Chroniken der Schatten von TigerNagato (Respekt muss man sich verdienen) ================================================================================ Kapitel 1: (K)ein Tag wie jeder andere -------------------------------------- Seufzend blickte Kira auf das massive Gebäude vor ihr. Am liebsten würde sie wieder umdrehen und den lieblosen, überdimensionalen Betonklotz weit hinter sich lassen. Doch die Schatten des Tribunals würden sie ohne Mühe finden und hierher bringen. Wehmütig hob sie ihren Kopf in den grauen Himmel und dem Sprühregen, der schon seit Tagen herrschte, entgegen. Grau und trüb. Das Wetter passte zu ihrer Stimmung. Seit Tagen hatte sie Probleme beim einschlafen. Fast hatte sie das Gefühl, ihr Körper wollte sich an etwas erinnern, dass sie vergessen hatte. Dabei gab es mehr als genug vergessene Erinnerungen und nach nun mehr 10 Jahren, glaubte sie nicht mehr, auch nur eine davon wiederzufinden. Sie hatte sich mit ihrem Schicksal abgefunden und die Leere in ihrem Inneren mit jeder Menge neuer Erinnerungen gefüllt. Es war nicht perfekt, aber Kira konnte damit leben.   Das Läuten der großen Glocke auf dem Marktplatz riss die junge Frau aus ihrer Starre. Langsam schritt sie auf das dunkle Tor zu. Den Blick nur flüchtig auf den Weg vor ihr gerichtet, suchte sie ihre Schlüsselkarte in den schier unendlichen Weiten ihrer Handtasche. Es war ein Phänomen. Egal wie klein ihre Tasche auch war, sie fand nie auf Anhieb was sie suchte. Aber das Problem hatten viele Frauen. Das Foyer sah genauso trostlos aus wie die äußere Fassade nur dass es hier einen Empfangstresen aus dunklem Granit und im hinteren Teil drei Fahrstühle gab. Kurz nickte Kira Natalia der Empfangsdame zu. Wie immer war die junge Frau mehr daran interessiert ihr Make-up zu richten, als auf die ankommenden Besucher zu achten. Irgendwann würde Natalias desinteressierte bestimmt Ärger bedeuten. Kopfschüttelnd ging Kira weiter zu den Aufzügen und hielt ihre Schlüsselkarte vor das Keypad. Es dauerte nicht lange, bis die mechanische Tür sich mit einem leisen Pling öffnete. Beim eintreten musste Kira feststellen, dass sie nicht allein im Aufzug war. Mit einem knappen *Hn!* wurde die junge Frau von Joshua Dodge, der von allen eh nur Dodge genannt wurde begrüßt. „Dir auch einen guten Morgen. Findest du das Wetter auch so bescheiden?“, erkundigte sich Kira, während sie auf den Knopf für die Chefetage drückte. „Hn!“, kam die Aussagekräftige Antwort von Dodge zurück. „Ja ich hoffe auch, dass es bald wieder aufklart. Also einen erfolgreichen Tag noch.“, verabschiedete sich die junge Frau und erntete zum Abschied ein leises brummen von Dodge. Es hatte eine Weile gedauert, bis Kira Dodge nicht mehr missverstanden hatte. Joshua Dodge war vieles, aber bestimmt kein Freund großer Worte. Aber nach fünf Jahren hatte Kira gelernt zwischen den Zeilen zu lesen und auch wenn sie persönlich nichts gegen Dodge hatte, als Freund würde sie ihn sicher nicht bezeichnen. Dazu sah sie den Mann einfach zu selten.   Ein herzhafter Fluch aus dem Büro vor ihr ließ Kira innehalten. Normalerweise war es nicht die Art ihres Vorgesetzten derart aus der Haut zu fahren. Bisher kannte sie Reginald Bubblecube nur als ruhige und ausgeglichene Person, auch wenn er steht’s so aussah, als hätte er schlechte Laune. Vorsichtig klopfte Kira an die Bürotür. An jedem anderen Tag, wäre sie einfach in das Büro gegangen, aber heute hielt sie es nicht für angebracht. Bubble, wie Reginald seit Jahren von allen genannt wurde, saß hinter seinem massiven Schreibtisch und schaute noch finsterer drein als sonst. Es konnte nur an der Person vor ihm liegen. Der junge Mann lag halb auf dem Stuhl vor dem großen Schreibtisch und hatte seine klobigen, verdreckten Stiefel achtlos auf ein paar wichtigen Dokumenten auf dem Tisch platziert. So viel Respektlosigkeit hatte Kira, soweit sie sich erinnerte, noch nie erlebt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die Kira planlos in der offenen Bürotür stand, richtete Bubble den Blick auf sie. „Ah, da bist du ja Blue. Sag mal du weißt nicht zufällig, wo wir unsere Waffenkammer haben?“, brummte Bubble dunkel. „Ich kenne jeden gottverdammten Quadratmillimeter dieses Schuppens, weil ich ihn für dich schon mal putzen musste und ich wette mit dir, es war das erste Mal, seit dieser Scheißladen existiert.“, schnappte Kira empört und stemmte wütend die Hände in die Hüften. „Nun, dann kannst du ihm ja ein neues Schwert besorgen. Er hat seines zerbrochen.“, knurrte Bubble und deutete mit einem kurzen Nicken auf den Mann vor ihm. „Wie kann man…?“, begann Kira verwundert, wurde aber von einem abfälligen Schnauben unterbrochen. Mit einer fließenden Bewegung nahm der junge Mann seine dreckigen Stiefel vom Schreibtisch und erhob sich. Sofort stürzte sich Bubble auf die Unterlagen um sich das Ausmaß des Schadens zu überblicken. Unwillkürlich stockte Kira der Atem, als sich der Mann umdrehte. Er war groß, schlank und bestand nahezu nur aus Muskeln. Das weitausgeschnittene weiße Muskelshirt wirke unter der groben Bikerjacke völlig überflüssig, da es vom Regen völlig durchnässt war, und auch die enge schwarze Jeans ließ nur wenig Platz für Spekulationen. Allgemein wirkte sein gesamtes Auftreten bestimmt und seine Aura nahm nahezu den ganzen Raum ein. Jedoch waren es seine Augen, die Kira den Atem raubten. Sie waren smaragdgrün und doch hatten sie einen unverkennbaren Rotstich um die Iris herum. Außerdem musterten sie Kira erbarmungslos. Schlagartig wurde der jungen Frau bewusst, dass sie schon besser ausgesehen hatte. Ihre langen honigblonden Haare waren zu einem unordentlichen Zopf gebunden und auch ihre zerrissene Lieblingsjeans saß nicht gerade vorteilhaft an ihr. An das ausgebeulte Sweatshirt wollte sie gar nicht denken, ebenso wenig wie an die Tatsache, dass sie das Haus ungeschminkt verlassen hatte. Mit viel Glück sah man ihre Augenringe nicht so deutlich wie gestern, aber sicher wusste sie es nicht. Den Blick in den Spiegel hatte sie an diesem Morgen bewusst vermieden. Langsam und mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze kam er auf sie zu und blieb schließlich keine 15 cm vor ihr Stehen. „Also…“, begann er leise und Kira glaubte fast, dass ihr Herz stehen bleiben würde. „Also…“, wiederholte sie mit zitternder Stimme. Ihr Kopf war wie leergefegt. Irgendetwas hatte sie tun sollen. „Die Waffenkammer!“, schnurrte er weich. Jetzt machte es klick. Er brauchte ein neues Schwert und sie sollte es ihm besorgen. Langsam nickte Kira und schloss erleichtert die Augen, als sie es geschafft hatte den Blick abzuwenden und sich in Bewegung zu setzten. Außerdem dämmerte es ihr langsam, wen sie da vor sich hatte. Natalia und auch Felicity hatten ihn mal erwähnt. Also eigentlich hatten sie von diesem Mann geschwärmt, als wäre er Eiscreme in der Sommersonne. Bisher dachte Kira, das die beiden übertrieben, aber da hatte sie sich eindeutig geirrt. Im Fahrstuhl versuchte Kira so viel Abstand wie nur möglich zwischen sich und dem fleischgewordenen Traum unzähliger Frauen zu bringen, aber es war zwecklos. Dieser Mann hatte eine Präsens, die den gesamten Raum ausfüllte und ihr bei jedem Atemzug kleine Schauer über die Haut laufen ließ. Das musste einfach der berühmte, wenn nicht sogar berüchtigte Dusk sein.   Die Fahrt ins das zweite Untergeschoss, wo neben den Trainingsräumen auch die Waffenkammer lag, dauerte eine Ewigkeit. Erleichtert stieg Kira aus dem Fahrstuhl und hielt zielstrebig auf die letzte der sieben Türen auf der linken Seite des Korridors zu. Drei Sicherheitscodes, zwei Fingerabdruckscans und einen Irischeck später öffnete sich die schwere Metalltür knarrend. Manchmal verfluchte sie das Sicherheitssystem dieses Gebäudes. Obwohl sie genau wusste, wie wichtig es war, die Geheimnisse dieses Ortes zu schützen, war es lästig bei jeder dritten Tür die eigene Identität doppelt und dreifach zu überprüfen. Und auch jetzt keine sieben Meter hinter der Tür, stand sie vor der nächsten. Die kleine unauffällige Holztür wurde von Ward McDarren bewacht. Es wirkte wie immer lächerlich. Denn auch wenn Ward hinter einer halbvergitterten Wand saß und es nur ein kleines Fenster für Formulare und Anträge gab, sah er erschreckend deplatziert aus. Ward war einfach nur klein, schmächtig und versteckte seine trüben Augen hinter einer quietschgelben, überdimensionalen Brille. „Sie wünschen?“, krächzte Ward teilnahmslos und machte sich nicht einmal die Mühe von seinem dicken Buch mit den vergilbten Seiten aufzusehen. „Dusk braucht ein neues Schwert. Offenbar hat er seines zerbrochen.“, seufzt Kira genervt. Das wohlwollende Summen hinter ihr, überhörte die junge Frau so gut wie möglich. Sie hatte recht gehabt mit ihrer Vermutung. „Schon wieder? Was war es diesmal?“, gluckste Ward. Ohne es zu wollen zuckte Kira leicht zusammen, weil Wards Glucksen wie ein aufgebrachtes Ferkel klang. „Steintroll. Aber ob du es glaubst oder nicht, ich habe das Ding geköpft.“, erklärte Dusk amüsiert und man konnte deutlich den Stolz in seiner Stimme hören. „Hattest du Hilfe?“, nickte Ward und schlürfte nach rechts, um die Tür zu öffnen. „Ich brauche keine Hilfe, das ist reine Zeitverschwendung und die würde mir ja doch nur im Weg stehen.“ „Wie bescheuert ist das denn?“, quiekte Kira spitz. Jedes Kind wusste, dass Steintrolle gefährlich waren und dass man ihnen nicht zu nahe kommen sollte. Auch wenn die Schatten ein unritterliches jahrelanges Training hinter sich hatten und nach der Ausbildung jede freie Minute nutzten, um ihre Fähigkeiten zu verbessern, brauchte es mindestens drei Schatten um einen Steintroll zu bändigen. „Ist eine meiner Regeln.“, tat Dusk das ganze ab und beobachte desinteressiert, wie Ward laut ächzend und schnaufend die Holztür aufstemmte. „Blue warum suchst du ihm nicht dieses Mal ein Schwert. Du hast einen erstaunlichen Blick für Waffen.“, keuchte Ward und ließ Kira nach hinten in die Waffenkammer.   Die eigentliche Waffenkammer war gigantisch. Nahezu endlos lange Metallregale an denen die unterschiedlichsten Waffen auf Jahrhunderten hingen. Andächtig und mit geschlossenen Augen schritt Kira das Regal mit den Schwertern ab. Eine Hand hatte sie dabei über den Schwertern ausgestreckt. Sie würde nicht mit den Augen das passende Schwert suchen. Sie wollte sich von der Aura leiten lassen. Dusk hatte eine starke, fordernde Aura, also brauchte er ein ebenso mächtiges Schwert. Kurz hielt Kira bei einer besonders auffälligen Aura inne und öffnete die Augen. Excalibur, das Schwert aus der Artus-Sage der Menschen, zweifellos war es mächtig und wunderschön. Dennoch wäre es eine Verschwendung, wenn er es zerstören würde. Die Augen schließend setzte die junge Frau ihren Weg fort. Beinahe am Ende des Regales blieb sie erneut stehen, doch dieses Mal öffnete sie keuchend die Augen. Die Macht die von der Schwarzen Klinge vor ihr ausging war überwältigend. Obwohl sie den Schaft des Schwertes nicht berührte, konnte sie die Kraft dieser Schönheit surren hören. „Corré, die Klinge der Verdammnis.“, wisperte sie leise und noch bevor sie wusste warum, hatte sie das Schwert ergriffen und eilte zurück. Die tödliche Klinge fest an sich gedrückt, rannte Kira den Gang zurück. Etwas in ihrem inneren trieb sie an und wenn es nur das surren des Schwertes war, das immer lauter in ihren Ohren wiederhallte. Erst als die alte Tür in Sicht kam, wurden ihre Schritte langsamer. Als Kira die Tür und damit auch den wie eine alte Dampflok schnaufenden Ward hinter sich hatte, war das surren so laut, dass ihr langsam sie Sicht verschwamm. Mit zitternden Knien streckte sie das Schwert seinem neuen Besitzer entgegen und als sie sich nicht mehr daran festhalten konnte, sackte Kira letztendlich zusammen. Überrascht und mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit überbrückte Dusk den Abstand zwischen ihm und Kira, um die junge Frau aufzufangen. „So lange hat bisher keine Frau gebraucht, um neben mir in Ohnmacht zu fallen.“, murmelte Dusk anerkennend und nickte Ward kurz zu, bevor er die bewusstlose Frau mit Leichtigkeit auf seine Arme hob und mit ihr im Inneren des Gebäudes verschwand. Den Weg zum Krankenzimmer fand er von überall, aber er verbrachte für seinen Geschmack auch viel zu viel Zeit dort.   Etwas Nasses drückte auf Kiras Stirn und ließ ihre Augen langsam flattern. Ihr Bewusstsein war träge und sie könnte noch leicht das Surren der Macht hören. „Was machst du nur für Sachen? Du hast mir eine Heidenangst eingejagt. Außerdem habe ich mich wegen dir zwei- … nein dreimal verlaufen.“, plapperte Felicity Lowe munter darauf los. Diese Frau war Kira schon immer ein Rätsel gewesen. Ihre Arbeit erledigte sie so gewissenhaft, akkurat und perfekt organisiert, aber im realen Leben war Felicity völlig verplant und chaotisch. Ständig suchte sie etwas, von der Kaffeetasse vor ihrer Nase, über eine Akte in ihrer Hand bis hin zu ihrer Brille, die sie sich meistens in die kurzen schwarzen Locken steckte, damit sie besser denken konnte. Felicity hatte sie sogar schon einmal an ihrem freien Tag angerufen, weil sie sich in ihrer Wohnung verlaufen hatte. „Ich habe Dusk kennen gelernt.“, murmelte Kira schwerfällig und öffnete die Augen einen Spalt. „Ach na dann, ist alles klar.“, tat Felicity die ganze Sache ab. „Ich falle in Ohnmacht, erwähne einen Namen und auf einmal ergibt alles einen Sinn?“ „Nun es fallen reihenweise Frauen wegen Dusk in Ohnmacht. Ist mir das erste Mal auch passiert.“, gab Felicity zu. Kopfschüttelnd richtete sich Kira auf und kämpfte sich mühsam auf die Beine. Sie mochte keine Ärzte und konnte darauf verzichten einen über den Weg zu laufen. „Lass uns zurück ins Büro gehen. Wie lange war ich eigentlich weg?“ „Eine knappe Stunde und du kannst mir helfen. Ich soll für Bubble ein paar Informationen sammeln und vielleicht kannst du mir helfen. Du entschlüsselst alte Schriften meist schneller als ich.“, lachte Felicity und bog in die falsche Richtung des Ganges ein. „Flis, falsche Richtung und ich entschlüssle die meisten alten Texte nicht. Ich kann das lesen, Gott weiß warum.“ „Meine rede.“, zuckte Felicity mit den Schultern. „Was sollst du denn herausfinden?“, hakte Kira nach. „Es gibt eine Reihe verdächtiger Morde.“ „Es herrscht seit knapp 3000 Jahren Krieg zwischen Engeln und Dämonen. Es gibt immer irgendwelche Morde und in 50 % der Fälle war es einer von unseren Leuten.“, erklärte Kira genervt. „Diese Morde sind anders. Es sterben nicht nur Engel oder Dämonen, sondern auch unsere Leute und alle wurden auf die gleiche Art getötet. Sie wurden mit einer glühenden Klinge geköpft und der Täter hinterließ einen Seelenstein anstelle des Herzens.“, erklärte Kira düster. „Dann lass uns gleich ins Archiv gehen. Ich weiß wonach ich suchen muss.“, hauchte Kira knapp und zog Felicity um die nächste Ecke in Richtung des alten Archivs.   