The Past Is My Problem von Sakura-95 ================================================================================ Kapitel 7: Im Konoha Krankenhaus -------------------------------- Ich stand wie angewurzelt vor dem breitschultrigen Mann, der mich frech, aber dabei auch gleichzeitig bedrohlich angrinste. Er wartete nur darauf, mich zu packen und mir irgendwie Schmerzen zuzufügen. Und ich konnte nichts dagegen tun, denn der andere Mann hatte sich wieder aufgerafft und kam von hinten auf mich zu. Der Typ vor mir ließ seine Finger knacken und schlug sich dann anschließend zwei Mal mit der Faust gegen die ausgestreckte Handfläche. In Sekundenschnelle hatte er mich gepackt, herumgerissen, mir die Arme hinter dem Rücken verschränkt und mich an sich gedrückt. „Wir werden dich jetzt erledigen…“, raunzte er mir mit einem dreckigen Unterton in der Stimme ins Ohr. Ich unterdrückte das aufkommende Bedürfnis loszuheulen und schluckte meine Tränen herunter. Meine Situation war aussichtslos. Wer oder was sollte mich jetzt noch retten? Warum war ich hier bloß hingekommen? Ich hatte nicht damit gerechnet, dass dieser verdammte Higurashi clever genug war, hier Leute zu postieren, die auf sein Haus aufpassen. Wie hätte ich auch darauf kommen sollen? Ich hatte nicht gut genug aufgepasst. Und jetzt musste ich den Preis dafür zahlen. Der andere Typ hatte seine Waffe auf mich gerichtet, während er uns immer näher kam. Was sollte ich jetzt machen? Mich meinem Schicksal hingeben und hier sterben? Nein, das durfte nicht passieren! Ich war nicht so weit gekommen, um jetzt zu sterben. Ich schloss die Augen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich hörte die schlurfenden Schritte des Mannes, der immer näher kam und mit jeder Sekunde meine Fluchtmöglichkeiten verminderte. Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße! Ich kniff die Augen so fest zusammen, dass sie anfingen zu schmerzen. Mein Kopf war voller panischer und verzweifelter Gedanken, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Ihr fasste mit einer Hand an meinen pochenden Kopf. Ich hörte ein leises Klicken. Ich atmete einmal schnell durch, nahm all meinen Mut zusammen und öffnete die Augen, während ich meinen Kopf hob. Der Typ stand nur noch wenige Meter von mir entfernt und hatte seine Waffe genau auf meinen Kopf gerichtet. Wenn jetzt nicht irgendein Wunder geschah, war es zu Ende mit mir. Das Wunder geschah. Es passierte alles sehr schnell – Eine Sirene ertönte plötzlich; die Männer erschraken und stießen einige Flüche aus. Ich nutzte die Ablenkung, indem ich dem Typen der mich gefangen hielt einen kräftigen Tritt in seine Kronjuwelen verpasste. Er keuchte überrascht und lockerte seinen Griff um meine Arme - dann geschahen zwei Dinge gleichzeitig. Während ich die Ablenkung des einen Mannes ausnutzte, um loszurennen, hatte der andere Typ reflexartig seine Waffe betätigt. Mit einem lauten Knall schrammte die Kugel an meinem Arm vorbei und hinterließ einen brennenden Schmerz. Ich fiel auf die Knie, konnte mich jedoch genug fassen um schnell in ein anderes Zimmer zu krabbeln. Jetzt musste ich hier schnell abhauen. Ich sah mich hektisch um, während ich mich aufrichtete. Ich erblicke ein großes Fenster – daneben ein Tisch, auf dem ein Werkzeugkoffer lag. Wie für mich gerufen. Ich rannte zu dem Werkzeugkoffer und legte mir hektisch einen Hammer zu. Ich würde jetzt Spuren hinterlassen, doch das war mir egal. Mit aller Kraft schlug ich das Fenster ein, ignorierte die Scherben und stieg hindurch. Ich sammelte meine letzten Kräfte und lief los so schnell ich konnte. Der Schmerz in meinem blutenden Arm und die kleinen Glassplitter, die überall in meinen Körper eingedrungen waren, machten es mir nicht leicht, mich zusammen zu reißen und meine letzten Kräfte zu mobilisieren. Ich wagte es nicht, mich umzudrehen, als ich einige weitere Schüsse aus dem Haus ertönen hörte. Ich versuchte einfach nur, schneller von diesem Ort wegzukommen. Viel hatte ich dort nicht gefunden – eher im Gegenteil. Ich hatte mich in eine lebensgefährliche Gefahr begeben, nur um ein kleines, rotes Telefonbuch aus diesem Haus zu entwenden. Hoffentlich hatte es wenigstens wichtige Informationen für mich. Aber das musste ich später untersuchen; erst mal musste ich wieder ins Hotel kommen. In der Ferne