Sanguis et Gladius von Geki (Blut und Schwert) ================================================================================ Chapter 1: Flucht ----------------- Langsam legte sich die Nacht über den Wald. Renard, ein junger Mann mit schwarzem Haar, dunkler Kleidung und goldgelben Augen, huschte im Dickicht von einem Schatten zum nächsten, bis die Sonne komplett hinter dem Gipfel des Nebelbergs verschwunden war. Der Wald war nun in Dunkelheit gehüllt. Das gab selbst den einfachsten Dingen wie einem Baum etwas bedrohliches. Man hörte nur noch das leise Flüstern der Baumkronen in der nächtlichen Briese und vereinzelt den Ruf der Eulen. Doch Renard fühlte sich um diese Zeit am wohlsten. Kein Wunder, denn er war ein Vampir. Er kam langsam aus dem Dickicht heraus auf eine Lichtung. Golden leuchtender Feenstaub und Glühwürmchen schwebten durch die Luft. Dieser goldene Glanz wurde durch das weiß-bläuliche Mondlicht noch unterstrichen. Die Nachtblumen öffneten ihre sonst eher unscheinbaren grau-blauen Knospen und strahlten nun einen verzaubernden, blau-violetten Glanz aus. Renard trat nun ganz aus dem Schatten der Bäume heraus und sah sich um. Eigentlich musste er sich nicht im Schatten verstecken. Noch nicht einmal tagsüber, denn er wurde durch ein magisches Mal, welches er auf dem Rücken trug, vor dem Tod durch Sonnenlicht geschützt. Dennoch wagte er sich selbst des Nachts nur aus dem Schatten, wenn er sich wirklich sicher fühlte, denn er wurde von einer Vielzahl von Vampirjägern verfolgt. Allen voran der wilde Clan der Schattenelfen. Renard sah sich noch einmal um, ehe er erneut zwischen den Bäumen verschwand. Nachdem er eine Weile durch den Wald geirrt war, kam er zum Rand einer riesigen Schlucht. In der Schlucht erstreckte sich der zweite, noch größere Teil des Waldes. Am Horizont sah man die gezackten Gipfel des Drachenrückengebirges. Weit hinter dem Drachenrücken ragte ein riesiges Gletschergebiet in den Himmel, der Nephyra-Gletscher. Dieses Gebirge wollte Renard erreichen. Dort war er aufgrund des grenzenlosen freien Terrains vor den Jägern sicher. Der junge Vampir ließ noch einmal seinen Blick über das riesige Waldgebiet schweifen, als im Dickicht plötzlich ein dürrer Ast knackte. Renard wand sofort den Kopf in die entsprechende Richtung und lauschte. Um ihn herum war es totenstill. Nur das leise Rauschen der Blätter war zu hören. Renard blickte weiter in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und ging rückwärts in Richtung der Bäume hinter ihm. Er fühlte sich erst sicher, als sich der Schatten des Waldes wieder um ihn legte. Renard drehte sich um und rannte tiefer in den dunklen Wald hinein... »Verdammt! Wo ist er hin?!« fluchte eine große silberhaarige Frau mit spitzen, elfenhaften Ohren, als sie aus dem Dickicht trat. Ihre ,,Kleidung‘‘ bestand hauptsächlich aus Verbänden und Bandagen, die eigentlich nur das Nötigste verdeckten. Über den Verbänden trug sie einen langen, schwarzen, teils zerrissenen Ledermantel und an den Händen trug sie schwarze Handschuhe mit spitzen Nieten am Handrücken. An dem breiten Ledergürtel waren eine Vielzahl an verschiedenen Messern angebracht. Der Frau, vermutlich eine des Clans der Schattenelfen, folgten noch weitere silber- oder schwarzhaarige Personen mit spitzen Ohren und dunkler Lederkleidung. Darunter war eine junge Elfe mit schwarzem, mittellangem Haar, welches sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Auch sie trug einen kurzen Rock und lange Stiefel aus schwarzem Leder und ein trägerloses Oberteil, welches an eine Brustrüstung erinnerte. An den Schultern trug sie silberne Schulterrüstungen mit dunklen Edelsteinen. Vorne über dem Rock war eine Art langer Lendenschurz in schwarz mit einem fantasievollen grau-blauem Muster. An den beiden gekreuzten Gürteln war ein großes, kunstvoll geschmücktes Breitschwert befestigt. Die junge Schattenelfe, ihr Name war Soraya, folgte, wie die anderen auch, der Silberhaarigen. Der Clan der Schattenelfen war auf der Jagd. Auf Vampirjagd um genau zu sein. Die Silberhaarige schloss kurz ihre Augen. Als sie sie kurz darauf wieder öffnete, waren sie rot und die Pupillen katzenhaft zusammengezogen. »Er ist geradeaus in den Wald gelaufen! Wahrscheinlich die Schlucht entlang. In zwei Tagen hat er mit seinem Vorsprung das Ende des Waldes erreicht. Drei weitere Tage braucht er, um den Drachenrücken an der niedrigsten Stelle zu überqueren. Haben wir ihn bis dahin nicht gefangen, ist unsere Wahrscheinlichkeit, ihn im Flachland einzuholen, gleich null!