Nachdem sie Felicity bei Helena der guten Seele dieses Archivs abgestellt hatte, machte sie sich auf die Suche nach dem Kompendium der Verdammnis. Das Kompendium der Verdammnis war eine Sammlung von unzähligen Büchern, in denen alles stand. Sie aktualisierte sich laufend selbst, da die Geschichte der Verdammnis wohl nie enden würde. Das war einer der Gründe warum dieses Archiv sich selbst erweiterte. Es fügte sich ständig neue Bücher hinzu, nicht nur das Kompendium der Verdammnis. Aus diesem Grund würde die chaotische Frau aus diesem Archiv niemals wieder herausfinden, sogar Kira hatte sich das ein oder andere Mal zwischen den unzähligen Regalen verlaufen. So auch dieses Mal. Wahrscheinlich war sie eine Sekunde abgelenkt gewesen, denn sie hatte keine Ahnung, wo sie lang musste. Sie war derart in ihre Gedanken versunken, dass sie erst merkte, dass sie nicht allein war, als sie gegen eine muskulöse Brust lief. „Hn?“, vernahm Kira ein beiläufiges Grummeln, das sie Dodge zuordnete. „Entschuldige, was suchst du hier?“, murmelte Kira und trat einen Schritt zurück. Anstelle einer Antwort erhielt die junge Frau ein nichtssagendes Schulterzucken. „Er wollte etwas im Kompendium der Verdammnis nachschlagen.“, brummte Dusk amüsiert. Er stand zwei Regalreigen weiter hinten gegen eines der monströsen Regale gelehnt. „Kann er es denn lesen?“, wunderte sich Kira leise. Sie kannte niemanden der das Kompendium lesen konnte, jedenfalls nicht die alten Bände. „Nicht die Bände, die er braucht. Was willst du hier?“, konterte Dusk und ignorierte den stechenden Blick den Dodge ihm zuwarf. „Ich suche den Band der Prophezeiungen aus dem Kompendium der Verdammnis. Ich denke ich habe darin schon einmal etwas über Morden mit Seelensteinen gelesen.“, erklärte Kira. „Warum kannst du das lesen?“, fragte Dodge, der zum ersten Mal seit zwei Monaten mehr als ein Wort mit Kira wechselte. „Wenn ich das herausfinde, kann ich dir bestimmt auch den Namen meiner Eltern sagen. Fakt ist: ich kann es und bei wie so vielen in meinem Leben, weiß ich nicht warum.“, erklärte Kira genervt. Warum hatte sie nur immer das Gefühl sich auch noch nach 10 Jahren für ihr fehlendes Gedächtnis entschuldigen zu müssen. „Quitt pro Quo?“, murmelte Dusk und zog gekonnt eine Augenbraue nach oben. Schnaubend gab Dodge seine Zustimmung und wand sich wieder an Kira. „Was meinst du? Wenn wir dich zum Buch der Prophezeiungen bringen, kannst du dann den Text den wir brauchen lesen?“, fragte Dodge dunkel. Etwas an seinem Tonfall gefiel Kira nicht, aber dennoch nickte sie zustimmend. Es war immerhin nur ein harmloser Text und sie hatte schon für alle möglichen Mitglieder der Schatten Texte aus dem Kompendium der Verdammnis gelesen. Kapitel 2: Diebstahl -------------------- Auszug aus dem Kompendium der Verdammnis: Band 001 - Ohne Titel- ; Kapitel 3.001 »Es ist lange her, dass ich ein neues Kapitel anfangen konnte. Doch bald mein Herz, wirst du erwachen und tun, was ich mir seit 3.000 Jahren verboten habe. Dann, mein Herz, hat es ein Ende. Mein Leiden und deines. Seit Jahrtausenden sehe ich stumm zu und schreibe alles auf, was du wissen musst, um über diese Welten zu richten. Mein Urteil steht seit Ewigkeiten fest. Es gibt keine Hoffnung. Weder die eine noch die Andere Welt verdient Vergebung. Doch und darum bin ich froh, wird dein Urteil wirklich und Wahrhaftig ohne Wertung sein. Bis es so weit ist, werde ich warten und den Augenblick herbei sehnen, in dem ich dich in meine Arme schließen kann. « Schweigend folgte Kira den beiden Männern durch die unzähligen Gänge. Es war faszinierend für die junge frau die Unterschiede zwischen Dusk und Dodge zu analysieren. Dodge war eindeutig größer und muskulöser, aber Dusk hatte die bedrohlichere Ausstrahlung, was nicht nur an der Aura der beiden Männer lag. Beide hatten ohne Zweifel eine mächtige Aura, auch wenn Dusk jeden Rahmen sprengte, aber allein Dodges dunkelblonde akkurat gestylte Haare ließen ihn weniger bedrohlich wirken. Die dunkelbraune verwuschelte Mähne von Dusk hingegen wirkte genauso desinteressiert, wie sein restliches Auftreten. Diesen Mann kümmerte es nicht, wie seine Haare lagen oder wen er mit deiner Art vor den Kopf stieß. „Blue, wo wollen die mit dir hin?“, rief Felicity erschrocken. Irritiert drehte sich Kira um und erkannte den Eingangsbereich des Archivs. „Warum sind wir hier? Ich dachte ihr wolltet mich zum Kompendium bringen.“, murmelte Kira erstaunt. „Wir dachten, dass du uns zuerst helfen könntest.“ „Und euer Teil des Kompendiums ist nicht im Archiv?“, wunderte sich Kira und musterte die beiden Männer neugierig. Wenn die beiden wussten, dass der Teil, den sie brauchten nicht in dieser Halle war, warum waren sie dann hier. Da die beiden sich zu diesem Thema ausschwiegen, glaubte Kira nicht, dass sie je eine Antwort erhalten würde. Eine erschütternde Explosion im hinteren Teil des Archivs, machte eine Antwort auch völlig überflüssig. Ohne weiter auf die drei Frauen zu achten liefen Dodge und Dusk zurück in den hinteren Teil des Archivs. Kira warf einen besorgten Blick auf Helen und Felicity. Letztere schüttelte mit einem bittenden Blick den Kopf. Seufzend sah Kira in die unzähligen Gänge, aus denen schwarze Rauchschwaden kamen. „Du willst ihnen nicht wirklich nachlaufen? Blue das ist Wahnsinn. Du bist keine Kämpferin.“, beharrte Felicity und ergriff den Arm ihrer Freundin. Ein kurzes trauriges Lächeln umspielte Kiras Lippen bevor sie bestimmt Felicitys Hände von ihrem Arm löste. „Du kennst mich, Flis. Ich muss wissen, was da los ist.“ „Dann komme ich mit.“, erklärte Felicity zögerlich. Es war offensichtlich, dass die junge Frau Angst hatte. Sie war gut hinter dem Schreibtisch oder an einem Telefon. Auf einem Schlachtfeld war Felicity etwas so gut aufgehoben wie TNT in einem Lagerfeuer. Sie war keine Kämpferin und hatte auch bisher auch keine Anstalten gemacht, das zu ändern. Nickend griff Kira nach Felicitys Hand und zog die junge Frau zielstrebig durch die hohen Regale und den dichten Rauch. Dass sie auf dem richtigen Weg war, merkten die beiden Damen, als die Flüche und wüsten Beschimpfungen immer lauter wurden. Ruckartig blieb Felicity stehen und zwang auch Kira zum anhalten. Vor ihnen klaffe nicht nur ein riesiges Loch in der Außenwand des Gebäudes, sondern mitten im Gang zwischen Regaltrümmern und zerfetzten Büchern, stand ein riesiger Sumpfoger. „Wie zur Hölle kam der hier rein?“, murmelte Kira perplex. Sumpfoger waren vielleicht nicht die friedfertigsten Wesen, aber sie waren scheu. Sie verabscheuten Lärm und hielten sich sicher nicht freiwillig in einer Stadt wie Visu York auf. Außerdem wäre ein einziger Sumpfoger niemals in der Lage ein derart riesiges Loch in eine magisch gesicherte Wand zu reißen. „Bessere Frage, was hat die magischen Schutzwälle des Gebäudes überwunden?“, fragte Felicity und wich unbeholfen ein paar herunterfallenden Büchern aus. „Keine Ahnung, aber die Antwort wird uns bestimmt nicht gefallen.“, vermutete Kira und versuchte das Ausmaß des Schadens zu überblicken. Wenn sie die zerstreuten Seiten richtig zuordnete waren das Seiten des Kompendiums. Andere Bücher wären sofort verbrannt, aber das Kompendium der Schatten war nahezu unverwüstlich. Es würde Kira nicht wundern, wenn die Bände des Kompendiums ebenso unzerstörbar waren, wie die Verdammnis selbst. Ein lauter Aufprall neben ihr riss Kira aus ihren Gedanken. Offenbar hatte der Oger Dodge mit einem harten Schlag in eines der Regale neben der jungen Frau geschleudert. Ohne zu zögern kniete sie sich neben ihn und suchte nach schwerwiegenden Verletzungen. „Dodge, oh mein Gott. Geht es ihm gut?“, kreischte Felicity und versuchte ihre Atmung zu beruhigen. „Der wird wieder, ist nur Bewusstlos. Bleib du hier, ich versuche den anderen Chaoten vom Selbstmord abzuhalten.“, schnaubte Kira und nahm Dodges Halbautomatik an sich. „Dusk ist ein erfahrener Kämpfer. Ich bin sicher er kommt allein zurecht.“, versuche Felicity ihre Freundin zu beschwören. „Einen Sumpfoger allein zu besiegen ist unmöglich. Es sei denn, man könnte sich teilen. Er hat bestimmt noch nie gegen einen gekämpft, weil sie sich von Städten und dem Lärm, den diese mit sich bringen fernhalten.“ „Und woher weißt du, wie man einen Sumpfoger tötet?“, fragte Felicity perplex. „Keine Ahnung, vielleicht bin ich schon mal einem begegnet und erinnere mich nicht mehr.“, lachte Kira freudlos und suchte die Gegend um den Oger nach Dusk ab. Sie fand den jungen Mann keine 20 Meter rechts vom Oger. Er hatte sein neues Schwert gezogen und war kurz davor auf die riesige blassgrüne Gestalt loszustürmen. Kopfschüttelnd begann Kira die Gestalt zu umrunden. Wenn sie sich nicht irrte, würde der Oger Dusk einen schwingenden Schlag verpassen und er müsste link von ihr gegen die Bücherfront treffen. Das unterdrückte Stöhnen von Dusk gefolgt vom dumpfen Aufprall des Körpers und dem Geräusch der herabfallenden Bücher. „Sieht es immer so aus, wenn du einen Auftrag erledigt?“, fragte Kira spöttisch und versuchte das Surren des Schwertes auszublenden. „Verschwinde.“, keuchte Dusk und stemmte sich mühsam auf die Knie. Dem stechenden Schmerz nach hatte er sich gerade ein oder zwei Rippen angebrochen. „Ich weiß, wie du das Ding töten kannst. Aber gut, dann gehe ich wieder.“, warf Kira unschuldig ein und wandte sich zum gehen. Zähneknirschend schloss Dusk die Augen. Dieses Ungeheuer war stark und bestimmt nicht von allein hierhergekommen. Außerdem hatte das Ding Dodge wie eine Puppe durch die Gegend geschleudert. Er respektierte Dodge. Vertraute ihm. Ja in guten Momenten, würde er Dodge sogar als Freund bezeichnen. Er hasste, was er tun würde. Er würde sie um Hilfe bitten, nicht für ihn, sondern für seinen Freund. „Warte. Was muss ich tun?“, seufzte Dusk ergeben. Wie er es hasste sich schwach zu fühlen und Hilfe zu brauchen, war der Beweis, dass er schwach war. Kira hingegen lächelte triumphierend, bevor sie ihre Freude hinter einer ernsten Maske verbarg. „Es gibt einen leuchtend grünen Fleck, der unter einer Hornplatte an der Unterseite des Halses liegt. Dummerweise lässt das Biest einen nie nah genug heran um das Herz dort zu durchbohren.“, erklärte Kira zügig und fixierte den wütenden Oger, der wahllos mit Regaltrümmer durch den Raum schmiss. „Klasse, weißt du zufällig auch, wie ich das Herz trotzdem durchbohren kann?“, fragte Dusk abfällig und wich einem Stück Zwischenboden aus. „Ich lenke ihn ab und du erstichst ihn. Ach und versuch nicht erst mit mir zu diskutieren. Dodge ist ohnmächtig und Felicity völlig hilflos. Also bin ich das Beste, was du gerade hast, denn allein, wirst du nicht an einen Sumpfoger herankommen. Die spüren die Schwankung im Magnetfeld, wenn man sich ihnen nähert.“ Am liebsten hätte Dusk widersprochen, aber das Mädchen hatte recht. Egal von wo aus er den Oger angegriffen hatte, dieser hatte alle Attacken abgeblock. Mit einem kurzen Nicken versicherte Dusk wiederstrebend seine Zustimmung. Ein kurzes freudloses Lachen huschte über Kiras Gesicht, bevor sie ihre geliehene Waffe entsicherte. Mit einem kurzen Blick, versicherte sich Kira, dass Dusk bereit war. Immerhin hatten sie nur einen Versuch, denn ein weiteres Mal, würde der Sumpfoger sich nicht hereinlegen lassen. Die Tatsache, dass Dusk das Heft seines Schwertes fester umfasste, war Kira Bestätigung genug. Tief durchatmend fixierte die junge Frau den Sumpfoger und feuerte eine einzige Kugel ab. Das Geschoss traf den wütenden Oger kurz über dem einzigen Auge auf seiner Stirn. Wütend, schnaubend und brüllend fixierte den Ort, von dem die Kugel kam. „Du hast einen Versuch.“, erinnerte Kira den Mann neben ihr und rannte auf das umgestürzte Regal zu ihrer rechten zu. Außer sich vor Wut riss der Oger ein Stück der eingesprengten Wand ab und schmiss es auf Kira. Schlitternd wich Kira dem Gesteinsbrocken aus und rollte sich zur Seite ab. Den Schwung nutzend um wieder auf die Füße zu kommen, feuerte sie in der Drehung eine weite Kugel auf den Oger ab. Diese pralle ohne Wirkung an der harten Schulter des Angreifers ab. Mit einem leichten Satz sprang Kira auf das Bücherregal umso auf eines der stehenden zu gelangen. Wenn sie den Oger dazu bringen konnte nach oben zu schauen, hatte Dusk eine noch bessere Chance die empfindliche Stelle über seinem Herzen zu treffen. Die Kleine war nicht schlecht, das musste Dusk zugeben. Offenbar zielte sie auf seine Schnelligkeit und wollte den Oger dazu bringen nach oben zu blicken. Alles was er tun musste, war den perfekten Moment abwarten und zuschlagen. Dabei konnte er nur hoffen, dass er die Aufmerksamkeit des gigantischen Ogers nicht auf sich lenken musste. So langsam wie möglich versuchte Dusk sich näher an den Oger zu schleichen um besser und schneller zuschlagen zu können. Ächzend und knapp einem zerbrochenen Holzbrett ausweichend zog sich Kira auf ein noch stehendes Regal. Mit donnernden Schritten setze sich der Oger in Richtung des Regals in Bewegung. Wenn er jetzt nicht schnell reagierte, würde der Oger das Regal umkippen und das würde nicht nur Kira das Leben kosten, sondern auch Dodge und Felicity unter sich begraben. Und das Felicity Dodge aus der Schusslinie bringen konnte, bezweifelte er. Dodge war groß und kräftig und Flis nicht gerade sportlich. Mit schnellen, lautlosen schritten stürmte er auf den Oger zu. Mit einer geschickten Bewegung verlagerte Dusk das Schwert in seiner Hand und rutschte zwischen den Beinen des Ogers hindurch. In dem Moment, als er vor dem Oger war und die grün leuchtender Stelle über der das Herz schlug sehen konnte, stach er zu. Er brauchte viel mehr Kraft, als er für nötig hielt und das verräterische Knacken deutete darauf hin, dass er sich die Rippen gerade vollständig gebrochen hatte. Mit einem letzten schmerzvollen Brüllen fiel der Oger nach vorn und schlug kurz vor dem Regal am Boden auf. Durch die Erschütterung verlor Kira den Halt und fiel vom Regal. Reflexartig griff sie mit der freien Hand nach der Kante des Regals. Ein schmerzhafter Ruck zuckte durch ihre Schulter und unfreiwillig löste sich ihr Griff um die Waffe. Als sie auf dem Boden aufschlug löste sich ein Schuss und schlug ein paar Meter neben Felicity in ein Buch ein. Mit einem spitzen Aufschrei rückte die junge Frau drei Meter weiter zurück und sah sich panisch nach einer weiteren Bedrohung um. „Was ist hier los?“, rief Bubble, der gerade zusammen mit ein paar anderen Schatten am Ort des Geschehens eintraf. „Na also wie soll ich sagen, das ist eine lustige Geschichte.“, begann Dusk und versuchte unter Schmerzen sein neues Schwert aus der dem Oger zu ziehen. „Quatsch keine Opern, er hat keine Ahnung und ich könnte Hilfe gebrauchen.“, stöhnte Kira und versuchte mir der zweiten Hand nach der Kante zu greifen um ihren Halt zu verbessern. „Und das ist der Grund warum diese Frau nicht in den Außeneinsatz gehört.“, murmelte Bubble und bedeutete den anderen Agenten Kira zu helfen. Nervös saß Kira neben Felicity im Wartezimmer vor der Tür zur Halle des Tribunals. In den Augen der jungen Frau war es ungerecht, das Dusk und Dodge im Krankenflügel waren, während sie zusammen mit Felicity auf die Inquisition wartete. Das Kira keinen Fehler gemacht hatte, wusste, dennoch war sie sich ziemlich sicher, dass es keine Rolle spielen würde. Die schwere Tür öffnete sich und Bubble trat in den Warteraum. „Ihr könnt eintreten. Sie erwarten euch.