Who let the dogs out? von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, zwei Katzenbrüder und ein Wandler) ================================================================================ Kapitel 1: Nebelkrieger ----------------------- Der dunkelhaarige Youkai in dem bodenlangen Kimono sah in die Feuerschale vor sich, weniger Rest der einst menschlichen Zivilisation des Schlosses. Sein Entschluss hier einzuziehen hatte jeden der bisherigen Bewohner das Leben gekostet. Er hörte, dass jemand das Zimmer betrat, leise, wie es nur einer konnte, und drehte sich erfreut um: „Hast du Nachrichten, kleiner Bruder, Shin-chan?“ Dieser trug die Kleidung eines Kriegers, dazu eine kostbare Rüstung. Allerdings war er unbewaffnet. Einem Beobachter wäre die Ähnlichkeit der Beiden sofort aufgefallen – ebenso wie die Tatsache, dass der Ältere einen leeren rechten Ärmel besaß und dem Jüngeren der linke Arm fehlte. Einst waren sie eins gewesen, bei der Geburt zusammengewachsene Zwillinge, die ein Heiler auf Befehl ihres Vaters getrennt hatte - eine Entscheidung, die Arzt und Eltern mit dem Leben bezahlt hatten, als die Brüder erwachsen geworden waren. Sie waren fast wahnsinnig geworden allein zu sein und suchten nach jeder Möglichkeit wieder eine Person zu werden. Und sie waren weit gekommen in Magie und Kampfkunst. „Die Krieger forschen nach neuem Material, aber es wird immer schwerer, geeignete Menschen zu finden. Immerhin lebt der Mönch noch, die Miko ist wohl in der Nacht verstorben.“ Mit gewisser Faszination und inniger Zuneigung sah Shin zu, wie sich sein großer Bruder umdrehte und die Linke über die Flammen in der Schale hielt, die unverzüglich erloschen, ehe er fortfuhr: „Ich erhielt nur Nachricht, dass sie von jemandem hörten, der aber schwer zu finden sei, weil er immer reise, Shimo, onii-san. Aber sie wissen, dass es eilt und sie nicht versagen dürfen.“ Der zauberkundige Daiyoukai ließ sich auf dem Stuhl nieder, der einst der Platz des Schlossherrn gewesen war: „Gut so. - Aber nicht mehr lange, das kann ich spüren. Der Wandler ist bald gesättigt, Shin-chan. Und dann gehören uns beiden seine Energien.“ Und sie würden endlich wieder eines werden, eine Person – nicht geteilt in zwei Seelen, die einen Magier und einen Krieger trennten, sondern ein Wesen, das von Neuem perfekt war. Am Ufer eines kleinen Baches saß eine ungewöhnliche Reisegruppe und aß gegrillten Fisch: ein Hanyou oder Halbdämon, ein junger Mönch, eine Dämonenjägerin samt Katze und ein Mädchen in fremdartiger Kleidung mit den magischen Fähigkeiten einer Miko, das einen kleinen Fuchsdämon auf dem Schoss hielt. Inu Yasha, der Hanyou, erhob sich langsam und witterte sorgfältig. Sofort schwiegen die Anderen und sprangen kampfbereit auf, unangenehme Überraschungen nur zu gewohnt. „Was ist?“ erkundigte sich Kagome. „Keh, wenn ich das sagen könnte. Es riecht...eigenartig. Nach Nebel. Aber hier ist doch gar keiner.“ „Nein“, gab seine Menschenfreundin zu: „Es ist ja auch heller Mittag und Sommer.“ Aber dennoch musterte sie ebenso misstrauisch wie die Anderen den nahen Wald. Shippou, der kleine Kitsune, war der Erste, dem der Schatten über ihnen auffiel, aber da blickte auch schon der Hanyou auf. Erstaunt erkannte er den zweiköpfigen, vierfüßigen Drachen, kostbar gesattelt und aufgezäumt – und ebenso die beiden kleinen Gestalten darauf. „Das sind doch Jaken und Sesshoumarus kleines Mädchen, oder?“ Auch die Anderen sahen empor. „Ja, hallo, Rin-chan,“ rief Kagome, als die Kleine den Drachen sicher zur Landung brachte: „Was ist denn los? - Und wo ist Sesshoumaru?“ „Der hat mir noch nie gefehlt,“ knurrte der Jüngere der Halbbrüder prompt. Aber eigentlich hatte sie Recht: die Beiden waren normalerweise nicht gerade allein unterwegs. „Sesshoumaru-sama hat eine wichtigen Sache zu erledigen“ erwiderte der kleine Kappa mit stolzgeschwellter Brust: „Und ich habe solange die Verantwortung.“ Die mochte schwer zu tragen sein, denn allen Menschen und auch Shippou war klar, wie der Herr und Meister Jakens darauf reagieren würde käme Rin zu Schaden. Diese nickte etwas: „Ja, und Sesshoumaru-sama befahl, dass wir bei euch auf ihn warten sollten. Sie kommen mit dem Nebel, sagte er.“ „Ja, natürlich, das ist viel sicherer,“ meinte Kagome: „Was meinst du mit: sie kommen mit dem Nebel?“ „Ich weiß es nicht“, erklärte das Mädchen: „Seit gestern Abend war da etwas, das Jaken-sama nicht sehen konnte, aber auch Ah-Uhn wurde unruhig und versuchte etwas zu erkennen. Er hatte sogar Feuer gespuckt. Sesshoumaru-sama ging dann und sagte, wir sollen herfliegen, wir würden euch hier finden.“ „Keh!“ machte der Hanyou: „Nie gehört oder gesehen...“ Faszinierend, dass der Herr Halbbruder anscheinend immer wusste, wo er steckte. Interessierte der sich doch für ihn? Oder war das Zufall? Und wieso hatte der die Beiden ausgerechnet zu ihm geschickt, den er doch immer lauthals für unbrauchbar und idiotisch hielt? Aber auch hier hatte es zuvor plötzlich nach Nebel gerochen. Mitten im Sommer. Was war nur los? „Es sind mehrere,“ meinte Jaken: „Und, glaube mir, du dummer Bastard: das ist...aua!“ Denn die Faust des so Titulierten hatte sich schmerzhaft auf seinem Kopf niedergelassen. Um abzulenken sagte Miroku: „Eigenartig ist das schon. Ich meine, Jaken ist ja klein, aber doch ein Youkai – also sollten es wohl weder Menschen noch Youkai sein...Und immerhin, wenn sich Sesshoumaru schon selbst darum kümmern will und die Beiden herschickt....“ „Stimmt.“ Sangos Blick glitt von dem Reitdrachen zu dem Kappa, ehe sie wieder zu dem Mönch sah. Nebel – und sie hatten nicht vergessen, was Inu Yasha zuvor gewittert hatte. „Darüber können wir auch beim Essen reden.“ Kagome guckte seitwärts. „Hunger, Rin-chan?“ „Oh, ja...“ Die Kleine war heute noch nicht dazu gekommen sich etwas zu essen zu besorgen und so ließ sie sich die gegrillten Fische schmecken. Nur kurze Zeit später stand der Hanyou erneut auf: „Ich gehe mal nachsehen,“ sagte er: „Was sich hier so alles rumtreibt. Nur so zur Sicherheit,“ log er, da er die fragenden Augen der Menschen sah. Er wollte ihnen nicht erzählen, dass er erneut diese seltsame Nebel-Witterung in die Nase bekommen hatte. Und wenn es schon so wichtig war, dass sich Sesshoumaru selbst auf die hochwohlgeborenen Pfoten machte, so sollte er sich die Sache auch angucken. „Wenn was ist, komm lieber wieder her,“ bat Kagome. „Keh! Ich habe Tessaiga und bin nicht ganz schwach, wie du dich vielleicht erinnerst.“ „Ja, aber dennoch, sei vorsichtig.“ „Bin ich immer.“ Inu Yasha verschwand, und seine Freunde, die das für die Unwahrheit des Jahres hielten, sahen sich nur kopfschüttelnd an. „Ich kann jedenfalls nichts wahrnehmen,“ sagte Miroku: „Aber er spielt gern den Wachhund, das weißt du doch.“ Ja, dachte das Mädchen aus der Zukunft. Er wollte eben immer gern beweisen, dass er brauchbar und nützlich wäre. Inu Yasha folgte seiner Nase durch den Wald. Es war fast, als ob der Typ sich gar nicht vor ihm verstecken wollte. War der so stark, so kampfwütig oder schlichtweg ahnungslos? Auf einer Lichtung blieb er stehen. Kein Nebel, aber hier roch es bislang am intensivsten. So sah er sich um, die Hand bereits am Schwert. „Gute Nase!“ Der Unbekannte sprang aus der Baumkrone, in der er gesessen hatte, sichtlich ein Youkai, in Rüstung und bewaffnet: „Nun ja, Hund eben.“ „Was willst du?“ „Nur deinen Tod.“ „Keh!“ Inu Yasha zog Tessaiga, das sich rasch verbreiterte: „Stell dir das mal nicht so einfach vor.“ „Es wird einfach sein, Halbblut.“ Der Unbekannte nahm seine Waffe ebenfalls zur Hand: „Ich habe schon viele vollblütige Youkai getötet, auch Hunde.“ Sesshoumaru, durchzuckte es den Hanyou. Aber, beruhigte er sich dann, das war unmöglich. Der Kerl war verdammt schwer um die Ecke zu bringen, das wusste er selbst nur zu gut. Und so etwas Jämmerliches wie dieser Typ da würde doch seinen Halbbruder nicht einmal Mühe kosten. „Das werden wir ja gleich sehen.“ Er schlug auf der Linie der Windnarbe zu. Zu seiner unangenehmen Überraschung drehte der Fremde mit seiner Klinge fast einen Kreis und sein eigener Angriff wurde reflektiert. Er sprang hastig beiseite, um der Attacke auszuweichen, wurde aber noch von einigen Ausläufern getroffen und prallte auf den Boden. „Ach du je,“ spottete der Youkai: „War das schon alles? Das ist ja noch erbärmlicher als ich es erwartet habe, als ich diesen Auftrag erhielt.“ Der Hanyou sprang auf.: „Freu dich nur nicht zu früh!“ Er jagte eine neue Windnarbe los, passte diesmal allerdings besser auf. Hatte dieser Mistkerl einen Bannkreis oder konnte er die Attacke kommen sehen? Wohl eher letzteres, denn der schwang erneut sein Schwert und brachte die Windnarbe zu ihrem Ursprung zurück. Da er diesmal wohlweislich auf der Hut war, konnte er leicht den Satz beiseite machen. Das war ja ein Mist. Nun gut. Dann musste man eben zu einer anderen Strategie greifen. Aber dazu müsste der Idiot ihn erst einmal mit dämonischer Energie angreifen, dann könnte er sie dem gemeinsam mit seinem eigenen Youki um die Ohren hauen....Er brach lieber ab. Sein Gegner hatte einen weiten Satz auf ihn zu getan und er konnte gerade noch mit beiden Händen Tessaiga empor reißen, um den direkten Angriff Stahl auf Stahl abzufangen. Das wurde ja immer besser, dachte er. Dieser Idiot war auch noch relativ stark. Und das, obwohl er eindeutig nach Nebel roch. Na, weich und körperlos war der jedenfalls nicht. „Oh, willst du nicht gewinnen, Halbblut?“ erkundigte sich der Youkai. „Das werde ich auch, du Trottel!“ Mit erheblicher Kraftanstrengung stieß Inu Yasha seinen Gegner zurück, der zwar ein wenig taumelte, aber sofort festen Stand fasste – sicheres Zeichen für Kampferfahrung und Stärke. Erneut griff der Unbekannte an um den Nahkampf zu suchen. Lebenslange Kenntnis derartiger Überfälle ließ den Hanyou trotz allem stutzen. Warum setzte der Idiot keine Energie ein? Konnte der das gar nicht? Aber wieso hatte der sich dann an ihn gewagt? Und – Moment mal. Der hatte doch vorher was von einem Auftrag gefaselt? Was für ein Auftrag? Ihn umzubringen? Warum? Er war nicht gerade der beliebteste Typ Japans, das war ihm klar, aber bislang hatte niemand Auftragsmörder auf ihn gehetzt, wenn man von Naraku absah. Und.... Jetzt erst begriff er, was er da hörte: Geräusche von der Stelle, wo er seine Freunde verlassen hatte. Offenkundig waren sie überfallen worden. Dieser Mistkerl hatte ihn weglocken sollen, darum auch die so deutliche Geruchsfährte. Konnte denn nicht einmal etwas wirklich einfach sein? Mit aller Kraft stieß er den Youkai zurück, jagte zur Vorsorge eine Windnarbe hinterher, ehe er sich, ohne weiter auf den zu achten, umdrehte und so rasch er konnte zurück zu dem Lagerplatz am Bach lief. Kagome, Miroku, Sango. Und natürlich auch Rin. Und Jaken. Er hatte ihnen, wenn auch murrend, erlaubt bei ihm zu sein, also war er auch für sie verantwortlich. Sie verließen sich auf seinen Schutz... Außerdem: wenn der Kleinen etwas zugestoßen war, nachdem Sesshoumaru sie schon zu ihm geschickt hatte, konnte er sich auf ein mörderisches Duell einstellen. Aber sie waren ja nicht wehrlos, beruhigte er sich im rasenden Lauf, sogar Jaken hatte diesen feuerspeienden Stab und da war auch noch der zweiköpfige Drache... Nur, um zu erstarren, als er aus dem Wald kam. Ah-Un und Kirara, die durchaus kämpferischen Reitdämonen, lagen abseits, verletzt und anscheinend bewusstlos, Shippou und Jaken ebenso. Sango befand sich mit dem Gesicht nach unten regungslos auf dem Boden, blutüberströmt. Kagome, Rin und Miroku fehlten. Er lief hin. Zu seiner gewissen Erleichterung begannen sich wenigstens die Dämonen zu bewegen. „Sango!“ Er zog die Jägerin etwas hoch und nahm sie in den Arm. Ihr Bumerang lag ein wenig abseits und er erkannte auch Pfeile, Bannzettel, Kagomes Bogen. Sie hatten sich gewehrt, wenn auch vergeblich. Verdammt! Diese Typen hatten ihn weggelockt und dann die Anderen überfallen. „Sango? - Geht es?“ „Es waren Nebelkrieger,“ keuchte Jaken, der sich aufgerafft hatte: „Jetzt erinnere ich mich....Rin! Wo ist Rin?“ „Weg, genauso wie Kagome und Miroku,“ meinte der Hanyou ingrimmig: „Da will jemand unbedingt sehr großen Ärger. - He, Sango?“ Sie öffnete die Augen: „Inu Yasha....was ist mit...den Anderen?“ „Sie sind weg. Weißt du, wer euch überfallen hat?“ Die Dämonenjägerin schüttelte matt den Kopf. Er legte sie wieder ab und stand auf: „He, Shippou, gib ihr mal was zu trinken. - Ist bei dir alles in Ordnung, Kleiner? Bei Jaken auch?“ Da spürte er das bekannte Prickeln im Kreuz und wandte sich um – nur, um in die Augen einer Person zu schauen, die er momentan lieber dreihundert Meilen entfernt gewusst hätte: „Sesshoumaru.“ Dessen Blick ruhte für einen kurzen Moment auf Jaken und Ah-Un, ehe er sich wieder dem Hauptschuldigen an dem Zwischenfall zuwandte. Konnte dieser unfähige Bastard denn nicht einmal in seinem Leben etwas richtig machen? Das war doch nicht so schwer ein paar lebensmüde Angreifer umzubringen? Leider würde es im Moment, außer einer gewissen Befriedigung, nichts bringen den Narren zu töten. „Äh....“ Inu Yasha wusste nicht so ganz, was er sagen sollte, entschied sich dann jedoch für Sachlichkeit. Immerhin war noch kein Angriff erfolgt, obwohl er sich die Stimmung seines Halbbruders vorstellen konnte: „Jaken meinte gerade es waren Nebelkrieger.“ „Und wo warst du?“ „Ich kämpfte da im Wald....mich hat einer weggelockt....“ Das klang nicht nur verteidigend, sondern sogar entschuldigend, wie er dann fand: „Und wo warst du?“ suchte er daher den Gegenangriff. Sesshoumaru ignorierte ihn und sah zu dem Kappa: „Nebelkrieger.“ „Ja, Sesshoumaru-sama,“ beteuerte der eilig: „Leider weiß ich auch nicht mehr darüber. Sie sind Legenden aus lang vergangenen Zeiten, Youkai, aber angeblich Krieger mit besonderen Fähigkeiten. Mir fiel es erst ein, als sie hier waren. Wir...wir kämpften, aber wohl vergeblich.“ Hm, dachte der Hundeyoukai. Jaken hatte sicher alles getan was in seinen schwachen Möglichkeiten lag, die nicht unfähigen Menschen aus der Bande des nichtsnutzigen Halbbluts ebenso....Die Angreifer selbst und die Feuchtigkeit des nahen Baches hatten dafür gesorgt, dass hier keine Spur mehr aufzunehmen war. „Sie sind weg...“ Diese wiederholte Bemerkung, wenngleich noch etwas heiser, der Dämonenjägerin ließ alle zu ihr blicken. Sango stützte sich mit einem Arm ab, saß aber immerhin einigermaßen aufrecht, als sie näher erläuterte: „Die Toten...wir haben...ich denke drei...getötet. Sie müssen sie mitgenommen haben, um...um ihre Identität zu verbergen.“ Immerhin dachte sie mit, konstatierte der Hundeyoukai. „Keh,“ machte Inu Yasha derweil leise zu Shippou und Sango, „Ich hole die Drei zurück,“ versprach er ihnen, sicher, dass sie an Kagome und Miroku dachten: „Niemand entführt meine Begleiter! Naja, zumindest nicht ungestraft. Geht ins Dorf und erholt euch. Ich bring sie zurück!“ Was auch immer diese Nebelkrieger von ihnen wollten. „Gehen wir,“ kam der Befehl. Der Hanyou fuhr herum: „Du willst mit?“ Das konnte ja heiter werden – obwohl, da war Rin. Immerhin hatte es noch kein Duell gegeben. Und Sesshoumaru war ein eiskalter Mistkerl, aber er wäre sicher ebenso daran interessiert das kleine Mädchen wieder zu holen wie er selbst Kagome und Miroku. Und auf der eigenen Seite war ein so starker Kämpfer sicher nicht schlecht, auch, wenn er selbst dafür vermutlich so manche Kröte schlucken musste. „Erspare mir das Nichts deiner Gedanken.“ Na, bitte. Für Kagome musste er das wohl auf sich nehmen. Und Miroku, natürlich. „Und, wohin willst du? Weißt du, woher diese Nebelkrieger kommen?“ Nein, das wusste er nicht. Aber er wusste, wo der Anfang der Fährte sein musste. Der Nebelkrieger, der den törichten Hanyou weggelockt hatte, hatte sich kaum eine derartige Mühe gegeben seine Spur zu verbergen. So ging er in den Wald, sicher, dass ihm der Bastard folgen würde. Tatsächlich tat dies Inu Yasha, wenn auch mit gehöriger Wut im Bauch. Kagome entführt, noch dazu Miroku – und zu allem Überfluss durfte er sich jetzt mit einem, leider mit gewissem Recht aufgebrachten, Halbbruder herumschlagen, wenn möglich auch noch wörtlich. Wieso ging dieser jetzt zu der Lichtung, wo ihm selbst der Idiot aufgelauert hatte? Der Herr Youkai suchte die Spur, klar. Bemüht, nicht als unfähig dazustehen, hob auch der Hanyou die Nase und forschte nach der Witterung. Es war nur ein Hauch von Nebel, für Inu Yasha kaum mehr, für den deutlich näher am Hund stehenden Sesshoumaru klarer, wahrnehmbar. Ohne ein Wort zu verlieren bogen die Halbbrüder ab und folgten nebeneinander der Fährte nach Nordwesten, in raschem, übermenschlichem Tempo. Es begann zu dämmern, als der Hundeyoukai anhielt. Der Jüngere stoppte neben ihm. Er wollte schon fragen was los sei, als er es mitbekam. Die Fährte verschwand, als habe es sie nie gegeben, und das, wo sie doch eigentlich aufgeholt haben müssten. „Keh,“ machte er leise: „Nebelkrieger, ja? Weißt du zufällig etwas darüber?“ „Nein.“ Das ungewohnte Eingeständnis ließ Inu Yasha beiseite sehen: „Aber du bist allein losgegangen und hast Rin und Jaken zu mir...uns geschickt.“ Wenn auch vergeblich und das würde noch ein Nachspiel haben, sobald Rin wieder in Sicherheit war: „Mir war im Gegensatz zu dir klar, dass dort eine gewisse Gefahr für Schwächere lauert.“ Es war eine dumpfe Erinnerung an seine Kindheit gewesen, eine Warnung vor Nebel, Kriegern des Nebels, so lange her, dass er es fast vergessen hatte. Dennoch hatte er die Witterung überprüfen wollen, schließlich war es ihm als Welpe als Gefahr genannt worden. Nun, heute nicht mehr. Der törichte Späher hatte wohl nicht einmal bemerkt, dass er starb. Das bedeutete allerdings auch, dass der nur hatte nachsehen wollen, wer er war – und das eigentliche Ziel war Inu Yasha beziehungsweise dessen Gruppe gewesen. Diese Narren hatten sie beide verwechselt. Wie konnte man nur! „Oh ja. Lass mich raten: die Nebelkrieger waren schlau genug und haben dich nicht gestellt?“ Das bedurfte keiner Antwort. Darüber verärgert fuhr der Hanyou fort: „Und, was dann jetzt, du toller Hundeyoukai? Fragen wir den Erstbesten nach dem Weg zu den Nebelkriegern?“ „Nicht den Ersten aber den Besten.“ Es mochte ein Umweg sein, aber im Schloss von Kaeru würden sie Auskunft bekommen – zumindest wenn dieser überleben wollte. Shimo blickte auf, als sein jüngerer Bruder eintrat: „Nachrichten?“ „Ja. Die Krieger haben einen Mönch und eine Miko in sehr seltsamer Kleidung gefangen, haben sie berichtet, dazu ein Mädchen, das wohl die Tochter der Beiden ist, da sie sie beschützen wollten.“ „Mit gewissen Fähigkeiten, hoffe ich.“ „Drei Krieger haben den Fang mit dem Leben bezahlt. Genaueres werde ich erfahren wenn sie hier sind und die Drei in den Wandler gebracht haben.“ Shin ließ sich neben dem Hocker nieder und lehnte seine Stirn an den Oberschenkel des Älteren: „Das hat noch niemand geschafft.“ „In der Tat. Drei Nebelkrieger verloren....Wie viele stehen dir noch zur Verfügung, Shin-chan?“ „Neun, vermute ich, denn auch einer der Kundschafter hat sich nicht mehr gemeldet. Das gefällt mir nicht so ganz. Nebelkrieger gelten als unbesiegbar und jetzt habe es zwei Menschen vermocht drei von ihnen zu töten.“ „Umso nutzbringender werden sie im Wandler sein. Er ist bald gesättigt und womöglich sind sie die Letzten, die wir benötigen, ehe wir eins werden können.“ Der zauberkundige Youkai strich über das Haar seines Bruders: „Und dann sind wir unbesiegbar und nie wieder zu trennen. Niemand kann deiner Kraft und Technik und meiner Magie widerstehen, kein Mönch, kein Priester, keine Priesterin, kein Daiyoukai. Niemand.“ „Ich weiß. Ich hoffe nur, dass diese Beiden nicht dem Wandler entkommen können.“ „Nein. Unmöglich. Ich habe ihn ja auf magiekundige Wesen mit läuternder Energie ausgelegt. Und selbst, falls es ihnen wider Erwarten gelingen sollte, so sind sie im Nichts meiner Welt der Illusionen. Auch von dort aus können sie den Wandler nähren und werden sterben. Mach dir keine Sorgen, Shin-chan. Nichts und niemand wird unsere Zusammenkunft aufhalten können. - Wann werden die Krieger mit ihrer Beute hier sein?“ „In zwei Tagen. Wie immer halten sie sie bewusstlos. - Danach werde ich sie aber lieber noch einmal auf die Jagd schicken, zur Sicherheit, nicht wahr?“ „Ja. Du hast Recht. Diese Menschen werden immer seltener, da ist es gut, welche auf Vorrat zu haben. Wenn ich sie nicht mehr für den Wandler benötige, werden sie eben so sterben. Es sind ja nur Menschen.“ Kapitel 2: Fragen ----------------- Die Hundejungen wanderten nebeneinander schweigend durch den Wald, der hier licht und hell wuchs, durch die laue Sommernacht Richtung Nordwest, ohne sich anzusehen und ihren Gedanken nachhängend. Inu Yasha ärgerte sich. Warum hatte er Rin erlaubt bei Kagome, und natürlich ihm, zu bleiben? Nun ja, das gab er ehrlich zu: er hatte geglaubt, dass etwas, was das Mädchen und Jaken erschrecken könnte, nichts wäre, was sich an ihn wagen würde. Woher hätte er denn auch wissen sollen, dass diese Typen, diese Nebelkrieger, so schlau wären ihn wegzulocken? Anscheinend hatten sie das bei Sesshoumaru auch geschafft – nur dann wohl festgestellt, dass der eine Nummer zu groß war, und sich lieber an ihn gewagt. Solche Idioten. Leider hatte der Plan funktioniert und er durfte sich vermutlich jetzt tagelang anhören wie dämlich und unbrauchbar er sei. Na, vielen Dank, aber auch. Aber das half nichts. Mit einem Duell wäre weder Kagome noch Miroku geholfen und auch Rin wäre weiterhin in Gefahr. Und immerhin konnte er diesmal sicher sein, dass der Misthund das gleiche Ziel verfolgte und auf seiner Seite stand. Zugegeben, eine sehr ungewohnte Situation. Sesshoumaru war ebenfalls aufgebracht. Auf Jaken, weil er Rin zu dem Hanyou und dessen Menschenbande geschleppt hatte, leider auch noch auf seine eigene Anweisung hin, und nicht zuletzt auf diesen törichten Bastard, der nicht in der Lage war ein kleines Menschenmädchen zu beschützen. Das war doch nicht so schwer. Nun gut, aber das gab er nur sich selbst zähneknirschend zu, war er ja ebenso durch diesen seltsamen Nebelgeruch dazu gebracht worden Rin zu verlassen. Und dass auch die nicht ganz unfähigen Menschen nichts gegen die sagenhaften Nebelkrieger ausrichten konnten, war klar. Nun, was half es. Ein Duell gegen Inu Yasha würde ihn zwar beruhigen, aber auch dauern, und wer wusste, wie lange Menschen in der Gefangenschaft von diesen Youkai durchhielten, vor allem, was die von ihnen wollten – zumal Rin, die als Kind sicher schwächer war als die Zwei aus dieser nicht völlig inkompetenten Gruppe, die der Bastard da um sich geschart hatte. Wieso gaben die sich überhaupt mit jemandem ab bei dem Denken offenbar Glückssache war? Er musste sich beeilen – und da auch die...hm...Gefolgsleute des Hanyou entführt worden waren, wäre dieser sicher ebenso an einer raschen Beendigung dieser Affäre interessiert. Nun gut. Ein fähiger Kämpfer war der ja, korrekter formuliert, schwer umzubringen. Nach Stunden, die sommerlich frühe Morgendämmerung kroch gerade über den Himmel, fiel das erste Wort des Hanyou: „Wohin gehen wir eigentlich? - Und komme mir jetzt nur nicht mit dem Satz ich sei dumm. Ich kann keine Gedanken lesen.“ Sollte er...? „Zu Kaeru.“ „Aha. Und wer ist der Typ, dass er über Nebelkrieger Bescheid weiß?“ Sesshoumaru warf seinem Begleiter einen Blick zu, den der nur als: „meine Güte, bist du dämlich“ lesen konnte und daher wutentbrannt fortfuhr: „Ja, sage nur nichts. Aber sich dann beschweren, dass ich nichts weiß! Mann, nur einmal und vielleicht sogar für dich zum Kapieren: ich bin kein Youkai, meine Mutter war ein Mensch, und sie konnte mir daher nichts darüber erzählen. Und dieser uralte Flohopa erklärt auch die Sachen immer gern hinterher.“ „Kaeru ist jemand, der zu viel weiß.“ „Und wieso lebt der Typ noch?“ erkundigte sich Inu Yasha besänftigt „Versuche es einmal mit Denken.“ Er hatte geglaubt nur einige Kröten schlucken zu müssen? Das waren ja mehr Rinder. „Soll heißen?“ Myouga schien in Strategie noch nachlässiger gewesen zu sein, als er bislang aus den Duellen geschlossen hatte. Das konnte eine mühsame Reise werden, falls er nicht gedachte sich dieses törichten Bastards zu entledigen. Nun ja, da war Tessaiga und das mal sozusagen an der eigenen Seite zu haben war sicher für Rins Befreiung sinnvoll. Also schön, auch, wenn das hieß, dass da jemand auf seinen Nerven geradezu spazieren gehen würde. Die Nebelkrieger und vor allem ihr Anführer würden dafür bezahlen. „Er weiß zu viel von zu vielen. Und ist vorsichtig.“ „Keh! Er wird uns wohl Antwort geben müssen.“ Natürlich – aber das bedeutete leider auch mitten in das Schloss dieses Froschkönigs zu gehen, vorbei an dessen Wachen und anderem lästigen Volk. Inu Yasha schloss diesmal aus dem Schweigen, dass ihm sein Begleiter nicht nur zustimmte, sondern wohl auch nicht sonderlich begeistert von dem Besuch bei diesem Kaeru war. Wieso nur war der Mistkerl so schweigsam? Alles musste man erraten. Und wenn was kam, dann meist eine dämliche Bemerkung über ihn und seinen Verstand. Aber leider war der Herr Halbbruder vermutlich der Beste um mitzuhelfen Kagome und Miroku zu retten. Die Kleine natürlich auch. So meinte er bemüht ruhig, in Gedanken an seine vermisste Freundin, die ihm ja meist erzählte, er sei zu voreilig: „Schön. Halt den Mund. Aber dann beschwere dich nicht, wenn ich den Falschen umlege. Meine Stimmung ist nicht gerade die beste.“ „Bring erst einmal niemanden um.“ Die Ohren des Hanyou zuckten: „Oh, und das von dir? Na gut.“ Vermutlich, so dachte der ältere der Hundejungen ein wenig resigniert, hatte dieser Narr sogar Recht. Wenn er ihm nicht sagte, wie der sich zu verhalten hatte, würde der es glatt schaffen Kaeru zu töten. Natürlich würden sie auch dann aus dem Schloss gelangen, aber es wäre reiner Zeitverlust, Zeit, die wohl Rin nicht besaß. „Kaeru ist ein König der Kappa. Er und seine Söhne sind für diese Gattung recht stark. Das Schloss ist von einem Bannkreis umgeben, der kein Hindernis darstellt. Es gibt jede Menge Wächter.“ In der Erkenntnis, dass der Bannkreis wohl nur für gewisse Hundeyoukai kein Problem darstellte, ergänzte Inu Yasha: „Bannkreis, also das rote Tessaiga.“ Oh, er verstand auf Anhieb? Sesshoumaru war versucht sich den Tag als erstmalig zu merken, strich es aber wieder. Er hatte an anders zu denken. „Komm.“ Sie erhöhten erneut das Tempo. Es war dennoch schon der späte Morgen des folgenden Tages als sie eine ausgedehnte Flussebene erreichten. Erst weit jenseits stiegen wieder Berge auf. Der Fluss hatte sich ausgebreitet und sumpfige Wiesen bildeten seine Umgebung, hüllten die Luft in faulige Schwaden. Inu Yasha erkannte das leichte Flirren eines Bannkreises. Für Menschen befand sich hier sicher nichts. Aber wo ein Zauber lag war etwas verborgen. Er griff unwillkürlich nach seinem Schwert, warf jedoch einen fragenden Blick seitwärts. Immerhin war der Herr Halbbruder doch wohl schon mal hier gewesen, woher hätte er sonst die Informationen haben sollen. Aber Erkundigungen würden sicher keine Antwort bedeuten – wie lange musste er wohl um Kagomes und Mirokus Willen das noch durchhalten? Sesshoumaru sah geradeaus, musterte das für ihn erkennbare Schloss, das sicher keinem Menschen gehörte, auch, wenn es deren Baustil nachzuahmen versuchte. Dazu war es zu ebenerdig, ja, schien fast im Morast zu versinken. Dieser Gestank würde seine feine Nase in den nächsten Minuten malträtieren, genug Grund, um rasch hier wieder zu verschwinden, sobald man die Auskunft erhalten hatte: „Inu Yasha.“ Mit gewisser Genugtuung hatte er die stumme Anfrage bemerkt. Womöglich wurde diese Rettungsaktion nicht ganz so lästig wie er geglaubt hatte. „Schön, dann klopfe ich mal an.“ Er zog Tessaiga, dessen sich rasch verbreiternde Klinge rot leuchtete – sicheres Zeichen eines Bannkreises vor ihnen. Eine Sekunde und ein Schlag später erkannte der Hanyou das Wabern eines in sich zerfallenden Zaubers, dann das Schloss, dessen Wachen eilig zu den Schwertern griffen. „Keh,“ machte er leise. Es waren nur fünf Frösche, nicht der Rede wert, aber noch hatten die nicht versucht sie zu attackieren. Und Sesshoumaru ging einfach auf sie zu. So folgte er eilig, Tessaiga wegschiebend. Kampf war ja schön und gut, kostete aber Zeit. Und wer wusste schon, was diese Nebelkrieger mit seinen Freunden anstellten. Die Wachen betrachteten die Näherkommenden, noch immer die Hand am Schwert. Was sollten sie machen? Die Fremden hatten zwar den Bannkreis ohne jedes Problem zerstört, aber noch nichts weiter Feindseliges unternommen. Jetzt bliebt der vornehm Gekleidete stehen und hob die Hand so eigenartig versteift, das es leise knackte: „Aus dem Weg.“ „Was willst du...ich meine, wollt Ihr?“ erkundigte sich der Anführer des Trupps pflichtbewusst mit unleugbarer Tapferkeit, obwohl er in der Geste eine gewisse Drohung erkannte, die er nicht genau benennen konnte. „Sesshoumaru...“ hauchte einer seiner Männer: „Sesshoumaru-sama, Ihr wünscht gewiss mit dem Herrn zu reden....Gebt den Weg frei!“ Er hatte zwar seinen Kameraden nichts zu befehlen, aber selbst sein Anführer machte den Schritt beiseite. Als er hörte, wie der Jüngere der Fremden murmelte: „Na, du scheinst ja wirklich schon mal hier gewesen zu sein, so vernünftig wie die sind,“ war er froh darum. Zwei Youkai, die sich mit fünf einlassen wollten ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, spielten nicht in seiner Klasse. Dann wandte er den Kopf. Als der Besuch im Schlossinneren verschwand, dämmerte ihm etwas anderes: „Sesshoumaru...der Hundeyoukai? DER Sesshoumaru?“ „Ja,“ erklärte sein lebenserfahrener Mitarbeiter. „Keine Ahnung, wer der Andere ist. Aber sicher niemand unseres Fachs. Sie sahen sich recht ähnlich...“ In der große Halle seine Schlosses thronte Kaeru. Der gigantische Kappa saß auf einer Empore, die zwar erhöht vom Rest des Saales, aber von einer kleinen Mauer umgeben war. Das hatte durchaus seinen Grund. An der hinteren Wand lief permanent eine dünne Schicht Wasser hinab so dass die empfindliche Amphibienhaut stets im lebensnotwendigen Nass baden konnte, zumal bei dieser Sommerhitze. Irritiert blickte er auf, als die Tür beiseite geschoben wurde, und jemand ihm förmlich entgegenflog. Dieser Flug endete knapp vor ihm sicher schmerzhaft für seinen Diener und so sah er wieder zur Tür, was die Ursache dieser Störung gewesen sein könnte. Zwei weißhaarige Youkai – und zumindest einen davon kannte er. Oh oh. Kappa sollte lieber höflich bleiben. „Oh, welch unerwarteter Besuch, Sesshoumaru. Was treibt dich denn so weit in den Nordwesten? Du und dein.....“ „Ich heiße Inu Yasha,“ erklärte der Hanyou sofort, da er kaum vermutete, dass ihn sein Halbbruder vorstellen würde: „Und ja, wir haben eine Frage. Dann sind wir auch schon weg. - Nebelkrieger.“ Sesshoumaru stellte zum ersten Mal fest, dass es nützlich sein konnte den Bastard dabei zu haben. Der übernahm das Konversation machen, also musste er nicht selbst große Reden schwingen. Kaeru stutzte aus mehreren Gründen. Das war schon mal im Allgemeinen kein Betragen – aber da der Unbekannte ungestraft Sesshoumaru vorgriff, ja, dieser durchaus zu Recht als hochmütig verschriene Hund sich wohl nur stumm der Frage anzuschließen schien, konnte der sich das wohl leisten. Ähnlich sahen sich die Zwei, auch, wenn der Jüngere wohl ein Mischling war. Moment. Hatte es da nicht geheißen, der verstorbene Inu no Taishou habe sich mal im falschen Bett amüsiert? Dann war das der kleine Halbbruder Sesshoumarus. Na, dann konnte der sich das Auftreten sicher leisten, wenn der noch lebte. Umso wichtiger war es eine Antwort zu suchen, die die beiden lästigen – und leider auch gefährlichen - Besucher umgehend wieder entfernte. „Äh, Nebelkrieger? Nun ja....Sie sind eine Legende...“ Im nächsten Moment keuchte der Froschkönig nur noch: „Idioten!“ Vor ihm auf der Mauer stand der rot gekleidete Hanyou und drückte ihm die Spitze eines unwahrscheinlich scharfen und breiten Schwertes an den großen, aber überaus empfindlichen, Bauch, während Sesshoumaru die Schneide seiner eigenartig geraden Klinge direkt gegen seine Kehle hielt. Panisch erkannte Kaeru, dass sein instinktiver Ausruf auch auf diese beiden Hundebrüder bezogen werden könnte und ergänzte leiser den Tadel für seine Männer: „Ihr habt ihnen die Schwerter gelassen! - Sesshoumaru-sama.....Nebelkrieger...?