J steht für Juliregen von KamuiMegumi (~In deinen Armen~) ================================================================================ Kapitel 1: Datensatz 1 ---------------------- Juliregen Datensatz 1 Es regnete. Mal wieder. Eigentlich nichts Untypisches für diese Jahreszeit, dachte ich. Aber dennoch… es kam überraschend für mich. Ja, wir hatten Anfang Juli 2058, ich war noch 21 Jahre alt und hatte es immer noch nicht begriffen, dass man in der sogenannten japanischen Regenzeit nicht ohne Schirm aus dem Haus gehen sollte. Sasuke hätte nun gesagt, ich sei ein Idiot, echt jetzt. Und ich hätte dann in ein verblüfftes Gesicht gesehen wenn ich geantwortet hätte, dass er Recht hätte. Denn ich hatte ihm nie den Moment gegönnt, wenn er mit seinen Aussagen mir gegenüber richtig lag… Nie… … ich Idiot! Der Regen war warm. Die Tropfen liefen mittlerweile in kleinen Rinnsalen aus meinem sonst unbändigen blonden Haaren in den Nacken und verteilten sich dort in den Kragen meiner Sweatjacke. Vermutlich auf der Suche nach ein wenig Stoff der sie aufsaugte wie einen Schwamm. Doch ich war schon innerhalb weniger Augenblicke so aufgeweicht, dass diese Suche erfolglos bleiben dürfte. Ich hastete durch die sonst überfüllte Einkaufspassage meiner Heimatstadt Konoha. Leben und Sterben in Konoha hatte Sasuke einmal gesagt… ich hätte damals, als wir unseren Träumen nach einem spannenderen Leben draußen in der großen weiten Welt hinterher jagten niemals gedacht, wie Recht der Teme mit dieser Aussage behalten würde. Ich war ein Idiot. Mal wieder. Sasuke…. Ich sprintete in eine sonst doch recht unscheinbare Seitengasse. Die Hauswände türmten sich links und rechts von mir in die Höhe und das Gefühl einer Schlucht, in der ich mich befand, überkam mich. Früher hätte ich es auch als solche gesehen. Als Abenteuer… Jetzt war es nur eine dunkle, schmutzige Gasse in einer großen grauen Stadt an einem äußerst verregneten Tag. Hier lagen die kleineren Geschäfte der Einzelhändler, welche den tagtäglichen Kampf gegen die großen Einkaufszentren mehr schlecht als recht durchstanden und ich selbst musste gestehen, dass ich in meinem Leben selten einen solchen Laden betreten hatte… warum zig einzelne Geschäfte aufsuchen wenn man alles mit wenigen Schritten haben konnte? Ja, ich gehörte dann wohl eindeutig zu den fauleren Konsumenten. Mit jedem Schritt trat ich in die immer größer werdenden Pfützen. Schmutzwasser spritzte hoch. Befleckte meine Hose. Selbstreinigendes Material, hatte man mir gesagt. Bisher sah ich nichts davon. Ein leicht öliger Film ließ sich gar schon am Saum ausmachen. Verdammt! Sofort selbst-trocknend wäre mir in dem Moment lieber gewesen. Nicht nur für mich kam diese Wasserflut vom Himmel überraschend. Ich lief an einigen Händlern vorbei, die immer noch hastig ihre ausgestellte Ware vor den Türen nach drinnen räumten. Vermutlich würden sie erst fertig damit werden wenn dieser Platzregen schon längst aufgehört hatte. Vermutlich käme ich genau da auch erst nach Hause. Ich seufzte. Das wäre zumindest typisch für mich. Erst recht nach einem so beschissenen Tag im Büro. Diesen 08/15-Job hatte ich nun schon genau ein Jahr und eigentlich sollte ich dankbar sein, dass ich nach meinem plötzlichen – und für alle in meinem Umfeld überraschenden – Abbruch meines Studiums so schnell einen doch recht gut bezahlten Job in einem größeren Bürokomplex mitten in der Stadt bekommen hatte, doch… ich war nicht dankbar. Ich hasste diese Arbeit, die so komplett anders war als das, was wir hatten machen wollen… damals… Ich schoss um eine schmale Ecke in eine noch engere Gasse. Diesen Weg nahm ich eigentlich selten, aber der Wunsch möglichst schnell aus den nassen Klamotten herauszukommen und mich unter eine warme Dusche zu stellen wurde übermächtig… zudem scheuerte eine nasse Boxershorts ungemein an delikaten Stellen, echt jetzt! Doch als ich noch gerade darüber nachdachte, welches Duschprogramm ich wählen würde – ‚Tropischer Nebel‘ oder ‚Wohlige Schaumdusche‘ standen ganz weit oben auf meiner imaginären Liste – bremste ich ab und erstarrte. Konnte ein Mensch sich zum zweiten Mal im Leben auf den ersten Blick verlieben? Bestimmt! Aber… in die gleiche Person?! Auch wenn man wusste, dass dies nicht die gleiche Person sein KONNTE?! Eine Frage, die ich meinem Psychologen stellen sollte. Zumindest nahm ich mir dies vor, war mir aber dann doch schnell wieder bewusst, dass ich diesem dann endgültig den fehlenden Grund liefern würde mich einzuweisen. Vor mir stand er. Ja, ein er. Nicht viele… nein, eigentlich niemand… wusste von meiner Schwäche für das gleiche Geschlecht. Und selbst das stimmte nicht einmal… denn im letzten Jahr war mir selbst klar geworden, dass ich nur für einen Menschen eine Schwäche hatte und gerade so verregnete Tage im Juli erinnerten mich sofort an ihn… Nur… der vor mir… „Sasuke?!“, keuchte ich mehr, was aber vermutlich an meinem Sprint in den letzten zehn Minuten gelegen haben könnte. Der Schwarzhaarige vor mir, nur wenige Schritte entfernt, hob seinen Kopf und blickte mir direkt in die Augen. Den Wagen, den er bislang geschoben hatte und auf dem einige Waren ausgestellt waren, stoppte. Auch ihm liefen die Tropfen über das Gesicht und zeigten mir, dass er ebenso lange im Regen sein musste wie ich. Da stand er nun. Fast genauso, wie ich ihn in Erinnerung behalten hatte. Ja. Genauso ausdruckslos in der Mimik und genauso nass. Ein absolutes Dèjá-vu von einem Ereignis so ziemlich genau 365 Tage in der Vergangenheit. Mein Herz klopfte lauter. Das konnte nicht sein! Der Mann vor mir verbeugte sich leicht und senkte sein Haupt. Erst da wurde mir klar, dass er ein Hemd mit dem Aufdruck eines Geschäftes darauf an hatte. Vermutlich stand ich gerade genau vor dem Laden. Das hätte auch erklärt, warum er hier diesen Warenstand versuchte ins Trockene zu bringen. „Willkommen bei Jiraiya Electronics!“ Verdammt! Selbst die Stimme… war… wie damals! Okay… der Sasuke damals hatte mich zwar nicht willkommen geheißen, sondern zum damaligen Wetter passender verabschiedet, aber der Klang dieser Stimme… Er ließ alles in mir vibrieren! „Sasuke!“, huschte es daher erneut über meine Lippen und der Kopf meines Gegenübers erhob sich langsam wieder. Seine linke Hand löste sich von seiner geraden – mitunter konnte man sie sogar schon fast steif benennen - Körperhaltung und deutete auf die schmale, offen stehende Tür direkt zu meiner Rechten. Ich löste kurz den Blick von ihm und schielte in die Richtung. Ein kleiner Elektrofachmarkt. Direkt neben der Tür hing ein Schild, welches in allen möglichen Neonfarben aufblinkte: ‚Verkauf und Reparatur von Androiden aller Art‘ „Du… du bist ein… Android?“, ohne dass ich weiter darüber nachgedacht hatte kamen mir diese Worte über die Lippen und mein Kopf fuhr wieder zu ihm herum. Die Hände vor seinem Körper zusammengelegt verbeugte er sich erneut leicht und schien sich dabei nicht an dem auf ihn einprasselnden Regen zu stören: „Ja, mein Herr!“ Ich wusste nun nicht, ob ich über diese Aussage erleichtert sein sollte. Schließlich bedeutete diese Aussage für mich, dass ich nun nicht weitere Stunden bei Doktor Kakashi absitzen dürfte weil ich etwas gesehen hatte, was es nicht geben konnte… einfach nicht gab! Er ergriff wieder den Wagen und schob ihn an mir vorbei. Auf meiner Höhe hielt er jedoch kurz inne: „Interessieren Sie sich für Androiden, mein Herr?“ So, wie er nun direkt vor mir stand, nur eine knappe Armlänge entfernt, durchfuhr mich erneut ein Schauer, der sicherlich nicht vom Regen stammte. Dieser… dieser Android… er sah genauso aus wie… Sasuke! Blasse Haut. Dunkle, fast schwarz wirkende Augen. Schwarzes Haar mit diesem leichten Blauschimmer… dazu diese Stimme… „Öhm…“, ich kratzte mich am Hinterkopf, „…keine Ahnung?“ „Ha ha!“, oh Gott! Er lächelte! Spätestens jetzt hätte ich bemerkt, dass dies hier nicht Sasuke war! Sasuke lächelte nicht! Zumindest hatte Sasuke nie einfach so gelächelt… also… es gab da so ein oder zwei Momente in all den Jahren, wo er dies mal gemacht hatte… so war es ja nicht, aber… aber das hier! Er bugsierte den Wagen durch die schmale Tür und ohne weiter darüber nach zu denken folgte ich ihm. Ich hätte einfach weitergehen können. Nach Hause. Ins Trockene. Doch… es schien, als zog es mich in diesen Laden. Der Android rollte den Aufsteller in eine Ecke und drehte sich wieder zu mir herum. Er hatte noch immer dieses leichte Lächeln auf den Lippen. Ich sah mich etwas unbeholfen um, doch immer wieder huschte mein Blick zu dem Schwarzhaarigen. War Sasuke auch so groß gewesen? Zumindest war dieser Android einen halben Kopf größer als ich. Aber das war ja auch nicht verwunderlich! Ich kam was das anging nach meiner Mutter und diese war auch nie die Größte gewesen! „Bitte warten Sie einen Augenblick!“, holte mich diese samtige Stimme aus meinen Gedanken und ich blickte in tiefschwarze Augen. Verdammt! Sie wirkten so gar nicht künstlich! Oder war das nun eine Einbildung? „Jiraiya-sama! Jiraiya-sama! Wir haben Kundschaft!“, rief er in Richtung einer offen stehenden Tür im hinteren Teil des Ladens und ich vernahm ein leises Poltern. Vermutlich hatte dieser Jiraiya heute nicht mehr mit irgendwem gerechnet. Na ja… ich hatte ja auch eigentlich nicht vor… „Oh! Kundschaft!“ In eben dieser Tür erschien ein größerer Mann fortgeschrittenen Alters. Lange, zerzauste graue Haare hingen wirr über seinen Schultern und schienen farblich förmlich eins zu werden mit dem grauen übergroßen Kittel, den er trug. Die Ölflecken, die ich auf diesem erkannte zeigten mir, dass dieser Jiraiya wohl gerade in der Werkstatt gearbeitet haben musste und auch das Handtuch in seinen Händen, womit er sich wohl notdürftig schnell reinigte während er in großen Schritten auf mich zutrat, zeigte mir, das er weniger im Verkaufsraum zu finden war. „Willkommen in meinem kleinen Geschäft!“, er holte weit mit seinen Armen aus und ich hatte das Gefühl, dass er diesen kleinen Laden wirklich mit dieser Geste umfassen könnte. Er war ein wahrer Riese! Zumindest hatte ich noch nicht oft einen Mann in diesem Alter von dieser Größe und Statur gesehen und irgendwie hinterließ dies doch einen leicht einschüchternden Eindruck. Jedoch war ich noch nie der Typ gewesen, der sich von so etwas aus der Ruhe bringen lassen konnte und ich nickte daher. „Ich wusste gar nicht, dass es hier ein Geschäft mit Androiden gibt!“, ich blickte an ihm vorbei auf ein Regal, in welchem sich wohl einige kleinere Ersatzteile oder Zusatzgimmicks befanden. Der Alte lachte donnernd auf und schüttelte dabei seine Mähne: „Diesen Laden gibt es jetzt schon seit gut 40 Jahren!“ Ich schluckte. Ich war in dieser Stadt geboren und aufgewachsen und hatte bisher immer das Gefühl gehabt, dass ich mich hier auskannte… zudem lief ich diese Strecke seit einem Jahr mindestens zweimal am Tag wegen meiner Arbeit und dennoch… dieser Laden war mir nie aufgefallen! „Nun“, begann der Ladenbesitzer im geschäftsmäßigen Ton, „Bist du auf der Suche nach einem Androiden?