“, brummte Bubble dunkel und schloss die Tür hinter den beiden Frauen wieder. Die Halle des Tribunals war in weißem Marmor gehalten. Außer den zwölf hohen Stühlen für die Mitglieder des Tribunals war er leer. Die Stühle waren im Halbkreis angeordnet, damit jedes Mitglied so viel wie möglich sah. In der Mitte der Stühle blieb Kira stehen und Felicity tat es ihr gleich. Ohne eine Regung sah Kira zu der in einer grauen Kutte gehüllten Gestalt. Auch wenn die Kutte das Gesicht der Peron verbarg, wüsste Kira genau, wen sie vor sich hatte. „Du hättest sterben können?“, ertönte die anklagende Stimme des Mannes, der Kira vor zehn Jahren bei sich aufgenommen hatte. In dem leeren Raum, hallten seine Worte unangenehm nach. „Das hätten wir alle. Jemand hat den Schutzwall des Hauptquartiers ausgeschaltet und einen Sumpfoger in eine der größten Städte Visuneos gebracht. Sumpfoger sind zwar aggressiv, aber sie hassen lärm. Sie würden niemals freiwillig an so einen lauten Ort gehen. Das Hauptquartier ist mitten in der Stadt, wäre der Oger wirklich von sich aus durch die Stadt zum Hauptquartier gegangen, hätte er eine Spur von Leichen hinterlassen.“, erklärte Kira genervt. Sie hatte keine Lust auf diese Art von Diskussion, zumal sie wusste, wie starrsinnig ihr Ziehvater war. „Es ist trotzdem nicht deine Aufgabe. Jeder Schatten hat eine Aufgabe und er muss sich daran halten.“, beharrte Gideon eisern. „Oh, das ist noch so ein Problem. Ich koche seit 5 Jahren nur Kaffee und putzte das Hauptquartier. Auch wenn ich mich nicht an meine Vergangenheit erinnere, weiß ich mehr über die Kreaturen, die das draußen herumlaufen als die meisten. Ich kann das Kompendium der Schatten lesen und nur weil du mich gerne in eine große Plastikkugel stecken würdest, damit mir auch ja nichts passiert, lasse ich nicht zu, dass du weiterhin mein Leben zerstörst. Flis wir gehen.“, erklärte Kira wütend und zog Felicity aus der Halle. Empört stand Gideon auf und wollte seiner Ziehtochter hinterher eilen. „Lasst sie, Meister Gideon. Kira ist wütend und das möglicherweise zu recht. Außerdem haben wir ein ganz anderes Problem. Was das Mädchen gesagt hat, ist äußerst beunruhigend. Wir sollten uns darauf konzentrieren herauszufinden, wie genau dieses Unglück passieren konnte und ob etwas entwendet wurde.“, erklärte Annabelle Grayson ein weiteres Mitglied des Rates ruhig. Schnaubend ließ sich Gideon zurück auf seinen Platz fallen. Dieses Gespräch war noch nicht beendet, aber er konnte warten. Letztendlich hatte Annabelle recht und es mussten Entscheidungen getroffen werden. Wütend zog Kira Felicity durch die Gänge des Hauptquartiers. „Blue, was ist los.“, jammerte Felicity und versuchte nicht zu stolpern. „Nicht hier, nicht jetzt.“, erklärte Kira hart und öffnete eine Tür. Auf der anderen Seite saß ein erstaunter Dusk, der sich gerade die Rippen einbandagieren ließ. „Raus hier, ich behandle gerade einen Patienten.“, quiekte die Krankenschwester aufgebracht und hielt in ihrem tun inne. „Raus hier. Wo ist Dodge?“, bestimmte Kira und schob die aufgebrachte Schwester aus dem Zimmer. „Warum so laut, ich habe Kopfschmerzen.“, stöhnte Dodge und zog den Vorhang im Zimmer beiseite. Gewissenhaft versperrte Kira die Tür und drehte sich zu den beiden Männern um. „Wir sollten über die Sache mit dem Oger reden.“, erklärte Kira nüchtern und schritt auf Dusk zu. „Er ist tot, was gibt es da noch zu reden?“, fragte Dusk spöttisch und beobachtete Kira dabei, wie sie die Arbeit der Krankenschwester beendete. „Wie kam der Oger in die Stadt, was hat die Schutzzauber des Hauptquartiers durchbrochen und was wollten die im Archiv?“, zählte Kira auf. „Mir gefällt nicht, worauf du hinauswillst, Blue.“, drohte Dodge und richtete sich auf. „Oh mein Gott. Das hast du auch dem Tribunal gegenüber angedeutet. Glaubst du wirklich wir haben…“, begann Felicity und schlug ungläubig die Hände vor den Mund. „Doch, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit haben wir einen Verräter in unseren Reihen und nein Flis, wir gehen damit nicht zu Bubble. Wir brauchen Beweise und bis dahin darf niemand etwas erfahren.“, ermahnte Kira ihre Freundin streng. „Tja wenigstens der Kreis der Verdächtigen ist überschaubar. Immerhin um das Sicherheitssystem auszuschalten muss es jemand der Stufe 5 sein.“, mutmaßte Dusk freudlos. Es gab hunderte Mitglieder der Schatten, aber es waren nur knapp 20 Personen mit der Sicherheitsfreigabe der Stufe 5. Doch den Schuldigen zu überführen würde nicht einfach werden. Aber da sie Felicity ausschließen konnten, hatten sie wenigstens eine kleine Chance. Denn wenn es im Leben eines Verdächtigen Unstimmigkeiten gab, würde sie diese Frau finden. Auszug aus dem Kompendium der Verdammnis: Band 985 - Chroniken der Schatten Teil 3 - ; Kapitel 7 »Bisher umfasst mein Werk viele Bände über die verschiedensten Dinge der Welt. Dennoch schreibe ich über keine andere Sache der Welt so ungern, wie über die Schatten und das Tribunal selbst. Nach 3.000 Jahren muss ich auf das schmerzlichste feststellen, dass ich die bloße Existenz der Schatten und den unvoreingenommenen Nutzen des Tribunals, in Frage Stelle. Ich werde ihnen eine letzte Chance geben sich zu bewähren, bevor ich die Chroniken der Schatten endgültig schließe, obgleich es mir nichts ferner liegt, als mich in die Belange der Welten einzumischen. « Kapitel 3: Rückzugsort ---------------------- „Wie stellst du dir das vor, Blue? Hast du diesen Gedanken einmal zu Ende gedacht? Dein Ziehvater wird nicht begeistert sein, auch wenn du im Recht bist. Du kochst Kaffee, kopierst Akten und putzt das Gebäude, er würde dich nie in die Nähe von Schwierigkeiten oder Kämpfen lassen.“, begann Felicity nach einer langen Pause, in den alle ihren Gedanken nachhingen. „Er wird es erfahren, wenn wir wissen wer es ist.“, beharrte Kira eisern. „Selbst wenn ich die Sache mit deinem Vater außer Acht lasse. Dusk ist ein fähiger Kämpfer, aber ein typischer Einzelgänger und Dodge kann zwar theoretisch im Team arbeiten, ist aber nicht gut darin Informationen zu teilen oder sonst irgendwie zu reden.“, versuchte Felicity es erneut. Ihr gefiel die Sache nicht. Sie würde für Kiras mörderischen Alleingang lügen müssen und darin war sie nicht gut. „Das sind Ausflüchte. Du willst doch nur, dass ich eine brave kleine Drohne bin und die Sache von Bubble abnicken lasse. Aber solange ich nicht weiß, ob er damit drin hängt, bleibt das zwischen uns.“, versuchte Kira es noch mal. „Sie hat recht. Wir haben eine Ratte unter den Schatten und ihr zwei seid die einzigen, die wir mit Sicherheit ausschalten können.“, stimmte Dusk Kira dunkel zu. „Das bringt uns wieder zu der Frage, wie wir vorgehen.“, warf Dodge ein. Mit einem entnervten Stöhnen, warf Felicity die Hände nach oben und schüttelte missbilligend den Kopf. Wenn sie es nüchtern betrachtete, dann hatten die drei Recht. „Es ist trotzdem Wahnsinn. Ich brauche eine Weile, um die Leute mit der nötigen Sicherheitsfreigabe zu checken, vor allem wenn es niemand merken soll.“, ergab sich Felicity schließlich doch ihrem Schicksal. „Ich wusste es. Ich würde vorschlagen fürs erste machen wir Dienst nach Plan.“, lächelte Kira und drückte ihre Freundin kurz an sich. „Gut, dann legen wir jetzt die Karten auf den Tisch.“, murmelte Dusk und griff nach seinem Shirt. „Wie, Karten auf den Tisch legen?“, murmelte Kira und tauschte einen beunruhigten Blick mit Felicity aus. „Wir haben eine Theorie zum Angriff. Wenn wir Recht haben, dann diente dieser Ogerangriff nicht dazu etwas zu stehlen. Es war mehr eine Vertuschung.“, erklärte Dusk und Dodge nickte zur Bekräftigung seiner Worte. „Was sollte vertuscht werden?“, frage Felicity alarmiert. „Wir waren im Archiv um nachzusehen, ob das Buch der Prophezeiungen wieder an seinem Platz ist. Es war nicht dort und es fehlt seit mindestens zwei Wochen.“, erklärte Dodge trocken. „Niemand außer Kira nutzt das Kompendium, also warum jetzt ein Ablenkungsmanöver starten?“, murmelte Felicity trocken. „Die Morde. Wenn man davon ausgeht, dass du bei deinen Recherchen das Kompendium einbeziehst, würde spätestens jetzt auffallen, dass es fehlt. Wenn nach diesem Angriff allerdings die Bestände des Archivs überprüft werden und es fehlt, geht man davon aus, dass es jetzt gestohlen wurde. Das Bedeutet ich hatte Recht. Im Buch der Prophezeiungen steht wer diese Mordserie verübt und möglicherweise auch wie man ihn aufhält.“, schlussfolgerte Kira und begann leicht nervös auf und ab zu laufen. „Also hat dieser Verräter etwas mit der mysteriösen Mordserie zu tun, die ich für Bubble näher beleuchten soll. Gibt es irgendeine Möglichkeit die Teile des Kompendiums aufzuspüren?“, fragte Felicity an Kira gewandt. „Woher soll ich das wissen? Ich weiß noch nicht einmal, wo sich das Kompendium schreibt.“ „Und was ist mit … naja du weißt schon.“, hakte Felicity vorsichtig nach. Sie wusste, dass dies jetzt ein heikles Thema war. „Ich glaube nicht, aber ich werde die beiden trotzdem danach fragen. Getrennt voneinander, versteht sich.“, bestätigte Kira amüsiert. „Von wem redet ihr?“, wollte Dusk wissen. „Core und Lie.“, murmelte Kira abwesend und sperrte die Tür wieder auf. Gerade als die junge Frau die Tür öffnen wollte, stemmte Dusk einen Arm gegen die Tür. „Wer?“, wiederholte er dunkel. „Nicht hier. Wir fallen auf, wenn wir noch länger hierbleiben. Offiziell wollten wir uns noch mal für die Hilfe im Archiv bedanken und uns vergewissern, dass es euch gut geht. Kommt nachher in Flis und mein Büro. Dort werde ich euch einen Zettel mit einer Adresse geben. Seit heute um Acht da und bringt etwas zu Essen mit. Chinesisch wäre toll. Ich stehe total auf überbackene Bananen mit Honig.“, erklärte Kira ungerührt. „Ich möchte Hähnchen mit Kokossoße.“, erklärte Felicity und schaffte es nach einer Frage klingen zu lassen. Zähneknirschend gab Dusk die Tür frei und sah den beiden Frauen dabei zu, wie sie im Gang verschwanden. „Glauben die echt, dass wir denen das Abendessen kaufen?“, fragte Dusk in die Runde. Eigentlich erwartete er keine Antwort und war umso erstaunter, als er trotzdem eine erhielt. „Ich hätte gerne knusprige Ente, Nudeln und etwas mit Fisch. Oh, und wenn du dich einschleimen willst, besorg ein rohes und saftiges Stück Fleisch.“ „Wozu das Fleisch?“ „Soweit ich weiß, hat sie einen … nun sagen wir mal Hund und der ist misstrauisch. Hat mich mal gebissen, als ich ihn getroffen habe.“, erklärte Dodge nüchtern und schlug Dusk fest auf die Schulter, bevor er den Raum verließ. In Kira und Felicitys Büro wartete bereits Bubble auf die beiden jungen Frauen. Verdutzt blieben die beiden stehen und schauten auf den Mann, der gerade die Akten auf Felicitys Schreibtisch durchwühlte. „Suchen Sie etwas?“, fragte Kira und sicherte sich Bubbles Aufmerksamkeit. „Helena hat herausgefunden, was der Eindringling im Archiv gestohlen hat.“, begann Bubble und beobachtete die beiden Frauen. „Lass mich raten, es fehlen Teile des Kompendiums. Ich habe einige Seiten an der Unfallstelle gesehen und dachte mir schon, dass der mysteriöse Eindringling es auf das Kompendium abgesehen hat. Was für ein Glück, dass nicht jeder das Kompendium lesen kann.“, erklärte Kira. Sie konnte sich denken, dass es bestimmt für Felicity einfacher war, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. „Du hast eine gute Beobachtungsgabe. Es fehlen tatsächlich einige Teile des Kompendiums. Ich hoffe wir können diese Sache vertraulich behandeln. Es wäre nicht hilfreich, eine Panik auszulösen.“, brummte Bubble nachdenklich. „Natürlich. Ich werde trotzdem versuchen diskret herauszufinden, wer mächtig genug sein könnte, um unser Sicherheitssystem zu überlisten.“, bestätigte Felicity ernst. „Gut. Diese Angelegenheit hat oberste Priorität, also kannst du die Recherche für die mysteriösen Morde bis auf weiteres vergessen.“, brummte Bubble und verließ das Büro. Eine Weile schwiegen die beiden Frauen, bevor Felicity zu ihrem Schreibtisch ging. „Ich soll ignorieren, dass jemand oder etwas nicht nur Engel und Dämonen, sondern auch Schatten tötet. Das klingt nicht nach Bubble. Entweder sitzt er schon zu lange am Schreibtisch oder er hat etwas zu verbergen.“, murmelte die junge Frau und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. „Wenigstens kannst du einen Teil unserer Nachforschung offiziell machen. Das erleichtert einiges.“, stimmte Kira nachdenklich zu. Es fehlten also mehrere Bände des Kompendiums, wobei Kira wetten würde das Dusk oder Dodge im Besitzt eines der verschwundenen Bände war. „Dann lass uns anfangen. Denn egal wie viel heute auch passiert ist, es ist erst kurz nach Mittag.“, jammerte Felicity. Es dämmerte bereits, als Kira ihr Apartment betrat. Es war ein umgebauter Nachtclub, der über zwei Ebenen ging. Im Ehemaligen Tanzbereich hatte sie sich das Wohnzimmer eingerichtet und eine der beiden Bars hätte sie zur Küche umgebaut. Oben im Ehemaligen VIP Bereich hatte sie ihr Schlafzimmer und ein Gästezimmer, in dem Felicity ab und an übernachtete. Kaum dass sie die Garderobe hinter sich hatte, wurde sie auch schon von Sunday, ihrer verfressenen, haarigen und viel zu viel sabbernden Mitbewohnerin begrüßt. Sunday war ein Geschenk zum Einzug vor drei Jahren gewesen. Gideon hatte getobt, als Kira ihm verkündet hatte, dass sie ausziehen würde. Ihm wäre es nur recht gewesen, wenn er die junge Frau für immer in ihrem Zimmer hätte einschließen können. „Hey Sunday. Wir bekommen heute Abend Besuch, also sei nett und zerfleisch sie nicht.“, erklärte Kira und strich der Wölfin über den Kopf. Sie bekam ein kurzes Knurren als Antwort. Kopfschüttelnd ging Kira nach oben. Bevor Felicity und die Jungs kamen, wollte sie noch mit Sunday joggen gehen. Ihre Wohnung war groß, aber die ärmste musste den ganzen Tag hier warten. Zugegeben war Sunday kein gewöhnliches Haustier, immerhin wusste sie, wie man den Fernseher einschaltete. Außerdem hatte Sunday ihren eigenen Baum im Badezimmer. Es hatte seine Vorteile in einem Nachtclub zu wohnen. Wie die Küche, musste sie damals auch das Badezimmer umbauen. Und da es getrennte Waschräume für Männer und Frauen gab, hatte sie in der Frauentoilette ein Badezimmer mit Wasserfalldusche einbauen lassen. In der Männertoilette hatte sie die Decke öffnen lassen und einen Tabbelbaum angepflanzt. Zugegeben das Waschbecken und die Pissoirs standen noch, aber das störte Sunday weniger. Frisch umgezogen verließ sie mit Sunday ihre Wohnung. Auf der Straße kümmerten sich die Leute kaum noch um den Wolf, der gemütlich neben Kira herlief. Vor drei Jahren war das so gut wie unmöglich. Gegen halb acht klingelte Felicity und Kira öffnete geschafft die Tür. Sie war seit etwa einer halben Stunde wieder zurück. „Du warst joggen.“, stellte Felicity vergnügt fest und schlenderte gemütlich herein. „Es entspannt.“, gab Kira zu und trocknete sich weiter die Haare. „Hältst du das für eine gute Idee? Die Jungs hier her zu bitten.“, begann Felicity und streckte sich auf dem großen grauen Sofa aus. „Er wird nicht herkommen. Ich habe genug Platz und dieses Apartment ist abhörsicher.“ „Aber willst du sie wirklich hier haben?“, bohrte Felicity noch einmal nach. „Flis, ich brauche ihre Hilfe um eine Verschwörung aufzudecken. Sie sollen hier nicht einziehen.“, erklärte Kira ungeduldig. „Dusk hat so eine Wirkung auf Frauen. Sogar du bist Ohnmächtig geworden.