konnte ich die Innenstadt schon erkennen, doch in meinem Zustand konnte ich mich dort unmöglich sehen lassen. An meinem Arm tropfte das Blut herunter, außerdem hatte ich überall kleine Glassplitter, die in meine Haut eingebohrt waren. Man würde mich sofort in ein Krankenhaus stecken, wenn mich jemand sähe. Und wenn ich schon dort war, konnte ich mir ausmalen in wie kurzer Zeit sie meine wahre Identität erkannt hatten… Ich verlangsamte meinen Schritt, um überlegen zu können. Was sollte ich jetzt machen? Mein Arm schmerzte höllisch, ich musste ihn unbedingt abbinden, sonst würde ich zu viel Blut verlieren. Mich selbst zu verarzten wäre kein Problem gewesen, wenn ich das nötige Material dazu hier hätte… Aber das hatte ich leider nicht. Was sollte ich jetzt nur machen? Bis zu dem Hotel, in dem ich heute Nachmittag eingecheckt hatte, war es ein weiter Weg; Ich würde niemals dort ankommen, ohne von irgendwem entdeckt zu werden. Ich war schon völlig erschöpft und mir war schwindelig. Was sollte ich nur tun? Mein Kopf war leer, ich konnte nicht mehr denken. Mein Arm war inzwischen vollständig mit Blut bekleckert. Das Blut würde weiter fließen, wenn ich nicht schnell etwas unternahm, doch mir wurde langsam immer schummriger. Die schillernde Stadt, die ich in der Ferne beobachtet hatte, verschwamm vor meinen Augen. In meinem Kopf begann sich alles zu drehen; ich konnte kaum noch aufrecht stehen. Ich hatte nicht mehr genug Kraft um mich auf den Beinen zu halten und die Wunde machte es zusätzlich noch schlimmer. Ich stürzte auf die Knie, während ich mit der Hand meines unversehrten Armes nach meinem verletzen Arm griff und fest zudrückte. Ich durfte nicht noch mehr Blut verlieren, sonst würde ich bewusstlos werden und das durfte nicht passieren. Wenn mich jemand finden und ins Krankenhaus bringen würde… Nein, ich musste wach bleiben… Doch bevor ich noch irgendetwas tun konnte, fiel ich schwankend zu Boden. Als ich meine Augen wieder öffnen konnte, wusste ich bei meinem ersten Blick, der auf die Wand fiel, wo ich mich befand. Kahle, weiße Wände. Natürlich war ich im Krankenhaus, wie sollte es anders sein. Ich atmete erst mal tief durch. Ich hoffte inständig, dass es nicht das Krankenhaus war, in dem ich damals gearbeitet hatte. Es war nahezu unmöglich, dass mich kein einziger meiner Kollegen erkennen würde. Doch was, wenn ich schon erkannt worden war….? Ich richtete mich ruckartig auf und griff nach der Perücke. Sie war noch auf meinem Kopf befestigt. Ich atmete erleichtert auf und ließ mich wieder in das Kissen sinken. Es war trotzdem gefährlich hier, ich durfte mich nicht zu früh freuen. Wer hatte mich überhaupt hierher gebracht? Und wo war das rote Telefonbuch das ich mit mir herumgetragen hatte? Ich sah mich in dem Krankenzimmer um. Neben meinem Bett befanden sich noch zwei weitere, jedoch leere Betten. An der gegenüberliegenden Wand standen drei Schränke mit jeweils verschiedenfarbigen, runden Markierungen. Am Fenster an der rechten Wand befand sich ein kleiner Tisch und ein Stuhl. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Ich war im Konoha Krankenhaus, der Ort, an dem ich meine Ausbildung zur Ärztin begonnen hatte, bis man mich weggesperrt hatte. Es war mir eigentlich schon klar gewesen, dass man mich in dieses Krankenhaus bringen würde, wenn man mich aufgefunden hatte. Ich hatte aber noch die Hoffnung gehabt, hier nicht landen zu müssen… Wie sollte ich es nur schaffen, hier unerkannt wieder raus zukommen? Und wie lange musste ich hier überhaupt bleiben? Ich biss mir nachdenklich auf die Lippe. Über Higurashi hatte ich in meiner halsbrecherischen Aktion der letzten Nacht auch nicht viel herausgefunden. Nur dieses rote Telefonbuch… Ich wandte mich zu dem kleinen Nachttisch, der neben meinem Bett stand. Hoffentlich hatte man das Buch hier reingesteckt. Ich machte die Schublade des Tischchens auf und entdeckte sofort das kleine Büchlein, dass ich in der letzten Nacht aus dem Haus von Higurashi entwenden konnte. Ich schnappte es mir und öffnete die erste Seite. Sie war leer. Ich ging die nächsten Seiten durch und entdeckte hin und wieder ein paar Eintragungen von Geschäftsleuten und Privatfreunden, doch nichts verdächtiges. Keine Nummern von irgendwelchen Killern, die in seinem Haus herumschleichen und Eindringlinge erledigen