“ Ich zuckte zusammen. Natürlich musste er ja davon ausgehen, dass ich mich für solch eine… Maschine interessierte. Warum sonst ging man in ein dementsprechendes Geschäft? „Ich… öhm… he he… weiß nicht!“, auf meine wirklich aussagekräftige Antwort schenkte er mir ein freundliches Lächeln. „Ich… ich kam einfach an diesem Laden vorbei und…“ Ja… und WAS?! Da fiel mir nichts mehr ein. „Verstehe!“, er nickte mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen vor der Brust und wirkte dadurch wirklich so, als würde er mich verstehen. „Gibt es denn irgendetwas, was dein Interesse hier erwecken könnte oder was du hier magst?“ Mein Blick ging von diesem Jiraiya rüber zu dem Androiden der aussah wie Sasuke. Dieser lächelte immer noch und hielt den Blick zu mir aufrecht. Mein Herz wummerte deswegen wieder etwas stärker und jagte mir seltsamerweise eine leichte Röte auf die Wangen. Daher suchte ich wieder hastig den Blickkontakt zu dem älteren Ladenbesitzer: „Öhm… also… es ist… wegen ihm!“ Mit einer ruckartigen Bewegung wies ich Jiraiya auf den Schwarzhaarigen hinter ihm und er drehte sich kurz zu diesem herum: „Wegen ihm?“ Er klang leicht überrascht. „Hm…ja… also… ich mag… ihn!“ Oh Gott! Eine Tomate wäre im Vergleich zu meinem Gesicht sicherlich blass vor Neid! Fast schon beschämt sah ich wieder auf zu dem Androiden und sein Lächeln war einer deutlichen Verwunderung gewichen, die Jiraiya auch gleich in Worte zu fassen wusste. „Du magst ihn?“, er drehte sich wieder zum Schwarzhaarigen herum, „Z23?“ Der Android wandte seinen Blick von mir ab und dem Ladenbesitzer zu. „Haben wir noch Modelle von dir auf Lager?“ Der Android schloss kurz die Augen ehe er antwortete und dadurch wirkte er leicht nachdenklich auf mich: „Ja, Jiraiya-sama. Wir haben noch ein Modell auf Lager!“, dann drehte er sich zu mir und lächelte wieder so… so Sasuke-untypisch aber dennoch Pulsbeschleunigend zu mir, „Wir haben noch so einen wie mich! Möchten Sie ihn sehen?“ „Öhm…“ Er beugte sich etwas in meine Richtung und irgendwie wurde mir die Luft etwas knapp. Brauchten Androiden Sauerstoff? „Nein!“, fing ich mich wieder und von dieser Aussage überrascht zuckten Jiraiya sowie der Android etwas zurück, „Ich will keinen anderen sehen! Ich meinte… also… ich meinte, dass ich… öhm… DICH will!“ Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber dem Schwarzhaarigen stand der Mund auf. Auch Jiraiya neben ihm wirkte mehr als erstaunt. Nach einiger Zeit des fast schon unangenehmen Schweigens legte sich eine riesige Hand auf meine Schulter und drückte sanft zu: „Das tut mir leid, junger Mann! Z23 ist mein persönlicher Assistent und steht eigentlich nicht zum Verkauf, weißt du?!“ Meine Schulter sackte unter seiner Hand ab. Vermutlich sah man mir die Enttäuschung auch an. Das hätte ich schließlich wissen müssen! Niemand verkaufte etwas, was er selbst benutzte und es war ja offensichtlich, dass dieser Sasuke-Android hier arbeitete! Wieder legte sich diese Stille über uns, die plötzlich durch ein lautes Seufzen unterbrochen wurde: „Du möchtest ihn wirklich haben, hm?“ Unbewusst musste ich wohl genickt haben. „Nun… wenn es dich nicht stört, einen gebrauchten Androiden zu kaufen, dann… dann würde ich eine Ausnahme machen und dir Z23 verkaufen!“ Ich fuhr zusammen als hätte ich gerade einen Stromschlag bekommen: „Eh! Echt jetzt?! Aber… aber dann haben Sie doch keinen Assistenten mehr!“ Die Hand löste sich von meiner Schulter und winkte stattdessen ab: „Ach… dann kaufe ich mir halt einen anderen!“ Allein für diese Aussage hätte ich den alten Mann vor mir drücken können! Er drehte mir den Rücken zu und betrachtete den Androiden: „Sag mal, Z23! Wie viel hast du noch einmal gekostet?“ Diesmal schien der Schwarzhaarige nicht nachzudenken: „Genau 3,2 Millionen Yen, mein Herr!“ (~24.500,00 Euro) Mir zog es gerade wortwörtlich den Boden unter den Füßen weg: „WAAAAS?!“ Verdammt! Androiden waren ja scheiße teuer! So viel… so viel… „Moment! Moment! Jiraiya-san! So viel… so viel Geld hab ich nicht! Echt jetzt!“ 3,2 Millionen Yen! Heilige Scheiße! Ich verdiente wirklich gut in meinem Job, aber das waren mal eben… öhm… locker etwas mehr als mein Jahresnettoeinkommen! Ich war erst 21! Den Großteil meiner Ersparnisse hatte ich erst vor kurzem in die Einrichtung meines kleinen Appartements gesteckt, welches mir wiederum meine Eltern geschenkt hatten damit ich endlich einmal auf eigenen Beinen stehen sollte. Hatte bis auf die Festanstellung bisher nicht wirklich viel gebracht! Haushalt war nicht so meins und Kochen…. Na ja… es lebe Instant Ramen! Ha ha! Der alte Mann lachte erneut laut auf: „Ach, Junge! Ich verkaufe doch keinen gebrauchten Androiden zum Einkaufspreis! Wo denkst du hin!“ Er zog einen Taschenrechner aus der ausgebeulten Außentasche seines Kittels und tippte eine Weile lang darauf herum. Irgendwie machte mich das noch nervöser. In meinem Kopf ging ich meine Kontoauszüge durch sowie den Stand meines Sparbuchs und den Inhalt meines Sparfrosches. Mit viel Glück würde ich etwa ein Drittel zusammenkratzen können… Die digitale Anzeige des Taschenrechners vor meinem Gesicht unterbrach mich bei meinen innerlichen Berechnungen… plante ich doch gerade eine längere Fastenzeit ein um noch mehr sparen zu können… „Wie wäre es mit diesem Preis?“, fragte mich Jiraiya und ich schielte wieder auf die Anzeige. Hatte sich der alte Mann verrechnet? Das konnte doch nicht stimmen! Ich sah zu ihm auf, dann wieder auf das Display und erneut zu ihm. Er nickte hingegen nur mit einem Lächeln. Vermutlich sah er mir meinen Unglauben deutlich an. „Sind Sie sich sicher? Das… das ist doch viel zu…“, billig wollte ich nun in Anwesenheit dieses… meines? Sasukes nicht sagen! „Aber natürlich!“, Jiraiya grinste, „Aber du solltest wissen, dass Z23 ein schon in die Jahre gekommenes Modell ist und daher auch dann und wann mal Reparaturen anfallen könnten! Es wäre dann wirklich entgegenkommend, wenn du diese dann bei mir machen lassen würdest!“ Das hätte ich eh! Es war ja nicht so als würde ich zig Androidengeschäfte in Konoha kennen! Ich schnappte mir die entgegengebrachte Hand und schüttelte sie eifrig: „Aber klar doch! Aber so was von! Sicher Sicher! Und ich verspreche Ihnen…“, ich ließ seine Hand los und schnappte stattdessen nach dem Ärmel des Schwarzhaarigen, „…Ich werde mich hervorragend um ihn kümmern! Ihm wird es an nichts fehlen und ich werde für den Rest meines Lebens für ihn da sein, echt jetzt!“ Ich wusste nicht, inwieweit man bei Androiden schon so etwas wie menschliche Gemütszustände hervorrufen konnte oder ob ich es mir nur gerade durch mein Wunschdenken einbildete, doch in diesem Moment war ich mir sogar sicher, dass man einen leichten Hauch von Rot auf den Wangen des Modells Z23 sehen konnte. „Das freut mich zu hören!“, meinte Jiraiya mit einem warmen Lächeln und nahm die ihm entgegengebrachte Electronic Cashcard von mir an. Nun war ich 300.000 Yen (~2300,00 Euro) ärmer, doch innerlich fühlte ich mich so gut wie seit über einem Jahr nicht mehr! Der Juliregen hatte aufgehört. Die Sonne schaffte es gar mit ihren Strahlen hier und da durch die sich auflösende Wolkenwand zu preschen… Als wolle das Wetter meine Gefühle verdeutlichen. Wir gingen nebeneinander her die Straße entlang. Mein Z23 und ich… he he! Oh! „Ich finde Z23 ist kein passender Name für dich!“ „Das ist meine Modellbezeichnung, mein Herr!“ „Darf ich dir einen… öhm… Namen geben?“, ich wich seinem deutlich spürbaren Seitenblick aus. „Natürlich, mein Herr! Ganz wie Ihr wünscht!“ „Sasuke!“ „Hm?“ „Du wirst von nun an Sasuke heißen, ja?“, wieso wurde ich nur so rot? „Ja, mein Herr!“ Wir erreichten eine Kreuzung, überquerten diese und bogen in eine Straße ein die wesentlich mehr grün aufwies als es in der Innenstadt der Fall gewesen war. Hier waren zwar ebenfalls Gebäude, die vom Boden aus gesehen den Anschein machten als wollten sie in den Himmel wachsen, doch es war deutlich erkennbar, dass es sich um eine reine Wohngegend handelte. In einem solchen Gebäudekomplex hatte ich mein kleines Zweiraum-Appartement. Nichts Besonderes, aber mein eigenes kleines Reich. Und trotz der geringen Größe hatte ich mich oftmals einsam hier gefühlt. Einige Male hatte ich mir überlegt gehabt, mir ein Haustier anzuschaffen, doch der Hauswart hatte mir auf meine Anfrage hin mitgeteilt, dass Tiere im Gebäude untersagt wären und er sie dann entfernen müsste. Ich wünschte, er hätte diese Einstellung auch den Kakerlaken gegenüber! „Mein Herr?“ Ich zuckte zusammen. Ich war es gar nicht gewöhnt in Begleitung nach Hause zu gehen! „Ich danke Ihnen, dass Sie mich gekauft haben! Ich muss zugeben, dass ich verdutzt darüber war, wie schnell das ging und ich war ehrlich gesagt überrascht, dass jemand so interessiert an mir ist und auch so über mich gesprochen hat. Ich möchte Ihnen dafür danken! Das hat mich sehr glücklich gemacht!“ Beinahe wäre ich über meine eigenen Füße gefallen und daher blieb ich kurz stehen. Sasuke tat es mir gleich und drehte sich zu mir herum. Erneut erkannte ich dieses Lächeln auf seinen Lippen. Mein Herz schlug einige Takte schneller. Auf Dauer wäre dies sicherlich nicht gesund! „Was ich damit sagen möchte“, fuhr er fort, „Ich werde mich auch sehr gut um Sie kümmern, mein Herr! Auch ich möchte das tun für den Rest meines Lebens!“ Oh, wow! Gott, steh mir bei… sein Lächeln war nun deutlich sichtbar und ich musste schlucken. Nervös kratzte ich mich wieder einmal an meinem Kopf und nahm nun wieder meinen Gang auf und trat mit gesenkten Kopf an ihm vorbei: „Lass uns beide einfach unser Bestes geben, ja, Sasuke?“ „Natürlich, mein Herr!“ Etwa eine Stunde später saßen wir beide auf dem Fußboden mitten in meinem Wohnzimmer. Ich hatte Sasuke kurz durch all meine Räumlichkeiten geführt, was natürlich nicht allzu viel Zeit in Anspruch genommen hatte und danach hatten wir beschlossen, dass ich mich näher mit ihm befassen müsste. Schließlich hatte ich noch nie einen Androiden besessen, auch wenn es die schon sehr lange gab und auch meine Eltern hatten bislang noch nie eine solche Anschaffung als Nötig erachtet. Wir hatten es uns beide in trockener Kleidung auf dem flauschigen Teppichboden vor meiner Zweisitzer-Couch bequem gemacht und im Hintergrund lief leise Musik. Jiraiya-san hatte mir einen ganzen Ordner mitgegeben mit allerlei Heften darin. So fand ich auch eine Bedienungsanleitung für den ‚Erststart‘. Diese brauchte ich offensichtlich nicht mehr. Jedoch beschloss ich, mich mit den Heften über die richtige Wartung später noch genauer auseinanderzusetzen. Sasuke saß schweigend neben mir und beobachtete mich dabei, wie ich mir die Skizzen zu seinem Aufbau genauer ansah. „Du musst regelmäßig zum Aufladen deiner Batterie an eine Steckdose…hm… wo…“, murmelte ich mehr vor mich selbst hin und strich dabei mit meinem rechten Zeigefinger über die Abbildung. Ein leises Zischen ließ mich aufblicken. Sasuke hatte die kurze Hose, die er zuvor von mir bekommen hatte, hochgekrempelt und somit seinen linken Oberschenkel freigelegt. Dort war wohl zuvor eine gut versteckte Klappe gewesen, doch lag nun diese Stelle an seinem Bein frei und bot mir die Sicht auf einige Kabel und Kästchen sowie auf eine Buchse. Erstaunt stand mir immer noch der Mund offen während er ganz ruhig die einzelnen Kabel zu erklären schien. Erst als er mit seinen Erläuterungen zu eben dieser Buchse angekommen war schienen seine Worte wieder zu mir durchzudringen. „…und hier wird ein herkömmliches USB 6.0 Kabel angeschlossen worüber meine Batterie dann die benötigte Energie bezieht!