“ „Das lag nicht an ihm. Zugegeben er sieht gut aus, aber es war die Macht seines Schwertes.“, gestand Kira leise. Sie erwähnte es nicht oft, dass sie besonders Starke Auren spüren konnte. Pünktlich um acht klingelte es erneut an der Tür. Mit einem strengen Blick an Sunday gerichtet stand Kira auf, um die Tür zu öffnen. „Du wohnst echt abgefahren, Blue.“, jubelte Dodge völlig untypisch für ihn und ließ sich selbst herein. Dusk, der alles andere als begeistert wirkte, zog fragend eine Augenbraue nach oben. „Kommt doch rein. An der Garderobe einfach weiter gehen, bis zum Wohnzimmer. Die Bar auf der linken Seite ist die Küche.“, erklärte Kira. „Verstehe.“, murmelte Dusk und drückte Kira die Tüten mit dem Chinesischen Essen in die Hand. Eine Tüte behielt er allerdings in der Hand. „Was ist damit?“, fragte Kira neugierig. „Bestechung für was auch immer Dodge gebissen hat.“ „Viel Glück. Sunday ist im Wohnzimmer.“ 10 Minuten später saßen Dusk und Dodge zusammen mit den Mädchen auf dem großen Sofa. Auf dem massiven Steintisch vor ihnen stapelten sich die Pappschachteln des China Imbisses und auf ihrem Lieblingssessel lag Sunday und kaute genüsslich auf ihrem Steak. „Gut, du hast erwähnt, dass du jemanden nach dem Kompendium fragen könntest.“, begann Dusk und kippte sich noch etwas Sojasoße auf seine Nudeln. „Core und Lie. Also Cornelia Finnley und Leon Foley.“ „Du kennst die beiden Irren, die für diesen schwachsinnigen Krieg verantwortlich sind?“, hakte Dusk völlig überrumpelt nach. „Sie sind nicht irre. Gut, Lie ist es möglicherweise, aber Core ist höchstens ein Miststück.“ „Blue, Cornelia ist sadistisch, egoistisch und selbstverliebt.“, schnappte Felicity. „Sie hat diesen Club für mich saniert und mir Sunday geschenkt.“ „Nicht gerade vertrauenserweckend.“, herrschte Felicity ihre Freundin an. „Wie oft noch. Dank dem Tabbelbaum kommt nicht einmal Core hier ohne mein Wissen rein. Dieses Appartement ist sicherer als das Hauptquartier der Schatten.“, erklärte Kira trocken. „Ein Tabbelbaum? Das ist mächtige und alte Magie.“, murmelte Dodge und griff nach dem Sushi. „Es ist sicher und für unser Vorhaben unabdingbar. Bis wir wissen wem wir trauen können, brauchen wir einen Ort an dem wir planen können.“, bestätigte Dusk leise und sah sich in dem großem Wohnzimmer um. „Woran denkst du?“, wollte Dodge wissen. „Nun, wenn wir schon mit den beiden Damen eine Verschwörung aufdecken, sollten sie sich wehren können.“, erklärte Dusk dunkel. „Ich kämpfe nicht!“, kreischte Felicity fast panisch „Ganz ruhig Flis, sie haben recht. Es ist sinnvoll, wenn du lernst, wie man sich verteidigt.“, stellte Kira ruhig fest. „Ich rede nicht nur von Flis.“, stellte Dusk fest. „Ich komm klar.“, informierte Kira die beiden Jungs schnippisch. Mit einem leichten Grinsen stand Dusk auf und ging in die Mitte des lehren Raumes. „Beweise es!“, forderte Dusk und blickte abwartend zu der jungen Frau. Seufzend erhob sich Kira und stellte sich Dusk gegenüber. In ihren Augen war es reine Zeitverschwendung, aber wenn es ihn glücklich machte. Noch bevor Kira die Chance bekam Dusk zu beweisen, dass sie kein kleines Mädchen war, klingelte ihr Telefon. „Entschuldige, das ist mein … nennen wir es Vater.“, stöhnte Kira und nahm das Telefonat an. Band 981: Chroniken des Krieges Teil 600, Kapitel 11 »Das 3.000 Jahr des Krieges zwischen Engeln und Dämonen sind vorüber und ich weigere mich ein weiteres Buch dieses Kompendiums an ihn zu verschwenden. Daher habe ich als Chronist beschlossen, entgegen meinen Überzeugungen einzugreifen. Dies hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund ist allerdings unverkennbar: dieser Krieg existiert in meinen Augen, und ich sehe mich als höchst unparteiisch an, nur noch aus Gewohnheit. Keine der beiden Parteien hat auch nur die geringste Ahnung, warum dieser ursprünglich begonnen hat und dies lässt nur einen Schluss zu. Ich muss mich fragen, welche Teile des Kompendiums noch überflüssig sind. Doch den Krieg betreffend ist dies der letzte Band und es wird enden. Bald.« Kapitel 4: Smaltalk ------------------- Genervt versuchte Kira ihre Besorgungen für Bubble zu ordnen. Es war schon schlimm genug, dass sie für das Meeting den Kaffee besorgen sollte, aber auch noch seine Wäsche aus der Reinigung zu holen, war zu viel. „Du solltest dir weniger zumuten, Kleines“, lachte Cornelia amüsiert und nahm Kira die Kaffeebecher ab. „Core, was tust du hier?“, fragte Kira sichtlich überrascht. „Nun, ich wurde vor das Tribunal zitiert. Auch wenn ich die Königin der Dämonen bin, es gibt Regeln, an die sogar ich mich halte. Wo wir über das Tribunal reden, etwas das ich wissen sollte?“, fragte die Dämonin beiläufig. „Jemand hat die magischen Schilde durchbrochen und einen Steinoger im Archiv ausgesetzt. Aber tu so, als wärst du überrascht, wenn sie dich danach fragen. Oh und eins noch. Hast du irgendwelche Bände des Kompendiums der Verdammnis?“, fragte Kira aufgeregt. „Kompendium der Verdammnis? Tut mir leid Kleines, sind denn Bände verschwunden?“ „Ja, das Buch der Prophezeiungen und noch ein paar andere Bände, aber ich weiß noch nicht welche“, gab Kira zu. Cornelia tat das mit einem Schulterzucken ab und drückte den Kaffee einem Angestellten in der Lobby in der Hand „Ich werde dann mal in die Hölle gehen oder das, was dem am nächsten kommt“, lächelte die Königin der Dämonen und stöckelte zum Aufzug. „Pete, komm es geht in die Chefetage. Du kannst den Kaffee für mich tragen“, lachte Kira und ging zum Aufzug. Noch bevor sich die Türen öffneten wurden dem Wachmann Pete die Kaffeebecher abgenommen. „Zurück auf deinen Posten“, kommandierte Dusk und ging an Kira vorbei in den Aufzug. „Was soll das?“, fragte Kira empört und folgte Dusk. „Du kennst also Cornelia flüchtig? Für mich sah das nicht so aus“, knurrte er dunkel. „Hast du mich belauscht?“, fauchte die junge Frau aufgebracht. „Nein, nur zufällig deine Unterhaltung mit angehört.“ „Ich habe Core nur gewarnt. Sie war das nicht. Core würde mich nie in Gefahr bringen“, zischte sie gefährlich leise. Dusk musterte sie kritisch, schwieg aber bis auf weiteres. „Wir reden später“, murmelte Dusk und verschwand mit dem Kaffee zu der Besprechung. Genervt legte sie Bubbles Zeug in sein Büro und machte sich auf den Weg zurück zu Felicity. Felicity starrte stur auf ihren Computer. Sie überprüfte die Aufzeichnung des Sicherheitsnetzes des Archivs. Mit etwas Glück fand sie etwas Ungewöhnliches. Sie hatte bereits festgestellt, dass das Sicherheitsnetzt nicht ausgeschaltet wurde. Aber irgendwas hatte das Netzt umgangen und sie würde herausfinden was es war und wann es passiert ist. „Wie läuft es?“, fragte Kira und stellte Felicity eine frischgebrühte Tasse Kaffee vor die Nase. „Die magische Barriere ist intakt und wurde auch nicht beschädigt. Ich schaue gerade, ob es Unregelmäßigkeiten gab“, murmelte sie und trank abwesend einen Schluck Kaffee. „Sag Bescheid, wenn ich dir helfen kann“, erklärte Kira trocken. „Kopier mir die Personalakten unserer Verdächtigen. Ich will keine Digitale Kopie, das ist zu auffällig.“ „Lässt sich einrichten. Ich soll eh Berichte abheften“, säuselte Kira angefressen und schnappte sich den Stapel mit Einsatzberichten von ihrem Schreibtisch. Es würde eine Weile dauern 20 Personalakten zu kopieren, aber wenn es Felicity half. Die Besprechung war reine Zeitverschwendung gewesen. Bubble hatte kein Wort über den Oger im Archiv oder ein mögliches Sicherheitsleck verloren. Im Gegenteil er hatte alle Anwesenden in seiner eigenen charmanten Art angeknurrt ihre Aufträge schneller und präziser zu erledigen. Am liebsten hätte er Bubble zur Rede gestellt, aber in dieser Angelegenheit war es besser gegen seine Instinkte zu handeln. Er würde früh genug handeln können. Auf den Weg in Felicitys Büro bemerkte er Cornelia im Gang. „Hey, warte.“, rief Dusk der Dämonin hinterher. Irritiert blieb sie stehen und strich sich eine verirrte schwarzrote Strähne aus dem Gesicht. „Sieh an, wen haben wir denn hier?“, fragte Cornelia säuselnd und strich dem jungen Mann vor ihr über die offene Lederjacke. Grob packte Dusk die Hand der Dämonin und drückte zu. „Was hast du mit ihr zu schaffen?“, fauchte er dunkel. Die blauen Augen der Dämonin funkelten dunkel, als sich ein gespielt unschuldiges Lächeln auf ihre Lippen schlich. „Ich weiß nicht, was du meinst. Aber du solltest aufpassen was du mir unterstellst Jaron. Gerade du solltest wissen, dass man mich nicht unbedingt als Feindin haben sollte.“, flüsterte Cornelia leise und legte ihre Lippen kurz auf Dusks Wange. „Ich wiederhole mich nur ungern.“, knurrte er und umfasste den Griff seines Schwertes. Langsam glitt Cornelias Blick über seinen Körper und blieb an der Klinge hängen. „Corré?! Aber wie, wo hast du das Schwert her?“, forderte die Dämonin. Schweigend musterte er die Frau vor ihm. Ihre gesamte Haltung hatte sich gerade geändert. Sie wirkte angespannt und nervös. „Kira hat es mir herausgesucht“, erklärte er und beobachtete Cornelias Reaktion. Entsetzt zog die Dämonin die Luft ein und taumelte ein paar Schritte rückwärts. „Das kann nicht sein. Oh Kira, als hätte das dumme Ding nicht schon genug durchgemacht“, murmelte sie mehr zu sich selbst. „Lia!“, ermahnte er die Dämonin genervt. „Was auch immer du tust, bleib in ihrer Nähe und pass auf sie auf. Sie kann viel, aber ist nicht sonderlich gut trainiert“, erklärte sie und ließ sich erschöpft gegen eine Wand fallen. „Oh und eine Sache noch. Auch wenn es überflüssig ist, sei vorsichtig wem du traust. Kira, die kleine Intelligenzbestie, die ihre Freundin ist und der Typ mit dem du ab und an trainierst sind in Ordnung, aber sei Vorsichtig was das Tribunal betrifft. Es gibt mehr als nur einen Verräter.“ Die letzten Worte waren nicht mehr als ein Hauch und danach setzte Cornelia ihre hübsche selbstbewusste Maske wieder auf. „Manchmal vergesse ich, dass du ein Herz hast, Lia.“, flüsterte Dusk und setzte seinen Weg fort. Kira saß zwischen unzähligen Zetteln, leeren Hängeakten und offenen Aktenschränken im Archiv. Sie mochte diesen Raum nicht. Es roch nach Tinte, der einzige Kopierer in diesem Raum hatte die Ausmaße einer alten Druckerpresse und schnaufte wie eine Dampfmaschine. Wahrscheinlich gehörte das Ding eher in ein Museum, als in eine Behörde wie diese. Bei Zeiten wollte Kira Bubble Fragen, ob der "Drucker" im Archiv eigentlich ein Mindesthaltbarkeits Datum hatte und seit wann das abgelaufen war. 3000 Jahre Papierkrieg, sollte wirklich nicht ausschließlich auf Zetteln vorhanden sein. Vielleicht hatte man auch einfach nur vergessen, das man 90% der Akten schon vor Jahrhunderten hätte vernichten können. Davon das man einige gar nicht erst hätte anlegen müssen, war da noch nicht die Rede. „Das sieht spaßig aus“, lachte Dusk trocken. „Ist es aber nicht. Jemand hat die Akten durcheinander gebracht. Komplett“, seufzte Kira genervt. „Es fehlt doch nichts?“, fragte der Schatten und fürchtete die Antwort bereits zu kennen. „Rate“, erklärte sie trocken und lächelte freudlos. „Kommen wir noch mal auf das dämonische Miststück zu sprechen.“ „Sie hat einen Namen“, erinnerte Kira Dusk freundlich und sammelte die Zettel zusammen. „Was ist das zwischen euch beiden?“, beharrte er stur. Laut schlug die junge Frau die Schublade des Aktenschrankes zu und funkelte ihn wütend an. „Core ist nicht das Problem“, fauchte die junge Frau wütend und wollte den Raum verlassen. Beinahe grob griff Dusk nach ihrem Arm und zog sie zu sich. Erschreckend registrierte Kira, dass seine Augen fast vollständig rot waren. „Ich will eine Antwort. Woher kennst du sie?“, presste er gefährlich leise aus. „Du tust mir weh“, keuchte sie und versuchte sich aus dem Klammergriff zu lösen. „Das ist mir egal.“, fauchte Dusk. Da war es wieder, das Surren des Schwertes. Die Macht, die von ihm selbst ausging war drückend und dunkel. Er war mächtiger als alle ahnten und er hielt sich die meiste Zeit zurück. Langsam verschwamm ihre Umgebung und ehe sie sich versah, war Kira erneut Ohnmächtig geworden. Einzig Dusk fester Griff verhinderte, dass die sie zu Boden viel. Stöhnend hob er die junge Frau auf seine Arme, warum kippte sie nur ständig in seiner Nähe um. Es war dunkel als Kira wieder zu sich kam. Beinahe zu dunkel um ernsthaft etwas zu erkennen. Träge registrierte sie die schwere Decke, unter der sie lag. Erschrocken richtete sie sich auf. Sie lag in einem Bett, dessen Ausmaße beinahe das gesamte Zimmer einnahmen. Den Raum selbst hatte sie allerdings noch nie gesehen und wenn sie recht bedachte, wollte sie nicht hier sein. „Ah, du bist wach! Du solltest echt aufhören ständig umzukippen“, brummte Dusk und trat durch eine Tür auf der linken Seite. „Es ist…“, begann Kira und stoppte sofort wieder. Dusk trug nicht mehr als ein Dunkles Handtuch, das tief um seine Hüfte geschlungen war. „Würde es dir viel ausmachen, dir etwa anzuziehen?“ „Mache ich dich so nervös?“, fragte Dusk belustigt. „Nein, ich diskutiere nur nicht gern mit fast nackten Männern“, konterte Kira trocken. Das er sie sehr wohl nervös machte, würde sie ihm ganz sicher nicht auf die Nase binden. „Wie gesagt, dann solltest du weniger umkippen.“ „Du tust ja gerade zu so, als wärst du so unwiderstehlich“, schnaubte Kira und ließ ihren Blick flüchtig über ihren Gegenüber wandern. Dass er durchtrainiert war, wusste sie seit ihrer ersten Begegnung, aber etwas störte sie. Irgendetwas fehlte und als auf Dusk Brust für einen kurzen Moment ein verschnörkeltes Tattoo auftauchte, glaubte Kira sich versehen zu haben. „Du starrst mich an, also muss ich mich nicht nur für unwiderstehlich halten“, grinste Dusk dreckig. „War das gerade ein Tattoo?“, überging Kira seine Aussage. „Nein!“, antwortete er ein wenig zu schnell und drehte sich um. Vielleich sollte er sich doch besser anziehen. Missmutig griff er nach seiner Hose und warf das Handtuch zur Seite. Für eine Sekunde dachte Kira daran etwas zu sagen, schwieg aber doch besser. Am Ende drehte er sich vielleicht wieder um und sie sah jetzt schon mehr als sie wollte. Allerdings änderte die junge Frau ihre Meinung wieder, als er nach der Schwertscheide greifen wollte. „Hände weg von dem Teufelsding, ich bin froh, dass meine Kopfschmerzen gerade abklingen“, fauchte sie. Erstaunt drehte sich Dusk um. Sie selbst hatte das Schwert ausgesucht, also verstand er ihren Sinneswandel nicht. „Es war deine Wahl, Blue.“, erinnerte er sie. „Es war das einzige Schwert, das mit deiner Aura konkurrieren konnte. Aber es macht mich wahnsinnig. Dieses Surren der Macht. Das ist übrigens der eigentliche Grund für meine Schwächeanfälle. Ich vertrage die Gegenwart deines Schwertes nicht“ Ruhig wartete sie auf die nächste Frage, von der sie wusste, das er sie stellen würde. Sie alle stellten diese Frage, wenn sie von Auren anfing. „Die Aura meines Schwertes?“, fragte Dusk verwirrt. Überrascht blickte Kira in die Augen des Mannes vor ihr. Er hatte nicht gefragt, was eine Aura war. Vielmehr überraschte ihn, das sein Schwert eine hatte. Es war seltsam, zumal irgendwas in seinem Blick ihr sagte, das es nicht die ganze Wahrheit war. „Corré, der Name des Schwertes und ja, es hat eine Aura. Genau wie die meisten anderen Dinge und wenn sie stark ist, kann ich sie spüren. Deine ist übrigens ungewöhnlich mächtig.