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Weihnachtsgeschichte(n)

von

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Schneedeal

Der Schnee war über Nacht gekommen und hatte sich wie eine dicke, weiße Decke über London gelegt. Eine Decke, die jede Menge Ärger mit sich brachte. Seit er in den frühen Morgenstunden sein Büro betreten hatte, rissen die Hiobsbotschaften einfach nicht ab.

Hier konnte ein Gamotsrichter nicht erscheinen, weil der Schnee seine Kaminverbindung unterbrochen hatte, dort landete eine nasse Eule mitten auf einer wichtigen Fallakte. Aurorenhandschriften waren so schon mit das Unleserlichste, was es auf der Welt gab, aber nachdem eine schneeverklebte Eule darauf gesessen hatte, konnte man die Akte getrost vergessen.

 

Und obendrein schneite es immer noch weiter. Jedes Mal, wenn er den Blick über seine magische Bürowand schweifen ließ, zeigte sie neue Flocken, die gerade auf die Menschen auf der Straße niedergingen. Rodolphus schüttelte den Kopf. Das Wetter war so ungewohnt, dass es schon wieder faszinierend war.

 

Das war Schnee. Echter Schnee, wie er ihn so nur aus Hogwarts kannte.

 

„Rodolphus“, schallte die Stimme seiner Ehefrau durch den Raum, Sekundenbruchteile nur, bevor sie in das Zimmer stürmte. Bellatrix sah perfekt aus wie immer. Ihr langes, schwarzes Haar verschmolz mit einem ebenholzfarbenen Mantel, der sich an sie schmiegte, wie eine zweite Haut. Blutrote Lippen brachten genau die Menge Farbe ins Spiel, die es benötigte, damit sie nicht zu düster wirkte und in ihren Augen funkelte ihr ganz eigenes, unbändiges Temperament.

 

Rodolphus legte seinen Federkiel zur Seite. „Bellatrix“, begrüßte er sie und sparte sich jedwede Floskel, die er in Anwesenheit weiterer Personen vielleicht in Betracht gezogen hätte. Bellatrix war es scheinbar recht, denn sie stöckelte elegant bis zu seinem Schreibtisch und blieb dann ruckartig davor stehen.

 

„Du musst mir helfen“, verkündete sie. Es war keine Bitte. Aus ihrem Mund war es niemals eine Bitte. Trotzdem wagte er es, sie zunächst einmal skeptisch anzusehen.

„Helfen? Wobei?“ , wollte er wissen, was Bellatrix mit einem bitterbösen Blick quittierte.

„Warte einen Augenblick“, forderte sie und stapfte noch einmal zu seiner Bürotür zurück. „Rein!“, fauchte sie wenig damenhaft auf den Gang hinaus und hielt die Tür auf, bis zwei dick verpackte, kleine Gestalten in sein Zimmer gestapft waren.

„Pass einfach für ein paar Stunden auf die Beiden auf“, forderte sie, dann schob sie sich aus der Tür und ließ ihn mit zwei Monstern aus Pelz und Merinowolle alleine.

 

Rodolphus starrte seine kleinen Gäste an und die starrten unverhohlen zurück.

„Was habt ihr getan, dass sie euch loswerden will?“

 

Der Größere der beiden Fellbälle wurde prompt ein wenig kleiner, während der Andere ein leises Schniefen ertönen ließ. Klang, als würde er gerade eine Erkältung entwickeln. „Sirius hat ein Bild gemalt“, krächzte er schließlich hörbar unzufrieden.

 

Rodolphus hob die Augenbrauen. „Was ist so schlimm daran?“, bohrte er nach.

 

Regulus zögerte einen Augenblick. „Er hat es an der Wand des Gästezimmers getan“, petzte er dann.

 

Rodolphus blinzelte mehrfach. Die Wand des Gästezimmers. Klar, Sirius hatte ein Bild an die Wand – Halt! Was? „An die Wand von meinem Gästezimmer?“, fragte er weiter.

 

Regulus nickte. „Mit dunkelrotem Lippenstift.“

 

„Die Farbe heißt Doxy Dust“, platzte Sirius dazwischen.

 

„Cousine Bellatrix war ziemlich wütend deswegen“, murmelte Regulus in seinen übermäßig dicken Wollschal hinein, den ihm Jemand bis über die Nase gezogen hatte. Vermutlich, damit man nicht sofort sah, dass sie gerötet war.

 

„Wäre sie bei Ramora-Schuppe auch gewesen“, gab Sirius zu bedenken.

 

„Du bist blöde.“

 

„Und du eine Petze!“

 

„Jungs, Jungs, Jungs!“, rief Rodolphus dazwischen und sorgte so dafür, dass der unleidliche Streit zumindest für den Augenblick ein Ende fand, „Das hier ist ein Büro. Bitte reißt euch ein wenig zusammen.“

 

„Aber Büros sind blöde. Da ist es immer langweilig“, motzte der Ältere der Beiden.

 

Rodolphus schüttelte den Kopf. „Das ist gar nicht wahr“, beteuerte er, „ Schaut mal, hier an dem Schreibtisch lese ich die Akten, die beschreiben, was wirklich fiese Schwarzmagier in letzter Zeit so angestellt haben. Das ist doch nicht langweilig.“

 

Sirius verschränkte die Arme vor der Brust. „Dürfen wir hier Akten lesen, die beinhalten, was wirklich fiese Schwarzmagier in letzter Zeit angestellt haben?“, hakte er nach.