“ Irgendwie schaffte ich es daraufhin meinen Blick von diesem offenen Oberschenkel zu lösen und ihn anzusehen: „USB 6.0?“ „Hm!“ „Hab ich da!“, ich sprang auf und zu meinem kleinen Arbeitsplatz. Normalerweise hatte ich wirklich keine Ordnung hier und wäre dieser Android der wirkliche Sasuke gewesen hätte ich mir bestimmt schon einige Bemerkungen zum Zustand meiner Wohnung anhören dürfen, aber dieser Sasuke hier hatte bislang noch nichts dazu gesagt. Anscheinend war ihm Höflichkeit oder aber eine gewisse Ignoranz diesbezüglich einprogrammiert worden. Was hatte ich ein Glück! Dennoch hatte ich das benötigte Kabel gefunden sowie den passenden Adapter für eine Steckdose und hielt sie ihm mit fast schon stolzem Grinsen entgegen. „Ja, genau so ein Kabel! Noch habe ich über 80% und benötige noch keine Aufladung. Aber wir sollten vielleicht einen festen Ort hier suchen, wo ich vielleicht über Nacht aufladen kann?“ Ich nickte eifrig und überlegte zeitgleich, wo Sasuke seine Nächte verbringen würde. Spontan hätte ich ihm vorgeschlagen, dass er mit mir in meinem Bett liegen könnte, doch wusste ich nun auch nicht, ob das so…hm…normal für einen Androiden dieser Art war. Sicherlich gab es in den Amüsiervierteln Konohas auch solche, die man all gemeinhin als ‚Lust-Androiden‘ bezeichnete, doch mein Sasuke war eindeutig nicht als ein solches Modell gebaut worden! Ich legte daher das Kabel neben ihn und setzte mich wieder. Irgendwie, ob es die Neugierde war oder einfach nur weil es seltsam war neben jemanden zu sitzen, dessen Oberschenkel geöffnet so dalag, beugte ich mich nun näher heran. „Wofür…“, ich zögerte, traute mich aber dann doch auf einen Knopf in seinem Inneren zu zeigen, „Ist dieser da gut?“ Als keine direkte Antwort folgte schaute ich auf und nun konnte ich mir in diesem Moment sicherlich nicht einreden, dass ich es mir einbildete: es war ganz deutlich ein zartes Rot auf den Wangen Sasukes zu erkennen. Natürlich würde nicht Blut dafür verantwortlich sein…aber vielleicht würde ich in eben diesen ganzen Unterlagen so etwas wie die Information finden, dass bei Androiden in beschämenden Momenten das Öl oder die Hydraulikflüssigkeit oder was auch immer schneller zirkulierte. „Mein Herr…“, er sah an mir vorbei zu Boden, „…irgendwie fühle ich mich etwas seltsam wenn Ihr so auf mein… Innenleben starrt!“ Ich zuckte zurück und hätte ich nicht neben ihm gesessen, dann wäre ich sicherlich auch einen Schritt von ihm weggegangen. Nun war ich es, der rot anlief. Dem echten Sasuke hätte ich sicherlich auch nicht so unverblümt ‚dahin gesehen‘! „Und das ist der Schalter vor Überspannungsschutz. Den muss ich während des Aufladens betätigen wenn es draußen gewittert oder ich mich bei Gewitter draußen aufhalte!“, und nachdem er mir das gesagt hatte schloss er die Öffnung an seinem Oberschenkel. Kurze Zeit später hatte ich nun doch etwas Hunger. Na ja. Nicht wirklich Hunger. Eher Appetit auf eine Kleinigkeit und daher warf ich einen Blick auf den eigentlich doch recht übersichtlichen Inhalt meines Kühlschranks. Vom Vortag hatte ich noch eine Schüssel mit Mutters selbstgemachten Pudding übrig und es erstaunte mich, dass ich sie noch nicht ganz geleert hatte. „Oi, Sasuke! Hast du ein Glück! Hier ist noch etwas Schokopudding von meiner Mum! Den teilen wir uns jetzt!“ Sasuke, der hinter mich in die Küche getreten war und mich bei meiner Suche nach etwas Essbarem schweigend beobachtet hatte, hob ganz leicht eine Augenbraue. Irgendwie erinnerte mich gerade solches Verhalten an meinen Sasuke von damals und ich jauchzte förmlich innerlich glücklich auf. Schnell hatte ich mir einen großen Löffel aus meiner Besteckschublade gegriffen und tunkte ihn in die tiefbraune Masse. „Mach schön weit den Mund auf!“ Er zögerte. Seine Augen waren etwas geweitet und nun auf den Löffel fixiert, der da so kurz vor seinen Lippen in der Luft schwebte. „Ich…“, mehr kam nicht aus ihm heraus. Mein Sasuke damals war kein großer Freund von Süßspeisen. Sicherlich mochte er damals sehr gerne Onigiri gefüllt mit süßer Bohnenpaste oder eingelegter Pflaume essen, aber das war auch schon das höchste der Gefühle gewesen! Mit Dangos hatte er mich einmal fast erschlagen da sie ihm viel zu süß waren! Vielleicht verhielt es sich ja mit diesem Sasuke ähnlich?! Langsam öffneten sich seine Lippen einen größeren Spalt und mir gelang es, den Löffel dazwischen zu schieben. „Und? Schmeckt irre gut, nicht wahr? Meine Mum kann irre gute Puddings kochen, echt jetzt!“, ich strahlte ihn förmlich an, während ich den Löffeln erneut in die Schüssel tunkte. „Es schmeckt wirrrrrrrr…. seeeeeehrrrrrr guuuu…guuuuu….“ Sasukes Lider flackerten leicht und irgendwie schien es ihm die Pupillen nach hinten zu verdrehen, da ich plötzlich nur noch das Weiße in seinen Augen erkennen konnte. Dazu kamen noch so seltsame Brumm- und Zischgeräusche aus seinem Bauch. Nun machte sich doch Panik in mir breit: „Oi! Sasuke! Was ist’n? Du machst komische Geräusche!“ „Ess… Ess… Ess~en ggggg guuuut. Sah aaaaauuus. Ge~Geräussssssscheeee nega…negative!” „Shit Sasuke!“, ich ließ vor Schreck die Schüssel fallen und Mutters guter Pudding verteilte sich nun ungeachtet von mir quer über die beigen Kacheln und meine weiße Küchenzeile, „Ich glaub du verreckst gerade!“, und schon war ich aus der Küche geeilt ins Wohnzimmer. Bestimmt stand doch etwas in diesem Ordner und während ich hastig blätterte wurden diese seltsamen Geräusche aus meiner Küche immer lauter und unheimlicher… sicherlich dachten die Nachbarn gerade, dass ich ein Küchengerät missbrauchte… Keine fünf Minuten später hockten wir wieder beisammen auf dem Küchenboden und Sasuke hatte einen Schlauch an seinem Bauchnabel befestigt. In einen Topf zwischen seinen Beinen lief eine wässrige Brühe ab, die einmal ein simpler Löffel voll Pudding und jede Menge Altöl gewesen war. Ich beschloss nicht genauer hinzusehen, da ich sonst sicherlich nie wieder Mum’s guten Pudding würde essen können. Dieser Ordner war wirklich meine Rettung gewesen! Hätte ich ihn vorab aufmerksamer gelesen, dann hätte ich gewusst, dass Sasuke ein älteres Androidmodell war und somit noch nicht in der Lage irgendwelche Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Ich schüttelte über meine eigene Dummheit den Kopf, doch wunderte ich mich auch, warum Sasuke sich nicht einfach geweigert hatte den Pudding zu essen. „Warum hast du mir denn nichts gesagt? Du musst mir sowas doch sagen, echt jetzt!“, seufzte ich und ließ mich nach hinten gegen einen Küchenschrank fallen. „Ich…“, er sah mich über seine Schulter direkt an, „…dachte, meinem Herrn sei meine Meinung zu den Kochkünsten seiner Mutter wichtig, da…“ „Quatsch!“, unterbrach ich ihn brummend, „Wäre doch nicht weiter schlimm gewesen! Allerdings sollten wir das meiner Mum nicht stecken wie du auf ihr Essen abgehst! Das versteht sie nur wieder falsch!“ Es war Freitagabend und ich hatte eine wirklich anstrengende Arbeitswoche hinter mich gebracht mit einigen Überstunden. Schließlich musste ich diese Sonderausgabe namens Sasuke, der sich nun seit einigen Wochen um meinen Haushalt kümmerte, irgendwie wieder reinholen. Mir gegenüber saß Itachi. Ich kannte ihn schon so lang ich denken konnte und immer, wenn er in Konoha war, verabredeten wir uns für den Abend. Er wohnte mit seiner Frau Sakura, die eine gemeinsame Kindheitsfreundin von mir und Sasuke gewesen war, seit ein paar Monaten in Kumogakure und leitete dort eine Filiale des Familienunternehmens. „Oi, Itachi-nii-san! Reich mir doch bitte noch mal die Speisekarte?“, ich deutete auf die Menükarte neben ihm mit dem geschwungenen Aufdruck ‚Ichiraku‘. Er lachte leise und übergab mir die Karte: „Sag mir nicht, du hast immer noch Hunger, Naruto! Du hattest doch bereits drei große Portionen Miso-Ramen!“ Ich rieb mir mit meinem Handrücken verschmitzt grinsend unter der Nase entlang: „Nein! Eigentlich wollte ich mir noch etwas zu trinken bestellen! Möchtest du auch noch was?“ Er nickte nur und legte dabei seine Essstäbchen zur Seite. „Bier?“ „Bier!“ Ich winkte nach der Bedienung, deutete dieser das wir noch zwei Bier wünschten und legte die Karte auf den leeren Nebenplatz. „Sag mal, Naruto, was ist dir denn Gutes widerfahren?“ Ich zuckte zusammen: „Hä?“ Er wischte sich mit einer Serviette über die Lippen. Das sah bei ihm immer so vornehm aus! Generell schienen alle Uchihas aus einem anderen Holz gemacht zu sein als normale Menschen. „Na ja. Du grinst die ganze Zeit schon so vor dich hin. Als ich letzten Monat hier war, da…“, nachdenklich griff er sich ans Kinn und starrte kurz Richtung Deckenbeleuchtung, „…da warst du noch so…niedergeschlagen!“ Verwundert über diese Aussage legte ich den Kopf leicht schräg. Mir war zwar bewusst gewesen, dass ich nicht so ganz glücklich gewesen war wie man mich für gewöhnlich kannte, doch das man erkannt hatte, dass ich niedergeschlagen, ja, fast schon durchgehend deprimiert war, verwunderte mich doch etwas. „Och, nichts weiter, Itachi-nii-san! Echt jetzt! Aber sag mal…!“ Nun hob er wieder diese feingeschwungene Braue an. Vermutlich bemerkte er, dass ich das Gesprächsthema absichtlich änderte. „Wo hat Sasuke damals immer seine Klamotten gekauft?“ „Wie kommst du denn jetzt da drauf?“, die Kellnerin erschien neben uns und setzte die zwei Gläser mit dem bestellten Gerstensaft ab. „Keine Ahnung! Der Teme sah halt immer…öhm…gut aus und so. Und ich dachte gerade an einen…öhm… Imagewechsel oder so!“, ich lachte leise auf und kratzte mich am Hinterkopf. Es war doch ziemlich offensichtlich, dass ich meinem langjährigen Freund und praktischen Bruderersatz nicht alles erzählte, doch Itachi sah dies wohl nicht so eng und schmunzelte leicht über mein typisches Verhalten. „Du und ein Imagewechsel? Es war die Herrenboutique im Kuro-Center, glaube ich!“, er nahm einen Schluck aus seinem Glas, „Hm…irgendwie schwer vorstellbar dich mal nicht immer in Orange zu sehen!“ „Oi! Was soll das denn heißen! Ich habe auch andere Farben in meinem Kleiderschrank! Zum Beispiel…“, okay, das war nun wirklich nicht leicht, „Schwarz und…“ „Schwarz ist keine Farbe, Naruto! Höchstens ein Gemütszustand!“, flötete der Uchiha. „Ha! Das hättest mal so dem Teme sagen sollen, echt jetzt!“ „Saaaaasuke!“ Ich pfefferte meine Schuhe wenigstens in die Richtung in der sich der Schuhschrank befand und hüpfte nach Gleichgewicht suchend durch den wirklich winzigen Flur meiner Wohnung: „Sasss…!“ „Ich bin hier, mein Herr!“, ein schwarzer Schopf lugte um die Ecke aus dem Wohnzimmer auf den Gang, „Willkommen zu Hause! Wie war Ihr Tag?