“ Er wollte erst einmal Zeit gewinnen, um in Ruhe nachdenken zu können. Der Angesprochene schwieg, aber Inu Yasha erklärte: „Hör mal, du Riesenfrosch: diese Nebelkrieger haben Leute entführt, an denen uns etwas liegt. Mehr, als vermutlich in deinen Hohlkopf hereingehen wird. Wir sind daher nicht besonders guter Laune. Würdest du dich also erinnern, Dickerchen? Und zwar der Wahrheit gemäß erinnern oder soll es hier Froschsushi geben?“ Das war ernst gemeint, dachte Kaeru. Und vermutlich waren die zwei verrückt gewordenen Söhne des einstigen Herrn der Hunde auch in der Lage sich den Weg aus seinem Schloss freizukämpfen. Überdies, falls nicht, würde ihm das auch nichts mehr nutzen. „Vielleicht könntet ihr...Ihr Eure Schwerter von mir wegnehmen?“ „Also, ich will nicht, und so, wie das aussieht, mein großer Bruder auch nicht.“ Das klang ungewohnt, aber stimmte – und irgendwie wollte Inu Yasha weder sich noch Sesshoumaru vor dieser dämlichen Amphibie herabsetzen. Der Froschkönig schielte seitwärts, wo seine drei Söhne standen, starke, kampferprobte Kappa. Aber eher würde er mit dem Befehl zum Angriff nicht nur Selbstmord begehen sondern seine Dynastie ausrotten: „Also, Nebelkrieger sind...verschiedene Arten von Youkai. Vor langen Jahren schlossen sich die besten Kämpfer vieler Arten zusammen. Sie kämpften zuvor mal für diesen mal für jenen Daiyoukai. Der Kern dieser Truppe waren so gegen fünfzehn oder zwanzig, die wirklich die Creme der Youkaikrieger waren...“ „Der Abschaum,“ korrigierte Inu Yasha auf Anhieb: „Und, weiter, wo sind die? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“ „Ich bin ja dabei....Dieser harte Kern trennte sich von den Anderen. Sie wollten nicht mehr für einen Daiyoukai arbeiten sondern ganz selbstständig. Sie wählten einen von ihnen zu ihrem Anführer. Diesem schworen sie bedingungslosen Gehorsam. Sie waren eine berüchtigte Söldnertruppe. Ja. Dann wurde Shin gewählt, ein Katzenyoukai, sehr jung, aber sicher ein genialer Kämpfer, und das, wo ihm doch ein Arm fehlte....“ Der Froschkönig betrachtete besorgt den Hundeyoukai, dessen Schwert an seiner Kehle lag. Auch Sesshoumaru besaß nur noch den rechten Arm und es hatten sich schon eine Menge Leute gewundert, wer dem so zusetzen konnte. Ihn zu fragen wäre allerdings nur eine ziemlich verrückte Selbstmordvariante. „Äh, ja. Die Nebelkrieger und Shin verschwanden dann aus den Geschichten. Wenn sie jetzt wieder aufgetaucht sind, bedeutet das, dass sich Shin und damit seine Leute jemandem angeschlossen haben. Und das ist ganz sicher ein mächtiger Daiyoukai, denn niemand Anderem, Geringerem, würde Shin folgen. Ich hörte, aber es sind nur wahrlich Gerüchte, dass in den Bergen von Akita so jemand neu sei. Ein recht zauberkundiger Youkai. Ich weiß nichts weiter darüber, aber Ihr könntet Moe fragen. Sie kennt sich mit Magiern und so besser aus.“ „Und wo lebt diese Moe?“ „Sie ist die Seehexe von Mizuyama.....“ Die Halbbrüder wechselten einen Blick. Das Gebirge von Akita, eine neue Adresse, an der man nachfragen könnte – und alles lag in der Richtung, in der die Nebelkrieger mit ihren Gefangenen verschwunden waren, Nordwesten. Mit einer seltsam gleichartigen Bewegung schoben sie ihre Schwerter wieder an die Hüften, eine Geste, die den Froschkönig aufatmen ließ. Vor lauter Erleichterung fragte er: „Ihr wollt nur zu zweit gegen die Nebelkrieger angehen? Und gegen Shin? Keine anderen Krieger?“ Er erhielt einen Blick aus zwei Paar so ähnlichen Augen, der tatsächlich eine gewisse Verwunderung zeigte, ehe Inu Yasha zurückfragte: „Hast du den Eindruck gehabt, wir brauchen welche? Möglichst noch deine?“ „Äh, nein.“ Was konnte man dazu schon sagen. Arrogante, starke Hundebengel. Kaeru raffte sich auf: „Ich hoffe, Ihr erwartet nicht, dass ich Auf Wiedersehen sage.“ „Kein Bedarf.“ Und der Hanyou schritt neben seinem Halbbruder aus dem Saal, bemüht, ebenso vornehm wie der zu wirken und schon gar nicht zu zeigen wie froh man war diesem fauligen Geruch im Schloss entkommen zu können. Erst ein gutes Stück abseits des Flusssumpfes meinte er: „In den Bergen von Akita war ich mal, aber das ist lange her. Da leben allerlei unnette Leute. - Aber von der Seehexe von Mizuyama habe ich noch nie gehört. Weißt du, wo das sein soll?“ Keine Antwort: „Also, ja. Kennst du auch diese Moe?“ „Sie wird mich kennenlernen.“ So konnte man das auch formulieren. Man, wieso redete der Mistkerl nur so wenig und wenn dann immer in Rätseln? Zugegeben, das klang irgendwie so, dass die meisten Leute ja schon Panik kriegten, wenn der Herr Halbbruder sie nur ansah. Er gehörte jedenfalls nicht dazu. Vielleicht war das auch ein Grund, warum Sesshoumaru ihn nicht gerade leiden konnte. Er war die Familienschande, hatte dennoch Vaters Schwert bekommen, hinter dem der Andere her gewesen war – und er hatte keine Angst vor ihm, ja, war wohl der Einzige gewesen, der den mal wirklich verwunden konnte. Mit jähem Unbehagen warf der Hanyou einen Blick nach links. Der Arm war nie nachgewachsen, obwohl man das bei einem so starken Youkai doch erwarten konnte. Und er hatte ihn abgeschlagen. Schön, das bedauerte er nicht, immerhin hatte er da um sein eigenes Leben und das von Kagome gekämpft, aber dennoch war es plötzlich irgendwie anders. Den Hundeyoukai mal nicht sich auf einer Schwertlänge gegenüberzusehen sondern an der eigenen Seite....Gewöhnungsbedürftig, irgendwie. Und es war wohl dieser Moment, in dem sich Inu Yasha fest vornahm, dem zu zeigen, was man als dessen Begleiter so drauf haben konnte. Er war nicht Jaken, er war sein Halbbruder, etwas wert und nützlich. Das würde er ihm auf diesem Trip beweisen. Durchaus etwas angenehm berührt, dass der redselige Bastard sein vorlautes Mundwerk hielt, beschleunigte Sesshoumaru in den angenehmeren Waldschatten. Die Sonne hatte ihren Zenit schon seit geraumer Zeit überschritten, als der Hundeyoukai stehen blieb. Sein Halbbruder kam sofort neben ihn. „Kleine Pause? Also, wegen mir nicht,“ verteidigte er sich sofort, um nicht als schwach dazustehen. Der Ältere warf ihm einen Blick zu, der besagte seinetwegen könne er sofort tot umfallen, ehe er doch erklärte: „Der Bannkreis.“ „Wo?“ erkundigte sich, der Hanyou - um sich unverzüglich zu ärgern. Musste er denn ausgerechnet demjenigen, der ihn sowieso für dämlich und unbrauchbar hielt, das auch noch demonstrieren? Möglichst unauffällig zog er Tessaiga etwas aus der Scheide. Tatsächlich. Die Klinge begann sich rot zu verfärben, sicheres Zeichen, kurz vor einem Zauberschutz zu stehen. „Ich kann ihn zerstören. Naja, Ich dachte, du auch,“ ergänzte er ehrlich: „Soll ich wieder, wie bei Kaeru....“ Er brach lieber ab, da Sesshoumaru ihm langsam das Gesicht zuwandte. Halber Youkai - halbes Können: „Es sind zwei.“ Und einer davon war sicher falsch, eine Falle. Nur, welcher? „Dann teilen wir uns und gucken eben einzeln nach.“ Im nächsten Sekundenbruchteil sprang Inu Yasha zurück, die Hand fester um Tessaiga, denn sein Halbbruder hatte sich etwas gedreht und stand unangenehm nah vor ihm. Das hatte er noch nie getan ohne dass ein direkter Angriff folgte – Minimum ein Faustschlag. „Sag mir nie, was ich tun soll.“ Das klang mehr wie ein Knurren. „Reg dich ab, war ja nur ein Vorschlag....“ Es würde Kagome und Miroku, naja, auch Rin, nicht helfen, wenn sie sich hier gegenseitig abmurksten. Sesshoumaru war soeben zu der gleichen Einsicht gekommen und ging einfach nach links weiter, als ob das schon immer seine Absicht gewesen wäre. Nicht, ohne zu sagen: „Geh rechts.“ Ach nein, der gnädige Herr Halbbruder nahm seinen Vorschlag an? Darüber etwas verwundert aber auch sehr erfreut, sprang der Hanyou nach rechts, wo er nach kaum hundert Metern nun auch einen Zauber spüren konnte. Ärgerlich, dass er in Punkto Magie anscheinend wirklich nur die halbe Fähigkeit besaß. Aber nun gut – dafür hatte er das rote Tessaiga. Diese Moe würde sich noch wundern... Er zog und schlug noch im Laufen zu. Für einen Augenblick erkannte er das Flimmern vor sich, ehe der Bannkreis in sich zusammenfiel. Dahinter entdeckte er einen See, einen lichten Wald und zwischen den Bäumen ein ummauertes Schloss. Ha! Dann hatte er den richtigen Bannkreis gefunden. Er lief weiter, auf den See und das Gebäude zu. Sesshoumaru würde ihn schon einholen, wenn der bemerkte, dass er falsch lag. Er erstarrte, als er viel zu spät mitbekam, dass es sich nur um ein weiteres Trugbild gehandelt hatte, und er in tiefes, vor allem kaltes, Wasser gestürzt war. Keuchend kam er an die Oberfläche. Seine Kleidung würde sich vollsaugen, aber er dachte dankbar an seine Mutter und an Kagome, die ihm Schwimmen beigebracht hatten. Soweit er wusste, konnte das kaum ein Youkai, jedenfalls nicht in Menschenform. Verdammt! Was sollte das? Diese Moe? Hatte sie eine Falle für unerwünschten Besuch gelegt? Er musste hier raus, sonst würde auch Schwimmenkönnen nicht helfen. Das Wasser war sehr kalt. Wo nur war das Ufer dieses dämlichen Sees? Er blickte sich hektisch werdend um. Sesshoumaru war keinen Moment vor dem Bannkreis stehengeblieben sondern hindurchgegangen. Die bläulichen Funken, die um ihn sprühten, schien er nicht wahrzunehmen. Als er dahinter jedoch das Schloss entdeckte, hielt er inne. Sollte er...Nein, beschloss er dann. Der Hanyou war töricht und impulsiv, aber anhänglich, und würde ihm schon folgen, wenn er merkte, dass dessen Bannkreis der falsche gewesen war. Wichtiger war es nun diese Hexe zu stellen und möglichst rasch Informationen zu bekommen. So betrat er das Schloss, kaum verwundert, dass sich niemand zeigte. Vermutlich erwartete ihn die Hexe bereits. So wandte er sich dem Empfangsraum zu. Zum Glück besaßen die meisten dieser Schlösser ähnliche Grundrisse. Als er den großen Raum erreichte, war er für einen Moment überrascht, dass auch dort niemand war, ohne das freilich zu zeigen. Im nächsten Sekundenbruchteil allerdings spürte er einen Bann – viel stärker als der, den er zuvor durchschritten hatte. Und dann flammten Wände und Decke um ihn in loderndem Feuer auf. Kapitel 3: Im Wandler --------------------- Kagome erwachte mühsam, ein wenig verwundert über das Dämmerlicht um sie. Sie befand sich in einer Kuppel, von deren Wänden mattes Licht drang. Da war der Überfall gewesen….Erschreckt sah sie sich um, erkannte dann erleichtert Miroku, der sich ebenfalls gerade aufrichtete. Rin lag noch regungslos auf dem Felsboden und sie krabbelte hinüber. „Kagome-sama? Wie geht es ihr?“ erkundigte sich der Mönch, der seinen Stab aufnahm und umsah. „Ich glaube, sie wird bald aufwachen. Ihr Herz schlägt sehr gleichmäßig. Wohin haben uns diese Unbekannten nur gebracht?“ „Das weiß ich nicht. Es scheint eine Art Höhle zu sein. Ich habe auch keine Ahnung, was diese namenlosen Youkai von uns wollen.“ „Sie haben Sango verletzt, Jaken, denke ich, auch, das habe ich noch gesehen, ehe mich etwas traf und ich bewusstlos wurde.“ Die junge Miko stand mühsam auf: „Irgendwie erinnert mich das hier an etwas, aber ich komme im Moment nicht darauf. – Wie geht es dir?“ „Ganz gut.“ Er erhob sich ebenfalls: „Ich kann die Magie um uns spüren. Aber ich muss zugeben, so etwas habe ich noch nie so gefühlt. Es ist wie Youki und doch nicht. Und es gefällt mir gar nicht.“ „Nein. So ähnlich geht es mir auch. Nur bin ich sicher, dass ich das schon so oder ähnlich schon einmal spürte. Da war Inu Yasha auch nicht dabei…“ Inu Yasha. Himmel, würde der eine Laune haben, wenn er zurückkehrte und bemerkte, was passiert war. Dabei konnte er dann nur noch hoffen, dass nicht sein Halbbruder Rin einsammeln wollte, sonst gab es wohl das nächste Duell der beiden. „Oh, Rin-chan. Wie geht es dir?“ „Ganz gut, Kagome-sama. Wo sind wir?“ Das Mädchen richtete sich auf: „Es waren Youkai, die uns entführt haben, nicht wahr?“ „Ja, aber du brauchst keine Angst zu haben.“ „Ich habe keine Angst“, protestierte Rin prompt: „Sesshoumaru-sama kommt und rettet mich. Das macht er immer.“ „Dann hoffe ich mal für uns, dass er uns dann nicht hier sitzen lässt“, murmelte der Mönch: „Seht mal, da scheint ein Ausgang zu sein. Gehen wir vorsichtig hin. Rin-chan, bleib hinter mir. Es könnte auch eine Falle sein.“ Das Mädchen gehorchte und so schlichen die Drei langsam, aufmerksam zu der Öffnung in der Felswand, die breit genug für einen Menschen war. Dahinter zeigte sich ein Gang, der sich anscheinend kreisrund um die Kuppel wand. Keine Gefahr war zu sehen, aber auch kein weiterer Ausgang. „Gehen wir da entlang“, schlug Kagome vor: „Irgendwie scheint mir hier draußen der Druck weniger zu sein.“ „Ja. Hier ist es leichter, “ meinte auch Miroku, während Rin von der Einen zum Anderen blickte: „Was meint ihr? Ich spüre nichts.“ „Vielleicht, weil du keine Miko bist“, meinte Kagome, um zu ergänzen: „Natürlich. Ich steckte einmal mit Kikyou in einem Berg, der die Energie von Priesterinnen auffraß. Sie war da schon ziemlich fertig, als ich sie fand. Mir machte es weniger aus, vermutlich, weil ich eben nicht ihre Kräfte hatte. Dieser Berg war nämlich gar keiner sondern ein Youkai.“ Der Mönch warf einen Blick herum: „Das könnte es erklären. Aber ich bin mir eigentlich sicher, dass das kein Youkai ist. – Und, was noch interessanter ist, wie kamt ihr raus?“ „Ich benutzte einen Pfeil mit Splittern des Juwels der vier Seelen, die wir beide vorher…nun, gesegnet hatten. Und das haben wir hier nicht.“ „Tja, und ob mein Kazaana hilft, sei dahingestellt. Dann muss uns eben etwas anderes einfallen.“ „Sesshoumaru-sama kommt bestimmt!“ erklärte Rin fast empört. Vertrauten sie ihm denn nicht? „Natürlich. Aber das könnte doch dauern, nicht wahr?“ beruhigte Kagome sie sofort: „Ehrlich gesagt, sowohl Miroku als auch ich spüren, dass hier etwas ist, das uns feindlich gesinnt ist, ja, irgendwie angreift. Und da sollten wir nicht nur warten bis Sesshoumaru oder Inu Yasha auftauchen, sondern auch zusehen, ob wir selbst etwas unternehmen können. – Weißt du, Nichtstun liegt mir nicht.“ Das hatte Rin allerdings auch schon bemerkt: „Dann gehen wir eben weiter und untersuchen alles.“ „Da ist jemand!“ Der Mönch hatte am Rand des Ganges vor sich einen liegenden, alten Mann gesehen, dessen Gesicht von den weißen, langen Haaren fast vollkommen verdeckt war und der ebenfalls die Kleidung eines Hoshi trug. „Wartet hier!“ Er eilte hin und bückte sich vorsichtig. War der Kollege tot? Aber sein Herz schlug noch, wenn auch matt: „Wie geht es dir? Bist du wach?“ Er drehte ihn behutsam um. Der Unbekannte öffnete die Augen – und schloss sie gleich wieder: „Ein neues Opfer?“ murmelte er. „Wir sind zu dritt. Was ist das hier für ein Ort?“ „Ich…gleich. Auch mir erzählte mein...Vorgänger…aber man kann nichts machen.“ Miroku half dem anderen Mönch sich aufzusetzen und an die Wand zu lehnen. Der sah beiseite: „Eine Miko...und ein Kind…ihr…“ „Ja, wir wurden von Youkai entführt. Übrigens verflixt schnelle und fähige. Wir sind nicht ganz ungeübt im Kampf, aber wir hatten keine Chance zu einer Gegenwehr.“ „Die hatte keiner von uns. – Mein Name ist Yasuo. Ich…war Mönch…so alt wie du, vielleicht, als sie mich fingen und herbrachten. Hier waren schon ein alter Mann, so dachte ich, und eine junge Miko. Der alte Mann.“ Er verzerrte ein wenig das Gesicht: „Er war so alt wie ich…und ich bin so alt wie du. So endet man hier. Der Wandler saugt die Energie, das Leben aus einem, man wird alt und schwach.“ Kagome kam erschrocken heran: „Du bist eigentlich noch so alt wie wir? Was ist ein Wandler?“ „Dieser Berg ist ein Wesen….und doch keines. Jemand hat es erschaffen um Energien zu gewinnen.“ „Ich steckte mal in einem Youkai, der Priesterinnen auffraß. So etwas?“ Yasuo warf ihr einen etwas überraschten Blick zu, meinte allerdings: „Wohl nicht. Hier kommt man nicht heraus... Die Bannkreise, der Zauber, ist viel zu stark.“ „Warum macht das denn jemand? Nur um Priester zu töten, solch ein Aufwand?“ erkundigte sich Miroku. „Nein.“ Yasuo nahm sich zusammen. Er wusste, er musste es ihnen sagen, sie würden es den neuen Opfern mitteilen. „Ein Wandler. Er wandelt unsere Energie um in die eines Youkai. Ein Youkai, wohl ein Daiyoukai, erschuf ihn.“ „Um stärker zu werden“, ergänzte Miroku: „Die Lieblingsbeschäftigung.Wo ist die Miko, die du erwähnt hast?“ „Sie starb vor wenigen Tagen.“ Yasuo schloss die Augen: „Ich werde es auch bald tun. Ich bin so müde. Wenn ihr…ihr länger leben wollt, haltet euch hier auf diesem Gang auf. In der Kuppel ist es am schlimmsten.“ „Ich verstehe nicht“, flüsterte Rin: „Ein Youkai tötet doch keine Menschen um stärker zu werden.“ „Nun, deiner nicht, “ gab Kagome zurück, die sich sehr wohl daran erinnerte, dass Sesshoumaru zweimal versucht hatte sie umzubringen und mehr aus Zufall gescheitert war, nun, wegen Inu Yasha. Aber wozu das einem Kind erklären, das der Typ quasi adoptiert hatte. Miroku hatte unterdessen seinen Kollegen gefragt: „Ofuda, Bannzettel, alles hilft also hier nichts?“ Yasuo schüttelte matt den Kopf: „Nichts. Alles ist darauf ausgelegt, Wesen…wie uns hier gefangen zu halten, bis sich der Wandler an uns gesättigt hat und neue Opfer kommen.“ Kagome verspürte einen unwillkürlichen Schauer. Wie viele mochten hier schon gestorben sein? „Hast du Durst?“ fragte sie: „Dann suche ich etwas…“ „Weder Hunger noch Durst wirst du hier leiden.“ Yasuo neigte den Kopf, zu müde, ihn noch aufrecht zu halten: „Wenn ihr den Gang entlang wandert, werdet ihr einen Felsen sehen, der nahe an der Wand ist. Immer wieder erscheint dort ein Krug mit Wasser, Obst, Reis und Brot. Wer auch immer den Wandler schuf will, dass wir so lange wie möglich leben.“ „Dann warten wir eben doch auf Sesshoumaru-sama.“ Rin sah sich um: „Und er wird dich sicher auch mit befreien.“ Daran zweifelten ihre beiden Begleiter allerdings doch etwas. Miroku bemerkte, dass sich sein Amtskollege immer schwerer mit dem Atmen tat: „Kagome-sama, geh doch mit Rin einmal und suche diesen Felsen. Ich bleibe hier bei Yasuo.“ Er sah zu der jungen Miko und diese verstand. Yasuo würde bald sterben und es wäre wohl besser, wenn das kleine Mädchen nicht genau daneben stünde. „Gut. Wir kommen dann wieder hierher. Rin-chan?“ Die Beiden gingen. Yasuo lächelte etwas matt: „Immerhin...bin ich nicht allein. Aber…dieses Mädchen…sie ist doch keine Miko?“ „Nein. Es war wohl ein Irrtum, dass sie mitgenommen wurde, wenn es hier um läuternde Kräfte geht. Allerdings könnte das ein fataler Irrtum gewesen sein.“ „Sicher. Sie...sie wird hier auch sterben.“ „Das meinte ich weniger. Wenn ihr Ziehvater mitbekommt, dass sie entführt wurde…nun, sagen wir, er hat noch jedes Mal recht drastisch auf so etwas reagiert.“ „Ist das dieser…Sesshoumaru-sama, von dem…sie redete?“ Miroku wunderte sich. Der Mönch starb und dennoch sprach er über Rin? Aber dann erkannte er, dass dieser seinen Geist von dem ablenken wollte, was ihm bevorstand: „Ja. Und er ist ein Hundeyoukai.“ „Ein Hundeyoukai…mit einer menschlichen Adoptivtochter?...Unmöglich….“ „Ein guter Freund von mir ist sein Halbbruder. Und ein Hanyou. Es gibt vieles, was es nicht geben sollte.“ „Ein Hanyou...“ Yasuo lächelte matt: „Ein Youkai und ein Hanyou…und ein Daiyoukai und ein Wandler...“ Er ließ sich in die Arme Mirokus fallen. Dieser hielt ihn fest, bis er spürte, dass sich der Körper entspannte. Dann erst legte er ihn behutsam auf den Felsboden und stand auf, ehe er den beiden Anderen folgte. Yasuo hatte Recht behalten. Kagome und Rin fanden den Felsen. Zwei Wasserkrüge standen darauf, frisches Obst und Brot. Wer auch immer den Wandler erschaffen hatte, legte Wert darauf, dass seine Gefangenen bei Kräften blieben, solange es ging. Nun, dachte die junge Miko bitter, je stärker die Priester, je länger sie durchhielten, umso stärker wurde der Wandler. Sie drehte sich um, als sie Schritte hörte: „Miroku…“ „Er ist tot.“ Es würde nichts bringen, das vor Rin zu verschweigen. Überdies hatte das Mädchen schon öfter Bekanntschaft mit dem Tod gemacht. „Und der Zauber scheint wirklich mächtig zu sein, Ich habe gerade Bannzettel versucht – nichts.“ „Dann essen und trinken wir jetzt etwas“, schlug Kagome vor: „Und dann gehen wir dieses Gefängnis einmal ab. Vielleicht gibt es irgendetwas, was die Anderen übersehen haben.“ Miroku nickte. Immerhin waren sie wohl die kampferprobtesten aller Menschen mit läuternden Fähigkeiten, zumal, was den Umgang mit Youkai anging. Und Aufgeben war ihre Sache noch nie gewesen. Im Notfall würde er sein Schwarzes Loch einsetzen – ungern, da er nicht wusste, was dann hier passieren würde, aber doch. So gingen sie einmal im Kreis, konnten jedoch nichts entdecken, außer, dass Kagome einen Bogen und Pfeile fand, die wohl einer hier gestorbenen Priesterin gehört hatten. Sie nahm beides mit, ohne wegen Rin laut zu sagen, dass die unbekannten Entführer mutmaßlich auch jeweils die Toten entsorgten. Yasuo war ebenfalls verschwunden – und sie wollte gar nicht genau wissen wohin. Als sie die Runde vollendet hatten, meinte sie: „Ich werde einen Pfeil abschießen, aber ich denke nicht, dass das weiterhilft. Sonst hätte eines der Opfer das ja auch schon geschafft.“ „Nicht jede Miko hat deine Fähigkeiten,“ erwiderte Miroku ehrlich: „Und wenn das nichts hilft, werde ich diesem Ding hier mal mein Kazaana vorstellen.“ „Gut.“ Kagome nahm einen Pfeil und zielte gegen eine Stelle der Außenwand: „Mal sehen.“ Das helle Aufleuchten der Spitze verriet ihre läuternde Magie – aber dennoch prallte das Geschoss harmlos auf die Wand und fiel zu Boden. „Schade.“ Aber eigentlich war sie nicht enttäuscht. Immerhin konnte es nicht einfach sein hier herauszukommen, wenn bislang Mönche und Priesterinnen gescheitert waren. „Schön.“ Der junge Wandermönch griff bereits zu der Gebetskette, die sein schwarzes Loch versiegelte: „Dann geht hinter mich. Rin-chan, halte dich an Kagome fest. Ich weiß nicht, wie das hier wirkt und ob uns nicht plötzlich Felsen um die Ohren fliegen.“ Die Mädchen gehorchten und er öffnete seinen Fluch. Das Kazaana sog unverzüglich alles in Reichweite ein – unglücklicherweise war das Luft, denn der Wandler an sich war zu gut geschützt. Und da der Gang kreisförmig war, schoss der Sog des Schwarzen Lochs in die Runde. Rin schrie unwillkürlich auf, als plötzlich ein scharfer Luftwirbel von hinten kam, der sie packte. Da sie sich an Kagome festgehalten hatte, wurde auch diese mitgerissen. Miroku verschloss eilig sein Schwarzes Loch und drehte sich um. Seine Frage, ob sich jemand verletzt habe, blieb ihm im Hals stecken, als er sah, was passiert war. Rin hing in der Wand des Wandlers – mit dem Kopf voran. Kagome raffte sich gerade daneben auf. Die Magie des Wandlers hatte ihn vor ihren Fähigkeiten geschützt – und sie abgewehrt. „Rin-chan!“ Erschreckt eilte Miroku hin und auch die junge Priesterin fasste mit zu: „Rin-chan?“ „Ich...ich bin in Ordnung,“ hörten sie das Mädchen zu ihrer Erleichterung sagen. „Aber...hier ist es sehr seltsam.“ „Wir ziehen dich zurück!“ Beide fassten zu und zerrten das Rin aus der Wand. Zum Glück schien sie bis auf einige Kratzer unverletzt, denn weder Kagome noch Miroku hätten es geschätzt Sesshoumaru erklären zu müssen, warum sich die Kleine etwas getan hatte. Und sie verstanden Jakens Besorgnis nur noch besser. Dann blickte der Mönch neugierig hinaus: „Oh.oh...“ „Irgendwie gefällt es mir nicht, wenn du so machst,“ meinte Kagome: „Geht es, Rin-chan?“ Das Mädchen nickte: „Ja. Aber es ist wirklich seltsam da draußen, nicht wahr?“ „Ja,“ bestätigte Miroku und da ihn die junge Miko ansah: „Da draußen ist – nichts.“ „Nichts?“ Kagome erhaschte gerade noch einen Blick auf die Schwärze dort, dann schloss sich das Loch wieder. „Dieser Wandler scheint in einer Illusion zu stehen. Das bedeutet, selbst wenn es uns gelingen würde auszubrechen, befänden wir uns immer noch in der Welt dessen, der das Ding hier erschaffen hat.“ Kagome seufzte: „Dann bleibt uns also nichts als zu warten? Wie ich das hasse.“ „Ich bin auch nicht begeistert, aber Inu Yasha wird uns sicher suchen. Und Sesshoumaru Rin. - Wir sollten uns allerdings besser nur in dem gewundenen Gang aufhalten, da hatte Yasuo recht. Hier ist der Magieentzug deutlich geringer und wir werden länger durchhalten.“ „Das stimmt wohl.“ Aber die junge Miko seufzte erneut. Inu Yasha erwachte nur langsam. Wasser, Kälte, das ewige Schwimmen....was war nun passiert? Er lag mit dem Gesicht auf Land. Und er spürte dämonische Energie bei sich, vor sich. Hastig schaffte er es irgendwie gleichzeitig aufzuspringen und Tessaiga zu ziehen Triefend nass starrte er auf den einzigen Typen von dem er im Moment nicht wusste, ob er froh war ihn zu sehen oder lieber vor dem im Erdboden versinken wollte, und er konnte nicht verhindern, dass seine Ohren nach unten klappten. War das peinlich! Sesshoumaru stellte für sich selbst fest, dass es ganz nett sein konnte jemanden wie einen nassen Hund zu sehen, zumindest, wenn derjenige Inu Yasha hieß und ihn gerade geknickt anblickte. Den Bastard so zu sehen war sicher bislang ausschließlich dieser Kagome vergönnt. „Nun?“ fragte er nur. Der Hanyou schob sein Schwert weg. Irgendwie hatte er die Falle überstanden, wenn auch wohl mit letzter Kraft. Immerhin musste er dem Mistkerl eines zu Gute halten: er hatte die Gelegenheit nicht ausgenutzt um sich Tessaiga zu schnappen. Naja, da gab es den Abwehrzauber um den Griff....Jedenfalls standen sie nun am Ufer eines großen Sees und etwas vor ihnen lag ein größeres Haus, das mit etwas Einbildungskraft als Schloss durchgehen mochte. Als er zu seinem Halbbruder trat, wunderte er sich. Täuschte ihn seine Nase, die ebenso wie seine Kehle etwas zu viel Wasser abbekommen hatte, oder roch die Boa, die Kleidung des Hundeyoukai leicht...ja....angebrannt? Was war da passiert? „Dann war das hier also die Falle und dein Bannkreis der richtige?“ erkundigte er sich aber nur nüchtern. Möglichst nicht zeigen, wie unsäglich beschämend das war wieder als der blöde kleine Bruder dazustehen, die Familienschande. Sesshoumaru betrachtete seinen tropfnassen Halbbruder, ehe er ehrlich sagte: „Beides waren Fallen.“ „Na, Klasse. Und wo haust diese dämliche Hexe dann wirklich?“ Ohne ein Wort ging der Hundeyoukai weiter. Das Schloss dort musste das richtige sein, denn das brannte nicht und er wagte doch zu bezweifeln, dass sich eine Seehexe ihr eigenes Dach über dem Kopf anzünden würde. Inu Yasha sprang eilig neben ihn: „Dann war bei dir auch eine Falle? Aber du bist rausgekommen? Ja, klar. Aber, was war da?“ Er würde nie wieder denken Jaken rede zu viel: „Ich bin Sesshoumaru.“ „Schon klar.“ Und selbst, wenn es schwierig gewesen war, so würde der das nie zugeben. Hm. Doch, eindeutig, der roch angekokelt. War der in eine Feuerfalle geraten? Dann wäre er sicher nicht gut auf die Hexe zu sprechen, nun, ebenso wie er selbst. Sie sollte besser Informationen haben. Moe hatte durchaus bemerkt, dass sowohl ihre Fallen ausgelöst als auch gebrochen worden waren, und hatte beschlossen ihrem Schicksal entgegenzutreten. Flucht würde nichts helfen. Das mussten Nebelkrieger sein. So erschien sie vor den Unbekannten, eine Entenyoukai mit großem gelben Schnabel, langen schwarze Haare, gehüllt in einen mehrlagigen, schwarzen Kimono, selbst Inu Yasha kaum bis zur Brust reichend. „Keinen Schritt weiter!“ befahl sie, eigentlich nicht damit rechnend, dass die Eindringlinge gehorchen würden. Tatsächlich blieben die Beiden jedoch stehen und musterten sie, ehe der Jüngere sagte: „Wenn du Moe, die Hexe, bist: danke für den netten Empfang!“ Hm, dachte Moe. Sie benahmen sich nicht wie Nebelkrieger. „Was wollt ihr?“ „Hast du schon einmal etwas von einem Typen gehört, vermutlich ein Daiyoukai, der mit Nebelkriegern zu tun hat, droben in den Bergen von Akita?“ „Angenommen, ich hätte...“ „Was treibt der Idiot da?“ Moe starrte Inu Yasha an, dann brach sie in Gelächter aus: „Seid ihr verrückt oder so etwas?“ Verrückt und stark war keine Mischung, die sie schätzte, aber wozu klein beigeben? Das waren keine Nebelkrieger. Sesshoumaru hob ein wenig die Hand: „Antworte.“ Nach dem kleinen Intermezzo im Feuer war er nicht gerade gut auf sie zu sprechen. Nicht nur, dass es ihm bloß unter Einsatz all seiner magischen Fähigkeiten gelungen war, unverzüglich dem Feuer zu entkommen, nein, er hatte auch noch an den beschämenden Tod seines Vaters denken müssen – und wie überaus schrecklich der gewesen sein musste. Momentan wäre es allerdings sinnvoller Moe dafür büßen zu lassen und nicht den Bastard als eigentlichen Verursacher. „Hör mal,“ ergänzte der Hanyou ein wenig ausführlicher, da diese Ente ihm nur bis zur Brust reichte, und ihm Kagome regelmäßig predigte, er solle keine Leute schlagen, die kleiner als er wären, zumal Mädchen: „Wir sind etwas gereizt und haben es eilig. In deinem eigenen Interesse solltest du uns sagen, was du über diese Nebelkrieger und diesen Magier weißt.“ Seine Finger legten sich bedeutungsvoll um den Schwertgriff. „Feuer und Eis.“ Moe lächelte erneut, diesmal allerdings bemüht keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Diese beiden Hundejungen hatten ihre Fallen anscheinend ohne Probleme beseitigt: „Die Nebelkrieger leben im Norden von hier. Der Magier, den ihr wohl meint, befiehlt sie, um zauberkundige Menschen, Mönche, Nonnen, Priester und Schreinjungfrauen zu ihnen zu holen. Er hat, hörte ich, einen Wandler erschaffen, der die Magie dieser Menschen in dämonische Macht umwandelt, in Youki. Der Wandler steht von hier aus im Norden, wo genau, weiß ich nicht, denn ich bin nicht verrückt genug mich mit Shimo anzulegen. Darum auch meine Hindernisse, die Bannkreise. Er schickt seit Monaten Nebelkrieger aus, um Menschen zu fangen, die über läuternde Energien verfügen. Ich bin eine Youkai. Aber bei Shimo gehe ich kein Risiko ein.“ „Shimo? Ich dachte...ich meine, wir dachten der Kerl heißt Shin.“ „Shin ist der Anführer der Nebelkrieger.“ Die Hexe war eigentlich nicht einmal erstaunt, dass sie das wussten. Nur komplette Narren legten sich mit vollkommen Unbekannten an. „Shimo ist ein Magier. Und, wenn die Gerüchte stimmen, die ich hörte, sein Bruder.“ „Ein Magier und ein Krieger, also? Sonst noch was?“ „Du bist ungeduldig. Ja, sonst noch die Nebelkrieger. Ich weiß nicht, wie viele Shin noch zur Verfügung stehen. Aber es werden sicher zehn bis zwanzig sein, die Elite der einstigen Kämpfer.“ „Und wo der Wandler ist, kannst du nicht sagen?“ „Nein, aber wo Shimo ist.“ „Na, das ist ja schon mal was. Wo steckt der?“ „Ich hörte, aber das ist auch schon Monate her, dass er das Schloss der Ikuti übernommen hat.“ Inu Yasha seufzte: „Die Unterhaltung mit dir ist echt mühselig. Und wer ist das?“ „Die Ikuti haben das Kloster übernommen,“ erklärte Moe: „Also, früher war es ein befestigtes Kloster. In einer Fehde siegten jedoch die Ikuti und übernahmen das Kloster und bauten es zum Schloss aus. Nun haben wohl Shimo und die Nebelkrieger dort das Sagen.“ „Und wie kommt man zu diesem Schloss?“ fragte der Hanyou, den dessen Geschichte nicht interessierte: „Komm schon, wir haben es eilig. Dieser Shimo und sein Anhang haben einige Leute entführt, an denen uns was liegt.“ Moe verstand endlich. Keine Verrückten, nur sehr besorgt – und stark. Der Feind eines Feindes konnte auch der eigene Freund sein: „Nun, wenn ihr von hier aus direkt nach Süden geht, erreicht ihr einen Fluss. Folgt diesem zu seiner Quelle, dann könnt ihr das Schloss nicht verfehlen. Der Wandler wird sich in der Nähe befinden, aber ich vermute, Shimo hat ihn gut geschützt.“ „Das wird ihm nichts nutzen.“ Sesshoumaru drehte sich bereits um: „Gehen wir.“ Keine weitere Zeitverschwendung auf der Suche nach Rin. Kapitel 4: Brüderliche Gespräche -------------------------------- Als die Halbbrüder die Hexe verließen, warteten sie, bis sie außer Sicht waren, ehe sie sich erneut mit weiten Sprüngen nach Norden auf den Weg machten. Einem Fluss zu folgen bot keine Schwierigkeit, zumal das Gelände felsiger wurde und kaum mehr Sümpfe und ähnliches zu erwarten standen. Wie sie die Vorberge von Akita erreichten, blieben sie stehen. Der Fluss ohne Namen hatte sich immer schmäler gezeigt und sie hatten bereits unausgesprochen gehofft seiner Quelle nahe zu sein, als sie entdeckten, dass er sich vor ihnen durch eine Schlucht gebrochen hatte. Hier toste er auf kaum zwanzig Schritt breitem Talgrund, während rechts und links von ihm weiße, ausgewaschene Hänge selbst für sie unerklimmbar steil in die Höhe stiegen. Die Luft war feucht und verbarg so den feinen Nasen, was möglicherweise dort drin oder dahinter wartete. „Mist,“ murmelte Inu Yasha: „Das ist ein Umweg.