 

Rodolphus schüttelte den Kopf. „Bedaure, wir haben eine Geheimhaltungsklausel, falls doch mal Jemand unschuldig ist.“

 

„Dann ist es langweilig.“

 

„Und wenn ich euch eine der Zellen zeige?“, versuchte Rodolphus es noch einmal, „ Vielleicht eine der Arrestzellen? Eine, wo die Auroren die Bösewichte einsperren, bis entschieden wird, ob sie nach Askaban kommen, oder nicht? Ich bin mir sicher, Mister Selwyn lässt euch auch in eine rein.“

 

Die Jungs tauschten einen Blick. „Ist da außer uns noch wer drin?“, wollte Sirius schließlich wissen.

 

Rodolphus überlegte kurz. „Ich glaube, zur Zeit nehmen sich die Bösen alle schneefrei“, gab er schließlich zu.

 

„Öde“, folgte das Urteil auf dem Fuße.

 

„Und wenn wir eine Tatortbesichtigung machen?“

 

„Eine was?“

 

„Wir gehen raus, in den Schnee, und schauen uns einen Ort an, an dem irgendwas passiert sein soll“, erklärte Rodolphus, „Das hilft mir dabei, mir das Ganze besser vorzustellen und ihr müsst nicht in meinem Büro herumsitzen und es langweilig finden.“

 

„Können wir das im Park tun?“, wollte Regulus wissen.

 

Rodolphus nickte. Eigentlich hatte er gar keine Tatortbesichtigung geplant und im Park schon einmal gar nicht, aber er würde ja ohnehin nicht zum arbeiten kommen, solange er für die beiden kleinen Blacks den Babysitter spielte. Da konnte er auch seine Mittagspause vorverlegen und hoffen, dass die Beiden ihm eine erfundene Geschichte abkaufen würden, wenn er sie erzählte.

 

„Darf ich heiße Maronen haben?“, fragte Regulus weiter.

Er nickte noch einmal. Warum auch nicht? Bellatrix hatte nur gesagt, er möge auf sie aufpassen. Mit keinem Wort hatte sie erwähnt, dass er sie nicht mit Süßigkeiten bestechen durfte, damit es leichter wurde. Wahrscheinlich hatte sie auch gar nicht daran gedacht. Sicher hatte sie die beiden Jungen mit Pergament und Feder ins Gästezimmer gesetzt und erwartet, dass sie sich selbst beschäftigten. Dass das so nicht funktionierte – Vielleicht brauchte man einen eigenen Bruder dafür, um das vorauszusehen.

 

Langsam erhob er sich und griff nach seinem Umhang. „Willst du auch Maronen, Sirius?“, wollte er wissen, während er das Kleidungsstück anlegte und sich noch einmal den Kragen richtete. Der Junge überlegte. „Ja, schon“, gestand er schließlich, „aber eigentlich will ich lieber etwas anderes.“

 

Rodolphus runzelte die Stirn. „Was denn?“, wollte er wissen, während er auf seine Bürotür zusteuerte.

Der Junge grinste unheilvoll. „Ich will einen Schneeball. So einen ganz großen und Regulus soll das Ziel dafür spielen.“

 

„Die Idee ist blöde“, begann der Kleine prompt zu maulen, „Und Mutter hat es dir verboten. Du darfst mich nicht bewerfen.“

 

„Aber Mutter ist nicht hier.“

 

Rodolphus grinste. Das Argument fand er schlagend. „Na schön“, mischte er sich wieder ein, „Was haltet ihr Zwei denn von einer guten, altmodischen Schneeballschlacht? Mit Regeln und allem drum und dran?“

 

„Darf ich dann Sirius bewerfen?“, fragte Regulus neugierig.

 

Rodolphus nickte. „Klar, darfst du das“, behauptete er, „Ihr könnt mit Schnee werfen, so viel ihr wollt und eurer Mutter müssen wir ja nichts erzählen. Hauptsache ihr kommt nachher heil und trocken wieder heim. Also, haben wir einen Deal?“

 

„Ja, Sir", erwiderte Regulus pflichtbewusst, während das Grinsen seines Bruders immer breiter wurde.

"Weißt du Regi, ich glaube, sowas nennt man hier einen Schneedeal", erklärte er mit gewichtiger Miene und hätte Rodolphus es nicht besser gewusst, er hätte es ihm vermutlich sogar abgenommen. Regulus schien es ähnlich zu gehen, denn der nickte prompt, so als hätte er das schon immer gewusst.
 

Rodolphus unterdrückte ein Lachen, während er seine Bürotür öffnete. So wie es aussah, würde er seinen amüsanten Wintertag doch noch bekommen. Ob er nun wollte oder nicht. Blieb nur zu hoffen, dass er noch wusste, wie das mit den Schneebällen ging und welche Regeln man bei einer guten Schneeballschlacht besser gar nicht erst aufstellte.

 

Ach, das würde schon funktionieren, und wenn nicht? Dann konnte er immer noch ein wildes Aurorenmärchen erzählen. Vielleicht irgendwas mit Schnee und großen Duellen. Ja, das bekam er hin und bis dahin würde er das Duell genießen, das ihm nun bevorstand. Immerhin war es eines, wie er es seit Hogwarts nicht mehr gesehen hatte und das war ja nun eindeutig schon viel zu lange her.



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