Stranded von Leya ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Disclaimer: Nicht mir. Endlich bin ich mit den Kapiteln bei... -*-*- Stranded 10 -*-*- Krads Verhaftung war das Gespräch des Tages. Während er immer noch völlig ratlos auf dem Flur hockte, hörte Daisuke die getuschelten Worte, welche die einzelnen Soldaten, die Höflinge und Bediensteten einander zuraunten und mit jeder verstreichenden Minute fühlte er sich hilfloser und einsamer. "Was machst du denn hier? Fühlst du dich nicht wohl?" Erschrocken sah Daisuke auf. Vor ihn stand ein ihm völlig unbekannter Mann, der ihn besorgt musterte. "Nein, alles in Ordnung!" Daisuke stand hastig auf und sah sich unbehaglich um. Nur zu gut erinnerte er sich an Satoshis Worte bezüglich der Vorschriften, die öffentliches Verhalten betrafen. Und im Gang auf dem Boden zu hocken gehörte sicherlich zu den Dingen, die verboten waren. "Mein Name ist Jorgen. Ich bin der königliche Heiler." Der Mann musterte ihn immer noch so besorgt, dass der rothaarige Junge sich beeilte, ihm noch einmal zu versichern, dass alles in Ordnung war. "Wirklich? Wo gehörst du denn hin, Junge?" Jorgen lächelte so freundlich, dass Daisuke sich augenblicklich besser fühlte. "Ich..." Seine Gedanken rasten. Was konnte er sagen? Das er Krad gehörte? Würde ihm dies ebenfalls einen Platz im Verlies einbringen? Aber etwas anderes behaupten konnte er auch nicht. Jede Lüge würde wahrscheinlich innerhalb weniger Stunden auffliegen und ihm erheblichen Ärger einbringen. Doch seine Sorge war unbegründet. Jorgens Miene erhellte sich auf einmal und plötzliches Verstehen trat in seinen Blick. "Einen Augenblick! Bist du nicht der Junge, den Krad vor einigen Tagen gekauft hat?" Als zum wiederholten Male eine glühende Röte in seine Wangen kroch, fühlte Daisuke sich reichlich beschämt. Doch er konnte es nicht ändern. Allein der Gedanke, für einen Sklaven gehalten zu werden, bereitete ihm großes Unbehagen. "Du bist wohl noch nicht daran gewöhnt, ein Sklave zu sein." Dem scharfsinnigen Arzt waren Daisukes Gefühle nicht verborgen geblieben. Daisuke schüttelte den Kopf. "Es ist ziemlich neu für mich..." murmelte er leise und stellte zu seinem eigenen Erstaunen fest, dass es ihm mit jedem Mal weniger ausmachte darauf angesprochen zu werden. "Keine Sorge, irgendwann gewöhnst du dich dran." Jorgen tätschelte ihm unbeholfen die Schulter. "Findest du deinen Weg allein?" "Weg? Wohin?" Der Junge war nun völlig verwirrt. "Zu den Gemächern des Prinzen. Da Krad sein nächster Verwandter war geht alles in seinem Besitz über. Also auch du." "Ihr redet, als wäre Krad bereits tot!" fuhr Daisuke den überraschten Arzt an, der bedauernd auf ihn herabsah. "Nun, die Anklage lautet auf Hochverrat und wird mit dem Tod bestraft. Es wird keine Ausnahme geben, nur weil Krad ein Vetter des neuen Königs ist." Jorgen sah die Tränen in Daisukes Augen und sein Gesichtsausdruck milderte sich. "Ich bin sicher, Dark wird sich als ebenso guter Herr erweisen wie Krad. Wenn er dich behält, heißt das." "Behalten?" Der Gedanke, dass man ihn einfach so verkaufen könnte, war Daisuke noch gar nicht gekommen und auf einmal fühlte er panische Angst. Ging das denn so einfach? Konnte Dark ihn wie einen Gegenstand weiterverkaufen? So schrecklich es war, die Antwort lautete: ja. Er konnte und er würde es wahrscheinlich auch. Schließlich war dieser Dark nicht sein Freund und Krad