“ „Angst vor Feuchtigkeit?“ „Keh. In dem Wasser zu schwimmen ist ein wenig...lästig.“ Nein, gefährlich würde er nicht sagen, auch ein Hanyou hatte seinen Stolz. Sollte er...? Aber Sesshoumaru erkannte, dass der deutlich Kleinere und neben ihm rechts Stehende das wohl wirklich nicht entdecken konnte: „Ein Weg.“ „Hm?“ Inu Yasha machte einen schrägen Schritt vor. Tatsächlich zeigte sich ein, sichtlich von Menschenhand in den Fels geschlagener, Pfad, der wohl einst sogar mit Seilen gegen das Wasser gesichert worden war, die nun jedoch nutzlos und verwittert an den zurückgebliebenen Holzpfosten hingen. Aber, wenn hier Menschen in einem Schloss gewohnt hatten und Menschen sich diese Arbeit gemacht hatten, so war davon auszugehen, dass das eine Möglichkeit war zu diesem dämlichen Ikuti-Schoss zu gelangen. Abgesehen davon war die Luft in dieser Schlucht wirklich wassergesättigt und sie würden nass werden. Das wäre jedenfalls mal ein echter Spaß auch den vornehmen Herrn Halbbruder wie eine nasse Maus – na ja, nassen Hund - zu sehen. Aus diesem Gedanken heraus wandte er den Kopf: „Willst du voran gehen oder soll ich..?“ Wenn der zuerst marschierte würde er ihn wenigsten so pitschnass sehen können, da er kaum bezweifelte, dass der sich sofort nach der Schlucht wieder makellos zeigen würde. Sesshoumaru war derart erstaunt gefragt zu werden, dass er nur: „Bleib hinter mir,“ erwiderte. Hatte der Bastard etwa eingesehen, dass er der Schwächere war und es nur logisch war in einer solcherart unübersichtlichen Situation zurückzubleiben? Sein verehrter Vater hatte ihm immer wieder gesagt, dass der Stärkste in solchem Fall vorangehen solle, und das bei den wenigen Feldzügen, bei denen er dabei gewesen war, auch selbst so gehalten. Nun gut, Mutter hatte dagegen gemeint, der Stärkste solle allein bleiben, da alle anderen seine Macht nur mindern konnten. Aber gleich. Er machte sich auf den Weg. Der alte Pfad führte möglichst gerade den Fluss entlang, wenn auch bemüht hoch über ihm. Zum Teil waren geradezu Höhlen durch Felsnasen geschlagen worden. Die Menschen mussten eine Menge Arbeit hier herein gesteckt haben, sicherer Hinweis, dass das ehemalige Kloster und dann Schloss recht abgelegen war und auf einfacheren Wegen kaum oder nur extrem umständlich zu erreichen. Der tosende Fluss unter ihnen und die aufsteigende Feuchtigkeit betäubten Ohren und Nasen, verhinderten, dass die Halbbrüder etwas anderes wahrnehmen konnten als das, was ihre Augen erblickten. Dennoch waren beide sehr vorsichtig und sahen sich immer wieder um. Dieser Pfad war nicht nur ein Zugang sondern konnte sich auch in eine Falle verwandeln, wenn von oben jemand in die Tiefe schoss oder auf sonst eine Idee kam. Der führende Hundeyoukai blieb stehen und musterte die Lage vor sich. Das sah eigenartig aus, nun, eigenartiger, als er es selbst dieser armseligen Spezies zugebilligt hätte. Vor ihnen lag eine Art steinerne Insel, der Pfad verbreiterte sich zu einer glatten Platte, sicher feucht und rutschig für Menschen. War dies der Grund, warum sie hier, bestimmt mühselig, Stufen in die rechte Felswand geschlagen hatten? Danach ging es dort, sicher hundert Schritt oberhalb weiter, nur, um in Sichtweite wieder auf den bisherigen Weg unten zurückzukehren. Was sollte das? Hatten diese Menschen Überschwemmungen befürchtet? Aber, warum nur hier? Gab es an dieser Stelle etwas anderes, das ihnen Angst eingejagt hatte? Nun, kaum ihm. Er ging geradeaus weiter, achtete jedoch darauf, wohin er seine Füße setzte. Er war gewandt und konnte fliegen, aber es bestand nicht im Mindesten ein Grund dem Bastard das Bild eines Ausrutschers im wahrsten Sinn des Wortes zu demonstrieren. „Was ist denn los? Oh. Da geht eine Treppe hoch...“ Der Hanyou war zufrieden, dass er die Ursache für den Stopp erkannt hatte. Ja, das waren in Fels gehauene Stufen. Das musste für Menschen schon eine unglaubliche Schinderei gewesen sein. Wieso nur hatten sie sich überhaupt in diese Einöde zurückgezogen? Nun ja. Mönche machten so etwas, da musste er nur an die Klöster denken, die er und seine Freunde so im Laufe der Wanderungen gesehen hatten. Aber trotzdem war das eigenartig. Und auch dieser Umweg da oben...Er hatte seine Nase angehoben und entdeckte einen Geruch, den die Wassertropfen bislang für sich behalten hatten: scharf und eindeutig nach Fleischfresser. Er legte die Hand an das Schwert: „He, Sesshoumaru!“ Aber dann sah er, dass auch dieser nach Tokejin griff, ohne freilich zu ziehen. Es war ja möglich, dass das Wesen, das sich irgendwo verbarg, wusste, an wen es sich wagen konnte – und an wen nicht. Darum also, dachte der Hundeyoukai, der Aufwand der Menschen. Sie wollten hier etwas umgehen, das vermutlich in der Felswand lauerte. Aber, da der Treppenumweg genutzt hatte, konnte es sich wohl kaum weit bewegen. Vermutlich hauste es wahrlich im Gestein. Im gleichen Augenblick bemerkte er aus den rechten Augenwinkeln eine Bewegung und schlug unverzüglich mit der Klaue zu. Da er sie jedoch links am Schwertgriff gehalten hatte, war das trotz allem ein wenig zu langsam. Fangarme hatten sich blitzschnell um die Halbbrüder geschlungen, die jedem Klauenangriff standhielten – und zu allem Überfluss von jemandem gesteuert wurden, der wusste, was ein Schwert war, denn Bündel der Tentakel umwickelten sie so, dass sie nicht an die Waffen gelangen konnten. Als sie die Köpfe drehten, ein wenig mühsam, da der Unbekannte sie seitlich in ungewollter Art gegeneinander presste, erkannten sie, dass sich neben ihnen in der Felswand ein großes Loch geöffnet hatte, eindeutig der Mittelpunkt der Fangarme, die sie langsam, aber unaufhaltsam dorthin zogen. „Eine Felsamöbe, glaube ich, nannte das mal Myouga. Natürlich wieder zu spät. Erst, als er mich gefunden hatte und ich das Biest erledigt hatte. - Äh, ja, wie ich wieder herausgekommen bin?“ interpretierte er den Blick des Hundeyoukai: „Ich habe ihm einen Klauenangriff direkt ins Maul gejagt. Das ist das große Loch da vor uns. Aber dieses andere Ding hatte so etwas wie eine Zunge, da sehe ich hier nichts davon.“ Da waren eher weiße Felsen rundherum, die unsympathisch genau an Zähne erinnerten. „Na, egal, einen Versuch ist es ja wert.“ Er zerrte seine Rechte aus dem einzelnen Fangarm, der diesen umschloss – im Gegensatz zu dem Bündel um seine Hüften und damit Tessaiga. Sesshoumaru hätte um ein Haar ein Wort zu Redseligkeit verloren, hob dann jedoch seinen gesunden Arm, nachdem er ihn ebenfalls befreit hatte. Klauenangriff mochte ja nützlich sein, aber das Biest würde kaum mit ätzendem Gift rechnen. Eine Handbewegung ließ die grüne Flüssigkeit förmlich in das Maul regnen, gleichzeitig erfolgte die Attacke des Hanyou. Unverzüglich klang ein Zischen, das selbst das Wasser übertönte, und die Fangarme sowie das Maul verschwanden in der wieder so harmlos erscheinenden Felswand als sei nie etwas gewesen. Der Hundeyoukai wandte sich daher seinem Begleiter zu: „Felsamöbe.“ „Äh, ja.“ Inu Yasha beschloss lieber zu antworten und sich das Grinsen über die Tatsache zu sparen, dass die Hakama seines Halbbruders durch die Tentakeln eng an dessen Beine geklatscht worden waren und auch die durchnässten Haare nicht sonderlich elegant aussahen. Das würde der selbst wissen und deswegen eher weniger an Witzen auf seine Kosten interessiert sein. Nun ja, mal ehrlich, wann war Sesshoumaru überhaupt an Witzen interessiert und dann auch noch auf seine Kosten? „Ich hatte mal eine Begegnung mit so etwas, allerdings weiter in Süden. Ich war da noch ziemlich klein, ich denke, Menschen glaubten, ich sei keine zehn Jahre...Jedenfalls war es ausnehmend dumm, als ich feststellen musste, dass Klauenangriffe gegen die Fangarme nicht wirken und es mich immer näher zog. Naja...es gibt eben manchmal im Leben Momente, die es nicht braucht. Jedenfalls war es mehr Zufall als Wissen, dass ich in das Maul schlug...“ Es war reine Panik gewesen, aber das Herrn Eiskalt zu erzählen wäre wohl mehr als blamabel: „Es verschwand dann und ich gelangte doch etwas schwerer verletzt aus diesem Talkessel. Kurz darauf, als es mir wieder besser ging, tauchte Onkelchen auf. Also, Myouga. Wie immer besorgt, und wie immer zu spät. Er sagte, das sei eine Felsamöbe gewesen.“ Sesshoumaru wandte sich wortlos zum Gehen. Zehn nach menschlichen Maßstäben – wie alt war der Bastard damals gewesen? Und wieso war Myouga nicht bei ihm? Trotz allem wusste er selbst doch noch, dass dieser alte Flohgeist sich um den Jungen kümmern sollte. Und Fürsorge war ganz sicher etwas anderes als ein Kind allein in einer Gegend herumlaufen zu lassen in der Felsamöben lebten. Du liebe Zeit, das ließ er ja nicht einmal bei Rin zu! Zum ersten Mal ertappte er sich bei der Erkenntnis, dass er eigentlich, bis auf ihre gelegentlichen Kontakte, keine Ahnung davon besaß, wie Inu Yashas Kindheit abgelaufen war, zumindest nach Izayois Tod. Bis dahin war der ja wohl in diesem Schloss als Enkel des Fürsten erzogen worden, hatte ein menschlich bequemes Leben geführt. Nur, wieso hatte sich dann das überhaupt geändert? Hatte der Kleine es nicht mehr bei Opa ausgehalten und war das dämonische Erbe durchgebrochen? Er selbst hatte nur einmal Izayoi und den Bastard getroffen, als sie außerhalb des Schlosses unterwegs gewesen waren. Allein, wie ihm plötzlich auffiel. Da hatte es keine Samurai gegeben, nur einige Dienerinnen, die sich auch dezent abseits hielten, ja, ihn wohl nicht einmal bemerkt hatten. Nun, gleich. Das war Vergangenheit. Die Gegenwart bestand darin diesen Pfad zu Ende zu gehen, sich zu trocknen, und sich dann Shimo und Shin samt diesen Nebelkriegern vorzuknöpfen, um Rin aus dem Wandler zu holen, was auch immer das genau bedeuten mochte. Jedenfalls schien nach Aussage der Hexe Moe der Wandler für Menschen tödlich zu sein. Im ehemaligen Ikuti-Schloss merkte Shimo auf: „Wo sind deine Krieger, Shin-chan?“ „Sie suchen weitere Menschen mit Magie, wie du es wolltest, nii-san, mein großer Bruder.“ Der Anführer der Nebelkrieger kam verwundert heran. Seit wann zweifelte Shimo an seinen Führungsqualitäten? „Was ist?“ fragte er dann, da er erkannte, dass es kein Tadel an ihm gewesen war, eher Ausdruck eines gewissen Erstaunens. Sorge oder gar Furcht kannte sein Zwillingsbruder nicht. „Wir bekommen Besuch, würde ich sagen. Von Süden her nähert sich jemand mit deutlich bemerkbarem Youki.“ „Das mag irgendein Dämon sein, ja. Aber gewöhnlich weiß niemand, dass wir hier sind.“ „Irgendeiner. Hm. Mag sein. – Ich denke, wir gehen ihm entgegen. Wenn es nur ein zufällig herumstrolchender Youkai ist, lassen wir ihn weiterziehen in die Nacht. Wir brauchen keine Aufmerksamkeit, schon gar nicht zu diesem Zeitpunkt. Aber, wenn er den Wandler suchen sollte, sollten wir vorbereitet sein. Die Energie darin ist schon fast perfekt, da will ich mir keinen Fehler leisten. Es sind doch ein Mönch und eine Miko noch darin?“ „Ja. Der zweitletzte Mönch starb. Oh, und ein kleines Mädchen ist dabei, das sagte ich doch? Der Mönch und die Priesterin scheinen ihre Eltern zu sein. Aber sie hat kaum läuternde Energie.“ „Das ist gleich. Mach dich kampfbereit. Ich möchte nicht, dass irgendein Idiot meinen Wandler belästigt.“ Nein, keinen Fehler jetzt so kurz vor dem so lange angestrebten Ziel. Hinter der Schlucht erreichten die Hundebrüder im letzten Abendschein ein weites Tal, locker bewachsen mit Bäumen und Buschland., umgeben von Hügeln, von denen mehrere Bäche strömten, die hier gemeinsam den Fluss bildeten. Vor den Beiden lag auf einem Berg einiger Entfernung ein ummauertes Gebäude, das mit Bannkreisen gesichert war, bestimmt das Kloster und dann Schloss von Ikuti. Zu Inu Yashas Leidwesen hatte sich seine Vermutung bestätigt. Sobald sie aus der Schlucht gelangt waren, hatte der ach so tolle Hundeyoukai nur seine Energie deutlich ansteigen lassen und schon waren Kleidung und Haare trocken. Ein wenig frustriert hatte er sich bemüht das auch hinzubekommen, aber war gescheitert. Zum Glück wehte hier im Vorland des Gebirges der sommerliche Abendwind warm und heftig und so fand er sich auch schon relativ praktikabel aussehen. Das hätte ihm wirklich noch gefehlt sich vor miesen Entführern pitschnass zu zeigen. Und in der ihrem eigenen Interesse sollten sie Kagome, Miroku und natürlich auch Rin besser sofort herausrücken Er erstarrte ein wenig, als er vor sich das Wabern erkannte, wie es nur Bannkreise zeigten, und sprang sofort neben den ebenfalls stehengebliebenen Sesshoumaru. Vor ihnen tauchten zwei Youkai auf, eindeutig Katzenyoukai in menschlicher Form. Der Ältere der Beiden trug eine Art blaue Mütze, an deren Rand ebensolcher Stoff bis auf seine Schultern fiel. Er hatte zuoberst einen blauen Kimono an, andere darunter, alles aus deutlich wertvoller Seide, damit seinen Status demonstrierend. Er war unbewaffnet und auf den zweiten Blick erkannte man, dass sein rechter Ärmel leer fiel. Der Jüngere der Katzenyoukai trug dagegen ein Schwert und eine kompliziert geschmiedete Rüstung aus kleinen Platten, die nur durch Bänder gehalten war, aber, Schultern, Oberarme bis Unterleib deckend, ihm Schutz und Beweglichkeit zugleich bot. Sein Helm bestand aus Metall, Leder sicherte Nacken und seitlichen Hals. Seine Hose dagegen zeigte das gleiche Blau wie die Kleidung seines Bruders. Ihm fehlte der linke Arm, dies bewies die Tatsache, dass dieser Ärmel gleich unter der Rüstung abgenäht worden war, auch hier kein Ziel für einen Gegner bietend. „Zwei Besucher gleich und dann auch noch Hunde,“ sagte Shimo erstaunt. Er hatte nur das Youki des Älteren wahrgenommen – und das war nicht von schlechten Eltern. Der war einigermaßen stark. Und was den Anderen betraf, nun, das war ja ein Hanyou! Ein jämmerlicher Bastard. So ähnlich, wie sich bei beiden sahen, waren das entweder Vater und Sohn oder wohl eher Halbbrüder. Da war eine Familie wahrlich tief gesunken. Köter, eben. Auch die Hundejungen musterten die beiden. Das mussten Shimo und Shin sein. Aber wo waren die Nebelkrieger? Suchten sie weitere Beute? „Ihr steht uns im Weg,“ meinte Inu Yasha und pumpte sofort wie ein Maikäfer, als Shimo gelassen antwortete, allerdings eindeutig an Sesshoumaru gerichtet: „In der Tat. Was willst du hier und noch dazu in dieser Begleitung?“ „Du besitzt den Wandler.“ Der Hundeyoukai stellte es nur fest. „Ich erschuf ihn. Willst du seine Macht?“ Über Sesshoumarus Gesicht zuckte Unmut, während Inu Yasha beschloss, dass man ihn nicht missachten sollte: „Dein blöder Wandler ist uns ziemlich egal. Aber du hast da ein paar Leute entführen lassen an denen uns etwas liegt. Eine Miko, ein Mönch und ein kleines Mädchen. Klingelt es da?“ „Wie rührend. Ihr wollt sie also wieder haben? Aus dem Wandler befreien?“ Noch immer an den Älteren der Hundebrüder gerichtet. „Stimmt auffallend.“ Die Hand des Hanyou legte sich um seinen Schwertgriff. Er erstarrte allerdings, als Shin nahezu postwendend die gleiche Geste machte, bloß jetzt mit deutlich erhöhtem Energielevel. Hoppla, der Anführer der Nebelkrieger war ja wirklich eine echte Nummer. Na, egal. Wer sich ihm auf den Weg zu seinen Freunden in den Weg stellte, war eben dumm. Beide zogen. „Inu Yasha.“ - „Shin!“ kam es gleichzeitig von den jeweiligen älteren Brüdern, die aus irgendeinem Grund beide bei einem ausbrechenden Kampf die Ansage erwarteten: schön, ich hab uns in die Sache reingeritten, aber du holst uns doch da jetzt wieder raus, großer Bruder. Für einen Moment trafen sich ihre Augen fast verständnisvoll. Impulsive kleine Brüder konnten ausgesprochen lästig sein, wenn man eine Sache mit nüchternem Youkaiverstand regeln wollte. Nun, sie waren überhaupt lästig und nutzlos, aber das ergänzte nur der Hundeyoukai. Mit dem unerwarteten und ein wenig peinlichen Gefühl sich gerade durch Voreiligkeit vor den zwei fremden Brüdern und dem eigenen blamiert zu haben, wanderten die Schwerter der Jüngeren wieder in die Scheiden. Shimo dachte kurz nach: „Wir könnten kämpfen, aber das wäre überflüssige Energieverschwendung für Shin und mich, natürlich nur.“ Und es waren keine Nebelkrieger hier. Erst, wenn sie wieder eine Person waren, konnte nichts und niemand sie mehr aufhalten. Aber er spürte in den Klingen, gerade des wahren Youkai Seelen. Das war sicher kein streunender Hund. Überdies sollte Shin nicht verletzt werden, wenn sie sich vereinigen wollten. „Ich mache euch einen anderen Vorschlag, da nun mal wer die Hunde losgelassen hat. Der Wandler befindet sich in einer Illusion. Geht hinein und, wenn es euch gelingt mit diesen Menschen aus dem Wandler zu kommen, werdet ihr euch in meiner Welt der Illusionen befinden. Ich erbaute diese Welt, natürlich, um derartige Ausbrüche zu verhindern. Kommt ihr durch, seid ihr frei. Alle.“ „Du redest wie ein Wasserfall...“ murrte Inu Yasha. Aber schön, das klang machbar und war bestimmt besser als für Kagome und Miroku ein Risiko einzugehen, dass die Miezen ihnen etwas taten. Bevor er sich jedoch schon wieder vor diesen idiotischen Katzenbrüdern blamierte – und damit endgültig bei Sesshoumaru in die Nesseln setzte - , sah er seitwärts, die offenbar hier einzig akzeptierte Anfrage an den großen Bruder. Dieser nickte nur knapp: „Wo ist der Wandler?“ Wenn Shimo ihn erschaffen hatte, konnte er ihn wohl auch zerstören. Und Rin, nun ja, auch die anderen Beiden, waren darin. Kein Risiko kurz vor dem Ziel. Überdies: nichts, was sich ein Kater ausdachte, würde ihn aufhalten. Der Magier deutete nach rechts. Tatsächlich konnten die Hundebrüder nun eine gewisse Magie wahrnehmen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren gingen sie hinüber. Shin trat zu seinem verehrten großen Bruder. Er schätzte dessen Fähigkeiten zu sehr, als dass er ihn gefragt hätte was der Blödsinn sollte. Er formulierte es bedeutend höflicher: „Verzeih, onii-san, aber warum lässt du sie in den Wandler? Wenn sie wieder heraus sind, hat sich nichts geändert.“ Törichter, geliebter, kleiner Bruder: „Alles hat sich bis dahin geändert, Shin-chan. Der Wandler ist fast gebrauchsfähig und solange die Miko und der Mönch auch nur in der Illusion sind, werden sie ihn weiter nähren. Damit sollte er fertig sein und ich kann seine Macht übernehmen, ja, wir seine Macht übernehmen – und wir eines werden. Überdies sind dann auch deine Krieger wieder hier. Drittens: es besteht ja durchaus die Möglichkeit, dass diese dummen Hunde, vor allem der Halbmensch, in den Illusionen hängen bleiben. Es gibt einiges, was man besiegen muss, um hinauszugelangen.“ Er sollte Shin nicht einmal andeuten, dass der verletzt werden könnte. Der Jüngere besaß sehr viel Stolz und würde sich beleidigt fühlen. „Natürlich, verzeih. Dann kehren wir in das Schloss zurück und warten.“ „Auch dieses. Aber vor allem werde ich uns das Vergnügen ermöglichen, diesen zwei Hundedummköpfen und den Menschen zuzusehen bis deine Krieger zurück sind.“ „Die halten uns für Idioten,“ murmelte Inu Yasha, als er den Zauber vor sich spürte. „Dich,“ kam die prompte Antwort. „Ach ja? Dieser Shimo machte auf mich nicht den Eindruck davon auszugehen, dass wir locker in den Wandler kommen.“ Sesshoumaru dachte kurz ernsthaft darüber nach Tokejin zu ziehen, aber so direkt vor dem Wandler würde ein Duell zwischen ihnen wohl nur diese zwei Katzenbrüder erheitern. Und Rin saß dort hinter: „Das Hineinkommen sollte auch kaum das Problem sein, törichter Hanyou.“ Inu Yasha starrte ihn an: „Seit wann gehst du davon aus etwas nicht zu können?“ „Was ich denke und was dieser jämmerliche Shimo denkt sind zwei verschiedene Sachen.“ Das reichte, beschloss der Hundeyoukai und ging weiter. Ja, da war eine Magie, die nicht ganz unschwach war. Shimo konnte wohl tatsächlich etwas, was leider bedeutete, dass er selbst in der Welt der Illusionen sehr auf Rin aufpassen müsste. Sie besaß keine Magie und war ein Kind. Nun, da konnten sich der Bastard und seine Bande ja direkt mal nützlich machen und sie beschützen. Dann wäre er selbst in möglichen Kämpfen nicht behindert. Denn es würden sicher Hindernisse auf ausbruchswillige Gefangene warten. Hm. Besser, er würde nicht bereits zeigen, was er konnte. „Tessaiga.“ „Hm? Ach ja? Bin ich etwa manchmal nützlich?“ Aber der Hanyou zog. Die Klinge verbreiterte sich rasch und leuchtete rot auf – sicheres Zeichen für einen Bannkreis dicht vor ihm. „Tessaiga ist nützlich.“ Was hatte er auch erwartet? Mit gewisser Wut im Bauch schlug Inu Yasha zu. Ehe der Mistkerl von Hundeyoukai zugab, dass er etwas konnte, er gar ihn als Bruder anerkannte, würden die Bäume mit den Wurzeln in den roten Himmel wachsen. Im nächsten Moment flimmerte die Luft vor ihnen, dann erschien etwas wie ein unbewachsener Hügel von der Form eines Bienenkorbs. Da keiner der Beiden bezweifelte, dass es sich dabei um den Wandler handelte, griff der Hanyou erneut an, allerdings mit blanker Klinge: „Kaze no kizu!“ Kapitel 5: Raus aus dem Wandler, rein in....? --------------------------------------------- Die drei Gefangenen saßen beisammen. Ihre Ausbruchsversuche waren gescheitert, die Leiche des verstorbenen Yasuo war plötzlich verschwunden, was den beiden Fast-Erwachsenen unter ihnen klar gemacht hatte, dass der Schöpfer des Wandlers wusste, was sich hier abspielte. Dennoch unterhielten sich die beiden Mädchen über mögliche Blumenkränze, während der junge Mönch schwieg, eigentlich nur zu froh, dass sie es so sahen. Grübeln konnte man immer noch und die Wartezeit auf den Hanyou mochte lang werden. Der würde doch nie wissen wo sie steckten. Aber Rin schien ja sicher, dass auch Sesshoumaru sie suchen würde. Und ja, das glaubte auch Miroku. Einer der beiden Hundejungen würde schon hierher finden. Das war ihre einzige Hoffnung. Ein Krachen und eine plötzliche Helligkeit ließen sie aufspringen und etwas erschrocken in die Richtung des Wandlers gucken aus der das gekommen war. „Kagome? Miroku?“ brüllte eine bekannte Stimme: „Rin?“ „Inu Yasha!“ Die junge Miko rannte bereits los, dass ihre schwarzen Haare flogen. Sie hatte doch gewusst, dass er sie nicht im Stich lassen würde. Er kam immer. Die beiden Anderen folgten eilig. Erst, als sie sich im freien Arm des Hanyou wiederfand, wurde ihr bewusst, dass er nicht allein gekommen war, und löste sich, ein wenig peinlich berührt so deutlich menschliche Gefühle demonstriert zu haben. Das mochte der Hundeyoukai bekanntermaßen nicht. Sie bemerkte, dass auch Miroku etwas entfernt gestoppt hatte, während Rin direkt vor ihrem persönlichen Idol stehen geblieben war. Die Kleine lächelte breit: „Sesshoumaru-sama!“ sagte sie jedoch nur. Sie war sicher gewesen, dass er kommen würde, und sie freute sich über seinen kurzen, abschätzend, ja, fast prüfend zu nennenden Blick, ehe er die Umgebung musterte, die Wände, den gewundenen Gang um eine unbekannte Mitte, Decke, Böden. „Der Wandler!“ Miroku deutete erschrocken darauf, dass sich die Wand hinter dem Hundeyoukai schloss. Der drehte sich nicht um und der Jüngere der Halbbrüder erklärte: „Nein, wir müssen woanders raus. Dieser dämliche Shimo hat sich mit uns auf eine Art Wette eingelassen. Wenn wir mit euch rauskommen, durch seine Welt der Illusionen, seid ihr auch frei und er wird uns nicht weiter auf die Nerven gehen.“ „Wer ist Shimo?“ erkundigte sich seine Menschenfreundin sofort. „Der Kerl, der das hier gebaut hat. Sein Bruder heißt Shin und ist der Anführer der Nebelkrieger. Keine Ahnung, was die sich davon versprechen hier harmlose Leute einzusperren, die sich nicht wehren können.“ „Wir haben alles versucht,“ meinte Miroku, der ein wenig beleidigt war, dass er unter „wehrlos“ eingestuft wurde, jedoch gerade keine Gegenargumente fand. „Aber nicht einmal das Kazaana hat geholfen. Und außerhalb des Wandlers, als wir ein Loch hineinbrachten, war nichts.“ „Was: nichts?“ erkundigte sich Inu Yasha sichtlich verwirrt und selbst sein Halbbruder schenkte dem Wandermönch einen Blick. Miroku zuckte die Schultern: „Nun, nichts. Schwärze und einfach nichts.“ „Ach, das wird Shimo gemeint haben, als er sagte, der Wandler stehe in einer Illusion. Na, egal, Wir kommen hier schon wieder alle heil raus.“ Seine Freunde bezweifelten den Optimismus des Hanyou etwas, aber da der sein Schwert wegschob und Sesshoumaru nur weiterging, schlossen sie sich ihnen zwangsläufig an. Rin blieb neben Kagome, während Miroku den Schluss machte. „Äh, du weißt schon, wohin du gehst?“ erkundigte sich Inu Yasha dann doch, während er demonstrativ neben seinen Halbbruder sprang. Der Blick, den dieser ihm daraufhin zuwarf, ließ den Jüngeren instinktiv an Tessaiga fassen. Kagome dagegen fühlte sich an einen Schachgroßmeister erinnert, dem man vorwarf seine Dame aus Leichtsinn geopfert zu haben. Schön, wenigstens einer hatte eine Ahnung, wie man hier herauskam und was zu tun wäre. Allerdings, gab sie zu, hörte sich eine Welt der Illusionen nicht so prickelnd an, zumal, wenn man bedachte, dass dieser Shimo nicht nur diese sondern auch den Wandler geschaffen hatte. Aber mit den beiden Chaoten hier sollte es doch klappen. Immerhin waren sie gemeinsam hergekommen und hatten sie gefunden. Sie bezweifelte nicht, dass das für die Zwei alles weniger als eine reine Freude dargestellt hatte. „Äh...kleinen Moment, bitte...“ Miroku eilte weg, als er feststellte, dass tatsächlich angehalten wurde, und kehrte kurz darauf mit Obst und Brot zurück, das er improvisiert mit einem Stofftuch um seine Schulter und Hüfte gebunden hatte. Noch waren sie satt, aber wer wusste, wie lang der Weg wurde. Sesshoumaru blieb an der Wand stehen, die der Stelle, an der sie hereingekommen waren, gegenüber lag. Wenn er Shimo richtig einschätzte, war es eigentlich gleich, wo sie den Ausbruch versuchten, sie würden immer in seiner Welt der Illusionen landen. Aber das musste er den Anderen nicht mitteilen. Weder Mensch noch Halbmensch sollten an ihm auch nur zweifeln können: „Inu Yasha.“ Der ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Kagome und Miroku wirkten irgendwie müde und allzu lange sollten sie hier nicht mehr drin sein: „Kaze no kizu!“ Fast unverzüglich riss die Wand des Wandlers unter der Windnarbe auf. Sie war dafür geschaffen worden Ausbruchsversuchen zauberkundiger Menschen zu widerstehen – nicht dämonischen Kräften. Zur gewissen Überraschung der zusammengewürfelten Gruppe erschien dahinter eine Höhle, sicher der Beginn der fiktiven Welt. Inu Yasha schob Tessaiga zurück und betrat an der Seite seines Halbbruders den Gang, den ein ungewisses Licht von den Wänden erhellte. „Brr,“ machte Kagome, als sie ein unwillkürlicher Schauder überlief. Ihre nächste Bemerkung war ebenso undurchdacht: „Dieser Shimo sollte sich mal einen anderen Innenarchitekten suchen.“ Wasser tropfte von oben und bildete Pfützen auf dem Boden, Stalaktiten hingen von der Decke, Flechten waren an den Wänden gewachsen, oder waren es Moose? Eine nasse Geisterbahn, na toll....Sie entschied sich jedoch dafür sich nicht zu blamieren und den Mund zu halten, wohl wissend, dass keiner der beiden Halbbrüder vor ihr ihr Unbehagen verstehen würde. So wurde sie lieber praktisch: „Komm, Rin-chan, gib mir die Hand.“ Die Kleine gehorchte und sie folgten beide den Hundejungen. Miroku machte den Abschluss, sah sich allerdings noch einmal um. Die Wand hinter ihnen schloss sich wieder und der Wandler verschwand. Aber sie hatten sowieso keine Wahl als hier durchzugehen, wollten sie dieser Welt wieder entkommen. Überdies - er warf einen Blick nach vorn - bei dem ungewöhnlichen Glück Inu Yashas und den Fähigkeiten seines Halbbruders sollte das hier doch zu schaffen sein. Und weder seine eigenen noch Kagomes Möglichkeiten waren im Allgemeinen zu unterschätzen, auch, wenn sie bedauerlicherweise so deutlich im Wandler versagt hatten. Die Feuchtigkeit der Höhle war lästig, aber nichts Gefährliches schien hier zu lauern. Dennoch oder gerade deswegen witterten die vorangehenden Halbbrüder sorgfältig. Sie hatten durchaus nicht das seltsame Wesen im Flusstal vergessen. Aber es geschah nichts, bis sie eine Kreuzung erreichten. Hier teilte sich der Gang in drei weitere. „Nehmen wir den in der Mitte,“ schlug Inu Yasha, deutlich nach links an seinen Halbbruder gerichtet, vor: „Das riecht hier alles gleich.“ Das stimmte zwar...Moment, der Bastard hatte mal Recht?...aber besagte nichts. „Das ist eine Welt der Illusionen.“ „Ja, und, Herr Oberschlau?“ Bemüht einem Streit der Beiden vorzubeugen, der mit deren Waffen und unter der Erde sicher zumindest für ihre Begleiter fatal werden würde, warf Kagome eilig ein: „Ich kann auch nichts spüren und...du, Miroku?...also auch nicht.“ Ohne weiteres Wort bog Sesshoumaru nach links ab. Es war schließlich gleich, mit was dieser Shimo ihm auf die Nerven zu gehen gedachte, er würde alles bestehen. Mit gewissem Murren nicht für voll genommen zu werden, aber auch nicht willens als feig dazustehen, kam Inu Yasha an seine Seite. Überdies war auch er der Meinung, dass alles zu schaffen wäre, was diese dämlichen Katzenbrüder ihnen auftischen würden. Nur wenig später erreichten sie eine große Kaverne, erhellt von einem ungewissen Licht, das ihnen zeigte, dass sich rechts und links an den Wänden Skelette befanden, offenbar tote Samurai, wenn man nach den Rüstungen und den Schwertern gehen konnte. Irgendjemand hatte sie förmlich hindrapiert, so dass sie wie eine schweigende Armee wirkten, durch die man durch musste, denn am anderen Ende der Höhle erhob sich eine riesige Tür, für Menschen sicher schwer zu öffnen. „Skelette...“ murmelte Kagome nicht sonderlich entzückt. „Ach, sie sind tot,“ erklärte ihr Rin: „Ich habe mehr Angst vor Lebenden. Und nie, wenn Sesshoumaru-sama bei mir ist.“ „Ich habe keine Angst,“ verteidigte sich das Mädchen aus der Neuzeit prompt: „Nur das Ganze hier wirkt sowieso wie eine Geisterbahn, das ist...ach, egal. Jedenfalls passen Skelette da super dazu.“ Inu Yasha legte die Hand an Tessaiga: „Das gefällt mir nicht sonderlich,“ sagte er: „Die Fallen sind doch auf Menschen ausgelegt. Und auch die Tür dahinten ist sicher für Menschen schwer.“ „Eine Falle,“ bestätigte Miroku. „Es wird wirklich schwer die Tür zu öffnen, also, für unsereinen, aber ich möchte wetten, dass die Skelette nicht nur herumliegen.“ „Nimm die Hand vom Schwert,“ befahl der Hundeyoukai in der nicht ganz unberechtigten Eingebung dieser impulsive Bastard könnte versuchen die Windnarbe einzusetzen. „Ja, genau, Inu Yasha,“ stimmte Kagome zu: „Ihr könnt eure Schwerter hier nicht so einsetzen. Erst, wenn wir wieder draußen sind.“ Da Sesshoumaru langsam den Kopf zu ihr drehte, erkannte sie, dass sie mit dieser Aussage wohl auch eben behauptet hatte ER sei zu impulsiv oder töricht, um das zu wissen. Da war Gefahr im Verzug und so ergänzte sie hastig: „Ich meinte damit nur, dass ich Rin an der Hand behalte und wir so schnell wie möglich zusehen, dass wir da drüben zur Tür gelangen, ja?“ Die Kleine an der Hand war so etwas wie eine Lebensversicherung. „Ich laufe mit und versuche die Tür zu öffnen.“ Miroku rückte seine kleine Last aus Essen gerade: „Wenn ich es nicht schaffe,...naja, dann ist das wohl eine Falle für Menschen.“ Es war eine Sache mit Inu Yasha zu reden, erkannte er, der kaum etwas krumm nahm, wenngleich maulte, oder mit dessen großem Bruder, der dafür bekannt war im Zweifel alles unter persönliche Beleidigung zu buchen – mit fatalen Folgen. Diese Befreiungsaktion mochte noch schwierig werden, gerade, wenn er da so an Kagome dachte. Vorhin hatte sie ja noch die Kurve bekommen. Diese Menschen überlegten immerhin. Und würden auf Rin aufpassen: „Geht!“ befahl der Hundeyoukai daher nur und schritt langsamer hinterher, sorgfältig die Skelette auf der linken Seite betrachtend. Inu Yasha hatte das unbestimmte Gefühl, dass sich seine Freunde und sein Halbbruder einig waren – auf seine Kosten – wollte jedoch nicht laut erklären, dass er wirklich am liebsten Tessaiga eingesetzt hätte. Das würde wohl in der Praxis eher die Höhle einreißen. Ja. Musste man denn immer vorher denken? Aber er tat erfolgreich so, als habe er nie etwas anderes vorgehabt, als er neben Sesshoumaru durch die Höhle ging, allerdings die Toten der rechten Seite musternd. Miroku zerrte an der Tür: „Nichts...“ Kagome, noch immer Rin an der Hand, drehte sich nicht sonderlich begeistert um: „Anscheinend kommt man hier nicht so einfach weiter...“ Sie brach ab, denn es passierte genau das, was sie befürchtet hatte: die Skelette standen auf, die Schwerter in den fleischlosen Fingern.. „Keh!