sollten. Doch würde so was in einem Telefonbuch stehen? Wohl kaum. Ich seufzte unzufrieden. Was konnte ich in dieser Angelegenheit noch machen? Diese ganzen Leute abklappern und nachfragen wo Higurashi war? Ich war mir nicht sicher, ob das von Erfolg gekrönt war. Wahrscheinlich hatte er sogar die ganzen Leute davor gewarnt, seinen Standort preiszugeben, wenn er ihnen überhaupt erzählt hatte, wo er sich jetzt befand. Stirnrunzelnd legte ich das Büchlein wieder in den Nachtschrank. Was sollte ich jetzt machen? Der Typ hatte sich irgendwo verschanzt und heckte irgendeinen Plan aus, für er meinen Vater umgebracht hatte. Doch was hatte er vor? Ich hatte erwartet, dass er die Firma übernehmen wollte und deshalb meinen Vater aus dem Weg geräumt hatte. Doch jetzt war er wie vom Erdboden verschluckt. Ich konnte es mir nicht erklären. Im Moment war ich auch zu erschöpft, um über das Ganze weiter nachzudenken. Ich musste mich ein wenig ausruhen und überlegen, wie ich hier möglichst schnell wieder rauskam, bevor irgendjemand meine wahre Identität herausbekommen konnte. Als es plötzlich kurz an der Tür klopfte, zuckte ich erschrocken zusammen. Bevor ich irgendetwas sagen konnte wurde die Tür auch schon geöffnet. Ein schwarzhaariger, junger Mann mit dunklen Augen kam herein – Sai, der Junge, mit dem ich zusammen die Ausbildung begonnen hatte. Ich versuchte, nicht allzu geschockt auszusehen, denn sonst würde ich noch Verdacht erwecken. Ich ordnete meinen Gesichtsausdruck zu einem freundlichen Lächeln an, als Sai auf mich zukam. Eigentlich war er ein ganz hübscher Bursche; seine dunklen Augen hatten einen freundlichen Ausdruck, genau wie seine ganze Ausstrahlung. Er war immer sehr darauf bedacht, einen freundlichen Eindruck zu machen. Er sah fast schon dem mysteriösen Schwarzhaarigen ähnlich, der mich vor wenigen Tagen vor den Vergewaltigern gerettet hatte… „Guten Tag, Miss Sato. Wie geht es Ihnen?“ Sai trat an mein Bett und lächelte mich an. Ich versuchte, sein Lächeln so ungezwungen zu erwidern wie möglich. „Ganz gut, danke“, erwiderte ich mit krächzender Stimme und täuschte somit eine Erkältung vor. Ich wollte mich schließlich nicht an meiner Stimme verraten. „Oh, sind Sie erkältet? Wie haben Sie das denn angestellt?“, fragte er lachend mit einem Blick auf das Fenster, welches strahlenden Sonnenschein präsentierte. Ich stimmte ein wenig nervös in das Lachen ein. „Hab wohl nachts zu viel im Pool gebadet…“, schwindelte ich. „Nun gut, Miss Sato“, erwiderte Sai. „Sie sind gestern Nacht von einem netten Herren hier eingeliefert worden. Ihr Arm hat stark geblutet und sie hatten viele kleine Glassplitter im Körper. Können Sie sich daran erinnern, wie das passiert ist?“ Ich schwieg für ein paar Sekunden unschlüssig. Was sollte ich ihm erzählen? Am besten täuschte ich einen Blackout vor. „Na ja…. Leider kann ich mich an gar nichts erinnern“, murmelte ich leise und ließ meinen Blick mit einer traurigen Miene zu Boden gleiten. „Das ist doch nicht schlimm…“, sagte Sai aufmunternd und legte einen Arm um mich. „Das wichtigste ist, dass Sie hier sind und wieder gesund werden, nicht wahr?“ Ich sah wieder auf und erwiderte das Lächeln, das Sai mir schenkte. „Ja“, krächzte ich. Einige Sekunden lang sah er mich nur schweigend an. „Sie erinnern mich an jemanden, der hier mal gearbeitet hat“, erzählte er. Ein Schauer durchflutete meinen Körper. Oh nein, er durfte mich bloß nicht erkennen…! Ich drehte meinen Kopf ein wenig zur Seite. „Oh… und an wen?“ Sai machte einige Schritte zurück. „Ach, ich möchte Sie gar nicht damit belästigen! Sie brauchen noch ganz viel Ruhe. Ich werde später nach Ihnen sehen.“ Er schenkte ihr ein letztes Lächeln. „Bis dann, Miss Sato.“ Als die Tür hinter ihm zugefallen war, atmete ich erleichtert durch. Wie gut, dass Sai eher der schüchterne Typ war und sich mehr zurückhielt. Wäre er aufdringlicher gewesen, hätte er wahrscheinlich schnell begriffen, dass ich tatsächlich diejenige war, an die ich ihn erinnerte. Aber die Gefahr war trotzdem noch nicht vorbei. Er hatte angekündigt, dass er wiederkommen würde und in jeder Minute, in der wir beide zusammen waren, bestand die Gefahr, dass er mich erkennen könnte. Ich musste hier also unbedingt raus. Und zwar so schnell wie möglich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)