war der einzige gewesen, der ihn hatte beschützen können. "Na komm. Ich bringe dich zu Dark." Jorgen schob ihn sanft aber bestimmt den Gang hinunter und Daisuke konnte nichts anderes tun, als dem Mann zu folgen. -*-*- Krad saß mit dem Rücken an die dicken Kerkermauern gelehnt und versuchte auszumachen, was der alte Mann, mit dem er seine Zelle teilte, vorhaben mochte. Verzweifelt bemühte er sich, den fauligen Strick loszuwerden, der seine Handgelenke hinter seinem Rücken fesselte, doch es schien, als hätte der Mann genau gewusst was er tat, denn der Strick bewegte sich nicht ein bisschen. Woher hatte er überhaupt diesen Strick? Wie konnte es sein, dass die Wachen ihn niemals gefunden hatten? Keine Panik. Krad sagte sich dies immer wieder, doch allmählich wurde ihm immer unbehaglicher. Selbst wenn er die Fesseln loswurde, was sollte er dann tun? Um Hilfe rufen? Die Wachen würden ihm ganz sicher nicht glauben und selbst wenn, er war als Hochverräter verhaftet worden und hatte die Todesstrafe zu erwarten. Er durfte mit keinerlei Mitleid rechnen. Der Mann, den er nur als verschwommenen Schatten wahrnehmen konnte, bewegte sich im hinteren Teil der Zelle suchend auf und ab und schien etwas zu suchen. Dabei murmelte er unaufhörlich vor sich hin. Krad lauschte angestrengt und was er hörte, war nicht dazu angetan, ihn zu beruhigen. "...so hübsch...meins...alles meins..." Der junge Mann zog noch einmal stärker an den Fesseln, doch es war sinnlos. Am meisten beunruhigte ihn allerdings, dass er nicht sehen konnte, was im hinteren Teil der Zelle vor sich ging. Schließlich näherten sich ihm die schlurfenden Schritte wieder und Krad rutschte unwillkürlich weiter von dem anderen fort, nur um von der Wand in seinem Rücken gestoppt zu werden. "Halt still!" Der Mann vergrub seine Hand in Krads Haaren und zerrte seinen Kopf zurück. Dann kniff er die Augen zusammen und unterzog sein Opfer einer kritischen Musterung. "...bist ein ganz Hübscher..." Schmale Lippen verzogen sich zu seinem dünnen Lächeln, dann brachte er seinen Mund dicht an Krads Ohr und flüsterte: "Weißt du, wie sie mich hier nennen? Den verrückten Melt, ja so nennen sie mich. Und weißt du wieso?" Krad wagte nicht zu antworten. Gefangen zwischen Angst und Entsetzen starrte er den Mann in die Augen und schauderte vor dem Wahnsinn, der in den dunklen Tiefen schwelte. "Ich hatte schon viele Spielzeuge, aber keines war so schön wie du." Der Alte leckte sich die Lippen und grub seine mit dicken Schmutzstreifen verzierte Hand in die Tasche seines zerschlissenen Kittels. Als er sie wieder hervorzog, hielt er in der Hand ein verrostetes Messer. Krads Augen weiteten sich erschrocken, doch es gab kein Entkommen. So sehr er sich auch wand, der andere presste das Messer an seine Kehle und lachte in stillem Entzücken, als ein wenig Blut unter der Klinge hervorquoll. Ehe der entsetzte Krad die Chance hatte zu reagieren, fühlte er schon die papiernen Lippen des Mannes an seinem Hals und hörte die ekelerregenden Laute, als dieser das Blut gierig in sich aufsaugte. -*-*- "Euer Hoheit?!" Jorgen klopfte nun schon zum dritten oder vierten Mal gegen die schwere Eichentür, die zu Darks Gemächern führte, doch er erhielt keine Antwort. Schließlich gab er auf und wandte sich einem der Soldaten zu, die gerade über den Gang patrouillierten. "Könnt ihr mir sagen, ob seine Hoheit in seinen Gemächern ist?" "Der Prinz