“ Der Hanyou hob bereits die Hand zum Klauenangriff: „Lästig.“ Ausnahmsweise waren sich die Halbbrüder einig. Noch während ihre Attacken die ersten der Untoten zerlegten, sprangen sie in einer wie abgesprochen wirkenden Bewegung weiter, näher zu den Menschen, um diese gegen die Angreifer abzuschirmen. Sesshoumaru ließ mit einer eleganten Geste eine grünlich leuchtende Schnur durch die Luft flirren, die die Skelette, die sie berührte, zerteilte: „Inu Yasha.“ Muss man dem denn alles sagen? „Hm?“ Aber dann begriff der Hanyou: die Tür war zu schwer für Menschen, aber er sollte damit doch zu Rande kommen. Ein wenig störte es ihn zwar diesen Untoten den Rücken zuzudrehen, aber er konnte wohl sicher sein, dass der Herr Halbbruder diese zumindest beschäftigte, jedenfalls davon abhalten würde zu den Menschen zu gelangen. Er musste sich einstemmen und an dem runden Griff zerren – aber dann öffnete sich die Tür zu einem weiteren Höhlengang. „Los!“ kommandierte er. Noch während die drei Menschen durch das Portal hasteten war auch Sesshoumaru an ihm vorbei und ihm wurde bewusst, dass er dem soeben die Tür aufgehalten hatte. Mit gewissem Ingrimm ließ er sie den Untoten vor der Nase zuknallen und folgte den Anderen. Wie schaffte der Kerl es nur ihm dauernd unter die Nase zu reiben, dass er weniger wert war? Er würde ihn schon noch vom Gegenteil überzeugen. Keine fünf Minuten später erschien vor der Gruppe Tageslicht und nur kurz darauf standen sie vor der Höhle, in einem dichten Wald, wie sie ihn alle schon in der Realität gesehen hatten. „Wohin jetzt?“ Inu Yasha sah sich um als erwarte er einen Wegweiser. Sesshoumaru ging weiter geradeaus. Sein jüngerer Halbbruder wollte schon auffahren, als Kagome meinte: „Das ist doch logisch, Inu Yasha, oder?“ Bloß kein Streit zwischen den Beiden in dieser seltsamen Welt. Sesshoumaru wäre glatt in der Lage sie hier sitzen zu lassen und nur Rin mitzunehmen. Der Hanyou drehte sich zu ihr um: „Was?“ fragte er verständnislos. Sie deutete nach rechts und links. „Dort endet der Wald, irgendwie. Dahinter ist sicher wieder dieses Nichts. Es gibt nur eine Richtung.“ „Das habe ich doch schon gesehen,“ murrte er, um nicht als der Dummkopf vom Dienst dazustehen, ehe er hastig dem Hundeyoukai folgte, bemüht, wieder an dessen Seite zu gelangen. Kurze Zeit später hörten die vorangehenden Halbbrüder ein Summen und achteten nur noch mehr auf die Umgebung. Sie waren sicher, dass Shimo einiges an Hindernissen eingebaut hatte. Die Tatsache, dass Inu Yasha mit Tessaiga den Wandler so leicht beschädigen konnte, war nur darauf zurückzuführen, dass dieser auf Menschen mit läuternden Fähigkeiten ausgelegt war und nicht auf dämonische Energien. Hier würden andere Dinge lauern, zumal der nun wusste, wer und was sie waren. „Stahlwespen!“ Der Hanyou drehte sich um: „Bleibt leise und hinter uns. Sie tun an sich nichts.“ Nun ja, sie konnten die Scheide seines Schwertes reparieren, aber sie waren eben auch mit Stacheln versehen und er hatte keine Ahnung wie giftig sie für Menschen waren. Selbst ihn schmerzten jedoch ihre Stiche. Möglichst lautlos gingen die Fünf an dem summenden Nest vorbei, das nur knapp einen Meter neben der Wand des illusionären Waldes hing. Die Stahlwespen ignorierten sie auch. Erst, als sie ein Stück entfernt waren, wagte Kagome aufzuatmen. Bemüht leise fragte sie: „Wieso hat Shimo die da hingehängt, wenn sie eigentlich nichts tun?“ Das war eine berechtigte Frage, dachte Sesshoumaru, Inu Yasha meinte es laut und ergänzte: „Mir geht der jetzt schon auf die Nerven.“ Der Wald weitete sich und sie erkannten die Enden der Illusion nicht mehr. Allerdings bot das für die Hundebrüder keine Schwierigkeit. Beide konnten die Richtung unbeirrbar einhalten. Im Ikuti-Schloss blickte Shin zu seinem großen Bruder. Vor ihnen hing eine leuchtende Kugel, in der sie die Fünf beobachten und belauschen konnten. „Und warum sind die da, nii-san?“ Shimo lächelte fein: „Sie sind relativ harmlos, in der Tat. Ein Mensch, der allerdings dort singend oder redend vorbeigeht, würde von ihnen attackiert. Bedenke nur, wie laut Menschen singen, wenn sie im Fluss Wäsche waschen oder auch sonst nachts um ein Feuer tanzen, ehe man sie zum Schweigen bringt. Sie machen das ja dauernd. - Ansonsten: wenn sie die nächsten Insekten auch für harmlos halten, könnte es vor allem für die Menschen fatal werden.“ „Das sind keine Stahlwespen?“ „Nein. Tödlicher.“ „Oh.“ Der Anführer der Nebelkrieger blickte interessiert wieder in die Kugel. Wenige Minuten später umflatterten aufgescheuchte Schmetterlinge die Gruppe. Mehr belästigt fegten die Halbbrüder mit ihren Klauen durch die Menge – zumindest, bis Kagome aufschrie: „Die beißen!“ Sie beugte sich schützend über Rin und umarmte diese, wie Sesshoumaru mit einem kurzen Seitenblick feststellte, während Inu Yasha bereits zog. „Kaze no kizu!“ Der Angriff trieb die blutdurstigen Schmetterlinge auseinander, aber die schiere Masse kam wieder auf die Fünf zu. „Lass sie mir,“ meinte Miroku und griff bereits zu der Gebetskette um seine Hand: „Das sind so zu viele!“ Da der Hanyou Tessaiga in die Scheide schob, nahm er das als Zustimmung. Sesshoumaru wich kommentarlos etwas beiseite. Er hatte das Kazaana schon einmal in Aktion gesehen und wusste, dass das eine Waffe war, die selbst ihm unangenehm zusetzen konnte. In der Tat. Diese Menschenbande, die der nichtsnutzige Hanyou um sich geschart hatte, war brauchbar. Keine Minute später waren die bissigen Motten im Nichts des schwarzen Loches verschwunden. Miroku versiegelte es eilig wieder. Er fühlte sich müde durch den Aufenthalt im Wandler. Und er hatte das unbehagliche Gefühl, als sei das noch nicht vorbei. Aber das war gleich. Sie mussten hier durch und er würde zusehen, dass er keinen Ballast für die Hundebrüder darstellte. Immerhin hatten die sie gesucht und gefunden – und das auch noch zusammen, was für beide sicher nicht die reine Freude bedeutete. „Ist alles in Ordnung, Kagome?“ fragte der Hanyou mittlerweile, ein wenig besorgt die roten Flecken auf den bloßen Beinen und Armen seiner Freundin betrachtend „Es geht schon,“ meinte sie: „Bei mir. Und bei dir, Rin-chan?“ Das Mädchen nickte tapfer. An ihren Füßen und Beinen zeigten sich allerdings deutliche Schürfwunden. Die Schmetterlinge hatten offenbar sie bevorzugt angegriffen. „Tut es sehr weh?“ erkundigte sich Miroku: „Dann trage ich dich etwas...“ Er brach ab, denn Inu Yasha stand plötzlich vor ihm und starrte ihn sichtlich aufgebracht an. „Bist du komplett bescheuert?“ zischte der Hanyou: „Als ob du deine Hand unter Kontrolle hast!“ Der Mönch schluckte etwas. In der ersten Sekunde wollte er auffahren, dass er doch keine kleinen Mädchen befummele, für was ihn der eigentlich hielt, aber es musste sich ja bloß um ein Missverständnis handeln. Und er brauchte sich nur daran zu erinnern, dass sein Freund ihm schon angedroht hatte ihm den Arm abzureißen, wenn er Kagome noch einmal befingern sollte. Bei der Vorstellung, was passierte, würde Rin auch nur erwähnen dass seine Hand sich bewege – nein, nur ein betrunkener, masochistischer Lemming hätte da sein Angebot wiederholt. Etwas beruhigter drehte sich der Hanyou um: „Kannst du gehen, Rin? Sonst trage ich dich.“ „Danke, Inu Yasha-sama,“ sagte sie: „Aber es tut nicht so sehr weh.“ Sie wollte doch keine Last sein. Und da auch Kagome-sama verletzt war und sich nicht weiter darüber aufhielt, wäre es doch sicherlich unangenehm gewesen, wenn sie herumjammerte. Sie würde eben für Sesshoumaru-sama tapfer sein. Er hatte sie gesucht und brachte sie nun hier heraus. Die Menschen hatten in ihrer Zeit im Wandler genügend gegessen und getrunken, so dass weder Hunger noch Durst vorerst ein Problem darstellten. Ohne weiteren Aufenthalt gelangte die Gruppe an den Rand des Waldes. Die vorangehenden Hundebrüder blieben stehen und musterten die neue Umgebung, eine weite, karge Ebene, sorgfältig, beide schweigend selten einig, dass dort irgendwo die nächste Aufgabe auf sie wartete. Sicher, bislang waren die Skelette und die blutdürstigen Schmetterlinge die Einzigen gewesen, aber es war nicht gesagt, dass Shimo seine Schwierigkeiten nicht erhöht hatte, nachdem er wusste, wen er da in seine Welt der Illusionen gelockt hatte. Oder, aber daran dachte von den Halbbrüdern nur Inu Yasha, wie lange er sich an dem Leid und der Hoffnung der Menschen erfreuen wollte, die verzweifelt versuchten hier herauszukommen. „Dort ist ein Schloss!“ Kagome erhielt aus gleich zwei Augenpaaren einen eiskalten goldfarbenen Blick und verschluckte ihre nächste Bemerkung lieber. Natürlich hatten sie es auch gesehen. Und mochte ein Streit mit Inu Yasha durchaus Spaß machen – vor allem, da sie sich dank der Bannkette sicher sein konnte zu gewinnen - , so sah das in Bezug auf den Älteren anders aus. Erstens trug er nichts, wodurch sie ihn hätte bannen können - und zweitens hatte er durchaus schon einige Male versucht sie umzubringen und war nur durch Inu Yasha daran gehindert worden. Sie hatte zwar die Hoffnung, dass er sie nicht genau vor Rin umlegen wollte, aber das bot keine hundertprozentige Gewähr. Tatsächlich schwebte vor ihnen ein Schloss, wie es Menschen zu bauen pflegten – nur eben nicht gerade hundert Meter hoch in der Luft. Wie sollten sie nur dahin gelangen, denn es war davon auszugehen, dass genau dort der Weg hinaus weiter verlaufen würde. Kapitel 6: Im Schloss der Illusionen ------------------------------------ Der Hundeyoukai dachte kurz nach. Das war lästig, überaus lästig. Was hatte sich dieser törichte Shimo denn dabei gedacht? Menschen konnten doch nicht fliegen und der hatte gesagt, dass er diese Welt der Illusionen auf ausbruchswillige Menschen angelegt hatte? Für ihn selbst wäre es nur ein Satz, aber er müsste Rin mit sich nehmen...Nun gut, er hatte sogar schon zugelassen, dass sich Jaken an seine Boa klammerte, warum also nicht sie. Sollte der Bastard doch selbst zusehen, wie er seine zwei Anhängsel da hoch beförderte. Inu Yasha war soeben zu dem selben Schluss gekommen, als Rin mehr erstaunt als problemerkennend meinte: „Oh, was für eine wunderschöne Treppe. So eine große habe ich noch nie gesehen.“ Diese Aussage hatte zur Folge, dass sich alle vier Erwachsenen zu ihr drehten. „Was siehst du, Rin-chan?“ fragte Kagome überrascht: „Ich kann keine Treppe erkennen.“ „Aber da ist eine. Dort!“ Das Mädchen deutete vor sich. Ein erneuter Blick des Hundeyoukai, des Hanyou, der Miko und des Wandermönches brachte noch immer: nichts. „Na,“ meinte Inu Yasha: „Entweder leidet Rin an Halluzinationen oder da ist etwas, was niemand sehen kann, der über Youki oder läuternde Energie verfügt.“ Ein wenig erstaunt dachte Sesshoumaru, dass, wenn das Halbblut einmal tatsächlich seine beiden Gehirnhälften benutzte, etwas Sinnvolles herauskam: „Gehen wir. - Rin.“ Das Mädchen gehorchte unverzüglich und lief voran. Im ehemaligen Ikuti-Schloß blickte dagegen der jüngere Bruder zum älteren: „Ist da wirklich eine Treppe?“ „Natürlich. So ein Spiel muss ehrlich gespielt werden, sonst macht es weniger Spaß. Und der Bastard hat Recht: kein Mensch mit magischen Fähigkeiten, aber auch niemand mit Youki kann sie sehen. Diese nette, kleine, bunt zusammengewürfelte Truppe scheint auf Zusammenarbeit machen zu wollen. Nun, wir werden im Schloss sehen, wohin sie das führt.“ Shimo lächelte etwas. Shin zuckte dagegen die Schultern: „Ich verstehe dein Spiel nicht so ganz, nii-san.“ „Du bist zu sehr Krieger, Shin-chan. - Im Schloss werden sie zeigen müssen, was sie allein drauf haben. Die Menschen vor allem. Dem Hundeyoukai traue ich durchaus einige magische Fähigkeiten zu, das liegt ihm im Blut.“ Und an das jämmerliche Halbblut wollte er nicht einmal denken. „Sind sie dann draußen?“ „Aber nein. Wir haben noch drei Tage, ehe deine Krieger zurück sind. Da können wir doch Unterhaltung gebrauchen. Und der Wandler die Energie der Miko und des Hoshi. Sie wirken sowieso noch relativ frisch dafür, dass sie seit zwei Tagen angezapft werden. Sie sind stark, das gefällt mir.“ Der Magier lehnte sich entspannt zurück und betrachtete die Fünfergruppe, die die unsichtbare Treppe durch das kleine Menschenkind geführt emporstieg und durch das Tor auf den Vorplatz des Schlosses trat, sich aufmerksam umblickte. Jetzt war es Zeit für eine nette Überraschung, beschloss er und hob die Hand, um mit dem Finger sanft über die leuchtende Kugel vor ihm zu fahren. Im nächsten Moment bebte das Schloss. Noch ehe selbst die Halbbrüder reagieren konnten oder auch nur begriffen hatten, was das sollte, hatte sich die Einrichtung ihres Gefängnisses vollkommen geändert. Wände waren erschienen, Mauern – und sie waren voneinander getrennt, jeder in einem anderen Teil des Gebäudes. Und jeder mit einem anderen Problem am Hals. Miroku rieb sich ein wenig stöhnend den Kopf, da er gegen einen Pfosten geprallt war, ehe er sich umblickte. Wie fast zu erwarten war er allein. Dieser Shimo hatte wohl nicht gerade die Absicht sie laufen zu lassen – und nahm an, ohne die Hundebrüder wären die Menschen hilflos. Nun, das mochte für ihn und auch Kagome nicht unbedingt zutreffen, aber für Rin. Allerdings würde man sich durchaus darauf verlassen können, dass Sesshoumaru sie schleunigst suchte – und er selbst würde dazu ebenso sicher kein Wort verlieren. Der Hundeyoukai war skrupellos und unberechenbar und leider auch sehr mächtig. Eigentlich niemand, den er in seiner direkten Nachbarschaft wohnen haben wollte. Momentan war es freilich gut, wenn der auf ihrer Seite stand. Wo war er hier eigentlich gelandet? Es sah wie ein Raum in einem Schloss aus, wie in jedem, in dem er bislang gewesen war. Öllampen erleuchteten das leere Zimmer. Vorsichtig ging er zur Tür und öffnete sie. Dort war ein Gang, von dem aus andere Türen abzweigten, andere Gänge. Auch dieser war beleuchtet. Nun, immerhin schien es dieser dämliche Magier seinen Gefangenen nicht zu schwer machen zu wollen. Die einzige Aufgabe, die er entdecken konnte, wäre hier herauszukommen und die Anderen zu finden. Und womöglich gab es auch noch Fallen oder Hindernisse oder sogar Bewohner. Waren die Anderen ebenfalls in diesem Labyrinth von Schloss oder existierten jetzt sogar mehrere davon? Gleich. Er musste zusehen, dass er hier wegkam. Welchen Weg sollte er nehmen, um sich nicht zu verlaufen? Alle Zimmer und Gänge, in die er blickte, sahen gleich aus, die Öllampen brannten in gleichmäßigen Abständen. Er dachte noch einmal nach, ehe er sich dazu entschied, immer in den Gängen nach rechts zu gehen. Um zu wissen, dass er bereits hier gewesen war, kratzte er mit dem Mönchsstab einen Strich in einen Holzbalken an der Wand. Dann machte er sich auf den Weg. Er wusste nicht, wie lange er gelaufen war, als er zum wiederholten Mal an der Stelle vorbeikam, an der er seine Suche nach einem Ausgang begonnen hatte. Zuerst war er immer dem ersten rechten Gang gefolgt, dann dem ersten linken, dann immer dem zweiten rechten, nur um immer wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückzukehren. Das war schlecht. Anscheinend gab es keine Regel, nach der man hier den Ausweg finden konnte. Wenn er allerdings nicht nach einer solchen Formel vorging, würde er sich immer weiter in diesen offenbar endlosen Gängen verlaufen und womöglich nie einen Ausgang entdecken. Und wer konnte ihm garantieren, dass ihn die Anderen fanden oder überhaupt auch nur suchen konnten? Er setzte sich und hielt den Mönchsstab quer auf seinen Schoss. Nein. Er musste nachdenken. Dieser Shimo hatte gesagt, dass er diese Welt zum Verhindern von Ausbruchsversuchen benutzte, aber auch den Hundebrüdern zugesagt, wenn sie hier mit den Menschen hindurchkämen, wären sie frei. Eine Lüge hätten Inu Yasha und Sesshoumaru doch wohl sofort erkannt und sich gar nicht darauf eingelassen. Also musste es eine Lösung geben. Er schrak aus seinen Gedanken auf. Hatte da nicht jemand geschrien? Eine weibliche Stimme? Kagome oder Rin, gar? Dann sollte er schleunigst dorthin. Schließlich verspürte er nicht die mindeste Lust Inu Yasha oder Sesshoumaru beichten zu müssen, dass ihren Mädchen etwas geschehen war, während er in der Gegend herumsaß. Nur: von wo war der Ruf gekommen? Das hatte erschreckt geklungen. Er erhob sich eilig und ging in die Richtung aus der er meinte ihn vernommen zu haben. Zu seiner Überraschung fand er nur kurz drauf eine junge Frau in einem vornehmen Gewand, die sich ängstlich an die Wand presste – und auch nicht beruhigter aussah, als sie ihn erblickte. Er blieb stehen: „Hast du geschrien?“ erkundigte er sich: „Was ist geschehen?“ „Ich….wer bist du?“ „Ich bin ein Mönch Buddhas namens Miroku.“ Sie schien beruhigter: „Man nennt mich Ariadne. Ich…Hier kam so ein schreckliches Wesen entlang, das wie ein riesiges Insekt aussah, als ich gerade diesen Teil des Schlosses verlassen wollte. Ich zünde hier immer die Öllampen an.“ „Ein riesiges Insekt?“ Aber wichtiger war etwas anderes: „Dann kennst du den Ausgang aus dem Schloss?“ „Natürlich. Wie gesagt, ich kümmere mich um die Lampen.“ Sie richtete sich auf: „Das ist meine Aufgabe. Soll ich dich hinausbegleiten? Und du beschützt mich, wenn dieses Wesen wiederkommt?“ Miroku nahm seinen Stab wieder auf, während sie ihn anlächelte: „Das wäre nett von dir.“ Kagome sah sich irritiert um. Das war ja geradezu ein Labyrinth von Schloss, mit Öllampen ausgeleuchtet, aber sie hätte Shimo wieder einmal einen besseren Innenarchitekten gewünscht. Hier war es ja trostlos. Alle Räume, in die sie blickte, waren vollkommen leer, alles unbewohnt, wenn auch staubfrei. Und wo waren die Anderen? Leider war davon auszugehen, dass der Magier sie mit Absicht getrennt hatte, und das konnte kaum etwas Gutes für seine Gefangenen heißen. Nur, wie sollte sie jemand der Anderen finden? Alles sah gleich aus. Sicher würde Inu Yasha sie suchen, aber das bedeutete nicht, dass er sie fand, ehe sie auf eine unliebsame Überraschung stieß. Shimo hatte den Wandler erschaffen und Menschen getötet – es war leider nicht davon auszugehen, dass er vor drei weiteren zurückschrecken würde. Bei diesem Gedanken ließ sie den Bogen von ihrer Schulter gleiten. Nein, womöglich wäre sie hier nicht allein. Gegen den Wandler hatten ihre Pfeile ja bedauerlicherweise keine Wirkung gezeigt, aber wer wusste schon, was hier auf sie lauerte. Vorsichtig blickte sie um die nächste Ecke. Das war ja aussichtslos. Alles hier sah völlig identisch aus. Hoffentlich würde Inu Yasha sie finden oder wenigstens Sesshoumaru. Sie gab gern zu, dass sie mit dem Älteren der Hundebrüder schon so ihre Probleme gehabt hatte, wie Mordanschläge, aber das hatte sich durchaus geändert und wenn er sie aus diesem öden Schloss herausbringen konnte würde sie ihm um den Hals fallen. Nun ja, fast. Das wagte ja nicht einmal Rin. Rin. Wo die Kleine wohl steckte? Aber das sollte im Moment ihr geringeres Problem sein, erkannte sie plötzlich. Alarmiert durch den uralten menschlichen Instinkt angestarrt zu werden, gerade zur Beute geworden zu sein, fuhr sie herum, bereits einen Pfeil herausreißend und geübt anlegend. „Ih…“ brachte sie heraus, als sie erkannte, was da langsam hinter ihr den Gang entlang kroch. Das war eine Art Wurmyoukai, aber so groß und so hässlich hatte sie kaum einen gesehen. Sein ganzes Gesicht, oder was auch immer das sein sollte, war von der Mundöffnung bedeckt, die rundum mit nadelspitzen Zähnen versehen war – sicher kaum zur Dekoration. Dennoch schoss sie ohne zu Zögern den Pfeil ab. Warum nur hatte sie erwartet, dass er an dem Panzer abprallen würde? Hektisch blickte sie sich um. Wenn sie rufen würde hätte das kaum Erfolg. Ehe Inu Yasha sie finden konnte, wäre dieser Wurm schon bei ihr. Unwillkürlich presste sie sich an die Wand hinter ihr. Als sie bemerkte, dass sie darin wie in einem Sumpf versank, war es zu spät. Der Holzbalken hatte sie verschluckt und der Wurmyoukai betrachtete nur etwas verdutzt die Stelle, an der sie eben noch gewesen war. Inu Yasha hatte sich in seinem Schlossteil ebenfalls mit alles anderem als großer Begeisterung umgesehen. Na, toll. Hier würden weder Nase, noch Augen noch Ohren helfen, die Anderen zu finden. Dieser dämliche Shimo schien es witzig zu finden, sie zu trennen, damit er seinen Freunden nicht helfen konnte. Nur: wo waren sie alle? Und wie sollte er sie finden? Rufen? Nun ja, aber das mochte nette Monster auf den Plan rufen, oder eher unnette, denn dieser bescheuerte Kerl hatte doch etwas davon gemurmelt, dass er damit Ausbruchsversuche verhindern wollte. Mist. Wie sollte er Kagome und Miroku in diesem scheinbar leblosen Schloss nur entdecken? Einfach mal alle Türen öffnen, die er fand? Das hatte auch den Vorteil, das er wusste, dass er in diesem Gang schon gewesen war. Schlicht das dämliche Illusionsschloss einzureißen wäre zwar an sich eine gute Idee, aber er konnte ja nicht wissen, hinter welcher Mauer Kagome oder Rin steckten. Kagome sollte doch nichts passieren. Und aus Versehen die Kleine umzulegen.... Na, die Stimmungslage des Herrn Halbbruders konnte er sich ohne Mühe vorstellen. Da gäbe es einfachere Selbstmordmethoden. Und dieser dämliche Shimo wusste das anscheinend genau. Darum hatte der die Menschen von denen getrennt, die sie beschützen konnten. Also musste er sich wohl auf seine Nase verlassen. Sorgfältig witternd und jede einzelne Tür aufreißend, marschierte der Hanyou voran. Rin war für einen Moment erschrocken, allein zu sein, hatte sich aber sofort wieder beruhigt. Sie musste nur warten, dann würde Sesshoumaru-sama oder einer der Anderen sie finden. Das hier war ein sehr seltsames Gebäude, aber auch dieser Wandler, in den sie und Kagome-sama und Miroku-sama gesteckt worden waren, war ungewöhnlich gewesen. Nun, vieles war ungewöhnlich in der Welt der Youkai. Ungewöhnlich natürlich nur für einen Menschen. Sie sah sich um. Die Gänge im Schloss sahen alle vollkommen gleich aus. Am besten wäre es wirklich, wenn sie hier warten würde. So setzte sie sich in einem Zimmer hin. Sesshoumaru fand sich ebenfalls in einem förmlichen Schlosslabyrinth wieder. Sie waren getrennt worden. Offenbar wollte Shimo unterbinden, dass er Rin helfen konnte, oder auch Inu Yasha seinen Leuten. Nun gut, der Katzenyoukai hatte ja gesagt, dass das hier ein Entkommen verhindern sollte – also musste man davon ausgehen, dass die Fallen hier vor allem auf magische Wesen wirkten. Hieß das, dass Rin nichts geschehen würde oder eher, dass sie das erste, da leichteste, Opfer wäre? Nun, gleich. Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas passierte. Das war er seiner Selbstachtung schuldig. Wäre sie erst einmal heraus und in Sicherheit, würde Shimo schon lernen mit wem er sich besser nicht angelegt hätte. Aber noch besaß dieser Mistkerl eine Geisel. Nun, mehrere, wenn er ehrlich war, denn sein Halbbruder würde vor dem gleichen Fall stehen. Seltsam, dass sie tatsächlich einmal das gleiche Problem hatten. Nun, in gewisser Weise, denn natürlich würde er, Sesshoumaru, weniger Schwierigkeiten damit haben Rin zu beschützen als der Bastard mit seinen Menschen. Wobei die ja selbst nicht unfähig waren. Rin. Sie würde auch allein sein, in irgendeinem Teil dieses Schlosses mit ungewissen Hindernissen. Er sollte zusehen, dass er sie rasch fand. Die Gänge sahen alle gleich aus, jeder aus mit Papier bespannten Holzplanken, ausnahmslos erleuchtet mit Öllampen. Und die Witterung war auch in jeder Richtung identisch. Nein. So würde er keinen der Anderen finden können, schon gar nicht Inu Yasha seine menschlichen Anhängsel. Es blieb wohl nur die lästige, zeitaufwendige, wirkliche Suche. Rin erschrak, als sie etwas wie ein Rascheln hörte. Sie kannte dieses Klicken aus den Zeiten, in denen sie oft genug allein am Dorfrand geschlafen hatte. Da kamen Küchenschaben oder auch nur eine, allerdings sehr große. Sie hatte sich immer schon davor gegruselt und allein in einem Schloss war das auch keine Erleichterung. Sie stand auf und lief aus dem Zimmer. Hier wäre sie gefangen. „Sesshoumaru-sama“, flüsterte sie und wich etwas vor dem Geräusch zurück, das sich eindeutig näherte, wenn auch langsam, als suche das Wesen ihre Spur. In jähem Entsetzen erkannte sie plötzlich im Schein der Öllampen den Schatten, der hinter der übernächsten Ecke stand, gleich um diese biegen würde. In der Tat, eine riesige Küchenschabe, sicher ein Youkai, um es noch erschwerend zu machen. Mit einem entsetzten Quietschlaut fuhr das junge Mädchen herum und rannte blindlings in das Labyrinth der Gänge. Nur wenige Minuten später stellte sie fest, dass sie in einer Sackgasse gelandet war und drehte sich langsam um. Das schreckliche Geräusch war nur mehr knapp hinter ihr und sie jammerte erneut: „Sesshoumaru-sama!“ Er müsste doch kommen, er kam doch immer…. Etwas Helles schoss durch die Luft und dann war da keine Küchenschabe mehr. Erleichtert sah Rin sich nach der Hilfe um: „Kagome-sama!“ „Alles in Ordnung? Da kam ich wohl gerade rechtzeitig.“ Die junge Priesterin näherte sich vorsichtig: „Wir sind alle getrennt worden.“ „Ja. Wie…wie kommst du denn her?“ „Durch die Wand. In meinem Teil des Schlosses war ein ekeliger Wurm, ich fand, er erinnerte an einen Bandwurm.“ Da sie sich entsann, dass das Mädchen aus dem Mittelalter dieses Tier kaum gesehen haben dürfte: „Na, egal. Als ich ihn umbringen wollte, schaffte ich es nicht auf Anhieb und lehnte mich gegen die Wand. Und die verschluckte mich. Dann war ich in diesem Teil des Schlosses. Immerhin wirkte meine Läuterung hier.“ Rin bückte sich und nahm den Pfeil auf: „Dann solltest du ihn wieder mitnehmen.“ „Danke, ja, stimmt. Wir wissen nicht, wer hier noch so alles lebt. Geschweige denn, wie wir die Anderen finden sollen.“ Sie bemerkte, dass die Kleine die Wand betastete: „Du kommst nicht durch? Vielleicht nur jemand mit läuternden Fähigkeiten....“ Etwas wie ein fernes Donnergrollen ließ beide Mädchen die Köpfe heben. „Inu Yasha oder Sesshoumaru?“ fragte Kagome niemand Bestimmten. „Aber da kämpft doch einer. Komm, gehen wir in diese Richtung. Vielleicht gelingt es mir dann noch einmal durch die Wand zu kommen und ihn zu treffen. Einer der Halbbrüder schafft es doch bestimmt so eine Mauer einstürzen zu lassen und dich dann auch zu befreien, wenn er weiß, dass du da bist.“ „Ja, das ist ein guter Plan, Kagome-sama.“ So machten sich die Zwei auf den Weg. Sesshoumaru erreichte nach einiger Zeit einen Gang. Auch hier verhinderte vermutlich Shimos Magie, dass er etwas wittern konnte, aber seine Augen funktionieren einwandfrei und er stellte fest, dass in dem Flur vor ihm alle Türen offenstanden. Hm. War etwa einer der Menschen hier gewesen, gar Rin? Nein. Keiner von ihnen wäre nach allem, was er wusste, so töricht, jede Tür aufzumachen, um zu sehen, ob sich dahinter ein Gegner verbarg. Nun gut, er hatte immerhin seinen nutzlosen kleinen Bruder aufgetrieben. Jetzt sollte es eine Kleinigkeit sein, den zu finden. Als er um die nächste Ecke bog, entdeckte er auch den Hanyou – natürlich in Schwierigkeiten. Inu Yasha hatte nicht mitbekommen, wer sich von hinten näherte. Er steckte bis zu den Knien in einer fast drei Quadratmeter großen roten, wabernden Masse, die sich redlich bemühte, ihn zu verdauen, soweit er das an seinen bloßen Füßen spüren konnte. Seine Beine wurden durch das Feuerrattenhaar geschützt, aber auch so war es lästig, zumal Klauenangriffe nichts fruchteten. Dieses Mistzeug wurde zwar zerteilt, regenerierte sich jedoch in atemberaubendem Tempo wieder und machte sich erneut daran ihn anzuknabbern. Unwillkürlich griff er an Tessaiga, auch, wenn er sein Schwert eigentlich nicht einsetzen wollte. Immerhin befanden sich auch seine Freunde und Rin hier irgendwo. Aber er sah auch keine andere Möglichkeit dieser dämlichen Falle zu entkommen. Wie mochte es dann erst Kagome gehen? „Halber Youkai, halbes Können.“ Dieser sachliche Satz ließ den Hanyou verärgert den Kopf drehen: „Ach ja, Herr Schlaumeier? Weißt du denn, wie man hier wieder herauskommt?“ „In dem man gar nicht hineingeht.“ Aber Sesshoumaru hatte den Griff zu Tessaiga bemerkt. Da verlor wohl schon jemand die Geduld. Sollte er wirklich riskieren, dass der impulsive Bastard mit der Windnarbe dieses Wesen zerfetzt und damit wohl auch einiges im Schloss? Nein. Niemand konnte sagen, wo Rin war. So hob er mit einer eleganten Bewegung die Hand, die grünlich leuchtete. Während der Säureregen auf das rote Wesen niederregnete, sich zischend in dieses grub, sagte Inu Yasha, halb dankbar, halb verärgert, dass er seine Unterlegenheit so deutlich gezeigt hatte: „Ja, wer so eine Giftspritze bei sich hat, hat natürlich gewisse Vorteile. Unfaire Vorteile! - Was war das denn?“ Es war durchaus berechtigt die Vergangenheitsform zu benutzen. Nur noch einzelne rote Flecke zeigten sich auf den Dielen. „Gehen wir.“ Sesshoumaru machte sich bereits wieder auf den Weg, ohne seine gewisse Besorgnis zu zeigen. Wenn Rin an solch ein Wesen geriet – nein, daran wollte er gar nicht denken. Inu Yasha sprang an seine Seite, durchaus von ähnlichen Gedanken bewegt. Und ein wenig überrascht, dass kein weiterer Kommentar über seine Unfähigkeit gekommen war. Hatte der Herr Halbbruder etwa eingesehen, dass diese ätzende Säure eben etwas war, was nicht jeder mit sich spazieren trug? Er fuhr herum, als sich neben ihm etwas an der Wand bewegte. Er legte nicht den mindesten Wert darauf noch einmal solch ein Wesen um sich zu haben. So legte er die Hand an Tessaiga, ehe er erkannte, was oder eher wer da kam: „Kagome?“ Der Hundeyoukai folgte unverzüglich diesem Beispiel und griff zum Schwert. Immerhin trat die junge Miko gerade durch die Wand, soweit er wusste, eine un-menschliche Fähigkeit. Kapitel 7: Eine windige Bekanntschaft ------------------------------------- Kagome bemerkte etwas erschrocken die Kampfbereitschaft und hob melodramatisch die Hände: „He, ich…ich bin es ….“ „Seit wann kannst du durch Wände gehen?“ erkundigte sich ihr Freund misstrauisch, um dann doch hilfsbereit zu begründen: „Mich wollte gerade so ein wabbeliges, unbekanntes Ding fressen....“ „Oh, das erklärt eure Reaktion. Aber ich bin es wirklich. Komm schon, ihr müsstet doch meine Witterung kennen. Ich habe auch keine Ahnung, warum ich hier durch die Wände gehen kann. Es fühlt sich eigenartig an, wie ein Morast, aber es funktioniert. – Rin ist hinter mir in dem Gang. Wenn einer von euch die Wand einreißen könnte…?“ Sie sah automatisch zu Inu Yasha. „Geh zu ihr“, befahl Sesshoumaru und hob sein Schwert. Sie begriff für einen Moment nicht, ehe sie erkannte, dass sie sie zurückhalten sollte, um den einstürzenden Balken zu entgehen. So streckte sie erneut die Hände vor und verschwand aus den Blicken der Hundebrüder. „Komische Wand…“ murmelte Inu Yasha, dem diese neue Fähigkeit seiner Menschenfreundin irgendwie unheimlich war. Aber vermutlich konnte sie das nur in dieser eigenartigen Welt. Zu Sicherheit legte er die Hand an einen Balken. Nein, er konnte das nicht. Naja, wohl auch kaum verwunderlich, schließlich hatte dieser dämliche Shimo die Fallen für Menschen mit läuternden Fähigkeiten gebaut. Miroku würde es wohl auch schaffen – aber wer kam schon auf die Idee durch eine Wand zu gehen? Er müsste Kagome mal fragen, wie sie das entdeckt hatte. Er blickte sich um, sicher, dass sein Halbbruder in der Lage wäre, ein Loch in die Wand zu schlagen, zumal, wenn es um Rin ging: „Dann müssen wir nur noch Miroku finden. Und natürlich den Ausgang.“ Er hörte das Krachen der umstürzenden Balken und drehte sich wieder um: „Kagome?“ „Ja, alles in Ordnung.“ Sie kam mit Rin durch das Loch gelaufen. Diese lächelte ihren persönlichen Helden an: „Sesshoumaru-sama.“ Sie hatte doch gewusst, dass er sie finden würde. Und er schob gerade Tokejin weg, hatte sie befreit. Aber sie waren doch noch immer in diesen endlosen Gängen? Und wo war Miroku-sama? Diese Frage stellte auch Kagome gerade besorgt. „Keh“, machte Inu Yasha: „Immerhin haben wir euch schon mal. Jetzt müssen wir eben noch mehr Wände einreißen. Das scheint die einzige Möglichkeit zu sein hier herauszukommen. Danach kommt sicher noch einer von Shimos kleinen Scherzen, aber wir wären immerhin wieder an der frischen Luft.“. „Aber du...ich meine, ihr könnt nicht alle Wände zerstören. Erstens könnte das ganze Schloss über uns zusammenbrechen und zweitens weiß ja niemand hinter welcher Wand Miroku steckt.