“ Es war jeden Tag irgendwie ein wahnsinnig schönes Gefühl nach Hause zu kommen und dieses nicht einsam und verlassen vorzufinden. Sasuke trat nun vollständig in die Diele und ich musste mir ein Auflachen unterdrücken. Er trug eine wirklich alte Rüschenschürze in zart-rosa. Diese war offensichtlich aus der Kiste mit der Aufschrift ‚Einstandsgeschenke von deiner Mutter‘. Es war daher wirklich nicht so schlecht gewesen, dass ich an diesem Montagnachmittag, nach meiner Arbeit, in diese Boutique im Kuro-Center gewesen war. Ich warf ihm eine prall gefüllte Tüte entgegen, die er geistesgegenwärtig auffing und dabei den Wäschekorb mit meiner Schmutzwäsche fallen ließ, den er bislang unter dem Arm geklemmt hatte. Sein Gesichtsausdruck spiegelte deutliche Verwunderung wieder: „Was…?“ „Ein Geschenk!“, über die Wäsche hinweg hüpfend lief ich an ihm vorbei ins Wohnzimmer und ließ mich auf die kleine Couch fallen, „Los! Probier an! Probier an!“ Er linste in die übergroße Tüte: „Ein Geschenk? Für mich? Kleidung?“ „Ja! Ja!“, ich hibbelte etwas herum. Irgendwie war ich wahnsinnig aufgeregt: „Nun zieh sie schon an!“ „Jetzt?“ „Natürlich jetzt! Ich will doch sehen….öhm…ob sie passen! Ja genau!“ Lügen war noch nie etwas was ich beherrschte, aber dem Androiden schien meine zögerliche Aussage nicht aufzufallen, denn er verschwand mit eben dieser Tüte im Schlafzimmer. Es dauerte auch nicht lange und er trat komplett umgezogen wieder heraus. Unsicher wirkend blickte er an sich selbst herunter während er näher an mich heran trat, doch das beachtete ich gar nicht weiter, denn mir hatte es wirklich die Sprache verschlagen. „Wie… wie sieht es aus, mein Herr?“ Die schwarze, enganliegende Hose mit locker sitzendem Nietengürtel und das dunkelgraue T-Shirt mit V-Ausschnitt und schwarzem Aufdruck… darüber ein offenes Hemd in schwarz… Scheiße… vor mir stand wahrhaftig Sasuke. Nicht Android Sasuke! Sondern Sasuke Uchiha! Mit diesem Gedanken setzte bei mir auch schon das heftigere Pochen meines Herzens ein. Doch irgendetwas fehlte noch… „Sasuke? Kannst du die Augenbraue so anheben…“, da ich das selbst nicht konnte nahm ich meinen Finger und drückte meine linke Braue nach oben, „…und dann ‚Tzz‘ sagen?“ Zunächst irritiert verschränkte der Schwarzhaarige die Arme vor der Brust, hob aber dann doch genau diese Augenbraue an und: „Tzz!“ DAS war der Moment, wo mein Herz stehen blieb und ich aufsprang. Es waren nur zwei Schritte und schon hatte ich meine beiden Arme um seinen Hals geworfen und ihn an mich gezogen. Ich merkte die stocksteife Haltung seinerseits unter meiner Umarmung, doch hinderte mich dies nicht, mich noch mehr in meiner überschwänglichen Freude an ihn zu pressen: „Du siehst großartig aus, Sasuke! Echt jetzt! Ich liebe dich!“ Die vorher verschränkten Arme baumelten links und rechts an seinem Körper und er rührte sich weiterhin nicht. Ich löste mich etwas von ihm, jedoch lagen meine Arme weiterhin um seinen Nacken geschlungen: „Ahm… he he…natürlich siehst du immer gut aus, Sasuke!“, und sah ihn nun direkt an. Er hatte nun beide Augenbrauen angehoben und blickte auf mich hinunter: „Ich werde auf diese Kleidungsstücke besonders gut achtgeben, mein Herr!“, und dann spürte ich, wie er zögerlich seine Arme hob, sie um meine Taille schlang und seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte. Mein Herr schlief noch. Ich würde ihn auch nicht wecken. Das Signal, dass meine Batterien nun vollständig geladen waren, hatte mich aus meinem Standby-Modus hochfahren lassen. Ich befand mich auf dem Sessel direkt neben dem Bett meines Herrn. Bemüht, nicht unnötig ein Geräusch zu verursachen, blickte ich auf das Bündel auf meinem Schoß. Dort hatte ich die Hose, das Hemd und das T-Shirt zusammengefaltet abgelegt. Ein seltsames – nun, nenne ich es einmal ‚Gefühl‘, überkam mich. Mein Herr hatte mir diese Kleidung gekauft, weil er sich um mich kümmerte. Ich war meinem Herrn also wichtig! Diese Kleidung ist nur für mich und ich werde gut darauf achtgeben. Mein System schaltete sich langsam wieder auf Standby. Ich würde gut darauf achtgeben. Denn darin liebt mich mein Herr… Einige Tage später kam ich mit äußerst guter Laune von der Arbeit nach Hause. Das lag sicherlich nicht an meinem Job. Eher an meiner Mittagspause! Mein alter Kumpel Kiba hatte mich besucht und wir waren zum Schnellimbiss gegenüber von dem Bürokomplex, in welchen ich arbeitete, gegangen. Kiba war bisher auch der Einzige in meinem Bekanntenkreis, dem ich erzählt hatte, dass ich nun einen Androiden besaß. Das hatte ich auch nur getan weil ich wusste, dass Kiba sich mit Androiden ein wenig auskannte und ich so jemanden hatte, mit dem ich mich ab und zu austauschen konnte. Kiba arbeitete in einer Tierklinik als Tierpfleger. Viele seiner Kollegen, wenn man es denn so nennen wollte, waren Androiden. Und vor einigen Wochen hatte ich auch erfahren, dass Kibas Hund Akamaru auch ein sogenannter Andro-Dog war. Kiba hatte sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen können als ich ihn bei dieser sprichwörtlichen Offenbarung eine ganze Weile lang sprachlos angestarrt hatte. Schließlich hätte ich auch selbst darauf kommen können! Ich kannte Kiba schon seit meiner Zeit an der Elementary School und damals hatte er uns seinen kleinen Hund Akamaru gezeigt. Und nun, fast 18 Jahre später, hatte er immer noch diesen Hund und dieser war fit und munter gewesen wie am ersten Tag. Manchmal war ich wirklich schwer von Begriff. Allerdings war es bei Akamaru auch nicht so offensichtlich, denn Kiba gab ihm immer wieder Leckerli wenn er etwas gut machte. Und so kam es, dass ich ihn darauf ansprach, wie das denn möglich war denn Akamaru war ja nun einmal auch kein neueres Modell. Er erzählte mir, dass er den Hund hatte aufrüsten lassen und von da an war ich Feuer und Flamme für seine Erzählungen. Nun hatte er mir heute einen Chip mitgebracht und ihn mir während meiner Mittagspause gegeben. Dieser sei bei der alljährlichen Wartung der menschlichen Androiden bei ihm in der Tierklinik übrig geblieben und enthielt einige Software-Updates und Gimmicks sowie eine neues Antivirenprogramm. Dieses war äußerst nützlich, da sich Sasuke gerne über das Internet mit den neusten Nachrichten versorgte und mir die wichtigsten Neuigkeiten dann beim Abendessen berichtete, so dass ich stets auf dem Laufenden war. „Sasuke?“ Nachdem ich nun Wohnzimmer und Küche erfolglos nach ihm abgesucht hatte fand ich ihn im Schlafzimmer beim beziehen des Bettes. Er blickte mich über seine Schulter direkt an: „Ja, mein Herr?“ „Ich möchte ein Gerät in dir einsetzen also mach mal deine Beine auseinander!“ Er sah mich zunächst irritiert an, drehte sich dann herum, legte sich auf den Rücken und spreizte die Beine weit auseinander. „Ist das so in Ihrem Sinne, mein Herr?“ Oh! Mein! Gott! In diesem Augenblick bemerkte ich erst, WIE ich es gesagt hatte und zum Einen schoss mir das Blut aus Schamgefühl in die Wangen und zum anderen in etwas tiefere Regionen… woher konnte dieser Android diesen anzüglichen Blick?! „Awww! Sasuke! Doch nicht so!“, wild wedelte ich mit meinen Armen vor meinem Körper und wandte das Gesicht ab, „Ich habe hier doch einen Stick mit neuer Antivirensoftware! Ich meinte deinen Schacht da am Bein!“ Schlagartig schlug der Android seine Beine wieder zusammen und setzte sich ruckartig auf: „Oh, Verzeihung, mein Herr! Das war dann wohl ein Missverständnis!“ Natürlich war es das ursprünglich gewesen, aber… warum wirkte er in meinen Augen gerade so als würde er etwas bedauern und warum klopfte mein Herz wieder so unnatürlich schnell??? Mittlerweile hatten wir Mitte Januar und Sasuke war fast ein halbes Jahr bei mir. Irgendwie war die Zeit wahnsinnig schnell vergangen und gerade in der Weihnachtszeit fiel mir auf, dass ich wirklich glücklich war. Und das obwohl meine Eltern beschlossen hatten über die Feiertage ihre dreißigsten Flitterwochen nachzuholen und gerade auf einer Kreuzfahrt um die Venus herum waren. Das Jahr zuvor hätte mir dies sicherlich den Rest gegeben. Da hatte ich alles an menschlicher Wärme gebraucht, was ich kriegen konnte und das nur wegen einem Kerl der selbst einen Kühlschrank an manchen Tagen wie einen Heizstrahler dastehen ließ. Doch dieses Mal war alles anders gewesen. Ich hatte im Herbst so dermaßen viele Überstunden angesammelt das mir meine Chefin Tsunade einen wirklich dicken Weihnachtsbonus ausgezahlt hatte. Und mit diesem Geld war ich zu Jiraiya gegangen und hatte einige Modifikationen an Sasuke vornehmen lassen. Sasuke konnte nun essen, echt jetzt! Das gab dem Weihnachtsessen, welches er kochte – mehr als Ramen aus dem Becher hätte ich sicherlich nicht hinbekommen – eine ganz andere Stimmung. Natürlich kam das Essen bei ihm unten meist so wieder raus wie er es runter geschluckt hatte, doch es war irgendwie angenehmer mit jemanden zusammen zu essen, als die ganze Zeit von demjenigen beim Essen beobachtet zu werden während er die vorab aus dem Internet heruntergeladenen Nachrichten des Tages zitierte. Der Urlaub meiner Eltern hatte zudem den Vorteil, dass ich ein ganz entscheidendes Problem, welches mich schon eine geraume Zeit plagte, weiter aufschieben konnte: die Vorstellung meines Androiden. Sicherlich hatte ich meinen Eltern und auch Kiba von ihm berichtet, aber noch nie hatte ihn jemand zu Gesicht bekommen. Ich hatte irgendwie totalen Bammel vor ihren Reaktionen. Irgendwie verständlich oder nicht? Schließlich war ich wegen Sasuke Uchiha fast ein Jahr kaum ich selbst gewesen und hatte nur so vor mich hin gelebt… wobei ‚gelebt‘ eigentlich schon positiver klang als es war. Nun hörte ich immer häufiger, dass man sich für mich freute, dass ich mich wieder gefangen hatte und wieder ‚mehr aus mir heraus kam‘. Dass dies an meinem Androiden lag konnten sie sich sicherlich mitunter denken, aber sie wussten ja auch nicht, warum genau es an ihm lag! Ich war mir sicher, dass meine Mutter in Ohnmacht fallen würde. Soviel stand für mich fest. Sie hatte Sasuke schließlich von klein auf gekannt und traf sich heute noch regelmäßig mit seiner Mutter Mikoto zum Kaffeeklatsch. Ihn plötzlich wieder vor sich zu sehen, auch mit dem Wissen, dass es sich um einen Androiden handelte, würde sie sicherlich nicht so einfach wegstecken können. Dennoch war mir auch klar, dass ich dieses unvermeidliche Treffen nicht auf ewig würde hinauszögern können. Selbst Kiba lag mir nun immer häufiger damit in den Ohren, dass ich doch einmal meinen Androiden zu einem abendlichen Treffen mitbringen sollte und nun, wo Sasuke feste wie flüssige Nahrung zu sich nehmen konnte stünde einem Kneipenbesuch eigentlich auch nichts im Wege. Langsam gingen mir auch wirklich die Ausreden aus wenn ich dann doch alleine am Treffpunkt erschien… schließlich konnte ein Androide nicht krank werden und mittlerweile hatte ich auch jedes Haushaltsgerät schon mindestens zweimal kaputtgehen lassen um einen Grund zu liefern, weswegen mein Z23 das Haus nicht verlassen konnte. Denn das kam noch hinzu: ich nannte niemals seinen Namen. Sie würden mich alle wieder zu Doktor Kakashi schicken weil sie befürchteten, dass ich wieder in Depressionen und Wahnvorstellungen abdriftete. Ich hatte daher beschlossen, Sasuke erst vorzustellen. Sie würden dann von sich aus schlussfolgern können, warum ich ihn so benannt hatte. Schließlich war dies doch bei seinem Äußeren recht offensichtlich! Draußen schien die Sonne. Dennoch waren die Außentemperaturen eisig. Zwar war mir bewusst, dass eine künstliche Lebensform, wie Sasuke eine war, sicherlich nicht frieren würde selbst wenn ich ihn in einer Boxershorts vor die Tür jagte, doch wäre es doch reichlich auffällig, wenn er bei -12°C in eben solcher durch die Stadt lief. Daher standen wir nun vor seinem Kleiderschrankanteil in unserem Schlafzimmer, welcher mittlerweile wesentlich mehr Auswahl aufwies als noch vor einigen Wochen und vorzugsweise aus der Boutique im Kuro-Center und überlegten, was er bei seinem ersten Ausflug mit mir zusammen anziehen sollte. Ich hatte ihm bereits einen dunkelblauen Pullover mit tiefsitzender Kapuze übergezogen und strich nun unter dieser sein fransiges Pony etwas nach hinten. Dann trat ich einen Schritt zurück und betrachtete ihn skeptisch. Selbst mit der Kapuze würden Sasukes und meine gemeinsamen Bekannten ihn auf der Straße erkennen und das war irgendwie nicht so gut! Ich griff daher in die zweite Schublade von oben von der Kommode rechts des Kleiderschrankes und zog eine Brille hervor. Ich hatte diese einmal für ein Halloween Kostüm benötigt und war somit mit Plexiglas ausgestattet. „Hier! Setz die mal auf!