“ „Du bist echt ein Unikat, Blue.“ „Tja, also welchen Teil des Kompendiums haben Dodge und du mitgehen lassen?“, wechselte Kira das Thema. Sie wollte ihm aus dem Konzept bringen und nebenbei einer Diskussion über ihr Verhalten entgehen. „Bitte?“ Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht auf, als sie seinen ertappten Tonfall hörte. „In der Bibliothek sollte ich noch einen Text aus dem Kompendium der Schatten lesen, also müsst ihr das Buch irgendwo haben“, half Kira Dusk auf die Sprünge. „Ach so, Dodge hat den einen der Ritualbände. Was auch immer er damit wollte.“, erklärte Dusk und zog sich ein Shirt über den Kopf. Er wusste, das es, wie so oft, nur die halbe Wahrheit war. Das Lügen war ihm in den letzten Jahren so in Fleisch und Blut übergegangen, das er es kaum noch merkte. „Und welchen Band hast du? Bei deiner Reaktion, hast du auch einen.“ „Möglich, aber das geht dich nichts an.“, grinste Dusk und hielt Kira eine Hand hin. Sie war gut. Verdammt gut, wenn sie ihn durchschaut hatte. „Wenn du willst, können wir gleich zu ihm gehen.“ Kopfschüttelnd ergriff sie seine Hand. „Du hast wohl mehr als nur ein Geheimnis.“, lachte Kira trocken. Sie wusste, dass er ihr nichts sagen würde. Doch für den Moment, wollte sie ihn gewähren lassen. Früher oder später, würde sie die Wahrheit erfahren. „Haben wir das nicht alle?“, lachte Dusk und schlenderte gemütlich zur Tür. Ungläubig sah Kira sich in der kleinen Straße um. Das war keine gute Gegend. Die Fenster der umliegenden Häuser waren vernagelt oder zerstört. An den Seiten stapelte sich Müll und anderer Unrat und es waren weit mehr funkelnde Augen in der Dunkelheit auszumachen, als der jungen Frau behagte. Am liebsten hätte sich Kira enger in eine Jacke gewickelt, aber sie trug nur ein dünnes kariertes Baumwollhemd über einem schlichten schwarzen T-Shirt. Ihre Jacke lag anscheinend noch bei Felicity im Büro. „Dodge wohnt doch niemals in so einer Gegend?“, flüsterte Kira und achtete darauf, dass sie nicht zu weit hinter Dusk zurückblieb. Allein wollte sie in dieser Gegend bestimmt nicht bleiben. „Nein, aber wir treffen ihn hier“, erklärte Dusk und ließ sie in eine kleine Seitengasse vorgehen. Es war eine Sackgasse und ihr Anblick ließ Kira einen Schauer über den Rücken laufen. Es roch nach Blut, Erbrochenem und Angst, auch wenn nichts dergleichen in der verdreckten Gasse zu sehen war. Vor der Schimmel übersäten Wand stand Dodge und warf Kira ohne Vorwarnung den schweren Teil des Kompendiums zu. Keuchend fing die junge Frau das Kostbare Buch und strich unbewusst über den Einband. Sie musste sich einfach vergewissern, dass dem Buch auch nichts fehlte. Auch wenn es albern klang, sie fühlte sich dem Kompendium verbunden. Es war der zweite Band der Rituale, wie sie überrascht feststellte. „Dieser Band fehlt seit Jahren, hattest du den die ganze Zeit?“, fuhr Kira Dodge an und erntete ein Schulterzucken als Antwort. „Wenn du willst, dass ich dir helfe, brauche ich Antworten. Also warum stehe ich in einer nach Blut stinkenden Gasse?“ Fahrig fuhr sich Dodge über sein Haar und starrte Dusk an. „Lass mich da raus. Ich habe meinen Standpunkt nicht geändert. Du wirst schon reden müssen“, lachte Dusk trocken. Seit Jahren versuchte er sich aus den Problemen der anderen rauszuhalten, aber gerade in letzter Zeit schien das nicht zu klappen. „Verdammt! Kannst du nicht einfach ein Portal in die Menschenwelt öffnen ohne Fragen zu stellen“, fluchte Dodge hilflos. „Das ist gegen die Regeln. Mal abgesehen davon, dass ich lesen kann was darin steht, heißt nicht, dass ich ein Portal öffnen kann. Außerdem ist das kein Knotenpunkt“, eröffnete Kira aufgebracht. Warum glaubten die Leute ständig, dass sie die Regeln brach. Und selbst wenn, als wenn sie einfach irgendwo ein Portal öffnen könnte. Selbst jemand wie Dodge sollte wissen, das man das nur an speziellen Orten konnte. „Es ist wichtig.“, beharrte Dodge. „Das Tribunal könnte nicht nur mich, sondern auch gleich euch umbringen! Was du verlangst ist Hochverrat, da werde ich bestimmt nicht mitmachen.“, schrie die junge Frau wütend. Sie war zwar in vielen Dingen nicht mit den Entscheidungen des Tribunals einverstanden, aber einen solchen Verstoß gegen das Gesetzt wollte sie nicht riskieren. Es war eine Sache einen Verräter zu jagen, aber illegale Portale würde sie nicht erschaffen. Ganz zu schweigen, dass es keine Garantie gab, das sie es konnte. „Sie werden sie umbringen. Bitte, das ist ihre einzige Hoffnung.“, flehte Dodge und hörte sich dabei so verzweifelt an, dass Kira zumindest für eine Sekunde versucht war ihm zu helfen. „Ich kann das nicht tun.“, flüsterte Kira leise. Sie wollte wirklich helfen, ernst genommen werden, aber deswegen ihr Leben riskieren. „Gott, jetzt erkläre ihr die Sache schon. Mir hast du es auch gesagt und bis jetzt habe ich dich nicht an Bubble verraten“, wetterte Dusk gereizt. Unentschlossen biss sich Dodge auf die Lippe und fuhr sich über die Augen. Er rang mit sich selbst. Es bestand die Chance, dass Kira ihn verstand, wenn sie die ganze Geschichte kannte. Oder sie pochte auf ihre Prinzipien, immerhin war sie die Ziehtochter eines Mitgliedes des Tribunals. Kira hingegen wurde hellhörig. In was für eine Situation war sie da gerade reingeraten. „Scheiße, also gut, aber ich sage es nur einmal“, brummte Dodge resigniert und ließ sich auf eine umgekippte Mülltonne sinken. Kapitel 5: Die andere Welt -------------------------- Kapitel 05     Auszug aus dem Kompendium der Verdammnis Band 27: Rituale , Nummer 200 - magische Verbindungen ... Zuerst muss gesagt werden, dass dieses Ritual meist eine Begleiterscheinung ist und nicht erzwungen werden kann. Weiter muss gesagt werden, das bei magischen Verbindungen zwischen drei Arten unterschieden wird: Körper, Seele und Herz. ...     Abwartend blickte Kira zu Dodge. Seit 10 Minuten saß er auf dieser Mülltonne und schwieg. Dabei wollte er doch reden. „Was ist jetzt?“, fordere Kira ungeduldig. Langsam wurde es dunkel und kalt. „Ich weiß nicht, wie oder besser wo ich anfangen soll“, gab Dodge leise zu. „Am Anfang und schnell, ich will hier nicht erfrieren“, murmelte Kira genervt. Es hätte sie stutzig machen sollen, dass Dodge nervös wirkte. „Warum trägst du keine Jacke?“, fragte Dodge leise. Dankbar für den kleinen Aufschub. „Seine Schuld, jetzt lenk nicht ab“, ließ Kira sich nicht beirren. „Ok, also von Anfang an. Vor langer, langer Zeit explodierte ein großer Asteroid im All und schuf…“ „Alter, im ernst? Du erinnerst dich an das Massaker in der 73sten?“, mischte sich Dusk ein. „Ja, alles deutete auf einen Engel namens Alicia Rogan hin“, bestätigte Kira. „Ich glaube nicht, dass sie es war“, flüsterte Dodge leise. Verwundert starrte Kira ihn an. Es war damals sein Fall gewesen und auch wenn er aufgedeckt hatte, wer es war, so galt der Engel als verschwunden. Wenn Dodge jetzt aber behauptete, dass er von ihrer Unschuld überzeugt war, musste es einen Grund dafür geben. Und sie hätte es mitbekommen, wenn neue Beweise aufgetaucht wären. Das konnte nur eins bedeuten, er hatte sie gefunden und erwartete, dass sie dabei half, den Engel verschwinden zu lassen. „Bist du wahnsinnig? Das ist Hochverrat!“, fauchte Kira ernst. „Ich schwöre dir, sie war es nicht! Ihr will jemand etwas anhängen“, beharrte Dodge eisern. „Und du wusstest davon? Kein wunder, dass dir niemand geheime Informationen anvertraut. Ich lasse mich da garantiert nicht reinziehen“, ereiferte Kira und stürmte an Dusk vorbei. „Sie werden mich hinrichten und das wahre Monster laufen lassen. Joyce haben sie deinen Verstand schon so vergiftet?“, rief eine zitternde Frauenstimme Kira hinterher. Erschrocken blieb die junge Frau stehen. Niemand nannte sie Joyce und das lag nicht nur daran, dass nur eine Handvoll Leute ihren zweiten Vornamen kannten. Ungläubig drehte sie sich um und erstarrte. Mitten in der dreckigen Gasse stand Alicia Rogan. Neben Dodge und Dusk wirkte die Frau klein und unheimlich zerbrechlich. Sie war so erschreckend dünn, dass sie es auch schon vor drei Wochen, als die Tat gesehen war, gewesen sein musste. Langsam schritt sie auf den jungen Engel zu und blieb direkt vor ihr stehen. Kira konnte die Angst in ihren Augen sehen und doch wirkten diese Augen so vertraut. „Woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte sie betont leise. Sie wollte nicht schreien und musste erst einmal ihre Gedanken ordnen. „Du hast es wirklich vergessen? Ich beneide dich darum. Aber um auf deine Frage zu antworten: Du hast ihn mir selbst gesagt“, erklärte Alicia und strahlte dabei eine solche Ruhe aus, dass Kira nicht glaubte, dass diese Frau überhaupt etwas töten konnte. „Kannte ich Sie früher gut?“, fragte Kira und spürte einen Kloß in ihrem Hals. Zum ersten Mal seit Jahren könnte sie etwas über ihre Vergangenheit erfahren. „Du hast mich immer in Schutz genommen, aber geredet hast du damals kaum“, erklärte Alicia leise und ihre Augen verrieten deutlich die Trauer und den Schmerz. Seufzend schloss Kira die Augen und drehte sich um. Sie verstand, warum Dodge glaube, dass diese Frau unschuldig war, aber es war ein zu großes Risiko. „Ich verstehe und was ich sehe, lässt auch mich an ihrer Schuld zweifeln, aber ich werde nicht versuchen hier ein Portal zu erschaffen.“ „Aber…“, begann Alicia leise. „Wenn du es nicht hier versuchen willst, wo dann?“, warf Dusk ein. Ihm war genau wie Dodge die Wortwahl aufgefallen. „Der Tabbelbaum!“, murmelte Dodge und zog Kira in eine grobe Umarmung. „Blue, du bist ein Goldstück, ich könnte dich Küssen“, brummte er erleichtert. „Warte damit noch bis das Tor steht und dann tu mir den Gefallen und küsse Dusk“, keuchte sie erstickt. „Vergiss es, ich habe mich nicht einmal von meiner Ex-Frau küssen lassen“, warf Dusk sofort ein. „Du warst verheiratet?“, riefen Dodge und Kira im Chor. „Ist eine Weile her. Seit ich bei den Schatten bin, rede ich nicht mehr mit meiner Frau und da eine Ehe alle 100 erneuert werden muss, ist sie seit einer Weile meine Ex-Frau“, erklärte Dusk schulterzuckend. „Wie lange bist du dabei? Ich meine ich bin seit 200 Jahren aktives Mitglied der Schatten und da hattest du deinen Ruf schon“, murrte Dodge und stellte Kira auf den Boden. „Ach ich weiß nicht ob es 400 oder schon 500 Jahre sind“ Fassungslos starrte Kira Dusk an. Kein Wunder, dass er so mächtig war. Die wenigsten Schatten wurden so alt. Dodge war ja schon ein alter Hase. Für gewöhnlich hielten sich die meisten Schatten nicht mehr als 100 Jahre im Außendienst, bevor sie getötet wurden und die wenigen Ausnahmen die es gab, waren Legenden. „Scheiße! Wie alt genau bist du eigentlich?“, stammelte Kira perplex. Eine Antwort bekam sie nicht, dafür aber ein breites Grinsen, bevor sich Dusk umdrehte und aus der Gasse schlenderte. „Können wir dann gehen?“, drängelte Dodge und schob Kira Dusk hinterher. „Wo gehen wir jetzt hin?“, fragte Alicia ängstlich, als Dodge im vorbeigehen nach ihrem Handgelenk griff. „Ich schätze zu mir“, lachte Kira und ging drei Schritte schneller, um zu Dusk aufzuschließen. „Du hast nicht auf meine Frage geantwortet“, setzte Kira erneut an. „Das werde ich auch nicht“, erklärte Dusk trocken. „Ich will es aber wissen“, schnurrte Kira. Für einen Moment war sie selbst überrascht, es war sonst nicht ihre Art derartig neugierig zu sein, aber Dusk war eine derartige Erscheinung, dass sie ihn nur verstehen wollte. „Wie wäre es mit einem Deal. Solltest du jemals in meinem Bett landen, bekommst du einen Lebenslauf von mir“, erklärte Dusk mitfunkelnden Augen und einem derart dreckigem Grinsen, dass Kira perplex stehen blieb. Das letzte was sie wollte, war auch nur daran zu denken, was dieser Mann in seinem Bett alles anstellte. Keuchend hielt sie sich eine Hand gegen den Magen. Hatte sie nicht vor knapp zwei Stunden noch in seinem Bett gelegen. „Besserer Vorschlag, träum weiter“, keuchte Kira und konzentrierte sich auf ihre Atmung.   Es dauerte länger als gewöhnlich, bis Kira vor ihrer Wohnung stand, weil sie dank Alicia darauf achten mussten, dass sie niemand sah. Als Kira eine Stunde später endlich die Tür zu ihrer Wohnung schloss, war sie überrascht, dass es nicht Luna war, die sie begrüßte. „Wo zum Teufel warst du? Oh mein Gott, sag mir, dass ich nicht sehe, was ich sehe“, keuchte Felicity und tastete blind nach dem Telefon. „Sie ist unschuldig. Wir gehen ist Wohnzimmer“, murmelte Kira und nahm ihrer Freundin das Telefon ab. „Ich habe mir Sorgen gemacht, du bist einfach verschwunden!“, fuhr Felicity Kira an. „Ich bin Ohnmächtig geworden, liegt an dem Schwert, das ich Dusk gegeben habe“, erklärte Kira und strich Luna über den Kopf. „Fein, erklärt mir jetzt einer, wieso keiner die gesuchte Todeskandidatin festnehmen will?“, wetterte Felicity aufgebracht weiter. „Sie ist unschuldig. Kann sie dir selber sagen. Wo habe ich nur die Kreide“, murmelte Kira und durchstöberte ihre Schubladen Abwartend drehte sich Felicity zu den Jungs und dem verängstigtem Engel. Sie wollte eine Erklärung und hoffte für die drei, dass es eine Gute war. Kira hingegen hatte ihre Kreide gefunden und begann unter Lunas wachsamen Blick das Ritual vorzubereiten. Sorgfältig zeichnete Kira den Ritualkreis auf den Boden. Anschließend stellte sie Kerzen auf und verstreute ein paar Blätter des Tabbelbaums. „Ich wär dann so weit“, meldete sich Kira und trat in die ehemalige Garderobe. „Das ist Wahnsinn“, flüsterte Felicity leise. Mittlerweile war auch sie auf dem neusten Stand. „Es ist ein Versuch. Alicia ist zum Tode verurteilt und es ist völlig egal wie sehr wir von ihrer Unschuld überzeugt sind, selbst wenn wir dem Tribunal den wahren Täter präsentieren würden. Sie würden sie hinrichten“, erklärte Kira ruhig. „Warum bist du dir da so sicher?“, fragte Felicity trocken. „Ich wurde 10 Jahre lang von Gideon Kreyberg aufgezogen, ich kenne jedes einzelne Mitglied des Tribunals und nur eine einzige Person würde auch nur zuhören“, schnaubte Kira ärgerlich. „Scheiße, was passiert hier gerade? Da draußen läuft ein Monster durch die Gegend, das wahllos Leute tötet, es gibt mindestens einen Verräter bei den Schatten und das Tribunal ist derart in seinen Ansichten festgefahren, dass es eine Unschuldige töten würde“, jammerte Felicity und ließ sich erschöpft gegen die Wand fallen. „Es hat begonnen“, murmelte Dusk so leise, dass Kira nicht sicher war, ob er tatsächlich etwas gesagt hatte. „Lasst es uns hinter uns bringen“, mischte sich nun auch Dodge ein. „Gut, ich erkläre jetzt wie es laufen wird. Wenn ich das Portal wirklich öffnen kann, wird es solange offen bleiben, bis ich wieder hier bin. Also werde ich mitkommen müssen. Dusk, du und Dodge ihr werdet mich und Alicia begleiten. Ich will nicht, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Dodge du wirst einen sicheren Ort für Alicia finden und Dusk wird mir helfen das Portal zu bewachen. Flis, du bleibst hier und stellst sicher, dass es keine ungebeten Besucher gibt. Luna wird auf dich aufpassen“, erklärte Kira ernst und beugte sich über den Band des Kompendiums. „Glaubst du, dass du es schaffst?