“ Kagome blickte sich um. Ja, sie mussten den Mönch finden, aber Inu Yashas direktes Vorgehen barg durchaus seine Gefahren. „Dann gehst du eben immer zuerst durch die Wand und guckst nach, ob er da rumsitzt“, schlug der Hanyou prompt vor: „Ich kann das nämlich nicht.“ Die junge Miko wollte schon protestieren, als sie die Bestätigung des Hundeyoukai hörte: „Geh.“ Wenn sich diese Zwei schon einmal einig waren hatte sie selbst wohl einen Gedankenfehler begangen? Mit gewissen innerem Seufzen trat sie an die gegenüberliegende Wand, ohne noch einmal zu erwähnen, dass sich das für sie unangenehm anfühlte. Immerhin besaß sie in dieser Welt diese Fähigkeit und sie konnten doch Miroku nicht einfach hier sitzen lassen. Sie wusste nicht, durch wie viele Wände sie schon so geschritten war – und die Halbbrüder anschließend zerstört hatten, als sie vor sich den Mönch entdeckte: „Bin ich froh…“ Der Hoshi fuhr herum, seinen Stab hochreißend. Eilig zog sie ihren Bogen von der Schulter: „Miroku? Das bist doch du?“ „Kagome-sama?“ Er zögerte ebenfalls. „Also, ich bin wirklich ich. Oh, weil ich hier durch die Wand kam? Ich habe keine Ahnung, warum das hier gelingt. Inu Yasha und Sesshoumaru sagten, ich solle nach dir so gucken. Wenn ich dich nicht sehe, reißen sie immer gleich die Wände ein. Bislang scheint es der Decke noch nichts auszumachen.“ Sie warf unwillkürlich einen Blick empor, ehe sie bemerkte, was da hinter ihrem Freund auf dem Boden lag: „Das war ein Youkai?“ „Ja. Eine Fangheuschrecke.“ Er entspannte sich. Kein Doppelgänger konnte die Wer-von-uns-beiden-darf-zuerst-zuschlagen-Strategie der Halbbrüder kennen – das war, um es mal vorsichtig zu definieren, keine gewöhnliche Kampftaktik: „Habt ihr auch schon Rin gefunden?“ „Ja. – Bleib da, wo du bist. Ich gehe zurück und sage, dass ich dich gefunden habe.“ „Gut.“ Er beobachtete mit gewissem Interesse, wie sie buchstäblich in der Wand verschwand. Von einer solchen Fähigkeit hatte er noch nie gehört. Immerhin war sie wirklich keine Falle, zumal er nur kurz darauf einen Satz zurück machte, als eine heftige Zerstörung einen Durchgang in die Wand schlug und er Inu Yasha erkannte, der Tessaiga in der Hand hielt. „Hattest du auch Ärger?“ erkundigte sich der Hanyou: „Das war wohl eine Fangheuschrecke?“ „Ja. Sie hatte sich als Frau verkleidet, aber ich habe ihre Tarnung durchschaut.“ Und da er den spöttischen Ausdruck seines Freundes sah: „Sofort. Denn ich hatte mit so etwas ja schon mal zu tun, wie du dich erinnerst.“ Das fehlte noch, dass Inu Yasha Sango davon erzählte: „Aber sie zeigte mir erst noch den Weg zum Ausgang. Ich habe ihn aber noch nicht ausprobiert.“ „Schon gut.“ Der Hanyou schob Tessaiga weg. Die Fünfergruppe atmete unmerklich auf, als sie das Schloss verlassen konnten. Zu ihrer gewissen Überraschung befand sich vor ihnen nun der Erdboden. Aber gut, das hier war Shimos Welt der Illusionen. Vor ihnen dehnte sich eine weite Ebene in scheinbar alle Himmelsrichtungen – und, als sie sich umwandten, erkannten sie, dass das Schloss verschwunden war. Sesshoumaru hob den Kopf etwas und witterte sorgfältig. Ein kühler Wind strich über die grasige Ebene und er hoffte auf Botschaften. Aber er konnte nichts wahrnehmen. „Da ist etwas, nicht wahr, Sesshoumaru-sama?“ fragte Rin. Inu Yasha drehte sich um: „Was ist los?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete das kleine Mädchen: „Aber etwas ist da, jemand.“ „Ich wittere nichts“, gab der Hanyou zu. „Ich spüre auch nichts“, erklärte Kagome: „Aber Rin konnte ja auch die Treppe zu dem Schloss sehen, obwohl sie keiner von uns bemerkte.“ „Keh!“ Der Jüngere der Hundebrüder drehte sich einmal um die eigene Achse: „Jedenfalls: wenn da jemand ist, will er wohl nichts von uns. Und wenn doch, werde ich ihn erledigen. So einfach ist das.“ Sesshoumaru sparte sich einen Kommentar, der sicher wenig brüderlich geworden wäre. Einige Zeit später hatte auch Kagome das Gefühl beobachtet zu werden. Aber so sehr sie sich auch umsah, es war nichts und niemand in der Einöde. Der Wind strich noch immer um sie, aber das war auch der einzige Laut, außer ihren eigenen Schritten. Dabei stellte sie fest, dass man nur ihre Füße hören konnte. Die Anderen schafften es lautlos zu gehen. Das könnte einmal ein Handicap für sie darstellen. Rin legte die Arme um sich und schüttelte sich ein wenig. Ihr wurde langsam unheimlich. Da war jemand, sie spürte es nur zu deutlich, der um sie strich, sie zu berühren schien. Aber da die Anderen nichts merkten, bildete sie es sich vielleicht auch nur ein. Sesshoumaru-sama schien sehr aufmerksam zu sein. Sie zuckte zusammen, als sie ein Flüstern hörte. Auch den Halbbrüdern war das leise Geräusch nicht entgangen und sie fuhren herum, die Hände bereits am Schwert. Aber niemand war zu sehen. Kagome fasste nach ihrem Bogen. Irgendjemand war da, davon waren nun alle überzeugt. „Wer bist du?“ fragte der Hanyou: „Und was willst du?“ „Eine lebende Frau, das habe ich schon sehr lange nicht gesehen“, kicherte es im Wind. Aus diesem löste sich eine menschliche Gestalt, mit einer bodenlangen, bestickten Tunika als Gewand. Lange, schwarze Haare flatterten, senkten sich dann, als der Wind erstarb: „Geschweige denn berührt.“ Berührt? Kagome überlief ein eigenartiger Schauder, als ihr bewusst wurde, dass der Wind, der so eng um sie gestrichen war, wohl dieser Mann gewesen war. „Lass gefälligst deine Griffel von ihr!“ knurrte Inu Yasha auch prompt: „Und verschwinde.“ Sesshoumaru fixierte den Unbekannten, da er sich sehr gut entsann, dass Rin ihn zuerst gespürt hatte. Aber war dies eine Person, die man töten konnte, oder auch eine Illusion? „Komm schon, Kleiner. Ich habe keine, schon seit langer Zeit nicht, seit mich Shimo besiegte. Gib sie mir und ich verrate dir, wie ihr hier aus dieser Welt entkommt.“ „Vergiss es.“ Der Hanyou zog: „Hau ab!“ „Ein Schwert gegen mich, den Herrn des Windhauchs? Wie überaus amüsant. Weißt du etwa nicht, wo du hier bist? Wer ich bin?“ „Ehrlich gesagt, ist mir das vollkommen wurst. Wir wollen hier nur schnell durchgehen und wieder verschwinden.“ Der Mann schien noch mehr erheitert: „Einfach so mal eben hier durch? Hier? Shimos Welt der Illusionen? Als er euch hierher schickte bewies er mal wirklich viel Sinn für Humor.“ Er betrachtete die Gruppe: „Hm, die mit dem Pfeil und Bogen würde mir wirklich gefallen. Gibst du sie mir?“ Kagome griff nach ihren Waffen. Also, das war ja wohl ein echter Widerling. Mit einem Satz stand Inu Yasha schützend vor ihr: „Sitzt du auf deinen Ohren? Ich sagte, du sollst sie in Ruhe lassen! Also verschwinde.“ „Greif mich doch an.“ „Kannst du haben. Kaze no kizu!“ Im gleichen Moment, als die Energie der Windnarbe auf ihn zulief, löste sich der Mann buchstäblich in Luft auf. Ein Aufschrei hallte. „Du weißt, wie du den Wind verletzen kannst…“ klang es noch, dann war es still. „So ein Idiot“, knurrte Inu Yasha und schob sein Schwert zurück. „Er wollte dir als Gegenleistung den Ausgang verraten“, erinnerte Miroku: „Aber immerhin hat Shimo ihn besiegt und er sitzt offenbar hier fest.“ „Ja, das klang kaum nach einer großen Hilfe.“ Kagome schob den Bogen über ihre Schulter: „Aber so ein Mistkerl.“ „Der Herr des Windhauchs...Und ein Magier, anscheinend.“ Der Mönch dachte nach: „Wenn Shimo alle seine unterlegenen Gegner hier einsperrte können wir noch auf andere Überraschungen treffen. Und wer weiß, mit welchen Fähigkeiten.“ „Wir werden sicher mit ihnen fertig.“ Inu Yasha sah sich dennoch um: „Der Kerl scheint auch schon genug zu haben.“ „Gehen wir.“ Der Hundeyoukai setzte sich in Bewegung. Keine weitere Zeitverschwendung. Immerhin würde er sich merken, dass hier auch Magier gefangen saßen – und Shimo sie besiegt hatte. Ergo konnte man sie umbringen. Die Wanderer stellten bald fest, dass es recht langweilig war über eine grasige Ebene zu gehen ohne dass etwas passierte. Allerdings wurden vier der Gruppe immer aufmerksamer je länger nichts geschah. Dennoch war es erneut Rin, die flüsterte: „Sesshoumaru-sama...“ Kagome, die sie an der Hand hielt, sah zu ihr hinunter: „Spürst du wieder etwas?“ „Ja.“ „Schon wieder dieser windige Kerl?“ Inu Yasha drehte sich um. Kagome ließ Rin los und, griff zu Pfeilköcher und Bogen. „Da!“ Das kleine Mädchen deutete in die leere Ebene vor ihnen. Ihre Begleiter konnte zwar nichts erkennen, aber die Halbbrüder machten unwillkürlich einen Schritt in diese Richtung, die Hände an den Schwertern. Tatsächlich erschienen dort zwei Männer. Den Einen kannten sie bereits, den so genannten Herrn des Windhauchs. Das Andere war ein Mann in Rüstung und Schwert. Sein silbrig glänzender Panzer schützte den Oberkörper. Die Klinge seiner Waffe im Gürtel war anders geformt, als sie sie je gesehen hatten. „Bitte, hier. Machen wir den Vertrag?“ Der Magier sah fragend zu seinem Begleiter: „Du bekommst das Schwert, das selbst den Wind verletzen kann, und ich die Mädchen.“ „Hast du sie noch alle?“ erkundigte sich Inu Yasha ärgerlich: „Du kriegst hier gar nichts von mir, von uns!“ „Eine interessante Reisegruppe.“ Der Neuankömmling betrachtete die Fünf: „Youkai, Hanyou, Priester.....Shimo scheint sich gelangweilt zu haben. Aber das da ist ja ein einfacher, sterblicher Mensch.“ Er nickte zu Kagome: „Nun, mein Geschmack wäre eine Menschenfrau nicht, aber du warst ja schon immer nicht gerade wählerisch.“ „Das ist doch…“ brachte das Mädchen aus der Zukunft hervor. Der zweite Mann ignorierte sie: „Aber eines ist klar. Sie sind alle keine Magier Warum legtet ihr euch mit jemandem wie Shimo an?“ „Wir wollen hier nur durchgehen,“ erklärte der Hanyou: „ Also, lasst uns in Ruhe.“ „Weißt du nicht, wo du dich befindest? Das hier ist Shimos Welt der Illusionen. Manchmal erlaubt er uns die Welten zu wechseln, aber er ist leider mächtiger als wir dachten. Ihr habt wohl auch diesen Fehler begangen ihn zu unterschätzen. Nun gut. Willst du mit mir um das Mädchen da kämpfen?“ „Träum weiter“, sagte Inu Yasha prompt und zog Tessaiga: „Sucht euch wen anders.“ Auch der Andere nahm sein Schwert zur Hand: „Du willst tatsächlich gegen mich antreten? Mich besiegten nur Shin und seine Nebelkrieger.“ „Wen interessiert das? Haut ab oder ich mache euch Beine.“ Statt einer Antwort hob der Krieger sein Schwert und sprang auf den Hanyou zu. Energie leuchtete auf und fuhr auf Inu Yasha zu. Dieser wartete nicht ab, sondern setzte seine Bakuryuuha ein. Tessaigas Windenergie umschlang die Attacke, um sie mit der eigenen Macht zu dem Gegner zurückzuschicken. Aber der Angriff des Fremden drang durch. „Was…?“ brachte der Hanyou noch hervor, ehe ihn die Wucht der Energie traf und meterweit zurückschleuderte. Immerhin an Kagome vorbei, dachte er noch. Und zum Glück war das Gewand aus den roten Feuerrattenhaaren nicht so leicht zu durchbrechen. So stand er auf. Das war ja ein Mist. Gegen diesen Kerl funktionierte sein sonst so guter Abwehrtrick nicht? Warum das denn? Aber er sagte: „Nicht schlecht, naja, für einen Verlierer. Versuche das hier mal. Kaze no kizu!“ Er musste diesen Idioten beschäftigen, bis er eine Idee hatte, wie er ihn erledigen konnte. Der unbekannte Krieger schickte seine eigene Energie der der Windnarbe entgegen. Es gab eine heftige Explosion, Staub und Grassoden flogen in alle Richtungen. Inu Yasha sah sich hastig um, erkannte dann, dass Kagome noch stand, was vermutlich der Tatsache geschuldet war, dass sich Rin direkt neben ihr befand – und Sesshoumaru unmittelbar vor den beiden Mädchen, jetzt langsam Tokejin senkend und ihm selbst einen Blick zuwerfend, der an Vorwurf grenzte. Eiwei. Er sollte jetzt wirklich mit diesem Idioten zu Rande kommen, sonst konnte er sich demnächst wieder Kommentare zu seiner Unbrauchbarkeit anhören. Immerhin hatte der Herr Halbbruder Kagome mit geschützt, auch, wenn das wohl eher Zufall gewesen war. Und sie hatte den Bogen jetzt schussbereit, wartete anscheinend nur auf einen Fehler dieses Herrn des Windhauchs, der sich jedoch höflich zurück hielt und die Sache seinem Kumpel überließ. Sollte sie besser auch machen, ehe Sesshoumaru noch auf die Idee kam ein Hanyou bräuchte Unterstützung. Das wäre dann wirklich megapeinlich. „Lass das, Kagome!“ rief er eilig und sah mit gewissem Erstaunen, dass sie prompt gehorchte. Sie hätte ihm allerdings auch ungern erzählt, dass sie langsam aber sicher sehr müde wurde, Schlaf wohl gebrauchen konnte. Anscheinend wirkte der Wandler selbst noch in der Welt der Illusionen, was natürlich auch erklärte, warum Shimo sie so scheinbar bereitwillig hier durch spazieren ließ. „Du hast deine Frau gut im Griff, Hanyou“, sagte der Herr des Windhauchs fast anerkennend. „Wenn ich bedenke, was ich da schon für Ärger hatte. Eine lief mir mal sogar bis in die Unterwelt nach.“ „Sie lief dir nicht gerade nach“, meinte der unbekannte Krieger etwas bissig: „Sie wollte sich über dich bei Izanami beklagen. Sie wusste nicht, dass du zur Strafe gerade dahin geschickt worden warst.“ „Sei nicht so kleinlich. Immerhin war sie da von mir schwanger.“ „Ja. Nach einer Vergewaltigung.“ „Als ob du noch nie...“ Der offenkundige Magier starrte den Krieger finster an. Dieser drehte sich zu ihm. „Hallo?“ machte Inu Yasha, ärgerlich, dass er jetzt vollkommen ignoriert wurde: „Wenn ihr euch streiten wollt, gern. Aber haut endlich ab!“ Ohne weiteres Wort verschwanden die Beiden tatsächlich, was den Hanyou mehr als irritiert dastehen ließ. Endlich entspannte er sich und drehte sich um: „Was sind denn das hier für Idioten?“ „Der Angriff des Kriegers war gefährlich“, antwortete Miroku prompt: „Aber sie scheinen wenig Erfahrung mit Besuchern zu haben. Und sich untereinander zu streiten. Vermutlich aus Langeweile.“ Oder, aber, weil sie hier schon so lange festsaßen, dass sie schlicht verrückt geworden waren. Möglich war das – und dass Shimo so nett zu seinen Gefangenen war und die nach absehbarer Zeit wieder frei ließ, war kaum anzunehmen. „Jedenfalls sitzen sie hier dank Shimo und Shin fest,“ konstatierte Kagome: „Wir können nur hoffen, dass uns das nicht passiert...“ Sie korrigierte sich lieber, da ihr der Seitenblick des Hundeyoukai auf sie nicht sonderlich gefiel: „Wobei wir natürlich dank euch deutlich weniger Schwierigkeiten haben dürften.“ „Oh ja,“ murmelte Inu Yasha: „Oh, ehe ich es vergesse, danke für nichts, Sesshoumaru. Warum hast du nichts unternommen?“ Nicht, dass er mit solchen Komikern nicht allein fertig würde, ja, es fast ein wenig schmeichelhaft fand, dass ihm da auch mal was zugetraut wurde, aber er wollte auch nicht zeigen, dass ihm das gefiel. Ihm hatte schließlich noch nie etwas gefallen, was sein Halbbruder machte. Der Angesprochene steckte seine Klinge in den Gürtel. Er hatte den Fehler des Bastards ausgebügelt und Rin beschützt – nun, auch diese Kagome. Der große Bruder war nicht sonderlich angetan dafür auch noch Vorwürfe zu ernten. Überdies: man mischte sich nicht in solch einen Kampf ein, zumindest, wenn man ein Youkai mit Stolz war. Drittens: wer war er solchen Müll aus dem Weg räumen zu sollen, wenn Tessaiga samt seinem Besitzer anwesend war? Immerhin hatte es Inu Yasha geschafft diese beiden Narren zu verscheuchen. Es blieb zu hoffen, dass nicht allzu viele Opfer Shimos und Shins hier auf sie warten würden, sonst würde das Ganze nur noch lästiger. Was natürlich den Tod der beiden Katzenbrüder verlängerte. Ihre von ihm höchstpersönlich geführte schwarze Liste wurde jedenfalls immer länger. Er sah auf, als er Magie spürte. Die Umgebung veränderte sich. „Na, klasse.“ Der Hanyou schob Tessaiga in die Scheide: „Wir werden also auch noch beobachtet. Immer, wenn wir eines dieser dämlichen Hindernisse beseitigt haben, kommt das nächste.“ „Dort sind Berge.“ Kagome deutete nach rechts. „Ich denke fast, wir sollen....ich würde vorschlagen, dass wir dorthin gehen,“ verbesserte sie sich. „Das ist das einzige sichtbare Ziel.“ Bloß nicht Sesshoumaru irgendwie Vorschriften machen. Der guckte schon wieder so. Inu Yasha würde sie zwar beschützen wollen, aber ein Duell der beiden Chaoten wäre kaum hilfreich. Und leider besaß sie keine Kette um den Youkai zu Boden zu schicken, wobei sie zugab, dass sie das wirklich amüsieren würde, so hoch, wie der Herr Hund seine Nase immer trug. Fatalerweise vermutete sie schwer, dass es kaum etwas gab, dass ihn magisch auch nur belästigen würde, wenn sie bedachte, dass es ihm schon bei ihrem ersten Treffen weder Probleme bereitet hatte einen Höllendämon auf die Erde zu rufen noch Geister zu domptieren. Und auch Narakus Spielchen hatten ihm wohl bislang keine Schwierigkeiten bereitet. Wäre da nicht Rin mit ihnen in der Patsche gesessen, wäre dieser Shimo vermutlich bereits im Jenseits. Aber auch dieser fremde Magier hatte ja behauptet er wäre ziemlich fähig...Naja, die zwei Unbekannten hatten keinen besonders qualifizierten Eindruck hinterlassen, eher einen unfreiwillig komischen. Aber, wer wusste schon, wie lange die hier festsaßen. „Das Wetter ändert sich,“ ergänzte der aufmerksame Wandermönch: „Es wird dunkler am Horizont.“ Auch das noch, dachten die Halbbrüder in seltsamer Eintracht. Wollte dieser dämliche Shimo sie hier in Wahrheit wie begossene Hunde herumlaufen lassen? Überdies wirkten die Menschen müde und schwach – Pause war sicher angesagt. Immerhin schleppte Miroku noch etwas zu essen für sie mit. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden ging Sesshoumaru weiter, nicht überrascht, dass Inu Yasha sofort an seiner Seite war, wie er mit einem seitlichen Blick feststellte, als er überprüfte, dass Kagome wieder Rin an die Hand nahm. Immerhin drückten sich die beiden Anhängsel seines Halbbruders nicht vor Aufgaben. Kapitel 8: Eine regnerische Nacht --------------------------------- Shin blickte zu seinem verehrten älteren Zwillingsbruder: „Was hast du nun vor, nii-san? Waren diese...hm...Gefangenen Absicht?“ Der Magier zuckte die Schultern: „Ich habe ihnen erlaubt herumzustreunen, ja. Allerdings hielt ich sie nicht für so töricht...äh...Gäste zu belästigen ohne sie zu töten. Ich denke, für dieses Versagen werde ich zumindest Urta bestrafen. So dumm haben sie sich nicht angestellt, seit wir sie damals besiegten und und ich sie in dieser Welt versiegelte. Ich fürchte, ihr Verstand lässt langsam nach, wie lästig. Früher oder später werde ich sie entsorgen müssen. - Nun ja, der Hanyou konnte wohl immerhin Stand halten. Aber, Shin-chan, das bringt mich auf eine Idee. Das Halbblut konnte weder bei unserem Zusammentreffen noch jetzt, nicht einmal bei einem Duell, den Mund halten. Oh ja, das könnte amüsant werden. Natürlich nur für uns beide.“ „Keine Nacht? Kein Unwetter?“ Der Jüngere klang enttäuscht: „Menschen sind doch so schreckhaft.“ Und sowohl Nacht als auch Gewitter ließen sie sich zitternd in ihren Hütten verbergen. „Aber ja doch, kleiner Bruder. Eines nach dem anderen. Wir werden sehen, wie lange die Menschen das noch durchhalten. Und natürlich auch der Hanyou. Den Hundeyoukai behalte ich mir vor.“ „Oh.“ Der Anführer der Nebelkrieger schürzte die Lippen: „Er würde mir Spaß machen....“ „Mir auch. Aber, um ehrlich zu sein, kein Grund auch nur missgestimmt zu sein, Shin-chan. Er wird am längsten durchhalten. Und bis dahin ist mein lieber Wandler aktionsbereit und wir sind wieder eine Person.“ „Dann gehört er uns beiden.“ „Aber ja. Er wird unsere erste Probe werden, wie wir erneut zusammenarbeiten können. Natürlich ein tödlicher Test für ihn.“ Es wurde immer dunkler, während die unwillige, zusammengewürfelte Reisegruppe auf die felsigen Berge zuwanderte. Dies lag zum einen an der dichter werdenden Wolkendecke, zum anderen daran, dass sich die – hier sicher nur fiktive - Sonne senkte. „Wir sollten eine Höhle suchen,“ schlug Kagome vor, ehe sie bedachte, dass sie sich erst vor zwei Stunden vorgenommen hatte zumindest Sesshoumaru keine Vorschläge mehr zu machen. Dessen Laune war irgendwie im Keller, warum sie das Gefühl hatte, vermochte sie nicht zu sagen. Sein Gesicht war ausdruckslos, wenn sie das mal sehen konnte, da er dauernd neben Inu Yasha vor ihr ging. „Es wird bald regnen,“ ergänzte Rin und sorgte so für ein Aufatmen bei ihrer älteren Begleiterin: „Darf ich dann in deinem Arm schlafen, Kagome-sama?“ „Ja, natürlich.“ Immerhin war das so etwas wie eine Garantie auf ein verlängertes Leben. Abgesehen davon mochte sie die Kleine. Immer fröhlich, egal, was auch immer um sie passierte: „Und, falls wir dazu kommen etwas zu essen, erzähle ich dir mal von den Blumen und dem Schmuck in meiner Zeit, ja?“ Ein strahlendes Lächeln Rins besiegelte den Pakt. Inu Yasha, um auch etwas beizutragen, drehte den Kopf: „Immerhin scheint es in diesen dämlichen Bergen keine Lebewesen zu geben.“ Sollte er oder nicht...Der ältere Halbbruder entschloss sich zu halbem Weg: „Auch die Magier waren nicht zu wittern.“ Immerhin würden Rin und auch die anderen beiden Menschen wissen, auf wen sie sich eher verlassen konnten. „Ja, aber...“ Inu Yasha brach ab. Verdammt, musste dieser Idiot auch immer noch recht haben? Ja, man konnte nichts wittern – zumindest er nicht, aber nach dieser Aussage wohl auch Sesshoumaru nicht – aber das besagte leider in Shimos Welt gar nichts. Und da musste er nur an den Kokon von diesem Schmetterlingstypen denken, in dem er mal gefangen gewesen war. Der hatte auch seine eigene gruselige Welt erschaffen, ohne dass man das zuvor bemerkt hatte. „Ich rede nicht mit dir!“ murrte er. „Tust du doch gerade,“ protestierte Kagome: „Jetzt hör schon auf dich wie ein sehr kleiner Bruder zu benehmen.“ Mit dieser Aussage erreichte sie allerdings, dass beide Hundejungen stehen blieben, sich gleichzeitig umdrehten und sie aus seltsam gleichfarbigen Augen seltsam ähnlich kalt anstarrten. „Äh...schon gut...Halbbruder...“ beteuerte sie, Rins Hand etwas fester nehmend. „Aber er ist doch der kleine Bruder,“ meinte das jüngere Mädchen arglos. „Keh!“ Inu Yasha wandte sich ab und ging weiter. Sesshoumaru war unverzüglich neben ihm. Schön, dass mal wer anders ebenso empfand, dass sich der Hanyou töricht benahm. Miroku schüttelte den Kopf, als er wieder als Letzter weiterging. Eigentlich sollten sich Sesshoumaru und Kagome wirklich gut verstehen: beide ärgerten sich gern über Inu Yasha – und ärgerten gern den. Irgendwie kam er sich fast als der Erwachsenste aller Teilnehmer dieses Trips vor. Wobei es wirklich eine gute Frage wäre, wie alt der Hanyou und wie alt sein großer Bruder waren – also, umgerechnet in Menschenzeit. Inu Yasha mochte als fünfzehn, sechzehn durchgehen, aber auch der Ältere wäre kaum älter als er selbst, neunzehn. Zwei halbstarke Hundebengel, wie sie der alte Toutousai benannt hatte. Ja, das mochte gut und gern stimmen. Sie alle waren noch recht jung. Wie alt dann wohl dieser Shimo und sein Bruder waren? Nun, gleich. Es wurde immer dunkler und der Wind frischte auf. Sie sollten sehen, dass sie zwischen Felsen Schutz fanden oder sogar eine Höhle – falls Shimo so etwas eingeplant hatte. Bislang allerdings hatte der fair gespielt. Hoffentlich blieb das so. Die Felsen ragten jetzt steil vor ihnen auf, als Inu Yasha den Kopf hob: „Da ist eine Höhle,“ meinte er. „Sieh nach,“ erwiderte der Hundeyoukai nur. Höhlen waren bei einem Unwetter durchaus praktisch, nicht zuletzt für Rin, aber manchmal warteten dort böse Überraschungen auf ahnungslose Reisende. Natürlich nicht auf ihn. Mit gewissem, wenn auch nur inneren, Murren sprang der Hanyou in diese Richtung. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sich alle gegen ihn verschworen. Der KLEINE Bruder, also kindische, ja? Konnte ja nicht jeder so ein wandelnder Eisblock sein wie dieser Mistkerl von Sesshoumaru. Er betrachtete die kleine Höhle. Recht übersichtlich, das war schon mal was, und keine Witterung verriet, dass hier auch nur ein Tier geschlafen hatte. Vor der Höhle wuchs tatsächlich eine Art Miniatur-Wäldchen, da konnte man ein Feuer machen, dann hatten es Kagome und die Anderen. schön warm. Auch, wenn die Bäume hier seltsam aussahen, ohne Laub und sehr schwarz. Und kaum so hoch wie er selbst. Waren sie verbrannt worden? Gleich. Er wandte sich um: „Kommt nur.“ Die Anderen folgten rasch, da es einen grollenden Donner gab und dann eine förmliche Wasserwand niederstürzte. „Tja, an Feuer ist nicht zu denken,“ seufzte Kagome: „Und es wird bald Nacht. Immerhin sitzen wir hier einigermaßen trocken.“ Sie ließ sich an der Rückwand der Grotte nieder. Rin und Miroku setzten sich neben sie, wobei der Mönch das Tuch mit dem Essen abstreifte. „Zum Glück kann man alles kalt essen. Und etwas Schlaf tut uns dreien sicher gut.“ Er warf einen Blick auf die Halbbrüder, die nebeneinander am Eingang standen, zwar vor Regen geschützt aber aufmerksam nach draußen sichernd. Sie trauten Shimo nicht im Mindesten über den Weg – nun, er auch nicht. Da gab es sicher noch so einiges an Fallen, die dieser auf potentielle Flüchtlinge ausgelegt hatte. Es war allerdings schon irgendwie lustig – aber er wäre niemals lebensmüde genug das laut auszusprechen – wie ähnlich sich die Beiden manchmal in ihrem Verhalten und ihren Bewegungen waren. Sicher, insgesamt wirkte Sesshoumaru feiner, eleganter, aber jetzt, so von hinten betrachtet, waren beide doch sich eindeutig ähnlich. „Hier, unser Abendessen,“ bot er den Mädchen an, ehe er erneut den Kopf drehte: „Inu Yasha?“ „Nein,“ gab dieser zurück. Das Wenige, was sie hatten, brauchten seine Freunde und Rin. Er mochte manchmal verfressen wirken, aber er konnte ohne Nahrung weitaus länger durchhalten als sie. Und auch ohne Schlaf, denn er hatte durchaus wittern können wie müde sie waren. Dieser blöde Wandler hatte ihnen ganz schön zugesetzt. Seinen Kommentar dazu würden sich die Katzenbrüder hinter die Ohren schreiben. Naja, wohl auch den des Herrn Halbbruders, denn der wirkte ebenfalls nicht erbaut über diese ganzen kleinen Schikanen in Shimos Welt der Illusionen. Soweit er wusste, war er der Einzige, der dessen Missvergnügen überlebt hatte. Und das über lange Jahre hinweg. Ha! Eigentlich konnte er stolz auf sich sein. Von wegen der „kleine“ Bruder. Schön, er war der Jüngere, aber immerhin konnte er mit dem arroganten Hundekerl mithalten. Um nicht zu sagen, er hatte ihn ein paar Mal mit eingezogenem Schwanz nach Hause geschickt. Und....Er warf doch einen seitlichen Blick zu dem Hundeyoukai: er war der Einzige gewesen, der den so verletzen konnte, mit Tessaiga und der Windnarbe, ja, ihm zuvor schon den Arm gekostet hatte. Und jetzt standen sie gemeinsam hier und passten auf, hatten bekanntlich schon so einige kleinere Schwierigkeiten Seite an Seite durchgestanden, Kaeru und Moe und den Wandler...Eigenartig, wie sich das anfühlte. Irgendwie angenehm. Trotz allem. Sesshoumaru starrte in den strömenden Regen. Was beabsichtigte Shimo mit derartigen kleinen Schikanen? Wollte er die Menschen erschöpfen? Oder auch den Hanyou? Dass er, Sesshoumaru, das nur als lästig empfand, sollte der törichte Kater wissen. Nun gut. Dessen Magie war in der Tat beachtlich, was aber nur besagte, dass es eben etwas länger dauern würde bis er ihn getötet hatte. Sollte Inu Yasha doch Shin übernehmen. Mit Tessaiga würde der das schon hinbekommen. Allerdings musste er bedenken, dass der Anführer der Nebelkrieger ein fähiger, geübter Kämpfer war. Jedoch war das Halbblut wahrlich schwer umzubringen, das wusste er schließlich aus Erfahrung So gesehen war sein Einfall gemeinsam mit dem nach Rin zu suchen ein nützlicher gewesen. Hm. Inu Yasha und nützlich in einem Satz? Nun, wenn es dem Bastard gelang Shin zu töten, würde er ihm selbst damit einen Kampf gegen beide Katzenbrüder ersparen. Ja, nützlich, zumal Tessaiga an der eigenen Seite auch sonst gewisse Vorteile bot, so wie der Jüngere seine Klinge mit allerlei Zusätzen aufgeladen hatte. Natürlich Tessaiga. Der Körperbau eines Hanyou gab wohl einfach nicht viel mehr her und dessen magische Fähigkeiten waren auch mehr als beschränkt. Da hatte diese geschwätzige Magnolie von Bokuseno ein wahres Wort gesprochen: ein Hanyou war ein Halbblut und konnte nie die Fähigkeiten eines wahren Youkai erreichen, schon gleich gar nicht die seinen. Was passierte, wenn sich Inu Yasha in einen vollblütigen Youkai verwandelte, hatte man ja schon gesehen: eine wahnsinnige tollwütige Mordmaschine, unwürdig Vaters mächtigem Blut – das leider genau das hervorrief. Immerhin hatte es dieser....Inu Yasha vermocht, dass er seit einigen Minuten dauernd an ihn dachte. Und der stand aufmerksam und witternd da an seiner Seite, links, damit seinen Waffenarm freilassend.. Sicher verwischte der Regen jede Fährte und schon gar Annäherung, aber nach diesen seltsamen Begegnungen, die sie in dieser Welt bereits erlebt hatten, war es sicherer vorsichtig zu sein, um der Menschen willen. Was erzählte diese Kagome da Rin an Unsinn? Blumenkränze aus Hawaii, was auch immer das sein sollte...na schön, und sie hielt sie im Arm, da konnte die Kleine gut schlafen. Ja, er gab zu, dass Inu Yasha und seine Anhängsel hier ganz brauchbar waren, während er sich um Shimo kümmern würde. Aber das würde er niemals laut aussprechen. Nie. Und erst recht nicht, dass es sich seltsam anfühlte hier so neben dem Hanyou zu stehen, nicht vor ihm. Irgendwie angenehm. Das Unwetter in dieser Nacht mit lautem Donnergrollen und wild zuckenden Blitzen ließ die Menschen ruhig schlafen. Keiner von ihnen fürchtete Launen der Natur und vor allen anderen Dingen oder Wesen wussten sie sich beschützt. Die Hundebrüder zogen sich wortlos ein wenig zurück, als sie sich niederließen, um nicht nass zu werden und den Katzen ein Schauspiel zu bieten, ohne je in ihrer Aufmerksamkeit nachzulassen. Kaum dass die fiktive Sonne aufging, hörte der Regen auf, als sei er abgestellt worden – was sicher den Tatsachen entsprach. Shimo wollte sie anscheinend weitergehen lassen. Kagome erhob sich: „Ich werde mit Rin schon mal ein wenig auf den Hügel gehen, ja?“ „Wieso denn das?“ erkundigte sich Inu Yasha, ehe er anhand der funkelnden Augen seiner kaum minder als er selbst temperamentvollen Freundin bemerkte, was los war. Sie holte schon Luft und er richtete sich auf ein Zu-Boden-Knallen ein, ehe sie nur meinte: „Du bist manchmal so schrecklich unverständig! Komm, Rin-chan.“ Sie hatte erst im allerletzten Moment bemerkt, wie nahe sich die Halbbrüder im Augenblick wieder standen. Würde sie den Jüngeren zu Boden schicken, würde dieser, durch den magischen Befehl gezwungen, automatisch auch Sesshoumaru mit sich, unter sich, reißen. Und dessen Stimmungslage dann...na, Prost Mahlzeit. Aber wirklich, manchmal war Inu Yasha...aufregend. Schließlich zog sie sich jeden Morgen, wenngleich auch mit Sango, rasch zurück Sie sollte allerdings ihren Halbhund erst wieder Platz machen lassen, wenn der große Bruder nicht in Reichweite stand. Das war mit Sicherheit lebenserhaltender. Als sie sich umdrehte, bemerkte sie, dass ihr Freund unten ihnen nachsah, doch wieder auf sie aufpassend, was sie ein wenig versöhnte, ehe sie mit der Kleinen hinter ein paar Felsbrocken aus seinem Blick verschwand. Miroku wandte sich dagegen dem eigenartigen Wald zu, dessen wie verkohlt aussehende Bäume immerhin einen gewissen Blickschutz boten. Kagome und Rin hinterher-zu gehen wäre taktisch nur mehr als dumm. Die Halbbrüder folgten schweigend den Mädchen, wenn auch ein Stück abseits. Als sie die Höhe der Erhebung erreicht hatten und sich in der monotonen Hügellandschaft umsahen, registrierten sie durchaus, dass Kagome und Rin bereits zu ihnen rannten. Auch Miroku spurtete den Hang hinauf – allerdings nicht ganz freiwillig. Immer wieder drehte er sich um und schlug mit seinem Mönchsstab zu – auf einen dieser schwarzen Bäume, der auf seinen Wurzeln hinter ihm herlief und ihn offenbar zu fassen bekommen wollte. „Aus, kusch,“ keuchte der Wandermönch: „Verschwinde! So war das nicht gemeint!“ Inu Yasha griff nach Tessaiga. Der Baum hatte da wohl etwas missverstanden....Ein laufender Baum? Shimo schien eine verrückte Phantasie zu besitzen. Immerhin hatte der Regen sie gestern davon abgehalten einen der Bäume ins Feuer zu stecken. DAS wäre erst recht was geworden. Aber woher sollte man denn wissen, dass das Lebewesen waren? Der Baum drehte ab, anscheinend zufrieden damit den Störenfried verjagt zu haben, und Miroku kam etwas außer Atem zu den Anderen: „Oh, man...“ sagte er: „Ich hatte doch keine Ahnung, dass der lebt, als ich...naja....