“ Noch ehe er danach greifen konnte hatte ich sie bereits aufgeklappt und sie auf seinen Nasenrücken gesetzt. Ja, so würde es gehen! Der breite schwarze Rahmen nahm doch einiges an Erkennungswert von seinem Gesicht. „Ja! Perfekt! So können wir zusammen ausgehen!“, grinste ich ihn breit an und auch auf Sasukes Züge legte sich nun ein breiteres Lächeln. „Wirklich?“ „Ja ja! Irgendwie hatte ich doch ein schlechtes Gewissen… schließlich bist du immer in dieser kleinen Wohnung und so! Das war doch sicherlich langweilig, oder?“ Er schüttelte heftig den Kopf: „Nein, mein Herr! Ich habe ja immer eine Aufgabe im Haushalt gefunden!“ Ertappt zuckte ich zusammen. Schließlich hatte ich stets dafür gesorgt, dass er auch genügend Aufgaben im Haushalt fand und ich war wirklich einige Male ganz froh darüber gewesen, dass Sasuke einen außerordentlichen Hang zur Ordnung hatte. Diese Eigenschaft teilte er wohl mit dem Original. „Also, Sasuke! Wo möchtest du denn gerne einmal hingehen! Such dir irgendetwas aus! Wir machen alles was du gerne möchtest! Egal welcher Ort!“ „Egal welcher Ort?“, wiederholte er leise meine Aussage und schien nachzudenken. „Ja! Wir haben da so einen Freizeitpark in Konoha! Oder magst du lieber in ein Kino gehen? Oder Bowling? Oder Billard? Oder…“ „Ich möchte in den Park!“ „Du meinst bestimmt den Freizeitpark, ja?“ „Nein…eigentlich der Park am Ende der Straße mit dem Teich! Mein GPS zeigte ihn mir soeben an!“ Ich schmunzelte. Mit Sasuke an meiner Seite würde ich mich niemals verlaufen können. Er war ein wandelndes Navigationssystem. Aber warum wollte er nur in diesen Park? Es war Januar. Draußen lag vereinzelt noch ein wenig Schnee, mehr vereist und festgefahren und nicht mehr so schön locker wie noch vor einigen Tagen, als er frisch gefallen war. Selbst der Teich war so sehr zugefroren, dass nicht einmal mehr die Enten in Wassernähe zu finden waren! „Ist… ist diese Idee nicht gut?“, unterbrach mich seine Stimme in meinen Gedanken und ich sah ihm direkt in seine fragenden Augen. „Nein, nein! Die Idee ist schon in Ordnung! Wir können in den Park gehen! Aber bist du dir sicher, dass du nicht…ähm…mehr willst?“ Er nickte nur ganz eifrig und mit diesem Kapuzenpulli und der Brille wirkte er wie ein übergroßer Mittelschüler. „Gut! Dann ziehe ich mir schnell auch etwas Wärmeres an und wir gehen in den Park!“ Ich war gerade dabei die Türe von meiner Kleiderschrankhälfte zu öffnen, als mir meine Armbanduhr mit lautem Piepsen mitteilte, dass gerade ein Anruf einging. Ich seufzte auf: „Einen Moment, Sasuke! Das ist Itachi-nii-san! Ich geh nur mal schnell dran!“, und schon ließ ich meinen Androiden allein im Schlafzimmer zurück. Mein Herr war gerade hinausgetreten auf den Gang und ich schloss die vor meinem inneren Auge geöffnete Straßenkarte von Konoha. Nebenbei hatte ich noch das Infonetzwerk der Stadt geöffnet und erfahren, dass es zum Abend hin ein sogenanntes ‚Feuer auf Eis‘-Festival in eben diesen Park geben würde. Mein Herr schien dies nicht zu wissen und ich würde ihn damit überraschen! Ich hörte seine freundliche Stimme vom Gang her. Itachi-nii-san war nicht der wirkliche Bruder meines Herrn. Er hatte mir erklärt, dass er ein alter Freund der Familie sei und er ihn wie einen größeren Bruder betrachtete. Wirklich verstehen tat ich die menschlichen Beziehungen noch nicht, aber ich war fest entschlossen bei meiner nächsten Wartung bei Jiraiya-sama um ein Update diesbezüglich zu bitten. Bisher war ich seit meiner letzten Systemzurücksetzung vor einigen Jahren nur mit der Software eines Verkäufers geladen worden. Meine Sensoren teilten mir mit das ich freudig erregt war. Diese Eigenschaft ist mit einem Update einhergegangen, welches mein Herr von diesem Kiba-san erhalten hatte. Es fühlte sich seltsam an. Als hätte man eine leicht ätzende Flüssigkeit über meine inneren Kabel im Bauchraum geschüttet. Es kribbelte. Aber ich musste schon zugeben, dass ich mich auf diesen Ausflug zum Park sehr freute. Ich konnte Zeit mit meinem Herrn außerhalb dieser Wohnung verbringen. Ich konnte meinen Herrn noch besser kennenlernen. Ihm noch viel näher sein und mit ihm noch mehr reden. Auch wenn ich selbst meist nicht viel zu sagen wusste. Ich mochte es, wenn er mir von sich aus aus seinem Leben berichtete, auch wenn ich mitunter das Gefühl hatte, dass er manche Dinge bewusst ausließ. Ich wusste nicht warum, aber mir stand es nicht zu, dies zu hinterfragen. Mein Herr würde schon wissen, warum. Mein Blick haftete an der Tür durch die er das Zimmer verlassen hatte. Irgendwie hoffte ich, dass dieses Telefonat bald beendet war und er zu mir zurückkehrte. Ich wollte doch Zeit mit meinem Herrn verbringen! Jetzt und für immer. „Oi, Itachi-nii-san! Was gibt’s?“, ich hielt mir das altertümliche Telefon an mein Ohr. Es gehörte, ebenso wie die rosafarbene Schürze zu den Einstandsgeschenken meiner Mutter und ich musste zugeben, dass ich dieses Telefon mochte. Die neueren Modelle waren entweder irgendein Mikrochip, der einem knapp hinter das Ohr eingesetzt werden konnte und so war man praktisch dauererreichbar und vernetzt wie ein Android oder ein Armband mit Möglichkeit der Bildtelefonie. Beides fand ich persönlich weniger praktisch. Im Büro hatten wir an jedem Arbeitsplatz ein riesiges Display zur Bildprojektion. Dort war ich aber auch jedes Mal optisch ansprechend gekleidet. Daheim wollte ich bisher von allem Technik-Firlefanz verschont bleiben und auch mal ungepflegt in Schlabberklamotten oder mal frisch der Dusche entsprungen telefonieren können, echt jetzt! Und so einen Chip im Kopf wie all diese dauergestressten Manager ihn meist hatten wollte ich auch nicht haben… brauchte ich ja eigentlich auch nicht! Ich hatte ja nun Sasuke! Ich klemmte mir den Hörer zwischen Ohr und Schulter und versuchte nun umständlich, mir wenigstens die Hose anzuziehen. Ich wollte Sasuke nicht zu lange warten lassen. „Hallo Naruto! Hast du heute Zeit?“ Das war überraschend. Ich hatte Itachi erst vor zwei Wochen gesehen und normalerweise war er nie so kurz hintereinander in Konoha. Daher war mein: „Hä?“, auch nicht weiter verwunderlich, oder?! „Eigentlich war ich auf einer Konferenz, die bis morgen gehen sollte, doch waren wir uns mit unseren Geschäftspartnern sehr schnell einig und die Sache schnell vom Tisch. Nun sitze ich hier in meinem Hotel alleine auf dem Zimmer und dachte, es wäre schön, wenn wir zusammen etwas trinken gehen könnten. Schließlich weiß ich nun wirklich nicht, wann ich das nächste Mal wieder Zeit habe und du weißt doch, das ich Sasuke versprochen habe, auf dich aufzupassen!“ Oh! Itachi spielte die Sasuke-Versprechen-Karte nur aus, wenn er wirklich Langeweile hatte oder irgendein Problem. „Eigentlich…“, ich blickte auf die Schlafzimmertür. In diesem Raum wartete Sasuke auf mich und er sah wirklich glücklich aus, als ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich heute etwas außerhalb dieser Wohnung mit ihm unternehmen wollte. „Du kannst nicht?“, Itachi’s Stimme klang wirklich enttäuscht. Verdammt! Was sollte ich tun? Mein Blick haftete weiterhin auf der Tür. Nun ja… der Park war ja auch noch morgen da… oder nicht? Der lief uns ja nicht weg. Itachi hingegen würde morgen wieder zurück müssen. „Okay“, seufzte ich, „Treffen wir uns in zwei Stunden bei Ichiraku, ja?“ Ich hörte wahrlich Itachis Lächeln bei den nächsten Worten heraus: „Sehr schön! Dann bis später!“, und er legte auf. Auch wenn ich mich irgendwo auf Itachi freute, so sackten nun meine Schultern gefühlte drei Meter nach unten, als ich mich wieder der Schlafzimmertür annäherte und diese langsam aufstieß. Sasuke stand noch genau an der gleichen Stelle wie zuvor und strahlte mich richtig an. Dies machte es mir umso schwerer, das Ganze nun abzusagen: „Du, Sasuke…“ „Ja, mein Herr?“ „Wegen… also wegen heute…“ Seine vorfreudige Mimik erhielt plötzlich einen seltsamen Schatten. Anscheinend ahnte er es bereits schon. Er hatte in den vergangenen Monaten wirklich sehr schnell gelernt mich wie ein offenes Buch zu lesen. „Also“, ich atmete noch einmal tief ein. Sicherlich… Sasuke war doch nur eine Maschine. Ein Roboter. Eigentlich bräuchte ich mir doch gar keinen Kopf zu machen wegen dieser Absage, aber dennoch… „Es soll heute Abend wieder schneien, mein Herr. Bitte vergesst nicht, einen Regenschirm mitzunehmen und euch warm anzuziehen. Ich werde hier auf euch warten!“ Mein gesenkter Blick sah aufgrund dieser Aussage auf und ihn direkt an. Er wandte den Blick ab. Irgendwie wirkte er dadurch… absolut menschlich. Langsam trat er an mich heran und dann an mir vorbei auf den Flur: „Bitte bleibt nicht zu lange aus. Ihr müsst morgen früh rechtzeitig zu einem Meeting im Büro sein!