Fangeisen hat dich damals wirklich übel erwischt. Mit der Verletzung an deinem Fuß ist nicht zu spaßen!“ „Ist ja gut“, murrte Crocodile. Er schloss für einen Moment seine Augen, ehe er mit leiser Stimme hinzufügte: „Ich weiß, dass ich noch nicht wieder laufen darf. Aber trotzdem macht mich mein Hausarrest völlig verrückt. Ich will endlich wieder rennen und springen und klettern. Mir fällt Zuhause die Decke auf den Kopf. Ich weiß gar nicht wohin mit meiner überschüssigen Energie.“ „Mach dir darum keine Sorgen“, erwiderte Doflamingo mit überraschend zärtlich klingender Stimme. Als Crocodile seine Augen wieder öffnete, war der Wolf auf allen Vieren über ihm. Ein lüsternes Grinsen zierte seine Lippen. Doflamingo beugte sich zu ihm hinunter und fuhr mit der Zunge über seinen Hals. Sofort spürte Crocodile wie seine nasse Haut zu prickeln begann. „Du hast die ganze Nacht lang Zeit, um deine überschüssige Energie loszuwerden“, flüsterte Doflamingo voller Vorfreude und ließ seine linke Hand unter das Hemd seines Partners gleiten. Crocodile schnurrte leise. Und als der Wolf seine Hose öffnete, hatte er längst schon vergessen, worüber sie beide eben noch gesprochen hatten. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)