“ Er hatte einmal gelernt, dass man so etwas nie in einem Zauberwald machen sollte, die schwarzen, so verkohlt wirkenden, Stämme jedoch nicht als Lebewesen oder gar Tiere eingestuft, die sich bewegen konnten. Kagome kicherte ein wenig, ehe sie doch schuldbewusst fragte: „Es ist dir aber nichts passiert? Entschuldige, irgendwie bin ich....mit den Nerven fertig.“ „Ich auch,“ gab der Hoshi zu: „Normalerweise hätte ich mitgedacht, aber...Ich fürchte, der Wandler macht uns jetzt hier echt fertig. In einiger Zeit werden wir anfangen zu altern.“ „Dann sollten wir nicht rumstehen,“ kommentierte der Hanyou, ohne seine Besorgnis zu erkennen zu geben. Dieser dämliche Wandler saugte noch immer an ihnen? Und sie würden bald altern? Das klang gar nicht gut. „Immerhin haben wir keinen von den Bäumen verbrannt.“ „Ob Shimo es mit Absicht hat regnen lassen, damit wir das nicht tun?“ fragte Kagome nachdenklich: „Oder wollte er uns nur in die Höhle treiben? Wieso?“ „Keh! Wer versteht schon den wirren Gedankengang so eines doofen Katers.“ Inu Yasha ahnte nicht, dass beide Zuschauer empört einschnauften, ehe Shin nüchtern sagte: „Ich bringe ihn um, nii-san.“ „Wir bringen ihn um, wenn das nicht die Drachen tun.“ „Drachen?“ Der Jüngere sah seitwärts: „Du erwähntest doch etwas von Schweigsamkeit?“ „Ja. Wenn dieser Bastard seinen vorlauten Mund nicht halten kann...bei jedem Laut, der ihm oder einem der Anderen entkommt, erscheint ein Drache, sobald sie die Halle erreicht haben. Zu bedauerlich, dass wir das kaum mit ansehen können, Shin-chan.“ „Nicht?“ fragte der Jüngere doch enttäuscht, ehe er verstand: „Oh, der Wandler?“ „Ja. Er ist voll. Wir sollten hinübergehen und unsere Verschmelzung vorbereiten. Danach lasse ich diese Verrückten frei – und wir können unsere neue Kraft und Macht an diesen Hundebrüdern ausprobieren. Falls sie dann noch leben.“ Mit Drachen war nicht zu spaßen. Und er hatte sich für die Erschaffung dieser wirklich Zeit genommen. „Und die Menschen?“ „Uninteressant. Mich wundert sowieso, dass sie noch nicht alterten. Vielleicht, weil sie in der Welt der Illusionen doch langsamer an Magie verlieren als im eigentlichen Wandler. Immerhin war da noch keiner. - Was ist mit deinen Kriegern?“ „Sie sollten in spätestens zwei Tagen hier sein, mit ein oder zwei Gefangenen. - Aber, nii-san, dann sind wir doch schon eine Person?“ „Ja. Mit ein bisschen Glück in wenigen Stunden, Shin-chan. Komm, gehen wir zu dem Wandler und ich werde mir seine Macht nehmen. Oh, und nimm dein Schwert mit. Wir werden an diesen Hundebrüdern üben, wenn wir Shimoshin sind, das mächtigste Wesen, das es gibt.“ Die Wanderung über die Hügel zog sich hin, zumal immer deutlicher wurde, dass Kagome und Miroku kaum Erholung in der Nacht gefunden hatten, auch geistig abgespannt waren. Inu Yasha überlegte schon zumindest seine Freundin zu tragen, aber das mochte schwierig werden, wenn hier plötzlich wieder einer von Shimos kleinen Scherzen auftauchte. Sein Halbbruder würde kaum bereit sein ihn oder seine Freunde mit zu decken, sich höchstens um Rin scheren. Wobei das sowieso komisch genug war. Herr Eiskalt war ja nun nicht gerade als Menschenfreund verschrien. Was auch immer die Kleine gemacht hatte – der hatte sie ja quasi adoptiert. Und der Hanyou ertappte sich bei dem Wunsch, dass er doch wenigstens nur halb so freundlich behandelt werden würde, so als Bruder, naja, Halbbruder. Immerhin hatten sie wechselseitig nur noch sich als männlichen Anverwandten. Obwohl....freundlich wurde Rin ja eigentlich nicht behandelt, wenngleich sie das wohl so sah. Vielleicht sollte er auch weniger erwarten. Das war ein Youkai, ein eiskalter Mistkerl – es war ja schon toll, dass sie seit einigen Tagen ohne Duell gegeneinander ausgekommen waren. Vielleicht war das eben das Höchste, was man als Bastard von einem vollblütigen Halbbruder erwarten durfte. Ach, Mist. Er sprang an die Seite Sesshoumarus, der sich bereits auf den Weg gemacht hatte. Vermutlich war es eben das.Und er sollte sich darüber keine Hoffnungen machen oder Gedanken, eher darüber, wie er Kagome und Miroku durch diese dämliche Illusion bekam. Der Hundeyoukai gab durch nichts zu erkennen, dass er die zunehmenden Erschöpfung der beiden Menschen bemerkt hatte. Das war Inu Yashas Problem, nicht das seine. Immerhin, das musste er zugeben, hatten die Zwei wohl länger durchgehalten als es dieser törichte Kater erwartet hatte. Nun ja, er hatte nie bezweifelt,dass diese zusammengewürfelte Bande, die der Hanyou um sich geschart hatte, fähiger als der war. Inu Yasha gebrauchte seinen Kopf meist zu spät, war vorlaut, zeigte insgesamt ein Gebaren, das eines Youkai unwürdig wäre, noch dazu mit dieser Abstammung...Dieses Auftreten hatte er garantiert nicht von seinem, ihrem, Vater, allerdings wohl auch kaum von seiner Mutter. Izayoi hatte, bei den wenigen Treffen, die er mit ihr gehabt hatte, stets ein höfliches, höfisches Benehmen gezeigt. Sicher, sie war früh gestorben, aber man sollte doch annehmen, dass dieser törichte Flohgeist dem Jungen etwas beigebracht hatte, Hm. Er warf einen Blick seitwärts. Hatte der? Oder lernte Inu Yasha nur und ausschließlich von seiner Menschenbande oder aus Erfahrung? Das würde natürlich einiges erklären, inklusive des mehr als nachlässigen Umgangs mit Tessaiga. Dieser Narr hatte ja nicht einmal gewusst was die Windnarbe war, bis er sie ihm gezeigt hatte – wenngleich leider mit dem prompten Erfolg, dass der sie gegen ihn, ausgerechnet, zum ersten Mal einsetzen konnte. Doch, das könnte sogar sein. Inu Yasha lernte – von ihm, seinem älteren Bruder, Schwertkampf, wenngleich auf die harte Tour, von seinem Anhang andere Dinge. Was wiederum zu der Frage zurückführte: was hatte Myouga getan? Oder vielmehr: was so alles nicht? Kapitel 9: Die Halle des Schweigens ----------------------------------- Die Wanderung über die regelmäßig aufgereihten Hügel in der prallen Sommersonne wurde anstrengend, zumindest für die Menschen, aber sie beklagten sich nicht. Es gab keine andere Lösung als weiterzugehen, sich den nächsten Hindernissen zu stellen, gleich, wie müde gerade die Beiden mit magischen Fähigkeiten durch den Wandler schon geworden waren. Kagome blieb plötzlich stehen, als sie das Gefühl hatte, etwas verändere sich. Ihr Geist war langsam geworden, auch, wenn der Körper sich durch den Schlaf in der vergangenen Nacht etwas erholt hatte. Sie drehte den Kopf, nur, um festzustellen, dass auch der Wandermönch innerhielt und sie anstarrte. „Der Wandler...?“ hauchte sie. Er nickte. Ja, der Wandler. Irgendetwas war passiert, aber auch sein Verstand benötigte einen Moment. Die Hundebrüder vor ihnen hatten bemerkt, dass etwas nicht stimmte, und waren stehengeblieben, wandten sich nun um,. „He, alles in Ordnung?“ erkundigte sich Inu Yasha. „Der Wandler...“ Seine menschliche Freundin sah zu ihm: „Dieser ...Druck ist weg.“ „Er scheint uns nicht mehr auszusaugen,“ erläuterte Miroku etwas erleichtert: „Das wäre nur gut. Ich fürchte, allzu lange hätten wir nicht mehr durchgehalten ohne zu altern.“ „Keh!“ machte der Hanyou: „Was hat denn dieser dämliche Shimo jetzt schon wieder auf der Pfanne?“ Er sah beiseite, eine mehr instinktive als bewusste, Anfrage an den großen Bruder. Sesshoumaru stellte für sich fest, dass Inu Yasha tatsächlich, ab und an zumindest, mitdachte. Ja. Wenn der Wandler erloschen war oder wie immer man das bezeichnen wollte, hatte Shimo genug Energie gesammelt. Also war er an den Menschen nicht mehr interessiert. Und damit folglich auch nicht mehr daran ihn und seinen Halbbruder hier festzuhalten. Es konnte nicht mehr lange dauern. Je nachdem, was diese Katzen mit dem Wandler vorhatten. Dann würden sie sich hoffentlich ihnen stellen, ihm stellen. Bis es soweit war, sie diese Welt der Illusionen verlassen konnten, mussten sie eben weitergehen. So drehte er sich wortlos um. Inu Yasha hatte in den vergangenen Tagen immerhin einige Erfahrungen im Umgang mit dem schweigsamen Halbbruder zusätzlich gesammelt und kam sofort an seine Seite, ohne nachzufragen. Ja, der Wandler war weg, das mochte eine Erleichterung für seine Freunde sein, aber das hieß noch lange nicht, dass sie hier herauskommen würden. Hoffentlich hielt sich dieser Shimo an sein Wort und ließ die Menschen dann laufen. Sie waren auf der Höhe des nächsten Hügels angekommen, als die führenden Hundebrüder stehen blieben und die Gegend musterten. Die Menschen schlossen eilig auf, wobei sich Kagome und Miroku lieber an der Seite ihres Freundes hielten. Ein großes Gebäude aus massiven Felsen lag vielleicht tausend Schritte vor ihnen und keiner von ihnen zweifelte, dass dort die Liste der lästigen Hindernisse weitergehen würde. Kagome fühlte sich von dem riesigen, hohen, jedoch fensterlosen Haus zunächst an ein Einkaufszentrum erinnert, schloss jedoch aus, dass Shimo so etwas kannte. Was also sollte das? Aber was auch immer dort wartete, sie würden es wohl herausfinden müssen. Die Halbbrüder begannen mit dem Abstieg, dann Kagome mit Rin an der Hand und Miroku machte den Abschluss. Jedenfalls so lange, bis er große, in Stein gemeißelte, Zeichen an der Wand des Gebäudes erkannte: „Halt!“ Die Hundejungen gehorchten zwar und drehten sich um, aber er hatte das Gefühl, dass ihn zumindest der Ältere gleich in Streifen schneiden würde. So fuhr er eilig fort: „Das könnte Ärger geben. Diese Zeichen...ich hörte davon einmal. Das muss die Halle des Schweigens sein – oder zumindest Shimos Nachahmung davon.“ „Die Halle des Schweigens?“ wiederholte Kagome: „Weißt du mehr darüber?“ „Nun ja, wie der Name schon sagt, man darf dort nicht reden, um nicht zu sterben. Keine Schreie, kein... nichts.“ Der Mönch warf einen raschen Blick zu Inu Yasha: „Auch nicht beim Kämpfen oder so.“ „Keh!“ machte der: „Und was passiert, wenn man doch redet?“ „Dann stirbst du endlich,“ konstatierte sein älterer Halbbruder kühl. Auch er hatte bereits davon gehört. Es war angeblich einst eine Meditationsstätte für Dämonen und Mönche gewesen, als sie sich noch besser verstanden hatten. Erstaunlich, dass dieser Miroku davon gehört hatte. „Rin – schweig.“ Die Kleine nickte nur und jedem der Erwachsenen war klar, dass nichts und niemand sie nun zum Reden bringen würde – bis Sesshoumaru seinen Befehl widerrief. Dieser sah erneut zu dem Hanyou, aus der Kenntnis der letzten Tage innerlich eingestehend, dass man dem einiges mehr erklären musste, sollte der nichts Törichtes tun: „Ein Ton von dir in dieser Halle und du lernst die Grenzen meiner Vorstellungskraft kennen.“ Der Jüngere warf ihm nur einen raschen Blick zu: „He, schon gut. Mit dir will ich mich sowieso nicht unterhalten. - Was weißt du noch, Miroku? Gibt es da Gefahren?“ Der Hoshi nickte: „Ja, ich denke schon. Soweit ich weiß, soll das Schweigen dazu dienen, dass man Selbstbeherrschung erlernt und auch andere nicht ablenkt, die sich ebenfalls darin befinden. Allerdings weiß ich nicht, in wie weit sich Shimo daran gehalten hat, dass es um Meditation geht.“ Ehrlich ergänzte er. „Ich werde mir lieber mein Gürteltuch um den Mund binden.“ „Gute Idee, Kagome, hm?“ Inu Yasha sah zu seiner Freundin und erkannte etwas zu spät das Funkeln in ihren Augen: „Mach Platz!“ fauchte sie. Im nächsten Moment zuckte sie zusammen, stand doch der Ältere der Hundejungen knapp vor ihr – und sie hatte gerade ihre Unzuverlässigkeit zum Thema Schweigen bewiesen. Leider legte sie nun gar keinen Wert darauf die „Grenzen seiner Vorstellungskraft“ kennenzulernen, wenn es darum ging, dass andere den Mund halten sollten. So presste sie ihre Hand vor ihre manchmal etwas zu temperamentvolle Klappe und nickte nur eifrig. „He, lass sie!“ Inu Yasha rappelte sich gerade wieder auf: „Sie wird schon nichts mehr sagen...“ Es war recht nett, dass er sie trotzdem verteidigen wollte, erkannte sie an, und griff zu dem roten Tuch ihrer Schuluniform: „Ich werde mir wohl lieber auch etwas umbinden. Du weißt, manchmal erschrecke ich doch....“ Der Hanyou war ein wenig überrascht, dass sie so nachgab. Meist war sie ebenso stur wie er selbst: „Wenn du meinst....Was ist sonst noch in dieser dämlichen Halle zu erwarten?“ Miroku, der seinen Gürtel bereits in der Hand hatte, schüttelte den Kopf: „Sie sollte als Meditationsort dienen. Mehr weiß ich nicht. Aber Rin bleibt besser zwischen Kagome-sama und mir. Falls dort doch etwas....Unerwartetes kommt.“ Sesshoumaru nahm das als Angebot zur Kenntnis. Gut. Dann brauchte er sich nur noch um den vorlauten, impulsiven Hanyou....Moment. Genau das und der dürften das größte Problem darstellen. Aber wie dieser Narr auf den Vorschlag sich knebeln zu lassen reagieren würde konnte er sich vorstellen. Der jüngere Halbbruder erwartete förmlich diesen Satz und knurrte: „Nein, das werde ich sicher nicht machen. Rin braucht ja auch nichts.“ Das stimmte, nur lagen zwischen Rin und Inu Yasha ungefähr die gesamten japanischen Inseln was den Punkt Selbstkontrolle betraf. Hier würde vermutlich nur ein Duell und ein Sieg durch ihn selbst den Jüngeren dazu bringen sich den Mund verbinden zu lassen. Nutzlose Zeitverschwendung. Erst einmal waren Shimo und sein Bruder dran. „Schweig!“ befahl er daher nur und ging weiter. Inu Yasha war sofort neben ihm. Am liebsten hätte er dagegen protestiert so herumkommandiert zu werden, aber damit würde er diesem Typen ja nur recht geben. Er würde eben beweisen, dass er ebenso den Mund halten konnte, wie Rin. Jawohl. Er war zuverlässig. Im Näherkommen entdeckten sie eine Tür, eher ein Portal, aus ähnlichem Material wie die gesamte Halle, zweiflügelig und etwas höher als ein Mensch. Lautlos öffneten sich die Flügel vor dem Quintett. Dahinter herrschte Halbdunkel, keine vollkommene Finsternis, was einen möglichen Kampf erleichtern würde, wie die Halbbrüder in seltener Einigkeit dachten. Die gewisse Helligkeit entstammte den Wänden, wie alle erkannten, als sie die Halle betreten hatten und das Tor prompt hinter ihnen ebenso lautlos wieder zuschwang. In der Mitte der linken Seite und in deren weit entfernten Hintergrund waren ebensolche Portale zu erkennen – und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war eines davon falsch oder führte noch tiefer in die Welt der Illusionen. Allerdings gab es noch einen zusätzlichen Haken. Fast kreuz und quer verliefen tiefe, mehr oder weniger breite, Spalten durch den Boden, eine Art Labyrinth formend, durch das die Menschen, die bis hierher gelang waren, wohl hindurch finden sollten, um zu den Ausgängen zu gelangen. Die Hundebrüder konnten dumpfe, aber bewegte, Luft wittern, sicheres Zeichen, dass diese Spalten nicht nur sehr tief hinabreichten, sondern womöglich auch noch bewohnt waren. Umso wichtiger wäre es hier rasch – und natürlich lautlos - durchzukommen. Sesshoumaru wich beiseite. Inu Yasha unterdrückte gerade noch seine Frage, was das denn werden sollte, als er die kurze Kopfbewegung bemerkte – die Menschen sollten voran gehen. Aha. War sich der Herr Halbbruder etwa nicht sicher wie er den Weg durch diesen Irrgarten finden sollte oder hatte er irgendetwas wahrgenommen, das ihm verborgen blieb? Jedenfalls ging auch der Hanyou einen Schritt zurück. Kagome blickte fragend zu Miroku. Sie hatte zum einen Rin an der Hand, zum anderen hatte der Wandermönch in den letzten Monaten bewiesen, dass er mitdenken konnte – jedenfalls, solange keine hübsche Frau in Reichweite war. So nickte der und machte den Anfang, musterte gründlich das Rätsel, das Shimo hier seinen Gefangenen vorgelegt hatte. Es musste einen Weg geben, schließlich hatte der Kater bislang fair gespielt. Nur – zu welcher Tür? Auch er war der Überzeugung, dass bloß eine richtig sein konnte. Gab es etwa nur einen Weg hier durch – dann gab es auch nur eine Lösung. Gab es aber jeweils einen Weg zu beiden Türen mussten sie sich entscheiden. Er dachte nach. Offenbar hatten auch die Halbbrüder keine Ahnung, denn er hätte gewöhnlich irgend eine Regung bei Sesshoumaru erwartet, dass er hier so lange nur rumstand und nachdachte. Hm. Eine der Türen war falsch...oder waren beide richtig? Führten sie nur zu den nächsten Prüfungen hier? Er wanderte mit dem Finger symbolisch durch die freien Plätze, prallte immer wieder auf Spalten, aber dann bemerkte er, dass es nach links einen Weg gab – vorbei an zwei sehr breiten Spalten, die einmal von rechts und von links kamen, und jeder Menge kleinerer, die alle die selbst für Menschennasen dumpfe Luft ausstrahlten. So wandte er sich um und deutete zu dem linker Hand von ihnen liegenden Portal, ehe er sich langsam auf den Weg durch das Labyrinth machte, sofort gefolgt von Kagome und Rin. Die Halbbrüder warteten ab. Beide waren sicher, dass sie einfach über diese Spalten springen konnten, aber sie wollten aufpassen. Irgendetwas existierte in mindestens einer der Spalten, da waren sie sich buchstäblich schweigend einig. Und das sollte keine Gelegenheit erhalten sich über die Menschen herzumachen. Überdies: falls Miroku sich geirrt hatte, könnten sie ebenso den Rückweg der Drei decken. Lange Minuten vergingen ohne dass etwas Störendes geschah. Die Menschen hatten bereits eine der breiten Spalten – die von rechts auf sie zulaufende – passiert und waren der Tür und damit hoffentlich dem Ausgang schon ein gutes Stück nähergekommen, als Sesshoumaru eine deutlichere Witterung in die Nase bekam. Nur ein Hauch, aber mehr als zuvor. Ja. Etwas war dort unten in den nicht einsehbaren Tiefen, etwas, das sich bewegte. Und zwar auf die Menschen zu. Er hob den Kopf. Sie mussten von der zweiten breiteren Spalte weg, so schnell es ging weiter: „Hoshi!“ Immerhin verstand dieser Miroku und rannte los, gefolgt von den beiden Mädchen, dachte er noch, ehe ihn der fast triumphierende Blick Inu Yashas daran gemahnte, dass soeben ER geredet hatte, seine mangelnde Selbstbeherrschung wohl just bewiesen hatte. Darüber verärgert zog er. Der Hanyou sah ihn auch prompt erschreckt an, hoffentlich schuldbewusst, nein, nicht ihn sondern etwas hinter ihm! Er fuhr herum, noch während sein Halbbruder ebenfalls zum Schwert griff. Zu spät. Etwas schoss zwischen sie, eine riesige, schlangenartige Gestalt, und schleuderte sie auseinander. Sesshoumaru gelang es gerade noch mit einem Überschlag sich am Rand der Spalte zu fangen. Und er musste feststellen, dass sein Plan, da einfach hinüberzuspringen, wohl nicht funktionieren würde. Da war Magie am Werk, im Zweifel Shimos, und verhinderte, dass er fliegen konnte, ja, sein Youki voll einsetzen konnte. Er wandte sich um. Was war das gewesen? Und wie konnte man es töten? Das fragte sich auch soeben Inu Yasha. Um nicht fortgeschleudert zu werden, hatte er mit der Rechten mehr instinktiv als überlegt nach etwas an dem Wesen gegriffen. Jetzt stellte er fest, dass es sich um ein gewundenes Horn handelte, dass sich seitlich am Kopf des Lindwurms befand. Ein Drache, den sich Shimo wohl selbst ausgedacht hatte. Leider war das Reptil von seinem neuen Anhängsel nicht sonderlich begeistert und warf seinen Kopf herum um den Hanyou loszuwerden. Dieser klammerte sich mit der Rechten an das Horn. Als er rücklings auf der Schlange landete, packte er das zweite Horn über seinem Kopf. Dergestalt war er erst einmal gesichert, wenngleich er auf diese Weise Tessaiga nicht ziehen konnte. Ein wilder Ritt, so Rücken an Rücken mit einem Drachen, dachte er. Was trieb eigentlich der Hauptschuldige für diese vermaledeite Lage? Konnte der Herr Halbbruder denn seinen Mund nicht halten? Nie sagte der was, aber ausgerechnet jetzt...schön, er hatte die Menschen gewarnt, aber...Wo steckte der denn? Musste er hier denn alles allein machen? Wie kam er bloß an sein Schwert ohne bei einer der heftigen Kopfbewegungen vor dem Maul des Drachen zu landen? In diesem Moment sah er auf und erkannte seinen Halbbruder über sich. Der Hundeyoukai musste einen gewaltigen Sprung hingelegt haben um derart oberhalb des Reptils zu sein. Er hatte noch Tokejin in der Rechten und richtete es soeben nach unten aus. Inu Yasha sah etwas entgeistert, dass das wohl ein Angriff auf diesen Drachen werden sollte. Leider befand er sich zwischen der Klinge und diesem. Was sollte er jetzt nur tun...? Schön, Sesshoumaru wollte anscheinend nicht unbedingt ihn treffen, Tokejin zielte auf den sich wild bewegenden Kopf, aber das konnte ebenso gut aus Versehen passieren – oder eher, er als erwünschter Mit-Schaden gelten, wenn Sesshoumaru bäuchlings auf dem Genick des Drachen landete und damit auf ihm - ihn mit den Dornen seiner Rüstung aufspießte. Das galt es zu verhindern. So packte der Halbdämon nur die Hörner noch fester, als er ein heftiges Aufbäumen seiner Unterlage nutzte und sich emporschwang. Während er seine Klinge in den dicken Schädel des Reptils trieb, erkannte Sesshoumaru fassungslos, dass der Hanyou seine Beine um seine Hüften schlang, sich an ihm festklammerte. Das war doch die Höhe! Als ob er je derartigen Kontakt zu einem solch jämmerlichen Wesen wünschte oder gar beabsichtigt hatte. Inu Yasha klammerte sich sowohl an die Hörner als auch an seinen Halbbruder, bemüht, bei den Stößen des Reptils den Schwertabfangdornen dessen Rüstung zu entkommen, den und die von sich wegzuhalten. Das hatte der Hundeyoukai eben auch verstanden und ignorierte die Berührung, nur darauf konzentriert, Shimos nette Überraschung zu töten. Hoffentlich gelang das – es war eine Welt der Illusionen. „Sess...!“ brachte der Jüngere hervor, als er erkannte, WAS sich da aus dem zweiten Graben erhob. Drache Nummer Zwei und sie hatten schon bei einem nicht gerade gut ausgesehen. Wo steckten Kagome und der Rest? Er wandte den Kopf und versuchte sie zu entdecken, aber alles, was er erkennen konnte war eine offene Tür, dahinter eine Landschaft. Sie waren draußen. Gut. Immerhin das. Aber er musste jetzt echt selbst was tun. Sein Halbbruder besaß nur einen Arm und stieß damit seine Klinge irgendwo oberhalb seines eigenen Kopfes in den Drachenschädel. Das zweite Reptil holte gerade Atem für einen Feuerstoß – und er war der Einzige, der noch zu einem Schwert greifen konnte, ja, musste. So ließ er mit der Linken das Horn los und fasste nach Tessaiga. Gleichzeitig schlang er seine Beine fester um die schmale, metallumgürtete Taille seines Halbbruders und klammerte sich mit rechten Hand in dessen Haar und Boa, als er keuchte: „Wenn ich gewusst hätte, dass DAS die Grenze deiner Vorstellungskraft ist..." Sesshoumaru hätte gern passend darauf geantwortet, aber er war zu sehr damit beschäftigt seine Hand um Tokejin zu klammern und die Klinge immer weiter in ihre sich aufbäumende Unterlage zu treiben. Und das war der alleinige Halt, den sie nun zu zweit noch auf dem tobenden Reptil besaßen. Inu Yasha starrte seitwärts, seine einzige Möglichkeit abschätzend. Zugegeben, er hatte seine breite Klinge noch nie quer geschwungen, rücklings auf einem Drachen liegend, unterhalb seines Halbbruders, aber es musste eben sein. Außerdem ging er bei der Bakuryyuha gewöhnlich der Energie entgegen, das konnte er hier auch knicken. Aber wenn er das nicht hinbekam, waren sie alle beide wohl gegrillt. Und der Feuerstoß raste auf den Drachen zu, auf dem sie sich befanden, allerdings so gezielt, dass es den wohl kaum erwischen würde. Leider dachte dieser Kater mit und hatte seinen Geschöpfen Schläue eingepflanzt. Da war die Energie des Drachen, in Tessaiga seine eigene....Er ließ die Rückschlagwelle los. Dann geschah alles gleichzeitig. Inu Yasha fühlte, wie seine Unterlage spurlos verschwand, dass er stürzte, sich dabei instinktiv noch an seinen Halbbruder klammerte, ehe auch dieser Halt weg war. Er prallte hart auf den Boden der Halle, raffte sich aber eilig auf. Mit zwei Drachen auf dem Hals war Wehleidigkeit nicht gerade etwas, was man sich leisten sollte. Hustend starrte er in das Zwielicht, das sich durch den Staub nur noch verdunkelt hatte. Endlich konnte er etwas erkennen. Tiefe Furchen waren in den Fliesen zu erkennen, neue Spalten waren entstanden. Tessaiga eben. Sonst war nichts zu entdecken, kein Drache, kein... „Äh, Sesshoumaru?“ Die drei Menschen hielten erst außerhalb der Halle an. „Was war das?“ keuchte Kagome: „Ein Drache?“ Sie hörten Gerumpel in dem Gebäude, das eigenartigerweise nun fast fünfhundert Meter hinter ihnen war. „Sie kämpfen...sollten wir nicht...ihnen helfen?“ „Nein!“ Miroku, kaum besser bei Atem, sah sich um: „Das schaffen die Jungs schon....Und wir haben es auch geschafft...Das hier ist ein Gebirge, ein breites Tal, aber ich glaube sagen zu können, dass wir nicht mehr in der Welt der Illusionen sind...Das muss die echte Landschaft sein.“ Jetzt sah sich auch die junge Miko genauer um: „Möglich,“ gab sie zu: „Irgendwie fühlt es sich anders an..normaler... Rin-chan, wenn du irgendwas merkst, sag es uns, ja? Du hast ja auch diese Typen zuerst bemerkt.“ Die Kleine nickte, schwieg aber. Immerhin hatte ihr Sesshoumaru-sama noch nicht wieder erlaubt zu sprechen. „Was aber nicht heißt, dass wir nicht in Problemen stecken.“ Der Wandermönch deutete seitwärts: „Dort spüre ich eine ungeheure Kraft, Youki, aber was für eines...“ „Der Wandler?“ Kagome blickte unwillkürlich in die angegebene Richtung. „Der Wandler, ja. Und im Zweifel...nein, nicht der Wandler. Das bewegt sich, hierher....das könnte Shimo sein oder dieser Shin, oder beide...Jedenfalls niemand, dem wir in unserem Zustand über den Weg laufen sollten.“ „Wo bleiben denn die Beiden bloß?“ Kagome sah zu der Halle: „Wir können doch kaum wieder in die Falle gehen. Aber wenn uns Shimo hier erwischt...“ Ja, dachte Miroku, das war klar: „Gehen wir dort hinüber, das ist etwas weg von dieser Energiequelle. Vielleicht will er nur die Halle ansehen oder nachgucken, was die Jungs da treiben, und er kommt nicht zu uns....“ Eine vage Hoffnung, aber besser als keine, und so folgten die Mädchen ihm einen grasigen, mit Büschen bestandenen Hang aufwärts, das breite Tal mit dem rauschenden Bergbach unter sich lassend. Kapitel 10: Nii-san, mein großer Bruder --------------------------------------- Inu Yasha sah sich nochmals um. Kein Drache, das war die gute Nachricht. Nur, wo steckte dieser dämliche Hund? Er konnte ja schlecht den hier irgendwie allein mit Drachen lassen oder mit Shimo. „Sesshoumaru? He, nii-san, wo steckst du?“ Hatte dieser Bastard es gerade gewagt ihn als „mein großer Bruder“ anzusprechen? Der Hundedämon hätte nur zu gern passend darauf geantwortet – mindestens mit der Faust, besser mit dem Schwert, aber Letzteres benötigte er leider im Moment. Dank Shimos Magie konnte er sein Youki nicht voll einsetzen, zumal in dieser Spalte. Und dank Inu Yasha besaß er ja nur noch einen Arm...Der könnte sich auch mal nützlich machen. Inzwischen hatte der Hanyou die Spalten abgesucht und seinen Halbruder entdeckt. Als der Drache sich aufgelöst hatte, hatte er den wohl mit in die Tiefe gerissen. Immerhin hatte der noch die Geistesgegenwart besessen Tokejin aus dem Reptil zu ziehen und es in die Wand zu treiben. Daran hing er nun, ungewohnt unelegant. Inu Yasha musste das Grinsen unterdrücken. Aber ihm war nicht nur bewusst, dass das das nächste Duell provozieren würde, ihm war auch klar, wie man sich in so einer verflixten Lage fühlte. Und er hatte zu oft in seinem Leben bereits in der Klemme gesessen. So kniete er nieder, legte sich hin und streckte die Hand aus: „Ich weiß, dass du es hasst angefasst zu werden, aber ich werde jetzt dein Handgelenk packen und dich hochziehen. Tokejin darfst du allerdings anschließend selbst befreien....das Mistteil würde mich umbringen. - Naja, umbringen wollen.“ Man musste sich ja nicht selbst verleugnen. „Die Anderen sind übrigens raus.“ Er legte seine Finger um die Markierungen am Handgelenk des Älteren: „Hab dich. Jetzt musst du nur noch Tokejin loseisen und mitnehmen.“ „Die zweite Hand!“ „Was?“ Erst dann begriff Inu Yasha, dass sein Halbbruder ihm nicht zutraute ihn mit nur einer Hand zu halten. Schön, was traute der ihm überhaupt zu? Aber er gehorchte, auch, wenn es ihm ein komisches Gefühl verursachte mit dem Kopf voran in eine Spalte zu gucken und sich nirgends mehr festhalten zu können. Immerhin war ihm jetzt klar, wieso der werte Herr da überhaupt abhing – da war kaum Youki zu spüren. Und auch er selbst fühlte wie seines absank. Wieder eine kleine Falle dieses wild-gewordenen Katers: „Alles klar, ja. Ich ziehe..jetzt!“ Er rutschte etwas zurück, in dem er sich wand, spürte jedoch die plötzliche Last in seinen Händen, den heftigen Ruck, als Sesshoumaru Tokejin aus dem Fels riss. Und nur noch in seinem Griff hing. Der war schwerer als gedacht. Irgendwie hatte er immer geglaubt wer fliegen könne wäre auch leichter. Nun gut, irgendwo musste sich diese ganze Kraft ja auch verstecken. Aber der dachte mit, stellte er dann fest, als er spürte, dass sich das Gewicht wieder minderte. Er konnte nicht in die Spalte sehen, da er sich wohlweislich immer weiter zurückzog, aber er erriet unschwer, dass sich der ach so vornehme Hundeyoukai mit den Füßen abstützte, mit jedem Zentimeter höher auch mehr Youki gewinnend, und schließlich empor sprang, ihm dabei fast die Arme auskugelnd. Er rollte sich ab und sah zu seinem älteren Bruder auf, der wortlos seine Klinge wegschob. Danke würde der sicher nie zu ihm sagen. Aber allein, dass er ihn auf diesem Trip schon zwei Mal etwas würdelos gesehen hatte, war den Spaß wert gewesen. Und natürlich, dass Kagome, Miroku und Rin jetzt in Sicherheit waren. Hoffentlich. Er sprang auf. Es wäre zwar nett Sesshoumaru daran zu erinnern, dass er sich hier wie ein Welpe hatte herausziehen lassen müssen, aber die Drei waren da draußen irgendwo und wer wusste schon welche Schikane als nächstes aufkreuzte. „Inu Yasha.“ Er drehte sich um: „Äh, ja?“ Da kam bestimmt kein Danke. Sein Halbbruder stand fast wie der Tod persönlich vor ihm. „He, schon gut. Ich erzähle es nicht weiter.“ Darum ging es doch sicher. Darum und den guten, eher bösen, Ruf. Seit wann verstand der Hanyou etwas ohne ausführliche Erklärungen? Wortlos schritt Sesshoumaru an ihm vorbei, zum Portal. Inu Yasha folgte, seltsam gut gelaunt, freilich ohne es zu zeigen. Seine Laune stieg noch, als er sich draußen umblickte und seine Freunde samt Rin auf einem Hügel entdeckte, die winkten. „Da oben sind sie. Es ist vorbei.“ Hier gab es nur ein Tal mit einem Bach, Büsche, Bäume, keine Ungeheuer oder Drachen. Und überhaupt wirkte alles echt. „Nein.“ „Hm? Wir stecken immer noch in dieser Illusionswelt?“ „Frag deine Nase.“ Das solide, sich nähernde, Youki sollte überdies auch ein Mischling mitbekommen. Der Ältere der Hundebrüder blickte aufmerksam das Tal entlang. Ja, da kam jemand. Und der war interessant. Ein Youkai, in mit Bändern verbundener Rüstung mit Schwert, so, wie es auch Shin getragen hatte. Aber auf dem Kopf trug der Unbekannte die Mütze mit dem herabhängenden blauen Stoff wie Shimo. Der Fremde besaß jedoch eindeutig beide Arme. „Noch so ein Katzenbruder,“ stöhnte der Hanyou: „Hier muss ja ein Nest sein.“ „Zwei in eins.“ Das war die zulässige Schlussfolgerung, warum sich Shimo den Wandler zugelegt hatte. Nicht, dass Sesshoumaru es nicht verstehen konnte, dass man stärker werden wollte, mächtiger – aber dafür sich einen Körper mit seinem Bruder zu teilen, verursachte ihm ein eiskaltes Gefühl in der Magengegend. Abgesehen davon hatten diese Katzenbrüder ihm schon genug Zeit gestohlen. Er legte die Hand an den Schwertgriff, wartete jedoch ab. Inu Yasha trat neben ihn: „Zwei in eins? Du meinst, sie sind zu einer Person verschmolzen? Das ergibt doch keinen Sinn.“ „Als ob du einen machst.“ „Oh, danke.“ Er hatte eigentlich gehofft, dass das einstweilen nicht mehr käme. Aber auch er fasste nach Tessaiga, als der Fremde fast hundert Schritt von ihnen entfernt stehenblieb und seinerseits die Rechte an seine Scheide legte, bereit zu ziehen, aber noch abwartend. „Bist du jetzt Shimo oder Shin?“ rief er hinüber. „Shimoshin,“ kam die stolze Antwort: „Der beste Krieger und der beste Magier der Welt. - Ich muss euch gratulieren, dass ihr es geschafft habt samt den Menschen bis hierher zu kommen, meine kleinen Illusionen zu überstehen. Ich halte mein Wort, die Menschen brauche ich nicht mehr. Sie können gehen.Wir sind eines geworden, stärker, besser, fähiger.“ „Der Letzte, der zu mir gesagt hat, was er für ein toller Krieger ist, hält sich inzwischen nur noch für den Zweitbesten,“ gab Inu Yasha zurück, wohlweislich, ohne zu erwähnen, dass der Typ neben ihm stand. Es war nicht notwendig Sesshoumaru damit bloßzustellen, dass er ihm einen Arm gekostet hatte. Wichtiger war es diesen Shimoshin aus dem Verkehr zu ziehen. Diese verrückten Kater hatten tatsächlich die Menschen entführen lassen um miteinander zu verschmelzen. Bei der Vorstellung, sich mit Sesshoumaru einen Körper teilen zu sollen, bekam er einen Würgereiz. „Was für ein vorlauter, kleiner Hanyoubruder. Und ein Youkai, der sich auf ihn verlässt.