“, fragte Dodge skeptisch. „Ich glaube es! Blue ist ein Rätsel und da sie sich an ihre Vergangenheit nicht erinnert, würde es mich nicht wundern“, erklärte Felicity ruhig. „Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden, also fangen wir an. Oh, eine Sache muss ich noch wissen. Kannst du mir irgendetwas aus meiner Vergangenheit sagen?“, wand sich Kira an Alicia. „Ich habe dich immer in einem Kellerraum getroffen, keine Fenster und außer dir trugen alle Masken. Du hast nie Namen genannt und ich habe keine Ahnung in welcher Sprache du dich mit denen Unterhalten hast“, erklärte Alicia betrübt. „Du sagtest ich hätte dich beschützt. Wovor?“ „Informationen! Die Typen wollten Informationen, manchmal habe ich Vorahnungen und das wollten die nutzen. Du hast dafür gesorgt, dass sie mich nicht zu Tode gefoltert haben.“ Es war ein trauriges Lächeln zu dem sich Alicia aufraffen konnte und Kira wünschte sich wirklich, sie hätte mehr erfahren.   Zögerlich griff Kira nach dem Messer. Den Kreis für das Portal zu ziehen oder ihn zu sichern, war der einfache Teil des Rituals. Jetzt kam der knifflige Teil. Mit geschlossenen Augen zog die junge Frau die Klinge über ihre Handfläche. Der Schmerz war schneidend und hallte prickelnd nach. Abwesend verfolgte Kira wie das Blut von ihrer Handfläche auf den Fußboden tropfte. Langsam zog sie einen verschlungenen Kreis aus Blut. Sie spürte die Magie im Raum anschwellen. Es schien zu funktionieren. Jetzt durfte Kira nur nicht die Konzentration verlieren. Langsam schritt sie auf die erste von fünf Kerzen zu, um sie mit ihrem Blut zu löschen. Systematisch löschte sie auch die anderen vier Kerzen und beobachtete anschließend den feinen weißen Wirbel, der sich in der Mitte des Kreidekreises bildete. „Es sollte mich nicht wundern“, murmelte Felicity erstaunt. „Ich weiß was du meinst. Ich bin auch immer wieder erstaunt“, bestätigte Kira leise. „Bevor wir gehen, ziehe ich mir eine Jacke an“, meinte Kira noch kurz und verschwand nach oben.   In ihrem Schlafzimmer fiel Kiras Blick in den Spiegel, sie sah furchtbar aus. Seufzend zog Kira das Dünne Hemd aus und das ausgeleierte T-Shirt darunter gleich mit. Ganz tief unten im Schrank, hatte die junge Frau noch das letzte Geburtstagsgeschenk von Core. Skeptisch betrachtete Kira das enge mattglitzernde Top und zog es an. Zusammen mit einer engen Röhren-Jeans, der teuren Lederjacke, Fingerlosen Lederhandschuhen und ihren Bikerboots sah Kira eine völlig andere Frau im Spiegel. Ein mattes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Es war perfekt, denn für das was sie vorhatte, musste sie früher oder später bluffen und so sah sie zumindest mehr nach Ärger aus, als in ihren alten ausgeleierten Klamotten. Mit einer geübten Handbewegung umrandete sie ihre Augen mit Kajal und zog ihre Lippen mit einem dunklen Lippenstift nach. Langsam ging sie zu den anderen zurück. „Wow, ich hätte nie gedacht, dass du das mal tragen würdest“, bemerkte Felicity anerkennend. „Tja, eines musst du zugeben, es macht mehr Eindruck als die zerrissenen Jeans und die überdimensionalen Sweatshirts, auf die ich so stehe“, lachte Kira. „Es steht dir auch besser“, flüsterte Felicity, als wäre es ein Staatsgeheimnis. Kopfschüttelnd wand sich Kira an die beiden Jungs. „Können wir los?“, forderte Kira und trat näher an das Portal heran.   Es war ein komisches Gefühl durch das Portal zu gehen. Als würde man durch weiße Zuckerwatte oder dichten Nebel gehen, kam es Kira in den Sinn und nach einer Minute war alles vorbei. Plötzlich standen die vier in Mitten tanzender Körper und um sie herum ließen donnernde Bässe den Raum vibrieren. Blitzende Neonlichter zuckten durch den Raum im Takt zu den Bässen. Es würde schwierig werden, diese Massen vom Portal fernzuhalten. Sie hatte nicht einmal mehr eine Ahnung, wo Dusk war und der Stand bis eben noch neben ihr. Es war mitten im Lied oder auch schon im Nächsten als die donnernde Musik von einer schrillen Sirene durchbrochen wurde. Auf einmal brach die Hölle los. Die Leute fingen an zu kreischen und flüchteten in Richtung des Ausgangs. Dusk drängte Kira, Alicia und Dodge an eine der Wände. „Dodge nutz die Gelegenheit um sie hier herauszuschaffen. Kira und ich bleiben in der Nähe des Clubs“, kommandierte Dusk und griff nach Kiras Hand. „Es gibt doch bestimmt einen Hinterausgang.“ „Was hast du vor?“, fragte Kira verwundert und blickte Dodge nach, der Alicia durch die Menge zum Ausgang schob. „Nun, jemand hat den Feueralarm ausgelöst und wir brauchen eine glaubhafte Ausrede, warum wir das nicht mitbekommen haben“, grinste Dusk breit und stieß die Tür zur alten Seitengasse auf. Es war eine Tür, die man nur von innen öffnen konnte und so schob Kira ein kleines Holzstück so in den Türrahmen, das sie nicht komplett schließen würde. In ihrer Welt hatte sie eine schwere Kommode vor die Tür geschoben und ein altes Bild darüber gehängt. „Warum habe ich das Gefühl, dass mir deine Idee nicht gefallen wird“, murmelte Kira und schaute in den Himmel. Es nieselte und am liebsten wäre sie wieder hineingegangen. Missmutig ließ sie sich gegen die Wand sinken, nachdem sie eine Stelle gefunden hatte, an der sich noch niemand erleichtert hatte. Lässig stützte Dusk sich an der Wand neben ihrem Kopf ab. „Nun, wenn du Glück hast, gehen sie nicht durch den Club“, lachte Dusk trocken. „Du kannst sie schon hören, nicht war“, stellte Kira nüchtern fest, als er ihrem Gesicht immer näher kam. Beiläufig stellte er sein Schwert neben die Mülltonnen an der Wand. Vom Club aus, würde man es nicht sehen können, aber er konnte es dennoch mit Leichtigkeit erreichen. „Wenn du eine bessere Idee hast, solltest du es jetzt sagen“, flüsterte Dusk dunkel und zog Kira näher zu sich. „Nein, aber wenn du übertreibst, werde ich dich mit deinem Schwert kastrieren“, erklärte Kira und versuchte beiläufig den Kloß in ihrem Hals herunter zu schlucken. Es war eine Weile her, dass sie einen Mann geküsst hatte und wenn man es genau betrachtete, war Dusk viel mehr eine Naturgewalt. Außerdem war da noch eine Aussage, dass er nicht einmal seine Ex-Frau geküsst hatte und sie wusste ganz und gar nicht, was sie von dieser Tatsache halten sollte. „Es muss doch überzeugend wirken“, erklärte Dusk ernst. Im Club konnte Kira jetzt auch die Security spüren, die sich auf sie zu bewegten. Als sie rausgegangen waren hatte Dusk die Tür absichtlich mit einem Stein offen stehen lassen. Man würde sie also finden und das Holzstück, würde dafür sorgen, dass sie auch wieder in hinein kamen. Seufzend schloss Kira die Augen und legte ihre Hände um seinen Hals. Zum ersten Mal seit Jahren war sie froh, dass sie nicht im Außeneinsatz war. „Passiert das öfters?“, fragte Kira atemlos. Ein kurzes Lächeln zuckte über Dusk Gesicht. Kurz schüttelte er den Kopf, dann lagen seine Lippen auf ihren. Es ging schnell und Dusk hielt sich nicht mit Höflichkeiten auf. Hart drückte er Kira gegen die Wand hob die junge Frau auf seine Hüfte. Überrascht stieß Kira die Luft aus ihren Lungen. Dieser Kuss raubte ihr den Atem und vernebelte ihren Verstand. Eisern klammerte sie sich an die Tatsache, dass es nur Show war. Aber eine boshafte Stimme, die verdächtig nach Cornelia klang, erinnerte Kira säuselnd, dass man gewisse Dinge nicht vortäuschen konnte. Kira schmeckte die Magie und Macht auf seinen Lippen. Alt, schwer und süß. Aber das deutlichste Zeichen, dass dieser Kuss nur halb so professionell war, wie er sein sollte, war die harte Beule, die sich gegen seine Hose drückte. Unweigerlich dachte Kira daran, dass er nur diese Hose trug und krallte ihre Hände in seine verwuschelten Haare. Es kam ihr vor, als würde sie schon seit Stunden mit Dusk in dieser Gasse stehen, dabei konnte es nicht mehr als eine Minute sein. Grob schob Dusk eine Hand unter ihr Shirt. Am liebsten hätte sie ihn von sich geschoben, doch das durfte sie nicht. Es musste echt wirken. „Hey, ihr da, es wurde Feueralarm ausgelöst. Ihr müsst verschwinden“, donnerte ein muskelbepackter Security Officer. Dusk ließ sich von dieser Warnung nicht stören, und ließ seinen Mund zu Kiras Hals gleiten. Spielerisch biss er hinein und deutete einen Stoß mit seiner Hüfte an. Grob vergrub Kira ihre Fingernägel in seinem Hals, um ihm zu zeigen, dass er zu weit ging. „Oh ja, nicht aufhören, Baby.“, stöhnte Kira verzückt. Ihre eigene Stimme klang hohl, billig und ganz und gar nicht nach ihr, aber das sollte sie auch nicht. Dusk schob ihr Shirt noch ein Stückchen höher und ihre Fingernägel gruben sich noch ein Stück tiefer in seine Haut. „Hören Sie, es gab einen Feueralarm. Wir müssen das Gelände evakuieren“, versuchte es der Officer noch ein Mal. „Ich will, dass du meinen Namen stöhnst. Immer und immer wieder.“, brummte Dusk rau und deutete weitere Stöße an. Langsam zog Kira ihre Fingernägel über seinen Hals und hinterließ lange blutige Kratzer. Wenn er nicht bald aufhörte, würde sie schreien. „Gott, dann halt nicht“, schnaubte der Sicherheitsbeamte frustriert und schob den Stein, der die Tür offen hielt zur Seite. Krackend fiel die Tür und Dusk setzte Kira auf den Boden. Wortlos rammte ihm die junge Frau ihr Knie in seine Mitte und trat ein paar Schritte in die Gasse. „Hatte ich nicht gesagt, du solltest es nicht übertreiben“, fauchte Kira aufgebracht. „Du hasstest auch gesagt du kastrierst mich mit meinem Schwert, nicht mit deinem Knie“, keuchte Dusk schmerzhaft. „Übrigens Gratulation.“ „Wieso?“, murmelte Dusk und griff nach seinem Schwert. Irgendwie war ihm wohler, wenn er diese Unterhaltung bewaffnet weiterführte. „Tja, ich nehme an, dass du nicht mit einer Dauerlatte schon durch halb Visuneo gelaufen bist. Also ich kann mich auch irren, aber einen Ständer in weniger als 20 Sekunden, das ist eine Leistung“, lachte Kira sarkastisch und funkelte ihn böse an. „Das war nicht geplant“, verteidigte sich Dusk. „Ganz ehrlich, wenn du es geplant hättest, wärst du der erste Mann der das kann. Für gewöhnlich rennt Man(n) nicht durch die Straßen und sagt sich: oh es ist Dienstag halb eins, ich glaub ich werde JETZT geil“, zeterte Kira. „Hör zu, für gewöhnlich habe ich eine sehr viel höhere Schmerzgrenze. Aber was da passiert ist, kann ich nicht erklären und ich gebe zu, vielleicht habe ich mich hinreißen lassen“, murmelte Dusk ehrlich und fuhr sich über die Haare. „Was hat er angestellt?“, fragte Dodge und schlenderte in die Gasse. „Nichts, ist Alicia in Sicherheit?“, wechselte Kira das Thema. Das letzte, was sie wollte war diese Unterhaltung mit Dusk und Dodge weiterzuführen. „Ja, die Polizei denkt, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat und wird sich um sie kümmern. Können wir los?“ „Ich denke schon“, gab Dusk zu und öffnete die Tür. Wenn er noch Schmerzen hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. Der Club wirkte gespenstisch. Die Musik und die blinkenden Lichter wirkten nun deplatziert. Das Portal war von dieser Seite kaum zu sehen. Nur ein leichter Nebel, der sich in den tanzenden Lichtern brach. Dodge war der erste, der wieder durch das Portal ging. Kira wusste, dass sie als letzte gehen musste, dennoch griff sie nach Dusks Ärmel. „Hast du… ach vergiss es.“, begann Kira und unterbrach sich selbst. Es war eine dumme Idee und wenn sie ehrlich war, tat es nichts zur Sache. Warum sie überhaupt davon Anfangen musste, wusste sie nicht. „Nein, noch nie.“, antwortete Dusk und trat durch das Portal. Er hätte Lügen können und wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn er es getan hätte. Sie mussten einen Verräter finden, dafür musste er sich konzentrieren. Trotzdem wollte er Kira nicht anlügen und für sich selbst hatte er beschlossen, herauszufinden, was da genau in dieser Gasse geschehen war. Er hatte es gespürt, so deutlich wie noch nie. Die Magie, alt und mächtiger als alles, was er je gespürt hatte und sie ging von ihr aus.   Auszug aus dem Kompendium der Verdammnis Band 27: Rituale , Nummer 200 - magische Verbindungen ... Herz: Allgemeines:  Im Gegensatz zu den beiden anderen Ritualen, kann man das eigene Herz zwar an eine andere Person binden, tut dies jedoch immer unbewusst. Wenn das Herz an eine Person gebunden ist werden Körper und Seele automatisch folgen. Dieses Ritual betrifft beide Parteien gleichermaßen und im Gegensatz zu den anderen Beiden Verbindungen hält diese Ewig. ...   Kapitel 6: Anschlag ------------------- Diesen Samstag beschloss Kira nicht zur Arbeit zu gehen. Der Trip gestern in die andere Welt hatte seine Spuren hinterlassen. Zum einen musste sie Felicity beruhigen, zum anderen Dodge und Dusk loswerden. Von dem Chaos, dass das Portal in ihrem Wohnzimmer hinterlassen hatte, mal abgesehen. Zu allem Überfluss hatte sie die Nacht kaum geschlafen. Vielleicht etwas mehr als eine Stunde, wie Kira frustriert feststellte, und in 10 Minuten würde ihr Wecker klingeln. Noch hatte sie Chance es sich anders zu überlegen. Langsam schob Kira die Decke zur Seite. Da sie nicht schlafen konnte, konnte sie auch aufstehen. Sie wollte gerade ins Bad gehen, um zu sehen ob eine ausgiebige Dusche ihre Laune heben würde, als das Telefon klingelte. Seufzend nahm sie den Anruf entgegen. „Geh heute nicht zur Arbeit und ruf deine Freunde an, dass sie es auch nicht tun sollen. Wenn sie unbedingt müssen, wartet bis Mittag“, plapperte Cornelia aufgeregt. „Core, was ist los?“, murmelte Kira und versuchte zu verarbeiten, was die Königin der Dämonen von ihr wollte. „Halte deine Freunde vom Hauptquartier fern“, wiederholte Cornelia genervt. „Warum? Core, ich habe nicht geschlafen und hänge immer noch zwischen hier, der Welt der Menschen, dem Kuss mit Dusk und keine Ahnung wo“, jammerte Kira. Sonst waren Dramatische Anfälle eher Cornelias Spezialitäten, aber das war gerade nebensächlich. „Er hat was? Das hat er sonst nie… mich hat… ach egal. Die Maure ist gestern bei mir aufgetaucht. Sie sagte, dass heute ein großes Unheil im Herzen der Schatten passieren wird. Also bitte, geh heute nicht ins Hauptquartier.“ Jetzt wurde Kira hellhörig. Sie hatte zwar den Anfang des Satzes verpasst, aber den Teil mit der Maure, den hatte sie gehört und es behagte ihr gar nicht. Die Maure war eine Seherin. Strenggenommen war es ein ganzer Orden. Die Mauren waren junge Frauen, die mit dem zweiten Gesicht geboren wurden. Sie sahen die verschiedensten Dinge voraus und mit etwas Glück teilten sie ihr Wissen mit der Außenwelt. In der Regel behielten sie es jedoch für sich. Niemand wusste wo genau der Orden der Mauren war. Wenn eine von ihnen beschloss die Welt zu warnen tauchten sie vor einem auf, hinterließen kryptische Warnungen und verschwanden wieder. „Warum kommen die zu dir?“, fragte Kira verwundert, auch wenn sie Antwort bereits kannte. „Ich habe keine Ahnung, aber bleib zu Hause. Ich weiß nicht was geschehen wird, aber unterschätze die Situation nicht“, warnte Cornelia noch einmal. „Versprochen. Ach Core, eine Frage kennst du jemanden, der in der Lage ist, Seelensteine zu verwenden?“, fragte Kira hastig. Warum es ihr gerade jetzt in den Sinn kam, wusste sie nicht, sie wollte so oder so danach fragen. „Du meinst die Morde? Lass mich nachdenken. Mir fallen drei Personen ein, aber die können es nicht gewesen sein. Ich stehe nicht auf Enthauptungen, du wusstest bis gerade eben nicht, dass du welche verwenden kannst und IHM traue ich das nicht zu“, erklärte sie geduldig. Kira ließ sich schnaubend auf ihr Bett fallen. Jetzt konnte sie auch noch theoretisch Seelensteine verwenden. „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich früher ein normales Mädchen war?