“, und dann verschwand er in der Küche. Ich verharrte noch eine ganze Weile an der gleichen Stelle. Starrte auf den Punkt, wo er bis gerade eben die ganze Zeit auf mich gewartet hatte. Ja, Sasuke war eine Maschine. Doch in diesen Moment wurde mir langsam bewusst, dass er auch noch so viel mehr war und ich hatte ihn enttäuscht. Und erneut musste ich dem Sasuke aus meiner Vergangenheit Recht geben: Manchmal war ich echt ein Idiot! Mein Herr war plötzlich krank geworden. Er hatte eine Erkältung. Zumindest hatte das der Arzt gesagt, der am Morgen hier war nachdem mein Herr im Badezimmer zusammen gebrochen war. Ich hatte mich sehr darüber erschrocken. Eine solche Situation war mir fremd. Ich hatte bisher immer nur in einem Laden gestanden oder hier den Haushalt geführt. Doch der Arzt sagte, dass es gerade jetzt Anfang März viele Menschen gäbe, die erkältet seien. Mein Herr hatte hohes Fieber. Zumindest hatte mir meine Datenbank mitgeteilt, dass es für einen Menschen einen grenzwertigen Bereich erreicht hatte und ich dafür Sorge tragen müsste die Körpertemperatur zu senken. Im Netzwerk fand ich einige hilfreiche Methoden. So hatte ich eine Schüssel mit Eiswasser neben sein Bett gestellt und verharrte nun neben ihm um ihn in kurzen Abständen kalte Tücher auf Stirn und Waden zu legen. Meine Temperatursensoren in der Hand zeigten mir nach kurzer Zeit, dass diese Methode wirklich funktionierte und seine Körpertemperatur langsam sank. Jedoch zitterte er von da an unregelmäßig und seine Schweißdrüsen begannen übermäßig Feuchtigkeit zu produzieren. Das irritierte mich doch sehr und ich musste erfahren, dass es sich dabei um Schüttelfrost handelte. Auch wenn diese Begleiterscheinung des hohen Fiebers normal sein sollte besorgte es mich doch etwas. Zudem hatte mein Herr noch keine Nahrung zu sich genommen und meines Erachtens auch noch nicht ausreichend getrunken. Meinen Recherchen zufolge hatten wir auch keine Lebensmittel im Haus die ihm zu einer raschen Genesung verhelfen würden. Seine Lider flackerten und er erwachte langsam während ich gerade die Tücher auswechselte. „Mein Herr… ich werde zum Konbini-Markt an der nächsten Kreuzung gehen und dort Ingwertee und Zutaten für einen Reisbrei kaufen!“ Ich war mir nicht sicher, ob er mich hören konnte, aber die Notwendigkeit für diesen Einkauf ließ mich nun doch aufstehen. Ein leichter Zug an meiner Hand ließ mich innehalten. Er hatte nach ihr gegriffen und seine schweißnassen Finger klammerten sich an die meinen. „Geh… geh nicht… Sasuke!“, säuselte er fast unverständlich, „Bleib… bei mir!“ Ich setzte mich wieder auf die Bettkante: „Aber mein Herr! Ihr braucht dringend eine gesunde Mahlzeit und ausreichend Flüssigkeit! Ich muss einkaufen gehen!“ Doch er schüttelte langsam den Kopf: „Lass…mich nur noch ein wenig schlafen, Sasuke. Dann werde ich aufstehen und selbst zum Konbini gehen!“ Kaum hatte er dies gesagt schlossen sich seine Lider und sein gleichmäßiger Atem sagte mir, dass er wieder eingeschlafen war. Die roten Wangen und das verschwitzte Gesicht wiesen auf ein erneutes Ansteigen des Fiebers hin. Wie konnte mein Herr nur glauben, dass er es schaffen könnte, selbst einzukaufen? Ich fand in meinen Daten keine Erklärungen für sein Verhalten. Aus irgendeinem Grund schien mein Herr nicht zu wollen, dass ich die Wohnung verließ. Ich wusste wirklich nicht warum. Ich war mir nur sicher, dass es nicht allein daran lag, dass er mich immer an seiner Seite wissen wollte… schließlich war ich ein älteres Modell und es bestünde keinerlei Gefahr, dass man mich stehlen könnte. Er keuchte einige Male auf. Es hörte sich an, als hätte er Schmerzen. „Es tut mir leid, mein Herr, dass ich ein so nutzloser Roboter bin und nicht weiß, wie ich Ihnen gerade helfen kann!“, murmelte ich leise und verharrte weiterhin auf der Bettkante. Seine Finger krallten sich immer noch in meine Hand als wollte er wirklich sicher gehen, dass ich nicht von seiner Seite wich. Und zum ersten Male in meinem bisherigen Leben spürte ich so etwas wie Selbstzweifel und Bedauern. Ich hatte meinen Herrn nicht verdient! Er war so gut zu mir und ich konnte ihm nicht einmal helfen wo er so offensichtlich litt. Die Stunden verstrichen und ich konnte durch die geschlossenen Vorhänge erkennen, dass die Sonne bereits dabei war unterzugehen. Erneut legte ich meinem Herrn die Hand auf die Stirn um seine Temperatur zu kontrollieren: „39,4°. Es geht immer noch nicht wirklich runter!“ Mein System teilte mir nun zudem noch mit, dass ich dringend eine Aufladung der Batterie bräuchte, da meine Akkuleistung nur noch bei 10% lag. Jedoch konnte ich mich doch nicht einfach zum Aufladen in den Standby Modus begeben und meinen Herrn ohne Aufsicht lassen! Der blonde Schopf meines Herrn wälzte sich einige Male in den Kissen hin und her und steigerte meine Besorgnis um sein Wohlbefinden. Ich griff in die Schüssel neben dem Bett und wrang einen weiteren kühlen Lappen aus. Gerade wollte ich diesen auf die glühende Stirn legen, da bemerkte ich, dass er seine Augen leicht geöffnet hatte und mich ansah. „U…“ Was meinte er? „Uchiha?“ Ich verstand nicht. Ich ließ das Namensverzeichnis durchlaufen und fand einige Treffer. Uchiha Corporation. Uchiha Itachi. Uchiha Fugaku. Uchiha Mikoto. Uchiha Shisui. Uchiha Ma… „Ich wusste es! Du… du bist es wirklich, nicht wahr?“, er hob zitternd seine Hand, welche sich auf meinen Brustkorb legte und in mein Hemd griff, „Bist du… bist du gekommen, weil du dich um mich gesorgt hast? Hast… Itachi diesen Job wohl… nicht zugetraut, hm? He he… manchmal kannst du ja doch… ganz nett sein, Teme!“ Ich strich den Namen Itachi aus der Liste. Diesen Uchiha konnte er nicht meinen. Ich verstand gerade sowieso nicht, wovon er genau sprach. Eine Informationsdatei wurde geöffnet: Fieberwahn; Fiebertraum. Litt mein Herr gerade an solch einen Fieberwahn? Wie konnte dieser geheilt werden? Was sollte ich tun? „Mein Herr!“, ich ergriff seine Hand auf meiner Brust mit meinen beiden Händen, „Ist alles in Ordnung?“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen: „Ja… alles ist gut jetzt! Schließlich bist… du endlich gekommen, Teme! Bleibst du…bei mir?“ Ich wusste keine Antwort auf die Frage. Einen Uchiha Teme konnte ich im Namensverzeichnis nicht ausfindig machen und falls er mit der Frage doch mich gemeint hatte, so verstand ich ihren Sinn nicht. Schließlich würde ich nie die Seite meines Herrn verlassen! „Ich werde für immer hier bleiben!“, ich drückte seine Hände noch ein wenig fester. Eine Reaktion meinerseits die noch nie vorgekommen war und auch nicht als Handlung in meinen Datensatz einprogrammiert worden war. Normalerweise sollte mich diese Reaktion verwundern da sie doch eindeutig ‚zu menschlich‘ war, doch empfand ich diese gerade als angebracht und richtig. „Wirklich? Das… das macht mich wirklich glücklich“, säuselte er und seine Lider fielen einige Male zu. Er versuchte wohl zwanghaft bei Bewusstsein zu bleiben: „Teme…verlass mich nie…bleib bei mir…für immer.“ Seine Hand in den meinen verlor an Spannung und rutschte langsam zurück auf die Matratze. Ich saß nur da. Versuchte, das Erfahrene zu erfassen und dennoch schien es mich zu überfordern. Der Name Teme war nur als Begriff, als Bezeichnung, als Schimpfwort hinterlegt. Aber mein Herr hatte es so liebevoll, so sehnsüchtig ausgesprochen. Warum? Warum wollte er diesen Teme bei sich haben und nicht… mich? Warum dachte ich so? „Reiche ich Euch denn wirklich nicht, mein Herr?“, kam es leise über meine Lippen, „Reicht Euch ein Sasuke nicht?“ Mich hatte einige Tage lang eine wirklich üble Erkältung ausgeknockt. Eigentlich wurde ich nie wirklich krank aber wenn dann doch, dann so richtig. Es war seltsam. Ich konnte mich an nicht wirklich etwas erinnern. Tatsache war jedoch, dass ich wohl insgesamt drei Tage mit hohem Fieber im Bett gelegen hatte. Sasuke hatte nichts weiter zu meinem Totalausfall gesagt. Er hatte sich sowohl um mich als auch um alles andere gekümmert. Auf Arbeit hatte man mir mitgeteilt, dass jeden Morgen ein Anruf erfolgt war um meinen Kollegen mitzuteilen, dass ich noch nicht ganz gesund sei. Ebenso hatte Sasuke wohl den Arzt gebeten meine Krankmeldung an meinen Arbeitgeber direkt zu schicken. An den Arztbesuch selbst konnte ich mich noch düster erinnern. Auch an Sasukes Reaktion nach meinem Zusammenbruch nach der morgendlichen Dusche im Badezimmer. Ich hatte ihm wohl einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Wenn ich früher krank war hatte ich meist meine Mutter darüber informiert und sie war dann für einige Tage zu mir gekommen, da ich wusste, dass ich relativ schnell sehr hoch fieberte. Doch Sasuke hatte sich wirklich hervorragend um mich gekümmert. Daher hatte ich dieses Mal auf dem Rückweg von meiner Arbeit in Jiraiyas kleinen Laden einen Zwischenstopp eingelegt. Der alte Mann hatte sich wie immer nach dem Befinden meines Androiden erkundigt und ich hatte ihm wohl in den höchsten Tönen von Sasuke vorgeschwärmt. Jiraiya meinte, er freue sich, dass ich so viel Freude an diesem alten Modell hätte. Ich berichtete ihm, dass ich Sasuke irgendetwas Gutes tun wollte für seine aufopferungsvolle Pflege und Jiraiya gab mir einen Stick mit auf dem sich ein Upgrade befinden würde. Es würde zwar die Akkuleistung beeinträchtigen und Sasuke müsste daher vermutlich abends länger laden, aber dafür würde es einige seiner Sensoren empfindlicher werden lassen. Zunächst hatte ich den Kauz nicht so recht verstanden und er erklärte mir, dass Sasuke mit diesem Upgrade in den Lage wäre unter anderem ‚zu schmecken‘. Etwas, was ich als alltäglich empfand und nie darüber nachgedacht hatte, ob der Schwarzhaarige dies konnte oder nicht. Ich war einfach davon ausgegangen! Diese Tatsache erschreckte mich etwas und zeigte mir, dass ich mich noch nicht wirklich ausreichend mit meinem Androiden beschäftigt hatte. Das wollte ich nun ändern! Ebenso würde dieses Upgrade die Sensoren seiner Haut sensibilisieren. Und die Erklärung dafür fand ich wirklich erstaunlich. Jiraiya meinte, diese Eigenschaft sei eigentlich für die neueren Modelle konzipiert worden, doch da er als ehemaliger Programmierer von Androiden-Software doch ein wenig Ahnung hätte habe er das Programm so umgeschrieben, dass ich es bedenkenlos auf Sasuke aufspielen können würde. Sasukes Hautsensoren spürten nur aufgrund eines Entschlusses seinerseits. Derzeit konnte er schlimmstenfalls seine Hand in Feuer halten und würde es erst bemerken, wenn ihm sein System mitteilte, dass die Ummantlung seines Gehäuses beschädigt sei. Mit diesem Programm jedoch würde er menschliche Reaktionen erhalten. Er würde augenblicklich die Hand zurück ziehen und ‚Heiß!‘ denken! Er würde also fühlen können wie ein Mensch! Ich war schlichtweg begeistert und dementsprechend gut gelaunt, als ich zu Hause durch die Haustür sprang und meinen Mitbewohner bei der Zubereitung des Abendessens in der Küche fand. „Sasuke! Bin wieder da und ich habe dir etwas mitgebracht! Zieh dich aus!“ Er verharrte am Herd mit dem Kochlöffel in der Hand und drehte sich dann langsam zu mir herum: „Willkommen zurück, mein Herr! Wie meinen?“ In diesem Augenblick wurde mir wieder klar, wie ich meine Bitte geäußert hatte und wurde etwas rot um die Nase: „He he! Ich meine… ich war wieder bei Jiraiya und er hat mir da etwas für dich mitgegeben!“ Er nickte verstehend und stellte den Herd aus. Dann drehte er sich zu mir herum und öffnete seine Hose, welche auch sogleich über seine recht schmale Hüfte rutschte. Wenn ich nicht genau wüsste, dass dieser Sasuke ein Android wäre, dann würde ich… ich schüttelte heftig den Kopf und verwirrte wohl so den Schwarzhaarigen etwas, doch er sagte nichts. Ich krempelte den Saum seiner schwarzen, enganliegenden Boxershorts etwas nach oben und legte somit den luftdicht verschlossenen Deckel frei, der sich mit Druck an der unteren rechten Hälfte leicht zischend öffnete. Schnell hatte ich den Stick aus meiner Jackentasche gezogen und steckte ihn in den dafür vorgesehenen USB 6.0 - Anschluss. „Das Aufspielen benötigt 40 Minuten, mein Herr!