Sanguis et Gladius von Geki (Blut und Schwert) ================================================================================ Chapter 13: Aufstieg -------------------- Nach etwa drei Tagen kamen Renard und Soraya an der niedrigsten Stelle des Drachenrückens an. Das Gebirge sah an dieser Stelle eher wie ein saftig grüner Hügel aus, über den sogar ein kleiner Trampelpfad führte. Die beiden schlugen diesen Weg ein und mit der Zeit wurde der Boden unter ihren Füßen immer felsiger und das Terrain immer steiler. Es gab einen guten Grund, weshalb das Gebirge den Namen Drachenrücken trug, denn die schroffe Gebirgskette mit ihren markanten Spitzen erinnerte tatsächlich stark an den gezackten Rücken eines Drachen. Je höher sie kamen desto unwirtlicher wurde das Wetter. Der Wind peitschte ihnen ins Gesicht und es begann sogar zu regnen. Zum Schutz vor der Nässe und der Kälte hatten sich die Beiden ihre Decken umgebunden. Nach wenigen Minuten allerdings waren sie bis auf die Knochen durchnässt. Vielleicht hätten sie im Dorf doch die Schneiderei aufsuchen und wärmere Kleidung kaufen sollen! Aber zum Umkehren war es zu spät. »Wir sollten uns wohl besser irgendwo einen Unterschlupf suchen!!« rief Renard seiner Begleitung zu und kaum hatte er das gesagt, brach ein heftiges Gewitter los. Die beiden liefen dem Wind entgegen. Regen und teilweise auch Hagelkörner prasselten ihnen ins Gesicht. Soraya folgte Renard. Sie kniff die Augen leicht zusammen und sah eine Höhle in der Felswand. Die Schattenelfe packte Renard an der Hand und zerrte ihn zu der Höhle. Die beiden verkrochen sich tief in die Höhle, sodass sie nicht vom Blitz getroffen werden konnten. Renard wühlte in seinem Beutel und holte ein kleines, leider völlig durchnässtes Schächtelchen heraus »Mist!« fauchte der Vampir »Sogar die Schwefelhölzer sind nass geworden! Jetzt können wir uns nicht mal ein Lagerfeuer machen..« Soraya wand ihre nasse Decke aus und entgegnete dann: »Wir hätten sowieso nichts zum Anzünden.« »Ach ja stimmt ja…« meinte Renard trocken. Er streifte sich die triefendnasse Decke von den Schultern und wand sie ebenfalls aus. »Was für ein Mistwetter!« meinte Soraya, als sie ihre Haare auswand »Jetzt wäre ein Drachenpferd nicht schlecht. Ach übrigens... wo hast du es letztens eigentlich gefunden?« fragte die Schattenelfe neugierig. Renard meinte daraufhin: »Keine Ahnung. Ich bin auf der Flucht zusammengebrochen und dann war es plötzlich da. Vielleicht war es ja gerade in der Nähe und hat gespürt, dass ich Hilfe brauche.« Soraya sah ihn an /Oder… es hatte die Macht seines Mals gespürt…/ dachte sie. Draußen tobte das Gewitter immer noch. Renard und Soraya hatten sich in die hinterste Ecke der Höhle verkrümelt. Die beiden saßen zusammengekauert an der Wand, spendeten sich gegenseitig Wärme und warteten, doch das Gewitter schien nicht enden zu wollen. Doch endlich… nach fast drei Stunden ließ der Regen allmählich nach und es klarte auf. Renard lugte vorsichtig aus der Höhle: Der Boden war aufgeweicht und matschig. Ein paar vereinzelte, verbrannte Bäume, in die scheinbar der Blitz eingeschlagen hatte, kokelten vor sich hin. Der Vampir kam aus der Höhle heraus, ebenso wie seine Begleiterin. Die beiden setzten ihre Reise fort. Dank des Drachenpferdes hatten sie einen enormen Vorsprung. Ihre Verfolger dagegen müssten erst die Schlucht hinunter und dann wieder hinauf klettern. Doch Soraya und Renard mussten sich trotzdem beeilen, schließlich konnte niemand wissen, wozu Fafnir und der Rest ihres Clans fähig waren… Langsam kamen die beiden immer weiter rauf und ab und zu konnten sie sogar bereits die Gipfel des Nephyra-Gletschers sehen. Wenn sie ihr momentanes Tempo beibehielten würden sie den Fuße des Gletschers vermutlich in zwei bis drei Tagen erreichen. Renard kletterte eine Felswand hoch. Immer wieder fielen neben ihm kleine Steine in die Tiefe. Er musste verdammt gut aufpassen, dass er nicht versehentlich versuchte, sich an einem lockeren Felsen festzuhalten. Plötzlich brach unter seinem rechten Fuß ein Stück Fesen aus der Wand und fiel in die Tiefe. Renard konnte sich gerade noch so festhalten. Er schluckte als er nach unten sah. »Alles in Ordnung da oben??« rief Soraya ihm zu. Sie klang besorgt. »Ja. Alles bestens.« rief er zurück. Er sah wieder nach oben. Nur noch ein paar Meter, dann hatte er es geschafft. Der Vampir kletterte weiter nach oben und zog sich an der Kante hoch. Geschafft! Renard stallte seinen Reisebeutel, den er beim Aufstieg auf dem Rücken getragen hatte, auf dem Boden ab und nahm ein langes Seil heraus. Dieses band er an einem Felsen fest und warf das andere Ende zu Soraya hinunter. Die Schattenelfe zog einmal kurz an dem Seil, um zu überprüfen, ob es auch wirklich festgebunden war, dann kletterte sie ebenfalls nach oben. Als sie oben ankam, stand Renard einfach nur da. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und starrte einfach nur nach vorne. »Du könntest mir ruhig mal helfen!!« fauchte sie während sie aufstand. Der Vampir ignorierte sie einfach und starrte weiterhin nach vorne. Soraya sah ebenfalls in die Richtung – und war überwältigt: Direkt vor ihnen ragten die schneeweißen Gipfel des Nephyra-Gletschers in den Himmel. »Wow…« meinte Soraya nur beeindruckt. »Wir sind schon so weit gekommen. Jetzt hält uns nichts mehr auf!« Renard sah lächelnd zu ihr »Ja. Da hast du recht!« Erst jetzt, wo sie so neben ihm stand, fiel ihm der kleine, rötliche Fleck an ihrem Hals auf »Ähm… Soraya…?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)