“, murmelte Kira rhetorisch. „Du machst das schon, ich muss jetzt zu einer Sitzung des Kriegsrates. Ich muss einen Krieg gewinnen“, flötete Cornelia und legte auf. Fassungslos starrte Kira auf das Telefon. Aus dieser Frau wurde sie nicht mehr schlau. Erst das Klingeln ihres Weckers, bewegte Kira dazu sich zu bewegen. Lustlos nahm sie ihr Handy vom Nachttisch und schrieb Felicity, dass sie zu Hause bleiben sollte. Einen wirklichen Grund nannte sie nicht, erwähnte aber die Maure. Danach wählte sie die Nummer von Dodge. „Wer stört?“, meldete sich Dodge grimmig. „Hier ist Kira, was machst du heute?“, begann sie vorsichtig. „Ich muss nach Neo Rom. Soll da einen Engel verhaften“, erklärte Dodge gelangweilt. „Ach so, ich hätte zwar gedacht wir könnten mit den Trainingsstunden anfangen, aber dann verschieben wir das. Was macht eigentlich ein Engel auf dem Gebiet der Dämonen?“ Es war zwar eine Lüge, aber wenn er nicht im Gebäude sein würde, müsste Kira ihm nicht von der Maure erzählen. Was auch immer passieren würde, er würde es früh genug erfahren. „Na, dann. Ich melde mich, wenn ich wieder da bin. Schönen Tag noch.“ Damit hatte Dodge auch schon aufgelegt und Kiras Frage einfach übergangen. Der Mann hatte echt etwas gegen Smalltalk. Als letztes wählte sie die Nummer von Dusk. Es war also doch nicht sinnlos gewesen, dass er ihr seine Nummer nach dem ersten Treffen in ihrer Wohnung aufgeschwatzt hatte. Wie gern hätte Kira gesehen, dass es sinnlos war. „Hayes!“ Es war eindeutig die Stimme von Dusk, aber er klang anders. Verschlafen und abwesend. „Dusk?“, fragte Kira nur zur Sicherheit noch einmal nach. „Wenn du wegen Bubble anrufst. Ich bin krank oder was auch immer ich sein muss, um nicht im Hauptquartier zu erscheinen“, murmelte er und es klang, als würde er sich umdrehen. „Perfekt!“, erklärte Kira begeistert. „Wieso?“, fragte er und klang plötzlich aufmerksam. „Ich weiß nicht so recht“, druckste Kira. „Warum soll ich nicht ins Hauptquartier?“, fragte er dunkel. Gedanklich stellte sich Kira vor, die der rote Schimmer in seinen Augen, langsam das grün verdrängte. „Offenbar hatte Core Besuch von einer Maure und die hat sie gewarnt“, flüsterte Kira und biss sich auf die Unterlippe. „Serena… ich verstehe“, murmelte Dusk. „Wer ist Serena?“, fragte Kira verwirrt. Bisher dachte sie immer Dusk und Cornelia würden sich nicht kennen. Zumindest hatte die Dämonin ihn bisher noch nicht erwähnt. „Niemand.“ Damit hatte Dusk das Gespräch beendet und ohne ein weiteres Wort aufgelegt. Wütend warf Kira ihr Handy bei Seite. Vielleicht würde eine lange Joggingrunde mit Sunday ihre Laune verbessern. Seit Jahren hatte er diese Nummer nicht mehr gewählt und wenn er ehrlich war, wollte er es auch nie wieder tun. Aber die Umstände zwangen ihn dazu. „Vermisst du mich oder ist etwas wichtiges gestorben?“, meldete sich die belustigte Stimme von Cornelia. Wie sehr er es hasste, dass diese Frau nicht einmal ernst bleiben konnte. „Lia, lass die Scherze. Du hattest Besuch von einer Maure“, kam Dusk auf den Punk. „Ja, Serena war hier“, bestätigte die Dämonin. „Was hat sie gesagt?“, forderte Dusk eisern. „Ich bin in einer Kriegsratssitzung. Also wenn du nicht zufällig weißt, was ich mit Neo Paris machen soll, dann habe ich gerade andere Sorgen“, fauchte sie ungehalten. „Ich werde es bereuen, was genau ist das Problem?“, seufzte Dusk und stand auf. Es war noch nicht einmal sieben und er war bereits gewillt diesen Tag in Alkohol zu ertränken. „In den Letzten Wochen hat Leon immer öfter Neo Paris angegriffen. Nicht auf die übliche politisch Art, sondern ernsthaft. Er hat unschuldige Dämonen auf offener Straße von seinen Kriegern erschießen lassen. Die Leute haben Angst und ich muss etwas unternehmen. Das Tribunal hält sich da raus, hat es noch nicht mitbekommen oder was auch immer. Jaron, wenn ich zurückschlage wird es nur noch mehr Tote geben. Ich bin diesen Krieg so leid, aber ich kann nicht aufgeben“, erklärte Cornelia frustriert. „Aber du hast es dem Tribunal erzählt?“, harkte Dusk nach. „Sie kümmern sich darum, gleich nachdem der Irre mit der glühenden Klinge gefunden wurde“, schnaubte sie aufgebracht. „Nach dem suchen die jetzt gerade nicht einmal. Oberste Priorität hat das nicht vorhandene Sicherheitsleck, das laut denen ganz oben kein Verräter ist.“ „Selbstgerechte Arschlöcher. Vielleicht sollte ich mich darauf konzentrieren den Rat auszuschalten. Immerhin schaffen die mehr Probleme, als sie lösen.“, lachte sie freudlos. „Vielleicht. Anderes Thema, Lia, was kannst du mir über Kira sagen?“, wechselte Dusk das Thema. Er hasste politische Diskussionen. Alle waren so höflich und diplomatisch, aber Dusk war einfach nicht der Typ der höflich und Diplomatisch: halt-die-Fresse-Arschloch, sagte. „Außer dass du sie geküsst hast? Jaron, was hast du dir dabei gedacht? Wir waren 1000 Jahre verheiratet und es war dir zu gefährlich. Sie kennst du, wie lange schon und es ist plötzlich egal? Ich hoffe ihr seid da nicht versehentlich einen magischen Pakt eingegangen“, wetterte Cornelia aufgebracht und Dusk konnte im Hintergrund eine Tür hören. Sie hatte ihre Besprechung verlassen, kam es ihm in den Sinn. „Ich denke nicht. Es war harmlos!“, log er und griff doch nach der Flasche mit dem Alkohol um sie in seine halb gelehrte Kaffeetasse zu schütten. „Darnell Jaron Hayes! Du erzählst mir jetzt, was da passiert ist!“, kreischte Cornelia laut. Sie war wütend und er hatte jetzt schon Mitleid mit ihrem Personal, denn wenn er ihr jetzt die Wahrheit sagte, würden Köpfe rollen. Sie war schon immer aufbrausend gewesen und auch wenn er seit 450 Jahren nicht mit ihr geredet hatte, hatten sich ihre Gefühle nicht geändert. Sie hatte ihn nie geliebt, das war auch nie das Problem gewesen. Ihre Ehe war die perfekte Demonstration von Macht gewesen und das war in seinem Interesse. Cornelia hatte es schon immer geliebt zu spielen und sie brauchte die Bestätigung vieler Männer. Es hatte ihn nie interessiert und als ihm die politischen Machtspielchen zu albern wurden war er gegangen und wenn er ehrlich war, war es auch nur ein Vorwand gewesen. Nicht weil sie ihn wieder mal belogen hatte, das hatte sie so oft. Auch nicht, weil sie ihn umbringen wollte, das hatte sie auch öfters versucht. Immer, wenn er nicht ihrer Meinung war und das passierte häufiger. Nein, er war gegangen, weil sie ihn verraten hatte. In ihrer Ehe gab es ein paar Punkte, von denen beide wussten, dass sie sich das niemals leisten durften. Eines dieser Dinge war Serena, ihre Tochter, die zwar nur dank eines dummen Missgeschickes existierte, aber das hat ihn nie gestört. Serena hatten sie immer vor der Öffentlichkeit versteckt. Sie war zu zerbrechlich und rein. An manchen Tagen hatte er geglaubt, dass sie das Einzige war, das Cornelia wirklich interessierte und dennoch hatte sie das Mädchen an die Mauren verraten. Sie hatte zugelassen, dass sie Serena fortbrachten und das wollte er ihr nicht verzeihen. Danach war er gegangen und hatte das einzige getan, von dem er wusste, dass sie es nicht verhindern würde. Er war ein Schatten geworden. „Hörst du mir überhaupt zu? Du sollst mir sagen, was passiert ist!“, holte ihn Cornelia aus seinen Gedanken. Schnell trank er den Rest seines Kaffees aus und stellte wiederholt fest, dass Wodka und Kaffee einfach nicht miteinander harmonierten. „Ich habe schon verstanden. Aber wenn du darauf bestehst. Ich habe Magie gespürt. Alte, mächtige, schwere Magie und scheiße ich wollte so viel mehr“, gestand Dusk wütend und fuhr sich mit eienr Hand über sein Gesicht. Zu seiner Verwunderung schwieg Cornelia und beinahe glaubte er, sie hätte aufgelegt. Bis sie gnädiger Weise doch etwas sagte. „Egal was du tust, du wirst auf keinen Fall mit ihr schlafen. Jaron, das meine ich ernst. So wie das klingt, bist du drauf und dran dein Herz und deine gottverdammte Seele mit dazu an diese Frau zu ketten. Kira ist etwas Besonderes. Als ich sie vor 10 Jahren in diesem Lagerhaus gefunden habe, blutüberströmt mit nicht einem Kratzer wusste ich es. So viel Macht hätte das kleine Mädchen nicht haben können und ich habe keine Ahnung, wem sie da zur Flucht verholfen hatte. Aber eines ist sicher, sie ist nicht die einzige, die dieses Lagerhaus lebend verlassen hat. Was mir aber noch mehr Angst gemacht hat, war der Seelenstein in ihrer Hand. Er hat aufgeleuchtet und wurde dann schwarz. Danach hat sie ihn fallen gelassen und plötzlich war sie wie ausgewechselt. Der Ausdruck in ihren Augen wurde ganz weich und als sie all das Blut bemerkte völlig panisch.“ „Willst du andeuten…“, hauchte Dusk erschrocken. „Ja, sie hat ihre Erinnerungen gelöscht und in diesen Seelenstein eingeschlossen. Er ist zerbrochen, als sie ihn fallen ließ und was sie gemurmelt hat, während er fiel, habe ich nicht verstanden.“, erkläre Cornelia erschöpft. Seit 10 Jahren trug sie dieses Geheimnis mit sich herum. Nicht einmal Kira hatte sie das gesagt, um das Mädchen zu schützen. Was auch immer sie vergessen wollte, es war bestimmt besser so. „Verstehe“, murmelte Dusk und legte irritiert auf. Diese Macht ging also von ihr aus. Wer war diese Frau nur. Es war Mittag als Kira ihr Appartement zum einkaufen verließ. Sie war noch keine zwei Schritte aus der Haustür getreten. Plötzlich durchzuckte sie eine Art Blitz und ließ sie innehalten. Ihr war schlecht und sie schmeckte Blut. Es war als würde eine drückende dunkle Aura sich über die Stadt legen und ihr die Luft zum Atmen nehmen. Aber außer ihr, schien das niemand zu spüren. Eine Hand auf ihren Mangen pressend schloss Kira die Augen. Diese Aura, so drückend und dunkel wie sie war, kam sie ihr bekannt vor. Vor ihrem geistigen Auge blitzte ein weißer Raum auf. Das rascheln von schwerer Kleidung war zu hören und dann zerriss ein Schrei die Stille. Zeitgleich hatte die das Gefühl das etwas in ihrem inneren Zersprang, wie eine Glasscheibe, die eingeworfen wurde. Kira begann zu rennen, ohne wirklich zu wissen wohin und bevor sie sich versah, stand sie vor dem Hauptquartier der Schatten. Dicke Rauchschwaden stiegen aus den Fenstern empor und panisch liefen die Schatten aus dem Gebäude. Von der magischen Barriere, spürte Kira nichts mehr. Entschlossen setzte sie ihre Schritte fort, versuchte das Gebäude zu betreten, aber es war nahezu aussichtslos gegen die herausstürzenden Massen anzukämpfen. Als die ersten Flammen aus den oberen Stockwerken ihren Weg aus den Fenstern fanden, war sich Kira sicherer als zuvor. Sie musste in dieses Gebäude. Die drückende Aura verschwand und Kira startete einen weiteren Versuch in das Gebäude zu kommen. Mühsam kämpfte sie sich zur ersten Treppenstufe vor und plötzlich ging es ganz leicht. Sie stand nicht mehr draußen sondern im obersten Stockwerk, inmitten von schwarzem Rauch und Feuer. Ohne darüber nachzudenken, wie sie dahin gekommen war, rannte Kira auf Bubbles Büro zu. Die Tür stand offen. Auch im Büro war überall Feuer und Rauch. Hecktisch sah sich Kira um und fand auf dem Boden Bubble, von dem sie hoffte, dass er nicht hier war. Er sah schlimm aus. Eine tiefe Wunde klaffte an seinem Bein, eine weitere in seiner Brust. Keuchend stürzte Kira zu ihm und ließ sich hart auf den Boden Fallen. Ein dritter tiefer Schnitt war über seinem rechten Auge. Seine Atmung war flach, aber er war bei Bewusstsein. Zitternd streckte Kira die Hand nach seinem Gesicht aus und berührte vorsichtig die unverletzte Wange. Tränen liefen ihr über das Gesicht und Bubble schloss hustend das unversehrte Auge. Wut. Das war es was Kira spürte. Wer auch immer das getan hatte, würde dafür büßen. Sie wusste noch nicht wie, aber das war ihr egal. Der Mann, der es gewagt hatte das Hauptquartier der Schatten niederzubrennen, würde den Tag noch bitter verfluchen. Es gab Mächte, mit denen man sich besser nicht anlegte und für Kira stand fest, ab heute gehörte sie dazu. Das kurze Flackern von Bubbles Aura ließ Kiras Aufmerksamkeit zu dem verwundeten Mann zurückkehren. Sie musste ihn hier rausschaffen, sonst würde er sterben. Doch wie sollte sie das anstellen? Bubble war zu schwer für Kira und vor allem zu schwer verletzt, um ihn ohne weiteres zu tragen. Sie könnte ihn aus dem Gebäude bringen, aber dafür brauchte sie Zeit, doch die hatte sie nicht. Die Flammen schlugen immer höher und auch der Rauch wurde immer dicker. Fast zufällig fiel der Blick auf die große Standuhr in Bubbles Büro. Tick Tack. Tick Tack. Tick. Der lange schlanke Sekundenzeiger sprang weiter. Tack. Es war ein gleichmäßiger Rhythmus. Tick. Irrte sie sich oder wurde der Zeiger langsamer. Tack. Nein, er blieb tatsächlich stehen. Das zischen und Knistern des Holzes, erstarb und ein Blick zu den Flammen verriet Kira, das sie sich nicht mehr bewegten. War sie das gewesen? Verwundert starrte Kira zu Bubble, die Zeit war stehen geblieben, aber sie konnte sich normal bewegen. „Zeit…“, murmelte sie, bis ihr einfiel, dass sie Bubble jetzt aus dem Gebäude schaffen konnte. Es dauerte eine Weile, bis sie das Oberhaupt der Schatten die Treppen, der Fahrstuhl war ebenfalls in der Zeit eingefroren, hinunter gewuchtet hatte. Ächzend und Stöhnend, zerrte sie Bubble vorbei an den panischen Massen, die wie auf einem grotesken Standbild in der Bewegung verharrten. Erst vor dem nächsten Sanitäter ließ Kira den Arm des Mannes los und sank erschöpft zu Boden. Und plötzlich war die eben noch so stille Welt von panischen Schreien erfüllt. Auszug aus dem Kompendium der Verdammnis: Buch 056 – Prophezeiungen; Nummer 2 »… Magie kann nicht jeder wirken, aber wer mächtig genug ist, wird sie mit Hilfe von Ritualen und Zaubern praktizieren. Nur jene Wesen, die von der Verdammnis selbst berührt sind sollen stumm wirken, was unmöglich ist. Doch seid gewahrt, denn kein Zauber oder Ritual ist mächtiger als die Verdammnis selbst. … »   Kapitel 7: Entscheidungen und alte Freunde ------------------------------------------ Zitternd zog Kira die kratzende Wolldecke näher um sich. Einer der Sanitäter hatte ihr vor einer Stunde die Decke gegeben und ein weiterer hatte ihr vor zwei Minuten einen Kaffee in die Hand gedrückt. Sie hatte sich geschworen, sie würde warten, bis sie wusste, ob Bubble durchkommen würde. „Blue!“ Felicitys kreischende Stimme ließ sie aufsehen. Hinter ihr schob sich Dusk durch die Menge. Felicity sah erleichtert aus und begann sofort nach Kratzern oder ähnlichen Verletzungen zu suchen. „Mir fehlt nichts, aber Bubble. Er sah schlimm aus“, murmelte die junge Frau matt. „Was ist passiert?