“, teilte mir mein Android mit und begab sich daher langsam zum Hocker am Küchentresen, um sich darauf nieder zu lassen. „Ich hab mir schon gedacht, dass es etwas Größeres ist!“, ich setzte mich neben ihn und blickte ihn erwartungsvoll an. „Sense of Touch, Taste and Feelings“, murmelte er und schloss die Augen. „Hm, ja! Ist doch klasse, echt jetzt!“ „Hm!“ Irgendwie wirkte er gerade weniger begeistert als ich. Aber vermutlich lag es nur daran, dass er sich darunter noch nicht so genau etwas vorstellen konnte! Ha! Der Teme würde sich wundern! MOMENT! Ich… ich hatte ihn gerade wirklich… Teme genannt? Klar, ich hatte es nur gedacht, aber dennoch! Das… das ging nicht! Ich griff mir in mein Haar und zog schmerzhaft daran. Teme… Teme war Sasuke und… also Sasuke Uchiha war Teme und… ich blickte auf… Sasuke war…ähm… Sasuke… das…. Mein Griff löste sich ehe er noch mehr Schaden anrichten konnte. Ich musste mir wieder klar werden, dass Sasuke ein Android war und nicht der Sasuke aus meiner Vergangenheit. Das war schließlich nicht möglich! Das war nicht mehr möglich seit diesem verregneten Tag im Juli vor fast zwei Jahren! Ich hätte mich am liebsten selbst oder wenigstens mit meinem Kopf auf die Tischplatte geschlagen, aber damit würde ich nur die Aufmerksamkeit Sasukes auf mich ziehen und das würde Fragen mit sich bringen. Fragen, die ich bislang noch nicht beantworten konnte. Daher blickte ich nur auf meine verkrampften Hände, die nun auf meinem Schoß lagen und versuchte mich darauf zu konzentrieren, mich wieder zu entspannen. Dabei fiel mein Augenmerk auf die offene Stelle in Sasukes linken Bein, aus welchem ein seltsames Summen kam. Vom Geräusch her erinnerte mich das an diese mittelalterlichen DVD-Player wie meine Mutter noch einen in ihrem Hauswirtschaftsraum hatte. Immer, wenn sie Vaters Hemden in die Bügelmaschine warf sah sie mithilfe dieses Gerätes auf einem TV-Gerät so richtig alte Filme an und dabei summte dieser Kasten, der diese silbernen Scheiben abspielte auch immer so herum. Und zum ersten Male fiel mir auf der Innenseite des Deckels eine längere Nummer auf: ‚ANDR-Z23-2022-07‘ „Was ist’n das?“, rutschte es mir erstaunt heraus und Sasuke öffnete augenblicklich seine Augen und sah mich direkt an. „Was denn, mein Herr?“ „Na, diese Nummern da“, und ich zeigte direkt darauf. Er hob eine Augenbraue, genauso, wie ich es ihm einmal gezeigt hatte und folgte meinem Fingerzeig: „Das ist meine Produktnummer. Sie beinhaltet das Modell und den Zeitpunkt meiner Herstellung!“ „Der Zeitpunkt deiner Herstellung? Wäre das etwa so… wie dein Geburtstag?“ „Ja, könnte man so sehen!“, er wischte mit dem linken Zeigefinger sachte über die eingestanzte Nummer, „Das“, er zeigte auf das ‚ANDR-Z23‘ , „steht für Androidmodell Z23 und das“, nun deutete er auf das ‚2022-07‘, „ist der Zeitpunkt meiner Herstellung!“ „Juli 2022?“ „Ja! Allerdings hatte ich ein Reboot 2028 bei Jiraiya und erinnere mich nicht genau an den einzelnen Herstellungsprozess!“ „Moment!“, ich sprang auf und erneut zeigte ich auf die Zahl. Diesmal mit deutlich zitternden Fingern: „Heißt das echt, dass du im Juli 2022 gebaut worden bist?“ Erneut nickte er und irgendwie verstand er wohl nicht so ganz, warum ich plötzlich so aufgebracht war. „Das würde heißen, dass du… das du dieses Jahr 37 Jahre alt wirst!“ „Ja, mein Herr. Das ist korrekt!“ „Dann bist du… wow“, auch wenn ich es nicht nötig hatte…ich zählte in diesem Augenblick an meinen Fingern ab, „15 Jahre älter als ich! Echt jetzt?“ Er nickte wieder absolut unbeeindruckt. „Wow! Das ist echt alt!“ Eine Augenbraue seinerseits schoss wieder in die Höhe. Na ja…meiner Mutter hätte ich solch einen Spruch echt nicht bringen brauchen, aber bei Sasuke… „Aber sag mal, Sasuke… das ist doch auch ein hohes Alter für… einen Androiden, nicht wahr?“, versuchte ich meine Aussage von zuvor nun etwas zu verallgemeinern. „Ja. Für einen Androiden bin ich wirklich schon sehr alt. Mein alter Herr Jiraiya-sama hat sich jedoch sehr gut um mich gekümmert und daher bin ich noch brauchbar!“ „Noch?“, irgendwas störte mich gerade an diesem Wort, „Heißt das, dass du… das du bald nicht mehr brauchbar sein wirst? Das… das du mich verlassen musst?“ Meine Stimme wurde nach und nach leiser. Sasuke schien mich nun mit seinen schwarzen Augen zu fixieren: „Zurzeit beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Androiden 40 Jahre. Daher tut es mir leid Ihnen das mitteilen zu müssen, mein Herr, aber ich werde nicht bis zu Ihrem Lebensende bei Ihnen bleiben können!“ WUMM!!! „Aber… aber… du wirst doch erst 37! Dann… dann hast du doch noch drei Jahre, oder?“, ich hörte mich nicht nur so an, nein, ich spürte eine aufkommende Verzweiflung in mir. „40 ist nur ein Durchschnitt, mein Herr. Es kann auch sein, dass man mich noch länger verwenden kann!“ Ich schluckte den aufkommenden Kloß in meinen Hals herunter, doch dieser war augenblicklich wieder da: „Ja, aber andererseits heißt es auch, dass es weniger als drei Jahre sein könnten, Sasuke!“ Seine nachfolgende Antwort gaben mir das Gefühl des freien Falls: „Ja, mein Herr!“ Ich spürte, wie ich in mich zusammensackte. Das dürfte nicht sein! DAS DÜRFTE NICHT SEIN! Sasuke dürfte mich nicht verlassen! Das DÜRFTE er nicht! Nicht schon wieder! „Mein Herr“, eine Hand legte sich zögerlich auf meine Wange. Ein Daumen strich leicht über meine dünne Haut direkt unter meinen Augen. So sanft und so liebevoll, dass ich mein Gesicht etwas in eben diese Handfläche drückte, „Bitte schaut nicht so niedergeschlagen. Mir geht es gut! Und ich habe mit Euch einen Herrn, der sich sehr gut um mich kümmert. Welches alte Modell wie ich eines bin darf sich schon darüber freuen nun die Wärme von Euch spüren zu können oder dieses Kribbeln auf der Haut, wenn Euer Haar drüber streicht?“, seine Hand fuhr hoch und glitt federleicht durch meine Haare. Ein Schmunzeln zierte meine Lippen wohl bewusst, dass meine Augen eindeutig zeigten, dass ich nicht ganz so glücklich war: „Das Upgrade funktioniert also?“ „Ja, mein Herr! Ich danke Euch!“, er lächelte und schien wirklich glücklich. „Sasuke? Du sagst mir doch, wenn dir etwas fehlt, oder nicht?“ „Natürlich mein Herr!“ „Immer?“ „Ja, immer!“, er nickte und entfernte seine Hand aus meinen Haaren um sich anschließend den Stick aus dem USB 6.0 – Anschluss im Bein zu ziehen. Ich würde Sasuke nicht verlieren! Und wenn ich mir nun noch einen Nebenjob suchen müsste um alle erforderlichen Maßnahmen finanzieren zu können! Sasuke würde bei mir bleiben, echt jetzt! „Und Sasuke?“ „Ja, mein Herr!“ „Du bist jetzt fast ein Jahr bei mir und… ach, verdammt! Nenn mich einfach Naruto und lass dieses Herr-Gequatsche! Irgendwie hat mich das immer schon gestört und jetzt, wo ich weiß, dass du älter bist als ich komm ich mir dabei noch blöder vor, echt jetzt!“ Auch ich stand nun auf und hüpfte zum Herd, welchen ich wieder anschaltete. Langsam hatte ich wirklich riesigen Hunger. „Aber, mein…“ „Nichts da mit ABER! Das heißt: Naruto! Essen ist fertig!“, ich lachte auf und rührte im Kochtopf. Es gab japanisches Curry. Lecker! Und diesmal würde Sasuke das auch schmecken können! Er trat neben mich und nun lächelte er ein Lächeln, welches ehrlich war und der wahre Sasuke viel zu selten im Leben gezeigt hatte… denn es erreichte auch seine Augen, die nun richtig funkelten: „Naruto… das Essen ist fertig!“ ERROR ERROR ERROR ERROR Diese Fehlermeldung tauchte schon den ganzen Morgen vor meinem inneren Auge auf. SYSTEM FAILED ~ REQUIRED SYSTEM CHECK ~ SYSTEM FAILED Seit gut acht Wochen hatte ich sensibilisierte Sinne und jeder Tag war für mich eine neue Erfahrung gewesen. Mein Herr… Naruto… hatte mich seitdem schon mehrfach gefragt, ob bei mir alles in Ordnung war und ich hatte dies stets bestätigt. Kleinere Ausfälle waren in meinem System nicht weiter verwunderlich und ließen sich oft schnell selbst beheben, doch dieses Mal war es anders. Diese Fehlermeldung, die immer wieder aufblinkte, blieb hartnäckig. Naruto saß neben mir auf der Couch und blätterte gerade über ein Tablett in einem digitalen Manga. Er hatte an einer älteren Serie über Ninjas Gefallen gefunden und schien nicht zu bemerken, wie das Augenlid meines linken Auges unkontrolliert zuckte. Immer wieder verschwamm mir die Sicht auf diesem. Ich war alt. Das wusste ich. Und ich wusste auch, dass Naruto zwar einen gut bezahlten Beruf hatte und zudem noch unnötig viele bezahlte Überstunden absolvierte, jedoch kannte ich auch den Kostenaufwand für solche Reparaturen, wie sie jetzt wohl nach und nach anstanden. Für mich, dessen Haltbarkeit bald sein äußerstes Limit erreicht haben würde, wären das alles nur unsinnige Ausgaben und ich wollte meinem Herrn… Naruto…nicht zur Last fallen. „Oi, Sasuke! Hast du mir zugehört?“ Auch das Ohr auf der linken Seite schien einen Fehler in der Rauschunterdrückung zu haben. „Ja, Naruto. Heute Abend triffst du dich mit Itachi-nii-san. Ich werde warten!“ Ich würde diese Zeit nutzen und mich mit den Fehlermeldungen auseinandersetzen müssen… auch wenn mir bereits bewusst war, dass da nicht mehr viel zu machen war. „Ein Tisch für zwei Personen, meine Herren?“ Die Bedienung im Eingangsbereich des Lokals war eindeutig ein Android. So grüne Haare hatte doch kein Mensch, echt jetzt! Itachi neben mir hatte sich heute dieses Lokal ausgesucht. Er wollte heute mal ‚groß essen gehen‘ und da wir uns zudem fast drei Monate lang nicht mehr gesehen hatten hatte ich diesem Vorschlag zugestimmt. Nach Itachis Bestätigung führte uns die Bedienung zu einem kleineren Abteil. Dieses Restaurant war noch nach alter japanischer Machart und in kleine Räumlichkeiten unterteilt. Ich war das letzte Mal vor einigen Jahren mit meinen Eltern einmal hier gewesen und mochte solche Restaurants eigentlich sehr gerne. Wir setzten uns schweigend auf die auf den Tatami-Matten ausgelegten Sitzkissen an den Washitsu mit eingelassenem, jedoch noch abgedecktem Tepanyaki-Grill und nahmen die uns gereichten Speisekarten entgegen. „Was möchtest du denn heute essen, Naruto?“, fragte mich Itachi nach einer ganzen Weile des stillen Studierens der wirklich vielfältigen Karte. „Öhm… das hier“, ich zeigte auf ein Bild, „und dann noch… das hier“, und direkt auf das Nächste. Itachi schmunzelte hinter vorgehaltener Hand: „Das ist ein Familienmenü, Naruto!“ „Echt jetzt? Ich dachte, das sei die Vorspeisenkarte!“, und auch ich grinste. Er betätigte einen kleinen Schalter am Tisch und kurz darauf erschien wieder die Bedienung. Sie hatte kleine angewärmte Sake-Fläschchen dabei. Normalerweise trank ich nichts Hochprozentiges, aber irgendwie war mir gerade danach diesmal doch zu zu greifen. „Du solltest nicht zu viel auf einmal trinken, Naruto!