« rief sie ihrem Clan zu. Die Schattenelfen nickten und folgten der Silberhaarigen wieder in den Wald. Soraya folgte schweigend. Sie überlegte, wie sie den Vampir eigenhändig fangen könnte. Dabei entfernte sie sich unerlaubt von ihrem Clan und verschwand in den Wald. Sie hatte eine Idee, wie sie an den Vampir heran kommen konnte... Währenddessen legte Renard eine kurze Pause auf einer der vielen Lichtungen ein. Er war außer Atem. Er sah sich sicherheitshalber um, ob ihm auch wirklich niemand gefolgt war. Außer den Eulen, die in dem Bäumen saßen, und der Glühwürmchen war kein lebendiges Wesen in der Nähe. Erleichtert ließ sich Renard auf den moosbedeckten Waldboden sinken. Er schloss die Augen. Ja, er hatte wirklich mal eine Pause verdient. Renard lauschte den nächtlichen Geräuschen des Waldes: Er hörte das Rauschen der Baumkronen, den Ruf der Eulen und das Zirpen der Grillen und Zikaden, die irgendwo in den Bäumen saßen. Außerdem vernahm der junge Vampir auch das leise Plätschern des Flusses. »Was? Soweit bin ich schon gelaufen?« dachte er. Wenn er sein momentanes Tempo beibehalten würde, könnte er den Wald in knappen 2 Tagen hinter sich lassen. Renard nahm seine Trinkflasche hervor und nahm einen kräftigen Schluck. »Hm... fast leer...« murmelte er »Ich sollte meine Flasche lieber so schnell wie möglich auffüllen...« Renard stand auf. Im nächsten Moment zuckte er zusammen und bemerkte einen stechenden Schmerz in der Schulter. Er spürte, wie eine warme Flüssigkeit seinen Arm hinunter lief. Schnell zog der Vampir das Messer aus seiner Schulter und presste die Hand auf die Wunde. Panisch sah sich Renard um: Schattenelfen. Genau wie er es anhand des kunstvoll verzierten Messers geahnt hatte. Die Elfen hatten den Vampir beinahe komplett umzingelt. Allen voran stand die große silberhaarige Frau. »Wir warten auf deinen Befehl, Clan-Führerin Fafnir.« meinte ein junger Schattenelf zu der Silberhaarigen. Diese nickte, ließ Renard dabei jedoch keine Sekunde aus den Augen. Der Vampir selbst ließ Fafnir nicht aus den Augen. Jedes Blinzeln, jede noch so kleine Unachtsamkeit könnte seinen Tod bedeuten, denn Schattenelfen griffen blitzschnell an. Nach einiger Zeit des Schweigens, die Renard wie eine Ewigkeit vorkam, hob Fafnir die Hand. Sofort gingen die restlichen Mitglieder des Schattenelfen-Clans zum Angriff über: Renard wurde mit Pfeilen, Messern, Schwertern, Dolchen und Armbrüsten attackiert und schwer verletzt. Alleine hatte er gegen einen ganzen Clan keine Chance. Er musste weg und zwar schnell. Als Renard einem Schwerthieb ausweichen musste, sprang er einfach auf die Klinge. Einen Moment stand er darauf. Im nächsten Moment breitete er seine sonst zusammengefalteten Fledermausflügel aus, sprang in die Luft und flog hoch. Natürlich schossen ihm die Schattenelfen noch Pfeile hinterher oder warfen mit Wurfmessern nach ihm. Teilweise wurde Renard auch getroffen. Er flog weiter, obwohl Pfeile und Messer in seinem Rücken steckten. Fafnir blickte ihm wutentbrannt hinterher. Sie hatte ihre Beute zum zweiten mal verloren. Renard flog weiter. Sehr weit kam er jedoch nicht, denn er war sehr erschöpft. Also legte der Vampir eine saftige Bruchlandung hin. Erschöpft und schwer verletzt lag er auf dem Waldboden. Um ihn herum bildete sich eine kleine Blutlache. Renard stand auf. Er musste weiter, raus aus dem Wald zur Karakas-Ebene. Dort war er sicherer als im Wald. Er schleppte sich weiter durch den Wald, bis er zu einer kleinen Quelle kam. Er legte einen Teil seiner Kleidung ab und ging ohne nachzudenken ins Wasser, um seine Wunden zu kühlen. Dadurch verlor er jedoch nur noch mehr Blut und das Wasser um ihn herum färbte sich langsam rot. Renard aber blieb einfach in der Quelle stehen. Seine Sicht wurde immer verschwommener wegen dem enormen Blutverlust. Da wurde er plötzlich an beiden Schultern gepackt und grob aus dem Wasser gezogen. »Spinnst du?!?« fragte eine weibliche Stimme »Willst du verbluten oder was?!?« Renard antwortete nicht, da er kaum mehr die Kraft hatte. Er verlor nun das Bewusstsein komplett und fiel direkt in die Arme der Unbekannten. »Oh mann ey...« meinte diese nur genervt, als sie ihn mitschleppte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)