“, fragte Dusk dunkel und schob Felicity bestimmt bei Seite. „Ich weiß nicht. Da war diese drückende Aura. Sie kam mir so bekannt vor und dann hab ich gespürt wie die magische Barriere gefallen ist, also bin ich von zu Hause hergerannt. Ich hab Bubble in seinem Büro gefunden. Weiß der Teufel wieso, aber ich stand plötzlich im obersten Flur. Es sah übel aus und ich hab ihn da irgendwie rausgeschafft. Und … und…“, weinend brach Kira ab. Sie konnte nicht mehr. Sie wusste genau, dass sie nichts hätte tun können und hätte Cornelia sie nicht gewarnt, wer weiß was passiert wäre. Der Schutzwall war gebrochen und auch wenn das Feuer gelöscht war, würde es dauern, bis alle Spuren beseitigt waren. Was sollte dieser Angriff überhaupt. Wurde wieder etwas gestohlen oder wollte jemand einfach nur die Schatten schwächen? Eigentlich hatte sie keine Zeit zum weinen. Wenn Kira den Kerl schnappen wollte, brauchte sie Spuren und das am besten, bevor die Amateure sie alle verwischten. „Ich muss da noch mal rein“, fügte Kira etwas gefaster hinzu und sah in Dusks grüne Augen. Hinter ihm konnte sie Felicity den Kopf schütteln sehen. Ihre Lippen formten ein Stummes >Das-ist-Wahnsinn<, bevor Dusk Kira die Hand reichte. „Dann los“, meinte er ernst und Kira stellte den mittlerweile kalten Kaffee ab. Alles war besser, als hier herumzusitzen und zu warten. Obwohl Felicity von der Aktion, sich in das Hauptquartier zu schleichen, alles andere als Begeistert war, folgte sie Dusk und Kira. Ihre Freundin stand ganz offensichtlich neben sich und Dusk war schon immer so ein Sturkopf gewesen. Also musste wenigstens einer Vernunft haben und das würde Felicity sein. Es war stickig im Hauptquartier und die Fahrstühle funktionierten nicht. „Wo willst du überhaupt hin?“, flüsterte Felicity leise. „Zuerst will ich in die Waffenkammer und dann will ich ins Sicherheitsbüro“, murmelte Kira und spähte um eine Ecke. Warum sie nicht einfach an den Schatten vorbeiging wusste sie nicht. Oder doch, sie wusste es ganz genau. Sie war nicht im Außendienst und das dort war das Krisenteam. Sie sollten den Anschlag, wie es offiziell hieß, untersuchen. „Verstehe, wo ist eigentlich Dusk? Eben stand er doch noch hier“, wunderte sich Felicity und Kira drehte sich verwundert um. Das erstickte Gurgeln hinter der Ecke ließ Kira schlimmes ahnen. „Ich hoffe ich täusche mich, aber der hat gerade… Sag mir bitte, das sie nur bewusstlos sind!“, begann Kira und fuhr schließlich Dusk an, als er um die Ecke bog. „Natürlich sind die nur bewusstlos und jetzt los“, bemerkte er empört. Kopfschüttelnd griff Kira nach Felicitys Hand und zog sie durch die Gänge. Dusk würde schon mithalten müssen, ansonsten sollte er sehen, wo er blieb. Vor der Tür zur Waffenkammer stoppte die junge Frau und zögerte. Vorsichtig öffnete sie die Tür und sah ihre Befürchtung bestätigt. Die Tür zu den Waffen stand offen und von Ward fehlte jede Spur. „Das sieht nicht gut aus. Meinst du die haben etwas gestohlen?“, hauchte Felicity leise. „Da drin müssen hunderte von Waffen sein, woher will man wissen was fehlt?“, murrte Dusk. „Finden wir es heraus“, bemerkte Blue trocken und öffnete die Tür weiter. Sie stockte kurz, als sie Ward hinter seiner Scheibe liegen sah. Es war seltsam den jungen Mann so verdreht auf dem Boden zu sehen. „Warum stecken die auch so einen Typen wie ihn hier her?“, fragte Dusk mit belegter Stimme. Ward war ein guter Kerl gewesen. Er hatte ihn immer belächelt, wenn er eine neue Waffe gebraucht hatte. „Ward war unbestechlich und magisch bewandert. Außerdem hatte er ein unheimlich gutes Gespür für Waffen“, erklärte Kira leise. Ward war kein enger Freund gewesen, aber sie hatte ihn gern. Er war mit seiner Art einer der wenigen gewesen, dem es egal war, ob Kira sich erinnerte oder nicht. Wenn es nach ihm ging, hätte er sich Stunden mit Kira über Waffen unterhalten können. Sie sollte seiner Frau Blumen schicken, dachte sie traurig. „Arme Deliah, jetzt muss sie Nessaja und Clemence allein großziehen“, schniefte Felicity trocken. „Er hatte Familie?“, flüsterte Dusk ergriffen und Kira nickte. Das hatte Ward nie erwähnt. Langsam schritt sie weiter. „Ja, seine Zwillinge sind gerade 6 geworden. Sie waren sein ganzer stolz, auch wenn sie Sunday immer heimlich entführen wollten“, murmelte sie leise. Dieser Krieg forderte zu viele Opfer, schoss es Kira durch den Kopf und es machte sie wütend. Doch war dies überhaupt ein Krieg und wenn ja, welcher? Es ging hier nicht, um die 3.000 Jahre alte Fehde zwischen Engeln und Dämonen. Doch worum ging es dann? Früher oder später würde sie es herausfinden. Stück für Stück die einzelnen Puzzleteile zusammensetzten, bis sie ein Ganzes ergaben. Einen Sinn. Doch jetzt musste sie sich konzentrieren. Entschlossen richtete Kira ihren Blick auf die langen Regalreihen. Eine Weile blickte sie stumm auf die Regale und konzentrierte sich auf ihre Atmung. „Es fehlen Schusswaffen, Schwerter, Dolche und noch einiges Mehr. Was sie mit drei Äxten und zwei Morgensternen wollen will ich glaube ich nicht wissen. Jedenfalls haben die Kerle insgesamt 400 Waffen gestohlen“, erklärte Kira ernst. „Du hast echt einen Blick für so etwas“, murmelte Dusk anerkennend. „Alles in dieser Welt ist von Magie umgeben. Das ist die Aura. Ich kann diese Auren spüren und lesen. Die Magie in diesem Raum ist aufgewühlt“, erklärte Kira ernst und schritt auf das Regal mit den Wurfmessern zu. „Was tust du jetzt?“, fiepte Felicity und folgte Kira. „Wenn wir eine Chance haben wollen, brauchen wir Waffen. Es fehlen so viele, da wird das nicht auffallen. Dusk hat das Corré, aber was ist mit uns? Ich weiß du willst es nicht hören, aber es ist zu gefährlich unbewaffnet an diese Sache heranzugehen“, erklärte Kira ruhig. „Ich werde nicht lernen, wie man mit einem Schwert kämpft!“, protestierte Felicity. „Das sollst du auch nicht, aber du musst dich verteidigen können. Niemand verlangt, dass du tötest, aber deinen Arsch solltest du schon aus der Schusslinie bringen können“, half Dusk Kira aus. Sie nickte zustimmend und blieb stehen. Prüfend hob sie eines der Messer in die Höhe. Es war klein und leicht. Obwohl die Klinge nur knapp7 cm lang war, so war sie dennoch scharf und da das Messer insgesamt nur 10 cm lang war, konnte man es gut verbergen. Es war die perfekte Waffe für Felicity. Schmunzelnd legte Kira das Messer zurück und schloss die große Kiste in der alle 50 Messer verstaut waren. Wortlos drückte sie Felicity den Kasten in die Hand. „Wurfmesser?“, japste sie und schob ihre Brille nach oben. „Ich verlege alles, sogar meine Brille und du vertraust mir kleine spitze Messer an?“ „Soll ich doch nach einem Schwert schauen, weil das leichter zu finden ist? Es würde dich auch zu einem guten Ziel machen. Immerhin, wen würdest du zuerst ausschalten, den Mann mit dem Schwert oder das vermeintlich unbewaffnete Mädchen, das panisch nach einem Fluchtweg sucht?“, fragte Kira lächelnd. „Das offensichtliche Opfer?“, riet Felicity und hoffte sie würde eine andere Antwort erhalten, als sie erwartete. „Nein, in einem Kampf schaltet man immer zuerst die größte Bedrohung aus. Ansonsten wird man hinterrücks angegriffen, während man dem harmlosen Opfer hinterherrennt. Äußerst kontraproduktiv“, gluckste Dusk. „Ich bin trotzdem von der Idee mit den vielen kleinen Teilen, die ich verlegen kann nicht begeistert.“, murrte Felicity beleidigt. „Dann verlegt sie nicht. Flis, du hast hunderte von Kontakten, schaffst es das Leben einer Person in drei Stunden auseinander zu nehmen und in Kategorien zu ordnen, bist aber privat derart chaotisch, dass du mich Sonntag Morgen um sieben aus den Bett klingeln musst, um zu fragen, wo du deine Brille hast. Oder dein Telefon“, lachte Kira. Es war ihr immer noch ein Rätsel. „Gut, die Kleine ist verplant. Willst du dir auch noch eine Waffe suchen?“, fragte Dusk unruhig und begann sich umzusehen. Wenn sie hier noch lange blieben, bekam das irgendwer noch in den falschen Hals. „Ich habe was ich brauche. Jetzt kümmern wir uns, um die Sicherheit. Ich will endlich wissen, was hier gespielt wird.“ Den Ausdruck in Kiras Augen hatte Felicity noch nie gesehen, aber sie verstand. Sie alle wollten Antworten und so wie die Dinge sich entwickelten, hatte sie für den offiziellen Weg keine Zeit. „Wie kommen wir an den Sicherheitsleuten vorbei?“, fragte Felicity ernst und folge Kira und Dusk aus dem Gebäude. „Es ist einen Versuch wert“, murmelte Kira und zog ihr Handy hervor. Kurz suchte sie die passende Nummer und stellte den Anruf auf Laut. „Was für eine Ehre! Mein Beileid, ich habe von dem Anschlag gehört, ich hoffe dir ist nichts passiert“, säuselte Leon Foley ins Telefon. Kira konnte sich nicht helfen. Jedes Mal wenn sie mit dem Anführer der Engel telefonierte, hatte sie das Bedürfnis zu duschen und sich die Haut vom Körper zu schrubben. „Mir geht es gut, aber du könntest mir einen Gefallen tun. Wen hast du in dieser Stadt auf deiner Abschussliste?“, fragte Kira. „Den einen oder anderen, wieso?“ Scheinheilig und falsch klangen Leons Worte. Cornelia war bestimmt einiges, aber nicht unschuldig. Doch im Gegensatz zu Leon war sie ehrlich. Sie versuchte nicht erst zu verbergen, wenn ihr etwas gegen den Strich ging und der Welt etwas vorzuspielen, das sie nicht war. Leon hingegen stellte sich in der Öffentlichkeit immer als etwas dar, das er nicht war. „Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn sie das Hauptquartier angreifen. Jetzt und offiziell gegen dein Wissen und deine Erlaubnis“, presste Kira hervor. Ihr war übel, aber es ließ sich nicht vermeiden. Ein Angriff, würde die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und offiziell stand Leon nie zu seinen Befehlen. Dass die Engel auf seinen Befehl hin unschuldige ermordeten, bezweifelte Kira allerdings nicht. „Kira, ich bin enttäuscht. Das du mir solch grausame Dinge zutrauen würdest“, konterte Leon viel zu theatralisch, als dass man es ernst nehmen konnte. Ohne weiter mit ihm zu reden legte Kira auf. Er würde ihr helfen, allein weil sie ihm dann etwas schuldig war. Leon liebte es, wenn Leute ihm etwas schuldeten. „Jetzt ist mir schlecht“, murmelte Felicity. Obwohl sie nicht mit Leon telefoniert hatte, mochte sie ihn nicht. Er war einfach ein Widerling, der sich für einen Heiligen hielt. Immerhin ließ er offiziell verlauten, dass er für Frieden in der Welt der Menschen sorgen wollte. Dass dieser Frieden eine Gehirnwäsche und absolute Kontrolle bedeute, wusste kaum jemand. „Gehen wir weiter, ich habe keine Lust dem Rat schon wieder rede und Antwort zu stehen.“ „Blue, nach der Sache mit Bubble, solltest du es ihnen da nicht einfach sagen?“ Halbherzig hatte Felicity diese Frage gestellt. „Oh, glaub mir, ich werde das Tribunal informieren, wenn ich meine Worte beweisen kann, andernfalls wird Gideon das tun, was er seit fünf Jahren schon tut. Mich als dummes, unwissendes, kleines Ding darstellen, das nichts weiter will als Aufmerksamkeit. Er respektiert mich nicht und da der Mann, der mich aufgezogen hat, das nicht tut, tut es auch kein anderes Mitglied des Tribunals. Du hast keine Ahnung, wie satt ich es habe. Zugegeben meistens ist es nur ein Gefühl oder ein plötzlicher Gedanke, von dem ich nicht weiß woher er kommt, aber bisher hatte ich immer Recht.“ „Blue, du bist verärgert“, versuchte Felicity ihre Freundin zu beruhigen. „Die Sache mit Visu Nerad, der Stadt die vor 4 Jahren zerstört wurde, ich habe es gewusst und das Tribunal gewarnt. Genau wie ich es mit Neo de Janeiro getan habe und auch da haben sie mich ignoriert. Das Krottotter Nest unter dem Stadtarchiv hier in Visu York. Ich wusste es. Soll ich weiter machen?“ „Ich denke wir kennen deinen Standpunkt“, mischte sich Dusk ein, bevor Kira sie noch verraten würde. Sie rang sich zu einem entschuldigenden Lächeln durch und stoppte noch einmal bei Wards Leiche. Sie konnte ihn da nicht so liegen lassen und dennoch wagte sie es nicht seine Leiche zu berühren. Es war Dusk, der seufzend den leblosen Körper auf seine Schulter hob und ging. Schweigend folgten ihm die beiden Frauen. Es war ein Spießrutenlauf durch das Gebäude. Dank der vielen Schatten, die nach übersehenen Brandherden suchten oder nach Hinweisen auf die Eindringlinge, konnten die drei den direkten Weg vergessen. Wards Leiche hatten sie im Hauptgang an der Treppe zurückgelassen. Sie würden ihn schnell finden und danach zwangsläufig eine Inventur der Waffenkammer starten. Zu ihrem Glück kannte Kira das Gebäude und wusste, wo verborgene Gänge waren oder welche Wege sonst noch ans Ziel führten. „Hast du darin einen Kompass?“ Leicht klopfte Felicity Kira auf die Stirn. In diesem Gebäude hatte sich jeder, den Felicity kannte, schon einmal verlaufen. Nur Kira wusste immer wo sie war oder lang musste. „Ich schätze mein Hirn tickt einfach anders“, tat Kira das Ganze ab. Nervös blickt sie auf die Uhr. 30 Minuten seit dem Telefonat mit Leon. Der bestellte Angriff auf das Hauptquartier müsste jederzeit losgehen. Wenn nicht, musste Dusk die Wachen vor der Tür des Sicherheitsraumes ausschalten, genau wie die Schatten im inneren. Neben Kira schlug sich Felicity beide Hände vor den Mund, um einen Schrei zu ersticken. „Was?“ Dusk hatte sich zu Felicity heruntergebeugt. Ihm war nichts Besonderes aufgefallen. „Dahinten ist Roland Garret“, hauchte Felicity heiser. Fragend schaute Kira ihre Freundin an. Er war einer der wenigen Personen mit der höchsten Sicherheitsstufe und seine Akte fehlte, wie die der anderen 19 Personen mit Sicherheitsfreigabe Stufe 5. „Ich habe gestern mit ihm telefoniert. Er sagte, er sei in Visu Angeles, um Leon wegen des Angriffs auf Neo Paris zu befragen. Ein Vorfall, der nicht offiziell untersucht wird. Aber der Termin für das Gespräch war für Heute angesetzt. Garret sollte seid 25 Minuten mit dem Anführer der Engel über die Sache in Neo Paris reden“, erkläre Felicity schließlich. „So. Er war es nicht.“ Abwesend ließ Kira ihren Blick zu Garret schweifen. Seine Akte war tadellos und bisher hatte Kira immer das Gefühl gehabt, das er wirklich etwas bewegen wollte, ohne das Leben von Unschuldigen zu riskieren. Sollte sie sich getäuscht haben? „Wer war was nicht?“ Für eine Sekunde schweifte Dusks Blick zu Kira. Sie sah ihm direkt in die Augen, bevor sie den Blick senkte. „Der Anschlag auf Neo Paris. Leon war es nicht. Sicher, er ist ein verlogenes Arschloch, aber nach dem Anschlag hat er mich angerufen und mich gebeten, ihm die Namen der Beteiligten zu geben.“ „Blue, könnte damit wirklich Recht haben. Leon hat einiges auf dem Kerbholz, aber er würde keinen so offensichtlichen Angriff starten. Das war beinahe eine Kriegserklärung und in einem direkten Kampf, würde er den kürzeren ziehen“, bestätigte Felicity. Draußen wurde es plötzlich lauter und aus dem hinteren Teil des Gebäudes hörte man eine Explosion. Wie erwartet stürmten die Wachen davon und auch aus dem Sicherheitsraum eilten zwei Männer um nach dem rechten zu sehen. Kaum das der letzte aus dem Raum getreten war, war Kira schon um die Ecke gebogen. Sie wusste, dass sie entdeckt wurde, sobald sich jemand umdrehen würde, aber das Risiko musste sie eingehen. Vorsichtig öffnete sie die Tür zum Sicherheitsraum und erstarrte. Ihr Blick war immer noch starr auf die Wand über den Monitoren gerichtet, als Dusk und Felicity hinter sie traten. „Was ist das?“, murmelte Felicity. Beinahe hätte sie die Messer fallen gelassen. Der wies keine Kampfspuren auf. Es gab keine Leichen und dennoch waren die Worte an der Wand mit Blut geschrieben. // Band 007: Bruderschaft der Verdammnis // Band 897: bedeutende Briefe Teil 3 – Brief Nummer 4.568 // Kalluk kac verze maratebe? Peret niz olaque! Xem vat terjat. Kal murrit kac faxre elob ;Joy   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)