“ Shimoshin warf dem regungslos dastehenden Hundeyoukai einen amüsieren Blick zu: „Schlecht erzogen von eurer Mutter.“ EURER Mutter? Schlecht erzogen? Sesshoumaru hätte jederzeit bestätigt, dass nach Izayois Tod bei Inu Yashas Erziehung alles den Bach hinunter gegangen war, aber was hatte SEINE Mutter damit zu tun? EURER Mutter? Schlecht erzogen? Inu Yasha hätte gern zugegeben, dass bei der Erziehung seines Halbbruders in Punkto Arroganz und Narzissmus einiges schief gelaufen war, aber was hatte SEINE Mutter damit zu schaffen? Der Hanyou zog Tessaiga: „Falls du uns ärgern willst, Katerchen – das ist nicht nötig. Ich für meinen Teil werde auch so gegen dich kämpfen. Und dich unter die Erde bringen.“ Wenn man den oder die oder wie auch immer man diesen Kombikater bezeichnen sollte, nicht stoppte, würden noch andere Leute dran glauben müssen. Zu viele Menschen waren schon für sie gestorben. Aus den Augenwinkeln sah er, dass auch sein Halbbruder zog. „Na, dann testen wir mal an, was du so drauf hast, Shimoshin.“ Er jagte die Windnarbe los, nicht überrascht, dass der neu-erschaffene Kater sofort seine Klinge in der Hand hielt und mit einer raschen Drehung das Kaze no kizu förmlich beiseite warf. Das war zu erwarten gewesen, dachte Sesshoumaru, während er seinerseits seine Energie mit der seines Schwertes verband und ebenfalls einen als Probe gedachten Angriff startete – allerdings auf die linke Seite des Katers gezielt, wo dieser keine Waffe trug. Da war noch etwas, immerhin war Shimo der nicht völlig unfähige Magier gewesen und der musste da noch drinstecken. Shimoshin hob die Linke, die Rechte mit seinem Schwert bereits wieder in Position bringend. Um seine unbewaffnete Hand erschien flirrend rot der Schimmer seines Youki, dann bildete sich ein großer Schild, an der die Attacke buchstäblich verpuffte. Ja, das würde interessant werden, dachte der Hundeyoukai, sicher, dass das bei weitem noch nicht das volle Youki der Katzenbrüder gewesen war. „War das schon alles?“ erkundigte sich Shimoshin: „Ihr enttäuscht mich ja.“ „Blödsinn.“ Inu Yasha hob Tessaiga erneut, sah aber rasch zu seinem Halbbruder: „Dieser komische Schild ist aus Youki, also, keine Magie oder so etwas.“ Dann konnte er damit umgehen. Nur mit Zauberei und Illusionen hatte er definitiv nichts am Hut. Im nächsten Moment musste er beiseite springen um einem Energieangriff Shimoshins auszuweichen, der den kurzen Moment der Unaufmerksamkeit unverzüglich genutzt hatte. Sesshoumaru lud diesmal Tokejin mit mehr Youki auf. Eine scharfe Bewegung seines Handgelenks ließ Dutzende kleiner Sicheln auf den Gegner zulaufen, der prompt erneut den Schild errichtete. Erst dann sagte er: „Das ist ein Nebelkrieger, du Narr.“ Diese Attacke war kaum zehn Schritt an ihm vorbeigelaufen, fast hätte er sich bewegen müssen. „Ja, ich weiß.“ Inu Yasha war mehr überrascht angesprochen zu werden als bereit sich über die Kritik zu ärgern. Das nächste Mal musste er besser aufpassen und vor allem diesem Idioten die eigene Energie wieder mit der Bakuryyuha zurückschicken. Irgendwann würde der schon müde werden, zu viel Youki in seine Verteidigung stecken, die der Kater ja auch gegen die Angriffe seines Halbbruders benötigte. Die drei Menschen oben auf dem Hügel betrachteten den Kampf. „Sie kommen nicht durch seine Verteidigung,“ meinte Miroku: „Aber sie scheinen mal als Team zusammenzuarbeiten. Sesshoumaru geht auf diesen Schild....“ „Sie arbeiten nie als Team,“ seufzte Kagome: „Naja, irgendwie schon, das haben wir ja gerade in den letzten Tagen gesehen, aber ich fürchte eher, das ist so ein: „Ich hau, du haust und dann gucken wir mal“-Plan. Inu Yasha hat doch nie einen. Und wer auch immer der Kerl ist – er hält gut mit ihnen mit, obwohl er allein ist.“ „Das ist die Frage. Der hat so viel Youki, das würde normal für zwei, durchaus mächtige Youkai reichen. Sie erwähnten doch diesen Shimo und seinen Bruder Shin. Der eine Magier, der uns diese Illusionen aufhalste, der andere der Anführer der Nebelkrieger. Was, wenn das die Beiden sind, nur als eine Person? Für einen Zauberer sollte das möglich....Moment. Genau. Dafür brauchten sie den Wandler.“ „Was für eine hundsgemeine...ich meine, verrückte Idee...“ Sie sollte aufpassen. Zwar waren beide Hundejungen nicht gerade in Hörweite, nicht mal für diese guten Ohren, und auch durch den Kampf abgelenkt, aber es gab wohl Wörter, die sie besser nicht aussprechen sollte: Hundstage, Hundewetter und so weiter. „Aber – wenn einer von ihnen der Anführer der Nebelkrieger war oder ist...“ Sie sah sich unwillkürlich um. Der Hoshi nickte: „Ja, dann könnte es gut sein, dass wir Ärger bekommen. Und das in unserem müden Zustand. Hoffentlich werden die Jungs da unten mit dem Anführer fertig ehe das passiert.“ „Dieser Idiot pariert jeden unserer Angriffe,“ stellte Inu Yasha etwas frustriert fest, als auch seine Bakuryyuha nicht den erwünschten Erfolg gebracht hätte. Es war nervtötend, wenn sich der Gegner nur verteidigte.So machte das ja keinen Spaß. Nicht einmal gegen diesen Kombikater. Das klang schon wieder so nach kleinem Bruder. Um sich nicht vor den Katzenyoukai zu beschämen, sagte Sesshoumaru: „Halt den Mund.“ Der Hanyou wollte gerade aufbegehren, als er seine Aussage ebenfalls bedachte – und die Wirkung. Nein, er wollte sich wirklich nicht noch mal vor den beiden fremden Brüdern, genauer Shimoshin, blamieren. So sagte er nur: „Ja, nii-san.“ Immerhin mochte es Sesshoumaru nicht so von ihm angeredet zu werden, aber woher sollten die Kater das wissen. Musste er denn hier immer vorher denken, ehe er redete? Ja, Kagome warf ihm das ja auch oft genug vor und setzte ihr „Mach Platz“ gleich danach ein, aber...Nun, er sollte dem Kater mal zeigen was hier ein Hanyou anrichten konnte. So jagte er erneut ein Kaze no kizu über den Kampfplatz, mit deutlich mehr Nachdruck. Zu seiner gewissen Befriedigung bereitete es ihrem Gegner doch diesmal gewisse Mühe die Energie einfach beiseite zu schleudern – in den Bach, dessen Wasser hoch aufgischten. Dieser ...törichste Sohn Vaters hatte ihn schon wieder mit Älterer-Bruder angesprochen! Wollte der ihn ärgern? Immerhin kämpfte er jetzt wieder und gab keine überflüssigen Kommentare ab. Mit gewissem Ingrimm hob der Hundeyoukai Tokejin waagerecht: „Souryuha.“ Und seine Drachenwelle richtete sich diesmal nicht gegen die Schildsseite Shimoshins, sondern auf das Schwert, das von der Verteidigung gegen Inu Yashas Angriff gerade zurückgeschwenkt wurde. Der Kater verlor es fast aus der Hand, als er gleichzeitig die Klinge in die Richtung seiner Gegner bringen wollte und seinen Schild auf der sozusagen falschen Seite bauen musste. So zog er den sachlichen Schluss und richtete sich auf: „Es war nett mit euch zu spielen, Hundewelpen.“ Sesshoumaru zog ein wenig die Augen zusammen. Ja, jetzt erhöhte Shimoshin die Energie. Und das konnte beides bedeuten – Klinge oder Magie. Mit einem Schwertangriff würde Inu Yasha fertig werden, das wusste er selbst nur zu gut, aber in den letzten Tagen hatte er auch erkannt, dass der Hanyou eben einer war und in der Zauberkunst noch hilfloser als Myouga. Bedauerlicherweise hatte der Jüngere ihn erst vor wenigen Minuten aus einem Spalt gezogen aus dem er sich unsäglicherweise nicht selbst befreien konnte. Jetzt musste er diese Schuld bezahlen, das war er seinem eigenen Stolz schuldig – und daran war Shimo schuld. Oder das, was aus dem und dessen Bruder geworden war. Der Gegner. Shimoshin sah in dem Jüngeren und erbärmlichem Halbblut den Schwächeren der Beiden, die es gewagt hatten sich ihm und seiner Perfektion entgegen zu stellen. So wandte er seinen ersten wirklichen Angriff diesem zu. Die Anderen hatte der zurückwerfen können, aber das war weniger als die Hälfte seiner Macht gewesen, und er hatte mit seinem eigenen Youkischild diese Baa..Baku...irgendwas abwehren können. Inu Yasha sprang der Attacke zum ersten Mal entgegen, suchte mit Tessaiga die Mitte der diesmal wirklich gesteigerten Energie und verband sie mit seinem eigenen Youki, schleuderte die Rückschlagwelle. Durch den plötzlich verkürzten Abstand reichte die Zeit zum Errichten des Schildes nicht und der Kater sah sich gezwungen beiseite zu springen. Hinter ihm zersplitterte ein Berghang buchstäblich zu Staub. „Nicht schlecht, Kleiner,“ sagte Shimoshin: „Du kannst dich gut verteidigen für einen Bastard. Aber das reicht dir nicht zum Sieg, nicht einmal zum Überleben. Ich bin sicher, dass dir bald die Kräfte ausgehen werden.“ „Keh,“ machte der Hanyou: „Immer die gleichen dämlichen Sprüche. Ich bin bloß immer noch da.“ „Inu Yasha.“ Diesen Einwurf seines Halbbruders nahm der Angesprochene wie es gemeint war: als Warnung, und fasste Tessaigas Griff fester, als er sich breitbeinig hinstellte. Vermutlich hatte der was mitbekommen...Moment, wieso griff der eigentlich nicht mehr an? Lief da wieder was zusätzlich mit Magie? So sagte er nur ungewohnt gehorsam, ohne jedoch den Blick von seinem Widersacher zu nehmen. „Ja, nii-san.“ Das gab es doch nicht, knirschte der besagte große Bruder innerlich, schwieg jedoch. Da würde noch etwas anderes als nur dieser eine Schwertangriff kommen und dann musste er, konnte er, als Einziger sie beide decken. Die Attacke des Anführers der Nebelkrieger war noch einmal stärker. Inu Yasha hatte tatsächlich Mühe es zu parieren und musste sich dagegenstemmen. Und ihm war klar, dass er ohne die Warnung diesmal überlaufen worden wäre. So waren es nur ein paar Kratzer, die würden heilen, aber dieser Schnurrhaarträger hatte ja echt was drauf. Er sollte aufpassen. Shimoshin dagegen warf nach seinem folgenden Angriff einen verdächtigenden Blick auf den Hundeyoukai, der nicht mehr attackierte, sondern anscheinend seelenruhig zusah, wie er auf den Jüngeren losging. War der so überzeugt von dessen Fähigkeiten – oder sah nur eine elegante Lösung die Familienschande loszuwerden ohne mit irgendeinem Elternteil, natürlich dem gemeinsamen dämonischen, Ärger zu bekommen? Denn eines war ja wohl jedem Youkai klar – bei dieser Art der Verteidigung, immer die eigene Energie mitzuschicken, hatte man einen unglaublichen Youkiverlust innerhalb kürzester Zeit. Deswegen machten das auch nur wenige, und die spielten in der Oberliga. Nun gut, der ältere Hund würde das wohl eine Weile durchstehen, aber doch nie ein Halbblut. Tja, noch ein wenig spielen, ehe er sich den wahren Youkai vornahm. So jagte er unverzüglich die nächste, ebenso starke Attacke hinterher. Inu Yasha wäre um ein Haar überrascht worden, da er eigentlich damit gerechnet hatte, dass dieser Trottel von einem Kater sich auch mal an Sesshoumaru wagen würde, aber offenbar erschien er ihm wirklich als der leichtere Fall. Es gelang ihm die erste Welle zurückzuwerfen, die zweite nur halb. Er wurde rücklings zu Boden geschleudert. Dunkle Flecken bezeugten, dass ihn auch das Feuerrattengewand kaum hatte schützen können. Kagome oben rang besorgt nach Atem, sah dann jedoch, dass er wieder aufstand. Sie wusste, dass er viel mehr als ein Mensch ertrug – aber er allein gegen den Anführer der Nebelkrieger? Wieso unternahm Sesshoumaru nichts? Im nächsten Moment erkannte sie die Antwort. Inu Yasha hatte kaum gestanden, als der nächste Angriff auf ihn zuschoss – und er war nur bedingt abwehrbereit. So sah er sich gezwungen praktisch mit der blanken Klinge das Youki anzunehmen, sich dahinter als einzigem Schutz zu verbergen – ein mehr als magerer, aber es gelang ihm die dämonische Energie zu spalten, das Meiste davon rechts und links an sich vorbei zu leiten. Das war knapp gewesen, er hatte erneut Blessuren einstecken müssen, Prellungen, Schnitte – das war noch nicht tragisch aber würde ihn langsamer machen. Shimoshin setzte sofort nach. Wieder lud er seine Klinge mit seinem Youki auf. Das würde eng werden, dachte Inu Yasha und klammerte sich an Tessaigas Griff. Etwas leuchtete vor ihm auf, blau, gleißend hell, so dass er für einen Augenblick nichts mehr erkennen konnte, aber er spürte seine große Klinge in seiner Hand zittern. Erst dann sah er was passiert war. Sesshoumaru hatte sich zwischen ihn und diesen dämlichen Kater bewegt, sichtlich im Vertrauen auf Tenseigas Fähigkeiten, das er in der Hand hielt. Oder? Jedenfalls hatte der Bannkreis des schützenden Schwertes den und damit auch ihn gerettet. Vielleicht wäre ein Danke angebracht? Kagome und Kikyou bestanden ja immer drauf.....Aber der Blick, den ihm sein großer Bruder zuwarf, während er erneut seine Schwerter wechselte, verhieß nichts Gutes. Der Hundeyoukai, der wirklich schnell geworden war, um die Klingen auszutauschen und dazwischen zu gehen, sah seine Schuld beglichen und meinte nur kalt, bereits wieder auf den Kater blickend: „Das wird nicht wieder vorkommen.“ Inu Yasha wandte sich ebenfalls dem Gegner zu, nicht willens sich das unkommentiert bieten zu lassen: „Ja, nii-san.“ Und Sesshoumaru sagte den einzigen Satz, von dem er selbst nicht einmal im Alptraum geglaubt hatte ihn auszusprechen: „Inu Yasha, hör auf mir zuzustimmen!“ Kapitel 11: Shimoshin --------------------- Das war ja ein unmöglicher Satz, dachte Inu Yasha: der Befehl, dem ach so tollen Herrn nicht zuzustimmen? Er hätte gern ja das nächste „nii-san“ hinterhergesetzt, aber „Ja“ wäre die falsche Antwort und „Nein“ auch, zumal, wenn dieser Kombikater einem noch im Weg rumstand. So nett es war Sesshoumaru auch mal zu ärgern und nicht immer das „törichter Hanyou“ auf sich sitzen lassen zu müssen, nicht, wenn da drüben noch ein Gegner rumstand, der sie anscheinend beide in Schach halten konnte. Naja. Noch, eben. Er war schon mit ganz anderen Typen fertig geworden und das allein. So erwiderte er nur: „Keh!“ Moment mal. Kater? Katzen hatten es doch nicht so mit Wasser, oder? Ja, das war mal eine nette Idee, zumal Sesshoumaru anscheinend auch wieder mitspielen wollte und eine Drachenwelle auf Shimoshin losjagte, der seinen Schild diesmal vor sich errichten musste. Hm. Die Souryuha sah wirklich recht nett aus, so blau schimmernd, vor allem, wenn man sie nicht aus der falschen Perspektive erblickte, aber jetzt war es mal Zeit diesen verrückten Kater abzukühlen. Inu Yasha schwang die breite Klinge seines Schwertes und suchte die Windnarbe zwischen sich und Shimoshin, ehe er sie im letzten Moment nicht auf den Gegner zurasen ließ sondern nach rechts zog – auf den Bach zu. Wo zielte der denn hin, dachte der Hundeyoukai verwundert, ehe er bemerkte, dass die Energie des Kaze no Kizu den Bach förmlich aufriss, die Wasser hochschwappten. Das hatte der törichte Hanyou beabsichtigt – nur, wieso und wozu? Das kühle Bachwasser stürzte förmlich auf ihren Gegner zu. Seit wann war Wasser für Youkai tödlich? Shimoshin bewies sofort, warum Nebelkrieger und Magier in einem kein zu unterschätzender Widersacher war. Noch während seine Linke empor zuckte, einen gleißend hellen Strahl gegen das Wasser schoss, dieses förmlich im Nichts auflöste – ohne die Augen von den Halbbrüdern zu lassen - , jagte er mit dem Schwert einen Youkiangriff auf Sesshoumaru los. Er war sicher, dass diese Hundejungen das abgesprochen hatten, ihn irgendwie dadurch ablenken wollten und von dem Älteren jetzt eine volle Attacke kommen müsste. Sesshoumaru parierte den Angriff mit seinem eigenen, bläulich empor flirrenden Youki, ein wenig ärgerlich, dass er sich durch diese Wassersache doch einen Sekundenbruchteil hatte ablenken lassen. Das war nichts gegen einen so interessanten Kämpfer wie diesen Shimoshin. Er sollte sich konzentrieren und nicht durch den Hanyou und dessen eigenwilligen Ideen irritieren lassen. So machte er einen schnellen, weiten Sprung auf den Katzenyoukai zu und schlug direkt mit Tokejin zu. Es war schnell – aber, wie er vermutet hatte, nicht schnell genug, denn sein Stahl prallte hart auf die abwehrende Klinge Shimoshins. Nun, es wäre auch zu einfach gewesen solcherart gegen den Anführer der Nebelkrieger und dessen Bruder in einem zu gewinnen. Dieser lächelte fast: „Netter Versuch. - Aber im Moment stehst du deinem Bruder im Weg...Übrigens, meine Krieger werden bald hier sein...“ Noch während er sprach, bewegte sich seine linke Hand. Etwas schoss auf Sesshoumaru zu. Er sah sich gezwungen den Druck zu lösen und zurückzuspringen, um dem jähen Feuerstoß zu entgehen. Aha. Magie und Klinge. In der Tat, ein würdiger Widersacher. Inu Yashas Kaze no Kizu, das unverzüglich herangedonnert kam, sobald der Herr Halbbruder aus dem Weg war, wurde ebenfalls abgewehrt. Der Hanyou warf einen raschen Blick seitwärts. Hatte er sich verhört? Jetzt würden auch noch bald die Nebelkrieger aufkreuzen? Und sie hatten mit diesem idiotischen Kater hier schon genug Schwierigkeiten. Zu allem Überfluss befanden sich ja noch Kagome, Rin und Miroku hinter ihnen auf dem Hügel. So müde, wie seine Freunde waren, würden sie sich kaum gegen die Kerle halten können, die sie schon einmal bei bester Gesundheit entführen konnten. Kurz, wenn diese Nebeltypen hier auftauchten, hatten sie wunderbare Geiseln – und würden zudem garantiert ihren Anführer unterstützen. Das klang alles andere als positiv. Hoffentlich hatte Sesshoumaru eine Idee. Der hatte soeben die gleiche Schlussfolgerung gezogen – und noch eine: sie mussten Shimoshin erledigen ehe dessen Männer hier waren. Der Kater hob die freie Hand. Die Hundebrüder, die erneut mit Feuer rechneten, wurden überrascht, als plötzlich Nebel zwischen ihnen und ihrem Gegner erschien, eine förmliche Wand, die es schwer machte, Shimoshins Bewegungen zu erkennen. Aber der Dunst hinderte nur ihre Augen, deutlich weniger die feinen Nasen. Als sie eine Veränderung in der Luft bemerkten, sprangen sie sofort nach rechts und links auseinander, als auch schon der Katzenyoukai auftauchte, mit seiner Klinge quer durch die Stellen schlug, an denen sie sich eben noch befunden hatten. „Keh,“ machte Inu Yasha: „Nebelkrieger, ja? Jetzt weiß ich immerhin, woher dieser dämliche Name kommt.“ Er hob Tessaiga, um erneut die Windnarbe loszulassen, stoppte aber gerade noch, als er sah, wie sein Halbbruder abermals direkt attackierte, offenbar den Nahkampf suchte. Damit stand ihm dieser Idiot zwar im Weg, aber immerhin verhinderte das, dass sich Shimoshin erneut hinter Nebel verstecken konnte. Natürlich wurde Tokejin wieder abgewehrt, dachte der Hundeyoukai. Doch, solch ein Duell, das ihn derart herausforderte, hatte er gewöhnlich nur gegen Inu Yasha. Mit einer Drehung seiner Klinge und einem raschen Rückwärtssprung entkam der Kater dem druckvollen Direktangriff und wich sofort in den Nebel zurück, kaum mehr als Schemen zu erkennen. Sesshoumaru blieb regungslos stehen und so tat es auch der Hanyou, wenngleich etwas verwundert. Was kam denn jetzt schon wieder? Das wurde nervend, zumal, wenn man bedachte, dass diese Krieger hier auch bald aufschlagen müssten. Er warf unwillkürlich einen Blick empor, wo seine Freunde und Rin standen, dem Kampf hier zusahen. Sollte er ihnen eine Warnung zurufen? Aber das konnten sie vermutlich nicht einmal hören.... Auch der Hundeyoukai dachte nach. War es gelogen oder nicht, dass die Krieger kamen? Sollte es ihn, sie, ablenken? Oder war es eine faire Warnung für einen ernstzunehmenden Gegner? Beides? Rin war dort hinten – und die Menschen aus der Hanyoubande wären zu müde um kämpfen zu können. Das war schlecht, zumal, wenn tatsächlich die Nebelkrieger hier auf dem Kampfplatz erscheinen sollten. Was jetzt? „Nebel,“ hatte Kagome aufgestöhnt: „Natürlich, Nebelkrieger. Das macht es sicher nicht einfacher für die beiden Jungs....“ „Nicht gerade, nein.“ Miroku erkannte jedoch noch etwas: „Inu Yasha hat jetzt zwei Mal in einer Minute zu uns gesehen. Ich hoffe nicht, dass er etwas bemerkt hat, das uns entgangen ist...“ Er wandte sich um und suchte die Hügellandschaft um sie ab: „Wir sollten uns auf alle Fälle setzen. So sind wir weit zu entdecken.“ Das war nur vernünftig und so nahmen die drei Menschen beieinander Platz. Rin schwieg noch immer. Sesshoumaru-sama hatte schließlich noch nicht seine Anweisung widerrufen. Kagome warf ebenfalls suchende Blicke herum: „Kannst du etwas spüren, Miroku? Ich meine etwas zu merken, aber ich bin einfach so müde...“ „Wenn das Nebelkrieger sind, haben wir ein echtes Problem.“ Der Wandermönch versuchte sich zu konzentrieren: „Ja, ich glaube auch etwas zu spüren...aber noch ein Stück weg. Dennoch sollten wir hier verschwinden.“ „Aber, wohin? Wir können doch Inu Yasha da unten nicht allein lassen, naja, mit Sesshoumaru, und wir wissen ja nicht einmal aus welcher Richtung sie vielleicht kommen.“ „Ich werde einen Bannkreis errichten und hoffen, dass ich lange genug durchhalte und sie nicht besonders geschickt darin sind uns zu finden,“ murmelte der Hoshi und rammte seinen Stab aufrecht neben sich in die Erde: „Im Notfall, Kagome-sama, müsstest du mit her fassen, deine Energie geben...“ „Ja, das mache ich,“ versprach die junge Miko deutlich leiser als zuvor: „Sie sind da...“ hauchte sie förmlich. Sie hatte nach links in das Tal geblickt, wo sich neun Youkai näherten, alle in Menschenform, bewaffnet, wenngleich unterschiedliche Arten. „Immerhin haben sie keine Menschen dabei, “ meinte Miroku erleichtert, ehe er den ernüchternden Schluss zog: „Sie waren doch sicher auf der Jagd. Gibt es keine mehr oder haben sie sie....“ „Du meinst, dieser Shin hat seine Leute herbeordert, weil er kämpft und sie...“ Kagome blickte rasch zu ihm, ehe sie erneut zu den mutmaßlichen Nebelkriegern sah. „Ja, sie gehen über Leichen. Es sind nur noch acht!“ Hektisch werdend starrte sie in die Gegend um sich. Wo war der Neunte hin? Hatten sie sie bemerkt? Wollte der sich anschleichen? Im nächsten Augenblick entkam ihr etwas wie ein leises Quieken. Direkt vor ihren Knien öffnete sich die Erde und ein männlicher Kopf schoss heraus, gefolgt von einem länglichen Körper. Kagome dachte in diesem Augenblick nur an einen Spanner, der ihr unter den Rock sehen wollte, und presste beide Hände abwehrend gegen das Gesicht des Nebelkriegers, der sie zu allem Überfluss unangenehm an Lady Tausendfuss erinnerte. Der Youkai, der das Pech gehabt hatte sie zu finden, wurde unverzüglich geläutert – und verschwand in einer kleinen Nebelwolke. Die junge Miko atmete tief durch. „Äh, nicht schlecht,“ kommentierte Miroku: „Der hatte uns gefunden. Aber du kannst eben was. Ich werde den Bann wohl verstärken müssen – aber dann halte ich nicht allzu lange durch...“ „Ich...ich fasse mit an...“ Kagome legte die Hand an den Mönchsstab, noch immer ein wenig zittrig: „Hoffentlich war er der Einzige...“ „Sieht so aus. Die Anderen halten Kurs auf die Jungs. Hoffentlich fällt denen ein guter Plan ein – und das schnell.“ „Inu Yasha und ein Plan?“ Sie seufzte: „Und das ist jetzt doch eine ziemliche Übermacht.“ „Sie sind immerhin zu zweit.“ Miroku meinte es eigentlich tröstend, aber auch ihm war bewusst, dass die Halbbrüder noch nie in ihrem Leben zusammengearbeitet hatten – selbst die Aktion mit dem Höllenschwert war ja mehr Glück als Verstand gewesen. Und die Nebelkrieger, vor allem, deren Anführer, würden jeden Fehler nutzen. Das würde für die Hundejungen und damit auch für sie drei Menschen hier unter Umständen fatal werden. Zumal er und auch Kagome noch immer durch den Kraftentzug des Wandlers mehr wie schwächelten. Auch Inu Yasha und Sesshoumaru war bewusst, dass sich die Nebelkrieger ihnen von hinten näherten. Die Halbbrüder rätselten – jeder für sich – allerdings, warum die nicht angriffen, sondern eher langsam näherkamen. Wollten die doch auf die Menschen losgehen, die sich wohlweislich unter einen Bannkreis gerettet hatten? Hatten sie sie gesehen und wollten Geiseln? War etwas anders los? Dieser Kater vor ihnen steckte im Nebel und schien auf etwas zu warten. Aber auf was? Moment, dachte der Hundeyoukai. Er konnte die dämonische Energie der Nebelkrieger spüren – aber statt neun Auren waren es nur noch acht. Einer weniger, also. Und gleichzeitig, als das Youki verschwunden war, hatte die Dunstwand um Shimoshin etwas geschwankt. Das konnte nur bedeuten, dass diese Nebelkrieger irgendwie mit ihrem Anführer verbunden waren. Erledigte man sie, schwächte man ihn. Immerhin hatte irgendeiner von den Menschen anscheinend einen der Youkai beseitigt. Gut, sie kümmerten sich also um Rin, das brauchte ihn nicht ablenken. Den Rest sollte doch das Halbblut übernehmen. Wozu trug der Hanyou ein Schwert spazieren, dass hundert Youkai auf einmal töten konnte. „Inu Yasha.“ „Äh, ja?“ Was war denn jetzt los? Hatte er schon wieder irgendwas falsch gemacht? Eigentlich hatte er gar nichts getan, sondern ebenso wie der Herr Halbruder überlegt, wie man aus der Klemme kommen konnte. Da war mal ein ernstes Wort mit einem gewissen Flohgeist fällig. Wenn dessen Kampflehren so aussahen, dass man seine Strategie vor den Ohren des Gegners quer über das Feld schrie...Vater hätte das nie zugelassen. „Kümmere dich um die Nebelkrieger,“ sagte er dennoch, ohne weitere Erklärungen allerdings. Der Hanyou spürte, dass seine Ohren zuckten. Das war ernst gemeint? Der Kerl, der ihn normalerweise lauthals für nutzlos und dumm hielt, traute ihm plötzlich zu ihm den Rücken freizuhalten? Denn nichts anderes konnte diese Anweisung bedeuten. Sesshoumaru wollte anscheinend allein gegen den Kombikater kämpfen. Hm. Oder traute er ihm nur nicht zu, dass er gegen den Stand halten konnte? Egal. Da warteten acht Lebensmüde auf ihn und so drehte er sich nur um: „Na, dann viel Spaß, nii-san.“ Er hatte es schon wieder gesagt! Inu Yasha musterte die acht Youkai, die sich in einem Halbkreis vor ihm aufbauten. Das sah fast so aus als ob diese Idioten gleichzeitig auf ihn losgehen wollten. Von einem echten Duell hielten die wohl nicht viel. Naja, bei Shin und Shimo als Anführern...Anhand der Figur erkannte er, dass bei den acht Kriegern auch drei Frauen dabei waren – und bei einer verblüffte ihn das doch, war ihr gesamtes Gesicht doch mit Haaren zugewachsen. Das war ja schon kein Bart mehr, und so dicht und grün wie Moos...Moment. Das musste eine von diesen Baumgeistern sein, die spazieren gehen konnten. Sie bezogen ihre Magie aus Bäumen. Na, da würde sie wohl Pech haben, außer dem kalten Bach waren nur Sträucher und Gras hier. Aber im Zweifel hatten auch die anderen sieben irgendwelche unnetten Überraschungen auf der Pfanne. Egal. Er sollte Sesshoumaru den Rücken freihalten und genau das würde er solange tun, bis der mit Shimoshin fertig war und ihm helfen konnte. Dass sein Halbbruder das machen würde, stand für ihn nach den letzten Tagen außer Frage. Und er würde ihm hier beweisen, was er konnte, dass er fähig war und nützlich. Jawohl! Also, mal antesten, was diese sagenhaften Nebelkrieger so gegen die Windnarbe ausrichten würden. Er schwenkte seine große Klinge: „Kaz no kizu!“ Zwei sprangen vor, um die Attacke abzuwehren. Ha. Also konnten nur die das. Dann konnte er sich schon mal ausrechnen, dass seine Chancen gegen die anderen sechs Krieger besser standen. Also, mal die ein bisschen ärgern....Und natürlich aufpassen, dass dieser Idiot ihm nicht seinen eigenen Angriff zurückschickte. Das war doch der Typ, der ihn von seinen Freunden weggelockt hatte. Na, mit dem hatte er sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen. Unverzüglich griff er erneut an, diesmal weiter nach rechts gezielt, um die beiden Verteidiger zu zwingen seitwärts auszuweichen. Das konnte dauern, aber er war ja kein Irgendwer. Das Dämonenblut in ihm war von einer anderen Klasse als das von diesen Trotteln. Schön, sein Halbbruder war da noch einmal eine andere Liga, aber nicht viel. Und das würde er jetzt und hier allen zeigen. Sesshoumaru blieb regungslos stehen, als sich der Nebel vor ihm verdichtete. Was plante dieser Kater jetzt? Wollte er sich erneut im Schutz des Dunstes an ihn heranschleichen? Das würde kaum gehen. Aber der Nebel schloss sich jetzt auch um ihn, immer dichter. Und dann erkannte er, was Shimoshin vorhatte. Magie. Der Nebel wurde immer fester, legte sich wie ein Mantel um ihn. Irgendwann, so stellte sich der törichte Shimo das wohl vor, würde er ihn bewegungsunfähig machen. Lachhaft. Er hielt Tokejin waagerecht vor sich und verband sein eigenes Youki damit. Der Nebel leuchtete hell und bläulich unter seiner Macht auf, ehe dieser verschwand und er den Katzenyoukai klar erkennen konnte. Was sollte als nächstes kommen? Wieder Zauber? Dieser zusammengewürfelte Abschaum sollte doch mitbekommen, dass Magie oder auch Schwerttricks nicht gegen ihn wirkten? „Du bist wirklich stark,“ sagte der Anführer der Nebelkrieger und es klang fast ein wenig anerkennend. „Nicht, dass es dir etwas nutzt. Ich bin Shimoshin, der beste Krieger und der mächtigste Magier. Du wirst verlieren.“ „Langweilig.“ Wieso redete der so viel in einem Duell? Wollte der ihn ablenken oder wartete der auf etwas? Aber er hob seine Klinge abwehrbereit, als der Kater wie beiläufig seine Linke bewegte, gleichzeitig jedoch sein Schwert zum Angriff ausrichtete. Youki, hell und leuchtend, schoss auf den Hundeyoukai zu, der seinerseits erneut Tokejin mit seiner Energie auflud. Es gab eine Explosion in der Luft, als die beiden Mächte aufeinanderprallten. Und der Kater setzte erneut nach, jagte den nächsten Energieangriff auf seinen Gegner. Sesshoumaru sprang hoch in die Luft um auszuweichen und landete mit einem Überschlag hinter Shimoshin, der unverzüglich herumfuhr und seine Klasse bewies. Noch ehe er genau wusste, wo sein Angreifer stand und was nun folgte, hatte er instinktiv seine Klinge emporgerissen und wehrte ab. Schade, dachte der Ältere der Hundebrüder, aber nicht zu ändern. Niemand hatte je behauptet es sei einfach gegen den Anführer der Nebelkrieger zu gewinnen. Plötzlich registrierte er, dass die Linke des Katers, die magische Hand, zu Boden zeigte. Der begann zu knirschen. Er begriff und sprang mit einem weiten Satz auf den Berghang, während an der Stelle, an der er sich eben noch befunden hatte, eine spiegelnde, glatte Fläche aus Eis entstand. Shimo beherrschte nicht nur Feuer sondern anscheinend alle Elemente. Das war unpraktisch. Er warf einen raschen Blick nach rechts, wo sich der Hanyou mit den Nebelkriegern schlug. Nicht ganz unfähig, denn es waren nur noch sieben. Gut. Der schien sie zu beschäftigen. Also musste er hier mit Shimoshin zu Rande kommen, wollte er sich nicht vor seinem Halbbruder bloßstellen. Wie sah das denn aus, wenn der acht Nebelkrieger tötete und er wurde mit einem, wenngleich auch in der doppelten Ausführung, nicht fertig? Aber diese magischen Fähigkeiten waren ein gewisses Hindernis. Immerhin verschwand die Eisfläche wieder. So griff er erneut an, diesmal den Kampf Stahl auf Stahl suchend. „Das ist unfair!“ protestierte Kagome, wenngleich leise: „Acht gegen den armen Inu Yasha!“ „Sieben,“ korrigierte der Hoshi sofort: „Und ich denke, diese Aufteilung ist nur sinnvoll. Der Anführer macht nicht nur mit seinem Schwert was, sondern setzt auch immer wieder Magie ein, während die Krieger anscheinend normal kämpfen. Und, du musst zugeben, der gute Inu Yasha hat es weniger mit Magie.“ „Ja, damit kommt Sesshoumaru besser zu Rande, ich weiß. Aber könnten die sich nicht vier zu vier aufteilen oder so?“ „Sie planen irgendetwas.“ Miroku sah von dem einen Kampf zu dem Duell: „Der hat seine Leute doch nicht umsonst herbestellt.“ „Es ist eine Übermacht.“ Kagome klammerte sich fester an den Mönchsstab: „Und wir können nichts machen, oder?“ „Nicht wirklich, nein. Sobald wir aus dem Bannkreis sind, sehen sie uns – und dann haben wir und auch die Jungs ein Problem. Glaub mir, ich würde mich bei denen gern für unsere Entführung und den Wandler bedanken, aber wir würden für die Zwei die Sache nur erschweren wenn wir den Nebelkriegern in die Hände fallen. Erinnere dich, wie sie uns entführt haben: weder Ofuda noch deine Pfeile halfen wirklich.“ „Wir haben drei getötet....“ „Ja, das schon. Aber die Anderen hatten uns dann. Warten wir ab. Vielleicht können wir später etwas unternehmen, du mit den Pfeilen und ich mit meinem Kazaana. Ruhig Blut, Kagome-sama. Das dürfte am Besten sein.