hat seine Räume vor einer halben Stunde verlassen," teilte der Soldat ihm mit und ließ den Arzt einfach stehen. Dieser verzog abschätzig das Gesicht und sah den Gang rauf und runter, doch es schien niemand in Sicht zu sein, der ihm helfen konnte. Schließlich wandte er sich wieder seinem jüngeren Begleiter zu. "Ich habe keine Zeit, noch weiter hier rumzustehen. Warte hier, bis seine Hoheit wieder zurückkommt." Damit ließ er den Jungen einfach stehen. Daisuke sah ihm unglücklich nach, doch dem Arzt hinterher zu laufen traute er sich nicht. Müde lehnte er sich gegen die Tür. Seine Gedanken beschäftigten sich immer noch mit Krad und seiner Verhaftung. Wie hatte dies nur geschehen können? Den einen Augenblick war alles in Ordnung und dann wieder ging es steil bergab. Ein leises Wimmern, das er zunächst gar nicht wahrgenommen hatte, schaffte es schließlich, die düsteren Gedanken zu durchdringen, die ihm durch den Kopf gingen und verwirrt legte er das Ohr an die Tür. Da war es wieder. Unschlüssig kaute Daisuke auf seiner Unterlippe. Sollte er nachsehen? Dies würde allerdings bedeuten, dass er Darks Zimmer betreten musste und wenn er dabei erwischt wurde, dann würde es sicher Ärger geben. Andererseits konnte Dark vielleicht doch in seinem Zimmer sein und war vielleicht verletzt und wenn er nichts unternahm... Mit einem letzten prüfenden Blick zu den Soldaten am anderen Ende des Korridors schob Daisuke die Tür auf und ging hinein. Drinnen herrschte unbestimmtes Zwielicht. Vorsichtig schritt Daisuke zum Fenster und zog den Vorhang beiseite, dann sah er sich neugierig um. "Satoshi!" Mit vor Entsetzen überschnappender Stimme eilte er zu dem blutigen Bündel, in dem er nur mit Mühe seinen Freund erkannte. Mit zitternden Händen schob er die blutverkrusteten blauen Strähnen aus Satoshis Gesicht und drehte den Jungen langsam auf den Rücken. "Das kann doch nicht...Satoshi...was ist geschehen...?" Daisuke wagte kaum, den anderen zu berühren, aus Angst, dem verletzten Jungen noch mehr Schmerzen zuzufügen. "Er war so wütend..." flüsterte Satoshi und tastete nach Daisukes Hand. Die beiden sahen sich an und Daisuke erschrak vor der unverhüllten Angst in den Augen seines Freundes. "Dark?" Daisuke konnte es kaum glauben, doch es blieb keine andere Möglichkeit. Nur Dark konnte es gewesen sein, der Satoshi so furchtbar zugerichtet hatte. Noch einmal betrachtete Daisuke die kreuz und quer über Satoshis gesamten Körper laufenden Striemen und Blutergüsse und in seinem Mund machte sich ein unangenehm galliger Geschmack breit. Wie konnte sein Freund sich so verändern? Wie konnte jemand, den er als verständnisvollen Freund kennen gelernt hatte, den er fast als großen Bruder betrachtet hatte, wie konnte dieser Mensch sich so verändern und einen anderen Menschen dermaßen verletzen? Es passte einfach nicht zu Dark. "...geh...bevor er...zurückkommt..." Satoshi schien kaum noch bei Bewusstsein zu sein und Daisuke wusste, dass er recht hatte, aber er konnte den anderen nicht im Stich lassen. Selbst wenn dies bedeutete, Darks Zorn auf sich zu ziehen. "Ich bleibe bei dir, Satoshi. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Dark muss einsehen, dass er falsch gehandelt hat!" "...nicht er selbst..." war das letzte, was Daisuke noch hörte, ehe die Tür aufschwang und Dark mit steinerner Miene den Raum betrat. -*-*- tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)