“, ermahnte mich Itachi nachdem er unsere Bestellung aufgegeben hatte im fast väterlichen Ton und deutete auf das erste leere Fläschchen. „Ach, komm schon, Itachi-nii-san! Ich habe sonst so selten Gelegenheit dazu!“ Itachi war wirklich ein klasse ‚Bruder‘. Er war zwar oft auch streng und achtete auch stets darauf, dass ich mich benahm, aber sein großer Schwachpunkt war es, wenn ich ihn mit traurigen Augen von unten herauf ansah. Da wurde er weich… he he. „Sollten wir nicht lieber noch eine Flasche Wasser dazu bestellen?“, fragte er dennoch kurz später, doch ich winkte ab. Warum für Wasser bezahlen wenn es den Sake zum Essen kostenlos dazu gab? Ich musste ja Itachi nicht unbedingt erzählen, dass ich derzeit jeden Yen sparte da ich befürchtete, dass bei Sasuke in wirklich naher Zukunft extrem teure Reparaturen anstanden. Itachi nahm nun ebenfalls einen kleinen Schluck aus seinem Sake-Schälchen und setzte dieses jedoch relativ schnell wieder mit einem leicht angewiderten Gesichtsausdruck ab: „Sag mal, Naruto… ich habe gehört, dass du dir einen Androiden gekauft hast!“ Hä?! Woher wusste er denn das nun schon wieder? Bis auf Jiraiya, meinen Eltern und Kiba wusste doch niemand Bescheid! Moment! Kiba! „Sakura hat es mir erzählt!“, fuhr er jedoch fort. „Hä?“ Woher wusste die es denn? „Sakura hat vor Kurzem ihre Eltern hier besucht und ist im Stadtpark Kiba begegnet!“ Ha! Ich hatte es doch gewusst! „Ähm, ja. Stimmt. Ich habe da ein gutes Angebot gemacht bekommen, echt jetzt! Und da konnte ich nicht widerstehen und so…“, druckste ich herum und Itachi bedachte mich berechtigt mit einem fragenden Blick. „Kann es sein, dass du ihn schon etwas länger hast?“, unterbrach er mich schließlich. Ich nickte: „Ja, warum?“ „Nun ja… weißt du, Naruto… es gab eine Zeit, da habe ich mir wirklich Sorgen um dich gemacht! Ich hatte Sasuke schließlich versprochen, auf dich aufzupassen. Damals konnte ich ja noch nicht wissen, dass ich umziehen musste und jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben hast du auf mich… einen nicht wirklich…hm…glücklichen Eindruck gemacht!“ „Itachi! Nach dem, was damals geschehen ist, hätte niemand einen glücklichen Eindruck machen können“, brummte ich dazwischen, doch er ignorierte meinen Einwand und sprach ruhig weiter. „Ich stand wirklich kurz davor, mich wieder mit Doktor Kakashi in Verbindung zu setzen aus Angst, dass du wieder einen Rückfall bekommst, doch dann… dann habe ich vor einigen Monaten eine komplette Wandlung bei dir bemerkt und das hat mich wirklich erstaunt! Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass es mir so vorkommt, dass du über das alles hinweg wärst“, innerlich musste ich Itachi da Recht geben… das war ich sicherlich nicht, „…aber…du wirkst um einiges…gefasster! Und wenn es daran liegt, dass du einen Androiden bei dir hast, dann ist das für mich vollkommen in Ordnung. Egal für was…“ „Oi! Itachi!“, unterbrach ich ihn diesmal lauter und nun stoppte er auch in seinen Ausführungen, „Ich habe den Androiden nicht DAFÜR! Er ist ein ganz normaler Haushaltsroboter der ursprünglich im Einzelhandel im Verkauf gearbeitet hat und kein…öhm… Sex-Objekt!“ Itachis Wangen verfärbten sich ebenso wie meine. „Das ist mir eigentlich egal, Naruto! Solange dich die Anwesenheit diesen Androiden glücklich macht!“ Stille. Eine seltsame Stille lag über uns. „Ja“, flüsterte ich leise, „Ich bin glücklich mit ihm. Ich bin nicht mehr alleine wenn ich von der Arbeit nach Hause komme und er ist immer bei mir! Das Alleinsein… das Zurückgelassen werden hat mich… so fertig gemacht!“ „Ja, ich verstehe“ Die Bedienung kam erneut wieder zu uns und stellte nun einige Teller ab. Nun erkannte ich auch, dass ich ein Familien-Menü bestellt hatte und musste schlucken. Ich beschloss die Reste später einpacken zu lassen. Sasuke und ich würden davon bestimmt einen ganzen Tag gut leben können. Ebenso stellte sie uns ein weiteres Tablett mit einigen Sake-Fläschchen dazu. Und wie hieß es so schön? Itachis Leid ist meine Freud und so griff ich erneut beherzt zu. Itachi hingegen bestellte sich nun doch eine Flasche Wasser. „Meine Mutter hat es geschafft und angefangen, Sasukes Zimmer zu räumen!“, warf Itachi ziemlich überraschend für mich diesen Satz in den Raum nachdem die Kellnerin ihm sein Wasser gebracht hatte und gegangen war. Mikoto Uchiha und ich gehörten wohl zu den Menschen, die Itachi in den letzten beiden Jahren den meisten Kummer bereitet hatten. Ich schluckte den Bissen meines Fleischspießchens in meinem Mund herunter und nickte. „Sie lässt dich fragen, ob du… ob du Wert auf irgendetwas legst oder ob sie dir ein paar Dinge… als Andenken zusammenpacken soll?“ Den nächsten Bissen bekam ich gar nicht mehr richtig gekaut und beim Schlucken schien er sich in meiner Speiseröhre breit zu machen. Dennoch war ich in diesem Augenblick nicht einmal mehr dazu in der Lage zu husten. „Sage ihr bitte, dass ich mich freuen würde, wenn sie mir irgendetwas aus Sasukes…Nachlass“, allein dieses Wort kostete mich eine wahnsinnige Überwindung, „überlassen würde!“ Ich starrte auf die Tischplatte, schluckte. Versuchte, tief einzuatmen und nicht all die Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen, die mich so lange Zeit gequält hatten. „Er hat dich geliebt, Naruto. So sehr, wie du ihn geliebt hast.“ Ich fuhr hoch: „Lass es, Itachi! Er hat es nie gesagt! Nie hat er was gesagt! Nicht mal als es ihm dreckig ging! Lässt mich nach meinem Geständnis im strömenden Regen stehen und verschwindet… für immer! Das… das war nicht fair, Itachi… echt jetzt!“, ich schluchzte auf, konnte meine Tränen jedoch noch zurückhalten. „Er wollte es dir nicht noch schwerer machen als es ohnehin schon war, Naruto. Und das wäre es zweifelsohne geworden wenn er dir gesagt hätte, dass er deine Gefühle erwiderte… er wusste doch, dass er nicht mehr lange hatte!“ „Ja! ER wusste es! Aber ich nicht!“, meine flache Hand bretterte auf die Tischplatte und ließ die Sake-Fläschchen durch die Erschütterung aneinander klirren, „Er war ein Idiot! Nicht ich! Ich wäre doch für ihn da gewesen!“ „Und endgültig daran zerbrochen!“ Ich funkelte Itachi erbost an. Mir war natürlich klar, dass er für die letzten Entscheidungen, die Sasuke damals getroffen hatte, nichts konnte, aber es war das erste Mal das er deutlich geäußert hatte, dass er Sasukes Handlungsweise damals nachvollziehen konnte. Ich wollte mich nun nicht mit Itachi-nii-san streiten. Er war in den vergangenen Monaten, gerade in der Zeit, wo es mir wirklich schlecht ging und ich mich von allen und jeden verlassen fühlte für mich da gewesen. Auch wenn ich mir manchmal einredete, dass er dies nur tat, weil er am Sterbebett von Sasuke gesessen hatte und der Teme ihm das Versprechen abgerungen hatte für mich da zu sein. Ich seufzte laut auf, wuschelte mit beiden Händen fahrig durch meine Haare und ließ mich auf meinen Platz zurückfallen: „Tut mir leid, Nii-san! Ich… ich…“ „Ich verstehe dich voll und ganz, Naruto!“, seine Stimme war ruhig und klang gerade nach meinem Ausbruch umso angenehmer, „Manchmal muss einfach mal alles raus… und gerade für solche Momente bin ich doch da, nicht wahr? Du würdest den armen Androiden bei dir daheim vermutlich nur verschrecken wenn du da so auf den Tisch haust!“, er lachte auf und irgendwie musste ich nun auch mit einstimmen bei den Gedanken daran, wie mein Sasuke zu Hause aussehen würde wenn ich dort einmal meine Stimme erheben würde. Mit dem wahren Sasuke hatte ich mir oft heftige und hitzige Wortgefechte geliefert, die sogar ein paar Mal handgreiflich geworden waren. Aber niemals so, dass sich einer von uns beiden schwer verletzt hätte. So waren wir nun einmal gewesen… wie Feuer und Wasser. Wobei… ich musste zugeben, dass ich manchmal eher der Wind war, der Sasukes Feuer erst zum Entfachen gebracht hatte. Obwohl wir beide noch lachten spürte ich eine bleierne Schwere… der Teme fehlte mir. Er fehlte mir wirklich! Und das würde er wohl auch auf ewig tun. Itachi betätigte wieder den kleinen Schalter und es erstaunte mich daher nicht, dass kurz darauf die Grünhaarige wieder in der kleinen Schiebetür erschien. „Kredenzen Sie uns doch bitte einen guten Rotwein!“, er sah dann direkt in meine Richtung, „Wenn du weiterhin den Nihonshu so in dich reinkippst wirst du morgen keinen klaren Gedanken mehr fassen können!“ Ha! Klar würde ich auch den Rotwein nehmen wenn Itachi ihn spendierte! Dass Rotwein in großen Mengen mein Denkvermögen nicht weniger beeinflussen würde verschwieg ich ihm lieber. „Hey, Naruto! Mach dich mal nicht so schwer, ja?“ Itachis Stimme klang irgendwie total weit weg, doch die Wärme seines Atems war deutlich auf meiner Wange zu spüren. Irgendwie drehte sich gerade alles ganz arg und mein beinahe Schwager schien in dreifacher Ausführung neben mir zu stehen während ein Vierter mich abstützte. Irgendwie war das seltsam. „Naruto! Ich bezweifle irgendwie, dass du es allein bis zu dir nach Hause schaffst und mein letzter Zug fährt in einer knappen Stunde!“ „Oi! Nii-saaaaaaan! Ma’ach dir keene Sorjschen! Ick bin voll fiit!“ „Das ‚voll‘ kauf ich dir sogar ab!“, seufzte die Stimme, die der meines Temes in meinen Erinnerungen so ähnlich war und anschließend spürte ich, wie mich etwas unter meinen Achseln packte und auf meine Beine zog. Wieso zog man mich überhaupt hoch? Wo hatte ich denn bislang gestanden? Hatte ich überhaupt gestanden? Schwer zu sagen! Denn gerade stand mindestens einer von den vier Itachis auf dem Kopf. „Sieh~st dahaa, Itat…Itatschi…ha ha…klünngt wü Hatschiii… ha ha… d’Alte da vorn‘ is voll…net ick!!“ Hinter Itachi konnte ich trotz meiner eingeschränkten Sicht drei…öhm…acht…nee…vier Frauen auf der anderen Straßenseite ausmachen, die dort standen und sich angeregt unterhielten. Öpps! Stimmt nicht! Eine von ihnen hing gerade über einer Recycling Box und entleerte sich mit Geräuschen, die ich gerade wirklich nicht hören wollte… urgs… jetzt wurde mir schlecht! Die vier Itachis drehten sich herum und während er die Frauen wohl weiterhin ungeniert anstarrte, seufzte er wie so oft in den vergangenen Minuten – na ja, soweit ich mich halt gerade zurückerinnern konnte – auf: „Ich hätte dich wirklich nicht so viel trinken lassen sollen!“ Diese Aussage ignorierte ich gekonnt und versuchte mich mehr an Itachi 4 zu pressen, da ich gerade das Gefühl hatte, dass meine Beine irgendwie mein Gewicht nicht mehr lange würden tragen können. Itachi säuselte hingegen irgendetwas vor sich hin, dass sich wie ein: „Die … Androiden… abholen lassen. Wo ist dein Mobiltelefon? Ich ruf … Androiden…“, anhörte. „Andru… WAS?“, wovon redete der jetzt schon wieder?, „Arsch…tasche“, grinste ich meine erste Frage schon wieder vergessend und schloss meine Augen, deren Lider neben den Beinen nun auch noch so irre schwer geworden waren. Ich spürte nur noch, wie eine warme Hand meinen Rücken runterstrich und sich dann auf meinen Hintern legte: „Oi! Itachi…chan…duhuu geh~st aba ran!“, dann war’s erst einmal wieder Schwarz. Eine schöne Farbe…ups…falsch…Nii-san meinte mal das sei ein Gemütszustand… hi hi… tbc Ende ~ Datensatz 1~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)