“ Die junge Miko seufzte, warf aber noch einen raschen Blick auf Rin. Die Kleine sah seelenruhig zu, offenkundig sicher, wie dieses zahlenmäßig so ungleiche Gefecht ausgehen würde. Es war ja nicht so, dass sie selbst Inu Yasha nichts zutraute, sie hatte ihn schon oft genug kämpfen gesehen, aber...Nun ja, er hatte einfach meist keinen Plan. Und das hier waren die legendären Nebelkrieger, wie beide Hundejungen jetzt wieder feststellen durften. Sowohl zwischen dem Hanyou und seinen Gegnern als auch bei Sesshoumaru und dem Anführer bildeten sich wieder dichte Dunstschwaden, die ihr die Sicht nahmen – und sie vermutete den Halbbrüdern auch. Kapitel 12: Taktik und Ideen ---------------------------- Keh!“ machte Inu Yasha leise, als er nur zusah, wie sich der Nebel fast schlagartig zwischen ihn und die sieben Krieger, oder, korrekter, zwischen ihn und die zwei Frauen und fünf Männer legte, die noch übrig waren. Langsam machten sich die kleinen Verletzungen in der Summe bemerkbar und er fing an müde zu werden. Was hatte dieses dämliche Volk denn jetzt schon wieder vor? Der Kater sah sich anscheinend bereits als Verlierer, wenn er seine Leute zu sich kommen ließ, oder? Dabei hatten doch weder seine eigenen noch die Attacken seines Halbbruders allzu viel ausgelöst, nicht einmal eine offensichtliche Wunde. Und der eine Nebelkrieger, der sein Kaze no kizu voll abbekommen hatte, war ja auch mehr verschwunden als gestorben. Jedenfalls war er weg. Was lief hier nur? Wieder irgendein fauler Zauber Shimos? Und zwar einer, an den auch Sesshoumaru nicht herankam – oder gar nicht dachte? Der war ein eiskalter Mistkerl und hatte oft genug versucht ihn umzulegen, aber....Ja, aber. Irgendwo war der immer noch ein Krieger und obwohl er etwas von Magie verstand, dachte er vielleicht nicht daran. Klar. Der feine Herr war sicher nie von hinten angegriffen worden, oder bei dem noch mal nachgetreten, wenn er schon auf dem Boden lag. Und der Einzige, der dem wirklich mal schaden konnte, den besiegen konnte, war er, der kleine Bruder. Inu Yasha jagte erneut die Windnarbe los, schon um seine unsichtbaren Gegner zu beschäftigen, denn nur einer von denen parierte noch diesen Angriff – der, der ihn weggelockt hatte. Der hatte anscheinend da mehr drauf als die Kollegen. Nur, was trieben die in dieser Brühe? Hm. Ob die auch allergisch auf Wasser waren wie der Kater? Immerhin hatte Shimoshin mit einer ziemlichen Youkiantwort gekontert, als er ihn mit dem Bachwasser zuschütten wollte. Ohne zu zögern folgte der Hanyou seiner Idee und drehte sich um die eigene Achse, noch ehe er Tessaiga wieder in Kampfposition hatte, um das Wasser des Gebirgsbachs aufzuschäumen und als nasskalten Regen auf die Nebelkrieger zu schicken, die sich so feige im Dunst versteckten. Sesshoumaru gab zu, dass er die Kampftaktik dieser beiden Katzenbrüder nicht nachvollziehen konnte. Eigentlich verteidigten die sich nur – oder, korrekter, Shimoshin. Nebel, Verteidigung mit Klinge und Magie, beiderlei durchaus interessant auch für ihn. Nur, wieso kamen da keine richtigen Angriffe? Konnten das die zusammengewachsenen Brüder gar nicht? Oder mussten erst üben? Hatte Shin, oder zumindest ein Teil Shimoshins, darum die Nebelkrieger gerufen, die woanders beschäftigt waren? Hatte der Narr es doch mit der Angst zu tun bekommen und darum ihn und Inu Yasha trennen wollen? Er sprang beiseite um einer neuen magischen Attacke auszuweichen – der Erdboden riss förmlich unter ihm auf. Bei diesem Satz erhaschte er aus den Augenwinkeln, dass sich abermals das Bachwasser aufstaute und aufbäumte. Hatte dieser....Hanyou es schon wieder mit Wasser versucht? Auch er konnte doch in diesem Nebel seine Gegner nicht erkennen – Nebel und Wasser! Seit wann hatte Inu Yasha einen Plan im Kampf und dann auch noch einen richtigen? Shimoshin hatte bereits bei der auf ihn gerichteten Wasserflut ungewöhnlich heftig mit dämonischer Energie reagiert. Wasser. Katzen, eben. Aber das würde kaum gegen den Rest der Nebelkrieger helfen. Und bedauerlicherweise war sein Ausweichen hier nicht nur seiner langsam unwürdig sondern auch ein klein wenig anstrengend, vor allem, wenn man die lästigen Schikanen in Shimos Welt der Illusionen betrachtete, wie die Drachen. Nun, der Hanyou...sein Halbbruder würde es natürlich nur mehr merken. Aber aufgeben kam für den sicher nicht in Betracht. Also sollte er zusehen, dass er mit diesem Kater zu Rande kam um dem Kleinen gegen die Übermacht ein wenig beizustehen. Immerhin hielt der sich. Natürlich hatte der Tessaiga, aber Vater wäre sicher nicht unzufrieden... Was dachte er nur? Etwas zornig über sich selbst stieß er die Sitze seiner Klinge in die Erde und ließ sein Youki hineinfließen – gezielt auf einen Punkt dort drüben im Nebel. Das würde ihm ein wenig Sicht bescheren, mit etwas Glück ihm sogar diesen Kater zeigen. Ein gutes Stück entfernt von den Kämpfen im Gebirge von Akita drehte die Hexe Moe eine Schriftrolle zusammen und schob sie nachdenklich wieder in das Regal. Endlich hatte sie wohl gefunden nach was sie suchte. Ein so starker Hundeyoukai musste aus einer guten Familie kommen. Und sie hatte nur einen möglichen Vater dafür gefunden, nun, vor allem unter der Annahme, dass auch der Hanyou dessen Sohn war. Diese Hundejungen waren beide stark gewesen und in der Lage ihre Fallen zu brechen. Der verstorbene Inu no Taishou hatte angeblich zwei Söhne, eines davon ein Halbblut....Doch, die Vermutung lag nahe, dass ihre kurzen, unerwünschten Besucher diese Zwei gewesen waren. Nur, welcher Narr hatte sie ihr auf den Hals gehetzt? Es gab nur extrem wenige Leute, die wussten, dass sie hier verborgen lebte. Einer davon war der König der Kappa, Kaeru. Na, dem würde sie etwas erzählen ihr diese Hundebengel zu schicken. Vermutlich hatte er die irgendwie selbst loswerden wollen. Toller Nachbar! Ein wenig schade war es schon, dass sie nicht zusehen konnte, wenn diese zwei halbstarken Hundejungen auf Shimo und Shin samt den Nebelkriegern prallten. Nach allem, was sie über die Katzenbrüder gehört hatte, waren die alles andere als vom letzten Haken. Vermutlich würden sich alle vier nicht sonderlich langweilen. Sie selbst allerdings auch nicht. Jetzt würde sie dem lieben Kaeru einen unangekündigten Besuch abstatten und dem dummen Frosch ein wenig das Wasser abdrehen. Wozu war sie eine Seehexe. Und am besten: es war mitten im Sommer... Inu Yasha starrte ein wenig überrascht hinüber, wo das eiskalte Wasser den Nebel förmlich hatte verschwinden lassen. Und damit auch die Krieger. Nur der eine Kerl, der ihm vor Tagen schon lästig gefallen war, befand sich noch da. Wo zum Kuckuck waren denn die Anderen schon wieder hin? Wieder ein Trick dieses dämlichen Shimo? Was war bloß los? Moment. Wasser hatte den Kater doch vorhin auch zu einem heftigen Konter bewegt – war das etwa das, womit man diesen ominösen Nebelkriegern wirklich nahekommen konnte? Sesshoumaru zwang sich seinen Zorn zu verdrängen. Jemand wie er bewahrte in jedem Kampf einen kühlen Kopf, ja, passte seine eigene Taktik der des Gegners an. Was also lief hier schief? Dann begriff er plötzlich. Er konnte sich nicht der Taktik seines Gegners anpassen, weil es in diesem Sinn gar keine gab. Shimoshin wollte nicht gegen ihn GEWINNEN sondern Zeit schinden. Warum? War seine Idee zuvor, die neu zusammengewachsenen Brüder bräuchten Zeit um sich in einer Person abzustimmen, richtig? Aber hauptsächlich wehrte sich Shimo, genauer der Shimo-Anteil in Shimoshin. Magie, nicht das Schwert. Warum? Wieso sollte ausgerechnet der Anführer der legendären Nebelkrieger nicht attackieren können? Die Krieger und der Nebel. Er jagte einen Angriff mit Tokejin erneut in den Dunst und riskierte einen Blick hinter sich. Ja. Inu Yasha hatte erneut das Wasser auf die Krieger gehetzt und kämpfte jetzt nur noch gegen einen. Der Nebel um Shimoshin war nur dichter geworden. War es das? Die Nebelkrieger hingen aufgrund eines Rituals oder Zaubers mit ihrem Anführer zusammen. Und sie kommunizierten mit dem Nebel. Shin hatte gar nicht alle acht Krieger zu sich gerufen sondern zwei oder drei wirkliche, vermutlich die schnellsten, die anderen zur Täuschung seiner Gegner aus Nebel erschaffen. Wieso hatte das Inu Yasha so rasch begriffen und dauernd den Bach...Gleich. Das bedeutete folglich auch, dass Shin damit und mit der Täuschung erst einmal so beschäftigt gewesen war, dass er außer dem Nebel und den fiktiven Kriegern nichts machen konnte. Das war eindeutig ein Schwachpunkt der Katzenbrüder. Inu Yasha war eben dabei den letzten der Krieger zu beseitigen – dann würde der Hanyou hier in den Kampf eingreifen können. Oder gelang Shin das eben nicht, weil die Brüder sich noch nicht perfekt ergänzten? Sie waren zumindest lange auseinander gewesen, wenn gar noch nie zu einer Person verschmolzen. Das war unter Garantie gewöhnungsbedürftig. Der Nebel verschwand und er konnte Shimoshin wieder sehen und riechen – das konnte nur heißen....Prompt hörte er die keuchende Stimme seines Halbbruders neben sich: „Ich werde nie kapieren, warum vollblütige Youkai immer früher schlappmachen als ich...Ist ja direkt nett, dass du auf mich gewartet hast.“ Sesshoumaru wurde plötzlich bewusst, dass sein Zögern von dem...von Inu Yasha missverstanden worden war. Der hatte nie daran gezweifelt, dass er auch allein mit Shimoshin zu Rande käme, sondern nur angenommen, er warte auf ihn. Und der hatte seinen Teil übernommen. Das war nicht Jaken, dass war ein Partner im Kampf, der soeben auch das auf ihn gejagte Youki der Katzenbrüder, wenn auch deutlich schon müde, mit der Bakuryyuha zurückwies. Der Hundeyoukai schickte unverzüglich seine eigene Energie hinterher. Shimoshin wurde dadurch gezwungen selbst mit einem gewaltigen Sprung den beiden fast parallel eintreffenden Youkiwellen zu entkommen, landete dabei um ein Haar in dem eisigen Bach, fuhr jedoch nur herum um erneut anzugreifen. Jetzt spielte der nicht mehr oder musste die Scheinkrieger steuern, dachte Sesshoumaru. Es wurde Zeit das zu beenden. „Inu Yasha.“ „Äh, ja, nii-san?“ Et sagte es schon wieder! Aber eingedenk der in den vergangenen Tagen neu erkannten Tatsache, dass man dem Hanyou so einiges erklären musste, damit der auch richtig handelte, und man anderseits auch von seinem Vater gelernt hatte, dass man die eigene Strategie nicht quer über den Kampfplatz schrie, sagte Sesshoumaru nur: „So´unga.“ Inu Yasha stutzte. Natürlich wusste er, wen sein Halbbruder meinte. Nur, was hatte dieses durchgeknallte Stück Altmetall mit den Katzenbrüdern zu tun, außer, dass die mindestens ebenso verrückt waren? Oh, klar. Und Sesshoumaru wechselte seine Schwerter. Gute Idee. Wenn sie damit das Höllenschwert in die Unterwelt bannen konnten, warum nicht auch Shimo und Shin. Das schien ein Sammelort der Verrückten zu sein – eigentlich kein Grund, da je aufschlagen zu wollen. Aber das war wohl so. Die Halbbrüder bemerkten, dass sich Shimoshin aufrichtete – und hinter sie starrte. Keiner der Zwei musste lange überlegen um zu wissen, dass Miroku müde geworden war, sein Bannkreis erloschen. Und, dass diese Katzenbrüder jetzt nicht nur die Menschen sehen konnten, sondern im Zweifel als nächstes auf diese losgehen würden. Das wurde eng. „Keh“, machte Inu Yasha leise, als er Tessaiga hob: „Vergiss es, Katerchen. Das haben schon ganz andere versucht....Kaze no kizu!“ Das musste jetzt einfach klappen, sonst waren die letzten Tage, dies ganze Rettungsaktion, vergeblich gewesen. Hoffentlich..nein, er sollte sich auf seinen großen Bruder verlassen. Wieder diese Windnarbe? Shimoshin war amüsiert und hob das Schwert noch während er gleichzeitig mit der Linken den Schutzschuld errichtete, überzeugt, dass der Hundeyoukai ebenfalls angreifen würde, wieder auf die andere Seite. Das wurde ja fast langweilig... Was war jetzt los? Das war nicht das Schwert mit dem dieser Sesshoumaru die ganze Zeit gekämpft hatte, wenn man von einer Abwehraktion zu Beginn absah. Und die helle, strahlend helle, Energie, fuhr nicht auf ihn zu sondern auf die Attacke des jüngeren Bruders. Drehten die Hunde jetzt am Rad? Waren sie schon so verzweifelt, dass sie auf sich selbst losgingen, als habe sie ein Narr von der Leine gelassen? Hatten sie endlich begriffen, dass ER das perfekteste Wesen war, das je die Welt betreten hatte? Krieger und Magier, Shimo und Shin in einem? Erst dann erkannte Shin als der kampferfahrene Teil der Kombination, dass sich die beiden Energien umschlangen, vereinigten. Das konnte nur gefährlich werden. Aber der Shimoanteil benötigte noch die Magie für den Schild. Das wurde eng, denn die beiden kombinierten Youki dieser Hundebrüder waren wahrlich nicht von schlechten Eltern – und sie verstanden sich, obwohl sie doch nicht eins, ein Körper, waren. Wie war das möglich? Eine helle Explosion wirbelte Staub und Grassoden auf, ließ Steine durch die Luft fliegen. Die Halbbrüder ließen die Stelle, an der der Gegner soeben noch gestanden hatte, nicht aus den Augen. Als sie wieder etwas erkennen konnten, fassten sie instinktiv die Griffe ihrer Waffen fester. Shimoshin kniete halb auf dem Boden, stützte sich mit seiner Klinge schwer atmend ab. Er sah angeschlagen aus, erschöpft, sunkle Flecken zeigten sich unter der teilweise geborstenen Rüstung, lebte aber eindeutig noch. Mit einem gewissen, wenngleich unhörbaren, Fluch sah Inu Yasha seitwärts: „So´unga, ja? Das nennt man wohl einen Schlag ins Wasser, keh!“ Der so angesprochene Hundeyoukai schien ungerührt, während er hastig nachdachte, doch irgendwie angetan von der instinktiven Anfrage an den Älteren. Der Kater war angeschlagen, das mussten sie nutzen. Es stand kaum zu erwarten, dass der sich nicht schleunigst regenerieren konnte. Nur, was konnte man tun, wenn der Angriff ihrer beiden Schwerter, der Zwillingsschwerter aus den Fangzähnen ihres verehrten Vaters, nicht half? Sesshoumaru blickte zu seinem Halbbruder. Ein Schlag ins Wasser, ja? Das musste er sich als der in Taktik ausgebildete Sohn aus höchstem Youkaihaus von einem Halbblut aus den Wäldern anhören? Und leider uach noch mit gewiser Berechtigung? - Ja, So´unga. Das war immerhin die erste Attacke gewesen, die diese unsäglichen Katzenbrüder wirklich getroffen hatte. Sah man von dem eigentlich närrischen Wasserschwall des Halbbluts....Inu Yashas ab. Moment. War das die Lösung? Waren die Nebelkrieger wirklich nur mit Hilfe von Wasser zu schlagen? Erklärte das ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit, weil natürlich kein wahrer Youkai auf solch einen Einfall käme seinen Gegner zu baden? Dann gab es wahrlich nur eine Lösung – und auch, wenn es Inu Yashas Idee gewesen war, es war seine, Sesshoumarus Strategie. Daher nickte er zu dem Bach: „Mach. Und dann wieder wie eben.“ Das bedeutete zwar leider, dass Shimoshi das hörte – oder eher hören müsste, denn der Kater erhob sich mühsam, allerdings deutete rotes Youki an seiner Linken an, dass er mit einem gewöhnlichen Energieangriff oder auch blanker Waffe rechnete – und das abwehren konnte. Der war wirklich hart im Nehmen. Mindestens Inu Yashas Klasse. Sesshoumaru war nicht bewusst, was er da gerade gedacht hatte, und er kam auch nicht mehr zum Nachdenken, denn der Hanyou schlug bereits zu, auf das eiskalte Bachwasser gezielt, das sich unter der Windnarbe erneut staute, aufbäumte und auf Shimoshin zuschoss, der fast zu hastig sein Youki mit der Linken dagegen zur Abwehr schickte, gleichzeitig, fast über kreuz mit der rechten Hand einen energiereichen Schwertangriff auf den törichten Bastard versuchte, der anscheinend trotzdem oder dennoch die Schwäche der Nebelkrieger entdeckt hatte. Na, also. „Bakuryuuha!“ Der Hanyou wusste, dass er müde war, verletzt, jedenfalls mehr als es gut gewesen wäre, aber dahinten war Kagome, war Miroku, war Rin. Überdies würde er sich doch von solch falschen Katzen nicht besiegen lassen, nicht, unter den Augen des Herrn Halbbruders und nicht, wenn der mitmischte, ja, Tenseigas Energie sich der Rückschlagwelle anschließen ließ. Youki von vier starken Youkai raste da auf ihn zu, gebündelt, während er selbst die linke, magische Hand noch immer durch die Wasserabwehr auf der falschen Körperseite hielt...das sah mehr als eng aus, dachte Shimoshin in jäher Panik. Der letzte, bewusste Gedanke der Katzenbrüder. Inu Ysha hatte kurz die Augen schließen müssen und guckte jetzt sofort wieder nach dem Gegner, zu kampferprobt um so jemanden aus dem Blick zu lassen: „Oh, der..die sind weg. Wir haben es geschafft.“ Komischer Satz, irgendwie. Aber, ja, zu zweit schafften sie so einiges. Irgendwie klang das gut. Er drehte sich jedoch um, um sicher zu gehen, dass seine Freunde nicht zufällig noch Ärger mit den Nebelkriegern bekamen. Sesshoumaru folgte dem Beispiel wortlos. Ja, es schien erledigt zu sein. Und die restlichen Nebelkrieger würden sich wohl einen neuen Anführer wählen, so, wie Kaeru das erzählt hatte – logischerweise diesmal jemand Schwächeren, denn es gab keinen Besseren mehr. Er hatte keine Ahnung davon, dass die überlebenden Nebelkrieger nach dem Daiyoukai suchen würden, der Shin getötet hat – um dem vollkommen loyal zu dienen. Diese Überraschung für den Hundedämon blieb der Zukunft überlassen. Die Halbbrüder schoben die Schwerter weg und warteten, bis ihre Begleitung langsam den Hügel heruntergestiegen kam. „Gehen wir,“ sagte er nur, als die drei Menschen sichtlich erleichtert bei ihnen waren, wenngleich der Hoshi vollkommen erschöpft. Nun, Rin war nichts geschehen und das zählte. Nur, das. Er wollte sie nie wieder so liegen sehen, in dem Wissen, dass nichts und niemand ihr Leben wert war. „Rin – du darfst wieder reden.“ Die Kleine nickte mit einem strahlenden Lächeln, das ihn für alles entschädigte. Inu Yasha warf einen besorgteren Blick auf seine menschlichen Freunde. Aber er konnte ihnen nicht anbieten sie zu tragen – dazu war er doch zu müde, zu verletzt. Aber das aussprechen, nie! „Alles klar?“ erkundigte er sich: „Diese Kater waren echt lästig...“ „Und die anderen Nebelkrieger?“ fragte Kagome deutlich nervös. „Keh! Wenn die uns in die Quere kommen, haben sie eben Pech! - Braucht ihr Pause? Ich meine, was zu essen? Wir müssen auf alle Fälle noch durch so eine Klamm oder wie man das nennt, dann könnten wir eine Seehexe besuchen Die hat bestimmt was zu essen.“ Das klang gut, und so nickten alle drei Menschen, was den Hundedämon bewog, den Vorschlag im Stillen anzunehmen. Keiner verschwendete einen Gedanken daran, was Moe zu dem erneuten Besuch sagen könnte. Kapitel 13: Folgen ------------------ 13. Während die Halbbrüder schweigend nebeneinander den Weg durch die Berge von Akita zurück zu der Klamm suchten – in der Gewissheit, dass die Felsamöbe sich diesmal jeden Versuch sparen würde - , reihten sich die drei Menschen in der in den vergangenen Tagen gewohnten Abfolge hinter ihnen ein. Miroku, der erneut den Schluss machte, nahm jedoch mit gewisser Dankbarkeit zur Kenntnis dass sich das Tempo verlangsamt hatte. Vermutlich, oder, bestimmt um der sichtlich müden Mädchen willen, aber da er auch was davon hatte, wäre es nur töricht gewesen sich damit aufzuhalten oder gar anzudeuten, dass er einen Halt und eine Mütze Schlaf mehr als willkommen heißen würde. Dennoch war er ebenso wie die Mädchen mehr als erleichtert, als sie endlich an einem kleinen, aber wilden Fluss ankamen und, da Sesshoumaru sich fast nachlässig auf einen Stein setzte und Inu Yasha auf einen anderen hopste, es hier wohl Pause gab. Zwar noch immer nichts zu essen, aber zu trinken und bewachter Schlaf – nach den letzten Tagen wirklich mehr als zufriedenstellend. Rin kam zu Kagome und legte sich wieder in deren Arm, um sich noch einmal die Geschichte von der wunderschönen Mondprinzessin Kaguya anzuhören, als der Hanyou zu ihnen blickte: „Das geht morgen da unten durch eine sehr enge Schlucht, aber dann sind wir gleich da.“ Er bedachte nicht, dass er und sein Halbbruder auf der Herweg in ihrem Tempo gelaufen waren – für, zumal müde, Menschen unmöglich. Sesshoumaru dachte daran, vor allem, als er leises Magenknurren bei Rin vernahm. Tja, da half wohl nichts, nach der Schlucht musste erneut eine Pause eingelegt werden, damit sie und die anderen Beiden sich etwas suchen konnten. Immerhin gab es da unten Sträucher. Langweilig und langwierig. Noch im Tod stahl dieser Shimoshin ihm seine Zeit. Außer....Er wandte den Kopf. Ja, warum eigentlich nicht. „Ist was?“ erkundigte sich Inu Yasha prompt, zur Vorsorge nach seinem Schwertgriff tastend. Nein, das würde er jetzt nicht sagen. Aber morgen konnte der Hanyou doch eigentlich vorausgehen und bei Moe Quartier machen, dafür sorgen, dass die Seehexe etwas zu essen herausrückte. Erstens musste er selbst dann nicht reden, zweitens hatte Inu Yasha doch manchmal gegenüber anderen recht überzeugende Argumente und drittens war er selbst ein wohl besserer Hüter für Rin als dieser. Als die Wandergruppe langsam, aber ohne jede Störung, die Schlucht durchquert hatte, legte Sesshoumaru daher seine Ansicht dar: „Inu Yasha, geh zu Moe und sorge dafür, dass sie etwas zu essen besorgt.“ „Keh!“ Instinktiv wollte der Hanyou sich empören, dachte dann etwas zerknirscht daran, dass er von jedem der drei Menschen allein seit dem sommerlich frühen Morgengrauen schon öfter Magenknurren gehört hatte. Da war was dringend nötig, ja, es sei denn er wollte hier jagen, oder sonst was. Überdies hätte er selbst auch gern etwas zwischen die Zähne bekommen. Schön, aber wieso ging der Idiot nicht selbst? War sich der feine Herr Dämon zu fein dafür? Er öffnete den Mund. „Angst vor der Hexe?“ erkundigte sich der Hundeyoukai prompt. Das entschied die Sache: „Blödsinn! Die knack ich mit links. Kommt schön langsam nach, ja?“ Er sprang davon, der eigenen – nun ja, ihrer gemeinsamen - Fährte des Herwegs folgend. „Sei vorsichtig!“ konnte ihm Kagome gerade noch nachrufen, dann blickte sie zu Sesshoumaru: „Wie weit ist es denn noch zu dieser Moe?“ Woher sollte er denn wissen, wie langsam oder ausdauernd diese Sterblichen waren? Und was glaubte diese Miko, warum er Rin meist auf Ah-Un reiten ließ? Der gehörte immerhin ihm, er hatte ihn domestiziert und das Zaumzeug und Sattel gegen einen lästigen Gefallen einer Schneefrau abgekauft, die das sogar überlebt hatte. So wandte er sich nur ab und ging, wobei er erfolgreich so tat, als ob er den etwas zu scharfen Atemzug des Mädchens nicht hörte Das war nicht der Mühe wert – und wenn Inu Yasha zurückkehrte, seinen Auftrag aller Wahrscheinlichkeit nach ausgeführt hatte, und dafür seine Freundin in Streifen vorfand, würde es nur das nächste Duell zwischen ihnen geben. Sinnlose Zeitverschwendung. Irgendwann am Vormittag hielt Sesshoumaru an. Notgedrungen, denn Rin bat ihn darum sich etwas zu essen suchen zu dürfen. Er blieb stehen und wartete mit ihn selbst erstaunender Geduld bis diese Menschen sich einige Beeren zusammengesucht hatten, die um diese Jahreszeit am Waldrand reichlich vorkamen. Sie vertilgten wirklich unglaubliche Mengen davon. Schön. Wo blieb eigentlich der Hanyou? War der doch bei Moe auf Probleme getroffen? Man sollte kaum annehmen, dass diese Seehexe ihr letztes Zusammentreffen bereits vergessen hatte. Keine zehn Minuten später bekam er die Witterung seines unnützen Halbbruders in die Nase. Nun ja, momentan, wie auch in den letzten Tagen war der ganz brauchbar, aber das musste er ihm ja nicht sagen. Zu seiner gewissen Überraschung entdeckte er ihn über den nächsten Hügel sprintend – mit einem Sack über der Schulter. „Hallo,“ rief Inu Yasha schon aus Distanz: „Guckt mal, was es gab!“ Aha, schloss Sesshoumaru: Moe hatte also lieber Vorräte herausgerückt als es mit ihm...mit ihnen beiden aufzunehmen. Doch nicht vergesslich. Der Hanyou ließ den Sack ab: „Hier, esst nur. Brot, und das da ist getrocknetes Obst und das da soll eine Art Käse sein, was immer das auch ist, das hier ist jedenfalls getrocknetes Fleisch und geräucherte Forelle, die habe ich schon probiert, schmeckt.“ „Wie voll war der Sack denn vorher?“ erkundigte sich Miroku prompt, dem vor Hunger und der wahren Menge an Essen fast schwindelig wurde. „Nein, das für mich gab es extra. Das hier ist für Menschen, wurde mir gesagt.“ Kagome wäre um ein Haar etwas von verfressenem Hanyou entkommen, aber ließ sich lieber neben dem Sack zu Boden sinken. Essen! Und sie konnte es ihm kaum verübeln, dass er auch Hunger gehabt hatte – und er hatte sie auch noch gesucht und kämpfen müssen. Sie griff zu: „Was magst du, Rin-chan?“ „Brot, danke.“ Die Augen der Kleinen leuchteten. So viel Essen auf einmal....Wenn sie das je gesehen hatte, dann nur bei einem Fest in dem Dorf, in dem sie früher gelebt hatte. „Gab dir das alles Moe?“ erkundigte sich Sesshoumaru dann doch. Hatte es keine Fallen mehr gegeben? „Nein, die alte Hexe war nicht da, also, auch kein Bannkreis und ich erwischte dann einen Typen.“ Inu Yasha sah zu ihm: „Traust du mir gar nichts zu?“ Alles, dachte der große Bruder, genau das war manchmal ja eine Herausforderung, wenn er sich so an die Kater und das Wasser erinnerte: „Du warst auch im richtigen Schloss?“ „Ja, klar, der kannte mich sogar. Ich musste ihn nur erwischen und dann nach was zu essen fragen. Moe ist wohl momentan auf einem Nachbarschaftsbesuch bei Kaeru. Aber der Diener oder was auch immer, kniehoch mit Schuppen, meinte, dass ich sicher alles nehmen könne, was ich wolle..“ „Hast du ihn etwa geschlagen?“ erkundigte sich Kagome, doch dass sie kaute verhinderte den scharf gemeinten Unterton. Er sah zu ihr: „Keh! Nein, ich habe ihn nicht geschlagen, nicht gekratzt, ihn nicht umgebracht. Hör schon auf! Du hast was zu essen!“ Na schön, er hatte ein wenig mit Tessaiga gewedelt, aber der Kerl hatte dauernd abhauen wollen. „Und er zeigte mir ja die Speisekammer. Die war echt voll!“ Diese Vergangenheitsform benutzte auch Moe, als sie ihren nunmehr fast leeren Wintervorratsraum betrachtete: „Du hast es ihm einfach so gegeben.“ Nun ja, ihr waren die tiefen Scharten in ihrer Wiese vor dem Schloss nicht entgangen. Er war ein loyaler Diener, dieser kleine Echsendämon, aber nicht unbedingt kampferprobt. Oder lebensmüde. „Nicht einfach so, aber er wurde..nachdrücklich, Herrin. Und Ihr habt ja auch mit ihm und dem Anderen geredet. Er meinte, er brauche es für drei Menschen.“ Hm. Die Entenyoukai zwang sich zum ruhigen Nachdenken. Diese Hundejungen hatten Shimo und Shin samt den Nebelkriegern gesucht, weil die ihre Leute entführt hatten, drei an der Zahl. Daraus folgte die logische Konsequenz, dass es den Halbbrüdern anscheinend gelungen war die Gefangenen zu befreien. Folgerung: Shimo und Shin waren tot, die Nebelkrieger keine Gefahr mehr, denn die hatten ihre Beute sicher nicht ohne Gegenwehr herausgegeben. Das endgültige Ergebnis ihrer Überlegungen war, dass sowohl Kaeru als auch sie auf die richtige Seite gesetzt hatten. Hm. Es war wohl doch nicht so schlecht gewesen, diesem Kappakönig den Fluss wieder zu laufen zu lassen, nachdem er ihr geschworen hatte, er hätte diese unbeliebten Gäste nur loswerden wollen und angenommen, sie käme mit ihren Bannkreisen besser gegen die Hundebrüder an als er als armer Frosch. Überdies hatte er ihr bestätigt, dass es sich wohl um die beiden Söhne des verstorbenen Inu no Taishou handeln würde – und ihr angeboten sich bei der Fürstin über das Verhalten der Jungs zu beschweren, in einem wild-verzweifelten Heldenmut, der sehr ungleich Gedenksteine und Sieger hervorbringt. Moe stellte ernsthaft in Frage, dass die Hundedame einen Kappa auch nur sehen, geschweige denn anhören würde - ohne ihn umzubringen. Überdies: das war die Gefährtin des verstorbenen Inu no Taishou gewesen, also durchaus im Sinne des Verursacherprinzips schuld am Benehmen der Sprösslinge. Sie würde folglich kaum etwas sagen. Abgesehen davon hatte der liebe Kaeru wohl noch einen Punkt übersehen: mit dem Ableben des Vaters wurde immer der älteste Sohn der Erbe, ergo ranghöher als seine Mutter. Schon dieser kleine Fakt dürfte großartige Tadel oder gar Strafen ausschließen. Nein, man sollte als arme Hexe lieber den Mund halten und hoffen, dass dieser Besuch beim nächsten Mal... Moment, Moment! Oh, nein. Das galt es um jeden Preis zu verhindern. Sie musste irgendwie ihre Bannkreise verändern, verbessern, verstärken. Sollten sich die Kappa doch mit den zwei Chaoten herumschlagen oder ein verrückt gewordener Affe oder sonst wer. Alle, aber nicht sie. Und wer, bitte schön, sollte jetzt ihre bislang angesammelten Wintervorräte auffüllen, neues Obst suchen und trocknen, die Fische und alles? Sie hatte doch immer so viele Überwinterungsgäste vom Festland an ihrem nie völlig zufrierenden See.. Ihr Blick senkte sich zu dem kleinen Echsenmann, dessen Kehle plötzlich auf- und abtanzte. Nach der langen Pause, für die Menschen mit Mittagsschlaf, während der Wanderung über die sonnenbeschienenen, grasigen Hänge, dachte Sesshoumaru nach. Er hatte gestern die gewisse Erkenntnis gehabt, dass Inu Yasha nicht Jaken war. Nun, das war nicht neu, er hatte den Hanyou bislang allerdings stets deutlich unter seinem immer bemühten, wenngleich manchmal unfähigen, Kappabegleiter eingestuft. So eher gleich unter Küchenschaben. In den letzten Tagen der mehr oder weniger aufgenötigten Zusammenreise hatte er jedoch den Eindruck gewonnen dass der Junge zwar vorlaut war und unerfahren, aber sich weder vor Problemen drückte noch vor Kämpfen – und stets seine Aufgaben übernahm und löste. Mangelnde Taktik- und Strategiekenntnisse waren offenkundig ausschließlich Myouga anzulasten. In der Tat, das war nicht Jaken. Vielleicht sollte er, wenn sie zurück waren und die Jagd nach diesem Naraku weiterging, einmal darüber nachdenken, ob er nicht falsch gelegen hatte, ja, Inu Yasha einem Test unterziehen. Bestand der, bewies er damit, dass er der wahre Erbe Tessaigas war – und das musste und würde er selbst dann akzeptieren. Bestand der nicht, war er eben tot. Seltsamerweise hatte der Hundeyoukai allerdings eine gewisse Sicherheit, dass sein Halbbruder das beweisen würde. Zum ersten Mal seit Vater...Nein. Daran wollte er nicht denken. Immerhin war Inu Yasha, trotz allem, was es da buchstäblich an Schwertern zwischen ihnen je gegeben hatte, der Einzige, der ihm ein ebenbürtiger Gegner war, der Einzige, der ihn je schwer verletzen konnte, der Einzige, den er in einem Kampf an seiner Seite auch nur dulden wollte, der Einzige, der Vaters Blut noch in sich hatte – sein einziger Bruder. Aber, das würde er nie aussprechen, da war er sicher. Inu Yasha warf einen raschen Blick seitwärts, achtete aber lieber wieder auf den Weg. Das fehlte noch, dass Sesshoumaru jetzt behauptete er würde ihn anstarren. Das gäbe nur das nächste Duell – und das wäre irgendwie schade. Nii-san...Er musste innerlich grinsen. Der mochte diese Anrede ganz und gar nicht, aber er war eben der ältere Bruder, dagegen konnte er ja kaum was machen. Na, schön, es hörte sich auch irgendwie nett an, warm – mein älterer Bruder. Er sollte das allerdings lieber nicht vor Zuhörern aussprechen, außer, falls er aus irgendeinem völlig unabsehbaren Grund lebensüberdrüssig geworden war – oder die Anderen sterben würden. Wie das wohl später wäre? Er hoffte ja immer noch auf ein friedliches Leben im Dorf, mit Kagome, Miroku, Sango und all den anderen Menschen. Aber manchmal, ganz selten, hatte er sich gefragt, was danach käme. Sie waren eben alle Menschen und er ein Hanyou. Und sie würden ihn verlassen, wie es Mutter getan hatte. Das war so, ja. Aber zum ersten Mal dämmerte in ihm eine Erkenntnis der ganz anderen Art. Es würden, wenn endlich dieser Pavian beseitigt war, ruhige, friedliche Jahre vor ihm liegen, die er bewahren und nutzen sollte, wirklich bewusst erleben. Danach.. Ja, danach hatte er eigentlich bis eben geglaubt wieder allein zu sein, schrecklicher als zuvor, weil er nun wissen würde, wie es anders wäre. Aber es gab da ein anderes Ziel, das er nie zuvor so erkannt hatte. Er hatte noch Verwandte, er hatte einen Bruder. Und, das nahm er sich in diesem Moment fest vor, was auch immer in fünfzig Jahren, einem Jahrhundert war, Sesshoumaru würde nie wieder allein sein. Er würde sich immer in seiner Nähe herumtreiben – entweder brachte der ihn um, was dem erfahrungsgemäß recht schwerfallen sollte, oder aber der gewöhnte sich so wie die letzten Tage an ihn. Und dann, ja, dann hätte er vielleicht irgendwann in vielen Jahren, doch einmal wirklich einen nii-san... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)